i-presse_oktober-2023-neu
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>presse</strong><br />
MAGAZIN ZUR DIGITALISIERUNG DER W IRTSCHAFT<br />
Dr.Alexis Freitas<br />
Europäischer Facharzt für<br />
Chirurgie/Koloproktologie<br />
Das Geheimrezept für<br />
Ihren Business-Erfolg?<br />
A1. AusVerantwortungfür Ihr Business.
Dr.Alexis Freitas<br />
Europäischer Facharzt für<br />
Chirurgie/Koloproktologie<br />
Eine gesunde Portion Highspeed:<br />
A1 Business Internet.<br />
MitA1BusinessInternetsindSie immer<br />
stabilund verlässlich verbunden. Undbei<br />
BedarfbietenSie IhrenKund:innenmit<br />
A1 Paymentunkomplizierte,kontaktlose<br />
Zahlungmit höchster Sicherheit.<br />
Mehr Infosunter<br />
A1.net/business-aktion<br />
A1 Business Internet<br />
4Monatsentgelte<br />
gratis*<br />
AufWunschauch<br />
A1 Payment<br />
4Monatsentgelte<br />
gratis*<br />
A1.Aus Verantwortungfür IhrBusiness.<br />
*Zzgl. jährliches Entgelt 29,08 EUR<br />
Aktionsbedingungen A1 BusinessInternet(BIA) &A1Paymentgültig ab 11.09.<strong>2023</strong><br />
bis auf Widerruf. Bei Bestellung vonBIA und/oder A1 Paymententfälltdas monatliche<br />
Entgelt in den ersten vier Monaten, anschließend wirdfür BIA ab 29,90€und für A1<br />
Payment ab 14,99€verrechnet. Herstellung des Internetanschlusses und Terminals<br />
kostenlos bei einer Bindung vonjeweils 36 Monaten. A1Payment: beim stationären<br />
Bezahl-Terminal wirdein Internetanschlussvorausgesetzt.Ausgenommen Payment<br />
FLEX. Nichtmit anderen Aktionen kombinierbar.EntgelteexklusiveUSt.
<strong>presse</strong><br />
OKTOBER <strong>2023</strong><br />
MAGAZIN ZUR DIGITALISIERUNG DER WIRTSCHAFT<br />
RECRUITING:<br />
DIE SUCHE NACH<br />
PASSENDEN<br />
MITARBEITERN<br />
HANDEL:<br />
ALGORITHMUS,<br />
MIT DEM MAN<br />
MIT MUSS<br />
VERKEHR:<br />
WENIGER<br />
UNFÄLLE,<br />
MEHR FLUSS<br />
PFLEGE:<br />
ROBOTER,<br />
ETHISCH<br />
GEBRIEFT
—<br />
Let‘s write the future.<br />
Mit digitalen Lösungen zur Verbesserung<br />
der Energieeffizienz<br />
Wo Energie verbraucht wird, kann auch Energie gespart werden. Die<br />
Verbesserung der Energieeffizienz ist der effektivste Weg, um die<br />
CO2-Emissionen zu senken. Wir bei ABB wollen die Welt in Bewegung<br />
halten und dabei jeden Tag Energie sparen. Das ist ein einfaches und<br />
realistisches Ziel – gemeinsam können wir es erreichen. Wir tun unser<br />
Bestes, doch mit Ihrer Unterstützung können wir noch mehr erreichen.<br />
Machen Sie mit und lassen Sie uns gemeinsam die Energieeffizienz<br />
verbessern. www.abb.at
EDITORIAL<br />
Cover: MicroStockHub_iStock via Getty Images Plus; Portrait Editorial: Nathan Murrell<br />
EVA KOMAREK<br />
Chefredakteurin<br />
Impressum<br />
An künstlicher Intelligenz (KI) führt kein<br />
Weg vorbei. Sie hat sich schon längst in<br />
unserem Alltag breitgemacht und wird gern<br />
benutzt. Beispiele gefällig? Suchmaschinen,<br />
Navigationssysteme, Empfehlungssysteme<br />
beim Onlineshoppen oder beim Streamingdienst,<br />
Fahrassistenz im Auto, ja sogar Ihr<br />
Spamfilter arbeitet mit KI. Also kein Grund zur Panik. In den<br />
letzten Monaten ist durch Chat GPT das Thema KI im Mainstream<br />
angekommen und polarisiert. Die Frage, ob solche<br />
Programme den Menschen als Arbeitskraft überflüssig machen,<br />
hat die Stammtischdebatten erreicht. Das ist ein guter Grund,<br />
sich in der aktuellen i-Presse damit auseinanderzusetzen.<br />
Wir haben uns die Frage gestellt, was KI jetzt schon alles<br />
kann und wie sie die Wirtschaft verändern wird. Wir haben<br />
uns Branchen angesehen und mit Technologieexperten und<br />
Unternehmen über konkrete Anwendungen gesprochen, sei<br />
es in der Medizin, dem Einzelhandel, der Logistik oder im<br />
Recruiting. Wie immer haben wir auch einen Blick in die<br />
Zukunft gewagt und uns unter anderem damit beschäftigt,<br />
wie das perfekte Mobilitätskonzept aussehen könnte. Und<br />
wir haben nach Antworten auf die Frage gesucht, wie unsere<br />
menschliche Zukunft mit KI-gestützten Robotern aussehen<br />
wird. Bei aller Faszination für die Chancen und Möglichkeiten,<br />
die diese Technologie bringt, haben wir auch die ethischen<br />
Aspekte im Blick behalten. Denn während wir uns überlegen,<br />
wie wir KI am besten nutzen können, müssen wir ebenfalls<br />
darüber sprechen, welche Werte und Prinzipien wir dabei<br />
bewahren möchten.<br />
Medieninhaber, Herausgeber und Redaktion: „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33,<br />
FN 218199g/Handelsgericht Wien, ATU 54093001, Geschäftsführung: Mag. Herwig Langanger, Andreas Rast, Chefredakteur „Die<br />
Presse“: Mag. Florian Asamer, Leitung „i-<strong>presse</strong>“: Eva Komarek, Art Direction: Matthias Eberhart, Grafik: Peter Jaunig, Thomas<br />
Kiener, Bildbearbeitung: Christian Stutzig, Fotoredaktion: Alexandra Eizinger, Produktion: Stephan Flisnik, Hersteller: Druck Styria<br />
GmbH & Co KG, Styriastraße 20, 8042 Graz, Anzeigen: Tel.: +43/(0)1/514 14-535, E-Mail: anzeigenleitung@die<strong>presse</strong>.com<br />
3
INHALT<br />
08<br />
Wirtschaft im Umbruch<br />
08 Hintergrund: Was unterscheidet eigentlich künstliche<br />
Intelligenz von jenen Softwaresystemen und Algorithmen,<br />
mit denen wir seit Jahrzehnten arbeiten?<br />
12 Logistik: Vom smarten Beladen von Containern bis hin<br />
zu klugen Ortungssystemen in Produktionshallen – künstliche<br />
Intelligenz erobert die Logistik.<br />
Branchen im Wandel<br />
18 Recruiting: Die Auswahl passender Mitarbeiter könnte<br />
sich in Zukunft effizienter und einfacher gestalten. Über<br />
künstlich intelligentes Human Resources Management.<br />
22 Einzelhandel: Es geht um Effizienz im E-Commerce<br />
oder Lösungen im stationären Handel, Stichwort<br />
Ladendiebstahl. KI, Maschine und Mensch im Teamwork.<br />
26 Energiebranche: Er<strong>neu</strong>erbare Energie aus Wind<br />
stresst die Stromnetze. Künstliche Intelligenz hilft dabei,<br />
die Stabilität der Netze zu managen.<br />
30 Bauwirtschaft: Auf dem Weg zum verlässlichen Assistenten<br />
für Architekten und Projektleiter: KI-Lösungen für<br />
Planung und Projektmanagement.<br />
52<br />
16<br />
34 Gesundheit: Von der Diagnose von seltenen Erkrankungen<br />
bis zur Entwicklung von Therapeutika: Medizin<br />
und Pharmazie stehen vor einer KI-Revolution.<br />
40 Musikbusiness: In der Branche sollte man sich darauf<br />
einstellen, dass die Hits von morgen von künstlicher<br />
Intelligenz geschrieben werden, Datenklau inklusive.<br />
Digitale Zukunft<br />
46 Verkehr: Von der CO₂-freien Mobilität in ultrafuturistischen<br />
Städten bis zur Vision selbstfahrender Autos und<br />
Shuttlebusse, die langsam Gestalt anzunehmen scheint.<br />
52 Robotik: Mit KI ausgestatte humanoide Roboter könnten<br />
bei Herausforderungen der Zukunft, wie etwa in der<br />
Pflege, einen entscheidenden Lösungsbeitrag leisten.<br />
Fotos: XH4D_E+via GettyImages, XH4D_E+via GettyImages, Thinkhubstudio_iStock via Getty Images Plus<br />
4
weiterbilden<br />
weiterdenken<br />
weiterwissen<br />
weiterkommen<br />
Neue<br />
berufsbegleitende<br />
Bachelor- und<br />
Masterstudien!<br />
Die Universität für WeiterbildungKrems istdie<br />
führende öffentliche Universitätfür Weiterbildung<br />
in Europa.Mit innovativen Studienprogrammen<br />
begleiten wirunsereStudierenden aufihrem individuellen<br />
Karriereweg.85% unserer Absolvent_innen<br />
würden die Universität weiterempfehlen.*<br />
*Quelle: AbsolventInnen-Befragung 2021<br />
info@donau-uni.ac.at | www.donau-uni.ac.at
6<br />
Foto: XH4D_E+via GettyImage
Wirtschaft<br />
im Umbruch<br />
7
WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />
Die Schatten der<br />
Wirklichkeit<br />
Was ist eigentlich eine KI? Was unterscheidet künstliche Intelligenz von jenen<br />
Softwaresystemen und Algorithmen, mit denen wir seit Jahrzehnten arbeiten?<br />
Und: Wo sehen Wissenschaftler die Einsatzbereiche für die Zukunft?<br />
von Barbara Wallner<br />
Foto: Lughammer, SvetaZi_ iStock via Getty Images Plus<br />
8
WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />
Eine Gruppe von Menschen, angekettet<br />
in einer Höhle. Den Kopf können sie<br />
nicht drehen, sich nicht umsehen,<br />
lediglich die Felswand vor ihnen wahrnehmen.<br />
Vor dem Höhleneingang<br />
lodert ein Feuer, das die Schatten von<br />
vorbeigehenden Menschen und Gegenständen<br />
an die Wand wirft. Die Gefangenen<br />
sehen nie die Realität – die<br />
„Wirklichkeit“ besteht für sie aus<br />
einem Schattenspiel. Als Platon sein<br />
Höhlengleichnis formulierte, wird der<br />
Antike Philosoph kaum erwartet haben,<br />
dass es einst als Bild für die künstliche<br />
Intelligenz dienen könnte. Und doch<br />
findet es Sepp Hochreiter, Leiter des<br />
Instituts für Machine Learning an der<br />
Johannes Kepler Universität in Linz,<br />
eigentlich ganz passend: „Die Schatten<br />
sind die Daten. Die KI ist extrem gut<br />
darin, diese Schatten zu interpretieren.<br />
Sie sieht die kleinsten Details, sieht<br />
10.000 Schatten gleichzeitig. Sie sieht<br />
nur einen Teil, aber diesen Teil sehr<br />
genau mit einer riesigen Kapazität.<br />
Aber sie sieht nur Schatten, sie kann<br />
die Welt nicht verstehen, denn sie lebt<br />
nicht darin.“<br />
Was ist intelligent? Das Höhlengleichnis<br />
spricht eine der grundlegenden<br />
Ideen des Menschseins an: das<br />
Erkennen einer Wirklichkeit und die<br />
Frage, woraus diese Wirklichkeit<br />
besteht. Dass dieses Bild nun für eine<br />
künstlich geschaffene Intelligenz<br />
Anwendung finden kann, kann uns<br />
schon beschäftigten. Seit Jahrzehnten<br />
leben wir mit Algorithmen, mit Programmen,<br />
die den Alltag prägen, das<br />
Arbeitsleben erleichtern sollen. Seit<br />
Kurzem, so scheint es, hat eine <strong>neu</strong>e<br />
Größe das Spielfeld betreten: die KI.<br />
Doch was genau ist eigentlich der<br />
Unterschied zwischen der künstlichen<br />
Intelligenz, die heute in aller Munde<br />
ist, und den Softwaresystemen, die so<br />
alltäglich sind, dass sie uns schon gar<br />
nicht mehr auffallen?<br />
„Intelligent ist ein Softwareprodukt<br />
dann, wenn es schafft, selbstständig zu<br />
lernen“, erklärt Martin Ebner, Professor<br />
für Medieninformatik und Leiter<br />
der Organisationseinheit Lehr- und<br />
Lerntechnologien an der TU Graz. „Es<br />
also Modelle integriert hat, die es<br />
schaffen, eingespeiste Daten so zu verarbeiten,<br />
dass sie <strong>neu</strong>e Schlüsse daraus<br />
ziehen können und sich so selbst ,intelligent’<br />
weiterentwickeln.“ Dass „intelligent“<br />
hier in Anführungszeichen steht<br />
ist kein Zufall, denn mit menschlicher<br />
Intelligenz sei das nicht gleichzusetzen:<br />
„Die Datenverarbeitungsmaschine<br />
Mensch ist noch einmal eine ganz<br />
andere Nummer, das muss man schon<br />
sagen. Es geht hier um sehr spezialisierte<br />
Anwendungen, die mit Daten<br />
trainiert werden und versuchen, diese<br />
Daten zu bearbeiten, zu verarbeiten<br />
Chat GPT ist gut für<br />
die Kundenbetreuung,<br />
wenn man<br />
Kundenschnittstellen<br />
hat. In der Industrie<br />
ist das weniger<br />
wertvoll, da sind<br />
es die Schnittstellen<br />
zwischen Mensch<br />
und Maschine, die<br />
wichtig sind.<br />
SEPP HOCHREITER,<br />
Leiter des Instituts für Machine Learning,<br />
Johannes Kepler Universität<br />
Lerntechnologie. Martin<br />
Ebner forscht zu Medieninformatik<br />
an der TU Graz.<br />
und <strong>neu</strong>e Schlüsse daraus zu ziehen,<br />
die sie nutzen, um sich weiterzuentwickeln.“<br />
Wie weit diese Entwicklung<br />
gehen könne, das werde man sehen.<br />
Aber auch das, was wir als intelligent<br />
im Sinne einer künstlichen Intelligenz<br />
definieren, ändert sich, erklärt<br />
Pascal Welke, Post Doc Researcher für<br />
Machine Learning an der TU Wien:<br />
„John McCarthy (US-amerikanischer<br />
Logiker und Informatiker, Anm.) hat<br />
einmal gesagt: ,Sobald es funktioniert,<br />
nennt es niemand mehr KI.’ Was wir<br />
als KI wahrnehmen, verschiebt sich –<br />
nehmen wir Zoom als Beispiel. Darin<br />
gibt es eine Funktion, mit der man den<br />
Hintergrund unscharf machen kann.<br />
Dahinter steht ein System, das gelernt<br />
hat, was ist Hintergrund und was ist<br />
Mensch. Das kann man nicht einfach<br />
hinein programmieren, denn die Leute<br />
sehen ja unterschiedlich aus. Heute<br />
nimmt das kaum noch jemand als KI<br />
wahr.“ Was Welke hier anspricht, ist<br />
der sogenannte „KI-Effekt“, eine Tendenz,<br />
die Definition von künstlicher<br />
Intelligenz immer weiter hinauszuschieben.<br />
Was alltäglich erscheint, wird<br />
abgetan als „keine echte Intelligenz“.<br />
Der amerikanische Computerwissenschaftler<br />
Larry Tesler fasste es in den<br />
1970er-Jahren zusammen als: „KI ist,<br />
was noch niemand gemacht hat.“<br />
Die Maschine und ihr Lehrer. Bleiben<br />
wir aber abseits aller philosophischen<br />
Diskussionen beim Prinzip der<br />
9
WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />
KI als lernendes Modell. „Mein Impuls<br />
wäre zu sagen: Überall dort, wo Muster<br />
entstehen oder Muster angewandt werden<br />
können, wird auch die KI Fuß fassen“,<br />
erklärt Ebner. „Das ist das, was<br />
das Modell oder der Rechner gut kann:<br />
immer wieder das Gleiche erkennen,<br />
Schlüsse daraus ziehen und sie dem<br />
Menschen mitteilen. Der Mensch ist<br />
der kreative Part, der sich diese Ergebnisse<br />
ansieht und daraus, abseits aller<br />
Muster, etwas Neues erschafft.“ Gleichzeitig<br />
ist der Mensch aber auch der<br />
Lehrer der KI – denn er ist es, der die<br />
Datengrundlage für die Mustererkennung<br />
liefert: „Die KI ist so dumm, wie<br />
der Mensch vorher war“, bringt es<br />
Ebner auf den Punkt. „Sie kreiert ja<br />
(noch) nichts Neues, arbeitet mit den<br />
Daten, die ihr der Mensch zur Verfügung<br />
stellt.“ Die KI ist also immer nur<br />
so gut wie ihre Datengrundlage.<br />
Die KI ist immer<br />
nur so gut wie ihre<br />
Datengrundlage. Sie<br />
kreiert (noch)<br />
nichts Neues sondern<br />
arbeitet mit<br />
den Daten, die ihr<br />
der Mensch zur Verfügung<br />
gestellt hat.<br />
MARTIN EBNER,<br />
Professor für Medieninformatik an<br />
der TU Graz<br />
Wenn Daten fehlen. Womit wir wieder<br />
beim Höhlenbeispiel wären – denn die<br />
KI muss sich letztendlich mit Schatten<br />
begnügen. Sepp Hochreiter: „Es gibt<br />
Fälle, in denen in den Daten etwas fehlt<br />
– diese Lücken schließe ich als Mensch<br />
mit meinem Hausverstand, mit meinem<br />
Weltwissen. Die KI kann das nicht. Es<br />
gab einen Fall, wo beim Training von<br />
selbstfahrenden Autos zu wenige Tunnelfahrten<br />
gemacht wurden. Die KI hat<br />
dann die Betondecke als Straße<br />
erkannt. Ich als Mensch weiß, dass an<br />
der Decke keine Straße entlangführen<br />
kann. Woher soll die KI das wissen? Ich<br />
werde als menschlicher Fahrer eher<br />
vermeiden, eine Böschung hinunterzufahren,<br />
weil ich mir denken kann, dass<br />
mir das nicht gut bekommen wird. Die<br />
KI weiß nicht, dass ein Unfall etwas<br />
Schlechtes ist. Sie müsste Unfälle<br />
bauen, die analysieren und daraus lernen,<br />
dass man sie vermeiden sollte.“<br />
Ebenso kann sich in Daten ein „Bias“<br />
finden, eine Voreingenommenheit oder<br />
Tendenz, die uns vielleicht gar nicht<br />
bewusst ist, aber zwangsläufig in die<br />
Schlussfolgerungen der KI einfließt. Im<br />
Zuge der Recherchen für diesen Artikel<br />
poppt im YouTube-Feed beispielsweise<br />
ein Video auf: KI-generierte Bilder der<br />
schönsten Frauen aus jedem Land der<br />
Erde werden hier angepriesen. Beim<br />
Ansehen fällt auf, dass zwar Hautfarben<br />
wechseln, die Gesichtszüge aber<br />
im Wesentlichen ähnlich sind: Hohe<br />
Wangenknochen, schmales Gesicht,<br />
kleine Nase. Sind die Schönheitsideale<br />
weltweit tatsächlich so ähnlich oder<br />
wurde hier eine KI mit einseitigen<br />
Daten dazu gefüttert, was „schön“ ist?<br />
In diesem Sinne kann uns die KI auch<br />
einen Bias zeigen, der uns zuvor nicht<br />
bewusst war: „Die KI liefert ja nur ein<br />
Bild davon, wie die Menschheit so ist,<br />
sie hält uns einen Spiegel vor – und<br />
manchmal gefällt uns nicht, was wir<br />
sehen“, erklärt Ebner.<br />
Braucht mein Unternehmen KI?<br />
„Im Moment gibt es natürlich auch<br />
einen gewissen Hype um die KI“, sagt<br />
Ebner. „Auch das wird sich wieder einpendeln,<br />
denke ich, wenn man merkt,<br />
wo die Anwendungsfelder liegen.<br />
Natürlich muss man die Technologie<br />
immer kritisch prüfen und darf sich<br />
nicht darauf verlassen, dass die KI alles<br />
besser kann als die Experten.“ Nichtsdestotrotz<br />
ist eine Auseinandersetzung<br />
mit der KI eine sinnvolle Maßnahme<br />
im eigenen Unternehmen, da sind sich<br />
die Experten einig. „Am Anfang steht<br />
eine Bedarfsanalyse. Gibt es überhaupt<br />
ein Problem, das ich lösen muss?“, rät<br />
Welke. „Wenn ein Unternehmen eine<br />
gewisse Größe hat, macht es sicher<br />
Sinn, sich die eigenen Prozesse anzusehen<br />
und zu schauen, ob es dafür bessere<br />
Lösungen gibt.“<br />
Ebner sieht das ganz ähnlich: „Man<br />
muss sich grundsätzlich einmal mit der<br />
KI beschäftigen, grob verstehen, wie<br />
sie funktioniert und was sie machen<br />
kann – und das auch für sich selbst<br />
spüren. Und dann merkt man nach und<br />
nach, wofür man sie einsetzen kann. Es<br />
ist ja auch total spannend, finde ich,<br />
eine KI zu einem Thema zu befragen,<br />
in dem ich vermeintlich der Experte<br />
bin.“ Grundsätzlich sei die KI ein guter<br />
Sparring-Partner, liefert Vorschläge<br />
und Modelle, auf deren Grundlage man<br />
dann weiterarbeiten kann.<br />
Chat GPT für die Kundenbetreuung.<br />
„Abhängig von der Größe eines Unternehmens<br />
ist die Frage, kann ich nicht<br />
eine Person abstellen, die sich damit<br />
beschäftigt, was KI kann und was ich in<br />
meinem Unternehmen brauche?“, stellt<br />
Hochreiter als Frage in den Raum.<br />
Denn Einsatzmöglichkeiten sieht er<br />
zahlreiche: „Chat GPT beispielsweise<br />
ist gut für die Kundenbetreuung, wenn<br />
man Kundenschnittstellen hat. In der<br />
Industrie ist das weniger wertvoll, da<br />
sind es die Schnittstellen zwischen<br />
Mensch und Maschine, die wichtig<br />
sind.“ Es gebe so viele Bereiche, die im<br />
Hintergrund laufen, die man derzeit<br />
noch nicht sieht, weiß Hochreiter –<br />
„Demnächst wird ein Riesending über<br />
Wettervorhersagen rauskommen. Wo<br />
im Moment Millionen hineingesteckt<br />
werden, ist das Carbon Capturing, also<br />
das Abscheiden oder Einfangen von<br />
CO₂ aus industriellen Abgasen beziehungsweise<br />
aus der Luft. Das ist für<br />
den Privaten jetzt nicht so überwältigend,<br />
wird aber die Industrie massiv<br />
beeinflussen. Simulationen werden viel<br />
schneller gehen, das wiederum erlaubt<br />
den Bau von besseren Maschinen, besseren<br />
Gebäuden, besseren Anlagen. In<br />
der Logistik, in der Prozessoptimierung<br />
wird sich unglaublich viel tun.“<br />
Unternehmen seien also gut beraten,<br />
immer über den <strong>neu</strong>esten Stand<br />
Bescheid zu wissen: „Unabhängig<br />
davon, ob ich das jetzt sofort in meinen<br />
Alltag einbinden kann, ich muss darüber<br />
Bescheid wissen. Das ist ein Zug,<br />
der jetzt Fahrt aufnimmt und unglaublich<br />
schnell werden wird. Wer jetzt<br />
nicht aufspringt, läuft Gefahr, abzuprallen.“<br />
10
WERBUNG<br />
„Veränderung ist unser ständiger Begleiter“<br />
Stefan Tschida, Head of Change & Adoption<br />
Services bei WienIT, spricht über den<br />
Arbeitsplatz der Zukunft.<br />
Foto: Beigestellt<br />
WienIT ist der zentrale IT- und Business-Partner der Wiener<br />
Stadtwerke-Gruppe und feiert heuer 20-Jahr-Jubiläum. Das<br />
Unternehmen betreibt die sichere und verlässliche IT-Infrastruktur<br />
und digitalisiert Geschäftsprozesse hinter den wichtigsten<br />
Versorgern und Dienstleistern der Hauptstadt – von<br />
Wiener Linien und Wiener Lokalbahnen über Wiener Netze<br />
und Wien Energie bis hin zu Bestattung und Friedhöfen und<br />
vielen weiteren Betrieben. Zukunftshemen wie Extended<br />
Reality (XR), Cloud oder künstliche Intelligenz (KI) sind Teil<br />
des Arbeitsalltags. Im Gespräch verrät Stefan Tschida, Head<br />
of Change & Adoption Services bei WienIT, welche Rolle die<br />
Menschen in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung spielen<br />
und wie die rund 16.000 Mitarbeiter*innen der Gruppe beim<br />
digitalen Wandel begleitet werden.<br />
Herr Tschida, Sie beraten gemeinsam mit Ihrem Team bei digitalen<br />
Transformationsprozessen. Sie schlagen also die wichtige<br />
Brücke zwischen Mensch und Technologie. Welche Rolle spielt<br />
der Mensch im digitalen Wandel am Arbeitsplatz?<br />
Die wichtigste – der Mensch gehört immer in den Mittelpunkt.<br />
Gerade am Arbeitsplatz, der immer flexibler und<br />
digitaler wird, ist es essenziell, die Menschen mit an Bord zu<br />
holen. IT ist permanent im Wandel, die Veränderung ist also<br />
unser ständiger Begleiter. Denn ein IT-Projekt oder die Einführung<br />
einer <strong>neu</strong>en Technologie ist kaum erfolgreich, wenn<br />
sie der Mensch nicht annimmt, der damit arbeiten muss. Sie<br />
müssen darauf vorbereitet und mitgenommen werden.<br />
Können Sie ein konkretes Beispiel für solche Transformationsprojekte<br />
nennen?<br />
Wir haben 14.000 Arbeitsplätze konzernweit auf eine cloudbasierte<br />
Kollaborationsplattform umgestellt. Das war ein großer<br />
Schritt für die Mitarbeiter*innen in Richtung New Work.<br />
Nicht nur technologisch, sondern vor allem kulturell.<br />
Wie begleiten Sie die Mitarbeiter*innen dabei?<br />
Der Change-Prozess läuft bei uns in fünf Phasen ab. In<br />
der ersten Phase schaffen wir ein Bewusstsein für die Veränderung.<br />
Da geht es viel um den Zweck und das Mindset<br />
der Menschen, eine Neuerung nicht als Gefahr, sondern als<br />
Chance zu begreifen. In der zweiten Phase zeigen wir den<br />
Mehrwert der Veränderung. In der dritten Phase geht es um<br />
Wissensaufbau: Hier unterstützen wir mit Trainings, Anleitungen,<br />
Kurzvideos und vielem mehr. Die vierte Phase befasst<br />
sich mit der Befähigung, wir schaffen Berührungspunkte mit<br />
der <strong>neu</strong>en Technologie und befähigen die Menschen, den<br />
veränderten Arbeitsprozess zu leben. In der fünften Phase<br />
geht es um „Reinforcement“, die nachhaltige Verankerung<br />
Experte. Bei aller Technologie steht am modernen Arbeitsplatz der<br />
Zukunft immer noch der Mensch im Mittelpunkt, betont Stefan Tschida,<br />
Head of Change & Adoption Services bei WienIT.<br />
der Veränderung. Hier schauen wir, ob die Veränderung bei<br />
den Menschen so angekommen ist wie gewünscht oder<br />
welche Aspekte noch gelöst werden müssen.<br />
Welche <strong>neu</strong>en Technologien braucht es, um als IT-Infrastruktur<br />
zukunftsfit zu sein? Welche Rolle spielt dabei KI?<br />
Wir bei WienIT haben verschiedenste Tools und Technologien<br />
im Einsatz. Von Cloud, Data bis hin zu Extended Reality<br />
ist unser Tech Stack abwechslungsreich. Das ist notwendig,<br />
denn Branchen wie Energie und Mobilität entwickeln sich<br />
rasch weiter. Auch KI spielt zunehmend eine große Rolle. Sie<br />
ist heute schon Teil des Arbeitsalltags, oft sogar unbemerkt.<br />
KI ist wie ein Sparring-Partner: Man sollte mit ihr arbeiten,<br />
statt die KI für sich arbeiten zu lassen.<br />
Und wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus bei einem<br />
modernen Arbeitgeber wie WienIT?<br />
WienIT lebt New Work. Unser Büro verfügt über ein Open<br />
Space-Konzept mit Hybrid-Meeting-Räumen, Kreativräumen,<br />
Fokuszonen und einem Social Hub. Unsere Teams arbeiten<br />
flexibel und ortsunabhängig zusammen. Der Arbeitsplatz der<br />
Zukunft ist eine Symbiose aus Mensch und Technologie, in<br />
der Flexibilität und Effektivität den Pulsschlag vorgeben.<br />
WienIT GmbH<br />
WienIT ist der zentrale IT- und Business-Partner der Wiener Stadtwerke-<br />
Gruppe. Rund 600 Mitarbeiter*innen beraten, entwickeln und betreiben<br />
konzernweit als IT-Infrastruktur im Hintergrund die Wiener Linien, Wiener<br />
Lokalbahnen, Wiener Netze, Wien Energie, Bestattung & Friedhöfe,<br />
immOH, GSWG, WiPark und Upstream Mobility. Die Leistungen von<br />
WienIT reichen von IT-Services über technische Personalprozesse bis hin<br />
zu Media-Planung und Print-Jobs. WienIT wurde 2003 gegründet und ist<br />
ein 100%iges Tochterunternehmen der Wiener Stadtwerke GmbH.<br />
Weitere Informationen zu WienIT unter: www.wienit.at<br />
11
WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />
Intelligente Log(ist)ik<br />
Vom smarten Beladen von Containern und der Routenoptimierung<br />
im Straßentransport über das Training von Lagerrobotern<br />
bis hin zu klugen Ortungssystemen in Produktionshallen –<br />
künstliche Intelligenz erobert die Logistikbranche.<br />
von Christian Lenoble<br />
Foto: zorazhuang_iStock via Getty Images Plus, aprott_iStock via Getty Images Plus<br />
12
WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />
KI-Lösung zum raumeffizienten<br />
Beladen von Containern. Die<br />
Visualisierung erinnert an Tetris.<br />
Wie kann künstliche Intelligenz Logistik-<br />
Unternehmen unterstützen? Um eine<br />
erste Idee zum Thema zu bekommen,<br />
bietet es sich an, die KI selbst zu befragen.<br />
Beim Straßentransportspezialisten<br />
DHL Freight hat man sich auf das Spiel<br />
eingelassen und den derzeit wohl prominentesten<br />
Chatbot um Antworten<br />
gebeten. Die Aussage von Chat GPT:<br />
„KI ist in der Lage, manuelle und zeitaufwendige<br />
Prozesse zu automatisieren,<br />
mithilfe von Datenanalyse und<br />
maschinellem Lernen die Lieferzeiten<br />
von Waren vorherzusagen, Kundenanfragen<br />
und -beschwerden automatisch<br />
zu bearbeiten oder Mitarbeiter zu<br />
schulen und zu unterstützen.“ Die<br />
Anwendungspalette ist demnach breit<br />
gefächert – was Klaus Dohrmann, Head<br />
of Innovation & Trend Research, DHL<br />
Customer Solutions and Innovation,<br />
bestätigt: „Logistik ist ein perfektes<br />
Anwendungsfeld für KI.“ Normale<br />
Automatisationstechnologien stoßen<br />
an ihre Grenzen, die Zukunft gehört<br />
selbstlernenden Systemen. Bei DHL<br />
Freight wurden damit bereits konkrete<br />
Erfahrungen gesammelt.<br />
Wie bei Tetris. Bereits vor Jahren hat<br />
man sich das Ziel gesetzt, Umverpackungen<br />
aus Karton um bis zu 50 Prozent<br />
zu reduzieren. Das dient ökonomischen<br />
Agenden, Stichwort Versandkostensenkung,<br />
aber auch der Erreichung<br />
von Nachhaltigkeitszielen, indem die<br />
CO₂-Emissionen pro Sendung signifikant<br />
nach unten geschraubt werden.<br />
Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet<br />
bei DHL die KI-Lösung OptiCarton. Sie<br />
hilft, das Füllvolumen vorkonfigurierter<br />
Kartons optimal auszunutzen.<br />
Gefüttert wird die Software mit Daten<br />
zur Produktbeschaffenheit, zum Volumen<br />
und zu den Dimensionen von<br />
Paketen. Die KI ermittelt auf dieser<br />
Basis die ideale Umverpackung. Damit<br />
auch den Mitarbeitern geholfen ist, das<br />
perfekte Füllraumszenario zu realisieren,<br />
wird das KI-Rechenergebnis visuell<br />
dargestellt. Wer sich ein Bild<br />
machen möchte, denkt am besten an<br />
das Spiel Tetris.<br />
Wie komplex die Aufgabe und zugleich<br />
effizient die KI-Lösung ist, zeigt sich<br />
beispielsweise beim Beladen von Containern.<br />
Während Menschen mit der<br />
Herausforderung überfordert sind,<br />
zahllose in Form, Größe und Stapelbarkeit<br />
unterschiedliche Packstücke raumsparend<br />
zu ordnen, ist die Lösung für<br />
die KI nur eine Frage von Sekunden.<br />
Das spart Raum, Zeit und Geld, und<br />
maximal befüllte Container senken den<br />
CO₂-Fußabdruck pro versendetem<br />
Paket.<br />
KI-gestützte Roboter. Auch in den<br />
DHL-Paketzentren ist KI bereits im<br />
Einsatz. In Singapur und Südkorea sind<br />
etwa Roboter am Werk, die Pakete vom<br />
Band nehmen und sie in Fächer für<br />
bestimmte Zustellrouten einordnen.<br />
Die Aufgabe verlangt jede Menge Feingefühl<br />
und Präzision. Schaden an<br />
Waren durch unsachgemäße Behandlung<br />
sollen weitgehend ausgeschlossen<br />
werden. Dafür trägt ein KI-basiertes<br />
Programm Sorge, das quasi als Trainer<br />
der Roboter fungiert. So haben Letztere<br />
gelernt, per 3-D-Kamera die Form<br />
von Sendungen zu erfassen, sie mit<br />
einer Schaufel sicher anzuheben und<br />
zugleich den aufgedruckten Barcode zu<br />
scannen. Das Training macht sich<br />
bezahlt. Die Roboter ordnen nahezu<br />
13
WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />
Roboter am Werk in der Lagerlogistik,<br />
gesteuert von<br />
künstlicher Intelligenz.<br />
20 Sendungen pro Sekunde in Zustellboxen<br />
ein, und dies laut DHL mit einer<br />
Fehlergenauigkeit von 99 Prozent.<br />
Menschen können da nicht mithalten,<br />
weder was die Schnelligkeit noch was<br />
die Präzision betrifft. Ein weiterer Vorteil:<br />
Eine zweite Kontrollsortierung<br />
kann entfallen.<br />
Die Gefahr, dass intelligente Maschinen<br />
Menschen als Arbeitskräfte obsolet<br />
machen, sieht man bei DHL nicht.<br />
Lieber wird von einer Verschiebung<br />
der Arbeit gesprochen, davon, dass<br />
Menschen somit mehr Zeit für andere,<br />
geistig komplexere Aufgaben haben,<br />
bei denen Erfahrung und kreatives<br />
Denken die Hauptrolle spielen – jeder<br />
dort, wo er seine Kompetenzen am besten<br />
ausspielen kann. Das Ideal ist ein<br />
reibungsloses Miteinander von<br />
Maschine, künstlicher Intelligenz und<br />
Mensch.<br />
Die smarteste Route. Eine immer<br />
dringlichere Herausforderung in der<br />
Logistik und Transportbranche stellt<br />
die Senkung der CO₂Emissionen dar.<br />
Zu den noch wenig beachteten Hebeln<br />
zur Erreichung der Reduktionsziele<br />
zählt die intelligente Wahl der idealen<br />
Route. Dieser Aufgabe hat sich etwa<br />
das junge deutsche Unternehmen<br />
Greenplan verschrieben, das auf cloudbasierte<br />
Routenoptimierung mithilfe<br />
tageszeitabhängiger Geschwindigkeitsprofile<br />
und eines ausgefeilten Algorithmus<br />
setzt. Rund 20 Prozent an Kilometerleistung<br />
und somit an CO₂<br />
Emissionen sollen Unternehmen so<br />
einsparen können. „Wir haben eine<br />
Lösung entwickelt, mit der effiziente<br />
und nachhaltige Tourenpläne berechnet<br />
werden können“, sagt Geschäftsführer<br />
Clemens Beckmann. „Erstens<br />
Einen großen<br />
Innovationssprung<br />
erwarten sich<br />
Experten beim<br />
Einsatz generativer<br />
KI, die sogenannte<br />
Large-Language-<br />
Modelle (LLM)<br />
nutzt. Ziel der<br />
Deep-Learning-Modelle<br />
ist es, einen<br />
Text auf menschenähnliche<br />
Weise zu<br />
erzeugen und auch<br />
zu verstehen.<br />
berücksichtigt unser Algorithmus bei<br />
der Tourenplanung tageszeitabhängige<br />
VerkehrsflussGeschwindigkeiten je<br />
Streckenabschnitt; dadurch können<br />
wir präzise Zeitaussagen zu unseren<br />
Ankunftszeiten treffen und auch Zeitfenster<br />
sehr robust einhalten. Zweitens<br />
können Touren volldynamisch geplant<br />
werden, also ohne vorab definierte<br />
Gebietsgrenzen.“<br />
Während traditionelle Planungsansätze<br />
nur die Art der Straße oder<br />
Geschwindigkeitsbeschränkungen ins<br />
Kalkül einbeziehen, werden bei Greenplan<br />
reale durchschnittliche Fließgeschwindigkeiten<br />
des Verkehrs<br />
berücksichtigt, basierend auf aggregierten<br />
historischen Daten – auf Straßenabschnittsebene<br />
und in FünfMinutenIntervallen.<br />
Die Verwendung von<br />
Geschwindigkeitsprofilen während der<br />
Planung führt zu einer anderen Tour<br />
Struktur, sprich Autobahnen bzw.<br />
Hauptstraßen werden nur bei geringem<br />
Verkehrsaufkommen genutzt.<br />
Generell gilt, dass KISysteme für<br />
die komplexen Herausforderungen bei<br />
der automatisierten Routenplanung<br />
unter Berücksichtigung von Faktoren<br />
wie Verkehrslage, Lieferprioritäten,<br />
Lieferzeiten und Kapazitätsbeschränkungen<br />
bestens geeignet sind. Das<br />
Erfassen und Analysieren von Informationen<br />
in Echtzeit sorgt für die Anpassungsfähigkeit<br />
an unvorhergesehene<br />
Ereignisse. Alternative Routen werden<br />
in der Folge schneller berechnet, was<br />
wiederum effizientere Lieferungen, die<br />
Reduzierung von Leerfahrten und<br />
somit eine bessere Nutzung der Transportkapazitäten<br />
ermöglicht.<br />
Interessant ist das grundsätzlich für<br />
alle Arten von Transportwegen und<br />
Unternehmen, von JustinTimeTrans<br />
Foto: imaginima_E+via GettyImages, B4LLS_iStock via Getty Images Plus<br />
14
WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />
Finden statt suchen lautet das<br />
Motto, wenn smarte Ortungssysteme<br />
im Spiel sind.<br />
porten in komplexen Lkw-Teilladungs-<br />
Netzwerken bis hin zu vom E-Commerce<br />
getriebenen Firmen und ihren<br />
Zustelldienstleistern auf der letzten<br />
Meile.<br />
Schlauer Wareneingang. Einen großen<br />
Innovationssprung erwarten sich<br />
Experten künftig auch beim Einsatz<br />
generativer KI, die sogenannte Large-<br />
Language-Modelle (LLM) nutzt. LLM<br />
arbeiten auf Basis von Deep-Learning-<br />
Modellen mit menschlicher Sprache.<br />
Ziel ist es, einen Text auf menschenähnliche<br />
Weise zu erzeugen und zu<br />
verstehen. Ein Anwendungsgebiet ist<br />
etwa das Transportmanagement mit<br />
automatischer Lieferscheinerkennung<br />
und -anlage. „Smarte KI-Lösungen<br />
unterstützen die schnellere Abwicklung<br />
eines alltäglichen Problems, vor<br />
dem viele Produktionsunternehmen,<br />
zum Beispiel in der Automobilindustrie,<br />
heute stehen“, erklärt Dominik<br />
Metzger, Head SAP Digital Supply<br />
Chain, und bringt ein konkretes Beispiel<br />
eines typischen Falls. „Beim<br />
Pförtner einer Fabrik stauen sich die<br />
Lkw mit Teilen der Zulieferer und bei<br />
der Einfahrt muss der Lieferschein mit<br />
der Versandvorabmitteilung abgeglichen<br />
werden.“ In über 80 Prozent aller<br />
Fälle existiere bereits eine Advance<br />
Shipping Notice (ASN), über die sich<br />
die notwendigen Informationen<br />
schnell im IT-System finden lassen.<br />
Doch auch hier müssen oft zahlreiche<br />
Fehler durch einen manuellen<br />
Abgleich mühsam identifiziert werden.<br />
„Bei den restlichen 20 Prozent der<br />
Anwendungsfälle existiert sogar nur<br />
der Papierlieferschein im Cockpit des<br />
Fahrzeugs. Hier müssen dann die einzelnen<br />
Positionen manuell erfasst werden,<br />
was bis zu 40 Minuten Zeit in<br />
Anspruch nehmen kann.“<br />
Mit der intelligenten Wareneingangslösung<br />
von SAP, die mithilfe eines<br />
LLM entwickelt wurde, kann dieser<br />
Abgleich laut Metzger künftig in wenigen<br />
Sekunden erfolgen – ohne dass<br />
<strong>neu</strong>e Hard- oder Software angeschafft<br />
werden muss. Für das erste Halbjahr<br />
2024 ist geplant, diese Lösung als integrierten<br />
Teil der SAP-Standardsoftware<br />
für das Fracht-, Flotten- und Logistikmanagement<br />
anzubieten. Metzger:<br />
„Hier ist die generative Business-KI zu<br />
einem echten Gamechanger geworden,<br />
denn bisher gab es für diese Aufgabe<br />
keine praktikablen Lösungen. Der<br />
Mehrwert durch die pure Zeitersparnis<br />
im Wareneingangsprozess pro Werk<br />
und Lagerstandort ist bereits enorm –<br />
ganz zu schweigen von einem Rollout<br />
über Dutzende oder gar Hunderte von<br />
Standorten hinweg.“<br />
Location Intelligence. Finden statt<br />
suchen lautet wiederum das Motto,<br />
wenn es darum geht, in der Lager- und<br />
Transportlogistik dank smarter<br />
Ortungssysteme intelligent effizient zu<br />
sein. Ziel ist es, lästige Zeitverluste zu<br />
eliminieren, die in streng getakteten<br />
Produktionsprozessen entstehen, wenn<br />
man nicht weiß, wo sich welche Produkte<br />
und Materialien in welchem<br />
Zustand befinden. Bei Siemens hat<br />
man dafür die webbasierte Software<br />
Location Intelligence entwickelt, die<br />
Daten und Events von Lokalisierungssystemen<br />
verarbeitet.<br />
Basis für die nahtlose Lokalisierung<br />
aller relevanten Produktionsmittel auf<br />
dem gesamten Firmengelände ist im<br />
ersten Schritt die Ausstattung der<br />
Werkstücke, Werkzeuge, fahrerlosen<br />
Fahrzeuge, Gabelstapler etc. mit einem<br />
Transponder. Eine übergeordnete Infrastruktur<br />
empfängt die Transpondersignale<br />
und berechnet deren Position.<br />
Die Transponder-Bewegungsdaten<br />
werden in Echtzeit erfasst und von<br />
einem Ortungssystem bis hin zur Location<br />
Intelligence Software zur Visualisierung,<br />
Analyse sowie zur Integration<br />
in ERP- und MES-Systeme übertragen.<br />
Damit ergibt sich ein permanent aktualisiertes<br />
Abbild der Abläufe in einer<br />
Anlage – quasi ein digitaler Zwilling<br />
der Performance.<br />
Neben der Echtzeitposition kann<br />
Location Intelligence auch den gesamten<br />
Weg eines Transponders in der<br />
Produktionshalle visualisieren. Wenn<br />
der Benutzer nach einem Auftrag<br />
sucht, wird die Echtzeitposition aller<br />
Transponder, die dem Auftrag aktuell<br />
zugeordnet sind, im Fabriklayout visualisiert.<br />
Mit nur einem Klick kann der<br />
Anwender in die historische Ansicht<br />
wechseln. Hier wird der genaue Weg<br />
gezeigt, den der Transponder zurückgelegt<br />
hat. Anhand dieses Weges<br />
erkennt der Nutzer auf einen Blick, ob<br />
ein Transponder einen falschen Weg<br />
oder einen Umweg genommen hat.<br />
Welchen Mehrwert dies bringt, zeigt<br />
sich am Beispiel der Siemens Elektronikwerke<br />
Fürth, wo Container mit<br />
Transpondern ausgestattet und per<br />
Location Intelligence mit Fertigungsaufträgen<br />
verknüpft wurden, um die<br />
hohen Suchzeiten für Material bei bis<br />
zu 2500 transportierten Behältern in<br />
der Produktion zu minimieren. Das<br />
Ziel wurde erreicht und zugleich der<br />
Papierverbrauch reduziert, da Location<br />
Intelligence wichtige Auftragsdetails<br />
auf den E-Paper-Displays der Transponder<br />
aktualisieren kann.<br />
15
16<br />
Foto: XH4D_E+via GettyImages
Branchen<br />
im Wandel<br />
17
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Per KI zum <strong>neu</strong>en<br />
Mitarbeiter<br />
Von der Ausschreibung über die Vorselektion bis zum<br />
Matching-Algorithmus, KI macht Recruiting effizienter.<br />
von Barbara Wallner<br />
Foto: AndreyPopov_iStock via Getty Images Plus<br />
18
BRANCHEN IM WANDEL<br />
A<br />
uf der einen Seite schwitzen hoffnungsvolle<br />
Kandidaten über der Frage, was<br />
ihre größten Stärken sind, auf der<br />
anderen wühlen sich Recruiter und<br />
HR-Kräfte durch tabellarische Kenntnisbekundungen<br />
und Bewerbungsfloskeln.<br />
Wäre es nicht schön, wenn es<br />
etwas gäbe, mit dem man diesen langwierigen<br />
Prozess abkürzen könnte?<br />
Effizienter gestalten? Und so wandert<br />
der Blick von Recruitern, Unternehmen<br />
und Bewerbern gleichermaßen in<br />
Richtung der künstlichen Intelligenz.<br />
Schon bei der Ausschreibung kann<br />
sie behilflich sein, weiß Julian Maly,<br />
Geschäftsführer der Personalberatung<br />
Maly und Partner: „Beim Erstentwurf<br />
einer Job-Ausschreibung kann per KI<br />
ein Grundgerüst generiert werden, von<br />
dem man sich inspirieren lassen kann.“<br />
Auch als Recherchetool kann die KI<br />
praktisch sein: „Es gibt Anforderungsprofile,<br />
die man mit klassischen Inseratenschaltungen<br />
nicht besetzen kann,<br />
sondern in die direkte Ansprache<br />
gehen muss. Eine KI kann dann Kandidatenvorschläge<br />
machen. Ein triviales<br />
Beispiel, an dem man das gut festmachen<br />
kann, ist der Beruf des Kranmonteurs.<br />
Es gibt dafür keine Ausbildung,<br />
deshalb sind qualifizierte Kräfte sehr<br />
schwer zu finden. Füttert man eine KI<br />
mit dem Anforderungsprofil, nennt sie<br />
als mögliche Kandidaten Feuerwehrleute.“<br />
Auch in der Personalentwicklung<br />
könnte die KI in Zukunft ein interessanter<br />
Sparring-Partner sein, erklärt<br />
Florens Eblinger, Geschäftsführer von<br />
Eblinger und Partner: „Wir haben<br />
schon damit experimentiert, Gerüste<br />
für Workshops oder Seminare von der<br />
KI erstellen zu lassen – einfach um zu<br />
sehen, welche Elemente da vorgeschlagen<br />
werden. Derzeit hat es für uns<br />
noch etwas Spielerisches, die KI als<br />
Sparring-Partner oder für Brainstormings<br />
einzusetzen.“<br />
Die Masse bewältigen. Trenkwalder<br />
verarbeitet über eine Million Bewerbungen<br />
pro Jahr, erzählt Geschäftsführer<br />
Mark Pollok: „Es würde Tausende<br />
Recruiter brauchen, die nichts anderes<br />
machen, als Lebensläufe durchzugehen.<br />
Wir müssen eine unglaubliche Menge<br />
an Daten verarbeiten. Und hier kann<br />
eine KI helfen, sich einen Überblick zu<br />
verschaffen, einzelne Bewerbungen<br />
auszuwerten.“ Ein „Matching-Algorithmus“<br />
klopft die eingegangenen Bewertungen<br />
auf bestimmte Kriterien ab und<br />
clustert: Sprachkenntnisse, Führerschein,<br />
Schulabschlüsse und Ähnliches.<br />
Stammt ein Bewerber beispielsweise<br />
aus dem Ausland und der Bewerbung<br />
liegt keine Arbeitserlaubnis bei, so<br />
kann die KI in einem automatisierten<br />
Prozess E-Mails ausschicken, in denen<br />
solche fehlenden Unterlagen nachgefordert<br />
werden. Ähnlich einer Sendungsverfolgung<br />
per Post könnten<br />
Kandidaten so auch jederzeit über den<br />
Bearbeitungsstatus ihrer Bewerbung<br />
informiert werden.<br />
Doch nicht nur die Auswertung,<br />
auch die Verwaltung des so generierten<br />
Kandidatenpools kann die KI erleichtern,<br />
erklärt Pollok: „Nehmen wir an,<br />
Sie bewerben sich für Stelle A, für die<br />
Ihnen ein paar wesentliche Anforderungen<br />
fehlen – passen aber perfekt auf<br />
Stelle B. Wenn nun zwei verschiedene<br />
Mitarbeiter diese beiden Ausschreibungen<br />
bearbeiten, wird das nie auffallen.<br />
Aber der Algorithmus, der alle<br />
Daten verwaltet, kann diese Verknüpfung<br />
sehr wohl herstellen.“ Ziel sei es<br />
letztendlich, menschliche Mitarbeiter<br />
von repetitiven Prozessen abziehen zu<br />
können und so Kapazitäten freizumachen<br />
für den Aufbau eines Netzwerkes<br />
und den zwischenmenschlichen Austausch.<br />
Ähnlich hält es Florens Eblinger:<br />
„Natürlich haben wir eine Datenbank<br />
im Hintergrund mit jenen Kandidaten,<br />
mit denen wir gern weiterarbeiten.<br />
Aber wir führen etwa 250 Suchaufträge<br />
im Jahr durch, das sind exklusive<br />
Aufträge unserer Kunden – eine solche<br />
Suche und Auswahl dauert in der Regel<br />
vier bis sechs Wochen. Wir reden da<br />
meistens vom mittleren bis höheren<br />
Management, das geht immer auch mit<br />
einer Analyse einher – was braucht das<br />
Unternehmen, wohin geht die Reise?“<br />
Die KI hört mit. „Soziale Interaktion,<br />
Bauchgefühl entwickeln – das kann<br />
eine künstliche Intelligenz nicht“,<br />
erklärt Pollok weiter. „Sie kann auf<br />
Basis des gesammelten Erfahrungsschatzes<br />
eine Empfehlung aussprechen.<br />
Aber sie könnte beispielsweise keine<br />
Referenz anrufen und noch einmal<br />
nachfragen, was der jeweilige Bewerber<br />
nun wirklich in seiner Tätigkeit<br />
gemacht hat.“ Im Executive Search<br />
setze man allerdings bisweilen eine KI<br />
ein, die im Hintergrund eine Persönlichkeitsanalyse<br />
durchführe, erklärt<br />
Pollok. Dabei werden Verhaltenshinweise<br />
wie Gesichtsausdrücke, Körpersprache<br />
und Stimme ebenso einbezogen,<br />
wie Sprachmuster und Sprachgebrauch.<br />
Kandidaten müssten selbstverständlich<br />
ihr Einverständnis geben. Je<br />
höher die ausgeschriebenen Positionen,<br />
umso spärlicher könnte dieses<br />
19
BRANCHEN IM WANDEL<br />
werden, schätzt Maly: „Die Akzeptanz<br />
bei Kandidaten, die sehr gefragt sind,<br />
ist enden wollend, was dieses Thema<br />
betrifft.“ Im War for Talents sieht Maly<br />
die KI nicht als Mitstreiter: „Ein Problem<br />
sehe ich dort, wo die Kandidatenmärkte<br />
eng sind, wo – auf gut Wienerisch<br />
– ein ,Griss‘ um die guten Leute<br />
ist. Alles, was hier zu automatisiert<br />
daherkommt, wo zu wenig Persönlichkeit<br />
im Prozess ist – da verschlechtern<br />
sich in unserer Erfahrung die Ergebnisse.<br />
Eine hochqualifizierte Kraft<br />
möchte nicht über die KI validiert werden.“<br />
Die andere Seite. Den Lebenslauf optimiert<br />
der CV-Generator, das Bewerbungs-<br />
oder Motivationsschreiben<br />
kommt von Chat GPT. Vielleicht retuschiert<br />
die KI das Bewerbungsfoto<br />
noch ein bisschen nach und schon ist<br />
der Weg frei zum Traumjob. Ganz so<br />
einfach wird es dann doch nicht sein,<br />
da sind sich die Experten einig.<br />
„Eine KI wird einen Lebenslauf oder<br />
ein Anschreiben wahrscheinlich noch<br />
nicht in einer solchen Qualität bauen,<br />
dass man es genau so abschicken<br />
kann“, ist Eblinger überzeugt. „Aber<br />
man bekommt womöglich einen guten<br />
ersten Entwurf, auf dem man die<br />
eigene Bewerbung dann aufsetzen<br />
kann. Und oft ist ja gerade der Anfang<br />
das mühsamste. Sagen wir beispielsweise,<br />
jemand schreibt eine Bewerbung<br />
an Rewe – die KI spuckt einen<br />
Vorschlag aus, in dem bereits Wording<br />
aus dem Einzelhandel vorkommt, der<br />
Eine KI wird einen<br />
Lebenslauf oder ein<br />
Anschreiben noch<br />
nicht in einer solchen<br />
Qualität bauen,<br />
dass man es genau<br />
so abschicken<br />
kann, aber man bekommt<br />
womöglich<br />
einen guten ersten<br />
Entwurf.<br />
FLORENS EBLINGER,<br />
Geschäftsführer bei Eblinger und<br />
Partner<br />
stark auf Rewe bezogen ist. Dann<br />
würde man natürlich diesen ersten<br />
Vorschlag personalisieren, individualisieren<br />
und da und dort adaptieren –<br />
aber da sind sicher schon ein paar<br />
brauchbare Formulierungen und Textbausteine<br />
drin.“ Ganz <strong>neu</strong> ist die Taktik<br />
ja nicht – wer „Vorlage Bewerbungsschreiben“<br />
googelt, wird mit Millionen<br />
Suchergebnissen belohnt. Auch<br />
deshalb rät Maly zur Vorsicht: „Das<br />
haben wir schon in der Vergangenheit<br />
stark bemerkt, dass mit Vorlagen<br />
gearbeitet wird. Jeder hat den gleichen<br />
CV, ein Beispiel ist der Europapass,<br />
dort schreibt man die immer gleichen<br />
Vorlagen hinein. Jetzt macht das eben<br />
eine KI. Die Frage, die sich mir stellt,<br />
ist schon, ob nicht durch die immer<br />
gleichen Vorlagen sehr bald offensichtlich<br />
wird, dass das nicht selbst<br />
geschrieben ist.“<br />
Pollok sieht die Hilfestellung der KI<br />
auch in Sachen Gehalt – so bietet<br />
Trenkwalder einen Lohnkalkulator an,<br />
der neben Qualifikation beispielsweise<br />
auch Region und Arbeitsmarktbedingungen<br />
einbezieht –, denn je geringer<br />
die Kandidatenanzahl, umso höher das<br />
Verhandlungspotenzial. Von der Veränderung<br />
von Fotos rät man unisono ab.<br />
Dadurch, dass es nun so einfach sei,<br />
schätzt Eblinger, macht die KI es verlockend,<br />
da und dort ein wenig zu<br />
schummeln. Letztlich, da sind sich die<br />
Befragten einig, nützt es aber nichts,<br />
denn schließlich sitzt man persönlich<br />
im Bewerbungsgespräch. Und dann<br />
kann die KI nicht mehr helfen.<br />
Foto: Lacheev_iStock via Getty Images Plus<br />
20
WERBUNG<br />
Interview.<br />
Dinko Eror ist Vice President DACH<br />
und Central Europe bei Red Hat.<br />
Open Source transformiert den KI-Einsatz<br />
Chat GPT beherrscht seit Monaten die Schlagzeilen. Dabei wird oft vergessen,<br />
dass KI schon längst Teil unseres Alltags ist.<br />
Foto: Beigestellt<br />
Die Industrie ist jedenfalls gut beraten, sich Gedanken über<br />
potenzielle Einsatzgebiete zu machen. Immerhin ist KI ein<br />
Garant für mehr Effizienz – vor allem in Kombination mit<br />
Open-Source-Technologie. Dinko Eror, Vice President DACH<br />
und Central Europe bei Red Hat, beantwortet die wichtigsten<br />
Fragen.<br />
Für wen ist KI interessant und für wen nicht?<br />
KI ist für jedes Unternehmen interessant – unabhängig von<br />
der Firmengröße und der Branche. Mit intelligenten Anwendungen<br />
können Unternehmen immerhin geschäftskritische<br />
Prozesse beschleunigen und optimieren. Das potenzielle Einsatzspektrum<br />
ist breit gefächert und reicht vom autonomen<br />
Fahren über die verbesserte Risikoanalyse und Betrugserkennung<br />
bis hin zur frühzeitigen Krankheitserkennung im<br />
Gesundheitswesen. Gerade die Fertigungsindustrie nimmt<br />
mit Anwendungen wie Predictive Maintenance eine Vorreiterrolle<br />
ein.<br />
Sind KI-Projekte ein Selbstläufer – oder anders formuliert, auf<br />
was muss man bei der Umsetzung achten?<br />
Ein KI-Projekt bringt einige erhebliche Herausforderungen<br />
mit sich. Neben den Hardware-Investitionen sind auch architektonische,<br />
kulturelle und prozessbezogene Aspekte bei der<br />
Realisierung einer agilen Umgebung zu beachten. Proprietäre<br />
Lösungen erschweren die Integration und den Betrieb<br />
komplexer KI-Workloads. Technologien und Methoden wie<br />
Open-Source-Container und Kubernetes-DevOps-Praktiken<br />
ermöglichen Data Scientists dagegen die dringend benötigte<br />
Agilität, Flexibilität, Portabilität und Skalierbarkeit, um Modelle<br />
zu entwickeln, zu trainieren, zu testen, zu integrieren und produktiv<br />
einzusetzen. Das technische Fundament dafür stellt Red<br />
Hat mit seiner Open-Source-basierten Hybrid-Cloud-Plattform<br />
Red Hat OpenShift bereit. In Kombination mit einem breiten<br />
Ökosystem von Partnertechnologien sowie Cloud-Services und<br />
-Schulungen rund um KI sind Unternehmen in der Lage, schnell<br />
eine produktionsbereite Umgebung umzusetzen. Auf dem Red<br />
Hat Summit Connect in Wien am 9. Oktober konnten sich<br />
Unternehmen über die <strong>neu</strong>esten KI-Lösungen und -Technologien<br />
informieren, die Teilnehmer erhielten zudem praktische<br />
Tipps und Inspiration von Vorreitern.<br />
Welche Vorteile bietet Open Source im KI-Kontext?<br />
Abgesehen von den bereits erwähnten technologischen Pluspunkten<br />
überzeugt Open Source mit seiner Offenheit, Inklusivität<br />
und Kollaboration. Das heißt, es geht um transparente<br />
Prozesse, Entscheidungsfindungen und Arbeitsergebnisse,<br />
die Berücksichtigung unterschiedlicher Sichtweisen mit einer<br />
aktiven Feedback-Kultur sowie um die enge Zusammenarbeit<br />
unterschiedlicher Parteien. Diese Prinzipien führen dazu, dass<br />
KI auf Basis von Open Source im Gegensatz zu herkömmlichen<br />
Modellen nachvollziehbar und überprüfbar ist. Dieser<br />
Punkt ist extrem wichtig, immer wieder sorgen Meldungen<br />
über Fake News, diskriminierende oder manipulative Inhalte<br />
für Unsicherheit. Mit dem von der EU in Vorbereitung befindlichen<br />
Artificial Intelligence Act steht nun ein regulatorisches<br />
Rahmenwerk vor der Tür, bei dem die Leitprinzipien von Open<br />
Source Modellcharakter haben können.<br />
21
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Der Algorithmus,<br />
mit dem der Handel<br />
mit muss<br />
Anwendungen der künstlichen Intelligenz schicken sich an,<br />
die Effizienz im E-Commerce signifikant zu erhöhen. Lernende<br />
Maschinen und Menschen arbeiten dabei als Team.<br />
Auch im stationären Handel greift KI-Technologie, etwa bei<br />
der Ladendiebstahl-Prävention.<br />
von Christian Lenoble<br />
Foto: oatawa_iStock via Getty Images Plus<br />
22
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Es war im Jahr 2003, als die Katalog-<br />
Händler Universal aus Salzburg und<br />
Otto aus Graz verschmolzen wurden.<br />
Die verschiedenen Marken blieben<br />
erhalten, der Name wurde aus den beiden<br />
bestehenden <strong>neu</strong> geschöpft: Unito.<br />
20 Jahre später ist Unito nach eigenen<br />
Angaben der größte Onlinehändler mit<br />
Sitz in Österreich und hat den Umsatz<br />
auf rund 360 Millionen Euro verdoppelt.<br />
Dem Wachstum soll damit kein<br />
Ende gesetzt sein. Bis 2030 will man<br />
innerhalb von nur sieben Jahren den<br />
Umsatz nochmals doppeln und 720 Millionen<br />
Euro erreichen. Eine zentrale<br />
Rolle spielen bei der Gruppe, die konsequent<br />
den Wandel vom Katalog- zum<br />
Onlinehändler vorangetrieben hat,<br />
technologische Anwendungen der<br />
künstlichen Intelligenz. „Geschichte<br />
wiederholt sich: War vor 20 Jahren der<br />
Wechsel des Geschäftsmodells in das<br />
Internet-Zeitalter ein Treiber für<br />
Umsatz, Ergebnis und wachsende Kundenbestände,<br />
so wird die KI dieses<br />
Jahrzehnt in noch nicht zu fassender<br />
Dynamik beeinflussen“, ist Harald<br />
Gutschi, Sprecher der Geschäftsführung<br />
der Unito-Gruppe überzeugt.<br />
Künstliche Intelligenz öffnet laut den<br />
Unito-Verantwortlichen <strong>neu</strong>e Türen,<br />
sei es bei der dynamischen Preissetzung,<br />
in der Logistik oder wenn es<br />
darum geht, Kunden besonders bequemes<br />
Shoppen durch individuelle Produktberatung<br />
zu ermöglichen.<br />
KI-Effizienz mit menschlichem Cockpit.<br />
Der Einsatz von KI ist dabei nichts<br />
Neues und via <strong>neu</strong>ronale Netze schon<br />
seit Jahren gebräuchlich. Das Potenzial<br />
wurde zuvor überprüft: „Vor der<br />
Umstellung auf <strong>neu</strong>ronale Netze haben<br />
wir in A/B-Tests getestet, wer bessere<br />
Ergebnisse aus Kundensicht liefern<br />
kann, Mensch oder Maschine. Es waren<br />
die selbstlernenden Algorithmen. Diese<br />
Tests haben zu großer menschlichen<br />
Akzeptanz geführt“, so Gutschi. Die KI-<br />
Linie werde somit weiter vorangetrieben.<br />
Etablieren wird sich etwa ein Customer<br />
Care Bot, der für Kunden bei<br />
Fragen zu ihrer Sendung im ersten<br />
Schritt schnelle Antworten garantiert.<br />
Die Onlineberatung mittels KI hilft<br />
unter anderem die Rücksendequote zu<br />
senken, die dank verbesserter Produktbeschreibungen<br />
im langjährigen Trend<br />
ohnehin bereits stark rückläufig ist.<br />
Und wenn die Chatbots Probleme nicht<br />
lösen können, wird im zweiten Schritt<br />
der persönliche Kundenservice aktiv.<br />
„An diesem Beispiel erkennen wir,<br />
dass künstliche Intelligenz zwar Einzug<br />
in den Arbeitsalltag nimmt, aber sie<br />
Arbeitskräfte nicht ersetzen kann.<br />
Arbeitskräfte werden vielmehr an<br />
anderen Stellen zum Einsatz kommen,<br />
denn die Anforderungen an die qualifizierten<br />
Berufsprofile verändern sich.<br />
Durch KI können wir jedenfalls unseren<br />
Kunden relevantere Angebote<br />
machen, enorme Effizienzen heben und<br />
somit bessere Preise und Serviceleistungen<br />
bieten“, so Gutschi. Menschen<br />
übernehmen künftig eine Cockpit-<br />
Funktion, etwa um KI-Resultate nochmals<br />
zu checken. Es geht um ein Miteinander<br />
von Mensch und Maschine,<br />
zumal Algorithmen innerhalb von<br />
menschlich definierten Bandbreiten<br />
arbeiten – aber eben effizienter.<br />
Ziel sei es, am Ende des Tages einen<br />
One-to-one-Webshop und Kundenauftritt<br />
zu organisieren, der durch persönliche<br />
und individuelle, auf Kundenbedürfnisse<br />
ausgerichtete Aktivitäten<br />
überzeugt. Der aktuelle Hype rund um<br />
KI-gestützte Kommunikationstools wie<br />
Chat GPT ist laut Gutschi nachvollziehbar,<br />
wobei die Faktoren Zeit und<br />
Arbeit zu erwähnen sind: „All diese KI-<br />
Effekte werden kurzfristig überschätzt,<br />
langfristig aber völlig unterschätzt. Es<br />
gilt der Spruch von Albert Einstein: Ein<br />
Prozent des Genies ist Talent, 99 Prozent<br />
sind harte Arbeit.“<br />
Identifizieren der Kaufabsicht. Dass<br />
KI-gestützte Technologien den Handel<br />
in Zukunft verändern und dennoch<br />
keine Arbeitsplatzvernichter sind,<br />
davon ist auch Michael Suitner, CEO<br />
bei Pathadvice International, überzeugt:<br />
„Menschen werden immer von<br />
Menschen kaufen. KI-Anwendungen<br />
erledigen lediglich Hintergrundprozesse<br />
und ermöglichen somit, dass die<br />
menschliche Interaktion in der Beratung<br />
sogar intensiviert wird.“ KI habe<br />
quasi eine Junior-Funktion, während<br />
Menschen die Kommunikations-,<br />
Senior- und CEO-Rolle übernehmen,<br />
um maschinell intelligente Vorarbeit zu<br />
überprüfen und, darauf basierend, Entscheidungen<br />
zu fällen und zu kommunizieren.<br />
Laut Suitner kommt es zu<br />
einer Verschiebung der Qualifikationen.<br />
KI-Anwendungen arbeiten auf einer<br />
Hintergrundebene, die für Endkunden<br />
gar nicht sichtbar ist. Für Händler steigert<br />
sich die Effizienz der Maßnahmen,<br />
für Konsumenten die Bequemlichkeit<br />
beim Einkauf. Bei Pathadvice hat man<br />
etwa eine KI-gestützte Technologie<br />
namens Vega entwickelt, um Webseiten-Besucher<br />
mit Kaufabsicht zu identifizieren.<br />
Vega analysiert die Live-<br />
23
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Neue selbstlernende Algorithmen werden Ladendieben das Leben erschweren.<br />
Besucher von Händler-Websites und<br />
ermittelt die Sekunde, in der ein Besucher<br />
eine Kaufabsicht zeigt. In der<br />
Folge können zum Beispiel Pop-ups<br />
angezeigt werden, um eine bestimmte<br />
Aktion wie Formulare, Rabatte und<br />
mehr im richtigen Moment auszulösen.<br />
Werden anonyme Website-Besucher<br />
mit Benutzer-IDs abgeglichen, lässt<br />
sich der Kaufabsichts-Status aktualisieren.<br />
Wird die Lösung in das Händler-<br />
CRM integriert, können auch präzise<br />
Off-Site-Verkaufsaktionen gestartet<br />
werden.<br />
Mittels des KI-gestützten Tools bietet<br />
sich somit die Möglichkeit, Werbekampagnen<br />
auf potenzialstarke Zielgruppen<br />
zu fokussieren, die eine Kaufabsicht<br />
zeigen, und Werbeausgaben<br />
durch präzises Targeting zu reduzieren.<br />
„Diese patentierte Lösung bringt<br />
einen enormen Effizienzgewinn, weil<br />
man infolge der Identifizierung diesen<br />
Personen ein Beratungsgespräch anbieten<br />
kann, das natürlich wesentlich besser<br />
funktioniert.“ Wenn Berater auf<br />
Menschen treffen, die auf Basis ihrer<br />
Kaufabsicht einen tatsächlichen Beratungsbedarf<br />
haben, entstehe Vertrauen.<br />
So wird die Sales-Pipeline mit<br />
Gesprächspartnern gefüllt, die mit<br />
wesentlich höherer Wahrscheinlichkeit<br />
Menschen werden<br />
immer von Menschen<br />
kaufen. KI-<br />
Anwendungen<br />
erledigen lediglich<br />
Hintergrundprozesse<br />
und ermöglichen<br />
somit, dass die<br />
menschliche Interaktion<br />
in der Beratung<br />
sogar intensiviert<br />
wird.<br />
MICHAEL SUITNER<br />
CEO bei Pathadvice<br />
International<br />
Umsätze generieren. „Wir bringen auf<br />
diese Art Beratungsgespräche, wie sie<br />
im Geschäft geschätzt werden, in die<br />
Onlinewelt“, sagt Suitner.<br />
Conversational Commerce. Spannend<br />
ist laut Experten die Entwicklung vom<br />
E-Commerce zum Conversational Commerce.<br />
Um Bestandskunden zu halten<br />
und <strong>neu</strong>e Kunden zu gewinnen, setzt<br />
ein Unternehmen dabei zusätzliche<br />
Kommunikationsmedien ein, in erster<br />
Linie Chatbots, Sprachassistenten und<br />
die Nutzung von Messengerdiensten.<br />
„Vor allem jüngere Zielgruppen fühlen<br />
sich von Conversational Commerce<br />
angesprochen. Diese bidirektionale Art<br />
des Verkaufsgesprächs war bisher fast<br />
ausschließlich ein Vorteil des Einzelhandels.<br />
Mit dem richtigen KI-Chatbot<br />
können jedoch auch Onlineshops in<br />
einen interaktiven Verkaufsdialog mit<br />
ihren Kunden treten“, erklärt Arne<br />
Chananewitz, Head of Search Engine<br />
Optimization (SEO) bei der deutschen<br />
Onlinemarketing-Agentur Löwenstark,<br />
und fügt an: „Der Austausch zwischen<br />
Kunde und Bot kann dabei nicht nur<br />
auf der eigenen Website bzw. im<br />
Onlineshop stattfinden, sondern auch<br />
über Messenger und soziale Netzwerke.<br />
Durch individuelle Produktempfehlun-<br />
Foto: MachineHeadz_iStock via Getty Images Plus, Ekkasit919_istock_via Getty Images Plus<br />
24
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Intelligente und personalisierte Produktempfehlungen dank KI.<br />
gen werden <strong>neu</strong>e Conversions angeregt<br />
sowie Cross- und Upselling-Potenziale<br />
erschlossen.“ Idealerweise biete ein KI-<br />
Chatbot dem Nutzer während seiner<br />
gesamten Customer Journey einen personalisierten<br />
Support an. So wird das<br />
Vertrauen in die Marke gestärkt. Die<br />
individuelle Beantwortung von Fragen<br />
durch den Bot kann außerdem Verluste<br />
durch Warenkorbabbrüche und Retouren<br />
verringern. Die Vorteile von KI-<br />
Chatbots als digitale Verkaufsassistenten<br />
liegen laut Chananewitz auf der<br />
Hand. Auf seinem jüngsten Löwenstark-Blog<br />
führt er folgende an: Erweiterung<br />
der Kundenkommunikation auf<br />
mehr Kanäle (Messenger, Social-Media-<br />
Apps), enge Begleitung der gesamten<br />
Customer Journey, Gewinnung umfassender<br />
Customer Insights, Erschließen<br />
von Up- und Cross-Selling-Potenzialen,<br />
verringerte Absprungrate, steigende<br />
Conversion Rate, sinkende Retouren-<br />
Gefahr und wachsende Kundenzufriedenheit.<br />
Dazu kommt, dass Suchmaschinen<br />
dank KI zu Antwortmaschinen<br />
mutieren, was die Art verändert, wie<br />
Produkte online gefunden werden. Wer<br />
Chatbots mit einer exzellenten Benutzererfahrung<br />
anbieten kann, ist gegenüber<br />
der Konkurrenz künftig klar im<br />
Vorteil.<br />
Ob zwecks Preisanpassung, zur Identifizierung<br />
und Modellierung der Kaufabsicht,<br />
zur Vorhersage des Kaufzyklus,<br />
für intelligente und personalisierte<br />
Produktempfehlungen auf Basis<br />
einer zielorientierten Kundensegmentierung,<br />
zur Retouren-Optimierung<br />
oder zur Kundenkommunikation als<br />
virtuelle 24/7-Assistenten – KI-<br />
Anwendungen scheinen den Onlinehandel<br />
auf eine <strong>neu</strong>e Ebene zu heben.<br />
Weniger bekannt ist das Potenzial von<br />
KI-Tools im stationären Handel.<br />
Intelligente Ladendetektive. Dass sie<br />
auch hier sinnvoll eingesetzt werden<br />
können, zeigt das Thema Ladendiebstahl,<br />
das laut Handelsverband im Vorjahr<br />
in Österreich einen geschätzten<br />
Schaden von 500 Millionen Euro angerichtet<br />
hat. Die Verbandsexperten<br />
gehen davon aus, dass sich die Situation<br />
in Anbetracht wirtschaftlicher<br />
Krisen weiter verschärfen wird. Wie<br />
Algorithmen Dieben das Handwerk<br />
legen können, wird bei einer Lösung<br />
der französischen Firma Veesion klar.<br />
Die Rede ist von einer Echtzeitanalyse<br />
von Bildern und Videos, die von Überwachungskameras<br />
aufgenommen wurden.<br />
Aufgabe der selbstlernenden<br />
Software ist es, verdächtige Gesten in<br />
einem Geschäft zu erkennen, um einzugreifen,<br />
bevor der Täter das<br />
Geschäft verlässt. Ein Vorteil der KIgestützten<br />
Software, die an im<br />
Geschäft installierte Überwachungskameras<br />
andocken kann, ist laut Veesion-<br />
Verantwortlichen, dass sie auf Zeitpläne,<br />
Personal und Anzahl der Kameras<br />
abgestimmt werden kann. Der<br />
Return on Investment des Tools ist<br />
messbar, etwa in Form einer Dokumentation<br />
der Anzahl der abgefangenen<br />
Personen oder des Werts von<br />
sichergestellten Gütern.<br />
Auch das 2017 in Berlin gegründete<br />
Unternehmen Signatrix fokussiert auf<br />
intelligente Diebstahlprävention. Ware<br />
wird mit Deep-Learning-Technologie<br />
verfolgt und das Verhalten der Kunden<br />
auf Unregelmäßigkeiten analysiert.<br />
Abweichungen zwischen tatsächlich<br />
eingebuchten Waren und den sichtbaren<br />
Artikeln werden automatisch<br />
erkannt. Eine künstliche Intelligenz<br />
ortet zudem Einkaufswagen und interpretiert<br />
ihre Bewegungsrichtung. Verlässt<br />
ein Einkaufswagen ohne vorherigen<br />
Kassenkontakt den Selbstbedienungsbereich,<br />
schlägt die Software<br />
Alarm. Die Maschinen haben dann<br />
ihre Arbeit getan und das Sicherheitspersonal<br />
ist am Zug.<br />
25
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Mit künstlicher Intelligenz<br />
gegen Blackouts<br />
Er<strong>neu</strong>erbare Energie aus Wind und Sonne ist sehr volatil und stresst<br />
die Stromnetze. Künstliche Intelligenz hilft dabei, die Stromflüsse<br />
besser zu managen, damit die Netze stabil bleiben.<br />
von Waltraud Kaserer<br />
Foto: APG<br />
26
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Stromnetz. APG steuert<br />
die Hochspannungsnetze<br />
aus ihrer Zentrale.<br />
Anfang August war es wieder einmal so<br />
weit. Blackout. In der Region Steyr in<br />
Oberösterreich fiel für mehrere Stunden<br />
der Strom total aus. Nichts ging<br />
mehr. In den Haushalten standen die<br />
Kaffeeautomaten und Waschmaschinen<br />
still, in den Büros fielen die Computer<br />
und Internetverbindungen aus und in<br />
den Betrieben ruhte die Produktion.<br />
Was war passiert? Es gab keinen<br />
Ausfall im Kraftwerk, die Stromleitungen<br />
waren alle intakt. Der Grund für<br />
den Totalausfall der Stromversorgung<br />
klingt ungewöhnlich: Weil sich die<br />
Betreiber von Fotovoltaikanlagen nicht<br />
an die jeweils ausgesprochenen Einspeisebegrenzungen<br />
für die von ihnen<br />
erzeugte Energie in das Stromnetz<br />
gehalten hatten, kam es zu einer Überlastung<br />
des Netzes. In der Folge<br />
bewirkten die Sicherungseinrichtungen<br />
eine Notfallabschaltung.<br />
So eine Notfallabschaltung kann in<br />
Zukunft häufiger passieren. Schon<br />
davor, Anfang Juni, war es im Raum<br />
Steyr zu einem totalen Stromausfall<br />
gekommen. Auch da hatten etliche<br />
Betreiber von Fotovoltaikanlagen zu<br />
viel Strom eingespeist, eine Trafostation<br />
überhitzte und es kam zur Notabschaltung.<br />
Stromnetzbetreiber sind nun<br />
alarmiert. Sie kündigen regelmäßige,<br />
strenge Kontrollen an und drohen bei<br />
Missachtung der Vorschriften mit einer<br />
Komplettabschaltung der Kundenanlagen.<br />
Volatile Produktion. Die Energiewende,<br />
so segensreich sie auch für die<br />
Umwelt ist, stellt Energienetzbetreiber<br />
vor große Herausforderung. Ein Teil<br />
der Lösung des Problems könnten<br />
intelligente Stromnetze sein. Sogenannte<br />
Smart Grids helfen bei der<br />
Steuerung der Stromnetze. Die Digitalisierung<br />
macht es möglich. Und künstliche<br />
Intelligenz ist beim Einsatz dieser<br />
Technik ein wichtiges Werkzeug. Die<br />
Herausforderung darf nicht unterschätzt<br />
werden. Die Stromnetze werden<br />
immer komplexer. Schon heute<br />
speisen die Betreiber von Fotovoltaikanlagen<br />
und Windrädern den Großteil<br />
des erzeugten Stroms ins öffentliche<br />
27
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Netz ein und liefern so mindestens<br />
zehn Prozent des jährlich in Österreich<br />
verbrauchten Stroms. Die Zahl der Einspeiser<br />
steigt täglich. Und der erzeugte<br />
Strom wird nicht gleichmäßig ins Netz<br />
eingespeist. Es kommt regelmäßig zu<br />
Spitzen. An manchen Tagen wird mehr<br />
Strom aus er<strong>neu</strong>erbaren Quellen ins<br />
Netz eingespeist als in ganz Österreich<br />
benötigt wird.<br />
Die Folge: Der österreichische Übertragungsnetzbetreiber<br />
Austrian Power<br />
Grid (APG) musste 2022 an insgesamt<br />
237 Tagen in das Stromnetz eingreifen,<br />
um Blackouts zu vermeiden. Allein im<br />
Februar <strong>2023</strong> waren 27 dieser sogenannten<br />
Redispatch-Maßnahmen notwendig.<br />
Diese gezielten Eingriffe in die<br />
Stromerzeugung und -verteilung haben<br />
die österreichischen Stromkunden im<br />
vergangenen Jahr rund 94 Millionen<br />
Euro gekostet.<br />
Sensibles System. Die APG steuert<br />
die Hochspannungsnetze in Österreich<br />
aus ihrer technischen Zentrale im<br />
Süden Wiens. Auf einer breiten Wand<br />
aus Monitoren überwachen die Mitarbeiter<br />
3400 Kilometer Stromnetze.<br />
„Das Übertragungsnetz ist ein sehr<br />
sensibles System, weil Angebot und<br />
Nachfrage stets deckungsgleich sein<br />
müssen, damit die sichere Stromversorgung<br />
gewährleistet ist“, sagt Gerhard<br />
Christiner, technischer Vorstand der<br />
APG. Der Einsatz von künstlicher<br />
Intelligenz ist heute schon hilfreich,<br />
vor allem bei der Erstellung möglichst<br />
genauer Prognosen über die erwarteten<br />
Einspeisemengen aus Fotovoltaik- und<br />
Windanlagen. So trägt die <strong>neu</strong>e Technologie<br />
dazu bei, das Stromnetz fit für<br />
einen CO₂-<strong>neu</strong>tralen Erzeugungsmix zu<br />
machen. Doch noch ist der Mensch<br />
unersetzlich. Christiner: „Für kritische<br />
Steuerprozesse und direkte Eingriffe in<br />
das Stromnetz liegt die Verantwortung,<br />
Entscheidung und Durchführung<br />
immer in der Hand unserer Expert:innen.“<br />
Nicht nur die APG, sondern die<br />
Netzbetreiber in ganz Europa suchen<br />
nach Lösungen, um die Auswirkungen<br />
Waldbrände<br />
verhindern<br />
Waldbrände zerstören in<br />
Kalifornien jedes Jahr Abertausend<br />
Hektar an Vegetation.<br />
Ein Auslöser dafür sind häufig<br />
auch schlecht gewartete<br />
Stromleitungen.<br />
Die Pacific Gas & Electricity<br />
Company (PG&E) setzt daher<br />
künstliche Intelligenz ein, um<br />
solche Waldbrände zu verhindern.<br />
Konkret werden Sensordaten<br />
aus dem Stromnetz mit<br />
historischen Informationen<br />
und Wetterdaten abgeglichen,<br />
um schadhafte Leitungen<br />
frühzeitig warten zu können<br />
und Überspannungen zu vermeiden.<br />
Netzstabilität. Gerhard<br />
Christiner, Vorstand bei<br />
APG, setzt schon auf KI.<br />
der Energiewende abzufedern. Denn<br />
der Ausstieg aus ad hoc zu steuernden<br />
fossilen Quellen wie Öl und Gas wird<br />
nur durch noch mehr dezentrale Anlagen<br />
zur Stromerzeugung aus Sonne<br />
und Wind bewerkstelligt werden können.<br />
Daher werden die Netze immer<br />
fragiler. Für aus dem Ausland beauftragte<br />
Stabilisierungsmaßnahmen hat<br />
die APG im Vorjahr 718 Millionen Euro<br />
ausgegeben. Kosten, die von den ausländischen<br />
Stromverbrauchern getragen<br />
werden.<br />
Neben den überregionalen Hochspannungsnetzen<br />
müssen Engpässe<br />
und Überkapazitäten auch in den Netzen<br />
mit mittlerer oder niedriger Spannung<br />
behoben werden. Damit werden<br />
auch die regionalen und lokalen Verteilernetzbetreiber<br />
in die Steuerung eingebunden.<br />
Nur so können hohe Anteile<br />
er<strong>neu</strong>erbarer Energie, die wie im<br />
Blackout-Fall in Steyr vor Ort eingespeist<br />
werden, für eine sichere und<br />
günstige Versorgung mit Strom<br />
gewährleistet werden.<br />
Neben großen Konzernen wie Siemens<br />
und ABB nutzen zahlreiche Startups<br />
künstliche Intelligenz, um die bisher<br />
schwer zu prognostizierenden<br />
Mengen an Strom aus Fotovoltaik und<br />
Wind vorherzusagen und sie mit dem<br />
notwendigen Einsatz von schnell<br />
abrufbaren Quellen wie Pumpspeicherkraftwerken,<br />
Biomasse-Anlagen und<br />
Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen<br />
abgleichen zu können. Der deutsche<br />
Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat<br />
eines seiner vielen Pilotprojekte dazu<br />
mit Bayernwerk als lokalem Energieversorger<br />
und dem Start-up Consolinno<br />
einen Versuch gestartet. Dabei<br />
werden die Flexibilität verschiedenster<br />
Kleinanlagen im laufenden Betrieb<br />
aggregiert und Bayernwerk dynamisch<br />
und aktiv zur Verfügung gestellt. Die<br />
ersten Monate zeigen nach Aussagen<br />
von Bayernwerk, dass damit die Wirkungskraft<br />
eines konventionellen<br />
Kraftwerkes erreicht werden kann.<br />
Gleichzeitig wird aus den kleinen,<br />
dezentralen und vom Wetter abhängigen<br />
Stromerzeugern ein Konglomerat<br />
Foto: RicardoHerrgott<br />
28
BRANCHEN IM WANDEL<br />
von Quellen, die in ihrer Gesamtheit so<br />
stabil einspeisen, wie ein konventionelles<br />
Kraftwerk.<br />
Alle diese Systeme verwenden fortschrittliche<br />
Algorithmen und maschinelles<br />
Lernen, um die Daten aus Sensoren<br />
und Überwachungssystemen zu<br />
analysieren. Das bedingt in den Fotovoltaikanlagen<br />
auf den (privaten)<br />
Hausdächern und gewerblich betriebenen<br />
Freiflächen entsprechende auslesbare<br />
Datenpunkte, die die Integration<br />
des Stroms in das Netz erleichtern.<br />
Stichwort: Datentransparenz und<br />
Datenintegrität. Für die Prognose der<br />
erwartenden Strommengen werden<br />
zudem zuverlässige Wetterdaten<br />
gebraucht. Die Echtzeitdaten aus der<br />
Anlage werden dann mit den Vorhersagemodellen<br />
zusammengeführt und als<br />
zu erwartende Mengen in den Steuerungszentralen<br />
weiterverarbeitet. Das<br />
dient nicht nur für die Planungsprozesse,<br />
sondern auch für die Instandsetzung<br />
der Lasten nach einem Netzausfall.<br />
Herausforderungen. Sicherheit und<br />
Integrität aller beteiligten Systeme<br />
sind wesentliche Voraussetzungen für<br />
dieses Setup. Die Herausforderung ist<br />
daher eine entsprechende Absicherung<br />
der dezentralen Anlagen zur Stromerzeugung,<br />
um Cyberangriffe auf die<br />
Anlagen und in das Netz zu verhindern.<br />
Ohne Verfügbarkeit und Integrität<br />
der Systeme nützt die beste Vernetzung<br />
nichts.<br />
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz<br />
in der Energiebranche bietet auch<br />
zahlreiche Effizienzvorteile. Die bessere<br />
Steuerung und Optimierung des<br />
Stromflusses führt zu einer verbesserten<br />
Auslastung der Netze. Darüber hinaus<br />
ermöglicht KI die Vorhersage von<br />
Nachfrage- und Versorgungsschwankungen,<br />
was wiederum zu einer effizienteren<br />
Energieerzeugung führt. Auch<br />
Wartungsintervalle der Erzeugungsanlagen<br />
können besser geplant werden.<br />
Setzt man noch einen Schritt vorher<br />
an, lassen sich mit künstlicher Intelligenz<br />
auch Bau und Installation von<br />
Neuronales<br />
Netz<br />
Technologien und Modelle der<br />
künstlichen Intelligenz nutzen<br />
unterschiedliche Formen des<br />
sogenannten tiefen <strong>neu</strong>ronalen<br />
Netzes („deep <strong>neu</strong>ral network“).<br />
Dabei wird die Software<br />
mit riesigen Datenmengen geschult.<br />
Das passiert auf Hochleistungsservern<br />
mit Workload-Beschleunigern<br />
– entweder<br />
mit Grafikchips (GPUs, Graphic<br />
Processing Units) oder speziell<br />
entwickelten KI-Chips.<br />
Das Übertragungsnetz<br />
ist ein sehr<br />
sensibles System,<br />
weil Angebot und<br />
Nachfrage stets deckungsgleich<br />
sein<br />
müssen, damit die<br />
sichere Stromversorgung<br />
gewährleistet<br />
ist.<br />
GERHARD<br />
CHRISTINER<br />
Technischer Vorstand der APG<br />
Solaranlagen so planen, dass sie eine<br />
optimale Effizienz erreichen.<br />
Sind die E-Autos, beziehungsweise<br />
die entsprechende Gesetzgebung, einmal<br />
so weit, dass auch ihre Batterien<br />
Strom ins Hausnetz oder ins öffentliche<br />
Netz abgeben können, wird das System<br />
noch einmal komplexer. Das Energiemanagement<br />
für das gesamte Zuhause,<br />
das intelligente Laden des E-Autos und<br />
die Einspeisung des überschüssigen<br />
Stroms beim Netzbetreiber fordert<br />
smarte Gesamtlösungen. Das deutsche<br />
Start-up GridX hat schon vor Jahren<br />
Lösungen dazu, beispielsweise für das<br />
bidirektionale Laden von E-Autos, entwickelt.<br />
Mit den Unternehmen aus der<br />
Energiebranche Eon, Engie und Viessmann<br />
gibt es zahlreiche weitere Projekte<br />
im Bereich Smart Grids.<br />
Der Mensch wird weiterhin die<br />
letzte Entscheidung über den Eingriff in<br />
die Hochspannungsnetze haben. Jedoch<br />
dient künstliche Intelligenz in den vorgelagerten<br />
Netzebenen als Technologie<br />
der Wahl, um in Verbindung mit den<br />
prognostizierten Erzeugungsmengen<br />
der kleinen dezentralen Fotovoltaikanlagen<br />
und Windräder sowie den stabilen<br />
kurzfristig abrufbaren Ausgleichsmengen<br />
aus wenig wetterabhängigen<br />
Anlagen das System stabil und kostengünstig<br />
zu halten.<br />
KI für Prognosen. Bleibt dann nur noch<br />
die Prognose des Energieverbrauchs.<br />
Auch hier gibt es bereits praktikable<br />
Anwendungen von künstlicher Intelligenz.<br />
Wenn Erzeugung und Verbrauch<br />
im Einklang sind, lässt sich auch die<br />
Kapazität der Netze besser ausnutzen<br />
und der meist umstrittene Bau <strong>neu</strong>er<br />
Netze auf das Notwendige begrenzen.<br />
Die Kapazitäten der Fotovoltaikanlagen<br />
könnten dann zwar, wie bei den Blackouts<br />
in Steyr, immer noch zu groß zum<br />
Einspeisen in die Netze sein. Durch die<br />
intelligenten Netze und die damit einhergehende<br />
Steuerung würde aber eine<br />
punktuell zu hohe Einspeisung rechtzeitig<br />
verhindert. Und die Kaffeeautomaten<br />
und Waschmaschinen laufen<br />
weiter.<br />
29
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Verlässlicher Assistent für<br />
Architekten und Projektleiter<br />
Im Vergleich zu vielen anderen Branchen hinkt die Bauwirtschaft beim<br />
Thema künstliche Intelligenz noch hinterher – erste KI-Lösungen zeigen<br />
sich vor allem auf dem Gebiet der Planung und im Projektmanagement.<br />
von Christian Scherl<br />
Foto: Drazen_E+via GettyImages, Warchi_E+via_GettyImages<br />
30
BRANCHEN IM WANDEL<br />
rend die Digitalisierung bei Bauentwicklung<br />
und Bauausführung in Österreich<br />
laut Kopececk auf einem hohen<br />
Niveau ist, etwa mit der digitalen Vermessung,<br />
hat sie bei Prozessen und<br />
Projektabwicklung noch Nachholbedarf.<br />
„Durch die digitalen Werkzeuge<br />
steigt die Produktivität und sinkt die<br />
Fehlerquote. KI-Lösungen könnten diesen<br />
Effekt sogar noch verstärken, allerdings<br />
stecken KI-Innovationen im Bau<br />
in ganz Europa noch in den Kinderschuhen.“<br />
Erste gute Erfahrungen. Trotzdem<br />
gibt es sie, die Unternehmen, die KIbasierte<br />
Lösungen gezielt für die Bauwirtschaft<br />
anbieten. Prinzipiell ist KI in<br />
der Baubranche in nahezu allen Phasen<br />
eines Projektes einsetzbar, derzeit sind<br />
es vor allem Tools für Planung und<br />
Projektmanagement, die entstehen. „In<br />
der Bauwirtschaft gibt es viele Details,<br />
wie etwa Statikberechnungen, die sich<br />
automatisieren lassen und von der KI<br />
übernommen werden können“, sagt<br />
Kopececk, der sich auch für das Thema<br />
Arbeitnehmerschutz engagiert. „Auf<br />
Baustellen passieren viele Unfälle und<br />
die KI kann die Bauwirtschaft unfallsicherer<br />
machen.“ Im Risikomanagement<br />
Auf die Bauwirtschaft wird aktuell von<br />
vielen Seiten Druck ausgeübt, begonnen<br />
von den Baukosten bis hin zu den<br />
Anforderungen der Nachhaltigkeit. Die<br />
Bauwirtschaft ist für gut ein Drittel der<br />
globalen CO₂-Emissionen verantwortlich.<br />
Um die Klimaziele zu erreichen,<br />
muss sie effizienter werden. „Ohne<br />
Digitalisierung und KI wird das nicht<br />
gelingen“, prophezeit Harald Kopececk,<br />
Geschäftsführer der Zukunftsagentur<br />
Bau (ZAB) und Leiter der BauAkademie<br />
OÖ. In der Bauakademie werden<br />
Führungskräfte auf veränderte Arbeitsmethoden<br />
vorbereitet, damit die <strong>neu</strong>esten<br />
Technologien in den Unternehmen<br />
Einzug halten können. Die ZAB<br />
unterstützt vor allem KMU, wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben und die <strong>neu</strong>esten<br />
Methoden zu integrieren. Wähgibt<br />
es bereits gute KI-Lösungen, wie<br />
etwa die Früherkennungssoftware Early<br />
Bird des Wiener Unternehmens Conbrain<br />
Solutions. Bei großen Bauprojekten<br />
ist es nicht unüblich, dass in der<br />
Mailbox eines Projektleiters täglich<br />
Hunderte Mails eintreffen. Hier nicht<br />
den Überblick zu verlieren ist das eine,<br />
vor allem aber ist es eine große Herausforderung,<br />
die wichtigsten Mails<br />
zuerst zu bearbeiten. Early Bird ist eine<br />
KI-basierte Software, die alle Dokumente<br />
mittels intelligenter Texterkennung<br />
untersucht und sie farblich hervorhebt,<br />
wenn projektgefährdende<br />
Inhalte entdeckt werden. Hinter der<br />
Software steckt ein eigens entwickelter<br />
mathematischer Algorithmus. Die<br />
Dokumente werden je nach Risikopotenzial<br />
in grün (kein Risiko), gelb<br />
(leichtes Risiko) und rot (erhöhtes<br />
Risiko) eingefärbt. Rote Dokumente<br />
weisen zum Beispiel auf Inhalte hin,<br />
die sich um Bauzeitverlängerung,<br />
Mehrkosten, Mängel oder Schäden drehen<br />
und umgehend behandelt werden<br />
müssen, um Probleme abzuwenden.<br />
Dazu wurden der KI bisher rund 18.500<br />
fachspezifische Baubegriffe beigebracht.<br />
Im Team befinden sich neben<br />
IT-Experten und Bauingenieuren auch<br />
31
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Linguisten und Psychologen, die der KI<br />
lehren, Emotionen zu erkennen. „Wenn<br />
zum Beispiel in einem Mail steht: ‚Der<br />
Plan ist schon wieder falsch‘, dann<br />
schwingt da Frustration mit und Early<br />
Bird färbt das im Text rosa ein“, erklärt<br />
Conbrain-Geschäftsführer Wolf Plettenbacher,<br />
der vor der Gründung des<br />
Start-ups rund 25 Jahre u. a. als Projektleiter<br />
auf Baustellen unterwegs war<br />
und auch als Sachverständiger tätig ist.<br />
Im Zuge einer wissenschaftlichen<br />
Arbeit zum Thema „Krisen- und Turnaround-Management<br />
bei Großbauvorhaben“<br />
stellte er fest, dass die KI ein<br />
wertvolles Tool ist, um aus der Datenflut<br />
in kürzester Zeit die Essenz herauszulesen.<br />
„Wir haben unserer KI<br />
rund 6500 Sätze beigebracht, anhand<br />
derer Emotionen wie Freude, Frust,<br />
Enttäuschung usw. abzulesen sind.“<br />
Mittlerweile ist Early Bird rund drei<br />
Jahre im Einsatz. „Im Durchschnitt<br />
beinhalten rund zehn Prozent der<br />
Dokumente echte Risiken und der Projektleiter<br />
hat sie sofort bei der Hand.“<br />
Hausaufgaben erledigen. Noch besser<br />
natürlich, wenn es bei einem Bauprojekt<br />
erst gar nicht zu Risiken<br />
kommt, indem Prozessabläufe standardisiert<br />
sind. Anton Rieder, Geschäftsführer<br />
von Riederbau Kufstein, gehört<br />
zu den innovativen Vorreitern in der<br />
Digitalisierung. Er kann sich durchaus<br />
vorstellen, dass KI auch bei der Prozessoptimierung<br />
unterstützend eingreifen<br />
könnte, etwa mit Prozess-Mining-<br />
Systemen. „Aber das ist noch Zukunftsmusik.<br />
In einem ersten Schritt müsste<br />
ein großer Denkfehler in der Bauwirtschaft<br />
beseitigt werden: Dass individuelle<br />
Gebäude auch individuelle Ablaufprozesse<br />
benötigen. Erst wenn wir<br />
gelernt haben, in standardisierten Prozessen<br />
zu denken, ist der Grundstein<br />
gelegt, damit uns in weiterer Folge KI<br />
unterstützen kann“, so der innovative<br />
Tiroler Geschäftsmann. Sein Unternehmen<br />
wagt sich immer wieder an <strong>neu</strong>e<br />
Technologien heran. Man verwendet<br />
zum Beispiel eine Statik-Software, die<br />
KI-basiert aus einer Fülle an statischen<br />
Lösungen je nach verlangter Bewertung<br />
die effizienteste, günstigste oder<br />
bestimmte Betongüte usw. hervorheben<br />
kann. „Wir halten die Augen für weitere<br />
KI-Lösungen offen. Eine gute Idee<br />
wäre KI zur Materialoptimierung, um<br />
bei einem Bauprojekt die Materialien<br />
zu optimieren. Dem stehen jedoch häufig<br />
Vorschriften entgegen, sodass Optimierungen<br />
gar nicht möglich sind.“ In<br />
den Bereichen, wo immer mehr Daten<br />
anfallen, wird die Menge an KI-Lösungen<br />
rasch zunehmen. Aktuell arbeitet<br />
Conbrain zum Beispiel an der Entwicklung<br />
von Blue Box, das KI-basiert beim<br />
Datenmanagement unterstützt. „Bei<br />
einem Bauprojekt fallen Unmengen<br />
von Dokumenten an. Am Ende des<br />
Bauvorhabens wird dem Bauherren<br />
eine vollständige Dokumentation übergeben,<br />
mit allen Dokumenten in den<br />
richtigen Ordnern. Blue Box automatisiert<br />
die Zuweisung der Dokumente in<br />
die richtigen Ordner.“ Eine weitere<br />
Erleichterung für den Projektleiter auf<br />
Großbaustellen.<br />
Unterstützt statt ergänzt. Müssen<br />
aber Architekten befürchten, dass sie<br />
bei der Planung maximal Kontrollfunktionen<br />
übernehmen, wenn die KI langfristig<br />
wesentliche Kompetenzen der<br />
Ingenieure ersetzt? „Es ist durchaus<br />
eine unserer Hoffnungen, dass KI<br />
zukünftig die Planung noch viel stärker<br />
beeinflussen wird“, sagt Albert Achammer,<br />
Geschäftsführer von ATP Hamburg.<br />
„ATP architekten ingenieure“<br />
zählt zu den führenden europäischen<br />
Büros für integrale Planung. Seit 2012<br />
plant ATP durchgehend digital mit BIM<br />
(Building Information Modeling).<br />
„Ähnlich wie BIM sehen wir künstliche<br />
Intelligenz als ein sehr leistungsstarkes<br />
und nützliches Werkzeug. Mit dem<br />
Computational-Design-Team arbeitet<br />
Foto: Jarmo Piironen_iStock_via Getty Images Plus<br />
32
BRANCHEN IM WANDEL<br />
ATP an Automatisierungslösungen für<br />
den Planungsprozess und bringt<br />
dadurch jetzt schon vereinzelte und<br />
spezifische KI-Lösungen in unsere Projekte.<br />
Wir suchen aktiv die Anwendung<br />
von KI, halten uns allerdings stets vor<br />
Augen, dass der Einsatz von KI-Applikationen<br />
nicht zum Selbstzweck wird.<br />
Als digitales und technologieaffines<br />
Unternehmen legen wir Wert darauf,<br />
dass die Technologie unsere Kernprozesse<br />
bestmöglich unterstützt und<br />
nicht andersherum.“ Die KI soll den<br />
Planern eher als fundierte zweite Meinung<br />
zur Verfügung stehen und auch<br />
viele Vorschläge für Alternativen bieten,<br />
die für einen Menschen in derselben<br />
Zeit unmöglich generierbar wären.<br />
„Dadurch werden die Architekten und<br />
Ingenieure nicht abgeschafft – ganz im<br />
Gegenteil: Es wird ihnen wieder mehr<br />
Zeit und Raum zur Verfügung stehen,<br />
um sich auf die Kernaufgaben einer<br />
Gebäudeplanung zu konzentrieren:<br />
nämlich im Zusammenspiel mit kreativen<br />
Lösungen vorauszudenken und<br />
starke Konzepte für die Menschen zu<br />
entwerfen.“ Klar ist jedoch auch, dass<br />
es Expertise bedarf. „Architekten, die<br />
keine Kernkompetenzen besitzen, werden<br />
durch die künstliche Intelligenz<br />
tatsächlich ernsthafte Konkurrenz<br />
erhalten“, glaubt Conbrain-Geschäftsführer<br />
Plettenbacher, sieht KI aber<br />
auch als wertvolles Instrument, den<br />
Fachkräftemangel in den Griff zu<br />
bekommen.<br />
DSGVO bremst KI ein. Einer der<br />
größten Hemmschuhe in Europa für<br />
die Entwicklung von künstlicher Intelligenz<br />
ist die strenge Datenregulierung.<br />
Davon kann etwa Plettenbacher ein<br />
Lied singen: „Wenn wir bei großen<br />
Unternehmen Early Bird vorstellen,<br />
dann sind die Techniker innerhalb<br />
einer Stunde überzeugt und wollen die<br />
Software haben, aber es dauert zehn<br />
Mal so lang, um mit der Datenschutzabteilung<br />
auf einen grünen Zweig zu<br />
kommen.“ Und das, obwohl Early Bird<br />
den DSGVO-Standards entspricht.<br />
Auch die europäische Politik setzt eher<br />
kontraproduktive Signale. ZAB-<br />
Geschäftsführer Kopecek würde sich<br />
lieber wünschen, dass die Politik Rahmenbedingungen<br />
schafft, die Betriebe<br />
animiert, in KI zu investieren. „Sonst<br />
Wenn wir bei großen<br />
Unternehmen<br />
Early Bird vorstellen,<br />
sind die Techniker<br />
in einer Stunde<br />
überzeugt und wollen<br />
die Software haben,<br />
aber es dauert<br />
zehn Mal so lang,<br />
um mit der Datenschutzabteilung<br />
auf<br />
einen grünen Zweig<br />
zu kommen.<br />
WOLF<br />
PLETTENBACHER<br />
Gründer von Conbrain<br />
überholen uns China, die USA und<br />
Australien bei der Entwicklung von<br />
Innovationen. Datenschutz ist wichtig,<br />
aber die Regulierungen und Rahmenbedingungen<br />
müssen so gestaltet sein,<br />
dass Innovation dadurch nicht behindert<br />
wird und es uns gelingen kann,<br />
<strong>neu</strong>e Entwicklungen schnell umzusetzen.“<br />
Die Baubranche hinkt beim Einsatz<br />
von KI aber nicht nur wegen der<br />
Regulierungen und Rahmenbedingungen<br />
hinterher. „Anders als bei sprachbasierter<br />
KI, wie etwa Chat GPT, gibt<br />
es viel weniger verfügbare, homogene<br />
Daten, auf denen ein automatisierter<br />
Lernprozess durch KI aufbauen könnte.<br />
Auch dadurch hinkt die Branche hinterher“,<br />
sagt Achammer.<br />
Auswirkungen auf Preise. Stellt sich<br />
die Frage, ob die Immobilienpreise sinken,<br />
wenn Bauprojekte durch KI immer<br />
effizienter werden? „Im momentanen<br />
Spektrum zwischen hohen Grundstückspreisen,<br />
Finanzierungs- und Baukosten<br />
liegt der Versuch, an den Baukosten<br />
zu sparen, natürlich nahe“, sagt<br />
Architekt Achammer. „Grundsätzlich<br />
glauben wir, dass jede Effizienz, die im<br />
Bauprozess zu niedrigeren Kosten<br />
führt, auch einen direkten Einfluss auf<br />
die Immobilienpreise hat. Dafür benötigt<br />
es erst einmal noch keine künstliche<br />
Intelligenz. Da glauben wir, dass<br />
man nur im Prozess, wie wir momentan<br />
arbeiten, schon ein Einsparungspotenzial<br />
von 30 bis 50 Prozent haben.<br />
Die KI kann hier in Zukunft sicher<br />
noch das eine oder andere Prozent<br />
rausholen.“<br />
Klar ist, dass die künstliche Intelligenz<br />
Aufgaben und Arbeitsplätze in<br />
Bau und Architektur verändern wird.<br />
Für Bauunternehmer Rieder bedeutet<br />
das nicht zwingend einen Wettbewerbsvorteil:<br />
„Weil alle Zugriff auf dieselben<br />
Tools haben.“ Es ist also noch<br />
viel zu früh, um zu sagen, ob KI bloß<br />
ein weiteres nützliches Tool oder ein<br />
echter Gamechanger in der Bauwirtschaft<br />
ist. In einem ersten Schritt hilft<br />
uns KI tendenziell eher, bestimmte<br />
Dinge früher zu erkennen, um den<br />
enormen bürokratischen Aufwand, den<br />
es bei Bauprojekten gibt, zu reduzieren.<br />
In vielen Punkten ist heute aber noch<br />
nicht absehbar, was das für die Mitwirkenden<br />
bei einem Bauprojekt bedeutet.<br />
33
BRANCHEN IM WANDEL<br />
KI-Tools kommen auch<br />
beim Prozess der Befruchtung<br />
zum Einsatz.<br />
Medizin 5.0:<br />
Intelligente Maschinen<br />
geben das Tempo vor<br />
Von der Diagnose von seltenen Erkrankungen bis zur Entwicklung<br />
von Therapeutika: Künstliche Intelligenz schickt sich an, Medizin<br />
und Pharmazie zu revolutionieren.<br />
von Christian Lenoble<br />
Foto: frentusha_iStock _via Getty Images Plus<br />
34
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Geht der Wunsch nach einem Kind nicht<br />
auf natürlichem Wege in Erfüllung, kann<br />
eine künstliche Befruchtung helfen.<br />
Dabei wird die Eizelle aus dem Eierstock<br />
entnommen und im Labor mit den<br />
Samenzellen zusammengeführt. Ist die<br />
Befruchtung erfolgreich, werden die<br />
mittlerweile mehrzelligen Embryonen in<br />
die Gebärmutter eingesetzt, wo sie sich<br />
weiterentwickeln. „Die Erfolgschancen<br />
hängen von vielen Faktoren ab. Maßgeblich<br />
entscheidend ist jedoch, wie viele<br />
Eizellen aus den Follikeln (Eibläschen)<br />
gewonnen werden können, wie viele<br />
davon heranreifen und tatsächlich<br />
befruchtet werden und wie viele Embryonen<br />
sich daraus wiederum entwickeln.<br />
Im Idealfall bleiben Embryonen übrig,<br />
die für einen weiteren Versuch, falls<br />
nötig, konserviert werden können“,<br />
erklärt man im Kinderwunschzentrum<br />
an der Wien, und betont zugleich die<br />
möglichen Nebenwirkungen durch hormonelle<br />
Stimulation. Probleme drohen<br />
auch bei der sogenannten ICSI Technik<br />
((Intrazytoplasmatische Spermieninjektion<br />
– hier wird in einem Labor mit<br />
einer Mikropipette eine einzelne Samenzelle<br />
aufgesaugt und direkt in eine<br />
Eizelle injiziert), wenn Samenzellen, die<br />
mögliche genetische Veränderungen<br />
aufweisen, zu einer Befruchtung gelangen.<br />
Und natürlich kann trotz aller<br />
Bemühungen die Befruchtung ausbleiben.<br />
Kurzum: Künstliche Befruchtung ist<br />
mit hohem Aufwand und mit körperlichen<br />
und psychischen Belastungen verbunden.<br />
Bewertung von Embryos. Um die<br />
Erfolgschancen einer Schwangerschaft<br />
zu erhöhen, wurde nun eine Software<br />
entwickelt, die mithilfe von künstlicher<br />
Intelligenz eine qualitative Bewertung<br />
wichtiger Parameter vornimmt. Konkret<br />
geht es um die Bewertung der Blastozyste,<br />
also des fünf bis sechs Tage alten<br />
35
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Um die Erfolgschancen einer Schwangerschaft zu erhöhen, wurde eine Software entwickelt, die mithilfe von<br />
KI eine qualitative Bewertung wichtiger Parameter bei der künstlichen Befruchtung vornimmt.<br />
Embryos, die eine komplexe, aus etwa<br />
200 Zellen bestehende Zellstruktur aufweist.<br />
Bei einer IVF-Behandlung (Invitro-Fertilisation)<br />
werden Eizellen in<br />
einer Laborumgebung befruchtet. Die<br />
Embryonen werden spätestens im Blastozysten-Stadium<br />
(Tag fünf der Entwicklung)<br />
in die Gebärmutter eingepflanzt.<br />
Im Forschungsprojekt des Kinderwunsch<br />
Zentrums in Zusammenarbeit<br />
mit der Software Competence Center<br />
Hagenberg GmbH (SCCH) bestimmen<br />
verschiedene <strong>neu</strong>ronale Netze die Qualität<br />
einer Blastozyste, die beste vorhandene<br />
Blastozyste, die Anzahl der einzusetzenden<br />
Blastozysten oder die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Schwangerschaft.<br />
„Ziel des Projektes ist es, den hohen<br />
Aufwand und die hohen Kosten sowie<br />
die körperlichen und psychischen<br />
Belastungen für die Patientinnen, die<br />
mit einer IVF einhergehen, zu reduzieren“,<br />
heißt es seitens der Forscher.<br />
„Eine geniale Anwendung von KI in<br />
einem Gebiet, in dem sie viele nicht<br />
vermuten würde, und ein gutes Beispiel<br />
dafür, wie Technologie bei großem<br />
Leidensdruck helfen kann“, lautete<br />
das Urteil der Jury des eAward<br />
2022. Das Projekt „Künstliche Intelligenz<br />
hilft bei Kinderwunsch“ wurde im<br />
400<br />
Tausend Menschen<br />
leiden in Österreich<br />
an sogenannten<br />
Seltenen Erkrankungen.<br />
Für die überwiegende<br />
Mehrheit<br />
der Erkrankungen<br />
(über 95 Prozent)<br />
gibt es bisher keine<br />
spezifische<br />
Behandlung.<br />
Vorjahr mit einem der größten IT-Wirtschaftspreise<br />
im deutschsprachigen<br />
Raum ausgezeichnet.<br />
Erkennen seltener Erkrankungen. Dass<br />
künstliche Intelligenz auch in Sachen der<br />
medizinischen Diagnose zu einem echten<br />
Gamechanger werden könnte, zeigt<br />
sich bei einem Projekt an der Universitätsklinik<br />
für Dermatologie und Venerologie<br />
der Universität Linz. Gearbeitet<br />
wird hier mit KI-Mitteln an der Erkennung<br />
eines sehr seltenen Hautkrebstyps,<br />
und zwar des kutanen T-Zell-Lymphoms.<br />
Die Rede ist dabei von einer sogenannten<br />
Seltenen Erkrankung, von der man<br />
spricht, wenn das Krankheitsbild bei<br />
nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen<br />
auftritt. Bis zu 8000 dieser Rare bzw.<br />
Orphan Diseases sind weltweit gelistet.<br />
In Österreich leiden etwa 400.000<br />
Menschen daran, innerhalb der EU<br />
schätzt man die Zahl auf 30 Millionen.<br />
Betroffene haben mit vielen Einschränkungen<br />
und Belastungen zu kämpfen,<br />
die häufig angeboren, chronisch, multisystemisch<br />
und progressiv sind. Für die<br />
überwiegende Mehrheit der Erkrankungen<br />
(über 95 Prozent) gibt es bisher<br />
keine spezifische Behandlung. Die Diagnose<br />
ist schwierig und langwierig: Ein<br />
Foto: Polina_Miloslavova_ iStock _via Getty Images Plus<br />
36
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Fall für die künstliche Intelligenz.<br />
„Wir fokussieren nun mehr auf seltene<br />
Erkrankungen, und zwar sowohl auf<br />
deren Diagnose als auch auf die Entwicklung<br />
<strong>neu</strong>er Therapien. Die Erkennung<br />
des kutanen T-Zell-Lymphoms<br />
zählt zu unseren aktuellen Aufgabestellungen“,<br />
erklärt Biologin und Bioinformatikerin<br />
Susanne Kimeswenger in<br />
einer APA-Science-Aussendung. Kimeswenger<br />
untersuchte vorab bei häufiger<br />
auftretenden Krankheiten, ob ein Computer<br />
in der Lage ist, auf Basis von Bildern<br />
und Gewebeproben (histologischen<br />
Bildern) Diagnosen zu erstellen – mit<br />
Erfolg. Nun ist das Team rund um die<br />
Bioinformatikerin dabei, künstliche<br />
<strong>neu</strong>ronale Netzwerke so zu trainieren,<br />
dass sie Tumorentitäten in histologischen<br />
Bildern feststellen.<br />
Lernen mit wenigen Versuchen. Künstliche<br />
<strong>neu</strong>ronale Netze zeichnen sich<br />
dadurch aus, dass sie anpassungsfähig<br />
sind. Das heißt, sie modifizieren sich<br />
selbst, während sie aus dem anfänglichen<br />
Training lernen. Nachfolgende<br />
Durchläufe liefern mehr Informationen<br />
über die Welt. Anders als Menschen<br />
kann ein Computer jedoch nicht mit<br />
einem Blick erkennen, ob auf einem Bild<br />
ein Mensch, eine Pflanze oder ein<br />
Gegenstand zu sehen ist. Er muss das<br />
Foto auf einzelne Merkmale untersuchen.<br />
Welche Merkmale relevant sind,<br />
weiß der Computer durch den implementierten<br />
Algorithmus oder er findet<br />
es durch Datenanalyse selbst heraus.<br />
Vorab wird die Maschine zum Erkennen<br />
trainiert, indem man Tausende Vergleichsbilder<br />
vorlegt. Nur so konnten<br />
noch bis vor wenigen Jahren Bildklassifikationen<br />
durch maschinelles Lernen<br />
möglich gemacht werden. Mittlerweile<br />
können Algorithmen auch seltene<br />
Sachen immer besser erkennen. Experten<br />
sprechen vom Few-Shot Learning<br />
(Lernen mit wenigen Versuchen) oder<br />
von Zero-Shot Learning (Lernen ohne<br />
Versuch), wenn es für intelligente<br />
Maschinen gilt, Phänomene zu klassifizieren,<br />
die ihnen nie zuvor untergekommen<br />
sind.<br />
Diesen <strong>neu</strong>en Trend macht man sich<br />
auch beim Erkennen von seltenen Krankheitsbildern<br />
zunutze, da hier nur geringe<br />
Fallzahlen und kleine Datenmengen zur<br />
Verfügung stehen. Besonders schwierig<br />
Jeder Mensch ist<br />
einzigartig, und KI<br />
ermöglicht es, diese<br />
Einzigartigkeit bei<br />
der Behandlung von<br />
Krankheiten zu<br />
berücksichtigen.<br />
Durch die Analyse<br />
von genetischen<br />
Informationen,<br />
Patientendaten und<br />
klinischen Studien<br />
kann KI personalisierte<br />
Therapien<br />
entwickeln.<br />
ist die Situation beim Erkennen des kutanen<br />
T-Zell-Lymphoms, weil die Symptome<br />
zunächst ähnlich wie bei entzündlichen<br />
Hauterkrankungen sind. „Es ist<br />
sehr wichtig, diesen Krebstypus schon<br />
bald zu erkennen, weil dann die Therapiemöglichkeiten<br />
viel besser sind als in<br />
späteren Stadien“, betont Kimeswenger<br />
die Bedeutung der KI-Methodik auf diesem<br />
Gebiet.<br />
Schnelle Diagnose, frühe Hilfe.<br />
Aktuell werden auf diesem Gebiet weitere<br />
<strong>neu</strong>e Verfahren erprobt, etwa das<br />
sogenannte Transfer Learning, bei dem<br />
ein Modell Informationen aus einer<br />
Domäne in eine andere überträgt.<br />
Alternativ können auch Informationen<br />
von einer Vorhersageaufgabe auf eine<br />
andere übertragen werden. So könnte<br />
zum Beispiel ein Modell, das auf die<br />
Diagnose einer häufigen Krankheit trainiert<br />
wurde, als Ausgangspunkt genutzt<br />
werden, um das Modell zur Erkennung<br />
einer Seltenen Erkrankung vorherzusagen<br />
und weiter zu verbessern. Ein<br />
anderer Ansatz ist die Datenaugmentation.<br />
Dieser wird zum Beispiel für Bilddaten<br />
genutzt, um ein Datenset künstlich<br />
zu vergrößern (z. B. lassen sich<br />
damit um 90° rotierte Bilder ergänzen)<br />
oder alternativ völlig <strong>neu</strong>e synthetische<br />
Daten zu erzeugen. Letzterer Fall<br />
kann durch generative Netzwerke<br />
erreicht werden, die in den letzten<br />
Monaten insbesondere durch<br />
Chat GPT (für textbasierte Unterhaltungen)<br />
und Dall-E (für Bilderzeugung)<br />
medial diskutiert wurden.<br />
Im Projekt Saturn (smartes Arztportal<br />
für Patienten mit unklarer Erkrankung)<br />
untersucht etwa das Fraunhofer-<br />
Institut für Experimentelles Software<br />
Engineering (Fraunhofer IESE) unterschiedliche<br />
Ansätze, um die Diagnose<br />
von Seltenen Erkrankungen aus strukturierten<br />
und unstrukturierten Daten vorhersagen<br />
zu können. Das Projekt wird<br />
gemeinsam mit dem Universitätsklinikum<br />
Frankfurt, der Goethe-Universität<br />
Frankfurt und der Technischen Universität<br />
Dresden realisiert. Es werden dafür<br />
reale und anonymisierte, klinische Falldaten<br />
der Universitätskliniken unter<br />
Berücksichtigung des Daten- und<br />
Patientenschutzes verwendet. Im<br />
Saturn-Projekt arbeitet das IESE an verschiedenen<br />
KI-Modulen.<br />
„Wir entwickeln ein regelbasiertes<br />
System, das auf Expertenwissen basiert.<br />
Parallel beschäftigen wir uns mit der<br />
Weiterentwicklung und Anwendung von<br />
Interviewtechniken, um dieses Expertenwissen<br />
direkt von Fachärzten zu<br />
erhalten. Dazu fokussieren wir uns auf<br />
die Konzeption und Umsetzung eines<br />
KI-Moduls zur Diagnoseunterstützung<br />
mittels maschinellen Lernens“, erläutert<br />
Data Scientist Patricia Kelbert. Das<br />
genannte KI-Modul benutzt die vorhandenen<br />
(anonymisierten) Daten von diagnostizierten<br />
Patienten zum Trainieren<br />
der Machine-Learning-Algorithmen. Das<br />
Ziel lautet, seltene Krankheiten schneller<br />
und leichter diagnostizieren zu können,<br />
damit eine passendere Behandlung<br />
der Patienten früher und zielführender<br />
stattfindet.<br />
Epilepsie-Prognose. In Oberösterreich<br />
ist ein weiteres Projekt beheimatet, das<br />
in seiner Art weltweit einzigartig ist.<br />
Gearbeitet wird an einem Verfahren zur<br />
Epilepsieprognose. Dabei kooperieren<br />
die Johannes Kepler Universität (JKU)<br />
Linz mit den Instituten Wirtschaftsinformatik<br />
– Software Engineering und<br />
Machine Learning, die Klinik für Neurologie<br />
am Kepler Universitätsklinikum<br />
37
BRANCHEN IM WANDEL<br />
Künstliche <strong>neu</strong>ronale Netze zeichnen sich durch Anpassungsfähigkeit aus. Sie modifizieren sich selbst,<br />
während sie aus dem anfänglichen Training lernen. Nachfolgende Durchläufe liefern mehr Informationen.<br />
(KUK) Linz und das auf künstliche<br />
Intelligenz spezialisierte Unternehmen<br />
Five Square.<br />
60.000 Personen leiden in Österreich<br />
unter epileptischen Anfällen, rund<br />
50 Millionen sind es weltweit. Alle zwei<br />
Stunden erkrankt ein Mensch <strong>neu</strong>. Epilepsie<br />
tritt in jedem Lebensalter auf. Das<br />
Risiko, daran zu erkranken, ist bei Kindern<br />
und Jugendlichen und bei über<br />
65-Jährigen am größten. Wie kann man<br />
diesen Menschen helfen, vor allem wenn<br />
es um das Erkennen von Anzeichen<br />
geht, die einen bevorstehenden Anfall<br />
ankündigen, der außerhalb einer Krankenhausumgebung<br />
fatale Folgen zeitigen<br />
kann? Eine Möglichkeit besteht darin,<br />
die Veränderung von bestimmten Vitaloder<br />
Verhaltensparametern heranzuziehen.<br />
Wenn es gelingt, alle essenziellen<br />
Parameter im Zusammenhang mit epileptischen<br />
Anfällen über ein Sensornetzwerk<br />
mobil (zum Beispiel mit Wearables)<br />
zu erfassen, dann könnte darauf<br />
aufbauend mithilfe künstlicher Intelligenz<br />
ein Vorwarnsystem für Epilepsie<br />
entwickelt werden. Mit hochmodernen<br />
Deep-Learning-Verfahren können die<br />
gemessenen Parameter ausgewertet und<br />
aus ihnen gelernt werden. Letztendlich<br />
will man damit bestimmte Muster identifizieren,<br />
die auf die Phase vor Beginn<br />
eines epileptischen Anfalls schließen<br />
lassen.<br />
Zum Einsatz kommen bei der Linzer<br />
Forschungskooperation <strong>neu</strong>este Methoden<br />
des Machine Learning, mit denen<br />
im Rahmen einer Patientenstudie die<br />
Prognosequalität revolutioniert werden<br />
soll. Ziel des Projekts ist die Entwicklung<br />
eines mobilen Systems zur Vorhersage<br />
und Erkennung von epileptischen<br />
Anfällen, mit dem Menschen, die an Epilepsie<br />
leiden, ein Stück Lebensqualität<br />
zurückgewinnen können.<br />
„Digitalisierung in der Medizin<br />
beinhaltet <strong>neu</strong> gedachte Arten der<br />
Behandlung. Zusammen mit der Expertise<br />
aus KI und Software-Entwicklung<br />
von der JKU und dem Start-up Five<br />
Square können wir diese innovativen<br />
Ideen zur Realität werden lassen. Damit<br />
haben wir das Potenzial, die Behandlung<br />
der Epilepsie von Grund auf zu verändern,<br />
für mehr Sicherheit und optimalen<br />
Behandlungserfolg“, so Tim J. von<br />
Oertzen, Vorstand der Klinik für Neurologie<br />
1, Neuromed Campus, Kepler<br />
Universitätsklinikum Linz.<br />
KI in der Pharmabranche. KI-Anwendungen<br />
sind freilich nicht nur in der<br />
Diagnose auf dem Vormarsch. KI kommt<br />
auch in der pharmazeutischen Entwicklung<br />
zum Einsatz. Was traditionell ein<br />
zeitaufwendiger und kostenintensiver<br />
Prozess ist, soll künftig mit KI-basiertes<br />
Ansätzen signifikant beschleunigt und<br />
effizienter gestaltet werden.<br />
Durch die Analyse großer Mengen an<br />
Daten können KI-Algorithmen zum Beispiel<br />
Muster identifizieren und potenzielle<br />
Kandidaten für die Medikamentenentwicklung<br />
vorhersagen, um die<br />
gezielte Suche nach <strong>neu</strong>en Wirkstoffen<br />
voranzutreiben. Beim Kärntner Chemieingenieurbüro<br />
Apis Labor sieht man<br />
weitere Einsatzfelder, etwa im Rahmen<br />
der Präzisionsmedizin: „Jeder Mensch<br />
ist einzigartig, und KI ermöglicht es uns,<br />
diese Einzigartigkeit bei der Behandlung<br />
von Krankheiten zu berücksichtigen.<br />
Durch die Analyse von genetischen<br />
Informationen, Patientendaten und klinischen<br />
Studien kann KI personalisierte<br />
Therapien entwickeln. Diese maßgeschneiderten<br />
Ansätze berücksichtigen<br />
die individuellen Merkmale eines<br />
Patienten, um die Behandlungsergebnisse<br />
zu verbessern und Nebenwirkungen<br />
zu minimieren.“<br />
Auch in Sachen Arzneimittelsicherheit<br />
und Nebenwirkungsüberwachung<br />
soll laut den Apis-Labor-Experten KI<br />
einiges beitragen: „Die Arzneimittelsicherheit<br />
lässt sich verbessern, indem KI<br />
unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />
überwacht und Muster erkennt, die auf<br />
potenzielle Sicherheitsprobleme hinweisen.<br />
Durch die Analyse von Patientendaten<br />
und Arzneimittelreaktionen können<br />
KI-Algorithmen Risiken frühzeitig<br />
erkennen und die Entwicklung sichererer<br />
Medikamente fördern.“<br />
Foto: lucadp_iStock _via Getty Images Plus<br />
38
WERBUNG<br />
KI in der Produktion.<br />
Yudan<br />
Lin ist Digital & AI<br />
Innovation Lead<br />
bei Takeda in<br />
Wien.<br />
VR-Brille. Virtual<br />
und Augmented<br />
Reality werden<br />
bei Takeda im<br />
Engineering eingesetzt.<br />
Robotik. Innovative<br />
Roboter<br />
unterstützen in<br />
Produktion und<br />
Labor.<br />
Factory of the Future<br />
Fotos: Beigestellt<br />
Takeda programmiert die Pharmaindustrie 4.0<br />
Die digitale Transformation der Arzneimittelbranche hat längst<br />
begonnen. Data Science, Robotic Process Automation, Digital<br />
Twins und Augmented Reality sind nur einige Beispiele auf<br />
dem Weg zur Factory of the Future. Takedas Ziel ist es, eine<br />
Produktionsumgebung zu schaffen, die weitgehend autonom<br />
und selbst adaptiv agiert und reagiert. Durch den Einsatz von<br />
Automatisierung und Digitalisierung soll die Entwicklungsdauer<br />
von Therapien reduziert werden, ohne Kompromisse<br />
bei der Wirksamkeit und Sicherheit der Arzneimittel zu<br />
machen.<br />
Yudan Lin, Digital & AI Innovation Lead bei Takeda in Wien,<br />
beschäftigt sich mit den <strong>neu</strong>esten Trends und Lösungen im<br />
Bereich künstlicher Intelligenz und wie diese zur Steigerung<br />
der Effizienz bei Takeda genutzt werden können. Ihr aktuelles<br />
Projekt ist eine Kooperation mit der Programmierschule 42<br />
Vienna. Frau Lin erklärt: „Reale Anwendungsfälle werden mit<br />
den Studierenden geteilt. Gemeinsam mit den Studierenden<br />
erarbeiten wir Konzepte zur Prozessoptimierung durch den<br />
Einsatz von künstlicher Intelligenz und digitaler Automatisierung.<br />
So etablieren wir einen Austausch mit den besten<br />
Talenten der digitalen Welt von morgen.“<br />
Digitale Nachhaltigkeit<br />
Seit 2020 ist Takeda CO 2<br />
-<strong>neu</strong>tral. Nun arbeitet Takeda an<br />
<strong>neu</strong>en Technologien, um das Ziel der CO 2<br />
-Emissionsfreiheit<br />
2035 zu erreichen. Zum Beispiel konnte durch die Implementierung<br />
einer papierlosen Validierung in der Qualitätssicherung<br />
der Arzneimittelproduktion eine Papierersparnis von ca.<br />
90.000 Blättern pro Jahr erreicht und gleichzeitig die Qualität<br />
der Daten verbessert werden.<br />
Gewonnene Daten aus Prozessanlagen und Gebäudetechnik<br />
steigern nicht nur die Effizienz, sondern auch die Nachhaltig-<br />
keit. Mithilfe des Environmental Monitoring System, das Daten<br />
zu den Umgebungsbedingungen bereitstellt, können Faktoren<br />
bestimmt werden, mit welchen der Energieverbrauch gesenkt<br />
werden kann. Seit Mai 2022 bietet ein Sustainability Dashboard<br />
allen Mitarbeiter*innen laufend Einblick in die Verbrauchsmengen<br />
der umweltrelevanten Faktoren in den einzelnen<br />
Prozessschritten der Arzneimittelproduktion.<br />
Labor der Zukunft<br />
Aktuell errichtet Takeda ein Labor der Zukunft in der Seestadt<br />
Aspern in Wien für seine Arzneimittelforschung und -entwicklung.<br />
Dort werden ab 2026 rund 200 Wissenschaftler*innen<br />
an biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln forschen.<br />
Dazu kommt ein großer Schwerpunkt hinsichtlich Digitalisierung<br />
der Forschungs- und Entwicklungsarbeit unterstützt<br />
durch innovative Technologien wie z. B. Robotik, Augmented<br />
Reality, künstliche Intelligenz und Simulationen von Prozessen.<br />
Auch um diese Felder in der Wissenschaft voranzutreiben,<br />
wird das <strong>neu</strong>e Gebäude internationale Maßstäbe setzen.<br />
Mehr Informationen über den Digitalisierungsansatz<br />
von Takeda erhalten Sie im YouTube-Video<br />
„Pharma 4.0: Daten, Digitalisierung & Technologie“.<br />
Über Takeda<br />
Takeda ist ein weltweit führendes, werteorientiertes, forschendes, biopharmazeutisches<br />
Unternehmen mit Hauptsitz in Japan. Gleichzeitig<br />
befindet sich in Wien die größte Produktionsstätte von Takeda und viele<br />
globale und überregionale Expert*innen-Teams haben ihren Standort in<br />
Österreich.<br />
Nähere Informationen über Takeda in Österreich finden Sie unter<br />
www.takeda.at<br />
39
BRANCHEN IM WANDEL<br />
KI-Musik ist<br />
Datenklau<br />
Fotos, die von einer KI erstellt werden, sind längst Alltag im<br />
Internet. Es scheint, als ob nun künstliche Intelligenz auch die<br />
Musik-Hits von morgen schreiben soll.<br />
von Alexander Haide<br />
Noch ist kein Jahr vergangen, als mit<br />
Chat GPT erstmals eine künstliche<br />
Intelligenz auf die Menschheit losgelassen<br />
wurde. Allerdings stellen KI-Systeme<br />
keine <strong>neu</strong>en Inhalte her, sondern<br />
sammeln Unmengen an Informationen<br />
aus dem Internet und basteln je nach<br />
Aufgabenstellung etwas „Neues“. Das<br />
Ergebnis sind digitale „Kunstwerke“ im<br />
Stil von van Gogh, „Fotos“ von Prominenten,<br />
die verhaftet werden, oder<br />
Texte im Stil bekannter Schriftsteller.<br />
Deshalb ging bei Autoren in Hollywood<br />
die Angst um, dass künstliche Intelligenzen<br />
nicht bloß bestehende Werke<br />
kannibalisieren – auch jene der Hollywood-Schreiber<br />
selbst – und zu <strong>neu</strong>en<br />
Drehbüchern und Skripts zusammenstellen,<br />
sondern sie irgendwann ersetzen<br />
könnten.<br />
Musik aus der KI-Dose. Nun droht eine<br />
<strong>neu</strong>e digitale Götterdämmerung: KI soll<br />
Musik schreiben und die Hits von morgen<br />
erschaffen. Das Prinzip ist das gleiche<br />
wie bei Bildern und Text:<br />
Bestehende Musikstücke werden eingesammelt,<br />
in ihre Bestandteile zerlegt<br />
und <strong>neu</strong> zusammengesetzt. Was herauskommt,<br />
erinnert zum Teil sehr stark an<br />
die Stimmen berühmter Stars oder den<br />
Stil bekannter Bands. Natürlich stellt<br />
sich – wie bei Fotos, Videos und Texten<br />
– die Frage nach den Copyrights,<br />
also nach den Urheberrechten derer,<br />
die das Originalmaterial schufen, das<br />
KIs als Grundlage für ihre „<strong>neu</strong>en“<br />
Werke verwenden. Das Thema ist<br />
längst bei der AKM, die sich um die<br />
Vergütung für Komponisten, Songschreiber<br />
und Musikverlage kümmert,<br />
wenn Musik bei Konzerten, Veranstaltungen<br />
oder in Clubs gespielt, in Cafés,<br />
Restaurants und Einkaufszentren als<br />
Hintergrundmusik verwendet, im Radio<br />
oder Fernsehen gesendet oder im Internet<br />
zur Verfügung gestellt wird.<br />
Für Peter Vieweger, Präsident der<br />
AKM und legendärer Gitarrist, der<br />
unter anderem für Falco in die Saiten<br />
griff, basiert KI-generierte Musik<br />
schlichtweg auf Diebstahl: „Grundsätzlich<br />
muss man sich überlegen, was man<br />
als Musiker oder Komponist will.<br />
Möchte man möglichst organische<br />
Musik machen, dann wird man sich<br />
von KI fernhalten, denn bei KI handelt<br />
es sich um vorgegebene Elemente<br />
durch Datenklau. Datamining ist nichts<br />
anderes als ein Abgreifen und Stehlen<br />
von Urheberrechten. Das ist wenig<br />
reguliert.“ Die Folge ist das repetitive<br />
Nutzen der vorhandenen Möglichkeiten<br />
– die auf bestehenden Musikstücken<br />
basieren – und dass die allgemeine<br />
Popmusik immer flacher, austauschbarer<br />
und schlussendlich ungewollt<br />
vereinheitlicht wird. „KI greift<br />
immer auf die gleichen, zuvor abgegriffenen<br />
Daten zu und schafft per se<br />
nichts Neues“, so Vieweger.<br />
Die Gleichmacher-Software. Wo<br />
Vieweger auf den ersten Blick einen<br />
Hype ortet, der wieder abflachen wird,<br />
stellt sich eine essenzielle Frage. „Ist<br />
ein Kultur- und Musikland wie Österreich<br />
nicht geradezu herausgefordert<br />
zu erkennen, dass die Individualität der<br />
Künstler ein ganz wesentlicher wertvoller<br />
Faktor ist?“, stellt der AKM-Präsident<br />
in den Raum und warnt: „KI<br />
macht gleich und nimmt die Individualität<br />
des Künstlers weg.“<br />
Abseits des moralischen Aspekts<br />
geht es natürlich bei KI im Music-Biz<br />
um finanzielle Interessen. Vieweger<br />
fühlt sich an die Nuller-Jahre erinnert:<br />
„Google hat damals versucht, mit den<br />
Creative Commons das Urheberrecht<br />
abzuschaffen.“ Dabei sollten Kreative<br />
Verträge unterschreiben, ihre Werke im<br />
Internet zur Verfügung stellen und<br />
lebenslang nie Geld dafür bekommen.<br />
„Darauf ist kaum jemand eingegangen,<br />
das war damals ein Riesen-Hype und<br />
heute spricht niemand mehr davon“,<br />
weiß Vieweger. Bis etwa zum Jahr 2010<br />
Foto: quantic69_iStock via Getty Images Plus<br />
40
BRANCHEN IM WANDEL<br />
41
BRANCHEN IM WANDEL<br />
war die EU ebenfalls auf dieser Linie,<br />
was de facto die Ablöse der Urheberrechtsgesellschaften<br />
durch das Internet<br />
bedeutet hätte. „Innerhalb von nur<br />
zwei Jahren hatte sich diese Haltung<br />
um 180 Grad gedreht und man<br />
erkannte, dass das, was vom Silicon<br />
Valley kommt, nicht unbedingt den<br />
Künstlern in der EU hilft, sondern im<br />
Gegenteil.“ Die Folge war die Copyright-Directive.<br />
Sie untersagt es<br />
Onlineplattformen, unlizenzierte und<br />
urheberrechtlich geschützte Werke im<br />
Namen ihrer User zu verbreiten – was<br />
sämtliche Musik-Tauschbörsen im<br />
Internet betraf und ihr Geschäftsmodell<br />
erschwerte.<br />
AKW-Präsident. Peter<br />
Vieweger im Einsatz.<br />
Chat GPT und ähnliche KI-Systeme lernen<br />
von jenen Informationen mit denen sie<br />
gefüttert werden. Diese Daten sammeln<br />
selbstständig aus dem Internet. Dabei<br />
kommen sogenannte Open AI Crawler<br />
zum Einsatz. Ob Inhalte – wie Texte, Fotos,<br />
Videos oder Musik – urheberrechtlich geschützt<br />
sind, spielt keine Rolle. Einer der<br />
Gründe, weshalb sich Urheber und Medienunternehmen<br />
für eine Regulierung von KI<br />
und gegen die Verwendung von Kontext<br />
durch KI-Systeme einsetzen. Natürlich sind<br />
Medienunternehmen längst selbst tätig<br />
geworden, um das Absaugen von Daten zu<br />
verhindern. Die „New York Times“, CNN,<br />
Reuters, die „Washington Post“, Bloomberg<br />
und „The Guardian“ etwa verhindern<br />
bereits, dass Open AI Crawler sich an ihren<br />
Inhalten bedienen können. Wie der CNN-<br />
Newsletter „Reliable Sources“ berichtet,<br />
haben sich unter anderen Unternehmen<br />
wie Disney, Vox Media und ABC News der<br />
Blockade angeschlossen. Open AI selbst<br />
verlautbarte im August, dass bereits<br />
26 Prozent der weltweiten Top 100 Websites<br />
und 242 der Top 1000 verhindern,<br />
dass sich die KI-Datensammler auf ihren<br />
Seiten herumtreiben können.<br />
Allerdings sind sich auch Experten noch<br />
nicht einig, ob diese Taktik zum Erfolg führen<br />
wird. Denn eine der Möglichkeiten, den<br />
Urheberrechtliche Grauzone. Wie<br />
damals muss sich das Urheberrecht<br />
<strong>neu</strong>en Technologien anpassen. Das<br />
Urheberrechtsgesetz schreibt in §1 fest,<br />
dass eine eigentümliche geistige<br />
Schöpfung vorhanden sein muss, damit<br />
sie urheberrechtlich relevant ist. „Das<br />
kann aber nicht so ausgelegt werden,<br />
dass darunter Musikstücke fallen, die<br />
durch eine KI erstellt werden“, warnt<br />
Vieweger. „Man kann das Gesetz nur in<br />
diese Richtung verdrehen und ich<br />
befürchte, dass internationale Entwicklungen<br />
das befeuern werden. Wir werden<br />
allerdings mit Sicherheit keinen<br />
Wahrnehmungsvertrag mit einer Software-Firma<br />
abschließen, die eine Software<br />
zur Verfügung stellt und, wenn<br />
ein Hit herauskommt, die Tantiemen<br />
kassiert.“<br />
Es stellt sich die Frage, wie der Gordische<br />
Knoten gelöst werden kann.<br />
„Wir befinden uns in einer urheberrechtlichen<br />
Grauzone, denn es existiert<br />
derzeit keine effektive Software, die<br />
erkennt, ob ein Musikstück von einer<br />
KI zusammengestellt wurde oder<br />
nicht“, so Vieweger. „Also wird es<br />
wesentlich sein, digitale Wasserzeichen<br />
zu verwenden, die verhindern, dass<br />
eine KI Musiktitel im Internet erkennt<br />
und sie abgreifen kann.“ Damit könnte<br />
das Datamining verhindert und KI-Systemen<br />
die Grundbausteine für „<strong>neu</strong>e“<br />
Musik entzogen werden: „Breitenwirksam<br />
eingesetzt ist damit die Möglichkeit,<br />
etwas Interessantes zu finden,<br />
geringer. Solang eine Goldgräberstimmung<br />
herrscht und alles zusammengeklaut<br />
werden kann, bleibt es interessant.<br />
Wenn das Meer, das für Datenmining<br />
zur Verfügung steht immer kleiner<br />
wird, wird auch das Geschäftsmodell<br />
nicht mehr interessant sein. Spotify<br />
schützt Musiktitel bereits auf diese<br />
Weise vor dem Abgreifen.“<br />
KI dürfte, wenn man Vieweger folgt,<br />
nicht zum Totengräber der Rockbands<br />
und begnadeten Musiker werden. „Ein<br />
Urbedürfnis vor allem bei jungen Menschen<br />
ist, mit Musik zu ventilieren. Als<br />
Mitglied des Vorstandes des österreichischen<br />
Musikfonds weiß ich, dass es<br />
erstaunlich tolle Künstler gibt.“ Es sei<br />
eine philosophische Frage, wie weit KIgemachte<br />
Musik toleriert wird. Vieweger:<br />
„Meine Position ist, dass man es<br />
überhaupt nicht tolerieren sollte. Eine<br />
Komposition sollte eine Komposition<br />
bleiben, bei der sich ein Künstler<br />
anstrengt und eine Woche braucht, bis<br />
das Ergebnis nach etwas klingt. “<br />
Medien wehren sich gegen KI<br />
Open AI Crawler auszusperren, ist, dass<br />
man die IP-Adresse der Seite bei Open AI<br />
meldet und den Zugriff sperren lässt. „Das<br />
stellt ein langfristiges Problem dar und<br />
dafür gibt es keine kurzfristige Lösung“,<br />
wird Matt Rogerson von der Guardian<br />
Media Group zitiert. Die KI-Anbieter sind<br />
aber nicht die Einzigen, die sich der Webcrawler<br />
bedienen. Sowohl Google als auch<br />
Microsoft benutzen sie zur Indexierung<br />
von Inhalten, damit sie in ihren Suchmaschinen<br />
gelistet und gefunden werden<br />
können. Microsoft bietet – im Gegensatz<br />
zur Opt-out-Möglichkeit bei Google – einen<br />
Code an, der in die Programmierung einer<br />
Webseite integrierbar ist und den Zugriff<br />
beschränkt.<br />
Eine einfache aber erfolgversprechende<br />
Taktik wendet die New York Times an. In<br />
den Nutzungsbedingungen ist seit einem<br />
Monat festgeschrieben, dass Inhalte nicht<br />
zum Machine Learning oder zum Training<br />
von KI-Systemen genutzt werden dürfen.<br />
Bei Verstößen wolle man klagen.<br />
KI-Entwickler bleiben nicht tatenlos und<br />
versuchen eine Art Paradigmenumkehr: So<br />
hat etwa Google angeregt, die Copyright-<br />
Gesetze in Australien in die Richtung zu<br />
überarbeiten, dass ihr KI-System Bard solang<br />
Daten sammeln darf, bis der Urheber<br />
Einspruch erhebt.<br />
Foto: Guenther Haderer<br />
42
WERBUNG<br />
HIGH PERFORMANCE ≠ LOW CO2 Footprint?<br />
Foto: Beigestellt<br />
Spätestens mit Chat GPT ist die „künstliche<br />
Intelligenz“ in der breiten Öffentlichkeit<br />
angekommen.<br />
Viele meinen, dass dieses Thema ausschließlich von den<br />
globalen Internetgiganten vorangetrieben und kommerziell<br />
genutzt wird.<br />
Aber auch für mittelständische Unternehmen bringt die<br />
Nutzung von „künstlicher Intelligenz“ in Verbindung mit klassischen<br />
Applikationen ganz <strong>neu</strong>e Möglichkeiten mit sich – und<br />
dafür muss man nicht gleich seinen ganzen IT-Betrieb in die<br />
Cloud auslagern, dies ist auch im eigenen Rechenzentrum<br />
möglich.<br />
Was es aber braucht, um KI auch auf einer lokalen IT-Infrastruktur<br />
sinnvoll nutzen zu können, ist unter anderem<br />
Rechenleistung und „Performance“. Warum das so ist: Die<br />
Treffsicherheit von KI hängt stark davon ab, möglichst große<br />
Datenbestände zu analysieren und daraus Erkenntnisse zu<br />
gewinnen, und das möglichst in Echtzeit. Vereinfacht gesagt:<br />
ohne schnellen Zugriff auf eine große Datenbasis keine funktionierende<br />
KI.<br />
Hohe Performance für den Mittelstand. Technisch gesehen<br />
ist es auch für kleinere Unternehmen mit einer „On-Prem“-IT<br />
ohne Weiteres machbar, ausreichend performante Systeme<br />
für KI-Anwendungen bereitzustellen. Ein Faktor, der dabei<br />
aber speziell in der letzten Zeit immer wichtiger wurde, ist der<br />
Energieverbrauch. Einerseits weil die Energiekosten immens<br />
gestiegen sind, andererseits aber auch, weil Nachhaltigkeit<br />
und Effizienz Gebot der Stunde sind und auch immer stärker<br />
in gesetzlichen Vorgaben auf EU-Ebene verankert werden.<br />
Es gilt also, den theoretischen Widerspruch aus hohen Performance-Anforderungen<br />
und möglichst geringem Energieverbrauch<br />
bei gleichzeitig möglichst hoher Kosteneffizienz in<br />
Einklang zu bringen.<br />
Ein Baustein, der maßgeblich unterstützen kann, dieses Ziel<br />
zu erreichen, sind die Produkte aus der IBM Storage<br />
FlashSystem® Familie.<br />
IBM FlashSystem® Produkte sind Marktführer in Bezug auf<br />
ihre Leistung pro Energieverbrauch (IOPS/Watt, Quelle: EnergyStar).<br />
Optimale Lösung. Das IBM Storage FlashSystem 5200 bietet<br />
mit den IBM FlashCore® Modulen NVMe-Speicher-Performance<br />
mit höchster Packungsdichte und Energieeffizienz für<br />
Installationen jeglicher Größe.<br />
Auf nur einer Rack-Höheneinheit lassen sich bis zu 460 TB<br />
(Raw Capacity) an physischem Speicher bereitstellen, aber<br />
auch Einstiegskonfigurationen mit unter 10 TB sind möglich.<br />
Darüber hinaus bietet dieses System die Möglichkeit,<br />
die Daten ohne Einfluss auf die Performance komprimiert zu<br />
speichern (bis zu Faktor 3:1) und dadurch die Speicherkosten<br />
deutlich zu reduzieren.<br />
Beispielkonfiguration IBM Storage FlashSystem 5200:<br />
✦ FS5200 Control Enclosure mit Dual (Active/Active) Controller, 16<br />
CPU-Cores und 256 GB Cache (Upgrade auf 512 GB verfügbar) in<br />
nur einer Rack-Höheneinheit<br />
✦ IBM patentierte FlashCore® Module Technology mit<br />
2:1 Hardware-unterstützter Datenreduktion ohne Perfomance-Beeinträchtigung<br />
✦ 8 Stück 9,6 TB FlashCore Module, ergibt 42,8 TiB nutzbare<br />
Nettokapazität – ohne Berücksichtigung der Compression<br />
✦ 10 GB iSCSI sowie 16 GB Fiber Channel (Upgrade auf 32 GB verfügbar)<br />
oder 25 GB iSCSI Host-Ports<br />
✦ Hardware-unterstützte Encryption<br />
✦ Voll redundante, im laufenden Betrieb tauschbare Lüfter und Netzteile<br />
✦ Garantie/Wartung: 3 Jahre Expert Care Basic<br />
Service Level: IBM Customer Replaceable Unit und begrenzter Onsite<br />
Service, 9x5 nächster Arbeitstag<br />
Der empfohlene Preis für die oben angeführte Konfiguration liegt bei<br />
lediglich € 39.900,– exkl. USt.*<br />
Klingt das interessant für Ihr Unternehmen? Dann kontaktieren Sie uns<br />
und wir erstellen gern ein für Ihre Anforderungen maßgeschneidertes<br />
Angebot und unterstützen Sie auch bei der Implementierung und Integration<br />
der Lösung in Ihre bestehende IT-Landschaft!<br />
*Bei den genannten Preisen handelt es sich um<br />
den von IBM empfohlenen Preis zuzüglich MwSt.,<br />
ersichtlich unter https://www.ibm.com/flashsystem/<br />
pricing/de-de.<br />
Der tatsächliche Preis kann ausgehend von Ihren<br />
abschließenden Vertragsdetails abweichen.<br />
43
Digitale<br />
Zukunft<br />
Foto: Thinkhubstudio_iStock via Getty Images Plus<br />
44
45
DIGITALE ZUKUNFT<br />
Foto: gremlin_E+ via GettyImages<br />
46
DIGITALE ZUKUNFT<br />
Weniger Unfälle,<br />
geringere<br />
Umweltbelastung<br />
Vom wohl außergewöhnlichsten urbanen Mobilitätskonzept<br />
der Welt bis hin zur Forschung<br />
an vollständig autonom fahrenden Taxis und<br />
Shuttlebussen: Wenn es um Autos und den<br />
Verkehr der Zukunft geht, führt kein Weg<br />
an künstlicher Intelligenz vorbei.<br />
von Christian Lenoble<br />
47
DIGITALE ZUKUNFT<br />
Es klingt wie die ultimative Ausgeburt<br />
eines Science-Fiction-Autors: ein Bauwerk,<br />
das mit 170 Kilometern so lang ist<br />
wie die Strecke Wien-Linz und mit 500<br />
Metern Höhe so hoch wie Eiffelturm<br />
und Donauturm zusammen. Die Außenseiten<br />
bilden Wohn- und Bürokomplexe,<br />
deren Fassaden zwar verspiegelt<br />
sind, um sich in das Bild der umliegenden<br />
Natur einzubetten, die aber<br />
zugleich Licht ins Innere lassen. Die<br />
200 Meter Breite im Innenraum zwischen<br />
den zwei parallel verlaufenden<br />
Gebäudelinien beherbergen alles Denkbare,<br />
was urbanes Leben zu bieten hat.<br />
Die Energie der Stadt wird zu 100 Prozent<br />
aus er<strong>neu</strong>erbaren Energiequellen<br />
stammen, CO₂ wird keines produziert,<br />
auch nicht in den Industrievierteln<br />
oder im Mobilitätsbereich.<br />
Utopie in Realisierung. Ein Hirngespinst?<br />
Mitnichten. Was völlig unrealistisch<br />
anmutet, hat ein Budget, einen<br />
Namen und ist bereits in Umsetzung.<br />
Das mit rund einer Billion US-Dollar<br />
anberaumte Projekt „The Line“, das<br />
2017 vom saudiarabischen Kronprinz<br />
Mohammed bin Salman der Öffentlichkeit<br />
erstmals präsentiert wurde, wird<br />
gerade in der dünn besiedelten Wüstenprovinz<br />
Tabuk am Roten Meer im<br />
Nordwesten des Königreichs mit Nachdruck<br />
vorangetrieben. Bauarbeiter und<br />
-geräte sind längst an der Arbeit, im<br />
August 2022 wurde mit den Pfahlarbeiten<br />
für das Fundament des Gebäudekomplexes<br />
begonnen.<br />
In den Planungsprozess und das Projekt<br />
miteinbezogen sind auch österreichische<br />
und deutsche Unternehmen, am<br />
Beispiel des Planungsbüros Delugan<br />
Meissl Associated Architects aus Wien<br />
oder der Firma Volocopter aus Baden-<br />
Württemberg, die für The Line Flugtaxis<br />
produzieren soll, die Menschen,<br />
aber auch schwere Lasten transportieren.<br />
Überhaupt spielt das Mobilitätskonzept<br />
eine zentrale Rolle. Bewohner sollen<br />
laut Planern mit maximal fünfminütigen<br />
Fußwegen all ihre Bedürfnisse<br />
decken können, sprich Schulen,<br />
Gesundheitszentren, Freizeitanlagen,<br />
Einkaufszentren oder Grünflächen<br />
erreichen. Für längere Strecken werden<br />
Hochgeschwindigkeits-U-Bahnen zur<br />
Verfügung stehen, die für die 170 Kilometer<br />
20 Minuten brauchen. Die Gleisanlagen<br />
verlaufen in mehreren Höhenebenen<br />
entlang der Außenfassaden,<br />
ebenso wie Autostraßen für autonom<br />
fahrende E-Mobile, die per App geordert<br />
werden und Liftausgänge der<br />
Wohnungen ansteuern. Flugtaxis und<br />
Drohnen wie jene von Volocopter<br />
ergänzen das Konzept, das einen völlig<br />
verkehrsfreien Lebensraum im Inneren<br />
einer Stadt bietet, die nach Fertigstellung<br />
von rund <strong>neu</strong>n Millionen Menschen<br />
bewohnt werden kann.<br />
Der Flächenverbrauch dafür beträgt<br />
lediglich 34 Quadratkilometer. Mit<br />
265.000 Menschen pro Quadratkilometer<br />
wäre die Stadt mehr als 50 Mal dichter<br />
besiedelt als beispielsweise Wien.<br />
KI an allen Ecken. Um den Plan der<br />
völligen smarten Metropole in die Realität<br />
zu bringen, wurde von Anfang an<br />
auf <strong>neu</strong>este digitale Technologien und<br />
künstliche Intelligenz gesetzt. Was<br />
beim digitalen Zwilling der Stadt<br />
bereits im Planungsprozess begonnen<br />
hat, um etwa mit KI-basierten Simulationen<br />
Immobilien darzustellen, Windkanäle<br />
oder den Einfall von Sonnenlicht<br />
vorab durchzuspielen, setzt sich im<br />
Mobilitätssektor fort.<br />
Damit die Idee aufgeht, dass Verkehrsmittel<br />
Bewohner so ortsnahe wie<br />
möglich abholen und somit kaum Wartezeiten<br />
entstehen, sind Unmengen von<br />
Daten erforderlich. Gewonnen werden<br />
diese mittels Kameras, Sensoren und<br />
Chips, um die gesamte Stadt feinma-<br />
schig im Auge zu haben. Gesichtserkennung<br />
wird zum integralen Teil<br />
des urbanen Lebens, bei dem Menschen<br />
jederzeit und überall geortet<br />
werden, selbstverständlich auch über<br />
ihre Handys. Es ist quasi der Freiheitspreis,<br />
der für ein Maximum an Automatisierung<br />
und Komfort zu bezahlen<br />
ist.<br />
Die Idee dahinter: Das Verhalten der<br />
Bewohner soll erlernt und verstanden<br />
werden, um Verkehrs- und Warenströme<br />
zeitoptimal zu lenken. Was für<br />
Datenschützer europäischen Zuschnitts<br />
wie ein Alptraum klingt, wird in Saudiarabien<br />
wohl nicht weiter hinterfragt −<br />
wenn man davon absieht, dass es Diskussionen<br />
darüber gibt, den Bewohnern<br />
von The Line für die Bereitstellung<br />
ihrer persönlichen Daten eine<br />
Vergütung zu zahlen. Laut Joseph Bradley,<br />
CEO der Projektgesellschaft Neom<br />
Tech & Digital Company, ist KI jedenfalls<br />
das Herzstück von The Line. Nur<br />
mit Daten zu allem und zu jedem und<br />
nur mit den Mitteln der künstlichen<br />
Intelligenz sei es möglich, die Steuerung<br />
der Bereiche Strom, Wasser,<br />
Abfall, Verkehr, Gesundheit und Sicherheit<br />
smart zu bewerkstelligen.<br />
Autonom, bitte warten. Dass KI Mobilität<br />
beeinflussen wird, und das nicht nur<br />
im KI-affinen Saudiarabien, davon ist<br />
auch der Leiter des Österreichischen<br />
Forschungsinstituts für künstliche<br />
170<br />
km lang – das entspricht<br />
der Strecke<br />
Wien-Linz – soll das<br />
Bauwerk „The Line“<br />
werden. Mit 500<br />
Metern Höhe ist es<br />
so hoch wie Eiffelturm<br />
und Donauturm<br />
zusammen.<br />
Foto: IGphotography_iStock via Getty Images Plus<br />
48
DIGITALE ZUKUNFT<br />
Intelligenz (ÖFAI), Robert Trappl überzeugt:<br />
„Die optimierte Steuerung von<br />
Verkehrsanlagen und speziellen Fahrzeugen,<br />
die Genauigkeit von Verkehrsprognosen,<br />
selbstfahrende Autos – es<br />
gibt schon jetzt viele Einsatzmöglichkeiten<br />
für künstliche Intelligenz.“ In<br />
einem Gespräch mit dem Magazin<br />
„Auto Touring“ erzählt Trappl von der<br />
zentralen Vision im Mobilitätsbereich:<br />
von selbstfahrenden Autos.<br />
„Die Systeme entwickeln sich rasch<br />
weiter und sie könnten in Zukunft beispielsweise<br />
immer älter werdenden<br />
Menschen dazu verhelfen, länger mobil<br />
zu bleiben. Vor allem überall dort, wo<br />
Sichere Verkehrssteuerung<br />
dank Datenkommunikation<br />
unter Fahrzeugen.<br />
der öffentliche Verkehr nur unzureichend<br />
ausgebaut ist bzw. ausgebaut<br />
werden kann“, sieht Trappl ein sinnvolles<br />
Anwendungsszenario der Zukunft –<br />
und mahnt gleichzeitig zu Geduld:<br />
„Der Optimismus hinsichtlich bald einsatzfähiger<br />
selbstfahrender Autos hat<br />
einen Rückschlag erfahren. Viele Autofirmen<br />
haben auch ihre Budgets rund<br />
um das Thema reduziert. Das Versprechen,<br />
dass sie bereits im Jahr 2025 ausgeliefert<br />
werden können, wird nicht<br />
eingehalten werden.“ Es gäbe zwar einzelne<br />
Autos, die autonom in kleinen<br />
Bereichen fahren dürfen. Doch die Systeme<br />
funktionieren noch nicht optimal.<br />
Was nicht unbedingt an der Technologie,<br />
sondern auch am Menschen liegen<br />
kann, wie Trappl verrät: „Der Gründer<br />
einer bekannten Automarke meint,<br />
Kameras wären ausreichend und Lidar-<br />
Laserscanner unnötig. Wenn dann aber<br />
ein Laster eine ähnliche Farbe wie der<br />
Himmel hat und die Straße quert, gibt<br />
es einen Unfall.“<br />
Lichtmagie. Die Anspielung betrifft<br />
wohl Elon Musk, der beim Thema<br />
Umfelderkennung bis vor Kurzem<br />
einen Sonderweg ging, ausschließlich<br />
auf Kameras setzte und auf Lidar-Sensoren<br />
verzichtete. Dabei gelten diese<br />
als ein Kernstück der Technologie für<br />
autonomes Fahren.<br />
Light Detection and Ranging, kurz<br />
Lidar, steht für ein System, bei dem die<br />
Umwelt mit Licht erfasst wird. So sendet<br />
das System nicht wie bei Radarsystemen<br />
Mikrowellen aus, sondern<br />
gebündelte Laserstrahlen. Mit der Aussendung<br />
des Lichtpulses wird ein<br />
Timer gestartet. Nachdem die Lichtgeschwindigkeit<br />
bekannt ist, reicht ein<br />
simples Kalkül zur Bestimmung der<br />
Entfernung von Objekten. Eine weniger<br />
simple und eher hochintelligente Rechnerleistung<br />
ist gefordert, wenn aus den<br />
empfangenen Reflexionen im<br />
Anschluss ein Bild mit rund einer Million<br />
Bildpunkten pro Sekunde zusammengesetzt<br />
wird. Das derart generierte<br />
3-D-Bild kann komplexe Objekte abbilden<br />
und somit beispielsweise den<br />
Unterschied zwischen einem Fußgänger<br />
und einem Auto erkennen.<br />
„Ein großer Vorteil liegt tatsächlich<br />
in der frühen Erkennung von Fußgängern,<br />
die im Gegensatz zu Autos oder<br />
Zweiradfahrern wenig Metall zur Reflexion<br />
bieten, wie es etwa ein Radar<br />
benötigt“, sagt Christoph Stiller vom<br />
Institut für Mess- und Regelungstechnik<br />
am Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT), wo der Forscher intelligente<br />
Technik entwickelt, durch die<br />
Autos ihre Umgebung wahrnehmen und<br />
angemessen auf die jeweilige Straßenund<br />
Verkehrssituation reagieren<br />
können.<br />
Wie beim Schach. Das Auto der<br />
Zukunft soll laut Stiller den Straßenverkehr<br />
sensorisch erfassen, die Position<br />
anderer Verkehrsteilnehmenden<br />
49
DIGITALE ZUKUNFT<br />
Seit August <strong>2023</strong>: Fahrerlose<br />
Waymo-Robotaxis in<br />
San Francisco.<br />
bestimmen sowie ihr Verhalten interpretieren<br />
und das eigene Fahrverhalten<br />
anpassen. Dazu entwickelt das Team<br />
des MRT zusammen mit seinen Partnern<br />
in Forschung und Automobilindustrie<br />
die passende intelligente Sensortechnik<br />
stetig weiter – und setzt<br />
dabei auf die Kombination von Radar,<br />
Lidar und anderen Technologien.<br />
Denn jedes System hat seine Vorteile.<br />
Videokameras blicken rund um<br />
das gesamte Fahrzeug, Lidar-Sensoren<br />
scannen mit Laserstrahlen innerhalb<br />
einer Zehntelsekunde die dreidimensionale<br />
Geometrie bewegter und unbewegter<br />
Objekte ab und Radarmessungen<br />
geben Auskunft über Entfernung,<br />
Geschwindigkeit und Position bewegter<br />
Objekte. „All diese Informationen<br />
werden zu einer digitalen Umgebungsdarstellung<br />
zusammengeführt, aufgrund<br />
derer sich das Auto den Weg<br />
sucht, um sich kollisionsfrei, regelkonform<br />
und idealerweise mit einem<br />
gleichförmigen Geschwindigkeitsprofil<br />
fortzubewegen“, erläutert Stiller. Darüber<br />
hinaus können sich mehrere Fahrzeuge<br />
per Funk gegenseitig ihre Fahrabsichten<br />
mitteilen. „Angesichts von<br />
jährlich rund 2500 Verkehrstoten in<br />
Deutschland forschen wir daran, die<br />
Automobilität sicherer, verkehrseffizienter<br />
und komfortabler zu machen“,<br />
betont der Maschinenbauingenieur.<br />
Die zugelassenen Erprobungsfahrzeuge<br />
fahren und überwachen übrigens<br />
Ingenieure, die die Technik mitentwickelt<br />
haben. Stiller geht davon aus, dass<br />
automatisiertes Fahren schon bald<br />
sicherer ist und zu einem besseren Verkehrsfluss<br />
führt als die menschliche<br />
Fahrzeugführung. „Die Fortschritte<br />
werden ähnlich verlaufen wie beim<br />
Schachcomputer, der sich in zwei Jahrzehnten<br />
aus seinen Anfängen so fulminant<br />
weiterentwickelt hat, dass er<br />
selbst als Smartphone-App den weltbesten<br />
Schachspielern überlegen ist“,<br />
glaubt Stiller und ist damit optimistischer<br />
als sein österreichischer Forschungskollege<br />
Trappl.<br />
Im Namen der Sicherheit. Fest steht:<br />
Wenn statt einem Menschen aus<br />
Fleisch und Blut eine KI-gestützte<br />
Maschine „am Steuer sitzt“, muss dies<br />
sicher sein – und im Idealfall sogar ein<br />
Plus an Sicherheit bringen. Laut einer<br />
aktuellen Studie eines Schweizer Versicherungsunternehmens<br />
ist dies tatsäch-<br />
lich der Fall. Im Fokus der Untersuchung<br />
standen die fahrerlosen Waymo-<br />
Robotaxiflotten in San Francisco, die<br />
seit August <strong>2023</strong> die Genehmigung<br />
haben, im Stadtgebiet uneingeschränkt<br />
autonome Taxifahrten ohne begleitenden<br />
Fahrer anzubieten. Der Versicherer<br />
Swiss Re hat die dabei erhobenen Daten<br />
von Waymo mit den eigenen Versicherungsdaten<br />
verglichen – und kam zu<br />
dem Schluss, dass die autonom fahrenden<br />
Taxis signifikant sicherer auf den<br />
Straßen unterwegs sind als von Menschen<br />
gelenkte Autos. So gab es in den<br />
über 3,8 Millionen Meilen, die Waymo-<br />
Taxis in San Francisco, Kalifornien,<br />
und Phoenix, Arizona, gefahren sind,<br />
keine Personenschäden sowie eine<br />
deutliche Verringerung der Häufigkeit<br />
von Sachschäden. Die Ergebnisse zeigen,<br />
dass der Waymo Driver – die vollständig<br />
autonome Fahrtechnologie von<br />
Waymo – die Häufigkeit von Sachschäden<br />
im Vergleich zur Swiss-Re-Basislinie<br />
für menschliche Fahrer um 76 Prozent<br />
reduziert hat (ein Rückgang von<br />
3,26 auf 0,78 Schäden pro Million Kilometer).<br />
Bei Waymo ist man nicht überrascht.<br />
Die Technologie des autonomen<br />
Fahrens eliminiere eben viele Risiko-<br />
Foto: IPACE_2_WAYAMO<br />
50
DIGITALE ZUKUNFT<br />
faktoren des menschlichen Fahrens,<br />
wie z. B. mangelnde Erfahrung oder<br />
beeinträchtigtes Fahren. Die Bedeutung<br />
der Studie betont Luigi Di Lillo, Head<br />
Products & Partnerships, P&C Solutions<br />
bei Swiss Re: „Es besteht seit Langem<br />
ein Bedarf an einem Vergleich<br />
zwischen Anbietern autonomer Fahrzeuge<br />
und von Menschen gesteuerten<br />
Fahrzeugen, und wir sind nun in der<br />
Lage, diesen zu liefern.“ Bei Swiss Re<br />
geht man auf Basis dieser Erkenntnisse<br />
auf lange Sicht von einer signifikanten<br />
Verschiebung in der Bewertung von<br />
Versicherungsrisiken aus. Die Studie<br />
könne zudem helfen, die breite Einführung<br />
dieser <strong>neu</strong>en Technologie voranzutreiben.<br />
Simulierter Verkehr. In den weltweiten<br />
Forschungszentren ist der Hunger nach<br />
Erkenntnis, nachweisbaren Sicherheitsargumenten<br />
und noch vertrauenswürdigeren<br />
KI-Anwendungen damit nicht<br />
gestillt. Problematisch ist dabei, dass<br />
die Daten, die man für das Etablieren<br />
<strong>neu</strong>er Fahrfunktionen und das Training<br />
der künstlichen Intelligenz benötigt, bis<br />
dato größtenteils von Testfahrern generiert<br />
werden. In Anbetracht stetig<br />
umfassender werdenden Fahr- und<br />
Assistenzfunktionen steigt auch die<br />
Zahl der erforderlichen Testkilometer,<br />
um Systeme sicher zu machen. Schätzungen<br />
zufolge wären mehr als 2,5 Milliarden<br />
Testkilometer allein für die<br />
Absicherung des autonomen Autobahnverkehrs<br />
nötig. Dass dieser Umfang von<br />
menschlichen Testfahrern nur schwer<br />
zeitnah zu realisieren ist, liegt auf der<br />
Hand.<br />
Als effiziente Lösung für dieses Problem<br />
bietet sich die realistische Simulation<br />
von Straßenverkehr an. „Dazu<br />
muss nicht nur der übliche Verkehr<br />
valide abgebildet werden, sondern auch<br />
seltener vorkommende Unfälle und ihre<br />
Entstehungsszenarien. Um dies sicherzustellen,<br />
müssen solche Simulationen<br />
datenbasiert optimiert werden“, sagen<br />
die Experten des Fraunhofer EMI, ein<br />
Institut der Fraunhofer-Gesellschaft zur<br />
Förderung der angewandten Forschung.<br />
Doch gerade zur Entstehung von Unfällen<br />
und kritischen Szenarien ohne<br />
Unfallfolge existieren kaum Daten. Forschende<br />
des Fraunhofer EMI entwickelten<br />
in diesem Konnex im Projekt<br />
KIsSME einen Filter, der in der Lage ist,<br />
kritische Szenarien gezielt zu identifizieren.<br />
Im Projekt AVEAS werden wiederum<br />
Verfahren zur Optimierung von<br />
Verkehrsflusssimulationen entwickelt.<br />
Selektion von kritischen Szenarien. Die<br />
Ausgangslage ist, dass automatisierte<br />
Fahrzeuge unter Echtzeitbedingungen<br />
verlässliche Entscheidungen treffen<br />
und diese Entscheidungsfindung in<br />
Zukunft zumindest teilweise auf Deep-<br />
Learning-Algorithmen beruhen wird,<br />
die nicht deterministisch arbeiten. Als<br />
Eingangsgrößen dienen die Werte zahlreicher<br />
Sensoren wie Kameras, Radar,<br />
Lidar und Ultraschall, aber auch klassisch<br />
verbauter Sensoren, wie<br />
Beschleunigungs- und Geschwindigkeitssensoren.<br />
Dabei stellt sich die<br />
Frage, wie während des Fahrbetriebs<br />
die Selektion der Daten, besonders der<br />
datenintensiven Sensor- und Umfeldmodelldaten,<br />
erfolgen soll, also inwiefern<br />
es sich um relevante oder gar kritische<br />
Ereignisse handelt. Das Projekt<br />
KIsSME untersucht hierzu Bewertungsverfahren<br />
und Kriterien.<br />
Angesichts von<br />
jährlich rund 2500<br />
Verkehrstoten in<br />
Deutschland<br />
forschen wir daran,<br />
die Automobilität<br />
sicherer, verkehrseffizienter<br />
und<br />
komfortabler zu<br />
machen.<br />
CHRISTOPH STILLER<br />
Institut für Mess- und Regelungstechnik<br />
am Karlsruher Institut für<br />
Technologie (KIT)<br />
Die Identifikation von kritischen Fahrszenarien<br />
soll u. a. mithilfe von KI<br />
ermöglicht und automatisch abgespeichert<br />
werden. Damit sind in Zukunft<br />
Algorithmen für hochautomatisierte<br />
und autonome Systeme effizienter trainierbar.<br />
Beim bis Ende 2024 laufenden<br />
AVEAS-Projekt werden Methoden entwickelt,<br />
um kritische Situationen im<br />
Realverkehr zu erheben und in Modelle<br />
zur Simulation zu überführen. Fokussiert<br />
wird dabei auf drei Risikoaspekte:<br />
Erstens die Wechselwirkung mit<br />
menschlichem Verkehrsverhalten, zweitens<br />
die Übergänge der Fahrverantwortung<br />
zwischen automatisierter Fahrfunktion<br />
und menschlichen Insassen<br />
(also Faktoren der Mensch-Maschine-<br />
Interaktion) und drittens die Besonderheiten<br />
der automatisierten Wahrnehmung<br />
im Vergleich zu menschlichen<br />
Verkehrsteilnehmern. In AVEAS wird<br />
diese Kette genutzt, um prototypische<br />
Funktionen künftiger automatisierter<br />
Straßenfahrzeuge virtuell zu erproben.<br />
Zu diesen Funktionen zählt die automatisierte<br />
Steuerung des Fahrzeugs auf<br />
Autobahnen und in Parkumgebungen<br />
sowie der Ereignisdatenspeicher für<br />
automatisierte Fahrzeuge (Event Data<br />
Recorder, EDR).<br />
Geprobt wird übrigens auch im<br />
Land, in dem gerade The Line errichtet<br />
wird. Die Ziele sind freilich höhergesteckt<br />
als in Europa oder den USA. Um<br />
den städtischen Verkehr effektiver zu<br />
gestalten, wurde beschlossen, bis zum<br />
Jahr 2028 15 Prozent der öffentlichen<br />
Verkehrsmittel und 25 Prozent der<br />
Gütertransportfahrzeuge auf autonomes<br />
Fahren umzurüsten. Man erhofft<br />
sich durch die Integration von autonomen<br />
E-Fahrzeugen eine Verringerung<br />
von verkehrsbedingten Unfällen und<br />
Todesfällen, eine Verbesserung der<br />
innerstädtischen Mobilität sowie eine<br />
Reduktion der Umweltbelastung durch<br />
den Verkehr. Gesetzt wird auf das autonome<br />
Shuttle Dhahaina, das in Zusammenarbeit<br />
von Navya und dem saudiarabischen<br />
Verkehrsministerium entwickelt<br />
und bereits 2015 der Öffentlichkeit<br />
präsentiert wurde. Dhahaina nutzt übrigens<br />
eine Reihe von Sensoren, einschließlich<br />
Lidar, Radar und Kameras,<br />
um eine vollautomatisierte Fahrfähigkeit<br />
zu erreichen.<br />
51
DIGITALE ZUKUNFT<br />
Die audiovisuelle Kommunikation<br />
wird durch einen<br />
haptischen Kanal ergänzt.<br />
Humanoid und<br />
ethisch begleitet<br />
Künstliche Intelligenz und Robotik sind dabei, den Möglichkeitsspielraum<br />
bei gesellschaftlichen Herausforderungen wie dem<br />
Pflegenotstand enorm zu erweitern. Zu arbeiten ist noch am<br />
Aufbau von Vertrauen in (autonome) Robotersysteme.<br />
von Christian Lenoble<br />
Foto: demaerre_iStock via Getty Images Plus<br />
52
DIGITALE ZUKUNFT<br />
Beim Thema Pflegenotstand sind sich<br />
alle einig. An demografischer Entwicklung<br />
und gut belegten Zahlen gibt es<br />
kein Vorbeikommen. „In Österreich<br />
fehlen bis zum Jahr 2030 rund 90.900<br />
Pflegekräfte, davon 82.700 diplomierte<br />
Pflegeassistenten und Pflegefachassistenten<br />
sowie 8200 Heimhelfer“, weiß<br />
Erich Fenninger, Geschäftsführer der<br />
Volkshilfe. In Deutschland ist die Situation<br />
nicht anders. Knapp fünf Millionen<br />
Menschen waren Ende 2021 pflegebedürftig.<br />
Allein durch die zunehmende<br />
Alterung wird die Zahl pflegebedürftiger<br />
Menschen laut Pflegevorausberechnung<br />
des Statistischen<br />
Bundesamtes (Destatis) bis zum Jahr<br />
2055 um rund 37 Prozent zunehmen.<br />
Unter der Annahme konstanter Pflegequoten<br />
prognostiziert die Berechnung<br />
einen Anstieg der Anzahl Pflegebedürftiger<br />
in diesem Zeitraum auf rund 6,8<br />
Millionen Menschen. An den notwendigen<br />
Fachkräften mangelt es in allen<br />
Pflegeberufen jedoch schon jetzt. Die<br />
Situation spitzt sich zu und intelligente<br />
Lösungen sind gefragt. Künstlich intelligente?<br />
Individuelles Eingehen. Der humanoide<br />
Roboterassistent Garmi ist eine<br />
Roboterplattform, die Senioren bei<br />
Aktivitäten des täglichen Lebens hilft.<br />
Er kann einen Patienten bei Rehabilitationsübungen<br />
physisch unterstützen<br />
und sogar dem Arzt bei den ersten<br />
Schritten eines telemedizinischen Arztbesuches<br />
assistieren. Durch die Ausstattung<br />
von Garmi mit Geräten wie<br />
EKG, Blutdruck und Ultraschallmessern,<br />
kombiniert mit dem Einsatz von<br />
IoTSensoren, hat der Arzt Zugriff auf<br />
relevante Gesundheitsparameter, um<br />
im Ernstfall schnell handeln zu können.<br />
Garmi ist auch dazu konzipiert, die<br />
Interaktion mit Familie und Freunden<br />
zu verbessern, indem die audiovisuelle<br />
Kommunikation durch einen haptischen<br />
Kanal ergänzt wird. Der Assistenzroboter<br />
soll einmal in der Pflege<br />
eingesetzt werden.<br />
Garmi ist die Erfindung von Professor<br />
Sami Haddadin vom Lehrstuhl für<br />
Robotik und Systemintelligenz der TU<br />
München (TUM): „Der erste Schritt<br />
ist, dass die Pflegekräfte und das medizinische<br />
Personal eine Art Vorprogrammierung<br />
vornehmen, dass sie also<br />
den Roboter wie jedes andere Werkzeug<br />
voreinstellen. Der zweite Schritt<br />
ist, dass die Systeme sich über maschinelles<br />
Lernen und intelligente Algorithmen<br />
auf die zu pflegenden Perso<br />
5<br />
Millionen<br />
Menschen waren in<br />
Deutschland Ende<br />
2021 pflegebedürftig.<br />
Im Jahr 2055<br />
werden es um<br />
37 Prozent mehr<br />
sein, also rund 6,8<br />
Millionen.<br />
(Statistisches Bundesamt,<br />
Destatis)<br />
nen einstellen, um auf die individuellen<br />
Bedürfnisse und das Verhalten der Personen<br />
dann nach und nach eingehen zu<br />
können.“ Bleibt die Frage, ob Garmi<br />
auch von den Betroffenen angenommen<br />
wird.<br />
Akzeptanz bei Älteren. Eine Antwort<br />
darauf versucht Wissenschaftlerin Eva<br />
Theresa Jahn vom Munich Institute of<br />
Robotics and Machine Intelligence<br />
(Mirmi) zu finden. Sie hat im Rahmen<br />
des Forschungsprojektes KoBo34<br />
untersucht, wie der Pflegeroboter aus<br />
dem GeriatronikForschungszentrum in<br />
GarmischPartenkirchen bei den Menschen<br />
ankommt. Eine Befragung fand<br />
im Rahmen der RobotikAusstellung<br />
KI.Robotik.Design in der Pinakothek<br />
der Moderne in München statt. Der<br />
MirmiPflegeroboter war dabei vor Ort,<br />
sodass die 250 Umfrageteilnehmer<br />
einen direkten Eindruck von ihm bekamen.<br />
Die Ergebnisse waren laut Jahn<br />
ermutigend. In Hinsicht auf potenzielle<br />
Aufgaben, die ein Pflegeroboter übernehmen<br />
kann, kommt Garmi besonders<br />
unter älteren Personen (51 Jahre und<br />
älter) gut an. Egal ob es um Unterstützung<br />
im Haushalt, um eher körpernahe<br />
Dienstleistungen wie Massage, Hygiene<br />
und Ankleiden, Unterstützung in der<br />
Mobilität wie Aufstehen und ins Bett<br />
gehen oder den Einsatz von Medien<br />
wie etwa Video, Telefon, Alarmfunktionen<br />
oder Internet geht: Auf einer<br />
Bewertungsskala von 1 (negativ) bis 5<br />
(positiv) ergaben sich durchschnittlich<br />
sehr gute Werte von knapp 4.0.<br />
Aufschlussreich ist zudem die<br />
Erkenntnis, dass Personen, die Erfahrung<br />
in der Pflege besitzen, Garmi<br />
durchweg als sympathischer bewerteten<br />
als Befragte, die nicht in der Pflege<br />
beschäftigt sind. „Grund dafür könnte<br />
sein, dass Pflegekräfte im Beruf sehr<br />
stark eingebunden sind und sich Unterstützung<br />
von einem Pflegeroboter<br />
erhoffen“, meint Wissenschaftlerin<br />
53
DIGITALE ZUKUNFT<br />
Roboter sollen sich künftig in jeder Umgebung im Alltag zurechtfinden können.<br />
Jahn. Die Essenz der Untersuchung:<br />
Besonders im Krankenhaus und in Pflegezentren<br />
hält die Generation 51+ den<br />
Pflegeroboter für geeignet.<br />
Von Roboter zu Roboter. Dass insbesondere<br />
Kopf und Gesicht bei der<br />
Umfrage als sympathischste Körperteile<br />
identifiziert wurden, ist für Alin<br />
Albu-Schaeffer, Robotik-Experte am<br />
Deutschen Zentrum für Luft- und<br />
Raumfahrt (DLR) und an der TUM,<br />
keine Überraschung: „Je menschlicher<br />
die Umgebung eines Roboters und je<br />
vielfältiger seine Aufgaben sein müssen,<br />
umso wichtiger ist, dass er humanoid<br />
ist.“ Rein technisch sind die<br />
erheblichen Fortschritte in der künstlichen<br />
Intelligenz ein Treiber der Entwicklung.<br />
Bild- und Spracherkennung<br />
bis hin zum Sprachgenerator Chat GPT<br />
und Echtzeittechnologien ermöglichen<br />
laut den TUM-Experten künftig weitere<br />
Entwicklungen. Das Ziel lautet:<br />
Roboter sollen sich in jeder Umgebung<br />
im Alltag zurechtfinden können. Der<br />
Weg dorthin führt über die Kompetenz,<br />
autonome Entscheidungen zu treffen.<br />
„Der Roboter erfordert einen physischen<br />
Körper und künstliche Intelligenz“,<br />
so Albu-Schaeffer, der von verkörperter<br />
Intelligenz spricht, engl.<br />
embodied intelligence.<br />
Roboter sollen<br />
mühsame und langweilige<br />
Aufgaben<br />
übernehmen und<br />
unser Leben<br />
bequemer machen.<br />
Roboter können<br />
aber auch die<br />
Privatsphäre, Sicherheit<br />
und Autonomie<br />
des Menschen<br />
bedrohen.<br />
SABINE KÖSZEGI<br />
Mitglied des Unesco-Fachbeirats für<br />
Ethik der Künstlichen Intelligenz<br />
Maschinelles Lernen in Roboter<br />
integrieren, damit sie komplexere Aufgaben<br />
erledigen können, das ist das<br />
Spezialgebiet von TUM-Professorin<br />
Angela Schoellig, Director Industry &<br />
International im Mirmi: „Der ideale<br />
Roboter wird sich in komplexen Umgebungen<br />
bewegen und selbst die Planung<br />
übernehmen. Er braucht nicht<br />
von Hand programmiert zu werden, ist<br />
lern- und anpassungsfähig.“ Wenn ein<br />
Roboter etwa in einem Gebäude selbständig<br />
einen Raum finden soll, muss<br />
er Fähigkeiten erlernen, um den Aufzug<br />
zu erkennen, den Knopf zur richtigen<br />
Etage zu drücken, zu wissen, welchen<br />
Flur er nehmen und welche Tür<br />
er aufmachen muss. Dabei gilt es,<br />
Gegenstände zu erkennen, den Aufzugsknopf<br />
dosiert zu drücken, Hindernissen<br />
auszuweichen oder bei Bedarf<br />
nach dem Weg zu fragen. Schlussendlich<br />
sollen Roboter nach erfolgreicher<br />
Arbeit zusätzlich fähig sein, ihr Wissen<br />
an andere Roboter weiterzugeben,<br />
wobei laut Schoellig dabei im Prinzip<br />
die gleichen Funktionsmechanismen<br />
wie bei Chat GPT zur Anwendung<br />
kommen: „Viele haben etwas ins Internet<br />
gestellt. Das lernt nun ein <strong>neu</strong>ronales<br />
Netz.“<br />
Eine besondere Herausforderung für<br />
die Robotik liegt in der Vielfalt der<br />
Foto: onurdongel_iStock via Getty Images Plus<br />
54
DIGITALE ZUKUNFT<br />
Systeme. Setzen die Roboter unterschiedliche<br />
Machine-Learning-Modelle<br />
oder Sensoren ein, ist es aktuell noch<br />
schwierig, die Erkenntnisse zu übertragen<br />
und etwa via Cloud allen anderen<br />
Robotern zur Verfügung zu stellen.<br />
Eine Frage des Vertrauens. Um der<br />
Kombination aus Robotik und künstlicher<br />
Intelligenz zum breitenwirksamen<br />
Durchbruch zu verhelfen, braucht es<br />
laut Experten freilich nicht nur weitere<br />
technologische Fortschritte. Zugleich<br />
ist daran zu arbeiten, Vertrauen in die<br />
intelligenten Systeme zu schaffen.<br />
Ende 2022 erschien zu diesem Thema<br />
das Buch „Trust in Robots“. Die Autoren,<br />
TU-Wien-Robotikexperte Markus<br />
Vincze und TU-Arbeitswissenschaftlerin<br />
Sabine Köszegi, Mitglied des<br />
Unesco-Fachbeirats für Ethik der<br />
Künstlichen Intelligenz, bringen die<br />
Problematik in der Buchpräambel auf<br />
den Punkt: „Roboter halten zunehmend<br />
Einzug in unser tägliches Leben, in<br />
unsere Wohn- und Arbeitsräume. Wir<br />
hoffen, dass Roboter mühsame, langweilige<br />
oder schmutzige Aufgaben<br />
übernehmen und unser Leben bequemer,<br />
einfacher und angenehmer<br />
machen, indem sie uns begleiten und<br />
unterstützen. Roboter können jedoch<br />
auch die Privatsphäre, die Sicherheit<br />
und die Autonomie des Menschen<br />
bedrohen, daher ist eine ständige Kontrolle<br />
der sich entwickelnden Technologie<br />
erforderlich, um wohlwollende<br />
Absichten und die Sicherheit autonomer<br />
Systeme zu gewährleisten. Der<br />
Aufbau von Vertrauen in (autonome)<br />
Robotersysteme ist daher notwendig.“<br />
Getreu dem Motto „Vertrauen in<br />
Roboter – Vertrauende Roboter“<br />
befasst sich die Schrift mit der Entwicklung<br />
von Technologie, die für die<br />
Benutzer vertrauenswürdig ist. Diese<br />
Themen stehen auch im Mittelpunkt<br />
des gleichnamigen interdisziplinären<br />
TU-Wien-Doktoratskollegs, das bereits<br />
im September 2018 gegründet wurde,<br />
um die Spitzenforschung im Bereich<br />
Robotik und KI an der TU Wien zu fördern.<br />
Nachgegangen wird hier einer<br />
Reihe von grundsätzlichen Fragen. Wie<br />
können Menschen ein angemessenes<br />
Vertrauensverhältnis zu autonomen<br />
Maschinen entwickeln? Wann ist Vertrauen<br />
in ein autonomes System ange-<br />
Lassen wir humanoide<br />
Roboter Dialoge<br />
führen und gemeinsame<br />
Erlebnisse<br />
dokumentieren.<br />
Die Roboter lernen<br />
das Zusammenleben<br />
mit uns, wer wir<br />
sind, und können<br />
diese Informationen<br />
mit Pflegepersonal<br />
teilen.<br />
ASTRID WEISS<br />
TU-Wien-Key-Researcherin am Projekt<br />
Caring Robots // Robotic Care<br />
bracht? Wann sollten wir einem Pflegeroboter<br />
vertrauen, dass er die richtigen<br />
Entscheidungen trifft? Wann wäre es<br />
ratsam, nicht zu vertrauen? Welche<br />
Erfahrungen sollten unser Vertrauen in<br />
die Technologie verändern?<br />
Robotik, quo vadis? Einblicke auf<br />
Antworten zur Frage, wie unsere<br />
menschliche Zukunft mit KI-gestützten<br />
Robotern aussehen wird, gab Sabine<br />
Köszegi zuletzt etwa als Eröffnungsrednerin<br />
beim Symposium „Impact<br />
Lech“. Im Fokus standen zum einen die<br />
<strong>neu</strong>en Möglichkeiten, die Roboter und<br />
KI eröffnen.<br />
Die Rede war von der Hoffnung<br />
getragen, dass autonome, intelligente<br />
Maschinen den Menschen von Routinearbeiten<br />
befreien und so Raum für<br />
kreative und für den Menschen sinnstiftende<br />
Aufgaben schaffen. Die<br />
Chance, mit der Hilfe von KI bessere<br />
Entscheidungen treffen zu können, ist<br />
eine Chance für die Bewältigung von<br />
zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen,<br />
am Beispiel von Klima- oder<br />
Pflegekrise. Zum anderen betonte<br />
Köszegi das Unbehagen, das Menschen<br />
im Umgang mit KI empfinden können,<br />
was nicht zuletzt an der disruptiven<br />
Kraft der Technologie liegt, die zu großen<br />
Veränderungen führen kann.<br />
Ob KI-Robotik Technologie ermächtigt<br />
oder entmachtet, hängt laut der Expertin<br />
von der Beantwortung dreier entscheidender<br />
Design-Fragestellungen<br />
ab: Wie menschlich sollen Roboter<br />
gestaltet werden? Wo liegt die Handlungsmacht<br />
– beim Menschen oder bei<br />
der Maschine? Und wer gibt letztendlich<br />
die Ziele für die Maschine vor bzw.<br />
wer ist am Design beteiligt?<br />
Die Fragen beziehen sich somit auf<br />
das Verhältnis von Mensch und<br />
Maschine. Will man Vertrauen schaffen,<br />
müsse der Mensch zu jeder Zeit<br />
die Kontrolle und Übersicht über die<br />
Maschine behalten. „Der Mensch entwickelt<br />
ja die KI-Systeme. Es liegt also<br />
an uns Menschen, was wir aus der<br />
Technik machen“, so Köszegi. Entscheidend<br />
sei die Gestaltung dieser<br />
Technologien, die sich an die Bedürfnisse<br />
der Menschen anzupassen haben<br />
und nicht umgekehrt.<br />
Sozialer Kontext. Als Expertin für<br />
sogenannte soziale Roboter und Leiterin<br />
eines TU-Wien-Projekts zum<br />
Thema Pflege-Robotik ist Sabine<br />
Köszegi am Puls der Zeit, wenn es um<br />
den Einsatz von Maschinen in sensiblen<br />
menschlichen Bereichen geht.<br />
„Wir starten mit der Frage: Was<br />
sollte die Robotik in der Pflege leisten,<br />
statt was könnte sie leisten?“, lautet der<br />
Missionssatz des Projekts „Caring<br />
Robots // Robotic Care“, eine transdisziplinäre<br />
Forschungskooperation zwischen<br />
der TU Wien, der Universität<br />
Salzburg, der Caritas Wien und dem<br />
Technischen Museum Wien. Ziel des<br />
2022 gestarteten Fünf-Jahres-Projekts<br />
ist es, Robotik-Technologie in der<br />
Pflege <strong>neu</strong> zu denken, indem eine<br />
Technologie entwickelt wird, die nützlich,<br />
sicher, sinnvoll und gewünscht<br />
ist − und zwar durch einen Designprozess,<br />
der Pfleger, Menschen in der<br />
Pflege, Pflegeorganisationen und<br />
andere Stakeholder einbezieht. „Pflegearbeit<br />
findet immer in einem bestimmten<br />
Kontext statt, in dem institutionelle<br />
Rahmenbedingungen, Technologie und<br />
Menschen miteinander verwoben sind.<br />
Innerhalb eines Verhältnisses von<br />
gegenseitiger Abhängigkeit und Verletzlichkeit<br />
verhandeln Pflegende und<br />
Pflegebedürftige gemeinsam ihre Rollen,<br />
Autonomie, Pflege und Verantwor-<br />
55
DIGITALE ZUKUNFT<br />
Idealbild: Roboter, die das Leben bequemer und angenehmer gestalten.<br />
lichkeiten gibt es, um Unterstützung zu<br />
leisten, und was sind die damit verbundenen<br />
Probleme in Bezug auf Arbeit, Privatsphäre<br />
und Ethik?<br />
Drei Sekunden. Von den unglaublichen<br />
Möglichkeiten, die KI auf diesem Weg<br />
bietet, weiß die TU-Wien-Key-Researcherin<br />
am Projekt Caring Robots //<br />
Robotic Care, Astrid Weiss, zu berichten.<br />
„Generative KI, am derzeit prominenten<br />
Beispiel von Chat GPT, kann auf der<br />
Basis von kurzen Hinweisen, etwa in<br />
Form von allgemeinen Fragen oder<br />
genauen Ausführungsanleitungen, alle<br />
tung in einer bestimmten Pflegepraxis“,<br />
heißt es seitens der Projektverantwortlichen.<br />
Beteiligten werden in diesem<br />
Sinne in eine Reihe von Fallstudien<br />
und Workshops in verschiedenen Pflegeumgebungen<br />
einbezogen, von der<br />
institutionellen und halbinstitutionellen<br />
Pflege über die mobile Pflege bis<br />
hin zur 24-Stunden-Pflege zu Hause.<br />
Jeder Fall befasst sich mit spezifischen<br />
Pflegeherausforderungen, wie beispielsweise<br />
dem kognitiven Abbau und<br />
der sozialen Isolation. Gesucht werden<br />
praxistaugliche Antworten auf die<br />
Frage: Welche technologischen Mögmöglichen<br />
Arten von Text generieren,<br />
die mithilfe von Text-to-Speech-Synthese<br />
schließlich auch einem sozialen<br />
Roboter <strong>neu</strong>e Dialogfähigkeit verleihen“,<br />
so die Forscherin kürzlich in<br />
einem Gastblog in einer österreichischen<br />
Tageszeitung.<br />
Weiss bringt das Beispiel des von Microsoft<br />
entwickelten Modells Vall-E, das<br />
menschliche Sprache auch mit extrem<br />
kurzen Audio-Inputs imitieren können<br />
soll. Dem Text-to-Speech-KI-Modell<br />
reicht zum Lernen eine dreisekündige<br />
Originaldatei eines Sprechers. Danach<br />
liest Vall-E beliebige Texte des menschlichen<br />
Vorbilds mit dessen Stimme vor.<br />
Möglich ist dies laut Entwicklern,<br />
indem auf eine hochgradig nicht-deterministische<br />
Zuordnung zwischen Text<br />
und Sprache gesetzt wird. Die nichtdeterministische<br />
Zuordnung ist nützlich,<br />
da sie es Vall-E erlaubt, aus verschiedenen<br />
Sprachdaten zu lernen, ohne dass<br />
diese Variationen sorgfältig gekennzeichnet<br />
werden müssen. Das bedeutet,<br />
dass die KI auf vielfältigeren Daten und<br />
einem viel größeren Datenumfang trainieren<br />
kann.<br />
Was man damit zum Beispiel im<br />
Pflegeeinsatz von Robotern anfangen<br />
könnte, spinnt Forscherin Weiss in<br />
ihrem Blog weiter: „Lassen wir einen<br />
humanoiden Roboterkopf also Dialoge<br />
führen und mit Fotos ,gemeinsame‘<br />
Erlebnisse dokumentieren. Der Roboter<br />
lernt über das ,Zusammenleben‘ mit<br />
uns, wer wir sind, und kann diese<br />
Information später mit dem Pflegepersonal<br />
teilen. Wir könnten uns damit<br />
selbst auf eine mögliche Demenz vorbereiten,<br />
aber nicht nur das. Unsere<br />
Person bleibt durch den Roboter verkörpert<br />
für die Nachwelt erhalten. Das<br />
wäre eventuell auch eine Erleichterung<br />
für Partner und pflegende Angehörige.“<br />
Weiss betont gleichzeitig, dass sie<br />
mit dem Beispiel in erster Linie einmal<br />
die Möglichkeiten aufzeigen will, die<br />
gerade im Entstehen sind. Dass dabei<br />
auch eine Vielzahl an Fragen aufgeworfen<br />
wird, versteht sich von selbst: „Der<br />
Technologiesprung der generativen KI<br />
hat den Möglichkeitsspielraum weit<br />
über einen bloßen Inhaltsgenerator<br />
hinaus erweitert. Wir müssen also aus<br />
ethischer und rechtlicher Sicht überlegen,<br />
was Technologie in Zukunft darf<br />
und soll.“<br />
Foto: miriam-doerr_iStock via Getty Images Plus<br />
56
WERBUNG<br />
Die intelligenteste Methode,<br />
Räume zu heizen<br />
Foto: Beigestellt, kleines Bild: Ingomar Leitner – Google Review<br />
Es gibt viele Argumente, die für die Anschaffung<br />
einer Heat4All Infrarotheizung sprechen.<br />
Die kalte Jahreshälfte rückt näher und einhergehend machen<br />
sich die Menschen Gedanken, wie sie ihre Räume effizient<br />
heizen, ohne die Umwelt oder die Geldbörse zu stark zu<br />
belasten. Diesbezüglich stehen Gas- und Ölheizungen längst<br />
auf dem Abstellgleis. Stattdessen punkten vor allem Pelletheizungen<br />
und Wärmepumpen. Eine noch intelligentere Alternative,<br />
die gegenüber konventionellen<br />
Heizsystemen deutliche Vorteile genießt,<br />
ist die Infrarotheizung.<br />
Das beginnt bei der Anschaffung. Die<br />
Investition in eine Heat4All Infrarotheizung<br />
inklusive Fotovoltaik ist in den meisten Fällen<br />
günstiger als in nur eine Wärmepumpe<br />
oder nur eine Pelletheizung. Bei einer<br />
Investition in eine Infrarotheizung und eine<br />
entsprechend große Fotovoltaikanlage ist<br />
das Haushaltsbudget den Strom betreffend<br />
über das Jahr gerechnet meistens im<br />
Plus, wobei bei einer Wärmepumpe noch<br />
immer Stromkosten sowie Wartungskosten<br />
anfallen.<br />
In Zeiten des Klimawandels ist natürlich<br />
die Nachhaltigkeit eines der Hauptargumente<br />
bei der Anschaffung eines<br />
Heizsystems. Eine Infrarotheizung ist<br />
Zum Unternehmen<br />
Heat4All, Hauptsitz in Mödling, hat ein<br />
großes Vertriebspartnernetz und ist bereits<br />
in 20 Ländern vertreten.<br />
Heat4All Vertriebs GmbH<br />
Tel: 0800 1502600<br />
Infos über Partner und Schauräume:<br />
www.heat4all.com<br />
CO₂-<strong>neu</strong>tral bei grünem Strom. Das<br />
überzeugt immer mehr Kunden. Wie bei<br />
jedem elektrotechnischen Gerät kommt<br />
es auf die Modelle an und es gibt große<br />
Unterschiede bezüglich der Energieeffizienz.<br />
Infrarotheizungen von Heat4All<br />
erreichen mit einem Strahlungswirkungsgrad<br />
von 71,1 Prozent einen der höchsten<br />
Wirkungsgrade. Dieser Fakt ist wissenschaftlich belegt<br />
durch die TU Stuttgart.<br />
Weitere Pluspunkte<br />
Bei einer Infrarotheizung wird die Wärme durch Infrarotstrahlung<br />
größtenteils direkt auf die Oberflächen im Raum übertragen,<br />
anstatt die Luft zu erwärmen – mit dem Effekt, dass<br />
die Wärme gleichmäßig im Raum verteilt wird. Dadurch geht<br />
kaum Wärme verloren. Da sie im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Heizungen kaum Luftbewegung und somit auch kaum<br />
Staubverwirbelungen verursachen, sind<br />
Infrarotheizungen auch besonders gut<br />
für Allergiker geeignet.<br />
Immer mehr Studien bestätigen sowohl<br />
die Energieeffizienz als auch die gesundheitsfreundlichen<br />
Eigenschaften der<br />
Infrarotheizung. Basis für die beste<br />
Energieeffizienz ist jedoch eine optimal<br />
geeignete Isolierung des Raumes. Eine<br />
gute Dämmung sorgt dafür, dass die<br />
erwärmten Oberflächen die Wärme im<br />
Raum halten können.<br />
Klassische Heizkörper sind meist<br />
störende Objekte in einem Raum. Infrarotheizungen<br />
sind bei der Platzierung<br />
flexibel. Je nach Raum und Raumgröße<br />
gibt es unterschiedliche Modelle, die<br />
sich harmonisch in die Raumgestaltung<br />
einfügen. Heat4All legt besonderen Wert<br />
auf ansprechendes Design der Modelle.<br />
Durch das ansprechende Design kann<br />
die Optik der Räume sogar aufgewertet<br />
werden.<br />
Hinzu kommt, dass Infrarotheizungen<br />
einfach zu installieren und zu bedienen<br />
sind und keine Wartungskosten verursachen.<br />
57
58<br />
Karikatur: Michael Riedler
WIR STEHEN<br />
UNTER STROM.<br />
MESSWANDLER UND SENSOREN<br />
VON ZELISKO.<br />
WIR BIETEN JOBS MIT POTENZIAL.<br />
LÄSSIG,WEIL ZUVERLÄSSIG.<br />
Mehr auf moedling.knorr-bremse.com
ALLE WOLLEN VERREISEN.<br />
AUF DIE OMV KÖNNEN SIE SICH VERLASSEN.<br />
HEUTE UND MORGEN.<br />
Mit dem innovativen Flugzeugtreibstoff SustainableAviation Fuel (SAF) treiben wir den Wandel in eine<br />
klimafreundliche Zukunft voran. Denn durch die Mitverarbeitung von regionalem Altspeiseöl wird schon<br />
heute mehr als 80 %CO 2 eingespart.<br />
Wir machen den nächsten Schritt. Mehr auf www.omv.com