Immobilia 2008/11 - SVIT
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Dossier<br />
Licht als Lebenselixier<br />
Corina Roeleven<br />
Licht ist überall, doch schon lange genügt uns das Tageslicht allein nicht<br />
mehr. Der Stromverbrauch der Schweizer Haushalte beläuft sich auf rund 19<br />
kWh pro Jahr. Davon werden rund 14% für die Beleuchtung aufgewendet.<br />
Bei dieser Aus -<br />
sicht drängen<br />
sich grosse<br />
Fensterfronten<br />
geradezu auf.<br />
Eine optimale<br />
Kombination mit<br />
Kunstlicht bleibt<br />
jedoch wichtig.<br />
geleuchte erfolgen, die zusätzlich von Wandflutern<br />
unterstützt werden kann. Mit weiteren<br />
punktuellen Lichtquellen lassen sich Lichtinseln<br />
schaffen, die in den einzelnen Zonen, wie<br />
Wohn-, Ess- und Schlafbereich, für Gemütlichkeit<br />
sorgen. Dieses Zusammenspiel verschiedener<br />
Lichtquellen erzeugt mit seinem Lichtund<br />
Schattenspiel erst die nötige Spannung<br />
im Raum. Wichtig ist bei der Lichtverteilung,<br />
dass die Decke angestrahlt wird. Eine dunkle<br />
Decke kann sich negativ auf das subjektive<br />
Wohlbefinden niederschlagen, indem sie unbewusst<br />
einen Druck von oben ausübt.<br />
Licht bestimmt unseren Tagesablauf, unser<br />
Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit.<br />
Als unser ständiger Begleiter spielt Licht<br />
in zahlreichen Bereichen eine Rolle: am Arbeitsplatz,<br />
in der Energiebilanz, der Architektur,<br />
der Natur und in der Gesundheit. Jeder<br />
Mensch kann die Wirkung des Lichts an sich<br />
selber nachvollziehen.<br />
Einfluss auf Gesundheit<br />
Den grössten Teil des Lichts nehmen wir<br />
über die Augen auf, Licht gelangt jedoch<br />
auch über die Haut und über die Nahrung in<br />
unseren Körper. Die Wirkung des Lichts auf<br />
den Menschen wurde lange auf die Gefahr<br />
zu hoher UV-Dosierungen reduziert. Der Zusammenhang<br />
zwischen Licht und Gesundheit<br />
wird in der Wissenschaft aktuell wieder<br />
aufgegriffen, nachdem die Lichttherapie<br />
Ende der dreissiger Jahre des letzten Jahrhunderts<br />
durch die Entwicklung der Antibiotika<br />
zunächst an Bedeutung verlor und<br />
schliesslich völlig aus dem Blickfeld der Forschung<br />
verschwand. Bekannt und nachgewiesen<br />
sind die Heilwirkungen des bei Hautkrankheiten<br />
wie Neurodermitis und Psoriasis,<br />
die Bedeutung des UV-Lichts für die<br />
Vitamin D-Bildung und der Einfluss von Licht<br />
auf die Melatoninbildung und somit auf den<br />
Wach- und Schlafrhythmus des Menschen.<br />
Licht ist auch bei der Behandlung von sogenannten<br />
Winterdepressionen wichtig. Untersuchungen<br />
haben gezeigt, dass Patienten,<br />
die in hellen Räumen behandelt werden, rascher<br />
wieder aus der Behandlung entlassen<br />
werden können.<br />
Licht am Arbeitsplatz<br />
Die Auswirkungen eines schlecht beleuchteten<br />
Arbeitsplatzes sind nicht zu unterschätzen.<br />
Körperliche Beschwerden sind oft auf<br />
ungünstige Lichtverhältnisse zurückzuführen.<br />
Nebst Kopfschmerzen, Ermüdungserscheinungen<br />
und Augenbeschwerden können<br />
schlechte Lichtverhältnisse zu körperlichen<br />
Fehlhaltungen führen. Um starke<br />
Lichtkontraste zu vermeiden, muss der gesamte<br />
Arbeitsraum mit mind. 500 Lux beleuchtet<br />
sein: An einem grauen Wintertag<br />
mit bedecktem Himmel lässt sich im Vergleich<br />
dazu im Freien bereits eine Lichtstärke<br />
von etwa 3000 Lux messen. Da für Bildschirmarbeiten<br />
rund 300 Lux genügen, wird<br />
in einem Büro von Vorteil mit einem Zwei-<br />
Komponenten-System gearbeitet. Dabei<br />
wird einerseits mit Lampen der ganze Raum<br />
ausgeleuchtet, andererseits mithilfe von<br />
Tischlampen eine individuelle Einstellung<br />
durch den Benutzer ermöglicht. Tageslicht<br />
allein eignet sich nicht zur Beleuchtung eines<br />
Arbeitsplatzes, da die Lichtv erhältnisse sehr<br />
schwanken. Kunstlicht allein genügt jedoch<br />
auch nicht. Erhebungen haben aufgezeigt,<br />
dass Gesundheitsstörungen mit der Entfernung<br />
zum Fenster zunehmen.<br />
Wohnräume individuell ausleuchten<br />
Auch im Wohnbereich wird mit verschiedenen<br />
Lichtquellen gearbeitet. Basis jeder Beleuchtung<br />
bildet die Grundbeleuchtung, d. h. eine<br />
oder mehrere Lichtquellen sorgen für Helligkeit<br />
und leuchten den Raum aus. Dies kann<br />
beispielsweise durch eine Decken- oder Hän-<br />
Im Feng Shui spielt Licht ebenfalls eine grosse<br />
Rolle: Um genügend Tageslicht einströmen<br />
zu lassen, sollen die Fenster nicht mit<br />
schweren Gardinen und Stoffen zugedeckt<br />
werden. Für eine ausgewogene Beleuchtung<br />
sind nebst einem zentralen Raumlicht<br />
kleinere, niedrige Lampen sinnvoll, die eine<br />
ruhigere Stimmung vermitteln.<br />
Der Einfluss auf den Genesungsprozess<br />
Gerade in Praxisräumen, Krankenhäusern<br />
und Senioreneinrichtungen ist es wichtig,<br />
eine Licht- und Farbatmosphäre zu schaffen,<br />
die Wohlbefinden vermittelt und die Selbstheilungskräfte<br />
anregt. Die Qualität des Lichts<br />
in Innenräumen nimmt wesentlichen Einfluss<br />
auf Befinden und Wohlgefühl der Menschen,<br />
die sich in ihnen aufhalten. Es muss<br />
daher eine dringliche Zielsetzung sein, gerade<br />
in solchen Räumen optimale und gesunde<br />
Lichtverhältnisse zu schaffen. In Räumen<br />
für Kranke und Behinderte, die sich selten im<br />
Freien aufhalten können, sollten Verglasungen<br />
sogar möglichst UV-durchlässig<br />
sein.<br />
In Studien wurden die Auswirkungen des<br />
Sonnenlichts auf den Genesungsprozess von<br />
Herzinfarktpatienten untersucht. Patienten,<br />
die auf der Intensivstation in einem Raum<br />
mit Sonneneinstrahlung liegen konnten,<br />
mussten weniger lang dort behandelt werden<br />
und verfügten über grössere Überlebenschancen<br />
als Patienten auf schattigeren<br />
Intensivstationen.<br />
Wechselspiel von Tages- und Kunstlicht<br />
Generell gilt: Tageslicht ist wichtiger als künstliche<br />
Beleuchtung. Diesem Aspekt wird auch<br />
in der Architektur Rechnung getragen. Mit<br />
grösseren Geschosshöhen, Innenhöfen und<br />
Lichtbändern wird wichtiges Tageslicht in die<br />
Räume gelassen. Ist dies nicht möglich, so<br />
4 immobilia November <strong>2008</strong>