Landlbote Dezember 2020 - Februar 2021
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Geistliches Wort
Liebe Leserinnen und Leser,
Weihnachten steht vor der Tür und damit laufen
die Festvorbereitungen auf Hochtouren.
Das Haus wird geschmückt, die Plätzchen
gebacken, der Baum und die Geschenke
besorgt und Gäste eingeladen. Viele Menschen
brauchen bei diesen Vorbereitungen gar nicht
lange zu überlegen, was zu tun ist. Denn in den
meisten Familien gibt es an Weihnachten feste
Traditionen. So wissen sie im Voraus, was es zu
essen gibt, wer alles zu Besuch kommt oder
wen sie besuchen. Ebenso steht fest, wann sie
in die Kirche gehen. Menschen freuen sich
darauf, Weihnachtslieder am Heiligen Abend
in der teilweise abgedunkelten Kirche zu singen.
Ja, das alles gehört zu Weihnachten. Im
tiefsten Herzen wünschen wir uns, dass alles
so ist wie immer.
Aber 2020 ist ein anderes Jahr. Es ist geprägt
von Corona und je näher Weihnachten rückt,
desto mehr begreifen wir, dass vieles anders
sein wird als üblich. Ob wir den Gottesdienst
an Hl. Abend in unseren Kirchen feiern werden,
ist fraglich. Ob wir uns besuchen können,
werden wir sehen. Mancher denkt sich da vielleicht,
ist das dann überhaupt Weihnachten,
wenn alles anders ist? Der Verzicht auf lieb
gewonnene Traditionen fällt manchen Menschen
schwer. Aber vielleicht erleben wir,
gerade da wo unsere Traditionen aufbrechen,
Weihnachten ganz besonders intensiv.
Maria war eine junge Frau, ja noch ein Mädchen.
Sie war verlobt und ihr Leben war vorgezeichnet.
Sie wird den Zimmermann Josef heiraten
und mit ihm Kinder bekommen. Und da
tritt der Engel Gabriel in ihr Leben und wirft
alle Normalität über Bord. Sie wird schwanger
und alles Geplante, Erwartete, jede Tradition
ist durchbrochen. Etwas völlig Neues beginnt.
Josef und Maria – sie müssen erst lernen mit
der Situation umzugehen, um zu begreifen,
was da passiert. Jesus ist ein besonderes Kind.
Er ist der Retter, der Sohn Gottes. Und wenn er
kommt, dann sind alle menschlichen Traditionen
und Maßstäbe aufgehoben. Der König der
Welt kommt in einem armen Stall und nicht
in einem Palast zur Welt, wo ihn die Weisen
zuerst vermuten. Die Hirten als arme, ausgegrenzte
Menschen dürfen ihn als ersten sehen.
Erst nach ihnen erreichen die Weisen die
Krippe. Gott kommt und durchbricht viele
unserer Vorstellungen und Erwartungen, die
wir an ihn und das Leben haben. Bei aller Vertrautheit
ist und bleibt Gott immer auch der
ganz andere. Er setzt unsere Hierarchien im
Miteinander außer Kraft. Es gibt kein oben und
unten in der Gesellschaft mehr. Jeder Mensch
ist gleich viel wert. Und auch in der persönlichen
Gottesbeziehung durchbricht Gott
manchmal unsere Maßstäbe. Wir erfahren
seine Hilfe immer wieder auf vielfältige Weise
und dennoch bleiben Gebete unerhört. Gott
liebt uns und meint es gut mit uns. Trotzdem
gibt es Situationen, in denen wir ihn nicht verstehen,
weil er anders handelt, als wir es
erwarten. Diese Unbegreiflichkeit können wir
nicht aufheben, sondern nur im Vertrauen auf
Gott miteinander durchstehen. Diese Spannung
in unserer Gottesvorstellung wird vielleicht
in den Bildern der adventlichen und
weihnachtlichen Erzählungen besonders deutlich.
Wenn eben der Engel in das Leben von
Maria und Josef tritt und alles ganz anders ist.
Viele ihrer Erwartungen sind dadurch hinfällig,
Gerede und Zweifel wegen ihrer Schwangerschaft
kommen auf. Die beiden müssen sich
auf den Weg nach Bethlehem und später nach
Ägypten machen und erfahren in dem Unerwarteten
und Ungeplanten immer wieder Hilfe
und Schutz. Weihnachten ist eben nicht nur
das heimelige Fest der Liebe, nach dem wir uns
sehnen. Es ist auch das Fest, an dem wir uns
der Herausforderungen bewusst werden, vor
die Gott uns immer wieder stellt. Vielleicht
wird uns dies heuer besonders deutlich, wenn
wir unsere gewohnten Traditionen an Weihnachten
coronabedingt nicht so wie immer
leben können.
So wünsche ich Ihnen
trotz allem ein gesegnetes
Weihnachten und
ein gutes, segensreiches
Neues Jahr.
Ihre Pfarrerin
Margit Walterham
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