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ERN_Leseprobe_kl2

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Selbstbewusstsein, die Kraft der Individualität, die Pionierskraft, der<br />

Eroberungsdrang und der daraus entstehende Schaffensdrang. Das<br />

gegenwärtige Dasein ist auf einer Stufe angelangt, auf der gar nichts<br />

anderes möglich ist, als Tiere zu töten, denn die psychische Wesensstruktur<br />

bedarf einer physischen Grundlage durch die Ernährung. Das<br />

Fleisch ist ein notwendiges Nahrungsmittel im Sinne der westlichen<br />

Kultur geworden.<br />

Ein wahres religiöses Empfinden<br />

ist individuell orientiert und<br />

unabhängig von konfessionellen<br />

Bekenntnissen.<br />

Das Töten der Tiere besitzt in sich eine tiefe Bedeutung. Die Erkenntnis<br />

der seelisch-geistigen Entwicklung des Menschen, die zu Reife und Vollkommenheit<br />

strebt, gibt darüber einen ersten Überblick. Würde sich das<br />

menschliche Seelenleben ganz bewusst zu den geistigen Höhen des Lebens<br />

mit vollem Eifer hinaufschwingen, so würde es andere Werte und<br />

eine andere Sichtweise gegenüber der bestehenden Umwelt entwickeln.<br />

Das Töten von Tieren und das Essen von Fleisch wären für dieses Seelenleben<br />

nicht oder kaum mehr möglich. Auch würde diese Seelenstimmung<br />

ein natürliches Gefühl der Ablehnung von Fleisch produzieren. Wer ein<br />

wahres religiöses Empfinden ausprägt, wird Liebe zu den Mitmenschen<br />

und ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit gegenüber dem Tierreich empfinden.<br />

Das Leben und das damit verbundene Bewusstsein werden nicht nur<br />

zur menschlichen Liebe, sondern auch zur Tierliebe fähig. Doch finden<br />

die meisten Menschen nicht den Zugang zu einer höheren und sensibleren<br />

Ebene dieser Erkenntnis und der damit verbundenen empfindsamen<br />

Wahrnehmung.<br />

Jeder Mensch besitzt ein gewisses Maß an individueller Handlungsfreiheit.<br />

Er verfügt über die Möglichkeit, während seines Entwicklungsganges<br />

mehr Unterscheidungsfähigkeit und Erkenntnis zu sich selbst und zu den<br />

Bedingungen des Daseins zu erlangen und dadurch mehrere Lebensgebiete<br />

zu erforschen. Eine gewisse Seelengrundstimmung ist notwendig,<br />

um eine Ahnung von höheren Welten und das damit verbundene religiöse<br />

Empfinden zu entwickeln. Bei manchen Menschen ist diese Grundstimmung<br />

noch natürlich vorhanden, bei anderen müsste sie erst mühsam<br />

entwickelt werden. Für viele scheint eine höhere Welt sogar ganz ohne Bedeutung<br />

zu sein. Dieser Verlust des geistigen Grundempfindens und des<br />

Glaubens an die Weiterentwicklung ist leider in einer Kultur, die sehr viel<br />

Verwöhnung aufweist, noch extremer als in einfacheren Kulturen.<br />

Begibt sich ein Suchender aus den ersten verborgenen Ahnungen jedoch<br />

auf den Pfad zur seelisch-geistigen Entwicklung, so beginnt ein schnelles<br />

Wachsen in der Tiefe der Seele. Bereits der erste ahnende Glaube beziehungsweise<br />

die bemühte Erkenntnissehnsucht bewirkt, dass geistige<br />

Kräfte angezogen werden. Er gewinnt bald eine größere Kraft in seiner<br />

wirklichen Handlungsfreiheit. Die gesamte Lebensgestaltung wird von<br />

innen heraus bewusster vollzogen und es wird mehr Verbundenheit<br />

und Verantwortung gegenüber Natur und sozialer Umwelt gespürt.<br />

Doch noch immer sind es sehr wenige Menschen, die eine reale Ahnung<br />

von einer höheren Wirklichkeit entwickelt haben. So kann auch die<br />

Die dreigegliederten, ins Luftige<br />

hinaussprießenden Linien sind<br />

ein Merkmal einerseits des Lichtäthers,<br />

andererseits aber auch des<br />

menschlichen Seelenlebens. Sie<br />

deuten das Wahrnehmen, Fühlen<br />

und Begehren nach Weiterentwicklung<br />

an. Gäbe es kein Licht,<br />

so gäbe es für den Menschen<br />

auch kein Bewusstsein, und gäbe<br />

es kein Bewusstsein, so gäbe es<br />

kein Wachstum.<br />

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