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Papier & Mehr

Das Magazin rund ums Thema Papier und die Papierindustrie

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papier<br />

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MAGAZIN RUND UMS THEMA PAPIER<br />

PAPE[R]ECORD<br />

DIE LÄNGSTE<br />

PAPIER-<br />

BAUMKETTE<br />

DER WELT<br />

& | 1


& | 2


papier<br />

mehr&<br />

INTRO<br />

Liebe<br />

Leserinnen<br />

und Leser,<br />

Sie halten die erste Ausgabe unseres neuen Magazins <strong>Papier</strong> & mehr in Händen. Ich freue mich sehr, Ihnen dieses<br />

neue Printmedium der <strong>Papier</strong>industrie präsentieren zu können. Dieses Heft soll Sie einmal im Jahr alle Mitarbeiter*innen,<br />

Kooperationpartner*innen oder einfach auch <strong>Papier</strong>interessierte über die spannendsten Themen<br />

in Zusammenhang mit <strong>Papier</strong> und unserer Industrie auf dem Laufenden halten. Wichtig war uns dabei auch<br />

die Verknüpfung des analogen Printmagazins mit digitalen Inhalten auf unserer Website. Denn wir sind der<br />

Überzeugung, dass es hier nicht um entweder oder, sondern um sowohl als auch geht, und sich beide - richtig<br />

eingesetzt - sinnvoll ergänzen. Deshalb finden Sie auch immer wieder QR-Codes bei unseren Geschichten, die<br />

Sie zu interaktiven bzw. multimedialen Geschichten auf unsere Websites weiterleiten.<br />

Corona hat uns alle vor noch nie dagewesene Herausforderungen gestellt und die Distanz zwischen den<br />

Menschen ist größer geworden. Wo möglich arbeiteten unsere Mitarbeiter*innen von zuhause, im Schichtbetrieb<br />

herrschten strenge Hygieneregeln. Unsere Kinder lernten daheim und der Babyelefant war nicht nur im<br />

Fernsehen ständig präsent. Genau in dieser Zeit haben wir mit <strong>Papier</strong>machtSchule versucht, den Menschen ein<br />

bisschen Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln. Gemeinsam mit der Volksschule Gratkorn 1 haben wir einen <strong>Papier</strong>baum-Weltrekord<br />

gestartet, junge und alte Menschen aus 26 Ländern haben uns dabei unterstützt. Dieser<br />

Rekord war so überwältigend für uns, dass er eigentlich ein eigenes Heft verdient hätte, wir haben ihm deshalb<br />

unsere Coverstory gewidmet.<br />

Genauso wie sich die Welt durch Corona und die Klimakrise gerade verändert, steht auch die <strong>Papier</strong>industrie<br />

vor einem Wandel. Bereits seit Jahrzehnten sind wir stolz, uns als Vorreiterbranche in Sachen Nachhaltigkeit<br />

bezeichnen zu dürfen. Die optimale Nutzung des erneuerbaren Rohstoffs Holz, die Kreislaufführung von Wasser<br />

sowie die hohen Recyclingquoten von Altpapier haben uns dazu gemacht. Heute gehen wir einen Schritt weiter<br />

und arbeiten täglich daran, unsere Vision der Bioökonomie zu verwirklichen - eine Welt in der fossile durch<br />

erneuerbare Rohstoffe ersetzt werden und diese möglichst sorgsam genutzt werden. Das klingt leichter als es<br />

ist, denn unsere Industriebranche muss sich derzeit ständig auf neue Rahmenbedingungen einstellen.<br />

Ich und mein Austropapier-Team hoffen, Ihr Interesse für unser neues Magazin geweckt zu haben und wünschen<br />

Ihnen viel Freude beim Lesen. Über Ihr Feedback freuen wir uns sehr.<br />

Gabriele Herzog<br />

Geschäftsführerin<br />

& | 3


papier<br />

mehr&<br />

INTRO<br />

<strong>Mehr</strong> Infos zu <strong>Papier</strong>, <strong>Papier</strong>industrie & Ausbildungsmöglichkeiten<br />

Zahlreiche Unterlagen und<br />

Ideen für Schulen & Kindergärten.<br />

www.papiermachtschule.at<br />

| Austropapier<br />

Website<br />

| NEWSLETTER<br />

<strong>Papier</strong>industrie aktuell<br />

| PAPIER & MEHR<br />

Online-Magazin<br />

Spannende Geschichten<br />

rund um <strong>Papier</strong> und unsere<br />

Industrie interaktiv erleben<br />

Der Newsletter für<br />

papierinteressierte Leser<br />

| kommt alle zwei Monate<br />

kostenfrei in Ihr<br />

Mail-Postfach.<br />

| liefert Neuigkeiten aus der<br />

<strong>Papier</strong>industrie - Spannendes<br />

und Wissenswertes.<br />

Spannende Geschichten rund<br />

um <strong>Papier</strong> und unsere Industrie<br />

interaktiv erleben<br />

www.austropapier.at<br />

Über 2.000 Experten der<br />

österreichischen <strong>Papier</strong>wirtschaft<br />

sind schon dabei! Anmeldung<br />

per Mail an:<br />

nina.kainz@austropapier.at<br />

https://papierundmehr.at/<br />

| AUSTROPAPIER IN DEN SOZIALEN MEDIEN<br />

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company/austropapier<br />

| Impressum<br />

Herausgeber: Austropapier - Vereinigung der Österreichischen <strong>Papier</strong>industrie, Gumpendorfer Straße 6/4, 1060 Wien, Leserbriefe an abo@austropapier.at<br />

Geschäftsführin: DI Gabriele Herzog | Redaktion: Mag. Julia Lowenstein, Mag. Patrick Mader, Nina Kainz | Grafik: meierc grafik|design<br />

(2120 Obersdorf) | Fotos: Cover - Austropapier/P. Mader | Erscheinungsort: P.b.b. Verlagspostamt 1060 Wien | Zulassungsnummer: 02Z034276M<br />

ISSN: 1011–0186 | Produktion: Druckerei Janetschek (3860 Heidenreichstein) im Offset-Verfahren gedruckt, Cover mit Dispersionslack<br />

<strong>Papier</strong>: Cover - Impact Climate Paper 150 gr, von Lenzing <strong>Papier</strong>, Kern - Nautilus Superwhite 100g, von Mondi<br />

UWZ_Vermerk_GmbH_4C_Umweltzeichen_Vermerk.qxd 31.05.13 08:02 Seite 1<br />

202021007<br />

gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“<br />

des Österreichischen Umweltzeichens<br />

Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637<br />

gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des<br />

Österreichischen Umweltzeichens<br />

Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637<br />

gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des<br />

Österreichischen Umweltzeichens · Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637<br />

gedruckt nach der Richtlinie<br />

„Druckerzeugnisse“ des


MAGAZIN<br />

papier&mehr<br />

Ein papierausösterreich-Magazin | Ausgabe 1 | November 2021<br />

& | 6<br />

info<br />

box<br />

Adventkalender<br />

Warten Sie auf unseren<br />

Adventkalender und lesen<br />

Sie 24 der besten<br />

Baum-Geschichten<br />

NEWS<br />

|6 Das fliegende Nashorn<br />

|6 Zeitung in der Schule<br />

|7 Neue Wellpappe-Sieger<br />

& | 8<br />

FREUDE<br />

|10 Coverstory: Weltrekord geglückt.<br />

Die Volksschule Gratkorn 1 fädelte die längste <strong>Papier</strong>baumkette der Welt.<br />

|18 Lehrlinge: So geht Karriere in einer <strong>Papier</strong>fabrik.<br />

& | 20<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

|22 Green Source: Produkte aus Holz sparen CO 2 .<br />

|23 4everGreen: Verpackungen besser machen.<br />

|24 GreenDeal: Für’s Klima nimmt sich Europa einiges vor.<br />

|25 Studien zeigen, dass Konsumenten Verpackungen aus <strong>Papier</strong> bevorzugen.<br />

|26 Nachhaltigkeit: Soviel Potential steckt im Holz.<br />

Welche Verpackungen sind ökologisch?<br />

& | 30<br />

FABRIKEN<br />

|32 Wirtschaft: Nach Erholung von Corona, erlebt die<br />

Branche Rohstoffmangel und Energiepreisexplosion<br />

|35 Unternehmen: Austropapier präsentiert <strong>Papier</strong>fabriken per Video,<br />

diesmal Frantschach und Pöls<br />

& | 38<br />

WISSEN<br />

|38 Wussten Sie, dass …<br />

Das Beste aus unserer Facebook-Serie<br />

& | 5


papier<br />

mehr&<br />

NEWS<br />

<strong>Papier</strong> hebt ab<br />

Red Bull Flugtag: Tausende Besucher waren in der Brigittenauer Bucht<br />

Augenzeugen der wohl kreativsten Weitenjagd des Jahres.<br />

40 hochmotivierte Teams aus ganz Österreich<br />

zündeten Ende September beim<br />

Red Bull Flugtag ein rot-weiß-rotes Luftfahrtspektakel<br />

und sorgten mit ihren<br />

selbstkonstruierten Fluggeräten für Gänsehautmomente.<br />

Am Ende des Tages jubelte<br />

das Team „Die Flügelmütter“ aus Groß<br />

(NÖ). Mit insgesamt 110 Punkten holten<br />

sie sich mit ihrem Flugobjekt „Flying Puch<br />

Maxi“ vor dem Team „Spaceburgers“ (OÖ)<br />

und Team „Hut ab“ (Stmk) den Gesamtsieg.<br />

Kreuzer und dem Piloten Thomas Schaffer. Sie verliehen dem Logo von Starkraft Flügel.<br />

Nach einer „tierischen“ 30-Sekunden-Pre-Choreografie schaffte es das „Flying Rhino“<br />

auf eine Weite von sieben Metern. Fast alle Lehrlinge waren am Bau des 109 Kilogramm<br />

schweren Flugobjektes aus Holz und <strong>Papier</strong> beteiligt. Stolz konnte man den Sonderpreis<br />

für Nachhaltigkeit mit nach Hause nehmen.<br />

© redbull<br />

| Auch das Flying<br />

Rhino gewinnt<br />

Unter unzähligen Bewerbungen konnte<br />

sich das Lehrlingsteam der Zellstoff Pöls<br />

mit ihrem Flugobjekt „Flying Rhino“ einen<br />

Startplatz sichern. Die Crew bestand aus<br />

Lisa Wiesnegger, Mario Bischof, Stefan<br />

Beim Red Bull-Flugtag geht es um die Entwicklung eines selbst gebauten Fluggerätes, das mit einem Piloten von einer<br />

sechs Meter hohen Rampe eine gewisse Strecke zurücklegt. Punkte gibt es für Weite, Pre-Flight-Choreo vor dem Abflug<br />

und Kreativität. In der Jury saßen dieses Mal Marcel Hirscher, Felix Neureuther, Dominik Thiem und Anna Gasser.<br />

Neue Mischa * -Kampagne<br />

Haben Sie die Anzeigen schon gesehen? „Glaub nicht alles, was du irgendwo liest.“<br />

Mit skurrilen und humorvollen Headlines startete die Initiative eine<br />

Kampagne, mit der die Bedeutung von Lese- und Medienkompetenz<br />

bei Schülern vermittelt wird. Gerade für junge Menschen wird es<br />

immer schwieriger, zwischen Fakten und Fake zu unterscheiden.<br />

Der Grund dafür liegt in der steigenden Informationsdichte sowie<br />

den immer professioneller agierenden (insb. digitalen) Kommunikationskanälen,<br />

auf denen zwischen faktenbasierter Recherche<br />

und dubioser Meinungsmache oftmals nur schwer unterschieden<br />

werden kann. „Informiertheit ist die beste Waffe gegen Fake-News“,<br />

zeigt sich Mischa-Präsident Thomas Kralinger überzeugt. „Wenn<br />

wir in einer aufgeklärten, informierten und mündigen Gesellschaft<br />

leben wollen, müssen wir Schulen und Lehrer dabei unterstützen,<br />

junge Menschen zu kritischen Medienrezipientinnen und Medienrezipienten<br />

zu entwickeln.“<br />

„Glaub nicht alles, was du irgendwo liest“ - dies ist eine Einladung, den Verein<br />

MISCHA und die österreichischen Zeitungen und Magazine kennen zu lernen. Denn<br />

dort kann man nicht nur erfahren, warum seriöser Journalismus auf Faktenbasis<br />

ein wichtiges Instrument unserer Demokratie ist, sondern auch Material für die<br />

eigene Bildungseinrichtung bestellen und so für Lese- und Medienkompetenz in der<br />

jüngeren Zielgruppe sorgen.<br />

*MISCHA - Medien in Schule und Ausbildung<br />

& | 6


BEST OF<br />

WELLPAPPE<br />

2021<br />

Die Gewinner des Wellpappe Austria<br />

Awards stehen fest.<br />

Nachwuchspreis<br />

Bereits zum siebten Mal in Folge zeichnete<br />

das Forum Wellpappe Austria herausragende<br />

Produktideen aus Wellpappe aus. Aus<br />

34 Beiträgen nominierte eine unabhängige<br />

Fachjury die Finalisten und ermittelte<br />

daraus die Gewinner. Der Wellpappe Austria<br />

Award wird in sechs Kategorien vergeben.<br />

In der Kategorie Nachwuchs entschied<br />

ein Public Voting via Facebook. Wegen der<br />

Corona-Maßnahmen gab es auch heuer nur<br />

eine kleine Feier in Wien, um die Auszeichnungen<br />

zu übergeben. Jeder WAA-Gewinner<br />

erhielt eine Holzskulptur des Vorarlberger<br />

Künstlers Stefan Kresser und ist berechtigt<br />

am WorldStar, der Auszeichnung der World<br />

Packaging Organisation, teilzunehmen.<br />

„Verpackungen aus Wellpappe sind ein<br />

unverzichtbarer Bestandteil, um Lieferketten<br />

aufrechtzuerhalten und die Versorgung der<br />

Konsumenten sicherzustellen. Dies zeigte<br />

sich besonders auch während der Corona-<br />

Krise“ sagt Stephan Kaar, Sprecher des<br />

Forums, bei der Preisverleihung.<br />

Lehrlinge<br />

gestalten<br />

Podcast-Serie<br />

Unter dem Motto „Wellpappe<br />

zum Hören“ rief das Forum Wellpappe<br />

Austria heuer die Lehrlinge<br />

der Wellpappe Industrie dazu auf,<br />

eine Podcast-Serie zu gestalten.<br />

Entstanden sind drei informative<br />

und amüsante Podcast-Folgen zu<br />

den Themen: Wer hat die Wellpappe<br />

erfunden? Wie entsteht eine<br />

Verpackung? Und was macht die<br />

Lehre als Verpackungstechniker so<br />

besonders. Nachzuhören sind die<br />

Lehrlings-Podcasts auf der Website<br />

wellpappe.at/podcast2021 oder über<br />

Soundcloud.<br />

v.l: Karl Pucher (Rondo); Alexander Erath (Rondo); Stephan Kaar (Rondo); Florian Döbl (Mondi);<br />

wellpappe.at/podcast2021<br />

Franz Grafendorfer (Steirerpack); Dieter Glawischnig (DS Smith)<br />

& | 7


papier<br />

mehr&<br />

FREUDE<br />

& | 8


FREUDE<br />

MIT<br />

PAPIER<br />

<strong>Papier</strong> kommt gut an und kann hilfreich sein, beim Lesen, beim<br />

Auspacken oder beim Aufwischen. Es kann aber auch berühmt<br />

machen – durch einen Weltrekord zum Beispiel.<br />

& | 9


papier<br />

mehr&<br />

FREUDE<br />

D I E<br />

LÄNGSTE<br />

PAPIER-<br />

BAUM-<br />

KETTE DER<br />

WELT<br />

18.100 <strong>Papier</strong>bäume wurden zur<br />

„längsten <strong>Papier</strong>baumkette der Welt“<br />

„Gestalte deinen Baum aus <strong>Papier</strong> und werde Teil eines Weltrekords!“ lautete der Aufruf,<br />

den das Team von „<strong>Papier</strong> macht Schule“ gemeinsam mit der Volksschule Gratkorn 1 im<br />

Herbst 2020 gestartet hat. Tausende sind dem Ruf gefolgt – 26 Länder waren mit dabei<br />

– seit Kurzem wächst sogar ein eigener „Weltrekordwald“ in der Nähe von Gratkorn.<br />

Ein- und Ausblicke in ein Projekt, das in einer Zeit des Social Distancings unter dem<br />

Titel „Gemeinsam Großes schaffen“ zu Zusammenhalt aufrief und im Juni 2021 mit dem<br />

offiziellen Eintrag ins „Guinness Buch der Rekorde“ seinen Höhepunkt fand.<br />

| Der Weltrekord im Zeitraffer<br />

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, einen Weltrekordversuch zu starten? Ganz<br />

einfach: Man setzt kreative Köpfe, Visionär*innen und Umsetzer*innen an einen Tisch<br />

und lässt sie zu einem Thema ihre Gedanken spinnen. Konkret waren das im Frühjahr<br />

2020 Patrick Treml, Lehrer an der Volksschule Gratkorn, und Petra Seebacher, vom Team<br />

„<strong>Papier</strong> macht Schule“. Patrick Treml war zu diesem Zeitpunkt längst vom <strong>Papier</strong>fieber<br />

gepackt. Seine Klasse hat nämlich den über „<strong>Papier</strong> macht Schule“ ausgeschriebenen<br />

Wettbewerb „Paperfiction“ gewonnen. Gemeinsam mit seinen Schüler*innen hat er<br />

eine Klassencouch aus <strong>Papier</strong> und Karton gestaltet und damit die Jury überzeugt. Unter<br />

dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht“ hat das Weltrekord-Team den Brainstorming-<br />

Prozess gestartet und am Ende dessen stand die Idee, die längste <strong>Papier</strong>baumkette der<br />

Welt aufzufädeln.<br />

& | 10


PAPE[R]ECORD<br />

info<br />

box<br />

Die Herausforderungen<br />

1 | Wie kann das Motto des Weltrekords lauten?<br />

Es soll über die Landesgrenzen hinaus gut verständlich<br />

sein und eine Botschaft vermitteln (wenn möglich in Richtung<br />

Umwelt/Klimaschutz).<br />

| Die Idee<br />

Nach umfangreicher Recherche der Guiness Bedingungen stand<br />

dann auch das Ziel fest: Mindestens 5.000 durchgehend überlappend<br />

gefädelte <strong>Papier</strong>bäume mussten es sein, um den Regeln<br />

von Guinness World of Records zu entsprechen. Unter dem Motto<br />

PAPE[R]ECORD sollten über nationale und internationale Medien<br />

und Plattformen wie Erasmus oder E-Twinning alle Interessierten<br />

dazu eingeladen werden, <strong>Papier</strong>bäume zu gestalten. Je 50 aufgefädelter<br />

<strong>Papier</strong>bäume sollte ein echter Baum in einem Waldstück<br />

in der Nähe von Gratkorn gepflanzt werden. Somit war nicht nur<br />

die Nachhaltigkeit des Projektes, sondern auch ein wesentlicher<br />

Beitrag in Richtung Klima/Umweltschutz gegeben. Weiters ließen<br />

sich damit Themen wie nachhaltige Holznutzung für die <strong>Papier</strong>erzeugung,<br />

der Einsatz von Frischfasern & Recyclingpapier oder<br />

klimafitte Waldwirtschaft transportieren.<br />

2 | Wie schaffen wir es, andere Schulen, Kindergärten, Familien,<br />

<strong>Papier</strong>betriebe und andere potenzielle Baum-<br />

Gestalter*innen für unser Projekt zu gewinnen, damit die<br />

Kette möglichst bunt und variantenreich wird?<br />

Welche Anreize haben wir, um möglichst viele<br />

<strong>Papier</strong>-Bäume zu akquirieren?<br />

3 | Wie muss ein <strong>Papier</strong>baum überhaupt aussehen,<br />

damit er möglichst gut gefädelt werden kann?<br />

4 | Wie kann das Projekt möglichst nachhaltig<br />

umgesetzt werden? Was bleibt nach Projektende?<br />

5 | Wie schaffen wir die Organisation (wo treffen die <strong>Papier</strong>bäume<br />

ein, wie werden sie gesammelt, gezählt, sortiert, …)<br />

& | 11


papier<br />

mehr&<br />

FREUDE<br />

| HERBST 2020<br />

Eine Idee geht um die Welt<br />

Über den Sommer wurde das Corporate<br />

Design kreiert. Nach rund 100<br />

Fädelversuchen stand fest, wie der optimale<br />

<strong>Papier</strong>baum aussehen muss und die<br />

Bewerbung konnte beginnen. Und schon<br />

trafen auch die ersten <strong>Papier</strong>bäume in der<br />

Volksschule Gratkorn ein.<br />

Ein erster Blick hinter die Kulissen:<br />

Landeskunde hautnah<br />

„Als die ersten Kuverts mit <strong>Papier</strong>bäumen<br />

eintrafen, haben die Kinder sofort auf Landkarten<br />

oder im Internet recherchiert, aus<br />

welcher Region bzw. aus welchem Land die<br />

Bäume kommen, wie die Menschen dort<br />

leben oder wie die Landschaft aussieht.<br />

Viele Einreicher*innen haben Fotos und<br />

Hintergrundinformationen mitgeschickt.<br />

Es gab sehr viel Lob für die Projektidee und<br />

vor allem Unmengen an motivierenden<br />

Worten und Glückwünschen, dass uns der<br />

Weltrekord gelingt. Besonders positiv wurde<br />

gesehen, dass in Pandemie-Zeiten, als alles<br />

Gemeinsame eigentlich verboten war,<br />

trotzdem etwas Großes länderübergreifend<br />

entstand, und dass damit sogar dem Klimawandel<br />

entgegengewirkt wird.“<br />

Patrick Treml<br />

| WEIHNACHTEN 2020<br />

Austropapier und ProHolz unterstützen<br />

Austropapier, die Vereinigung der Österreichischen <strong>Papier</strong>industrie und Träger von „<strong>Papier</strong><br />

macht Schule“, wollte dem Projekt einen weiteren Schub verleihen und entschied sich<br />

das Projekt noch zusätzlich zu unterstützen. Sie gestaltete ihre jährliche Weihnachtskarte<br />

als <strong>Papier</strong>baum. Im Gegensatz zu den optimal fädelbaren Laubbäumen auf den Foldern,<br />

waren es auf den Weihnachtskarten natürlich - der Jahreszeit entsprechend - Nadelbäume,<br />

die gestaltet und zurückgeschickt werden konnten. Auch ProHolz Steiermark stellte seine<br />

Weihnachtskarte dankenswerter Weise in den Dienst der Sache und trug damit zusätzlich<br />

zum Erfolg bei.<br />

& | 12


| FEBRUAR 2021<br />

Die „gemütliche“ Projekt-Phase<br />

nimmt ein jähes Ende<br />

Ende Jänner 2021 traf der 1.000 <strong>Papier</strong>baum in Gratkorn ein, das<br />

Projektteam war zufrieden und zuversichtlich. Ende Februar 2021<br />

waren es dann schon 4.500 <strong>Papier</strong>bäume und das Projektteam<br />

war nun überzeugt, die 5.000 <strong>Papier</strong>bäume, die für den Weltrekord<br />

nötig waren, zu schaffen! Nun ging es bereits an die Vorbereitungen<br />

für die Umsetzung des Weltrekordversuchs. Erste Überlegungen,<br />

wo und wie die vielen Bäume am besten aufgefädelt werden<br />

können, wurden angestellt.<br />

| MÄRZ 2021<br />

Das Projekt übertrifft alle Erwartungen<br />

Innerhalb von rund vier Wochen brachte der Postbote weitere<br />

14.000 <strong>Papier</strong>bäume in die Volksschule Gratkorn – das Team war<br />

überwältigt und durch die vielen Bäume auch ein bisschen überfordert.<br />

Insgesamt langten 18.500 Bäume ein, wovon 18.100 den<br />

Kriterien entsprachen und in tage- und nächtelanger Arbeit nachgeschnitten,<br />

nummeriert, sortiert und in ein Gesamtsystem gebracht<br />

werden mussten.<br />

Ein zweiter Blick hinter die Kulissen:<br />

Ein Klassenzimmer wird zur Postzentrale<br />

„In den ersten Projektmonaten war die Situation gut überschaubar.<br />

Pro Woche trafen fünf bis zehn Kuverts mit <strong>Papier</strong>bäumen ein,<br />

welche wir sorgfältig für das Fädeln vorbereiteten. Aber kurz vor den<br />

Semesterferien ging es los: Jeden Tag ernteten wir fragende (am Ende<br />

schon fast ein bisschen verzweifelte) Blicke von unserem Postboten,<br />

der täglich mehr Kuverts und Pakete zu uns ins Klassenzimmer<br />

schleppte. Wir hätte NIE gedacht, dass unser Weltrekordversuch<br />

so gut angenommen wird! Jeder Baum war für uns wichtig – es<br />

standen so viele Ideen, Geschichten und zum Teil sogar Schicksale<br />

dahinter. Ich denke zum Beispiel an eine Schule in Moldawien, die<br />

uns gefragt hat, ob sie Bäume auch in schwarz-weiß gestalten<br />

dürfen, weil sie keine Farbstifte besitzen. Oder an die Bewohner eines<br />

Pflegeheims, die zusammengearbeitet haben, damit sie 50 <strong>Papier</strong>bäume<br />

schaffen. Sie haben trotz ihrer motorischen Einschränkungen<br />

geschnitten, gezeichnet und geklebt, damit für sie ein echter Baum<br />

gepflanzt wird. Immer wieder wurde betont, dass der Weltrekord<br />

Anreiz war, sich näher mit dem Thema <strong>Papier</strong> und Klimaschutz<br />

auseinanderzusetzen. Unser Klassenzimmer und viele Wohnzimmer<br />

waren wochenlang voll mit <strong>Papier</strong>bäumen und den Dingen, die sich<br />

davon abgelöst haben – zum Beispiel diverse Schnipsel, gepresste<br />

Blätterteile, bunte Plastikteile und vor allem GLITTER! Aber das störte<br />

uns nicht – wir waren einfach stolz auf jeden einzelnen Baum!“<br />

Patrick Treml<br />

& | 13


papier<br />

mehr&<br />

FREUDE<br />

| APRIL 2021<br />

Ein Fädel-System entsteht<br />

Als die vielen <strong>Papier</strong>bäume sortiert und verpackt waren, wurde<br />

eines rasch klar: Wer bisher der Meinung war, dass <strong>Papier</strong> vom<br />

Gewicht her „leicht“ ist, liegt falsch! Diese Erkenntnis war wichtig<br />

für die Entwicklung des Aufhängesystems. Fazit war, dass nicht<br />

nur die Schnur besonders stark und reißfest sein musste, vor allem<br />

die Steher mussten neben einer adäquaten Höhe auch einiges an<br />

Gewicht tragen können. Und vor allem war ein möglichst großer<br />

Raum notwendig, der rund zwei Wochen lang kostengünstig<br />

genutzt werden konnte.<br />

| MAI 2021<br />

Das Kulturhaus Gratkorn wird zum<br />

einzigartigen <strong>Papier</strong>baum-Wald<br />

Die echte „Challenge“ startete für das Weltrekord-Team Anfang Mai:<br />

Rund 18.000 <strong>Papier</strong>bäume mussten zu einer durchgehenden Kette<br />

gefädelt werden. Nach knapp einer Woche Arbeit war es mit Hilfe<br />

von vielen freiwilligen Helferinnen geschafft: Am 17.5.2021 hingen<br />

18.100 <strong>Papier</strong>bäume auf einer durchgehenden Kordel – stundenlang<br />

wurde noch einmal überprüft, ob sich wohl alle Bäume den<br />

Vorgaben entsprechend überlappen. Nun ging es an die Jurierung:<br />

Josef Hirschenberger von Sappi Gratkorn und Obmann der Fachvertretung<br />

der steirischen <strong>Papier</strong>- und Zellstoffindustrie sowie Bernd<br />

Steiner von der Bildungsdirektion Steiermark zählten als Weltrekord-Jury<br />

18.100 Bäume mit einem Handzähler nach. Zusätzlich<br />

wurde der gesamte Zählprozess noch gefilmt, was für die offizielle<br />

Einreichung des Weltrekords bei Guinness notwendig war.<br />

& | 14<br />

| OKTOBER 2021<br />

Ein Weltrekordwald entsteht<br />

Je 50 erhaltener <strong>Papier</strong>bäume sollte nun noch ein „echter“ Baum<br />

gepflanzt werden. Dieses Vorhaben galt es, im Oktober 2021 in die<br />

Tat umzusetzen. Gepflanzt wurde natürlich gemeinsam mit den<br />

Kindern der Volksschule Gratkorn 1. Unterstützt vom Team von<br />

Mayr Melnhof Forst wurden 400 Bäume gesetzt. Der klimafitte<br />

Weltrekordwald wächst nun in einem Waldstück in Gratkorn.<br />

„Die über 18.100 <strong>Papier</strong>bäume aus 26 Ländern übertrafen alle unsere<br />

Erwartungen. Die Dynamik, die durch PAPE[R]ECORD entstanden ist,<br />

zeigt, wie wichtig jungen Leuten Themen wie Umwelt- oder Klimaschutz<br />

sind. Tausende Menschen haben sich im Rahmen des Projektes<br />

mit dem Thema <strong>Papier</strong> und Karton gezielt auseinandergesetzt. Die<br />

Nachhaltigkeit ist durch den Weltrekord-Wald für die nächsten Generationen<br />

gegeben. Und wer weiß: Vielleicht wird sogar der ein oder andere<br />

Weltrekord-Baum in vielen Jahren zu <strong>Papier</strong> verarbeitet!“<br />

Kurt Maier<br />

Präsident Austropapier


| DANKE<br />

| alle die Bäume bemalt, kreativ gestaltet<br />

und zurückgeschickt haben - Ohne Euch<br />

wäre das Projekt nie möglich gewesen!<br />

| Patrick Treml, Projektinitiator und<br />

Hauptverantwortlicher<br />

„Unser Ziel war es, in Coronazeiten<br />

gemeinsam etwas Großes zu schaffen und<br />

Gutes zu tun – für das Gemeinschaftsgefühl<br />

und die Umwelt. Denn <strong>Papier</strong> ersetzt immer<br />

öfter ökologisch bedenkliche Materialien wie<br />

Plastik – egal ob bei Tragetaschen, Kosmetiktuben<br />

oder anderen Verpackungen. Das gilt<br />

es an die nächste Generation zu vermitteln.“<br />

Patrick Treml<br />

Ideengeber und Lehrer an<br />

der Volksschule Gratkorn 1<br />

| viele, viele freiwillige Fädel-Helferinnen<br />

und Helfer, vor allem an das Team der<br />

Volksschule Gratkorn 1 unter der Leitung<br />

von Direktorin Ursula Auer<br />

| Straßenerhaltungsdienst Steiermark<br />

- Graz Umgebung, der uns die Steher<br />

kostenlos zur Verfügung gestellt hat<br />

| an die Marktgemeinde Gratkorn. Wir<br />

durften nicht nur das Kulturhaus<br />

kostenlos nützen, sondern wurden<br />

zusätzlich zwei Wochen lang vom<br />

Team des Kulturhauses (auch an den<br />

Wochenenden) von früh bis spät höchst<br />

professionell betreut.<br />

| an Josef Hirschenberger (Obmann Fachvertretung<br />

der steirischen <strong>Papier</strong>- und<br />

Zellstoffindustrie) und Bernd Steiner<br />

(Bildungsdirektion Steiermark) – die<br />

Weltrekord-Jury<br />

| an das Vermesser-Team rund um Gerald<br />

Fuxjäger, das uns alle Zahlen geliefert<br />

hat, die wir für Guinness Worlds of<br />

Records gebraucht haben.<br />

| an Mayr Melnhof Forst für das Sponsoring<br />

von 400 Bäumen inklusive<br />

Schutz und die tatkräftige Unterstützung<br />

beim Pflanzen des „klimafitten<br />

Weltrekordwaldes“.<br />

| an die Marktgemeinde Gratkorn, die<br />

das Grundstück für den Weltrekordwald<br />

zur Verfügung gestellt hat<br />

| und alle anderen tatkräftigen Unterstützer,<br />

die diesem Projekt zu so einem<br />

großartigen Erfolg verholfen haben!<br />

& | 15


papier<br />

mehr&<br />

FREUDE<br />

DER WELTREKORD IN ZAHLEN:<br />

18.600<br />

<strong>Papier</strong>bäume trafen in der<br />

Volksschule Gratkorn ein.<br />

18.100<br />

<strong>Papier</strong>bäume konnten<br />

aufgefädelt werden.<br />

2.404<br />

Meter war die<br />

<strong>Papier</strong>baumkette lang.<br />

26<br />

Länder nahmen am<br />

Weltrekordversuch teil.<br />

80<br />

freiwillige Helfer unterstützten in hunderten<br />

Stunden beim Fädeln und Sortieren.<br />

400<br />

Bäume wurden im Weltrekordwald von<br />

den Kindern gepflanzt.<br />

Der<br />

Weltrekord<br />

im Zeitraffer<br />

als Video:<br />

& | 16


„Der achtsame Umgang mit den Ressourcen,<br />

der Umwelt und das bewusste Leben mit und in<br />

der Natur hat einen großen Stellenwert in der<br />

Arbeit mit den uns anvertrauten Kindern. Ein<br />

wunderbarer Gedanke, mit dem man der Welt<br />

auch etwas zurückgeben kann. Vielen Dank<br />

für die Chance, ein Teil dieses Projektes PAPE(R)<br />

ECORD sein zu dürfen!“<br />

(KBBE Feistritz)<br />

„Der Kindergarten Pinoccio aus Frohnleiten<br />

freut sich Ihren Weltrekordversuch mit 110<br />

bemalten Bäumen zu unterstützen. Die Kinder<br />

sind sehr stolz auf ihre Leistung und sind glücklich,<br />

dafür 2 Bäume gepflanzt zu bekommen.“<br />

„Wir haben im Radio von dem tollen Weltrekord<br />

gehört und haben gleich ein paar Bäume ausgedruckt.<br />

Meine Tochter (5 Jahre) und ich hatten<br />

wirklich viel Spaß am Bäume malen. Einen<br />

Baum bemalte auch die 80-jährige Uroma von<br />

meiner Tochter. Wir finden diese Aktion wirklich<br />

toll und hoffen, dass es mit dem Weltrekord &<br />

den vielen neuen Bäumen klappt.“<br />

(Carmen mit Valentina)<br />

„Liebe Österreicher, eure Klima-Idee ist toll! Es<br />

hat Spaß gemacht, die Bäume zu gestalten.“<br />

(Grundschule Hahnstädt, D)<br />

„Wir finden euer Projekt mit den <strong>Papier</strong>-Bäumen<br />

genial! Mit Freude und Elan haben sich auch<br />

unsere Kinder vom Kindergarten Vasoldsberg<br />

WIKI an die Sache gemacht. Unser Jahresthema<br />

„Meine Erde ist mir wichtig“ ist dazu sehr<br />

passend.“<br />

& | 17


papier<br />

mehr&<br />

FREUDE<br />

NACHHALTIGE<br />

JOBS MIT ZUKUNFT<br />

<strong>Papier</strong> wird auf High-Tech <strong>Papier</strong>maschinen hergestellt, die von Maschinenführer*innen<br />

computergesteuert werden. Dazu ist eine Ausbildung im Lehrberuf <strong>Papier</strong>technik nötig.<br />

Die <strong>Papier</strong>industrie bietet neben der <strong>Papier</strong>technik-Lehre viele weitere interessante<br />

Lehrberufe mit guten Aufstiegschancen und überdurchschnittlicher Entlohnung in<br />

einer nachhaltigen Branche.<br />

Leon-Julian Reinisch ist <strong>Papier</strong>technik-Lehrling<br />

und befindet sich gerade im 1. Lehrjahr<br />

bei Sappi in Gratkorn. Warum er sich genau<br />

für diesen Lehrberuf entschieden hat,<br />

erklärt er so:<br />

© Sappi<br />

Ein hochmotiviertes Ausbilderteam<br />

kümmert sich um die fachliche Ausbildung,<br />

aber auch der soziale Aspekt darf<br />

nicht zu kurz kommen: Teambuildingmaßnahmen,<br />

Persönlichkeitsentwicklung<br />

oder manchmal auch Auslandspraktika<br />

sind nur einige Angebote für Lehrlinge.<br />

Auch das Lehrlingseinkommen zählt<br />

aufgrund der Anforderungen zu den Spitzenreitern<br />

innerhalb der Industrie. Und<br />

danach stehen den Absolvent*Innen alle<br />

Türen offen, von der Matura bis hin zum<br />

technischen Studium oder einer Fachhochschulausbildung.<br />

Viele schaffen es bis<br />

in Managementpositionen. Davon ist auch<br />

Robert Wolf, Sappi-Lehrlingsausbilder für<br />

<strong>Papier</strong>technik überzeugt:<br />

„Damals, als ich klein war, bin ich immer<br />

mit dem Rad beim Holzplatz von Sappi<br />

Gratkorn vorbeigefahren. Ich habe mich<br />

gewundert, wie aus so einem Holzprügel<br />

oder aus Hackschnitzel <strong>Papier</strong> entstehen<br />

kann, auf dem ich jeden Tag in der Schule<br />

schreibe. Das hat mein Interesse geweckt<br />

und ich habe mich ohne zu zögern bei<br />

Sappi beworben.“<br />

Weil mit dieser Tätigkeit große Verantwortung<br />

verbunden ist, gestaltet sich<br />

die Ausbildung anspruchsvoll und breit<br />

gefächert. Neben guten Kenntnissen auf<br />

dem Gebiet der EDV, sollte man die Fähigkeit<br />

besitzen, komplexe Situationen zu<br />

überblicken und gerne im Team arbeiten.<br />

Leon-Julian Reinisch hat diese Herausforderung<br />

gerne angenommen.<br />

„Der Beruf des <strong>Papier</strong>technikers ist extrem<br />

interessant, man arbeitet mit riesigen<br />

Maschinen und muss komplexe Abläufe<br />

steuern und überwachen. Einfach ein<br />

geiler Beruf. Die Ausbilder, Kolleginnen und<br />

Kollegen sind top!“<br />

„Besonders stolz bin ich, dass unsere Lehrlinge<br />

bei den Lehrabschlussprüfungen<br />

immer sehr gut abschneiden. Dadurch<br />

können sie rasch die verantwortungsvollen<br />

Funktionen in der <strong>Papier</strong>fabrik von in den<br />

wohlverdienten Ruhestand tretenden langjährigen<br />

Mitarbeitern*innen übernehmen.<br />

Denn wir sichern jedem Lehrling nach<br />

erfolgreichem Lehrabschluss einen fixen<br />

Arbeitsplatz bei Sappi zu“.<br />

| Lehrberuf <strong>Papier</strong>technik<br />

<strong>Papier</strong>techniker*innen erzeugen <strong>Papier</strong>,<br />

Karton und Pappe sowie die dazu notwendigen<br />

Halbstoffe Holz- und Zellstoff.<br />

& | 18


Moderne <strong>Papier</strong>maschinen haben dabei<br />

hinsichtlich Größe und Produktionskapazität<br />

ungeheure Dimensionen erreicht und<br />

stecken voller High-Tech, weshalb sie vor<br />

allem computergesteuert funktionieren. Ein<br />

<strong>Papier</strong>techniklehrling lernt, die jeweiligen<br />

Maschinen zu steuern und die Fertigungsqualität<br />

zu überprüfen. Aber auch<br />

die Wartung der Maschinen fällt in den<br />

Aufgabenbereich, weshalb die Ausbildungsinhalte<br />

auch tief in andere Berufssparten<br />

hineinreichen, wie: Betriebsschlosser*in,<br />

Betriebselektriker*in, Mess- und Regeltechniker*in<br />

oder Chemielaborant*in.<br />

<strong>Papier</strong>techniker*innen arbeiten im Team<br />

mit Berufskolleg*innen sowie mit<br />

verschiedenen Fach- und Hilfskräften.<br />

Die Lehre dauert dreieinhalb Jahre und<br />

das Lehrlingseinkommen im vierten<br />

Lehrjahr gehört mit rund 1.780 Euro pro<br />

Monat zu den höchsten innerhalb der<br />

Industrie. Darüber hinaus bieten viele<br />

Betriebe Zusatzleistungen und zahlen<br />

bei wirtschaftlichem Erfolg auch tolle<br />

Prämien. Neben dem Lehrberuf <strong>Papier</strong>technik<br />

werden in der <strong>Papier</strong>industrie<br />

aber viele weitere Lehrberufe ausgebildet,<br />

wie etwa:<br />

info<br />

box<br />

| Chemielabortechniker*in,<br />

| Elektrobetriebstechniker*in,<br />

| Metalltechniker*in,<br />

| Energie- und<br />

Umwelttechniker*in.<br />

Kennzahlen<br />

Österreichweit gibt es fast 400 Lehrlinge in der <strong>Papier</strong>industrie,<br />

davon ca. 100 Lehrlinge der <strong>Papier</strong>technik. Auch immer mehr junge<br />

Frauen interessieren sich für einen Job in der <strong>Papier</strong>industrie.<br />

Jetzt bei<br />

einem <strong>Papier</strong>betrieb<br />

in<br />

deiner Nähe<br />

bewerben!<br />

© Sappi<br />

WEBINAR ZUR RINGVORLESUNG<br />

WERTSCHÖPFUNGSKETTE HOLZ:<br />

Wie gelingt die Anpassung an den Klimawandel?<br />

07.12.2021 10:00 Uhr<br />

hier anmelden<br />

& | 19


papier<br />

mehr&<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

NACH-<br />

HALTIG-<br />

KEIT<br />

FÜR<br />

PAPIER<br />

Nachhaltigkeit hat viele Aspekte: Ökologische, Ökonomische<br />

und Soziale. In allen ist die Österreichische <strong>Papier</strong>industrie ganz<br />

vorne mit dabei.<br />

& | 20


& | 21


papier<br />

mehr&<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

POSITIVER<br />

KLIMA-<br />

EFFEKT<br />

Mit ihren recycelbaren Produkten aus dem<br />

nachwachsenden Rohstoff Holz sorgt die<br />

Wertschöpfungskette Holz dafür, dass die<br />

Wälder weiterwachsen, CO2 absorbieren<br />

und die biologische Vielfalt schützen. Die<br />

Studie “Climate effect of the forest-based<br />

sector in the European Union“ berechnet<br />

den positiven Klimaeffekt des forstbasierten<br />

Sektors mit 806 Mio. Tonnen an CO2 pro Jahr.<br />

Wälder sind wichtige CO2-Speicher. Im Zuge ihres Wachstums<br />

absorbieren sie CO2 aus der Atmosphäre. Die nachhaltige Nutzung<br />

spielt hier eine wesentliche Rolle, denn nur sie garantiert, dass der<br />

Wald immer weiterwächst und nie mehr CO2 freigesetzt wird,<br />

als aufgenommen werden kann. Wird das Holz zu Produkten<br />

verarbeitet, bleibt auch das CO2 weiter in diesen gespeichert. Und<br />

Recycling sorgt – neben möglichst hoher Ressourceneffizienz – für<br />

eine weitere Verlängerung des CO2-Kreislaufes. Insgesamt werden<br />

durch die CO2 Speicherung in Wald und in Holzprodukten 447 Mio.<br />

Tonnen CO2 vermieden. Mittlerweile gibt es zahlreiche bio-basierte<br />

Alternativen zu fossil-basierten Produkten wie z.B. <strong>Papier</strong> statt<br />

Plastik im Verpackungsbereich. Indem klimaschädliche durch klimafreundliche<br />

Produkte und Energieträger ersetzt werden, werden<br />

410 Mio. Tonnen CO2-Emissionen vermieden. Letztendlich werden<br />

noch die fossilen Emissionen abgezogen, die – trotz der hohen<br />

Erneuerbaren-Quote in der Wertschöpfungskette Holz – während<br />

der Produktion freigesetzt werden. Diese belaufen sich auf 51 Mio.<br />

Tonnen CO2. Damit beträgt der Einsparungseffekt am Ende 806<br />

Mio. Tonnen CO2, was 20 % der gesamten EU-Emissionen entspricht.<br />

& | 22


4evergreen auf der<br />

Suche nach der<br />

optimalen Verpackung<br />

Die sektorübergreifende<br />

Initiative #4evergreen hat sich zum Ziel<br />

gesetzt, faserbasierte Verpackungen zu<br />

optimieren. Im Vordergrund stehen die<br />

Optimierung des Verpackungsdesigns, der<br />

Sammelsysteme, der Recycelfähigkeit und<br />

der Klimaperformance.<br />

Laut McKinsey (2019) sind derzeit 38 % aller Verpackungen am<br />

europäischen Markt faserbasiert. Klimakrise und Verschmutzung<br />

der Meere lassen die Nachfrage wie das Angebot nach umweltfreundlichen<br />

<strong>Papier</strong>- und Kartonverpackungen weiter steigen.<br />

Deshalb hat sich die sektorübergreifende Initiative 4evergreen<br />

zum Ziel gesetzt, die Wiederverwertbarkeit der faserbasierten<br />

Verpackung zu optimieren, die Recyclingrate zu steigern und<br />

damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die Aktivitäten<br />

von 4evergreen konzentrieren sich vor allem auf Verpackungen,<br />

die noch Optimierungspotential hinsichtlich Wiederverwertbarkeit<br />

aufweisen, wie etwa jene aus der Haushaltssammlung oder<br />

der öffentlichen Sammlung (öffentliche Mülltonnen). Zusammen<br />

suchen Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen wie der<br />

Lebensmittelindustrie, der <strong>Papier</strong>- und Verpackungsindustrie nach<br />

Innovationen. Vier Arbeitsgruppen sollen bis 2025 Zwischenziele zu<br />

den Themen Optimierung des Recyclingprozesses in den Fabriken,<br />

Berücksichtigung der Recyclingfähigkeit beim Verpackungsdesign,<br />

Optimierung der Sammelsysteme und Recyclingfähigkeit von<br />

beschichteten <strong>Papier</strong>en liefern. Bis 2030 soll so die Recyclingrate<br />

von <strong>Papier</strong>verpackungen auf 90 % angehoben werden.<br />

& | 23<br />

& | 23


papier<br />

mehr&<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

Foto: pixabay<br />

GREEN<br />

DEAL<br />

Ursula von der Leyen hat mit ihrem „Green<br />

New Deal“ Europa als Vorreiter beim<br />

Klimaschutz positioniert und ein neues<br />

Zeitalter der Energie- und Klimapolitik<br />

eingeläutet. Bis 2030 sollen 55 Prozent<br />

weniger Treibhausgasemissionen als 1990<br />

ausgestoßen werden. Industriebetriebe<br />

müssen sich damit auf komplett neue<br />

Rahmenbedingungen einstellen.<br />

Um das ambitionierte Ziel zu erreichen, sind zahlreiche Änderungen<br />

bestehender Richtlinien und Verordnungen notwendig.<br />

Bereits 2020 und im ersten Halbjahr 2021 wurden eine Reihe<br />

an konkreten Rechtsmaterien präsentiert. Im Juli 2021 wurden<br />

weitere zwölf Vorhaben vorgestellt, wie zum Beispiel die<br />

Überarbeitung des EU-Emissionshandelssystems, der neue<br />

Grenzausgleichsmechanismus CBAM oder die Revision der Energiesteuer-Richtlinie.<br />

Für Emissionshandelsbetriebe bedeutet<br />

das eine Verschärfung des Ziels auf minus 61 statt bisher 43<br />

Prozent gegenüber 2005. Für die Industrie wird sich damit die<br />

Anzahl der erwerbbaren Zertifikate im Markt reduzieren und<br />

die Benchmarks, nach denen die Zuteilung bemessen wird,<br />

strenger. Zusätzlich will die Kommission mit einem CO2-Grenzausgleichsmechanismus<br />

Gerechtigkeit zwischen Importen und<br />

innergemeinschaftlich erzeugten Produkten herstellen. Grundsätzlich<br />

ein begrüßenswerter Gedanke, allerdings scheint der<br />

derzeitige Plan unpraktikabel, komplex und birgt noch dazu<br />

Schlupflöcher. Aufgrund der Komplexität der Wertschöpfungskette<br />

und der Diversität der Benchmarks ist die <strong>Papier</strong>- und<br />

Zellstoffindustrie in der Testphase noch nicht betroffen. Es bleibt<br />

abzuwarten, welche Schlüsse die Kommission nach der dreijährigen<br />

Übergangszeit aus den Erfahrungen zieht.<br />

& | 24


Was wollen<br />

Verbraucher?<br />

<strong>Mehr</strong>ere Studien zeigen, dass den<br />

Konsumenten bei Verpackungen Öko-<br />

Eigenschaften besonders wichtig sind.<br />

Unsere Konsumgesellschaft funktioniert unter andrem deshalb so<br />

gut, weil die Logistik von Gütern klappt. Dazu müssen sie verpackt<br />

sein. Verpackungen aber haben nicht immer den besten Ruf - oft<br />

werden sie als lästiger oder umweltschädlicher Müll gesehen.<br />

Insbesondere, wenn sie nicht fachgerecht entsorgt werden und<br />

in der Umwelt landen. Aber was erwarten Konsument*innen von<br />

Verpackungen? Das haben mehrere Umfragen erforscht.<br />

| KANTAR 2021<br />

Umweltverträgliche Verpackungen sind gefragt<br />

Eine aktuelle, deutsche Studie des Markforschungsunternehmens Kantar Public zeigt, dass<br />

drei Viertel der Online-Shopper großen Wert auf umweltverträgliche Verpackungen legen.<br />

Als umweltverträglich gelten bei den Befragten vor allem Verpackungen, die vollständig<br />

recyclingfähig sind und Plastik vermeiden. Zudem hätten sie gerne noch mehr Informationen<br />

zu den ökologischen Eigenschaften der Verpackungen.<br />

| PROCARTON 2021<br />

Corona hat zu mehr Umweltbewusstsein geführt<br />

Auch eine neue, von ProCarton beauftragte Studie zeigt, dass den Konsumenten die Nachhaltigkeit<br />

von Verpackungen wichtig ist – sogar kaufentscheidend sein kann. Insgesamt<br />

wurden über 7.000 Personen aus elf europäischen Ländern befragt. Besonders im Vergleich<br />

der Antworten von 2018 und 2021 zeigte sich, dass die Corona-Krise bei vielen zu einem<br />

Nachdenken und neuem Umwelt-Bewusstsein geführt hat.<br />

| IFH KÖLN 2021<br />

Akzeptanz von Versand-Verpackungen<br />

Bestellungen über das Internet werden für Konsumenten immer alltäglicher und relevanter.<br />

Den Online-Käufern wird die Art der Verpackung dabei immer wichtiger. Aber<br />

welche Transportverpackungen werden von Konsumenten bevorzugt und wer hat das<br />

größte Zukunftspotential? <strong>Mehr</strong>weg oder Wellpappe? Die Einstellungen und Meinungen<br />

zu Transportverpackungen zeigen je nach persönlicher Relevanz von ökologischer Nachhaltigkeit<br />

teils deutliche Unterschiede.<br />

| TOLUNA 2020<br />

ÖkoEigenschaften von <strong>Papier</strong>verpackungen beliebt<br />

In Auftrag von Two Sides befragte Toluna fast 6.000 Verbraucher in Europa. Ziel war es, die<br />

Präferenzen, Wahrnehmungen und Einstellungen der Verbraucher zu Verpackungen zu<br />

erheben und in Relation zu stellen. Dazu wurden diese Themen abgefragt: wichtige Eigenschaften<br />

von Verpackungen – die Bedeutung von Umweltzeichen – Ansichten zu Materialien<br />

– zur Verantwortung des Einzelhandels – vermutete Recycling-Raten – die Einkaufstasche.<br />

& | 25


papier<br />

mehr&<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

interaktiv!<br />

https://papierundmehr.at/<br />

so-viel-potential-steckt-im-holz/<br />

SOVIEL<br />

POTENTIAL<br />

STECKT IM HOLZ<br />

Um die Auswirkungen des<br />

Klimawandels einzudämmen,<br />

müssen wir nicht nur unsere<br />

Art zu leben, sondern auch<br />

die Form des Wirtschaftens<br />

überdenken. Der Weg führt<br />

uns weg von Produkten aus<br />

endlichen, hin zu Produkten<br />

aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen. Das Ziel<br />

dieser naturorientierten<br />

Wirtschaftsform heißt<br />

„Bioökonomie“.<br />

Eine Hitzewelle jagt die nächste, die Böden sind trocken, Unwetter führen zu Überschwemmungen,<br />

weil der Boden die großen Wassermassen so schnell nicht aufnehmen kann.<br />

In Südeuropa mehren sich die Waldbrände, während sich in Mitteleuropas Wäldern der<br />

Borkenkäfer ausbreitet. Das ist kein Szenario aus der Zukunft, sondern aus dem heurigen<br />

Sommer. Die Klimakrise ist real und bei uns angekommen. Wir als Menschen müssen<br />

unser Denken und Handeln anpassen, genauso wie sich unser heutiges Wirtschaftssystem<br />

ändern muss. Wir müssen weg von einer Gesellschaft, die auf fossilen Rohstoffen fußt<br />

und diese bis zum Exzess nutzt. Die Ökonomie der Zukunft basiert auf nachwachsenden<br />

Rohstoffen, die möglichst sparsam und nachhaltig genutzt werden. Die Vision dieser Wirtschaftsform<br />

heißt Bioökonomie.<br />

So lange wachen die Bäume.<br />

120 – 160 Jahre 100 – 140 Jahre 100 – 120 Jahre 80 – 140 Jahre 80 – 140 Jahre 80 – 100 Jahre 80 Jahre 60 – 120 Jahre 60 – 120 Jahre 60 – 120 Jahre 60 – 100 Jahre<br />

Kiefer<br />

Eiche<br />

Buche<br />

Douglasie<br />

Lärche<br />

Ahorn<br />

Esche<br />

Tanne<br />

Fichte<br />

Nuss<br />

Kirsche<br />

& | 26


| Wichtigster Rohstoff: HOLZ<br />

| Holz otimal nutzen<br />

| Es wird weitergeforscht<br />

re<br />

Holz spielt in der Eindämmung der Klimakrise<br />

eine entscheidende Rolle. Es ist<br />

nicht nur wertvoller Rohstoff für Möbel<br />

und Textilien, für die <strong>Papier</strong>- und Verpackungsherstellung,<br />

es gewinnt auch im<br />

ökologischen Wohnbau und als erneuerbarer<br />

Energieträger immer mehr an<br />

Bedeutung. Als nachwachsender Rohstoff<br />

ist Holz zudem ein maßgeblicher Player,<br />

um in naher Zukunft Produkte aus fossilen<br />

Ressourcen zu ersetzen. Holz ist also einer<br />

der wichtigsten erneuerbaren Ressourcen<br />

bei der Transformation hin zur Bioökonomie.<br />

Auf der anderen Seite ist der Wald und<br />

damit das Holz besonders von den Klimaveränderungen<br />

betroffen. Wassermangel,<br />

Hitze und damit einhergehend Borkenkäferbefall<br />

setzen der Fichte, dem Brotbaum der<br />

heimischen Holzwirtschaft, besonders zu.<br />

Das kurzfristig hohe Schadholzaufkommen<br />

durch Kalamitäten führt vorübergehend zu<br />

Überangeboten und erweckt so den trügerischen<br />

Anschein als wäre Holz unendlich<br />

vorhanden. Die hohen Schadholzmengen<br />

wirken sich insbesondere auf die zukünftige<br />

Holzverfügbarkeit negativ aus. Denn Holz<br />

wächst nur langsam nach. Dazu kommt<br />

noch der Trend zu Außernutzungsstellungen.<br />

Ein außer Nutzung gestellter Wald<br />

wird nicht wirtschaftlich genutzt, es darf<br />

also kein Holz geerntet werden. Umweltschutzorganisationen<br />

argumentieren das<br />

mit dem Erhalt der Artenvielfalt. Der außer<br />

Nutzung gestellte Wald als CO2-Speicher<br />

im Abtausch für fossile Emissionen, ist<br />

ein weiteres Phänomen. Konzerne kaufen<br />

immer öfter Wälder, um damit ihre fossilen<br />

CO2-Emissionen zu kompensieren. Umso<br />

wichtiger ist es, Holz und jeden einzelnen<br />

Bestandteil davon möglichst optimal und<br />

effizient zu nutzen. Auf dieses Ziel arbeitet<br />

die <strong>Papier</strong>- und Zellstoffindustrie schon<br />

heute intensiv hin. Sie verwendet zur einen<br />

Hälfte Durchforstungs- oder Schadholz,<br />

das während der Waldpflege geerntet wird,<br />

zur anderen Hälfte verarbeitet sie Restholz<br />

aus der Sägeindustrie. Das sind meist Hackschnitzel,<br />

die beim Zuschnitt von Rundholz<br />

zu Brettern anfallen.<br />

So lange<br />

wachsen<br />

die Bäume.*<br />

Quelle: u.a. www.waldwissen.net<br />

* Angaben entsprechen Standard Umtriebszeiten<br />

In der Zellstofffabrik wird das Holz in seine<br />

Bestandteile aufgespalten. Hier erhält<br />

man Cellulose, Hemicellulose und Lignin.<br />

Aus der Cellulose, den Holzfasern wird<br />

der Zellstoff für die <strong>Papier</strong>herstellung<br />

produziert. Das Lignin - jener Stoff, der die<br />

pflanzlichen Fasern zusammenhält - fällt<br />

in Form der Biolauge an. Diese wird derzeit<br />

energetisch genutzt, das heißt daraus wird<br />

erneuerbarer Strom und Wärme erzeugt.<br />

Zellstofffabriken erzeugen so mehr Energie,<br />

als sie selbst für die Produktion benötigen.<br />

Die überschüssige ins Netz gelieferte<br />

Energie der österreichischen <strong>Papier</strong>industrie<br />

kann den Energieverbrauch von über<br />

100.000 Haushalten decken.<br />

BIOMASSE<br />

HEIZKRAFTWERK<br />

Holz ist erneuerbarer<br />

Energieträger.<br />

Energieversorgung<br />

3,4 Wochen<br />

Sport-T-Shirts<br />

4 Stk.<br />

Magazine /<br />

Zeitschriften<br />

100 Stk.<br />

Derzeit wird intensiv an weiteren Verwertungsmöglichkeiten<br />

der Holzbestandteile<br />

Lignin und Hemicellulose geforscht.<br />

Heute schon werden daraus Nebenprodukte<br />

wie der Kaugummizucker Xylit, der<br />

Geschmacksstoff Vanillin oder Bioessigsäure<br />

gewonnen. In Zukunft könnten sie<br />

aber noch weitere Mineralöl-basierte<br />

Bestandteile in vielen Produkten der<br />

chemischen, der Lebensmittel- und der<br />

Pharmaindustrie ersetzen.<br />

100 kg HOLZ<br />

Küchenrollen<br />

100 Stk.<br />

Essig<br />

für 10 Gläser<br />

Essiggurkerl<br />

Tageszeitungen<br />

(Jahresabo)<br />

300 Stk.<br />

Um dieses Potenzial zu heben, gibt es<br />

bereits zahlreiche Forschungsprojekte<br />

rund um die Verwertung der Holzbestandteile<br />

am Institut für Biobasierte Produkte<br />

und <strong>Papier</strong>technik (BPTI) der TU Graz. Hier<br />

spielt Lignin eine wichtige Rolle. Ein vielversprechendes<br />

Projekt versucht, Vanillin<br />

als Material für die Energiespeicherung<br />

zu verwenden. Der Aromastoff wird aus<br />

dem Lignin gewonnen und in Flüssigbatterien<br />

als modifiziertes redoxaktives<br />

Elektrolyt verwendet. In Zukunft könnte es<br />

so ökologisch bedenkliche Schwermetalle<br />

oder seltene Erden ersetzen. Die Redox-<br />

Flow-Technologie ist insbesondere für<br />

den Ausbau von erneuerbaren Energien<br />

wie Wind- und Solarkraft ein wichtiger<br />

Briefe<br />

150 Stk.<br />

Versandkartons<br />

30 Stk.<br />

Vanillegeschmack<br />

für 5 kg Kipferl<br />

Obststeigen<br />

12 Stk.<br />

PAPIER-<br />

INDUSTRIE<br />

Holz ist Rohstoff für Produkte,<br />

Nebenprodukte und Energie.<br />

Bücher<br />

10 Stk.<br />

Milchpackungen /<br />

Getränkekartons<br />

360 Stk.<br />

Schulhefte und<br />

Notizblöcke<br />

50 Stk.<br />

Lebensmittelverpackungen<br />

100 Stk.<br />

Energieversorgung<br />

2,3 Wochen<br />

Puzzlestein: Sie speichern große Energiemengen<br />

und federn Spannungsspitzen<br />

im Stromnetz ab. Zudem eignen sich<br />

die Batterien als Backup-Speicher für<br />

stationäre Anwendungen wie Kraftwerke,<br />

Krankenhäuser, Mobilfunkanlagen oder<br />

E-Tankstellen. Weitere vielversprechende<br />

Anwendungen bietet auch der Holzbestandteil<br />

Hemicellulose. Damit könnte<br />

man zum Beispiel erdölbasierten Schaumstoff<br />

in der Autoindustrie ersetzen.<br />

& | 27


papier<br />

mehr&<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

interaktiv!<br />

https://papierundmehr.at/<br />

welche-verpackungen-sind-oekologisch/<br />

WELCHE<br />

VERPACKUNGEN SIND<br />

ÖKOLOGISCH?<br />

Wie ökologisch eine Verpackung ist, hängt nicht nur von dem Material ab aus dem sie hergestellt ist.<br />

Auch die Entsorgung sowie die Möglichkeit des Recyclings spielt eine wesentliche Rolle.<br />

| Das Ende der Plastiksackerl<br />

ist besiegelt<br />

Plastik verschmutzt die Meere und verrottet<br />

nicht, verbraucht Ressourcen und die Herstellung<br />

setzt CO2 frei. Österreich hat bereits<br />

Anfang 2020 Schluss mit dem Plastiksackerl<br />

gemacht und es aus den Kaufhäusern<br />

verbannt. Nur noch vollständig biologisch<br />

abbaubare Tragetaschen sind erlaubt. Das<br />

zuständige Ministerium rechnet dadurch<br />

mit einer Einsparung von 5.000 bis 7.000<br />

Tonnen an Kunststofftragetaschen jährlich.<br />

Generell sollen Plastikverpackungen um 20<br />

bis 35 Prozent bis 2025 verglichen mit 2016<br />

reduziert werden. Gerade im Bereich der<br />

Verpackungen gibt es noch großes Reduktionspotential,<br />

aber auch eine Reihe an<br />

Herausforderungen.<br />

etwa Einwegbesteck, Luftballons, Trinkhalme oder Wattestäbchen. Für Einweg-Lebensmittelverpackungen<br />

wie Take-Away-Behälter oder Getränkebecher wurden Reduktionsziele<br />

beschlossen. Für bestimmte andere Produktgruppen, wie z.B. Plastikverpackungen oder<br />

Getränkebecher, gibt es Verpflichtungen für den Hersteller.<br />

| Die Alternativen<br />

Wenn es ums Sackerl geht, lautet das Motto: <strong>Mehr</strong>fachnutzung zahlt sich aus. Am besten<br />

ist nämlich immer die Tragetasche, die man bereits von zuhause mitbringt. Aber was, wenn<br />

man mal gerade kein Sackerl zur Hand hat? In diesem Fall stellen <strong>Papier</strong>verpackungen eine<br />

Verbot bestimmter<br />

Kunststoffprodukte<br />

Besteck<br />

Teller<br />

Zielvorgaben für<br />

Verbrauchsminderung<br />

Lebensmittelverpackungen<br />

Verpflichtungen für die<br />

Hersteller*<br />

Sackerl und Folien<br />

Filter für<br />

Tabakprodukte<br />

Luftballons<br />

Feuchttücher<br />

| EU ergreift<br />

Massnahmen gegen Plastik<br />

Strohhalm<br />

Wattestäbchen<br />

Getränkebecher<br />

Lebensmittelverpackungen<br />

Getränkebecher<br />

In der Europäischen Union dürfen seit 2021<br />

bestimmte Einwegprodukte aus Plastik<br />

nicht mehr verkauft werden. Darunter fallen<br />

Luftballonstäbchen<br />

Kaffee-<br />

Rührstäbchen<br />

*Deckung der Kosten für die Abfallbewirtschaftung und Säuberung der Umwelt so wie für Sensibilisierungsmaßnahmen.<br />

Fanggeräte<br />

& | 28


So lange kämpft der Wald mit dem Müll<br />

4000 Jahre 2000 Jahre<br />

500 Jahre<br />

300 Jahre<br />

20 Jahre<br />

5 Jahre<br />

2 Jahre 1 – 3 Jahre 2 – 5 Monate 2 Monate<br />

Glasflasche<br />

Autoreifen<br />

Wegwerfwindel<br />

Aludose<br />

PET-Flasche<br />

Plastikbeutel<br />

Bananenschale<br />

Kaugummi<br />

Zigarettenstummel<br />

Apfelgehäuse<br />

Zeitung<br />

Baumwoll<br />

T-Shirt<br />

6 Wochen<br />

Taschentuch<br />

<strong>Papier</strong>sackerl<br />

So lan<br />

der Wald<br />

nachhaltige Alternative zu Einweg-Plastikverpackungen<br />

dar, egal ob es um Sackerl oder<br />

Lebensmittelverpackungen geht. <strong>Papier</strong>sackerl<br />

sind auch keine Wegwerfprodukte, sie<br />

können – genauso wie Kunststofftaschen<br />

– mehrfach benutzt werden. Mit einem<br />

wesentlichen Vorteil: Am Ende seines Lebens<br />

ist <strong>Papier</strong>, das über den Altpapiercontainer<br />

entsorgt wird, noch immer ein wertvoller<br />

Rohstoff. Denn <strong>Papier</strong> wird aus dem nachwachsenden<br />

Rohstoff Holz hergestellt und<br />

kann mehrmals recycelt werden (Studien<br />

zufolge sogar 25 Mal). Und so entstehen<br />

dann aus <strong>Papier</strong>verpackungen wieder neue<br />

<strong>Papier</strong>produkte wie Zeitungen, Schachteln<br />

oder ähnliches. Und das immer und immer<br />

wieder. Und solange die Faser im Kreislauf<br />

bleibt, ist das CO2 im Produkt gespeichert.<br />

| Starke Tragetaschen<br />

Für <strong>Papier</strong>sackerl selbst ist Altpapier als<br />

Rohstoff weniger gut geeignet. Denn die<br />

Einkäufe sollen sicher zuhause ankommen<br />

und die Tasche darf auch nicht gleich<br />

reißen, wenn es mal mehr zu tragen gibt<br />

oder sie feucht wird. Deshalb kommen hier<br />

frische Holzfasern zum Einsatz. Das ist aber<br />

nicht weiter schlimm, denn es gibt genug<br />

andere <strong>Papier</strong>sorten, wie etwa Wellpappe,<br />

Zeitungen oder Toilettenpapier, für die<br />

sich Altpapierfasern sehr gut eignen. Und<br />

obwohl die Österreicher zu den fleißigsten<br />

Recyclern zählen, ist Altpapier hierzulande<br />

ein heiß begehrtes Gut. Denn die heimische<br />

<strong>Papier</strong>industrie verarbeitet mehr<br />

Altpapier, als überhaupt in ganz Österreich<br />

gesammelt wird.<br />

| Nachhaltige Holzfasern<br />

Die Holzfasern, die für <strong>Papier</strong>produkte wie<br />

<strong>Papier</strong>sackerl eingesetzt werden, stammen<br />

dabei aus nachhaltiger Forstwirtschaft.<br />

Das bedeutet, dass in dem Wald, aus dem<br />

das Holz kommt, immer mehr Bäume<br />

nachwachsen, als geerntet werden. Das<br />

Holz fällt während der Waldpflege an, weil<br />

manche Bäume geerntet werden müssen,<br />

damit andere besser wachsen können. Auch<br />

Schadholz (z.B. wegen Borkenkäferbefall)<br />

und Restholz aus der Sägeindustrie kann von<br />

der <strong>Papier</strong>industrie gut verarbeitet werden.<br />

| Schlüsselfaktor Entsorgung<br />

Werden Verpackungen in der Umwelt<br />

achtlos weggeworfen, macht das meist<br />

nicht nur kein schönes Bild, es kann auch<br />

zu groben Beeinträchtigungen der Natur<br />

führen. Denn Plastik braucht hunderte<br />

Jahre, um in sandkorngroße Teile zu<br />

zerfallen, ganz wird es nie abgebaut.<br />

Insbesondere ist es gesundheitsschädlich,<br />

wenn es über die Nahrungsaufnahme von<br />

Tieren in die Nahrungskette des Menschen<br />

gelangt. Das passiert etwa, wenn Plastik<br />

im Meer von Fischen aufgenommen wird.<br />

Im Gegenteil dazu lösen sich <strong>Papier</strong>verpackungen<br />

innerhalb kurzer Zeit auf, ohne die<br />

Umwelt zu beeinträchtigen. Und auch in<br />

Österreich findet man immer wieder Müll<br />

am Waldrand, in Büschen oder Flüssen -<br />

meist achtlos weggeworfen oder vom Wind<br />

verweht. So gelangen allein in Österreich<br />

täglich 100 kg Plastik über die Donau ins<br />

Meer, das sind 40 Tonnen jährlich.<br />

| Recycling verbessern<br />

Verpackungen aus <strong>Papier</strong>, Karton oder<br />

Wellpappe stellen für viele Anwendungen<br />

eine ökologische Alternative zu Plastik dar.<br />

Gerade im Lebensmittelbereich ist Verpackung<br />

enorm wichtig, weil sie Lebensmittel<br />

schützt und so Lebensmittelverschwendung<br />

reduziert. Hier werden auf die <strong>Papier</strong>verpackung<br />

meist Kunststoffbeschichtungen<br />

aufgebracht, um die Lebensmittel vor<br />

Umwelteinflüssen zu schützen, das führt<br />

allerdings wiederum zu Problemen beim<br />

Recycling. Deshalb fallen mit Kunststoff<br />

beschichtete <strong>Papier</strong>e derzeit ebenfalls unter<br />

die EU-Plastikrichtlinie. Forschungen, diese<br />

„Barrierebeschichtungen“ biobasiert anzubieten<br />

laufen bereits. Nicht zuletzt braucht es<br />

aber eine Optimierung der Sammelsysteme<br />

und eine Sensibilisierung der Gesellschaft,<br />

die Verpackungen richtig zu entsorgen.<br />

Was folgt auf die Plastik-Ära?<br />

In einem Webinar haben wir uns dem<br />

Thema Verpackungen gewidmet und die<br />

Herausforderungen am Weg hin zur nachhaltigen<br />

Verpackung mit Experten aus<br />

unterschiedlichen Bereichen analysiert.<br />

https://austropapier.at/<br />

webinar-was-folgt-aufdie-plastik-aera/<br />

& | 29


papier<br />

mehr&<br />

FABRIKEN<br />

& | 30


© Lenzing<br />

NEUES AUS DEN<br />

FABRIKEN<br />

Jetzt noch sauberer | Die Zellstofffabrik in Lenzing hat eine neue<br />

Luftreinigungs- und Schwefelwiederaufbereitungsanlage bekommen.<br />

Die 40-Millionen-Euro-Investition, die im Mai 2021 in Betrieb ging,<br />

kann mehr kritische Prozessrohstoffe zurückgewinnen, Kosten<br />

senken und 15.000 Tonnen CO2 sparen.<br />

& | 31


papier<br />

mehr&<br />

FABRIKEN<br />

PAPIERKONJUNKTUR<br />

2021<br />

Auch wenn die Pandemie noch nicht vorbei ist, die Wirtschaft und<br />

besonders die Industrie erholt sich von dem Schock, der Produktion<br />

und Nachfrage im Frühjahr 2020 erheblich getroffen hat. Am<br />

stärksten sieht man den Rebound-Effekt im grafischen Bereich, wo<br />

nach Rückgängen von bis zu -40 Prozent bei einigen Sorten jetzt<br />

wieder ein kräftiges Plus zu sehen ist – auch wenn das Vorkrisen-<br />

Niveau noch nicht erreicht ist. Anders im Verpackungsbereich, wo<br />

der Lockdown zu mehr Logistik geführt hat. Nachdem es 2020 in<br />

diesem Sektor keinen Einbruch gegeben hatte, ist das Wachstum<br />

heuer nur moderat. Auch im Bereich der Spezial- und Hygienepapiere<br />

stellt sich eine Normalisierung ein. Insgesamt steigt die<br />

Nachfrage nach <strong>Papier</strong>produkten weiter, mit einem dementsprechenden<br />

Pull auf alle Faktoren, Rohstoffe und notwendige<br />

Dienstleistungen.<br />

Produktion in Österreich Jänner - Juni 2021<br />

Quelle: Austropapier, Cepi (Juni, prelim, ohne TxZSt)<br />

PAPIER<br />

2021 2010 %<br />

ZELLSTOFF<br />

2021 2020 %<br />

Grafische <strong>Papier</strong>e 1.102.000 960.000 14 %<br />

Verpackungspapiere 1.237.000 1.219.000 1,5 %<br />

Spezialpapiere 156.000 162.000 -3,6%<br />

PAPIERE gesamt 2.495.000 2.341.000 6,6 %<br />

Holzstoff 882.000 878.000 0,5 %<br />

<strong>Papier</strong>zellstoff 149.000 131.000 13,7 %<br />

ZELLSTOFF gesamt 1.031.000 1.009.000 2,2 %<br />

& | 32


| Versorgungsengpässe im Herbst<br />

| Weiterhin viele Investitionen<br />

Mit dem Ende vieler Corona-Maßnahmen im Frühsommer sprang<br />

auch die Nachfrage nach <strong>Papier</strong> an – nicht nur im Verpackungsbereich<br />

sondern auch bei den Printmedien. Dieses ruckartige<br />

Anziehen der Konjunktur hat die ganze Lieferkette aus dem<br />

Gleichgewicht gebracht, mit einem Ziehharmonika-Effekt durch<br />

alle Glieder der Wertschöpfungskette. Eine hohe Nachfrage bei<br />

den Print-Kunden führt zu geleerten Lagern in den Druckereien,<br />

bei den Händlern und den <strong>Papier</strong>fabriken. Diese wiederum<br />

bekamen Zellstoff im Sommer nur zu hohen Preisen und Altpapier<br />

zum Teil gar nicht in ausreichenden Mengen. Zusätzlich wird das<br />

hörbare Ruckeln in der <strong>Papier</strong>kette durch Engpässe in der Logistik<br />

verstärkt. Brancheninsider meinen jedoch, dass sich die für alle<br />

unerfreuliche Versorgungslage mit Vorprodukten nach dem<br />

Jahreswechsel wieder ausgleichen sollte . Viele Unternehmen<br />

kämpfen zudem mit sprunghaft angestiegenen Preisen für Gas<br />

und Strom; auf den internationalen Energiemärkten gehen die<br />

Preise durch die Decke.<br />

Trotz des zwischenzeitlichen Einbruchs ist die Investitionstätigkeit<br />

in der <strong>Papier</strong>industrie in der Pandemie weiter hoch geblieben. An<br />

den bereits gestarteten Projekten und Baustellen wurde weiter<br />

gearbeitet, wegen Corona aber mit noch strengeren Sicherheitsmaßnahmen.<br />

Wenn in einigen Fällen Fremdfirmen mit ihren<br />

Arbeitern nicht wie geplant unterstützen konnten, mussten kurzfristige<br />

Lösungen gefunden werden.<br />

„Auch wir investieren weiter,<br />

in die Zukunftsfähigkeit unserer<br />

Standorte in Pöls und Laakirchen.“<br />

Kurt Meier,<br />

CEO der Heinzel Group<br />

| Kapazitätserweiterungen<br />

Generell sollen durch Investitionen unterschiedliche Ziele erreicht<br />

werden, zum Beispiel Kapazitätserweiterungen, Qualitätsverbesserungen,<br />

Effizienzsteigerungen mit Kostensenkungen,<br />

Emissionsreduktionen oder mehr Sicherheit für die Mitarbeiter.<br />

Meistens werden durch solche Projekte gleich mehrere Ziele<br />

erreicht. Modernere Maschinen führen auch immer zu höherer<br />

Effizienz beim Einsatz von Rohstoffen, Energie oder Arbeitszeit und<br />

in Folge auch zu mehr Umweltschutz. Ein gutes Beispiel dafür war<br />

das große FutureEnergy-Projekt in Nettingsdorf.<br />

In zwei Werken kam die Kapazitätserweiterung mit einem Sortenwechsel<br />

auf bestehenden <strong>Papier</strong>maschinen (PM).<br />

Norske Skog Bruck<br />

Umbau PM 3<br />

für 200.000 t<br />

Testliner/Fluting<br />

90 Mio. Euro<br />

2022<br />

Laakirchen <strong>Papier</strong><br />

Umbau PM 10<br />

Sortenwechsel<br />

auf Wellpappe-<strong>Papier</strong><br />

100 Mio. Euro<br />

2021<br />

& | 33


papier<br />

mehr&<br />

FABRIKEN<br />

| Energieeffizienz<br />

Energie ist einer der größten Kostenfaktoren in einer <strong>Papier</strong>- oder Zellstofffabrik<br />

– Tendenz steigend. Um international konkurrenzfähig zu<br />

bleiben und auch um den eigenen Ansprüchen zur Nachhaltigkeit<br />

zu entsprechen, investieren alle Werke in Energieeffizienz, viele sogar<br />

im großen Stil. Für die gesamte Branche sind so Verbesserungen von<br />

rund einem Prozent jährlich möglich.<br />

MM Frohnleiten<br />

2017<br />

Sappi Gratkorn<br />

2019<br />

| Umweltschutz<br />

In den 80er- und 90er-Jahren wurde besonders viel in den<br />

Umweltschutz investiert. Die Emissionen bei fast allen Luft- und<br />

Wasserfrachten fielen stark, um bis zu 95 %. Seit dem wurden die<br />

gesetzlichen Grenzwerte weiter verschärft. - die <strong>Papier</strong>fabriken<br />

halten sie alle ein.<br />

Lenzing AG<br />

Umbau Schwefelanlage<br />

Verbesserte Schwefel-<br />

Rückgewinnung<br />

40 Mio. Euro<br />

| Erneuerbare Energie<br />

2020<br />

Neues Kraftwerk<br />

Gasturbine für Strom<br />

und Dampf<br />

45 Mio. Euro<br />

Smurfit Kappa<br />

Nettingsdorf<br />

2020<br />

Umbau PM 9<br />

Verbesserungen bei<br />

Energieeffizienz<br />

30 Mio. Euro<br />

Sappi Gratkorn<br />

2021<br />

Aktuell ist Dekarbonisierung das wichtige Thema, durch den Green<br />

New Deal der Europäischen Kommission müssen die CO2 Mengen<br />

noch weiter reduziert werden. Für solch gewichtige Fortschritte<br />

sind erhebliche Mittel notwendig, besonders wenn es um neue<br />

Kraftwerke und Brennstoffwechsel geht. In Gratkorn, Bruck und<br />

Nettingsdorf zum Beispiel gibt es große Projekte, um fossil zurückzufahren<br />

und als Nebeneffekt noch mehr Bio-Fernwärme in die<br />

Gemeinden auskoppeln zu können.<br />

Neben den großen Investitionen gibt es aber viele mittlere und<br />

kleine, die auch wichtige Beiträge für die Bioenergie-Erzeugung vor<br />

Ort leisten. Dazu gehören unter anderem die Photovoltaik-Anlagen<br />

und Wasserkraftwerke.<br />

Umbau Energieanlage<br />

Austausch von Laugenkessel<br />

und Turbine<br />

130 Mio. Euro<br />

Umbau Kessel 11<br />

Wechsel auf<br />

Biobrennstoffe<br />

35 Mio. Euro<br />

Neue PV-Anlagen haben z.B. errichtet:<br />

| Die Heinzel-Gruppe in Laakirchen und Pöls<br />

| Lenzing AG und<br />

| Rondo Ganahl<br />

Norske Skog Bruck<br />

MM Frohnleiten<br />

2021 2022<br />

Heinzel (Pöls+Laakirchen)<br />

Lenzing AG<br />

2020 2022<br />

Umbau Energieanlage<br />

Neuer Reststoff-Kessel 9<br />

und Umgebung<br />

Ausbau KM3<br />

Digitalisierung und<br />

Effizienzsteigerung<br />

Photovoltaik (PV)<br />

neue Anlagen in Laakirchen<br />

(1.300 qm) und Pöls (2.500qm)<br />

Bau einer PV-Anlage<br />

neue Anlage hat eine Fläche<br />

von 55.000 qm<br />

70 Mio. Euro<br />

100 Mio. Euro<br />

-1.000 t Co2<br />

5 Mio. Euro<br />

& | 34


VOR ORT<br />

Auf den Spuren des <strong>Papier</strong>s<br />

& | 35


papier<br />

mehr&<br />

FABRIKEN<br />

INNOVATION<br />

AUS TRADITION<br />

Werner Ranacher begibt sich auf die Spuren des<br />

<strong>Papier</strong>s. Bei Mondi in Kärnten geht er der Frage<br />

nach, wie <strong>Papier</strong>innovationen entstehen.<br />

<strong>Papier</strong> gibt es in vielen Variationen. Und auch wenn dieser Jahrtausende<br />

alte Werkstoff für uns mittlerweile alltäglich ist, steckt in<br />

jedem einzelnen <strong>Papier</strong>produkt doch eine jede Menge Forschungsund<br />

Entwicklungsarbeit. Um mehr darüber zu erfahren, besucht<br />

Werner Ranacher die <strong>Papier</strong>fabrik Mondi in Frantschach. Hier werden<br />

Verpackungspapiere für viele unterschiedliche Produkte, von Brot<br />

bis zu Baustoffen, sowie Spezialzellstoff zum Beispiel für Kaffeefilter<br />

hergestellt. Im hauseigenen Forschungszentrum werden <strong>Papier</strong>produkte<br />

nach Kundenwunsch maßgeschneidert entwickelt und die<br />

fertigen <strong>Papier</strong>produkte auf Herz und Nieren überprüft. So gibt es<br />

etwa ein eigenes Labor für Lebensmittelverpackungen oder das so<br />

genannte „Bag Application Center“ für Baustoffsäcke. Diese müssen<br />

nämlich nicht nur große Lasten tragen, sondern gleichzeitig besonders<br />

leicht und reißfest sein – und das möglichst bei jedem Wetter.<br />

| Mondi Frantschach<br />

Die <strong>Papier</strong>fabrik Mondi Frantschach im Kärntner Lavanttal wurde<br />

bereits im Jahr 1881 gegründet. Heute werden auf drei <strong>Papier</strong>maschinen<br />

und einer Faserlinie 270.000 Tonnen Sack- und Kraftpapier<br />

und 70.000 Tonnen ungebleichter Kraftzellstoff hergestellt. Die<br />

<strong>Papier</strong>fabrik ist in der Region ein wichtiger Arbeitgeber für 450<br />

Beschäftigte und versorgt neben der eigenen Produktion auch<br />

noch viele Gemeindegebäude und Haushalte in der Umgebung<br />

mit Ökostrom und Wärme aus Produktionsreststoffen.<br />

Film ab!<br />

https://papierundmehr.at/<br />

mondi-frantschach-innovation-aus-tradition/<br />

& | 36


MEHR<br />

ALS EIN JOB<br />

In Pöls erkundet Werner Ranacher die Bedeutung<br />

eines großen Industriebetriebs für eine<br />

ganze Region und fragt nach, wie man hier<br />

Arbeitskräfte findet.<br />

Bereits bei der Ortseinfahrt stellt sich die Bedeutung der Zellstoff<br />

Pöls für das kleine Pöls symbolisch dar. Ein großer Industriebetrieb,<br />

historisch gewachsen, inmitten eines kleinen Ortes im steirischen<br />

Murtal. Fussballverein, Werkskapelle und ähnliche Aktivitäten, auf<br />

allen prangt als Sponsor die Zellstofffabrik. Abwasserreinigung<br />

und Energieversorgung werden ebenfalls über die Zellstofffabrik<br />

organisiert. Schnell ist klar: Hier hat die <strong>Papier</strong>industrie eine<br />

gesamtgesellschaftliche Bedeutung. Seit Generationen ist die<br />

Fabrik für viele Einheimische Arbeitsplatz. Aber die Suche nach<br />

jungen Nachwuchskräften gestaltet sich nicht einfach. Hier wird<br />

bereits bei den Kleinen angesetzt. Am Geocache-Pfad rund um die<br />

Fabrik kann man mehr über die nachhaltige Produktion erfahren.<br />

Denn gerade für jungen Menschen gibt es hier viele Jobchancen<br />

und Angebote, wie etwa einen Lehrlingsshuttle.<br />

| Zellstoff Pöls<br />

Seit dem 17. Jahrhundert wird im steirischen Pöls <strong>Papier</strong> produziert.<br />

Heute erzeugt die Fabrik mit ihren 500 Mitarbeiter*innen 460.000<br />

Tonnen Sulfatzellstoff. Ein Teil davon wird weiterverkauft, der andere<br />

auf den beiden weltweit modernsten Kraftpapiermaschinen zu<br />

200.000 Tonnen Kraftpapier für Brotbeutel oder Tragetaschen<br />

verarbeitet. Mittels Holzreststoffen, Photovoltaik und Wasserkraft<br />

versorgt die Fabrik nicht nur den eigenen Betrieb mit Strom und<br />

Wärme sondern liefert auch Fernwärme an 15.000 Haushalte.<br />

Film ab!<br />

https://papierundmehr.at/<br />

zellstoff-poels-mehr-als-ein-job/<br />

& | 37


papier<br />

mehr&<br />

WISSEN<br />

WUSSTEN<br />

SIE, DASS ...<br />

DAS BESTE AUS UNSERER FACEBOOK-SERIE<br />

... ES WHISKEY IN<br />

PAPIERFLASCHEN ZU<br />

KAUFEN GIBT?<br />

Der Spirituosenhersteller Diageo (unter anderem Johnny<br />

Walker, Smirnoff und Guinness) hat ein Unternehmen<br />

für nachhaltige Verpackungstechnologie gegründet. Seit<br />

Anfang 2021 ist Whiskey von Johnny Walker in der neuen<br />

Flasche erhältlich, die aus nachhaltig gewonnenem<br />

Zellstoff hergestellt wird.<br />

Die Technologie ermöglicht<br />

es Marken, ihr bewährtes<br />

Designs in <strong>Papier</strong> umzuwandeln,<br />

ohne die vorhandene<br />

Qualität des Produkts zu<br />

beeinträchtigen.<br />

zum Artikel<br />

© Pixabay<br />

... PAPIER MUSIK<br />

MACHEN KANN?<br />

Kaum zu glauben: Forscher haben dünne, biegsame Lautsprecher<br />

aus rollengedrucktem <strong>Papier</strong> entwickelt. Dabei<br />

wird ganz normales <strong>Papier</strong> mit zwei Schichten eines leitfähigen<br />

organischen Polymers als Elektroden bedruckt.<br />

Dazwischen kommt eine piezoelektrische Schicht als<br />

aktives Element, was das <strong>Papier</strong> in Schwingungen<br />

versetzt. Laut und deutlich wird durch die Luftverdrängung<br />

der Sound erzeugt.<br />

© TU Chemnitz | Jacob Müller<br />

zum Video<br />

... KARTON<br />

EXTREM STARK IST?<br />

Im Video ist ein zu hundert Prozent aus Karton bestehendes<br />

Regal zu sehen. Es wurde designed, um bis zu<br />

500 kg zu tragen und dabei möglichst viel Stauraum zu<br />

bieten. Der Aufbau dauert weniger als sieben Minuten,<br />

außerdem werden dazu keine Hilfsmittel benötigt. Ein<br />

weiterer Vorteil: Das Regal kann nach Kundenwunsch<br />

optisch gestaltet werden.<br />

zum Artikel<br />

© CartonLab<br />

... BATTERIEN<br />

KOMPOSTIERBAR<br />

SEIN KÖNNEN?<br />

Sind Batterien erst einmal kaputt oder bringen nur<br />

noch geringe Leistung, dann sind sie ein Fall für den<br />

Sondermüll.<br />

Wo<br />

sie auf keinen Fall<br />

hingehören, ist der<br />

Biomüll oder der<br />

Komposthaufen –<br />

außer es handelt<br />

sich um diese<br />

Neuentwicklung aus Kohlenstoff, Zellulose, Glycerin<br />

und Kochsalz, die sich binnen Monaten im Erdreich fast<br />

komplett auflöst.<br />

zum Artikel<br />

© empa<br />

& | 38


DER WALD WÄCHST<br />

Die Wälder Europas, in denen der Rohstoff für Printmedien,<br />

<strong>Papier</strong>verpackungen und andere Produkte nachwächst,<br />

werden immer größer - um 1500 Fußballfelder jeden Tag.<br />

Erfahre, was dahinter steckt<br />

www.at.twosides.info/FSwald<br />

In Österreich sind 47% des Landes mit Wald bedeckt.<br />

Quelle: UM/FAO 2005-2020 for forests in EU27+CH+NO+UK, Statistik Austria


AKTUELLES PROGRAMM<br />

UND ANMELDUNG:<br />

www.paper-biorefinery.com/

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