ERN_Leseprobe_kl2
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sogenannte Selbstverwirklichung kann nicht eine Angelegenheit der rein<br />
persönlichen Sphäre sein. Die Fähigkeit zur Hingabe trägt in sich die Fähigkeit,<br />
dem Leben eine Gabe entgegenzubringen, und in der Fähigkeit<br />
der Hingabe liegt die Stärke, sich selbst zu finden und auch den anderen<br />
zu erkennen. Das Brot ist jenes Nahrungsmittel, das den Menschen von<br />
der eigenen Selbstisolation und vielleicht von den falschen Begriffen der<br />
Selbstverwirklichung befreit und ihn zur Weite des Daseins hinüberführt.<br />
Mit dem Brot wird er ein kosmischer und schließlich sogar ein geistiger<br />
Bürger. Wer sehr viel Getreide isst, bereitet sich für ein Leben des wirklichen<br />
Sozialfähigseins vor, denn er erkennt schließlich mehr und mehr<br />
die wahre Natur seines Wesens und wird durch sein Bewusstsein auch<br />
zur Erkenntnis des anderen gefördert.<br />
Gerade die heimischen Getreidesorten und die Möglichkeiten, daraus Brot<br />
und andere Speisen zu backen oder zu kochen, geben dem Menschen die<br />
Grundlage zur weiten Bewusstseinsentwicklung. Diese sind in erster Linie<br />
der Weizen, der Dinkel und die Gerste, aber auch Roggen, Hafer, Reis und<br />
Hirse. Der Buchweizen als Knöterichgewächs ist dem Getreide und seinen<br />
Ätherkräften unmittelbar wesensverwandt. Der Mais kommt vorwiegend<br />
aus fremden Ländern. Alle Getreide geben jene Grundlage einerseits zur<br />
Loslösung von zu stark werdenden irdischen Verhaftungen und öffnen<br />
andererseits den Menschen zu einer Bewusstseinsentwicklung, die eine Erkenntnisfähigkeit<br />
zu den Mitmenschen einschließt und eine Art gebende<br />
Kraft in das soziale Leben führt.<br />
Natürlich kann man sich die Gesundheit von Körper und Seele wie auch<br />
ein gesundes Immunsystem nicht eressen. Niemand wird durch das Essen<br />
allein erlöst, denn man muss sich im gesamten Leben Ideale aneignen und<br />
nach höheren Erkenntnissen ringen. Vielleicht mag es ein mühsamer Pfad<br />
sein, der sehr viel Zeit und Disziplin kostet, damit man die Empfindungskraft<br />
aus der Tiefe des Herzens zu den Mitmenschen, zu der Natur und<br />
allen Seinsbedingungen ausprägt. Hingabe und Geben dürfen nicht falsch<br />
im Sinne äußerer Rituale oder äußerer Bekenntnisse verstanden werden.<br />
Eine wirklich gebende Ausstrahlung ist kein romantisches Gefühl. Der<br />
subtile Herzenswunsch des Gebens und schließlich auch des immer damit<br />
verwandten Erkennens liegen jenseits von äußeren Emotionen. Gute<br />
Erkenntnisse erfordern eine Aufmerksamkeit zur Sinneswelt und zu den<br />
Kräften, die an der Sinneswelt arbeiten, und wer diese erringt, bereitet ein<br />
reines Empfindungsleben vor. Auf eine wirkliche Erkenntnis erfolgt eine<br />
große Stabilisierung des persönlichen Lebens und der Mensch wird mit<br />
seinem Wissen und seinen Erfahrungen authentisch. Fühlt man in allen<br />
Nahrungsmitteln wie auch in allem schöpferischen Kräftewirken eine reale<br />
ätherische Dimension, so wird man selbst auch schöpferische Kräfte<br />
im Sinne des Gebens für andere ausstrahlen. Das wirkliche Geben kann<br />
keine Emotion der äußeren Persönlichkeit sein. Es gründet sich vielmehr<br />
auf einer tieferen Form des Verstehens und führt zu einer veränderten Bewusstseinshaltung.<br />
Dankbarkeit im sozialen menschlichen Zueinander ist<br />
beispielsweise eine erste und unkomplizierte Form des Gebens.<br />
Die Äthersicht bei einem Hefebrot<br />
oder bei Hefebackwaren lässt<br />
einen inneren dunklen Punkt in<br />
der Backware selbst erkennen und<br />
zur Überraschung nach außen hin<br />
eine dispersierende, fast sich auflösende,<br />
zu helle Ausstrahlung. Der<br />
dunkle Punkt zeigt die Natur der<br />
Hefe im Sinne einer Abdunklung<br />
der Lichtätherkräfte an. Auch der<br />
Lebensäther kann sich nicht bis in<br />
sein Zentrum entfalten.<br />
In der Ätherkonfiguration einer<br />
Getreidespeise sind diese beiden<br />
Pole deutlich sichtbar. Einerseits<br />
lebt die Zentrierung, die Sammlung<br />
nach innen und andererseits<br />
besteht eine Sphäre der Berührung<br />
mit der Außenwelt.<br />
Der Weizen gilt als ein harmonisches<br />
Getreide und geographisch<br />
als ein Getreide der Mitte.<br />
Dieses lässt sich aufgrund seiner<br />
Ausbreitung nachvollziehen. Denn<br />
er wächst in den mittleren Zonen<br />
von Europa, während der Reis im<br />
Osten, der Mais im Westen, der<br />
Hafer im Norden und die Hirse im<br />
Süden gedeiht. So beschreibt es<br />
Udo Renzenbrink in seinem Buch<br />
„Die sieben Getreide“.<br />
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