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Müssen Divertikel operiert werden?<br />
Die Ausstülpungen im Dickdarm erfordern nicht immer eine Operation<br />
Zürich (pts) - In der westlichen Welt bilden sich bei fast jedem zweiten Erwachsenen Divertikel an der<br />
Darmwand. Solange die Ausstülpungen der Schleimhaut keine Beschwerden verursachen, können sie<br />
untherapiert bleiben. Kommt es jedoch zu wiederkehrenden Entzündungen, Darmverengung oder<br />
Blutungen, ist eine minimalinvasive Operation angezeigt.<br />
Inzwischen ist von einer regelrechten Volkskrankheit die Rede: In westlichen Ländern sind Sigma-Divertikel bei<br />
über 50-Jährigen der häufigste Befund im Zusammenhang mit dem Darm. Experten gehen davon aus, dass<br />
neben der genetischen Veranlagung auch eine ballaststoffarme Ernährung mit hohem Fett- und Fleischanteil die<br />
Ausbildung von Divertikeln begünstigt. Dabei tritt die Schleimhaut des Dickdarms zwischen kleinen Muskelecken<br />
hindurch und bildet so Ausstülpungen an der Darmwand. Am häufigsten geschieht das im s-förmigen<br />
Dickdarmabschnitt, dem so genannten Sigma.<br />
In 70 Prozent der Fälle entstehen keine Beschwerden. Entdeckt werden die Divertikel - wenn überhaupt - als<br />
Zufallsbefund, zum Beispiel während einer Darmspiegelung zur Krebsvorsorge. Eine Behandlung ist dann nicht<br />
nötig. Anders sieht es aus, wenn beim Transport des bereits eingedickten Stuhls Darminhalt in die Divertikel gerät<br />
und eine Entzündung auslöst. Dann können Schmerzen im linken Unterbauch auftreten, die durch<br />
Nahrungsaufnahme oft verstärkt werden. Eine Linderung tritt hingegen häufig nach dem Stuhlgang ein. Ist die<br />
Entzündung bereits stark ausgeprägt, können zusätzlich Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und starkes Druckgefühl<br />
auftreten.<br />
Entzündung vermeiden<br />
Auch eine Entzündung erfordert nicht in jedem Fall eine Operation. Die Divertikulitis genannte Erkrankung kann in<br />
leichten Fällen mit Antibiotika behandelt werden. Begleitend sollte der Patient Nahrung nur in flüssiger Form<br />
aufnehmen oder ganz darauf verzichten. Geht die Entzündung zurück, sollte eine Ernährungsumstellung auf<br />
faserreiche Kost erfolgen. Zwar bilden sich die Ausstülpungen so nicht zurück, aber das Risiko, weitere<br />
Entzündungensschübe zu erleiden, kann minimiert werden.<br />
Jeder Entzündungsschub kann zu Komplikationen der Erkrankung führen: Die Darmwand verdickt sich so weit,<br />
dass das Engnis den Stuhltransport erschwert, die Entzündung wandert durch die dünne Wand der Divertikel<br />
hindurch, wodurch Stuhl in den Bauchraum austreten kann, oder es kommt zu Blutungen und Abszessen. In all<br />
diesen Fällen ist es unumgänglich, den betroffenen Abschnitt des Dickdarms operativ zu entfernen. Stellt man in<br />
einem Computertomogramm fest, dass Darminhalt in die freie Bauchhöhle gelangt ist, muss die Operation sofort<br />
erfolgen, da sonst eine gefährliche Entzündung des Bauchfells oder ein Abszess im Bauchraum entstehen kann.<br />
Herausfordernde Routine<br />
In allen anderen Fällen wartet man nach Möglichkeit ab, bis die Entzündung vorübergehend abgeklungen ist.<br />
Dann ist es nämlich fast immer möglich, das Sigma mit minimalinvasiven Methoden zu entfernen. In der Regel<br />
reichen dabei ein schlüssellochkleiner Schnitt am Nabel, um das Endoskop in den Bauchraum einzuführen, sowie<br />
zwei bis drei kleine Schnitte von 5 bis 10 Milimeter Länge für die Arbeitsinstrumente. Entfernt wird der<br />
abgetrennte Teil des Sigmas durch eine drei Zentimeter kleine Öffnung an der Schamhaargrenze. Die<br />
Schlüsselloch-Methode zur Entfernung des Sigmas ist heute eine Standard- und Routineoperation. Dennoch<br />
sollte sie nur von spezialisierten Chirurgen durchgeführt werden.<br />
Nur mit der nötigen Erfahrung und Sorgfalt können die Gefahr einer undichten Darmnaht minimiert und somit<br />
weitere Entzündungen und in schlimmster Konsequenz sogar die Notwendigkeit eines künstlichen Darmausgangs<br />
verhindert werden. Um auch seltene Komplikationen wie eine Schädigung der Milzkapsel oder des Harnleiters zu<br />
vermeiden, ist es wichtig, die Operation nur als eingespieltes Team von erfahrenen Chirurgen, Anästhesisten und<br />
Operationsschwestern durchzuführen.<br />
Bei Baermed, dem Zentrum für Bauchchirurgie, sind diese Voraussetzungen gegeben. Somit können die<br />
Patienten in der Regel selbst nach schwerem Krankheitsverlauf schon am ersten Tag wieder schluckweise<br />
trinken. Der Nahrungsaufbau kann anschliessend rasch erfolgen. Bei komplikationslosem Verlauf können sie das<br />
Spital bereits nach sechs Tagen oder sogar schon früher verlassen.