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<strong>presse</strong><br />

OKTOBER <strong>2023</strong><br />

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EDITORIAL<br />

Cover: MicroStockHub_iStock via Getty Images Plus; Portrait Editorial: Nathan Murrell<br />

EVA KOMAREK<br />

Chefredakteurin<br />

Impressum<br />

An künstlicher Intelligenz (KI) führt kein<br />

Weg vorbei. Sie hat sich schon längst in<br />

unserem Alltag breitgemacht und wird gern<br />

benutzt. Beispiele gefällig? Suchmaschinen,<br />

Navigationssysteme, Empfehlungssysteme<br />

beim Onlineshoppen oder beim Streamingdienst,<br />

Fahrassistenz im Auto, ja sogar Ihr<br />

Spamfilter arbeitet mit KI. Also kein Grund zur Panik. In den<br />

letzten Monaten ist durch Chat GPT das Thema KI im Mainstream<br />

angekommen und polarisiert. Die Frage, ob solche<br />

Programme den Menschen als Arbeitskraft überflüssig machen,<br />

hat die Stammtischdebatten erreicht. Das ist ein guter Grund,<br />

sich in der aktuellen i-Presse damit auseinanderzusetzen.<br />

Wir haben uns die Frage gestellt, was KI jetzt schon alles<br />

kann und wie sie die Wirtschaft verändern wird. Wir haben<br />

uns Branchen angesehen und mit Technologieexperten und<br />

Unternehmen über konkrete Anwendungen gesprochen, sei<br />

es in der Medizin, dem Einzelhandel, der Logistik oder im<br />

Recruiting. Wie immer haben wir auch einen Blick in die<br />

Zukunft gewagt und uns unter anderem damit beschäftigt,<br />

wie das perfekte Mobilitätskonzept aussehen könnte. Und<br />

wir haben nach Antworten auf die Frage gesucht, wie unsere<br />

menschliche Zukunft mit KI-gestützten Robotern aussehen<br />

wird. Bei aller Faszination für die Chancen und Möglichkeiten,<br />

die diese Technologie bringt, haben wir auch die ethischen<br />

Aspekte im Blick behalten. Denn während wir uns überlegen,<br />

wie wir KI am besten nutzen können, müssen wir ebenfalls<br />

darüber sprechen, welche Werte und Prinzipien wir dabei<br />

bewahren möchten.<br />

Medieninhaber, Herausgeber und Redaktion: „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33,<br />

FN 218199g/Handelsgericht Wien, ATU 54093001, Geschäftsführung: Mag. Herwig Langanger, Andreas Rast, Chefredakteur „Die<br />

Presse“: Mag. Florian Asamer, Leitung „i-<strong>presse</strong>“: Eva Komarek, Art Direction: Matthias Eberhart, Grafik: Peter Jaunig, Thomas<br />

Kiener, Bildbearbeitung: Christian Stutzig, Fotoredaktion: Alexandra Eizinger, Produktion: Stephan Flisnik, Hersteller: Druck Styria<br />

GmbH & Co KG, Styriastraße 20, 8042 Graz, Anzeigen: Tel.: +43/(0)1/514 14-535, E-Mail: anzeigenleitung@die<strong>presse</strong>.com<br />

3


INHALT<br />

08<br />

Wirtschaft im Umbruch<br />

08 Hintergrund: Was unterscheidet eigentlich künstliche<br />

Intelligenz von jenen Softwaresystemen und Algorithmen,<br />

mit denen wir seit Jahrzehnten arbeiten?<br />

12 Logistik: Vom smarten Beladen von Containern bis hin<br />

zu klugen Ortungssystemen in Produktionshallen – künstliche<br />

Intelligenz erobert die Logistik.<br />

Branchen im Wandel<br />

18 Recruiting: Die Auswahl passender Mitarbeiter könnte<br />

sich in Zukunft effizienter und einfacher gestalten. Über<br />

künstlich intelligentes Human Resources Management.<br />

22 Einzelhandel: Es geht um Effizienz im E-Commerce<br />

oder Lösungen im stationären Handel, Stichwort<br />

Ladendiebstahl. KI, Maschine und Mensch im Teamwork.<br />

26 Energiebranche: Er<strong>neu</strong>erbare Energie aus Wind<br />

stresst die Stromnetze. Künstliche Intelligenz hilft dabei,<br />

die Stabilität der Netze zu managen.<br />

30 Bauwirtschaft: Auf dem Weg zum verlässlichen Assistenten<br />

für Architekten und Projektleiter: KI-Lösungen für<br />

Planung und Projektmanagement.<br />

52<br />

16<br />

34 Gesundheit: Von der Diagnose von seltenen Erkrankungen<br />

bis zur Entwicklung von Therapeutika: Medizin<br />

und Pharmazie stehen vor einer KI-Revolution.<br />

40 Musikbusiness: In der Branche sollte man sich darauf<br />

einstellen, dass die Hits von morgen von künstlicher<br />

Intelligenz geschrieben werden, Datenklau inklusive.<br />

Digitale Zukunft<br />

46 Verkehr: Von der CO₂-freien Mobilität in ultrafuturistischen<br />

Städten bis zur Vision selbstfahrender Autos und<br />

Shuttlebusse, die langsam Gestalt anzunehmen scheint.<br />

52 Robotik: Mit KI ausgestatte humanoide Roboter könnten<br />

bei Herausforderungen der Zukunft, wie etwa in der<br />

Pflege, einen entscheidenden Lösungsbeitrag leisten.<br />

Fotos: XH4D_E+via GettyImages, XH4D_E+via GettyImages, Thinkhubstudio_iStock via Getty Images Plus<br />

4


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6<br />

Foto: XH4D_E+via GettyImage


Wirtschaft<br />

im Umbruch<br />

7


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Die Schatten der<br />

Wirklichkeit<br />

Was ist eigentlich eine KI? Was unterscheidet künstliche Intelligenz von jenen<br />

Softwaresystemen und Algorithmen, mit denen wir seit Jahrzehnten arbeiten?<br />

Und: Wo sehen Wissenschaftler die Einsatzbereiche für die Zukunft?<br />

von Barbara Wallner<br />

Foto: Lughammer, SvetaZi_ iStock via Getty Images Plus<br />

8


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Eine Gruppe von Menschen, angekettet<br />

in einer Höhle. Den Kopf können sie<br />

nicht drehen, sich nicht umsehen,<br />

lediglich die Felswand vor ihnen wahrnehmen.<br />

Vor dem Höhleneingang<br />

lodert ein Feuer, das die Schatten von<br />

vorbeigehenden Menschen und Gegenständen<br />

an die Wand wirft. Die Gefangenen<br />

sehen nie die Realität – die<br />

„Wirklichkeit“ besteht für sie aus<br />

einem Schattenspiel. Als Platon sein<br />

Höhlengleichnis formulierte, wird der<br />

Antike Philosoph kaum erwartet haben,<br />

dass es einst als Bild für die künstliche<br />

Intelligenz dienen könnte. Und doch<br />

findet es Sepp Hochreiter, Leiter des<br />

Instituts für Machine Learning an der<br />

Johannes Kepler Universität in Linz,<br />

eigentlich ganz passend: „Die Schatten<br />

sind die Daten. Die KI ist extrem gut<br />

darin, diese Schatten zu interpretieren.<br />

Sie sieht die kleinsten Details, sieht<br />

10.000 Schatten gleichzeitig. Sie sieht<br />

nur einen Teil, aber diesen Teil sehr<br />

genau mit einer riesigen Kapazität.<br />

Aber sie sieht nur Schatten, sie kann<br />

die Welt nicht verstehen, denn sie lebt<br />

nicht darin.“<br />

Was ist intelligent? Das Höhlengleichnis<br />

spricht eine der grundlegenden<br />

Ideen des Menschseins an: das<br />

Erkennen einer Wirklichkeit und die<br />

Frage, woraus diese Wirklichkeit<br />

besteht. Dass dieses Bild nun für eine<br />

künstlich geschaffene Intelligenz<br />

Anwendung finden kann, kann uns<br />

schon beschäftigten. Seit Jahrzehnten<br />

leben wir mit Algorithmen, mit Programmen,<br />

die den Alltag prägen, das<br />

Arbeitsleben erleichtern sollen. Seit<br />

Kurzem, so scheint es, hat eine <strong>neu</strong>e<br />

Größe das Spielfeld betreten: die KI.<br />

Doch was genau ist eigentlich der<br />

Unterschied zwischen der künstlichen<br />

Intelligenz, die heute in aller Munde<br />

ist, und den Softwaresystemen, die so<br />

alltäglich sind, dass sie uns schon gar<br />

nicht mehr auffallen?<br />

„Intelligent ist ein Softwareprodukt<br />

dann, wenn es schafft, selbstständig zu<br />

lernen“, erklärt Martin Ebner, Professor<br />

für Medieninformatik und Leiter<br />

der Organisationseinheit Lehr- und<br />

Lerntechnologien an der TU Graz. „Es<br />

also Modelle integriert hat, die es<br />

schaffen, eingespeiste Daten so zu verarbeiten,<br />

dass sie <strong>neu</strong>e Schlüsse daraus<br />

ziehen können und sich so selbst ,intelligent’<br />

weiterentwickeln.“ Dass „intelligent“<br />

hier in Anführungszeichen steht<br />

ist kein Zufall, denn mit menschlicher<br />

Intelligenz sei das nicht gleichzusetzen:<br />

„Die Datenverarbeitungsmaschine<br />

Mensch ist noch einmal eine ganz<br />

andere Nummer, das muss man schon<br />

sagen. Es geht hier um sehr spezialisierte<br />

Anwendungen, die mit Daten<br />

trainiert werden und versuchen, diese<br />

Daten zu bearbeiten, zu verarbeiten<br />

Chat GPT ist gut für<br />

die Kundenbetreuung,<br />

wenn man<br />

Kundenschnittstellen<br />

hat. In der Industrie<br />

ist das weniger<br />

wertvoll, da sind<br />

es die Schnittstellen<br />

zwischen Mensch<br />

und Maschine, die<br />

wichtig sind.<br />

SEPP HOCHREITER,<br />

Leiter des Instituts für Machine Learning,<br />

Johannes Kepler Universität<br />

Lerntechnologie. Martin<br />

Ebner forscht zu Medieninformatik<br />

an der TU Graz.<br />

und <strong>neu</strong>e Schlüsse daraus zu ziehen,<br />

die sie nutzen, um sich weiterzuentwickeln.“<br />

Wie weit diese Entwicklung<br />

gehen könne, das werde man sehen.<br />

Aber auch das, was wir als intelligent<br />

im Sinne einer künstlichen Intelligenz<br />

definieren, ändert sich, erklärt<br />

Pascal Welke, Post Doc Researcher für<br />

Machine Learning an der TU Wien:<br />

„John McCarthy (US-amerikanischer<br />

Logiker und Informatiker, Anm.) hat<br />

einmal gesagt: ,Sobald es funktioniert,<br />

nennt es niemand mehr KI.’ Was wir<br />

als KI wahrnehmen, verschiebt sich –<br />

nehmen wir Zoom als Beispiel. Darin<br />

gibt es eine Funktion, mit der man den<br />

Hintergrund unscharf machen kann.<br />

Dahinter steht ein System, das gelernt<br />

hat, was ist Hintergrund und was ist<br />

Mensch. Das kann man nicht einfach<br />

hinein programmieren, denn die Leute<br />

sehen ja unterschiedlich aus. Heute<br />

nimmt das kaum noch jemand als KI<br />

wahr.“ Was Welke hier anspricht, ist<br />

der sogenannte „KI-Effekt“, eine Tendenz,<br />

die Definition von künstlicher<br />

Intelligenz immer weiter hinauszuschieben.<br />

Was alltäglich erscheint, wird<br />

abgetan als „keine echte Intelligenz“.<br />

Der amerikanische Computerwissenschaftler<br />

Larry Tesler fasste es in den<br />

1970er-Jahren zusammen als: „KI ist,<br />

was noch niemand gemacht hat.“<br />

Die Maschine und ihr Lehrer. Bleiben<br />

wir aber abseits aller philosophischen<br />

Diskussionen beim Prinzip der<br />

9


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

KI als lernendes Modell. „Mein Impuls<br />

wäre zu sagen: Überall dort, wo Muster<br />

entstehen oder Muster angewandt werden<br />

können, wird auch die KI Fuß fassen“,<br />

erklärt Ebner. „Das ist das, was<br />

das Modell oder der Rechner gut kann:<br />

immer wieder das Gleiche erkennen,<br />

Schlüsse daraus ziehen und sie dem<br />

Menschen mitteilen. Der Mensch ist<br />

der kreative Part, der sich diese Ergebnisse<br />

ansieht und daraus, abseits aller<br />

Muster, etwas Neues erschafft.“ Gleichzeitig<br />

ist der Mensch aber auch der<br />

Lehrer der KI – denn er ist es, der die<br />

Datengrundlage für die Mustererkennung<br />

liefert: „Die KI ist so dumm, wie<br />

der Mensch vorher war“, bringt es<br />

Ebner auf den Punkt. „Sie kreiert ja<br />

(noch) nichts Neues, arbeitet mit den<br />

Daten, die ihr der Mensch zur Verfügung<br />

stellt.“ Die KI ist also immer nur<br />

so gut wie ihre Datengrundlage.<br />

Die KI ist immer<br />

nur so gut wie ihre<br />

Datengrundlage. Sie<br />

kreiert (noch)<br />

nichts Neues sondern<br />

arbeitet mit<br />

den Daten, die ihr<br />

der Mensch zur Verfügung<br />

gestellt hat.<br />

MARTIN EBNER,<br />

Professor für Medieninformatik an<br />

der TU Graz<br />

Wenn Daten fehlen. Womit wir wieder<br />

beim Höhlenbeispiel wären – denn die<br />

KI muss sich letztendlich mit Schatten<br />

begnügen. Sepp Hochreiter: „Es gibt<br />

Fälle, in denen in den Daten etwas fehlt<br />

– diese Lücken schließe ich als Mensch<br />

mit meinem Hausverstand, mit meinem<br />

Weltwissen. Die KI kann das nicht. Es<br />

gab einen Fall, wo beim Training von<br />

selbstfahrenden Autos zu wenige Tunnelfahrten<br />

gemacht wurden. Die KI hat<br />

dann die Betondecke als Straße<br />

erkannt. Ich als Mensch weiß, dass an<br />

der Decke keine Straße entlangführen<br />

kann. Woher soll die KI das wissen? Ich<br />

werde als menschlicher Fahrer eher<br />

vermeiden, eine Böschung hinunterzufahren,<br />

weil ich mir denken kann, dass<br />

mir das nicht gut bekommen wird. Die<br />

KI weiß nicht, dass ein Unfall etwas<br />

Schlechtes ist. Sie müsste Unfälle<br />

bauen, die analysieren und daraus lernen,<br />

dass man sie vermeiden sollte.“<br />

Ebenso kann sich in Daten ein „Bias“<br />

finden, eine Voreingenommenheit oder<br />

Tendenz, die uns vielleicht gar nicht<br />

bewusst ist, aber zwangsläufig in die<br />

Schlussfolgerungen der KI einfließt. Im<br />

Zuge der Recherchen für diesen Artikel<br />

poppt im YouTube-Feed beispielsweise<br />

ein Video auf: KI-generierte Bilder der<br />

schönsten Frauen aus jedem Land der<br />

Erde werden hier angepriesen. Beim<br />

Ansehen fällt auf, dass zwar Hautfarben<br />

wechseln, die Gesichtszüge aber<br />

im Wesentlichen ähnlich sind: Hohe<br />

Wangenknochen, schmales Gesicht,<br />

kleine Nase. Sind die Schönheitsideale<br />

weltweit tatsächlich so ähnlich oder<br />

wurde hier eine KI mit einseitigen<br />

Daten dazu gefüttert, was „schön“ ist?<br />

In diesem Sinne kann uns die KI auch<br />

einen Bias zeigen, der uns zuvor nicht<br />

bewusst war: „Die KI liefert ja nur ein<br />

Bild davon, wie die Menschheit so ist,<br />

sie hält uns einen Spiegel vor – und<br />

manchmal gefällt uns nicht, was wir<br />

sehen“, erklärt Ebner.<br />

Braucht mein Unternehmen KI?<br />

„Im Moment gibt es natürlich auch<br />

einen gewissen Hype um die KI“, sagt<br />

Ebner. „Auch das wird sich wieder einpendeln,<br />

denke ich, wenn man merkt,<br />

wo die Anwendungsfelder liegen.<br />

Natürlich muss man die Technologie<br />

immer kritisch prüfen und darf sich<br />

nicht darauf verlassen, dass die KI alles<br />

besser kann als die Experten.“ Nichtsdestotrotz<br />

ist eine Auseinandersetzung<br />

mit der KI eine sinnvolle Maßnahme<br />

im eigenen Unternehmen, da sind sich<br />

die Experten einig. „Am Anfang steht<br />

eine Bedarfsanalyse. Gibt es überhaupt<br />

ein Problem, das ich lösen muss?“, rät<br />

Welke. „Wenn ein Unternehmen eine<br />

gewisse Größe hat, macht es sicher<br />

Sinn, sich die eigenen Prozesse anzusehen<br />

und zu schauen, ob es dafür bessere<br />

Lösungen gibt.“<br />

Ebner sieht das ganz ähnlich: „Man<br />

muss sich grundsätzlich einmal mit der<br />

KI beschäftigen, grob verstehen, wie<br />

sie funktioniert und was sie machen<br />

kann – und das auch für sich selbst<br />

spüren. Und dann merkt man nach und<br />

nach, wofür man sie einsetzen kann. Es<br />

ist ja auch total spannend, finde ich,<br />

eine KI zu einem Thema zu befragen,<br />

in dem ich vermeintlich der Experte<br />

bin.“ Grundsätzlich sei die KI ein guter<br />

Sparring-Partner, liefert Vorschläge<br />

und Modelle, auf deren Grundlage man<br />

dann weiterarbeiten kann.<br />

Chat GPT für die Kundenbetreuung.<br />

„Abhängig von der Größe eines Unternehmens<br />

ist die Frage, kann ich nicht<br />

eine Person abstellen, die sich damit<br />

beschäftigt, was KI kann und was ich in<br />

meinem Unternehmen brauche?“, stellt<br />

Hochreiter als Frage in den Raum.<br />

Denn Einsatzmöglichkeiten sieht er<br />

zahlreiche: „Chat GPT beispielsweise<br />

ist gut für die Kundenbetreuung, wenn<br />

man Kundenschnittstellen hat. In der<br />

Industrie ist das weniger wertvoll, da<br />

sind es die Schnittstellen zwischen<br />

Mensch und Maschine, die wichtig<br />

sind.“ Es gebe so viele Bereiche, die im<br />

Hintergrund laufen, die man derzeit<br />

noch nicht sieht, weiß Hochreiter –<br />

„Demnächst wird ein Riesending über<br />

Wettervorhersagen rauskommen. Wo<br />

im Moment Millionen hineingesteckt<br />

werden, ist das Carbon Capturing, also<br />

das Abscheiden oder Einfangen von<br />

CO₂ aus industriellen Abgasen beziehungsweise<br />

aus der Luft. Das ist für<br />

den Privaten jetzt nicht so überwältigend,<br />

wird aber die Industrie massiv<br />

beeinflussen. Simulationen werden viel<br />

schneller gehen, das wiederum erlaubt<br />

den Bau von besseren Maschinen, besseren<br />

Gebäuden, besseren Anlagen. In<br />

der Logistik, in der Prozessoptimierung<br />

wird sich unglaublich viel tun.“<br />

Unternehmen seien also gut beraten,<br />

immer über den <strong>neu</strong>esten Stand<br />

Bescheid zu wissen: „Unabhängig<br />

davon, ob ich das jetzt sofort in meinen<br />

Alltag einbinden kann, ich muss darüber<br />

Bescheid wissen. Das ist ein Zug,<br />

der jetzt Fahrt aufnimmt und unglaublich<br />

schnell werden wird. Wer jetzt<br />

nicht aufspringt, läuft Gefahr, abzuprallen.“<br />

10


WERBUNG<br />

„Veränderung ist unser ständiger Begleiter“<br />

Stefan Tschida, Head of Change & Adoption<br />

Services bei WienIT, spricht über den<br />

Arbeitsplatz der Zukunft.<br />

Foto: Beigestellt<br />

WienIT ist der zentrale IT- und Business-Partner der Wiener<br />

Stadtwerke-Gruppe und feiert heuer 20-Jahr-Jubiläum. Das<br />

Unternehmen betreibt die sichere und verlässliche IT-Infrastruktur<br />

und digitalisiert Geschäftsprozesse hinter den wichtigsten<br />

Versorgern und Dienstleistern der Hauptstadt – von<br />

Wiener Linien und Wiener Lokalbahnen über Wiener Netze<br />

und Wien Energie bis hin zu Bestattung und Friedhöfen und<br />

vielen weiteren Betrieben. Zukunftshemen wie Extended<br />

Reality (XR), Cloud oder künstliche Intelligenz (KI) sind Teil<br />

des Arbeitsalltags. Im Gespräch verrät Stefan Tschida, Head<br />

of Change & Adoption Services bei WienIT, welche Rolle die<br />

Menschen in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung spielen<br />

und wie die rund 16.000 Mitarbeiter*innen der Gruppe beim<br />

digitalen Wandel begleitet werden.<br />

Herr Tschida, Sie beraten gemeinsam mit Ihrem Team bei digitalen<br />

Transformationsprozessen. Sie schlagen also die wichtige<br />

Brücke zwischen Mensch und Technologie. Welche Rolle spielt<br />

der Mensch im digitalen Wandel am Arbeitsplatz?<br />

Die wichtigste – der Mensch gehört immer in den Mittelpunkt.<br />

Gerade am Arbeitsplatz, der immer flexibler und<br />

digitaler wird, ist es essenziell, die Menschen mit an Bord zu<br />

holen. IT ist permanent im Wandel, die Veränderung ist also<br />

unser ständiger Begleiter. Denn ein IT-Projekt oder die Einführung<br />

einer <strong>neu</strong>en Technologie ist kaum erfolgreich, wenn<br />

sie der Mensch nicht annimmt, der damit arbeiten muss. Sie<br />

müssen darauf vorbereitet und mitgenommen werden.<br />

Können Sie ein konkretes Beispiel für solche Transformationsprojekte<br />

nennen?<br />

Wir haben 14.000 Arbeitsplätze konzernweit auf eine cloudbasierte<br />

Kollaborationsplattform umgestellt. Das war ein großer<br />

Schritt für die Mitarbeiter*innen in Richtung New Work.<br />

Nicht nur technologisch, sondern vor allem kulturell.<br />

Wie begleiten Sie die Mitarbeiter*innen dabei?<br />

Der Change-Prozess läuft bei uns in fünf Phasen ab. In<br />

der ersten Phase schaffen wir ein Bewusstsein für die Veränderung.<br />

Da geht es viel um den Zweck und das Mindset<br />

der Menschen, eine Neuerung nicht als Gefahr, sondern als<br />

Chance zu begreifen. In der zweiten Phase zeigen wir den<br />

Mehrwert der Veränderung. In der dritten Phase geht es um<br />

Wissensaufbau: Hier unterstützen wir mit Trainings, Anleitungen,<br />

Kurzvideos und vielem mehr. Die vierte Phase befasst<br />

sich mit der Befähigung, wir schaffen Berührungspunkte mit<br />

der <strong>neu</strong>en Technologie und befähigen die Menschen, den<br />

veränderten Arbeitsprozess zu leben. In der fünften Phase<br />

geht es um „Reinforcement“, die nachhaltige Verankerung<br />

Experte. Bei aller Technologie steht am modernen Arbeitsplatz der<br />

Zukunft immer noch der Mensch im Mittelpunkt, betont Stefan Tschida,<br />

Head of Change & Adoption Services bei WienIT.<br />

der Veränderung. Hier schauen wir, ob die Veränderung bei<br />

den Menschen so angekommen ist wie gewünscht oder<br />

welche Aspekte noch gelöst werden müssen.<br />

Welche <strong>neu</strong>en Technologien braucht es, um als IT-Infrastruktur<br />

zukunftsfit zu sein? Welche Rolle spielt dabei KI?<br />

Wir bei WienIT haben verschiedenste Tools und Technologien<br />

im Einsatz. Von Cloud, Data bis hin zu Extended Reality<br />

ist unser Tech Stack abwechslungsreich. Das ist notwendig,<br />

denn Branchen wie Energie und Mobilität entwickeln sich<br />

rasch weiter. Auch KI spielt zunehmend eine große Rolle. Sie<br />

ist heute schon Teil des Arbeitsalltags, oft sogar unbemerkt.<br />

KI ist wie ein Sparring-Partner: Man sollte mit ihr arbeiten,<br />

statt die KI für sich arbeiten zu lassen.<br />

Und wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus bei einem<br />

modernen Arbeitgeber wie WienIT?<br />

WienIT lebt New Work. Unser Büro verfügt über ein Open<br />

Space-Konzept mit Hybrid-Meeting-Räumen, Kreativräumen,<br />

Fokuszonen und einem Social Hub. Unsere Teams arbeiten<br />

flexibel und ortsunabhängig zusammen. Der Arbeitsplatz der<br />

Zukunft ist eine Symbiose aus Mensch und Technologie, in<br />

der Flexibilität und Effektivität den Pulsschlag vorgeben.<br />

WienIT GmbH<br />

WienIT ist der zentrale IT- und Business-Partner der Wiener Stadtwerke-<br />

Gruppe. Rund 600 Mitarbeiter*innen beraten, entwickeln und betreiben<br />

konzernweit als IT-Infrastruktur im Hintergrund die Wiener Linien, Wiener<br />

Lokalbahnen, Wiener Netze, Wien Energie, Bestattung & Friedhöfe,<br />

immOH, GSWG, WiPark und Upstream Mobility. Die Leistungen von<br />

WienIT reichen von IT-Services über technische Personalprozesse bis hin<br />

zu Media-Planung und Print-Jobs. WienIT wurde 2003 gegründet und ist<br />

ein 100%iges Tochterunternehmen der Wiener Stadtwerke GmbH.<br />

Weitere Informationen zu WienIT unter: www.wienit.at<br />

11


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Intelligente Log(ist)ik<br />

Vom smarten Beladen von Containern und der Routenoptimierung<br />

im Straßentransport über das Training von Lagerrobotern<br />

bis hin zu klugen Ortungssystemen in Produktionshallen –<br />

künstliche Intelligenz erobert die Logistikbranche.<br />

von Christian Lenoble<br />

Foto: zorazhuang_iStock via Getty Images Plus, aprott_iStock via Getty Images Plus<br />

12


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

KI-Lösung zum raumeffizienten<br />

Beladen von Containern. Die<br />

Visualisierung erinnert an Tetris.<br />

Wie kann künstliche Intelligenz Logistik-<br />

Unternehmen unterstützen? Um eine<br />

erste Idee zum Thema zu bekommen,<br />

bietet es sich an, die KI selbst zu befragen.<br />

Beim Straßentransportspezialisten<br />

DHL Freight hat man sich auf das Spiel<br />

eingelassen und den derzeit wohl prominentesten<br />

Chatbot um Antworten<br />

gebeten. Die Aussage von Chat GPT:<br />

„KI ist in der Lage, manuelle und zeitaufwendige<br />

Prozesse zu automatisieren,<br />

mithilfe von Datenanalyse und<br />

maschinellem Lernen die Lieferzeiten<br />

von Waren vorherzusagen, Kundenanfragen<br />

und -beschwerden automatisch<br />

zu bearbeiten oder Mitarbeiter zu<br />

schulen und zu unterstützen.“ Die<br />

Anwendungspalette ist demnach breit<br />

gefächert – was Klaus Dohrmann, Head<br />

of Innovation & Trend Research, DHL<br />

Customer Solutions and Innovation,<br />

bestätigt: „Logistik ist ein perfektes<br />

Anwendungsfeld für KI.“ Normale<br />

Automatisationstechnologien stoßen<br />

an ihre Grenzen, die Zukunft gehört<br />

selbstlernenden Systemen. Bei DHL<br />

Freight wurden damit bereits konkrete<br />

Erfahrungen gesammelt.<br />

Wie bei Tetris. Bereits vor Jahren hat<br />

man sich das Ziel gesetzt, Umverpackungen<br />

aus Karton um bis zu 50 Prozent<br />

zu reduzieren. Das dient ökonomischen<br />

Agenden, Stichwort Versandkostensenkung,<br />

aber auch der Erreichung<br />

von Nachhaltigkeitszielen, indem die<br />

CO₂-Emissionen pro Sendung signifikant<br />

nach unten geschraubt werden.<br />

Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet<br />

bei DHL die KI-Lösung OptiCarton. Sie<br />

hilft, das Füllvolumen vorkonfigurierter<br />

Kartons optimal auszunutzen.<br />

Gefüttert wird die Software mit Daten<br />

zur Produktbeschaffenheit, zum Volumen<br />

und zu den Dimensionen von<br />

Paketen. Die KI ermittelt auf dieser<br />

Basis die ideale Umverpackung. Damit<br />

auch den Mitarbeitern geholfen ist, das<br />

perfekte Füllraumszenario zu realisieren,<br />

wird das KI-Rechenergebnis visuell<br />

dargestellt. Wer sich ein Bild<br />

machen möchte, denkt am besten an<br />

das Spiel Tetris.<br />

Wie komplex die Aufgabe und zugleich<br />

effizient die KI-Lösung ist, zeigt sich<br />

beispielsweise beim Beladen von Containern.<br />

Während Menschen mit der<br />

Herausforderung überfordert sind,<br />

zahllose in Form, Größe und Stapelbarkeit<br />

unterschiedliche Packstücke raumsparend<br />

zu ordnen, ist die Lösung für<br />

die KI nur eine Frage von Sekunden.<br />

Das spart Raum, Zeit und Geld, und<br />

maximal befüllte Container senken den<br />

CO₂-Fußabdruck pro versendetem<br />

Paket.<br />

KI-gestützte Roboter. Auch in den<br />

DHL-Paketzentren ist KI bereits im<br />

Einsatz. In Singapur und Südkorea sind<br />

etwa Roboter am Werk, die Pakete vom<br />

Band nehmen und sie in Fächer für<br />

bestimmte Zustellrouten einordnen.<br />

Die Aufgabe verlangt jede Menge Feingefühl<br />

und Präzision. Schaden an<br />

Waren durch unsachgemäße Behandlung<br />

sollen weitgehend ausgeschlossen<br />

werden. Dafür trägt ein KI-basiertes<br />

Programm Sorge, das quasi als Trainer<br />

der Roboter fungiert. So haben Letztere<br />

gelernt, per 3-D-Kamera die Form<br />

von Sendungen zu erfassen, sie mit<br />

einer Schaufel sicher anzuheben und<br />

zugleich den aufgedruckten Barcode zu<br />

scannen. Das Training macht sich<br />

bezahlt. Die Roboter ordnen nahezu<br />

13


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Roboter am Werk in der Lagerlogistik,<br />

gesteuert von<br />

künstlicher Intelligenz.<br />

20 Sendungen pro Sekunde in Zustellboxen<br />

ein, und dies laut DHL mit einer<br />

Fehlergenauigkeit von 99 Prozent.<br />

Menschen können da nicht mithalten,<br />

weder was die Schnelligkeit noch was<br />

die Präzision betrifft. Ein weiterer Vorteil:<br />

Eine zweite Kontrollsortierung<br />

kann entfallen.<br />

Die Gefahr, dass intelligente Maschinen<br />

Menschen als Arbeitskräfte obsolet<br />

machen, sieht man bei DHL nicht.<br />

Lieber wird von einer Verschiebung<br />

der Arbeit gesprochen, davon, dass<br />

Menschen somit mehr Zeit für andere,<br />

geistig komplexere Aufgaben haben,<br />

bei denen Erfahrung und kreatives<br />

Denken die Hauptrolle spielen – jeder<br />

dort, wo er seine Kompetenzen am besten<br />

ausspielen kann. Das Ideal ist ein<br />

reibungsloses Miteinander von<br />

Maschine, künstlicher Intelligenz und<br />

Mensch.<br />

Die smarteste Route. Eine immer<br />

dringlichere Herausforderung in der<br />

Logistik­ und Transportbranche stellt<br />

die Senkung der CO₂­Emissionen dar.<br />

Zu den noch wenig beachteten Hebeln<br />

zur Erreichung der Reduktionsziele<br />

zählt die intelligente Wahl der idealen<br />

Route. Dieser Aufgabe hat sich etwa<br />

das junge deutsche Unternehmen<br />

Greenplan verschrieben, das auf cloudbasierte<br />

Routenoptimierung mithilfe<br />

tageszeitabhängiger Geschwindigkeitsprofile<br />

und eines ausgefeilten Algorithmus<br />

setzt. Rund 20 Prozent an Kilometerleistung<br />

und somit an CO₂­<br />

Emissionen sollen Unternehmen so<br />

einsparen können. „Wir haben eine<br />

Lösung entwickelt, mit der effiziente<br />

und nachhaltige Tourenpläne berechnet<br />

werden können“, sagt Geschäftsführer<br />

Clemens Beckmann. „Erstens<br />

Einen großen<br />

Innovationssprung<br />

erwarten sich<br />

Experten beim<br />

Einsatz generativer<br />

KI, die sogenannte<br />

Large-Language-<br />

Modelle (LLM)<br />

nutzt. Ziel der<br />

Deep-Learning-Modelle<br />

ist es, einen<br />

Text auf menschenähnliche<br />

Weise zu<br />

erzeugen und auch<br />

zu verstehen.<br />

berücksichtigt unser Algorithmus bei<br />

der Tourenplanung tageszeitabhängige<br />

Verkehrsfluss­Geschwindigkeiten je<br />

Streckenabschnitt; dadurch können<br />

wir präzise Zeitaussagen zu unseren<br />

Ankunftszeiten treffen und auch Zeitfenster<br />

sehr robust einhalten. Zweitens<br />

können Touren volldynamisch geplant<br />

werden, also ohne vorab definierte<br />

Gebietsgrenzen.“<br />

Während traditionelle Planungsansätze<br />

nur die Art der Straße oder<br />

Geschwindigkeitsbeschränkungen ins<br />

Kalkül einbeziehen, werden bei Greenplan<br />

reale durchschnittliche Fließgeschwindigkeiten<br />

des Verkehrs<br />

berücksichtigt, basierend auf aggregierten<br />

historischen Daten – auf Straßenabschnittsebene<br />

und in Fünf­Minuten­Intervallen.<br />

Die Verwendung von<br />

Geschwindigkeitsprofilen während der<br />

Planung führt zu einer anderen Tour­<br />

Struktur, sprich Autobahnen bzw.<br />

Hauptstraßen werden nur bei geringem<br />

Verkehrsaufkommen genutzt.<br />

Generell gilt, dass KI­Systeme für<br />

die komplexen Herausforderungen bei<br />

der automatisierten Routenplanung<br />

unter Berücksichtigung von Faktoren<br />

wie Verkehrslage, Lieferprioritäten,<br />

Lieferzeiten und Kapazitätsbeschränkungen<br />

bestens geeignet sind. Das<br />

Erfassen und Analysieren von Informationen<br />

in Echtzeit sorgt für die Anpassungsfähigkeit<br />

an unvorhergesehene<br />

Ereignisse. Alternative Routen werden<br />

in der Folge schneller berechnet, was<br />

wiederum effizientere Lieferungen, die<br />

Reduzierung von Leerfahrten und<br />

somit eine bessere Nutzung der Transportkapazitäten<br />

ermöglicht.<br />

Interessant ist das grundsätzlich für<br />

alle Arten von Transportwegen und<br />

Unternehmen, von Just­in­Time­Trans­<br />

Foto: imaginima_E+via GettyImages, B4LLS_iStock via Getty Images Plus<br />

14


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Finden statt suchen lautet das<br />

Motto, wenn smarte Ortungssysteme<br />

im Spiel sind.<br />

porten in komplexen Lkw-Teilladungs-<br />

Netzwerken bis hin zu vom E-Commerce<br />

getriebenen Firmen und ihren<br />

Zustelldienstleistern auf der letzten<br />

Meile.<br />

Schlauer Wareneingang. Einen großen<br />

Innovationssprung erwarten sich<br />

Experten künftig auch beim Einsatz<br />

generativer KI, die sogenannte Large-<br />

Language-Modelle (LLM) nutzt. LLM<br />

arbeiten auf Basis von Deep-Learning-<br />

Modellen mit menschlicher Sprache.<br />

Ziel ist es, einen Text auf menschenähnliche<br />

Weise zu erzeugen und zu<br />

verstehen. Ein Anwendungsgebiet ist<br />

etwa das Transportmanagement mit<br />

automatischer Lieferscheinerkennung<br />

und -anlage. „Smarte KI-Lösungen<br />

unterstützen die schnellere Abwicklung<br />

eines alltäglichen Problems, vor<br />

dem viele Produktionsunternehmen,<br />

zum Beispiel in der Automobilindustrie,<br />

heute stehen“, erklärt Dominik<br />

Metzger, Head SAP Digital Supply<br />

Chain, und bringt ein konkretes Beispiel<br />

eines typischen Falls. „Beim<br />

Pförtner einer Fabrik stauen sich die<br />

Lkw mit Teilen der Zulieferer und bei<br />

der Einfahrt muss der Lieferschein mit<br />

der Versandvorabmitteilung abgeglichen<br />

werden.“ In über 80 Prozent aller<br />

Fälle existiere bereits eine Advance<br />

Shipping Notice (ASN), über die sich<br />

die notwendigen Informationen<br />

schnell im IT-System finden lassen.<br />

Doch auch hier müssen oft zahlreiche<br />

Fehler durch einen manuellen<br />

Abgleich mühsam identifiziert werden.<br />

„Bei den restlichen 20 Prozent der<br />

Anwendungsfälle existiert sogar nur<br />

der Papierlieferschein im Cockpit des<br />

Fahrzeugs. Hier müssen dann die einzelnen<br />

Positionen manuell erfasst werden,<br />

was bis zu 40 Minuten Zeit in<br />

Anspruch nehmen kann.“<br />

Mit der intelligenten Wareneingangslösung<br />

von SAP, die mithilfe eines<br />

LLM entwickelt wurde, kann dieser<br />

Abgleich laut Metzger künftig in wenigen<br />

Sekunden erfolgen – ohne dass<br />

<strong>neu</strong>e Hard- oder Software angeschafft<br />

werden muss. Für das erste Halbjahr<br />

2024 ist geplant, diese Lösung als integrierten<br />

Teil der SAP-Standardsoftware<br />

für das Fracht-, Flotten- und Logistikmanagement<br />

anzubieten. Metzger:<br />

„Hier ist die generative Business-KI zu<br />

einem echten Gamechanger geworden,<br />

denn bisher gab es für diese Aufgabe<br />

keine praktikablen Lösungen. Der<br />

Mehrwert durch die pure Zeitersparnis<br />

im Wareneingangsprozess pro Werk<br />

und Lagerstandort ist bereits enorm –<br />

ganz zu schweigen von einem Rollout<br />

über Dutzende oder gar Hunderte von<br />

Standorten hinweg.“<br />

Location Intelligence. Finden statt<br />

suchen lautet wiederum das Motto,<br />

wenn es darum geht, in der Lager- und<br />

Transportlogistik dank smarter<br />

Ortungssysteme intelligent effizient zu<br />

sein. Ziel ist es, lästige Zeitverluste zu<br />

eliminieren, die in streng getakteten<br />

Produktionsprozessen entstehen, wenn<br />

man nicht weiß, wo sich welche Produkte<br />

und Materialien in welchem<br />

Zustand befinden. Bei Siemens hat<br />

man dafür die webbasierte Software<br />

Location Intelligence entwickelt, die<br />

Daten und Events von Lokalisierungssystemen<br />

verarbeitet.<br />

Basis für die nahtlose Lokalisierung<br />

aller relevanten Produktionsmittel auf<br />

dem gesamten Firmengelände ist im<br />

ersten Schritt die Ausstattung der<br />

Werkstücke, Werkzeuge, fahrerlosen<br />

Fahrzeuge, Gabelstapler etc. mit einem<br />

Transponder. Eine übergeordnete Infrastruktur<br />

empfängt die Transpondersignale<br />

und berechnet deren Position.<br />

Die Transponder-Bewegungsdaten<br />

werden in Echtzeit erfasst und von<br />

einem Ortungssystem bis hin zur Location<br />

Intelligence Software zur Visualisierung,<br />

Analyse sowie zur Integration<br />

in ERP- und MES-Systeme übertragen.<br />

Damit ergibt sich ein permanent aktualisiertes<br />

Abbild der Abläufe in einer<br />

Anlage – quasi ein digitaler Zwilling<br />

der Performance.<br />

Neben der Echtzeitposition kann<br />

Location Intelligence auch den gesamten<br />

Weg eines Transponders in der<br />

Produktionshalle visualisieren. Wenn<br />

der Benutzer nach einem Auftrag<br />

sucht, wird die Echtzeitposition aller<br />

Transponder, die dem Auftrag aktuell<br />

zugeordnet sind, im Fabriklayout visualisiert.<br />

Mit nur einem Klick kann der<br />

Anwender in die historische Ansicht<br />

wechseln. Hier wird der genaue Weg<br />

gezeigt, den der Transponder zurückgelegt<br />

hat. Anhand dieses Weges<br />

erkennt der Nutzer auf einen Blick, ob<br />

ein Transponder einen falschen Weg<br />

oder einen Umweg genommen hat.<br />

Welchen Mehrwert dies bringt, zeigt<br />

sich am Beispiel der Siemens Elektronikwerke<br />

Fürth, wo Container mit<br />

Transpondern ausgestattet und per<br />

Location Intelligence mit Fertigungsaufträgen<br />

verknüpft wurden, um die<br />

hohen Suchzeiten für Material bei bis<br />

zu 2500 transportierten Behältern in<br />

der Produktion zu minimieren. Das<br />

Ziel wurde erreicht und zugleich der<br />

Papierverbrauch reduziert, da Location<br />

Intelligence wichtige Auftragsdetails<br />

auf den E-Paper-Displays der Transponder<br />

aktualisieren kann.<br />

15


16<br />

Foto: XH4D_E+via GettyImages


Branchen<br />

im Wandel<br />

17


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Per KI zum <strong>neu</strong>en<br />

Mitarbeiter<br />

Von der Ausschreibung über die Vorselektion bis zum<br />

Matching-Algorithmus, KI macht Recruiting effizienter.<br />

von Barbara Wallner<br />

Foto: AndreyPopov_iStock via Getty Images Plus<br />

18


BRANCHEN IM WANDEL<br />

A<br />

uf der einen Seite schwitzen hoffnungsvolle<br />

Kandidaten über der Frage, was<br />

ihre größten Stärken sind, auf der<br />

anderen wühlen sich Recruiter und<br />

HR-Kräfte durch tabellarische Kenntnisbekundungen<br />

und Bewerbungsfloskeln.<br />

Wäre es nicht schön, wenn es<br />

etwas gäbe, mit dem man diesen langwierigen<br />

Prozess abkürzen könnte?<br />

Effizienter gestalten? Und so wandert<br />

der Blick von Recruitern, Unternehmen<br />

und Bewerbern gleichermaßen in<br />

Richtung der künstlichen Intelligenz.<br />

Schon bei der Ausschreibung kann<br />

sie behilflich sein, weiß Julian Maly,<br />

Geschäftsführer der Personalberatung<br />

Maly und Partner: „Beim Erstentwurf<br />

einer Job-Ausschreibung kann per KI<br />

ein Grundgerüst generiert werden, von<br />

dem man sich inspirieren lassen kann.“<br />

Auch als Recherchetool kann die KI<br />

praktisch sein: „Es gibt Anforderungsprofile,<br />

die man mit klassischen Inseratenschaltungen<br />

nicht besetzen kann,<br />

sondern in die direkte Ansprache<br />

gehen muss. Eine KI kann dann Kandidatenvorschläge<br />

machen. Ein triviales<br />

Beispiel, an dem man das gut festmachen<br />

kann, ist der Beruf des Kranmonteurs.<br />

Es gibt dafür keine Ausbildung,<br />

deshalb sind qualifizierte Kräfte sehr<br />

schwer zu finden. Füttert man eine KI<br />

mit dem Anforderungsprofil, nennt sie<br />

als mögliche Kandidaten Feuerwehrleute.“<br />

Auch in der Personalentwicklung<br />

könnte die KI in Zukunft ein interessanter<br />

Sparring-Partner sein, erklärt<br />

Florens Eblinger, Geschäftsführer von<br />

Eblinger und Partner: „Wir haben<br />

schon damit experimentiert, Gerüste<br />

für Workshops oder Seminare von der<br />

KI erstellen zu lassen – einfach um zu<br />

sehen, welche Elemente da vorgeschlagen<br />

werden. Derzeit hat es für uns<br />

noch etwas Spielerisches, die KI als<br />

Sparring-Partner oder für Brainstormings<br />

einzusetzen.“<br />

Die Masse bewältigen. Trenkwalder<br />

verarbeitet über eine Million Bewerbungen<br />

pro Jahr, erzählt Geschäftsführer<br />

Mark Pollok: „Es würde Tausende<br />

Recruiter brauchen, die nichts anderes<br />

machen, als Lebensläufe durchzugehen.<br />

Wir müssen eine unglaubliche Menge<br />

an Daten verarbeiten. Und hier kann<br />

eine KI helfen, sich einen Überblick zu<br />

verschaffen, einzelne Bewerbungen<br />

auszuwerten.“ Ein „Matching-Algorithmus“<br />

klopft die eingegangenen Bewertungen<br />

auf bestimmte Kriterien ab und<br />

clustert: Sprachkenntnisse, Führerschein,<br />

Schulabschlüsse und Ähnliches.<br />

Stammt ein Bewerber beispielsweise<br />

aus dem Ausland und der Bewerbung<br />

liegt keine Arbeitserlaubnis bei, so<br />

kann die KI in einem automatisierten<br />

Prozess E-Mails ausschicken, in denen<br />

solche fehlenden Unterlagen nachgefordert<br />

werden. Ähnlich einer Sendungsverfolgung<br />

per Post könnten<br />

Kandidaten so auch jederzeit über den<br />

Bearbeitungsstatus ihrer Bewerbung<br />

informiert werden.<br />

Doch nicht nur die Auswertung,<br />

auch die Verwaltung des so generierten<br />

Kandidatenpools kann die KI erleichtern,<br />

erklärt Pollok: „Nehmen wir an,<br />

Sie bewerben sich für Stelle A, für die<br />

Ihnen ein paar wesentliche Anforderungen<br />

fehlen – passen aber perfekt auf<br />

Stelle B. Wenn nun zwei verschiedene<br />

Mitarbeiter diese beiden Ausschreibungen<br />

bearbeiten, wird das nie auffallen.<br />

Aber der Algorithmus, der alle<br />

Daten verwaltet, kann diese Verknüpfung<br />

sehr wohl herstellen.“ Ziel sei es<br />

letztendlich, menschliche Mitarbeiter<br />

von repetitiven Prozessen abziehen zu<br />

können und so Kapazitäten freizumachen<br />

für den Aufbau eines Netzwerkes<br />

und den zwischenmenschlichen Austausch.<br />

Ähnlich hält es Florens Eblinger:<br />

„Natürlich haben wir eine Datenbank<br />

im Hintergrund mit jenen Kandidaten,<br />

mit denen wir gern weiterarbeiten.<br />

Aber wir führen etwa 250 Suchaufträge<br />

im Jahr durch, das sind exklusive<br />

Aufträge unserer Kunden – eine solche<br />

Suche und Auswahl dauert in der Regel<br />

vier bis sechs Wochen. Wir reden da<br />

meistens vom mittleren bis höheren<br />

Management, das geht immer auch mit<br />

einer Analyse einher – was braucht das<br />

Unternehmen, wohin geht die Reise?“<br />

Die KI hört mit. „Soziale Interaktion,<br />

Bauchgefühl entwickeln – das kann<br />

eine künstliche Intelligenz nicht“,<br />

erklärt Pollok weiter. „Sie kann auf<br />

Basis des gesammelten Erfahrungsschatzes<br />

eine Empfehlung aussprechen.<br />

Aber sie könnte beispielsweise keine<br />

Referenz anrufen und noch einmal<br />

nachfragen, was der jeweilige Bewerber<br />

nun wirklich in seiner Tätigkeit<br />

gemacht hat.“ Im Executive Search<br />

setze man allerdings bisweilen eine KI<br />

ein, die im Hintergrund eine Persönlichkeitsanalyse<br />

durchführe, erklärt<br />

Pollok. Dabei werden Verhaltenshinweise<br />

wie Gesichtsausdrücke, Körpersprache<br />

und Stimme ebenso einbezogen,<br />

wie Sprachmuster und Sprachgebrauch.<br />

Kandidaten müssten selbstverständlich<br />

ihr Einverständnis geben. Je<br />

höher die ausgeschriebenen Positionen,<br />

umso spärlicher könnte dieses<br />

19


BRANCHEN IM WANDEL<br />

werden, schätzt Maly: „Die Akzeptanz<br />

bei Kandidaten, die sehr gefragt sind,<br />

ist enden wollend, was dieses Thema<br />

betrifft.“ Im War for Talents sieht Maly<br />

die KI nicht als Mitstreiter: „Ein Problem<br />

sehe ich dort, wo die Kandidatenmärkte<br />

eng sind, wo – auf gut Wienerisch<br />

– ein ,Griss‘ um die guten Leute<br />

ist. Alles, was hier zu automatisiert<br />

daherkommt, wo zu wenig Persönlichkeit<br />

im Prozess ist – da verschlechtern<br />

sich in unserer Erfahrung die Ergebnisse.<br />

Eine hochqualifizierte Kraft<br />

möchte nicht über die KI validiert werden.“<br />

Die andere Seite. Den Lebenslauf optimiert<br />

der CV-Generator, das Bewerbungs-<br />

oder Motivationsschreiben<br />

kommt von Chat GPT. Vielleicht retuschiert<br />

die KI das Bewerbungsfoto<br />

noch ein bisschen nach und schon ist<br />

der Weg frei zum Traumjob. Ganz so<br />

einfach wird es dann doch nicht sein,<br />

da sind sich die Experten einig.<br />

„Eine KI wird einen Lebenslauf oder<br />

ein Anschreiben wahrscheinlich noch<br />

nicht in einer solchen Qualität bauen,<br />

dass man es genau so abschicken<br />

kann“, ist Eblinger überzeugt. „Aber<br />

man bekommt womöglich einen guten<br />

ersten Entwurf, auf dem man die<br />

eigene Bewerbung dann aufsetzen<br />

kann. Und oft ist ja gerade der Anfang<br />

das mühsamste. Sagen wir beispielsweise,<br />

jemand schreibt eine Bewerbung<br />

an Rewe – die KI spuckt einen<br />

Vorschlag aus, in dem bereits Wording<br />

aus dem Einzelhandel vorkommt, der<br />

Eine KI wird einen<br />

Lebenslauf oder ein<br />

Anschreiben noch<br />

nicht in einer solchen<br />

Qualität bauen,<br />

dass man es genau<br />

so abschicken<br />

kann, aber man bekommt<br />

womöglich<br />

einen guten ersten<br />

Entwurf.<br />

FLORENS EBLINGER,<br />

Geschäftsführer bei Eblinger und<br />

Partner<br />

stark auf Rewe bezogen ist. Dann<br />

würde man natürlich diesen ersten<br />

Vorschlag personalisieren, individualisieren<br />

und da und dort adaptieren –<br />

aber da sind sicher schon ein paar<br />

brauchbare Formulierungen und Textbausteine<br />

drin.“ Ganz <strong>neu</strong> ist die Taktik<br />

ja nicht – wer „Vorlage Bewerbungsschreiben“<br />

googelt, wird mit Millionen<br />

Suchergebnissen belohnt. Auch<br />

deshalb rät Maly zur Vorsicht: „Das<br />

haben wir schon in der Vergangenheit<br />

stark bemerkt, dass mit Vorlagen<br />

gearbeitet wird. Jeder hat den gleichen<br />

CV, ein Beispiel ist der Europapass,<br />

dort schreibt man die immer gleichen<br />

Vorlagen hinein. Jetzt macht das eben<br />

eine KI. Die Frage, die sich mir stellt,<br />

ist schon, ob nicht durch die immer<br />

gleichen Vorlagen sehr bald offensichtlich<br />

wird, dass das nicht selbst<br />

geschrieben ist.“<br />

Pollok sieht die Hilfestellung der KI<br />

auch in Sachen Gehalt – so bietet<br />

Trenkwalder einen Lohnkalkulator an,<br />

der neben Qualifikation beispielsweise<br />

auch Region und Arbeitsmarktbedingungen<br />

einbezieht –, denn je geringer<br />

die Kandidatenanzahl, umso höher das<br />

Verhandlungspotenzial. Von der Veränderung<br />

von Fotos rät man unisono ab.<br />

Dadurch, dass es nun so einfach sei,<br />

schätzt Eblinger, macht die KI es verlockend,<br />

da und dort ein wenig zu<br />

schummeln. Letztlich, da sind sich die<br />

Befragten einig, nützt es aber nichts,<br />

denn schließlich sitzt man persönlich<br />

im Bewerbungsgespräch. Und dann<br />

kann die KI nicht mehr helfen.<br />

Foto: Lacheev_iStock via Getty Images Plus<br />

20


WERBUNG<br />

Interview.<br />

Dinko Eror ist Vice President DACH<br />

und Central Europe bei Red Hat.<br />

Open Source transformiert den KI-Einsatz<br />

Chat GPT beherrscht seit Monaten die Schlagzeilen. Dabei wird oft vergessen,<br />

dass KI schon längst Teil unseres Alltags ist.<br />

Foto: Beigestellt<br />

Die Industrie ist jedenfalls gut beraten, sich Gedanken über<br />

potenzielle Einsatzgebiete zu machen. Immerhin ist KI ein<br />

Garant für mehr Effizienz – vor allem in Kombination mit<br />

Open-Source-Technologie. Dinko Eror, Vice President DACH<br />

und Central Europe bei Red Hat, beantwortet die wichtigsten<br />

Fragen.<br />

Für wen ist KI interessant und für wen nicht?<br />

KI ist für jedes Unternehmen interessant – unabhängig von<br />

der Firmengröße und der Branche. Mit intelligenten Anwendungen<br />

können Unternehmen immerhin geschäftskritische<br />

Prozesse beschleunigen und optimieren. Das potenzielle Einsatzspektrum<br />

ist breit gefächert und reicht vom autonomen<br />

Fahren über die verbesserte Risikoanalyse und Betrugserkennung<br />

bis hin zur frühzeitigen Krankheitserkennung im<br />

Gesundheitswesen. Gerade die Fertigungsindustrie nimmt<br />

mit Anwendungen wie Predictive Maintenance eine Vorreiterrolle<br />

ein.<br />

Sind KI-Projekte ein Selbstläufer – oder anders formuliert, auf<br />

was muss man bei der Umsetzung achten?<br />

Ein KI-Projekt bringt einige erhebliche Herausforderungen<br />

mit sich. Neben den Hardware-Investitionen sind auch architektonische,<br />

kulturelle und prozessbezogene Aspekte bei der<br />

Realisierung einer agilen Umgebung zu beachten. Proprietäre<br />

Lösungen erschweren die Integration und den Betrieb<br />

komplexer KI-Workloads. Technologien und Methoden wie<br />

Open-Source-Container und Kubernetes-DevOps-Praktiken<br />

ermöglichen Data Scientists dagegen die dringend benötigte<br />

Agilität, Flexibilität, Portabilität und Skalierbarkeit, um Modelle<br />

zu entwickeln, zu trainieren, zu testen, zu integrieren und produktiv<br />

einzusetzen. Das technische Fundament dafür stellt Red<br />

Hat mit seiner Open-Source-basierten Hybrid-Cloud-Plattform<br />

Red Hat OpenShift bereit. In Kombination mit einem breiten<br />

Ökosystem von Partnertechnologien sowie Cloud-Services und<br />

-Schulungen rund um KI sind Unternehmen in der Lage, schnell<br />

eine produktionsbereite Umgebung umzusetzen. Auf dem Red<br />

Hat Summit Connect in Wien am 9. Oktober konnten sich<br />

Unternehmen über die <strong>neu</strong>esten KI-Lösungen und -Technologien<br />

informieren, die Teilnehmer erhielten zudem praktische<br />

Tipps und Inspiration von Vorreitern.<br />

Welche Vorteile bietet Open Source im KI-Kontext?<br />

Abgesehen von den bereits erwähnten technologischen Pluspunkten<br />

überzeugt Open Source mit seiner Offenheit, Inklusivität<br />

und Kollaboration. Das heißt, es geht um transparente<br />

Prozesse, Entscheidungsfindungen und Arbeitsergebnisse,<br />

die Berücksichtigung unterschiedlicher Sichtweisen mit einer<br />

aktiven Feedback-Kultur sowie um die enge Zusammenarbeit<br />

unterschiedlicher Parteien. Diese Prinzipien führen dazu, dass<br />

KI auf Basis von Open Source im Gegensatz zu herkömmlichen<br />

Modellen nachvollziehbar und überprüfbar ist. Dieser<br />

Punkt ist extrem wichtig, immer wieder sorgen Meldungen<br />

über Fake News, diskriminierende oder manipulative Inhalte<br />

für Unsicherheit. Mit dem von der EU in Vorbereitung befindlichen<br />

Artificial Intelligence Act steht nun ein regulatorisches<br />

Rahmenwerk vor der Tür, bei dem die Leitprinzipien von Open<br />

Source Modellcharakter haben können.<br />

21


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Der Algorithmus,<br />

mit dem der Handel<br />

mit muss<br />

Anwendungen der künstlichen Intelligenz schicken sich an,<br />

die Effizienz im E-Commerce signifikant zu erhöhen. Lernende<br />

Maschinen und Menschen arbeiten dabei als Team.<br />

Auch im stationären Handel greift KI-Technologie, etwa bei<br />

der Ladendiebstahl-Prävention.<br />

von Christian Lenoble<br />

Foto: oatawa_iStock via Getty Images Plus<br />

22


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Es war im Jahr 2003, als die Katalog-<br />

Händler Universal aus Salzburg und<br />

Otto aus Graz verschmolzen wurden.<br />

Die verschiedenen Marken blieben<br />

erhalten, der Name wurde aus den beiden<br />

bestehenden <strong>neu</strong> geschöpft: Unito.<br />

20 Jahre später ist Unito nach eigenen<br />

Angaben der größte Onlinehändler mit<br />

Sitz in Österreich und hat den Umsatz<br />

auf rund 360 Millionen Euro verdoppelt.<br />

Dem Wachstum soll damit kein<br />

Ende gesetzt sein. Bis 2030 will man<br />

innerhalb von nur sieben Jahren den<br />

Umsatz nochmals doppeln und 720 Millionen<br />

Euro erreichen. Eine zentrale<br />

Rolle spielen bei der Gruppe, die konsequent<br />

den Wandel vom Katalog- zum<br />

Onlinehändler vorangetrieben hat,<br />

technologische Anwendungen der<br />

künstlichen Intelligenz. „Geschichte<br />

wiederholt sich: War vor 20 Jahren der<br />

Wechsel des Geschäftsmodells in das<br />

Internet-Zeitalter ein Treiber für<br />

Umsatz, Ergebnis und wachsende Kundenbestände,<br />

so wird die KI dieses<br />

Jahrzehnt in noch nicht zu fassender<br />

Dynamik beeinflussen“, ist Harald<br />

Gutschi, Sprecher der Geschäftsführung<br />

der Unito-Gruppe überzeugt.<br />

Künstliche Intelligenz öffnet laut den<br />

Unito-Verantwortlichen <strong>neu</strong>e Türen,<br />

sei es bei der dynamischen Preissetzung,<br />

in der Logistik oder wenn es<br />

darum geht, Kunden besonders bequemes<br />

Shoppen durch individuelle Produktberatung<br />

zu ermöglichen.<br />

KI-Effizienz mit menschlichem Cockpit.<br />

Der Einsatz von KI ist dabei nichts<br />

Neues und via <strong>neu</strong>ronale Netze schon<br />

seit Jahren gebräuchlich. Das Potenzial<br />

wurde zuvor überprüft: „Vor der<br />

Umstellung auf <strong>neu</strong>ronale Netze haben<br />

wir in A/B-Tests getestet, wer bessere<br />

Ergebnisse aus Kundensicht liefern<br />

kann, Mensch oder Maschine. Es waren<br />

die selbstlernenden Algorithmen. Diese<br />

Tests haben zu großer menschlichen<br />

Akzeptanz geführt“, so Gutschi. Die KI-<br />

Linie werde somit weiter vorangetrieben.<br />

Etablieren wird sich etwa ein Customer<br />

Care Bot, der für Kunden bei<br />

Fragen zu ihrer Sendung im ersten<br />

Schritt schnelle Antworten garantiert.<br />

Die Onlineberatung mittels KI hilft<br />

unter anderem die Rücksendequote zu<br />

senken, die dank verbesserter Produktbeschreibungen<br />

im langjährigen Trend<br />

ohnehin bereits stark rückläufig ist.<br />

Und wenn die Chatbots Probleme nicht<br />

lösen können, wird im zweiten Schritt<br />

der persönliche Kundenservice aktiv.<br />

„An diesem Beispiel erkennen wir,<br />

dass künstliche Intelligenz zwar Einzug<br />

in den Arbeitsalltag nimmt, aber sie<br />

Arbeitskräfte nicht ersetzen kann.<br />

Arbeitskräfte werden vielmehr an<br />

anderen Stellen zum Einsatz kommen,<br />

denn die Anforderungen an die qualifizierten<br />

Berufsprofile verändern sich.<br />

Durch KI können wir jedenfalls unseren<br />

Kunden relevantere Angebote<br />

machen, enorme Effizienzen heben und<br />

somit bessere Preise und Serviceleistungen<br />

bieten“, so Gutschi. Menschen<br />

übernehmen künftig eine Cockpit-<br />

Funktion, etwa um KI-Resultate nochmals<br />

zu checken. Es geht um ein Miteinander<br />

von Mensch und Maschine,<br />

zumal Algorithmen innerhalb von<br />

menschlich definierten Bandbreiten<br />

arbeiten – aber eben effizienter.<br />

Ziel sei es, am Ende des Tages einen<br />

One-to-one-Webshop und Kundenauftritt<br />

zu organisieren, der durch persönliche<br />

und individuelle, auf Kundenbedürfnisse<br />

ausgerichtete Aktivitäten<br />

überzeugt. Der aktuelle Hype rund um<br />

KI-gestützte Kommunikationstools wie<br />

Chat GPT ist laut Gutschi nachvollziehbar,<br />

wobei die Faktoren Zeit und<br />

Arbeit zu erwähnen sind: „All diese KI-<br />

Effekte werden kurzfristig überschätzt,<br />

langfristig aber völlig unterschätzt. Es<br />

gilt der Spruch von Albert Einstein: Ein<br />

Prozent des Genies ist Talent, 99 Prozent<br />

sind harte Arbeit.“<br />

Identifizieren der Kaufabsicht. Dass<br />

KI-gestützte Technologien den Handel<br />

in Zukunft verändern und dennoch<br />

keine Arbeitsplatzvernichter sind,<br />

davon ist auch Michael Suitner, CEO<br />

bei Pathadvice International, überzeugt:<br />

„Menschen werden immer von<br />

Menschen kaufen. KI-Anwendungen<br />

erledigen lediglich Hintergrundprozesse<br />

und ermöglichen somit, dass die<br />

menschliche Interaktion in der Beratung<br />

sogar intensiviert wird.“ KI habe<br />

quasi eine Junior-Funktion, während<br />

Menschen die Kommunikations-,<br />

Senior- und CEO-Rolle übernehmen,<br />

um maschinell intelligente Vorarbeit zu<br />

überprüfen und, darauf basierend, Entscheidungen<br />

zu fällen und zu kommunizieren.<br />

Laut Suitner kommt es zu<br />

einer Verschiebung der Qualifikationen.<br />

KI-Anwendungen arbeiten auf einer<br />

Hintergrundebene, die für Endkunden<br />

gar nicht sichtbar ist. Für Händler steigert<br />

sich die Effizienz der Maßnahmen,<br />

für Konsumenten die Bequemlichkeit<br />

beim Einkauf. Bei Pathadvice hat man<br />

etwa eine KI-gestützte Technologie<br />

namens Vega entwickelt, um Webseiten-Besucher<br />

mit Kaufabsicht zu identifizieren.<br />

Vega analysiert die Live-<br />

23


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Neue selbstlernende Algorithmen werden Ladendieben das Leben erschweren.<br />

Besucher von Händler-Websites und<br />

ermittelt die Sekunde, in der ein Besucher<br />

eine Kaufabsicht zeigt. In der<br />

Folge können zum Beispiel Pop-ups<br />

angezeigt werden, um eine bestimmte<br />

Aktion wie Formulare, Rabatte und<br />

mehr im richtigen Moment auszulösen.<br />

Werden anonyme Website-Besucher<br />

mit Benutzer-IDs abgeglichen, lässt<br />

sich der Kaufabsichts-Status aktualisieren.<br />

Wird die Lösung in das Händler-<br />

CRM integriert, können auch präzise<br />

Off-Site-Verkaufsaktionen gestartet<br />

werden.<br />

Mittels des KI-gestützten Tools bietet<br />

sich somit die Möglichkeit, Werbekampagnen<br />

auf potenzialstarke Zielgruppen<br />

zu fokussieren, die eine Kaufabsicht<br />

zeigen, und Werbeausgaben<br />

durch präzises Targeting zu reduzieren.<br />

„Diese patentierte Lösung bringt<br />

einen enormen Effizienzgewinn, weil<br />

man infolge der Identifizierung diesen<br />

Personen ein Beratungsgespräch anbieten<br />

kann, das natürlich wesentlich besser<br />

funktioniert.“ Wenn Berater auf<br />

Menschen treffen, die auf Basis ihrer<br />

Kaufabsicht einen tatsächlichen Beratungsbedarf<br />

haben, entstehe Vertrauen.<br />

So wird die Sales-Pipeline mit<br />

Gesprächspartnern gefüllt, die mit<br />

wesentlich höherer Wahrscheinlichkeit<br />

Menschen werden<br />

immer von Menschen<br />

kaufen. KI-<br />

Anwendungen<br />

erledigen lediglich<br />

Hintergrundprozesse<br />

und ermöglichen<br />

somit, dass die<br />

menschliche Interaktion<br />

in der Beratung<br />

sogar intensiviert<br />

wird.<br />

MICHAEL SUITNER<br />

CEO bei Pathadvice<br />

International<br />

Umsätze generieren. „Wir bringen auf<br />

diese Art Beratungsgespräche, wie sie<br />

im Geschäft geschätzt werden, in die<br />

Onlinewelt“, sagt Suitner.<br />

Conversational Commerce. Spannend<br />

ist laut Experten die Entwicklung vom<br />

E-Commerce zum Conversational Commerce.<br />

Um Bestandskunden zu halten<br />

und <strong>neu</strong>e Kunden zu gewinnen, setzt<br />

ein Unternehmen dabei zusätzliche<br />

Kommunikationsmedien ein, in erster<br />

Linie Chatbots, Sprachassistenten und<br />

die Nutzung von Messengerdiensten.<br />

„Vor allem jüngere Zielgruppen fühlen<br />

sich von Conversational Commerce<br />

angesprochen. Diese bidirektionale Art<br />

des Verkaufsgesprächs war bisher fast<br />

ausschließlich ein Vorteil des Einzelhandels.<br />

Mit dem richtigen KI-Chatbot<br />

können jedoch auch Onlineshops in<br />

einen interaktiven Verkaufsdialog mit<br />

ihren Kunden treten“, erklärt Arne<br />

Chananewitz, Head of Search Engine<br />

Optimization (SEO) bei der deutschen<br />

Onlinemarketing-Agentur Löwenstark,<br />

und fügt an: „Der Austausch zwischen<br />

Kunde und Bot kann dabei nicht nur<br />

auf der eigenen Website bzw. im<br />

Onlineshop stattfinden, sondern auch<br />

über Messenger und soziale Netzwerke.<br />

Durch individuelle Produktempfehlun-<br />

Foto: MachineHeadz_iStock via Getty Images Plus, Ekkasit919_istock_via Getty Images Plus<br />

24


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Intelligente und personalisierte Produktempfehlungen dank KI.<br />

gen werden <strong>neu</strong>e Conversions angeregt<br />

sowie Cross- und Upselling-Potenziale<br />

erschlossen.“ Idealerweise biete ein KI-<br />

Chatbot dem Nutzer während seiner<br />

gesamten Customer Journey einen personalisierten<br />

Support an. So wird das<br />

Vertrauen in die Marke gestärkt. Die<br />

individuelle Beantwortung von Fragen<br />

durch den Bot kann außerdem Verluste<br />

durch Warenkorbabbrüche und Retouren<br />

verringern. Die Vorteile von KI-<br />

Chatbots als digitale Verkaufsassistenten<br />

liegen laut Chananewitz auf der<br />

Hand. Auf seinem jüngsten Löwenstark-Blog<br />

führt er folgende an: Erweiterung<br />

der Kundenkommunikation auf<br />

mehr Kanäle (Messenger, Social-Media-<br />

Apps), enge Begleitung der gesamten<br />

Customer Journey, Gewinnung umfassender<br />

Customer Insights, Erschließen<br />

von Up- und Cross-Selling-Potenzialen,<br />

verringerte Absprungrate, steigende<br />

Conversion Rate, sinkende Retouren-<br />

Gefahr und wachsende Kundenzufriedenheit.<br />

Dazu kommt, dass Suchmaschinen<br />

dank KI zu Antwortmaschinen<br />

mutieren, was die Art verändert, wie<br />

Produkte online gefunden werden. Wer<br />

Chatbots mit einer exzellenten Benutzererfahrung<br />

anbieten kann, ist gegenüber<br />

der Konkurrenz künftig klar im<br />

Vorteil.<br />

Ob zwecks Preisanpassung, zur Identifizierung<br />

und Modellierung der Kaufabsicht,<br />

zur Vorhersage des Kaufzyklus,<br />

für intelligente und personalisierte<br />

Produktempfehlungen auf Basis<br />

einer zielorientierten Kundensegmentierung,<br />

zur Retouren-Optimierung<br />

oder zur Kundenkommunikation als<br />

virtuelle 24/7-Assistenten – KI-<br />

Anwendungen scheinen den Onlinehandel<br />

auf eine <strong>neu</strong>e Ebene zu heben.<br />

Weniger bekannt ist das Potenzial von<br />

KI-Tools im stationären Handel.<br />

Intelligente Ladendetektive. Dass sie<br />

auch hier sinnvoll eingesetzt werden<br />

können, zeigt das Thema Ladendiebstahl,<br />

das laut Handelsverband im Vorjahr<br />

in Österreich einen geschätzten<br />

Schaden von 500 Millionen Euro angerichtet<br />

hat. Die Verbandsexperten<br />

gehen davon aus, dass sich die Situation<br />

in Anbetracht wirtschaftlicher<br />

Krisen weiter verschärfen wird. Wie<br />

Algorithmen Dieben das Handwerk<br />

legen können, wird bei einer Lösung<br />

der französischen Firma Veesion klar.<br />

Die Rede ist von einer Echtzeitanalyse<br />

von Bildern und Videos, die von Überwachungskameras<br />

aufgenommen wurden.<br />

Aufgabe der selbstlernenden<br />

Software ist es, verdächtige Gesten in<br />

einem Geschäft zu erkennen, um einzugreifen,<br />

bevor der Täter das<br />

Geschäft verlässt. Ein Vorteil der KIgestützten<br />

Software, die an im<br />

Geschäft installierte Überwachungskameras<br />

andocken kann, ist laut Veesion-<br />

Verantwortlichen, dass sie auf Zeitpläne,<br />

Personal und Anzahl der Kameras<br />

abgestimmt werden kann. Der<br />

Return on Investment des Tools ist<br />

messbar, etwa in Form einer Dokumentation<br />

der Anzahl der abgefangenen<br />

Personen oder des Werts von<br />

sichergestellten Gütern.<br />

Auch das 2017 in Berlin gegründete<br />

Unternehmen Signatrix fokussiert auf<br />

intelligente Diebstahlprävention. Ware<br />

wird mit Deep-Learning-Technologie<br />

verfolgt und das Verhalten der Kunden<br />

auf Unregelmäßigkeiten analysiert.<br />

Abweichungen zwischen tatsächlich<br />

eingebuchten Waren und den sichtbaren<br />

Artikeln werden automatisch<br />

erkannt. Eine künstliche Intelligenz<br />

ortet zudem Einkaufswagen und interpretiert<br />

ihre Bewegungsrichtung. Verlässt<br />

ein Einkaufswagen ohne vorherigen<br />

Kassenkontakt den Selbstbedienungsbereich,<br />

schlägt die Software<br />

Alarm. Die Maschinen haben dann<br />

ihre Arbeit getan und das Sicherheitspersonal<br />

ist am Zug.<br />

25


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Mit künstlicher Intelligenz<br />

gegen Blackouts<br />

Er<strong>neu</strong>erbare Energie aus Wind und Sonne ist sehr volatil und stresst<br />

die Stromnetze. Künstliche Intelligenz hilft dabei, die Stromflüsse<br />

besser zu managen, damit die Netze stabil bleiben.<br />

von Waltraud Kaserer<br />

Foto: APG<br />

26


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Stromnetz. APG steuert<br />

die Hochspannungsnetze<br />

aus ihrer Zentrale.<br />

Anfang August war es wieder einmal so<br />

weit. Blackout. In der Region Steyr in<br />

Oberösterreich fiel für mehrere Stunden<br />

der Strom total aus. Nichts ging<br />

mehr. In den Haushalten standen die<br />

Kaffeeautomaten und Waschmaschinen<br />

still, in den Büros fielen die Computer<br />

und Internetverbindungen aus und in<br />

den Betrieben ruhte die Produktion.<br />

Was war passiert? Es gab keinen<br />

Ausfall im Kraftwerk, die Stromleitungen<br />

waren alle intakt. Der Grund für<br />

den Totalausfall der Stromversorgung<br />

klingt ungewöhnlich: Weil sich die<br />

Betreiber von Fotovoltaikanlagen nicht<br />

an die jeweils ausgesprochenen Einspeisebegrenzungen<br />

für die von ihnen<br />

erzeugte Energie in das Stromnetz<br />

gehalten hatten, kam es zu einer Überlastung<br />

des Netzes. In der Folge<br />

bewirkten die Sicherungseinrichtungen<br />

eine Notfallabschaltung.<br />

So eine Notfallabschaltung kann in<br />

Zukunft häufiger passieren. Schon<br />

davor, Anfang Juni, war es im Raum<br />

Steyr zu einem totalen Stromausfall<br />

gekommen. Auch da hatten etliche<br />

Betreiber von Fotovoltaikanlagen zu<br />

viel Strom eingespeist, eine Trafostation<br />

überhitzte und es kam zur Notabschaltung.<br />

Stromnetzbetreiber sind nun<br />

alarmiert. Sie kündigen regelmäßige,<br />

strenge Kontrollen an und drohen bei<br />

Missachtung der Vorschriften mit einer<br />

Komplettabschaltung der Kundenanlagen.<br />

Volatile Produktion. Die Energiewende,<br />

so segensreich sie auch für die<br />

Umwelt ist, stellt Energienetzbetreiber<br />

vor große Herausforderung. Ein Teil<br />

der Lösung des Problems könnten<br />

intelligente Stromnetze sein. Sogenannte<br />

Smart Grids helfen bei der<br />

Steuerung der Stromnetze. Die Digitalisierung<br />

macht es möglich. Und künstliche<br />

Intelligenz ist beim Einsatz dieser<br />

Technik ein wichtiges Werkzeug. Die<br />

Herausforderung darf nicht unterschätzt<br />

werden. Die Stromnetze werden<br />

immer komplexer. Schon heute<br />

speisen die Betreiber von Fotovoltaikanlagen<br />

und Windrädern den Großteil<br />

des erzeugten Stroms ins öffentliche<br />

27


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Netz ein und liefern so mindestens<br />

zehn Prozent des jährlich in Österreich<br />

verbrauchten Stroms. Die Zahl der Einspeiser<br />

steigt täglich. Und der erzeugte<br />

Strom wird nicht gleichmäßig ins Netz<br />

eingespeist. Es kommt regelmäßig zu<br />

Spitzen. An manchen Tagen wird mehr<br />

Strom aus er<strong>neu</strong>erbaren Quellen ins<br />

Netz eingespeist als in ganz Österreich<br />

benötigt wird.<br />

Die Folge: Der österreichische Übertragungsnetzbetreiber<br />

Austrian Power<br />

Grid (APG) musste 2022 an insgesamt<br />

237 Tagen in das Stromnetz eingreifen,<br />

um Blackouts zu vermeiden. Allein im<br />

Februar <strong>2023</strong> waren 27 dieser sogenannten<br />

Redispatch-Maßnahmen notwendig.<br />

Diese gezielten Eingriffe in die<br />

Stromerzeugung und -verteilung haben<br />

die österreichischen Stromkunden im<br />

vergangenen Jahr rund 94 Millionen<br />

Euro gekostet.<br />

Sensibles System. Die APG steuert<br />

die Hochspannungsnetze in Österreich<br />

aus ihrer technischen Zentrale im<br />

Süden Wiens. Auf einer breiten Wand<br />

aus Monitoren überwachen die Mitarbeiter<br />

3400 Kilometer Stromnetze.<br />

„Das Übertragungsnetz ist ein sehr<br />

sensibles System, weil Angebot und<br />

Nachfrage stets deckungsgleich sein<br />

müssen, damit die sichere Stromversorgung<br />

gewährleistet ist“, sagt Gerhard<br />

Christiner, technischer Vorstand der<br />

APG. Der Einsatz von künstlicher<br />

Intelligenz ist heute schon hilfreich,<br />

vor allem bei der Erstellung möglichst<br />

genauer Prognosen über die erwarteten<br />

Einspeisemengen aus Fotovoltaik- und<br />

Windanlagen. So trägt die <strong>neu</strong>e Technologie<br />

dazu bei, das Stromnetz fit für<br />

einen CO₂-<strong>neu</strong>tralen Erzeugungsmix zu<br />

machen. Doch noch ist der Mensch<br />

unersetzlich. Christiner: „Für kritische<br />

Steuerprozesse und direkte Eingriffe in<br />

das Stromnetz liegt die Verantwortung,<br />

Entscheidung und Durchführung<br />

immer in der Hand unserer Expert:innen.“<br />

Nicht nur die APG, sondern die<br />

Netzbetreiber in ganz Europa suchen<br />

nach Lösungen, um die Auswirkungen<br />

Waldbrände<br />

verhindern<br />

Waldbrände zerstören in<br />

Kalifornien jedes Jahr Abertausend<br />

Hektar an Vegetation.<br />

Ein Auslöser dafür sind häufig<br />

auch schlecht gewartete<br />

Stromleitungen.<br />

Die Pacific Gas & Electricity<br />

Company (PG&E) setzt daher<br />

künstliche Intelligenz ein, um<br />

solche Waldbrände zu verhindern.<br />

Konkret werden Sensordaten<br />

aus dem Stromnetz mit<br />

historischen Informationen<br />

und Wetterdaten abgeglichen,<br />

um schadhafte Leitungen<br />

frühzeitig warten zu können<br />

und Überspannungen zu vermeiden.<br />

Netzstabilität. Gerhard<br />

Christiner, Vorstand bei<br />

APG, setzt schon auf KI.<br />

der Energiewende abzufedern. Denn<br />

der Ausstieg aus ad hoc zu steuernden<br />

fossilen Quellen wie Öl und Gas wird<br />

nur durch noch mehr dezentrale Anlagen<br />

zur Stromerzeugung aus Sonne<br />

und Wind bewerkstelligt werden können.<br />

Daher werden die Netze immer<br />

fragiler. Für aus dem Ausland beauftragte<br />

Stabilisierungsmaßnahmen hat<br />

die APG im Vorjahr 718 Millionen Euro<br />

ausgegeben. Kosten, die von den ausländischen<br />

Stromverbrauchern getragen<br />

werden.<br />

Neben den überregionalen Hochspannungsnetzen<br />

müssen Engpässe<br />

und Überkapazitäten auch in den Netzen<br />

mit mittlerer oder niedriger Spannung<br />

behoben werden. Damit werden<br />

auch die regionalen und lokalen Verteilernetzbetreiber<br />

in die Steuerung eingebunden.<br />

Nur so können hohe Anteile<br />

er<strong>neu</strong>erbarer Energie, die wie im<br />

Blackout-Fall in Steyr vor Ort eingespeist<br />

werden, für eine sichere und<br />

günstige Versorgung mit Strom<br />

gewährleistet werden.<br />

Neben großen Konzernen wie Siemens<br />

und ABB nutzen zahlreiche Startups<br />

künstliche Intelligenz, um die bisher<br />

schwer zu prognostizierenden<br />

Mengen an Strom aus Fotovoltaik und<br />

Wind vorherzusagen und sie mit dem<br />

notwendigen Einsatz von schnell<br />

abrufbaren Quellen wie Pumpspeicherkraftwerken,<br />

Biomasse-Anlagen und<br />

Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen<br />

abgleichen zu können. Der deutsche<br />

Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat<br />

eines seiner vielen Pilotprojekte dazu<br />

mit Bayernwerk als lokalem Energieversorger<br />

und dem Start-up Consolinno<br />

einen Versuch gestartet. Dabei<br />

werden die Flexibilität verschiedenster<br />

Kleinanlagen im laufenden Betrieb<br />

aggregiert und Bayernwerk dynamisch<br />

und aktiv zur Verfügung gestellt. Die<br />

ersten Monate zeigen nach Aussagen<br />

von Bayernwerk, dass damit die Wirkungskraft<br />

eines konventionellen<br />

Kraftwerkes erreicht werden kann.<br />

Gleichzeitig wird aus den kleinen,<br />

dezentralen und vom Wetter abhängigen<br />

Stromerzeugern ein Konglomerat<br />

Foto: RicardoHerrgott<br />

28


BRANCHEN IM WANDEL<br />

von Quellen, die in ihrer Gesamtheit so<br />

stabil einspeisen, wie ein konventionelles<br />

Kraftwerk.<br />

Alle diese Systeme verwenden fortschrittliche<br />

Algorithmen und maschinelles<br />

Lernen, um die Daten aus Sensoren<br />

und Überwachungssystemen zu<br />

analysieren. Das bedingt in den Fotovoltaikanlagen<br />

auf den (privaten)<br />

Hausdächern und gewerblich betriebenen<br />

Freiflächen entsprechende auslesbare<br />

Datenpunkte, die die Integration<br />

des Stroms in das Netz erleichtern.<br />

Stichwort: Datentransparenz und<br />

Datenintegrität. Für die Prognose der<br />

erwartenden Strommengen werden<br />

zudem zuverlässige Wetterdaten<br />

gebraucht. Die Echtzeitdaten aus der<br />

Anlage werden dann mit den Vorhersagemodellen<br />

zusammengeführt und als<br />

zu erwartende Mengen in den Steuerungszentralen<br />

weiterverarbeitet. Das<br />

dient nicht nur für die Planungsprozesse,<br />

sondern auch für die Instandsetzung<br />

der Lasten nach einem Netzausfall.<br />

Herausforderungen. Sicherheit und<br />

Integrität aller beteiligten Systeme<br />

sind wesentliche Voraussetzungen für<br />

dieses Setup. Die Herausforderung ist<br />

daher eine entsprechende Absicherung<br />

der dezentralen Anlagen zur Stromerzeugung,<br />

um Cyberangriffe auf die<br />

Anlagen und in das Netz zu verhindern.<br />

Ohne Verfügbarkeit und Integrität<br />

der Systeme nützt die beste Vernetzung<br />

nichts.<br />

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz<br />

in der Energiebranche bietet auch<br />

zahlreiche Effizienzvorteile. Die bessere<br />

Steuerung und Optimierung des<br />

Stromflusses führt zu einer verbesserten<br />

Auslastung der Netze. Darüber hinaus<br />

ermöglicht KI die Vorhersage von<br />

Nachfrage- und Versorgungsschwankungen,<br />

was wiederum zu einer effizienteren<br />

Energieerzeugung führt. Auch<br />

Wartungsintervalle der Erzeugungsanlagen<br />

können besser geplant werden.<br />

Setzt man noch einen Schritt vorher<br />

an, lassen sich mit künstlicher Intelligenz<br />

auch Bau und Installation von<br />

Neuronales<br />

Netz<br />

Technologien und Modelle der<br />

künstlichen Intelligenz nutzen<br />

unterschiedliche Formen des<br />

sogenannten tiefen <strong>neu</strong>ronalen<br />

Netzes („deep <strong>neu</strong>ral network“).<br />

Dabei wird die Software<br />

mit riesigen Datenmengen geschult.<br />

Das passiert auf Hochleistungsservern<br />

mit Workload-Beschleunigern<br />

– entweder<br />

mit Grafikchips (GPUs, Graphic<br />

Processing Units) oder speziell<br />

entwickelten KI-Chips.<br />

Das Übertragungsnetz<br />

ist ein sehr<br />

sensibles System,<br />

weil Angebot und<br />

Nachfrage stets deckungsgleich<br />

sein<br />

müssen, damit die<br />

sichere Stromversorgung<br />

gewährleistet<br />

ist.<br />

GERHARD<br />

CHRISTINER<br />

Technischer Vorstand der APG<br />

Solaranlagen so planen, dass sie eine<br />

optimale Effizienz erreichen.<br />

Sind die E-Autos, beziehungsweise<br />

die entsprechende Gesetzgebung, einmal<br />

so weit, dass auch ihre Batterien<br />

Strom ins Hausnetz oder ins öffentliche<br />

Netz abgeben können, wird das System<br />

noch einmal komplexer. Das Energiemanagement<br />

für das gesamte Zuhause,<br />

das intelligente Laden des E-Autos und<br />

die Einspeisung des überschüssigen<br />

Stroms beim Netzbetreiber fordert<br />

smarte Gesamtlösungen. Das deutsche<br />

Start-up GridX hat schon vor Jahren<br />

Lösungen dazu, beispielsweise für das<br />

bidirektionale Laden von E-Autos, entwickelt.<br />

Mit den Unternehmen aus der<br />

Energiebranche Eon, Engie und Viessmann<br />

gibt es zahlreiche weitere Projekte<br />

im Bereich Smart Grids.<br />

Der Mensch wird weiterhin die<br />

letzte Entscheidung über den Eingriff in<br />

die Hochspannungsnetze haben. Jedoch<br />

dient künstliche Intelligenz in den vorgelagerten<br />

Netzebenen als Technologie<br />

der Wahl, um in Verbindung mit den<br />

prognostizierten Erzeugungsmengen<br />

der kleinen dezentralen Fotovoltaikanlagen<br />

und Windräder sowie den stabilen<br />

kurzfristig abrufbaren Ausgleichsmengen<br />

aus wenig wetterabhängigen<br />

Anlagen das System stabil und kostengünstig<br />

zu halten.<br />

KI für Prognosen. Bleibt dann nur noch<br />

die Prognose des Energieverbrauchs.<br />

Auch hier gibt es bereits praktikable<br />

Anwendungen von künstlicher Intelligenz.<br />

Wenn Erzeugung und Verbrauch<br />

im Einklang sind, lässt sich auch die<br />

Kapazität der Netze besser ausnutzen<br />

und der meist umstrittene Bau <strong>neu</strong>er<br />

Netze auf das Notwendige begrenzen.<br />

Die Kapazitäten der Fotovoltaikanlagen<br />

könnten dann zwar, wie bei den Blackouts<br />

in Steyr, immer noch zu groß zum<br />

Einspeisen in die Netze sein. Durch die<br />

intelligenten Netze und die damit einhergehende<br />

Steuerung würde aber eine<br />

punktuell zu hohe Einspeisung rechtzeitig<br />

verhindert. Und die Kaffeeautomaten<br />

und Waschmaschinen laufen<br />

weiter.<br />

29


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Verlässlicher Assistent für<br />

Architekten und Projektleiter<br />

Im Vergleich zu vielen anderen Branchen hinkt die Bauwirtschaft beim<br />

Thema künstliche Intelligenz noch hinterher – erste KI-Lösungen zeigen<br />

sich vor allem auf dem Gebiet der Planung und im Projektmanagement.<br />

von Christian Scherl<br />

Foto: Drazen_E+via GettyImages, Warchi_E+via_GettyImages<br />

30


BRANCHEN IM WANDEL<br />

rend die Digitalisierung bei Bauentwicklung<br />

und Bauausführung in Österreich<br />

laut Kopececk auf einem hohen<br />

Niveau ist, etwa mit der digitalen Vermessung,<br />

hat sie bei Prozessen und<br />

Projektabwicklung noch Nachholbedarf.<br />

„Durch die digitalen Werkzeuge<br />

steigt die Produktivität und sinkt die<br />

Fehlerquote. KI-Lösungen könnten diesen<br />

Effekt sogar noch verstärken, allerdings<br />

stecken KI-Innovationen im Bau<br />

in ganz Europa noch in den Kinderschuhen.“<br />

Erste gute Erfahrungen. Trotzdem<br />

gibt es sie, die Unternehmen, die KIbasierte<br />

Lösungen gezielt für die Bauwirtschaft<br />

anbieten. Prinzipiell ist KI in<br />

der Baubranche in nahezu allen Phasen<br />

eines Projektes einsetzbar, derzeit sind<br />

es vor allem Tools für Planung und<br />

Projektmanagement, die entstehen. „In<br />

der Bauwirtschaft gibt es viele Details,<br />

wie etwa Statikberechnungen, die sich<br />

automatisieren lassen und von der KI<br />

übernommen werden können“, sagt<br />

Kopececk, der sich auch für das Thema<br />

Arbeitnehmerschutz engagiert. „Auf<br />

Baustellen passieren viele Unfälle und<br />

die KI kann die Bauwirtschaft unfallsicherer<br />

machen.“ Im Risikomanagement<br />

Auf die Bauwirtschaft wird aktuell von<br />

vielen Seiten Druck ausgeübt, begonnen<br />

von den Baukosten bis hin zu den<br />

Anforderungen der Nachhaltigkeit. Die<br />

Bauwirtschaft ist für gut ein Drittel der<br />

globalen CO₂-Emissionen verantwortlich.<br />

Um die Klimaziele zu erreichen,<br />

muss sie effizienter werden. „Ohne<br />

Digitalisierung und KI wird das nicht<br />

gelingen“, prophezeit Harald Kopececk,<br />

Geschäftsführer der Zukunftsagentur<br />

Bau (ZAB) und Leiter der BauAkademie<br />

OÖ. In der Bauakademie werden<br />

Führungskräfte auf veränderte Arbeitsmethoden<br />

vorbereitet, damit die <strong>neu</strong>esten<br />

Technologien in den Unternehmen<br />

Einzug halten können. Die ZAB<br />

unterstützt vor allem KMU, wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben und die <strong>neu</strong>esten<br />

Methoden zu integrieren. Wähgibt<br />

es bereits gute KI-Lösungen, wie<br />

etwa die Früherkennungssoftware Early<br />

Bird des Wiener Unternehmens Conbrain<br />

Solutions. Bei großen Bauprojekten<br />

ist es nicht unüblich, dass in der<br />

Mailbox eines Projektleiters täglich<br />

Hunderte Mails eintreffen. Hier nicht<br />

den Überblick zu verlieren ist das eine,<br />

vor allem aber ist es eine große Herausforderung,<br />

die wichtigsten Mails<br />

zuerst zu bearbeiten. Early Bird ist eine<br />

KI-basierte Software, die alle Dokumente<br />

mittels intelligenter Texterkennung<br />

untersucht und sie farblich hervorhebt,<br />

wenn projektgefährdende<br />

Inhalte entdeckt werden. Hinter der<br />

Software steckt ein eigens entwickelter<br />

mathematischer Algorithmus. Die<br />

Dokumente werden je nach Risikopotenzial<br />

in grün (kein Risiko), gelb<br />

(leichtes Risiko) und rot (erhöhtes<br />

Risiko) eingefärbt. Rote Dokumente<br />

weisen zum Beispiel auf Inhalte hin,<br />

die sich um Bauzeitverlängerung,<br />

Mehrkosten, Mängel oder Schäden drehen<br />

und umgehend behandelt werden<br />

müssen, um Probleme abzuwenden.<br />

Dazu wurden der KI bisher rund 18.500<br />

fachspezifische Baubegriffe beigebracht.<br />

Im Team befinden sich neben<br />

IT-Experten und Bauingenieuren auch<br />

31


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Linguisten und Psychologen, die der KI<br />

lehren, Emotionen zu erkennen. „Wenn<br />

zum Beispiel in einem Mail steht: ‚Der<br />

Plan ist schon wieder falsch‘, dann<br />

schwingt da Frustration mit und Early<br />

Bird färbt das im Text rosa ein“, erklärt<br />

Conbrain-Geschäftsführer Wolf Plettenbacher,<br />

der vor der Gründung des<br />

Start-ups rund 25 Jahre u. a. als Projektleiter<br />

auf Baustellen unterwegs war<br />

und auch als Sachverständiger tätig ist.<br />

Im Zuge einer wissenschaftlichen<br />

Arbeit zum Thema „Krisen- und Turnaround-Management<br />

bei Großbauvorhaben“<br />

stellte er fest, dass die KI ein<br />

wertvolles Tool ist, um aus der Datenflut<br />

in kürzester Zeit die Essenz herauszulesen.<br />

„Wir haben unserer KI<br />

rund 6500 Sätze beigebracht, anhand<br />

derer Emotionen wie Freude, Frust,<br />

Enttäuschung usw. abzulesen sind.“<br />

Mittlerweile ist Early Bird rund drei<br />

Jahre im Einsatz. „Im Durchschnitt<br />

beinhalten rund zehn Prozent der<br />

Dokumente echte Risiken und der Projektleiter<br />

hat sie sofort bei der Hand.“<br />

Hausaufgaben erledigen. Noch besser<br />

natürlich, wenn es bei einem Bauprojekt<br />

erst gar nicht zu Risiken<br />

kommt, indem Prozessabläufe standardisiert<br />

sind. Anton Rieder, Geschäftsführer<br />

von Riederbau Kufstein, gehört<br />

zu den innovativen Vorreitern in der<br />

Digitalisierung. Er kann sich durchaus<br />

vorstellen, dass KI auch bei der Prozessoptimierung<br />

unterstützend eingreifen<br />

könnte, etwa mit Prozess-Mining-<br />

Systemen. „Aber das ist noch Zukunftsmusik.<br />

In einem ersten Schritt müsste<br />

ein großer Denkfehler in der Bauwirtschaft<br />

beseitigt werden: Dass individuelle<br />

Gebäude auch individuelle Ablaufprozesse<br />

benötigen. Erst wenn wir<br />

gelernt haben, in standardisierten Prozessen<br />

zu denken, ist der Grundstein<br />

gelegt, damit uns in weiterer Folge KI<br />

unterstützen kann“, so der innovative<br />

Tiroler Geschäftsmann. Sein Unternehmen<br />

wagt sich immer wieder an <strong>neu</strong>e<br />

Technologien heran. Man verwendet<br />

zum Beispiel eine Statik-Software, die<br />

KI-basiert aus einer Fülle an statischen<br />

Lösungen je nach verlangter Bewertung<br />

die effizienteste, günstigste oder<br />

bestimmte Betongüte usw. hervorheben<br />

kann. „Wir halten die Augen für weitere<br />

KI-Lösungen offen. Eine gute Idee<br />

wäre KI zur Materialoptimierung, um<br />

bei einem Bauprojekt die Materialien<br />

zu optimieren. Dem stehen jedoch häufig<br />

Vorschriften entgegen, sodass Optimierungen<br />

gar nicht möglich sind.“ In<br />

den Bereichen, wo immer mehr Daten<br />

anfallen, wird die Menge an KI-Lösungen<br />

rasch zunehmen. Aktuell arbeitet<br />

Conbrain zum Beispiel an der Entwicklung<br />

von Blue Box, das KI-basiert beim<br />

Datenmanagement unterstützt. „Bei<br />

einem Bauprojekt fallen Unmengen<br />

von Dokumenten an. Am Ende des<br />

Bauvorhabens wird dem Bauherren<br />

eine vollständige Dokumentation übergeben,<br />

mit allen Dokumenten in den<br />

richtigen Ordnern. Blue Box automatisiert<br />

die Zuweisung der Dokumente in<br />

die richtigen Ordner.“ Eine weitere<br />

Erleichterung für den Projektleiter auf<br />

Großbaustellen.<br />

Unterstützt statt ergänzt. Müssen<br />

aber Architekten befürchten, dass sie<br />

bei der Planung maximal Kontrollfunktionen<br />

übernehmen, wenn die KI langfristig<br />

wesentliche Kompetenzen der<br />

Ingenieure ersetzt? „Es ist durchaus<br />

eine unserer Hoffnungen, dass KI<br />

zukünftig die Planung noch viel stärker<br />

beeinflussen wird“, sagt Albert Achammer,<br />

Geschäftsführer von ATP Hamburg.<br />

„ATP architekten ingenieure“<br />

zählt zu den führenden europäischen<br />

Büros für integrale Planung. Seit 2012<br />

plant ATP durchgehend digital mit BIM<br />

(Building Information Modeling).<br />

„Ähnlich wie BIM sehen wir künstliche<br />

Intelligenz als ein sehr leistungsstarkes<br />

und nützliches Werkzeug. Mit dem<br />

Computational-Design-Team arbeitet<br />

Foto: Jarmo Piironen_iStock_via Getty Images Plus<br />

32


BRANCHEN IM WANDEL<br />

ATP an Automatisierungslösungen für<br />

den Planungsprozess und bringt<br />

dadurch jetzt schon vereinzelte und<br />

spezifische KI-Lösungen in unsere Projekte.<br />

Wir suchen aktiv die Anwendung<br />

von KI, halten uns allerdings stets vor<br />

Augen, dass der Einsatz von KI-Applikationen<br />

nicht zum Selbstzweck wird.<br />

Als digitales und technologieaffines<br />

Unternehmen legen wir Wert darauf,<br />

dass die Technologie unsere Kernprozesse<br />

bestmöglich unterstützt und<br />

nicht andersherum.“ Die KI soll den<br />

Planern eher als fundierte zweite Meinung<br />

zur Verfügung stehen und auch<br />

viele Vorschläge für Alternativen bieten,<br />

die für einen Menschen in derselben<br />

Zeit unmöglich generierbar wären.<br />

„Dadurch werden die Architekten und<br />

Ingenieure nicht abgeschafft – ganz im<br />

Gegenteil: Es wird ihnen wieder mehr<br />

Zeit und Raum zur Verfügung stehen,<br />

um sich auf die Kernaufgaben einer<br />

Gebäudeplanung zu konzentrieren:<br />

nämlich im Zusammenspiel mit kreativen<br />

Lösungen vorauszudenken und<br />

starke Konzepte für die Menschen zu<br />

entwerfen.“ Klar ist jedoch auch, dass<br />

es Expertise bedarf. „Architekten, die<br />

keine Kernkompetenzen besitzen, werden<br />

durch die künstliche Intelligenz<br />

tatsächlich ernsthafte Konkurrenz<br />

erhalten“, glaubt Conbrain-Geschäftsführer<br />

Plettenbacher, sieht KI aber<br />

auch als wertvolles Instrument, den<br />

Fachkräftemangel in den Griff zu<br />

bekommen.<br />

DSGVO bremst KI ein. Einer der<br />

größten Hemmschuhe in Europa für<br />

die Entwicklung von künstlicher Intelligenz<br />

ist die strenge Datenregulierung.<br />

Davon kann etwa Plettenbacher ein<br />

Lied singen: „Wenn wir bei großen<br />

Unternehmen Early Bird vorstellen,<br />

dann sind die Techniker innerhalb<br />

einer Stunde überzeugt und wollen die<br />

Software haben, aber es dauert zehn<br />

Mal so lang, um mit der Datenschutzabteilung<br />

auf einen grünen Zweig zu<br />

kommen.“ Und das, obwohl Early Bird<br />

den DSGVO-Standards entspricht.<br />

Auch die europäische Politik setzt eher<br />

kontraproduktive Signale. ZAB-<br />

Geschäftsführer Kopecek würde sich<br />

lieber wünschen, dass die Politik Rahmenbedingungen<br />

schafft, die Betriebe<br />

animiert, in KI zu investieren. „Sonst<br />

Wenn wir bei großen<br />

Unternehmen<br />

Early Bird vorstellen,<br />

sind die Techniker<br />

in einer Stunde<br />

überzeugt und wollen<br />

die Software haben,<br />

aber es dauert<br />

zehn Mal so lang,<br />

um mit der Datenschutzabteilung<br />

auf<br />

einen grünen Zweig<br />

zu kommen.<br />

WOLF<br />

PLETTENBACHER<br />

Gründer von Conbrain<br />

überholen uns China, die USA und<br />

Australien bei der Entwicklung von<br />

Innovationen. Datenschutz ist wichtig,<br />

aber die Regulierungen und Rahmenbedingungen<br />

müssen so gestaltet sein,<br />

dass Innovation dadurch nicht behindert<br />

wird und es uns gelingen kann,<br />

<strong>neu</strong>e Entwicklungen schnell umzusetzen.“<br />

Die Baubranche hinkt beim Einsatz<br />

von KI aber nicht nur wegen der<br />

Regulierungen und Rahmenbedingungen<br />

hinterher. „Anders als bei sprachbasierter<br />

KI, wie etwa Chat GPT, gibt<br />

es viel weniger verfügbare, homogene<br />

Daten, auf denen ein automatisierter<br />

Lernprozess durch KI aufbauen könnte.<br />

Auch dadurch hinkt die Branche hinterher“,<br />

sagt Achammer.<br />

Auswirkungen auf Preise. Stellt sich<br />

die Frage, ob die Immobilienpreise sinken,<br />

wenn Bauprojekte durch KI immer<br />

effizienter werden? „Im momentanen<br />

Spektrum zwischen hohen Grundstückspreisen,<br />

Finanzierungs- und Baukosten<br />

liegt der Versuch, an den Baukosten<br />

zu sparen, natürlich nahe“, sagt<br />

Architekt Achammer. „Grundsätzlich<br />

glauben wir, dass jede Effizienz, die im<br />

Bauprozess zu niedrigeren Kosten<br />

führt, auch einen direkten Einfluss auf<br />

die Immobilienpreise hat. Dafür benötigt<br />

es erst einmal noch keine künstliche<br />

Intelligenz. Da glauben wir, dass<br />

man nur im Prozess, wie wir momentan<br />

arbeiten, schon ein Einsparungspotenzial<br />

von 30 bis 50 Prozent haben.<br />

Die KI kann hier in Zukunft sicher<br />

noch das eine oder andere Prozent<br />

rausholen.“<br />

Klar ist, dass die künstliche Intelligenz<br />

Aufgaben und Arbeitsplätze in<br />

Bau und Architektur verändern wird.<br />

Für Bauunternehmer Rieder bedeutet<br />

das nicht zwingend einen Wettbewerbsvorteil:<br />

„Weil alle Zugriff auf dieselben<br />

Tools haben.“ Es ist also noch<br />

viel zu früh, um zu sagen, ob KI bloß<br />

ein weiteres nützliches Tool oder ein<br />

echter Gamechanger in der Bauwirtschaft<br />

ist. In einem ersten Schritt hilft<br />

uns KI tendenziell eher, bestimmte<br />

Dinge früher zu erkennen, um den<br />

enormen bürokratischen Aufwand, den<br />

es bei Bauprojekten gibt, zu reduzieren.<br />

In vielen Punkten ist heute aber noch<br />

nicht absehbar, was das für die Mitwirkenden<br />

bei einem Bauprojekt bedeutet.<br />

33


BRANCHEN IM WANDEL<br />

KI-Tools kommen auch<br />

beim Prozess der Befruchtung<br />

zum Einsatz.<br />

Medizin 5.0:<br />

Intelligente Maschinen<br />

geben das Tempo vor<br />

Von der Diagnose von seltenen Erkrankungen bis zur Entwicklung<br />

von Therapeutika: Künstliche Intelligenz schickt sich an, Medizin<br />

und Pharmazie zu revolutionieren.<br />

von Christian Lenoble<br />

Foto: frentusha_iStock _via Getty Images Plus<br />

34


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Geht der Wunsch nach einem Kind nicht<br />

auf natürlichem Wege in Erfüllung, kann<br />

eine künstliche Befruchtung helfen.<br />

Dabei wird die Eizelle aus dem Eierstock<br />

entnommen und im Labor mit den<br />

Samenzellen zusammengeführt. Ist die<br />

Befruchtung erfolgreich, werden die<br />

mittlerweile mehrzelligen Embryonen in<br />

die Gebärmutter eingesetzt, wo sie sich<br />

weiterentwickeln. „Die Erfolgschancen<br />

hängen von vielen Faktoren ab. Maßgeblich<br />

entscheidend ist jedoch, wie viele<br />

Eizellen aus den Follikeln (Eibläschen)<br />

gewonnen werden können, wie viele<br />

davon heranreifen und tatsächlich<br />

befruchtet werden und wie viele Embryonen<br />

sich daraus wiederum entwickeln.<br />

Im Idealfall bleiben Embryonen übrig,<br />

die für einen weiteren Versuch, falls<br />

nötig, konserviert werden können“,<br />

erklärt man im Kinderwunschzentrum<br />

an der Wien, und betont zugleich die<br />

möglichen Nebenwirkungen durch hormonelle<br />

Stimulation. Probleme drohen<br />

auch bei der sogenannten ICSI Technik<br />

((Intrazytoplasmatische Spermieninjektion<br />

– hier wird in einem Labor mit<br />

einer Mikropipette eine einzelne Samenzelle<br />

aufgesaugt und direkt in eine<br />

Eizelle injiziert), wenn Samenzellen, die<br />

mögliche genetische Veränderungen<br />

aufweisen, zu einer Befruchtung gelangen.<br />

Und natürlich kann trotz aller<br />

Bemühungen die Befruchtung ausbleiben.<br />

Kurzum: Künstliche Befruchtung ist<br />

mit hohem Aufwand und mit körperlichen<br />

und psychischen Belastungen verbunden.<br />

Bewertung von Embryos. Um die<br />

Erfolgschancen einer Schwangerschaft<br />

zu erhöhen, wurde nun eine Software<br />

entwickelt, die mithilfe von künstlicher<br />

Intelligenz eine qualitative Bewertung<br />

wichtiger Parameter vornimmt. Konkret<br />

geht es um die Bewertung der Blastozyste,<br />

also des fünf bis sechs Tage alten<br />

35


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Um die Erfolgschancen einer Schwangerschaft zu erhöhen, wurde eine Software entwickelt, die mithilfe von<br />

KI eine qualitative Bewertung wichtiger Parameter bei der künstlichen Befruchtung vornimmt.<br />

Embryos, die eine komplexe, aus etwa<br />

200 Zellen bestehende Zellstruktur aufweist.<br />

Bei einer IVF-Behandlung (Invitro-Fertilisation)<br />

werden Eizellen in<br />

einer Laborumgebung befruchtet. Die<br />

Embryonen werden spätestens im Blastozysten-Stadium<br />

(Tag fünf der Entwicklung)<br />

in die Gebärmutter eingepflanzt.<br />

Im Forschungsprojekt des Kinderwunsch<br />

Zentrums in Zusammenarbeit<br />

mit der Software Competence Center<br />

Hagenberg GmbH (SCCH) bestimmen<br />

verschiedene <strong>neu</strong>ronale Netze die Qualität<br />

einer Blastozyste, die beste vorhandene<br />

Blastozyste, die Anzahl der einzusetzenden<br />

Blastozysten oder die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Schwangerschaft.<br />

„Ziel des Projektes ist es, den hohen<br />

Aufwand und die hohen Kosten sowie<br />

die körperlichen und psychischen<br />

Belastungen für die Patientinnen, die<br />

mit einer IVF einhergehen, zu reduzieren“,<br />

heißt es seitens der Forscher.<br />

„Eine geniale Anwendung von KI in<br />

einem Gebiet, in dem sie viele nicht<br />

vermuten würde, und ein gutes Beispiel<br />

dafür, wie Technologie bei großem<br />

Leidensdruck helfen kann“, lautete<br />

das Urteil der Jury des eAward<br />

2022. Das Projekt „Künstliche Intelligenz<br />

hilft bei Kinderwunsch“ wurde im<br />

400<br />

Tausend Menschen<br />

leiden in Österreich<br />

an sogenannten<br />

Seltenen Erkrankungen.<br />

Für die überwiegende<br />

Mehrheit<br />

der Erkrankungen<br />

(über 95 Prozent)<br />

gibt es bisher keine<br />

spezifische<br />

Behandlung.<br />

Vorjahr mit einem der größten IT-Wirtschaftspreise<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum ausgezeichnet.<br />

Erkennen seltener Erkrankungen. Dass<br />

künstliche Intelligenz auch in Sachen der<br />

medizinischen Diagnose zu einem echten<br />

Gamechanger werden könnte, zeigt<br />

sich bei einem Projekt an der Universitätsklinik<br />

für Dermatologie und Venerologie<br />

der Universität Linz. Gearbeitet<br />

wird hier mit KI-Mitteln an der Erkennung<br />

eines sehr seltenen Hautkrebstyps,<br />

und zwar des kutanen T-Zell-Lymphoms.<br />

Die Rede ist dabei von einer sogenannten<br />

Seltenen Erkrankung, von der man<br />

spricht, wenn das Krankheitsbild bei<br />

nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen<br />

auftritt. Bis zu 8000 dieser Rare bzw.<br />

Orphan Diseases sind weltweit gelistet.<br />

In Österreich leiden etwa 400.000<br />

Menschen daran, innerhalb der EU<br />

schätzt man die Zahl auf 30 Millionen.<br />

Betroffene haben mit vielen Einschränkungen<br />

und Belastungen zu kämpfen,<br />

die häufig angeboren, chronisch, multisystemisch<br />

und progressiv sind. Für die<br />

überwiegende Mehrheit der Erkrankungen<br />

(über 95 Prozent) gibt es bisher<br />

keine spezifische Behandlung. Die Diagnose<br />

ist schwierig und langwierig: Ein<br />

Foto: Polina_Miloslavova_ iStock _via Getty Images Plus<br />

36


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Fall für die künstliche Intelligenz.<br />

„Wir fokussieren nun mehr auf seltene<br />

Erkrankungen, und zwar sowohl auf<br />

deren Diagnose als auch auf die Entwicklung<br />

<strong>neu</strong>er Therapien. Die Erkennung<br />

des kutanen T-Zell-Lymphoms<br />

zählt zu unseren aktuellen Aufgabestellungen“,<br />

erklärt Biologin und Bioinformatikerin<br />

Susanne Kimeswenger in<br />

einer APA-Science-Aussendung. Kimeswenger<br />

untersuchte vorab bei häufiger<br />

auftretenden Krankheiten, ob ein Computer<br />

in der Lage ist, auf Basis von Bildern<br />

und Gewebeproben (histologischen<br />

Bildern) Diagnosen zu erstellen – mit<br />

Erfolg. Nun ist das Team rund um die<br />

Bioinformatikerin dabei, künstliche<br />

<strong>neu</strong>ronale Netzwerke so zu trainieren,<br />

dass sie Tumorentitäten in histologischen<br />

Bildern feststellen.<br />

Lernen mit wenigen Versuchen. Künstliche<br />

<strong>neu</strong>ronale Netze zeichnen sich<br />

dadurch aus, dass sie anpassungsfähig<br />

sind. Das heißt, sie modifizieren sich<br />

selbst, während sie aus dem anfänglichen<br />

Training lernen. Nachfolgende<br />

Durchläufe liefern mehr Informationen<br />

über die Welt. Anders als Menschen<br />

kann ein Computer jedoch nicht mit<br />

einem Blick erkennen, ob auf einem Bild<br />

ein Mensch, eine Pflanze oder ein<br />

Gegenstand zu sehen ist. Er muss das<br />

Foto auf einzelne Merkmale untersuchen.<br />

Welche Merkmale relevant sind,<br />

weiß der Computer durch den implementierten<br />

Algorithmus oder er findet<br />

es durch Datenanalyse selbst heraus.<br />

Vorab wird die Maschine zum Erkennen<br />

trainiert, indem man Tausende Vergleichsbilder<br />

vorlegt. Nur so konnten<br />

noch bis vor wenigen Jahren Bildklassifikationen<br />

durch maschinelles Lernen<br />

möglich gemacht werden. Mittlerweile<br />

können Algorithmen auch seltene<br />

Sachen immer besser erkennen. Experten<br />

sprechen vom Few-Shot Learning<br />

(Lernen mit wenigen Versuchen) oder<br />

von Zero-Shot Learning (Lernen ohne<br />

Versuch), wenn es für intelligente<br />

Maschinen gilt, Phänomene zu klassifizieren,<br />

die ihnen nie zuvor untergekommen<br />

sind.<br />

Diesen <strong>neu</strong>en Trend macht man sich<br />

auch beim Erkennen von seltenen Krankheitsbildern<br />

zunutze, da hier nur geringe<br />

Fallzahlen und kleine Datenmengen zur<br />

Verfügung stehen. Besonders schwierig<br />

Jeder Mensch ist<br />

einzigartig, und KI<br />

ermöglicht es, diese<br />

Einzigartigkeit bei<br />

der Behandlung von<br />

Krankheiten zu<br />

berücksichtigen.<br />

Durch die Analyse<br />

von genetischen<br />

Informationen,<br />

Patientendaten und<br />

klinischen Studien<br />

kann KI personalisierte<br />

Therapien<br />

entwickeln.<br />

ist die Situation beim Erkennen des kutanen<br />

T-Zell-Lymphoms, weil die Symptome<br />

zunächst ähnlich wie bei entzündlichen<br />

Hauterkrankungen sind. „Es ist<br />

sehr wichtig, diesen Krebstypus schon<br />

bald zu erkennen, weil dann die Therapiemöglichkeiten<br />

viel besser sind als in<br />

späteren Stadien“, betont Kimeswenger<br />

die Bedeutung der KI-Methodik auf diesem<br />

Gebiet.<br />

Schnelle Diagnose, frühe Hilfe.<br />

Aktuell werden auf diesem Gebiet weitere<br />

<strong>neu</strong>e Verfahren erprobt, etwa das<br />

sogenannte Transfer Learning, bei dem<br />

ein Modell Informationen aus einer<br />

Domäne in eine andere überträgt.<br />

Alternativ können auch Informationen<br />

von einer Vorhersageaufgabe auf eine<br />

andere übertragen werden. So könnte<br />

zum Beispiel ein Modell, das auf die<br />

Diagnose einer häufigen Krankheit trainiert<br />

wurde, als Ausgangspunkt genutzt<br />

werden, um das Modell zur Erkennung<br />

einer Seltenen Erkrankung vorherzusagen<br />

und weiter zu verbessern. Ein<br />

anderer Ansatz ist die Datenaugmentation.<br />

Dieser wird zum Beispiel für Bilddaten<br />

genutzt, um ein Datenset künstlich<br />

zu vergrößern (z. B. lassen sich<br />

damit um 90° rotierte Bilder ergänzen)<br />

oder alternativ völlig <strong>neu</strong>e synthetische<br />

Daten zu erzeugen. Letzterer Fall<br />

kann durch generative Netzwerke<br />

erreicht werden, die in den letzten<br />

Monaten insbesondere durch<br />

Chat GPT (für textbasierte Unterhaltungen)<br />

und Dall-E (für Bilderzeugung)<br />

medial diskutiert wurden.<br />

Im Projekt Saturn (smartes Arztportal<br />

für Patienten mit unklarer Erkrankung)<br />

untersucht etwa das Fraunhofer-<br />

Institut für Experimentelles Software<br />

Engineering (Fraunhofer IESE) unterschiedliche<br />

Ansätze, um die Diagnose<br />

von Seltenen Erkrankungen aus strukturierten<br />

und unstrukturierten Daten vorhersagen<br />

zu können. Das Projekt wird<br />

gemeinsam mit dem Universitätsklinikum<br />

Frankfurt, der Goethe-Universität<br />

Frankfurt und der Technischen Universität<br />

Dresden realisiert. Es werden dafür<br />

reale und anonymisierte, klinische Falldaten<br />

der Universitätskliniken unter<br />

Berücksichtigung des Daten- und<br />

Patientenschutzes verwendet. Im<br />

Saturn-Projekt arbeitet das IESE an verschiedenen<br />

KI-Modulen.<br />

„Wir entwickeln ein regelbasiertes<br />

System, das auf Expertenwissen basiert.<br />

Parallel beschäftigen wir uns mit der<br />

Weiterentwicklung und Anwendung von<br />

Interviewtechniken, um dieses Expertenwissen<br />

direkt von Fachärzten zu<br />

erhalten. Dazu fokussieren wir uns auf<br />

die Konzeption und Umsetzung eines<br />

KI-Moduls zur Diagnoseunterstützung<br />

mittels maschinellen Lernens“, erläutert<br />

Data Scientist Patricia Kelbert. Das<br />

genannte KI-Modul benutzt die vorhandenen<br />

(anonymisierten) Daten von diagnostizierten<br />

Patienten zum Trainieren<br />

der Machine-Learning-Algorithmen. Das<br />

Ziel lautet, seltene Krankheiten schneller<br />

und leichter diagnostizieren zu können,<br />

damit eine passendere Behandlung<br />

der Patienten früher und zielführender<br />

stattfindet.<br />

Epilepsie-Prognose. In Oberösterreich<br />

ist ein weiteres Projekt beheimatet, das<br />

in seiner Art weltweit einzigartig ist.<br />

Gearbeitet wird an einem Verfahren zur<br />

Epilepsieprognose. Dabei kooperieren<br />

die Johannes Kepler Universität (JKU)<br />

Linz mit den Instituten Wirtschaftsinformatik<br />

– Software Engineering und<br />

Machine Learning, die Klinik für Neurologie<br />

am Kepler Universitätsklinikum<br />

37


BRANCHEN IM WANDEL<br />

Künstliche <strong>neu</strong>ronale Netze zeichnen sich durch Anpassungsfähigkeit aus. Sie modifizieren sich selbst,<br />

während sie aus dem anfänglichen Training lernen. Nachfolgende Durchläufe liefern mehr Informationen.<br />

(KUK) Linz und das auf künstliche<br />

Intelligenz spezialisierte Unternehmen<br />

Five Square.<br />

60.000 Personen leiden in Österreich<br />

unter epileptischen Anfällen, rund<br />

50 Millionen sind es weltweit. Alle zwei<br />

Stunden erkrankt ein Mensch <strong>neu</strong>. Epilepsie<br />

tritt in jedem Lebensalter auf. Das<br />

Risiko, daran zu erkranken, ist bei Kindern<br />

und Jugendlichen und bei über<br />

65-Jährigen am größten. Wie kann man<br />

diesen Menschen helfen, vor allem wenn<br />

es um das Erkennen von Anzeichen<br />

geht, die einen bevorstehenden Anfall<br />

ankündigen, der außerhalb einer Krankenhausumgebung<br />

fatale Folgen zeitigen<br />

kann? Eine Möglichkeit besteht darin,<br />

die Veränderung von bestimmten Vitaloder<br />

Verhaltensparametern heranzuziehen.<br />

Wenn es gelingt, alle essenziellen<br />

Parameter im Zusammenhang mit epileptischen<br />

Anfällen über ein Sensornetzwerk<br />

mobil (zum Beispiel mit Wearables)<br />

zu erfassen, dann könnte darauf<br />

aufbauend mithilfe künstlicher Intelligenz<br />

ein Vorwarnsystem für Epilepsie<br />

entwickelt werden. Mit hochmodernen<br />

Deep-Learning-Verfahren können die<br />

gemessenen Parameter ausgewertet und<br />

aus ihnen gelernt werden. Letztendlich<br />

will man damit bestimmte Muster identifizieren,<br />

die auf die Phase vor Beginn<br />

eines epileptischen Anfalls schließen<br />

lassen.<br />

Zum Einsatz kommen bei der Linzer<br />

Forschungskooperation <strong>neu</strong>este Methoden<br />

des Machine Learning, mit denen<br />

im Rahmen einer Patientenstudie die<br />

Prognosequalität revolutioniert werden<br />

soll. Ziel des Projekts ist die Entwicklung<br />

eines mobilen Systems zur Vorhersage<br />

und Erkennung von epileptischen<br />

Anfällen, mit dem Menschen, die an Epilepsie<br />

leiden, ein Stück Lebensqualität<br />

zurückgewinnen können.<br />

„Digitalisierung in der Medizin<br />

beinhaltet <strong>neu</strong> gedachte Arten der<br />

Behandlung. Zusammen mit der Expertise<br />

aus KI und Software-Entwicklung<br />

von der JKU und dem Start-up Five<br />

Square können wir diese innovativen<br />

Ideen zur Realität werden lassen. Damit<br />

haben wir das Potenzial, die Behandlung<br />

der Epilepsie von Grund auf zu verändern,<br />

für mehr Sicherheit und optimalen<br />

Behandlungserfolg“, so Tim J. von<br />

Oertzen, Vorstand der Klinik für Neurologie<br />

1, Neuromed Campus, Kepler<br />

Universitätsklinikum Linz.<br />

KI in der Pharmabranche. KI-Anwendungen<br />

sind freilich nicht nur in der<br />

Diagnose auf dem Vormarsch. KI kommt<br />

auch in der pharmazeutischen Entwicklung<br />

zum Einsatz. Was traditionell ein<br />

zeitaufwendiger und kostenintensiver<br />

Prozess ist, soll künftig mit KI-basiertes<br />

Ansätzen signifikant beschleunigt und<br />

effizienter gestaltet werden.<br />

Durch die Analyse großer Mengen an<br />

Daten können KI-Algorithmen zum Beispiel<br />

Muster identifizieren und potenzielle<br />

Kandidaten für die Medikamentenentwicklung<br />

vorhersagen, um die<br />

gezielte Suche nach <strong>neu</strong>en Wirkstoffen<br />

voranzutreiben. Beim Kärntner Chemieingenieurbüro<br />

Apis Labor sieht man<br />

weitere Einsatzfelder, etwa im Rahmen<br />

der Präzisionsmedizin: „Jeder Mensch<br />

ist einzigartig, und KI ermöglicht es uns,<br />

diese Einzigartigkeit bei der Behandlung<br />

von Krankheiten zu berücksichtigen.<br />

Durch die Analyse von genetischen<br />

Informationen, Patientendaten und klinischen<br />

Studien kann KI personalisierte<br />

Therapien entwickeln. Diese maßgeschneiderten<br />

Ansätze berücksichtigen<br />

die individuellen Merkmale eines<br />

Patienten, um die Behandlungsergebnisse<br />

zu verbessern und Nebenwirkungen<br />

zu minimieren.“<br />

Auch in Sachen Arzneimittelsicherheit<br />

und Nebenwirkungsüberwachung<br />

soll laut den Apis-Labor-Experten KI<br />

einiges beitragen: „Die Arzneimittelsicherheit<br />

lässt sich verbessern, indem KI<br />

unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />

überwacht und Muster erkennt, die auf<br />

potenzielle Sicherheitsprobleme hinweisen.<br />

Durch die Analyse von Patientendaten<br />

und Arzneimittelreaktionen können<br />

KI-Algorithmen Risiken frühzeitig<br />

erkennen und die Entwicklung sichererer<br />

Medikamente fördern.“<br />

Foto: lucadp_iStock _via Getty Images Plus<br />

38


WERBUNG<br />

KI in der Produktion.<br />

Yudan<br />

Lin ist Digital & AI<br />

Innovation Lead<br />

bei Takeda in<br />

Wien.<br />

VR-Brille. Virtual<br />

und Augmented<br />

Reality werden<br />

bei Takeda im<br />

Engineering eingesetzt.<br />

Robotik. Innovative<br />

Roboter<br />

unterstützen in<br />

Produktion und<br />

Labor.<br />

Factory of the Future<br />

Fotos: Beigestellt<br />

Takeda programmiert die Pharmaindustrie 4.0<br />

Die digitale Transformation der Arzneimittelbranche hat längst<br />

begonnen. Data Science, Robotic Process Automation, Digital<br />

Twins und Augmented Reality sind nur einige Beispiele auf<br />

dem Weg zur Factory of the Future. Takedas Ziel ist es, eine<br />

Produktionsumgebung zu schaffen, die weitgehend autonom<br />

und selbst adaptiv agiert und reagiert. Durch den Einsatz von<br />

Automatisierung und Digitalisierung soll die Entwicklungsdauer<br />

von Therapien reduziert werden, ohne Kompromisse<br />

bei der Wirksamkeit und Sicherheit der Arzneimittel zu<br />

machen.<br />

Yudan Lin, Digital & AI Innovation Lead bei Takeda in Wien,<br />

beschäftigt sich mit den <strong>neu</strong>esten Trends und Lösungen im<br />

Bereich künstlicher Intelligenz und wie diese zur Steigerung<br />

der Effizienz bei Takeda genutzt werden können. Ihr aktuelles<br />

Projekt ist eine Kooperation mit der Programmierschule 42<br />

Vienna. Frau Lin erklärt: „Reale Anwendungsfälle werden mit<br />

den Studierenden geteilt. Gemeinsam mit den Studierenden<br />

erarbeiten wir Konzepte zur Prozessoptimierung durch den<br />

Einsatz von künstlicher Intelligenz und digitaler Automatisierung.<br />

So etablieren wir einen Austausch mit den besten<br />

Talenten der digitalen Welt von morgen.“<br />

Digitale Nachhaltigkeit<br />

Seit 2020 ist Takeda CO 2<br />

-<strong>neu</strong>tral. Nun arbeitet Takeda an<br />

<strong>neu</strong>en Technologien, um das Ziel der CO 2<br />

-Emissionsfreiheit<br />

2035 zu erreichen. Zum Beispiel konnte durch die Implementierung<br />

einer papierlosen Validierung in der Qualitätssicherung<br />

der Arzneimittelproduktion eine Papierersparnis von ca.<br />

90.000 Blättern pro Jahr erreicht und gleichzeitig die Qualität<br />

der Daten verbessert werden.<br />

Gewonnene Daten aus Prozessanlagen und Gebäudetechnik<br />

steigern nicht nur die Effizienz, sondern auch die Nachhaltig-<br />

keit. Mithilfe des Environmental Monitoring System, das Daten<br />

zu den Umgebungsbedingungen bereitstellt, können Faktoren<br />

bestimmt werden, mit welchen der Energieverbrauch gesenkt<br />

werden kann. Seit Mai 2022 bietet ein Sustainability Dashboard<br />

allen Mitarbeiter*innen laufend Einblick in die Verbrauchsmengen<br />

der umweltrelevanten Faktoren in den einzelnen<br />

Prozessschritten der Arzneimittelproduktion.<br />

Labor der Zukunft<br />

Aktuell errichtet Takeda ein Labor der Zukunft in der Seestadt<br />

Aspern in Wien für seine Arzneimittelforschung und -entwicklung.<br />

Dort werden ab 2026 rund 200 Wissenschaftler*innen<br />

an biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln forschen.<br />

Dazu kommt ein großer Schwerpunkt hinsichtlich Digitalisierung<br />

der Forschungs- und Entwicklungsarbeit unterstützt<br />

durch innovative Technologien wie z. B. Robotik, Augmented<br />

Reality, künstliche Intelligenz und Simulationen von Prozessen.<br />

Auch um diese Felder in der Wissenschaft voranzutreiben,<br />

wird das <strong>neu</strong>e Gebäude internationale Maßstäbe setzen.<br />

Mehr Informationen über den Digitalisierungsansatz<br />

von Takeda erhalten Sie im YouTube-Video<br />

„Pharma 4.0: Daten, Digitalisierung & Technologie“.<br />

Über Takeda<br />

Takeda ist ein weltweit führendes, werteorientiertes, forschendes, biopharmazeutisches<br />

Unternehmen mit Hauptsitz in Japan. Gleichzeitig<br />

befindet sich in Wien die größte Produktionsstätte von Takeda und viele<br />

globale und überregionale Expert*innen-Teams haben ihren Standort in<br />

Österreich.<br />

Nähere Informationen über Takeda in Österreich finden Sie unter<br />

www.takeda.at<br />

39


BRANCHEN IM WANDEL<br />

KI-Musik ist<br />

Datenklau<br />

Fotos, die von einer KI erstellt werden, sind längst Alltag im<br />

Internet. Es scheint, als ob nun künstliche Intelligenz auch die<br />

Musik-Hits von morgen schreiben soll.<br />

von Alexander Haide<br />

Noch ist kein Jahr vergangen, als mit<br />

Chat GPT erstmals eine künstliche<br />

Intelligenz auf die Menschheit losgelassen<br />

wurde. Allerdings stellen KI-Systeme<br />

keine <strong>neu</strong>en Inhalte her, sondern<br />

sammeln Unmengen an Informationen<br />

aus dem Internet und basteln je nach<br />

Aufgabenstellung etwas „Neues“. Das<br />

Ergebnis sind digitale „Kunstwerke“ im<br />

Stil von van Gogh, „Fotos“ von Prominenten,<br />

die verhaftet werden, oder<br />

Texte im Stil bekannter Schriftsteller.<br />

Deshalb ging bei Autoren in Hollywood<br />

die Angst um, dass künstliche Intelligenzen<br />

nicht bloß bestehende Werke<br />

kannibalisieren – auch jene der Hollywood-Schreiber<br />

selbst – und zu <strong>neu</strong>en<br />

Drehbüchern und Skripts zusammenstellen,<br />

sondern sie irgendwann ersetzen<br />

könnten.<br />

Musik aus der KI-Dose. Nun droht eine<br />

<strong>neu</strong>e digitale Götterdämmerung: KI soll<br />

Musik schreiben und die Hits von morgen<br />

erschaffen. Das Prinzip ist das gleiche<br />

wie bei Bildern und Text:<br />

Bestehende Musikstücke werden eingesammelt,<br />

in ihre Bestandteile zerlegt<br />

und <strong>neu</strong> zusammengesetzt. Was herauskommt,<br />

erinnert zum Teil sehr stark an<br />

die Stimmen berühmter Stars oder den<br />

Stil bekannter Bands. Natürlich stellt<br />

sich – wie bei Fotos, Videos und Texten<br />

– die Frage nach den Copyrights,<br />

also nach den Urheberrechten derer,<br />

die das Originalmaterial schufen, das<br />

KIs als Grundlage für ihre „<strong>neu</strong>en“<br />

Werke verwenden. Das Thema ist<br />

längst bei der AKM, die sich um die<br />

Vergütung für Komponisten, Songschreiber<br />

und Musikverlage kümmert,<br />

wenn Musik bei Konzerten, Veranstaltungen<br />

oder in Clubs gespielt, in Cafés,<br />

Restaurants und Einkaufszentren als<br />

Hintergrundmusik verwendet, im Radio<br />

oder Fernsehen gesendet oder im Internet<br />

zur Verfügung gestellt wird.<br />

Für Peter Vieweger, Präsident der<br />

AKM und legendärer Gitarrist, der<br />

unter anderem für Falco in die Saiten<br />

griff, basiert KI-generierte Musik<br />

schlichtweg auf Diebstahl: „Grundsätzlich<br />

muss man sich überlegen, was man<br />

als Musiker oder Komponist will.<br />

Möchte man möglichst organische<br />

Musik machen, dann wird man sich<br />

von KI fernhalten, denn bei KI handelt<br />

es sich um vorgegebene Elemente<br />

durch Datenklau. Datamining ist nichts<br />

anderes als ein Abgreifen und Stehlen<br />

von Urheberrechten. Das ist wenig<br />

reguliert.“ Die Folge ist das repetitive<br />

Nutzen der vorhandenen Möglichkeiten<br />

– die auf bestehenden Musikstücken<br />

basieren – und dass die allgemeine<br />

Popmusik immer flacher, austauschbarer<br />

und schlussendlich ungewollt<br />

vereinheitlicht wird. „KI greift<br />

immer auf die gleichen, zuvor abgegriffenen<br />

Daten zu und schafft per se<br />

nichts Neues“, so Vieweger.<br />

Die Gleichmacher-Software. Wo<br />

Vieweger auf den ersten Blick einen<br />

Hype ortet, der wieder abflachen wird,<br />

stellt sich eine essenzielle Frage. „Ist<br />

ein Kultur- und Musikland wie Österreich<br />

nicht geradezu herausgefordert<br />

zu erkennen, dass die Individualität der<br />

Künstler ein ganz wesentlicher wertvoller<br />

Faktor ist?“, stellt der AKM-Präsident<br />

in den Raum und warnt: „KI<br />

macht gleich und nimmt die Individualität<br />

des Künstlers weg.“<br />

Abseits des moralischen Aspekts<br />

geht es natürlich bei KI im Music-Biz<br />

um finanzielle Interessen. Vieweger<br />

fühlt sich an die Nuller-Jahre erinnert:<br />

„Google hat damals versucht, mit den<br />

Creative Commons das Urheberrecht<br />

abzuschaffen.“ Dabei sollten Kreative<br />

Verträge unterschreiben, ihre Werke im<br />

Internet zur Verfügung stellen und<br />

lebenslang nie Geld dafür bekommen.<br />

„Darauf ist kaum jemand eingegangen,<br />

das war damals ein Riesen-Hype und<br />

heute spricht niemand mehr davon“,<br />

weiß Vieweger. Bis etwa zum Jahr 2010<br />

Foto: quantic69_iStock via Getty Images Plus<br />

40


BRANCHEN IM WANDEL<br />

41


BRANCHEN IM WANDEL<br />

war die EU ebenfalls auf dieser Linie,<br />

was de facto die Ablöse der Urheberrechtsgesellschaften<br />

durch das Internet<br />

bedeutet hätte. „Innerhalb von nur<br />

zwei Jahren hatte sich diese Haltung<br />

um 180 Grad gedreht und man<br />

erkannte, dass das, was vom Silicon<br />

Valley kommt, nicht unbedingt den<br />

Künstlern in der EU hilft, sondern im<br />

Gegenteil.“ Die Folge war die Copyright-Directive.<br />

Sie untersagt es<br />

Onlineplattformen, unlizenzierte und<br />

urheberrechtlich geschützte Werke im<br />

Namen ihrer User zu verbreiten – was<br />

sämtliche Musik-Tauschbörsen im<br />

Internet betraf und ihr Geschäftsmodell<br />

erschwerte.<br />

AKW-Präsident. Peter<br />

Vieweger im Einsatz.<br />

Chat GPT und ähnliche KI-Systeme lernen<br />

von jenen Informationen mit denen sie<br />

gefüttert werden. Diese Daten sammeln<br />

selbstständig aus dem Internet. Dabei<br />

kommen sogenannte Open AI Crawler<br />

zum Einsatz. Ob Inhalte – wie Texte, Fotos,<br />

Videos oder Musik – urheberrechtlich geschützt<br />

sind, spielt keine Rolle. Einer der<br />

Gründe, weshalb sich Urheber und Medienunternehmen<br />

für eine Regulierung von KI<br />

und gegen die Verwendung von Kontext<br />

durch KI-Systeme einsetzen. Natürlich sind<br />

Medienunternehmen längst selbst tätig<br />

geworden, um das Absaugen von Daten zu<br />

verhindern. Die „New York Times“, CNN,<br />

Reuters, die „Washington Post“, Bloomberg<br />

und „The Guardian“ etwa verhindern<br />

bereits, dass Open AI Crawler sich an ihren<br />

Inhalten bedienen können. Wie der CNN-<br />

Newsletter „Reliable Sources“ berichtet,<br />

haben sich unter anderen Unternehmen<br />

wie Disney, Vox Media und ABC News der<br />

Blockade angeschlossen. Open AI selbst<br />

verlautbarte im August, dass bereits<br />

26 Prozent der weltweiten Top 100 Websites<br />

und 242 der Top 1000 verhindern,<br />

dass sich die KI-Datensammler auf ihren<br />

Seiten herumtreiben können.<br />

Allerdings sind sich auch Experten noch<br />

nicht einig, ob diese Taktik zum Erfolg führen<br />

wird. Denn eine der Möglichkeiten, den<br />

Urheberrechtliche Grauzone. Wie<br />

damals muss sich das Urheberrecht<br />

<strong>neu</strong>en Technologien anpassen. Das<br />

Urheberrechtsgesetz schreibt in §1 fest,<br />

dass eine eigentümliche geistige<br />

Schöpfung vorhanden sein muss, damit<br />

sie urheberrechtlich relevant ist. „Das<br />

kann aber nicht so ausgelegt werden,<br />

dass darunter Musikstücke fallen, die<br />

durch eine KI erstellt werden“, warnt<br />

Vieweger. „Man kann das Gesetz nur in<br />

diese Richtung verdrehen und ich<br />

befürchte, dass internationale Entwicklungen<br />

das befeuern werden. Wir werden<br />

allerdings mit Sicherheit keinen<br />

Wahrnehmungsvertrag mit einer Software-Firma<br />

abschließen, die eine Software<br />

zur Verfügung stellt und, wenn<br />

ein Hit herauskommt, die Tantiemen<br />

kassiert.“<br />

Es stellt sich die Frage, wie der Gordische<br />

Knoten gelöst werden kann.<br />

„Wir befinden uns in einer urheberrechtlichen<br />

Grauzone, denn es existiert<br />

derzeit keine effektive Software, die<br />

erkennt, ob ein Musikstück von einer<br />

KI zusammengestellt wurde oder<br />

nicht“, so Vieweger. „Also wird es<br />

wesentlich sein, digitale Wasserzeichen<br />

zu verwenden, die verhindern, dass<br />

eine KI Musiktitel im Internet erkennt<br />

und sie abgreifen kann.“ Damit könnte<br />

das Datamining verhindert und KI-Systemen<br />

die Grundbausteine für „<strong>neu</strong>e“<br />

Musik entzogen werden: „Breitenwirksam<br />

eingesetzt ist damit die Möglichkeit,<br />

etwas Interessantes zu finden,<br />

geringer. Solang eine Goldgräberstimmung<br />

herrscht und alles zusammengeklaut<br />

werden kann, bleibt es interessant.<br />

Wenn das Meer, das für Datenmining<br />

zur Verfügung steht immer kleiner<br />

wird, wird auch das Geschäftsmodell<br />

nicht mehr interessant sein. Spotify<br />

schützt Musiktitel bereits auf diese<br />

Weise vor dem Abgreifen.“<br />

KI dürfte, wenn man Vieweger folgt,<br />

nicht zum Totengräber der Rockbands<br />

und begnadeten Musiker werden. „Ein<br />

Urbedürfnis vor allem bei jungen Menschen<br />

ist, mit Musik zu ventilieren. Als<br />

Mitglied des Vorstandes des österreichischen<br />

Musikfonds weiß ich, dass es<br />

erstaunlich tolle Künstler gibt.“ Es sei<br />

eine philosophische Frage, wie weit KIgemachte<br />

Musik toleriert wird. Vieweger:<br />

„Meine Position ist, dass man es<br />

überhaupt nicht tolerieren sollte. Eine<br />

Komposition sollte eine Komposition<br />

bleiben, bei der sich ein Künstler<br />

anstrengt und eine Woche braucht, bis<br />

das Ergebnis nach etwas klingt. “<br />

Medien wehren sich gegen KI<br />

Open AI Crawler auszusperren, ist, dass<br />

man die IP-Adresse der Seite bei Open AI<br />

meldet und den Zugriff sperren lässt. „Das<br />

stellt ein langfristiges Problem dar und<br />

dafür gibt es keine kurzfristige Lösung“,<br />

wird Matt Rogerson von der Guardian<br />

Media Group zitiert. Die KI-Anbieter sind<br />

aber nicht die Einzigen, die sich der Webcrawler<br />

bedienen. Sowohl Google als auch<br />

Microsoft benutzen sie zur Indexierung<br />

von Inhalten, damit sie in ihren Suchmaschinen<br />

gelistet und gefunden werden<br />

können. Microsoft bietet – im Gegensatz<br />

zur Opt-out-Möglichkeit bei Google – einen<br />

Code an, der in die Programmierung einer<br />

Webseite integrierbar ist und den Zugriff<br />

beschränkt.<br />

Eine einfache aber erfolgversprechende<br />

Taktik wendet die New York Times an. In<br />

den Nutzungsbedingungen ist seit einem<br />

Monat festgeschrieben, dass Inhalte nicht<br />

zum Machine Learning oder zum Training<br />

von KI-Systemen genutzt werden dürfen.<br />

Bei Verstößen wolle man klagen.<br />

KI-Entwickler bleiben nicht tatenlos und<br />

versuchen eine Art Paradigmenumkehr: So<br />

hat etwa Google angeregt, die Copyright-<br />

Gesetze in Australien in die Richtung zu<br />

überarbeiten, dass ihr KI-System Bard solang<br />

Daten sammeln darf, bis der Urheber<br />

Einspruch erhebt.<br />

Foto: Guenther Haderer<br />

42


WERBUNG<br />

HIGH PERFORMANCE ≠ LOW CO2 Footprint?<br />

Foto: Beigestellt<br />

Spätestens mit Chat GPT ist die „künstliche<br />

Intelligenz“ in der breiten Öffentlichkeit<br />

angekommen.<br />

Viele meinen, dass dieses Thema ausschließlich von den<br />

globalen Internetgiganten vorangetrieben und kommerziell<br />

genutzt wird.<br />

Aber auch für mittelständische Unternehmen bringt die<br />

Nutzung von „künstlicher Intelligenz“ in Verbindung mit klassischen<br />

Applikationen ganz <strong>neu</strong>e Möglichkeiten mit sich – und<br />

dafür muss man nicht gleich seinen ganzen IT-Betrieb in die<br />

Cloud auslagern, dies ist auch im eigenen Rechenzentrum<br />

möglich.<br />

Was es aber braucht, um KI auch auf einer lokalen IT-Infrastruktur<br />

sinnvoll nutzen zu können, ist unter anderem<br />

Rechenleistung und „Performance“. Warum das so ist: Die<br />

Treffsicherheit von KI hängt stark davon ab, möglichst große<br />

Datenbestände zu analysieren und daraus Erkenntnisse zu<br />

gewinnen, und das möglichst in Echtzeit. Vereinfacht gesagt:<br />

ohne schnellen Zugriff auf eine große Datenbasis keine funktionierende<br />

KI.<br />

Hohe Performance für den Mittelstand. Technisch gesehen<br />

ist es auch für kleinere Unternehmen mit einer „On-Prem“-IT<br />

ohne Weiteres machbar, ausreichend performante Systeme<br />

für KI-Anwendungen bereitzustellen. Ein Faktor, der dabei<br />

aber speziell in der letzten Zeit immer wichtiger wurde, ist der<br />

Energieverbrauch. Einerseits weil die Energiekosten immens<br />

gestiegen sind, andererseits aber auch, weil Nachhaltigkeit<br />

und Effizienz Gebot der Stunde sind und auch immer stärker<br />

in gesetzlichen Vorgaben auf EU-Ebene verankert werden.<br />

Es gilt also, den theoretischen Widerspruch aus hohen Performance-Anforderungen<br />

und möglichst geringem Energieverbrauch<br />

bei gleichzeitig möglichst hoher Kosteneffizienz in<br />

Einklang zu bringen.<br />

Ein Baustein, der maßgeblich unterstützen kann, dieses Ziel<br />

zu erreichen, sind die Produkte aus der IBM Storage<br />

FlashSystem® Familie.<br />

IBM FlashSystem® Produkte sind Marktführer in Bezug auf<br />

ihre Leistung pro Energieverbrauch (IOPS/Watt, Quelle: EnergyStar).<br />

Optimale Lösung. Das IBM Storage FlashSystem 5200 bietet<br />

mit den IBM FlashCore® Modulen NVMe-Speicher-Performance<br />

mit höchster Packungsdichte und Energieeffizienz für<br />

Installationen jeglicher Größe.<br />

Auf nur einer Rack-Höheneinheit lassen sich bis zu 460 TB<br />

(Raw Capacity) an physischem Speicher bereitstellen, aber<br />

auch Einstiegskonfigurationen mit unter 10 TB sind möglich.<br />

Darüber hinaus bietet dieses System die Möglichkeit,<br />

die Daten ohne Einfluss auf die Performance komprimiert zu<br />

speichern (bis zu Faktor 3:1) und dadurch die Speicherkosten<br />

deutlich zu reduzieren.<br />

Beispielkonfiguration IBM Storage FlashSystem 5200:<br />

✦ FS5200 Control Enclosure mit Dual (Active/Active) Controller, 16<br />

CPU-Cores und 256 GB Cache (Upgrade auf 512 GB verfügbar) in<br />

nur einer Rack-Höheneinheit<br />

✦ IBM patentierte FlashCore® Module Technology mit<br />

2:1 Hardware-unterstützter Datenreduktion ohne Perfomance-Beeinträchtigung<br />

✦ 8 Stück 9,6 TB FlashCore Module, ergibt 42,8 TiB nutzbare<br />

Nettokapazität – ohne Berücksichtigung der Compression<br />

✦ 10 GB iSCSI sowie 16 GB Fiber Channel (Upgrade auf 32 GB verfügbar)<br />

oder 25 GB iSCSI Host-Ports<br />

✦ Hardware-unterstützte Encryption<br />

✦ Voll redundante, im laufenden Betrieb tauschbare Lüfter und Netzteile<br />

✦ Garantie/Wartung: 3 Jahre Expert Care Basic<br />

Service Level: IBM Customer Replaceable Unit und begrenzter Onsite<br />

Service, 9x5 nächster Arbeitstag<br />

Der empfohlene Preis für die oben angeführte Konfiguration liegt bei<br />

lediglich € 39.900,– exkl. USt.*<br />

Klingt das interessant für Ihr Unternehmen? Dann kontaktieren Sie uns<br />

und wir erstellen gern ein für Ihre Anforderungen maßgeschneidertes<br />

Angebot und unterstützen Sie auch bei der Implementierung und Integration<br />

der Lösung in Ihre bestehende IT-Landschaft!<br />

*Bei den genannten Preisen handelt es sich um<br />

den von IBM empfohlenen Preis zuzüglich MwSt.,<br />

ersichtlich unter https://www.ibm.com/flashsystem/<br />

pricing/de-de.<br />

Der tatsächliche Preis kann ausgehend von Ihren<br />

abschließenden Vertragsdetails abweichen.<br />

43


Digitale<br />

Zukunft<br />

Foto: Thinkhubstudio_iStock via Getty Images Plus<br />

44


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DIGITALE ZUKUNFT<br />

Foto: gremlin_E+ via GettyImages<br />

46


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Weniger Unfälle,<br />

geringere<br />

Umweltbelastung<br />

Vom wohl außergewöhnlichsten urbanen Mobilitätskonzept<br />

der Welt bis hin zur Forschung<br />

an vollständig autonom fahrenden Taxis und<br />

Shuttlebussen: Wenn es um Autos und den<br />

Verkehr der Zukunft geht, führt kein Weg<br />

an künstlicher Intelligenz vorbei.<br />

von Christian Lenoble<br />

47


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Es klingt wie die ultimative Ausgeburt<br />

eines Science-Fiction-Autors: ein Bauwerk,<br />

das mit 170 Kilometern so lang ist<br />

wie die Strecke Wien-Linz und mit 500<br />

Metern Höhe so hoch wie Eiffelturm<br />

und Donauturm zusammen. Die Außenseiten<br />

bilden Wohn- und Bürokomplexe,<br />

deren Fassaden zwar verspiegelt<br />

sind, um sich in das Bild der umliegenden<br />

Natur einzubetten, die aber<br />

zugleich Licht ins Innere lassen. Die<br />

200 Meter Breite im Innenraum zwischen<br />

den zwei parallel verlaufenden<br />

Gebäudelinien beherbergen alles Denkbare,<br />

was urbanes Leben zu bieten hat.<br />

Die Energie der Stadt wird zu 100 Prozent<br />

aus er<strong>neu</strong>erbaren Energiequellen<br />

stammen, CO₂ wird keines produziert,<br />

auch nicht in den Industrievierteln<br />

oder im Mobilitätsbereich.<br />

Utopie in Realisierung. Ein Hirngespinst?<br />

Mitnichten. Was völlig unrealistisch<br />

anmutet, hat ein Budget, einen<br />

Namen und ist bereits in Umsetzung.<br />

Das mit rund einer Billion US-Dollar<br />

anberaumte Projekt „The Line“, das<br />

2017 vom saudiarabischen Kronprinz<br />

Mohammed bin Salman der Öffentlichkeit<br />

erstmals präsentiert wurde, wird<br />

gerade in der dünn besiedelten Wüstenprovinz<br />

Tabuk am Roten Meer im<br />

Nordwesten des Königreichs mit Nachdruck<br />

vorangetrieben. Bauarbeiter und<br />

-geräte sind längst an der Arbeit, im<br />

August 2022 wurde mit den Pfahlarbeiten<br />

für das Fundament des Gebäudekomplexes<br />

begonnen.<br />

In den Planungsprozess und das Projekt<br />

miteinbezogen sind auch österreichische<br />

und deutsche Unternehmen, am<br />

Beispiel des Planungsbüros Delugan<br />

Meissl Associated Architects aus Wien<br />

oder der Firma Volocopter aus Baden-<br />

Württemberg, die für The Line Flugtaxis<br />

produzieren soll, die Menschen,<br />

aber auch schwere Lasten transportieren.<br />

Überhaupt spielt das Mobilitätskonzept<br />

eine zentrale Rolle. Bewohner sollen<br />

laut Planern mit maximal fünfminütigen<br />

Fußwegen all ihre Bedürfnisse<br />

decken können, sprich Schulen,<br />

Gesundheitszentren, Freizeitanlagen,<br />

Einkaufszentren oder Grünflächen<br />

erreichen. Für längere Strecken werden<br />

Hochgeschwindigkeits-U-Bahnen zur<br />

Verfügung stehen, die für die 170 Kilometer<br />

20 Minuten brauchen. Die Gleisanlagen<br />

verlaufen in mehreren Höhenebenen<br />

entlang der Außenfassaden,<br />

ebenso wie Autostraßen für autonom<br />

fahrende E-Mobile, die per App geordert<br />

werden und Liftausgänge der<br />

Wohnungen ansteuern. Flugtaxis und<br />

Drohnen wie jene von Volocopter<br />

ergänzen das Konzept, das einen völlig<br />

verkehrsfreien Lebensraum im Inneren<br />

einer Stadt bietet, die nach Fertigstellung<br />

von rund <strong>neu</strong>n Millionen Menschen<br />

bewohnt werden kann.<br />

Der Flächenverbrauch dafür beträgt<br />

lediglich 34 Quadratkilometer. Mit<br />

265.000 Menschen pro Quadratkilometer<br />

wäre die Stadt mehr als 50 Mal dichter<br />

besiedelt als beispielsweise Wien.<br />

KI an allen Ecken. Um den Plan der<br />

völligen smarten Metropole in die Realität<br />

zu bringen, wurde von Anfang an<br />

auf <strong>neu</strong>este digitale Technologien und<br />

künstliche Intelligenz gesetzt. Was<br />

beim digitalen Zwilling der Stadt<br />

bereits im Planungsprozess begonnen<br />

hat, um etwa mit KI-basierten Simulationen<br />

Immobilien darzustellen, Windkanäle<br />

oder den Einfall von Sonnenlicht<br />

vorab durchzuspielen, setzt sich im<br />

Mobilitätssektor fort.<br />

Damit die Idee aufgeht, dass Verkehrsmittel<br />

Bewohner so ortsnahe wie<br />

möglich abholen und somit kaum Wartezeiten<br />

entstehen, sind Unmengen von<br />

Daten erforderlich. Gewonnen werden<br />

diese mittels Kameras, Sensoren und<br />

Chips, um die gesamte Stadt feinma-<br />

schig im Auge zu haben. Gesichtserkennung<br />

wird zum integralen Teil<br />

des urbanen Lebens, bei dem Menschen<br />

jederzeit und überall geortet<br />

werden, selbstverständlich auch über<br />

ihre Handys. Es ist quasi der Freiheitspreis,<br />

der für ein Maximum an Automatisierung<br />

und Komfort zu bezahlen<br />

ist.<br />

Die Idee dahinter: Das Verhalten der<br />

Bewohner soll erlernt und verstanden<br />

werden, um Verkehrs- und Warenströme<br />

zeitoptimal zu lenken. Was für<br />

Datenschützer europäischen Zuschnitts<br />

wie ein Alptraum klingt, wird in Saudiarabien<br />

wohl nicht weiter hinterfragt −<br />

wenn man davon absieht, dass es Diskussionen<br />

darüber gibt, den Bewohnern<br />

von The Line für die Bereitstellung<br />

ihrer persönlichen Daten eine<br />

Vergütung zu zahlen. Laut Joseph Bradley,<br />

CEO der Projektgesellschaft Neom<br />

Tech & Digital Company, ist KI jedenfalls<br />

das Herzstück von The Line. Nur<br />

mit Daten zu allem und zu jedem und<br />

nur mit den Mitteln der künstlichen<br />

Intelligenz sei es möglich, die Steuerung<br />

der Bereiche Strom, Wasser,<br />

Abfall, Verkehr, Gesundheit und Sicherheit<br />

smart zu bewerkstelligen.<br />

Autonom, bitte warten. Dass KI Mobilität<br />

beeinflussen wird, und das nicht nur<br />

im KI-affinen Saudiarabien, davon ist<br />

auch der Leiter des Österreichischen<br />

Forschungsinstituts für künstliche<br />

170<br />

km lang – das entspricht<br />

der Strecke<br />

Wien-Linz – soll das<br />

Bauwerk „The Line“<br />

werden. Mit 500<br />

Metern Höhe ist es<br />

so hoch wie Eiffelturm<br />

und Donauturm<br />

zusammen.<br />

Foto: IGphotography_iStock via Getty Images Plus<br />

48


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Intelligenz (ÖFAI), Robert Trappl überzeugt:<br />

„Die optimierte Steuerung von<br />

Verkehrsanlagen und speziellen Fahrzeugen,<br />

die Genauigkeit von Verkehrsprognosen,<br />

selbstfahrende Autos – es<br />

gibt schon jetzt viele Einsatzmöglichkeiten<br />

für künstliche Intelligenz.“ In<br />

einem Gespräch mit dem Magazin<br />

„Auto Touring“ erzählt Trappl von der<br />

zentralen Vision im Mobilitätsbereich:<br />

von selbstfahrenden Autos.<br />

„Die Systeme entwickeln sich rasch<br />

weiter und sie könnten in Zukunft beispielsweise<br />

immer älter werdenden<br />

Menschen dazu verhelfen, länger mobil<br />

zu bleiben. Vor allem überall dort, wo<br />

Sichere Verkehrssteuerung<br />

dank Datenkommunikation<br />

unter Fahrzeugen.<br />

der öffentliche Verkehr nur unzureichend<br />

ausgebaut ist bzw. ausgebaut<br />

werden kann“, sieht Trappl ein sinnvolles<br />

Anwendungsszenario der Zukunft –<br />

und mahnt gleichzeitig zu Geduld:<br />

„Der Optimismus hinsichtlich bald einsatzfähiger<br />

selbstfahrender Autos hat<br />

einen Rückschlag erfahren. Viele Autofirmen<br />

haben auch ihre Budgets rund<br />

um das Thema reduziert. Das Versprechen,<br />

dass sie bereits im Jahr 2025 ausgeliefert<br />

werden können, wird nicht<br />

eingehalten werden.“ Es gäbe zwar einzelne<br />

Autos, die autonom in kleinen<br />

Bereichen fahren dürfen. Doch die Systeme<br />

funktionieren noch nicht optimal.<br />

Was nicht unbedingt an der Technologie,<br />

sondern auch am Menschen liegen<br />

kann, wie Trappl verrät: „Der Gründer<br />

einer bekannten Automarke meint,<br />

Kameras wären ausreichend und Lidar-<br />

Laserscanner unnötig. Wenn dann aber<br />

ein Laster eine ähnliche Farbe wie der<br />

Himmel hat und die Straße quert, gibt<br />

es einen Unfall.“<br />

Lichtmagie. Die Anspielung betrifft<br />

wohl Elon Musk, der beim Thema<br />

Umfelderkennung bis vor Kurzem<br />

einen Sonderweg ging, ausschließlich<br />

auf Kameras setzte und auf Lidar-Sensoren<br />

verzichtete. Dabei gelten diese<br />

als ein Kernstück der Technologie für<br />

autonomes Fahren.<br />

Light Detection and Ranging, kurz<br />

Lidar, steht für ein System, bei dem die<br />

Umwelt mit Licht erfasst wird. So sendet<br />

das System nicht wie bei Radarsystemen<br />

Mikrowellen aus, sondern<br />

gebündelte Laserstrahlen. Mit der Aussendung<br />

des Lichtpulses wird ein<br />

Timer gestartet. Nachdem die Lichtgeschwindigkeit<br />

bekannt ist, reicht ein<br />

simples Kalkül zur Bestimmung der<br />

Entfernung von Objekten. Eine weniger<br />

simple und eher hochintelligente Rechnerleistung<br />

ist gefordert, wenn aus den<br />

empfangenen Reflexionen im<br />

Anschluss ein Bild mit rund einer Million<br />

Bildpunkten pro Sekunde zusammengesetzt<br />

wird. Das derart generierte<br />

3-D-Bild kann komplexe Objekte abbilden<br />

und somit beispielsweise den<br />

Unterschied zwischen einem Fußgänger<br />

und einem Auto erkennen.<br />

„Ein großer Vorteil liegt tatsächlich<br />

in der frühen Erkennung von Fußgängern,<br />

die im Gegensatz zu Autos oder<br />

Zweiradfahrern wenig Metall zur Reflexion<br />

bieten, wie es etwa ein Radar<br />

benötigt“, sagt Christoph Stiller vom<br />

Institut für Mess- und Regelungstechnik<br />

am Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT), wo der Forscher intelligente<br />

Technik entwickelt, durch die<br />

Autos ihre Umgebung wahrnehmen und<br />

angemessen auf die jeweilige Straßenund<br />

Verkehrssituation reagieren<br />

können.<br />

Wie beim Schach. Das Auto der<br />

Zukunft soll laut Stiller den Straßenverkehr<br />

sensorisch erfassen, die Position<br />

anderer Verkehrsteilnehmenden<br />

49


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Seit August <strong>2023</strong>: Fahrerlose<br />

Waymo-Robotaxis in<br />

San Francisco.<br />

bestimmen sowie ihr Verhalten interpretieren<br />

und das eigene Fahrverhalten<br />

anpassen. Dazu entwickelt das Team<br />

des MRT zusammen mit seinen Partnern<br />

in Forschung und Automobilindustrie<br />

die passende intelligente Sensortechnik<br />

stetig weiter – und setzt<br />

dabei auf die Kombination von Radar,<br />

Lidar und anderen Technologien.<br />

Denn jedes System hat seine Vorteile.<br />

Videokameras blicken rund um<br />

das gesamte Fahrzeug, Lidar-Sensoren<br />

scannen mit Laserstrahlen innerhalb<br />

einer Zehntelsekunde die dreidimensionale<br />

Geometrie bewegter und unbewegter<br />

Objekte ab und Radarmessungen<br />

geben Auskunft über Entfernung,<br />

Geschwindigkeit und Position bewegter<br />

Objekte. „All diese Informationen<br />

werden zu einer digitalen Umgebungsdarstellung<br />

zusammengeführt, aufgrund<br />

derer sich das Auto den Weg<br />

sucht, um sich kollisionsfrei, regelkonform<br />

und idealerweise mit einem<br />

gleichförmigen Geschwindigkeitsprofil<br />

fortzubewegen“, erläutert Stiller. Darüber<br />

hinaus können sich mehrere Fahrzeuge<br />

per Funk gegenseitig ihre Fahrabsichten<br />

mitteilen. „Angesichts von<br />

jährlich rund 2500 Verkehrstoten in<br />

Deutschland forschen wir daran, die<br />

Automobilität sicherer, verkehrseffizienter<br />

und komfortabler zu machen“,<br />

betont der Maschinenbauingenieur.<br />

Die zugelassenen Erprobungsfahrzeuge<br />

fahren und überwachen übrigens<br />

Ingenieure, die die Technik mitentwickelt<br />

haben. Stiller geht davon aus, dass<br />

automatisiertes Fahren schon bald<br />

sicherer ist und zu einem besseren Verkehrsfluss<br />

führt als die menschliche<br />

Fahrzeugführung. „Die Fortschritte<br />

werden ähnlich verlaufen wie beim<br />

Schachcomputer, der sich in zwei Jahrzehnten<br />

aus seinen Anfängen so fulminant<br />

weiterentwickelt hat, dass er<br />

selbst als Smartphone-App den weltbesten<br />

Schachspielern überlegen ist“,<br />

glaubt Stiller und ist damit optimistischer<br />

als sein österreichischer Forschungskollege<br />

Trappl.<br />

Im Namen der Sicherheit. Fest steht:<br />

Wenn statt einem Menschen aus<br />

Fleisch und Blut eine KI-gestützte<br />

Maschine „am Steuer sitzt“, muss dies<br />

sicher sein – und im Idealfall sogar ein<br />

Plus an Sicherheit bringen. Laut einer<br />

aktuellen Studie eines Schweizer Versicherungsunternehmens<br />

ist dies tatsäch-<br />

lich der Fall. Im Fokus der Untersuchung<br />

standen die fahrerlosen Waymo-<br />

Robotaxiflotten in San Francisco, die<br />

seit August <strong>2023</strong> die Genehmigung<br />

haben, im Stadtgebiet uneingeschränkt<br />

autonome Taxifahrten ohne begleitenden<br />

Fahrer anzubieten. Der Versicherer<br />

Swiss Re hat die dabei erhobenen Daten<br />

von Waymo mit den eigenen Versicherungsdaten<br />

verglichen – und kam zu<br />

dem Schluss, dass die autonom fahrenden<br />

Taxis signifikant sicherer auf den<br />

Straßen unterwegs sind als von Menschen<br />

gelenkte Autos. So gab es in den<br />

über 3,8 Millionen Meilen, die Waymo-<br />

Taxis in San Francisco, Kalifornien,<br />

und Phoenix, Arizona, gefahren sind,<br />

keine Personenschäden sowie eine<br />

deutliche Verringerung der Häufigkeit<br />

von Sachschäden. Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass der Waymo Driver – die vollständig<br />

autonome Fahrtechnologie von<br />

Waymo – die Häufigkeit von Sachschäden<br />

im Vergleich zur Swiss-Re-Basislinie<br />

für menschliche Fahrer um 76 Prozent<br />

reduziert hat (ein Rückgang von<br />

3,26 auf 0,78 Schäden pro Million Kilometer).<br />

Bei Waymo ist man nicht überrascht.<br />

Die Technologie des autonomen<br />

Fahrens eliminiere eben viele Risiko-<br />

Foto: IPACE_2_WAYAMO<br />

50


DIGITALE ZUKUNFT<br />

faktoren des menschlichen Fahrens,<br />

wie z. B. mangelnde Erfahrung oder<br />

beeinträchtigtes Fahren. Die Bedeutung<br />

der Studie betont Luigi Di Lillo, Head<br />

Products & Partnerships, P&C Solutions<br />

bei Swiss Re: „Es besteht seit Langem<br />

ein Bedarf an einem Vergleich<br />

zwischen Anbietern autonomer Fahrzeuge<br />

und von Menschen gesteuerten<br />

Fahrzeugen, und wir sind nun in der<br />

Lage, diesen zu liefern.“ Bei Swiss Re<br />

geht man auf Basis dieser Erkenntnisse<br />

auf lange Sicht von einer signifikanten<br />

Verschiebung in der Bewertung von<br />

Versicherungsrisiken aus. Die Studie<br />

könne zudem helfen, die breite Einführung<br />

dieser <strong>neu</strong>en Technologie voranzutreiben.<br />

Simulierter Verkehr. In den weltweiten<br />

Forschungszentren ist der Hunger nach<br />

Erkenntnis, nachweisbaren Sicherheitsargumenten<br />

und noch vertrauenswürdigeren<br />

KI-Anwendungen damit nicht<br />

gestillt. Problematisch ist dabei, dass<br />

die Daten, die man für das Etablieren<br />

<strong>neu</strong>er Fahrfunktionen und das Training<br />

der künstlichen Intelligenz benötigt, bis<br />

dato größtenteils von Testfahrern generiert<br />

werden. In Anbetracht stetig<br />

umfassender werdenden Fahr- und<br />

Assistenzfunktionen steigt auch die<br />

Zahl der erforderlichen Testkilometer,<br />

um Systeme sicher zu machen. Schätzungen<br />

zufolge wären mehr als 2,5 Milliarden<br />

Testkilometer allein für die<br />

Absicherung des autonomen Autobahnverkehrs<br />

nötig. Dass dieser Umfang von<br />

menschlichen Testfahrern nur schwer<br />

zeitnah zu realisieren ist, liegt auf der<br />

Hand.<br />

Als effiziente Lösung für dieses Problem<br />

bietet sich die realistische Simulation<br />

von Straßenverkehr an. „Dazu<br />

muss nicht nur der übliche Verkehr<br />

valide abgebildet werden, sondern auch<br />

seltener vorkommende Unfälle und ihre<br />

Entstehungsszenarien. Um dies sicherzustellen,<br />

müssen solche Simulationen<br />

datenbasiert optimiert werden“, sagen<br />

die Experten des Fraunhofer EMI, ein<br />

Institut der Fraunhofer-Gesellschaft zur<br />

Förderung der angewandten Forschung.<br />

Doch gerade zur Entstehung von Unfällen<br />

und kritischen Szenarien ohne<br />

Unfallfolge existieren kaum Daten. Forschende<br />

des Fraunhofer EMI entwickelten<br />

in diesem Konnex im Projekt<br />

KIsSME einen Filter, der in der Lage ist,<br />

kritische Szenarien gezielt zu identifizieren.<br />

Im Projekt AVEAS werden wiederum<br />

Verfahren zur Optimierung von<br />

Verkehrsflusssimulationen entwickelt.<br />

Selektion von kritischen Szenarien. Die<br />

Ausgangslage ist, dass automatisierte<br />

Fahrzeuge unter Echtzeitbedingungen<br />

verlässliche Entscheidungen treffen<br />

und diese Entscheidungsfindung in<br />

Zukunft zumindest teilweise auf Deep-<br />

Learning-Algorithmen beruhen wird,<br />

die nicht deterministisch arbeiten. Als<br />

Eingangsgrößen dienen die Werte zahlreicher<br />

Sensoren wie Kameras, Radar,<br />

Lidar und Ultraschall, aber auch klassisch<br />

verbauter Sensoren, wie<br />

Beschleunigungs- und Geschwindigkeitssensoren.<br />

Dabei stellt sich die<br />

Frage, wie während des Fahrbetriebs<br />

die Selektion der Daten, besonders der<br />

datenintensiven Sensor- und Umfeldmodelldaten,<br />

erfolgen soll, also inwiefern<br />

es sich um relevante oder gar kritische<br />

Ereignisse handelt. Das Projekt<br />

KIsSME untersucht hierzu Bewertungsverfahren<br />

und Kriterien.<br />

Angesichts von<br />

jährlich rund 2500<br />

Verkehrstoten in<br />

Deutschland<br />

forschen wir daran,<br />

die Automobilität<br />

sicherer, verkehrseffizienter<br />

und<br />

komfortabler zu<br />

machen.<br />

CHRISTOPH STILLER<br />

Institut für Mess- und Regelungstechnik<br />

am Karlsruher Institut für<br />

Technologie (KIT)<br />

Die Identifikation von kritischen Fahrszenarien<br />

soll u. a. mithilfe von KI<br />

ermöglicht und automatisch abgespeichert<br />

werden. Damit sind in Zukunft<br />

Algorithmen für hochautomatisierte<br />

und autonome Systeme effizienter trainierbar.<br />

Beim bis Ende 2024 laufenden<br />

AVEAS-Projekt werden Methoden entwickelt,<br />

um kritische Situationen im<br />

Realverkehr zu erheben und in Modelle<br />

zur Simulation zu überführen. Fokussiert<br />

wird dabei auf drei Risikoaspekte:<br />

Erstens die Wechselwirkung mit<br />

menschlichem Verkehrsverhalten, zweitens<br />

die Übergänge der Fahrverantwortung<br />

zwischen automatisierter Fahrfunktion<br />

und menschlichen Insassen<br />

(also Faktoren der Mensch-Maschine-<br />

Interaktion) und drittens die Besonderheiten<br />

der automatisierten Wahrnehmung<br />

im Vergleich zu menschlichen<br />

Verkehrsteilnehmern. In AVEAS wird<br />

diese Kette genutzt, um prototypische<br />

Funktionen künftiger automatisierter<br />

Straßenfahrzeuge virtuell zu erproben.<br />

Zu diesen Funktionen zählt die automatisierte<br />

Steuerung des Fahrzeugs auf<br />

Autobahnen und in Parkumgebungen<br />

sowie der Ereignisdatenspeicher für<br />

automatisierte Fahrzeuge (Event Data<br />

Recorder, EDR).<br />

Geprobt wird übrigens auch im<br />

Land, in dem gerade The Line errichtet<br />

wird. Die Ziele sind freilich höhergesteckt<br />

als in Europa oder den USA. Um<br />

den städtischen Verkehr effektiver zu<br />

gestalten, wurde beschlossen, bis zum<br />

Jahr 2028 15 Prozent der öffentlichen<br />

Verkehrsmittel und 25 Prozent der<br />

Gütertransportfahrzeuge auf autonomes<br />

Fahren umzurüsten. Man erhofft<br />

sich durch die Integration von autonomen<br />

E-Fahrzeugen eine Verringerung<br />

von verkehrsbedingten Unfällen und<br />

Todesfällen, eine Verbesserung der<br />

innerstädtischen Mobilität sowie eine<br />

Reduktion der Umweltbelastung durch<br />

den Verkehr. Gesetzt wird auf das autonome<br />

Shuttle Dhahaina, das in Zusammenarbeit<br />

von Navya und dem saudiarabischen<br />

Verkehrsministerium entwickelt<br />

und bereits 2015 der Öffentlichkeit<br />

präsentiert wurde. Dhahaina nutzt übrigens<br />

eine Reihe von Sensoren, einschließlich<br />

Lidar, Radar und Kameras,<br />

um eine vollautomatisierte Fahrfähigkeit<br />

zu erreichen.<br />

51


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Die audiovisuelle Kommunikation<br />

wird durch einen<br />

haptischen Kanal ergänzt.<br />

Humanoid und<br />

ethisch begleitet<br />

Künstliche Intelligenz und Robotik sind dabei, den Möglichkeitsspielraum<br />

bei gesellschaftlichen Herausforderungen wie dem<br />

Pflegenotstand enorm zu erweitern. Zu arbeiten ist noch am<br />

Aufbau von Vertrauen in (autonome) Robotersysteme.<br />

von Christian Lenoble<br />

Foto: demaerre_iStock via Getty Images Plus<br />

52


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Beim Thema Pflegenotstand sind sich<br />

alle einig. An demografischer Entwicklung<br />

und gut belegten Zahlen gibt es<br />

kein Vorbeikommen. „In Österreich<br />

fehlen bis zum Jahr 2030 rund 90.900<br />

Pflegekräfte, davon 82.700 diplomierte<br />

Pflegeassistenten und Pflegefachassistenten<br />

sowie 8200 Heimhelfer“, weiß<br />

Erich Fenninger, Geschäftsführer der<br />

Volkshilfe. In Deutschland ist die Situation<br />

nicht anders. Knapp fünf Millionen<br />

Menschen waren Ende 2021 pflegebedürftig.<br />

Allein durch die zunehmende<br />

Alterung wird die Zahl pflegebedürftiger<br />

Menschen laut Pflegevorausberechnung<br />

des Statistischen<br />

Bundesamtes (Destatis) bis zum Jahr<br />

2055 um rund 37 Prozent zunehmen.<br />

Unter der Annahme konstanter Pflegequoten<br />

prognostiziert die Berechnung<br />

einen Anstieg der Anzahl Pflegebedürftiger<br />

in diesem Zeitraum auf rund 6,8<br />

Millionen Menschen. An den notwendigen<br />

Fachkräften mangelt es in allen<br />

Pflegeberufen jedoch schon jetzt. Die<br />

Situation spitzt sich zu und intelligente<br />

Lösungen sind gefragt. Künstlich intelligente?<br />

Individuelles Eingehen. Der humanoide<br />

Roboterassistent Garmi ist eine<br />

Roboterplattform, die Senioren bei<br />

Aktivitäten des täglichen Lebens hilft.<br />

Er kann einen Patienten bei Rehabilitationsübungen<br />

physisch unterstützen<br />

und sogar dem Arzt bei den ersten<br />

Schritten eines telemedizinischen Arztbesuches<br />

assistieren. Durch die Ausstattung<br />

von Garmi mit Geräten wie<br />

EKG­, Blutdruck­ und Ultraschallmessern,<br />

kombiniert mit dem Einsatz von<br />

IoT­Sensoren, hat der Arzt Zugriff auf<br />

relevante Gesundheitsparameter, um<br />

im Ernstfall schnell handeln zu können.<br />

Garmi ist auch dazu konzipiert, die<br />

Interaktion mit Familie und Freunden<br />

zu verbessern, indem die audiovisuelle<br />

Kommunikation durch einen haptischen<br />

Kanal ergänzt wird. Der Assistenzroboter<br />

soll einmal in der Pflege<br />

eingesetzt werden.<br />

Garmi ist die Erfindung von Professor<br />

Sami Haddadin vom Lehrstuhl für<br />

Robotik und Systemintelligenz der TU<br />

München (TUM): „Der erste Schritt<br />

ist, dass die Pflegekräfte und das medizinische<br />

Personal eine Art Vorprogrammierung<br />

vornehmen, dass sie also<br />

den Roboter wie jedes andere Werkzeug<br />

voreinstellen. Der zweite Schritt<br />

ist, dass die Systeme sich über maschinelles<br />

Lernen und intelligente Algorithmen<br />

auf die zu pflegenden Perso­<br />

5<br />

Millionen<br />

Menschen waren in<br />

Deutschland Ende<br />

2021 pflegebedürftig.<br />

Im Jahr 2055<br />

werden es um<br />

37 Prozent mehr<br />

sein, also rund 6,8<br />

Millionen.<br />

(Statistisches Bundesamt,<br />

Destatis)<br />

nen einstellen, um auf die individuellen<br />

Bedürfnisse und das Verhalten der Personen<br />

dann nach und nach eingehen zu<br />

können.“ Bleibt die Frage, ob Garmi<br />

auch von den Betroffenen angenommen<br />

wird.<br />

Akzeptanz bei Älteren. Eine Antwort<br />

darauf versucht Wissenschaftlerin Eva<br />

Theresa Jahn vom Munich Institute of<br />

Robotics and Machine Intelligence<br />

(Mirmi) zu finden. Sie hat im Rahmen<br />

des Forschungsprojektes KoBo34<br />

untersucht, wie der Pflegeroboter aus<br />

dem Geriatronik­Forschungszentrum in<br />

Garmisch­Partenkirchen bei den Menschen<br />

ankommt. Eine Befragung fand<br />

im Rahmen der Robotik­Ausstellung<br />

KI.Robotik.Design in der Pinakothek<br />

der Moderne in München statt. Der<br />

Mirmi­Pflegeroboter war dabei vor Ort,<br />

sodass die 250 Umfrageteilnehmer<br />

einen direkten Eindruck von ihm bekamen.<br />

Die Ergebnisse waren laut Jahn<br />

ermutigend. In Hinsicht auf potenzielle<br />

Aufgaben, die ein Pflegeroboter übernehmen<br />

kann, kommt Garmi besonders<br />

unter älteren Personen (51 Jahre und<br />

älter) gut an. Egal ob es um Unterstützung<br />

im Haushalt, um eher körpernahe<br />

Dienstleistungen wie Massage, Hygiene<br />

und Ankleiden, Unterstützung in der<br />

Mobilität wie Aufstehen und ins Bett<br />

gehen oder den Einsatz von Medien<br />

wie etwa Video, Telefon, Alarmfunktionen<br />

oder Internet geht: Auf einer<br />

Bewertungsskala von 1 (negativ) bis 5<br />

(positiv) ergaben sich durchschnittlich<br />

sehr gute Werte von knapp 4.0.<br />

Aufschlussreich ist zudem die<br />

Erkenntnis, dass Personen, die Erfahrung<br />

in der Pflege besitzen, Garmi<br />

durchweg als sympathischer bewerteten<br />

als Befragte, die nicht in der Pflege<br />

beschäftigt sind. „Grund dafür könnte<br />

sein, dass Pflegekräfte im Beruf sehr<br />

stark eingebunden sind und sich Unterstützung<br />

von einem Pflegeroboter<br />

erhoffen“, meint Wissenschaftlerin<br />

53


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Roboter sollen sich künftig in jeder Umgebung im Alltag zurechtfinden können.<br />

Jahn. Die Essenz der Untersuchung:<br />

Besonders im Krankenhaus und in Pflegezentren<br />

hält die Generation 51+ den<br />

Pflegeroboter für geeignet.<br />

Von Roboter zu Roboter. Dass insbesondere<br />

Kopf und Gesicht bei der<br />

Umfrage als sympathischste Körperteile<br />

identifiziert wurden, ist für Alin<br />

Albu-Schaeffer, Robotik-Experte am<br />

Deutschen Zentrum für Luft- und<br />

Raumfahrt (DLR) und an der TUM,<br />

keine Überraschung: „Je menschlicher<br />

die Umgebung eines Roboters und je<br />

vielfältiger seine Aufgaben sein müssen,<br />

umso wichtiger ist, dass er humanoid<br />

ist.“ Rein technisch sind die<br />

erheblichen Fortschritte in der künstlichen<br />

Intelligenz ein Treiber der Entwicklung.<br />

Bild- und Spracherkennung<br />

bis hin zum Sprachgenerator Chat GPT<br />

und Echtzeittechnologien ermöglichen<br />

laut den TUM-Experten künftig weitere<br />

Entwicklungen. Das Ziel lautet:<br />

Roboter sollen sich in jeder Umgebung<br />

im Alltag zurechtfinden können. Der<br />

Weg dorthin führt über die Kompetenz,<br />

autonome Entscheidungen zu treffen.<br />

„Der Roboter erfordert einen physischen<br />

Körper und künstliche Intelligenz“,<br />

so Albu-Schaeffer, der von verkörperter<br />

Intelligenz spricht, engl.<br />

embodied intelligence.<br />

Roboter sollen<br />

mühsame und langweilige<br />

Aufgaben<br />

übernehmen und<br />

unser Leben<br />

bequemer machen.<br />

Roboter können<br />

aber auch die<br />

Privatsphäre, Sicherheit<br />

und Autonomie<br />

des Menschen<br />

bedrohen.<br />

SABINE KÖSZEGI<br />

Mitglied des Unesco-Fachbeirats für<br />

Ethik der Künstlichen Intelligenz<br />

Maschinelles Lernen in Roboter<br />

integrieren, damit sie komplexere Aufgaben<br />

erledigen können, das ist das<br />

Spezialgebiet von TUM-Professorin<br />

Angela Schoellig, Director Industry &<br />

International im Mirmi: „Der ideale<br />

Roboter wird sich in komplexen Umgebungen<br />

bewegen und selbst die Planung<br />

übernehmen. Er braucht nicht<br />

von Hand programmiert zu werden, ist<br />

lern- und anpassungsfähig.“ Wenn ein<br />

Roboter etwa in einem Gebäude selbständig<br />

einen Raum finden soll, muss<br />

er Fähigkeiten erlernen, um den Aufzug<br />

zu erkennen, den Knopf zur richtigen<br />

Etage zu drücken, zu wissen, welchen<br />

Flur er nehmen und welche Tür<br />

er aufmachen muss. Dabei gilt es,<br />

Gegenstände zu erkennen, den Aufzugsknopf<br />

dosiert zu drücken, Hindernissen<br />

auszuweichen oder bei Bedarf<br />

nach dem Weg zu fragen. Schlussendlich<br />

sollen Roboter nach erfolgreicher<br />

Arbeit zusätzlich fähig sein, ihr Wissen<br />

an andere Roboter weiterzugeben,<br />

wobei laut Schoellig dabei im Prinzip<br />

die gleichen Funktionsmechanismen<br />

wie bei Chat GPT zur Anwendung<br />

kommen: „Viele haben etwas ins Internet<br />

gestellt. Das lernt nun ein <strong>neu</strong>ronales<br />

Netz.“<br />

Eine besondere Herausforderung für<br />

die Robotik liegt in der Vielfalt der<br />

Foto: onurdongel_iStock via Getty Images Plus<br />

54


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Systeme. Setzen die Roboter unterschiedliche<br />

Machine-Learning-Modelle<br />

oder Sensoren ein, ist es aktuell noch<br />

schwierig, die Erkenntnisse zu übertragen<br />

und etwa via Cloud allen anderen<br />

Robotern zur Verfügung zu stellen.<br />

Eine Frage des Vertrauens. Um der<br />

Kombination aus Robotik und künstlicher<br />

Intelligenz zum breitenwirksamen<br />

Durchbruch zu verhelfen, braucht es<br />

laut Experten freilich nicht nur weitere<br />

technologische Fortschritte. Zugleich<br />

ist daran zu arbeiten, Vertrauen in die<br />

intelligenten Systeme zu schaffen.<br />

Ende 2022 erschien zu diesem Thema<br />

das Buch „Trust in Robots“. Die Autoren,<br />

TU-Wien-Robotikexperte Markus<br />

Vincze und TU-Arbeitswissenschaftlerin<br />

Sabine Köszegi, Mitglied des<br />

Unesco-Fachbeirats für Ethik der<br />

Künstlichen Intelligenz, bringen die<br />

Problematik in der Buchpräambel auf<br />

den Punkt: „Roboter halten zunehmend<br />

Einzug in unser tägliches Leben, in<br />

unsere Wohn- und Arbeitsräume. Wir<br />

hoffen, dass Roboter mühsame, langweilige<br />

oder schmutzige Aufgaben<br />

übernehmen und unser Leben bequemer,<br />

einfacher und angenehmer<br />

machen, indem sie uns begleiten und<br />

unterstützen. Roboter können jedoch<br />

auch die Privatsphäre, die Sicherheit<br />

und die Autonomie des Menschen<br />

bedrohen, daher ist eine ständige Kontrolle<br />

der sich entwickelnden Technologie<br />

erforderlich, um wohlwollende<br />

Absichten und die Sicherheit autonomer<br />

Systeme zu gewährleisten. Der<br />

Aufbau von Vertrauen in (autonome)<br />

Robotersysteme ist daher notwendig.“<br />

Getreu dem Motto „Vertrauen in<br />

Roboter – Vertrauende Roboter“<br />

befasst sich die Schrift mit der Entwicklung<br />

von Technologie, die für die<br />

Benutzer vertrauenswürdig ist. Diese<br />

Themen stehen auch im Mittelpunkt<br />

des gleichnamigen interdisziplinären<br />

TU-Wien-Doktoratskollegs, das bereits<br />

im September 2018 gegründet wurde,<br />

um die Spitzenforschung im Bereich<br />

Robotik und KI an der TU Wien zu fördern.<br />

Nachgegangen wird hier einer<br />

Reihe von grundsätzlichen Fragen. Wie<br />

können Menschen ein angemessenes<br />

Vertrauensverhältnis zu autonomen<br />

Maschinen entwickeln? Wann ist Vertrauen<br />

in ein autonomes System ange-<br />

Lassen wir humanoide<br />

Roboter Dialoge<br />

führen und gemeinsame<br />

Erlebnisse<br />

dokumentieren.<br />

Die Roboter lernen<br />

das Zusammenleben<br />

mit uns, wer wir<br />

sind, und können<br />

diese Informationen<br />

mit Pflegepersonal<br />

teilen.<br />

ASTRID WEISS<br />

TU-Wien-Key-Researcherin am Projekt<br />

Caring Robots // Robotic Care<br />

bracht? Wann sollten wir einem Pflegeroboter<br />

vertrauen, dass er die richtigen<br />

Entscheidungen trifft? Wann wäre es<br />

ratsam, nicht zu vertrauen? Welche<br />

Erfahrungen sollten unser Vertrauen in<br />

die Technologie verändern?<br />

Robotik, quo vadis? Einblicke auf<br />

Antworten zur Frage, wie unsere<br />

menschliche Zukunft mit KI-gestützten<br />

Robotern aussehen wird, gab Sabine<br />

Köszegi zuletzt etwa als Eröffnungsrednerin<br />

beim Symposium „Impact<br />

Lech“. Im Fokus standen zum einen die<br />

<strong>neu</strong>en Möglichkeiten, die Roboter und<br />

KI eröffnen.<br />

Die Rede war von der Hoffnung<br />

getragen, dass autonome, intelligente<br />

Maschinen den Menschen von Routinearbeiten<br />

befreien und so Raum für<br />

kreative und für den Menschen sinnstiftende<br />

Aufgaben schaffen. Die<br />

Chance, mit der Hilfe von KI bessere<br />

Entscheidungen treffen zu können, ist<br />

eine Chance für die Bewältigung von<br />

zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen,<br />

am Beispiel von Klima- oder<br />

Pflegekrise. Zum anderen betonte<br />

Köszegi das Unbehagen, das Menschen<br />

im Umgang mit KI empfinden können,<br />

was nicht zuletzt an der disruptiven<br />

Kraft der Technologie liegt, die zu großen<br />

Veränderungen führen kann.<br />

Ob KI-Robotik Technologie ermächtigt<br />

oder entmachtet, hängt laut der Expertin<br />

von der Beantwortung dreier entscheidender<br />

Design-Fragestellungen<br />

ab: Wie menschlich sollen Roboter<br />

gestaltet werden? Wo liegt die Handlungsmacht<br />

– beim Menschen oder bei<br />

der Maschine? Und wer gibt letztendlich<br />

die Ziele für die Maschine vor bzw.<br />

wer ist am Design beteiligt?<br />

Die Fragen beziehen sich somit auf<br />

das Verhältnis von Mensch und<br />

Maschine. Will man Vertrauen schaffen,<br />

müsse der Mensch zu jeder Zeit<br />

die Kontrolle und Übersicht über die<br />

Maschine behalten. „Der Mensch entwickelt<br />

ja die KI-Systeme. Es liegt also<br />

an uns Menschen, was wir aus der<br />

Technik machen“, so Köszegi. Entscheidend<br />

sei die Gestaltung dieser<br />

Technologien, die sich an die Bedürfnisse<br />

der Menschen anzupassen haben<br />

und nicht umgekehrt.<br />

Sozialer Kontext. Als Expertin für<br />

sogenannte soziale Roboter und Leiterin<br />

eines TU-Wien-Projekts zum<br />

Thema Pflege-Robotik ist Sabine<br />

Köszegi am Puls der Zeit, wenn es um<br />

den Einsatz von Maschinen in sensiblen<br />

menschlichen Bereichen geht.<br />

„Wir starten mit der Frage: Was<br />

sollte die Robotik in der Pflege leisten,<br />

statt was könnte sie leisten?“, lautet der<br />

Missionssatz des Projekts „Caring<br />

Robots // Robotic Care“, eine transdisziplinäre<br />

Forschungskooperation zwischen<br />

der TU Wien, der Universität<br />

Salzburg, der Caritas Wien und dem<br />

Technischen Museum Wien. Ziel des<br />

2022 gestarteten Fünf-Jahres-Projekts<br />

ist es, Robotik-Technologie in der<br />

Pflege <strong>neu</strong> zu denken, indem eine<br />

Technologie entwickelt wird, die nützlich,<br />

sicher, sinnvoll und gewünscht<br />

ist − und zwar durch einen Designprozess,<br />

der Pfleger, Menschen in der<br />

Pflege, Pflegeorganisationen und<br />

andere Stakeholder einbezieht. „Pflegearbeit<br />

findet immer in einem bestimmten<br />

Kontext statt, in dem institutionelle<br />

Rahmenbedingungen, Technologie und<br />

Menschen miteinander verwoben sind.<br />

Innerhalb eines Verhältnisses von<br />

gegenseitiger Abhängigkeit und Verletzlichkeit<br />

verhandeln Pflegende und<br />

Pflegebedürftige gemeinsam ihre Rollen,<br />

Autonomie, Pflege und Verantwor-<br />

55


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Idealbild: Roboter, die das Leben bequemer und angenehmer gestalten.<br />

lichkeiten gibt es, um Unterstützung zu<br />

leisten, und was sind die damit verbundenen<br />

Probleme in Bezug auf Arbeit, Privatsphäre<br />

und Ethik?<br />

Drei Sekunden. Von den unglaublichen<br />

Möglichkeiten, die KI auf diesem Weg<br />

bietet, weiß die TU-Wien-Key-Researcherin<br />

am Projekt Caring Robots //<br />

Robotic Care, Astrid Weiss, zu berichten.<br />

„Generative KI, am derzeit prominenten<br />

Beispiel von Chat GPT, kann auf der<br />

Basis von kurzen Hinweisen, etwa in<br />

Form von allgemeinen Fragen oder<br />

genauen Ausführungsanleitungen, alle<br />

tung in einer bestimmten Pflegepraxis“,<br />

heißt es seitens der Projektverantwortlichen.<br />

Beteiligten werden in diesem<br />

Sinne in eine Reihe von Fallstudien<br />

und Workshops in verschiedenen Pflegeumgebungen<br />

einbezogen, von der<br />

institutionellen und halbinstitutionellen<br />

Pflege über die mobile Pflege bis<br />

hin zur 24-Stunden-Pflege zu Hause.<br />

Jeder Fall befasst sich mit spezifischen<br />

Pflegeherausforderungen, wie beispielsweise<br />

dem kognitiven Abbau und<br />

der sozialen Isolation. Gesucht werden<br />

praxistaugliche Antworten auf die<br />

Frage: Welche technologischen Mögmöglichen<br />

Arten von Text generieren,<br />

die mithilfe von Text-to-Speech-Synthese<br />

schließlich auch einem sozialen<br />

Roboter <strong>neu</strong>e Dialogfähigkeit verleihen“,<br />

so die Forscherin kürzlich in<br />

einem Gastblog in einer österreichischen<br />

Tageszeitung.<br />

Weiss bringt das Beispiel des von Microsoft<br />

entwickelten Modells Vall-E, das<br />

menschliche Sprache auch mit extrem<br />

kurzen Audio-Inputs imitieren können<br />

soll. Dem Text-to-Speech-KI-Modell<br />

reicht zum Lernen eine dreisekündige<br />

Originaldatei eines Sprechers. Danach<br />

liest Vall-E beliebige Texte des menschlichen<br />

Vorbilds mit dessen Stimme vor.<br />

Möglich ist dies laut Entwicklern,<br />

indem auf eine hochgradig nicht-deterministische<br />

Zuordnung zwischen Text<br />

und Sprache gesetzt wird. Die nichtdeterministische<br />

Zuordnung ist nützlich,<br />

da sie es Vall-E erlaubt, aus verschiedenen<br />

Sprachdaten zu lernen, ohne dass<br />

diese Variationen sorgfältig gekennzeichnet<br />

werden müssen. Das bedeutet,<br />

dass die KI auf vielfältigeren Daten und<br />

einem viel größeren Datenumfang trainieren<br />

kann.<br />

Was man damit zum Beispiel im<br />

Pflegeeinsatz von Robotern anfangen<br />

könnte, spinnt Forscherin Weiss in<br />

ihrem Blog weiter: „Lassen wir einen<br />

humanoiden Roboterkopf also Dialoge<br />

führen und mit Fotos ,gemeinsame‘<br />

Erlebnisse dokumentieren. Der Roboter<br />

lernt über das ,Zusammenleben‘ mit<br />

uns, wer wir sind, und kann diese<br />

Information später mit dem Pflegepersonal<br />

teilen. Wir könnten uns damit<br />

selbst auf eine mögliche Demenz vorbereiten,<br />

aber nicht nur das. Unsere<br />

Person bleibt durch den Roboter verkörpert<br />

für die Nachwelt erhalten. Das<br />

wäre eventuell auch eine Erleichterung<br />

für Partner und pflegende Angehörige.“<br />

Weiss betont gleichzeitig, dass sie<br />

mit dem Beispiel in erster Linie einmal<br />

die Möglichkeiten aufzeigen will, die<br />

gerade im Entstehen sind. Dass dabei<br />

auch eine Vielzahl an Fragen aufgeworfen<br />

wird, versteht sich von selbst: „Der<br />

Technologiesprung der generativen KI<br />

hat den Möglichkeitsspielraum weit<br />

über einen bloßen Inhaltsgenerator<br />

hinaus erweitert. Wir müssen also aus<br />

ethischer und rechtlicher Sicht überlegen,<br />

was Technologie in Zukunft darf<br />

und soll.“<br />

Foto: miriam-doerr_iStock via Getty Images Plus<br />

56


WERBUNG<br />

Die intelligenteste Methode,<br />

Räume zu heizen<br />

Foto: Beigestellt, kleines Bild: Ingomar Leitner – Google Review<br />

Es gibt viele Argumente, die für die Anschaffung<br />

einer Heat4All Infrarotheizung sprechen.<br />

Die kalte Jahreshälfte rückt näher und einhergehend machen<br />

sich die Menschen Gedanken, wie sie ihre Räume effizient<br />

heizen, ohne die Umwelt oder die Geldbörse zu stark zu<br />

belasten. Diesbezüglich stehen Gas- und Ölheizungen längst<br />

auf dem Abstellgleis. Stattdessen punkten vor allem Pelletheizungen<br />

und Wärmepumpen. Eine noch intelligentere Alternative,<br />

die gegenüber konventionellen<br />

Heizsystemen deutliche Vorteile genießt,<br />

ist die Infrarotheizung.<br />

Das beginnt bei der Anschaffung. Die<br />

Investition in eine Heat4All Infrarotheizung<br />

inklusive Fotovoltaik ist in den meisten Fällen<br />

günstiger als in nur eine Wärmepumpe<br />

oder nur eine Pelletheizung. Bei einer<br />

Investition in eine Infrarotheizung und eine<br />

entsprechend große Fotovoltaikanlage ist<br />

das Haushaltsbudget den Strom betreffend<br />

über das Jahr gerechnet meistens im<br />

Plus, wobei bei einer Wärmepumpe noch<br />

immer Stromkosten sowie Wartungskosten<br />

anfallen.<br />

In Zeiten des Klimawandels ist natürlich<br />

die Nachhaltigkeit eines der Hauptargumente<br />

bei der Anschaffung eines<br />

Heizsystems. Eine Infrarotheizung ist<br />

Zum Unternehmen<br />

Heat4All, Hauptsitz in Mödling, hat ein<br />

großes Vertriebspartnernetz und ist bereits<br />

in 20 Ländern vertreten.<br />

Heat4All Vertriebs GmbH<br />

Tel: 0800 1502600<br />

Infos über Partner und Schauräume:<br />

www.heat4all.com<br />

CO₂-<strong>neu</strong>tral bei grünem Strom. Das<br />

überzeugt immer mehr Kunden. Wie bei<br />

jedem elektrotechnischen Gerät kommt<br />

es auf die Modelle an und es gibt große<br />

Unterschiede bezüglich der Energieeffizienz.<br />

Infrarotheizungen von Heat4All<br />

erreichen mit einem Strahlungswirkungsgrad<br />

von 71,1 Prozent einen der höchsten<br />

Wirkungsgrade. Dieser Fakt ist wissenschaftlich belegt<br />

durch die TU Stuttgart.<br />

Weitere Pluspunkte<br />

Bei einer Infrarotheizung wird die Wärme durch Infrarotstrahlung<br />

größtenteils direkt auf die Oberflächen im Raum übertragen,<br />

anstatt die Luft zu erwärmen – mit dem Effekt, dass<br />

die Wärme gleichmäßig im Raum verteilt wird. Dadurch geht<br />

kaum Wärme verloren. Da sie im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Heizungen kaum Luftbewegung und somit auch kaum<br />

Staubverwirbelungen verursachen, sind<br />

Infrarotheizungen auch besonders gut<br />

für Allergiker geeignet.<br />

Immer mehr Studien bestätigen sowohl<br />

die Energieeffizienz als auch die gesundheitsfreundlichen<br />

Eigenschaften der<br />

Infrarotheizung. Basis für die beste<br />

Energieeffizienz ist jedoch eine optimal<br />

geeignete Isolierung des Raumes. Eine<br />

gute Dämmung sorgt dafür, dass die<br />

erwärmten Oberflächen die Wärme im<br />

Raum halten können.<br />

Klassische Heizkörper sind meist<br />

störende Objekte in einem Raum. Infrarotheizungen<br />

sind bei der Platzierung<br />

flexibel. Je nach Raum und Raumgröße<br />

gibt es unterschiedliche Modelle, die<br />

sich harmonisch in die Raumgestaltung<br />

einfügen. Heat4All legt besonderen Wert<br />

auf ansprechendes Design der Modelle.<br />

Durch das ansprechende Design kann<br />

die Optik der Räume sogar aufgewertet<br />

werden.<br />

Hinzu kommt, dass Infrarotheizungen<br />

einfach zu installieren und zu bedienen<br />

sind und keine Wartungskosten verursachen.<br />

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58<br />

Karikatur: Michael Riedler


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