11.01.2018 Views

unternehmen Dezember 2016

unternehmen Dezember 2016

unternehmen Dezember 2016

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> | 3,00 €<br />

4 197821 303000 5 4<br />

Zug um Zug –<br />

Mythos Märklin<br />

Florian Sieber führt den traditionsreichen<br />

Modellbahnhersteller zurück in die Erfolgsspur. Ein<br />

Gespräch über Emotionen, Digitales und Marketing.<br />

Arbeitszeit Wie Unternehmen attraktiver werden SEITE 6<br />

Entspannung Tipps für kurze Auszeiten in der Alltagshektik SEITE 32<br />

Umfrage Was für Führungskräfte an Weihnachten wichtig ist SEITE 46


Zeit für Pioniere.<br />

Die Meister Driver Chronoscope zeigt nicht nur die<br />

Zeit an, sondern bringt eine ganze Epoche zurück: die<br />

Anfangsjahre des modernen Automobils und die Stunde<br />

der großen Technik pioniere. Ihr Äußeres ist inspiriert<br />

von der Gestaltung historisch bedeutender Oldtimer<br />

und deren Instrumententafeln. Wie keine andere verbindet<br />

sie den einzigartigen Charme dieser Automobile<br />

mit unserer Leidenschaft für mechanische Zeitmesser.


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[inhalt]<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

was bleibt im Rückblick auf dieses Jahr für<br />

die erfolgsverwöhnte Wirtschaft in Baden-<br />

Württemberg? Wie wäre es mit Dankbarkeit?<br />

Während viele Länder in Krisen und<br />

Kriegen versinken, geht es bei uns im siebten<br />

Jahr in Folge bergauf. Die Firmen sind<br />

gut ausgelastet – und gut aufgestellt. Das<br />

gilt auch für Märklin, wenngleich der Wettbewerb<br />

um Regalfläche im Handel für den<br />

Modellbahnhersteller herausfordernd ist,<br />

wie unser Titelinterview mit Märklin-Chef<br />

Florian Sieber zeigt (S. 10). Doch die gute<br />

Auftragslage hat auch ihre Kehrseite: Manche<br />

Chefs fordern viel und gehen mit ihren<br />

Mitarbeitern, aber auch mit sich selbst,<br />

nicht gut um. Das kann gefährliche Folgen<br />

haben und für Firmen teuer werden (S. 28).<br />

Dabei wäre es so einfach, sich Auszeiten zu<br />

gönnen (S.32). In unserer Umfrage geht es<br />

dieses Mal um Weihnachtserlebnisse. Ich<br />

wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />

Ihr Alexander Bögelein<br />

[führen]<br />

6 Wann es euch gefällt Mit Vertrauensarbeits<br />

zeit zum attraktiven Arbeitgeber<br />

40 Bühne für die Suche nach den Besten<br />

1200 Besucher beim zweiten<br />

Fachkräftetag der SÜDWEST PRESSE<br />

[titelthema]<br />

10 Weichensteller für die digitale<br />

Zukunft Märklin-Chef Florian Sieber<br />

im Gespräch<br />

[spezial]<br />

20 Auf die Plätze – fertig – Haus<br />

In Günzburg stehen Europas modernste<br />

Fertighäuser<br />

36 Flott gemacht Viel Geld mit<br />

Fuhrparkmanagement sparen<br />

[finanzieren]<br />

22 Die Tücke der Versorgungslücke<br />

Altersvorsorge: Keine Angst vor bösen<br />

Überraschungen<br />

[machen]<br />

26 Fensterbauer mit glasklarer<br />

Ausrichtung Gugelfuss aus Elchingen<br />

42 Gemeinsam besser entsorgen<br />

Recycling im Netzwerk: Knittel aus<br />

Vöhringen<br />

[verantworten]<br />

28 Gefährliche Abwärtsspirale Wie gute<br />

Chefs ihre Mitarbeiter vor Burnout<br />

schützen<br />

32 Moment mal Expertentipps für mehr<br />

Achtsamkeit sich selbst gegenüber<br />

[gründen]<br />

44 Vom Flüchtling zum Unternehmer<br />

Rashed Mohebbi macht sein Ding<br />

[leben]<br />

46 Ein Kater im Weihnachtsbaum<br />

Umfrage unter Führungskräften zu ihren<br />

Weihnachtswünschen und -erlebnissen<br />

[namen & nachrichten]<br />

4 Freiraum für digitale Talente<br />

5 Angespannter Immobilien-Markt,<br />

aber keine Preisblase<br />

20 Erster Mieter für Sedelhöfe<br />

50 Britax Römer: In Leipheim<br />

angekommen<br />

50 Impressum<br />

26 42<br />

28 06<br />

22<br />

3


[namen & nachrichten] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Freiraum für digitale Talente<br />

Die Wirtschaftsregion Ulm ist<br />

stark. Doch was ist nötig, damit<br />

das auch 2030 der Fall ist? Eine<br />

Initiative von Unternehmern hat<br />

den Verein „initiative.ulm.digital“<br />

gegründet. Dessen Ziel: Ulm<br />

zum digitalen Marktplatz für junge<br />

Talente zu machen, für diese<br />

und damit auch für Fachkräfte<br />

attraktiv zu sein. Ulms Oberbürgermeister<br />

Gunter Czisch ist Beiratsmitglied.<br />

Er beschäftigt sich<br />

seit mehr als zehn Jahren mit Digitalisierung,<br />

ist unter anderem<br />

beim Nationalen E-Government<br />

Kompetenzzentrum aktiv und in<br />

IT-Führungskreisen extrem gut<br />

vernetzt. „Innovation kann man<br />

nicht organisieren, man kann<br />

nur ein Milieu schaffen, in dem<br />

sich Kreativität entfaltet“, sagt<br />

Czisch. Für ihn ist Digitalisierung<br />

vor allem ein Thema der<br />

Stadtentwicklung: „Man muss<br />

stets fragen: An welcher Stelle<br />

kann und muss eine Stadt selbst<br />

etwas tun?“ Neben dem neu gegründeten<br />

Verein ist das Verschwörhaus<br />

ein Teil der Initiative.<br />

In diesem Reallabor haben<br />

junge Leute Freiräume, ihre Ideen<br />

umzusetzen. Aktuell geht es<br />

auch um den Aufbau eines Sensoren-Netzwerks.<br />

Wofür das gut<br />

sein soll? Um Lösungen zu finden,<br />

an die man heute noch nicht<br />

denkt. Im spanischen Santander<br />

wurden 20.000 Sensoren angebracht.<br />

Diese liefern nun Daten<br />

an eine zentrale Kontrollstelle.<br />

Damit werden die Parkplätze in<br />

der City wie in einem riesigen<br />

Parkhaus organisiert.<br />

Im Verschwörhaus gibt es derzeit<br />

Arbeitsgruppen für die Themen<br />

„Open Data“ und „CNC-Maschinen<br />

und gefährliche Geräte“ sowie<br />

Einführungskurse fürs „Offene<br />

Editieren“ von Wikipedia und<br />

wöchentlich offene Abende (ab<br />

18.30 Uhr.) Die Bandbreite der Interessierten<br />

reicht von 6 bis 60<br />

Jahren. Auch haben dort Jugendliche<br />

zum Beispiel in einem Löt-<br />

Workshop gelernt, einen TV-Ausknipser<br />

zu bauen. [!] AMB<br />

Machen Ulm attraktiv für Digital-Talente: OB Gunter Czisch (links) und Heribert<br />

Fritz, Vorsitzender des Vereins „initiative.ulm.digital“.<br />

Dietenheim wird zum Wissenschaftslabor<br />

Mit gläsernen Produktionen und<br />

Design-Werkstätten will Dietenheim<br />

(Alb-Donau-Kreis) an seine<br />

Tradition als Textilstandort anknüpfen.<br />

„Unser Ziel ist es, die<br />

Wirtschaftskraft unserer Stadt<br />

auszubauen und die Innenstadt<br />

neu zu beleben“, sagt Bürgermeister<br />

Christopher Eh. Gefördert<br />

wird sein Ansinnen vom Land<br />

Baden-Württemberg, das ein Forschungsprojekt<br />

der Universität<br />

Ulm und der Hochschule Reutlingen<br />

mit knapp einer Million<br />

Euro fördert. Mit einem „ReallaborE<br />

wollen die Wissenschaftler<br />

mit den 6700 Einwohnern Lösungen<br />

und Wege für die Zukunft<br />

ausfindig machen. Bereits im Juli<br />

wurde deshalb in der Dietenheimer<br />

Innenstadt ein Nähcafé für<br />

wöchentliche Workshops und<br />

Strickkurse eröffnet.<br />

„Wer verantwortungsvoll handelt,<br />

wendet sich ab von Billigtextilien<br />

und hin zu fair gehandelten,<br />

umweltverträglichen<br />

Produkten, die sich durch Qualität<br />

und Langlebigkeit auszeichnen“,<br />

erklärt Professor Dr. Martin<br />

Müller von der Universität Ulm<br />

die Philosophie des auf mehrere<br />

Die erste Messe „Dietenheim zieht an!“ lockte viel Besucher an.<br />

Jahre angelegten Forschungsprojektes.<br />

Eine erste Kostprobe gab<br />

es mit der Ausstellung „Dietenheim<br />

zieht an!“, bei der 15 Hersteller<br />

und Händler aus der Region<br />

nachhaltige Mode und<br />

innovative Ideen aus der Textilwirtschaft<br />

präsentierten, darunter<br />

Miet- und Tauschkonzepte für<br />

hochwertige Bekleidung. Auch<br />

Andreas Merkel möchte den Textilstandort<br />

wieder aufleben lassen.<br />

Der Geschäftsführer der Gebrüder<br />

Otto GmbH & Co. KG,<br />

einer Traditionsspinnerei, weiß:<br />

„Das Prinzip des klassischen Einzelhandels<br />

funktioniert nicht<br />

mehr. Deshalb müssen wir im<br />

Ort ein Einkaufserlebnis für die<br />

ganze Familie schaffen.“[!] LOE<br />

4


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Angespannter Immobilien-Markt, aber keine Preisblase<br />

Die Gefahr einer Immobilienblase<br />

steigt in deutschen Großstädten,<br />

nicht aber in der Region. Einen<br />

Spitzenplatz nimmt nach<br />

dem Blasenindex des Berliner Beratungs<strong>unternehmen</strong>s<br />

Empirica<br />

Stuttgart ein. Dort sei es deutlich<br />

schwieriger geworden, einen<br />

Wohnungskauf über Vermietung<br />

zu refinanzieren, weil sich Preise<br />

und Mieten auseinander entwickeln.<br />

Zudem lässt sich mit dem<br />

dortigen Einkommen schlechter<br />

eine Eigentumswohnung finanzieren.<br />

Empirica-Marktforscher<br />

Reiner Braun sieht die Situation<br />

kritisch: „In Stuttgart gibt es viel<br />

zu wenig Neubau.“ In den Landkreisen<br />

Göppingen, Alb-Donau,<br />

Ravensburg und Bodensee sei die<br />

Lage eher unproblematisch.<br />

Der Kreis Biberach sei eine der<br />

wenigen Regionen, in denen „zu<br />

viel“ gebaut werde. „Die Preise<br />

und Mieten haben sich zuletzt<br />

schon etwas beruhigt. Es gibt<br />

aber großen Nachholbedarf wegen<br />

der guten Arbeitsplatzentwicklung“,<br />

sagt Braun. Allerdings<br />

müsse man beobachten, ob langfristig<br />

mehr als 1000 Wohneinheiten<br />

pro Jahr fertiggestellt werden.<br />

„Das wäre dann wohl etwas<br />

zu viel.“ Gleichwohl sei es in Biberach,<br />

am Bodensee und in der<br />

Stadt Ulm im dritten Quartal<br />

schwieriger gewesen, einen Wohnungskauf<br />

über die Miete zu refinanzieren.<br />

In Ulm sei es auch<br />

komplizierter geworden, mit<br />

dem regionalen Einkommen eine<br />

Wohnung zu kaufen. [!] AMB<br />

Die Penthouse-Wohnungen im Brückenhaus in Neu-Ulm gehören zu den teuersten<br />

und exklusivsten Lagen, die die Region Ulm zu bieten hat.<br />

Aufschwung<br />

solide, gute<br />

Auslastung<br />

Die Konjunktur in Baden-Württemberg<br />

läuft weiter gut. Die IHK<br />

Ulm spricht von einem soliden<br />

Aufschwung. Die Stimmung in<br />

den Unternehmen ist positiv. Für<br />

die kommenden Monate wird eine<br />

Entwicklung auf ähnlichem<br />

Niveau erwartet. Bei mehr als der<br />

Hälfte aller Betriebe laufen die<br />

Geschäfte gut. Weitere 42 Prozent<br />

vermelden eine befriedigende<br />

Geschäftslage. Ursache hierfür<br />

sind laut IHK ordentliche Umsatzzahlen.<br />

Zudem habe sich die<br />

Ertragslage gegenüber dem Frühjahr<br />

noch einmal verbessert.<br />

Blendend ist die Stimmung im<br />

Handwerk. Nach den Angaben<br />

der Handwerkskammer Ulm, die<br />

18.400 Betriebe zwischen Jagst<br />

und Bodensee betreut, sind drei<br />

Viertel der Firmen mit ihrer wirtschaftlichen<br />

Situation zufrieden.<br />

Die Auslastung ist gut[!] AMB<br />

Daimler TSS holt sich den<br />

Titel „attraktivste Firma“<br />

Die 20 beliebtesten Firmen in der<br />

Region Ulm/Neu-Ulm<br />

1. Daimler TSS<br />

2. Ratiopharm GmbH<br />

3. Liebherr-International<br />

Deutschland<br />

4. Airbus Defence and Space<br />

5. Seeberger<br />

6. Wieland-Werke<br />

7. Gardena Deutschland<br />

8. Liqui Moly<br />

9. Peri<br />

10. Drogeriemarkt Müller<br />

Rund 1800 junge Leute haben<br />

Daimler TSS zum attraktivsten<br />

Arbeitgeber in der Region Ulm/<br />

Neu-Ulm gewählt. Die IT-Tochter<br />

des Daimler-Konzerns mit Sitz in<br />

Ulm (siehe auch Seite 6) verteidigte<br />

damit ihren Titel. Für die<br />

Studie hatte die Hochschule Neu-<br />

Ulm mehr als 1700 Studenten<br />

sowie Berufsschüler und erstmals<br />

auch Fachkräfte in Weiterbildung<br />

befragt. Es ging um drei<br />

Fragen: Ob man das Unternehmen<br />

kennt. Ob man es sympathisch<br />

findet. Und ob man sich<br />

dort bewerben würde. In die Studie<br />

aufgenommen wurden alle<br />

Unternehmen mit Sitz in der Region<br />

Ulm/Neu-Ulm, die einen<br />

Jahresumsatz von mindestens 50<br />

Millionen Euro erzielen: 72 Firmen<br />

an der Zahl. [!] AMB<br />

11. SWU Stadtwerke Ulm/NU<br />

12. Iveco-Magirus AG<br />

13. Magirus GmbH<br />

14. Settele Schwäbische<br />

Spezialitäten & Feinkost<br />

15. Möbel Inhofer<br />

16. Finkbeiner<br />

17. Held & Ströhle<br />

18. Zwick<br />

19. R-Pharm<br />

20. Reinz<br />

Präsident<br />

bis 2018:<br />

Peter Kulitz<br />

Den Rang als einen der aktivsten<br />

Fürsprecher des Wirtschaftsstandorts<br />

Baden-Württemberg<br />

kann<br />

Peter Kulitz<br />

niemand so<br />

schnell streitig<br />

machen. Auch<br />

wenn dieser<br />

nach drei Peter Kulitz ist seit<br />

Amtsperioden<br />

und sechs Jahren<br />

2003 Präsident<br />

der IHK Ulm.<br />

sein Amt<br />

als Präsident des Baden-Württembergischen<br />

Industrie- und Handelskammertages<br />

abgegeben hat.<br />

Sein Nachfolger ist Wolfgang<br />

Grenke (Baden-Baden) In Ulm<br />

bleibt der Unternehmer und<br />

Rechtswalt noch bis 2018 Präsident<br />

der dortigen IHK und wird<br />

die Führung dann nach 15 Jahren<br />

an der Spitze abgeben. [!] KÖ<br />

5


Starre Arbeitszeiten lösen sich auf: Was bei<br />

großen Beratungsfirmen oder im IT-Bereich dank<br />

Vernetzung selbstverständlich ist, erfasst nun<br />

auch andere Branchen.<br />

6


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[führen]<br />

Wann es euch gefällt<br />

Fixe Bürozeiten adé: Im modernen Berufsleben entkoppelt sich dank digitaler Möglichkeiten die Arbeit von Zeit<br />

und Raum. Der Wunsch nach flexiblen Lösungen ist bei vielen Beschäftigten groß. Im Zeitalter des<br />

Fachkräftemangels werden Modelle wie die Vertrauensarbeitszeit zum Werbefaktor für attraktive Arbeitgeber.<br />

Bei mehr als 800 Mitarbeitern existieren bei Daimler TSS mehr<br />

als 165 Arbeitszeitmodelle. „Vom Prinzip her ist alles möglich“,<br />

erklärt Heike Tyrtania, die Leiterin Human Resource<br />

(HR) des Ulmer Unternehmens. „Manche Mitarbeiter kommen<br />

nur an einzelnen Tagen, andere immer vormittags, manche erledigen<br />

ihre Aufgaben zum Teil von unterwegs oder arbeiten zuhause.“<br />

Die Arbeitszeit muss auch nicht notwendigerweise am Stück erbracht<br />

werden. „Es ist auch denkbar, dass erst gearbeitet<br />

wird, dann etwas Privates erledigt<br />

wird, und dann geht es wieder zurück an<br />

die Arbeit.“<br />

Die Mitarbeiter müssen natürlich die vertraglich<br />

vereinbarten Wochenstunden arbeiten.<br />

Sie müssen diese auch dokumentieren.<br />

Doch wann sie arbeiten und wo sie<br />

arbeiten stimmen sie mit ihrem Vorgesetzten<br />

und den Kollegen ab. Das geht sogar<br />

soweit, dass im Fall der Fälle sogar Kinder<br />

mit ins Büro gebracht werden können, Heike Tyrtania, Leiterin<br />

wenn es zuhause nicht mit der Betreuung HR bei Daimler TSS.<br />

klappt. Dafür ist extra ein Familienzimmer<br />

eingerichtet worden.<br />

Unternehmen, die etwas auf sich halten, werben bei potenziellen Mitarbeitern<br />

mit großer zeitlicher Flexibilität und der Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf. Dass sich wirklich etwas getan hat und der klassische<br />

Arbeitstag von 9 bis 17 Uhr nicht mehr der Standard ist, zeigen<br />

Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Zwei Drittel der<br />

Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie haben demnach flexible<br />

Tages- und Wochenarbeitszeiten, sieben von zehn Betrieben bieten<br />

individuelle Arbeitszeiten, fast vier Fünftel der Firmen bieten ihren<br />

Mitarbeitern Teilzeit an. Doch bei aller Flexibilität: Den Rahmen hierfür<br />

steckt immer noch das deutsche Arbeitszeitgesetz ab.<br />

STARRE OBERGRENZEN PRO TAG<br />

Kern der deutschen Arbeitszeitvorschriften ist der Achtstundentag.<br />

Bis zu zehn Stunden pro Tag sind möglich, wenn innerhalb von sechs<br />

Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt<br />

acht Stunden pro Werktag nicht überschritten werden. Auch der<br />

Samstag zählt zu den Werktagen. Damit beträgt die zulässige Wochenarbeitszeit<br />

48 Stunden. Allerdings gelten zahlreiche Ausnahmen, zum<br />

Beispiel für Klinikmitarbeiter, Beamte oder leitende Angestellte.<br />

„Den Unternehmen sind die Mitarbeiter und deren Bedürfnisse nach<br />

flexiblen Arbeitszeiten wichtig“, sagt Götz A. Maier, Geschäftsführer<br />

der Südwestmetall Bezirksgruppe Ulm. Bewerber fragen nach seinen<br />

Worten in jüngster Zeit immer wieder danach. Allerdings sei es nicht<br />

immer einfach, diese beide Seiten der Flexibilität unter einen Hut zu<br />

bekommen. Er würde sich wünschen, dass zum Beispiel die Zeit zwischen<br />

zwei Arbeitstagen flexibler gehandhabt werden dürfte.<br />

Die aktuelle Gesetzeslage erlaube es nicht immer, die Bedürfnisse der<br />

Arbeitgeber und auch gerade der Beschäftigten abzubilden: „Wenn der<br />

Arbeitnehmer vielleicht früher nach Hause gegangen ist, um Zeit für<br />

die Familie zu haben und dann, wenn die Kinder im Bett sind, abends<br />

um 22 Uhr auf dem Sofa noch schnell 15 Minuten E-Mails durcharbeiten<br />

will, darf er am nächsten Tag erst wieder nach 9 Uhr arbeiten“, sagt<br />

Maier. In Europa gebe es meist nur eine Obergrenze der Arbeitszeit pro<br />

Woche, in Deutschland zusätzlich noch eine pro Tag. „Diese tägliche<br />

Grenze wegzulassen, würde die Flexibilität für beide Seiten spürbar<br />

verbessern, auch ohne dass insgesamt mehr gearbeitet werden würde“,<br />

sagt der Südwestmetall-Geschäftsführer aus Ulm.<br />

STATT ANWESENHEIT ZÄHLT DIE AUFGABE<br />

Für das gewerkschaftsnahe Wirtschafts - und Sozialwissenschaftliche<br />

Institut (WSI) ist die Flexibilität schon jetzt groß genug. Die bestehenden<br />

tariflichen Regelungen zur Arbeitsgestaltung würden eine Fülle<br />

an Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeitgestaltung bieten, heißt es<br />

in einer WSI-Analyse. So bestehe nahezu in allen Tarifbereichen die<br />

Möglichkeit der unregelmäßigen Verteilung der tariflichen Regelarbeitszeit.<br />

Hinzu komme als wichtigste weitere Möglichkeit der Flexibilisierung<br />

das Überschreiten der Regelarbeitszeit durch Mehrarbeit.<br />

Schon nach dem derzeitigen rechtlichen Rahmen sind die unterschiedlichsten<br />

Arbeitszeitmodelle möglich. Grob werden drei verschiedene<br />

Modelle unterschieden: Die klassische Gleitzeit besteht aus<br />

einer Kernarbeitszeit mit allgemeiner Anwesenheitspflicht und einer<br />

Ein- und Ausgleitspanne. Arbeitnehmer können Beginn und Ende der<br />

täglichen Arbeitszeit in der vorgesehenen Zeitspanne selbst festlegen.<br />

Aus Sicht des Unternehmens sollen so Fehlzeiten verringert werden,<br />

etwa durch Arztbesuche, da die Arbeitnehmer es selbst in der Hand<br />

haben, ihre persönlichen Termine außerhalb der Kernzeiten zu legen.<br />

Bei der Funktionszeit legt das Unternehmen fest, in welchen Zeiträumen<br />

bestimmte Betriebsteile funktionsfähig sein müssen. Die Mitarbeiter<br />

können dann innerhalb dieser Funktionszeiten ihre jeweiligen<br />

Arbeitszeiten in Absprache mit den Kollegen selbst bestimmen. Im<br />

Mittelpunkt dieses Arbeitszeitmodells steht nicht mehr die Anwesenheit,<br />

sondern dass eine vereinbarte Aufgabe erledigt wird.<br />

Die Vertrauensarbeitszeit lässt die weiteste Autonomie. Das Modell<br />

der Stechuhr spielt hier überhaupt keine Rolle mehr. Es wird rein er-<br />

7


[führen] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

„Inzwischen wird nicht mehr von Homeoffice geredet, sondern von mobiler Arbeit“, sagt Hochschul-Professorin Jutta Rump.<br />

gebnisorientiert gearbeitet. Manche Modelle sehen allerdings Zielvereinbarungen<br />

zwischen Mitarbeitern und Arbeitgeber vor, in denen<br />

festgelegt wird, welches Arbeitszeitvolumen zur Erledigung einer bestimmten<br />

Aufgabe nötig ist.<br />

Jutta Rump ist Professorin<br />

für Personalmanagement.<br />

FLEXIBILITÄT AUCH IN DER PRODUKTION<br />

Jutta Rump ist Professorin für Personalmanagement und Organisationsentwicklung<br />

an der Hochschule Ludwigshafen und Direktorin des<br />

Instituts für Beschäftigung und Employability. „Was die technische<br />

Machbarkeit betrifft, sind wir kurz davor, neue Dimensionen der Flexibilität<br />

zu erreichen.“ Inzwischen werde nicht mehr von Homeoffice<br />

geredet, sondern von mobiler Arbeit. In dieser Wortwahl schon zeigt<br />

sich, dass eine starke Entkopplung der Arbeit von Raum und Zeit stattgefunden<br />

hat. Diese Entkopplung gilt schon jetzt für sehr viele Bürotätigkeiten.<br />

Mit der Industrie 4.0, also der Digitalisierung der Produktionsprozesse,<br />

ist es möglich, diese Flexibilität auch auf die Produktion<br />

zu übertragen. „Dann ist zu überlegen, ob ein Schichtbetrieb, wie er<br />

heute noch gängig ist, überhaupt noch nötig ist“, sagt Rump. „Um etwa<br />

eine Anlage zu steuern, muss nicht unbedingt jemand vor Ort sein.<br />

Das könnte auch von einem anderen Ort aus geschehen.“<br />

Flexible Arbeitszeiten sind kein Thema mehr, mit dem vor allem Frauen<br />

angesprochen werden sollen. Die neuen Modelle richten sich an<br />

alle Mitarbeiter. „Sie tragen zur Attraktivität als Arbeitgeber bei“, sagt<br />

Rump. Doch in Zeiten des Fachkräftemangels stößt die Freiheit an<br />

Grenzen. „Früher konnte man die Zeit, die ein Mitarbeiter weniger arbeitet,<br />

weil er sich für Teilzeit entschieden<br />

hat, mit neuen Kräften aus dem Arbeitsmarkt<br />

auffüllen“, erklärt sie. „Heute geht<br />

das nicht mehr so einfach.“<br />

Arbeitnehmer und Unternehmen wünschen<br />

sich gleichermaßen flexible Arbeitszeiten.<br />

Jedoch aus völlig unterschiedlichen<br />

Motive. Unternehmen sind getrieben<br />

durch Globalisierung, Wettbewerb und<br />

Kunden. Arbeitnehmer hingegen versuchen<br />

sich über Flexibilität an die unterschiedlichen<br />

starren Zeitsysteme anzupassen,<br />

die sie umgeben: Einkauf, Schule,<br />

Behörden und vieles mehr. Im schlimmsten Falle stehen die Bedürfnisse<br />

von Arbeitnehmern und Unternehmen im Widerspruch. Im besten<br />

Falle gibt es ein System, das beide berücksichtigt.<br />

Der IT-Spezialist Daimler TSS entwickelt Software- und IT-Lösungen.<br />

Kernthemen sind Car-IT und Mobility, Information Security, Analytics,<br />

Shared Services und Digital Customer Experience. Schon seit<br />

einiger Zeit wird Daimler TSS zu Deutschlands besten Arbeitgebern<br />

gezählt und schafft regelmäßig Top-Platzierungen beim Arbeitgeberwettbewerb<br />

„Great Place to Work“. Mehr als 80 Prozent der Mitarbeiter<br />

sind Akademiker, die meisten Ingenieure. Eine Gruppe, die schon<br />

während der Ausbildung gelernt hat, sich selbst zu organisieren und<br />

selbstständig Probleme zu lösen.<br />

FLEXIBILITÄT ALS WERBEFAKTOR<br />

„Diese hohe Flexibilität bei der Arbeitszeit setzt voraus, dass die Mitarbeiter<br />

wissen, wie sie mit ihren Freiheiten umgehen“, erklärt Tyrtania.<br />

Daher sei das Modell nicht unbedingt auf jede Firma übertragbar. Zum<br />

Beispiel gibt es bei Daimler TSS kaum einen Job, der tatsächlich acht<br />

Stunden am Stück besetzt sein muss. Mit dieser Flexibilität lässt sich<br />

gut werben. Das Unternehmen lebe vor allem von der Kreativität und<br />

Innovationsfähigkeit seiner Mitarbeiter. „Wenn wir diese Mitarbeiter<br />

wollen, dann müssen wir ihnen auch die Möglichkeit bieten, kreativ<br />

und innovativ zu arbeiten und ihnen den Freiraum geben, den sie dafür<br />

brauchen“, sagt Heike Tyrtania. [!] <br />

HENNING ZANDER<br />

Dehnbare Arbeitszeiten<br />

Gilt für eine Firma ein Tarifvertrag, so gilt dieser vor den gesetzlichen<br />

Regeln. Laut Manteltarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie<br />

im Südwesten beträgt die Wochenarbeitszeit 35<br />

Stunden. Diese kann mit Zustimmung des Arbeitnehmers auf<br />

bis zu 40 Stunden steigen, soweit nicht mehr als 18 Prozent aller<br />

Arbeitnehmer des Betriebes einen solchen 40-Stunden-Vertrag<br />

haben. Unter bestimmten Umständen darf diese Quote auf<br />

50 Prozent steigen. Mehrarbeit ist bis zu 10 Stunden in der Woche<br />

und bis zu 20 Stunden im Monat zulässig. Die Wochenarbeitszeit<br />

kann ungleichmäßig auf mehrere Wochen verteilt werden,<br />

soweit eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen wird.<br />

8


Wandsekretär<br />

MAMBA<br />

Design: Victor Vasilev<br />

LIEBESERKLÄRUNG<br />

Möbel Inhofer GmbH & Co. KG, Ulmer Str. 50, 89250 Senden<br />

DESIGN FÜRS LEBEN<br />

www.interni.de • info@interni.de • Germanenstraße 2 • 89250 Senden/Iller<br />

Fon 07307/ 856000 • Fax 07307/ 856100 • offen: Mo - Sa 10 - 19 Uhr


10


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[titelthema]<br />

Weichensteller für<br />

die digitale Zukunft<br />

Ein Werkzeug-Satz der Marke Märklin? Wenn es nach Florian Sieber geht,<br />

vergibt der Modellbahnhersteller schon bald Lizenzen. Mit Herzblut,<br />

Kompetenz und einer Kultur des Zuhörens modernisiert der 31-Jährige<br />

das 157 Jahre alte Unternehmen und belebt den Mythos von Märklin.<br />

In Nordrhein-Westfalen haben Diebe in einem<br />

Spielzeugfachgeschäft Loks für 40.000 Euro erbeutet,<br />

und andere Dinge stehen lassen. Was geht<br />

Ihnen bei solch einer Nachricht durch den Kopf?<br />

Im ersten Moment habe ich an den Händler gedacht.<br />

Der steht erstmal vor einem riesigen Chaos.<br />

Und im zweiten …<br />

… habe ich mich gewundert, dass es die Diebe auf ein<br />

Modelleisenbahngeschäft abgesehen hatten und nicht<br />

auf einen Juwelier oder ein Uhrengeschäft.<br />

Bei den Kunden war Märklin hingegen weniger gefragt<br />

als erwartet. Sie mussten Ihre Umsatzziele<br />

korrigieren …<br />

Da muss ich Ihnen widersprechen. Wir haben nach wie<br />

vor eine stabile Nachfrage. Dass die Zahlen zurückgegangen<br />

sind, liegt mitunter daran, dass wir bewusst auf<br />

Umsätze verzichtet haben. Beispielsweise solche, die<br />

von uns subventioniert waren und an denen wir kaum<br />

verdient haben.<br />

Zum Beispiel?<br />

Wir machen keine Aktion mit Aldi mehr, die meist<br />

rund zwei Millionen Euro Umsatz gebracht hat. Von<br />

diesen Einnahmen blieb allerdings kaum etwas hängen.<br />

Wir verkaufen seit dem Jahr 2013 sehr fair und<br />

stabil. Des Weiteren gibt es keine Sonderangebote<br />

mehr für größere Internethändler. Stattdessen behandeln<br />

wir alle gleich. Aus unserer Sicht ist das eine wichtige<br />

Basis, um den Fachhandel in der Breite zu stützen.<br />

Was sind die Vor-, was die Nachteile einer solchen<br />

Aktion mit Discountern?<br />

Sicher konnten wir den ein oder anderen Neukunden<br />

akquirieren. Allerdings waren diese Startpackungen<br />

abgespeckt, um den günstigen Preispunkt von 99,99<br />

Euro zu erreichen. Dadurch entstanden Produkte, die<br />

auf den ersten Blick nicht vollends begeistern. Aus Kostengründen<br />

konnten wir auch nicht auf die neuesten<br />

Technologien zurückgreifen.<br />

Haben Sie ein Beispiel für eine solche Technologie?<br />

Die Steuerung in den Aldi-Packungen war im Gegensatz<br />

zu unseren sonstigen Steuerungen nicht mobil,<br />

sondern per Kabel mit dem Gleis verbunden. Wir mussten<br />

unter anderem auch bei der Lok sparen. Sie war<br />

anders als unsere sonstigen Produkte nicht aus Metall<br />

und hatte keinen Sound.<br />

Am Tag der offenen Tür rennen Ihnen die Besucher<br />

die Werkshallen ein. Zudem ist Märklin zur Marke<br />

des Jahrhunderts gewählt worden. Demnach müsste<br />

Ihr Unternehmen nicht knapp 100 Millionen Euro<br />

Umsatz machen, sondern eine Milliarde. Warum<br />

hinkt der Umsatz dem Markenwert hinterher?<br />

Der Bekanntheitsgrad der Marke Märklin ließ schon<br />

immer ein viel größeres Unternehmen vermuten. Das<br />

hängt damit zusammen, dass die Marke unheimlich<br />

emotional aufgeladen ist. Unser Produkt ist allerdings<br />

nicht überlebenswichtig, sondern mit einem Hobby<br />

verbunden. Die meisten unserer Kunden sind älter. Sie<br />

verbinden schöne Erinnerungen mit Märklin, haben<br />

vielleicht schon als Kind mit Modellbahnen gespielt<br />

und greifen in höherem Alter ihr Hobby wieder auf. Die<br />

Markenbekanntheit bringt uns viele Vorteile, schürt<br />

aber auch hohe Erwartungen, die an andere Unternehmen<br />

in unserer Umsatzklasse nicht gestellt werden.<br />

Wie wollen Sie das Potenzial besser ausschöpfen?<br />

Zur Person<br />

Seit 2013 steht Florian<br />

Sieber an der Spitze<br />

von Märklin.<br />

Seither hat sich der<br />

geschäftsführende<br />

Gesellschafter bei<br />

Sammlern und Mitarbeitern<br />

viel Respekt<br />

erarbeitet. Sein Vater<br />

Michael (60) führt<br />

den Spielwarenhersteller<br />

Simba-Dickie.<br />

Der heute 31-Jährige<br />

wuchs im mittelfränkischen<br />

Städtchen<br />

Lauf mit zwei Geschwistern<br />

(28, 23)<br />

auf. Nach dem Abitur<br />

studierte er an der<br />

privaten Universität<br />

Oestrich-Winkel Betriebswirtschaft.<br />

Für<br />

sein Master-Studium<br />

ging er nach Barcelona<br />

und Paris. Die Freizeit<br />

verbringt der Wochenendpendler<br />

am<br />

liebsten mit Freundin<br />

und Freunden. Seine<br />

Hobbys: Snowboarden<br />

und Fußballschauen.<br />

Sieber ist<br />

Fan von Greuther<br />

Fürth und Bayern<br />

München.<br />

Ob Produkte oder Marketing: Firmenchef Florian Sieber bringt die Märklin-Welt in die digitale Spur.<br />

11


[titelthema] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Als kleiner Junge spielte er<br />

Modelleisenbahn mit seinem<br />

Opa. Heute führt er das Traditions<strong>unternehmen</strong><br />

und baut<br />

ein 11,3 Millionen Euro teures<br />

Museum.<br />

Das Modellbahngeschäft ist zwar stabil, aber große<br />

Wachstumsraten sind auch in den nächsten Jahren<br />

nicht zu erwarten. Daher wollen wir über andere Geschäftsfelder<br />

und Produktkategorien wachsen. Wir haben<br />

die vergangenen Jahre viele kleine Pflänzchen gesetzt,<br />

die wir jetzt pflegen.<br />

Ein bisschen konkreter bitte.<br />

Ein Beispiel dafür sind unsere Kinderspiellinien Märklin<br />

„My World“ für Kinder im Vorschulalter und Märklin<br />

„Start Up“ für Kinder ab sechs Jahren und aufwärts.<br />

Anders als im Modellbahnmarkt sind wir in diesem<br />

Segment noch ein kleiner Fisch. Mitwettbewerber wie<br />

Brio, Lego und Playmobil haben ebenfalls Eisenbahnen<br />

im Sortiment. Unsere zwei Kinderspiellinien tragen<br />

momentan noch nicht viel zum Umsatz bei. Doch wir<br />

bauen sie jetzt auf, damit sie künftig zum Wachstum<br />

des Gesamt<strong>unternehmen</strong>s beitragen.<br />

Welche Pläne haben Sie außerdem?<br />

Wir machen uns Gedanken darüber, wie wir die Marke<br />

Märklin auch in anderen Bereichen nutzen können<br />

und wollen Lizenznehmer mit ins Boot holen. Wir suchen<br />

in Kooperation mit der Frankfurter Agentur Alicentia<br />

nach geeigneten Unternehmen. Deren Produkte,<br />

Qualität und Image müssen natürlich zu unserem<br />

Markenkern passen. Darauf aufbauend haben wir Kriterien<br />

festgelegt, die mögliche Lizenznehmer erfüllen<br />

müssen.<br />

Was gehört zum Markenkern?<br />

Hochwertige Metallverarbeitung und Elektrik sowie<br />

filigrane Formen machen schon immer Märklin-Spielzeug<br />

aus. Neben den aktuellen technischen Entwicklungen<br />

sind uns Nostalgie und Emotion ebenso wichtig.<br />

Wir wollen eine Verbindung zwischen den<br />

Generationen schaffen. Auch dass unsere Produkte<br />

Söhne, Väter und Opas gleichermaßen begeistern und<br />

zusammenbringen.<br />

Und wer passt zu Ihnen?<br />

Basierend auf diesen Eigenschaften können wir uns<br />

den Namen Märklin etwa für Werkzeuge vorstellen.<br />

Viele unserer Kunden sind richtige Heimwerker, die<br />

neben der Modellbahn auch anderes selbst fertigen.<br />

Deshalb führen wir unter anderem Gespräche mit<br />

möglichen Lizenznehmern in naheliegenden Bereichen,<br />

die in Deutschland produzieren, aber selbst nur<br />

eine weniger starke Marke haben.<br />

Soll das Lizenzgeschäft zur zweiten Säule werden?<br />

Ja, aber davon sind wir noch weit entfernt, da das Unternehmen<br />

in der Vergangenheit keine ähnlichen Versuche<br />

unternommen hat. Bei Produkten außerhalb unserer<br />

Sparte sehen wir es als sinnvollen Schritt an, uns<br />

kompetente Partner zu suchen, die in ihrem Fach Spezialisten<br />

in Fertigung, Vertrieb und Marketing sind.<br />

Umgekehrt kennen sie das Lizenzgeschäft ja über<br />

die Simba-Dickie-Gruppe, die ihr Großvater<br />

Fritz und ihr Vater Michael gegründet haben.<br />

Das ist der Inbegriff eines Spielzeugherstellers,<br />

der durch Lizenzen<br />

groß geworden ist.<br />

Das stimmt. Ich kenne das Geschäft von der<br />

anderen Seite. Simba Dickie gehört zu den größten<br />

Lizenznehmern für Spielwaren in Europa.<br />

Haben Sie eigentlich als Kind Modelleisenbahn<br />

gespielt?<br />

Als ich etwa sieben Jahre alt war, habe ich zusammen mit<br />

meinem Opa im Keller an einer Modelleisenbahn gebaut.<br />

Das waren bestimmt zwei, drei Abende die Woche.<br />

Hand aufs Herz, war das eine Märklin?<br />

Das war eine Märklin. Mein Opa meinte immer, es gäbe<br />

nur eine Marke für Modelleisenbahnen.<br />

Was tun Sie dafür, dass mehr Ihrer Produkte für<br />

Kinder von „My World“ und „Start Up“ unter dem<br />

Weihnachtsbaum liegen?<br />

Gegenüber dem Vorjahr haben wir unsere Anstrengun-<br />

12


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[titelthema]<br />

gen im Marketing erhöht. Zum Beispiel durch eine<br />

großangelegte TV-Kampagne in der Vorweihnachtszeit.<br />

Unsere Spots sind vier Wochen lang auf drei Kinder-Sendern<br />

hauptsächlich zwischen sechs und neun<br />

Uhr morgens gelaufen. So wollen wir Märklin „My<br />

World“ bei den Kids bekannter machen.<br />

Und für Märklin „Start Up“?<br />

Hier setzen wir auf eine umfangreiche Online-Kampagne<br />

auf Youtube, Google, Facebook und Co. Dazu gehören<br />

Videos und Themenseiten, mit denen wir die Themenwelt<br />

„Containerverladung“ bewerben. Diese läuft<br />

parallel zur TV-Kampagne. Wir erhoffen uns dadurch<br />

eine deutliche Steigerung der Abverkäufe im Handel.<br />

Wie hoch ist der Umsatz mit Produkten für Kinder?<br />

Die zwei Kinderlinien machen noch unter 10 Prozent<br />

unseres Umsatzes aus. Es gibt aber auch Kinder, die die<br />

Produkte für Profis kaufen.<br />

Welche neuen Wege gehen Sie, um den Fachhandel<br />

zu unterstützen?<br />

In Hamburg und Schleswig-Holstein läuft gerade ein<br />

Pilotprojekt, das gezielt den Fachhandel stärken soll.<br />

Die breitangelegte Markenkampagne bespielt mehrere<br />

Kommunikationskanäle. Einmal sind das 2,9 Millionen<br />

Posteinwurfsendungen, wie „Einkauf aktuell“, in<br />

denen Märklin-Produkte auf der Titelseite und der Seite<br />

3 zu sehen sind. Weitere Bausteine sind TV- und Radiowerbungen<br />

auf regionalen Sendern, sowie Plakate<br />

Florian Sieber will die Marke<br />

Märklin in Lizenz vergeben.<br />

Mit einer Agentur sucht er<br />

Partner, die zur Göppinger<br />

Traditionsfirma passen.<br />

WAS ZÄHLT SIND<br />

WERTE,<br />

AUSDRUCK<br />

UND SIE.<br />

Know your classics. USM pflegt die wohlüberlegte Reduktion:<br />

klassisches Design, klare Formen, unaufdringliche Eleganz.<br />

#usmmakeityours<br />

buchbrunnenweg 16, 89081 ulm, tel. 0731-96 77 00<br />

dreiköniggasse 20, 89073 ulm-innenstadt, objekt@fey-ulm.de, www.fey-ulm.de<br />

www.usm.com<br />

13


Florian Sieber stärkt den<br />

Fachhandel. Im Zuge einer Pilot-Kampagne<br />

für die Zielgruppe<br />

55plus tauscht Märklin<br />

alte Gleise in neue um.<br />

im öffentlichen Nahverkehr und im Fachhandel. Das<br />

Ganze läuft unter dem Mantel „Deutschland sucht den<br />

Märklin Schatz“.<br />

An wen richtet sich die Kampagne?<br />

Primär an die Zielgruppe 55plus. Ziel ist es, dass der<br />

Opa mit seinem Enkel das Hobby Modelleisenbahn<br />

aufgreift. Durch verständlich aufbereitete Informationen<br />

soll dem Großvater der Sprung in die Digitalwelt<br />

erleichtert werden, in der sich die Enkel ohnehin auskennen.<br />

Jeder, der sich anmeldet, nimmt automatisch<br />

an einem Gewinnspiel teil. Zusätzlich bekommt er die<br />

Möglichkeit, alte Metallgleise inklusive<br />

Trafo dank eines saftigen<br />

Rabattes in moderne C-Gleise und<br />

ein digitales Fahrgerät umzutauschen.<br />

Wie messen Sie die Entwicklung<br />

der Abverkäufe?<br />

Das läuft über unseren Stammsitz<br />

Göppingen. Kunden, die sich anmelden,<br />

werden hier erfasst und<br />

bekommen ihr Informations-Set per Post zugeschickt.<br />

Zu diesem gehört eine Liste mit Fachhändlern in der<br />

jeweiligen Region, an die sich der Kunde bei Fragen<br />

wenden kann. Die ausgewählten Händler sind sehr<br />

kompetent und können beispielsweise auch alte, analoge<br />

Loks instand setzen und digitalisieren. Dem Paket<br />

liegt außerdem eine Einführung in die Digitalwelt bei.<br />

Ein reales Großvater-Enkel-Paar aus Stuttgart – Horst<br />

und Tim – erklären, wie die Modellbahn heute funktioniert<br />

und was nötig ist, um alte Bahnen aufzurüsten.<br />

Warum gerade im hohen Norden und nicht in Baden-Württemberg?<br />

Weil wir einen repräsentativen Schnitt für ganz<br />

Deutschland benötigen. In Baden-Württemberg ist<br />

Märklin sehr bekannt, deshalb wäre das Ergebnis nicht<br />

übertragbar. Im Norden kennt man uns weniger. Hamburg<br />

repräsentiert den städtischen Raum, Schleswig-<br />

Holstein den ländlichen. Das heißt, wir haben auf der<br />

Hilfe für<br />

Großväter<br />

beim Einstieg<br />

in moderne<br />

Märklin-Welt<br />

einen Seite hohes Einkommen, aber wenig Platz. Auf<br />

der anderen Seite etwas weniger Einkommen dafür<br />

mehr Fläche, die ist zum Modelleisenbahnbau wichtig.<br />

Firmen wie Lego und Playmobil haben es geschafft,<br />

sich neu zu erfinden? Was kann Märklin tun, um im<br />

Einzelhandel nicht abgehängt zu werden?<br />

Wir sind in der Fläche nicht mehr so breit vertreten wie<br />

früher, haben aber nach wie vor beispielsweise mit<br />

Müller, Conrad, Toys „R“ Us, Spielemax und My Toys<br />

große Partner. Im Spielwarenfachhandel, der nicht auf<br />

Modelleisenbahnen spezialisiert ist, haben wir mit unseren<br />

Kinderprodukten wieder<br />

Fuß gefasst. Das ist ein schwieriger<br />

Kampf. Wir müssen uns für jedes<br />

Geschäft Maßnahmen überlegen,<br />

mit denen wir die Abverkäufe steigern<br />

und dem Händler ausreichend<br />

Marge und Drehgeschwindigkeit<br />

bieten können. Da spielen<br />

TV-Kampagnen, Online-Aktionen<br />

und unser Auftritt am Point of Sale<br />

(POS) mit rein.<br />

Was sind geeignete Maßnahmen in den Läden?<br />

Bestenfalls haben wir eine Spielfläche, auf der Kinder<br />

und Eltern unser Produkt sehen und erleben. Viele Eltern<br />

denken noch immer: Märklin ist teuer und kompliziert.<br />

Wenn sie das Produkt aber ausgepackt in der<br />

Hand halten, bemerken sie, dass es sich hier um ein<br />

bezahlbares, leicht zu bedienendes Kinderspielzeug<br />

handelt. Das verschafft uns nachweislich bessere Umschlagsgeschwindigkeiten<br />

und Umsätze. Jedes Jahr<br />

statten wir 20 bis 30 Geschäfte mit modernen POS-<br />

Ständen aus.<br />

Märklin ist für sein großes Sortiment bekannt.<br />

<strong>2016</strong> haben Sie das Angebot für Sammler verringert.<br />

Wie waren die Reaktionen?<br />

Wir haben es in der Vergangenheit nicht geschafft, alle<br />

Produkte, die wir neu angekündigt haben, innerhalb<br />

des Jahres auszuliefern. Wir haben stets 50 bis 100 Pro-<br />

14


dukte ins neue Jahr genommen. Daher haben wir weniger<br />

Produkte angekündigt, um die Liste aus den Vorjahren<br />

abzuarbeiten. Trotz der Aufarbeitung der Vorjahre<br />

liefern wir mehr Produkte aus als im vergangenen Jahr.<br />

Schaffen Sie es, alle angekündigten Produkte in<br />

diesem Jahr auszuliefern?<br />

Nein, nicht ganz. Das liegt zum einen daran, dass wir<br />

einen kleinen Puffer benötigen und manchmal auch<br />

von Lieferanten nicht rechtzeitig beliefert werden. Wir<br />

sammeln im Laufe des Jahres Aufträge, die teilweise<br />

noch im Januar und Februar abgearbeitet werden. Früher<br />

lief das bis weit in den April hinein.<br />

Der Modelleisenbahnmarkt ist seit Jahren schwierig.<br />

Woran liegt das?<br />

Modelleisenbahnen sind teurer geworden. Das hängt<br />

mit dem Anspruch der Kunden zusammen. Die Bahnen<br />

müssen immer filigraner, technisch auf dem neuesten<br />

Stand und mit vielen Features wie Sound und Licht ausgestattet<br />

sein. Das hat die Preise in die Höhe getrieben<br />

und einige Kunden mit weniger Budget vergrault.<br />

Gleichzeitig haben sich Stückzahlen verringert …<br />

Was ebenfalls die Herstellungskosten pro Stück erhöht.<br />

Heute stellen wir bei einer Neukonstruktion<br />

nicht mehr 20.000 Bahnen her, sondern etwa 5000 in<br />

mehreren Varianten.<br />

Warum investieren Sie die stolze Summe von 11,3<br />

Millionen Euro in das Märklin-Museum?<br />

Das Museum ist für uns ein Prestige-Projekt. Als wir das<br />

Märklin-Museum zum ersten Mal sahen, konnten wir<br />

kaum glauben, dass solch eine große Marke in den<br />

Räumlichkeiten eines ehemaligen Möbelhauses untergebracht<br />

ist. Eher ein Shop als ein Museum. Dazu kamen<br />

Briefe von Märklinisten, die extra nach Göppingen<br />

gereist und enttäuscht waren, als sie das Museum<br />

besichtigt hatten. Dass dort etwas passieren muss, war<br />

uns klar. Priorität hatten aber zunächst die Investitionen<br />

in Produktion und Vertrieb.<br />

Wie finanzieren Sie das Großprojekt?<br />

Einen Teil der Finanzierung stemmen wir, indem wir<br />

die Märklin-Sammlung an eine Stiftung der Sparkasse<br />

Göppingen verkaufen. Über die Hälfte der Investition<br />

müssen wir selbst aufbringen. Auch wenn es uns nicht<br />

leicht gefallen ist, die Sammlung abzugeben, wissen<br />

Der Märklin-Chef bremst bei<br />

der Zahl der neuen Produkte.<br />

Lieber weniger ankündigen,<br />

aber diese auf den Markt<br />

bringen, lautet die Devise.<br />

Purismus. Sinnlichkeit. Intelligenz.<br />

Mehr über die Faszination der bulthaup Küche<br />

erfahren Sie im Hause bulthaup bei Grüner in Ulm.<br />

www.gruener-bulthaup.de<br />

bulthaup bei Grüner<br />

Grüner GmbH. Neue Straße 113. 89073 Ulm<br />

Tel. 0731 92 70 59 30<br />

15


[titelthema] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Produktion in Göppingen: In den Märklin-Produkten steckt viel Handarbeit. Für Kinder ab drei Jahren geeignet: der „My world“-Zug LINT.<br />

Zügig in die digitale Welt<br />

Mit Schwung führt Firmenchef Florian<br />

Sieber die Gebr. Märklin & Cie. GmbH in<br />

die digitale Welt. Dazu tragen auch die<br />

Produktlinien „My world“ für Vorschulkinder<br />

und „Start Up“ für Kinder ab sechs<br />

Jahren bei. In die Entwicklung von neuen<br />

Produkten im Einsteiger-Segment investiert<br />

das Unternehmen im Geschäftsjahr<br />

<strong>2016</strong>/17 mehr als eine 1 Million Euro.<br />

Rund 90 Prozent des Jahresumsatzes<br />

von zuletzt 96 Millionen Euro entfallen jedoch<br />

auf Produkte für Modellbahnprofis<br />

und Sammler. Sieber hat auch das Märklin-Marketing<br />

modernisiert. Die Kundenansprache<br />

erfolgt mittlerweile auch über<br />

Facebook und Twitter. Zudem setzt Märklin<br />

bei der Vorstellung seiner Produktneuheiten<br />

auf Augmented Reality. Über<br />

eine zuvor heruntergeladene App können<br />

Fans der Marke sich per Smartphone-Kamera<br />

beispielsweise Loks dreidmensional<br />

zeigen lassen und Licht- und Soundeffekte<br />

auslösen. Zum 1859 als Blechspielzeughersteller<br />

gegründeten Unternehmen<br />

zählen die Marken Märklin, Trix und<br />

Lehmann-Gartenbahn. Das Unternehmen<br />

beschäftigt in Göppingen und Györ (Ungarn)<br />

knapp 1200 Mitarbeiter – 470 davon<br />

im Stammwerk Göppingen. Die Höhe<br />

des Gewinns nennt Märklin nicht. AMB<br />

wir sie in guten Händen und garantieren damit ihren<br />

Verbleib in Göppingen.<br />

Wie sieht es mit den laufenden Kosten aus?<br />

Museen sind nur in den seltensten Fällen profitabel zu<br />

betreiben. Unser Ziel ist eine schwarze Null. Sprich,<br />

wenn unsere Investitionen, die damit verbundenen<br />

Abschreibungen und laufende Kosten<br />

annähernd durch die späteren<br />

Einnahmen gedeckt werden, sind<br />

wir zufrieden. Das Museum wird<br />

die Marke Märklin aber im Hinblick<br />

auf PR und Marketing aufwerten<br />

sowie überregionale Besucher<br />

nach Göppingen bringen.<br />

Spaß haben<br />

beim<br />

Rangieren im<br />

neuen<br />

Museum<br />

Was wird diese erwarten?<br />

Im Jahr 2018, in dem das Museum<br />

eröffnet werden soll, können wir nicht nur Exponate in<br />

Vitrinen stellen und hübsch beleuchten. Wir wollen den<br />

Gast – auch Nicht-Sammler und Familien – von der Modelleisenbahnwelt<br />

begeistern. Das schaffen wir nur<br />

durch interaktive Gestaltungselemente. Besucher sollen<br />

selbst ausprobieren können. Etwa mittels Rangierwettbewerben,<br />

bei denen sie Container verladen müssen<br />

oder die Anlage mit Tablet und Handy steuern können.<br />

Die Gäste sollen sich als Teil der Märklin-Welt fühlen.<br />

Wie wird diese Welt aussehen?<br />

Diese wird aus drei Teilen bestehen. Einen davon bildet<br />

die Ausstellung der Exponate, die vor allem für Sammler<br />

und Märklinisten interessant<br />

sein wird. Dann wird es interaktive<br />

Bereiche geben. Wir wollen auf<br />

moderne Weise zeigen, dass Modelleisenbahnen<br />

nichts Altbackenes<br />

sind, sondern dass innovative<br />

Technik in den Aufbauten steckt.<br />

Als dritten Teil bauen wir eine große<br />

Anlage, die sich ständig weiterentwickelt.<br />

Gäste können live mitverfolgen,<br />

wie man so etwas<br />

aufzieht. So wollen wir die Menschen nicht nur einmal,<br />

sondern immer wieder nach Göppingen ziehen.<br />

Es soll ja einen Sammler geben, der die weltgrößte<br />

Märklin-Sammlung besitzt. Gibt es Pläne, diese<br />

nach Göppingen zu holen?<br />

16


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[titelthema]<br />

Wir sind mit dem Mann aus Belgien in Kontakt und<br />

planen, Teile seiner Sammlung als Leihgabe bei uns in<br />

Göppingen zu zeigen. Hierfür haben wir bereits seine<br />

Zusage. Bisher waren diese Sammlerstücke nicht öffentlich<br />

zugänglich. Für uns ist das eine tolle Möglichkeit,<br />

um immer wieder Highlights nach Göppingen zu<br />

holen.<br />

Warum eigentlich haben Sie und Ihr Vater vor drei<br />

Jahren Märklin aus der Insolvenz gekauft?<br />

Wir hatten diesbezüglich viele Gespräche. Anfang<br />

2009 hat mein Vater erst abgewunken, da wir das Modellbahngeschäft<br />

nicht kannten und es wenige Synergien<br />

gibt. Auch die Kundschaft ist eine andere als die<br />

bei Simba Dickie. Die hohe Komplexität von Modelleisenbahnen<br />

war mit keinem unserer anderen Produkte<br />

zu vergleichen. Mitte 2012 haben wir uns trotzdem<br />

entschieden, die Produktion anzuschauen. Das Knowhow<br />

und die Einstellung der Mitarbeiter haben uns<br />

von Anfang an begeistert. Wir spürten, dass die Belegschaft<br />

eine große Familie ist und Märklin wieder in die<br />

Spur bringen wird. Das hat uns überzeugt.<br />

Obwohl Modellbahn kein boomender Markt ist?<br />

Das war uns bewusst. Und auch, dass wir den Umsatz<br />

im ersten Schritt vermutlich nicht halten können. Das<br />

haben wir in Kauf genommen, weil das Unternehmen<br />

genug Substanz hat, um sinkende Umsätze auszugleichen.<br />

Unser oberstes Ziel ist es, profitabel zu sein. Das<br />

sind wir seit der Übernahme 2013. Nur so können wir<br />

weiter investieren und neue Projekte aufziehen.<br />

Warum sind sie als Geschäftsführer eingestiegen?<br />

Das war anfangs nicht geplant. Ich sollte den Prozess in<br />

Göppingen begleiten, kleine Synergien heben und die<br />

Modellbahn verstehen lernen. Es stellte sich aber heraus,<br />

dass der zweite Geschäftsführer andere Strategievorstellungen<br />

hatte als wir. Daher trennten wir uns<br />

von ihm. Auf die Schnelle fanden wir niemanden Neues.<br />

Deshalb bin ich eingesprungen.<br />

Manche Sammler bezeichnen Sie als Glücksfall für<br />

das Unternehmen. Wie schwierig war es – für Sie<br />

als damals 27-Jährigen – das Vertrauen der Sammler<br />

und Mitarbeiter zu gewinnen?<br />

Die Mitarbeiter haben einen gewissen Durchsatz an<br />

Seit dem Jahr 2013 führt Sieber<br />

den Modelleisenbahnhersteller.<br />

Sein Einstieg als Geschäftsführer<br />

war anfangs<br />

nicht vorgesehen.<br />

17


[titelthema] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

„So wie ich Wolfrad Bächle<br />

vertraue, vertraut er mir“,<br />

sagt Florian Sieber im Gespräch<br />

mit Alexander Bögelein,<br />

dem Redaktionsleiter<br />

„<strong>unternehmen</strong> [!]“. Die Geschlossenheit<br />

der beiden Geschäftsführer<br />

ist einer der<br />

Faktoren für die erfolgreiche<br />

Neuausrichtung.<br />

Geschäftsführern erlebt. Aber es war lange kein geschäftsführender<br />

Gesellschafter mehr da. Dass meiner<br />

Familie das Unternehmen gehört, hat mir Rückhalt gegeben.<br />

Dazu kam, dass ich mich von Anfang an sehr gut<br />

mit meinem Kollegen Herrn Bächle (dem Technik-Geschäftsführer,<br />

Anmerkung der Redaktion) verstanden<br />

habe. Er kennt das Unternehmen und die Mitarbeiter<br />

sehr gut. Schnell war klar, dass wir nicht, wie so oft in<br />

der Vergangenheit gegeneinander, sondern miteinander<br />

arbeiteten. Sowie ich ihm mein volles Vertrauen<br />

geschenkt habe, vertraut er auch<br />

mir. Das spüren die Mitarbeiter,<br />

selbst diejenigen, die anfangs Zweifel<br />

hatten. Wir stehen zu dem, was<br />

wir bei der Übernahme von Märklin<br />

versprochen haben: Nämlich,<br />

dass wir alle Mitarbeiter in Göppingen<br />

behalten wollen und auch weiterhin<br />

auf unseren Standort in Ungarn<br />

setzen.<br />

Wir stehen zu<br />

dem, was wir<br />

beim Kauf<br />

versprochen<br />

haben<br />

richtigen Entscheidungen treffen kann. Ich musste<br />

mich in vielen Fällen auf die Erfahrung unserer Mitarbeiter<br />

stützen, habe mich beraten lassen und in viele<br />

Themen eingelesen. Was ich heute aus dem Stehgreif<br />

beantworten kann, musste ich damals aufwändig recherchieren.<br />

Wie schwierig ist es, für eine so komplexe Firma wie<br />

Märklin Entscheidungen zu treffen?<br />

Man muss sich Zeit für wichtige Entscheidungen nehmen.<br />

Und natürlich war ich nicht<br />

alleine: Herr Bächle, mein Vater<br />

und die anderen Geschäftsführer<br />

der Simba-Dickie-Gruppe standen<br />

mir jederzeit zur Seite. Trotzdem<br />

haben wir hin und wieder den falschen<br />

Weg eingeschlagen. Auch<br />

das gehört dazu – Fehler zu erkennen<br />

und einen Schritt zurückzugehen.<br />

Das war ein Sprung ins kalte Wasser. Wie schwierig<br />

war es, die richtigen Stellschrauben für die Neuausrichtung<br />

zu finden?<br />

Es dauert einige Zeit, sich in die Modellbahn einzufinden.<br />

Deshalb habe ich mir auch nicht eingebildet, dass<br />

ich nur allein aufgrund meiner Position immer die<br />

Sie sind zugleich auch Junior Chef der Simba-Dickie-Gruppe<br />

in Fürth. Sind Sie dort auch in Entscheidungen<br />

involviert?<br />

Nein, dadurch, dass ich hier in Göppingen von früh bis<br />

spät beschäftigt bin, bekomme ich vom Tagesgeschäft<br />

nicht alles mit. Allerdings werde ich über alle relevan-<br />

18


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[titelthema]<br />

FACHKRÄFTETAG<br />

ULM & NEU-ULM<br />

ten Entwicklungen informiert und mein Vater und ich<br />

besprechen wichtige Themen in Nürnberg oder am Telefon.<br />

Ich tue mein Bestes, um mich auf dem Stand der<br />

Dinge zu halten und mitzuverfolgen, wo die Reise in<br />

Fürth hingeht. Hin und wieder muss ich auch einen<br />

Märklin-Tag opfern, wenn wichtige Ereignisse oder<br />

Kundenbesuche im Ausland anstehen.<br />

Was war ihr schönstes Erlebnis in den vergangenen<br />

drei Jahren?<br />

Schön ist es immer wieder, wenn Märklinisten auf Messen<br />

oder am Tag der offenen Tür auf uns zukommen<br />

und sich bedanken, dass wir das Unternehmen fortführen.<br />

Wenn sie uns Feedback geben oder Mut machen,<br />

dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das positive Feedback<br />

gibt uns Rückhalt und bestärkt uns. Deshalb habe<br />

ich trotz leichter Umsatzrückgänge keine Bedenken,<br />

dass wir das nicht hinbekommen. Die Führungsmannschaft<br />

hier im Unternehmen ist eine tolle, schlagkräftige<br />

Truppe. Ich habe wahnsinnig viel gelernt, seit ich<br />

2013 hier angekommen bin. Die Arbeit macht mir Spaß<br />

und ich bin stolz, die Entwicklung dieser großartigen<br />

Marke mitzugestalten.<br />

Wie lange bleiben Sie Märklin erhalten?<br />

Das ist offen. Einen konkreten Termin für meine Rückkehr<br />

nach Fürth gibt es nicht.<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTEN<br />

JOA SCHMID, STELLVER-<br />

TRETENDER REDAKTIONS-<br />

LEITER DER NWZ IN<br />

GÖPPINGEN UND<br />

ALEXANDER BÖGELEIN,<br />

REDAKTIONSLEITER<br />

UNTERNEHMEN [!]<br />

DOKUMENTATION:<br />

RONJA GYSIN<br />

FOTOS:<br />

GIACINTO CARLUCCI<br />

7.10.2017<br />

ratiopharm arena, Neu-Ulm<br />

fachkräftetag.de<br />

Der Fachkräftetag wird begleitet von<br />

einer Sonderbeilage in der Südwest<br />

Presse, einem Online-Auftritt und umfangreichen<br />

Werbemaßnahmen.<br />

Die perfekte Kombi für Ihr erfolgreiches<br />

Personalmarketing.<br />

Wir beraten Sie gerne.<br />

T 0731 156-515<br />

Bis 31.12.<strong>2016</strong><br />

Frühbucherrabatt<br />

sichern!<br />

19


[namen & nachrichten] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Auffanglösung<br />

für Ravensburger<br />

Großmetzgerei<br />

Die insolvente Metzgerei Walser<br />

+ Schwaderer GmbH aus Ravensburg<br />

hat einen Käufer: Die<br />

Auffanggesellschaft Walser Spezialitäten.<br />

Deren Hauptgesellschafter<br />

Guido Meurer ist geschäftsführender<br />

Gesellschafter<br />

der Bösinger Fleischwaren<br />

GmbH (Kreis Rottweil). Auch<br />

die bisherigen Geschäftsführer<br />

Oliver Kvas und Reinhard Wrobleksi<br />

sind Gesellschafter. Im<br />

Sommer hatte die Walser +<br />

Schwaderer GmbH (Jahresumsatz<br />

von 12,5 Millionen Euro),<br />

Insolvenz angemeldet. Die<br />

Großmetzgerei hat 23 Filialen,<br />

unter anderem in Ravensburg,<br />

Friedrichshafen, Wangen und<br />

und Biberach. Die Filialen und<br />

mehr als 90 Prozent der Arbeitsplätze<br />

sollen erhalten bleiben.<br />

Deutsche Bahn<br />

investiert in<br />

Lindau<br />

130 Millionen Euro wird die<br />

Bahn AG in Lindau investieren,<br />

unter anderem in den Insel-<br />

Bahnhof für den Regionalverkehr<br />

und den Bahnhof für Fernund<br />

Nahverkehrszüge im<br />

Ortsteil Reutin. Bis Ende 2020<br />

soll die Strecke Lindau –München<br />

elektrifiziert werden,<br />

ebenso die Strecke Friedrichshafen<br />

– Ulm. Die Fahrt nach<br />

Stuttgart verkürzt sich dadurch<br />

um 45 Minuten. Lindau soll in<br />

Zukunft Bahnknoten für Allgäu,<br />

Bodensee, Vorarlberg und<br />

die Ostschweiz sein.<br />

Sana Kliniken<br />

investieren<br />

in Biberach<br />

Ein Akutkrankenhaus mit 370<br />

Betten und sieben OP-Sälen entsteht<br />

ab Frühjahr 2017 in Bibe<br />

Erster Mieter für Sedelhöfe<br />

Die Drogeriemarkt-Kette DM ist der erste Mieter des Ulmer<br />

Einkaufszentrums Sedelhöfe, das 2019 eröffnet werden soll.<br />

Dort laufen die Bauarbeiten (rechter Bildrand) ebenso wie für<br />

die Tiefgarage am Bahnhof mit 520 Plätzen. Im Laufe der<br />

nächsten fünf Jahre kommt der Bau der zweiten Straßenbahnlinie<br />

samt Haltestellen sowie die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes<br />

hinzu. Dementsprechend hoch ist die Staugefahr.<br />

Das Bild entstand außerhalb der Hauptverkehrszeiten.<br />

rach. Kostenpunkt: 100 Millionen<br />

Euro. Wie bei den anderen<br />

drei Sana-Kliniken im Kreis Biberach,<br />

ist Beate Jörißen Geschäftsführerin.<br />

Die Baugenehmigung<br />

umfasst 13<br />

Aktenordner. Die Sana Kliniken<br />

AG ist mit 48 Krankenhäusern<br />

und 30.000 Mitarbeitern der<br />

drittgrößte Klinikverbund in<br />

Deutschland.<br />

Geno-Bank<br />

schließt neun<br />

weitere Filialen<br />

Foto: Siegfried Geyer<br />

Die Volksbank Raiffeisenbank<br />

Laupheim-Illertal schließt im<br />

April 2017 neun weitere Geschäftsstellen<br />

in Baltringen,<br />

Baustetten, Bußmanns hausen,<br />

Hörenhausen, Orsenhausen,<br />

Schönebürg, Oberholzheim, Ellwangen<br />

und Haslach. In Kirchberg,<br />

Dettingen und Tannheim<br />

reduziert das Institut die Öffnungszeiten.<br />

Derzeit wird geprüft,<br />

ob die Geno-Bank ihren<br />

älteren Menschen auf Bestellung<br />

Bargeld ins Haus bringt.<br />

Solarauto aus<br />

Bad Saulgau geht<br />

an den Start<br />

Ende des Jahres soll es seine<br />

Straßenzulassung erhalten: Das<br />

Solar-Auto „G-Cart“ des mittelständischen<br />

Unternehmens Ge-<br />

Ho Solartechnik aus Bad<br />

Saulgau (Kreis Sigmaringen). 45<br />

Stundenkilometer ist es schnell,<br />

480 Kilo schwer und soll weniger<br />

als 20.000 Euro kosten. Die<br />

Serien-Fertigung wird in Bad<br />

Saulgau sein. Die Materialien<br />

dafür stammen überwiegend<br />

von Firmen aus der Region. Geschäftsführer<br />

Gerhard Holderried<br />

verspricht eine Reichweite<br />

von 100 Kilometern. Hauptzielgruppe<br />

sind Golfclubs, Pizza-<br />

Services oder Medikamenten-<br />

Auslieferer.<br />

Im Südwesten<br />

bleiben 7200<br />

Lehrstellen leer<br />

Viele Betriebe in Baden-Württemberg<br />

suchen händeringend<br />

nach qualifizierten Bewerbern<br />

für offene Lehrstellen. Für das<br />

Ausbildungsjahr <strong>2016</strong>/2017<br />

konnten 7168 Stellen nicht besetzt<br />

werden. Das sind 17 Prozent<br />

mehr als noch vor einem<br />

Jahr, sagte der Stuttgarter Regionalchef<br />

der Bundesagentur für<br />

Arbeit, Christian Rauch. Groß<br />

ist der Nachwuchsmangel in<br />

Hotel- und Gastgewerbe, im<br />

Handel und bei zahnmedizinischen<br />

Fachangestellten.<br />

Grenzenlose<br />

Finanzierung<br />

des Allgäus<br />

Die Ferienregion Allgäu-Bodensee<br />

beteiligt sich ab Januar mit<br />

50.000 Euro jährlich an der bayerischen<br />

Marketing-Gesellschaft<br />

Allgäu GmbH. Sie will<br />

damit den Anschein des „Trittbrettfahrens“<br />

vermeiden, teilte<br />

das Gästeamt Wangen mit. Bislang<br />

wird die Gesellschaft von<br />

den vier bayerischen Allgäuer<br />

Landkreisen und den dortigen<br />

kreisfreien Städten finanziert.<br />

Das Gesamtbudget der Allgäu<br />

GmbH lag im vergangenen Jahr<br />

bei 3,8 Millionen Euro. [!]<br />

20


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[spezial]<br />

Nicht nur zum Auftakt strömen die Besucher in die Fertighauswelt nach Günzburg.<br />

Auf die Plätze – fertig – Haus<br />

Ihre Bauzeit ist kurz, die Grundrisse flexibel, sie erzeugen mehr Energie, als sie verbrauchen und erfreuen sich im<br />

Südwesten großer Beliebtheit: Europas modernste Ausstellung von Fertighäusern steht in Günzburg.<br />

Die Erwartungen an die Besucherresonanz<br />

waren hoch, „doch sie sind bei<br />

weitem übertroffen worden“, sagt<br />

Christoph Windscheif, Marketing-Chef des<br />

Bundesverbands Deutscher Fertigbau (BDF).<br />

Rund 17 Millionen Euro hat der Verband in<br />

die Fertighauswelt Günzburg investiert. Allein<br />

am Eröffnungswochenende strömten<br />

8300 Menschen dorthin, um sich 17 Musterhäuser<br />

auf der 22.000 Quadratmeter großen<br />

Anlage anzuschauen. Das waren mehr als bei<br />

der Eröffnung der Fertighauswelten in Köln,<br />

Wuppertal, Hannover und Nürnberg. Bis Ende<br />

November und damit in den ersten acht<br />

Wochen waren es rund 20.000. Zum Vergleich:<br />

Ursprünglich waren 50.000 Besucher pro Jahr<br />

angepeilt. Diese Zahl zu Grunde gelegt würde,<br />

nach einer Faustregel in der Branche, die Fertighaus-Welt<br />

Günzburg als erfolgreich gelten,<br />

wenn pro Jahr 0,8 Prozent der angepeilten Besucher,<br />

sprich rund 400 Menschen, dort ein<br />

Haus kaufen. Der Standort in Günzburg bietet<br />

viele Vorzüge. Er liegt verkehrsgünstig an der<br />

A8 in einer wirtschaftsstarken Region. Das benachbarte<br />

Legoland Deutschland lockt Familien<br />

mit Kindern an, also die Hauptzielgruppe<br />

der Fertigbauer. Zudem liegt die Fertighaus-<br />

Welt direkt an der Landesgrenze zu Baden-<br />

Württemberg. Im Südwesten liegt der Marktanteil<br />

der Fertigbauer mit 30 Prozent über<br />

dem Bundesdurchschnitt von 17 Prozent.<br />

KONKURRENZ ZU ULM<br />

Bundesweit gibt es 18 Hausausstellungen, ihr<br />

je weiliges Einzugsgebiet reicht anderthalb<br />

Fahr stunden. Dass mit dem Hausbaucenter<br />

Ulm und der Fertighauswelt Günzburg zwei<br />

nur 30 Kilometer voneinander entfernte<br />

Standorte existieren, ist selten. Der Hintergrund:<br />

Der BDF hielt den Auftritt und den Besucher-Service<br />

des Hausbaucenters Ulm für<br />

verbesserungswürdig. In Günzburg befindet<br />

sich nach Windscheifs Worten nun die modernste<br />

Fertighausausstellung Europas. Zum<br />

Konzept für Günzburg gehören hohe Anforderungen<br />

an nachhaltiges Bauen, sagt BDF-Präsident<br />

Johannes Schwörer. Die Branche sei<br />

Trendsetter in den Themen Energieeffizienz,<br />

Dämmung und Haustechnik. Weiterer Vorteil:<br />

Vom Vertragsabschluss über die Fertigung im<br />

Werk bis zur Montage auf der Baustelle liegen<br />

nur vier bis sechs Monate. Die Bauausführung<br />

sei wegen der industriellen Vorfertigung gut<br />

und der Bauherr bekomme alles aus einer<br />

Hand. Aktuell komme Schwung in das Thema<br />

„Smart Home“, auch weil sich die Einstellung<br />

der Verbraucher in den vergangenen zehn Jahren<br />

zu der Technik verändert habe. Auch für<br />

das Zeitalter der E-Mobilität sieht er die Branche<br />

gerüstet. Viele Fertighäuser sind Plus-<br />

Energie-Häuser, sie verbrauchen weniger<br />

Energie, als sie erzeugen. „Die Energie, die das<br />

Haus tagsüber erzeugt, können die Bewohner<br />

abends nutzen“, sagt Schwörer – und damit das<br />

Elektro-Auto aufladen. [!] <br />

AMB<br />

www.fertighauswelt-guenzburg.de<br />

21


[finanzieren] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Tücke der Versorgungslücke<br />

Viele Selbstständige und Freiberufler sorgen privat für ihren Ruhestand vor. Doch kaum jemand hat eine<br />

Vor stellung davon, wie viel Geld er zurücklegen muss, damit nicht im Alter herbe finanzielle Einbußen drohen.<br />

Das deutlich sinkende Niveau<br />

der gesetzlichen Rente<br />

und niedrige Zinsen am Kapitalmarkt<br />

machen die<br />

Alter svorsorge zum Spagat.<br />

22


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

Kommende Rentnergenerationen in<br />

Deutschland werden den Gürtel enger<br />

schnallen müssen. Jüngsten Prognoserechnungen<br />

des Bundesarbeitsministeriums<br />

zufolge wird das Niveau der gesetzlichen Rente<br />

bis zum Jahre 2030 auf 44,5 Prozent des letzten<br />

Brutto-Einkommens absinken. Mit dieser<br />

Altersrente kann allerdings nur der so genannte<br />

Eckrentner rechnen, der 45 Jahre lang<br />

gearbeitet hat und in dieser Zeit stets den sozialversicherungspflichtigen<br />

Durchschnittsverdienst<br />

erzielt hat.<br />

Viele Unternehmer und Freiberufler werden<br />

sich mit diesen Zahlen gar nicht erst beschäftigen.<br />

Denn selbst wenn sie Ansprüche in der<br />

gesetzlichen Rentenversicherung durch Anrechnungs-<br />

und Beitragszeiten im Rahmen<br />

einer Festanstellung gesammelt haben – mit<br />

der Rente, die daraus in 20 oder 30 Jahren resultiert,<br />

haben sie kaum ein komfortables<br />

Auskommen im Alter. Mit dem Wechsel in<br />

die Selbstständigkeit sorgen die meisten privat<br />

fürs Alter vor. Doch auch in diesem Fall<br />

drohen herbe Versorgungslücken, denn die<br />

niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt drücken<br />

die Ablaufleistungen von Lebensversicherungen<br />

ebenso wie etwa die Rentenzusagen von<br />

berufsständischen Pensionskassen. Gleichzeitig<br />

wirft das eigene Sparvermögen auf Bankkonten<br />

kaum noch Erträge ab. Das bringt viele<br />

Rentenpläne ins Wanken.<br />

[finanzieren]<br />

VORSORGE IM BLINDFLUG<br />

Dabei haben die meisten Selbstständigen,<br />

wenn überhaupt, nur eine vage Vorstellung<br />

davon, wie hoch ihre Rentenlücke ausfällt.<br />

„Die Rentenlücke ist wie das Bermuda-Dreieck<br />

der Geldanlage. Jeder hat davon gehört,<br />

aber keiner weiß etwas Genaues“, sagt Torsten<br />

Homann, Portfoliomanager bei Taunus Investment.<br />

Schließlich lässt sich kaum abschätzen,<br />

wie sich die Renditen an den Kapitalmärkten,<br />

aber auch die allgemeinen<br />

Lebenshaltungskosten in den kommenden<br />

Jahren, geschweige denn Jahrzehnten, entwickeln<br />

werden.<br />

Außerdem verfügen Freiberufler und Unternehmer<br />

nicht über ein festes Einkommen. Sie<br />

können bestenfalls schätzen, wie viel sie zum<br />

Ende ihrer aktiven Berufsphase hin verdienen<br />

werden. Dazu kommt, dass angesichts von<br />

Termin- und Arbeitsdruck viele Selbstständige<br />

den Aufwand in Sachen Nachjustierung bei<br />

der eigenen Altersvorsorge scheuen. „Häufig<br />

wird das erstbeste, vermeintlich passende Produkt<br />

genommen – und damit das Thema Altersvorsorge<br />

abgehakt“,<br />

beschreibt<br />

Michael Huber,<br />

Mitglied der Geschäftsführung<br />

des Beratungs<strong>unternehmen</strong>s<br />

VZ<br />

Vermögenszentrum,<br />

einen Kardinalfehler.<br />

Dabei besteht Michael Huber, Vermögenszentrum<br />

München.<br />

auch für Selbstständige,<br />

die gut<br />

verdienen, fast immer Handlungsbedarf, wie<br />

Berechnungen von zwei Experten zeigen, die<br />

<strong>unternehmen</strong>[!] zu einem Vorsorgecheck von<br />

zwei Beispielfällen gebeten hat. Denn auch<br />

wer viel Geld in seine Altersvorsorge steckt,<br />

muss damit rechnen, dass im Alter die Versorgungslücke<br />

viel größer ist als angenommen.<br />

„Das Versorgungsziel sollte bei etwa 80 Prozent<br />

des geschätzten letzten Netto-Einkommens<br />

liegen“, gibt Gerhard Miller, Vorsitzender<br />

des Regionalverbands Süd des<br />

Bundesverbands deutscher Versicherungskaufleute,<br />

eine Richtmarke vor. „Von diesem<br />

Betrag ziehe ich dann ab, was ich an Versorgungsansprüchen<br />

habe und weiß, was ich<br />

dann noch bräuchte, wenn ich diese Lücke<br />

schließen will.“ Das klingt nach einer einfachen<br />

Rechnung, aber der Teufel steckt im Detail<br />

– weil sich zum Beispiel Ablaufleistungen<br />

von Lebensversicherungen nur schätzen lassen.<br />

„Dazu kommen steuerliche Gesichtspunkte<br />

und die Frage, ob Wohneigentum vorhanden<br />

ist. Dadurch wird das Thema sehr<br />

schnell komplex“, erläutert Miller.<br />

ANSPARSUMME 760.000 EURO<br />

Das zeigt sich bereits beim ersten Beispiel: Susanne<br />

Kerber arbeitet seit zwei Jahren als selbständige<br />

Grafikerin. Die 34-Jährige ist ledig<br />

und Mutter eines dreijährigen Kindes. Nach<br />

dem Studium, das sie mit 25 Jahren beendet<br />

hat, arbeitete Kerber zunächst bei verschiedenen<br />

Agenturen in fester Anstellung. Der Bruttoverdienst<br />

lag im Schnitt bei 40.000 Euro. In<br />

dieser Zeit hat sie in die gesetzliche Rentenversicherung<br />

eingezahlt, einen Riestervertrag<br />

abgeschlossen, auf dem mittlerweile rund<br />

12.000 Euro angespart sind, und privat rund<br />

10.000 Euro in Fonds und auf Sparkonten angespart.<br />

Mit der Geburt ihres Sohnes hat Kerber<br />

zuerst die Elternzeit genutzt und danach<br />

erste freie Aufträge angenommen. Nachdem<br />

ihr Kind nunmehr in den Kindergarten geht,<br />

Betriebliche Altersvorsorge:<br />

Profitieren auch<br />

Sie von unserer<br />

Komplettlösung<br />

aus einer Hand!<br />

Langjährige Erfahrungen<br />

sowie beste Referenzen!<br />

Mehr Informationen vom<br />

bewährten Spezialisten für<br />

betriebliche Altersvorsorge:<br />

Flurweg 15<br />

89134 Blaustein-Weidach<br />

Telefon 0 73 04-20 20<br />

info@haible-gmbh.de<br />

www.haible-gmbh.de<br />

23


[finanzieren] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Das 2 x 2 zur Altersvorsorge<br />

Die Experten Michael Huber und Gerhard Miller<br />

stellen ihre Überlegungen zu unseren zwei<br />

Fallbeispielen vor (Renteneintritt mit 67 Jahren):<br />

Klaus Marten (49) ist angestellter<br />

Geschäfts führer. Jahresgehalt 200.000 Euro<br />

plus erfolgsabhängige Komponente im Durchschnitt<br />

von 100.000 Euro. 12.000 Euro in einem Rürup-Vertrag,<br />

100.000 Euro Vermögen (in Wertpapieren).<br />

Schuldenfreies Haus. Die Restschuld eines<br />

Appartements: 65.000 Euro (monatliche Belastung<br />

500 Euro aus Darlehen).<br />

Beispielrechnung Michael Huber<br />

Risikobereitschaft<br />

mittel<br />

Renditeerwartung p.a. (nach Steuern, nach Kosten) > 3,5%<br />

Versorgungsziel<br />

Versorgungsziel pro Monat (netto, heutige Kaufkraft) 1) 6000 €<br />

Versorgungsziel pro Monat (netto, nominal) 2) 8569 €<br />

Zuflüsse aus bestehenden Rentenansprüchen/Mieten 3) 3450 €<br />

Verbleibendes Versorgungsziel 5119 €<br />

Sparziele bis Ruhestand<br />

Notwendiges Kapital 4) 1.340.000 €<br />

Notwendige Sparrate pro Monat 5) 3050 €<br />

Empfohlene Sparvehikel<br />

neu<br />

weiterzuführen<br />

Beispielrechnung Gerhard Miller<br />

ETF Sparplan (Aktienindizes)<br />

gesetzl. Rentenversicherung<br />

Kapitallebensversicherng<br />

Gesetzliche Rente 2500 €<br />

betriebliche Rente 1500 €<br />

Gesamt 4000 €<br />

Nettoeinkommen 14.000 €<br />

Versorgungsziel: netto 80% 11.000 €<br />

Versorgungslücke 7000 €<br />

Sparziele bis Ruhestand<br />

Notwendiges Kapital 6) 1.000.000 €<br />

Notwendige Sparrate pro Monat 5) 3000 €<br />

Empfohlene Sparvehikel<br />

weiterzuführen<br />

Anmerkungen:<br />

1)<br />

Eigener Anteil<br />

Basisrente, Riester-Rente, Fondssparplan<br />

gesetzl. Rentenversicherung, Betriebsrente,<br />

Kapitallebensversicherng<br />

2)<br />

Inflationsannahme: 2,0% p.a., auch während Ruhestandsphase.<br />

3)<br />

Hochgerechnet bis zum Ruhestand; beim Geschäftsführer 25% Steuern abgezogen.<br />

4)<br />

Bei Verzehr Kapital bis Alter 90 und 2,5% Nettorendite in Auszahlphase.<br />

5)<br />

Anfängliche Sparrate, jedes Jahr um 2% erhöht. Unter Berücksichtigung des vorhandenen<br />

Kapitals und der Weiterführung der Lebensversicherung.<br />

6)<br />

Minimumbetrag bei Verzehr über 20 Jahre hinweg, ohne Berücksichtigungen laufender<br />

Kapitalerträge<br />

baut sie diese freiberufliche Tätigkeit aus. Sie erwartet, dass sie im<br />

kommenden Jahr etwa 50.000 Euro bis 60.000 Euro Umsatz macht. Sie<br />

will sich nun absichern und für ihr Alter vorsorgen.<br />

Nach Berechnungen von VZ-Experte Huber muss die Grafikerin bis<br />

zum Beginn der Rente 760.000 Euro ansparen und dafür 1000 Euro pro<br />

Monat zurücklegen. „Das wirkt sehr hoch“, sagt Huber. „Aber es ist zu<br />

berücksichtigen, dass in diesem Fall nur geringe gesetzliche Rentenansprüche<br />

bestehen und auch keine weiteren Beiträge zur gesetzlichen<br />

Rentenversicherung mehr geleistet werden. Somit gibt es auch<br />

mehr Spielraum, die notwendige Sparrate zu leisten.“ Dennoch: Das<br />

monatliche Sparziel für die junge Mutter ist hoch. Bei dem von ihr<br />

angepeilten Jahresumsatz ist das – wenn überhaupt – nur dann zu<br />

schaffen, wenn sie auf eine staatlich geförderte Anlageform wie die<br />

Basisrente, auch Rürup-Rente genannt, zurückgreift.<br />

KAUM GELD ZUM LEBEN<br />

Versicherungsexperte Miller empfiehlt neben der Basisrente zudem,<br />

den Riestervertrag so hoch wie möglich weiter zu besparen und dessen<br />

Steuervorteile zu nutzen. Sie könne auch überlegen, freiwillig<br />

weiter in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Damit<br />

erhöhe sich die gesetzliches Rente zwar, doch das reiche nicht, um<br />

im Alter abgesichert sein.<br />

Er empfiehlt der Grafikerin zudem eine Berufsunfähigkeitsversicherung,<br />

um das Risiko einer Erwerbsunfähigkeit abzudecken. Dazu<br />

eine Risikolebensversicherung über mindestens 100.000 Euro, um<br />

ihre Familie abzusichern. Auch kann sich die Freiberuflerin überlegen,<br />

sich privat statt weiterhin gesetzlich krankenzuversichern. „Alles<br />

in allem kommt sie damit in eine finanzielle Größenordnung, bei<br />

der ihr kaum noch genug Geld zum Leben bleibt. Sie kann also nicht<br />

mehr Geld zurücklegen.“<br />

Dieses Problem stellt sich im anderen Beispielfall nicht: Klaus Marten<br />

ist angestellter Geschäftsführer einer mittelständischen GmbH. Nach<br />

dem Studium hat der 49-Jährige bei mehreren Unternehmen gearbeitet<br />

und ist schnell aufgestiegen. Sein festes Jahresgehalt liegt bei<br />

200.000 Euro, dazu kommt eine erfolgsabhängige Komponente, die<br />

im Mittel 100.000 Euro beträgt. Er und seine Ehefrau, die nicht arbeiten<br />

geht, besitzen bares Anlagevermögen von etwa 100.000 Euro und<br />

eine Lebensversicherung (Vertragssumme 100.000 Euro), die in seinem<br />

67. Lebensjahr fällig wird. Zudem zahlt er Beiträge bis zur Beitragsbemessungsgrenze<br />

in die gesetzlichen Rentenversicherung. Er<br />

hat die Zusage für eine Betriebsrente von 1500 Euro pro Monat. Das<br />

Ehepaar besitzt eine eigene, selbst genutzte Immobilie, die schuldenfrei<br />

ist. Zusätzlich haben die beiden vor vier Jahren ein Appartement<br />

erworben, das ihrer Tochter zur Verfügung steht, die dort ein<br />

Studium aufgenommen hatte. Nachdem diese ihr Studium abgeschlossen<br />

hat, und finanziell auf eigenen Beinen steht, vermietet<br />

Marten das Appartement (Restschuld 65.000 Euro). Die monatliche<br />

Belastung aus dem Darlehen beträgt 500 Euro. Das Barvermögen<br />

hat Marten eher konservativ in Wertpapieren und Fonds<br />

angelegt. 20.000 Euro liegen auf Konten bei der Bank.<br />

Auf den ersten Blick scheinen der 49-Jährige und seine Frau gut<br />

versorgt. Seine Renten-Ansprüche liegen von heute aus gesehen<br />

bei etwa 4000 Euro pro Monat. Bei einem Einkommen von rund<br />

14.000 Euro (ohne Sonderzahlungen) liegt jedoch das Versorgungsziel<br />

des Geschäftsführers bei etwa 11.000 Euro pro Monat.<br />

„Das zeigt, dass bei der Altersvorsorge vieles relativ ist“, sagt Miller.<br />

24


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[finanzieren]<br />

„Mit seinem hohen Einkommen hat sich Herr Marten einen gewissen<br />

Lebensstandard aufgebaut, den er wahrscheinlich halten möchte. Dazu<br />

muss er auch im Alter Rücklagen bilden zur Instandhaltung der<br />

Immobilien.“<br />

Will er steuerliche Vorteile für seine Altersvorsorge nutzen – was sich<br />

bei seinem hohen Einkommen anbietet –, wäre für ihn die Basisrente<br />

die einzige Möglichkeit. Bei der Basis-Rente, auch Rürup-Rente genannt,<br />

können Sparer <strong>2016</strong> einen Teil ihrer<br />

Beiträge als Sonderausgaben in ihrer Steuererklärung<br />

geltend machen. <strong>2016</strong> sind das<br />

82 Prozent. Jedoch gibt es einen<br />

Höchstbetrag. Er orientiert sich<br />

an der Beitragsbemessungsgrenze<br />

zur Rentenversicherung und<br />

am Beitragssatz zur knappschaftlichen<br />

Rentenversicherung<br />

(24,8 Prozent). <strong>2016</strong> ergibt sich so<br />

ein Höchstbetrag von 22.766 Euro<br />

zur Rürup-Rente. Der maximale Beitrag,<br />

den Versicherte steuerlich anrechnen<br />

lassen können, wächst demzufolge<br />

auf 18.668 Euro (82 Prozent des Höchstbetrages) an. Verheiratete<br />

können die doppelte Summe einzahlen, die in der Steuererklärung<br />

berücksichtigt wird.<br />

Eine Alternative ist, dass Marten privat mehr Geld anspart.<br />

„Dabei sollte er unbedingt schwerpunktmäßig in<br />

Aktien – etwa über Fonds – investieren und er sollte sofort<br />

damit anfangen und regelmäßig investieren“, sagt<br />

Huber. „Denn erstens ist sein Anlagehorizont lang genug,<br />

weil es noch einige Jahre hin sind bis zum Renteneintritt.<br />

Zweitens ist seine Risikobereitschaft mindestens<br />

moderat, eher überdurchschnittlich hoch. Und drittens<br />

verfügt Herr Marten bereits über ein hohes Gesamtvermögen<br />

und hat seine Hausaufgaben gemacht.“ Zumal: Selbst<br />

wenn der Geschäftsführer einen Aktienstock von 150.000 Euro aufbaut<br />

– in der Betrachtung seines Gesamtvermögens ist er damit immer<br />

noch ein konservativer Anleger. „Aktien haben zweifellos Risiken,<br />

aber das größere Risiko ist es, keine Aktien zu haben“, sagt Huber<br />

mit Blick auf die historisch guten Anlageergebnisse von Dividendenpapieren.<br />

Zur Vorsicht rät er dagegen bei Immobilien. „Es heißt zwar<br />

immer: Immobilien sind sinnvoller Baustein zur eigenen Altersvorsorge.“<br />

Doch dafür sieht er Einschränkungen: „Der Käufer sollte sich<br />

die laufende Rate auch im Worst-Case-Szenario leisten können. Er<br />

sollte noch Eigenkapital übrig haben, nachdem er einen Teil des Kaufpreises<br />

der Immobilie mit eigenen Mitteln gedeckt hat. Und drittens<br />

darf ich nicht zu teuer einkaufen“, warnt Huber. Die Gefahr zu hoch<br />

einzusteigen, ist jedoch groß. Die niedrigen Zinsen treiben derzeit die<br />

Nachfrage nach Eigentumswohnungen und Häusern in die Höhe. Eigentumswohnungen<br />

haben sich dem F+B-Immobilienindex zufolge<br />

innerhalb der vergangenen fünf Jahren um mehr als 30 Prozent verteuert.<br />

In Berlin oder München sind die Preissprünge noch höher.<br />

Fraglich, ob sich der Einstandspreis bei einem Verkauf im Alter erzielen<br />

lässt. „Das Risiko, mit der eigenen Immobilie etwas falsch zu machen<br />

ist mindestens so groß wie die Chance, dass es ein gelungener<br />

Bestandteil meiner Vorsorgestrategie wird“, sagt Huber. [!]<br />

<br />

Gerhard Miller vom BVK,<br />

Regionalverband Süd.<br />

THOMAS LUTHER<br />

Susanne Kerber (34), selbständige<br />

Grafikerin, ledig, Mutter eines dreijährigen<br />

Kindes. Neun Jahre angestellt mit einem Brutto-Jahresverdienst<br />

40.000 Euro. Sie hat in einem<br />

Riestervertrag 12.000 Euro und zudem 10.000<br />

Euro angespart (davon 3500 Euro in einem Mischfonds).<br />

Sie erwartet, dass sie im nächsten Jahr etwa<br />

50.000 Euro bis 60.000 Euro Umsatz macht.<br />

Beispielrechnung Michael Huber<br />

Risikobereitschaft<br />

eher gering<br />

Renditeerwartung p.a. (nach Steuern, nach Kosten) 2,0%<br />

Versorgungsziel<br />

Versorgungsziel pro Monat (netto, heutige Kaufkraft) 1) 1700 €<br />

Versorgungsziel pro Monat (netto, nominal) 2) 3268 €<br />

Zuflüsse aus bestehenden Rentenansprüchen/Mieten 3) 360 €<br />

Verbleibendes Versorgungsziel 2908 €<br />

Sparziele bis Ruhestand<br />

Notwendiges Kapital 4) 760.000 €<br />

Notwendige Sparrate pro Monat 5) 1000 €<br />

Empfohlene Sparvehikel<br />

neu<br />

perspektivisch, daher weiter Tagesgeld aufbauen<br />

Beispielrechnung Gerhard Miller<br />

Rürup-Rente<br />

Selbstgenutzte ETW<br />

Bruttoverdienst Nettoverdienst 3300 € 2310 €<br />

Versorgungslücke netto 2310 €<br />

Regelaltersrente Lücke 984 € 1326 €<br />

Erwerbsminderungsrente 748 €<br />

Lücke bei voller<br />

Erwerbsminderung<br />

Lücke bei teilweiser<br />

Erwerbsminderung<br />

1562 € 1936 €<br />

Hinterbliebenenrente Lücke 630 € 1680 €<br />

Riester<br />

jährlicher Eigenbeitrag 1430 €<br />

Zulage (eigene + Kinderzulage 300 €) 454 €<br />

Steuerersparnis 402 €<br />

BU<br />

BU-Rente 1800 €<br />

Fondsguthaben bei 3% Wertentwicklung 24.087 €<br />

Beitrag pro Monat 7) 150 €<br />

Basisrente<br />

monatlicher Beitrag 200 €<br />

jährlicher Bruttoaufwand 2400 €<br />

Nettoaufwand 1609 €<br />

mögliches Fondsguthaben bei Renteneintritt 99.957 €<br />

Anmerkungen:<br />

1)<br />

Eigener Anteil; sie geht davon aus, dann in einer Partnerschaft zu leben.<br />

2)<br />

Inflationsannahme: 2,0% p.a., auch während Ruhestandsphase.<br />

3)<br />

Hochgerechnet bis zum Ruhestand; beim Geschäftsführer 25% Steuern abgezogen.<br />

4)<br />

Bei Verzehr Kapital bis Alter 90 und 2,5% Nettorendite in Auszahlphase.<br />

5)<br />

Anfängliche Sparrate, jedes Jahr um 2% erhöht. Unter Berücksichtigung des vorhandenen<br />

Kapitals und der Weiterführung der Lebensversicherung.<br />

6)<br />

Minimumbetrag bei Verzehr über 20 Jahre hinweg, ohne Berücksichtigungen laufender<br />

Kapitalerträge<br />

7)<br />

Durchschnittswert<br />

8)<br />

Bei einer unterstellten Durchscnittsrendite von 3%<br />

25


[machen] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Fensterbauer mit<br />

glasklarer Ausrichtung<br />

Früher holte der Bartel bei Gugelfuss in Elchingen das Fass für den Most ab. Das<br />

ist Geschichte. Das Familien<strong>unternehmen</strong> hat sich neu erfunden. Mit seiner<br />

hochmodernen Produktion gehört es zu den Großen der Fensterbau-Branche.<br />

Hochmoderne Fensterproduktion in Elchingen: Die Gugelfuss GmbH hat in den vergangenen Jahren rund 10 Millionen Euro am Stammsitz investiert.<br />

Wer in der Unternehmensgeschichte<br />

der Gugelfuss GmbH blättert, die<br />

neue Produktionshalle nach einem<br />

Rundgang in frischer Erinnerung, reibt sich<br />

verwundert die Augen: Auf den alten Aufnahmen<br />

spielen Fässer eine wichtige Rolle, ab<br />

1960 werden Grünfuttersilos dokumentiert;<br />

betrieben wurden zu dem Zeitpunkt eine<br />

Mosterei und eine Brennerei und im Keller<br />

gab es einen Verkaufsraum für Wein und Spirituosen.<br />

Die ursprüngliche Küferei und ihre<br />

Nebenlinien – alles längst Geschichte.<br />

Heute, im Jahr 125 nach der Gründung, zählt<br />

das Unternehmen aus Elchingen (Kreis Neu-<br />

Ulm) zu den großen Anbietern im Fensterund<br />

Türenbau. Das Unternehmen hat in den<br />

vergangenen Jahren kräftig investiert und<br />

fertigt heute stark automatisiert. Mit der neuen<br />

Produktions- und Montagehalle am Elchinger<br />

Stammsitz ging vor wenigen Jahren<br />

ein vollautomatisiertes Hochregallager in Betrieb.<br />

2017 soll das alte Zuschnitt- und Bearbeitungszentrum,<br />

das Herzstück der Produktion,<br />

durch ein neues ersetzt werden, die den<br />

Automatisierungsgrad nochmals erhöht.<br />

Rund zehn Millionen Euro wurden binnen<br />

weniger Jahre investiert, sagt Anton Gugelfuß,<br />

der sich mit seinem Neffen Martin die<br />

Geschäftsführung teilt. Dritte im Familien-<br />

Bunde auf der Leitungsebene ist mit Susanne<br />

Gugelfuß-Dannerbauer als Prokuristin dessen<br />

Schwester. Sie stehen für die vierte und fünfte<br />

Generation des Familien<strong>unternehmen</strong>s.<br />

Das zuletzt hohe Investitionsniveau – beim<br />

Umsatz hofft man in diesem Jahr die 40-Millionen-Euro-Schwelle<br />

zu überschreiten – ist<br />

gleichzeitig Ausdruck und Indiz für den rasanten<br />

Wandel in der Branche. Sie ist nach wie<br />

vor relativ kleinteilig und zersplittert. Aber<br />

immer mehr der kleineren und kleinsten Betriebe<br />

stellen die Produktion ein und verlegen<br />

sich auf die Montage als Partner der Großen.<br />

Diese wiederum unterliegen dem Zwang zu<br />

weiterem Wachstum. Die Kehrseite ist, dass<br />

mit der Ausweitung der Kapazitäten auch der<br />

Druck auf die Preise zunehme, erläutert Martin<br />

Gugelfuß. Zudem schüren osteuropäische<br />

Billiganbieter den Konkurrenzdruck. „Es<br />

herrscht Verdrängungswettbewerb“, ergänzt<br />

sein Onkel. Doch im Moment – Spiegelbild<br />

der guten Baukonjunktur – laufe der Absatz<br />

gut.<br />

Das Unternehmen profitiert dabei von der guten<br />

Marktdurchdringung über die mehr als<br />

650 Händler-Kunden. Diese kommen aus einem<br />

Radius von 400 Kilometern und sorgen<br />

für Aufträge und Absatz. Die zweite Vertriebschiene<br />

ist das Direktgeschäft in einem engeren<br />

Umkreis. Hier übernimmt Gugelfuss auch<br />

die Montage. Auslieferungen erfolgen mit der<br />

eigenen Transporter-Flotte.<br />

Trotz industrieller Fertigung sind größere Serien<br />

mit gleichem Maß selten. „Im Grunde ist<br />

jedes Fenster ein Prototyp“, erläutert Martin<br />

Gugelfuß. Das liegt an den unterschiedlichen<br />

Die Firmenchefs: Martin Gugelfuß und sein<br />

26


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[machen]<br />

Wie im Fußball,<br />

so im Geschäftsleben<br />

Anton Gugelfuß ist in der Region Ulm<br />

als Unternehmer, aber auch durch sein<br />

Ehrenamt bekannt. Er ist neben Roland<br />

Häußler und Thomas Oelmayer einer<br />

der drei gleichberechtigten Vorstände<br />

des Regionalligisten SSV Ulm 1846<br />

Fußball und damit an federführender<br />

Stelle mitbeteiligt an der Konsolidierung<br />

und der Erholung des Vereins, der<br />

bereits drei Mal insolvent war. Angefragt<br />

vom Insolvenzverwalter, sei er<br />

„aus der Num mer einfach nicht mehr<br />

rausgekommen“, erzählt er und kann<br />

sich auch hier auf der Erfolgsspur wähnen:<br />

„Als ich anfing, waren es acht.<br />

Heute sind es 170.“ Gemeint ist die Zahl<br />

der Sponsoren, zu denen sein Unternehmen<br />

bereits seit mehr als 40 Jahren<br />

zählt. Auf die Frage, ob es zwischen<br />

dem aktuellen Ulmer Fußball und der<br />

Gugelfuss GmbH Gemeinsamkeiten gebe,<br />

zögert Gugelfuß erst, dann antwortet<br />

er mit seiner Maxime: „Niemals abheben,<br />

immer die Bodenhaftung TV<br />

Größen, aber auch an den unterschiedlichen<br />

Anforderungen an Schall-, Brand- und Einbruchschutz<br />

sowie unterschiedlichen Wärmewerten.<br />

Diese Ausdifferenzierung habe<br />

dazu geführt, „dass es herkömmliche, einfache<br />

Fenster kaum mehr gibt“. Und selbst bei<br />

Fenstern gibt es Trends. Derzeit sind graue<br />

Profile und bodentiefe Formate angesagt.<br />

130 unterschiedliche Hauptprofile, bezogen<br />

von zwei Herstellern, enthält der „Baukasten“<br />

des Fensterbauers. Die Komplexität von Produkt<br />

und Aufgabe kommt ebenso im „Leitfaden<br />

zur Montage“ des Instituts für Fensterbau<br />

(Rosenheim) zum Ausdruck, der inzwischen<br />

299 Seiten umfasst. Der Leitfaden definiert die<br />

Onkel Anton Gugelfuß.<br />

Standards der Branche und bildet bei Gugelfuss<br />

die Basis für die internen Schulungen.<br />

„In den zurückliegenden Jahren sind die Anforderungen<br />

rasant gewachsen“, berichtet<br />

Martin Gugelfuß. Eine hohe Kompetenz ist<br />

das eine. „Das andere ist, dass unsere Kunden<br />

gerne mit uns zusammenarbeiten sollen“,<br />

nennt er eine weitere Möglichkeit der Profilierung.<br />

Das Unternehmen habe Stammkunden<br />

gewinnen können, „die nur auf uns setzen“.<br />

Als die kleine Küferei um 1970 in den Kunststoff-Fensterbau<br />

einstieg, waren weder Erfolg<br />

noch weitere Perspektiven daraus absehbar,<br />

erinnert sich Anton Gugelfuß. Mittlerweile<br />

zählt das Unternehmen mit rund 200 Beschäftigten<br />

in Elchingen und weiteren 80 in den<br />

Werken Straß (Kreis Neu-Ulm) und Beerwalde<br />

(Thüringen) zu den Großen der Branche.<br />

Gugelfuss verkauft jährlich rund 100.000<br />

Scheiben-Einheiten und 4.800 Haustüren.<br />

Alu-Fenster haben die Elchinger zwar ebenfalls<br />

im Angebot, der weitaus größere Teil aber<br />

wird aber aus PVC gefertigt. Den Anteil von<br />

Kunststoff-Fenstern im Fensterbau allgemein<br />

beziffert Anton Gugelfuß auf 65 Prozent. Der<br />

Vorteil: Produktionsreste könnten komplett<br />

recycelt werden. Stark rückläufig sei hingegen<br />

der Anteil von Holzfenstern. [!]<br />

<br />

THOMAS VOGEL<br />

27


[verantworten] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Gefährliche Abwärtsspirale<br />

Dauerstress und in der Folge Burnout verursachen hohe Kosten für Unternehmen. Es ist höchste Zeit, dass das Thema<br />

Gesundheit zur Chefsache wird und Mitarbeiter lernen, sich zu schützen, sagt Präventionsexperte Norbert Hüge.<br />

Foto: © Simon Dannhauer / Fotolia.com<br />

Christine Jung (Name von der Redaktion<br />

geändert) sieht blass aus. „Ich fühle<br />

mich schrecklich“, sagt sie. Die Endvierzigerin<br />

arbeitet im Vertrieb eines Ulmer<br />

Unternehmens, seit vier Monaten vertritt sie<br />

zusätzlich einen erkrankten Kollegen.<br />

„Manchmal ist mir schwindlig, manchmal fallen<br />

mir die Wörter nicht mehr ein, abends bin<br />

ich einfach nur noch platt“, erzählt sie. Aussicht<br />

auf eine ruhigere Phase hat sie nicht.<br />

All das, was Jung erzählt, sind Warnzeichen<br />

für eine Überlastung, die in einem Burnout<br />

münden kann. Dieser Begriff gehört zwar<br />

nicht zum Abrechnungskatalog der Krankenkassen,<br />

doch er ist eine Tatsache. Mit diesem<br />

Syndrom beschreiben Ärzte und Therapeuten<br />

einen psychischen und körperlichen Erschöpfungszustand.<br />

Das<br />

Krankheitsbild<br />

hat viele Facetten:<br />

Die Symptome reichen<br />

von Magenschmerzen,<br />

Sodbrennen<br />

und<br />

Rückenschmerzen<br />

bis zu Herzrasen,<br />

Hörsturz, Drehschwindel,<br />

aber<br />

auch zu Antriebslosigkeit,<br />

Schlafder<br />

des Verbands DBVB.<br />

Norbert Hüge, Vorsitzenstörungen,<br />

Stimmungsschwankungen<br />

und Angstzuständen.<br />

Einer Studie zufolge gehen in Deutschland 60<br />

Millionen Fehltage pro Jahr auf psychische<br />

Belastungen zurück. Laut dem „Gesundheitsatlas<br />

2015“ der Betriebskrankenkassen haben<br />

sich die Krankentage wegen seelischer Leiden<br />

seit 2003 mehr als verdoppelt. Die durchschnittliche<br />

Dauer der Krankschreibung gehört<br />

mit 40 Tagen zu den längeren.<br />

Das Thema Burnout hat viel mit unserer Leistungsgesellschaft<br />

zu tun. „Viele Menschen<br />

Wer nicht achtsam mit sich ist, dem droht ein<br />

Weg in den Burnout und weit nach unten.<br />

28


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[verantworten]<br />

setzten sich immer neue Ziele, um sich zu beweisen.<br />

Erfolge feiern sie nicht, vielmehr steigen<br />

die Erwartungen. Doch je höher die Ziele,<br />

umso mehr Energie muss ich aufwenden, um<br />

sie zu erreichen. Das fällt immer schwerer“,<br />

erläutert Norbert Hüge, Vorsitzender des<br />

Deutschen Bundesverbands für Burnout-Prophylaxe<br />

und Prävention (DBVB). Weil der<br />

Mensch ein Gewohnheitstier sei, stelle er sich<br />

zunächst auf den höheren Stresslevel ein.<br />

Nach einer Studie der Deutschen Gesellschaft<br />

für Psychosomatische Medizin und Ärztliche<br />

Psychotherapie (DGPM) in Berlin lösen hohes<br />

Arbeitsvolumen, Zeitdruck, geringe Gestaltungsspielräume,<br />

paralleles Arbeiten an mehreren<br />

Aufgaben und ständige Erreichbarkeit<br />

chronischen Stress aus. Zur totalen körperlichen<br />

und geistigen Erschöpfung kommt es,<br />

wenn ein Arbeitnehmer nicht abschalten und<br />

sich auch in seiner Freizeit nicht mehr erholen<br />

kann. „Der Körper ist dann in einem Dauer-Alarmzustand“,<br />

erklärt Hüge.<br />

KÖRPER IM DAUERALARM<br />

Während die meisten Menschen zügig zur<br />

nächsten Werkstatt fahren, wenn ein rotes<br />

Lämpchen im Auto brennt, würden viele die<br />

Zeichen ihres Körpers nicht ernst nehmen.<br />

Dabei lässt Hüge keinen Zweifel daran: „Dieser<br />

Dauer-Alarmzustand muss unterbrochen<br />

werden! Das Herz pumpt wie verrückt, unser<br />

Körper hat einen höheren Verschleiß, die Zellen<br />

werden geschädigt und auch die Lust auf<br />

Sex lässt nach. Es lohnt sich nicht, chronischen<br />

Stress zu ertragen“, wird Hüge deutlich.<br />

Stressempfinden, so stellt der Burnout-Prophylaxe<br />

Trainer aus München klar, ist etwas<br />

sehr individuelles. „Für den einen sind 50<br />

Mails täglich im Postfach Stress pur, ein anderer<br />

läuft sich erst bei 200 Mails richtig warm“,<br />

sagt Hüge. Manche Menschen setzten sich<br />

selbst unter Druck durch Denkmuster wie<br />

Haus am Fluss<br />

MBSR<br />

2 Change<br />

Andrea Weber<br />

Fachärztin für<br />

Allgemeinmedizin<br />

MBSR-Lehrerin<br />

Mitglied im<br />

MBSR-Verband<br />

Karin Probst<br />

Zertifizierter<br />

Business Coach<br />

(FU Berlin)<br />

Burnout – Prävention & Therapie<br />

Ressourcenorientiert – kompetent vernetzt<br />

· Yoga, QiGong, Meditation<br />

· Kunsttherapie<br />

· Ganzheitliche Medizin, TCM<br />

Medizin www.regineschuster.de<br />

Kunsttherapie www.ulrikelips.de<br />

Yoga, QiGong www.haus-am-fluss-ulm.de<br />

MBSR-8-Wochenkurs<br />

in 88400 Biberach,<br />

Karl-Müller-Straße 14<br />

Nächster Beginn: 12. Januar 2017<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.mbsr-bc.de<br />

Training, Coaching und Beratung:<br />

Stress- und Burnoutprävention,<br />

Gesundes Führen, BGM,<br />

Wertschöpfung durch Wertschätzung<br />

Uferstraße 3<br />

89231 Neu-Ulm<br />

Tel.: 0731 72565765<br />

www.2-change.de<br />

Zentrum für Bindungsenergetik<br />

Schmidt Consult<br />

Praxis Lebensfreude<br />

Burnout-Behandlung / Beratung<br />

Psychotherapie HeilprG,<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Ulmergasse 21, 89076 Ulm<br />

Tel.: 07307 923036<br />

Mobil: 0176 50117843<br />

www.bindungsenergetikkerstin-zangl.de<br />

Kerstin<br />

Zangl-Mittelmeier<br />

Heilpraktikerin,<br />

Bindungsenergetikerin<br />

Adelheid<br />

Schmidt<br />

Dipl.-Psychologin,<br />

wingwave-Coach,<br />

Trainerin/Coach<br />

für Präsente Kommunikation,<br />

Systemisches<br />

Konsensieren.<br />

Schwerpunkte: Burnout,<br />

Stress, Konflikte, Führung, Leistungssteigerung,<br />

Persönlichkeitsentwicklung<br />

Hafenbad 27 · D-89073 Ulm<br />

Hesseweg 11 · D-89542 Herbrechtingen<br />

T.: 07324 1491420 · M: 0176 20935752<br />

info@schmidt-consult.org<br />

www.schmidt-consult.org<br />

Angebot:<br />

· Atemtechniken zur Entspannung<br />

· Burnout-Prävention<br />

· kognitive Verhaltenstherapie<br />

· inhouse Seminare zum<br />

Thema „Burnout”<br />

· Einzelcoachings für Führungskräfte<br />

www.lebensfreude-ulm.de<br />

Martin Schuler<br />

Heilpraktiker für<br />

Psychotherapie,<br />

Zertifizierter<br />

Burnout-Berater,<br />

Rhetorik-Trainer &<br />

Business-Coach<br />

29


[verantworten] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

zum Beispiel: „Ich will beliebt sein, ich will<br />

anerkannt werden, ich muss perfekt sein, alles<br />

selber machen, sonst wird es nicht gut.“<br />

Wer dauernd seinen Energietopf anzapft, seine<br />

Hobbys nicht pflegt, sich keine Zeit für sich<br />

selbst nimmt, der leert seinen Akku. Diese<br />

Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse äußert<br />

sich in schlechten Ernährungsgewohnheiten,<br />

mangelnder Bewegung und auch darin,<br />

Freundschaften nicht mehr zu pflegen.<br />

Das Krankheitsbild des Burnout hat der Psychologe<br />

und Psychoanalytiker Herbert Freudenberger<br />

(1929 bis 1999) in zwölf Phasen<br />

beschrieben (siehe Infokasten). Für Betroffene<br />

sind laut Hüge Coaching-Maßnahmen bis<br />

Phase fünf sinnvoll. Wenn Betroffene aber<br />

bereits ihr Wertesystem umdeuten, private<br />

Kontakte vermeiden oder es wegen des Burnouts<br />

gar in der Partnerschaft kriselt, sei eine<br />

ärztliche Begleitung nötig. Ab Stufe neun<br />

oder zehn, wenn das Gefühl des automatenhaften<br />

Funktionierens und der inneren Leere<br />

die Oberhand gewinnen, sei es Zeit in eine<br />

Klinik zu gehen.<br />

So verbreitet psychische Störungen in der Gesellschaft<br />

sind, so häufig werden sie immer<br />

noch abgetan. Deswegen gingen die Leute<br />

krank zur Arbeit, sagt Hüge und verweist auf<br />

Untersuchungen: Auf dem Weg in den Burnout<br />

steige die Fehlerhäufigkeit der betroffenen<br />

Mitarbeiter um das Sechsfache.<br />

Die Firmen sollten ein großes Interesse daran<br />

haben, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.<br />

Seit dem Jahr 2013 sind Unternehmen nach<br />

dem Arbeitsschutzgesetz verpflichtet auch<br />

eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung<br />

am Arbeitsplatz vorzunehmen: Wie<br />

sieht die Umgebung des Arbeitsplatzes aus?<br />

Wie agiert die Führungskraft? Wie gehen<br />

die Kollegen miteinander um? „Doch die wenigsten<br />

Firmen machen das oder sehen dies<br />

als erforderlich an “, sagt Hüge. Dabei sei es in<br />

deren Interesse zu fragen: Was benötigen Mitarbeiter,<br />

um gesund zu bleiben? Davon profitierten<br />

die Firmen in Form von weniger Fehltagen,<br />

aber auch weil es sie zu einem<br />

attraktiven Arbeitgeber mache und sie sich<br />

von anderen Firmen abheben. Nötig sei, das<br />

Thema Gesundheit zur Chefsache zu machen<br />

und die Führungskräfte zu schulen. Diese sollten<br />

Unterstützung erhalten, um selbst gesund<br />

zu bleiben, und Anleitung, wie sie dem Burnout<br />

von Mitarbeitern vorbeugen können.<br />

80 PROZENT REICHEN AUCH<br />

Aber auch die Mitarbeiter müssten an sich arbeiten<br />

und sich fragen: Was sind meine Werte?<br />

Was gibt meinem Leben Sinn? Werden die<br />

Werte, die mir wichtig sind, in „meiner“ Firma<br />

gelebt. Sie sollten Stressquellen am Arbeitsplatz<br />

identifizieren und verringern. Und sie<br />

sollten lernen, auch Nein zu sagen und sich<br />

fragen: Bei welcher Aufgabe reichen statt einer<br />

perfekten Ausführung auch mal 60 oder<br />

80 Prozent. Was brauche ich im Moment, damit<br />

es mir gut geht? Darüber hinaus empfiehlt<br />

Hüge gezielte Entspannung, zum Beispiel<br />

mit progressiver Muskelentspannung,<br />

Autogenem Training, Yoga, Tai Chi oder Qi<br />

Gong; regelmäßige Bewegung, ausreichend<br />

Schlaf, sich Auszeiten nehmen (Handy, Laptop,<br />

Tablet ausschalten) und sich gesund zu<br />

ernähren. [!] ALEXANDER BÖGELEIN<br />

Ein Krankheitsbild,<br />

zwölf Phasen<br />

Der Psychoanalytiker Hermann Freudenberger<br />

untergliedert den Burnout<br />

in diese Phasen: 1. Übertriebener Ehrgeiz<br />

und der Zwang, sich zu beweisen.<br />

2. Übertriebene Leistungsbereitschaft<br />

aufgrund der eigenen hohen Anforderungen.<br />

3. Ausblenden der eigenen Bedürfnisse<br />

(Schlaf, regelmäßige Ernährung).<br />

4. Bewusstes Verdrängen und<br />

Überspielen von Konflikten und Bedürfnissen.<br />

5. Verzerrte Wahrnehmung<br />

der Realität. Alte Grundsätze verlieren<br />

an Wert, Freundschaften werden als<br />

Belastung empfunden. 6. Verleugnung<br />

von Problemen, Zynismus und zunehmende<br />

Intoleranz. 7. Emotionaler und<br />

sozialer Rückzug. 8. Verhaltensänderung<br />

in Form einer Abwehrhaltung gegenüber<br />

Kritik aber auch gegenüber<br />

Zuwendung. 9.Depersonalisation durch<br />

den Wahrnehmungsverlust und die<br />

Verneinung der eigenen Persönlichkeit.<br />

10. Gefühl der inneren Leere und Nutzlosigkeit.<br />

11. Depression geprägt von<br />

Sinnlosigkeit, Erschöpfung und Gleichgültigkeit.<br />

12. Totale geistige, emotionale<br />

und körperliche Erschöpfung, die<br />

zum Suizid führen kann. <br />

AMB<br />

Ein Führungsstil, der auf Lob, Anerkennung ,<br />

Wertschätzung und Vertrauen beruht, hilft Mitarbeitern<br />

und kann diese vor dem Ausbrennen<br />

schützen, sagt Verbandschef Norbert Hüge.<br />

Foto: © Tino Neitz / Fotolia.com<br />

30


Anzeige<br />

Neueröffnung Januar 2017<br />

Klinik ChiemseeWinkel Seebruck<br />

www.gesundheitswelt.de<br />

Bild Image Florian Werner • Skizzen: Rudolf Bachhuber GmbH&CoKG<br />

Fachklinik für Psychosomatik und Psychotherapie auf<br />

Vier-Sterne-Plus-Niveau: Integrativ – Individuell – Innovativ<br />

Die neue Klinik ChiemseeWinkel ist eine den<br />

höchsten Ansprüchen genügende Fachklinik<br />

für Psychosomatik und Psychotherapie.<br />

Sie ist konzipiert in einem hochwertigen<br />

Ambiente auf Vier-Sterne-Plus-Niveau für<br />

privat- und beihilfeversicherte Patienten/<br />

innen sowie für Selbstzahler/innen, mit 50<br />

Einzelzimmern – ein „Geschützter Raum für<br />

Heilung.“<br />

Die Klinik ChiemseeWinkel arbeitet nach dem<br />

bewährten Behandlungskonzept der Klinik<br />

St. Irmingard in Prien und der Simssee Klinik<br />

in Bad Endorf. Deutschlandweit werden Privatversicherte,<br />

Beamte sowie Selbstzahler<br />

mit Depressionen, Ängsten, Burnout, Somatisierungsstörungen<br />

angesprochen – dies direkt<br />

am Chiemseeufer in Seebruck, mit erstklassiger<br />

Behandlung durch ein hochqualifiziertes,<br />

multiprofessionelles Team unter der<br />

Führung des erfahrenen Chefarztes Dr. Franz<br />

Pfitzer.<br />

Für Dr. Pfitzer ist Stationäre Psychosomatik<br />

multimodale, multiprofessionelle integrative<br />

Teamarbeit, d. h. die gute Zusammenarbeit<br />

vieler psychotherapeutischer Spezialisten<br />

ist entscheidend. In der Privatklinik<br />

bringt der Chefarzt in besonderer Weise seine<br />

bewährten und beständig fortentwickelten<br />

Therapiekonzepte ein, die unterschiedliche<br />

wissenschaftlich fundierte Therapieverfahren<br />

aus Tiefenpsychologie, Trauma-, Verhaltensund<br />

Familientherapie vernetzen und neueste<br />

Erkenntnisse aus der Neurobiologie berücksichtigen.<br />

Unsere Stärken<br />

· Aufnahme innerhalb kürzester Zeit<br />

· Bewährtes, innovatives Therapiekonzept<br />

von Chefarzt Dr. Pfitzer<br />

· Individuelle Atmosphäre – 50 exklusive<br />

Einzelzimmer<br />

· Ruhige, höchst attraktive Lage direkt am<br />

Chiemsee<br />

· Wunderschöner See- und Bergblick<br />

Behandlungsschwerpunkte<br />

· Psychische Erkrankungen (Depressionen,<br />

Angst-, Panikstörungen, Zwänge)<br />

· Störungen der Organfunktionen (psychosomatische<br />

Störungen, funktionelle Störungen,<br />

die oft schon lange bestehen)<br />

· Akute und chronische Belastungsreaktionen,<br />

Burnout-Syndrome<br />

· Bindungs- und Beziehungsstörungen, einschließlich<br />

arbeitsplatzbezogener Konflikte<br />

· Psychotherapie bei älteren Menschen<br />

· Krisen und traumatische Reaktionen nach<br />

Unfällen, Verlusterfahrungen, schweren<br />

Krankheiten oder Operationen<br />

· Lebenskrisen, Sinnkrisen, Beziehungskrisen,<br />

berufliche und persönliche Identitätskrisen<br />

Wir bieten auch spezialisierte Behandlungsangebote<br />

für Ärzte, Führungskräfte und<br />

Selbstständige, Lehrer und Menschen in anderen<br />

„helfenden Berufen“. In der therapeutischen<br />

Gemeinschaft werden eingeschliffene<br />

krankheitsbedingte Muster von Rückzug und<br />

Vermeidung verändert. Neugier, Lebensfreude<br />

und Lebendigkeit werden wieder wahrgenommen.<br />

„Im geschützten Rahmen der Klinik soll durch<br />

neue Beziehungserfahrung Heilung ermöglicht<br />

werden. Dafür bietet die Klinik Chiemsee-<br />

Winkel mit dem spezifischen Therapiekonzept,<br />

der therapeutischen Gemeinschaft und<br />

der überschaubaren Klinikgröße sowie der<br />

besonderen Lage und dem Ambiente den optimalen<br />

Ort.“<br />

Zitat Dr. Franz Pfitzer,<br />

Chefarzt Klinik ChiemseeWinkel Seebruck<br />

Verantwortlich in der Geschäftsführung ist Dominique<br />

Hannig gemeinsam mit Dietolf Hämel,<br />

Vorstand Geschäftsbereich Medizin der Gesundheitswelt<br />

Chiemgau AG in Bad Emdorf.<br />

[ Interessierte dürfen sich gerne bewerben:<br />

bewerbung@gesundheitswelt.de]<br />

Neueröffnung im Januar 2017<br />

Anmeldungen und Informationen sind<br />

bereits jetzt möglich.<br />

Telefonische Informationen unter:<br />

Chefarzt-Sekretariat: Eva Frühholz<br />

+49 (0)8667/87930-71; E-Mail:<br />

e.fruehholz@klinik-chiemseewinkel.de<br />

Sekretariat Geschäftsführung:<br />

Kathrin Ruchotzki +49 (0)8051-599<br />

E-Mail: k.ruchotzki@klinik-chiemseewinkel.de<br />

www.klinik-chiemseewinkel.de<br />

31


[verantworten] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Moment mal<br />

Anhalten, den Atem spüren und zu sich kommen: Im hektischen Jahresendspurt tun das nur wenige.<br />

Doch wem Gesundheit und Wohlbefinden wichtig sind, der sollte bewusst Auszeiten nehmen. Tipps, wie man<br />

Achtsamkeit sich selbst gegenüber lernen kann.<br />

Stade Zeit nennen die Bayern und Österreicher den Advent. Doch<br />

die Tage vor Weihnachten sind alles andere als ruhig und besinnlich.<br />

Ganz im Gegenteil. In den Firmen gehört der <strong>Dezember</strong> zu<br />

den anstrengendsten Zeiten im Jahr.<br />

Dementsprechend stressig empfinden viele die Arbeitstage. Projekte müssen<br />

vor den Weihnachtsferien abgeschlossen sein, die Jahresziele erreicht<br />

werden. Viele Mitarbeiter fühlen sich in dieser Situation wie in einem<br />

Hamsterrad, das stetig schneller läuft. Da hilft nur, achtsam mit sich umzugehen.<br />

Doch das haben viele Menschen nicht gelernt. „Entsprechende<br />

Übungen sind für viele ungewohnt. Sie lassen sich aber gut in den Alltag<br />

einbauen“, erklärt Achtsamkeitstrainer Günter Hudasch. Er ist Vorsitzender<br />

des Verbands der MBSR- und MBCT-Lehrer in Deutschland. Die beiden Abkürzungen<br />

stehen für entsprechende Trainingsprogramme (Mindfulness-<br />

Based Stress Reduction, Mindfulness-Based Cognitive Therapy for Depression).<br />

„Wer das Grundprinzip verinnerlicht, kann mit kleinen<br />

Übungseinheiten große Wirkung erzielen und Gelassenheit entwickeln“,<br />

sagt Hudasch. Er hat diese fünf Tipps:<br />

bewußt genießen . . .<br />

Tee trinken<br />

Statt den Tee im Büro nebenbei zu schlürfen und gleichzeitig E-Mails zu<br />

checken, lautet die Aufgabe: Schmecken und riechen Sie ihn bewusst.<br />

Spüren Sie das Gewicht der Tasse. Und die Wärme, die von ihr ausgeht.<br />

Foto: © contrastwerkstatt / Fotolia.com<br />

intensiv spüren . . .<br />

Duschen Sie mit allen Sinnen<br />

Statt morgens unter der Brause schon daran zu denken, welche Aufgaben im Job auf einen<br />

warten, heißt es dieses Mal: der Stimme im Kopf keine Beachtung schenken, sondern sich<br />

mit allen Sinnen auf das Duschen konzentrieren und es genießen. Achten Sie darauf, wie das<br />

Rauschen des Wassers klingt, wie es sich anfühlt. Wie spüren Sie es auf der Kopfhaut? Wie<br />

riecht die frisch geduschte Haut? <br />

Foto: © eldarnurkovic / Fotolia.com<br />

32


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[verantworten]<br />

Atmen<br />

Den eigenen Atem nehmen viele normalerweise gar nicht wahr. Das<br />

soll sich bei dieser Übung ändern: Setzen Sie sich aufrecht hin. Durch<br />

die Nase einatmen. Fühlen Sie, wie die Luft in Ihren Körper hineinund<br />

wieder hinausströmt. Spüren Sie, wie sich der Brustkorb hebt<br />

und senkt. Entspannen Sie, so gut es geht, mit der Ausatmung.<br />

<br />

Foto: © olly / Fotolia.com<br />

mich entspannen . . .<br />

Barfuß laufen<br />

Am besten gleich morgens nach dem Aufstehen: barfuß übers<br />

Gras im Garten. Gehen Sie langsam, rollen Sie die Füße ab und<br />

lassen Sie die Anspannung los. Das Tautreten ist eine Methode<br />

von Sebastian Kneipp. Idealerweise startet man das im Sommer,<br />

doch es geht auch in der kalten Jahreszeit. Wer ein bisschen abgehärtet<br />

ist, probiert das Schneegehen aus. Dafür reichen wenige<br />

bis maximal 30 Sekunden barfuß im frisch gefallenen Schnee.<br />

Damit die Füße nicht auskühlen, halten Sie trockene Strümpfe<br />

und Schuhe bereit und bleiben Sie in Bewegung.<br />

<br />

Foto: © David Pereiras / Fotolia.com<br />

anders fühlen . . .<br />

Den Körper erkunden<br />

Beim sogenannten „Body Scan“ geht es darum, den eigenen Körper<br />

von unten bis oben zu erspüren. „Am besten üben Sie das erst einmal<br />

mit einer CD“, sagt Hudasch. „Auf diese Weise trainieren Sie,<br />

Ihre Aufmerksamkeit zu lenken, Ihre Wahrnehmung für sich zu<br />

vertiefen und sich so mehr mit sich selbst zu verbinden. Versuchen<br />

Sie einmal, Ihren kleinen Zeh am linken Fuß zu spüren.<br />

Dann gehen Sie Stück für Stück den Körper nach oben durch, bis<br />

Sie am Scheitel angekommen sind. Am besten geht es im Liegen<br />

auf dem Rücken mit geschlossenen Augen.“ Foto: © fizkes / Fotolia.com<br />

Foto: © Stefan Arendt / Fotolia.com<br />

zu mir finden . . .<br />

Auf der Homepage des Verbandes besteht die Möglichkeit, entsprechende Kurse in der<br />

Umgebung zu suchen: www.mbsr-verband.de (unter Kurse/Kompaktkurse)<br />

33


Sonderveröffentlichung<br />

Natürlich online sichtbar<br />

Ein Internetseite ist heute Pflicht, sagt die Ulmer Heilpraktikerin Anja Hirth. Anfangs hat die Spezialistin für<br />

Hypnotherapie das Thema unterschätzt. Seit drei Jahren lässt sie sich von der NPG Digital betreuen.<br />

Anja Hirth hat Lehrgeld bezahlt. Bereits vor<br />

Jahren entschloss sich die Heilprakterin für<br />

Psychotherapie, dass sie online sichtbar sein<br />

will. „Das gehört heute einfach dazu“, sagt<br />

sie. Bei einem Grafiker ließ sie sich eine Webseite<br />

bauen für rund 5000 Euro bauen. „Ich<br />

dachte, ich mache das einmal und dann ist es<br />

das“, erzählt Hirth. „Ich hatte damals keine<br />

Vorstellung wie schnell, eine Internetseite<br />

veraltet und lediglich eine Kulisse darstellt,<br />

die in kürzester Zeit nichts mehr wert ist.“<br />

Obwohl Hirth damals eine der ersten Praxen<br />

in Ulm war, die Hypnotherapie anbot und ihre<br />

Homepage neu war, war sie bei Google<br />

schlecht zu finden.<br />

Marc Wiedbrauck, Online-Marketingberater<br />

von NPG Digital, kennt diese Irrtümer von<br />

Selbstständigen, Einzelhändlern und kleinen<br />

Firmen in Sachen Online-Auftritt: „Der ist eine<br />

langfristige Angelegenheit, die Seite muss<br />

kontinuierlich gepflegt werden.“ Der Grund:<br />

Die meisten Menschen suchen heute von unterwegs<br />

mit ihrem Smartphone oder Tablet<br />

über Google nach Themen und Dingen, die<br />

sie interessieren.<br />

MOBIL-OPTIMIERT IST PFLICHT<br />

„Wer dann mit einem Klick auf eine veraltete<br />

Internetseite kommt; eine, die nicht für mobile<br />

Geräte optimiert und deswegen für die<br />

Nutzer umständlich zu handhaben ist, der<br />

fühlt sich vergrault und ist mit einem Klick<br />

weiter bei der Konkurrenz“, erklärt Wiedbrauck<br />

und betont: „Ein Internetauftritt ist<br />

heute ein Muss. Wer im Internet nicht zu finden<br />

ist, der existiert förmlich nicht.“ Das machen<br />

auch diese Zahlen deutlich: Drei Viertel<br />

aller Bundesbürger in Deutschland nutzen<br />

das Internet – durchschnittlich mehr als zwei<br />

Stunden am Tag. Rund 40 Millionen Menschen<br />

surfen mit ihrem Smartphone im Netz,<br />

informieren sich, planen und erledigen ihre<br />

Einkäufe.<br />

Auch für Anja Hirth war klar: „Nur eine für<br />

Smartphones optimierte Seite macht Sinn.“<br />

Am Vorgehen der NPG Digital GmbH, die früher<br />

unter Südwest Presse Online-Dienste<br />

GmbH firmierte, gefiel ihr, dass „sie offen und<br />

ehrlich beraten haben und die Seite nicht nur<br />

technisch umgesetzt, sondern sich viel Mühe<br />

gegeben haben, meine Kolleginnen und mich<br />

zu verstehen“, sagt Anja Hirth. Sie entschied<br />

sich für ein Gesamtpaket, um das Therapiezentrum<br />

für Hypnotherapie & Osteopathie<br />

darzustellen. Dabei war ihr die Möglichkeit<br />

wichtig, Inhalte selbst ergänzen zu können.<br />

„Für uns ist es der oberste Grundsatz, uns<br />

möglichst gut in die Lage der Kunden zu versetzen<br />

und sie dauerhaft zu begleiten“, sagt<br />

Wiedbrauck und betont: „Nur so können wir<br />

unsere Kunden nachhaltig betreuen und beraten.<br />

Die Online-Welt ist ein sehr schnelllebiges<br />

Medium. Was heute Standard ist, kann in<br />

ein paar Wochen schon wieder veraltet sein.<br />

Damit sich unsere Kunden nicht mit dem<br />

Thema befassen müssen, dafür haben sie<br />

uns.<br />

BEZAHLBARER MONATSTARIF<br />

Das spiegelt sich auch in den Tarifmodellen<br />

der NPG Digital wider. „Mit unseren drei Website-Paketen<br />

(Basis, Plus und Premium) wollen<br />

wir auch den Einzel- und Kleinunternehmern<br />

die Möglichkeit bieten, eine hoch<br />

professionelle Website zu haben, auf der sie<br />

sich präsentieren können und das zu bezahlbaren<br />

Monatstarifen“, sagt Wiedbrauck.<br />

Die Investition lohnt sich. „Die Resonanz der<br />

Patienten war super“, erinnert sich Anja<br />

Hirth. Die NPG Digital habe die Seite gut<br />

Heilpraktikerin Anja Hirth mit ihrer Homepage:<br />

„Ein guter erster Eindruck ist wichtig.“<br />

34


Sonderveröffentlichung<br />

strukturiert, die<br />

Texte gut aufbereitet.<br />

„Es sind schöne<br />

Bilder aus der<br />

Praxis und die Online-Besucher<br />

finden<br />

sich gut zurecht.<br />

Für mich ist<br />

wichtig, dass Suchende<br />

mich und<br />

Online-Marketingberater<br />

Marc Wiedbrauck. keiten anschauen<br />

meine Räumlich-<br />

und sich einen ersten<br />

Eindruck verschaffen können. Denn Psychotherapie<br />

ist Vertrauenssache.“<br />

Vor der Zusammenarbeit mit der NPG Digital<br />

kümmerte sich die online-affine Heilpraktikerin<br />

noch selbst um Themen, wie ihre Homepage<br />

bei Google gerankt wird und wie sie mit<br />

dem Google-Dienst „AdWords“ mehr Besucher<br />

auf die Internetseite lotst. Bei dem<br />

Dienst „AdWords“ können Werbetreibende<br />

Anzeigen schalten, die sich vor allem an den<br />

Google-Suchergebnissen von Nutzern orientieren.<br />

Doch um diese ganzen Fragen kümmert<br />

sie sich nun nicht mehr. „Ich konzentriere<br />

mich lieber auf die Arbeit mit meinen<br />

Patienten“, sagt sie.<br />

Derweil kümmert sich das Team von NPG Digital<br />

um die Überarbeitung der Website und<br />

steht Anja Hirth bei sämtlichen Fragen zum<br />

Thema Online-Marketing zur Seite. Dazu gehört<br />

auch eine so genannte SEO-Optimierung.<br />

Die NPG-Onlineexperten versehen die Texte<br />

mit Schlüsselwörtern. Damit erreichen sie,<br />

dass Hirths Seite www.natuerlich-ganz-gesund.de<br />

bei der lokalen Suche über Google<br />

weit oben in den Ergebnislisten der Suchmaschine<br />

steht. Die Praxis mitsamt ihren Angeboten<br />

ist damit online gut sichtbar.<br />

Zum Service der NPG Digital gehört ein kostenloser<br />

Check der Webseite, bei der unter<br />

anderem Ladezeiten, mobile Optimierung<br />

und Nutzerführung geprüft werden. Das Erstellen<br />

einer Webseite ist eine Sache, ein andere,<br />

dass diese bekannt, gesehen und besucht<br />

wird. „Die Maßnahmen die wir hier<br />

anbieten sind Displaywerbung (Banner), zielgruppengerechte<br />

Werbung auf Facebook und<br />

mit Google Ad-Words. Für den Aufbau von<br />

Neukunden und deren langfristige Bindung“,<br />

so Wiedbrauck, „bieten wir die richtige Lösung<br />

mit Hilfe von Newsletter-Marketing“.<br />

Experten fürs<br />

Online-Marketing<br />

Die NPG Digital ist die Online-Marketing-Agentur<br />

der SÜDWEST PRESSE<br />

und seit 2008 aktiv. Sie ist Dienstleisterin<br />

für die Muttergesellschaft und<br />

richtet sich darüber hinaus vor allem<br />

an kleine und mittelständische Unternehmen.<br />

Mehr als 40 Digital-Experten<br />

kümmern sich um alles was man<br />

braucht, um im Internet erfolgreich zu<br />

sein. Sie bietet auch eine monatliche<br />

Vortragsreihe an. Themen, Termine<br />

und weitere Infos: www.npg-digital.de<br />

IHR KOSTENLOSER<br />

WEBSITE-CHECK!<br />

IST IHR INTERNET-AUFTRITT FIT FÜR DIE<br />

ZUKUNFT? WIR TESTEN IHN KOSTENLOS UND<br />

UNVERBINDLICH.<br />

Eine moderne und ansprechende Website ist für Ihr<br />

Unternehmen heutzutage ein Baustein für den Erfolg. Wir<br />

bieten Ihnen eine kostenlose Analyse Ihres aktuellen<br />

Internet-Auftritts.<br />

Wir analysieren:<br />

P Inhalt und Struktur<br />

P Mobile Optimierung und technische Performance<br />

P Suchmaschinenoptimierung<br />

Jetzt anfordern unter: www.npg-digital.de/websitecheck<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Daniel Gentner, d.gentner@n-pg.de<br />

T 07310156 - 167<br />

35


[rubrik] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Firmenwagen, wo früher Pershing-II-Rakten standen: In Buch (Kreis Neu-Ulm) übernimmt das Autokontor Bayern die Logistik für Firmenflotten.<br />

Flott gemacht<br />

Große Unternehmen mit einer Vielzahl an Firmenautos und Lkw wissen: Mit professionellem Fuhrparkmanagement<br />

lässt sich viel Geld sparen. Doch viele kleinere Unternehmen ignorieren das Sparpotenzial: Ein teurer Fehler.<br />

Wann steht der nächste TÜV an, sind<br />

die Fahrzeugpapiere kontrolliert<br />

und alle Autos von der Reparatur<br />

zurück? Wer mehr als ein Fahrzeug in seinem<br />

Unternehmen verwalten muss, weiß: Die Liste<br />

der täglich zu klärenden Punkte ist oftmals<br />

so lang wie die Reihe der Fuhrparkautos. Und<br />

die ist mitunter sehr lang.<br />

Wer da die Übersicht verliert, macht schnell<br />

auch viel Geld kaputt – und das aus reiner Unwissenheit<br />

heraus. „Die Tragweite und die<br />

Komplexität eines Fuhrparkmanagements<br />

wird von vielen Betrieben vollkommen unterschätzt.<br />

Ich kenne eine Menge Firmeninhaber,<br />

die deswegen ihren Fokus auf andere Themen<br />

legen“, sagt Marc-Oliver Prinzing, der Vorsitzende<br />

des Bundesverbandes Fuhrparkmanagement<br />

mit Sitz in Mannheim „Der große<br />

Nachteil daran: Viele Geschäftsführer erkennen<br />

deshalb auch mögliche Einsparpotentiale<br />

nicht. Doch ein gut geführter Fuhrpark verursacht<br />

bis zu 40 Prozent weniger Kosten als eine<br />

schlecht oder sogar schlampig geführte<br />

Fahrzeugflotte.“<br />

Der Verbandschef ist auch als Ausbilder für<br />

die Dekra Akademie GmbH tätig und hat<br />

schon mehrmals erlebt, dass Fuhrpark-Verantwortliche<br />

in seinen Seminaren sitzen und<br />

aufgrund der Vielschichtigkeit des Themas<br />

verblüfft feststellen: „Eigentlich müsste mein<br />

Geschäftsführer hier sitzen und nicht ich.“<br />

Tut er jedoch in den wenigsten Fällen und dies<br />

ist in der Tat ein großer, wenn auch nicht seltener<br />

Fehler, der wiederum fatale Folgen hat.<br />

„Die Fuhrparkverantwortlichen bekommen<br />

oftmals nicht die erforderlichen Mittel zur<br />

36


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[spezial]<br />

Hand, die für ein professionelles Management<br />

dringend notwendig wären, sagt Prinzing.<br />

Deshalb gelingt die Fuhrparküberwachung in<br />

vielen Fällen nicht gut.“<br />

UNTERSCHÄTZTE AUFGABE<br />

Doch auch die Lernwilligen unter denen, die<br />

die Aufgabe der Dienstwagen-Aufsicht intern<br />

übertragen bekommen haben, gehen oftmals<br />

leer aus. Denn eine gesetzlich geregelte Berufsausbildung<br />

gibt es in Deutschland bislang<br />

nicht. Hilfe gibt es dennoch, denn bei der Dekra<br />

Akademie kann man sich in drei Wochen<br />

zum zertifizierten Fuhrparkmanager ausbilden<br />

lassen. Zudem bietet die Stuttgarter Bildungsorganisation<br />

weitere berufsbegleitende<br />

Fuhrpark-Management Seminare an, die unter<br />

anderem die<br />

Themen Kostenrechnung,<br />

IT-Lösungen,<br />

operative<br />

Aufgaben, Finanzierung<br />

und Verwertung<br />

beinhal-<br />

Marc-Oliver Prinzing,<br />

Chef des Bundesverbandes.<br />

ten.<br />

Stellt sich die Frage:<br />

Ab welcher<br />

Fuhrparkgröße ist<br />

ein professionelles<br />

Management<br />

zwingend erforderlich?<br />

Für Marc-Oliver Prinzing ist das eine<br />

einfache Rechnung. Für ihn lohnt sich ein externer<br />

Anbieter immer dann, wenn intern keiner<br />

die Aufgaben machen will oder kann:<br />

„Man muss generell zwischen dem wirtschaftlichen<br />

und rechtlichen Aspekt unterscheiden.<br />

Bei der Halterhaftung ist es egal, ob ich zwei<br />

Rund 80 Prozent der Firmenwagen sind geleast<br />

Bundesweit gibt es 1,6 Millionen Fuhrparks mit 4,5 Millionen Autos und Kleintransportern.<br />

Rund 4,5 Millionen Pkw und Kleintransporter<br />

sind in Deutschland als Flottenfahrzeuge<br />

in rund 1,6 Millionen Firmenfuhrparks<br />

unterwegs. Insgesamt gab es<br />

2014 rund 44,4 Millionen Pkw in Deutschland.<br />

Ein Bestand, der von 2006 bis 2009<br />

rapide abnahm, jedoch seit 2010 wieder<br />

moderat wächst. Der gewerbliche Anteil<br />

ist nach Angaben des Verband markenunabhängiger<br />

Fuhrparkmanagementgesellschaften<br />

konstant und beträgt rund<br />

10,1 Prozent. Rund 80 Prozent der Firmen<br />

fahr zeuge im Bestand sind mittlerwei<br />

le über Finanz- oder Fullserviceleasing<br />

finanziert. Das Flotten-Leasing-Neugeschäft<br />

2015 stieg nach den Angaben<br />

des Verbandes deutscher Leasing<strong>unternehmen</strong><br />

um 6,5 Prozent auf 32,8 Milliarden<br />

Euro. 80 Prozent davon entfallen auf<br />

Pkw, 20 Prozent auf Nutzfahrzeuge. LOE<br />

oder 2000 Fahrzeuge im Fuhrpark habe. Denn<br />

ich muss jederzeit sicherstellen, dass die<br />

rechtlichen Anforderungen gewährleistet<br />

sind, sprich zum Beispiel die Führerscheine<br />

der Mitarbeiter in Ordnung sind und die Fahrer<br />

die gesetzlich erforderlichen Unterweisungen<br />

erhalten haben. Wirtschaftlich gesehen<br />

arbeiten alle Unternehmen professionell,<br />

wenn sie auf die Betriebskosten achten und<br />

Verbrauchsstatistiken lesen. Gerade kleinere<br />

Firmen überlassen dies oftmals den Fahrern,<br />

was jedoch nicht immer funktioniert. Denn<br />

für Fahrer sind Dienstwagen reine Arbeitsinstrumente,<br />

mit denen sie ihren Job verrichten.<br />

DER SEAT LEON ST.<br />

Raum für neue Möglichkeiten.<br />

SCHON AB 198 € 1 IM MONAT – INKL. BUSINESS-PAKET.<br />

Bis zu 1.470 Liter Gepäckraumvolumen, damit Sie ein Maximum an Flexibilität genießen.<br />

Effi ziente Motoren, die Leistung mit Wirtschaftlichkeit verbinden. Fortschrittliche Technologien,<br />

die Sicherheit und Konnektivität bieten. Business-Pakete, mit denen Sie sich ein Plus<br />

an Ausstattung und Preisvorteile sicher.<br />

SEAT Leon ST Reference 1.6 TDI Start&Stop Kraftstoffverbrauch: innerorts 4,6, außerorts<br />

3,3, kombiniert 3,8 l/100 km; CO2-Emissionen: kombiniert 99 g/km. Effizienzklasse: A.<br />

Kraftstoffverbrauch SEAT Leon ST: kombiniert 6,8–3,6 l/100 km; CO2-Emissionen: kombiniert<br />

158-94g/km. Effizienzklasse: D–A+.<br />

1<br />

Der SEAT ST Reference 1.6 TDI Start&Stop 77 kW (105 PS), Fahrzeugpreis 23.450,00 € + Sonderausstattung<br />

0,00 € zzgl. Überführungskosten und MwSt.: 198,00 € monatl. Leasingrate bei 36 Monaten<br />

Laufzeit und jährlicher Laufleistung von 15.000 km, Sonderzahlung 0,00 €. Ein Angebot der SEAT<br />

Leasing. Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig.<br />

Dieses Angebot ist nur für gewerbliche Kunden mit Großkundenvertrag und nur bis zum<br />

31.12.<strong>2016</strong> gültig. Das abgebildete Fahrzeug enthält Sonderausstattung gegen Mehrpreis.<br />

AUTOHAUS SAUR GMBH & CO. KG<br />

Blaubeurer Str. 45<br />

89077 Ulm<br />

Tel.: 0731 93554-0<br />

info@autohaus-saur.de<br />

SEAT FOR BUSINESS<br />

Ihr SEAT Gewerbe-/ & Grosskunden<br />

Kompetenz Zentrum<br />

für die Region Ulm/Neu-Ulm<br />

37


[spezial] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Energieversorgung Filstal setzt auf Umweltfreundlichkeit: Zu ihrer Flotte gehören 62 Erdgasautos.<br />

Die täglich anfallenden Kosten interessieren<br />

sie wenig bis gar nicht. Deshalb muss in einem<br />

Unternehmen sichergestellt sein, dass<br />

sich jemand um den Fuhrpark kümmert.“<br />

Doch es genügt eben nicht, dass man darauf<br />

achtet, ob die Sitze sauber sind und genügend<br />

Sprit im Tank ist. Marc-Oliver Prinzing: „Ein<br />

professionelles Fuhrparkmanagement umfasst<br />

alle Prozesse von der Bestellung der Fahrzeuge<br />

bis zur deren Rückgabe oder deren Vermarktung.“<br />

VORGABEN FÜR MITARBEITER<br />

Die Liste der Tätigkeiten eines Fuhrparkmanagers<br />

reicht von der Reparatur-Steuerung,<br />

der Prüfung von Rechnungen, der Bearbeitung<br />

von Bußgeldbescheiden bis hin zur Sicherstellung<br />

der Reifenqualität sowie der Betreuung<br />

der Fahrer. Zu dieser gehört unter<br />

anderem die von der Berufsgenossenschaft<br />

geforderte Einweisung des Personals bei einem<br />

neuen Fahrzeug. Im Idealfall lässt die<br />

Geschäftsführung die Fahrer Nutzungsüberlassungsverträge<br />

unterzeichnen, in denen geregelt<br />

ist, wie diese mit den überlassenen<br />

Fahrzeugen umzugehen haben, wo sie diese<br />

im Pannenfall reparieren lassen dürfen oder<br />

auch welche Kraftstoffe je nach Fahrzeugtyp<br />

zu tanken sind. „Natürlich muss man dahinter<br />

her sein, dass diese Punkte auch strikt eingehalten<br />

werden“, so Marc-Oliver Prinzing,<br />

der weiß, dass die etwa zehn großen deutschen<br />

Dienstleister für externes Flottenmanagement<br />

ihren Kunden entweder einen Rundum-Service<br />

oder verschiedene Module<br />

anbieten.<br />

Eines davon ist das äußerst komplexe Thema<br />

Schadensmanagement. Bei diesem haben die<br />

Verantwortlichen viel mit Anwälten, Gutachtern<br />

und Versicherungen zu tun. „Im Grunde<br />

können diese Anbieter jedoch nicht das Management,<br />

sondern lediglich einen Teil der<br />

Fuhrparkverwaltung übernehmen“, sagt Prinzing.<br />

„Strategische Entscheidungen, zum Beispiel<br />

über Investitionen, können ausschließlich<br />

die Unternehmen selbst treffen“, erläutert<br />

er. „Dennoch benötige ich immer jemanden<br />

im Unternehmen, der sich vor Ort um die<br />

Fahrzeuge und um das Controlling des Dienstleisters<br />

kümmert und als Ansprechpartner<br />

überprüft, ob alle Aufgaben erfüllt werden.“<br />

Das klingt einfacher, als es im Alltag ist. Denn<br />

kleinere Unternehmen<br />

mit einem<br />

Fuhrpark mit<br />

bis zu 50 Fahrzeugen<br />

können oft<br />

keine professionellen<br />

Fuhrparkmanagement-Gesellschaften<br />

für<br />

sich gewinnen, da<br />

sich für diese die Dr. Martin Bernhart,<br />

Zusammenarbeit EVF-Geschäftsführer<br />

nicht rentiert.<br />

So oder so. Das Thema Wirtschaftlichkeit<br />

steht bei allen Unternehmen, egal wie viel<br />

Fahrzeuge sie nun betreiben, an erster Stelle.<br />

Es geht um die höchstmögliche Effizienz und<br />

darum, Kosten zu sparen. Dabei sticht die ökonomische<br />

Sichtweise die ökologische aus.<br />

Marc-Oliver Prinzing weiß, dass der Umweltgedanke<br />

bei vielen Fuhrparkleitern noch<br />

nicht sehr ausgeprägt ist: „Der Einsatz von<br />

schadstoffarmen Elektroautos spielt in den<br />

Fuhrparks aus wirtschaftlichen Gründen derzeit<br />

eine noch eher untergeordnete Rolle.“ Der<br />

Grund: Sie sind noch nicht ohne weiteres in<br />

der Praxis einsetzbar. Erdgas-Fahrzeuge hingegen<br />

haben nach seinen Worten mittlerweile<br />

eine sehr gute Reichweite und sind kostengünstiger<br />

als Elektroautos. „Doch auch diese<br />

stoßen auf eine sehr verhaltene Akzeptanz.<br />

Zwar haben viele Fuhrparkleiter ein Ohr am<br />

Markt, aber dennoch liegt hier noch ein langer<br />

Weg vor uns“, sagt der Verbandschef.<br />

Nicht so für die Göppinger Energieversorgung<br />

Filstal GmbH & Co. KG (EVF). Denn 62<br />

der insgesamt 71 Fahrzeuge ihres Fuhrparks<br />

haben einen Erdgas-Antrieb. Der regionale<br />

Energieversorger, der auch drei eigene Erdgastankstellen<br />

in Göppingen, Geislingen und<br />

Wiesensteig betreibt, fährt so mit gutem Beispiel<br />

voran.<br />

Für Dr. Martin Bernhart ist dies der richtige<br />

Schritt in die Zukunft: „Im Vergleich zu Diesel<br />

entstehen bei Erdgas bis zu 95 Prozent weniger<br />

Stickoxide. Ruß und Feinstaub werden<br />

nahezu vollständig vermieden. Bei dem hohem<br />

Verkehrsaufkommen in unseren Städten<br />

wirkt sich das positiv auf das Klima und die<br />

Gesundheit der Menschen aus“, erklärt der<br />

EVF-Geschäftsführer: „Zudem sind Erdgasautos<br />

in Anschaffung und Betrieb kaum teurer<br />

als Benzin- und vergleichbare Dieselmodelle.“<br />

Auch dieser Aspekt ist ein Argument für professionelles<br />

Flottenmanagement. [!]<br />

<br />

STEFAN LOEFFLER<br />

38


NEU<br />

Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />

Schwabengarage GmbH<br />

Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (0731) 162-0<br />

www.schwabengarage-ulm.de<br />

SCHAUTAGE<br />

Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland<br />

Jeden Samstag von 13.00 - 17.00 Uhr*<br />

Jeden Sonntag von 11.00 - 16.00 Uhr*<br />

*Probefahrten, Beratung und Verkauf nur während der<br />

gesetzlichen Öffnungszeiten.<br />

FORD MONDEO VIGNALE<br />

Adaptive LED-Scheinwerfer (Ford Dynamic LED),<br />

Vignale Nebelscheinwerfer mit Chrom-Umrandung<br />

und statischem Abbiegelicht, Hochwertige Sportsitze<br />

mit exklusiver Lederausstattung, wabenförmig<br />

gesteppt, mit Memory-Funktion, Rückfahrkamera<br />

Bei uns für<br />

€<br />

39.950,- 1<br />

Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />

FORD MONDEO VIGNALE<br />

Adaptive LED-Scheinwerfer (Ford Dynamic LED),<br />

Vignale Nebelscheinwerfer mit Chrom-Umrandung<br />

Kraftstoffverbrauch und statischem Abbiegelicht, (in l/100 km Hochwertige nach VO (EG) Sportsitze<br />

VO mit (EG) exklusiver 692/2008 Lederausstattung, in jeweils geltenden wabenförmig Fassung):<br />

715/2007<br />

und<br />

Ford gesteppt, Mondeo mit Vignale: Memory-Funktion, 5,2 (innerorts), Rückfahrkamera<br />

4,1 (außerorts), 4,5<br />

(kombiniert); CO 2<br />

-Emissionen: 119 g/km (kombiniert).<br />

Bei uns für<br />

€<br />

39.950,- 1<br />

Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />

Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />

Typisch Ford:<br />

der Mythos lebt<br />

FORD MUSTANG<br />

Xenonscheinwerfer, Ford Power Startfunktion<br />

(schlüsselfreies Starten inkl. Ford Key Free-System)<br />

(schlüsselfreies Ent-/Verriegeln), Klimaanlage mit<br />

automatischer Temperaturkontrolle, Polsterung in<br />

Leder-Optik Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />

Bei Typisch uns für Ford:<br />

der Mythos lebt<br />

€<br />

38.000,- 1<br />

FORD MUSTANG<br />

Kraftstoffverbrauch Xenonscheinwerfer, (in Ford l/100 Power km nach Startfunktion VO (EG) 715/2007<br />

und (schlüsselfreies VO (EG) 692/2008 Starten in der inkl. jeweils Ford Key geltenden Free-System) Fassung):<br />

Ford (schlüsselfreies Mustang: 10,1 Ent-/Verriegeln), (innerorts), 6,8 Klimaanlage (außerorts), mit 8,0<br />

(kombiniert); automatischer CO 2<br />

-Emissionen: Temperaturkontrolle, 179 g/km Polsterung (kombiniert).<br />

Leder-Optik<br />

Bei uns für<br />

€<br />

38.000,- 1<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />

und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />

Ford Mondeo Vignale: 5,2 (innerorts), 4,1 (außerorts), 4,5<br />

(kombiniert); CO 2<br />

-Emissionen: 119 g/km (kombiniert).<br />

Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />

Schwabengarage GmbH<br />

Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (0731) 162-0<br />

www.schwabengarage-ulm.de<br />

Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland<br />

1<br />

Gilt für Privatkunden. Gilt für einen Ford Mondeo Vignale Turnier 2,0-l-TDCi-<br />

Dieselmotor 132 kW (180 PS) (Start-Stopp-System).<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />

und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />

Ford Mustang: 10,1 (innerorts), 6,8 (außerorts), 8,0<br />

(kombiniert); CO 2<br />

-Emissionen: 179 g/km (kombiniert).<br />

Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />

Schwabengarage GmbH<br />

Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (0731) 162-0<br />

www.schwabengarage-ulm.de<br />

Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland<br />

1<br />

Gilt für Privatkunden. Gilt für einen Ford Mustang Fastback 2,3-l-EcoBoost-<br />

Benzinmotor 233 kW (317 PS).<br />

39


[führen] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Bühne für die Suche nach den Besten<br />

Gute Vorträge, kostenlose Service-Angebote und die Möglichkeit, ungezwungen Firmen kennenzulernen. Das Konzept<br />

des Fachkräftetags der SÜDWEST PRESSE geht auf. Das zeigen 1200 Besucher und zufriedene Aussteller.<br />

Der Saal ist brechend voll, doch es ist<br />

mucksmäuschenstill. 180 Besucher<br />

des Fachkräftetags hören gebannt zu.<br />

Business-Coach Petra Bergmann aus Blaubeuren<br />

gibt Tipps zu Gehaltsverhandlungen und<br />

erklärt, warum viele Frauen ihre Leistung vor<br />

ihren Chefs schlecht verkaufen können. Das<br />

liege an mehreren Faktoren: Mangelnde Vorbereitung,<br />

fehlendes Selbstbewusstsein, eine<br />

falsche Taktik, sein Gegenüber nicht richtig<br />

einzuschätzen oder ein Gespräch, bei dem die<br />

Anwesenden nicht aktiv zuhören. Mit im Publikum<br />

sitzt auch Annegret R. (Name von der<br />

Redaktion geändert), die im Gesundheitswesen<br />

arbeitet. „Der Vortrag war klasse!“, sagt sie.<br />

Auch das Thema zuvor „Sieben Todsünden<br />

der Bewerbung“ fand sie spannend. Dabei ist<br />

sie selbst gar nicht auf Stellensuche. Den<br />

2.Fachkräftetag der SÜDWEST PRESSE in der<br />

Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm besucht sie,<br />

um Tipps für ihre Tochter zu sammeln, die<br />

kurz vor dem Abschluss ihres Studiums steht.<br />

Rebecca Stadelmaier, die Projektleiterin der<br />

Veranstaltung, freut sich über zufriedene Besucher.<br />

„Zu unserem Konzept gehört es, den<br />

Besuchern Nutzwert und Service zu geben“,<br />

sagt die Stellenmarktverantwortliche der<br />

SÜDWEST PRESSE. Interessante Vorträge und<br />

kostenlose Services, unter anderem Bewerbungsberatung<br />

und –fotos, lockten 1200 Besucher<br />

an. Davon profitierten wiederum die<br />

ausstellenden Firmen.<br />

Zur Premiere im vergangenen Jahr waren es<br />

zwar noch etwas<br />

mehr, dennoch<br />

sind Stadelmaier<br />

und ihr Team sehr<br />

zufrieden. Denn<br />

die Resonanz der<br />

Aussteller fällt positiv<br />

aus. Die 31<br />

Unternehmen auf<br />

der ausgebuchten<br />

Messe waren von<br />

der Qualität der Rebecca Stadelmaier, Projektleiterin<br />

Fachkräftetag.<br />

Gespräche angetan.<br />

„Das ist fast<br />

schon unheimlich, wie gut die Besucher an<br />

unserem Stand unserer Zielgruppe entsprechen“,<br />

sagte beispielsweise Maria Arruda, Personalreferentin<br />

der Deutz AG.<br />

„TOLLE GESPRÄCHE“<br />

Roland Huemer, Fertigungsmeister der<br />

Schwegler Werkzeugfabrik GmbH & Co. KG<br />

aus Vöhringen (Kreis Neu-Ulm) sagt: „Wir haben<br />

tolle Gespräche.“ Wie Firmenchef Rainer<br />

Schwegler ist auch Huemer stark gefragt. Das<br />

Unternehmen mit 210 Mitarbeitern und<br />

Standorten in der Türkei und China sucht „am<br />

liebsten Zerspanungsmechaniker, die Werkzeuge<br />

schleifen können“.<br />

Zeni Sulejmani von der Mayser GmbH & Co.<br />

KG in Ulm ist überrascht: „Der Andrang ist<br />

Auf dem Fachkräftetag in der Ratiopharm-Arena<br />

machten sich 31 Firmen als Arbeitgeber sichtbar.<br />

40


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[führen]<br />

riesig. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so qualitativ<br />

hochwertige Gespräche am Stand führen.“<br />

Im Nachgang gingen bei dem Spezialist<br />

für Sicherheits- und Schaumstofftechnik<br />

mehr als 20 Bewerbungen ein. Viele der Standbesucher<br />

seien zwischen 30 und 50 Jahre alt<br />

gewesen. Mehr erhofft vom Fachkräftetag hat<br />

sich dagegen das Team der MBDA-Gruppe.<br />

Der Konzern für Rüstungstechnik hat in Ulm<br />

einen kleinen Standort mit 70 Mitarbeitern.<br />

In Schrobenhausen, dem Sitz der MBDA<br />

Deutschland GmbH, subd etliche Stellen unbesetzt.<br />

Die Entfernung von 130 Kilometern<br />

sei den meisten Besuchern zu viel: „Die suchen<br />

in der Region Ulm.“<br />

Direkt gegenüber begutachten Melina (20)<br />

und ihr Begleiter Thorsten (33) die freien Stellen<br />

der ausstellenden Unternehmen, die an<br />

der „Job-Wall“ aushängen. Beide sind über die<br />

Facebook-Werbekampagne der SÜDWEST<br />

PRESSE auf die Veranstaltung aufmerksam<br />

geworden. „Ich finde es gut, mich direkt über<br />

Firmen informieren zu können, die man nicht<br />

so kennt“, sagt die junge Frau. Auch Soman<br />

Hipp ist über Facebook auf den Fachkräftetag<br />

aufmerksam geworden. Der 28-Jährige, der<br />

mit seiner Partnerin und deren Freundin, in<br />

die Ratiopharm-Arena gekommen ist, verfügt<br />

über zwei Ausbildungen: IT-Systemelektroniker<br />

und Zerspanungsmechaniker. Derzeit ist<br />

er bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt, doch<br />

er sucht einen festen Job: „Am liebsten Montage,<br />

das macht mir viel mehr Spaß, als in der<br />

Fabrik zu stehen“, sagt er und schlendert weiter<br />

– vorbei an Stella Rosenbach.<br />

GESUCHT, GEFUNDEN<br />

Sie ist die Personalverantwortliche von<br />

Scherr+ Klimke und wollte mit dem Messestand<br />

auf dem Fachkräftetag nur den Bekannheitsgrad<br />

des Unternehmens mit 110 Mitarbeitern<br />

steigern. Scherr+Klimke ist in<br />

Architektur- und Baukreisen als General- und<br />

Fachplaner bekannt. Doch dann stand eine<br />

27-jährige Wirtschaftsingenieurin vor ihr, die<br />

im Fachgebiet „Supply Chain“ fit ist. „Das war<br />

wie bestellt“, sagt Rosenbach. Denn die junge<br />

Frau passt genau auf eine freie Stelle im Bereich<br />

„Logistik Engineering“. Dieser optimiert<br />

für Kunden innerbetriebliche Warenströme<br />

und Lagersysteme. „Ich dachte, die Stelle zu<br />

besetzen wird echt schwierig“, erzählt Rosenbach.<br />

Doch auf ein „sehr gutes Gespräch“ am<br />

Stand, folgte die Bewerbung in der Woche darauf,<br />

vier Tage später das Vorstellungsgespräch,<br />

drei Tage darauf war der Vertrag unter Dach<br />

und Fach. „Der zeitliche Ablauf war unfassbar“,<br />

sagt Rosenbach, die sich für den Fachkräftetag<br />

2017 bereits angemeldet hat. [!] AMB<br />

Dritter Fachkräftetag<br />

am 7. Oktober 2017<br />

Nähere Informationen zum Konzept<br />

und zum 3. Fachkräftetag im Jahr 2017<br />

gibt Rebecca Stadelmaier telefonisch<br />

unter 0731 156 619 oder per E-Mail:<br />

r.stadelmaier@swp.de<br />

BARES GELD SPAREN<br />

BEIM VERSENDEN IHRER GESCHÄFTSPOST<br />

IHRE VORTEILE:<br />

Übernahme aller Sendungen<br />

einschließlich Pakete<br />

Kostenlose Abholung ab<br />

50 Sendungen täglich<br />

Weltweite Zustellung durch<br />

gutes Partnernetzwerk<br />

Frankierung mit Firmenlogo<br />

oder eigener Briefmarke<br />

Mit Südwest Mail<br />

über 18% sparen!<br />

Beispielrechnung bei 100<br />

versendeten Briefen pro Tag.*<br />

Ihre<br />

Ersparnis:<br />

2.772 U/<br />

Jahr<br />

JETZT ÜBER<br />

2.700 €<br />

PRO JAHR<br />

SPAREN<br />

Keine Mindestmenge<br />

erforderlich<br />

Postfachleerung<br />

Info-Hotline:<br />

0800 - 2260227<br />

andere Anbieter<br />

17.640 U/Jahr<br />

0,70 c / Brief<br />

Südwest Mail<br />

14.868 U/Jahr<br />

0,59 c / Brief<br />

* Bei vorsteuerabzugsberechtigten Kunden. Komplette<br />

Beispielrechnung auf suedwestmail.de/sparkalkulator<br />

suedwestmail.de<br />

41


Handhabbar im Quadrat: Im Knittel-Recyclingcenter werden voluminöse Abfälle wie Pappe, Folien und Dosen zu Ballen gepresst. <br />

Fotos: Marc Hörger<br />

Gemeinsam besser entsorgen<br />

High-Tech, Rohstoffkreisläufe, Umweltschutz. Der Vöhringer Unternehmer Werner Knittel hat ein nachhaltig gutes<br />

Geschäftsmodell aufgebaut. Der Grundstein: die Gründung eines Mittelstands-Netzwerks vor mehr als 20 Jahren.<br />

Allein in München holen die Mitarbeiter<br />

von Werner Knittel pro Woche 150<br />

Tonnen verpackte Lebensmittel ab<br />

und bringen diese nach Erkheim (bei Memmingen)<br />

in eine Bioabfall- und Speiserestevergärungsanlage,<br />

die der Unternehmer bereits<br />

1998 mit einem Partner aufgebaut hat. Dort<br />

werden sie vollautomatisch entpackt und vergoren.<br />

So entstehen Strom und Wärme. „Mir<br />

liegt die sinnvolle Verwertung von Abfällen<br />

am Herzen“, sagt der 63jährige Unternehmer<br />

aus Vöhringen (Neu-Ulm).<br />

Dass Handelsketten Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum<br />

überschritten ist,<br />

nicht einmal mehr verschenken dürfen, auch<br />

wenn sie noch genießbar sind, gibt der Gesetzgeber<br />

vor. Große Handelsketten wie Edeka<br />

und Aldi schreiben die Entsorgung bundesweit<br />

oder auf Ebene der Bundesländer aus.<br />

„Als einzelner Mittelständler hat man da keine<br />

Chance, zum Zuge zu kommen“, sagt Knittel.<br />

„Zwar sind wir nahe am Kunden und treffen<br />

Entscheidungen schnell, aber als<br />

Mittelständler hat man auch Nachteile: Wir<br />

haben geringere Einkaufsvolumen als die großen<br />

Konkurrenten, deswegen schlechtere<br />

Konditionen und weniger Möglichkeiten, Synergien<br />

zu nutzen. Als Kleiner kannst du<br />

auch nicht die ganze Palette der Dienstleistungen<br />

anbieten“, sagt Knittel, der seit 40 Jahren<br />

Sprecher der schwäbischen Entsorger ist.<br />

KOOPERATION DER KLEINEN<br />

Wie kommt es dann, dass seine Fahrzeuge von<br />

Oberstdorf bis Donauwörth, von Garmisch-<br />

Partenkirchen bis München Lebensmittel ein-<br />

42


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[machen]<br />

sammeln? Vor 20 Jahren hatte er die Idee zu<br />

einer Kooperation mit anderen mittelständischen<br />

Entsorgern. Aus anfangs 7 Gesellschaftern<br />

sind 42 geworden. Das Netzwerk Logex<br />

steht heute für 150 Unternehmen, 600 Millionen<br />

Euro Umsatz, 5000 Mitarbeiter und 2500<br />

Fahrzeuge. Die 60 Mitarbeiter von Logexsind<br />

Dienstleister für die Mitglieder. Sie setzen sich<br />

beispielsweise mit neuen Gesetzen auseinander<br />

und was diese für die Firmen bedeuten.<br />

Die Unternehmer tauschen sich zudem über<br />

ihre Themen im Betrieb aus.<br />

Logex beteiligt sich aber auch an bundesweiten<br />

Ausschreibungen und vergibt den Gesamtauftrag<br />

an seine Gesellschafter. „Jeder hat<br />

sein Gebiet. Das ist ein Recht, aber auch eine<br />

Verpflichtung“, sagt Knittel über das Netzwerk,<br />

das beim Kartellamt angemeldet ist. In<br />

anderen Teilen der Republik sind mittelständische<br />

Entsorgungsbetriebe in den vergangenen<br />

Jahren verschwunden – nicht so in Süddeutschland.<br />

Das Netzwerk sei die Basis dafür,<br />

dass der Mittelstand mit den Großen mithalten<br />

kann. „Auf dieser Kooperation beruht ein<br />

Großteil meines Erfolgs“, sagt Knittel.<br />

Die Bandbreite an Dienstleistungen hat er stetig<br />

vergrößert. 1974 stieg er – viel früher als<br />

geplant – im Alter von 21 in den Betrieb ein.<br />

Statt damals 10 Mitarbeitern beschäftigt das<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> heute 130 Menschen.<br />

Die Fahrzeugflotte wuchs von sechs auf 60.<br />

Das Wachstum des Unternehmens sei aufgrund<br />

der höheren Abfallmengen und der gestiegenen<br />

Bedeutung des Umweltschutzes<br />

fast zwangsläufig gestiegen, gibt sich Knittel<br />

bescheiden.<br />

MODERNE ANLAGENTECHNIK<br />

Er hat das einstige Müllabfuhr-Unternehmen<br />

zu einem Entsorgungsspezialisten für Industrie,<br />

Gewerbe und Handel weiterentwickelt.<br />

Auf diesen Bereich entfallen mehr als 60 Prozent.<br />

des Jahresumsatzes. In 12 Landkreisen<br />

ist Knittel Komplettentsorger für alle Kfz-<br />

Werkstätten von BMW, Opel und Ford: vom<br />

Altöl über Fensterscheiben bis zum Airbag.<br />

„Lager-, Behandlungs- und Verwertungsanlagen<br />

sind heute unverzichtbar, wenn man seinen<br />

Kunden ein professioneller Partner sein<br />

will“, betont Knittel. Im Sommer hat er eine<br />

1,5 Millionen teure, hochmoderne Anlage<br />

eingeweiht. In dieser werden unter Vakuum<br />

und Hitze Wasser-Ölgemische, die in Metallbetrieben<br />

anfallen, getrennt und das Öl aufbereitet.<br />

Zudem investiert er 1,5 Millionen Euro<br />

in ein neues Recycling-Center.<br />

Entsorgungskonzepte für Firmen und Kommunen<br />

Firmenchef Werner Knittel vor der neuen Emulsionsverwertungsanlage. Mitarbeiter Thomas<br />

Ostheimer begutachtet eine Probe des ölhaltigen Konzentrats.<br />

Mit einem Magirus-Lkw begann die Firmengeschichte<br />

1953. Damals gründete<br />

Werner Knittels Vater das Unternehmen,<br />

anfangs noch als Sand-und Kiestransporteur.<br />

Früh kam die damals noch freiwillige<br />

Hausmüllabfuhr dazu. Heute erledigt die<br />

Knittel GmbH (Vöhringen/Iller) mit ihren<br />

130 Mitarbeitern die Hausmüllentsorgung<br />

für 300.000 Einwohner in den Kreisen<br />

Alb-Donau, Neu-Ulm und Biberach,<br />

Die Mischung aus Tätigkeitsbereichen, verschieden<br />

langen Vertragslaufzeiten, Geschäften<br />

mit höherer und geringerer Marge hat<br />

Knittel gewählt, um das Unternehmen möglichst<br />

krisenfest zu machen. Sein Grundsatz:<br />

„Ich frage mich bei jeder Entscheidung: Was<br />

ist langfristig das Beste fürs Unternehmen?“<br />

Im Moment stelle er den Betrieb für die nächste<br />

Generation auf. „Da soll es keinen Investitionsstau<br />

geben“, sagt Knittel. Weil seine beiden<br />

Kinder noch studieren und zu jung für die<br />

Geschäftsführung sind, hat Knittel „ganz bewusst“<br />

vor 15 Jahren Oliver Sauter eingestellt,<br />

der zur Geschäftsleitung gehört. Er selbst will<br />

erfasst und vermarktet Wertstoffe. Ihr<br />

wichtigste Standbein sind Entsorgungskonzepte<br />

für Industrie und Handel. Darauf<br />

entfallen 10 von 16 Millionen Jahresumsatz,<br />

auf das Geschäft mit Kommunen<br />

5 und auf das mit Privatleuten 1 Million<br />

Euro. Neben einem Recycling-Center unterhält<br />

die Firma eine Vergärungs- und<br />

Emulsionsverwertungsan lage und ein<br />

Sonderabfallzwischenlager. AMB<br />

„in drei bis vier Jahren vom Gas gehen“. Bisher<br />

absolviert Knittel noch regelmäßig seine Fortbildung<br />

als gewerblicher Kraftfahrer und<br />

kennt jeden Teilbereich seiner Firma aus dem<br />

Effeff. Für ihn gehört das zum Selbstverständnis:<br />

„Als Firmenchef musst du wissen, was<br />

deine Mitarbeiter leisten.“ Bei Betriebsfeiern<br />

ist es ihm wichtig, dass auch Partner und Kinder<br />

dabei sind. „Wir erbringen eine Dienstleistung,<br />

die nicht nach Stechuhr funktioniert.<br />

Manchmal müssen Mitarbeiter auch kurz vor<br />

Feierabend wegen eines verstopften Rohres<br />

ausrücken. Da braucht es das Verständnis des<br />

Partners.“ [!]<br />

ALEXANDER BÖGELEIN<br />

43


[gründen] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Vom Flüchtling zum Unternehmer<br />

Der Anlauf zur Existenzgründung dauerte lange, doch Rashed Mohebbi hat an seinem Traum festgehalten. Der<br />

25-Jährige verkauft seit Juni Lebensmittel, repariert Handys und hat bereits einen Mitarbeiter eingestellt.<br />

Schon an seinem ersten Tag in Göppingen<br />

fallen Rashed Mohebbi die Geschäftsräume<br />

in der Gerberstraße auf.<br />

Gerade erst ist der Afghane in der örtlichen<br />

Flüchtlingsunterkunft angekommen. „Damals<br />

war es noch ein Internetcafé“, erinnert<br />

sich der 25-Jährige, „ich wusste sofort, so einen<br />

Laden will ich.“ Doch bis zur Eröffnung<br />

im Juni <strong>2016</strong> war es ein langer Weg.<br />

Rashed Mohebbi stammt aus Afghanistan, ist<br />

aber größtenteils im Iran aufgewachsen. „In<br />

Afghanistan kannst du nicht leben, zu viel<br />

Krieg“, erklärt er. 2007, mit 16 Jahren, eröffnet<br />

der Perser seinen ersten Reparaturservice. Nebenher<br />

besucht er Kurse bei Microsoft und<br />

wird zum IT-Experten. Allerdings muss alles<br />

unter falschem Namen stattfinden. „Afghanen<br />

sind im Iran nicht gern gesehen“, sagt Mohebbi.<br />

Weiterbildungen an Schulen oder Universitäten<br />

sind ihnen verwehrt. Auch<br />

alltägliche Dinge, wie Autofahren, sind für<br />

afghanische Flüchtlinge nicht möglich.<br />

DREI JAHRE OHNE SPRACHKURS<br />

Den geschäftstüchtigen Migrant belastet das<br />

Versteckspiel. Er will frei leben. 2011 flüchtete<br />

er schließlich nach Deutschland und landet<br />

in Göppingen. Drei Jahre vergehen bis der<br />

Asylantrag des jungen Mannes bewilligt wird.<br />

Drei Jahre ohne Arbeit, Sprachkurs und eigenen<br />

Wohnraum. Trotzdem gibt Mohebbi<br />

nicht auf, bringt sich wichtige Alltagssätze<br />

per Internet bei. Er träumt vom eigenen Service-Geschäft<br />

für Handys, Laptops und Tablets.<br />

Der junge Flüchtling will in Deutschland<br />

Karriere machen.<br />

2013 bricht Mohebbi für anderthalb Jahre<br />

nach Bonn auf. Dort besucht er Sprach- und<br />

Integrationskurse. Sein Ziel hat er fest vor Augen.<br />

Doch schnell stellt sich heraus, dass es in<br />

der Großstadt am Rhein ein Überangebot an<br />

Reparatur-Shops gibt. „In Göppingen aber<br />

nicht“, fällt dem Einsteiger ein. Er kehrt zurück<br />

in die Kreisstadt und arbeitet mithilfe<br />

des Bildungszentrums Donner und Partner<br />

innerhalb von vier Monaten einen Businessplan<br />

aus. Mohebbi entscheidet sich für ein<br />

Zwei-Säulen-Geschäftsmodell. Neben Reparaturen<br />

und Elektronikzubehör sollen persische<br />

Lebensmittel bei ihm erhältlich sein. So<br />

kann er seine Waren günstiger anbieten. Zudem<br />

hofft er, dass Kunden, die Lebensmittel<br />

bei ihm kaufen, sich bei Problemen mit Handy<br />

und Computer an ihn erinnern.<br />

20.000 EURO STARTKAPITAL<br />

„Und auf einmal hing ‚Zu vermieten‘ am Laden<br />

in der Gerberstraße‘“, grinst der Jungunternehmer.<br />

Das Glück scheint perfekt. Doch<br />

noch fehlt das Kapital. Mohebbi beantragt<br />

Einstiegsgeld beim Jobcenter. Zuvor legt er<br />

seinen Plan Gernot Irmgard, dem stellvertretenden<br />

Geschäftsführer der IHK-Bezirkskammer<br />

vor. Fördermittel bekommt der Afghane<br />

zwar keine, doch dafür steht ihm Irmgard mit<br />

Rat und Tat zur Seite. Mithilfe seiner Familie<br />

bringt Mohebbi 20.000 Euro Startkapital auf<br />

und beginnt im Mai sein Geschäft einzurich-<br />

Rashed Mohebbis verkauft in Göppingen persische<br />

Spezialitäten und repariert Laptops.<br />

44


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[gründen]<br />

ten. „Während ich renoviert habe, kam schon<br />

ein Kunde mit seinem Handy“, berichtet er<br />

stolz. Vom Wände streichen bis zum Thekenbau<br />

macht Mohebbi alles selbst. Am 1. Juni<br />

eröffnet „Pixel Technologies“.<br />

Bekannte und Freunde des Persers sind seine<br />

ersten Kunden. Manche reisen extra von Ulm<br />

oder Esslingen an, um sich mit heimischen<br />

Leckereien einzudecken. Doch auch immer<br />

mehr Deutsche bringen Handys mit Displayschaden<br />

und streikende Laptops vorbei. Oder<br />

sie probieren eine der 25 verschiedenen Teesorten.<br />

Weil die Geschäfte gut laufen, hat der<br />

Mohebbi einen Mitarbeiter eingestellt.<br />

„Meine Kunden sind sehr unterschiedlich“,<br />

weiß der Geschäftsmann. So sei es Menschen<br />

aus seiner Heimat und benachbarten Ländern<br />

wichtig, dass das kaputte Elektrogerät binnen<br />

kürzester Zeit wieder funktioniert. Deutsche<br />

hingegen werden misstrauisch, wenn der Displayaustausch<br />

nur 60 Minuten dauert. „Qualität<br />

ist hier wichtiger als Zeit“, hat Mohebbi<br />

gelernt.<br />

Der Existenzgründer liebäugelt sogar schon<br />

mit einem zweiten Geschäft. Denn langfristig<br />

plant er Lebensmittel und Elektronik voneinander<br />

zu trennen. Auch diese Idee stammt<br />

aus einer Beobachtung der deutschen Kunden:<br />

„Reparatur braucht einen ruhigen Platz.“<br />

Das schaffe mehr Vertrauen bei den Klienten.<br />

Sein nächstes Ziel ist es aber erstmal, den Kundenstamm<br />

auszubauen „durch mehr Reklame<br />

und mehr Arbeit“. Montag bis Samstag, 9:15<br />

Uhr bis 20 Uhr ist der Einwanderer für seine<br />

Kunden da.<br />

„ALLES IST GUT HIER“<br />

Als Angestellter in einer Firma zu arbeiten,<br />

kommt für den 25-Jährigen übrigens nicht in<br />

Frage. Mohebbi: „Ich will selbst verantwortlich<br />

sein und mein Leben gestalten.“ Deutschland<br />

soll seine neue Heimat werden: „Alles ist<br />

gut hier. Ich glaube viele Deutschen wissen<br />

das nicht.“ Dann fällt dem Selbstständigen<br />

doch noch eine Sache ein, die ihm hierzulande<br />

Kopfzerbrechen bereitet. Die Steuererklärung.<br />

„Dass jeder Steuern zahlt, finde ich richtig“,<br />

sagt der Gründer, „aber ich verstehe die<br />

Papiere nicht.“ Rashed Mohebbi ist in<br />

Deutschland angekommen. [!] RONJA GYSIN<br />

Migranten sind<br />

Gründerprofis<br />

40 Prozent aller Neugründungen im<br />

Jahr 2014 wurden von Personen mit<br />

ausländischer Staatsangehörigkeit<br />

durchgeführt. Dabei sind Newcomer<br />

mit Migrationshintergrund nach den<br />

IHK-Erfahrungen nicht besser oder<br />

schlechter vorbereitet als deutschstämmige<br />

Gründer. Da zwei Drittel der<br />

migrantengeführten Unternehmen in<br />

den Branchen Baugewerbe, Handel<br />

und Gastronomie agieren, übernehmen<br />

Einwanderer in vielen Gegenden die<br />

Nahversorgung. Mit rund 2,5 Millionen<br />

Arbeitsplätzen stärken sie gleichzeitig<br />

die deutsche Gesamtwirtschaft. GYS<br />

Wachsen ist einfach.<br />

Wenn man für Investitionen einen Partner hat,<br />

der Ideen von Anfang an unterstützt.<br />

ksk-gp.de<br />

sparkasse-ulm.de<br />

45


[leben] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Oh du schöner Weihnachtsschmuck! Auch manche Kater haben ihre Freude daran: Der Christbaum zieht sie magisch an. <br />

Foto: © Trevor Allen / Fotolia.com<br />

Volker Munk, Inhaber der Ulmer<br />

Firmen Munk Immobilien<br />

und Munk Bauen & Wohnen,<br />

verzichtet auf Kundengeschenke<br />

und spendet Geld an soziale<br />

Einrichtungen.<br />

Andrea Grusdas genießt den<br />

Heiligabend mit ihrem Mann<br />

und ihren beiden Hunden in<br />

aller Stille. Die 47-Jährige ist<br />

seit Oktober 2012 Vorstandsmitglied<br />

bei der Sparkasse Ulm.<br />

1) Wir haben neben der jährlichen Weihnachtsfeier am 23. <strong>Dezember</strong><br />

immer einen Umtrunk in der Firma, bei dem es Sekt oder Champagner<br />

und Räucherlachs gibt. Zu diesem Termin werden auch alle<br />

Weihnachtsgeschenke, die uns überreicht wurden, in einer Tombola<br />

verlost.<br />

2) Wir beschenken unsere Kunden nicht zu Weihnachten, stattdessen<br />

spenden wir an soziale Einrichtungen. Statt Weihnachtskarten verschicken<br />

wir seit mehr als 25 Jahren unseren individuell geschriebenen<br />

Weihnachtsbrief an mehr als 3000 Kunden.<br />

3) Am 24. <strong>Dezember</strong> nehme ich mir grundsätzlich eine Stunde Zeit, in<br />

der ich alleine einen Spaziergang mache und über das vergangene<br />

Jahr nachdenke. Vieles wird dann noch einmal überdacht und die<br />

Vorsätze für das kommende Jahr gefasst.<br />

4) Das schönste Weihnachten war der Heiligabend, an dem meine beiden<br />

Kinder das erste Mal Weihnachten aufgrund ihres Alters so<br />

richtig erleben konnten. Was gibt es Schöneres als strahlende Kinderaugen<br />

in einem behüteten Umfeld?<br />

5) Bei klarem Verstand und ohne große körperlichen Gebrechen alt<br />

werden – und das Leben jeden Tag als Geschenk verstehen.<br />

1) JedeAbteilung gestaltet ihre Weihnachtsfeier individuell. Mal mit<br />

einem kleinen Umtrunk, mal mit einem gemeinsamen Abendessen.<br />

Ich finde das sehr schön und versuche, an möglichst vielen Feiern<br />

teilzunehmen.<br />

2) Die Sparkasse Ulm gestaltet jedes Jahr einen wunderschönen Wandkalender<br />

mit Fotomotiven aus dem Alb-Donau-Kreis und Ulm. Diesen<br />

verschenken wir zum Jahresende.<br />

3) Traditionell gibt es bei uns an Heiligabend ein Fleisch-Fondue mit<br />

vielen verschiedenen Saucen und Beilagen. Bei einem gemütlichen<br />

Beisammensein genießen mein Mann und ich einen ruhigen Abend<br />

mit unseren beiden Hunden.<br />

4) Ich kann mich an ein Fest erinnern, bei dem wir den ganzen Abend<br />

damit beschäftigt waren, unseren Kater aus dem geschmückten<br />

Baum zu holen und den Weihnachtsschmuck vor seinen Pfoten zu<br />

retten. Irgendwann haben wir aufgegeben und den Baum schon an<br />

Heiligabend abgeschmückt und einfach „grün“ stehen lassen – sehr<br />

zur Freude unseres Katers.<br />

5) Als jemand, der sich im Tierschutz engagiert, wäre mein Wunsch,<br />

dass Freude, Würde und Gesundheit nicht nur für Menschen, sondern<br />

auch für Tiere gesichert wäre.<br />

46


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

[leben]<br />

Ein Kater im Weihnachtsbaum<br />

Mit innerer Ruhe und klarem Verstand das Leben betrachten – und an Heiligabend mit Kindern und Freunden<br />

feiern: Sechs Führungskräfte haben unserem Mitarbeiter Stefan Loeffler in einer Umfrage ihre persönlichen<br />

Erlebnisse und Wünsche für das kommende Weihnachtsfest verraten.<br />

1) Wie feiern Sie Weihnachten in Ihrem Unternehmen?<br />

2) Wie beschenken Sie Kunden, Partner und Mitarbeiter?<br />

3) Und privat: Verraten Sie uns eines Ihrer Weihnachtsrituale?<br />

4) Was war Ihr schönstes oder schrägstes Erlebnis an<br />

Weihnachten?<br />

5) Wenn Sie einen Wunsch frei hätten – und bereits gesichert<br />

ist, dass alle Menschen in der Welt in Frieden,<br />

Würde und Gesundheit leben – wie lautet dieser?<br />

Foto: © sek_suwat / Fotolia.com<br />

Foto: © emuck / Fotolia.com<br />

Toastbrot statt Lachs. Melanie<br />

Kloker, die Geschäftsführerin der<br />

Kamo Frischwarmwassersystem<br />

GmbH in Ehingen, nahm ein verdorbenes<br />

Weihnachtsessen mit<br />

Humor.<br />

WIR<br />

GESTALTEN<br />

MIT<br />

1) Wir machen eine kleine Weihnachtsfeier bei uns in der Firma mit feinem Essen, Tanz und<br />

guten Unterhaltungen.<br />

2) Für unsere Kunden haben wir jedes Jahr verschiedene Geschenke, die zumeist persönlich von<br />

unseren Mitarbeitern übergeben werden. Für unsere mehr als 80 Beschäftigten versuchen wir<br />

immer etwas Besonderes mit persönlichem Touch zu finden, was nicht immer einfach ist.<br />

Meinen Partner zu beschenken ist nach über 25 Jahren auch nicht einfach, da man sich schon<br />

so einiges geschenkt hat. Dennoch finde ich es wichtig, sich wirklich Gedanken zu machen.<br />

3) Unsere Familie trifft sich an Heiligabend schon mittags zum Kaffee, um die Hektik aus dem<br />

Tag zu nehmen. Danach machen wir einen Spaziergang, um dann langsam zur Bescherung<br />

überzugehen.<br />

4) Meine Eltern hatten tollen Graved Lachs für das Weihnachtsmenü besorgt. Leider bemerkten<br />

wir beim Servieren, dass der Lachs am Heiligabend schlecht war. So bestand unser Weihnachtsessen<br />

aus Toastbrot. Wir haben das aber mit Humor genommen.<br />

5) Oh je, diese Frage finde ich schwierig. Natürlich habe ich viele Wünsche, aber welches „der<br />

Wunsch“ ist, kann ich nicht sagen.<br />

mediaservice ulm<br />

Frauenstraße 77<br />

89073 Ulm<br />

www.mediaservice-ulm.de<br />

47


[leben] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Hartmut Koch-Czech ist seit<br />

2001 Geschäftsführer der Eduard<br />

Merkle GmbH & Co. KG in<br />

Blaubeuren. Seine Familie und<br />

er fanden an Heiligabend einmal<br />

ein frierendes Kätzchen im<br />

Schnee – und nahmen es auf.<br />

1) Die Belegschaft und die Rentner sitzen zusammen beim Christbaum<br />

aus dem Steinbruch. Trompetenklänge stimmen mit ein paar<br />

Weihnachtsliedern auf das Fest ein. Nachdem ich einen Jahresrückblick<br />

gegeben habe und eine besinnliche Geschichte vorgelesen<br />

wurde, wird gut gegessen und lange gesessen.<br />

2) Kunden und Partner erhalten einen persönlichen Weihnachtsgruß.<br />

Im Jahresverlauf gibt es eine Einladung zur „Blaubeurer Sommerbühne“<br />

oder zu „Kunst im Steinbruch“.<br />

Foto: © Stauke / Fotolia.com<br />

3) Nach dem Kirchgang wird zuhause<br />

die Weihnachtsgeschichte<br />

nochmals gelesen und gesungen.<br />

Danach folgen die Bescherung<br />

und ein festliches Menü. An<br />

den Feiertagen kommen wir<br />

mit der Familie zusammen.<br />

4) An einem Heiligabend fanden<br />

wir nach dem Gottesdienst<br />

ein ca. 12 Wochen<br />

altes Kätzchen,<br />

das jämmerlich<br />

miauend<br />

und halb erfroren<br />

im Schnee unter<br />

der Haustreppe lag.<br />

Die Kinder haben es bei uns<br />

aufgenommen und umsorgt.<br />

5) Weihnachten einfach als Jesu<br />

Geburtstag feiern – nicht<br />

mehr und nicht weniger!<br />

Foto: © Claudia Paulussen / Fotolia.com<br />

Foto: © Thomas Francois / Fotolia.com<br />

Immer mit der Ruhe. Michaela<br />

Braunmüller, selbstständige<br />

Friseurmeisterin und Obermeisterin<br />

der Friseurinnung Göppingen,<br />

wünscht sich mehr Gelassenheit.<br />

1) Ich schenke meinen Kunden in der Adventszeit Tee, Kaffee und<br />

Glühwein aus. Und Weihnachtsgebäck gibt es auch.<br />

2) Jede Kundin und jeder Kunden erhält von mir ein persönliches, auf<br />

sie beziehungsweise ihn zugeschnittenes Geschenk. Ich lasse mir<br />

jedes Jahr etwas Neues einfallen.<br />

3) Ohne Weihnachtsbaum läuft bei uns gar nichts. Der muss bis unter<br />

die Zimmerdecke reichen und wird von mir stundenlang mit einer<br />

Unmenge von Weihnachtsschmuck dekoriert. An Weihnachten kochen<br />

und essen wir gemeinsam mit unseren Kindern und guten<br />

Freunden – drei Tage lang.<br />

4) Das war im Jahr 1992 die Geburt meines Sohnes, der 24 Minuten vor<br />

Heiligabend, also am 23. <strong>Dezember</strong> um 23.36 Uhr, auf die Welt kam.<br />

5) Gelassenheit. Wir Menschen müssen wieder lernen Freude zu empfinden.<br />

Und damit meine ich auch Spaß an der Arbeit. Denn wir leben<br />

doch in einer hektischen, durchgeknallten Welt.<br />

Hans-Georg Ehekircher, Inhaber<br />

der gleichnamigen Sanitär-<br />

Heizung-Flaschnerei in Geislingen,<br />

wünscht sich oftmals mehr<br />

Planungssicherheit im Leben.<br />

1) In der Regel wird von meinen Mitarbeitern eine kleine Weihnachtsfeier<br />

in einer Gaststätte organisiert. Ich übernehme die Kosten bis<br />

zu einer bestimmten Höhe.<br />

2) Kunden und Partner erhalten eine individuelle Grußkarte. Die Mitarbeiter<br />

bekommen etwas Nützliches, zum Beispiel Winterjacken<br />

oder sonstige Bekleidung.<br />

3) An Heiligabend ist ein gemeinsames Essen mit meiner Schwester<br />

und deren Familie angesagt, anschließend ein Kirchgang. Am zweiten<br />

Weihnachtsfeiertag ist Treffen mit der Familie meiner Frau in<br />

Esslingen.<br />

4) Der Sturm Lothar am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 ist mir noch<br />

sehr gut in Erinnerung. Wir waren gerade am Aufbrechen zum Familientreffen,<br />

als er loslegte. Dieses Treffen war dann nicht mehr<br />

möglich. Anschließend stand das Telefon nicht mehr still. Wir hatten<br />

vollen Einsatz. Bei unseren Kunden waren Dächer abgedeckt<br />

und sonstige Beschädigungen an den Häusern waren zu beheben.<br />

Das Weihnachtsfest war schlagartig beendet.<br />

5) Etwas mehr Glück und weniger Sorgen für mich und meine Familie<br />

wären nicht schlecht. Das Leben ist sehr kompliziert. Oft weiß man<br />

nicht, was der Tag bringt. Hier wäre mir mehr Planungssicherheit<br />

wichtig.<br />

48


Da braut sich was Gutes zusammen!<br />

Im Frühjahr 2017 öffnen das RiKu HOTEL und die Barfüßer<br />

Hausbrauerei inmitten des Ulmer Zentrums ihre Türen.<br />

Während das RiKu HOTEL 40 komfortabel und modern eingerichtete<br />

Zimmer für Sie bereit hält, heißt Sie die Barfüßer Hausbrauerei mit<br />

selbst gebrautem Bier und bayrisch-schwäbischen Schmankerln<br />

herzlich willkommen.<br />

Aufgrund der direkten Anbindung des RiKu HOTELs an die Barfüßer<br />

Hausbrauerei lässt sich beides hervorragend miteinander kombinieren:<br />

So kann ein erfolgreicher Arbeitstag in dem gemütlichen Ambiente<br />

der Barfüßer Hausbrauerei ausgeklungen werden, wohlwissend, dass<br />

die Übernachtungsmöglichkeit für Geschäftspartner von auswärts nur<br />

einen Katzensprung entfernt ist.<br />

Das RiKu HOTEL und das Barfüßer Team freuen sich auf Sie!<br />

www.barfuesser-brauhaus.de www.riku-hotel.de


[namen & nachrichten] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Mit Konzept<br />

für Freizeitbad<br />

erfolgreich<br />

Ausgezeichnet:<br />

Natalie<br />

Falkenstein.<br />

Die 28-jährige Natalie Falkenstein<br />

aus Biberach ist mit dem<br />

Kulturpreis<br />

Bayern als<br />

beste Abs0lventin<br />

der<br />

Hochschule<br />

Neu-Ulm<br />

ausgezeichnet<br />

worden.<br />

Der Grund:<br />

Ihre herausragende<br />

Masterarbeit.<br />

Der Lohn: die mit 2.000 Euro<br />

dotierte Auszeichnung. Die<br />

„Master of Advanced<br />

Management“-Absolventin hatte<br />

in ihrer Abschlussarbeit ein<br />

kundenorientiertes Marketing-<br />

Konzept für das Freizeitbad Bad<br />

Blau in Blaustein entwickelt.<br />

Dafür hatte die Betriebswirtin<br />

Besucher befragt und das Kundenverhalten<br />

entlang des Kaufprozesses<br />

untersucht.<br />

„Es fehlen Leute,<br />

die das Geld<br />

verplanen“<br />

Britax Römer: In Leipheim angekommen<br />

Bis zum Jahresende schließt der Hersteller<br />

von Auto-Kindersitzen Britax Römer seinen<br />

Umzug nach Leipheim auf das interkommunale<br />

Gewerbegebiet „Areal pro“ ab. Ulm verliert<br />

damit 380 Arbeitsplätze. Als letzter Bereich<br />

verlässt die Fertigung das verwinkelte Gebäude<br />

in der Blaubeurer Straße. Der neue 18.000<br />

In Baden-Württemberg fehlen<br />

Ingenieure. Nach einer Erhebung<br />

des arbeitgebernahen Instituts<br />

der deutschen Wirtschaft<br />

und des Verbands Deutscher Ingenieure<br />

kommen auf 100 arbeitslose<br />

Ingenieure im Südwesten<br />

388 offene Stellen, im<br />

Bundesdurchschnitt sind es<br />

261. Der Fachkräftemangel<br />

wird mittlerweile für den öffentlichen<br />

Dienst zur Herausforderung.<br />

„Der findet keine<br />

Leute“, sagte IW-Arbeitsmarktexperte<br />

Oliver Koppel. Baden-<br />

Württembergs Wohnungsbauministerium<br />

bestätigte die<br />

schwierige Suche nach geeignetem<br />

Personal. Die Folge: Es sei<br />

zwar Geld für Sanierungen und<br />

Straßenbau da. „Aber jetzt fehlen<br />

die Leute, um das Geld zu<br />

verplanen.“ Gesucht seien derzeit<br />

Ingenieure aus den Bereichen<br />

Bau, Vermessung und Gebäudetechnik.<br />

Mit bekömmlich<br />

darf Härle<br />

nicht werben<br />

Auch das Oberlandesgericht<br />

Stuttgart hat dem Leutkircher<br />

Brauer Gottfried Härle untersagt,<br />

sein Bier „bekömmlich“ zu<br />

nennen, es ließ aber Revision<br />

beim Bundesgerichtshof (BGH)<br />

zu. Bei Redaktionsschluss dieser<br />

Ausgabe wusste Härle noch<br />

Quadratmeter große Hauptsitz hat einen zweistelligen<br />

Millionenbetrag gekostet und verfügt<br />

unter anderem über eine hochmoderne Crash-<br />

Test-Anlage. Britax Römer stellt 90 Prozent<br />

seiner Kindersitze in Europa her, davon zwei<br />

Drittel in Deutschland. Weltweit beschäftigt<br />

das Unternehmen rund 1220 Mitarbeiter.<br />

nicht, wie er sich entscheidet.<br />

Bisher hat ihn der Streit einen<br />

„ordentlichen“ fünfstelligen Betrag<br />

gekostet. Die Brauerei bewirbt<br />

seit 1902 manche Biersorte<br />

als „bekömmlich“. Weil aber<br />

EU-Recht gesundheitsbezogene<br />

Werbung für Getränke mit einem<br />

Alkoholgehalt von mehr<br />

als 1,2 Volumenprozent verbietet,<br />

klagte der Verband Sozialer<br />

Wettbewerb. Härle ärgert das,<br />

für ihn ist der Begriff eine „reine<br />

Qualitätsaussage“. Zudem lasse<br />

die EU-Verordnung unter bestimmten<br />

Voraussetzungen<br />

Ausnahmen zu. [!]<br />

[impressum]<br />

Verlag/Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />

Geschäftsführer:<br />

Thomas Brackvogel<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantw.)<br />

a.boegelein@swp.de<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Dr. Thomas Baumann<br />

(verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Antje Meyer (Bild)<br />

Fotos Giacinto Carlucci (Titel +<br />

Titelinterview), Marc Hörger,<br />

Werkfotos, Getty Images, Picture<br />

Alliance, PR, Archiv<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Christine Blum<br />

Telefon 0731 156-356<br />

E-Mail c.blum@swp.de<br />

Vertriebsservice<br />

<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />

Auflage: 18.000 Exemplare<br />

Nächste Ausgabe<br />

10. März 2017<br />

Die Themen<br />

Unternehmertag 2017<br />

Gewerbebau<br />

Investitionen finanzieren<br />

u. v. m.<br />

Anzeigenschluss<br />

15. Februar 2017<br />

www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />

50


Intelligenz-Test-Fahrt.<br />

Das neue E-Klasse T-Modell. Masterpiece of Intelligence.<br />

•IntelligentesundvariablesRaumkonzeptmitdemgrößten<br />

LaderaumimSegment<br />

•EinzigartigesKomfort-undSicherheitsniveaudank<br />

neuesterGenerationMercedes-BenzInteligentDrive<br />

•BegeisterndeInnovationwiePRE-SAFE ® ImpulsSeite<br />

undDRIVEPILOT imoptionalenFahrassistenz-PaketPlus<br />

Jetzt Probe fahren.<br />

07 31/7 00-18 00<br />

Anbieter:DaimlerAG, Mercedesstraße137,70327Stuttgart<br />

PartnervorOrt: Daimler AG,vertretendurchMercedes-BenzVertriebPKWGmbH<br />

NiederlassungUlm/Neu-Ulm:Von-Liebig-Straße10•89231Neu-Ulm<br />

Telefon: 0731/700-0•www.mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!