Netzwerk Südbaden - September 2015
Netzwerk Südbaden - September 2015
Netzwerk Südbaden - September 2015
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<strong>September</strong> <strong>2015</strong> | Preis: 4,90€Euro | E 2014<br />
netzwerk<br />
südbaden<br />
Menschen | Märkte | Meinungen<br />
Willkommen in Europa?<br />
Der Umgang mit den Flüchtlingen in <strong>Südbaden</strong><br />
Es bleibt schwierig<br />
Das Politik-Thema Nr. 1, die ankommenden<br />
Flüchtlinge aus Kriegsgebieten, beschäftigt<br />
auch die Spitzenleute der kommunalen<br />
Selbstverwaltung in hohem Maße. Dr.<br />
Dieter Salomon, OB von Freiburg, Stefan<br />
Schlatterer, OB von Emmendingen und<br />
Volker Kieber, Bürgermeister von Bad Krozingen<br />
haben im Gespräch mit netzwerk<br />
südbaden erläutert, wie sie in diesem Szenario<br />
ihre Rolle verstehen. Einfache Antworten<br />
auf schwierige Fragen gibt es nicht. <br />
Lesen Sie weiter auf Seite 10 u<br />
Schön nachhaltig<br />
Ästhetische Komponenten spielen auch<br />
beim Industrie- und Gewerbebau in der<br />
Region eine gewichtige Rolle. Wer für sein<br />
Unternehmen baut, will ja auch so etwas wie<br />
eine Visitenkarte abgeben – triste Betonhallen<br />
sind da kein guter Einfall. Ein zweiter<br />
Punkt spielt indes eine nicht weniger gewichtige<br />
Rolle. Die Industrie- und Gewerbebauten<br />
sollten nicht einfach nur schön sein,<br />
sondern nachhaltig gebaut sein. Niedrige<br />
Energiekosten sind gut für jedes Unternehmen.<br />
Lesen Sie weiter auf Seite 12 u<br />
Slow City Waldkirch<br />
Waldkirch unterhalb des Kandel ist viel<br />
mehr als ein schmuckes Landstädtchen mit<br />
dem Prädikat „Große Kreisstadt“. Waldkirch<br />
ist seit langem in der Vereinigung der<br />
„citta-slow“-Städte aufgenommen worden.<br />
Hier spielt die Lebensqualität eine große<br />
Rolle. Aber es kann keine Rede davon sein,<br />
dass die Waldkircher als „langsame“ Stadt<br />
hinterherhinken. Zahlreiche international<br />
tätige Unternehmen haben hier ihren Sitz.<br />
Die Stadt gilt als begehrter Wohnort.<br />
Lesen Sie weiter auf Seite 32 u
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Hausmitteilung<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
manchmal gibt es Themen, die wirklich<br />
alles überlagern. Auch für netzwerk südbaden.<br />
Wir berichten ja über Entwicklungen<br />
in der Region und wir versuchen, sie<br />
entsprechend einzuordnen. Da sind wir in<br />
diesem Monat an unsere Grenzen gestoßen.<br />
Die Flüchtlinge, die täglich ins Land<br />
kommen, sind zum kommunalen Thema<br />
Nummer 1 geworden. Kein Wunder: Jede<br />
Stadt, jedes Dorf ist unmittelbar betroffen.<br />
Und die Betroffenheit ist groß, sie reicht<br />
von echter tatkräftiger Hilfe über Mitleid<br />
bis hin zu diffusen Ängsten. Wir haben zu<br />
diesem Thema auch drei verantwortliche<br />
Kommunalpolitiker befragt, die Oberbürgermeister<br />
von Freiburg und Emmendingen<br />
und den Bürgermeister von Bad Krozingen.<br />
Ihre Antworten sind ehrlich und<br />
spiegeln wider, was Sache ist – keiner kann<br />
im <strong>September</strong> sagen, was im Winter sein<br />
wird.<br />
Das Problem wird uns weiter beschäftigen,<br />
neue kommen hinzu. Und wir können nur<br />
hoffen, dass die so genannte Große Politik<br />
alles tut, um diese menschliche Tragödie<br />
zu beenden. Flüchtling wird man ja nicht<br />
freiwillig.<br />
Wir wünschen Ihnen und uns jedenfalls,<br />
dass wir netzwerk südbaden bald wieder<br />
mit erfreulicheren Nachrichten bestücken<br />
können.<br />
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netzwerk südbaden<br />
3
Inhalt/Impressum<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Hausmitteilung3<br />
TITEL<br />
Flüchtlinge – wie geht es weiter? 5<br />
Die Bürgermeister von Freiburg, Emmendingen<br />
und Bad Krozingen sagen ihre<br />
Meinung10<br />
MÄRKTE<br />
Gewerbebau – Sonderteil 12<br />
FWTM gegen Dehoga 22<br />
Regionalprodukte kommen gut an 24<br />
SC Solarstrom / VAG zufrieden 26<br />
Waldhaus27<br />
AHP Merkle 28<br />
Ganter Interior 29<br />
Weber Finanz: Interview 30<br />
SC-Stadion: Details bis Ende des Jahres31<br />
Einzelhandel I 44<br />
Einzelhandel II 45<br />
BMW Märtin an die Möbelmeile 46<br />
Wolfgang Jung Südwestbank im Gespräch<br />
mit netzwerk südbaden48<br />
40 Jahre Sparkassenimmobilien 52<br />
Müll – Kritik am Sammelmonopol 52<br />
Intersolar in Dubai 54<br />
Voba Breisgau Nord – neue Lehrlinge 55<br />
Wein – weniger, aber klasse 56<br />
Brandschutz-Experte zum Thema 60<br />
Brandschutz Empfehlungen 62<br />
Caritas – Tagen auch für Externe 64<br />
HANDWERK<br />
Respekt ist der Schlüssel 24<br />
ORTSPORTRAIT<br />
Waldkirch – eine Stadt mit Charme 32<br />
Interview mit Dr. Michael Faller 36<br />
OB Roman Götzmann im Gespräch 42<br />
MENSCHEN<br />
Personalien58<br />
STEUERN & RECHT KOMPAKT 50<br />
BLICKPUNKT MITTELSTAND 66<br />
NACHGEFRAGT<br />
Christian Haberberg, Geschäftsführer bei<br />
Stauss Immobilien & Consulting 68<br />
KULTUR<br />
Bestseller 70<br />
MEINUNGEN<br />
Genderös70<br />
Erste Wahl 70<br />
KOLUMNEN<br />
Irene Matzarakis 22<br />
Klaus Wehrle 14<br />
Marc Kaltenhäuser 24<br />
Tobias Bobka 54<br />
Impressum<br />
netzwerk südbaden – Redaktion<br />
Marktplatz 7, 79206 Breisach<br />
Telefon 07667/9297943<br />
Herausgeber:<br />
Markus Hemmerich, Daniel Schnitzler<br />
Redaktion: Markus Hemmerich (V.i.S.d.P)<br />
Autoren:<br />
Stephan Elsemann, Daniela Frahm,<br />
Dr. Stefan Pawellek<br />
Kolumnisten:<br />
Tobias Bobka, Vera Haider, Klaus Wehrle,<br />
Irene Matzarakis, JuDR. Hans Holger Dehmer,<br />
Frank Wolf<br />
Fotografen: Albert Josef Schmidt, Petra Hemmerich,<br />
Markus Hemmerich<br />
Berater der Herausgeber: Jörg Hemmerich<br />
Herstellung: Büro44 GmbH, Breisach<br />
netzwerk südbaden GmbH<br />
Bayernstraße 10, 79100 Freiburg<br />
Telefon: 07 61/4500-0<br />
Telefax: 0761/4500-2120<br />
info@netzwerk-südbaden.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Markus Hemmerich, Daniel Schnitzler<br />
Anzeigen:<br />
Philipp Anton (verantw.)<br />
Telefon: 0761/4500-2018<br />
Druck: Rombach Druck und Verlagshaus<br />
Registereintrag:<br />
Eintragung im Handelsregister<br />
Registergericht: Amtsgericht Freiburg i. Br.<br />
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4<br />
netzwerk südbaden
Titel<br />
FLÜCHTLINGE IN SÜDBADEN<br />
Einfache Antworten gibt es nicht<br />
Regierungspräsidium, Landkreise und Kommunen vor großer Bewährungsprobe<br />
Von jörg hemmerich<br />
Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />
von netzwerk südbaden war noch<br />
nicht klar, in welche Richtung die Flüchtlingstragödie<br />
abdriften wird – wohl Hunderttausende<br />
strömen aus Bürgerkriegsländern<br />
wie Syrien nach Europa, das Umgehen<br />
mit dieser Flut an Menschen wird immer<br />
schwieriger. Selbst die deutschen Grenzen<br />
nach Österreich sind am vergangenen Wochenende<br />
geschlossen worden, die Politik<br />
hat sozusagen vom Krisenmodus in den<br />
Notstandsmodus gedreht. Wir versuchen<br />
trotz der unübersichtlichen Lage, die Situation<br />
in der Region zu beschreiben.<br />
Eine Pressemitteilung in diesen Tagen:<br />
„Das Regierungspräsidium Freiburg kann<br />
derzeit keine Spenden mehr annehmen.<br />
Material muss erst gesichtet und sortiert<br />
werden. Dank an Hilfsbereitschaft aus der<br />
Bevölkerung“. Es ist wahr: Die Flüchtlingswelle,<br />
die jeden Tag über die Grenzen<br />
schwappt, hat alle anderen Themen dieses<br />
Sommers in den Hintergrund gedrängt.<br />
Wahr ist auch, dass gerade auch in <strong>Südbaden</strong><br />
eine Welle der Hilfsbereitschaft in<br />
Gang gesetzt worden ist, die man nicht<br />
für vorstellbar gehalten hätte. Ebenso wie<br />
es wahr ist, dass es Vielen schwer fällt mit<br />
einer Situation umzugehen, die so nicht<br />
planbar war. Natürlich gibt es Vorbehalte<br />
und Ängste gegen Flüchtlinge aus anderen<br />
Kulturen, mit anderen Religionen, sie<br />
werden durchaus auch offen thematisiert.<br />
(Siehe auch unser Gespräch mit den Oberbürgermeistern<br />
beziehungsweise Bürgermeistern<br />
von Freiburg, Emmendingen<br />
und Bad Krozingen). Fakt ist auch, dass<br />
die so genannte Große Politik sich lan-<br />
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netzwerk südbaden 5
Titel<br />
ge davor gedrückt hat, konkret zu sagen,<br />
was zu tun ist. Das hat sich geändert. Die<br />
Kanzlerin hat klar Flagge gezeigt, der Vizekanzler<br />
auch und Finanzminister Wolfgang<br />
Schäuble hat erst einmal 6 Milliarden Euro<br />
eingeplant, um die Flüchtlingsproblematik<br />
nicht in einem finanziellen Chaos enden zu<br />
lassen – wohlwissend, dass diese 6 Milliarden<br />
wohl nicht ausreichen werden. Zumal<br />
Flüchtlinge bei der Ankunft in der BEA in Freiburg<br />
es ja auch ein Fakt ist, dass andere europäische<br />
Länder wenig Anstalten machen, die<br />
zumeist aus Syrien kommenden Flüchtlinge<br />
– Männer, Frauen und Kinder – willkommen<br />
zu heißen.<br />
Die politische Gemengelage ist also problematisch.<br />
Das ist die eine Seite. Die andere:<br />
die Kommunen sind am Zug. Sie<br />
müssen Problemlösungen finden und zwar<br />
nicht im gemütlichen Trott eines normalen<br />
Amtswegs, sondern sozusagen im<br />
24-Stunden-Takt. So kommen ja schließlich<br />
auch die Flüchtlinge an. Das ist nicht<br />
nur in der Großstadt Freiburg so, wo man<br />
von Oktober an mit monatlich 400 neuen<br />
Flüchtlingen rechnet – für eine Großstadt,<br />
in der nichts rarer ist als Wohnraum,<br />
eine unglaubliche Herausforderung. Eine<br />
Containerstadt zusätzlich zur bestehenden<br />
Zeltstadt mit 2500 Plätzen wird wohl errichtet<br />
werden, keine schöne Lösung, aber<br />
wohl eine praktikable.<br />
Bürgermeister Volker Kieber aus Bad<br />
Krozingen, der größten Gemeinde im<br />
Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald hat<br />
eine Task Force (Einsatzgruppe) zusammengestellt,<br />
ebenso wie es der Landkreis<br />
Freiburg-Hochschwarzwald mit Landrätin<br />
Störr-Ritter getan hat. Es könnten wohl an<br />
die 1000 Flüchtlinge für die Stadt zusammen<br />
kommen, in der Wohnraum so rar<br />
und teuer ist. Es ist in Bad Krozingen so<br />
wie anderswo: die eigentlich ungeliebten<br />
Container sind unverzichtbar, es gibt längst<br />
keine Tabus mehr, Turnhallen für Flüchtlinge<br />
freizumachen. In Bürgerversammlungen<br />
sollen die Menschen informiert werden<br />
– gerade auch jene, die besonders viele<br />
diffuse Ängste vor dem „Fremden“ haben.<br />
Die werden sicher auch in Müllheim aufkommen,<br />
wo von Mitte <strong>September</strong> an auf<br />
einem 5700 Meter großen Areal Container<br />
für 300 Flüchtlinge aufgestellt werden<br />
sollen. Das Grundstück liegt im Gewerbegebiet,<br />
man hat einen Nutzungsvertrag<br />
mit den Eignern abgeschlossen. Der fehlt<br />
derzeit noch im Gewerbepark Breisgau,<br />
dort sind seit kurzem 500 Menschen untergebracht,<br />
weitere werden folgen – alles<br />
ging hopplahopp, die Zeit drängte, die<br />
Menschen drängten. Und natürlich: Gewerbegebiete<br />
sind schneller zu erschließen<br />
als Grundstücke in Wohngebieten.<br />
Lokaljournalisten haben mittlerweile<br />
längst keine Mühe, mit Begriffen wie<br />
„LEA“ (Landeserstaufnahmestelle) oder<br />
BEA (Bedarfsorientierte Erstaufnahmestelle)<br />
umzugehen, sozusagen die bürokratische<br />
Beschreibung dieses Elends. Die LEA<br />
schickt die Flüchtlinge weiter in die BEA,<br />
das ist die Realität.<br />
Eine kleine Auflistung verdeutlicht, wie<br />
in der Region das Thema Flüchtlinge zum<br />
Zentralthema wird.<br />
Im Kreis Waldshut wird dringend nach<br />
weiteren Unterkünften für Flüchtlinge gesucht.<br />
Die Chilbi-Sporthalle in Waldshut<br />
wird zur Notunterkunft für rund 150<br />
Asylbewerber. 269 Plätze hat man in dem<br />
Landkreis im zweiten Halbjahr bereits für<br />
Flüchtlinge bereitgestellt, nun wächst der<br />
Druck. Bis Juni wurden dem Kreis monatlich<br />
50 Flüchtlinge zugeteilt, jetzt sind die<br />
Zahlen dreistellig – im <strong>September</strong> werden<br />
es 202 Menschen aus Kriegsgebieten sein.<br />
Überall in diesem Landkreis am Rande des<br />
Hochschwarzwalds entstehen Unterkünfte.<br />
Ein ehemaliges Kinderheim in Ühlingen-Birkendorf<br />
wird ebenso belegt wie die<br />
ehemalige Hochschwarzwaldklinik in St.<br />
Blasien.<br />
Oder im Landkreis Emmendingen. 700<br />
Flüchtlinge sind im Landkreis Emmendingen<br />
bis August untergekommen, eine Arbeitsgruppe<br />
im Landratsamt unter Landrat<br />
Hanno Hurth koordiniert den Einsatz.<br />
Container-Standorte will man vorerst<br />
nicht ausweisen, übrigens auch wegen der<br />
horrenden Kosten. 1,6 Millionen sollte ein<br />
solches Behelfs-Bauwerk kosten, in dem 60<br />
Personen unterkommen könnten. Dann<br />
schon lieber Sporthallen belegen, wie die<br />
beim Berufsschulzentrum Waldshut. Mit<br />
Eifer ist man dabei, andere Liegenschaften<br />
aufzutreiben, in denen Flüchtlinge untergebracht<br />
werden könnten – aber ganz<br />
schnell geht das eben auch nicht. Es muss<br />
aber schnell gehen, der Druck lässt nicht<br />
nach.<br />
Ob es die Kreise Emmendingen, Waldshut,<br />
Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach, Ortenau<br />
oder Konstanz sind: außer in der<br />
kreisfreien Großstadt Freiburg sind immer<br />
die Landkreisverwaltungen für die<br />
Verteilung der Flüchtlinge zuständig. Da<br />
muss improvisiert werden, da sind plötzlich<br />
Krisenstäbe notwendig, wo früher<br />
zwei Sachbearbeiter ausreichten. Wie im<br />
Ortenaukreis. Dort mussten die Mitarbeiter<br />
um Landrat Frank Scherer Anfang<br />
<strong>September</strong> plötzlich – wenn auch nur<br />
kurzzeitig – 500 Flüchtlinge unterbringen,<br />
wirklich von jetzt auf gleich. Es gelang:<br />
Kurzfristig wurden die Messehallen belegt,<br />
eine Heerschar von Helfern stand parat, es<br />
6<br />
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Titel<br />
Neue Klassen für<br />
Flüchtlinge<br />
Der prognostizierte Rückgang der Schülerzahlen<br />
macht sich im Regierungsbezirk<br />
in diesem Jahr nicht bemerkbar: Grund ist<br />
der laufende Zuzug ins Land, natürlich auch<br />
durch den nicht abreißenden Strom von<br />
Flüchtlingsfamilien aus Kriegsgebieten. Nun<br />
werden in diesem Schuljahr rund 18.750<br />
Erstklässler (plus 1450) eingeschult – das<br />
sind fast acht Prozent mehr als 2014/<strong>2015</strong>.<br />
Zum Vergleich: Vergangenes Jahr gab es ein<br />
Minus von 5,5 Prozent.<br />
Beim Übergang in die weiterführenden<br />
Schulen sind die Anmeldungen zur Hauptund<br />
Werkrealschule (HWRS) auf nun 1567<br />
zurückgegangen – im Vorjahr gab es 1970<br />
Anmeldungen in Klasse 5 der HWRS, das<br />
sind 403 Schülerinnen und Schüler weniger<br />
als im Vorjahr (rund minus 26 Prozent).<br />
In den Realschul-Eingangsklassen gibt es<br />
dieses Jahr einen Zuwachs um 2,5 Prozent<br />
– das sind 6390 Schülerinnen und Schüler<br />
statt 6229 im vergangenen Jahr. An den öffentlichen<br />
Gymnasien wurden dieses Mal<br />
etwa 6870 Fünftklässler angemeldet. Im<br />
Vorjahr waren es knapp über 7000 (also eine<br />
geringfügige Änderung um minus 2,3 Prozent).<br />
An den Gemeinschaftsschulen (GMS)<br />
wurden rund 2190 Schülerinnen und Schüler<br />
angemeldet. Das sind ca. 270 Schülerinnen<br />
und Schüler Zuwachs. 1390 Lehrer sind<br />
im Regierungsbezirk für die unterschiedlichen<br />
Schularten neu eingestellt worden.<br />
Die Landesregierung reagiert mit dieser massiven<br />
Personalaufstockung auch auf den weiteren<br />
Zustrom von Zuwanderern und hat<br />
landesweit 562 Lehrerstellen für die Beschulung<br />
von Migranten und Flüchtlingen geschaffen.<br />
Der Regierungsbezirk Freiburg hat<br />
im GHWRS-Bereich 171 Klassen geplant<br />
und versorgt, in der Realschule 15 Klassen<br />
und im Gymnasium acht Klassen eingerichtet.<br />
In den Beruflichen Schulen sind 50<br />
sogenannte VABO-Klassen geplant und mit<br />
Lehrern versorgt worden. Das ist allerdings<br />
eine Momentaufnahme. Abzuwarten bleibt<br />
die Entwicklung des Zustroms von Flüchtlingen,<br />
die Bedarfe in den VABO-Klassen<br />
steigen täglich. Das Finanzministerium und<br />
das Kultusministerium stehen in Verhandlungen<br />
für weitere Lehrerzuweisungen. Dies<br />
gilt auch für die inklusiven Bildungsangebote,<br />
also die Einbeziehung von Schülern mit<br />
Behinderung in „normale Schulen“. <br />
funktionierte. Nach drei Tagen landeten<br />
die Flüchtlinge in der von der deutschfranzösischen<br />
Brigade geräumten Kaserne<br />
in Donaueschingen. In der Großen Kreisstadt<br />
auf der Baar waren schon zuvor 200<br />
Flüchtlinge kurzfristig untergekommen –<br />
eingewiesen vom Regierungspräsidium in<br />
Freiburg. Die Stadt Donaueschingen hatte<br />
man vorher nicht informiert, im Rathaus<br />
Wohnheim St. Christoph in Freiburg<br />
zeigte man sich entsprechend verschnupft.<br />
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer in<br />
Freiburg bekommt nicht nur aus Donaueschingen<br />
kommunalen Unmut zu spüren,<br />
aber Fakt ist halt auch, dass derzeit Handeln<br />
im Krisenmodus gefragt ist. Da könne<br />
nicht lange diskutiert werden, da müsse<br />
gehandelt werden, sagt man im Freiburger<br />
Regierungspräsidium.<br />
Wie im Ortenaukreis, wo man es nicht nur<br />
schaffte, ein halbes Tausend Flüchtlinge<br />
binnen Stunden unterzubringen, hat der<br />
Krisenstab auch schon Anfang <strong>September</strong><br />
eine weitere „Bedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtung<br />
(BEA)“ geschaffen.<br />
Das leerstehende Hotel Bel Air im Weindorf<br />
Sasbachwalden wurde kurzfristig zur<br />
BEA umfunktioniert, obwohl man noch<br />
im Herbst andere Erkenntnisse hatte. Da<br />
nahm man das Bel Air aus der Liste möglicher<br />
Flüchtlingsunterkünfte heraus, weil<br />
nicht zu erwarten sei, dass man die Flüchtlinge<br />
hier befriedigend in den ländlichen<br />
Ort integrieren könnte. Diese behördliche<br />
Erkenntnis ist jetzt Schnee von gestern.<br />
Nun hat man es in wenigen Tagen mit 150<br />
Helfern geschafft das Hotel zur Asylunterkunft<br />
für 300 Menschen umzubauen. Bei<br />
500 würde wohl die Kapazität endgültig<br />
gesprengt sein.<br />
Oder im Kreis Konstanz. Da sucht der<br />
Landkreis nach Unterkünften und bietet<br />
„marktübliche Mieten“ an. Sehr fündig<br />
ist er noch nicht geworden. Aber es geht<br />
immer etwas, wie zum Beispiel in der kleinen<br />
Gemeinde Wiechs am Randen, die zur<br />
Stadt Tengen gehört. Dort sind im August<br />
50 Flüchtlinge in einem Altenwohnheim<br />
untergekommen und in der Kreissporthalle<br />
der Zeppelinberufsschule hat der Landkreis<br />
auch Platz für 100 Flüchtlinge eingerichtet.<br />
Es sind natürlich Notbehelfe, allein<br />
die Stadt Konstanz muss bis Jahresende<br />
noch fast 700 Flüchtlinge unterbringen.<br />
Mittlerweile sind 15 Flächen im Gespräch<br />
und werden auf Eignung geprüft, so auch<br />
das Bodenseestadion.<br />
Es gibt keine leichten Antworten auf<br />
schwierige Fragen, das zeigt die laufende<br />
Flüchtlingsdebatte. Aber immerhin auch<br />
viel Tröstliches angesichts des großen<br />
Bürgerengagements und wer mag, kann<br />
dazu auch den Umstand rechnen, dass die<br />
Flüchtlinge in der BEA in Freiburg mittlerweile<br />
über ein funktionierendes kostenloses<br />
WLAN-Netz verfügen, eingerichtet<br />
von einer Initiative namens „Freifunk“.<br />
Und wie geht’s weiter? Wohlfeile Antworten<br />
gibt es nicht, aber es wird Winter werden<br />
und die Schule beginnt wieder. Auch<br />
für die neu angekommenen Flüchtlingskinder.<br />
Was das bedeutet, muss man nicht<br />
erklären.<br />
<br />
8<br />
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Titel<br />
BEWÄHRUNGSPROBE FÜR KOMMUNALPOLITIKER<br />
Immer mehr Flüchtlinge, und jetzt?<br />
Die Bürgermeister von Freiburg, Emmendingen und Bad Krozingen beziehen Stellung<br />
Im Gespräch (v.l.n.r.): Jörg Hemmerich, Dieter Salomon, Stefan Schlatterer und Volker Kieber<br />
Immer mehr Flüchtlinge kommen ins Land,<br />
die Kommunalpolitik steht vor ganz neuen<br />
Herausforderungen. Täglich gibt es neue Herausforderungen.<br />
Die Hilfsbereitschaft ist groß,<br />
aber vielen Bürgern macht diese Szenerie auch<br />
Angst. Wie gehen wir damit um? Natürlich<br />
muss die Große Politik da Antworten geben,<br />
aber die Kommunen sind ganz direkt betroffen,<br />
sie müssen schnelle Lösungen finden. Oder<br />
haben wir mit einem eher temporären Problem<br />
zu tun? Wir haben dazu die Oberbürgermeister<br />
Dr. Dieter Salomon (Freiburg) und Stefan<br />
Schlatterer (Emmendingen) sowie Bürgermeister<br />
Volker Kieber um ihre Einschätzung der<br />
Situation gebeten.<br />
Dieter Salomon: Ich denke, dass wir nicht<br />
von einem temporären Problem ausgehen<br />
können. Ich bin froh, dass das Thema jetzt<br />
in der Bundespolitik als Chefsache angekommen<br />
ist. Die Kanzlerin hat sehr klare<br />
Worte gefunden, auch was die Verantwortung<br />
des Bundes angeht. Das war ja wirklich<br />
nicht immer so. Jetzt habe ich den Eindruck,<br />
dass nicht nur das Land sehr viel aktiver ist<br />
als vorher und auch realisiert, dass man im<br />
Falle einer Krise auch im Krisenmodus agieren<br />
muss.<br />
Natürlich müsste man erst mal die Fluchtursachen<br />
bekämpfen. Das nützt uns aber vor<br />
Ort nichts. Die Leute sind ja da, und wir<br />
müssen sie unterbringen. Ich bin sehr dankbar,<br />
dass hier in der Bürgerschaft nicht ein<br />
schräger Ton zu vernehmen ist. Die Hilfsbereitschaft<br />
der Bevölkerung ist wirklich<br />
anrührend. Aber wir können die Probleme<br />
nicht zukleistern. Wir sind eine wachsende<br />
Region, wir haben keinen Wohnungsleerstand.<br />
Das Land sagt, wir sollten die Menschen<br />
in freien Wohnungen unterbringen.<br />
Wenn es aber faktisch keine freien Wohnungen<br />
gibt, muss man entweder Container aufstellen<br />
oder ganz andere Lösungen suchen.<br />
Wir sind mit allen Immobilienmaklern<br />
in Kontakt. Da geht es nicht nur um leere<br />
Wohnungen, da geht’s um leerstehende Gewerbeimmobilien<br />
oder ähnliches. Wir haben<br />
jetzt ein altes Hotel gekauft. Es ist wahr, die<br />
Leute, die an uns vermieten oder verkaufen,<br />
machen keinen schlechten Schnitt. Das soll<br />
gar nicht nach Jammern klingen, es geht mir<br />
um die Beschreibung der Situation.<br />
Bei uns sind alle Ämter und Dezernate in<br />
die Bewältigung der Flüchtlingsproblematik<br />
eingebunden. Wir führen täglich Krisengespräche,<br />
auch im Urlaub hat das Thema<br />
uns jeden Tag ganz direkt beschäftigt. Wenn<br />
die Stadt Freiburg, was wir befürchten, pro<br />
Monat 400 Flüchtlinge oder mehr aufnehmen<br />
muss, dann bekommen wir das, auf<br />
Sicht gesehen, schon ein paar Monate hin.<br />
Auch wenn wir nicht genau wissen, wie das<br />
funktioniert. Meine Vorstellungskraft reicht<br />
allerdings nicht für zwei oder drei Jahre aus.<br />
Wir sind uns im Rathaus einig, dass wir alle<br />
Tabus, die wir im Kopf haben, beiseiteschieben<br />
und alles noch einmal neu denken müssen.<br />
Neu denken einerseits und andererseits<br />
wissen, dass man die Hilfsbereitschaft der<br />
Bevölkerung nicht überstrapazieren darf.<br />
Stefan Schlatterer: Bei uns als kreisangehöriger<br />
Gemeinde sind die Aufgaben klar aufgeteilt.<br />
Wir haben derzeit 360 Menschen in<br />
der Sammelunterkunft in der Hochburger<br />
Straße untergebracht, mit steigender Tendenz.<br />
Wir müssen alles nur Mögliche tun,<br />
den Menschen ein Dach über dem Kopf zu<br />
verschaffen. Es darf da keine Tabus geben<br />
und wenn wir eine Sporthalle für die Flüchtlinge<br />
brauchen, dann brauchen wir eben<br />
eine Sporthalle – der Winter steht ja vor der<br />
Tür. Fakt ist doch auch, dass wir die Wanderungsbewegungen<br />
der letzten Jahrzehnte<br />
gut gemeistert haben: der Jugoslawienkrieg<br />
10<br />
netzwerk südbaden
Titel<br />
war das, aber auch die deutsche Wiedervereinigung<br />
mit dem Zustrom der Russlanddeutschen.<br />
Die meisten sind hervorragend<br />
integriert. Wir wissen, dass wir in der Konsequenz<br />
neue Flächen entwickeln müssen<br />
um mehr Wohnraum zu schaffen. Ich bin<br />
überzeugt, dass wir das Thema in den Griff<br />
bekommen.<br />
Volker Kieber: Im Landkreis Breisgau-<br />
Hochschwarzwald, zu dem 50 Gemeinden<br />
gehören, sieht es ähnlich aus. Wir haben<br />
deshalb sowohl im Bad Krozinger Rathaus<br />
als auch auf Kreisebene eine Task Force Asyl<br />
eingerichtet. Beim Landkreis sind hier neben<br />
der Landrätin, der Sozialdezernentin<br />
und dem ersten Landesbeamten die Bürgermeister<br />
der fünf Mittelzentren vertreten.<br />
Unser Hauptproblem deckt sich mit dem<br />
der Großstadt Freiburg: Uns fehlen die erforderlichen<br />
Wohnräume! Die Stadt Bad<br />
Krozingen hat deshalb dem Landkreis<br />
verschiedene städtische Grundstücke vorgeschlagen,<br />
auf denen Behelfsunterkünfte<br />
errichtet werden könnten. Unweit des<br />
Kreisgymnasiums bauen wir außerdem<br />
gerade eine Gemeinschaftsunterkunft für<br />
Flüchtlinge für 150 Personen, die Anfang<br />
2016 fertig sein wird. Daneben stehen<br />
mobile Wohnmodule – ebenfalls vom<br />
Landkreis –, in denen 90 Personen untergebracht<br />
werden. Aufgrund der hohen<br />
Flüchtlingszahlen mussten wir bereits mit<br />
der Nachverdichtung beginnen. Das heißt,<br />
dass hier die Flüchtlinge auf 4,5 Quadratmetern<br />
(statt den bisherigen 7,0 Quadratmetern)<br />
leben. Wir haben uns eigentlich<br />
gegen die Errichtung von „Containern“<br />
entschieden. Leider haben wir, angesichts<br />
der neuesten Entwicklungen, keine Wahl<br />
mehr. Und das Thema ist höchst brisant,<br />
wie kürzlich eine Bürgerversammlung von<br />
Anwohnern einer vom Landkreis geplanten<br />
Wohnanlage für 300 Flüchtlinge zeigte.<br />
Da steht durchaus der Bürgermeister als<br />
Verursacher im Fokus, obwohl er ja nur die<br />
ausführende Hand des Landkreises ist. Ich<br />
als Bürgermeister bekomme dennoch den<br />
Unmut der Bürger direkt ab. Neben den<br />
Flüchtlingsunterkünften des Landkreises<br />
muss die Stadt selbst ihre dezentral zugewiesenen<br />
Flüchtlinge auch noch unterbringen.<br />
Dies geschieht in den Gebäuden<br />
an der Basler Straße, auf dem Rathausplatz.<br />
Darüber hinaus werden wir ab Januar 2016<br />
in den Ortsteilen mobile Wohneinheiten<br />
für jeweils 58 Personen stellen. Hierzu<br />
wird es im <strong>September</strong> <strong>2015</strong> Bürgerinformationsveranstaltungen<br />
geben. Nachdem<br />
der Gemeinderat die Standorte beschlossen<br />
hat, werden wir selbstverständlich die<br />
Bürger nochmals informieren. Wir haben<br />
in der Stadt eine ausgesprochen gute Willkommenskultur<br />
und einen Helferkreis, der<br />
sich sehr engagiert. Aber es gibt auch die<br />
andere Seite: Bürger mit diffusen Ängsten<br />
und mit Fragen, wann die Container abgeschlossen<br />
werden, wann die Flüchtlinge<br />
ihre Wohnräume verlassen dürfen und so<br />
weiter. Wir beziehungsweise der Landkreis<br />
werden jetzt eine Betreibergesellschaft installieren,<br />
die die Unterkunft betreut und<br />
auch 24 Stunden sichert. Jedenfalls kann<br />
der Landkreis das Problem nicht nur in<br />
den Mittelzentren lösen, er muss auch in<br />
die kleineren Landkreisgemeinden gehen.<br />
Ganz konkret: Der Landkreis Breigau-<br />
Hochschwarzwald hat 50 Gemeinden.<br />
Wenn es um die Unterbringung der<br />
Flüchtlinge geht, müssen alle in die Verantwortung<br />
genommen werden. <br />
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Wir arbeiten nicht allein des Profits willen, sondern<br />
auch, um die Lebensqualität vieler Menschen zu<br />
sichern und weiter zu verbessern.<br />
Schon seit vielen Jahren setzen wir auf die eigene<br />
Ausbildung von Fachkräften. Derzeit bilden wir<br />
über 25 junge Menschen in acht verschiedenen<br />
Berufen aus.<br />
Damit stehen wir zu unserer Verantwortung und<br />
integrieren aktiv nachfolgende Generationen ins Berufsleben.<br />
Diese Taktik zahlt sich aus: gemeinsam mit<br />
unseren insgesamt 160 Mitarbeitern am Stammsitz in<br />
Gottenheim bei Freiburg und unseren Niederlassungen<br />
in China, treiben wir den Unternehmenserfolg weltweit<br />
weiter voran und sichern so unsere Zukunft!<br />
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Titel<br />
GEWERBE- UND INDUSTRIEBAU<br />
Stets im Wandel, stets ein Abbild der Zeit<br />
Gelungene Architektur und nachhaltige Bautechnik gehören zusammen<br />
Von Stefan Pawellek<br />
Industriearchitektur von Freyler<br />
12<br />
netzwerk südbaden
Märkte<br />
ewerbebau, Industriebau – das sind<br />
G Gebäude und Einrichtungen, die im<br />
modernen Wirtschaftsleben für Produktions-<br />
und Fertigungsprozesse gebraucht<br />
werden – im weitesten Sinne sind also Fabriken,<br />
Werkstätten und Bürogebäude gemeint,<br />
aber ebenso Einkaufszentren, ja sogar<br />
Malls. Spezielle Bauten für gewerbliche<br />
Zwecke sind zwar schon im Manufakturwesen<br />
des Mittelalters und der Ausbreitung<br />
dieser Produktionsart im 17. Jahrhundert<br />
aufgekommen – ein besonders schönes<br />
Beispiel ist das noch heute existierende Gebäude<br />
der Porzellan-Manufaktur Augarten<br />
in Wien. Seit Beginn der Industrialisierung<br />
haben gewerblich zu nutzende Gebäude<br />
einen immer größeren Stellenwert bekommen,<br />
unterlagen dabei jedoch dem Wandel<br />
der Stile ebenso wie jenem der Zeiten.<br />
Lagen sie einst vor den Toren der Städte,<br />
haben diese sie heute längst eingeholt und<br />
sind begehrte Wohnungen geworden –<br />
Stichwort Loft. Damit stehen diese neuen<br />
begehrten Adresse in einer guten Tradition:<br />
Gewerbebauten waren fast immer in ihrer<br />
Gewerbebauten sind<br />
auch Antwort auf die<br />
Gesellschaft<br />
Anlage die gebaute Antwort auf jüngste gesellschaftliche<br />
Entwicklungen, beförderten<br />
oder lösten soziale Veränderungen aus.<br />
Als zum Beispiel der gemütliche Tante<br />
Emma-Laden vom Selbstbedienungsladen<br />
amerikanischen Vorbilds abgelöst wurde,<br />
da glaubte man, das Ende des Fortschrittes<br />
erreicht zu haben. Und fürchtete sowohl<br />
um Arbeitsplätze wie auch um die Gesundheit:<br />
Arbeitsverdichtung, viel Kunstlicht,<br />
dauernde Berieselung durch einen flachen<br />
Musikteppich, nur unterbrochen von der<br />
knalligen Ansage des jüngste Super-Sonderangebotes…<br />
Keiner hätte sich gedacht,<br />
dass es Food-Tempel auf der Grünen<br />
Wiese geben würde, die überhaupt keine<br />
Fenster mehr besitzen, deren Preisschilder<br />
elektronisch sind und wo man die Regale<br />
nach psychologischen Gesichtspunkten<br />
einräumt: Rechts, halbhoch ist die beste<br />
„Lage“. Und, bitte, immer alles noch ein<br />
bisschen billiger – bis wir freiwillig in Naturkost-<br />
oder Hofläden strömten, die uns<br />
suggerierten, hier, komplett anders, beinahe<br />
altmodisch präsentiert und etwas teurer<br />
natürlich, wieder auf echte Lebensmittel zu<br />
stoßen.<br />
Und schienen nicht die Warenhäuser von<br />
Quelle, Neckermann, Kaufhof, Hertie<br />
oder Karstadt als überwältigende Tempel<br />
des Konsums, ja sogar Sinnbild des Luxus?<br />
Wer will sie heute noch? Wenn überhaupt<br />
große Konsum-Oasen, dann heißt der<br />
Trend „Shop-in-shop“, muss dem Besucher<br />
nicht nur ein Waren-, sondern auch<br />
ein Spaßangebot in edlem Ambiente gemacht<br />
werden. Shopping als Freizeitgestaltung.<br />
In Fabriken oder Manufakturen<br />
ging es laut zu, heiß, dreckig. Die Arbeit<br />
wurde so stark vereinfacht, nicht, um das<br />
Arbeitsleben angenehmer, einfacher zu<br />
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netzwerk südbaden 13
Märkte<br />
Baden baut!<br />
Geringer Nutzen,<br />
hohe Kosten<br />
Es ist fast wie an Weihnachten! Alle Jahre<br />
wieder … kommt mittlerweile in ständiger<br />
Regelmäßigkeit die Novellierung<br />
der Energieeinsparverordnung. Vorteile<br />
dadurch genießen kaum noch Klima<br />
und Gesellschaft, sondern vor allen<br />
Dingen die Herstellerindustrie und die<br />
Energieversorger. Diese können nun für<br />
Preiserhöhungen die<br />
novellierten gesetzlichen<br />
Regelungen ins<br />
Feld führen. Der Nutzen<br />
der immer höher<br />
werdenden Aufwendungen<br />
für die nun<br />
Klaus Wehrle<br />
angestrebten energetischen<br />
Standards steht jedoch in keinem<br />
Verhältnis mehr zu den aufzuwendenden<br />
Kosten. Hier ist jede Relation aus den<br />
Fugen geraten. Dies macht sich natürlich<br />
auch in den stark gestiegenen Baukosten<br />
bemerkbar. Steigen die derzeit<br />
historisch tief stehenden Bauzinsen auf<br />
ein Normalmaß an, dann wird das die<br />
Baukonjunktur automatisch abwürgen.<br />
Klimaschutz ist wichtig, darüber besteht<br />
Einigkeit. Fraglich ist nur, wie man diese<br />
Ziele volkswirtschaftlich sinnvoll erreichen<br />
kann. Wenn man pro Jahr in einem<br />
Haushalt optimistisch betrachtet 300 €<br />
an Energiekosten einsparen kann und<br />
dafür 35.000 € an Mehrkosten ausgeben<br />
muss, dann ist die Sinnhaftigkeit solcher<br />
Maßnahmen zu hinterfragen. Vor allem<br />
wenn man bedenkt, dass für die Dämmstoffe<br />
und technischen Einrichtungen die<br />
dafür notwendig sind auch das Klima zusätzlich<br />
durch deren Herstellung belastet<br />
wird. Es ist dringend notwendig, dass die<br />
Politik die nächste Stufe der Energieeinsparverordnung<br />
aussetzt und ergebnisoffen<br />
Nutzen und Kosten gegenüberstellt.<br />
Klaus Wehrle ist Architekt in Gutach und<br />
hat mehrfach in Fachzeitschriften publiziert.<br />
Wehrle ist Mitglied im Landesvorstand<br />
der Architektenkammer Baden-<br />
Württemberg.<br />
Klare Formensprache ist auch ein hervorragendes Instrument, um das innovative Image<br />
eines Unternehmens zu betonen<br />
machen, sondern um die Produktion zu<br />
vereinfachen und damit zu verbilligen: nur<br />
acht oder zehn Handgriffe mussten von<br />
morgens bis abends wiederholt werden.<br />
Die Produktion war „entseelt“, die Konsequenz<br />
im ausgehenden 20. Jahrhundert<br />
war eine Art Rückbesinnung, die Folge war<br />
die hell erleuchtete, aseptisch reine Halle<br />
mit Gruppenarbeit.<br />
Im Büro ging der Trend zum Großraumbüro,<br />
Gruppenzwang anstelle kreativer<br />
Einzelarbeit. Heute wendet man sich davon<br />
wieder ab; sollten einst knallige Farben<br />
stimulieren, so sollen jetzt Pastelltöne<br />
beruhigen. Ausgestanden ist der Sreit<br />
um Großraum, ja oder nein?, längst noch<br />
nicht: Und so stehen sich, es ist gerade mal<br />
wieder Übergangszeit, bei der Planung eines<br />
Bürogebäudes nicht selten die Vertreter<br />
des Großraumbüros, dem man flexibleren<br />
Umgang mit dem Platz und die Verbesserung<br />
der Teamarbeit nachsagt, jenen gegenüber,<br />
die für das Einzelbüro plädieren,<br />
weil dort aufgrund der Ruhe ein höherer<br />
Output zu erwarten sei. Zwar gibt es keine<br />
eindeutige Definition für „Großraumbüro“,<br />
doch beschreiben verschiedene<br />
Autoren es als Büro mit mindestens zehn,<br />
andere mit mindestens 20 Arbeitsplätzen.<br />
Als Grundfläche weise ein Großraumbüro<br />
mindestens 400m² auf, oft durch mittelhohe<br />
Raumteiler in Zellen (= Arbeitsplätze)<br />
unterteilt.<br />
Fakt ist, dass beim Großraumbüro die<br />
Frage der Belüftung, des Lichtes und des<br />
Geräuschpegels ein ausschlaggebendes Problem<br />
darstellt: Forscher der Uni München<br />
fanden heraus, dass zu wenig Tageslicht bei<br />
Büroarbeitenden zu Müdigkeit führt. Während<br />
ein sonniger Tag rund 100.000 Lux<br />
erbringt, erreichen selbst gut ausgeleuchtete<br />
Büros lediglich 400 Lux! Dies führt zu<br />
einer Verfälschung der gefühlten Zeit, die<br />
„innere Uhr“ geht sozusagen falsch, was zu<br />
Schlafstörungen, Energielosigkeit und Depressionen<br />
führt. Als Lösung werden gerne<br />
Arbeitsplätze in Fensternähe angesiedelt<br />
und Besprechungsflächen in der Raummitte.<br />
Unterschätzt wird gern der Geräuschpegel:<br />
ist ein Großraum akustisch ungünstig errichtet,<br />
herrscht eine „hallige Atmosphäre“,<br />
dann werden Mitarbeiter reizbar, weil sie<br />
ständig von einem undefinierbaren Rauschen<br />
über alle Frequenzen umgeben sind.<br />
Probleme, die es – wie ihre Anhänger gerne<br />
betonen – bei Einzelbüros nicht gebe.<br />
Zwar sind Großraumbüros bei Arbeitnehmern<br />
eher unbeliebt, doch bieten sie dem<br />
Arbeitgeber Vorteile: durch die Nutzung<br />
der großen Büroflächen können bis zu 20<br />
Prozent der Baukosten gesenkt werden,<br />
sagt eine australische Studie. Zudem sei die<br />
Kommunikation der Beschäftigten besser,<br />
ebenso die Flexibilität bei der Raumgestaltung<br />
und nicht zuletzt könne man Mitarbeiter<br />
besser überwachen.<br />
Alles ist im Fluss, auch und gerade bei der<br />
Industriearchitektur, dem Gewerbebau.<br />
Ein wichtiger Zweig des Baugewerbes:<br />
Zwischen 70.000 und 80.000 Stunden verbringt<br />
der Mensch im Leben am Arbeits-<br />
14<br />
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Märkte<br />
Inomedbau von Klaus Wehrle<br />
platz. Arbeit und Arbeitsplatz spielen und<br />
spielten also im täglichen Leben eine große<br />
Rolle. Was bedeutet, dass es wichtig ist,<br />
wie gut ein Arbeitsplatz gestaltet ist, wie<br />
funktional und doch menschenfreundlich<br />
ein Arbeitsort erbaut ist. Ein flexibles und<br />
optimiertes Arbeitsumfeld steigert die Motivation<br />
der Mitarbeiter, dadurch kommt<br />
es zu erhöhter Leistung und Produktivität<br />
und somit zu erhöhtem Output. Die Kosten<br />
des Unternehmens reduzieren sich,<br />
zum Beispiel aufgrund sinkender Krankheitstage,<br />
ein nachhaltiger wirtschaftlicher<br />
Erfolg ist für das Unternehmen garantiert.<br />
Außerdem binden sich zufriedene Mitarbeiter<br />
länger an ihr Unternehmen. Gewerbebau<br />
als ökonomischer Input.<br />
Geht’s direkt an den Arbeitsplatz, dann<br />
ist das heutige Zauberwort „Ergonomie“,<br />
die Wissenschaft von der Gesetzmäßigkeit<br />
menschlicher beziehungsweise automatisierter<br />
Arbeit. Ziel ist, die Arbeitsbedingungen,<br />
also den Arbeitsablauf, die Anordnung<br />
der zu greifenden Gegenstände – Werkstück,<br />
Werkzeug, Halbzeug - räumlich und<br />
zeitlich so optimal anzuordnen, sowie die<br />
benötigten Arbeitsgeräte so zu optimieren,<br />
dass das Arbeitsergebnis qualitativ und<br />
wirtschaftlich optimal wird und der Arbeitnehmer<br />
möglichst wenig ermüdet oder<br />
gar geschädigt wird – selbst wenn die gleiche<br />
Arbeit über Jahre hinweg getan wird.<br />
Gern wird die „Benutzerfreundlichkeit“,<br />
also die Verbesserung des Arbeitsplatzes<br />
und der Arbeitsorganisation, angeführt –<br />
doch: warum gibt es dann eigentlich noch<br />
Rückenschmerzen und Burn-out?<br />
Angesichts sich ständig ändernder Erkenntnisse<br />
und Anforderungen stellt sich<br />
16<br />
netzwerk südbaden
Märkte<br />
die Frage, wie lange denn ein Industriebau<br />
genutzt werden kann: ist das, was<br />
heute en vogue ist, nicht morgen wieder<br />
out? Und: Kann ein Gewerbebau saniert<br />
werden? Und wenn ja, für welche Nutzung?<br />
Man darf skeptisch sein: Eine Sanierung<br />
von Industriebauten ist nicht<br />
einfach: Die räumlichen Gegebenheiten<br />
setzen manchmal enge Grenzen, energetische<br />
Sanierungsmaßnahmen müssen<br />
in Einklang mit den Erfordernissen von<br />
Arbeitsprozessen, Vorgaben zu Umweltschutz<br />
und Brandschutz sowie weiteren<br />
Anforderungen an die Gebäude gebracht<br />
werden.<br />
Was Wunder, wenn heute alte Industriebauten,<br />
nach Möglichkeit aus der Gründerzeit,<br />
nicht als modernisierte Gewerbeflächen<br />
gesucht sind, sondern als edle Lofts.<br />
Raumhöhen von nicht selten vier Metern,<br />
bodentiefe Fenster, eine Deckenbelastbarkeit<br />
von bis zu viert – „Da können Sie ein<br />
Schwimmbad ins Wohnzimmer stellen“,<br />
pries dies einmal ein Makler ein solches<br />
Loft an – und großzügig geschnittene Räume<br />
reizen den privaten Anleger mehr als<br />
den Unternehmer. Die Löwenbrauerei im<br />
Stühlinger, Riegeler Lofts in Riegel und voraussichtlich<br />
das Ganter-Areal mit seinen<br />
Industriebauten dürften zu den neuen, gesuchten<br />
Adressen für Gutverdiener zählen.<br />
Manch ein Makler mag daher bedauern,<br />
dass es so wenig Produktionshallen aus der<br />
Gründerzeit gibt.<br />
Wendet man sich von der Ausstattung der<br />
Gewerbebauten dem Äußeren zu, merkt<br />
man, dass ein Firmensitz auch eine Aussage<br />
über ein Unternehmen macht: Bei<br />
der Industriearchitektur im 19. und 20.<br />
Jahrhundert dominierten beispielsweise<br />
eher funktionelle Bedürfnisse technischer<br />
Großanlagen die Architektur. Die Aussage<br />
lautete: „Wir sind rational und effizient!“<br />
Spielten jedoch auch repräsentative Aspekte<br />
eine Rolle, so konnten Teile der Fabrik<br />
schlossartigen Charakter annehmen. Geplante<br />
Aussage: „Seht her, wie erfolgreich<br />
wir sind!“ Erzielte Aussage: „Bleibt bloß<br />
weg!“ – was ja letztendlich Unsicherheit<br />
bedeutet.<br />
Heute ist es wichtig, Offenheit zu demonstrieren:<br />
große Fensterfronten sind beliebt<br />
und die Probleme mit der Wärmedämmung<br />
lösbar, ja, man weist extra daraufhin,<br />
dass man energetisch auf dem rechten Pfad<br />
wandelt – denn „Nachhaltigkeit“ ist ja ein<br />
positiv besetzter Begriff, den man gern<br />
auch auf sich und sein Unternehmen angewendet<br />
sieht. Klimaanlagen sind vorhanden,<br />
fallen aber nicht mehr auf – höchstens<br />
dann, wenn man aus der Branche kommt<br />
und subtil auf das Unternehmensziel hinweisen<br />
will. Eine Wärmepumpe auf dem<br />
Dach wiederum suggeriert, an der Spitze<br />
des Fortschritts zu stehen.<br />
Gern ist man auch ein wenig anders als der<br />
Mainstream. Branchen, denen man Kreativität<br />
nachsagt, also IT´ler, Werber, PR-<br />
Leute, residieren gern in alten Villen. Man<br />
klagt dann gelegentlich über die klemmenden<br />
Fenster, die hohen Räume und dass die<br />
Räume ineinander übergingen. Aber die<br />
netzwerk südbaden 17
Märkte<br />
Funktional und modern: AHP Merkle in Gottenheim<br />
geplante Aussage ist: „Na und? Da stehen<br />
wir doch drüber – wir sind ja kreativ und<br />
einfallsreich!“ Vorteil dieser Domizil-Wahl<br />
ist sicher auch, dass man in einem meist<br />
ruhigen Wohngebiet mit alten Bäumen<br />
residiert und sich nicht vom LKW-Rangieren<br />
des Nachbarbetriebs oder den Abgasen<br />
einer anderen ansässigen Firma ärgern lassen<br />
muss.<br />
Diese kommt in Gewerbe- oder Industriegebieten<br />
vor: Ein Gewerbegebiet ist<br />
gemäß des Städtebaurechtes ein besonders<br />
ausgewiesenes Gebiet einer Kommune, in<br />
dem Gewerbe angesiedelt ist. In Deutschland<br />
regelt dies Paragraph 8 der Baunutzungsverordnung,<br />
die besagt, dass in Gewerbegebieten<br />
ohne besondere weitere<br />
planungsrechtliche Voraussetzungen Gewerbebetriebe<br />
aller Art, Lagerhäuser, Lagerplätze,<br />
öffentliche Betriebe, Geschäfts-,<br />
Büro- und Verwaltungsgebäude, Tankstellen<br />
und Anlagen für sportliche Zwecke<br />
errichtet werden dürfen. Nur in Ausnahmefällen<br />
sind in Gewerbegebieten auch<br />
Wohnungen – beispielsweise für Personen,<br />
die dem Gewerbebetrieb zugeordnet werden<br />
– sowie Anlagen für kirchliche, kulturelle,<br />
soziale und gesundheitliche Zwecke<br />
und Vergnügungsstätten zulässig.<br />
Ein Industriegebiet unterscheidet sich vom<br />
Gewerbegebiet durch die Ansiedlung von<br />
Betrieben, die die Umwelt über das übliche<br />
Maß hinaus belasten dürfen – zum<br />
Beispiel durch Lärm, Staub, Geruch. Es ist<br />
von Wohn- oder Gebieten mit gemischter<br />
Nutzung ausreichend abgetrennt, für Lastwagenverkehr<br />
oder andere Verkehrsmittel<br />
(Gleisanschluss!) erschlossen.<br />
Freiburg tut sich mit solchen Gebieten<br />
schwer: Das Gewerbegebiet „Haid“ wurde<br />
gerade erweitert, der alte Güterbahnhof,<br />
der einem Industriegebiet am nächsten<br />
kam, wird derzeit zu einem Gewerbegebiet<br />
mit Wohnanteil umgestaltet.<br />
Alles ist im Fluss und sicher ist, dass der<br />
Gewerbebau ein nicht zu unterschätzender<br />
Faktor der Volkswirtschaft ist. 2012 erreichte<br />
die Bauwirtschaft in Baden-Württemberg<br />
im Wirtschaftsbau ein Umsatzvolumen<br />
von mehr als vier Mrd. Euro, plus<br />
acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<br />
Der private Wohnungsbau lag mit einem<br />
Umsatzvolumen von 4,5 Mrd. Euro knapp<br />
darüber. <br />
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Märkte<br />
INDUSTRIE- UND GEWERBEBAU<br />
In sieben Schritten zum Industriegebäude<br />
Wünschenswert ist im Industrie- und Gewerbebau,<br />
dass die benötigten Leistungen<br />
– von der Planung bis zur kompletten<br />
Fertigstellung des Projektes – aus einer Hand<br />
kommen. Das stellt natürlich angesichts der<br />
Größe der Investition einen enormen Vertrauensbeweis<br />
zum beauftragten Bauunternehmen<br />
dar.<br />
Industrie- und Gewerbebauten dann zu realisieren<br />
– das ist ein Projekt, das in grob gesagt<br />
sieben Schritten abgewickelt wird. Am Anfang<br />
steht das Aussuchen und die persönliche<br />
Kontaktaufnahme mit dem Bauunternehmen<br />
auf der Agenda – dort schildert man dann im<br />
nächsten Schritt die Pläne, konkretisiert sie.<br />
Der Fachberater bespricht vom Rohbau bis<br />
zum schlüsselfertigen Objekt die gewünschten<br />
Ausbaustufen, der Auftraggeber erläutert<br />
ihm alle Einzelheiten der individuellen<br />
Gestaltungswünsche. In diesen Beratungsgesprächen<br />
wird Grundriss, Fassadengestaltung,<br />
Energiestandard und die Ausbaustufe<br />
des Baus festgelegt. Hier muss man auf das<br />
Fachwissen des Beraters vertrauen. Hilfreich<br />
ist auch, wenn bereits fertige Architektenpläne<br />
existieren, auf deren Grundlage ein Bauvorschlag<br />
erstellt werden kann. Am Ende von<br />
Schritt zwei steht der Vertragsabschluss.<br />
Im dritten Schritt, nach Besprechung und<br />
Vertragsabschluss, werden vom Bauunternehmen<br />
Statik, Energieeinsparverordnung<br />
EnEV, Brandschutznachweis, etc. erarbeitet.<br />
Daraus werden die Pläne und der Bauantrag<br />
mit allen erforderlichen Unterlagen erstellt,<br />
der vom Bauherren bei der zuständigen Behörde<br />
eingereicht wird. Natürlich unterstützt<br />
ein professioneller Gewerbebauer den Auftraggeber<br />
bei der Korrespondenz mit Behörden<br />
und Ämtern.<br />
Ist die Baugenehmigung erteilt, wird in<br />
Schritt vier festgelegt, wie die im Preis bereits<br />
inbegriffene Ausstattung des Baus nun<br />
konkret aussehen kann bzw. soll. Mit diesen<br />
Plänen findet in Abteilung fünf eine Besprechung<br />
auf dem Bauplatz mit Bauherren, Bauleiter,<br />
Baufirma und den örtlichen Versorgungsunternehmen<br />
statt, an deren Ende das<br />
„Go!“ steht: Nun kann es richtig losgehen!<br />
Als erstes wird in Schritt sechs die Bodenplatte<br />
gegossen, auf die die Elemente des Gewerbe-Gebäudes<br />
aufgestellt werden. Hier sollte<br />
der Bauherr auf kurze Montagezeiten achten,<br />
denn hier können rasch Kostenüberschreitungen<br />
entstehen, die – so man nicht einen<br />
schlüsselfertigen Festpreis vereinbart hat – ins<br />
Geld gehen können. Schritt sieben ist die Gebäudeübergabe:<br />
hat man einen schlüsselfertigen<br />
Bau gewählt, so kann die Einrichtung<br />
beginnen und relativ bald die Produktion<br />
aufgenommen werden. <br />
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netzwerk südbaden 19
Märkte<br />
MSI<br />
Die Spezialisten für Gewerbe-Immobilien<br />
In einem wachsenden Markt muss man sich gut auskennen<br />
Von Stefan Pawellek<br />
reiburg baut, das ist nicht<br />
F zu übersehen. Doch neben<br />
Brücken, Stadtbahnlinien, neuen<br />
Stadtteilen, Wohnbauten<br />
entsteht eine beeindruckende<br />
Zahl an Gewerbebauten. „Gibt<br />
es denn Nachfrage dafür?“,<br />
wundert sich manch ein Zeitgenosse.<br />
Michael Wierzbicki,<br />
Geschäftsführer der MSI Gewerbeimmobilien<br />
GmbH, einem<br />
der Top-Unternehmen auf<br />
diesem Gebiet, lächelt: „Es mag<br />
manchen verblüffen, aber der<br />
Leerstand bei den Gewerbeimmobilien<br />
beträgt in Freiburg<br />
zwischen zwei und drei Prozent.“<br />
Vernachlässigbar gering<br />
also. An der Bahnhofsachse sind<br />
über 90 Prozent der Bürobauten<br />
bereits vermietet – inklusive jener<br />
Gebäude, die noch im Entstehen<br />
sind.<br />
MSI, seit 2007 aktiv, ist eine<br />
klassische Maklergesellschaft,<br />
die sich auf Gewerbeimmobilien spezialisiert<br />
hat. Neben der Vermittlung von<br />
Industrie- oder Gewerberäumen vermittelt<br />
sie Kontakte zu Bauherren und Investoren,<br />
vermietet für Dritte Flächen oder<br />
verkauft diese auch. „Wir kennen den<br />
Markt genau“, sagt Wierzbicki; letztlich<br />
„funktioniert“ sein Geschäft nur dann für<br />
alle Beteiligten reibungslos, wenn man auf<br />
ein großes <strong>Netzwerk</strong> zurückgreifen kann,<br />
weiß, wer wann was anbietet, wo wer eventuell<br />
investieren will oder über einen Neubau<br />
nachdenkt.<br />
Zum Geschäft gehört aber auch, existente<br />
Bauten wieder auf den Markt zu bringen.<br />
Als Faustregel kann gelten, dass nach zehn<br />
Jahren eine Sanierung fällig ist, um den<br />
Status Quo zu erhalten.<br />
Wie eine vorhandene Gewerbeimmobilie<br />
nicht nur saniert, sondern auch neu<br />
genutzt werden kann, beweist MSI aktuell<br />
am „Haid-Haus“. 1991 wurde der<br />
Haid-Haus – es geht weiter<br />
erste Bauabschnitt des Gebäudes an der<br />
Bötzinger Straße 31 errichtet; 1996 und<br />
2001 erfolgte der Ausbau zum heutigen<br />
28.000 m² umfassenden Bau. Und damit<br />
ist der Ausbau längst nicht beendet: heute<br />
– im Zuge einer Neuorientierung – wird<br />
die Tiefgarage ausgebaut, die technischen<br />
Einrichtungen auf den aktuellen Stand gebracht.<br />
10.000m² Gewerberaum in diesem<br />
Hightech- und Technologiepark stehen Interessenten<br />
noch zur Verfügung.<br />
Eigentümer ist ein Freiburger Family-<br />
Office, das die Liegenschaft von einem<br />
hessischen Investor erwarb, der einst das<br />
Gebäude aus der Spectral-Insolvenzmasse<br />
gekauft hatte. „Es gibt eine Tendenz“, so<br />
Michael Wierzbicki, „dass Freiburger Immobilien<br />
von Freiburgern zurückgekauft<br />
werden!“ Da mag eine gewisse Heimatverbundenheit<br />
drin stecken, aber Hauptgrund<br />
dürfte sein, dass angesichts von historisch<br />
niedrigen Zinsen Gewerbebauten eine<br />
© MSI/Roy Doberitz<br />
Möglichkeit sind, Renditen zu erwirtschaften.<br />
Daher sind auch Versicherungen und<br />
Fonds meist die Käufer.<br />
Die arbeiten gern mit den Experten der<br />
MSI Gewerbeimmobilien GmbH zusammen.<br />
Denn wo MSI engagiert ist, wissen<br />
die Mitarbeiter alles vom Gebäude: vom<br />
Brandschutz über die räumlichen Individualisierungsmöglichkeiten<br />
bis zur Gebäudetechnik<br />
und dem Energiekonzept. Dazu<br />
kommt ein <strong>Netzwerk</strong> aus Architekten, Inneneinrichtern<br />
und Ausbaufirmen, die eine<br />
Immobilie rasch so anpassen können, wie<br />
sie der Kunde braucht.<br />
Der Gewerbeimmobilienmarkt wächst –<br />
und so auch MSI: die Firma, die derzeit<br />
neun Mitarbeiter beschäftigt, hat sich ausgedehnt<br />
und eine Filiale in Karlsruhe eröffnet.<br />
Unternehmen, die sich dort ansiedeln<br />
oder vergrößern wollen, sollten sich den<br />
Namen merken. <br />
<br />
20<br />
netzwerk südbaden
Handwerk<br />
ie Mischung macht’s. Dieses Fazit konnten<br />
D die Teilnehmer einer „Tour de Handwerk“<br />
durch drei Freiburger Handwerksbetriebe –<br />
die Himmelsbach Reinigung Färberei, die<br />
Maise Karosserie- und Fahrzeugbau GmbH<br />
und die Feinkost-Metzgerei Pum – ziehen.<br />
Die Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae<br />
war am 17. <strong>September</strong> einer Einladung der<br />
Handwerkskammer Freiburg gefolgt und erhielt<br />
gemeinsam mit Kammerpräsident Johannes<br />
Ullrich und Vizepräsident Joachim Scholz<br />
Einblicke in die Arbeit und die Rahmenbedingungen<br />
von Handwerksbetrieben in der Stadt.<br />
Die drei unterschiedlichen Stationen der Tour<br />
zeigten den Teilnehmern vor allem eines: Heterogenität<br />
ist wichtig für das Stadtleben – und<br />
das Handwerk spielt dabei mit seinen Dienstleistungen,<br />
Produkten und Arbeitsplätzen eine<br />
wichtige Rolle. Aber auch zentrale und aktuelle<br />
Themen wie Unternehmensnachfolge und<br />
die Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt<br />
standen auf der Tagesordnung.<br />
Mitgebracht hatte Kerstin Andreae ihren<br />
Parteikollegen Oliver Krischer, ebenfalls stellvertretender<br />
Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion<br />
von Bündnis 90/Die Grünen<br />
und den Freiburger Grünen-Stadtrat Helmut<br />
Thoma. Gemeinsam machten sich die Tour-<br />
Teilnehmer ein Bild davon, wie das Handwerk<br />
als wichtiges Fundament lebendiger und nachhaltiger<br />
Strukturen in Freiburg aufgehoben<br />
ist. Alle drei besuchten Betriebe zeigten, dass<br />
sich erfolgreiche Handwerksunternehmen auf<br />
TOUR DE HANDWERK<br />
Die Mischung macht´s<br />
Foto: HWK<br />
Stand auch bei der Tour de Handwerk im Mittelpunkt und sorgte trotz Regen für gute Laune. Der<br />
24-h-Automat der Feinkost-Metzgerei Pum.<br />
einen angestammten, von Kunden erwarteten<br />
Dienstleistungs- und Produktkatalog stützen,<br />
darüber hinaus aber vor allem in bestimmten<br />
Nischen hervorstechen und innovative Ansätze<br />
verfolgen.<br />
Flüchtlinge frühzeitig integrieren<br />
Dass das Handwerk auch eine soziale Funktion<br />
innerhalb des Stadtlebens einnimmt, wurde<br />
beim hochaktuellen Thema der Integration<br />
von Flüchtlingen deutlich. Das Handwerk<br />
werde seiner Verantwortung nachkommen,<br />
versicherte Ullrich gegenüber den beiden Abgeordneten.<br />
Meinrad Himmelsbach hatte aus<br />
seiner eigenen Erfahrung mit einem Praktikanten<br />
heraus eine konkrete Bitte: „Lassen Sie die<br />
Leute begleitend zum Sprachkurs möglichst<br />
unbürokratisch erste praktische Erfahrungen<br />
in den Betrieben sammeln.“ Ein geregelter Tagesablauf<br />
und das Gefühl, gebraucht zu werden,<br />
seien enorm wichtig für die Integration.<br />
<br />
<br />
SÜDBADENS HANDWERKER FEIERTEN AM 19. SEPTEMBER IN DEN INNENSTÄDTEN DER REGION<br />
Am „Tag des Handwerks“ mittendrin<br />
Ein Tag vom Handwerk für das Handwerk: Am 19. <strong>September</strong><br />
feierte die Wirtschaftsmacht von nebenan den „Tag des<br />
Handwerks“. Auch dieses Jahr organisierten die südbadischen<br />
Handwerksbetriebe und Handwerksorganisationen wieder zahlreiche<br />
Aktionen und Veranstaltungen.<br />
In diesem Jahr feierten erstmals alle vier Kreishandwerkerschaften<br />
und ihre Innungen gemeinsam mit der Handwerkskammer<br />
Freiburg in den Innenstädten von Freiburg, Offenburg, Waldkirch<br />
und Lörrach.<br />
Den krönenden Abschluss des Tages bildete ein Open Air Konzert<br />
in Waldkirch. Impressionen vom „Tag des Handwerks“ in<br />
<strong>Südbaden</strong> auf: www.hwk-freiburg.de/tdh . <br />
<br />
Frontmann Pete sorgte mit seinen Bandkollegen von „Otto Normal“ für<br />
gute Stimmung auf dem Marktplatz in Waldkirch.<br />
Foto: HWK<br />
netzwerk südbaden 21
Märkte<br />
Die FWTM weist die von DEHO-<br />
GA erhobenen Vorwürfe zurück:<br />
Das sogenannte „Innenstadtbarometer“<br />
ebenso wie das Tourismuskonzept,<br />
das noch in diesem Jahr beauftragt<br />
werden soll, werden von der<br />
FWTM bis zur Freigabe der Mittel<br />
aus der Übernachtungssteuer vorfinanziert.<br />
Der FWTM-Aufsichtsrat<br />
hat am 21.Juli die Freigabe der Mittel für<br />
das Einzelhandelsgutachten genehmigt,<br />
um die Befragung von Einzelhändlern und<br />
Kunden rechtzeitig vor Beginn des Weihnachtsgeschäftes<br />
abschließen zu können.<br />
INNENSTADTBAROMETER<br />
FWTM contra Dehoga<br />
Das gleiche Vorgehen hat die FWTM in der<br />
Sitzung des Tourismusbeirates am 22. Juli<br />
für das Tourismuskonzept vorgeschlagen.<br />
Sollte der Klage des DEHOGA gegen die<br />
Übernachtungssteuer stattgegeben werden,<br />
werden die Kosten beider Gutachten<br />
von der FWTM getragen. Sollten<br />
die Mittel aus der Bettensteuer<br />
jedoch freigegeben werden, wird die<br />
FWTM dem Tourismusbeirat eine<br />
entsprechende Liste mit Vorschlägen<br />
zur Mittelverwendung vorlegen.<br />
In den vergangenen Jahrzehnten hat<br />
Freiburg regelmäßig große Zuwächse<br />
bei Übernachtungszahlen und Arbeitsplatzwachstum<br />
verzeichnet. Vor diesem<br />
Hintergrund ist für die FWTM die von<br />
DEHOGA vorgebrachte Kritik an ihrer<br />
Tourismusarbeit nicht nachzuvollziehen. <br />
MITTAGSTISCH<br />
Von 12 bis 14 Uhr<br />
Für mich ist ins Ambiente zu gehen, wie sich ein Weilchen zurückziehen<br />
aus dem Alltag. Das Restaurant Ambiente liegt ein wenig versteckt im<br />
kleinen Gewerbegebiet von Staufen-Grunern in der Ballrechter Straße.<br />
Von außen eher unscheinbar, aber beim Betreten fällt einem das Sprichwort<br />
ein: Klein, aber fein.<br />
Betrieben wird das ambiente von Mathias und Melanie Luiz. Beide leidenschaftliche<br />
Gastronomen, die das Besondere lieben. Und diese Leidenschaft<br />
zieht sich wie ein roter Faden durch alle Details dieses Restaurants.<br />
Die Einrichtung ist schlicht, schnörkellos und klar: Wenige Tische,<br />
gedeckte erdige Farben der Wände, Vorhänge und Stühle, ausgefallene<br />
Bilder an den Wänden und schöne Blumenarrangements, weiße edle<br />
Tischdecken und schlichtes Geschirr.<br />
Die Aufgaben sind im Ambiente klar verteilt: Melanie Luiz empfängt die<br />
Gäste mit ihrer zurückhaltend freundlichen Art und begleitet diese zu einem<br />
passenden Tisch drinnen oder draußen, je nach Witterung. Ist die<br />
Platzierung erfolgt, kümmert sich die Chefin von Anfang bis Ende professionell<br />
um das Wohl ihrer Gäste. Sie ist unter anderem eine ausgezeichnete<br />
Weinkennerin und führt vorwiegend edle Tröpfchen von kleinen,<br />
feinen Weingütern.<br />
Mathias Luiz agiert im Hintergrund, aber wie: Er ist ein exzellenter Küchenmeister.<br />
Und auch hier wieder der rote Faden, seine Gerichte sind<br />
schnörkellos, schlicht, aber von bestem Geschmack. Frische Produkte<br />
vorwiegend aus der Region und nach Saison nach klassisch, traditionellem<br />
Stil mit einem Hauch mediterran. Und das Ergebnis auf dem Teller<br />
als aktuelles Ambiente-Menü sieht dann beispielsweise so aus: Gebeizter<br />
Lachs mit Salat und Pommery-Senfsauce, Curry-Cocossuppe mit Kabeljau,<br />
Hirschrücken in der Nußkruste auf Wirsing mit Gnocchi und Wachholderjus,<br />
Joghurt-Mangomousse mit Feigen und Vanilleeis zum Preis von<br />
58 EUR. Parallel dazu gibt es alternativ die vegetarische Variante mit Horbener<br />
Ziegenfrischkäse mit marinierten Tomaten und Pesto, Fettuccine<br />
mit Sommertrüffel und weißes Schokoladenparfait mit Himbeeren zum<br />
Preis von 39 EUR.<br />
Jedenfalls hat man im Ambiente nicht die Qual der Wahl, weil die Speisekarte<br />
sehr klein gehalten ist, in der Regel rund sechs Vorspeisen, fünf<br />
Hauptgerichte und zwei Dessertvarianten.<br />
Mein Fazit: Das Ambiente ist eine ländliche Perle des Rückzugs, wo man<br />
in Ruhe sehr gut speisen und trinken kann ohne nach dem Motto „Sehen<br />
und gesehen werden“. <br />
Irene Matzarakis<br />
Restaurant Ambiente, Ballrechter Straße 8, 79219 Staufen-Grunern, Telefon<br />
& Fax 07633/802442, e-mail: ambiente-luiz@t-online.de; Öffnungszeiten<br />
12 bis 14 Uhr und 18 bis 22 Uhr, Küche bis 21 Uhr; Mittwoch<br />
und Donnerstag Ruhetag. Für besondere Anlässe nach Absprache auch<br />
Mittwoch und Donnerstag möglich.<br />
22<br />
netzwerk südbaden
Unser Sitzmöbel-Partner:
Märkte<br />
Organisationsinternes<br />
Coaching<br />
Die Anforderungen steigen – an Mitarbeiter,<br />
Führungskräfte und das Management.<br />
Zum einen wollen wir ein Feintuning auf<br />
allen Ebenen, damit das Unternehmen auf<br />
Erfolgskurs bleibt. Zum anderen darf nicht<br />
zu lange im roten Bereich gefahren werden,<br />
da sich gute Mitarbeiter & Führungskräfte<br />
sonst in Richtung Mitbewerber verabschieden<br />
– oder wenn‘s schon zu spät ist, längere<br />
Zeit ausfallen. Wie der aktuelle DAK-Report<br />
zeigt, sind die Ausfallzeiten durch psychische<br />
Erkrankungen weiter am Steigen.<br />
Ein professionelles Coaching durch einen<br />
internen oder externen Coach ist eine<br />
Möglichkeit, subjektive<br />
Belastungen zu reduzieren,<br />
Ressourcen zu aktivieren und<br />
Handeln auf das Wesentliche<br />
auszurichten, um sich wieder<br />
motiviert für die Unternehmensziele<br />
einzusetzen.<br />
Mit dem internen Aufstieg<br />
sinkt die Zahl der Menschen,<br />
mit denen ein offener Austausch im<br />
Unternehmen möglich ist. Insbesondere für<br />
Leistungsträger der ersten und zweiten Führungsebene<br />
hat der Coach daher eine wichtige<br />
Entlastungsfunktion, weil in einem geschützten<br />
Rahmen vertrauensvoll reflektiert<br />
werden kann. Ohne Maske und ohne Rollenauftrag.<br />
Das kann sowohl für kurzfristig<br />
erfolgreiche Kriseninterventionen als auch<br />
für nachhaltig strategisches Handeln das kritische<br />
Element sein. Die Zielerreichung ist<br />
wesentlich. Gerade wenn der Druck hoch<br />
ist, hilft der Coach dem Spitzenpersonal die<br />
berufliche Rolle und den unternehmerischen<br />
Auftrag zu erfüllen und dabei als Mensch gesund<br />
und authentisch zu bleiben. Das Unternehmen<br />
begleitet er bei der Entwicklung<br />
der Strukturen für gesunde Hochleistung.<br />
Für diese Arbeit kann das Unternehmen<br />
einen externen Coach ins Boot holen oder<br />
Mitarbeiter und Führungskräfte mit ausgesprochener<br />
sozialer Kompetenz/emotionaler<br />
Intelligenz unternehmensintern als Coaches<br />
ausbilden.<br />
Marc Kaltenhäuser leitet das Institut für Psychisches<br />
Gesundheitsmanagement in Freiburg<br />
und ist seit über 20 Jahren national & international<br />
als Trainer & Coach tätig.<br />
Der Naturpark Südschwarzwald im Regierungsbezirk<br />
Freiburg war im <strong>September</strong><br />
Ehrengast beim Schweizer Wettbewerb<br />
und Markt der Regionalprodukte in<br />
Delémont-Courtemelon. Produzenten aus<br />
der Region präsentieren ihre Spezialitäten.<br />
Mit dem Concours Suisse, dem Wettbewerb<br />
und Markt der Regionalprodukte,<br />
rückt die Schweiz alle zwei Jahre ihre heimischen<br />
Lebensmittel in den Blickpunkt.<br />
Ziel ist es, den Eidgenossen die regionalen<br />
Produkte schmackhaft zu machen. Ausländischer<br />
Ehrengast bei der Veranstaltung<br />
war in diesem Jahr der Naturpark Südschwarzwald<br />
im Regierungsbezirk Freiburg.<br />
Als Botschafter der Region warben<br />
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer,<br />
Dr. Christian Hodeige, Fritz Keller sowie<br />
Roland und Jürgen Mack für Qualität<br />
aus dem Schwarzwald und aus <strong>Südbaden</strong>.<br />
Partner sind die Hochschwarzwald Tourismus<br />
GmbH und der Badische Landwirtschaftliche<br />
Hauptverband. Die Kantone<br />
Basel-Stadt und Basel Landschaft traten<br />
gemeinsam als inländischer Schweizer Ehrengast<br />
auf.<br />
In Sachen Regionalprodukte sind die Erzeuger<br />
in der Schweiz und in <strong>Südbaden</strong><br />
mit ähnlichen Problemen konfrontiert.<br />
Angesichts der Globalisierung müssen sie<br />
sich etwas einfallen lassen, um für ihre<br />
qualitativ hochwertige Ware einen angemessenen<br />
Preis zu erhalten. Der Concours<br />
Suisse ist die Schweizer Antwort auf diese<br />
REGIONALPRODUKTE<br />
Aus dem Naturpark<br />
v.l.n.r.: Fritz Keller, Jürgen Mack, Christian Hodeige<br />
und Bärbel Schäfer, ,<br />
Herausforderung. Organisiert wird er von<br />
der Fondation Rurale Interjurassienne,<br />
einer Stiftung, in der die Repräsentanten<br />
der Kantone Bern und Jura sowie deren<br />
Landwirtschaftskammern vertreten sind.<br />
Die Veranstaltung ist ein Appell an die<br />
Verbraucher. „Nicht zuletzt geht es darum,<br />
durch den Kauf regionaler Produkte die<br />
Wirtschaftskraft einer Region zu stärken<br />
und einen Beitrag zur Pflege und Gestaltung<br />
der Landschaft zu leisten“, betont<br />
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer.<br />
Gemeinsam mit dem Schweizer Bundesrat<br />
Johann N. Schneider-Ammann, dem<br />
Präsidenten des Ständerates Claude Hêche<br />
sowie den Repräsentanten der Kantone<br />
Jura, Basel-Stadt und Basel Landschaft hat<br />
sie kürzlich den Concours Suisse feierlich<br />
eröffnet.<br />
Der Markt bot Liebhabern kulinarischer<br />
Genüsse an zwei Tagen die Möglichkeit,<br />
über 1000 Spezialitäten zum Verkosten<br />
an. Auf einer Fläche von 200 m² präsentiert<br />
esich der Naturpark Südschwarzwald<br />
mit einem starken Team. Zu den Anbietern<br />
aus der Region gehörten der Böttchehof<br />
aus Schallstadt-Wolfenweiler mit<br />
Edelbränden, die Käserei MonteZiego aus<br />
Teningen, der Biohof Klaus Jung aus Buchenbach-Unteribental<br />
und Teningen mit<br />
Obstsäften und Edelbränden, die Metzgerei<br />
Dirr aus Endingen mit Schwarzwälder<br />
Schinken und die WG Glottertal. <br />
24 netzwerk südbaden
Märkte<br />
NEU IN FREIBURG<br />
Zehn Millionen Solar Kilowattstunden<br />
Gemeinsam freuen sich der SC Freiburg, die Ökostrom-GmbH und badenova über die Jubiläumsmillionen<br />
auf der Anzeigentafel bei der badenova-Hauptverwaltung in Freiburg. (v.l.):<br />
Hanno Franke, Marketingleiter des SC Freiburg, Andreas Markowsky, Geschäftsführer der<br />
Ökostromgruppe, sowie Klaus Preiser, Geschäftsführer der badenova Tochter WÄRMEPLUS,<br />
die zuständig für die Erneuerbaren Energien bei badenova ist.<br />
Das Ein-Megawatt-Solarkraftwerk, das<br />
der Sportclub Freiburg und badenova<br />
mit ihrer gemeinsamen Tochtergesellschaft<br />
regiosonne an mehreren Standorten der<br />
Region umgesetzt haben, feierte dieser<br />
Tage ein Produktionsjubiläum: Zehn Mio.<br />
Kilowattstunden, allein durch die Kraft<br />
der Sonne produziert, werden seit einigen<br />
Tagen auf der großen Anzeigentafel an der<br />
badenova-Zentrale dokumentiert.<br />
Die öffentliche Messanlage zeigt nicht nur<br />
die jeweils aktuelle Leistung des Kraftwerkes<br />
an, sondert summiert auch die gesamte<br />
erzeugte Strommenge auf. 2004 haben<br />
badenova und der Sportclub Freiburg<br />
unter Beteiligung der Ökostrom GmbH<br />
aus Ebringen das große Gemeinschaftskraftwerk<br />
in Gang gesetzt. Über 250 private<br />
Anleger aus der Region haben sich<br />
an der Gesamtinvestition von fünf Mio.<br />
Euro durch Kommanditanteile beteiligt.<br />
Der Anlage auf dem Dach des damaligen<br />
badenova Stadions des SC Freiburg, heute<br />
Schwarzwaldstadion, folgten weitere Anlagen<br />
auf dem Dach der badenova Zentrale<br />
in der Tullastraße in Freiburg, in Lörrach,<br />
Offenburg, Lahr, Breisach, Tuttlingen und<br />
Oberndorf sowie der Freiburger Fußballschule.<br />
Nach Vervollständigung der gesamten<br />
Leistung von 1.000 Kilowatt auf insgesamt<br />
19 Dächern (rund 8.000 Quadratmeter<br />
Solarfläche) konnte bereits im Herbst<br />
2006 die erste „geerntete“ Million Kilowattstunden<br />
gefeiert werden. An Spitzentagen<br />
im Sommer schaffte die Anlage rund<br />
10.000 Kilowattstunden pro Tag. Genau<br />
neun Jahre hat es gedauert, um eine Gesamtproduktion<br />
von zehn Mio. Kilowattstunden<br />
zu erreichen – das entspricht etwa<br />
dem Stromverbrauch von 400 Haushalten<br />
und erspart der Umwelt jährlich etwa 600<br />
Tonnen CO2, was etwa dem jährlichen<br />
Ausstoß von 200 Autos entspricht. <br />
ZUVERLÄSSIG UND PÜNKTLICH<br />
Fahrgäste sind mit VAG zufrieden<br />
Die KundInnen der Freiburger Verkehrs<br />
AG (VAG) sind mit dem Unternehmen<br />
sehr zufrieden. So das Ergebnis des „ÖPNV<br />
Kundenbarometers <strong>2015</strong>“, einer Kundenbefragung<br />
von „TNS Infrastest“. An der Umfrage,<br />
an der die VAG zum achten Mal teilnahm,<br />
nahmen deutschlandweit insgesamt<br />
31 Verkehrsunternehmen, vier Verkehrsverbünde<br />
und eine lokale Nahverkehrsgesellschaft<br />
teil. In der „Globalzufriedenheit“<br />
zeigt sich, dass Angebote und Leistungen<br />
der VAG mit 2,43 im „sehr guten“ Bereich<br />
und deutlich über dem ÖPNV-Branchendurchschnitt<br />
(2,88) liegen. Im Vergleich<br />
zum Vorjahr (2,54) ist eine Verbesserung der<br />
Zufriedenheit der Fahrgäste mit den Leistungen<br />
der VAG feststellbar.<br />
Kein Öffentliches Nahverkehrsunternehmen<br />
in Deutschland wird von seinen Kundinnen<br />
und Kunden als zuverlässiger und<br />
pünktlicher wahrgenommen als die VAG.<br />
Daneben landet die VAG auch bei den „privaten<br />
Fahrkarten-Verkaufsstellen“ auf dem<br />
ersten Platz. Des Weiteren wurden die „Aktivitäten<br />
zur Umweltschonung“ – auch hier<br />
mit einer Verbesserung zum Vorjahresergebnis<br />
– mit einem dritten Platz honoriert.<br />
Verbesserungsbedarf sehen die Kundinnen<br />
und Kunden in den Bereichen des Informationsflusses<br />
bei Störungen und Verspätungen.<br />
Hier nahm die Zufriedenheit gegenüber<br />
dem Vorjahr leicht ab. Bei Pflege wie<br />
Ausstattung der Haltestellen hat das Meinungsbild<br />
etwas nachgegeben. Schlusslicht<br />
sind wie im letzten Jahr die Fahrradabstellplätze.<br />
<br />
<br />
26<br />
netzwerk südbaden
Märkte<br />
BESTE BADEN-WÜRTTEMBERGISCHE BRAUEREI DES JAHRES<br />
Waldhaus erhält 10 Gold-Medaillen<br />
Die Privatbrauerei Waldhaus erhält nach<br />
unzähligen nationalen und internationalen<br />
Bier-Auszeichnungen erneut neun<br />
Goldmedaillen und eine weitere, ganz besondere<br />
Ernennung. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft<br />
(DLG) prämierte<br />
in diesem Jahr sage und schreibe neun Bierspezialitäten<br />
der kleinen Biermanufaktur<br />
mit der begehrten DLG-Goldmedaille – so<br />
viele wie noch in keinem Jahr zuvor. „Das ist<br />
wie ein Sechser im Lotto”, sagt Waldhaus-<br />
Chef Dieter Schmid und ergänzt: „Mit<br />
einem entscheidenden Unterschied: Lottospielen<br />
ist reine Glückssache. Bei der DLG-<br />
Qualitätsprüfung zählt hingegen alleine das<br />
Können!“ Dass die Brauer aus Waldhaus ihr<br />
Handwerk verstehen, zeigt das Waldhaus<br />
Diplom Pils mit Bravour. Diese Bierspezialität<br />
wurde <strong>2015</strong> zum sechzehnten Mal in<br />
Folge mit GOLD prämiert. Kein anderes<br />
Dieter Schmid<br />
Pils in Deutschland kann diese langjährige<br />
Qualitäts-Konstanz belegen. So ist es nur<br />
verständlich, dass vor allem auch die Waldhaus-Braumeister<br />
und Bierbrauer ihr Glück<br />
kaum fassen können: „Wir sind unheimlich<br />
stolz, dass wir es nun schon über viele Jahre<br />
schaffen, unsere qualitative Spitzenstellung<br />
zu halten, ja sogar auszubauen“, sagt Bernhard<br />
Vötter, Waldhaus-Braumeister. Diese<br />
einzigartige Spitzenstellung wurde ebenfalls<br />
von SELECTION, einem der führenden<br />
Genussmagazine in Deutschland, bestätigt.<br />
Beim SELECTION Degustations-Wettbewerb<br />
schnitten die Waldhaus-Bierspezialitäten<br />
so gut ab, dass die Privatbrauerei zur<br />
besten baden-württembergischen Brauerei<br />
ausgezeichnet wurde. Dieter Schmid ist<br />
überzeugt: „Die Verleihung dieser Medaillen<br />
und unsere positiven Absatzzahlen gegen<br />
den allgemeinen Markttrend zeigen uns, dass<br />
unsere Philosophie aufgeht. Nur wer Spitzenprodukte<br />
herstellt und dies auch belegen<br />
kann, wird sich im heutigen Verdrängungswettbewerb<br />
behaupten. Und das Schöne dabei<br />
ist, dass nicht nur wir gewinnen, sondern<br />
vor allem auch unsere Kunden!“
Märkte<br />
AUSBILDUNGSTAGE BEI AHP MERKLE<br />
Der Blick hinter die Kulissen<br />
Aktuell werden in Gottenheim 25 junge Leute ausgebildet<br />
Der Tenor ist einhellig: es herrscht<br />
Fachkräftemangel. Überall in<br />
Deutschland, in praktisch allen<br />
Branchen. Und konnten vor nicht<br />
allzu langer Zeit Personalchefs jedes<br />
Jahr in Ruhe unter den Azubi-<br />
Bewerbern auswählen, so bleiben<br />
heute mitunter Ausbildungsplätze<br />
unbesetzt.<br />
Neue Ideen, neue Ansätze braucht<br />
es, um diesem Problem zu begegnen.<br />
Die AHP Merkle GmbH aus Gottenheim<br />
gehört zu den innovativen<br />
Unternehmen – auch wenn es um<br />
die Frage geht, wie man dem Nachwuchsund<br />
Fachkräftemangel begegnen kann. Der<br />
Spezialist für Hydraulikzylinder setzt dabei<br />
stark auf die Ausbildung eigener Talente.<br />
„Wir sind ein Ausbildungsunternehmen“,<br />
betont Geschäftsführerin Katrin Merkle und<br />
setzt hinzu: „Wir bieten spannende Jobs in<br />
einer angenehmen Atmosphäre.“<br />
AHP Merkle ist ein leistungsstarkes Familienunternehmen<br />
aus der Nähe von Freiburg,<br />
und Familienunternehmen bedeutet hier<br />
AHP-Ausbildungstage,<br />
16./17. Oktober <strong>2015</strong><br />
16. Oktober:<br />
11.00 Unternehmenspräsentation<br />
11.15 Ausbildungsberufe bei AHP Merkle und<br />
Projektvorstellung unserer Azubis<br />
11.45 Besichtigung unseres Unternehmens<br />
12.30 Schnupperkurs in der Azubi-Werkstatt<br />
13.30 Vesper in der AHP Merkle Kantine<br />
17. Oktober:<br />
10.00 Unternehmenspräsentation<br />
10.15 Ausbildungsberufe und Projektvorstellung<br />
unserer Azubis<br />
10.45 Besichtigung unseres Unternehmens<br />
11.30 Schnupperkurs in der Azubi-Werkstatt<br />
12.00 Vesper in der AHP Merkle Kantine<br />
Anmeldung: www.ahp.de/ausbildung<br />
Merkle ist transparent<br />
auch: man denkt langfristig, man kennt<br />
keine „hire and fire“-Mentalität, ein nicht<br />
unwichtiges Argument für neue Mitarbeiter.<br />
Seit 40 Jahren entwickelt, konstruiert<br />
und fertigt das Unternehmen hochwertige<br />
Hydraulikzylinder. Die Kunden kommen<br />
aus unterschiedlichen Bereichen wie dem<br />
Werkzeug-, Formen- oder Maschinenbau,<br />
dem Aluminiumdruckguss oder anderen<br />
Branchen.<br />
Aktuell bildet das Unternehmen mehr als<br />
25 junge Menschen aus. Kernstück bei der<br />
Ansprache potentieller Nachwuchskräfte<br />
ist dabei der sogenannte „Ausbildungstag“.<br />
2014 besuchten dabei rund 140 Schüler aus<br />
den umliegenden Gemeinden AHP und<br />
konnten sich über Ausbildungsberufe und<br />
die Firma informieren.<br />
Start dieses Informationstages war im „AHP-<br />
Technikum“, einem Ausbildungszentrum<br />
der Firma, wo der AHP-Film gezeigt wurde.<br />
Oli Hiefinger, Lockvogel aus „Verstehen<br />
Sie Spaß?“, lässt sich da von einem Azubi<br />
durch den Betrieb führen und erklären, was<br />
wo warum gefertigt wird, was überhaupt<br />
ein Hydraulikzylinder ist und was „100%<br />
Quality“ bei AHP Merkle bedeutet. Der filmischen<br />
Besichtigung folgte die praktische<br />
– die Jugendlichen konnten vor Ort Fragen<br />
stellen, sich mit Altersgenossen/Innen unterhalten<br />
und die verschiedenen Stationen des<br />
Betriebes – Einkauf, Konstruktion, Verkauf,<br />
Wareneingang, die robotergesteuerte Säge,<br />
Lager, Fertigung und Montage, das neue<br />
Testlabor und den Versand – kennenlernen.<br />
Katrin Merkle: „Es freut uns, dass<br />
Schüler und Schulklassen den<br />
AHP Ausbildungstag so zahlreich<br />
annehmen!“ Nach dem Ausbildungstag<br />
– der <strong>2015</strong> im Oktober<br />
wieder stattfindet – kannten die Besucher<br />
nicht nur AHP Merkle besser,<br />
sondern sie hatten auch einen<br />
Eindruck gewonnen, welche Berufsbilder<br />
dort angeboten werden:<br />
Fachkraft für Lagerlogistik/Fachlagerist,<br />
Fertigungsmechaniker/-<br />
in, Industriekaufmann/-frau,<br />
Industriemechaniker/-in,<br />
Technische/r Produktdesigner/-in, Maschinen-<br />
und Anlagenführer/-in oder<br />
Zerspanungsmechaniker/-in.<br />
Wie Firmen langfristig die Herausforderung<br />
Fachkräftemangel / Nachwuchsrekrutierung<br />
angehen müssen, so müssen auch<br />
die Jugendlichen erkennen, dass es nicht<br />
reicht, ein paar Monate vor dem Ende der<br />
Schulzeit sich mal umzuhören, was vielleicht<br />
als Beruf passen könnte. Denn trotz<br />
Azubi-Mangel gibt es Ausbildungsplätze<br />
nicht in beliebiger Zahl – für AGP Merkle<br />
gilt beispielsweise zwar, dass Ausbildungsstart<br />
an sich <strong>September</strong> 2016 ist. Wer aber<br />
sich für technisches Produktdesign interessiert,<br />
findet erst 2017 wieder eine Stelle<br />
offen.<br />
AHP Merkle ist nicht nur wegen der interessanten<br />
Berufsbilder und der guten,<br />
intensiven Ausbildung eine interessante<br />
Adresse. „Ausbildung ist bei uns mehr als<br />
ein Selbstzweck“, sagt Katrin Merkle. „Die<br />
Regel ist, dass wir junge Menschen, die<br />
erfolgreich ihre Ausbildung bei uns absolvieren,<br />
danach auch übernehmen.“ AHP<br />
Merkle wächst seit Jahren – und das wirkt<br />
vor allem auf den Standort Gottenheim.<br />
Darum wurde vor kurzem auch eine neue,<br />
hoch moderne Ausbildungswerkstatt gebaut,<br />
in der die Fertigungsberufe auf dem<br />
neuesten Stand der Technik gelehrt werden.<br />
Um neben dem fachlichen auch das<br />
soziale Verständnis der Mitarbeiter zu schulen,<br />
werden die Auszubildenden in sozialen<br />
Projekten eingesetzt. <br />
<br />
28<br />
netzwerk südbaden
Märkte<br />
IMMER MEHR AUFTRÄGE<br />
Ganter Interior wächst weiter<br />
Ganter Interior, weltweit tätiges Laden-<br />
und Innenausbauunternehmen,<br />
schließt das jüngste Geschäftsjahr mit einem<br />
neuen Umsatzrekord. Der Gruppen-<br />
Umsatz konnte um rund 3,4 Prozent auf<br />
129 Mio. Euro (Stichtag 30.Juni) gesteigert<br />
werden. Das Unternehmen startete 1995<br />
als reines Ladenbau-Unternehmen für<br />
Einzelhändler. Über die Jahre kamen immer<br />
mehr Aufträge im Bereich Innenausbau<br />
dazu, Ganter Interior entwickelte sich<br />
mehr und mehr zum Generalunternehmer.<br />
Mit der Internationalisierung durch die<br />
Gründung von Tochtergesellschaften in<br />
der ganzen Welt bekam das Geschäft einen<br />
weiteren großen Schub. Heute zählt<br />
Ganter Marken wie Burberry, Louis Vuitton,<br />
Prada, Tiffany oder De Beers zu seinen<br />
langjährigen Kunden. Darüber hinaus<br />
konnten immer mehr Aufträge abseits des<br />
Handels wie Ausbau von Büros, Banken,<br />
Restaurants, öffentlichen Gebäuden und<br />
Michael Ganter<br />
mehr Privatwohnungen im Luxusbereich<br />
gewonnen werden. Ein besonderes Projekt<br />
ist der laufende Ausbau eines Bereiches der<br />
„Oasis oft he Sea 3“, eines der größten Luxus-Kreuzfahrtschiffen<br />
der Welt. Hier baut<br />
Ganter Interior für über eine Mio. Euro<br />
diverse Bereiche aus.<br />
Mitten in London geht nächsten Monat<br />
eine 5-köpfige Mannschaft an den Start<br />
in einem der wichtigsten internationalen<br />
Märkte. In Hong Kong wurde im letzten<br />
Geschäftsjahr die Ganter Asia Limited<br />
gegründet. Bettina Zimmermann, für das<br />
operative Geschäft verantwortlich: „Mit<br />
der Erschließung neuer Branchen und<br />
neuer Märkte stellen wir uns noch breiter<br />
auf“. Momentan arbeiten 368 Menschen<br />
weltweit in der Ganter Gruppe, davon ungefähr<br />
20 Prozent bei einer Tochtergesellschaft.<br />
Für Nachschub an guten Mitarbeitern<br />
sorgt nicht zuletzt das Ganter Interior<br />
Ausbildungsprogramm. Momentan bildet<br />
das Unternehmen 18 junge Menschen aus<br />
und hat somit eine Ausbildungsquote von<br />
etwa 9 Prozent.<br />
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Märkte<br />
GELDANLAGEN IN SCHWIERIGEN ZEITEN<br />
„Das Zinsniveau bleibt weiter niedrig“<br />
Zur Anlagestrategie gehört die Streuung von Investitionen<br />
Jürgen Weber ist geprüfter Generationenberater<br />
(AEPD) und kümmert<br />
sich seit 30 Jahren um die Finanzen von<br />
Menschen in <strong>Südbaden</strong>. Abgesichert und<br />
(auch finanziell) gut versorgt sein - das<br />
ist es, was Menschen wollen. Die Aufgabe<br />
eines geprüften Generationenberaters<br />
besteht dabei darin, dass die Finanz- und<br />
Versicherungsprodukte seiner Kunden<br />
auch wirklich leisten, wenn es darauf ankommt.<br />
Denn der Kunde denkt nicht an<br />
sämtliche Widrigkeiten und notwendige<br />
Verknüpfungen einzelner Themen und<br />
Verträge. Zu Ende denken, das ist es, was<br />
Jürgen Weber für seine Kunden daher<br />
im Vorfeld macht: sich rechtzeitig für sie<br />
um beispielsweise eine Patienten- und<br />
Betreuungsverfügung und Vorsorgevollmacht<br />
kümmern, damit im Notfall nicht<br />
das Chaos in der Familie losbricht. Oder<br />
rechtzeitig einen SOS-Ordner anlegen,<br />
damit Familie und Betrieb immer handlungsfähig<br />
bleiben. Grob umschrieben<br />
arbeitet Jürgen Weber mit seinen Kunden<br />
in langfristigen Projekten zusammen<br />
und coacht sie in ihren Absicherungs-,<br />
Vorsorge- und Finanzthemen. Was er<br />
empfiehlt, welche Geldanlagemöglichkeiten<br />
heute den langfristigen Wünschen<br />
und Zielen seiner Kunden am ehesten<br />
entsprechen, darüber sprach Stefan Pawellek<br />
mit ihm.<br />
netzwerk südbaden: Geld anzulegen ist<br />
derzeit schwer - es gibt kaum Zinsen, das<br />
gute alte Sparbuch, das Bundesschätzchen<br />
oder auch die in Deutschland so beliebte<br />
Lebensversicherung lohnen sich nicht mehr<br />
recht. Wie lange wird diese Zinsschwäche<br />
noch anhalten? Wagen Sie eine Prognose?<br />
Jürgen Weber: Wir werden uns damit<br />
abfinden müssen, dass uns ein Zinsniveau<br />
unterhalb der Inflationsrate noch<br />
über viele Jahre begleiten wird.<br />
netzwerk südbaden: Angesichts niedriger<br />
Zinsen denken nicht wenige Bundesbürger<br />
darüber nach, anstelle Miete zu bezahlen<br />
lieber diese Summe in ein Eigenheim zu<br />
Jürgen Weber<br />
investieren. Ist das eine realistische Annahme?<br />
Und wenn ja: was gilt es dabei zu<br />
beachten?<br />
Jürgen Weber: Der Immobilienmarkt<br />
hat diese Entwicklung natürlich erkannt<br />
und die Preise seit Jahren extrem angezogen.<br />
Die niedrigen Zinsen sind deshalb<br />
meist ein Trugschluss, denn die hohen<br />
Immobilienpreise egalisieren sie wieder.<br />
Eigentum vor Miete ist kaufmännisch<br />
falsch. Aber beim Erwerb einer eigen<br />
genutzten Immobilie greifen halt nicht<br />
nur kaufmännische, sondern auch irrationelle<br />
Faktoren. Im Idealfall sollten die<br />
Kaufnebenkosten zuzüglich 20 Prozent<br />
des Immobilienpreises als Eigenkapital<br />
eingebracht werden. Und je Quadratmeter<br />
Wohnfläche sollten zwei Euro pro<br />
Monat in einen langfristigen Sparplan<br />
investiert werden, um kommende Investitionen/Reparaturen<br />
gesichert finanziert<br />
zu wissen.<br />
netzwerk südbaden: Besteht nicht die<br />
Gefahr, dass nach Auslaufen der Zinsbindung<br />
– vor dem Hintergrund, dass irgendwann<br />
ja die Zinsen auch wieder nach oben<br />
gehen werden – die Immobilie nicht mehr<br />
zu finanzieren sein wird? Rechnen sich da<br />
manche nicht fahrlässig reich?<br />
Jürgen Weber: Stimmt. Gute Berater<br />
versorgen ihre Kunden aktuell deshalb<br />
mit Zinsbindungen von mindestens 15<br />
bis 20 Jahren und bauen eine jährliche<br />
Tilgung von mindestens zwei, besser drei<br />
Prozent ein.<br />
netzwerk südbaden: Ist überhaupt momentan,<br />
wo der Immobilienmarkt eine<br />
Hochpreisphase erreicht hat, der richtige<br />
Zeitpunkt, in „Betongold“ zu investieren?<br />
Jürgen Weber: Pauschal: Nein. Außer,<br />
ich investiere in Immobilien mit hohen<br />
Abschreibungen in den ersten zwölf Jahren<br />
und re-investiere die Steuervorteile<br />
in die Tilgung.<br />
netzwerk südbaden: Stichwort Alter: Die<br />
Politik mahnt, dass man – so man nicht<br />
privilegierter Pensionär ist – selbst noch etwas<br />
zur Altersvorsorge beitragen soll. Was<br />
kann der Normalbürger im Augenblick<br />
tun? Ab wann, mit wie viel Jahren Vorlauf,<br />
ist denn eine private Vorsorgeregelung<br />
überhaupt noch realistisch?<br />
Jürgen Weber: Als Angestellter sollten<br />
die staatlichen Vorteile einer betrieblichen<br />
Altersvorsorge, als Selbständiger<br />
eventuell die Rürup-Rente genutzt werden.<br />
In jedem Fall einen Sparplan in<br />
Indexfonds einrichten. Optimalerweise<br />
sollte direkt nach dem Studium, bzw.<br />
nach der Ausbildung mit der Vorsorge<br />
begonnen und mit 45 sollten alle notwendigen<br />
Sparformen eingerichtet sein.<br />
netzwerk südbaden: Was raten Sie, wenn<br />
erst kurz vor Renteneintritt eine finanzielle<br />
Lücke entdeckt wird? Kann man da noch<br />
etwas retten?<br />
Jürgen Weber: Je kürzer die Restlaufzeit<br />
ist, desto mehr muss investiert werden,<br />
um eine Lücke zu schließen. Sachwertbeteiligungen<br />
mit rund vier Jahren Laufzeit<br />
bieten aktuell etwa acht Prozent Brutto<br />
30<br />
netzwerk südbaden
Märkte<br />
Gewinnbeteiligung. Das ist so ziemlich<br />
die einzige Möglichkeit, die kurz vor<br />
Renteneintrittsalter bleibt.<br />
netzwerk südbaden: Ist die LV als Kapitalanlage/Alterssicherung<br />
„tot“?<br />
Jürgen Weber: Nein. Aber sie hat – zu<br />
Recht – nicht mehr die Bedeutung, wie<br />
in der Vergangenheit. Gute Genossenschaftsversicherer<br />
bieten heute noch etwa<br />
zwei bis drei Prozent Verzinsung. Diese<br />
sollten in jedem Fall in eine Anlageplanung<br />
mit einbezogen werden.<br />
netzwerk südbaden: Was raten Sie, wenn<br />
ein Kunde heute Geld sicher und gewinnbringend<br />
anlegen will: welche Investitionen,<br />
welcher „Mix“ ist in Ihren Augen<br />
heute sinnvoll?<br />
Jürgen Weber: Grundsätzlich gilt: Nicht<br />
alle Eier in einen Korb legen und die Investitionen<br />
streuen. Mit dem Berater eine<br />
passende Anlagestrategie erarbeiten und<br />
diese auch durchhalten. Dazu gehört:<br />
Tagesgeldkonto, festverzinsliche Rentenpapiere,<br />
Genossenschaftsversicherer,<br />
Investmentanlagen, Aktien, Sachwertbeteiligungen.<br />
Aber keine Edelmetalle. Je<br />
nach Risikoempfinden, Geldbeutel und<br />
Laufzeit muss die Strategie festgelegt<br />
und laufend überprüft und angepasst<br />
werden. Und vor allem muss sie mit einer<br />
Betreuungs- und Vorsorgevollmacht<br />
abgesichert werden. <br />
<br />
SC-Stadion: Details<br />
bis Ende des Jahres<br />
Nachdem sich Synergieeffekte für die<br />
11. Fakultät der Universität Freiburg<br />
durch die Nutzung von Stadioneinrichtungen<br />
abzeichnen – Nutzung der Stellplätze<br />
außerhalb der Heim-Spielzeiten, Konferenzräume,<br />
Mensa – will das Land Baden-<br />
Württemberg sich mit 16 Mio. Euro beim<br />
Bau des SC-Stadions im Wolfswinkel am<br />
Freiburger Flugfeld beteiligen. „Mit der<br />
Entwicklung im Wolfswinkel ergeben sich<br />
städtebauliche Synergieeffekte für die Universitätsflächen.<br />
Die unmittelbare Nachbarschaft<br />
von Universitäts- und Stadionflächen<br />
und die daraus für das Land resultierenden<br />
Synergieeffekte machen die beabsichtigte<br />
Landesbeteiligung in Freiburg möglich,“<br />
so Finanz- und Wirtschaftsminister Nils<br />
Schmid bei seinem jüngsten Besuch im<br />
Freiburger Rathaus. Auf Basis der Erklärung<br />
sollen bis Ende <strong>2015</strong> die Details geklärt und<br />
in einem Vertrag zwischen dem Land und<br />
der Stadt festgehalten werden <br />
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Ortsportrait<br />
SLOW UND DYNAMISCH<br />
Waldkirch – eine Stadt mit Charme<br />
Viele Mittelständler prägen das Gesicht der Kommune unterhalb des Kandel<br />
Wahrzeichen Kastellburg<br />
32<br />
netzwerk südbaden
Ortsportrait<br />
Waldkirch ist seit 2009 Große Kreisstadt,<br />
die zweitgrößte Kommune im<br />
Landkreis Emmendingen nach der gleichnamigen<br />
Kreisstadt. „Große Kreisstadt“ ist<br />
ein ganz spezieller Titel, der Städten verliehen<br />
wird, wenn sie die 20.000-Einwohner-<br />
Marke überschreiten. Dann wird aus dem<br />
Bürgermeister ein Oberbürgermeister, im<br />
Rathaus müssen zusätzliche Aufgaben erledigt<br />
werden. Aber „Große Kreisstadt“ sagt<br />
auch noch etwas anderes. Wer unter dieser<br />
Bezeichnung firmiert, hat sich als starkes<br />
Mittelzentrum positioniert, als begehrter<br />
Wohnort. Genau das trifft auf Waldkirch<br />
zu. Die Stadt unterhalb des 1243 hohen<br />
Kandel – er ist einer der höchsten Schwarzwaldberge<br />
– hat sich in den vergangenen<br />
Jahren kontinuierlich entwickelt, nicht<br />
unbedingt stürmisch. Und das war ausgemachte<br />
Politik. Die Stadt sollte nicht<br />
einfach unkontrolliert wachsen, auch die<br />
Qualität musste stimmen. Dies hinzubekommen<br />
ist gelungen, Waldkirch präsentiert<br />
sich heute als eine der wichtigen<br />
Mittelstädte im Freiburger Umland, als begehrter<br />
Wohnort auch für Menschen, die<br />
Anz-HUMMELImage-184x127-4c-0915_Finish 11.09.15 10:26 Seite 1<br />
Leben in einer urban geprägten Umgebung<br />
für unabdingbar halten.<br />
Tatsächlich ist Waldkirch ja ein eigenständiges<br />
Gemeinwesen, eine charmante Mittelstadt,<br />
aber mit einer höchst engen Bindung<br />
an die nahe Großstadt Freiburg. 15<br />
Kilometer ist der Freiburger Hauptbahnhof<br />
Die Stadt ist immer<br />
mehr zum beliebten<br />
Wohnort geworden<br />
von Waldkirch entfernt – und wer dort hin<br />
will, ist nicht lange unterwegs. Waldkirch<br />
hat enorm durch den Anschluss an das S-<br />
Bahn-Netz profitiert, ein S-Bahn-Netz, das<br />
bundesweit bis heute als Vorzeigemodell<br />
dient. Viele Freiburger sind in den vergangenen<br />
Jahren in die Stadt am Anfang des<br />
Elztals gezogen. Die Stadt konnte das bieten,<br />
was Freiburg nicht hat: Bauland zu erschwinglichen<br />
Preisen. Das hat sich längst<br />
gedreht, die Immobiliengesellschaft der<br />
Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau<br />
hat bei der Vorlage des Grundstückspiegels<br />
<strong>2015</strong> konstatiert: „Der Immobilienmarkt<br />
in Elztal wird von Waldkirch dominiert.“<br />
Längst bezahlen Bauwillige hier über 400<br />
Quadratmeter für Bauland, wenn sie denn<br />
noch welches finden. Waldkirch ist zu<br />
einem begehrten Wohnstandort geworden,<br />
und das nicht nur wegen der Nähe<br />
zur Großstadt Freiburg. Auch Zugezogenen<br />
gefällt die eigene Atmosphäre dieser<br />
Stadt, die sich über die Jahre entwickelt<br />
hat. 2002 ist Waldkirch als erste Stadt in<br />
die „Internationale Vereinigung der lebenswerten<br />
Städte („citta slow“) aufgenommen<br />
worden. Slow heißt auf deutsch ja „langsam“,<br />
und in einer „Citta Slow“ geht es<br />
durchaus auch darum, Entwicklungen zu<br />
forcieren – aber eben nicht in stürmischer<br />
Hektik, sondern eher bedächtig. Hier ist<br />
Wohnqualität nicht nur ein Schlagwort,<br />
sondern es wird gelebt. Und dazu gehört<br />
ja nicht nur das schmucke Reihenhaus,<br />
zur Wohnqualität in Waldkirch gehört<br />
auch das Drumherum. Kulturelle Vielwww.hummel.com<br />
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netzwerk südbaden 33
Ortsportrait<br />
Sick ist ein wahrer Hidden Champion<br />
Das Hummel-Bürogebäude<br />
falt, schmucke Freizeitanlagen, aber auch<br />
gediegene Möglichkeiten, gut essen und<br />
trinken gehen zu können. In der Innenstadt<br />
kann man flanieren, die Fußgänger<br />
haben Vorrang insbesondere im Bereich<br />
des prächtigen Marktplatzes gesäumt von<br />
nicht weniger prächtigen Häusern. Und<br />
der Waldkircher Wochenmarkt gilt in der<br />
Region als wichtiger Umschlagplatz für<br />
landwirtschaftliche regionale Produkte.<br />
Waldkirch ist schon anders wie viele andere<br />
Städte in <strong>Südbaden</strong>. Das belegt auch die<br />
Wirtschaft dieser Region mit vielen kleinen<br />
Mittelständlern, aber auch mit international<br />
operierenden Unternehmen. Aber<br />
begründet worden ist der Ruf der Waldkircher<br />
Wirtschaft durch den Orgelbau. Auf<br />
1799 geht der Orgelbau in Waldkirch zurück<br />
– und seither hat sich die Tradition<br />
gehalten. Alle drei Jahre findet in der Stadt<br />
ein Orgelfest statt, im Elztalmuseum lockt<br />
eine ständige Dauerausstellung mit einer<br />
Sammlung von Dreh- und Jahrmarktsorgeln<br />
und wer mag, kann sich über den<br />
Orgelbau in der Regionalgeschichte informieren.<br />
Der Orgelbau ist bis heute populär<br />
in Waldkirch – vier Unternehmen sind in<br />
der Branche noch tätig, keine Riesen, aber<br />
kleine Unternehmer, die den Markt kennen<br />
und mit präziser Arbeit Orgelinstrumente<br />
ganz besonderer Qualität liefern.<br />
Irgendwie im gleichen Segment ist ein<br />
Waldkircher Unternehmen beheimatet,<br />
dessen Produktion rein der Unterhaltung<br />
dient. „Mack Rides“ besteht seit 230 Jahren,<br />
seit 1920 wird hier alles gebaut, was<br />
Volksfeste zu modernen Vergnügungsparks<br />
macht, zum Beispiel immer raffiniertere<br />
Achterbahnen. Mack Rides ist sozusagen<br />
auch die Mutter des Europaparks, der bis<br />
heute unter der Regie der Familie Mack<br />
betrieben wird – zwar nicht in Waldkirch,<br />
aber in Rust, wo ausreichend Fläche für<br />
Deutschlands größten Freizeitpark vorhanden<br />
ist.<br />
Fakt ist freilich, dass es einige mittelständische<br />
Unternehmen sind, die den Ruf<br />
von Waldkirch mehren, auch ein wichtiger<br />
Industriestandort zu sein. Citta slow und<br />
wirtschaftliche Dynamik sind ja nicht unbedingt<br />
ein Widerspruch. Tatsächlich sind<br />
die Unternehmen, von denen hier die Rede<br />
ist, ja keine Firmen, die sich durch billige<br />
Massenproduktion auszeichnen. Über<br />
34<br />
netzwerk südbaden
Ortsportrait<br />
8.000 Arbeitsplätze bietet Waldkirch. Das<br />
größte Waldkircher Unternehmen, Sick,<br />
ist ein längst weltweit operierender Sensor-<br />
Hersteller. Sick gilt als höchst innovativ,<br />
6.300 Menschen arbeiten international bei<br />
dem Unternehmen, das seine Waldkircher<br />
Wurzeln nie verleugnet hat. So ist es auch<br />
bei der August Faller KG. Das Familienunternehmen<br />
ist seit jeher in Waldkirch<br />
ansässig und hat sich in einer Nische positioniert.<br />
Bei Faller werden Verpackungen<br />
für Pharmaprodukte hergestellt für einen<br />
internationalen Kundenkreis. Das ist ein<br />
durchaus sensibles Geschäft und Faller<br />
braucht dazu wie Sick hochqualifizierte<br />
Fachkräfte. Die zu finden ist nicht immer<br />
einfach, der Standort Waldkirch schreckt<br />
heute freilich niemand mehr ab, aber die<br />
Unternehmen müssen schon einiges tun,<br />
um mit ihrer Personalentwicklung immer<br />
Schritt zu halten. (Siehe auch das Interview<br />
mit Dr. Michael Faller). Zur internationalen<br />
Avantgarde der Waldkircher Firmen<br />
zählt zweifellos auch Ganter Interior. Erst<br />
1995 gegründet, hat sich Ganter Interior<br />
mittlerweile zu einem Unternehmen entwickelt,<br />
das im Laden- und Innenausbau<br />
international Maßstäbe setzt. 350 hochspezialisierte<br />
Mitarbeiter arbeiten für das<br />
Unternehmen, die mit innovativen Lösungen<br />
Märkte erobert, die andere längst für<br />
besetzt hielten. Wenn man so will: Eine<br />
Story aus Slow City, einer Stadt, die ja irgendwie<br />
auch wie eine gelungene Symbiose<br />
aus Industriestandort und Landstadt wirkt<br />
– mit durchaus ganz ländlichen Bestandteilen.<br />
Kollnau, Buchholz, Siensbach und<br />
Suggental gehören zu Waldkirch, Dörfer<br />
sind sie geblieben, mit einer ganz eigenen<br />
Struktur, zu der immer auch die Nähe zur<br />
Großen Kreisstadt Waldkirch gehört. Und<br />
man ist stolz darauf, dazu zu gehören. Und<br />
die Waldkircher in der Stadt sehen nicht<br />
ohne Genugtuung, dass nebenan im Ortsteil<br />
Buchholz Weinbau betrieben wird, der<br />
dazu beiträgt, dem Breisgauer Wein auch<br />
weit über Baden hinaus Geltung zu verschaffen.<br />
Zur Identität Waldkirchs gehört<br />
aber auch die Fasnet, die hier im Elztal eine<br />
lange Tradition hat und jedes Jahr Tausende<br />
von neuem wieder in ihren Bann zieht.<br />
Auch Zugezogene lassen sich mitreißen,<br />
die Fasnet in der Stadt unterhalb der Kastelburg<br />
hat nichts Aufgesetztes. Oder anders:<br />
Waldkirch hat halt einfach Charme.<br />
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Waldkirch | Binzen | Schopfheim | Großbeeren | Hvidovre | Łódz
Ortsportrait<br />
WALDKIRCH<br />
Ohne Personalentwicklung geht nichts<br />
Wie gute Mitarbeiter gewonnen werden. Ein Gespräch mit Dr. Michael Faller<br />
Waldkirch ist Standort vieler auch international<br />
operierender Unternehmen.<br />
Der Branchenmix ist bunt. Alle<br />
Firmen haben in der Stadt am Fuße des<br />
Kandel das gleiche Problem. Sie brauchen<br />
hochqualifizierte Fachkräfte. Die Werbeformel<br />
der Touristiker „dort wohnen,<br />
wo andere Urlaub machen“, stimmt eben<br />
nur begrenzt. Auch die Gewinnung von<br />
Nachwuchs ist nicht immer einfach. Da<br />
lassen sich die Waldkircher Firmen schon<br />
allerhand einfallen. Wie die Hummel AG<br />
mit Sitz in Denzlingen und Waldkirch.<br />
Das Unternehmen, ein Spezialist für Verbindungstechnik<br />
und Komponenten hat<br />
kürzlich zum Ausbildungsstart die neuen<br />
Lehrlinge zu einem Action-Day im Kletterpark<br />
eingeladen. Sozusagen zur besseren<br />
Teambildung, eine Grundvoraussetzung<br />
für den Erfolg von Unternehmen. Wie es<br />
gelingt, in der Provinz die richtigen Leute<br />
zu bekommen, schildert Dr. Michael Faller,<br />
Chef der führenden Firma für Pharma-<br />
Verpackungen mit Sitz in Waldkirch in<br />
einem Interview mit netzwerk südbaden.<br />
netzwerk südbaden: In den großen Konzernen<br />
ist Personalentwicklung eine zentrale<br />
Aufgabe. Die Industrie ist dringend auf sehr<br />
gut ausgebildete Fachleute angewiesen, die oft<br />
aufwändig rekrutiert werden müssen. Trifft<br />
dies ein mittelständisches Unternehmen im<br />
gleichen Maße? Oder können Sie einfach aus<br />
dem regional vorhandenen Arbeitskräftepotenzial<br />
schöpfen?<br />
Dr. Michael Faller<br />
Michael Faller: Wir sind Teil der Gesellschaft,<br />
wie die großen Unternehmen auch.<br />
Wenn aufgrund demografischer Entwicklungen<br />
gut ausgebildete Fachleute rar werden,<br />
so gilt das auch für uns. Wir beschäftigen<br />
inzwischen etwa 1200 Mitarbeiter an<br />
vier deutschen Standorten und in Polen<br />
und Dänemark. Zum Wachstum unseres<br />
Unternehmens brauchen wir qualifizierte<br />
Mitarbeiter, die ihre Fähigkeiten weiter<br />
entwickeln und auch passende neue Mitarbeiter.<br />
Wir sind insbesondere im Elztal<br />
bekannt und haben einige Mitarbeiter, die<br />
schon in dritter und sogar vierter Generation<br />
bei uns arbeiten. Darüber freuen wir<br />
uns, heute müssen wir jedoch mehr unternehmen.<br />
Daher haben wir unsere Personalabteilung<br />
so aufgestellt, dass wir mit<br />
strukturierter Personalentwicklung und<br />
Recruiting dafür sorgen, dass unsere Mitarbeiter<br />
gute Entwicklungsmöglichkeiten<br />
haben und wir für offene Stellen die richtigen<br />
Bewerber ansprechen.<br />
Wobei sich die Situation je nach Qualifikationsprofil<br />
anders darstellt: Als unsere<br />
Tochtergesellschaft Fachkräfte für Mediengestaltung<br />
suchte, konnten sie sich vor Bewerbern<br />
kaum retten. Das hat vielleicht damit<br />
zu tun, dass es einigen Druckbetrieben<br />
in der Region nicht sehr gut geht und sich<br />
daher viele Menschen beruflich verändern.<br />
Für speziellere Qualifikationsprofile wie<br />
etwa bei unseren Packmitteltechnologen<br />
müssen wir uns auf die interne Ausbildung<br />
der benötigten Fachkräfte konzentrieren.<br />
netzwerk südbaden: Die Demografie spielt<br />
für die Personalentwicklung mit. Wenn qualifizierte<br />
und besonders spezialisierte Mitarbeiter<br />
nach einem langen Arbeitsleben<br />
ausscheiden, müssen sie ja ersetzt werden.<br />
Finden Sie die Nachfolger auf dem Arbeitsmarkt?<br />
Welche Anstrengungen unternehmen<br />
Sie bei Faller, um qualifizierten Nachwuchs<br />
für Ihr Unternehmen zu begeistern? Gibt es<br />
auch Programme, ältere Mitarbeiter länger<br />
an die Firma zu binden?<br />
Michael Faller: Wichtig ist uns, unseren<br />
Mitarbeitern während ihres gesamten Be-<br />
Moderne, innovative Produktionsanlage beim Verpackungspezialisten Faller<br />
36<br />
netzwerk südbaden
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STADTWERKE WALDKIRCH<br />
Klein, fit, einfallsreich<br />
Als im November 1998 die Stadtwerke Waldkirch<br />
gegründet wurden und die Stromversorgung<br />
der Kommune übernahmen, wurden elf<br />
Arbeitsplätze geschaffen. Und noch mehr: eine<br />
zukunftsweisende Institution, die im wahrsten<br />
Sinne des Wortes mit Energie voranschreitet –<br />
zum Beispiel gleich zu Beginn mit der Auflage des<br />
Ökofonds zur Förderung regenerativer Energien.<br />
Energisch geht es weiter: Übernahme der Wasserversorgung,<br />
Umzug in ein neues Verwaltungsgebäude,<br />
Einrichtung von Bürger-Photovoltaikanlagen,<br />
und so konnte man sich zum<br />
fünften Geburtstag selbst ein Geschenk machen:<br />
die Übernahme der Gaskonzession, der – konsequent<br />
– die Übernahme des Leitungsnetzes folgte.<br />
Heute werden 70 Prozent der Gaskunden von den<br />
Stadtwerken beliefert!<br />
Beim zehnten Geburtstag konnte man feststellen,<br />
das man längst über die Stadtgrenzen hinaus gewachsen<br />
war - für manchen Mitbewerber erstaunlich!<br />
Die Mitarbeiterzahl hatte sich in den zurückliegenden<br />
zehn Jahren beinahe verdreifacht.<br />
Waldkirchs Stadtwerke sind Youngster auf dem<br />
Markt der Versorger. Aber dafür sind sie, das haben<br />
sie bewiesen, auch einer der engagiertesten<br />
Energie- und Wasserversorger in Deutschland.<br />
Sichere, umweltfreundliche und preisgünstige<br />
Versorgung mit Strom, Gas, Wärme und Trinkwasser<br />
ist das Unternehmensziel, verbunden mit<br />
entsprechendem Service. Und man engagiert sich<br />
auch noch auf weiteren Geschäftsfeldern wie beispielsweise<br />
Wärme-Contracting, Lichtcontracting<br />
und Stationsleasing /Stationswartung mit einem<br />
365 Tage/24 Stunden-Bereitschaftsdienst.<br />
„Mit Energie die Zukunft gestalten“, das ist nicht<br />
nur der Leitsatz Thorsten Ruprechts, der seit April<br />
<strong>2015</strong> als Geschäftsführer zeichnet, es ist auch ein<br />
Gedanke, den das ganze Unternehmen pflegt. In<br />
Waldkirch redet man vor dem Hintergrund der<br />
Energiewende nicht nur über die Erschließung<br />
neuer, regenerativer Energiequellen, sondern bemüht<br />
sich aktiv, regenerative und umweltfreundliche<br />
Energien zu fördern. Zum Umweltschutz,<br />
aber auch zur Sicherung der Qualität des Waldkircher<br />
Trinkwassers, gehört aber auch der Grundwasserschutz.<br />
Gerade die Versorgung mit Trinkwasser wird immer<br />
wichtiger. TOP-Lokalversorger hat dies erkannt:<br />
<strong>2015</strong> wurden zum ersten Mal Versorgungsunternehmen<br />
in der Sparte TOP-Lokalversorger<br />
Wasser ausgezeichnet. Die Stadtwerke Waldkirch<br />
haben sich für diese Auszeichnung beworben und<br />
schlossen mit einem überdurchschnittlichen Ergebnis<br />
ab.<br />
Qualität, Service und Nachhaltigkeit: DIE Themen<br />
für die Stadtwerke!
Ortsportrait<br />
Industrie hat Tradition in Waldkirch<br />
rufslebens systematische Weiterbildung zu<br />
ermöglichen. Nachfolger für Spezialisten<br />
zu finden ist schwierig und erfordert aufwändige<br />
Recruiting-Maßnahmen. Wenn<br />
jemand aus Altersgründen ausscheidet,<br />
qualifizieren wir mögliche Nachfolger<br />
rechtzeitig, vorzugsweise in direkter Zusammenarbeit<br />
mit dem ausscheidenden<br />
Mitarbeiter, um einen guten Wissenstransfer<br />
zu gewährleisten. Speziell dafür gibt es<br />
ein Angebot in unserem „Faller Excellence<br />
Programm“ der Personalentwicklung.<br />
Allgemein sieht das Excellence Programm<br />
zwei Kriterien vor. Eine Fach- und Spezialisten-Karriere<br />
und eine Führungs-<br />
Karriere. Beides ist uns gleich wichtig. In<br />
der Fach- und Spezialisten-Karriere haben<br />
Mitarbeiter mit sehr gutem Fachwissen die<br />
Möglichkeit, sich als Spezialisten und Senior<br />
Experts zu qualifizieren und im Unternehmen<br />
zu positionieren.<br />
Ein spezielles Programm, mit dem wir<br />
ältere Mitarbeiter an die Firma binden<br />
wollen, haben wir nicht. Wir entscheiden<br />
situativ, was wir anbieten können, wenn<br />
ein Mitarbeiter den Wunsch nach einer<br />
Weiterbeschäftigung nach der Rente äußert<br />
und haben damit gute Erfahrungen<br />
gemacht.<br />
Wie wir qualifizierten Nachwuchs für Faller<br />
begeistern wollen? Einerseits natürlich,<br />
indem wir unsere Mitarbeiter wertschätzen<br />
und ihnen gute Arbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
bieten. Unsere Mitarbeiter<br />
können dem Nachwuchs am besten<br />
Empfehlungen aussprechen, sich bei uns<br />
zu bewerben. Viele unserer Azubis haben<br />
sich auf diese Weise für uns begeistern<br />
lassen. Dieses Jahr haben wir 53 Auszubildende,<br />
die bisherige Höchstzahl, über die<br />
wir uns sehr freuen.<br />
Auch sind unsere Ausbildungsverantwortlichen<br />
und Auszubildenden auf den<br />
Jobstartbörsen in der Region präsent, wir<br />
bieten Praktika an, unsere Auszubildenden<br />
und Ausbilder sind in Lernpartnerschaften<br />
an Schulen aktiv, um Schülern die Berufsbilder<br />
bei Faller näherzubringen.<br />
netzwerk südbaden: Es ist nicht nur die<br />
gute Bezahlung, die Mitarbeiter lockt. Können<br />
Sie potenziellen Mitarbeitern auch sagen,<br />
warum Arbeiten bei Faller etwas Besonderes<br />
ist?<br />
Michael Faller: Wir sind ein Familienunternehmen.<br />
Seit 133 Jahren. Im Zweitälerland<br />
sind wir verwurzelt und von hier aus<br />
gewachsen. Wir achten darauf, dass wir<br />
nachhaltig erfolgreich sind. Dazu gehört<br />
auch, dass wir uns der Verantwortung für<br />
die Mitarbeiter bewusst sind und ein Gesundheitsmanagement<br />
installiert haben,<br />
Freizeitsportgruppen unterstützen, eine<br />
Mitarbeiterkapitalbeteiligung eingeführt<br />
haben etc. Wir fördern regionale Initiativen<br />
und Vereine, darunter sind viele, in<br />
denen sich unsere Mitarbeiter engagieren.<br />
Wir legen Wert auf ein gutes Betriebsklima<br />
und auf kollegiales Miteinander. Aber es ge-<br />
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Selbstverständlich Qualität<br />
Seit über 20 Jahren produziert die Pfaff GmbH in Waldkirch<br />
High Tech Kunststoffteile. 18 Mitarbeiter des Familienunternehmens<br />
sorgen für ein Höchstmaß an Qualität bei der Herstellung<br />
von hochwertigen Medizinprodukten für die Dentalmedizin<br />
oder die Neurochirurgie. Darüber hinaus produziert Pfaff sensible<br />
Teile für den Industriezweig Opto-Elektronik/Sensorik und komplexe<br />
Zweikomponententeile für den Automotive-Bereich.<br />
Im Maschinenpark arbeiten zuverlässige Spritzgussmaschinen auf<br />
dem modernsten technischen Stand unter Reinraumklasse 7 – inklusive<br />
KUKA-Robot und Verpackungsanlage. Selbstverständlich<br />
steht bei der Produktion die Qualität im Vordergrund, deshalb<br />
ist die Pfaff GmbH nicht nur nach ISO 9001, sondern seit 2011<br />
auch durch ISO 13485 zertifiziert.<br />
Von der Beratung einer Idee über die Konstruktion des richtigen<br />
Werkzeugs bis hin zur Fertigung und Qualitäts-Sicherung der<br />
High Tech Produkte erhält der Kunde bei Pfaff alles aus einer<br />
Hand. Einige innovativen Ideen erhielten sogar renommierte Innovations-Preise.<br />
Nicht nur deshalb möchte die Pfaff GmbH am<br />
Standort Waldkirch als Produktionsstätte festhalten: 2013 wurde<br />
ein Grundstück „Am Bruckwald“ erworben.<br />
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hört bei uns auch dazu, Herausforderungen<br />
zu bewältigen und die Fähigkeit, dazuzulernen,<br />
in Bewegung zu sein und auch mal<br />
über den eigenen Schatten zu springen. Und<br />
das alles in einem Umfeld, in dem genaues<br />
und sorgfältiges Arbeiten sehr wichtig ist –<br />
unsere Mitarbeiter sorgen schließlich dafür,<br />
dass die Verpackungen für Medikamente<br />
fehlerfrei und sicher sind.<br />
netzwerk südbaden: Zurzeit brandet eine<br />
Flüchtlingswelle auf das Land. Sehen Sie<br />
reale Chancen, aus diesem Umfeld Mitarbeiter<br />
zu finden? Oder sind schon die bürokratischen<br />
Hürden – Arbeitsverbote, lange<br />
Asylverfahren – so hoch, dass man sich in<br />
mittelständischen Unternehmen mit dieser<br />
Problematik eher weniger beschäftigt.<br />
Michael Faller: Gestatten Sie mir eine<br />
Anmerkung: Bei der sogenannten Welle<br />
handelt es sich um Menschen… Diese<br />
Menschen bringen ganz unterschiedliche<br />
Kompetenzen mit. Weil wir als Pharmazulieferer<br />
sehr hohe Qualitätsnormen haben<br />
und unsere Arbeitsabläufe genauen Vorschriften<br />
der Pharmazeuten unterliegen,<br />
sind für uns gute Deutschkenntnisse unerlässlich.<br />
Meines Wissens sind die regionalen<br />
Behörden sehr kooperativ und unterstützen<br />
die Arbeitgeber nach Kräften.<br />
Dennoch sind die Anfangshürden natürlich<br />
hoch. Aber grundsätzlich spricht für<br />
mich nichts dagegen, qualifizierte Flüchtlinge<br />
mit guten Deutschkenntnissen zu<br />
beschäftigen. <br />
Mitarbeiterbindung fängt schon bei den Azubis an (hier bei der Firma Hummel)<br />
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durchgeleitet über die Hausbank – alternativ<br />
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Vor Modernisierungsbeginn hilft ein<br />
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Sanierungsfahrplans für die Immobilie.<br />
Auf diese Weise wird festgestellt, wie die<br />
Energieeffizienz verbessert werden kann.<br />
Außerdem berät der Sachverständige bei<br />
der Auswahl sinnvoller Maßnahmen und<br />
ob die Vorhaben förderfähig sind. Je nach<br />
Absprache begleitet er die Bauarbeiten auf<br />
temporärer Basis oder komplett.<br />
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und die ebenfalls von der KfW<br />
geförderte Baubegleitung bieten die Sachverständige<br />
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GESPRÄCH<br />
„Ich fühle mich sehr wohl“<br />
Waldkirchs neuer Oberbürgermeister Roman Götzmann über Wohnen und Arbeiten in seiner Stadt<br />
Roman Götzmann: Zunächst mal sind wir<br />
stolz darauf, ein so bedeutender Industriestandort<br />
zu sein und nicht nur ein attraktiver<br />
Wohnstandort. Wir sind aber auch<br />
bei den Gewerbeflächen durchaus ausgereizt.<br />
Wir haben zwar aktuell ein kleineres<br />
Gewerbegebiet erschlossen. Damit haben<br />
wir aber vor allem eine Verlagerungs- bzw<br />
Erweiterungsmöglichkeit für ansässige<br />
Unternehmen geschaffen. Es geht uns tatsächlich<br />
darum, unsere Unternehmen am<br />
Standort zu halten. Eine großeangelegte<br />
Neuansiedlungspolitik für Industriebetriebe<br />
werden wir nicht berteiben.<br />
Roman Götzmann<br />
Roman Götzmann (SPD), 33, erhielt<br />
bei der Wahl am 15. März <strong>2015</strong> 72,44<br />
Prozent der abgegebenen Stimmen. Mit<br />
seiner Amtseinführung am 10. Juni wurde<br />
er Nachfolger des bisherigen Oberbürgermeisters<br />
Richard Leibinger. Götzmann<br />
studierte Politikwissenschaft, Öffentliches<br />
Recht und Wirtschafts- und Sozialgeschichte.<br />
Von 2006 bis 2009 war er Landesvorsitzender<br />
der Jusos Baden-Württemberg.<br />
2011 wurde Götzmann Büroleiter<br />
des baden-württembergischen Europaministers<br />
Peter Friedrich. Seit 2011 ist er<br />
außerdem Beisitzer im Landesvorstand der<br />
SPD Baden-Württemberg.<br />
netzwerk südbaden: Herr Götzmann, wie<br />
haben Sie sich privat und beruflich in Waldkirch<br />
eingelebt?<br />
Roman Götzmann: Privat ist meine Familie<br />
hier gut angekommen, die Kinder gehen<br />
in den Kindergarten, wir fühlen uns sehr<br />
wohl, alles sortiert sich. Beruflich gibt es<br />
immer noch jeden Tag Neues. Zum einen<br />
was die Verwaltung angeht, aber auch hinsichtlich<br />
der Themen, die die Stdt bewegen.<br />
Selbst ein langer Wahlkampf hat nicht<br />
dazu geführt, dass ich schon alle Themenfelder,<br />
die die Bürger beschäftigen, kenne.<br />
netzwerk südbaden: Waldkirch ist in den<br />
vergangenen Jahren gewachsen, sicher auch<br />
wegen der guten Verkerhsanbindung. Wird<br />
und kann das so weiter gehen?<br />
Roman Götzmann: Die Region rund um<br />
Freiburg hat einen ungebremsten Wachstumsdruck.<br />
Sei es durch Zuwanderung<br />
innhalb Deutschlands oder auch innerhalb<br />
des Bundeslandes. Waldkirch ist ein<br />
Ort, an dem viele Menschen gerne leben<br />
wollen. Ich habe auch bei meiner eigenen<br />
Wohnssuche gemerkt, wie angespannt der<br />
Wohnungsmarkt ist. Hier in Waldkirch ist<br />
das Wachstum aufgrund unterschiedlicher<br />
Faktoren wie der Topografie aber begrenzt.<br />
Wenn es in Waldkirch also noch Wachstum<br />
geben wird, wird das in einem moderaten<br />
Umfang stattfinden<br />
netzwerk südbaden: Wie sieht es denn im<br />
gewerblichen Bereich aus. Waldkirch ist ja<br />
die Heimat durchaus bedeutender Unternehmen,<br />
können Sie deren Flächenbedarf<br />
decken?<br />
netzwerk südbaden: Waldkirch versteht<br />
sich als Slow City, ist das nicht ein Widerspruch<br />
zu dieser dynamischen Stadt?<br />
Roman Götzmann: Ich weiß, dass das Thema<br />
„Langsamkeit und Slow“ nicht immer<br />
so verstanden wird, wie es gemeint ist.<br />
Ich glaube, dass die Grundgedanken hinter<br />
Slow City, nämlich Regionalität und<br />
Nachhaltigkeit, richtig sind.<br />
netzwerk südbaden: Städte brauchen gute<br />
Infrastruktur um ihre Zukunft zu sichern,<br />
wo sehen Sie in Waldkirch Nachholbedarf?<br />
Roman Götzmann: Waldkirch hat in den<br />
vergangenen Jahren große Beträge in Schulen<br />
investiert, weshalb die Waldkircher<br />
Schulen auch auf einem guten Ausbaustand<br />
sind. Nachholbedarf sehe ich bei den<br />
Radwegen und bei der Halleninfrastruktur.<br />
Da müssen wir sicher noch einiges tun.<br />
netzwerk südbaden: Wir kommen nicht<br />
umhin, sie auch über den Umgang mit<br />
Flüchtlingen zu fragen, haben Sie einen Weg<br />
gefunden, mit dem Zustrom von Flüchtlingen<br />
umzugehen?<br />
Roman Götzmann: Wir sind mit der dezentralen<br />
Unterbringung hier sehr gut gefahren.<br />
Durch die gestiegenen Zahlen werden<br />
auch in Waldkirch größere Einheiten<br />
gebildet werden müssen.<br />
netzwerk südbaden: Wir danken Ihnen für<br />
das Gespräch.<br />
<br />
42<br />
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Märkte<br />
FREIBURG<br />
Innenstadtbarometer – schau‘n mer mal<br />
Einzelhandelsverband: Viele kleine Geschäfte machen die Stadt erst richtig attraktiv<br />
Von daniela frahm<br />
Rund ein halbes Jahr ist es her,<br />
dass Freiburger Einzelhändler<br />
eine Debatte über die Situation in<br />
der Innenstadt angestoßen haben.<br />
Sie beschwerten sich über Müll<br />
und Gestank, Vandalismus und<br />
schlechte Erreichbarkeit. Nach<br />
Gesprächen mit Vertretern der<br />
Stadt wurde eine verstärkte Reinigung<br />
vereinbart. „Wir haben so<br />
schnell wie möglich gehandelt“,<br />
sagt Bernd Dallmann, Geschäftsführer<br />
Freiburg Wirtschaft Touristik<br />
und Messe (FWTM). Eine<br />
weitere Folge der Diskussionen<br />
ist ein sogenanntes „Innenstadtbarometer“,<br />
das die FWTM beim<br />
Beratungsunternehmen Cima in<br />
Auftrag gegeben hat. Sie hat festgestellt,<br />
dass es für den Innenstadteinzelhandel<br />
keine umfangreichen<br />
Daten gibt und zuverlässige auch<br />
nur für die 1A-Lagen.<br />
Das soll sich jetzt ändern. Zu der<br />
Analyse gehören eine flächendeckende<br />
Bestandsaufnahme aller<br />
Betriebe, eine qualitative Bewertung,<br />
auch im Vergleich zum<br />
Online-Handel, und eine Befragung<br />
der Betriebe. Außerdem<br />
sollen Passanten gezählt und befragt<br />
werden. Die Kosten von rund 60.000<br />
Euro sollen über die Bettensteuer finanziert<br />
werden, um die es allerdings noch<br />
einen Rechtsstreit mit Hoteliers und dem<br />
Deutschen Hotel- und Gaststättenverband<br />
(Dehoga) gibt. Wenn die Klage gegen die<br />
Übernachtungssteuer doch noch zugelassen<br />
wird, würde die FWTM das Beratungsunternehmen<br />
aus eigenen Mitteln bezahlen.<br />
Der Aufsichtsrat hat bereits zugestimmt.<br />
In der Innenstadt, zu der das Gebiet zwischen<br />
Bahnhof und Schlossberg und zwischen<br />
Dreisam und Friedrichring gezählt<br />
wird, gibt es insgesamt 512 Betriebe. Von<br />
dem „Innenstadtbarometer“ erwartet Dallmann<br />
unter anderem eine „Schärfung der<br />
Beliebt: Die Rathausgasse in Freiburg<br />
Lagen“ zwischen 1A, B oder C und die<br />
Beantwortung der Frage, ob der Münsterplatz<br />
eine gute Einzelhandelslage ist.<br />
Der Geschäftsführer des Handelsverbands<br />
<strong>Südbaden</strong>, Olaf Kather, gibt zu bedenken,<br />
dass der Internethandel, prosperierende<br />
Nebenstädte sowie Multimedia- und Möbel-Märkte<br />
am Rand der Stadt ebenfalls<br />
Auswirkungen auf die Entwicklungen in<br />
der Freiburger City haben.<br />
Angestoßen wurde der Innenstadt-Dialog<br />
von der „Wir“-Initiative, in der sich inhabergeführte<br />
Einzelhandelsgeschäfte zusammen<br />
geschlossen hatten. Sie ist inzwischen<br />
in der Aktionsgemeinschaft „z‘Friburg in<br />
der Stadt“ aufgegangen. Deren Vorsitzender<br />
Stefan Huber hofft, dass die<br />
Gefühle der Einzelhändler jetzt<br />
„in Zahlen gegossen werden, und<br />
das über Jahre hinweg“, auch um<br />
Argumente gegenüber dem Gemeinderat<br />
zu haben. Eine eigene<br />
Umfrage sei nicht sehr ergiebig<br />
gewesen. Deswegen ruft Huber<br />
seine Kollegen dazu auf, sich an<br />
der Cima-Studie zu beteiligen,<br />
bei der die Daten anonymisiert<br />
werden. „Vielleicht sagt man<br />
den Profis von außen mehr, als<br />
der eigenen Familie“, hofft auch<br />
Dallmann. Der Wirtschaftsförderer<br />
sieht das auch als eine Art<br />
„Nagelprobe“, weil die Händler<br />
Forderungen aufgestellt hätten.<br />
Klagen über eine zunehmende Filialisierung<br />
der Innenstädte kann<br />
Kather nachvollziehen. Für den<br />
früheren Karstadt-Geschäftsführer<br />
machen die vielen kleinen,<br />
inhabergeführten Einzelhändler<br />
im Mix mit den Kaufhäusern<br />
und Filialen die Attraktivität aus.<br />
Die FWTM will sich in diesem<br />
Bereich ebenfalls engagieren. Sie<br />
will Existenzgründungen unterstützen<br />
und plant einen „Pop-up-<br />
Store“, in dem Händler für einen<br />
gewissen Zeitraum und für wenig Geld<br />
austesten können, ob ihre Produkte bei den<br />
Kunden ankommen. Außerdem bietet sie<br />
Einzelhändlern Hilfe an, denen die Miete<br />
erhöht oder gekündigt wurde.<br />
Bis Mitte Oktober sollen erste Ergebnisse<br />
des „Innenstadtbarometers“ vorliegen,<br />
das sinnvoller Weise jährlich oder spätestens<br />
zweijährlich aktualisiert werden muss.<br />
Geplant sind zudem ein Gutachten zur<br />
Innenstadtgestaltung und eins zur Perspektive<br />
der Innenstadt. Alle drei Untersuchungen<br />
sollen dann in ein noch zu vergebendes<br />
Tourismuskonzept einfließen und beim<br />
Tourismusmarketing berücksichtigt werden.<br />
<br />
<br />
44<br />
netzwerk südbaden
Märkte<br />
SÜDBADISCHER EINZELHANDEL<br />
Robust, stabil, aber nicht euphorisch<br />
Die Branche im Grenzbereich ist froh, dass die Pkw-Maut nun doch nicht kommt<br />
Eine Analyse des 1. Halbjahres samt einem Ausblick auf die erwarteten<br />
Entwicklungen des 2. Halbjahres <strong>2015</strong> gab der Handelsverband<br />
<strong>Südbaden</strong> e.V. Präsident Philipp Frese erläuterte, dass<br />
die robuste Verfassung der Deutschen Wirtschaft weiter den Krisen<br />
im Ausland trotzen konnte, das Bruttoinlandsprodukt sei weiter auf<br />
hohem Niveau, die Beschäftigung steige bzw. die Arbeitslosigkeit<br />
nehme ab bei gleichzeitig steigenden Reallöhne und sinkenden Ölpreisen:<br />
Insgesamt gute Aussichten für das 2. Halbjahr.<br />
Dennoch sieht die Verbandsführung keinen Grund für überschäumende<br />
Erwartungen beim Einzelhandel. Obwohl stärkste Kraft der<br />
Binnenwirtschaft, werde der Einzelhandel seine Erlöse nur moderat<br />
Einkaufstouristenziel<br />
steigern können; real werde der Umsatz <strong>2015</strong> dann trotz der Wachstumsphase<br />
seit 2009 immer noch unter dem Niveau des Jahres 2000<br />
liegen: Der Anteil des Einzelhandelsumsatzes am privaten Konsum<br />
sank zwischen 2000 und 2014 von 35,8 auf 28,6 Prozent.<br />
Eine Chance ist hingegen in der zunehmenden Bereitschaft der<br />
Kunden zu sehen, für wertige Produkte mehr Geld auszugeben.<br />
Dies geschehe beispielsweise im Lebensmittelhandel über Premium-<br />
Handelsmarken, Bio- oder Regionalprodukte. Der Einzelhandel,<br />
so Hauptgeschäftsführer Olaf Kather, bilde die drittstärkste Wirtschaftskraft<br />
in Deutschland mit rund drei Mio. Beschäftigten und<br />
einem Jahresumsatz von gut 459 Mrd. Euro. Bundesweit konnte der<br />
Umsatz im 1. Halbjahr um 2,5 Prozent gesteigert werden, Baden-<br />
Württemberg lag leicht mit 3,1 Prozent Wachstum über dem Bundesschnitt.<br />
<strong>Südbaden</strong> mit seinen knapp 75.000 Beschäftigten im<br />
Einzelhandel übertraf tendenziell mit einem Plus von 3,4 Prozent<br />
leicht die Landeswerte.<br />
Der Fashion-Bereich hatte nach zögerlichem Frühjahresstart ein<br />
besser laufendes Sommergeschäft, ebenso die Branchen Kosmetik<br />
und Uhren /Schmuck. Sondereffekte durch E-Bikes bei Sport, Telekommunikation<br />
(Smartphones und Tablets) und der Trend zu hochwertigen<br />
Küchengeräten in der Elektronikbranche brachten höhere<br />
Wachstumszahlen. Der Lebensmittelhandel konnte höherwertige<br />
Lebensmittel und Bioprodukte und die lange Grillsaison für ein stabiles<br />
Plus nutzen. Bei Möbel und Living (Haushaltswaren wie GPK<br />
und Hausrat) wirken die Schweizer Effekte etwas stärker als in den<br />
anderen Branchen. Die frühe Gartensaison und der weiterhin anhaltende<br />
Do-It-Yourself-Effekt bescherten der Branche Bauen und<br />
Heimwerkerbedarf ebenfalls ein leichtes Plus.<br />
Regional lief es im 1. Halbjahr <strong>2015</strong> im Bereich Hochrhein sehr<br />
gut. Vom Trend aus der Schweiz auch hat die Bodensee-Region<br />
profitieren können. Schwarzwald-Baar meldete unveränderte Umsätze,<br />
mehr positive Tendenzen sind von der Ortenau zu berichten<br />
wie auch vom Südlichen Oberrhein, also der Bereich um Freiburg<br />
herum. Der Anteil von Betrieben, die von sinkenden Umsätzen betroffen<br />
waren, war in Freiburg selbst höher als im Umland. Problematisch<br />
ist das Nordgebiet um Rastatt und Baden-Baden, das unter<br />
der Russlandkrise leidet; außerdem hat sich das FOC Roppenheim<br />
etabliert, sodass auch hier die Ausstrahlung ins deutsche Umland<br />
deutlich spürbar wird. Für das 2. Halbjahr erwartet der Einzelhandelsverband,<br />
dass die ökonomischen Rahmenbedingungen auf<br />
hohem positiven Niveau bleiben, was die befragten Einzelhändler<br />
weiterhin steigende Tendenzen bei der Entwicklung der Geschäftslage<br />
erwarten lässt. Rund 85 Prozent der Händler gehen von stabilen<br />
bzw. steigenden Umsätzen aus. Umsatzrückgänge erwarten nur 15<br />
Prozent der befragten Händler.<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung in Frankreich hinkt der deutschen<br />
hinterher. Es sind aber leichte Verbesserungstendenzen zu verzeichnen,<br />
da die Anzahl der Händler, die von steigenden Umsätzen berichten,<br />
auf ein gutes Fünftel gestiegen ist. Rückgänge waren so gut<br />
wie nicht zu verzeichnen.<br />
Die kurzfristig veränderte Währungsrelation Franken/Euro Anfang<br />
des Jahres hat einen deutlichen Ausschlag der Umsatzkurve in den<br />
Monaten Januar und Februar <strong>2015</strong> bewirkt. Nach diesem Peak haben<br />
sich die Umsätze auf einem leicht erhöhten Niveau zum Vorjahr<br />
nun eingependelt. Gleichzeitig beginnen nun die Auswirkungen auf<br />
die Schweizer Wirtschaft deutlich zu werden, das Bruttoinlandsprodukt<br />
ist gesunken, die Exporte sind erkennbar zurückgegangen.<br />
Trotz zögerlichem Frühjahrsstart verliefen die Umsätze mit Beginn<br />
des Sommers zufriedenstellend.<br />
<br />
netzwerk südbaden 45
Märkte<br />
BMW-MÄRTIN<br />
Jetzt geht‘s an die Möbelmeile<br />
Das Freiburger Autohaus will bis 2017 seinen Standort verändern<br />
Von Daniela Frahm<br />
Mehr Fläche, mehr Autos, mehr Mitarbeiter.<br />
Das Autohaus Märtin will<br />
sich in Freiburg vergrößern und plant<br />
einen Neubau an der Hermann-Mitsch-<br />
Straße, der sogenannten Möbelmeile.<br />
Der Vertragshändler für BMW und<br />
MINI hat zwischen Möbel Braun und<br />
XXXLutz ein 15.000 Quadratmeter großes<br />
Grundstück gekauft und zusätzlich<br />
2.500 Quadratmeter gepachtet, die für<br />
eine mögliche Stadtbahn Hochdorf im<br />
Besitz der Stadt bleiben müssen. Auf<br />
dem Gelände soll bis 2017 ein dreigeschossiges<br />
Multifunktionsgebäude entstehen,<br />
in dem neben einem neuen Autohaus<br />
mit Räder- und Reifenhotel auch<br />
Büroflächen geplant sind. „Der Neubau<br />
ist Teil unserer Unternehmensstrategie<br />
Vision 2020“, sagt Firmenchef Hansjörg<br />
Märtin.<br />
Und die ist bei dem Autohändler sogar<br />
in Stein gehauen. Zusammen mit seinen<br />
Führungskräften war er anderthalb Tage<br />
lang im Schwarzwald und hat mit ihnen<br />
unter Anleitung eines Steinmetzes einen<br />
Felsbrocken künstlerisch bearbeitet und<br />
mit dem Schriftzug „Vision 2020“ versehen.<br />
Jetzt steht er im Empfangsbereich<br />
des Freiburger Autohauses. Wie viele andere<br />
Branchen ist auch die Automobilsparte<br />
dem Wandel unterworfen. Märtin<br />
will deshalb nicht abwarten („Und mich<br />
dann wie viele andere aufkaufen lassen.“),<br />
sondern sucht kreative Lösungen.<br />
Eine sieht er in der Vergrößerung, im<br />
Eigentum und der zusätzlichen Akquise<br />
von Mietern. Seine bisherigen Räume an<br />
der Breisacher Straße sind gemietet.<br />
Die Lage direkt neben der Stadtbahn-<br />
Baustelle habe ihn und seine Mitarbeiter<br />
schon viele Nerven gekostet. Ständig<br />
müssten sie Kunden anrufen, um ihnen<br />
zu erklären, wie sie zum Autohaus gelangen.<br />
„Manche sind aus lauter Verzweiflung<br />
gar nicht mehr gekommen“, scherzt<br />
Märtin. In Zukunft wird er jedoch von<br />
der Stadtbahn profitieren, die unter anderem<br />
seinen neuen Standort erschließt,<br />
den er als „1A-Lage“ bezeichnet. Zum<br />
einen, weil dort die Messe ist und sich<br />
große Möbelhäuser angesiedelt haben,<br />
zum anderen, weil die Universität erweitert<br />
und das neue SC-Stadion in der<br />
Nähe gebaut wird. Obwohl in Freiburg<br />
viele Büroflächen entstehen, sieht er<br />
Märtins neues Autohaus<br />
Bedarf für die im Obergeschoss geplanten<br />
1250 Quadratmeter Bürofläche, die<br />
schon jetzt im Internet beworben werden<br />
(www.hello-future-buero.de). Sie können<br />
nach den Wünschen der künftigen<br />
Mieter unterteilt werden, die Seminarund<br />
Konferenzräume sollen sowohl die<br />
Autohaus-Mitarbeiter als auch die Büromieter<br />
nutzen. Nach dem Umzug wird<br />
sich die Zahl der Stellplätze von derzeit<br />
230 auf 530 erhöhen, inklusive Tiefgarage<br />
und Parkebenen.<br />
Der Entwurf für das Gebäude mit 11.000<br />
Quadratmetern Bruttogeschossfläche<br />
stammt vom Freiburger Architekturbüro<br />
Geis & Brantner, das sich in einem<br />
Wettbewerb gegen vier weitere durchgesetzt<br />
hat. „Die haben sofort verstanden,<br />
was ich wollte“, sagt Märtin. Michael<br />
Geis musste mit seinen Kollegen im letzten<br />
Dreivierteljahr jedoch eine „mächtige<br />
Aufgabe“ bewältigen, weil sie neben<br />
den Wünschen von Märtin auch das<br />
Pflichtenheft des Herstellers BMW und<br />
die Vorgaben der Stadt berücksichtigen<br />
mussten.<br />
Über die Höhe der Investition verrät<br />
Märtin nur, dass sie bei mehreren Millionen<br />
liegt. „Ich habe mir geschworen, so<br />
etwas nicht mehr zu sagen.“<br />
Insgesamt beschäftigt Märtin in den<br />
Autohäusern in Freiburg, Emmendingen<br />
und Bötzingen 180 Mitarbeiter, darunter<br />
30 Auszubildende. In Freiburg soll die<br />
Zahl der Beschäftigten in den kommenden<br />
fünf Jahren von 100 auf 120 steigen.<br />
Erreichen will Märtin das durch eine<br />
um 30 Prozent erhöhte Werkstattkapazität,<br />
Absatzsteigerung – derzeit verkauft<br />
er pro Jahr 3000 Neu- und Gebrauchtwagen<br />
und 400 Neu- und Gebrauchtmotorräder<br />
– und die Etablierung neuer<br />
Berufsbilder. Auch im Bereich der<br />
Elektromobilität sieht er noch großen<br />
Nachholbedarf. Der BMW-Händler<br />
geht selbst mit gutem Beispiel voran und<br />
fährt in der Stadt nur elektrisch. „Unser<br />
Marktanteil ist doppelt so groß wie<br />
in Stuttgart oder Karlsruhe“, berichtet<br />
Märtin.D Er will diesen Anteil weiter<br />
steigern, zumal er nach eigenen Angaben<br />
das erste und einzige BMW Elektromobilitäts-Center<br />
im Umkreis von 100 Kilometern<br />
betreibt. <br />
<br />
46<br />
netzwerk südbaden
Märkte<br />
GESPRÄCH<br />
„Nicht sexy, aber berechenbar und verlässlich“<br />
Südwestbank Vorstand Wolfgang Jung über Zinsen, Aktien, Start-Ups und Fußball<br />
netzwerk südbaden: Die Südwestbank ist<br />
eine kleine Bank, aber im Vergleich zu vielen<br />
Sparkassen und Volksbanken doch ganz<br />
stattlich. Streben Sie mit Ihrem Institut bewusst<br />
die Nische zwischen den Geschäfts- und<br />
Großbanken und den Sparkassen und Volksbanken<br />
an?<br />
Wolfgang Jung: Im Vergleich zu den Geschäftsbanken<br />
haben Sie recht, dagegen<br />
sind wir selbst mit unserer Bilanzsumme<br />
von knapp über 6 Milliarden Euro klein.<br />
Wir vergleichen uns aber eher mit den anderen<br />
Privatbanken und in diesem Bereich<br />
sind wir die größte konzernungebundene<br />
Bank in Deutschland. Aber Größe ist nicht<br />
allein, was zählt. Qualität ist das, worauf<br />
es ankommt. Unsere Nische – wenn Sie so<br />
wollen – ist unser Geschäftsgebiet Baden-<br />
Württemberg. Hier in der Region wollen<br />
wir die Qualitätsführerschaft als nachhaltige,<br />
unabhängige Bank. Wir sind 1922 als<br />
landwirtschaftliche Spezialbank gegründet<br />
worden und haben Nachhaltigkeit absolut<br />
verinnerlicht. Für unsere Positionierung<br />
im Markt investieren wir ständig in die<br />
Qualität unserer Beratung und in unsere<br />
Mitarbeiter. Das sehen Sie auch in der<br />
Mitarbeiterentwicklung: Bis zum Ende des<br />
Jahres werden wir seit 2014 in zwei Jahren<br />
fast 100 neue Mitarbeiter eingestellt haben.<br />
netzwerk südbaden: Die niedrigen Zinsmargen<br />
gefährden das Geschäftsmodell von<br />
Sparkassen- und Volksbanken. Sehen Sie sich<br />
auch betroffen?<br />
Wolfgang Jung: Das Zinsgeschäft ist für<br />
uns nach wie vor bedeutend. Das zeigen<br />
auch unsere Halbjahreszahlen: Der Zinsüberschuss<br />
beträgt 60 Millionen Euro<br />
und der Provisionsüberschuss beläuft sich<br />
auf 17 Millionen Euro. Im Unterschied<br />
zum Wettbewerb haben wir seit Jahren ein<br />
wachsendes Kundengeschäft, was der Anstieg<br />
unseres Kreditvolumens auf zwischenzeitlich<br />
3,8 Mrd. Euro zeigt. Damit leiden<br />
wir nicht unter den negativen Auswirkungen<br />
von auslaufenden Depot-A-Geschäften<br />
wie viele Wettbewerber (Anm. der Redaktion:<br />
Als Depot A bezeichnet man das bei einer<br />
Bank angesiedelte Wertpapierdepot, in<br />
dem Wertpapiere enthalten sind, die eine<br />
Weiterverpfändung durch die Bank ermöglichen.).<br />
Natürlich stehen auch wir unter<br />
Margendruck, was dem starken Wettbewerb<br />
geschuldet ist.<br />
netzwerk südbaden: Die Deutsche Bank<br />
schließt viele Filialen, vermutlich auch im<br />
Wolfgang Jung<br />
Südwesten. Sehen Sie da eine Chance, neue<br />
Kunden in lokalen Märkten durch die Präsenz<br />
vor Ort zu gewinnen?<br />
Wolfgang Jung: Ja, die sehe ich. Alleine<br />
die Diskussion über dieses Thema hat uns<br />
in den letzten Jahren viele neue Kunden<br />
gebracht. Unsere Kunden schätzen ihren<br />
verlässlichen Ansprechpartner vor Ort. Sie<br />
wollen nicht alle fünf Jahre ihre ganze Ge-<br />
48<br />
netzwerk südbaden
Märkte<br />
schichte neu erzählen müssen. Damit erfüllen<br />
wir die von unseren Kunden geforderte<br />
Kontinuität in der Begleitung. Ganz<br />
klar: Jede Filialschließung einer anderen<br />
Bank ist für uns eine Chance.<br />
netzwerk südbaden: Sie schließen also Filialschließungen<br />
bei Ihnen aus?<br />
Wolfgang Jung: Ja, das schließe ich im<br />
Moment aus. Die guten Zahlen aus unserem<br />
Filialgeschäft bestätigen unseren Kurs.<br />
netzwerk südbaden: Aktien sind trotz explodierender<br />
DAX-Kurse mit gelegentlichen<br />
Abstürzen noch immer nicht sehr beliebt<br />
bei deutschen Anlegern. Macht man sich bei<br />
der Südwestbank auch für diese Anlageform<br />
stark?<br />
Wolfgang Jung: Absolut. Wenn es um<br />
langfristig strukturierte Anlagethemen<br />
geht, sollten immer Substanzwerte angesprochen<br />
werden. Abhängig von der Lebensphase<br />
kann allerdings der Einsatz der<br />
freien Liquidität – beispielsweise nach Beendigung<br />
der Ausbildung oder des Studiums<br />
– anders eingesetzt werden, z. B. bei<br />
der Zurückführung von Verbindlichkeiten.<br />
Insgesamt gilt es bei Anlagefragen nach wie<br />
vor zu diversifizieren. Ohne einen Anteil<br />
Aktien im Gesamtportfolio ist eine gesunde,<br />
langfristig rentable Geldanlage nicht<br />
möglich.<br />
netzwerk südbaden: Die Altersversorgung<br />
wird immer schwieriger, die Rentenlücke immer<br />
größer. Haben Sie Konzepte, mit denen<br />
junge Leute sinnvoll und bezahlbar für ihren<br />
Ruhestand vorsorgen können?<br />
Wolfgang Jung: Sie sprechen da ein ganz<br />
heikles politisches Thema an. Wir können<br />
nicht nur immer vom demographischen<br />
Wandel und seinen Folgen reden, wir müssen<br />
auch handeln. Die Generation, die<br />
jetzt gerade ins Arbeitsleben einsteigt, wird<br />
einen viel größeren Beitrag an Eigenvorsorge<br />
leisten müssen. Deshalb ist die derzeit<br />
geführte Diskussion um eine stärkere Förderung<br />
der Altersvorsorge richtig. Die Beratung<br />
bei der Südwestbank fußt auf einem<br />
sogenannten Lebensphasenmodell. Damit<br />
helfen wir jungen Kunden, ein Gesamtpaket<br />
zu schnüren, auch mit entsprechenden<br />
Absicherungsstrukturen für Risikothemen,<br />
wie zum Beispiel Berufsunfähigkeit. Altersvorsorge<br />
zu betreiben, bedeutet sparen,<br />
und sparen ist abhängig von Einkünften<br />
und Lebenshaltungskosten. Hier sollte wie<br />
erwähnt ein stärkeres Augenmerk auf die<br />
Sparform Aktie gerichtet werden. In Aktiensparformen<br />
anzulegen, bringt langfristig<br />
einfach eine bessere Performance.<br />
netzwerk südbaden: Das Firmengeschäft ist<br />
auch für die Südwestbank höchst bedeutend.<br />
Wie riskant sind eigentlich Finanzierungen<br />
von Start-Up-Unternehmen, die ja irgendwie<br />
das Salz in der Suppe sind?<br />
Wolfgang Jung: Das Unternehmenskundengeschäft<br />
ist für uns sehr wichtig, es ist<br />
die wesentliche Säule in unserem Kreditgeschäft.<br />
Über 60 Prozent generieren wir aus<br />
dem Geschäft mit Firmenkunden. Beim<br />
Thema Start-Ups gilt es zu unterscheiden:<br />
Zum einen gibt es die klassischen gewerblichen<br />
Existenzgründungen, die mit einem<br />
bekannten Geschäftsmodell starten. Diese<br />
Wolfgang Jung<br />
unterstützen und begleiten wir sehr gerne.<br />
Dabei ist die ausreichende Einbindung von<br />
Eigenkapital als Puffer notwendig, sei es direkt<br />
oder über öffentliche Programme.<br />
Zum anderen gibt es Start-Ups zum Beispiel<br />
aus dem Biotech-, Fintech- oder Internetbereich.<br />
Hier ist klassisches Risikokapital,<br />
also in erster Linie Eigenkapital,<br />
nötig. Da tun wir uns, zugegebenermaßen<br />
schwer, weil das Risikoprofil einfach zu<br />
hoch ist. Für uns gilt: Schuster bleib bei<br />
deinen Leisten! Das ist vielleicht nicht so<br />
sexy, aber uns ist ein berechenbares und<br />
verlässliches Geschäftsmodell unserer Kunden<br />
wichtiger.<br />
netzwerk südbaden: Sie arbeiten in Stuttgart,<br />
sind aber Freiburger, wie oft sind Sie<br />
eigentlich noch in der Stadt, was verbindet<br />
Sie mit Freiburg?<br />
Wolfgang Jung: Ich wohne seit 1994<br />
hier. Für mich und meine Frau war seitdem<br />
immer klar: Hier wollen wir bleiben.<br />
Was mich mit der Stadt verbindet, sind<br />
viele Freunde und inzwischen auch einige<br />
Ehrenämter. So bin ich Mitglied im Verwaltungsrat<br />
der Stadtmission, im Verwaltungsrat<br />
des Studierendenwerks Freiburg,<br />
im Universitätsbeirat und gehöre zu den<br />
Theaterfreunden Freiburg – um nur einige<br />
zu nennen. Unter der Woche wohne ich<br />
zwar in Stuttgart, am Stammsitz der Südwestbank,<br />
doch das Wochenende verbringe<br />
ich in Freiburg.<br />
Wolfgang Jung trat 2009 als Generalbevollmächtigter in die mittelständische Privatbank ein. Seit<br />
Juli 2010 ist er Mitglied des Vorstandes der SÜDWESTBANK.<br />
Der studierte Betriebswirt verantwortet die Geschäftsfelder Firmenkunden, Landwirtschaftsund<br />
Agrargewerbe, die Bereiche Personal/ Recht und Compliance sowie die drei Marktbereiche<br />
Baden, Hohenlohe-Franken/Mittlerer Schurwald und Bodensee/Oberschwaben.<br />
Zuvor hatte Wolfgang Jung verschiedene leitende Funktionen bei der Dresdner Bank AG, bei<br />
der Baden-Württembergischen Bank AG und beim LBBW-Konzern in Freiburg, Mannheim und<br />
zuletzt Karlsruhe inne. Dabei lag der Schwerpunkt seiner Tätigkeit im Geschäft mit mittelständischen<br />
Unternehmenskunden.<br />
netzwerk südbaden: Ist eigentlich etwas<br />
dran an der alten Rivalität Schwaben vs.<br />
Baden?<br />
Wolfgang Jung: Ich kann mich noch gut<br />
an meine ersten Gespräche erinnern, als<br />
ich von Heidenheim nach Freiburg gezogen<br />
bin. Der damalige Geschäftsführer des<br />
Weinbauverbandes, Dr. Werner Schön, hat<br />
mich schmunzelnd begrüßt: Jetzt haben Sie<br />
die Trollingerrepublik verlassen und sind<br />
im Burgunderkönigreich. Aber im Ernst:<br />
Der Strich zwischen Baden und Württemberg<br />
ist kein Trennungsstrich, es ist ganz<br />
klar ein Bindestrich. In beiden Landesteilen<br />
gibt es so viele gute Unternehmer und<br />
Unternehmen, die mit grundsoliden Einstellungen<br />
sehr erfolgreich wirtschaften. Es<br />
ist schön, in diesem Bundesland zu leben<br />
und exzellenten Wein aus beiden Landesteilen<br />
genießen zu können.<br />
netzwerk südbaden: Für wen schlägt Ihr<br />
Herz: Für den SC oder den VfB?<br />
Wolfgang Jung: Das ist ganz einfach zu beantworten:<br />
Mein Herz schlägt für den SC.<br />
Aber ich hege auch große Sympathien für<br />
den VfB. Und in schwierigen Situationen<br />
drücke ich für beide die Daumen. <br />
netzwerk südbaden 49
Steuern & Recht kompakt<br />
Am 17. Juni <strong>2015</strong> hat die EU Kommission ihren Aktionsplan<br />
bezüglich der Unternehmensbesteuerung<br />
vorgestellt. Damit soll erfolgreich gegen missbräuchliche<br />
Steuerpraktiken vorgegangen werden, nachhaltige<br />
Einnahmen sollen sichergestellt werden und die Rahmenbedingungen<br />
für Unternehmen im Binnenmarkt verbessert<br />
werden. Ein Kernpunkt der Gesetzesinitiative ist es, sicherzustellen,<br />
dass jedes Unternehmen an dem Ort, an dem es<br />
Gewinne erwirtschaftet, seinen Anteil an Steuern bezahlt.<br />
1. Hintergrund<br />
Die EU Kommission hat Ende 2014 Maßnahmen gegen<br />
Steuerhinterziehung und Steuervermeidung angekündigt,<br />
um zu gewährleisten, dass Unternehmen ihre Steuern in<br />
dem Land entrichten, in dem die Gewinne anfallen. Ein<br />
erstes Maßnahmenpaket zur Förderung der Steuertransparenz<br />
innerhalb der Europäischen Union wurde am 18. März<br />
<strong>2015</strong> präsentiert. Wesentlicher Bestandteil dieses Paketes ist<br />
aus Kontakt) unter der Rahmenregelung für Verrechnungspreise<br />
vor.<br />
> Steigerung der Attraktivität Europas für Unternehmen<br />
bis zur Einführung einer konsolidierten Bemessungsgrundlage<br />
soll es Unternehmen ermöglicht werden, Gewinne<br />
und Verluste grenzüberschreitend gegeneinander<br />
aufzurechnen. Damit sollen durch die Verbesserung der<br />
steuerlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen bestehende<br />
Steuerhemmnisse, Rechtsunsicherheiten, Erfüllungskosten<br />
oder Wettbewerbsverzerrungen beseitigt<br />
werden. Darüber hinaus soll eine multilaterale Streitschlichtung<br />
möglich sein, um Streitfälle einfacher beilegen<br />
zu können.<br />
> Transparente Unternehmensbesteuerung<br />
die Mitgliedstaaten sollen bei Steuer-Vorbescheiden<br />
enger zusammenarbeiten. Außerdem startet die EU-<br />
EU-Kommission stellt Aktionsplan gegen<br />
missbräuchliche Steuerpraktiken vor<br />
der Vorschlag, einen automatischen Informationsaustausch<br />
zu Steuerentscheidungen zwischen den Mitgliedsstaaten<br />
einzuführen. Damit sollen in den einzelnen EU-Staaten bestimmte<br />
missbräuchliche Steuerpraktiken von Unternehmen<br />
aufgedeckt und entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen<br />
werden können.<br />
2. Aktionsplan zur Unternehmensbesteuerung<br />
Der nun vorgestellte zweite Aktionsplan, der Maßnahmen<br />
für ein gerechtes und transparentes europäisches Steuersystem<br />
darstellt, enthält fünf wesentliche Elemente:<br />
> Gemeinsame europäische Bemessungsgrundlage für<br />
Körperschaftsteuer<br />
die EU-Kommission greift den Vorschlag aus 2011 bezüglich<br />
einer gemeinsamen konsolidierten Körperschaftsteuerbemessungsgrundlage<br />
(GKKB) auf und möchte<br />
die Gespräche für einen Vorschlag zur Einführung einer<br />
verbindlichen GKKB wieder aufnehmen.<br />
> Gerechtere Unternehmensbesteuerung am Ort der<br />
Wertschöpfung<br />
Unternehmen sollen dort, wo sie Einnahmen generieren<br />
auch Steuern zahlen, um die Verbindung zwischen<br />
Umsatz und Steuern zu verstärken. Die EU-Kommission<br />
schlägt eine Anpassung des Wohlverhalten Codex (Code<br />
Kommission ein öffentliches Konsultationsverfahren<br />
über die Pflicht von Konzernen zu einer länderspezifischen<br />
Berichterstattung. Des Weiteren veröffentlicht die<br />
EU-Kommission eine Liste von kooperationsunwilligen<br />
Steuerstaaten und Steuergebieten außerhalb der EU.<br />
Diese Liste soll den Mitgliedstaaten einen einfachen und<br />
transparenten Vergleich Ihrer nationalen Listen ermöglichen.<br />
> Abstimmung zwischen den Mitgliedstaaten<br />
die EU-Mitgliedstaaten sollen effektiver zusammenarbeiten,<br />
um die derzeitigen Kooperationsinstrumente zu<br />
verbessern und missbräuchliche Steuerpraktiken besser<br />
bekämpfen zu können.<br />
JUDr. Carsten Dehmer<br />
Rechtsanwalt,<br />
Fachanwalt für Steuerrecht<br />
50<br />
netzwerk südbaden
Kajo 192<br />
Quartier Unterlinden<br />
Colombi-Eck<br />
La Vive<br />
Number One<br />
STILZ<br />
Neues fördern.<br />
Stadtentwicklung im Nordwesten<br />
lässt Baukultur entstehen.<br />
Impulsgeber war die Stadt mit ihrer Überlegung, den alten Platz am Siegesdenkmal wiederherzustellen.<br />
Damit entstand die Vision einer Stadtentwicklung, die den Nordwesten<br />
an urbanes, großstädtisches Leben anbindet. Gemeinsam gelang es, Freiburger Baukultur<br />
zu etablieren mit Bauten wie Kajo 192, Quartier Unterlinden mit<br />
dem Solitär, dem Colombi-Eck, Teil eines von Unmüssig ausgelobten<br />
Wettbewerbs, den Kleihues+Kleihues 2010 gewonnen haben und<br />
wozu auch das noch im Genehmigungsprozess befindliche La Vive<br />
gehört. In der Verlängerung der Kajo auf der anderen Seite des geplanten<br />
Platzes wird das Number One mit dem Hotel Motel One sowie das STILZ-Ensemble,<br />
bestehend aus Vorder- und Hinterhaus, entstehen. Projekte, die Maßstäbe setzen.<br />
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Märkte<br />
SPARKASSEN IMMOBILIEN GESELLSCHAFT<br />
40 Jahre erfolgreich im Immobilienmarkt<br />
Thomas Schmidt<br />
bis 300 Immobilien verkauft die<br />
250 Sparkassen-Immobilien-GmbH<br />
in Freiburg jedes Jahr im Auftrag von Kunden.<br />
Wohnungen sind darunter, Einfamilienhäuser<br />
aber auch größere Wohnobjekte.<br />
Damit ist das Tochterunternehmen der<br />
Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau<br />
der größte Makler in <strong>Südbaden</strong>. In diesem<br />
Jahr hat die Mannschaft um Geschäftsführer<br />
Thomas Schmidt das 40jährige Bestehen<br />
gefeiert.<br />
Es ist eine Erfolgsgeschichte. Begonnen<br />
hat sie vor 40 Jahren mit dem Aufbau einer<br />
Immobilienabteilung bei der Sparkasse<br />
Nördlicher Breisgau in Emmendingen.<br />
Vor 20 Jahren entschied man sich dann bei<br />
der Sparkasse Freiburg dafür, zusammen<br />
mit anderen Sparkassen, eine eigene Immobiliengesellschaft<br />
in der Rechtsform einer<br />
GmbH zu gründen. Die Sparkasse als<br />
größtes Geldinstitut der Region reagierte<br />
damit auch auf die besonderen Herausforderungen<br />
des Wohnungsmarkts. Freiburg<br />
und sein Umland waren schon damals wie<br />
heute ein begehrter Wohnort. Eine Immobiliengesellschaft<br />
mit enger Anbindung an<br />
die Sparkasse wurde in diesem Spannungsfeld<br />
dringend gebraucht. Große Projekte<br />
bestimmten den Wohnungsmarkt in der<br />
Region – beispielsweise die Schaffung der<br />
neuen Freiburger Stadtteile Rieselfeld und<br />
Vauban.<br />
Heute ist die Aufgabe nicht weniger herausfordernd.<br />
Der Freiburger Wohnungsmarkt<br />
gilt als einer der schwierigsten in<br />
Deutschland. Weil Bauflächen rar sind,<br />
übersteigt die Nachfrage nach Immobilien<br />
deutlich das Angebot. Außerdem nimmt<br />
die Komplexität einer Immobilientransaktion<br />
durch neue Gesetze und Verordnungen<br />
ständig zu. Geschäftsführer Thomas<br />
Schmidt und seine Mannschaft – Niederlassungen<br />
der Sparkassen-Immobilien-<br />
GmbH gibt es auch in Emmendingen und<br />
in Waldkirch – sehen es vor diesem Hintergrund<br />
als Hauptaufgabe an, ihre Kunden<br />
auf dem Weg zum Kauf oder Verkauf<br />
einer Immobilie professionell zu begleiten.<br />
Als erstes zertifiziertes Maklerunternehmen<br />
in Baden-Württemberg können die<br />
Mitarbeiter der Sparkassen-Immobilien-<br />
GmbH – zusammen mit der Sparkasse<br />
– eine besonders breite und qualifizierte<br />
Dienstleistung rund um die Immobilie<br />
offerieren. Thomas Schmidt nennt in diesem<br />
Zusammenhang die Preisfindung die<br />
„Königsdisziplin“ der Wohnungsmakler.<br />
Künftig, so ist der langjährige Geschäftsführer<br />
der Gesellschaft überzeugt, werde<br />
die Tätigkeit des Maklers immer mehr in<br />
der Beratung liegen. Hier zeigt sich der<br />
größte Immobilienmakler in <strong>Südbaden</strong><br />
zweifellos besonders gut aufgestellt. <br />
MITTELSTANDSVEREINIGUNG<br />
Kritik am Sammelmonopol<br />
Martin Braun, Kreisvorsitzender<br />
der Mittelstands- und<br />
Wirtschaftsvereinigung (MIT)<br />
Kreisverband Freiburg, verurteilt<br />
höhere Müllgebühren für Unternehmer<br />
und Verbraucher und<br />
wendet sich gegen ein staatliches<br />
Sammelmonopol für Wertstoffe.<br />
Der Kabinettsbeschluss der Landesregierung<br />
für ein neues Wertstoffgesetz<br />
kommt die Bürger<br />
und die Unternehmen in Baden-<br />
Württemberg möglicherweise teuer<br />
zu stehen. Das Ministerium für<br />
Umwelt, Klima und Energiewirtschaft<br />
räumt ein, dass es bei dem<br />
Vorschlag des Ministeriums in der<br />
„Hand des jeweiligen öffentlichrechtlichen<br />
Entsorgungsträgers“<br />
läge, ob es bei einer Systemumstellung<br />
zu einer Belastung bei<br />
den Müllgebühren komme. Die<br />
MIT ist verärgert darüber, dass<br />
nicht die Recyclingquote erhöht<br />
werde, sondern die Kommunen<br />
mit dem Einsammeln der Wertstoffe<br />
privilegiert. Offenbar erkenne<br />
die öffentliche Hand, dass<br />
das Sammeln von Wertstoffen ein<br />
Geschäftsmodell ist, das sich die<br />
Kommunen „unter den Nagel reißen“<br />
wollen. <br />
<br />
52<br />
netzwerk südbaden
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Dubai statt. Die internationale Leitmesse<br />
der Branche, die von der FWTM-Tochterfirma<br />
FMMI gemeinsam mit der Solar<br />
Promotion International aus Pforzheim<br />
weltweit veranstaltet wird, expandiert damit<br />
nun auch in die Golfregion, die angesichts<br />
der hohen Sonneneinstrahlung,<br />
großer Freiflächen und eines wachsenden<br />
Energiebedarfs für die Erzeugung erneuerbarer<br />
Energie aus Sonnenlicht geradezu<br />
prädestiniert sind. Kooperationspartner<br />
vor Ort ist der GulfSol, der Veranstalter<br />
der derzeit laufenden GulfSol, dmg events.<br />
Vom 19. bis 21. <strong>September</strong> 2016 können<br />
sich die Vertreter der Branchenvertreter<br />
und Investoren im Dubai World Trade<br />
Center erstmals über den Ausbau des Solarmarktes<br />
in der Region austauschen. Mit<br />
der Entscheidung für Dubai hat sich die<br />
Intersolar Middle East den idealen Austragungsort<br />
gesichert, um die aufstrebenden<br />
Solarmärkte der Region zu erreichen. Die<br />
Reichweite umfasst neben Bahrain, Katar,<br />
Kuwait, Oman, Saudi-Arabien, Jordanien<br />
und den Vereinigten Arabischen Emiraten<br />
auch den Norden Afrikas mit Ländern wie<br />
Ägypten, Tunesien und Marokko. <br />
Bobkas Business<br />
SCRUM – Projektmanagement aus Kundensicht<br />
„SCRUM revolutioniert die Regeln des kundenorientierten Projektmanagements“.<br />
Dieser Ansatz, der Lean Development im Projektmanagement<br />
umsetzt, beruht auf der Erfahrung, dass viele Entwicklungsprojekte<br />
sehr komplex sind. Wesentliche Anforderungen und<br />
Lösungstechniken erweisen sich zu Beginn als noch nicht klar genug,<br />
um in einem umfassenden Projektplan konkretisiert zu werden.<br />
SCRUM teilt den Projekt-Masterplan daher in Detailpläne, die jeweils<br />
auf die erzielten Zwischenergebnisse aufbauen. Die Methode reduziert<br />
die Komplexität der Aufgabe zwar nicht, strukturiert sie aber in<br />
kleinere und weniger komplexe Bestandteile. Konkret knüpft SCRUM<br />
bei der Entwicklung eines Produkts an die von Ihrem Unternehmen<br />
formulierte Produktvision an. Deren Umsetzung in das fertige Produkt<br />
stützt sich auf die Qualifizierung der Anforderungen in Form von Eigenschaften<br />
aus der Anwendersicht. Diese Anforderungen werden<br />
auf sogenannte Storycards geschrieben und in Intervallen (Sprints)<br />
abgearbeitet. Aufbauend auf dem erzielten Zwischenergebnis werden<br />
Produkt, Anforderungen und Vorgehen überprüft und im Rahmen<br />
eines weiteren Sprints weiterentwickelt. Der langfristige Plan erfährt<br />
dadurch eine permanente Verfeinerung und Verbesserung. Die hochqualifizierten,<br />
interdisziplinär besetzten Entwicklungsteams erhalten<br />
im SCRUM-Modell lediglich eine Richtung vorgegeben, dürfen aber<br />
die Vorgehensweise zur Erreichung des gemeinsamen Ziels selbst<br />
entscheiden. SCRUM unterscheidet drei Rollen: Der Product Owner<br />
verantwortet die Eigenschaften und den wirtschaftlichen Erfolg des<br />
Produkts. Dieser hält regelmäßig Rücksprache mit den Kunden, um<br />
deren Bedürfnisse und Wünsche zu verstehen. Der Scrum Master ist<br />
der Moderator und Dienstleister für das Projektteam. Er sorgt dafür,<br />
dass Hindernisse im Umfeld des Teams beseitigt werden, die notwendigen<br />
Ressourcen vorhanden sind und die Spielregeln eingehalten<br />
werden. Zudem fungiert er als Ansprechpartner für Außenstehende.<br />
Das Entwicklungsteam besteht aus drei bis neun Mitarbeitern und ist<br />
für die Lieferung der Produktfunktionalitäten in der vom Product Owner<br />
gewünschten Reihenfolge und für die Einhaltung der vereinbarten<br />
Qualitätsstandards verantwortlich. Es gibt im Team keine Hierarchie,<br />
lediglich unterschiedliche Kompetenzen. Jede einzelne Aufgabe (Ticket)<br />
wird im Aufgabenplan am Task-Board aufgeführt und stellt somit<br />
den Arbeitsvorrat des Teams für den Sprint dar. Jedes Teammitglied<br />
übernimmt eigenverantwortlich einzelne Tickets. Es werden nur so<br />
viele Tickets für die Bearbeitung freigegeben, wie vom Projektteam<br />
bearbeitet werden kann. Geht es an einer Stelle nicht voran, stauen<br />
sich dort die Tickets. Es wird schnell sichtbar, wo der Engpass liegt<br />
und was getan werden kann. So steuert das Team die Aufgabenverteilung<br />
und den Arbeitsfluss völlig selbstständig. Ein Übersichtschart<br />
visualisiert die Fortschritte des Projekts. Jeder Sprint wird offiziell<br />
abgeschlossen. Das Team stellt dabei die Ergebnisse dem Product<br />
Owner vor, der sie akzeptieren und abnehmen<br />
muss. Diese Transparenz über den Fortschritt des<br />
Produkts nach Innen und Außen gehört zum Kern<br />
von SCRUM. Sind alle Prozesszyklen durchlaufen,<br />
wird das Projekt abgeschlossen. Viel Erfolg nun<br />
mit diesem neuen Werkzeug!<br />
<br />
<br />
Tobias Bobka<br />
Unternehmensberater in Freiburg im Breisgau<br />
54<br />
netzwerk südbaden
Märkte<br />
VOLKSBANK BREISGAU NORD<br />
Ausbildung erfolgreich gestartet<br />
nser Engagement ist unser<br />
„UErfolg – wir engagieren uns<br />
für Sie“, so ein Leitsatz aus dem Unternehmensleitbild<br />
der Volksbank.<br />
Die Grundlage für diesen hohen<br />
Anspruch wird schon in der Ausbildung<br />
gelegt. Als einer der großen<br />
Ausbildungsbetriebe in der Region<br />
bildet die Volksbank Breisgau Nord<br />
eG derzeit 32 junge Leute in vier<br />
Ausbildungsberufen aus: als Bankkaufmann/frau,<br />
Finanzassistent/in<br />
und als Bachelor of Arts (B.A.) mit<br />
Abschluss an der Dualen Hochschule<br />
Studienbereich BWL-Bank in<br />
Villingen-Schwenningen bzw. BWL-<br />
Finanzdienstleistungen in Lörrach.<br />
Dieser Tage war Ausbildungsbeginn<br />
für 11 junge Leute mit den Berufszielen<br />
Bankkaufmann/frau, FinanzassistentIn<br />
und Bachelor of Arts. In der Einführungswoche<br />
wurden die angehenden VolksbankerInnen<br />
von Vorstand und Personalabteilung<br />
herzlich begrüßt und lernten ihre<br />
neue Umgebung kennen. Auf dem abwechslungsreichen<br />
Wochenprogramm<br />
standen erste Schulungsmaßnahmen,<br />
Interviews und Präsentationen. In einer<br />
gemeinsamen Geschäftsstellen-Tournee<br />
besuchten die neuen Auszubildenden<br />
einige Geschäftsstellen in der Region.<br />
Zum Abschluss der Einführungswoche<br />
konnten sich alle Auszubildenden bei einem<br />
Teamevent mit Kompass Erlebnispädagogik<br />
im Naturschutzzentrum Rust<br />
näher kennen lernen. Ganz nach dem<br />
Motto der Volksbanken „Was einer alleine<br />
nicht schafft, das schaffen viele gemeinsam“<br />
wurden den Auszubildenden<br />
verschiedene Aufgaben gestellt, die dann<br />
im Team-Wettbewerb zu lösen waren,<br />
zum Beispiel auch der Bau von Floßen<br />
mit anschließender Schatzsuche. So ist der<br />
„Weg frei“ für den erfolgreichen Start ins<br />
Berufsleben der jungen BankerInnen.
Märkte<br />
GERINGERE ERNTE<br />
440 Millionen Viertele immerhin<br />
Mit der Qualität sind die Weinexperten äußerst zufrieden<br />
Von jörg hemmerich<br />
Das Wort „Jahrhundertwein“ nimmt<br />
heuer keiner der badischen Weinfunktionäre<br />
in den Mund, wenn es um den<br />
Weinjahrgang <strong>2015</strong> geht. Bei der traditionellen<br />
Herbstpressebesprechung im Freiburg-St.<br />
Georgener Weingut Faber mit<br />
Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister<br />
Alexander Bonde (Grüne) war das<br />
höchste Superlativ vom Vizepräsidenten<br />
des Weinbauverbandes, dem Wolfenweiler<br />
WG-Geschäftsführer Ernst Nickel zu hören:<br />
„Der <strong>2015</strong> ist ein Spitzenjahrgang“,<br />
erklärte er vor Minister und Journalisten.<br />
Etwas moderater und vorsichtiger äußerten<br />
sich der badische Weinbaupräsident<br />
Klilian Schneider und sein Geschäftsführer<br />
Peter Wohlfarth: Badens Weinwirtschaft<br />
erwarte einen quantitativen eher<br />
unterdurchschnittlichen, qualitativ aber<br />
sehr guten Herbst <strong>2015</strong>. Auch Alexander<br />
Bonde sieht das Weinjahr im Südwesten<br />
so. Er durfte sich übrigens mitten in den<br />
St. Georgener Weinbergen auch über ein<br />
hohes Lob aus dem Munde eines Markgräfler<br />
Winzers freuen. Nur die Unterstützung<br />
des Ministers im Kampf gegen die<br />
Kirschessigfliege habe letztlich verhindert,<br />
dass die Weinernte 2014 nicht zum Fiasko<br />
geraten sei. Tatsächlich hatte sich der<br />
Minister dafür stark gemacht, das schnell<br />
wirksame Pflanzenschutzmittel „Petro Verde“<br />
im Kampf gegen die asiatische Fliege<br />
einzusetzen – eigentlich war es gegen einen<br />
anderen Schädling, den Traubenwickler<br />
in den Markt gebracht worden.<br />
Im Herbst <strong>2015</strong> war die Kirschessigfliege<br />
schlicht kein Thema mehr. Nicht etwa,<br />
weil die Bekämpfung so hervorragend gewirkt<br />
hatte, sondern schlicht wegen des<br />
Wetters. Der heiße Juni – der heißeste übrigens<br />
seit Beginn der Wetteraufzeichnungen<br />
– sorgte dafür, dass die Traubenblüte<br />
um den 10. Juni bereits abgeschlossen<br />
war, rasant schnell, wie Peter Wohlfarth<br />
feststellte. Und dann folge eine fast achtwöchige<br />
Hitzeperiode mit Temperaturen<br />
nahe 40 Prozent – schlechte Zeiten für die<br />
Kirschessigfliege, die es eher etwas feuchter<br />
liebt. Das asiatische Insekt machte sich erfreulicherweise<br />
rar in den Weinbergen der<br />
Region, aber der fehlende Regen bereitete<br />
andere Sorgen. Jungpflanzen mussten aufwändig<br />
bewässert werden, ebenso Rebanlagen<br />
auf weniger tiefgründigen Böden. Das<br />
ist durchaus ein heftiges Problem, weil es<br />
kaum Wasserzuleitungen in die Weinberge<br />
gibt – in der Revgel muss das Wasser in<br />
Tankwagen herbeigekarrt werden.<br />
Aber am Sdchluss sind wohl alle zufrieden.<br />
Die Beeren, deren Reifezeit bereits<br />
um den 10. Juli einsetzte, sind ziemlich<br />
kleinbeerig geraten, aber eben auch robust<br />
gesund. Und sie haben ein hohes bis sehr<br />
hohes Mostgewicht, ohne dass die Säure<br />
darunter leidet. Das hat ja bekanntlich<br />
den Ruhm des erst als Jahrhundertjahrgang<br />
gefeierten Weinjahrgangs 2003 im<br />
Nachhinein ziemlich geschmälert. Damals<br />
erwiesen sich die Weine als zu alkoholhaltig<br />
und bei Weißweinen fehlte es oft<br />
auch an der ausgleichenden Säure. Dieses<br />
Problem wird <strong>2015</strong> nicht auftreten, davon<br />
sind die Weinexperten überzeugt. Und sie<br />
werden auch verkraften, dass die gesamte<br />
Weinmosternte mit derzeit geschätzten<br />
1,1 Millionen Hektoliter (immerhin 440<br />
Millionen Viertele) wohl um 20 Prozent<br />
niedriger ausfallen wird als 2014. Dieser<br />
Umstand dürfte dazu beitragen, dass die<br />
Preise für die Winzer annehmbar bleiben<br />
und nicht wegen zu großer Mengen<br />
in den Keller fahren. Man kann also auf<br />
den <strong>2015</strong>er gespannt sein. Wie ein Wein<br />
geworden ist, kann man ja letzten Endes<br />
erst feststellen, wenn man das erste Glas<br />
getrunken hat. Oder eben gesürpfelt. <br />
56<br />
netzwerk südbaden
Menschen<br />
Prof. Eicke Weber, Institutsleiter des<br />
Fraunhofer ISE, erhielt den Walter-Scheel-<br />
Preis <strong>2015</strong>, den die Friedrich-Naumann-<br />
Stiftung für Freiheit und der Freundeskreis<br />
Walter Scheel seit 2011 an Personen vergeben,<br />
die sich in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
engagieren. Karl-Heinz Paqué,<br />
stellvertretender Vorstandsvorsitzender der<br />
Friedrich-Naumann-Stiftung, würdigte Weber<br />
als »realistischen Visionär«. „Wir ehren<br />
in ihm einen der herausragendsten Solarforscher<br />
der Welt.“ „Ich freue mich sehr<br />
über diese Auszeichnung“, so der Preisträger.<br />
„Sie bestätigt mich in meiner Überzeugung,<br />
dass unter den erneuerbaren Energien<br />
vor allem die Solarenergie der Schlüssel zu<br />
einer nachhaltigen Energieversorgung ist.<br />
Die Solarenergie ist ein noch immer unterschätzter<br />
ökonomischer Faktor, als Exporttechnologie<br />
für Industrieländer und mit der<br />
Möglichkeit der preisgünstigen, dezentralen<br />
Stromerzeugung ein wichtiges Instrument<br />
zur Überwindung der Armut in Entwicklungsländern.“<br />
Dr. Magda Scheffelt, langjährige Hauptgeschäftsführerin<br />
des Wirtschaftsverbands<br />
Industrieller Unternehmen Baden (wvib),<br />
ist im Alter von 94 Jahren verstorben. Die<br />
baden-württembergische Wirtschaft verliert<br />
eine ihrer angesehensten Führungspersönlichkeiten<br />
der Nachkriegszeit. Magda<br />
Scheffelt, geboren 1921 in Ihringen am<br />
Kaiserstuhl, war eine ungewöhnlich prägende<br />
Persönlichkeit im deutschen Verbandswesen.<br />
Sie promovierte als eine der ersten<br />
Frauen an der Albert-Ludwigs-Universität<br />
im Fach Volkswirtschaftslehre und übernahm<br />
anschließend eine erste Position als<br />
Referentin im damaligen frisch gegründeten<br />
badischen Wirtschaftsministerium unter<br />
der Regierung Leo Wohleb in Freiburg. Der<br />
v.l.n.r.: Markus Löning, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung a. D., Dr.<br />
Manfred Vohrer, Vorsitzender des Freundeskreises Walter Scheel e.V., Preisträger James<br />
Shikwati, Direktor des Inter Region Economic Network, Kenia, Preisträger Prof. Dr. Eicke<br />
Weber, Institutsleiter Fraunhofer ISE, Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Paqué, Finanzminister<br />
Sachsen-Anhalt a. D., stellv. Vorstandsvorsitzender FNF. ©FNF-NRW<br />
Vorläufer des wvib – die Fachvereinigung<br />
der Metallindustrie – entstand 1946 aus<br />
einer Verordnung der damaligen französischen<br />
Besatzungsmacht, die vor der Währungsreform<br />
knappen Metallressourcen in<br />
Form einer kollektiven Tauschbörse zu bewirtschaften.<br />
Magda Scheffelt stieß 1949<br />
zum wvib hinzu und wirkte fortan erfolgreich<br />
am Aufbau eines bis heute besonderen<br />
Verbandes mit – ab 1957 und bis 1985 als<br />
Hauptgeschäftsführerin.<br />
Magda Scheffelt (†) Axel Hahn<br />
Der Vorstandsvorsitzende des Badischen<br />
Winzerkellers, Axel Hahn, hat den Aufsichtsrat<br />
informiert, dass er seinen im Mai<br />
2016 auslaufenden Anstellungsvertrag nicht<br />
verlängern wird. Hahn (58) wird aus persönlichen<br />
Gründen das Unternehmen spätestens<br />
zum 31. Mai 2016 einvernehmlich<br />
verlassen. Zur Begründung führte Hahn an,<br />
dass die Führung und Verantwortung im<br />
größten badischen Betrieb sehr viel Kraft<br />
und Energie fordere, die er in der Vergangenheit<br />
„leidenschaftlich, mit hohem persönlichen<br />
Einsatz sowie nachweisbaren Erfolgen“<br />
erbracht habe. Zu seinen Erfolgen<br />
zählt die Steigerung des Traubengeldes auf<br />
aktuell 8.650 Euro/ha sowie eine deutliche<br />
Erhöhung der Durchschnittserlöse.<br />
Seit 2010, dem Start von Hahn beim Badischen<br />
Winzerkeller wurden die Premium-Projekte<br />
stetig ausgebaut, eine Vielzahl<br />
neuer Produkte auf den Markt gebracht.<br />
Aufsichtsratsvorsitzender Eckart Escher<br />
dankte Hahn und betonte, der habe „wieder<br />
Ruhe ins Unternehmen“ gebracht.<br />
Jörg Lutz, Oberbürgermeister von Lörrach,<br />
will das städtische Wirtschaftsförderungsunternehmen<br />
Innocel GmbH neu<br />
strukturieren. Das Center, unter dessen<br />
Dach mehrere Firmen untergebracht sind,<br />
soll künftig von einem Geschäftsführer geleitet<br />
werden – die Stelle ist bereits ausgeschrieben<br />
worden,<br />
<br />
58<br />
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MARC SCHLICKSUPP<br />
Brandschutzplanung ist wichtig<br />
Bei den diesjährigen Brandschutztagen geht es um Pflegeeinrichtungen<br />
Mit einem besonders heiklen Thema<br />
beschäftigen sich die Freiburger<br />
Brandschutztage am 14. und 15. Oktober<br />
<strong>2015</strong> im Europapark in Rust. Schwerpunkt<br />
der Veranstaltung ist in diesem Jahr<br />
der Brandschutz in Pflegeeinrichtungen.<br />
Immer wieder ist es in der jüngsten Vergangenheit<br />
zu Bränden in Wohn- und<br />
Pflegeheimen gekommen – aus unterschiedlichen<br />
Gründen.<br />
Hier vorbeugend zu helfen, ist ein besonderes<br />
Anliegen der Initiatoren der Brandschutztage.<br />
Die Themenpalette ist breit<br />
gefächert. Es geht um die Evakuierung<br />
von Pflegeeinrichtungen, in denen Menschen<br />
mit Behinderung leben, ebenso wie<br />
um barrierefreies Wohnen, das nicht darauf<br />
verzichten darf, Flucht und Rettungswege<br />
zu planen.<br />
Zu der Veranstaltung werden insbesondere<br />
Architekten und Brandschutzplaner<br />
erwartet, aber auch interessierte Betreiber<br />
von Pflegeeinrichtungen. Veranstalter ist<br />
die Akademie für Brandschutz Baden-<br />
Württemberg. Der Termin im Europapark<br />
wird auch von Firmen genutzt, die sich im<br />
Brandschutz engagieren.<br />
Marc Schlicksupp<br />
netzwerk südbaden: Mitte Oktober finden<br />
in Rust die Brandschutztage <strong>2015</strong> statt. Wen<br />
wollen Sie mit dieser Veranstaltung erreichen?<br />
Marc Schlicksupp: In erster Linie Architekten,<br />
Fachplaner, Behörden, die diese<br />
Veranstaltung als Fortbildung anerkannt<br />
bekommen, aber auch die Betreiber und<br />
Verantwortlichen von Pflegeeinrichtungen.<br />
netzwerk südbaden: Thematisch steht<br />
der Brandschutz in Pflegeeinrichtungen im<br />
Vordergrund. Ist da die Gefährdungslage<br />
tatsächlich überdurchschnittlich hoch? Die<br />
Oma, die ihre Kartoffeln auf dem Herd vergisst,<br />
wohnt ja in der Regel nicht in einem<br />
Pflegeheim, sondern daheim.<br />
Marc Schlicksupp: In Pflegeeinrichtungen<br />
ist das Thema Brandschutz immer<br />
ein besonderes. Zum einem muss die<br />
Umgebung, in der die Menschen leben<br />
und wohnen sicher sein und dem Klientel<br />
angepasst, auf der anderen Seite sollen<br />
die Pflegeeinrichtung für die Bewohner<br />
eine wohnliche Situation bieten. Hierin<br />
bestehen die meisten Differenzen. Zum<br />
anderen stellt die Personengruppe in Pflegeeinrichtungen<br />
die Herausforderung für<br />
Feuerwehr und Personal dar, da sich im<br />
Ernstfall eine Rettung als schwierig erweist.<br />
So ist zum Beispiel bei Menschen<br />
mit Behinderung eine Rettung über Leitern<br />
nur schwer oder gar unmöglich.<br />
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60<br />
netzwerk südbaden
Märkte<br />
netzwerk südbaden: Im Brandschutz<br />
spielt der mittlerweile gesetzlich vorgeschriebene<br />
Einbau von Rauchmeldern eine große<br />
Rolle. Haben Sie einen Überblick darüber,<br />
in wieviel Haushalten Baden-Württembergs<br />
tatsächlich schon Rauchmelder eingebaut<br />
wurden? Welche Sanktionen müssen Hausbesitzer<br />
gewärtigen, wenn sie keine Rauchmelder<br />
einbauen?<br />
Marc Schlicksupp: Sanktionen sind von<br />
der gesetzlichen Seite keine vorgesehen.<br />
Es gibt auch keine Überwachung dafür<br />
seitens des Gesetzgebers. Ich schätze,<br />
dass ca. 65 % der Haushalte in Baden-<br />
Württemberg bereits mit Rauchwarnmelder<br />
ausgestattet sind. Lücken gibt es<br />
noch in Kindergärten mit U3 Gruppen<br />
(Schlafplätze) und in kleinen Hotels und<br />
Pensionen, die auch die gesetzliche Pflicht<br />
erfüllen müssen.<br />
netzwerk südbaden: Für die meisten Bürger<br />
besteht vorbeugender Brandschutz darin,<br />
dass einmal im Jahr der Kaminfeger kommt,<br />
und die Heizungsanlagen untersucht. Reicht<br />
das aus?<br />
Marc Schlicksupp: Ich empfehle jedem<br />
auch einen Handfeuerlöscher griffbereit<br />
im Haushalt oder in Mehrfamilienhäusern<br />
mindestens einen im Treppenraum<br />
vorzusehen.<br />
netzwerk südbaden: Es gibt ja durchaus<br />
auch Kritik am Brandschutz. Die Auflagen<br />
werden – Beispiel Berliner Flughafen – oft<br />
als zu krass empfunden. Sehen Sie als Experte<br />
das auch so? Was empfehlen Sie Firmen,<br />
wie sie bei Neubauten das Thema Brandschutz<br />
angehen sollten?<br />
Marc Schlicksupp: Die gesetzlichen Vorschriften<br />
für den vorbeugenden Brandschutz<br />
in Deutschland sind hoch. Die<br />
Kosten hierfür sind oft sehr hoch und<br />
oft nicht sichtbar. Man muss aber auch<br />
sehen, dass wenn ein Schadensfall einritt,<br />
in Deutschland im Vergleich zu anderen<br />
Ländern, die Zahl an Personenschäden<br />
gering ist. Es gibt aber auch Länder, in<br />
denen die gesetzlichen Vorschriften noch<br />
höher sind und auch strenger kontrolliert<br />
werden. Bauherren und Architekten<br />
kann ich nur raten, die Fachplanung<br />
Brandschutz frühzeitig in das Projekt mit<br />
einzubeziehen. Mit einem durchdachten<br />
Brandschutzkonzept können effektiv Kosten<br />
eingespart werden.<br />
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Marc Schlicksupp<br />
zertifizierter und anerkannter Sachverständiger<br />
für den vorbeugenden Brandschutz<br />
nach DIN EN ISO / IEC 17024<br />
gepr. Sachverständiger Brandschutz (TÜV)<br />
gepr. Fachbauleiter Brandschutz (TÜV)<br />
zertifizierter Facherrichter für Rauchwarnmelder<br />
nach DIN 14676<br />
zertifizierte Fachkraft für Feststellanlagen<br />
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PROFESSIONELLE BERATUNG VOM BRANDSCHUTZFACHBETRIEB<br />
Betriebe sind in der Pflicht<br />
Planungshilfe bei Umbau oder Nutzungsänderung<br />
Nach einer Betriebserweiterung oder Nutzungsänderung<br />
sind zahlreiche Unternehmen<br />
nicht mehr ausreichend vor einem<br />
Brand geschützt. Insbesondere bei Um- oder<br />
Erweiterungsbauten werden bestehende<br />
Brandschutzkonzepte nicht immer an die<br />
geänderten Bedingungen angepasst. Auf diese<br />
Weise kann sogar der Versicherungsschutz<br />
verloren gehen. Darauf macht der bvbf Bundesverband<br />
Brandschutz-Fachbetriebe e.V.<br />
aufmerksam.<br />
Werden beispielsweise neue Maschinen angeschafft<br />
oder Produktionsabläufe entscheidend<br />
verändert, kann sich das Brandrisiko<br />
deutlich erhöhen. Viele Versicherungen sind<br />
deshalb heute nur noch bereit, bestimmte<br />
Risiken weiter zu versichern, wenn ein entsprechend<br />
angepasstes Brandschutzkonzept<br />
vorliegt.<br />
Qualifizierte Brandschutz-Fachbetriebe<br />
können hierbei aktiv helfen. Sie analysieren<br />
die Gegebenheiten vor Ort, helfen bei der<br />
Planung und Kennzeichnung von Fluchtund<br />
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Darüber hinaus bieten<br />
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passender Geräte und übernehmen die<br />
Montage von Brandschutzeinrichtungen.<br />
Unverzichtbare Brandschutzinstrumente<br />
für den Soforteinsatz sind etwa nach wie vor<br />
Feuerlöscher, die für Arbeitsstätten generell<br />
vorgeschrieben sind. Über ihren hohen Wirkungsgrad<br />
besteht kein Zweifel: Ein rechtzeitig<br />
lokalisierter Brand kann mit einem<br />
Feuerlöscher fast immer erfolgreich gelöscht<br />
werden.<br />
Jeder Unternehmer, der mindestens einen<br />
Mitarbeiter beschäftigt, ist dazu verpflichtet,<br />
seinen Betrieb mit Feuerlöschern auszustatten<br />
und diese regelmäßig – mindestens<br />
jedoch alle zwei Jahre – sachkundig prüfen<br />
zu lassen. Dies gilt unabhängig davon, ob<br />
es sich um ein Produktionsunternehmen<br />
oder einen reinen Bürobetrieb handelt. Insbesondere<br />
Freiberufler, die Aushilfskräfte<br />
beschäftigen, sind sich dieser Verpflichtung<br />
oft nicht bewusst. Darauf macht der bvbf<br />
Bundesverband Brandschutz-Fachbetriebe<br />
e.V. aufmerksam.<br />
Potenziell durch einen Brand gefährdet ist<br />
nach den Erfahrungen des Verbandes praktisch<br />
jeder Unternehmensbereich – Produktions-<br />
und Werkstätten sowie Lagerräume<br />
genauso wie Küchen oder Verwaltungsgebäude.<br />
Als Brandursache wird in vielen<br />
Fällen menschliches Fehlverhalten ermittelt.<br />
Aber auch dauerhaft im Stand-By-Betrieb<br />
laufende Elektrogeräte wie Computer und<br />
Drucker stellen eine oft unterschätzte Gefahr<br />
dar. Das gilt vor allem, wenn ihre Lüftungsschlitze<br />
durch Papier oder Akten verdeckt<br />
sind und sich ein Wärmestau entwickelt. Da<br />
die Geräte permanent Wärme abgeben, entstehen<br />
so schnell Schwel- oder Kabelbrände,<br />
die sich zu einem Vollbrand ausweiten und<br />
das gesamte Gebäude erfassen können.<br />
Dem Gesetzgeber geht es in erster Linie um<br />
den Personenschutz. Darüber hinaus sollte<br />
jedoch der Firmeninhaber im eigenen Interesse<br />
auch an einen angemessenen Schutz<br />
seiner Unternehmenswerte denken. In ihrer<br />
Entstehungsphase lassen sich Brände mit<br />
einem Feuerlöscher fast immer erfolgreich<br />
löschen – noch bevor die Feuerwehr am Unglücksort<br />
eintrifft. <br />
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© <strong>2015</strong> PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten.<br />
„PwC“ bezieht sich auf die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitglieds gesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited<br />
(PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.
Märkte<br />
FREIBURG<br />
Tagen, wo andere Urlaub machen<br />
Caritas-Tagungszentrum ist auch für externe Kunden da<br />
Von Daniela Frahm<br />
Tagunszentrum der Caritas in Freiburg<br />
er zu Fuß oder mit dem Fahrrad<br />
W zum Caritas Tagungszentrum in<br />
Freiburg kommt, muss zunächst einen<br />
kleinen Anstieg über die Wintererstraße<br />
im Stadtteil Herdern bewältigen. Die<br />
Aussicht entschädigt allerdings für diese<br />
Mühen. Das Tagungszentrum und die<br />
Fortbildungs-Akademie des Deutschen<br />
Caritasverbandes liegen idyllisch und<br />
trotzdem stadtnah. Ein Ort, um konzentriert<br />
zu arbeiten und zu lernen, der<br />
auch die Möglichkeit bietet, die Seele<br />
zwischendurch ein bisschen baumeln zu<br />
lassen. Zum Beispiel auf dem naturbelassenen<br />
Bergpfad, der zwischen den Gebäuden<br />
beginnt und sich am Schlossberg<br />
hochwindet. Auf dem Weg gibt es immer<br />
wieder Sitzmöglichkeiten mit Ausblick<br />
und Tafeln mit Gedanken und Lebensweisheiten.<br />
„Die Firmen sind in einem<br />
ständigen Wandel, da tut es gut, mal an<br />
einen Rückzugsort zu kommen“, sagt<br />
Wilfried Eberweiser, der das Tagungszentrum<br />
seit 15 Jahren leitet.<br />
Auf dem 3,2 Hektar großen Grundstück<br />
gibt es vier Gebäude, in denen insgesamt<br />
15 Tagungsräume zur Verfügung stehen.<br />
In den größten passen bis zu 130 Personen.<br />
Außerdem gibt es ein Restaurant,<br />
Aufenthaltsräume und ein Hotel, das mit<br />
47 Einzel- und sechs Doppelzimmern<br />
vorwiegend für Tagungsgäste gedacht<br />
ist. Restkapazitäten werden allerdings<br />
auch über Hotelportale an Privatpersonen<br />
vermittelt. In einem der Gebäude<br />
ist die Fortbildungs-Akademie für Fachund<br />
Führungskräfte der Caritas untergebracht.<br />
Da Freiburg der Hauptsitz des Deutschen<br />
Caritasverbandes ist, wird das Tagungszentrum,<br />
das auch Gästehaus der<br />
Caritas ist, zu rund 60 Prozent von dem<br />
Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche<br />
genutzt. Zu den externen Kunden<br />
gehören zum Beispiel die Uniklinik, gemeinnützige<br />
Einrichtungen und Firmen<br />
aus der Region. Im vergangenen Jahr<br />
war unter anderem die Bundestagung<br />
der Gefängnisdirektoren zu Gast. Insgesamt<br />
24.000 Tagungskunden werden<br />
jedes Jahr gezählt, damit liegt die Auslastung<br />
zwischen 65 und 80 Prozent. Dazu<br />
kommen 1,3 Übernachtungen pro Gast<br />
im Jahr. Bei den Caritas-Fortbildungen<br />
gibt es Planungssicherheit, weil sie schon<br />
zwei Jahre im voraus festgelegt werden.<br />
Für kleinere Tagungen fragen Firmen<br />
inzwischen aber auch immer kurzfristiger<br />
an. „Da ändert sich etwas, das ist<br />
seit etwa einem Jahr zu beobachten“,<br />
sagt Eberweiser. Auch die Tagungsdauer<br />
werde kürzer, sie betrage häufig nur noch<br />
drei Tage statt einer Woche. „Es muss<br />
überall gespart werden.“<br />
Um für verschiedene Gruppengrößen<br />
gerüstet zu sein und moderne Technik<br />
bieten zu können, wurde das Tagungszentrum<br />
vor drei Jahren erweitert. Seitdem<br />
gibt es größere Tagungsräume und<br />
ein größeres Restaurant mit 110 Sitzplätzen,<br />
in dem viel Wert auf regionale<br />
Produkte gelegt wird. Obst, Gemüse und<br />
64<br />
netzwerk südbaden
Märkte<br />
Eier werden am Kaiserstuhl eingekauft,<br />
das Fleisch kommt von der Metzgerei<br />
Reichenbach aus dem Glottertal und der<br />
Apfelsaft stammt aus Äpfeln vom eigenen<br />
Gelände. An den Wänden hängen<br />
wechselnde Ausstellungen von Künstlern<br />
aus der Region. „Die Tagungsteilnehmer<br />
sollen sich wohl fühlen“, erklärt Eberweiser,<br />
„es ist vielleicht einfacher, auch<br />
mal kniffligere Themen anzugehen, wenn<br />
alles drumherum passt.“<br />
Beim Umbau und der Renovierung wurden<br />
die Gebäude auch aus energetischer<br />
Sicht verbessert. Das Tagungszentrum<br />
ist ans Nahwärmenetz angeschlossen<br />
und hat ein eigenes Blockheizkraftwerk<br />
mit Pelletheizung. Auch zwei barrierefreie<br />
Zimmer gibt es seitdem im Hotel.<br />
An der Tagungstechnik wird ständig<br />
nachjustiert, berichtet Eberweiser: „Wir<br />
optimieren das in Absprache mit unseren<br />
Dozenten.“ Neben den modernen<br />
Tagungsräumen gibt es aber auch mehrere<br />
gemütliche Rückzugsorte, zu denen<br />
ein Kaminzimmer und eine kleine Bibliothek<br />
mit Ausblick über die Stadt gehören.<br />
Die kleine Kapelle dient auch als<br />
Meditationsraum.<br />
Im Gästehaus der Caritas gab es schon<br />
mehrfach hohen Besuch. Kurienkardinäle<br />
aus Rom, ein Landesjustizminister<br />
und ein Generalbundesanwalt haben hier<br />
schon übernachtet und eine Bischofskonferenz<br />
hat hier auch getagt. Und<br />
das Haus punktet nicht nur durch seine<br />
Lage, sondern auch durch den Service,<br />
der mit dem „Q“-Siegel der „Initiative<br />
ServiceQualität Deutschland“ ausgezeichnet<br />
wurde. <br />
<br />
NEUES LOGISTIKZENTRUM<br />
Zalando goes Lahr<br />
In der Ortenau errichtet Zalondo ein neues Logistikzentrum auf 130000 Quadratmetern<br />
Zalando beginnt im Oktober <strong>2015</strong> mit<br />
dem Bau des vierten selbstbetriebenen<br />
Logistikzentrums in Deutschland.<br />
Gemeinsam mit dem Entwickler, Investor<br />
und Verwalter Goodman errichtet die<br />
führende Online-Plattform für Mode in<br />
Europa eine Immobilie mit einer Fläche<br />
von 130.000 Quadratmetern. Damit wird<br />
Zalando Kunden in Süddeutschland, der<br />
Schweiz und Frankreich noch schneller<br />
beliefern und der weiterhin steigenden<br />
Nachfrage im Onlinehandel gerecht. Bereits<br />
im Herbst 2016 soll der Testbetrieb<br />
in Lahr aufgenommen werden. Zalando<br />
plant, künftig etwa 1.000 Arbeitsplätze<br />
am Standort in der Region Oberrhein zu<br />
schaffen. „Die Kunden stehen im Mittelpunkt<br />
unserer Arbeit, Zalando investiert<br />
in viele Maßnahmen, die die Kundenzufriedenheit<br />
weiter erhöhen. Die Logistik<br />
als eine unserer Kernkompetenzen spielt<br />
dabei eine zentrale Rolle“, sagt David<br />
Schröder, SVP Operations der Zalando<br />
SE. Lahr setzte sich im Wettbewerb gegen<br />
andere Standorte in Deutschland durch.<br />
„Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit<br />
dem Land, der kommunalen Entwicklungsgesellschaft<br />
IGZ und der Stadt Lahr,<br />
aber auch die gute geografische Lage sowie<br />
Infrastruktur waren bei der Entscheidung<br />
ausschlaggebend“, so Schröder. Lahrs<br />
Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Müller<br />
sagt: „Ich freue mich sehr über die erfolgreiche<br />
Ansiedlung, die deutlich macht,<br />
wie attraktiv das Flughafenareal und der<br />
Standort Lahr insgesamt für neue Investoren<br />
sind.“ Wie schon bei den ersten beiden<br />
selbst konzipierten Logistikzentren in<br />
Erfurt und Mönchengladbach arbeitet Zalando<br />
auch bei der Entwicklung des neuen<br />
Standortes in Lahr mit dem Logistikimmobilienkonzern<br />
Goodman zusammen.<br />
„In Lahr erweitern wir unser Lösungsspektrum<br />
für Zalando und setzen damit unsere<br />
erfolgreiche Kooperation fort. Diesmal<br />
entsteht die neue Immobilie nicht auf der<br />
grünen Wiese, sondern durch die Konversion<br />
eines 185.000 Quadratmeter großen<br />
ehemaligen Militärgeländes“, sagt Jordan<br />
Corynen, Goodman Regional Director<br />
DACH. „Insgesamt haben wir bereits über<br />
eine Million Quadratmeter Logistikfläche<br />
für den Onlinehandel in Deutschland entwickelt.“<br />
<br />
netzwerk südbaden 65
Blickpunkt Mittelstand<br />
Deutschland und die Europäische Union haben sich ehrgeizige<br />
Ziele zur Steigerung der Energieeffizienz gesetzt. Um einen<br />
Beitrag zur Erreichung des europäischen Energiesparziels zu<br />
leisten, wurde durch die EU deshalb bereits im Jahr 2012 eine Energieeffiziensrichtlinie<br />
erlassen. Deutschland hat die Vorgaben dieser<br />
Richtlinie nunmehr mit Hilfe des Energiedienstleistungsgesetz (EDL-<br />
G) umgesetzt, das am 22. April <strong>2015</strong> in Kraft getreten ist.<br />
Das Gesetz verpflichtet alle Unternehmen, die keine kleinen und<br />
mittleren Unternehmen (KMU) im Sinne der EU-Empfehlung vom<br />
6. Mai 2003 sind, bis zum 05. Dezember <strong>2015</strong> einen Energieaudit<br />
durchzuführen, welcher in der Folgezeit alle vier Jahre erneuert werden<br />
muss.<br />
Der Energieaudit fordert eine systematische Inspektion und Analyse<br />
des Energieeinsatzes und des Energieverbrauchs einer Anlage, eines<br />
Gebäudes, eines Systems oder einer Organisation mit dem Ziel,<br />
Energieflüsse und das Potenzial für Energieeffizienzverbesserungen zu<br />
identifizieren und über diese zu berichten. Mittels Investitions- und<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnungen können Unternehmen dann auf einen<br />
Blick erfassen, welche Investitionen sich in welchem Zeitraum<br />
rechnen.<br />
Verpflichtende Energieaudits für Privatunternehmen<br />
und Stellen der öffentlichen Verwaltung<br />
Wird der Energieaudit nicht, nicht richtig oder nicht rechtzeitig<br />
durchgeführt, wird die Verpflichtung wahrheitswidrig geleugnet oder<br />
werden angeforderte Unterlagen nicht vorgelegt, kann grundsätzlich<br />
ein Bußgeld pro Unternehmen von bis zu 50.000 EUR verhängt werden.<br />
Entscheidend ist somit zuerst einmal die Frage, welche Unternehmen<br />
von der Pflicht zur Durchführung des Energieaudits betroffen sind.<br />
Nach der KMU-Empfehlung vom 6. Mai 2003 gilt als Unternehmen<br />
jede Einheit, die eine wirtschaftliche Tätigkeit ausübt. Dies gilt<br />
grundsätzlich unabhängig von ihrer Rechtsform.<br />
Außerdem sind die Mitarbeiterzahlen und die finanziellen Schwellenwerte<br />
zu berücksichtigen. Ein Unternehmen ist grundsätzlich<br />
dann zur Durchführung eines Energieaudits verpflichtet, wenn die<br />
durchschnittliche Beschäftigtenzahl bei 250 oder mehr liegt. Die<br />
Mitarbeiterzahl entspricht der Zahl der Personen, die in dem betroffenen<br />
Unternehmen oder auf Rechnung dieses Unternehmens einer<br />
Vollzeitbeschäftigung nachgegangen sind. Hierbei sind jedoch, je<br />
nachdem wie im Einzelfall die Beteiligungsverhältnisse ausgestaltet<br />
sind, auch Beschäftigte von verbundenen Unternehmen zu berücksichtigen.<br />
Die Verpflichtung zur Durchführung des Energieaudits ist<br />
selbst bei Unternehmen mit weniger Beschäftigten gegeben, sofern<br />
das Unternehmen mehr als 50 Mio. EUR Jahresumsatz und mehr als<br />
43 Mio. EUR Jahresbilanzsumme hat. Auch hier sind gegebenenfalls<br />
die Finanzangaben verbundener Unternehmen hinzuzurechnen.<br />
Die Unternehmen erwerben bzw. verlieren den Status erst dann, wenn<br />
sie in zwei aufeinander folgenden Geschäftsjahren die Schwellenwerte<br />
unter- bzw. überschreiten.<br />
Bei der Definition des Unternehmens ist insbesondere zu beachten,<br />
dass von der Verpflichtung zur Durchführung eines Energieaudits<br />
nicht nur Privatunternehmen, sondern auch Stellen der öffentlichen<br />
Verwaltung und kommunale Betriebe betroffen sein können. Dies ist<br />
dann der Fall, wenn diese zur Erzielung eines Leistungsaustauschs am<br />
Markt eingesetzt werden, wobei lediglich eine gewisse organisatorische<br />
Selbstständigkeit erforderlich ist.<br />
Daher können auch kommunale Eigenbetriebe als Unternehmen gelten.<br />
Dagegen unterliegen kommunale Regiebetriebe sowie Hoheitsbetriebe<br />
bzw. Einrichtungen mit überwiegend hoheitlichen Tätigkeiten<br />
nicht der Auditpflicht. In diesem Zusammenhang ist häufig der<br />
Einfluss etwaiger öffentlicher Stellen entscheidend. So kann sich die<br />
Verpflichtung zur Durchführung eines Energieaudits danach richten,<br />
ob und in welchem Maße öffentliche Stellen einen bestimmenden<br />
Einfluss auf das Unternehmen haben und um was für öffentliche Stellen<br />
es sich hierbei handelt. In der Praxis ist häufig die Abgrenzung der<br />
wirtschaftlichen zur hoheitlichen Tätigkeit problematisch. Für öffentliche<br />
Einrichtungen und Einheiten, an denen die öffentliche Hand<br />
beteiligt ist gilt, dass sofern die betreffende Aufgabe bzw. Tätigkeit<br />
nach geltendem Recht nicht gleichermaßen durch private Dritte ausgeübt<br />
werden kann, insoweit eine hoheitliche und damit keine wirtschaftliche<br />
Tätigkeit vorliegt. Lediglich sofern Unklarheiten bei der<br />
Einordnung bestehen, können als Hilfestellung zur Abgrenzung auch<br />
die Grundsätze des § 4 des Körperschaftssteuergesetz (KStG) herangezogen<br />
werden. Werden sowohl wirtschaftliche als auch hoheitliche<br />
bzw. nicht-wirtschaftliche Tätigkeiten wahrgenommen, wird darauf<br />
abgestellt, welche Tätigkeit überwiegt.<br />
Ob die Unternehmen ihrer Verpflichtung zum Energieaudit nachkommen,<br />
überwacht das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.<br />
Dieses wird betroffene Unternehmen unter Setzung einer<br />
angemessenen Frist auffordern, einen Nachweis zu erbringen, dass<br />
diese ein Energieaudit durchgeführt haben oder von dieser Pflicht<br />
freigestellt sind.<br />
Auf jeden Fall sollte sich jedes Unternehmen – ob privat oder öffentlich-rechtlich<br />
– rechtzeitig darüber Gedanken machen, ob es von<br />
der Verpflichtung zur Durchführung des Energieaudits betroffen ist.<br />
Ansonsten sollten sich die Unternehmen rechtzeitig über das ob und<br />
wie eines Energieaudits beraten lassen.<br />
Frank Wolf<br />
Rechtsanwalt und Steuerberater<br />
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Fragebogen<br />
Einfach mal nachgefragt ...<br />
Was lesen Sie am liebsten?<br />
Krimis + historische Romane<br />
Was ist Ihr Lieblingsreiseziel?<br />
Mittelmeer<br />
Und wohin möchten Sie unbedingt noch(mal) reisen?<br />
Mauritius<br />
Welche Musik hören Sie gerne?<br />
Alles quer Beet – Klassik, Pop<br />
Bei was bekommen Sie Heimatgefühle?<br />
Beim Stadtbummel in unserer Altstadt<br />
Was ist Ihr Lieblingsplatz in der Region?<br />
Dreisamtal<br />
Wie heißen Sie mit vollem Namen?<br />
Christian Haberberg<br />
Wann und wo sind Sie geboren?<br />
25. August 1970 in Neustettin<br />
Wo arbeiten Sie und was ist Ihre Aufgabe?<br />
STAUSS & PARTNER Immobilien und Consulting,<br />
Geschäftsführer<br />
Was war Ihr Traumberuf als Kind?<br />
Es gab keinen Traumberuf<br />
Was sind Ihre Hobbys?<br />
Sport (Tennis, MTB, Laufen, Ski)<br />
Mit welchem Essen kann man Sie begeistern?<br />
Badische Küche<br />
Lieber selbst kochen oder kochen lassen?<br />
Kochen lassen<br />
Wie sind Sie mobil?<br />
Auto<br />
Was verbinden Sie mit <strong>Südbaden</strong>?<br />
Gutes Essen und gutes Wetter<br />
Was war bisher ihr größter „Fehler“ im Berufsleben?<br />
Da gab es keinen. Nur Lerneffekte :-)<br />
Welchen Lebenstraum haben Sie sich schon erfüllt?<br />
Ein Haus gebaut<br />
Und welchen noch nicht?<br />
Eine Auszeit nehmen und reisen<br />
Was mögen/schätzen Sie an anderen?<br />
Offenheit, Ehrlichkeit und Bodenständigkeit<br />
Was mögen/schätzen andere an Ihnen?<br />
Vermutlich das Gleiche<br />
„Das Wort zum Sonntag“ (Lebensmotto)?<br />
Das Leben ist zu kurz, um schlecht zu wohnen!<br />
Was schauen Sie sich gerne an (TV)?<br />
Ich schaue sehr wenig.<br />
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Kultur<br />
Genderös<br />
Dies hier schreibt einer, der über Jahrzehnte<br />
als Journalist bei Aufzählungen nur<br />
die maskuline Form benutzt hatte, also von<br />
„Stadträten“, „Bürgern“ oder „Mördern“<br />
schrieb. Heute ist das alles genderisiert, kaum<br />
ein Journalist wagt mehr, von Stadträten zu<br />
berichten, ohne die Stadträtinnen zu erwähnen,<br />
und den Bürgern folgen immer sogleich<br />
die Bürgerinnen, nur bei den Mördern nimmt<br />
man’s nicht so genau: Gesucht werden weiterhin<br />
die Mörder. Von den „Mörderinnen“<br />
liest man eher selten, man lässt es auch in<br />
diesen modernen Zeiten bei der maskulinen<br />
Form. Wir wollen das gar nicht rügen, aber<br />
wir finden, so richtig gendermäßig ist das<br />
nicht. Nun haben wir neuerdings auch noch<br />
registrieren können, dass ausgerechnet ein aus<br />
Freiburg gebürtiger und dort auch promovierter<br />
Evolutionsbiologe, der in Kassel und<br />
Stanford lehrende Professor Ulrich Kutschera<br />
diese ganze aufwändige Gendergeschichte als<br />
puren Quatsch bezeichnet. Diese Geschlechterforschung<br />
breite sich als quasi-religiöse<br />
Strömung aus, gleich einem Krebsgeschwür,<br />
das sämtliche Fachgebiete erobern möchte,<br />
sagt der Mann, der wie gesagt aus der Stadt<br />
kommt, wo ja die Frauenbeauftragten quasi<br />
erfunden wurden. Kutschera laut SPIEGEL<br />
online: „Pseudowissenschaftler wie Wünschelrutengänger,<br />
Homöopathen, Genderisten,<br />
Kreatonisten benutzen einen gemeinsamen<br />
Trick und der sieht so aus: Man prägt<br />
Kunstworte wie „Gender Mainstreaming“,<br />
die beim Laien den Eindruck erwecken, man<br />
würde Wissenschaft betreiben“. Dahinter<br />
stecke, so sagt unser professoraler Bobbele,<br />
eine feministische Sekte, die „uns ihren Unsinn“<br />
aufdrücke. Es sei halt so, dass Naturwissenschaftler<br />
sich an Fakten orientierten,<br />
während in der Sozialkunde „eben so vor sich<br />
hintheoretisiert werde“. Starker Tobak ist das<br />
schon und die Uni Kassel hat ihren Professor<br />
jedenfalls ein bisschen verquast zurückgepfiffen,<br />
aber der macht fröhlich weiter. Er habe<br />
schließlich lediglich biologische Fakten dargelegt<br />
und die Geschlechteridentität hormonell-chromosomal<br />
begründet. Wir wünschen<br />
dem Herrn Professor jedenfalls, dass er jene<br />
„nette, junge, attraktive Frau“ hat, „die obendrein<br />
gut kochen und Kinder erziehen kann<br />
und mit der man nicht ständig diskutieren<br />
muss“ – just jener Frauentyp, so hat Kutschera<br />
kundgetan, sei nun mal der Wunsch fast<br />
aller Männer und nicht das genderisierte Gegenteil.<br />
Jörg Hemmerich<br />
Bestsellerliste<br />
Belletristik<br />
Bannalec/Bretonischer Stolz<br />
1 Kiepenheuer & Witsch<br />
Hawkins/Girl on the train<br />
2 Blanvalet<br />
Lagercrantz/Verschwörung<br />
3 Heyne<br />
Sachbuch<br />
Safranski/Zeit<br />
1 Hanser<br />
Todenhöfer/Inside IS – Einmal Hölle und zurück<br />
2<br />
Bertelsmann<br />
Lüders/Wer den Wind sät<br />
3 Beck‘sche Verlagsbuchhandlung<br />
Biographien<br />
Sacks, Oliver/On the move. Mein Leben<br />
1 Rowohlt<br />
Klemperer/Man möchte immer weinen und lachen...<br />
2 Aufbau<br />
Herrndorf/Arbeit und Struktur<br />
3 Rowohlt<br />
Regionales<br />
Freiburger Glückswichtel<br />
1 JOJO<br />
Gaymann/Typisch Badisch<br />
2 Belser<br />
Graef/Symbadisch kochen!<br />
3 Hölker, Wolfgang<br />
Taschenbücher Belletristik<br />
McFarlane/Vielleicht mag ich dich morgen<br />
1 Droemer Knaur<br />
Beckett/Der Hof<br />
2<br />
Rowohlt<br />
Seethaler/Der Trafikant<br />
3<br />
KEIN & ABER<br />
DVDs<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Verstehen Sie die Béliers?<br />
Concorde Video<br />
Frau Müller muss weg<br />
Paramount<br />
Honig im Kopf<br />
Warner<br />
Klassik-CDs<br />
Praetorius - Heras-Casado, usw.<br />
1 Archiv Produktion<br />
Freiburger Kirchenmusik - Raimund Hug<br />
2<br />
spektral<br />
Bach/Violin Concertos – FBO<br />
3 Helikon Harmonia Mundi<br />
Hörbuch<br />
Kling/Die Känguru-Chroniken<br />
1 Hoerbuch Hamburg<br />
Kling/Das Känguru-Manifest<br />
2 Hoerbuch Hamburg<br />
Kling/Die Känguru-Offenbarung<br />
3 Hoerbuch Hamburg<br />
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Erste Wahl<br />
Andreas König ist vor einem Jahr zum neuen<br />
Bürgermeister des kleinen Weinorts<br />
Durbach im Ortenaukreis gewählt worden.<br />
Das Amt wollte nicht er allein, sechs weitere<br />
Kandidaten standen mit auf dem Stimmzettel.<br />
Und in dem ebenfalls dörflichen Eschbach<br />
im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald gingen<br />
drei Kandidaten ins Rennen, der Außenseiter<br />
Mario Schlafke gewann. Und so weiter und<br />
so weiter. Bürgermeister sind gut bezahlt,<br />
schon in einer Gemeinde mit mehr als 2000<br />
Einwohnern wird das Ortsoberhaupt nach A<br />
15 oder A 16 entlohnt, das entspricht einem<br />
Bruttoeinkommen je nach Alter und Dienstjahren<br />
zwischen 5000 und 6000 Euro. Diese<br />
Besoldung ist für viele Argument genug, sich<br />
ins Abenteuer einer Bürgermeisterwahl zu<br />
stürzen. Nicht nur, natürlich. Weshalb wir<br />
uns nunmehr nach Waldshut-Tiengen begeben.<br />
Dort ist das Amt des Oberbürgermeisters<br />
vakant geworden, der Amtsinhaber Martin<br />
Albers (62) wollte nach 24 Amtsjahren nicht<br />
mehr antreten. Das ist nicht ungewöhnlich,<br />
eher ehrenwert: Wechsel schaden in der Demokratie<br />
bekanntlich nicht. Es musste also<br />
Neuwahlen geben und die gab es am 13. <strong>September</strong>.<br />
Mit dem Ergebnis, dass der einzige<br />
Kandidat auf dem Stimmzettel, der Betriebswirt<br />
und Geisteswissenschaftler Dr. Philipp<br />
Frank mit 89,6 Prozent der Stimmen gewählt<br />
wurde. Nicht ganz 31 Prozent der Waldshuter<br />
gingen wählen, wir finden: ungewöhnlich<br />
viel, wenn’s eigentlich nichts zu wählen gibt.<br />
Eher zum Nachdenken: wieso ist eine Kreisstadt<br />
wie Waldshut-Tiengen mit 23.000 Einwohnern<br />
nicht attraktiv genug, ausreichend<br />
qualifizierte Bewerber für das Amt des Oberbürgermeisters<br />
anzulocken? Nicht nur wegen<br />
des Salärs, mindestens 8211 Euro brutto plus<br />
Aufwandsentschädigung im Monat, sondern<br />
auch wegen der Bedeutung. Philipp Frank, der<br />
zwar CDU-Mitglied ist, aber nicht auf deren<br />
Ticket reiste, war eigentlich krasser Außenseiter.<br />
Nur einmal kam ein ernsthafter Kandidat<br />
ins Gespräch, der Feldberger Bürgermeister<br />
Stefan Wirbser, CDU-Mitglied und Präsident<br />
des Schwarzwälder Skiverbandes. Der war<br />
seiner Partei zu schillernd. Es blieb schließlich<br />
dabei, der nette Herr Frank wird am 20.<br />
Oktober ins Rathaus einziehen. Ob er nun<br />
wirklich auch ein Glückspilz ist, wird sich zeigen.<br />
Und das Rätsel, warum keine der großen<br />
Parteien es fertigbrachte, Waldshut-Tiengen<br />
einen geeigneten OB-Bewerber zu präsentieren,<br />
wird wohl ungelöst bleiben. hem<br />
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