ArzneimittelPROFIL Trastuzumab-Deruxtecan Dezember 2023
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<strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong><br />
Bei fortgeschrittenem HER2-mutiertem Lungenkarzinom<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong><br />
<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> Onkologie
<strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong> Lungenkarzinom, <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong><br />
<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> Onkologie<br />
Scientific Editor<br />
Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski, Wien<br />
Managing Scientific Editor<br />
Univ.-Prof. Dr. Johannes Drach, Wien<br />
Editorial Board<br />
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Univ.-Prof. Dr. Heinz Zwierzina, Innsbruck<br />
ISSN 2220-3842 (Print)<br />
ISSN 2220-3850 (Online)<br />
Ziel der Publikation<br />
Die Reihe <strong>ArzneimittelPROFIL</strong> fasst die aktuell verfügbare wissenschaftliche Evidenz<br />
zu einer Substanz objektiv und komprimiert, aber nicht selektiv zusammen.<br />
Pharmakologische Aspekte, Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil werden übersichtlich<br />
und leicht verständlich dargestellt. Grundlage für die Erstellung ist die<br />
umfassende Sichtung der wissenschaftlichen Fachliteratur. Hierbei kann auch auf<br />
Datenmaterial der Hersteller zurückgegriffen werden. Große kontrollierte Studien<br />
werden bevorzugt behandelt, ergänzend ev. Abstracts und Kongressberichte. Die<br />
Beiträge werden von Experten der jeweiligen Fachgebiete verfasst. Objektivität<br />
und Korrektheit sind durch zwei unabhängige Reviewer gewährleistet. Die Meinung<br />
der Autoren und Reviewer muss nicht immer mit der des Editorial Board und<br />
des Verlags übereinstimmen. Die kritische Beurteilung der jeweiligen Substanz<br />
und deren klinischer Wertigkeit beruht allein auf der Einschätzung der unabhängigen<br />
Experten. Bei Vorliegen neuer Daten wird eine Aktualisierung angestrebt.<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
OA Dr. Maximilian J. Hochmair<br />
OÄ Priv.-Doz. Dr. Gudrun Absenger<br />
Offenlegung von Interessenkonflikten<br />
Hochmair: Reiseunterstützung und/oder Beraterhonorar von Amgen, AstraZeneca,<br />
Bristol-Myers Squibb, Boehringer Ingelheim, Eli Lilly, Merck Sharp &<br />
Dohme, Eli Lilly, Novartis, Pfizer and Roche, Daiichi Sankyo, Takeda.<br />
Absenger: Reiseunterstützung und/oder Beraterhonorar von Amgen, AstraZeneca,<br />
BMS, Daiichi Sankyo, Janssen-Cilag, Lilly, MSD, Pierre Fabre, Roche,<br />
Takeda.<br />
Reviewer dieser Ausgabe<br />
Prim. Dr. Markus Rauter, Prim. Priv.-Doz. Dr. Thomas Winder, PhD<br />
Impressum: Verleger, Eigentümer und Herausgeber: MedTriX GmbH, DVR-Nr:<br />
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§25 Mediengesetz siehe https://medtrix.group/produkte/arzneimittelprofil; Auflage:<br />
1.500 Exemplare<br />
Die Realisierung dieser Ausgabe ermöglichten Daiichi Sankyo Austria GmbH und<br />
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<strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong><br />
Bei fortgeschrittenem HER2-mutiertem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom<br />
Maximilian J. Hochmair, Gudrun Absenger<br />
Abstract<br />
<strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong> (T-DXd) ist ein Antikörper-Wirkstoffkonjugat<br />
(Antibody Drug-Conjugate; ADC), das aus einem humanisierten<br />
monoklonalen Anti-HER2-IgG1-Antikörper mit<br />
der gleichen Aminosäuresequenz wie <strong>Trastuzumab</strong>, dem Topoisomerase-I-Inhibitor<br />
<strong>Deruxtecan</strong> (DXd) sowie einem enzymatisch<br />
spaltbaren Linker auf Tetrapeptid-Basis besteht. Die<br />
Wirksamkeit von T-DXd beim metastasierten HER2-mutierten<br />
nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) wurde in der randomisierten,<br />
multizentrischen, zweiarmigen Phase-II-Studie<br />
DESTINY-Lung02 nachgewiesen.<br />
Die Behandlung mit T-DXd führte bei 49,0% der Patienten im<br />
5,4mg/kg-Arm (CR: 1%, PR: 48%) bzw. 56,0% (CR: 4%, PR: 52%)<br />
im 6,4mg/kg-Arm zu einem bestätigten objektiven Ansprechen<br />
(cORR). Alle untersuchten Subgruppen zeigten ein ähnliches<br />
Ansprechen, darunter auch Patienten, die bereits mit einem<br />
HER2-Tyrosinkinase-Inhibitor behandelt wurden, und jene mit<br />
Hirnmetastasen zu Studienbeginn. Eine Krankheitsstabilisierung<br />
konnte bei 44,1% der Patienten, die mit T-DXd 5,4mg/kg<br />
behandelt wurden, bzw. 36,0% der Studienteilnehmer, die T-<br />
DXd 6,4mg/kg erhielten, erreicht werden. Die mediane Ansprechdauer<br />
(mDOR) in der 5,4 und 6,4mg/kg-Kohorte war 16,8<br />
Monate bzw. nicht abschätzbar (NE).<br />
Nach einem medianen Follow-up von 11,5 bzw. 11,8 Monaten<br />
betrug das mediane progressionsfreie Überleben (mPFS) bei<br />
Patienten, die mit T-DXd 5,4mg/kg und 6,4mg/kg behandelt<br />
wurden, 9,9 bzw. 15,4 Monate. Das mediane Gesamtüberleben<br />
(mOS) lag bei 19,5 Monaten bzw. war nicht abschätzbar bzw.<br />
noch nicht erreicht. In den Behandlungsarmen mit T-DXd 5,4<br />
und 6,4mg/kg zeigten 54,4 bzw. 64,1% der Responder auch nach<br />
zwölf Monaten noch ein Ansprechen. Häufige unter der Therapie<br />
mit T-DXd auftretende Nebenwirkungen in der DESTINY-<br />
Lung02-Studie waren Übelkeit (67 bzw. 82%), Neutropenie (43<br />
bzw. 56%) und Fatigue (45 bzw. 50%). Die häufigsten Grad-3/4-<br />
Nebenwirkungen waren Neutropenie (19% in der 5,4mg/kg-<br />
Gruppe vs. 36% unter 6,4mg/kg) und Anämie (11 vs. 16%). Bei<br />
13 bzw. 28% der Patienten, die T-DXd 5,4 und 6,4mg/kg erhielten,<br />
trat eine interstitielle Lungenerkrankung (ILD) oder Pneumonitis<br />
auf, die bei einem Patienten in jeder Dosisgruppe zum<br />
Tod führte. Der Einsatz von T-DXd erfordert daher ein prätherapeutisches<br />
Assessment und ein sorgfältiges pulmonales Monitoring<br />
sowie eine rasche Einleitung einer gezielten Diagnostik<br />
und Therapie.<br />
In der DESTINY-Lung02-Studie wurde mit T-DXd ein starkes<br />
und dauerhaftes Ansprechen bei Patienten mit vorbehandeltem<br />
metastasiertem HER2-mutiertem NSCLC gezeigt. Im Allgemeinen<br />
waren die während der Behandlung auftretenden Nebenwirkungen<br />
gut beherrschbar, allerdings wurde bei der niedrigeren<br />
Dosis von 5,4mg/kg eine geringere Inzidenz von behandlungsbedingten<br />
Nebenwirkungen und ILD/Pneumonitis beobachtet.<br />
Aufgrund des besseren Sicherheitsprofils bei ähnlicher<br />
Effektivität wurde T-DXd in dieser Dosierung zugelassen.<br />
Mit T-DXd steht nun eine effektive Therapieoption bei Patienten<br />
mit fortgeschrittenem HER2-mutiertem NSCLC, die nach einer<br />
platinbasierten Chemotherapie mit oder ohne Immuntherapie<br />
eine systemische Therapie benötigen, zur Verfügung.<br />
Inhalt<br />
1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
2. Wirkmechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
3. Pharmakokinetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
4. Pharmakodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
5. Wirksamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
5.1. Phase-I-Studien<br />
5.2. Phase-II-Studie DESTINY-Gastric01<br />
5.3. Phase-II-Studie DESTINY-Gastric02<br />
6. Verträglichkeit und Sicherheitsaspekte . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
7. Dosierung und Verabreichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
8. Zulassungsstatus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
9. Bewertung und Aussichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
10. Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
11. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
Eigenschaften von <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong><br />
Dosierung<br />
T-DXd wird als intravenöse Infusion mit einer Dosis von<br />
5,4mg/kg einmal alle drei Wochen (21-Tage-Zyklus) bis zum<br />
Fortschreiten der Erkrankung oder inakzeptablen Toxizität<br />
verabreicht.<br />
Aufnahme und Verteilung<br />
Clearance T-DXd............... 0,4l/Tag<br />
T-DXd................ 18,4l/Stunde<br />
Plasmaproteinbindung DXd. ca. 97%<br />
Verteilungsvolumen T-DXd.. 2,68l bzw.<br />
DXd....28,0l<br />
Metabolisierung und Elimination<br />
T-DXd wird durch lysosomale Enzyme intrazellulär gespalten,<br />
wodurch DXd freigesetzt wird. Es ist zu erwarten, dass<br />
der humanisierte monoklonale Anti-HER2-IgG1-Antikörper<br />
über katabole Vorgänge zu kleinen Peptiden und Aminosäuren<br />
abgebaut wird. DXd wird vorwiegend durch CYP3A4<br />
über oxidative Wege verstoffwechselt. Die Ausscheidung erfolgt<br />
hauptsächlich biliär über die Fäzes.<br />
<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong>, Lungenkarzinom <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong><br />
3
1. Einleitung<br />
Lungenkrebs ist der zweithäufigste maligne Tumor mit 2,2 Millionen<br />
Neuerkrankungen und 1,8 Millionen Todesfällen weltweit<br />
(Sung et al. 2021). Auch in Österreich steht Lungenkrebs<br />
mit 2.061 Fällen (11%) bei Frauen und 2.770 Fällen (12%) bei<br />
Männern jeweils an zweiter Stelle der Krebsneuerkrankungen<br />
(Statistik Austria, Stand 2019). Das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom<br />
(NSCLC) macht etwa 85% der Lungenkarzinome aus<br />
(Sher et al. 2008). Etwa 2 – 4% der NSCLC weisen eine Mutation<br />
des Human Epidermal Growth Factor Receptors 2 (HER2/<br />
ERBB2) auf (Mazieres et al. 2013, Li et al. 2016, Liu et al. 2018).<br />
Patienten mit HER2-Mutation sind häufiger Frauen und Nichtraucher,<br />
haben eine schlechtere Prognose sowie eine höhere<br />
Inzidenz von Hirnmetastasen im Vergleich zu NSCLC ohne<br />
HER2-Mutationen oder mit anderen Mutationen (Arcila et al.<br />
2012, Pillai et al. 2017, Offin et al. 2019, Zhou et al. 2020a). In<br />
der Erstlinie werden Patienten mit HER2-mutiertem NSCLC mit<br />
einer platinbasierten Standardchemotherapie mit oder ohne<br />
Immuntherapie behandelt, deren Wirksamkeit in der Zweitlinie<br />
oder späteren Therapielinien jedoch begrenzt ist (Mazieres et al.<br />
2016, 2019, Guisier et al. 2020). Es besteht somit nach wie vor<br />
ein großer Bedarf an effektiven und zielgerichteten HER2-Therapien<br />
für Patienten mit HER2-mutiertem NSCLC (Zhou et al.<br />
2020a). In Phase-II-Studien mit den HER2-Tyrosinkinase-Inhibitoren<br />
Poziotinib und Pyrotinib wurden Ansprechraten von<br />
27,8 bzw. 30,0% erzielt. Das mPFS betrug 5,5 bzw. 6,9 Monate bei<br />
einer mDOR von 5,1 und 6,9 Monaten (Zhou et al. 2020b, Le et<br />
al. 2021). Mit dem HER2-Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC)<br />
<strong>Trastuzumab</strong>-Emtansin (T-DM1) konnte bei Patienten mit<br />
HER2-mutiertem NSCLC eine partielles Ansprechen bei 44%<br />
der Patienten (95% CI 22–69) und ein mPFS von 5,0 Monaten<br />
(95% CI 3–9 Monate) gezeigt werden. Die mDOR war mit vier<br />
Monaten jedoch relativ kurz (Li et al. 2018).<br />
Mit der Zulassung des gegen HER2 gerichteten ADC <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong><br />
(T-DXd) steht nun eine vielversprechende<br />
Therapiemöglichkeit bei diesen Patienten zur Verfügung. Als Monotherapie<br />
ist T-DXd bereits für die Behandlung von Patienten<br />
mit inoperablem oder metastasiertem HER2-positivem und<br />
HER2-low Brustkrebs sowie bei Patienten mit fortgeschrittenem<br />
HER2-positivem Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen<br />
Übergangs zugelassen.<br />
2. Wirkmechanismus<br />
T-DXd (siehe Abb. 1) ist ein ADC, das durch Konjugation eines<br />
humanisierten monoklonalen Anti-HER2-IgG1-Antikörpers mit<br />
der gleichen Aminosäuresequenz wie <strong>Trastuzumab</strong> und dem<br />
hocheffektiven Zytostatikum <strong>Deruxtecan</strong> (DXd), einem Topoisomerase-I-Inhibitor,<br />
unter Verwendung eines enzymatisch<br />
spaltbaren Linkers auf Tetrapeptidbasis hergestellt wurde (Ogitani<br />
et al. 2016a, Nakada et al. 2019). Das ADC ist im Plasma<br />
stabil. Es sind ca. acht DXd-Moleküle an jedes Antikörpermolekül<br />
gebunden. DXd ist ein Derivat des Topoisomerase-I-Inhibitors<br />
Exatecan, einem Strukturanalogon von Camptothecin mit<br />
starker antineoplastischer Aktivität. DXd ist ungefähr zehnmal<br />
wirksamer als SN-38, der aktive Metabolit des Camptothecin-<br />
Analogons Irinotecan (Ogitani et al. 2016a).<br />
Nach spezifischer Bindung des ADCs an HER2 auf der Oberfläche<br />
der Tumorzellen wird T-DXd internalisiert. Intrazellulär<br />
erfolgt anschließend die Spaltung des Tetrapeptidlinkers durch<br />
lysosomale Enzyme wie Cathepsin B und L, die in Tumorzellen<br />
hochreguliert sind (Shiose et al. 2007, Aggarwal & Sloane 2014,<br />
Ruan et al. 2016), und das therapeutisch wirksame DXd wird freigesetzt<br />
(siehe Abb. 2). In einer präklinischen Studie wurde gezeigt,<br />
dass aktivierende HER2-Mutationen die Internalisierung<br />
des Rezeptors und die intrazelluläre Aufnahme des HER2-ADC-<br />
Komplexes verstärken (Li et al. 2020).<br />
Topoisomerasen I sind für die DNA-Replikation essenziell.<br />
Sie relaxieren die superhelikale DNA, indem sie einen DNA-Einzelstrangbruch<br />
einfügen. Nach erfolgreicher DNA-Replikation<br />
wird dieser wieder repariert. Topoisomerase-I-Inhibitoren lassen<br />
diesen ersten Schritt der DNA-Spaltung zu, stabilisieren aber anschließend<br />
den Topoisomerase-DNA-Komplex, sodass die DNA-<br />
Lücke nicht wieder geschlossen werden kann. Dies führt zum<br />
Stillstand der Replikationsgabel und zum DNA-Doppelstrangbruch.<br />
In Folge lösen die entstandenen DNA-Schäden den apoptotischen<br />
Zelltod aus. Aufgrund der hohen Membranpermeabilität<br />
von DXd werden auch benachbarte Zellen abgetötet (Bystander-Effekt;<br />
Ogitani et al. 2016b).<br />
Das Wirkprinzip von <strong>Trastuzumab</strong> bleibt nach der Konjugation<br />
mit DXd erhalten (Ogitani et al. 2016a). T-DXd bindet an Fcγ-<br />
Rezeptoren und an Komplement C1q und vermittelt eine Antikörper-abhängige<br />
zelluläre Toxizität (Antibody-dependent Cellular<br />
Cytotoxicity, ADCC; Clynes et al. 2000). Zudem wird mittels<br />
Chemische Struktur von <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong> Abb. 1<br />
Humanisierter<br />
Anti-HER2-IgG1-<br />
Antikörper<br />
<strong>Deruxtecan</strong><br />
O<br />
O<br />
O<br />
H<br />
N<br />
N<br />
N N<br />
H<br />
H<br />
O O O<br />
H<br />
N<br />
O<br />
N<br />
H<br />
proteolytische Spaltung<br />
O<br />
O<br />
NH<br />
F<br />
N<br />
N<br />
O<br />
O<br />
OH<br />
O<br />
Quelle: Nakada et al. 2019<br />
Peptid-basierter spaltbarer Linker<br />
Topoisomerase-I-Inhibitor-Payload<br />
4 <strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong>, Lungenkarzinom <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Inhibierung der Phosphatidylinositol-3-Kinase(PI3K)-Signalkaskade<br />
die Proliferation der Zellen gehemmt (Yakes et al. 2002).<br />
3. Pharmakokinetik<br />
Die Daten zur Pharmakokinetik wurden, sofern nicht anders<br />
angegeben, der Fachinformation der Europäischen Arzneimittelagentur<br />
(EMA) entnommen (https://www.ema.europa.eu/;<br />
Fachinformation Oktober/<strong>2023</strong>).<br />
Verteilung. Basierend auf einer populationspharmakokinetischen<br />
Analyse wurde das Verteilungsvolumen des zentralen<br />
Kompartiments (Vc) von T-DXd und DXd auf 2,68l bzw. 28,0l<br />
geschätzt. In vitro betrug die mittlere Plasmaproteinbindung<br />
von DXd ungefähr 97%. Das Verhältnis von Blut- zu Plasmakonzentration<br />
von DXd war in vitro ca. 0,6.<br />
Biotransformation und Metabolisierung. T-DXd wird in der<br />
Tumorzelle durch lysosomale Enzyme gespalten, wodurch DXd<br />
freigesetzt wird. Es ist zu erwarten, dass der humanisierte monoklonale<br />
Anti-HER2-IgG1-Antikörper über katabole Vorgänge<br />
Wirkmechanismus von <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong> Abb. 2<br />
HER2<br />
PI3K-Signalweg<br />
<strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong> (T-DXd)<br />
Internalisierung<br />
5’<br />
3’<br />
DNA<br />
5’<br />
3’<br />
5’<br />
3’<br />
Hemmung von Proliferation,<br />
Invasivität und Angiogenese<br />
ADCC<br />
Apoptose<br />
Bystander-Effekte<br />
Freisetzung von DXd<br />
ADCC=Antikörper-abhängige zelluläre Zytotoxizität<br />
HER2=humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2<br />
PI3K=Phosphatidylinositol-3-Kinase<br />
Lysosom<br />
Topoisomerase I<br />
Zellmembran<br />
Zellkern<br />
Replikationsgabel<br />
Polymerase<br />
Doppelstrangbruch<br />
Quelle: Ogitani et al. 2016a<br />
auf die gleiche Weise wie endogenes IgG zu kleinen Peptiden<br />
und Aminosäuren abgebaut wird. In-vitro-Metabolismusstudien<br />
mit menschlichen Lebermikrosomen zeigen, dass DXd<br />
hauptsächlich durch CYP3A4 über oxidative Wege verstoffwechselt<br />
wird.<br />
Elimination. Basierend auf einer populationspharmakokinetischen<br />
Analyse wurde eine Clearance von T-DXd nach intravenöser<br />
Injektion bei Patienten mit NSCLC mit HER2-Mutation von<br />
0,4l/Tag errechnet; die Clearance von DXd betrug 18,4l/Stunde<br />
geschätzt. Nach intravenöser Verabreichung von DXd an Ratten<br />
erfolgte die Ausscheidung hauptsächlich biliär über die Fäzes.<br />
DXd war die häufigste vorkommende Komponente in Urin, Fäzes<br />
und Galle. Bei Affen war nach einmaliger intravenöser Verabreichung<br />
von T-DXd (6,4mg/kg) freigesetztes unverändertes DXd<br />
die in Urin und Fäzes am häufigsten vorkommende Komponente.<br />
Untersuchungen beim Menschen liegen nicht vor.<br />
Arzneimittelinteraktionen. Die gleichzeitige Anwendung mit<br />
Ritonavir, einem Inhibitor von OATP1B, Enzymen der CYP3A-<br />
Familie und P-Glykoprotein (P-gp) oder Itraconazol, einem starken<br />
Inhibitor der CYP3A-Enzyme und von P-gp, führte zu keinem<br />
klinisch bedeutsamen (ca. 10−20%) Anstieg der T-DXdund<br />
DXd-Exposition. In-vitro-Studien zeigen, dass DXd keinen<br />
inhibitorischen Effekt gegen wesentliche Enzyme des Cytochrom-P450-Systems<br />
wie CYP1A2, 2B6, 2C8, 2C9, 2C19, 2D6<br />
und 3A sowie die OAT1-, OAT3-, OCT1-, OCT2-, OATP1B1-, OA-<br />
TP1B3-, MATE1-, MATE2K-, P-gp-, BCRP- oder BSEP-Transporter<br />
aufweist. In vitro war DXd ein Substrat von P-gp, OATP1B1,<br />
OATP1B3, MATE2 K, MRP1 und BCRP. Wechselwirkungen mit<br />
Inhibitoren von MATE2-K, MRP1, P-gp, OATP1B1 oder BCRP-<br />
Transportern sind nicht zu erwarten.<br />
Spezielle Patientengruppen<br />
Basierend auf einer populationspharmakokinetischen Analyse<br />
haben Alter (20−96 Jahre), Abstammung, ethnische Zugehörigkeit,<br />
Geschlecht und Körpergewicht keinen Einfluss auf die<br />
Pharmakokinetik. Zu Kindern und Jugendlichen liegen keine<br />
Daten vor.<br />
Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit. Bei Frauen im gebärfähigen<br />
Alter muss vor Beginn der Behandlung der Schwangerschaftsstatus<br />
überprüft werden. Während der Behandlung und<br />
mindestens sieben Monate danach sollte eine zuverlässige Verhütungsmethode<br />
angewendet werden. Auch männliche Patienten<br />
mit Partnerinnen im gebärfähigen Alter sollten während der<br />
Behandlung mit T-DXd und mindestens vier Monate nach der<br />
letzten Dosis eine effiziente Kontrazeption durchführen.<br />
Tierversuchsstudien zeigen, dass T-DXd die männliche Fortpflanzungsfunktion<br />
und Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Es<br />
ist nicht bekannt, ob T-DXd oder seine Metabolite in der Samenflüssigkeit<br />
auftreten. Vor Beginn der Behandlung sollten sich<br />
männliche Patienten hinsichtlich Spermakonservierung beraten<br />
lassen. Männliche Patienten dürfen während des gesamten Behandlungszeitraums<br />
und für mindestens vier Monate nach Behandlungsende<br />
kein Sperma spenden oder konservieren lassen.<br />
Es liegen keine Daten für die Anwendung bei Schwangeren<br />
vor. Als HER2-Rezeptor-Antagonist kann <strong>Trastuzumab</strong> bei<br />
schwangeren Frauen fetale Schäden verursachen. Die Anwendung<br />
von <strong>Trastuzumab</strong> während der Schwangerschaft führte zu<br />
Fällen von Oligohydramnion, die sich manchmal als lebensbedrohliche<br />
Lungenhypoplasie, Skelettanomalien und Tod des<br />
Neugeborenen manifestierten. Ergebnisse aus tierexperimentellen<br />
Studien und der Wirkungsmechanismus weisen auf eine embryo-/fetotoxische<br />
Wirkung von DXd hin. Die Behandlung von<br />
<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong>, Lungenkarzinom <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong><br />
5
Schwangeren wird nicht empfohlen. Frauen, die schwanger werden,<br />
müssen sofort ihren Arzt kontaktieren. Bei Frauen, die während<br />
der Behandlung oder innerhalb von sieben Monaten nach<br />
Behandlungsende schwanger werden, wird eine strenge Überwachung<br />
empfohlen. Es ist nicht bekannt, ob T-DXd in die Muttermilch<br />
übergeht. Frauen sollten während der Behandlung oder<br />
sieben Monate nach der letzten Dosis nicht stillen.<br />
Leberfunktionsstörungen. Laut einer populationspharmakokinetischen<br />
Analyse sind die Auswirkungen von Veränderungen<br />
auf die Pharmakokinetik bei Patienten mit Gesamt-Bilirubin<br />
≤1,5-fachem oberem Normalwert (ULN, Upper Limit of Normal),<br />
unabhängig vom Aspartataminotransferase(AST)-Wert,<br />
klinisch nicht von Bedeutung. Für Patienten mit einem Gesamt-<br />
Bilirubin >1,5- bis 3-fachem ULN und >3-fachem ULN, unabhängig<br />
vom AST-Wert, liegen nur begrenzte bzw. keine Daten<br />
vor. Da die Metabolisierung in der Leber und die Ausscheidung<br />
über die Galle die Haupteliminationswege von DXd sind, muss<br />
T-DXd bei Patienten mit mäßig oder stark eingeschränkter Leberfunktion<br />
mit Vorsicht angewendet werden.<br />
Nierenfunktionsstörungen. Laut einer populationspharmakokinetischen<br />
Analyse von Patienten mit leicht (Kreatininclearance<br />
[CLCR] ≥60 und 1mg/<br />
kg. Die Verabreichung eines Anti-HER2-Antikörpers (4mg/kg)<br />
führte zu einer Tumorwachstumshemmung (TGI) von 31% im<br />
Vergleich zur Kontrollgruppe. T-DXd zeigte bei gleicher Dosierung<br />
eine deutlich stärkere Wirksamkeit mit einer TGI von 99%<br />
(Ogitani et al. 2016a). In verschiedenen Xenograftmodellen mit<br />
unterschiedlicher HER2-Expression (KPL-4: stark positiv, JIMT-1:<br />
mäßig positiv, Capan-1: schwach positiv, GCIY: negativ) war T-<br />
DXd im Gegensatz zu T-DM1 auch in Modellen mit niedriger<br />
HER2-Expression wirksam. Dieser Effekt wird auf das hohe Wirkstoff-Antikörper-Verhältnis<br />
(DAR, Drug-to-Antibody Ratio) von<br />
T-DXd von ca. 8 (Ogitani et al. 2016a) und die erhöhte Membranpermeabilität<br />
von DXd gegenüber DM1 zurückgeführt (Ogitani et<br />
al. 2016b).<br />
In vitro wurde gezeigt, dass T-DXd kokultivierte HER2-positive<br />
und HER2-negative Brustkrebszellen (KPL-4 und MDA-<br />
MB-468) abtötet. In vivo wurde der Bystander-Effekt bei Mäusen,<br />
denen eine Mischung aus HER2-positiven NCI-N87-Zellen und<br />
HER2-negativen MDA-MB-468-Luc-Zellen inokuliert wurde,<br />
mittels In-vivo-Imaging untersucht. Bei mit T-DXd behandelten<br />
Mäusen war eine Reduktion des Luciferase-Signals zu beobachten,<br />
die auf eine Unterdrückung der MDA-MB-468-Luc-Zellpopulation<br />
hindeutet. Da T-DXd bei MDA-MB-468-Luc-Tumoren<br />
auf der gegenüberliegenden Seite des NCI-N87-Tumors nicht<br />
aktiv war, dürfte der Bystander-Effekt auf Zellen in unmittelbarer<br />
Umgebung zu HER2-positiven Zellen beschränkt sein. Dies weist<br />
auf eine geringe systemische Toxizität hin (Ogitani et al. 2016b,<br />
Nakada et al. 2019). In einem immunkompetenten Mausmodell<br />
aktivierte T-DXd das Immunsystem und hemmte das Tumorwachstum.<br />
Eine erhöhte Expression von MHC-Klasse I in Tumorzellen,<br />
eine erhöhte Expression von Aktivitätsmarkern dendritischer<br />
Zellen und die Abstoßung von Tumorzellen durch adaptive<br />
Immunzellen deuten darauf hin, dass T-DXd die Tumorerkennung<br />
durch T-Zellen verstärkt (Iwata et al. 2018).<br />
5. Wirksamkeit<br />
5.1. Phase-I-Studien<br />
In einer zweistufigen Phase-I-Studie mit Dosiseskalation und<br />
Dosisexpansion wurden die Sicherheit, Verträglichkeit, maximale<br />
tolerierbare Dosis (MTD) sowie die vorläufige Wirksamkeit<br />
von T-DXd untersucht (NCT02564900; Doi et al. 2017).<br />
In die Dosiseskalationsstudie (Doi et al. 2017) waren 24 Patienten<br />
mit refraktären fortgeschrittenen Malignomen der Brust,<br />
des Magens oder des gastroösophagealen Überganges eingeschlossen.<br />
Die Patienten erhielten T-DXd in Dosierungen zwischen<br />
0,8 und 8mg/kg Körpergewicht in dreiwöchentlichen Intervallen.<br />
Es wurde keine dosislimitierende Toxizität (DLT) beobachtet,<br />
relevante kardiovaskuläre Toxizitäten oder therapieassoziierte<br />
Todesfälle traten nicht auf. Die häufigsten<br />
Grad-3- Nebenwirkungen waren Lymphozytopenie (n=3) und<br />
Neutropenie (n=2). Ein Patient zeigte eine Grad-4-Anämie. Drei<br />
schwerwiegende Nebenwirkungen (febrile Neutropenie, Darmperforation<br />
und Cholangitis) wurden bei je einem Patienten berichtet.<br />
Bei zehn von 23 auswertbaren Patienten (darunter sechs<br />
Patienten mit Tumoren mit niedriger HER2-Expression) konnte<br />
ein Ansprechen verzeichnet werden (objektive Ansprechrate;<br />
ORR 43%; 95% CI 23,2−65,5), die Erkrankungskontrollrate betrug<br />
91% (95% CI 72,0−98,9). Aus der Gruppe der Responder hatten<br />
90% eine T-DXd-Dosis von 5,4mg/kg oder mehr erhalten. Für die<br />
weitere Entwicklung der Substanz wurde aus diesen Daten eine<br />
empfohlene Dosis von 5,4 oder 6,4mg/kg abgeleitet.<br />
In den zweiten Teil der Phase-I-Studie (Dosisexpansion; Tsurutani<br />
et al. 2020) waren u.a. Patienten mit HER2-positiven und/<br />
oder HER2-mutierten Tumoren, darunter 18 Patienten mit NS-<br />
CLC, eingeschlossen. Die Patienten erhielten zumindest einen<br />
6<br />
<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong>, Lungenkarzinom <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Zyklus T-DXd intravenös in einer Dosis von 6,4mg/kg. Das mediane<br />
Alter der Patienten betrug 58 Jahre. Im Median hatten die<br />
Studienteilnehmer vier vorherige Therapielinien erhalten.<br />
Studienendpunkte waren die Sicherheit und vorläufige Aktivität.<br />
Zudem wurden u.a. die cORR, die Krankheitskontrollrate<br />
(DCR; vollständiges oder partielles Ansprechen [CR + PR] und<br />
stabile Erkrankung [SD]), die Dauer des Ansprechens (DOR), die<br />
Zeit bis zum Ansprechen (TTR), die Dauer der Krankheitsstabilisierung,<br />
das progressionsfreie Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben<br />
(OS) untersucht.<br />
Bei allen Patienten wurde mindestens eine behandlungsbedingte<br />
Nebenwirkung beobachtet. Bei Patienten mit NSCLC waren<br />
am häufigsten (>50%) Übelkeit (78%), verminderter Appetit<br />
(67%) Erbrechen (61%) und Fatigue (56%) zu beobachten (Tsurutani<br />
et al. 2020 Supplements). Die häufigsten Grad-3/4-Nebenwirkungen<br />
bei allen untersuchten Patienten waren Anämie<br />
(25%), Neutropenie (20%), Leukopenie (19%) und Thrombozytopenie<br />
(15%). Bei 11,1% der NSCLC-Patienten traten schwerwiegende<br />
Nebenwirkungen auf. Es wurden drei Fälle von ILD/Pneumonitis<br />
und ein Todesfall berichtet, die als behandlungsbedingt<br />
eingestuft wurden.<br />
Nach einem medianen Follow-up von elf Monaten betrug die<br />
cORR in der Untergruppe der Patienten mit HER2-exprimierendem<br />
oder HER2-mutiertem NSCLC 55,6% (95% CI 30,8–78,5) mit<br />
einer mDoR von 10,7 Monaten (95% CI 6,9–11,5), einer TTR von<br />
1,4 Monaten (95% CI 1,2–2,8) und einer DCR von 83,3% (95% CI<br />
58,6–96,4). Das mPFS war 11,3 Monate (95% CI 7,2–14,3). Das<br />
mOS wurde nicht erreicht (95% CI 17,3–NE).<br />
Bei NSCLC-Patienten mit HER2-mutierter Erkrankung<br />
(n=11) betrug die cORR 72,7% (95% CI 39,0–94,0). 90,9% der Patienten<br />
erreichten eine Krankheitskontrolle (95% CI 58,7–99,8). Die<br />
mDOR betrug 9,9 Monate (95% CI 6,9–11,5) und die mediane TTR<br />
1,4 Monate (95% CI 1,2–1,4). Das mPFS wurde mit 11,3 Monaten<br />
(95% CI 8,1–14,3) und das mOS mit 17,3 Monaten (95% CI 17,3–<br />
nicht abschätzbar [NE]) angegeben.<br />
5.2. Phase-II-Studie DESTINY-Lung01<br />
Die offene, multizentrische Phase-II-Studie DESTINY-Lung01<br />
(NCT03505710; Li et al. 2022) untersuchte die Wirksamkeit und<br />
Sicherheit von T-DXd bei Patienten mit metastasiertem rezidiviertem<br />
oder refraktärem HER2-mutiertem NSCLC. Die insgesamt<br />
91 Patienten erhielten T-DXd in einer Dosierung von<br />
6,4mg/kg alle drei Wochen. Im Median hatten die Studienteilnehmer<br />
zwei Vortherapien. 95% der Patienten hatten eine platinbasierte<br />
Therapie und 66% eine Behandlung mit PD1(Programmed<br />
Cell Death 1)- oder PD-L1(Programmed Cell Death-<br />
Ligand 1)-Antikörper erhalten.<br />
Primärer Studienendpunkt war die cORR, die durch eine zentrale<br />
unabhängige Überprüfung (BICR=blinded independent<br />
central review) gemäß RECIST-Kriterien Version 1.1 evaluiert<br />
wurde. Sekundäre Endpunkte waren u.a. DOR, DCR, PFS, OS und<br />
die Sicherheit.<br />
Mehr als die Hälfte der Patienten (55%; 95% CI 44–65) zeigte<br />
nach einem medianen Follow-up von 13,1 Monaten ein objektives<br />
Ansprechen. Bei den meisten Patienten (92%; 95% CI 85–97)<br />
konnte eine Krankheitskontrolle erreicht werden. Die mDOR betrug<br />
9,3 Monate (95% CI 5,7–14,7). Das mPFS wurde mit 8,2 Monaten<br />
(95% CI 6,0–11,9), das mOS mit 17,8 Monaten (95% CI<br />
13,8–22,1) angegeben. Bei Patienten mit ZNS-Metastasen (n=33)<br />
zu Studienbeginn war das mPFS 7,1 Monate (95% CI 5,5–9,8) und<br />
das mOS 13,8 Monate (95% CI 9,8–20,9).<br />
5.3. Phase-II-Studie DESTINY-Lung02<br />
In der randomisierten, multizentrischen, zweiarmigen Phase-<br />
II-Studie DESTINY-Lung02 (NCT04644237; Goto et al. <strong>2023</strong>) waren<br />
insgesamt 152 Patienten mit metastasiertem HER2-mutier-<br />
Ergebnisse der Phase-II-Studie DESTINY-Lung02 Tab. 1<br />
cORR, % (95% CI)<br />
T-DXd 5,4mg/kg (n=102)<br />
49,0<br />
(39,0–59,1)<br />
T-DXd 6,4mg/kg (n=50)<br />
56<br />
(41,3–70,0)<br />
CR, % 1,0 4,0<br />
PR, % 48,0 52,0<br />
SD, % 44,1 36,0<br />
PD, % 3,9 4,0<br />
DCR, % (95%CI)<br />
93,1<br />
(86,4–97,2)<br />
92,0<br />
(80,8–97,8)<br />
mDOR (Monate) 16,8 NE<br />
mTTIR (Monate) 1,8 1,6<br />
mPFS, Monate (95% CI)<br />
mOS, Monate (95% CI)<br />
12-Monats-OS, % (95% CI)<br />
9,9<br />
(7,4–NE)<br />
19,5<br />
(13,6–NE)<br />
67<br />
(56–76)<br />
15,4<br />
(8,3–NE)<br />
NE<br />
(12,1–NE)<br />
73<br />
(57–84)<br />
Follow-up (Monate) 11,5 11,8<br />
CI=Konfidenzintervall; cORR=bestätigte objektive Ansprechrate (CR+PR); CR=vollständiges Ansprechen; DCR=Krankheitskontrollrate; mDOR=mediane Ansprechdauer;<br />
mOS=medianes Gesamtüberleben; mPFS=medianes progressionsfreies Überleben; mTTIR=Zeit bis zum initialen Ansprechen; NE=nicht abschätzbar; PD=fortschreitende<br />
Erkrankung; PR=partielles Ansprechen; SD=stabile Erkrankung<br />
Quellen: Goto et al. <strong>2023</strong><br />
<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong>, Lungenkarzinom <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong><br />
7
tem NSCLC eingeschlossen, die mindestens eine platinhaltige<br />
Chemotherapie erhalten hatten. Die Patienten wurden 2:1 randomisiert<br />
und erhielten T-DXd in einer Dosierung von 5,4 oder<br />
6,4mg/kg intravenös alle drei Wochen.<br />
In den Dosis-Kohorten 5,4 und 6,4mg/kg hatten fast alle Patienten<br />
eine Mutation in der Kinasedomäne des HER2-Rezeptors<br />
(97,1 bzw. 100%). Mehr als die Hälfte der Patienten waren Nichtraucher<br />
(53,9 bzw. 58,0% im 5,4 und 6,4mg/kg-Arm), und 34,3<br />
bzw. 44,0% hatten zu Beginn der Studie stabile Hirnmetastasen.<br />
Im Median hatten die Patienten zwei Vortherapielinien erhalten.<br />
Alle Patienten erhielten eine platinhaltige Chemotherapie, 73,5<br />
bzw. 78,0% eine Anti-PD-1/PD-L1-Therapie.<br />
Als primärer Studienendpunkt war die cORR gemäß RECIST-<br />
Kriterien Version 1.1 durch eine unabhängige zentrale Überprüfung<br />
definiert. Sekundäre Endpunkte waren u.a. das PFS, DOR,<br />
DCR, OS und die Sicherheit.<br />
Die Behandlung mit T-DXd führte zu einem bestätigten Ansprechen<br />
(cORR) bei 49,0% der Patienten im 5,4mg/kg-Arm<br />
(95% CI 39,0–59,1; CR: 1%, PR: 48%) bzw. 56,0% (95% CI 41,3–<br />
70,0; CR: 4%, PR: 52%) im 6,4mg/kg-Arm (siehe Tab. 1). Ein ähnliches<br />
Ansprechen war in allen untersuchten Subgruppen zu<br />
beobachten, darunter auch bei Patienten, die bereits mit einem<br />
HER2-Tyrosinkinase-Inhibitor behandelt wurden, und jenen<br />
mit Hirnmetastasen zu Studienbeginn. Bei 44,1% der Patienten,<br />
die mit T-DXd 5,4mg/kg behandelt wurden, bzw. 36,0% der Studienteilnehmer,<br />
die T-DXd 6,4mg/kg erhielten, konnte eine<br />
Krankheitsstabilisierung erreicht werden. In der 5,4mg/kg-Kohorte<br />
betrug die mDOR 16,8 Monate (95% CI 6,4–NE) und die<br />
mediane Zeit bis zum initialen Ansprechen (mTTIR) 1,8 Monate.<br />
Unter T-DXd 6,4mg/kg war die mDOR nicht abschätzbar<br />
(95% CI 8,3–NE), und die mTTIR war 1,6 Monate. Nach einem<br />
medianen Follow-up von 11,5 bzw. 11,8 Monaten betrug das<br />
mPFS bei Patienten, die mit T-DXd 5,4 und 6,4mg/kg behandelt<br />
wurden, 9,9 (95% CI 7,4–NE) bzw. 15,4 Monate (95% CI 8,3–NE).<br />
Das mOS lag bei 19,5 Monaten (95% CI 13,6–NE) bzw. war nicht<br />
abschätzbar bzw. noch nicht erreicht (95% CI 12,1–NE). Die geschätzte<br />
12-Monats-OS-Rate in den Behandlungsarmen mit T-<br />
DXd 5,4 bzw. 6,4mg/kg betrug 67 bzw. 73%.<br />
6. Verträglichkeit<br />
Die Daten zur Verträglichkeit stammen aus der Phase-II-Studie<br />
DESTINY-Lung02 (Goto et al. <strong>2023</strong>). Tabelle 2 zeigt die häufigsten<br />
Nebenwirkungen, die bei mindestens 20% der Patienten<br />
unter T-DXd auftraten.<br />
Bei fast allen Patienten unter T-DXd (96,0 bzw. 100% im 5,4<br />
bzw. 6,4mg/kg-Arm) trat während der Behandlung mindestens<br />
eine Nebenwirkung auf.<br />
Die häufigsten Grad-3/4-Nebenwirkungen waren Neutropenie<br />
(19% in der 5,4mg/kg-Gruppe vs. 36% unter 6,4mg/kg) und<br />
Anämie (11 vs. 16%). Die Nebenwirkungen führten bei einem höheren<br />
Prozentsatz der Patienten, die T-DXd in einer Dosierung von<br />
6,4mg/kg erhielten, zu einem Therapieabbruch (20 vs. 14%) oder<br />
Dosisunterbrechung (48 vs. 27%). Der Prozentsatz der Patienten<br />
mit Dosisreduktion betrug 32 (6,4mg/kg) bzw. 17% (5,4mg/kg).<br />
Während der Behandlung mit T-DXd verstarb ein Patient in jeder<br />
Dosisgruppe an einer ILD, die als therapiebedingt eingestuft wurde.<br />
Bei 13 bzw. 28% der Patienten, die T-DXd 5,4 und 6,4mg/kg<br />
erhielten, wurde eine ILD oder Pneumonitis beobachtet. Die meisten<br />
Ereignisse waren vom Grad 1/2 (98%; ≥Grad 3: 2%).<br />
Eine Abnahme der linksventrikulären Ejektionsfraktion trat<br />
bei einem Patienten unter T-DXd 5,4mg/kg auf. Myokarditis und<br />
Bluthochdruck waren bei 2,0 bzw. 1% der Patienten in der 5,4mg/<br />
kg-Dosisgruppe, und bei 0 bzw. 4% der Patienten unter T-DXd<br />
6,4mg/kg zu beobachten.<br />
Im Allgemeinen waren die auftretenden Nebenwirkungen<br />
bei beiden Dosierungen gut beherrschbar, allerdings wurde bei<br />
der niedrigeren Dosis von 5,4mg/kg eine geringere Inzidenz von<br />
behandlungsbedingten Nebenwirkungen und ILD/Pneumonitis<br />
beobachtet. Aufgrund des besseren Sicherheitsprofils bei ähnlicher<br />
Effektivität wurde T-DXd in dieser Dosierung zugelassen.<br />
7. Dosierung und Verabreichung<br />
T-DXd wird als intravenöse Infusion mit einer Dosis von 5,4mg/<br />
kg einmal alle drei Wochen (21-Tage-Zyklus) bis zum Fortschreiten<br />
der Erkrankung oder inakzeptabler Toxizität verabreicht. Die<br />
Erstapplikation sollte über 90 Minuten erfolgen. Die nachfolgenden<br />
Infusionen können bei guter Verträglichkeit als 30-mi-<br />
Häufige Nebenwirkungen (≥20% Inzidenz) in der DESTINY-Lung01-Studie Tab. 2<br />
T-DXd 5,4mg/kg<br />
(n=101)<br />
T-DXd 6,4mg/kg<br />
(n=50)<br />
Nebenwirkungen (%) Alle Grade Grad ≥3 Alle Grade Grad ≥3<br />
Übelkeit 67 4 82 6<br />
Neutropenie 43 19 56 36<br />
Fatigue 45 8 50 10<br />
Verminderter Appetit 40 2 50 4<br />
Anämie 37 11 52 16<br />
Erbrechen 32 3 44 2<br />
Verstopfung 37 1 32 0<br />
Leukopenie 29 5 34 16<br />
Thrombozytopenie 28 6 28 10<br />
Diarrhoe 23 1 36 4<br />
Alopezie 22 0 34 0<br />
Erhöhte Transaminasen 22 3 20 0<br />
Quelle: Goto et al. <strong>2023</strong><br />
8<br />
<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong>, Lungenkarzinom <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
nütige Infusionen verabreicht werden. Wenn der Patient infusionsbedingte<br />
Symptome zeigt, muss die Infusionsgeschwindigkeit<br />
gesenkt oder die Infusion unterbrochen werden. Bei schweren<br />
Reaktionen ist T-DXd dauerhaft abzusetzen.<br />
T-DXd ist emetogen; dies schließt auch verzögerte Übelkeit<br />
und/oder verzögertes Erbrechen ein. Vor jeder Dosis sollten die<br />
Patienten daher als Prämedikation ein Kombinationsschema mit<br />
zwei oder drei Arzneimitteln (z.B. Dexamethason mit entweder<br />
einem 5-HT3-Rezeptorantagonisten und/oder einem Neurokinin-1-Rezeptorantagonisten<br />
sowie andere Arzneimittel je nach<br />
Indikation) erhalten, um Chemotherapie-induzierter Übelkeit<br />
und Erbrechen vorzubeugen.<br />
Nebenwirkungen können zu einer vorübergehenden Unterbrechung,<br />
Dosisreduktion oder dem Abbruch der Behandlung<br />
führen. Genaue Angaben dazu finden sich in der Fachinformation<br />
(Oktober/<strong>2023</strong>). Die T-DXd-Dosis darf nach einer Dosisreduktion<br />
nicht wieder erhöht werden.<br />
Dosisanpassungen bei ILD/Pneumonitis. Bei asymptomatischer<br />
ILD/Pneumonitis (Grad 1) wird die Behandlung bis zur<br />
Rückbildung auf Grad 0 unterbrochen. Bei Erholung innerhalb<br />
≤28 Tagen kann die Dosis beibehalten werden. Bei Rückbildung<br />
nach >28 Tagen wird die Dosis um eine Stufe (siehe Tab. 3) reduziert.<br />
Bei Verdacht auf eine asymptomatische ILD/Pneumonitis<br />
sollte eine Behandlung mit Kortikosteroiden erwogen werden.<br />
Bei einer symptomatischen ILD/Pneumonitis (≥ Grad 2) sollte<br />
die Behandlung dauerhaft abgesetzt werden. Bei einem Verdacht<br />
auf ILD/Pneumonitis ≥ Grad 2 sollte unverzüglich eine<br />
Behandlung mit Kortikosteroiden eingeleitet werden.<br />
Dosisanpassungen bei Neutropenie. Die Anwendung sollte bei<br />
Auftreten einer Neutropenie vom Schweregrad 3 (
xes scheinen bei Vorliegen von aktivierenden HER2-Mutationen<br />
verstärkt zu werden (Li et al. 2020). Dies dürfte zur Wirksamkeit<br />
bei Patienten mit HER2-mutiertem metastasiertem NSCLC in<br />
der DESTINY-Lung02 beigetragen haben.<br />
Im Allgemeinen waren die während der Behandlung auftretenden<br />
Nebenwirkungen gut beherrschbar. Allerdings traten bei<br />
13 bzw. 28% der Patienten, die mit T-DXd 5,4 und 6,4mg/kg behandelt<br />
wurden, eine ILD oder Pneumonitis auf, die bei einem<br />
Patienten in jeder Dosisgruppe zum Tod führte (Goto et al. <strong>2023</strong>).<br />
Demzufolge ist bei der Behandlung mit T-DXd eine sorgfältige<br />
Aufklärung und Überwachung angezeigt.<br />
T-DXd wird derzeit in der Phase-III-Studie DESTINY-Lung04<br />
(NCT05048797) als Erstlinienbehandlung bei Patienten mit fortgeschrittenem/metastasiertem<br />
NSCLC mit HER2-Mutation in<br />
Exon 19 oder 20 untersucht. Eine offene, einarmige Phase-II-Studie<br />
evaluiert die Wirksamkeit und Sicherheit von T-DXd bei Patienten<br />
mit HER2-mutiertem metastasiertem NSCLC, bei denen<br />
die Krankheit während oder nach mindestens einer Behandlungslinie<br />
fortgeschritten ist (DESTINY-Lung05; NCT05246514).<br />
Als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen<br />
wird T-DXd in Phase-III-Studien bei Brust- und Magenkrebs<br />
untersucht.<br />
Die Phase-III-Studie DESTINY-Gastric04 (NCT04704934) testet<br />
T-DXd als Zweitlinientherapie bei Patienten mit HER2-posi-<br />
tivem Magenkarzinom oder Karzinom des gastroösophagealen<br />
Übergangs im Vergleich zu Ramucirumab in Kombination mit<br />
Paclitaxel. Die Phase-II-Studie DESTINY-Gastric06<br />
(NCT04989816) evaluiert die Wirksamkeit und Sicherheit von T-<br />
DXd bei Patienten, die zwei oder mehr vorherige Therapien (inkl.<br />
fluoropyrimidin- und platinhaltiger Wirkstoffe) erhalten haben.<br />
In der Studie DESTINY-Breast06 (NCT04494425) wird T-DXd<br />
bei Patientinnen mit Brustkrebs mit niedriger HER2-Expression<br />
untersucht. Im postneoadjuvanten Setting bei Patientinnen ohne<br />
pathologische Komplettremission wird T-DXd direkt mit T-DM1<br />
verglichen (DESTINY-Breast05, NCT04622319). Beim HER2-positiven<br />
metastasierenden Mammakarzinom wird T-DXd allein<br />
oder in Kombination mit Pertuzumab im Vergleich zu Taxanen,<br />
<strong>Trastuzumab</strong> und Pertuzumab in der Erstlinie untersucht (DE-<br />
STINY-Breast09; NCT04784715). Zudem wird T-DXd bei Patientinnen<br />
mit oder ohne Hirnmetastasen nach vorheriger Therapie<br />
eines fortgeschrittenen/metastasierten oder inoperablen HER2-<br />
positiven Brustkrebses mit Progress nach/unter <strong>Trastuzumab</strong>,<br />
Pertuzumab oder T-DM1 getestet (DESTINY-Breast12;<br />
NCT04739761).<br />
Weitere Phase-II-Studien evaluieren die Aktivität von T-DXd<br />
beim fortgeschrittenen HER2-exprimierenden Kolorektalkarzinom<br />
(NCT04744831) und bei ausgewählten HER2-exprimierenden<br />
Tumoren (NCT04482309).<br />
10. Abkürzungen<br />
ADC Antikörper-Wirkstoffkonjugat<br />
ADCC Antikörperabhängige zelluläre Toxizität<br />
AST Aspartataminotransferase<br />
CI<br />
Konfidenzintervall<br />
CLCR Kreatininclearance<br />
cORR Bestätigte objektive Ansprechrate<br />
CR Vollständiges Ansprechen<br />
DAR Wirkstoff-Antikörper-Verhältnis<br />
(Drug-to-Antibody Ratio)<br />
DCR Krankheitskontrollrate<br />
DLT Dosislimitierende Toxizität<br />
DXd <strong>Deruxtecan</strong><br />
HER2 Human Epidermal Growth Factor Receptor 2<br />
ILD Interstitielle Lungenerkrankung<br />
LVEF Linksventrikuläre Ejektionsfraktion<br />
mDOR mediane Ansprechdauer<br />
mOS Medianes Gesamtüberleben<br />
mPFS Medianes progressionsfreies Überleben<br />
MTD Maximal tolerierbare Dosis<br />
NE nicht abschätzbar<br />
NSCLC Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom<br />
ORR Objektive Ansprechrate<br />
PD Fortschreitende Erkrankung<br />
PD-(L)1 Programmed Cell Death (Ligand) 1<br />
P-gp P-Glykoprotein<br />
PI3K Phosphatidylinositol-3-Kinase<br />
PR Partielles Ansprechen<br />
SD Krankheitsstabilisierung<br />
T-DM1 <strong>Trastuzumab</strong>-Emtansin<br />
T-DXd <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong><br />
TGI Tumorwachstumshemmung<br />
TT(I)R Zeit bis zum initialen Ansprechen<br />
ULN Upper Limit of Normal, oberer Normalwert<br />
Vc<br />
Verteilungsvolumen im zentralen Kompartiment<br />
Enhertu ® 100 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung ▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige<br />
von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Durchstechflasche mit<br />
Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 100 mg <strong>Trastuzumab</strong> deruxtecan. Nach der Rekonstitution enthält eine Durchstechflasche mit 5 ml Lösung 20 mg/ml <strong>Trastuzumab</strong> deruxtecan (siehe Abschnitt 6.6). <strong>Trastuzumab</strong><br />
deruxtecan ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (AWK), das einen humanisierten monoklonalen Anti-HER2-IgG1-Antikörper (mAb) mit der gleichen Aminosäurensequenz wie <strong>Trastuzumab</strong> enthält, welcher in Säugetierzellen (Ovarialzellen des<br />
chinesischen Hamsters) gebildet wird und über einen Tetrapeptid-basierten abspaltbaren Linker kovalent an DXd, ein Exatecan-Derivat und Topoisomerase-I-Inhibitor, gebunden ist. An jedes Antikörpermolekül sind ungefähr 8 <strong>Deruxtecan</strong>-Moleküle<br />
gebunden. Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile: LHistidin, L-Histidinhydrochlorid-Monohydrat, Saccharose, Polysorbat 80. Anwendungsgebiete: Brustkrebs: HER2-positiver Brustkrebs: Enhertu ® wird angewendet als Monotherapie zur<br />
Behandlung von erwachsenen Patienten mit inoperablem oder metastasiertem HER2- positivem Brustkrebs, die bereits mindestens eine gegen HER2 gerichtete Vorbehandlung erhalten haben. HER2-low-Brustkrebs: Enhertu ® wird angewendet als<br />
Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit inoperablem oder metastasiertem HER2- low-Brustkrebs, die bereits eine Chemotherapie in der metastasierten Situation erhalten haben oder bei denen während oder innerhalb von<br />
6 Monaten nach Beendigung der adjuvanten Chemotherapie ein Rezidiv aufgetreten ist (siehe Abschnitt 4.2). Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC): Enhertu ® wird angewendet als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten<br />
mit fortgeschrittenem NSCLC, deren Tumoren eine aktivierende HER2(ERBB2)-Mutation aufweisen und die nach einer platinbasierten Chemotherapie mit oder ohne Immuntherapie eine systemische Therapie benötigen. Magenkrebs: Enhertu ® wird<br />
angewendet als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem HER2- positivem Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs (GEJ), die bereits ein vorhergehendes <strong>Trastuzumab</strong>basiertes<br />
Therapieschema erhalten haben. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Pharmakotherapeutische Gruppe: antineoplastische Mittel, Humaner-epidermaler-<br />
Wachstumsfaktor-Rezeptor-2(HER2)-Inhibitoren, ATC-Code: L01FD04. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung: Im Kühlschrank lagern (2°C - 8°C). Nicht einfrieren. Aufbewahrungsbedingungen nach Rekonstitution und Verdünnung<br />
des Arzneimittels, siehe Abschnitt 6.3. Inhaber der Zulassung: Daiichi Sankyo Europe GmbH, Zielstattstraße 48, 81379 München, Deutschland. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe<br />
verboten. Stand der Information: Oktober <strong>2023</strong>. Ausführliche Informationen zu diesem Arzneimittel sind auf den Internetseiten der Europäischen Arzneimittel-Agentur http://www.ema.europa.eu verfügbar. Falls Sie weitere Informationen über das<br />
Arzneimittel wünschen, setzen Sie sich bitte mit dem örtlichen Vertreter des pharmazeutischen Unternehmers in Verbindung. In Österreich: Daiichi Sankyo Austria GmbH; Tel: +43-(0) 1 485 86 42 0.<br />
10<br />
<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong>, Lungenkarzinom <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
11. Literatur<br />
In der Online-Version sind die Links zur PubMed-Datenbank, zu<br />
Kongress-Abstracts sowie zum Studienregister verfügbar: www.arzneimittelprofil.at<br />
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Fachinformation <strong>Trastuzumab</strong> deruxtecan (Enhertu®); Stand Oktober/<strong>2023</strong><br />
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HER2-mutant metastatic non-small-cell lung cancer: primary results from<br />
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with a novel DNA topoisomerase I inhibitor, demonstrates a promising<br />
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https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32614698/<br />
Die Autoren<br />
OA Dr. Maximilian J. Hochmair<br />
Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie<br />
Karl Landsteiner Institut für Lungenforschung und<br />
pneumologische Onkologie<br />
Klinik Floridsdorf<br />
E-Mail: maximilian.hochmair@gesundheitsverbund.at<br />
OÄ Priv.-Doz. Dr. Gudrun Absenger<br />
Klinische Abteilung für Onkologie<br />
Universitätsklinik für Innere Medizin<br />
Medizinische Universität Graz<br />
E-Mail: gudrun.absenger@medunigraz.at<br />
<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong>, Lungenkarzinom <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong><br />
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<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Trastuzumab</strong>-<strong>Deruxtecan</strong>, Lungenkarzinom, <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>