Ins Blaue fahren oder Wie man auf Reisen Ideen findet - Bachelorarbeit Beatrice Dommenz

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Stimmen #1 Reisen als Kreativitätstechnik Um zu sehen, ob man von einer Reise kreativ beflügelt wird, traf ich Menschen, für die Reisen eine große Rolle im Leben spielt. In Granada sprach ich mit der gebürtigen Leipzigerin Anke, die seit einigen Jahren in der Stadt m Genil lebt und dort Flamencokleider schneidert. Auch zu Hause begegnete ich Menschen, die viel reisen: beim Zirkus wurde ich auf der Suche nach erfahrenen Reisenden schnell fündig. Anke Herrmann Schneiderin für Flamencokleider in Granada 104
Ich treffe Anke in einem Café in Granada, es ist Siesta. In ihrem Haus im Altstadtviertel Albaícin hat sie ein kleines Atelier, von wo aus sie ihr Geschäft betreibt. „Auf Reisen lernt man Dinge, die man vorher nicht kannte und hinterfragt das, was Alltäglich ist“, sagt die Auswanderin auf meine Frage, ob sie einen Zusammenhang zwischen dem Reisen und der Kreativität sieht. Anke ließ der Zufall in Andalusien stranden: nach einem Spanisch-Kurs wollte sie das Erlernte anwenden. Sie kam nach Granada und verliebte sich in die Stadt. Schließlich beschloss sie, sich vor Ort als Flamencokleider-Schneiderin selbstständig zu machen. Neun Jahre sind seitdem ins Land gegangen. „Auf Reisen lernt man Dinge, die man vorher nicht kannte und hinterfragt das, was Alltäglich ist.“ Inspiration für ihre Entwürfe erfährt die Deutsche auch heute noch nicht zuletzt auf Reisen. So zum Beispiel wenn sie Messen besucht, Flamenco- Veranstaltungen in anderen Städten erlebt oder den kurzen Seeweg nach Marokko antritt. Als ich sie frage, was Andalusien für sie bedeutet, antwortet sie schnell: “Emotion“. Die gebürtige Leipzigerin meint damit ihre Erfahrungen als Selbstständige in Granada. Diese bringen sie immer wieder an ihre persönlichen Grenzen, reizen ihre soziale Kompetenz völlig aus. Die Mentalität macht ihr zu schaffen, die Menschen, die ihr begegnen, sind fordernd und impulsiv. Sie muss ihren Standpunkt deutlich machen, Subtilität gibt es nicht. Anke hat gelernt “Nein” zu sagen und schließt, Granada sei ihre große Lebenslektion. Wenn Anke heute in Granada in einen Stoffladen geht, um letzte Details für ein Kleid zu suchen, beschreibt sie dieses Erlebnis wie eine kleine Reise ins Unbekannte. Sie erzählt von dem Verkäufer, der hinter der Theke steht und fragt, was sie wünsche. Zwar ist der Laden über und über mit Materialien zum Schneidern ausgestattet, doch selber darf Anke nichts anfassen. Es gibt keine Selbstbedienung, alle Waren sind in Schubladen gelegt. Nur der Verkäufer darf sie anfassen und bringen. Er sucht nach dem Verlangten und nennt den Preis. Doch manchmal weiß Anke nicht, wonach sie sucht und würde gern selbst Stöbern. Ganz so, wie sie es auf ihren Reisen tut. „Beim Reisen liegen alle Schätze jederzeit offen da und ich kann mich inspirieren lassen und suchen, was mir gefällt“, sagt die Neu-Andalusierin. 105
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