DG_Ausgabe-1
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DAS GEMEINE<br />
WIENER SCHNITZEL.<br />
EIN POTENZIELLER KILLER?<br />
Welches Bedrohungspotenzial steckt nun<br />
aber im Schnitzelfett in der Luft? Welche Gefahren<br />
und langfristigen Folgen haben die Wiener zu befürchten<br />
und was kann man dagegen tun und - vor<br />
allem - wie kann man sich schützen?<br />
Zunächst einmal muss man sich bewusst<br />
machen, dass es sich nicht um ein Phänomen unserer<br />
modernen Küche handelt. Möglicherweise<br />
fand das Wiener Schnitzel schon im 14. oder 15.<br />
Jahrhundert als Costoletta alla milanese von Oberitalien<br />
seinen Weg in die Küchen der heutigen<br />
Schnitzelmetropole. Es handelt sich also um eine<br />
schleichende Gefahr, die ihr Potenzial allerdings<br />
erst seit der Hochblüte und explosionsartigen Zunahme<br />
des Schnitzelverzehrs in der sogenannten<br />
Wirtschaftswunderzeit während den 50er-Jahren<br />
des letzten Jahrhunderts voll entfalten konnte. Und<br />
auch die, endlich erfolgreiche, dritte Türkenbelagerung<br />
Wiens trägt ihren Teil bei. Seitdem jede gute<br />
Dönerbude, die zuvor einen traditionellen Wiener<br />
Würstelstand verdrängte - was erfreulicherweise<br />
kurzfristig zu einer Abnahme der Bratenfettkonzentration<br />
führte - nunmehr neben Kebap, Nudeln<br />
und Pizza auch Schnitzel anbietet, steigen die Werte<br />
beängstigend.<br />
Weiters muss man auch wissen, dass das<br />
Schnitzel nicht der einzige Verursacher ist. Auch<br />
das Backhendl trug zum Beispiel jahrzehntelang<br />
einen Gutteil zur heutigen Misere bei. Dessen Bedeutung<br />
ging jedoch mit der Pleite des Backhendlgroßdistributors<br />
„Wienerwald“ zurück. Denn die<br />
wenigen verbliebenen Filialen machen‘s - man verzeihe<br />
mir das Wortspiel - auch nicht fett. Besonders<br />
in der, von den Wienern so geliebten, Faschingsund<br />
Ballsaison erreichen die Fettwerte in der Luft<br />
jedoch durch das Herausbacken von Abermillionen<br />
Faschingskrapfen in siedendem Fett zusätzlich besorgniserregende<br />
Werte.<br />
Auch ist die Gefahr nicht in allen Wiener Gemeindebezirken<br />
gleich groß. Besonders die innerstädtischen<br />
Bezirke, in denen sich an jedem Eck<br />
ein Beisl oder Schnitzelhaus befindet, kämpfen mit<br />
einer erhöhten Fettkonzentration. In den Randbezirken<br />
und den eingemeindeten Dörfern ist die Belastung<br />
unter der Woche geringer, steigt aber vor<br />
allem an den Sonntagen überproportional, während<br />
aus den Küchen der schmucken Eigenheime<br />
und Gemeindebauten im Gleichtakt fanatisches<br />
Schnitzelklopfen dröhnt.<br />
WORIN BESTEHT ABER<br />
NUN GENAU DIE GEFAHR?<br />
Atmen! Auch der Wiener, und vor allem die<br />
Wienerinnen, müssen zwischen dem Raunzen und<br />
Meckern hin und wieder schnaufen. Und dabei<br />
nehmen sie mit jedem Atemzug winzige Mengen<br />
des tödlichen Fetts auf, das sich sukzessive in ihren<br />
Körpern ablagert. Und je mehr sie sich aufregen und<br />
echauffieren, desto mehr Speck bringen sie auf die<br />
Hüften. Schauen Sie sich um! Die Wiener sind dick.<br />
Und sie werden immer fetter! Oder sehen Sie sich<br />
mich an - auch ich bin ein Betroffener! Besonders<br />
beängstigend: vor allem die Taillenumfänge der<br />
Jugend nehmen leider in erschreckendem Maße<br />
zu und sprengen schon jetzt sämtliche Konfektionsgrößen.<br />
Und diese Fettleibigkeit führt natürlich<br />
zu allen damit verbundenen und verursachten gesundheitlichen<br />
Problemen. Es steigen die Risiken<br />
für Herz- und Gefäßkrankheiten, der Blutdruck und<br />
die Cholesterinwerte klettern in schwindelerregende<br />
Höhen, Diabetes wird zur Volkskrankheit<br />
und in späteren Jahren droht der Schlaganfall. Die<br />
körperliche Anziehungskraft nimmt proportional<br />
zum Bauchumfang ab, der Sexualakt wird immer<br />
beschwerlicher und unter extremen Umständen<br />
unmöglich, Wien vergreißt und der Wiener stirbt