Hedera Periodikum 2015-12
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
<strong>Hedera</strong><br />
Newsletter der Deutschen Efeu-Gesellschaft 31.<strong>12</strong>.<strong>2015</strong><br />
Mikroskopische Untersuchung der Haarformen der Gattung <strong>Hedera</strong><br />
Text und Bilder von Wilfried Engesser<br />
Wozu benötigt ein Efeuliebhaber eine Lupe oder ein Mikroskop. Die<br />
Antwort ist relativ einfach. Insbesondere an jungen Trieben und Blättern<br />
befinden sich Haare, die helfen, eine Efeu-Art richtig zu klassifizieren.<br />
Stark vereinfacht lässt sich sagen, dass es Efeu-Arten gibt, die sich<br />
durch weiße Sternhaare auszeichnen. Dazu zählt z.B. der in Europa verbreitete<br />
"Gewöhnliche Efeu" <strong>Hedera</strong> helix. Rötliche Schuppenhaare sind<br />
deutlich anders gestaltet und finden sich z.B. bei <strong>Hedera</strong> colchica. Gewisse<br />
Übergangsformen zwischen reinen Stern- und reinen Schuppenhaaren<br />
scheint es aber auch zu geben. So findet man etwa bei <strong>Hedera</strong><br />
helix, bei <strong>Hedera</strong> iberica und bei <strong>Hedera</strong> hibernica neben den typischen<br />
Sternhaaren vereinzelt auch solche, die an Schuppenhaare erinnern.<br />
Lichtmikroskop mit aufgesetztem USB-<br />
Mikroskop<br />
Mikroskopiermaterialien: Objektträger(1),<br />
Deckglas (2), Rasierklinge (3),<br />
Pipette (4), Pinzette (5), Präpariernadel<br />
(6)<br />
Wie kann man nun vorgehen?<br />
Mit einer guten Lupe lassen sich die genannten Haarformen schon recht<br />
gut erkennen.<br />
Will man die Haarformen im Bild festhalten, muss man etwas mehr Aufwand<br />
treiben. Hier verwendet man eine konventionelle Stereolupe oder<br />
auch ein ganz normales Lichtmikroskop, bei dem das Okular entfernt<br />
werden kann. Anstelle des Okulars führt man in den Tubus das USB Mikroskop<br />
ein und verbindet dieses mit einem Computer oder Laptop. Wichtig<br />
ist, dass die Bilddarstellungssoftware des USB-Mikroskops auf dem<br />
Rechner installiert ist. Es gibt nun zwei Möglichkeiten in der Vorgehensweise:<br />
A) Bei einem Stereomikroskop kann man ein Efeublättchen oder eine<br />
Triebspitze einfach auf den Objektträger legen und diesen seinerseits<br />
auf dem Objekttisch des Stereomikroskops festklemmen und von oben<br />
beleuchten. Am besten ist hier Sonnenlicht geeignet.<br />
B) Mit einem Lichtmikroskop kann man hochaufgelöst einzelne Sternoder<br />
Schuppenhaare betrachten. Diese hat man zuvor mit einer Rasierklinge<br />
auf den Objektträger geschabt, mit einem Tropfen Wasser versehen<br />
und mit einem Deckglas abgedeckt. Für beide Varianten erscheint<br />
mir eine Färbungsmethode gut geeignet. Da die Haarzellen am wachsenden<br />
Spross und Blatt offenbar schon nach kurzer Zeit absterben<br />
(aber noch anhaften), sind sie innen hohl und saugen deshalb in kürzester<br />
Zeit Farbstofflösungen wie etwa Methylenblaulösung auf. Dadurch<br />
können die Haare sehr gut lokalisiert und ihrer Form nach untersucht<br />
werden.<br />
Seite 1 von 5
<strong>Hedera</strong><br />
Newsletter der Deutschen Efeu-Gesellschaft 31.<strong>12</strong>.<strong>2015</strong><br />
Sternhaare von <strong>Hedera</strong> helix: Lichtmikroskop, 160-fach,<br />
ungefärbt<br />
Schuppenhaare von <strong>Hedera</strong> colchica: Lichtmikroskop,<br />
160-fach, ungefärbt<br />
Sternhaare von <strong>Hedera</strong> helix: Aufsicht auf Blattunterseite,<br />
Lichtmikroskop, 160-fach, Methylenblaufärbung<br />
Schuppenhaare von <strong>Hedera</strong> colchica: Lichtmikroskop,<br />
160-fach, Methylenblaufärbung<br />
Seite 2 von 5
<strong>Hedera</strong> Newsletter der Deutschen Efeu-Gesellschaft 31.<strong>12</strong>.<strong>2015</strong><br />
Der Blattstiel von <strong>Hedera</strong> helix. Die Sternhaare stehen<br />
relativ ungeordnet ab.<br />
Der Blattstiel von <strong>Hedera</strong> helix. Die Sternhaare stehen<br />
relativ ungeordnet ab.<br />
Blattunterseite <strong>Hedera</strong> hibernica. Neben Sternhaaren sind<br />
auch (etwas stärker gefärbt) intermediäre Formen erkennbar,<br />
die an Schuppenhaare erinnern.<br />
Blattstiel <strong>Hedera</strong> hibernica. Sternhaare liegen parallel und<br />
weitgehend an.<br />
Seite 3 von 5
<strong>Hedera</strong> Newsletter der Deutschen Efeu-Gesellschaft 31.<strong>12</strong>.<strong>2015</strong><br />
Eine attraktive Sorte, welche mehr Beachtung finden sollte, ist <strong>Hedera</strong><br />
helix 'Courage'. Der mehrfarbige Sport wurde von Emily Barbee, einer<br />
Mitarbeiterin der "Riverbend Nursery" aus Riner, Virginia, USA, an der<br />
grünlaubigen Sorte H. helix 'Maple Leaf' gefunden und im Oktober 2000<br />
dem Research Center der "Amerikanische Efeu-Gesellschaft" (AIS) zur<br />
Begutachtung vorgelegt. Nach eingehender Prüfung entschloss sich die<br />
AIS, der Probe den Sortennamen 'Courage' zu geben. Die Pflanze erhielt<br />
von der AIS die Registrierungsnummer "AIS 02000<strong>12</strong>" und wird im<br />
<strong>Hedera</strong> helix 'Courage'<br />
Text und Bilder von Andreas Hönemann<br />
Pierot Classification System als Variegated Ivies (V) und Bird's Foot Ivies<br />
(BF) geführt, was bedeutet, dass das Blatt mehrfarbig und vogelfußähnlich<br />
ist.<br />
Die selbstverzweigende Pflanze bildet lange Ranken, der Internodienabstand<br />
beträgt 3 – 4 cm. Die 5-lappigen Blätter von 'Courage' erreichen in<br />
etwa ähnliche Ausmaße wie die der Herkunftspflanze 'Maple Leaf'. Sie<br />
sind 6-10 x 5-8 cm, unter Gewächshausbedingungen können sie auch<br />
wesentlich größer werden. Ein typisches Merkmal dieser Sorte sind die<br />
Seite 4 von 5
<strong>Hedera</strong> Newsletter der Deutschen Efeu-Gesellschaft 31.<strong>12</strong>.<strong>2015</strong><br />
5-7 langen, schmalen, asymmetrischen, scharfen Zähne, welche unregelmäßig<br />
an den Seiten und Enden der Lappen zu finden sind.<br />
Diese Attribute sind wohl der "Mutterpflanze" 'Maple Leaf' zu verdanken.<br />
Der Terminallappen ist 4 mal so lang wie breit. Die im 45°-90° Winkel<br />
stehenden, beiden Laterallappen sind etwas schmaler und meist halb so<br />
lang wie der Terminallappen, können aber auch die volle Länge von letzterem<br />
erreichen. Auf Grund der großen Länge der Lappen und der Unregelmäßigkeit<br />
der Zähne sind die Blätter von 'Courage' verschiedenartig,<br />
leicht nach oben oder unten gekrümmt. Die Blattstiele sind sehr<br />
lang, in der Regel 1 bis 2 mal so lang wie die Blattspreite, bei einigen<br />
Blättern floriert der Stiel auf eine Länge von bis zu 10 cm.<br />
Der Neuaustrieb hat glänzende, leuchtend gelbe bis grüngelbe Blattränder,<br />
die Basallappen und Zähne sind oft goldfarben. In den Sommermonaten<br />
verringern sich die charakteristischen Zähne und Vorsprünge, ferner<br />
verbreitern sich die Lappen. Dies ist ein typisches Merkmal von vogelfußförmigen<br />
Sorten und kann auch an 'Asterisk' und 'Lalla Rookh' beobachtet<br />
werden.<br />
Ähnliche Sorten<br />
sind neben<br />
der Ausgangspflanze<br />
'Maple<br />
Leaf' nur der<br />
schon erwähnte<br />
Efeu 'Asterisk'.<br />
Bei<br />
letzterem sind<br />
die Blätter<br />
kleiner, die<br />
Pflanze verfügt<br />
über eine<br />
viele filigranere<br />
Erscheinung.<br />
Außerdem<br />
sind bei<br />
'Asterisk' die<br />
Zähne abgerundet<br />
oder<br />
kaum ausgebildet.<br />
'Courage' eignet sich auf Grund seiner langen Ranken gut für große Ampelpflanzen.<br />
In mildem Klima sollte der Efeu auch zur Berankung von<br />
Wänden und Zäunen geeignet sein.<br />
Seite 5 von 5