2022-2_barbers_corner

BÖKER MANUFAKTUR SOLINGEN
17
INTERVIEW: ROLAND KOCH
Der Wall einer Rasiermesserklinge
muss ebenfalls gleichmäßig herausgepliestet
werden. Danach werden Klinge
und Klingenrücken poliert und mattiert.
Anschließend geht die bearbeitete Klinge
zum Reiden, was letztlich die Montage
von Klinge und Heft umschreibt.
Im Anschluss wird die Klinge abgezogen,
eingeölt und das fertige Rasiermesser
verpackt.
Böker: Wieviele Arbeitsschritte hast
Du an einem Rasiermesser?
Roland: Alleine das Schleifen und
Pliesten umfasst ca. 35 einzelne Arbeitsgänge.
Sorgfalt und Konzentration
sind im gesamten Herstellungsprozess
unabdingbar. Versprochen: für das
nächste Interview zähle ich die restlichen
Arbeitsschritte noch einmal minutiös
nach ;).
Böker: Wie bist Du zum Beruf des Rasiermesserschleifers
gekommen?
Roland: Ich habe damals bei Böker
eine Lehre als Metall-/Handschleifer in
der Handpliesterei absolviert. Während
dieser Zeit wurde die neue Rasiermesserabteilung
bei Böker eingerichtet.
Es gab einen erfahrenen externen Rasiermesserschleifer,
der einigen der
Böker Kollegen das Handwerk des
Rasiermesserbaus näherbringen sollte.
Ich wurde in diesem Rahmen auch
für diese Weiterbildung berücksichtigt.
Und seit dieser Zeit mache ich nichts
anderes mehr.
Böker: Wie lange arbeitest Du schon
bei Böker?
Roland: Die Lehre habe ich am 1. August
2008 begonnen und seitdem arbeite
ich für die Firma Böker.
Böker: Du führst den Titel „Königsschleifer“.
Dieser Begriff existiert zwar
nicht als offizieller Name für einen
Berufsabschluss der IHK, ist aber ein
etablierter Titel in der Schneidwarenindustrie.
Kannst Du uns diesen Titel genauer
erklären?
Roland: Als „Königsschleifer“ meistert
man die schwierigste aller Disziplinen
im Schleifhandwerk überhaupt.
Gemeint ist die Königsdisziplin, das
Schleifen eines Rasiermessers. Wenn
man das beherrscht, dann kann man
auch alles andere problemlos schleifen,
seien es Taschenmesser, Scheren oder
andere Schneidwaren. Das Schleifen
eines Rasiermessers erfordert höchste
Kunstfertigkeit, Erfahrung und Technik
bei allen Arbeitsgängen.
Böker: Worin liegen die besonderen
Herausforderungen Deiner Arbeit?
Roland: Man muss beim Rasiermesserschleifen
immer sehr präzise und
genau arbeiten, da jeder Arbeitsschritt
vom Vorherigen abhängt. Wenn man
bereits zu Beginn Fehler macht, zieht
sich das durch den gesamten Arbeitsprozess.
Da die Rohlinge nicht immer
exakt identisch sind, muss man zudem
immer ein wachsames Auge haben und
jeden Arbeitsschritt individuell anpassen.
Böker: Was gefällt dir besonders gut
an Deiner Arbeit?
Roland: Mir gefällt, dass ich mit einem
Klingenrohling anfange und am Ende
ein handgefertigtes Rasiermesser in
meinen Händen halte. Ich erledige alle
Arbeitsschritte mit höchstem Qualitätsbewusstsein
und freue mich, aus
einem groben Klingenrohling eine elegante
und scharfe Klinge erwachsen zu
sehen. Das gefällt mir besser, als nur
einen Arbeitsgang zu erledigen und dabei
nie das Endergebnis zu sehen.
Böker: Hast Du einen Lieblingsrohling,
und wenn ja, welchen?
Roland: Mir gefällt der 6/8 Elite-Rohling
(auch Bismarck genannt) sehr gut.
Ich mag die Form und man kann viel
daraus machen. Diese Rohlinge lassen
sich sehr gut schleifen, das macht mir
natürlich die Arbeit etwas leichter. Außerdem
bekommt man diesen Rohling
auch sehr gut auf eine gebrauchsfertige
Schärfe geschliffen.
Böker: Was machst Du gerne in Deiner
Freizeit?
Roland: Ich gehe gerne Spazieren
oder fahre mit dem E-Bike durch das
Bergische Land. Daneben mache ich
gerne Städte Tripps an meinen freien
Wochenenden, gerne auch mal in den
Niederlanden oder Belgien.
Böker: Was sind Deine Pläne für die
Zukunft?
Roland: Dieses Jahr wird noch kirchlich
geheiratet und die Hochzeitsreise
geht in die Türkei, nach Side. Für die fernere
Zukunft möchte ich meine Fertigkeiten
bei der Herstellung von Rasiermessern
noch verfeinern und meinen
Beitrag dazu leisten, dass dieser tolle
Beruf auch künftige Generationen begeistert.
Böker: Vielen Dank für das Interview!