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CliniCum onko 06/2023

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<strong>onko</strong><br />

DAS FACHMEDIUM FÜR ONKOLOGIE<br />

NSCLC<br />

Das Jahr des<br />

Lungenkrebses<br />

Brustkrebs<br />

Neue Daten vom ESMO<br />

Blasenkrebs<br />

Jubel für einen<br />

neuen Standard<br />

Klimakrise<br />

Auswirkungen auf<br />

die Onkologie


Kostenzuschuss für<br />

Studierende & Jungmediziner*innen<br />

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inhalt 6 /20 23<br />

6<br />

22<br />

16<br />

30<br />

Das Jahr des<br />

Lungenkrebses<br />

Update gynäkologische<br />

Onkologie<br />

Optionen für die<br />

CML-Drittlinie<br />

Pädiatrische ZNS-<br />

Tumoren im Fokus<br />

Fotos: Dr_Microbe/stock.adobe.com, veleri_kz/stock.adobe.com, Pee Paew/stock.adobe.com, Living_Art_Enterprises_PhotoResearchers/picturedesk.com<br />

6 ESMO I: NSCLC<br />

Praxisverändernde Therapieansätze für NSCLC-<br />

Patient:innen wurden am diesjährigen ESMO-<br />

Kongress in Madrid präsentiert.<br />

10 ESMO II: Gliom<br />

Der orale IDH1/IDH2-Inhibitor Vorasidenib bedeutet<br />

einen substanziellen Fortschritt in der Behandlung<br />

von Patient:innen mit niedriggradigen IDH1/IDH2-<br />

mutierten Gliomen.<br />

11 ESMO III: Urothelkarzinom<br />

Die Kombination aus Enfortumab Vedotin plus<br />

Pembrolizumab wird zum neuen Standard für die<br />

Therapie von lokal fortgeschrittenem oder<br />

metas tasiertem Blasenkrebs.<br />

14 ESMO IV: Mammakarzinom<br />

Daten belegen die Wirksamkeit des Antikörper-<br />

Wirkstoff-Konjugats Datopotamab Deruxtecan bei<br />

HR+/HER2- Brustkrebs.<br />

16 ESMO V: Gynäkologische Onkologie<br />

Der ESMO-Kongress lieferte auch relevante Studien<br />

zum Zervix-, Ovarial- und Endometriumkarzinom.<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Alexander Reinthaller berichtet<br />

im Interview über die Neuerungen.<br />

18 ESMO VI: Sexuelle Gesundheit<br />

Studien belegen, wie wichtig es ist, das oft übersehene<br />

Thema der sexuellen Gesundheit in der Krebsbehandlung<br />

zu berücksichtigen.<br />

22 DGHO/OeGHO I: CML<br />

Anwendungsgebiete und Vorzüge von Asciminib und<br />

Ponatinib in der CML-Drittlinie<br />

24 DGHO/OeGHO II: Diarrhöen bei NET<br />

Wie umgehen mit Durchfällen bei funktionalen<br />

neuroendokrinen Neoplasien?<br />

26 WCLS: Klimawandel<br />

Menschen, bei denen Krebs diagnostiziert<br />

wurde, gehören zu den am stärksten gefährdeten<br />

Bevölkerungsgruppen im Hinblick auf den<br />

Klima wandel.<br />

28 EADV I: Pädiatrisches Melanom<br />

Ein Einblick in die Prävalenz, Risikofaktoren, Klassifizierung<br />

und diagnostischen Herausforderungen<br />

29 EADV II: Hautkrebserkennung durch KI<br />

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die<br />

neueste Software bei Melanomen inzwischen eine<br />

Erkennungsrate von 100 Prozent erreicht.<br />

30 Im Gespräch: Johannes Gojo<br />

Univ.-Prof. Dr. Johannes Gojo, Professor für Pädiatrische<br />

Neuro<strong>onko</strong>logie an der MedUni Wien, spricht im<br />

Interview über seine Forschungsschwerpunkte.<br />

Entgeltliche Beiträge<br />

12 Osimertinib bei resektablem EGFRm NSCLC<br />

20 Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie<br />

Rubriken<br />

5 news<br />

32 impressum<br />

33 pharmanews<br />

34 zulassungen<br />

35 symptoma.com – patientenfall<br />

6 / 23<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

3


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HPV-Testung<br />

Radikales Umdenken gefordert<br />

In Österreich wird für alle Frauen ab dem 20. Lebensjahr<br />

ein jährlicher PAP-Abstrich empfohlen.<br />

Eine HPV-Testung sollte ab dem 30. Lebensjahr<br />

zumindest alle drei Jahre durchgeführt werden, unabhängig<br />

davon, ob die Person HPV-geimpft ist<br />

oder nicht, so die Empfehlungen der Österreichischen<br />

Krebshilfe.<br />

HPV-Tests werden allerdings von den österreichischen<br />

Krankenkassen noch nicht erstattet. Die<br />

Umsetzung solcher Tests ist demnach sehr lückenhaft.<br />

Nicht alle Frauen werden in der gynäkologischen<br />

Praxis über die Möglichkeit eines HPV-Tests<br />

informiert.<br />

Dabei gibt es laut Prim. Univ.-Prof. Dr. Lukas Hefler,<br />

Leiter der Gynäkologie am Ordensklinikum<br />

Linz, keinen Zweifel daran, dass die HPV-Testung<br />

einem PAP-Abstrich deutlich überlegen ist. Zahlreiche<br />

Studien belegen, dass unter einem konventionellen<br />

PAP-Screening mehr Vorstufen und mehr<br />

Zervixkarzinome entstehen, als wenn man HPV-<br />

Tests in dieses Screening-Programm inkludiert.<br />

Darmkrebs<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt in Bezug auf die Vermeidung<br />

von HPV-Dysplasien und Zervixkarzinomen<br />

ist die Impfung gegen HPV. Hefler kritisiert<br />

die derzeitige Empfehlung, geimpfte und nicht<br />

geimpfte Frauen im Rahmen der HPV-Testung<br />

gleich zu behandeln, da dies im Widerspruch zur<br />

wissenschaftlichen Evidenz steht. Frauen, die im<br />

optimalen Impfalter gegen HPV geimpft wurden,<br />

haben ein viel geringeres Risiko einer Infektion. „Es<br />

wird mittlerweile davon ausgegangen, dass in dem<br />

Fall sogar nur zwei HPV-Tests im Leben für ein gutes<br />

Screening-Programm ausreichen könnten“,<br />

berichtet Hefler.<br />

Der Experte plädiert dafür, die Screening-Richtlinien<br />

zu überdenken und sich an internationalen<br />

Standards zu orientieren, um eine optimale medizinische<br />

Versorgung zu garantieren. Denn viele<br />

europäische Länder, u.a. Deutschland, haben ihre<br />

Screening-Programme aufgrund der überzeugenden<br />

Datenlage bereits reformiert.<br />

(14. Landsteiner Tag Onkologie, Wien, 7.11.23)<br />

Aspirin aktiviert schützende Gene<br />

Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebsart weltweit,<br />

mit etwa 1,9 Millionen neu diagnostizierten Fällen<br />

und 900.000 Todesfällen pro Jahr. Präventive Substanzen<br />

werden dringend benötigt. Aspirin/Acetylsalicylsäure<br />

hat sich als einer der<br />

vielversprechendsten Wirkstoffe<br />

für die Prävention von Darmkrebs<br />

erwiesen. Studien haben gezeigt,<br />

dass die jahrelange Einnahme von<br />

niedrig dosiertem Aspirin bei<br />

Patient:innen mit Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen das Risiko für Darmkrebs<br />

senkt. Da rüber hinaus kann<br />

Aspirin das Fortschreiten von<br />

Darmkrebs hemmen. Ein Team der<br />

LMU München hat nun herausgefunden, welche<br />

molekularen Mechanismen dahinterstehen.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass zwei Mikro-RNA-Moleküle<br />

(miRNA), miR-34a- und miR-34b/c, für die<br />

Vermittlung der hemmenden Wirkung<br />

von Aspirin auf Darmkrebszellen<br />

notwendig sind. Die Aktivierung<br />

der miR-34-Gene durch<br />

Aspirin erfolgt unabhängig vom<br />

p53-Signalweg, der in den meisten<br />

Tumoren inaktiviert ist. Aspirin<br />

könnte zukünftig in solchen<br />

Fällen therapeutisch eingesetzt<br />

werden.<br />

(IDW Pressemitteilung, 31.10.23)<br />

Strahlenbelastung<br />

Eine multinationale<br />

Studie<br />

mit fast einer<br />

Million Personen<br />

bestätigt einen<br />

Zusammenhang<br />

zwischen der<br />

Strahlenbelastung durch Computertomografie(CT)-Untersuchungen<br />

bei<br />

jungen Menschen und einem erhöhten<br />

Risiko für Blutkrebs.<br />

„Die Ergebnisse zeigen einen eindeutigen<br />

Zusammenhang zwischen der<br />

Strahlendosis für das Knochenmark<br />

bei CT-Untersuchungen und dem Risiko,<br />

an Krebs des Blut- und Lymphsystems<br />

(myeloische und lymphoide<br />

Malignome) zu erkranken. Eine Dosis<br />

von 100 Milligray (mGy) erhöht das<br />

Risiko, an Krebs des Blut- oder Lymphsystems<br />

zu erkranken, um etwa das<br />

Dreifache“, erklärt Prof. Dr. Michael<br />

Hauptmann vom Institut für Biometrie<br />

und Registerforschung der MHB, der<br />

maßgeblich an der Erfassung und<br />

statistischen Auswertung der Daten<br />

beteiligt war. Diese Ergebnisse ließen<br />

darauf schließen, dass eine heute übliche<br />

Untersuchung (mit einer durchschnittlichen<br />

Dosis von etwa 8 mGy)<br />

das Risiko, an diesen Krebsarten zu erkranken,<br />

um etwa 16 Prozent erhöht.<br />

„Als absolutes Risiko ausgedrückt,<br />

werden bei 10.000 Kindern, die sich<br />

einer CT-Untersuchung unterziehen,<br />

im Zeitraum von zwei bis zwölf Jahren<br />

nach der Untersuchung etwa ein bis<br />

zwei Fälle dieser Krebsarten auftreten“,<br />

so die Erstautorin Magda Bosch<br />

de Basea.<br />

(IDW Pressemitteilung, 9.11.23)<br />

Begleiterkrankungen<br />

Multimorbidität<br />

wird mit vorzeitiger<br />

Sterblichkeit<br />

in Verbindung<br />

gebracht. Eine rezente<br />

Studie aus<br />

den USA bestätigt,<br />

dass bei älteren Menschen, die eine<br />

Krebserkrankung überlebt haben, die<br />

Wahrscheinlichkeit größer ist, dass sich<br />

mehrere Begleiterkrankungen schneller<br />

häufen als bei älteren Erwachsenen ohne<br />

Krebsvorgeschichte. Gewichtsmanagement,<br />

körperliche Aktivität und Verzicht<br />

auf das Rauchen nach der Diagnose<br />

können diesen Trend abschwächen.<br />

(Cancer <strong>2023</strong>; doi.org/10.1002/<br />

cncr.35047)<br />

6 / 23<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

5


European Society of Medical Oncology (ESMO) I<br />

Das Jahr des<br />

Lungenkrebses<br />

Der Kongress der European Society of Medical Oncology (ESMO)<br />

lieferte dieses Jahr zahlreiche praxisverändernde Therapieansätze<br />

für Patient:innen mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC).<br />

Allein in den Presidential Sessions wurden die Ergebnisse von acht<br />

Phase-III-Studien zu NSCLC präsentiert. Vier von ihnen sind hier<br />

zusammengefasst.<br />

Von Dr. Rosalia Rutter und Johanna Wolfsberger, PhD<br />

■ Neue Behandlungsstrategie bei<br />

reseziertem ALK+ NSCLC<br />

Zielgerichtete Therapien zeigten sich schon in früheren<br />

Studien bei metastasiertem anaplastischem Lymphom-<br />

Kinase (ALK)-positivem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs<br />

(ALK+ NSCLC) gegenüber einer konventionellen Chemotherapie<br />

als überlegen und werden bei fortgeschrittenen<br />

Tumoren bereits in der Erstlinie eingesetzt.<br />

Die Standardbehandlung für Patient:innen mit reseziertem<br />

ALK+ NSCLC im Stadium IB–IIIA sieht eine Platinbasierte<br />

Chemotherapie vor, die aber nur mit einer leichten<br />

Verbesserung des Überlebens verbunden ist. Die globale,<br />

offene, randomisierte Phase-III-Studie ALINA verglich<br />

nun die Wirksamkeit der Standardtherapie mit der zielgerichteten<br />

Behandlung mit dem ALK-Inhibitor Alectinib bei<br />

Betroffenen mit vollständig reseziertem ALK+ NSCLC.<br />

ALINA-Studie. In die Studie wurden Patient:innen im Alter<br />

von ≥18 Jahren mit einem ECOG PS von 0–1 und vollständig<br />

reseziertem ALK+ NSCLC im Stadium IB (≥4 cm)<br />

bis IIIA (gemäß UICC/AJCC, 7th edition) eingeschlossen<br />

und 1:1 randomisiert. Sie erhielten entweder den ALK-<br />

Inhibitor Alectinib (600mg BID) oder bis zu vier Zyklen<br />

einer Platin-basierten Chemotherapie. Alectinib wurde<br />

bis zu 24 Monate lang oder bis zum Wiederauftreten der<br />

Krankheit, inakzeptabler Toxizität oder Widerruf verabreicht.<br />

Primärer Endpunkt war das von Prüfärzt:innen<br />

bewertete krankheitsfreie Überleben (DFS), das zunächst<br />

hierarchisch in den Stadien II–IIIA und dann in der ITT-<br />

Population (Stadium IB–IIIA) getestet wurde. Weitere<br />

Endpunkte umfassten das ZNS-DFS, Gesamtüberleben<br />

(OS) und Sicherheit.<br />

DFS: 76%ige Verbesserung gegenüber Chemotherapie.<br />

Insgesamt nahmen 257 Patient:innen mit vergleichbarer<br />

Ausgangscharakteristik an der Studie teil. Zum Zeitpunkt<br />

der Auswertung betrug die mediane Nachbeobachtungszeit<br />

27,8 Monate. Ein signifikanter DFS-Vorteil von Alectinib<br />

im Vergleich zur Chemotherapie wurde sowohl in der<br />

Kohorte der Patient:innen im Stadium II–IIIA (HR 0,24;<br />

95%-KI: 0,13–0,45) als auch in der ITT-Gruppe (HR 0,24;<br />

95%-KI: 0,13–0,43) beobachtet. Die 2-Jahres-DFS-Raten<br />

unter Alectinib bzw. Chemotherapie betrugen 93,8 bzw.<br />

63,0 Prozent in der Personengruppe im Stadium II–IIIA<br />

und 93,6 bzw. 63,7 Prozent in der ITT-Population. Für die<br />

ITT-Gruppe wurde auch ein klinisch bedeutsamer Nutzen<br />

für das ZNS-DFS nachgewiesen (HR 0,22; 95%-KI: 0,08–<br />

0,58). Daten zum Gesamtüberleben liegen noch nicht vor.<br />

Insgesamt traten bei 13 Prozent der Patient:innen, die<br />

Alectinib erhielten, schwerwiegende unerwünschte<br />

Ereignisse auf, verglichen mit acht Prozent unter<br />

Chemotherapie. Neue Sicherheitssignale wurden<br />

nicht beobachtet. Die Raten schwerwiegender<br />

behandlungsbedingter unerwünschter Ereignisse<br />

und Ereignisse, die zum Abbruch der Behandlung<br />

führten, waren unter Alectinib niedriger als<br />

im Vergleichsarm (2% bzw. 5% resp. 7% bzw.13%).<br />

Praxisverändernde Ergebnisse. „Die Ergebnisse<br />

der ALINA-Studie werden auf jeden Fall dazu beitragen,<br />

die klinische Praxis zu verändern“, meint Prof. Martin<br />

Reck, Lungenklinik Großhansdorf, Deutschland, in seinem<br />

Kommentar zur Studie. „Die Analyse belegt jetzt<br />

auch, dass Alectinib in allen Krankheitsstadien wirksam<br />

ist. Bedeutsam sind auch die Daten zum Zentralnerven-<br />

Foto: Dr_Microbe/stock.adobe.com (2)<br />

6 <strong>onko</strong><br />

CC 6 / 23


system“, so Reck, „da Patient:innen mit ALK-positivem<br />

NSCLC offenbar ein besonderes Risiko für die<br />

Entwicklung von Hirnmetastasen haben.“<br />

Solomon BJ et al.: ALINA: Efficacy and safety of adjuvant alectinib<br />

vs. chemotherapy in patients with early-stage ALK+ non-small<br />

cell lung cancer (NSCLC). Kongress der European Society of Medical<br />

Oncology (ESMO), Abstract #LBA2, Madrid & virtuell, 21.10.23<br />

■ Immuntherapie mit Nivolumab zeigt<br />

Vorteile bei resektablem NSCLC<br />

Etwa 30 Prozent der Patient:innen, bei denen ein NSCLC<br />

diagnostiziert wird, weisen eine operable Erkrankung auf.<br />

Bei mehr als der Hälfte von ihnen kehrt der Tumor trotz<br />

Resektion wieder. Im Vergleich zur alleinigen neoadjuvanten<br />

Chemotherapie verbessert eine zusätzliche perioperative<br />

Immuntherapie das ereignisfreie Überleben<br />

(EFS) bei Patient:innen mit resektablem nicht-kleinzelligem<br />

Lungenkrebs (NSCLC) im Frühstadium signifikant.<br />

Die ersten vordefinierten Ergebnisse der Zwischenanalyse<br />

der Phase-III-Studie CheckMate 77T wurden am ESMO-<br />

Kongress <strong>2023</strong> von Studienleiterin Tina Cascone, MD,<br />

Anderson Cancer Center, University of<br />

Texas, vorgestellt. „Die Studie baut<br />

auf der neoadjuvanten Standardbehandlung<br />

auf und unterstützt<br />

die perioperative Nivolumab-Behandlung<br />

als wirksamen Therapieansatz“,<br />

so Cascone, „und gibt<br />

Patient:innen mit operablem Lungenkrebs<br />

die Möglichkeit, länger<br />

zu leben, ohne dass der<br />

Tumor zurückkehrt.“<br />

CheckMate-77T-Studie.<br />

An der randomisierten, doppelblinden<br />

Studie nahmen<br />

461 NSCLC-Patient:innen über<br />

18 Jahre mit einem unbehandelten<br />

resektablen NSCLC im Stadium IIA–<br />

IIIB teil. Sie erhielten entweder eine<br />

neoadjuvante Nivolumab-Behandlung<br />

(360mg Q3W) mit Platin-basierter Chemotherapie<br />

(4 Zyklen), gefolgt von der chirurgischen<br />

Resektion und einer adjuvanten<br />

Nivolumab-Behandlung (480mg Q4W, 1 Jahr),<br />

oder eine neoadjuvante Chemotherapie plus<br />

Placebo, gefolgt vom chirurgischen Eingriff<br />

und einer adjuvanten Placebo-Behandlung.<br />

In der Studie zeigte das perioperative Regime<br />

eine statistisch signifikante und klinisch<br />

bedeutsame Verbesserung des primären<br />

Wirksamkeitsendpunkts, des ereignisfreien<br />

Überlebens (EFS), im Vergleich zum Kontrollarm (RE-<br />

CIST v1.1 gemäß BICR). Sekundäre Endpunkte waren das<br />

pathologische Ansprechen (major pathologic response,<br />

mPR, und Komplettansprechen, pCR), Gesamtüberleben<br />

(OS) und Sicherheit.<br />

EFS: nicht erreicht vs. 18,4 Monate. Bei einer medianen<br />

Nachbeobachtungszeit von 25,4 Monaten (minimales Follow-up:<br />

15,7 Monate) lag das mediane EFS bei Studienteilnehmenden<br />

mit alleiniger Chemotherapie bei 18,4 Monaten,<br />

während der Vergleichswert für Patient:innen, die<br />

perioperativ Nivolumab erhielten, noch nicht erreicht war.<br />

Die Ergebnisse entsprechen damit einer 42%igen Verringerung<br />

des Risikos eines Fortschreitens resp. Wiederauftretens<br />

der Krankheit oder des Todes gegenüber der Placebo-Gruppe<br />

(HR: 0,58; 97,36%-KI: 0,42–0,81; p=0,00025).<br />

Darüber hinaus zeigte die begleitende immuntherapeutische<br />

Behandlung Verbesserungen bei den sekundären<br />

Wirksamkeitsendpunkten pCR (25,3% vs. 4,7%; OR 6,64;<br />

95%-KI: 3,40–12,97) und mPR (35,4% vs. 12,1%; OR 4,01;<br />

95%-KI: 2,48–6,49). Die Operationsraten unter Nivolumab<br />

betrugen 78 vs. 77 Prozent unter alleiniger Chemotherapie,<br />

davon 89 bzw. 90 Prozent R0-Resektionen. Um den<br />

sekundären Endpunkt Gesamtüberleben zu bewerten,<br />

wird die Studie vo raussichtlich noch bis September 2024<br />

weitergeführt.<br />

Stabiles Nebenwirkungsprofil. Das Sicherheitsprofil der<br />

Nivolumab-Behandlung entsprach den Ergebnissen früherer<br />

Studien bei NSCLC. Behandlungsbedingte schwerwiegende<br />

unerwünschte Ereignisse (SARs) des Grades 3–4<br />

traten in 32 Prozent (NIVO + Chemo) bzw. 25 Prozent<br />

(alleinige Chemo) auf; operationsbedingte SARs lagen in<br />

beiden Gruppen bei zwölf Prozent. Es wurden keine neuen<br />

Sicherheitssignale festgestellt.<br />

„Möglicherweise können wir in Zukunft sogar Patientenund<br />

Krankheitsmerkmale identifizieren, die uns<br />

Aufschluss darüber geben, wer nur mit einer<br />

neoad juvanten Immuntherapie geheilt werden<br />

kann und wer von intensiveren Behandlungsstrategien<br />

profitiert“, so Studienleiterin<br />

Cascone zu den Ergebnissen<br />

der Studie.<br />

Cascone T et al.: CheckMate<br />

77T: Phase III Study comparing<br />

neoadjuvant nivolumab<br />

(NIVO) plus chemotherapy<br />

(chemo) vs. neoadjuvant placebo<br />

plus chemo followed by surgery and<br />

adjuvant NIVO or placebo for previously<br />

untreated, resectable stage II–IIIb NSCLC. Kongress<br />

der European Society of Medical Oncology (ESMO),<br />

Abstract #LBA1, Madrid & virtuell, 21.10.23<br />

■Zielgerichtete Erstlinientherapie<br />

für RET-fusionspositives NSCLC<br />

Der vorherrschende Behandlungsstandard für<br />

Patient:innen mit NSCLC in der Erstlinie ist eine Chemotherapie<br />

(Platin plus Pemetrexed) in Kombination mit<br />

Pembrolizumab. Dieser Standard basiert auf den Ergebnissen<br />

der KEYNOTE-189-Studie. Wenn bei NSCLC-<br />

Patient:innen allerdings RET-Genfusionen vorhanden<br />

sind, handelt es sich um Veränderungen, die durch zielgerichtete<br />

Wirkstoffe angegriffen werden können. Selpercatinib<br />

ist ein hochselektiver und wirksamer RET-Kinase-<br />

Hemmer mit ZNS-Penetration.<br />

LIBRETTO-431-Studie. Die multizentrische, randomisierte,<br />

kontrollierte, unverblindete Phase-III-Studie LI-<br />

BRETTO-431 hatte zum Ziel, im Head-to-Head-Vergleich<br />

die zielgerichtete Therapie mit Selpercatinib mit der Standardtherapie<br />

aus Chemotherapie plus PD-1-Inhibitor zu<br />

untersuchen. Insgesamt wurden 261 therapienaive Patient:innen<br />

mit nicht-resektablem fortgeschrittenem<br />

6 / 23<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

7


Die in der LIBRETTO-431-Studie beobachteten unerwünschten<br />

Ereignisse waren im Allgemeinen konsistent<br />

zum bekannten Verträglichkeitsprofil von Selpercatinib.<br />

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Selpercatinib<br />

zählten erhöhte Alanin-Aminotransferase- und Aspartat-<br />

Aminotransferase-Werte sowie Hypertonie.<br />

Loong HH et al.: Randomized phase 3 study of first-line selpercatinib<br />

versus chemotherapy and pembrolizumab in RET fusionpositive<br />

NSCLC. LIBRETTO-431 (NCT04194944). Kongress der<br />

European Society of Medical Oncology (ESMO), Abstract #LBA4,<br />

Madrid & virtuell, 21.10.23<br />

■ Erster Antikörper für EGFR-Ex20ins-mutierte<br />

NSCLC<br />

Das mediane Gesamtüberleben für neu diagnostizierte<br />

NSCLC-Patient:innen mit EGFR-Exon-20-Insertionsmutation<br />

(EGFR-Ex20ins) liegt zwischen 16 und 24 Monaten,<br />

das 5-Jahres-Überleben unter zehn Prozent. Diese Erkrankung<br />

kann aufgrund einer Konformation des Rezeptors<br />

nicht mit einem gängigen EGFR-Tyrosinkinase-<br />

Inhibitor behandelt werden. Auch immuntherapeutische<br />

Therapien verbessern das Überleben im Vergleich<br />

zur alleinigen Platin-basierten Chemotherapie<br />

nicht, die nach wie vor der Standard of Care für diese<br />

Patient:innen ist.<br />

oder metastasiertem RET-fusionspositivem NSCLC<br />

eingeschlossen. 129 Patient:innen erhielten zweimal täglich<br />

160mg Selpercatinib, während im Vergleichsarm 83<br />

Patient:innen mit einer Chemotherapie Pembrolizumab<br />

erhielten.<br />

PFS mehr als verdoppelt. Primärer Endpunkt der LI-<br />

BRETTO-431-Studie war das progressionsfreie Überleben<br />

(PFS), das im Rahmen einer unabhängigen zentralen Prüfung<br />

nach den RECIST-Kriterien bestimmt wurde. Mit 24,8<br />

Monaten (95%-KI: 16,9–NE) wurde das mediane PFS im<br />

Selpercatinib-Arm gegenüber dem Kontrollarm mit 11,2<br />

Monaten (95%-KI: 8,8–16,8) mehr als verdoppelt. Im Vergleich<br />

zu Pembrolizumab plus Chemotherapie verringerte<br />

Selpercatinib das Risiko von Krankheitsprogression<br />

oder Tod um 53,5 Prozent (HR: 0,465; 95%-KI: 0,309–0,699;<br />

p


33


European Society of Medical Oncology (ESMO) II<br />

Neuer Standard für die Behandlung von<br />

IDH1/IDH2-mutierten Gliomen<br />

Die Ergebnisse der Phase-III-Studie INDIGO deuten auf einen großen Fortschritt in<br />

der Behandlung von niedriggradigen IDH1/IDH2-mutierten Gliomen hin. Der orale<br />

IDH1/IDH2-Inhibitor Vorasidenib bietet ein klinisch relevantes verlängertes progressionsfreies<br />

Überleben für Patient:innen mit dieser Erkrankung und verschiebt die Zeit<br />

bis zum nächsten Eingriff deutlich nach hinten.<br />

Von Johanna Wolfsberger, PhD<br />

❙ Patient:innen mit niedriggradigen<br />

IDH1/IDH2-mutierten Gliomen<br />

haben grundsätzlich eine sehr gute<br />

Prognose. Das mediane Überleben<br />

liegt bei 14–16 Jahren. Die Sequenzierung<br />

von Therapien ist daher bei<br />

dieser Gruppe besonders wichtig, erklärt<br />

Ass.-Prof. PD Dr. Anna-Sophie<br />

Berghoff von der MedUni Wien. Die<br />

am ESMO <strong>2023</strong> vorgestellte globale,<br />

randomisierte, doppelblinde Phase-<br />

III-Studie INDIGO verglich den Einsatz<br />

des oralen Inhibitors Vorasidenib<br />

mit einem Placebo bei Pati ent:innen<br />

mit diffusen niedriggradigen Gliomen<br />

mit Mutationen in IDH1 und IDH2<br />

unmittelbar nach der Operation. Diese<br />

Mutationen sind dafür bekannt,<br />

dass sie beim Fortschreiten des Glioms<br />

eine zentrale Rolle spielen. Vorasidenib<br />

wurde speziell entwickelt, um<br />

in das zentrale Nervensystem (ZNS)<br />

einzudringen und die Blut-Hirn-<br />

Schranke zu überwinden.<br />

Behandeln vs. abwarten<br />

Für die INDIGO-Studie wurden<br />

Patient:innen mit IDH-mutierten<br />

niedriggradigen Gliomen rekrutiert,<br />

die operiert worden waren, aber mindestens<br />

ein Jahr lang nach der Operation<br />

und innerhalb von fünf Jahren<br />

nach der Operation keine adjuvante<br />

Chemo- oder Strahlentherapie erhalten<br />

hatten, also eine sogenannte<br />

„Watch and wait“-Population, berichtet<br />

Studienautorin Prof. Dr. Deborah<br />

Blumenthal D et al.:<br />

INDIGO: A randomized,<br />

doubleblinded,<br />

phase III<br />

study of vorasidenib<br />

versus placebo in<br />

IDH1 or IDH2 lowgrade<br />

glioma.<br />

Kongress der<br />

European Society of<br />

Medical Oncology<br />

(ESMO), Abstract<br />

#498O, Madrid &<br />

virtuell, 20.10.23<br />

Das Interview mit<br />

Ass.-Prof. PD<br />

Dr. Anna-Sophie<br />

Berghoff finden Sie<br />

auf medonline.at.<br />

Blumenthal von der Universität Tel<br />

Aviv, Israel. Die randomisierte Studie<br />

umfasste eine 1:1-Randomisierung<br />

zu Vorasidenib oder Placebo. Primärer<br />

Endpunkt war das progressionsfreie<br />

Überleben, gemessen vom Zeitpunkt<br />

der Randomisierung bis zum<br />

Fortschreiten der Erkrankung auf der<br />

Basis von MRT-Bildern, während der<br />

wichtigste sekundäre Endpunkt die<br />

Zeit bis zur nächsten Krebsbehandlung<br />

war.<br />

Vorasidenib verlängert PFS<br />

signifikant<br />

Die Studie lieferte einen bemerkenswerten<br />

Erfolg. Vorasidenib verlängerte<br />

das progressionsfreie Überleben<br />

signifikant, mit einem Median von<br />

27,7 Monaten im Vergleich zu 11,1<br />

Monaten in der Placebogruppe (Hazard<br />

Ratio [HR] 0,39). Auch die Zeit<br />

bis zum nächsten Eingriff fiel mit einer<br />

HR von 0,26 zugunsten von Vorasidenib<br />

aus. Subgruppenanalysen<br />

ergaben konsistente Vorteile für die<br />

verschiedenen Mutationstypen. Die<br />

in der Studienpopulation weitverbreitete<br />

IDH1-R132H-Variante zeigte<br />

eine signifikante Verbesserung des<br />

progressionsfreien Überlebens mit<br />

einer HR von 0,33.<br />

Die wichtigste Nebenwirkung, die bei<br />

mit Vorasidenib behandelten Patient:innen<br />

beobachtet wurde, war<br />

ein Anstieg der Leberfunktionsenzyme,<br />

insbesondere der Alanin-Amino-<br />

transferase (ALT) (9,6% vs. 0% in der<br />

Placebogruppe). Die Abbruchrate<br />

aufgrund von unerwünschten Ereignissen<br />

war jedoch mit 3,6 Prozent<br />

relativ niedrig (vs. 1,2% in der Placebogruppe).<br />

Es wurden keine tödlichen<br />

unerwünschten Wirkungen gemeldet.<br />

Große Verbesserung für<br />

Patient:innen<br />

„Die Ergebnisse der INDIGO-Studie<br />

zeigen, dass Vorasidenib bei der Behandlung<br />

von IDH1- und IDH2-mutierten<br />

Gliomen äußerst wirksam ist“,<br />

betont Blumenthal. „Diese aufregenden<br />

Ergebnisse belegen die Wirksamkeit<br />

der gezielten Bekämpfung von<br />

IDH-Mutationen bei niedriggradigen<br />

diffusen Gliomen und haben das Potenzial,<br />

die Notwendigkeit von Chemo-<br />

und Strahlentherapie hinauszuschieben<br />

und die Behandlungslandschaft<br />

für diese Krankheit zu<br />

verändern.“ Die INDIGO-Studie stellt<br />

somit einen großen Fortschritt in der<br />

Behandlung von IDH1- und IDH2-<br />

mutierten Gliomen dar.<br />

Auch Berghoff ist überzeugt, dass die<br />

Studie die Praxis verändern wird. Allerdings<br />

sind noch einige Fragen offen.<br />

Patient:innen mit IDH-mutierten<br />

Gliomen, die einen höheren Grad als<br />

II hatten oder die Gliome aufwiesen,<br />

die im MRT Kontrastmittel aufnahmen,<br />

waren aus der INDIGO-Studie<br />

ausgeschlossen. „Es gibt noch keine<br />

Daten, ob der IDH-Inhibitor auch bei<br />

diesen Patient:innen vielleicht in<br />

Kombination mit einer Chemo- oder<br />

Strahlentherapie auch einen Effekt<br />

hat. Damit wird uns dieses Medikament<br />

in den nächsten Jahren noch<br />

weiter beschäftigen“, so Berghoff. ❙<br />

Foto: vegefox.com/stock.adobe.com<br />

10 <strong>onko</strong> CC 6 / 23


European Society of Medical Oncology (ESMO) III<br />

Applaus für Daten zum<br />

fortgeschrittenen<br />

Urothelkarzinom<br />

Dank exzellenter Daten für das progressionsfreie Überleben wie auch für das Gesamtüberleben<br />

wird die Kombination des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats (ADC)<br />

Enfortumab Vedotin mit Pembrolizumab wohl zum neuen Standard für die Behandlung<br />

von lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom werden.<br />

Von Dr. Rosalia Rutter<br />

❙❙<br />

Trotz neuer Therapieansätze ist<br />

das Langzeitüberleben von Patient:innen<br />

mit lokal fortgeschrittenem<br />

oder metastasiertem Urothelkarzinom<br />

(mUC) schlecht. Um den dringenden<br />

Bedarf an einer Behandlungsalternative<br />

zur Chemotherapie zu<br />

decken, wurden in den letzten 20 Jahren<br />

zahlreiche Studien durchgeführt.<br />

Bisher allerdings ohne Erfolg. Die<br />

Durststrecke scheint nun dank der<br />

EV-302/KEYNOTE-A39-Studie überwunden<br />

zu sein. Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass die Kombination des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats<br />

(ADC)<br />

Enfortumab Vedotin mit Pembrolizumab<br />

(EV+P) das mediane progressionsfreie<br />

Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben<br />

(OS) bei Patient:innen<br />

mit zuvor unbehandeltem fortgeschrittenem<br />

Urothelkarzinom (mUC)<br />

im Vergleich zur Standardbehandlung<br />

verdoppelte. Präsentiert wurden<br />

die überzeugenden Daten von Dr.<br />

Thomas Powles, St. Bartholomew’s<br />

Hospital, London, der für seine Ausführungen<br />

noch während des Vortrages<br />

kräftigen Applaus erhielt.<br />

In der global durchgeführten, offenen,<br />

randomisierten Phase-III-Studie<br />

wurden die Patient:innen mit zuvor<br />

unbehandeltem la/mUC, die für eine<br />

Cisplatin- oder Carboplatin-haltige<br />

Chemotherapie infrage kamen, im<br />

Verhältnis von 1:1 randomisiert und<br />

einem von zwei Studienarmen zugeführt.<br />

Sie erhielten entweder dreiwöchige<br />

Zyklen von EV (1,25mg/kg; IV)<br />

am Tag 1 und 8 plus Pembrolizumab<br />

(200mg; IV) am Tag 1 oder den Standard<br />

of Care (SOC), eine Platin-ba­<br />

sierte Chemotherapie (Cisplatin oder<br />

Carboplatin/Gemcitabin). Primäre<br />

Endpunkte waren das PFS gemäß RE­<br />

CIST v1.1, geprüft durch eine unabhängige<br />

Bewertung (BICR), sowie das<br />

OS. Sekundäre Endpunkte inkludierten<br />

das Gesamtansprechen (ORR)<br />

und die Sicherheit.<br />

Gesamtüberleben: 53%ige<br />

Senkung des Sterberisikos<br />

Insgesamt 886 Patient:innen (EV+P:<br />

442; Chemo: 444) nahmen an der Studie<br />

teil. Zum Zeitpunkt des Daten-<br />

Cut-offs betrug die mediane Nachbeobachtungszeit<br />

17,2 Monate. Im Vergleich<br />

zur Chemotherapie verbesserte<br />

die Kombinationsbehandlung EV+P<br />

das PFS mit 12,5 vs. 6,3 Monaten signifikant<br />

(HR 0,45; 95%-KI: 0,38–0,54;<br />

p


Osimertinib (TAGRISSO ® )<br />

Osimertinib verlängert Gesamtüberleben<br />

beim resektablen EGFRm NSCLC<br />

Bereits vor drei Jahren wurde in der ADAURA-Studie für den Tyrosinkinase-Inhibitor Osimertinib in der adjuvanten<br />

Behandlung von Patient:innen mit EGFR-mutiertem, vollständig reseziertem nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom<br />

im Vergleich zu Placebo eine signifikante Verlängerung des krankheitsfreien Überlebens (DFS) demonstriert. Die nun<br />

veröffentlichten Daten bestätigen die eindrucksvolle Risikoreduktion durch Osimertinib auch im Gesamtüberleben der<br />

Patient:innen, unabhängig von einer etwaigen adjuvanten Chemotherapie.<br />

Von Reno Barth<br />

❙❙<br />

Beim resektablen nicht-kleinzelligen<br />

Lungenkarzinom (NSCLC) ist in den meisten<br />

Fällen nach chirurgischer Resektion eine<br />

adjuvante Therapie indiziert. Dennoch<br />

bleibt das Rezidiv- und Sterberisiko in den<br />

Stadien IB bis IIIA hoch und lag in einer 2008<br />

publizierten Studie zwischen 45 (Stadium<br />

IB) und 62 (Stadium II) Prozent bzw. 76 Prozent<br />

im Stadium III. 1 Patient:innen mit EGFR<br />

(epidermal growth factor receptor)-Mutation<br />

haben nach adjuvanter Chemotherapie<br />

im Vergleich zu EGFR wild-type eine<br />

schlechtere Prognose. 2,3<br />

In der ADAURA-Studie wurde für Osimertinib,<br />

einen oralen, irreversiblen EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitor<br />

(TKI) der dritten Generation,<br />

eine signifikante Verlängerung des<br />

krankheitsfreien Überlebens beim NSCLC<br />

Stadium IB bis IIIA mit EGFR-Mutation (Deletion<br />

im Exon 19 oder Substitutionsmutation<br />

im Exon 21 [L858R]) nach vollständiger<br />

Tumorresektion gezeigt. 4<br />

Die Studienbehandlung<br />

lief in ADAURA über drei Jahre<br />

oder bis zum Eintreten von Krankheitsprogression<br />

oder Therapieabbruch.<br />

Risiko von Rezidiv oder Tod<br />

um mehr als 70 Prozent reduziert<br />

In der doppelblinden Phase-III-Studie wurden<br />

682 Patient:innen nach kompletter Resektion<br />

ihres Tumors randomisiert mit Osimertinib<br />

(80mg/d) oder Placebo behandelt.<br />

Im Rahmen des ESMO-Kongresses 2022<br />

wurde ein Update der ADAURA-Daten präsentiert,<br />

das nach vier Jahren in der Gesamtpopulation<br />

der Studie (Stadium IB–IIIA) im<br />

Vergleich zum Placebo-Arm ein um 73 Prozent<br />

reduziertes Risiko von Rezidiv oder Tod<br />

zeigte (HR 0,27; 95%-KI: 0,21–0,34). Die deutliche<br />

Überlegenheit von Osimertinib war<br />

durch alle Subgruppen und Endpunkte<br />

konsistent. 5 Das am ESMO 2022 vorgestellte<br />

Update der Daten zeigt in der Osimertinib-<br />

Gruppe der ADAURA-Gesamtpopulation<br />

(Stadium IB–IIIA) ein medianes krankheitsfreies<br />

Überleben (DFS) von 65,8 Monaten<br />

(95% KI: 61,7–NC) vs. 28,1 Monate im Placebo-Arm<br />

(95% KI: 22,1–35,0). Mit einer Reduktion<br />

des Risikos von Hirnmetastasen um 76<br />

Prozent in der Population im Stadium II bis<br />

IIIA (HR 0,24; 95%-KI: 0,14–0,42) zeigte Osimertinib<br />

auch eine ausgeprägte protektive<br />

Wirkung im ZNS. 5<br />

Signifikant verlängertes<br />

Gesamtüberleben nach fünf Jahren<br />

Die Ergebnisse der geplanten finalen Analyse<br />

inklusive der Daten zum Gesamtüberleben<br />

(OS) wurden nun publiziert. 6 Sie zeigen eine<br />

signifikante Verlängerung des Gesamtüberlebens<br />

in der Osimertinib-Gruppe. In der<br />

Gruppe der Patient:innen mit NSCLC im Stadium<br />

II bis IIIA betrug das Überleben nach<br />

fünf Jahren in der Osimertinib-Gruppe 85<br />

Prozent im Vergleich zu 73 Prozent in der<br />

Placebo-Gruppe (HR für Tod 0,49; 95,03%-<br />

KI: 0,33–0,73; p


EIN WEG, DER EINEN STARKEN<br />

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VOLLER DATENDRANG:<br />

–Signifikanter Überlebensvorteilim NSCLC 1,2<br />

–GuteVerträglichkeit 3<br />

–ProtektiveWirkung im ZNS 3–5<br />

AT-9412, 07/<strong>2023</strong><br />

referenzen:<br />

1. Ramalingam SS et al. N Engl J Med. 2020; 382(1): 41–50. 2. Tsuboi M et al. Overall Survival with Osimertinibin Resected EGFR-Mutated NSCLC. N Engl J Med. June 4, <strong>2023</strong>; DOI: 10.1056/NEJMoa2304594.<br />

3. Fachinformation TAGRISSO®, Stand 10/2022. 4. Reungwetwattana T et al. J Clin Oncol. 2018; 36: 3290–3297. 5. Wu Y-L et al. N Engl J Med. 2020; 383(18): 1711-1723.<br />

fachkurzinformation tagrisso®<br />

Bezeichnung des Arzneimittels, TAGRISSO® 40 mg Filmtabletten, TAGRISSO® 80 mg Filmtabletten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastische Mittel, Protein-kinase-Inhibitoren. ATC Code:<br />

L01EB04. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: TAGRISSO® 40 mg Tabletten: Jede Tablette enthält 40 mg Osimertinib (als Mesilat). TAGRISSO® 80 mg Tabletten: Jede Tablette enthält 80 mg<br />

Osimertinib (als Mesilat). Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung TAGRISSO® 40 mg Tabletten: Jede Tablette enthält 0,3 mg Natrium. TAGRISSO® 80 mg Tabletten: Jede Tablette enthält 0,6 mg<br />

Natrium. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Mannitol (Ph. Eur.), Mikrokristalline Cellulose, Hyprolose (5,0-16,0 %) (E463), Natriumstearylfumarat (Ph. Eur.); Filmüberzug: Poly(vinylalkohol), Titandioxid<br />

(E171), Macrogol (3350)Talkum, Eisen(III)hydroxid-oxid x H2O (E172), Eisen(III)-oxid (E172), Eisen(II,III)-oxid (E172) ANWENDUNGSGEBIETE TAGRISSO® ist als Monotherapie angezeigt zur: • adjuvanten Behandlung<br />

nach vollständiger Tumorresektion bei erwachsenen Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) im Stadium IB-IIIA, deren Tumoren Mutationen des epidermalen WachstumsfaktorRezeptors<br />

(Epidermal Growth Factor Receptor, EGFR) als Deletion im Exon 19 oder Substitutionsmutation im Exon 21 (L858R) aufweisen (siehe Abschnitt 5.1 der Fachinformation). • Erstlinientherapie von erwachsenen<br />

Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC mit aktivierenden EGFR-Mutationen. • Behandlung von erwachsenen Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem EGFR-<br />

T790M-mutationspositivem NSCLC. GEGENANZEIGEN Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 der Fachinformation genannten sonstigen Bestandteile. Johanniskraut darf<br />

nicht zusammen mit TAGRISSO® angewendet werden (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation). Inhaber der Zulassung AstraZeneca AB, SE-151 85 Södertälje, Schweden REZEPTPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT<br />

Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten STAND DER INFORMATION 03/2022. Informationen zu den Abschnitten besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung,<br />

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie den Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten<br />

Fachinformation (z. B. Austria Codex) zu entnehmen.<br />

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AT-9294, <strong>06</strong>/<strong>2023</strong><br />

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European Society of Medical Oncology (ESMO) IV<br />

Vorteile für das fortgeschrittene<br />

HR+/HER2- Mammakarzinom<br />

Das gegen TROP-2 gerichtete Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Datopotamab Deruxtecan (Dato-DXd) zeigt in der Phase-<br />

III-Studie TROPION-Breast01 eine vielversprechende Aktivität bei stark vorbehandelten Patientinnen mit inoperablem<br />

oder metastasiertem Hormonrezeptor-positivem, HER2-negativem Mammakarzinom (HR+/HER2- BC). Die Ergebnisse<br />

der global durchgeführten Studie mit Patientinnen, deren Erkrankung nach einer oder zwei Chemotherapielinien weiter<br />

fortgeschritten ist, wurden von Dr. Aditya Bardia, Massachusetts General Hospital, USA, am diesjährigen ESMO-<br />

Kongress präsentiert.<br />

Von Dr. Rosalia Rutter<br />

Neoadjuvantes Nivolumab für Hochrisiko-ER+/HER2- Brustkrebs im frühen Stadium<br />

ER-positiver/HER2-negativer Brustkrebs ist der<br />

häufigste Subtyp und mit einer relativ günstigen<br />

Prognose verbunden. Es besteht jedoch<br />

nach wie vor der Bedarf, die Ergebnisse zu<br />

verbessern und das Risiko eines Fernrezidivs bei<br />

Hochrisikopatientinnen im frühen Stadium zu<br />

verringern. Jüngste Fortschritte in der Krebstherapie<br />

haben das Potenzial von PD-1-gerichteten<br />

Wirkstoffen wie Nivolumab zur Verbesserung<br />

der pathologischen Ansprechraten<br />

(pCR) und der klinischen Ergebnisse in verschiedenen<br />

Brustkrebsstadien aufgezeigt.<br />

Die prospektive, randomisierte, doppelblinde,<br />

placebokontrollierte Phase-III-Studie Check-<br />

Mate 7FL sollte die Wirksamkeit des PD-1-<br />

Inhibitors Nivolumab in Kombination mit<br />

einer neoadjuvanten Chemotherapie und einer<br />

adjuvanten endokrinen Therapie bei ER-positivem/HER2-negativem<br />

primärem Brustkrebs<br />

mit hohem Rezidivrisiko untersuchen.<br />

In die Studie wurde eine Gruppe von neu<br />

diagnostizierten, behandlungsfreien Brustkrebspatientinnen<br />

aufgenommen, wobei der<br />

ER-Status zentral bestätigt wurde. Die Patientinnen<br />

wurden randomisiert, um Nivolumab<br />

oder Placebo zusammen mit vier Zyklen<br />

wöchentlichem Paclitaxel, gefolgt von vier<br />

Zyklen Anthracyclin plus Cyclophosphamid<br />

(AC), zu erhalten, gefolgt von einer Operation<br />

und einer adjuvanten endokrinen Therapie<br />

plus Nivolumab oder Placebo.<br />

Nivolumab verbessert pCR deutlich in<br />

PD-L1-positiver Population. Die Ergebnisse<br />

der Studie zeigten, dass die Zugabe von Nivolumab<br />

zur neoadjuvanten Chemotherapie die<br />

pCR-Rate signifikant von 13,8 auf 24,5 Prozent<br />

erhöhte. Dieser Effekt war in der PD-L1-positiven<br />

Population mit einem absoluten Unterschied<br />

von 24,1 Prozent und einer Odds Ratio<br />

von 3,11 noch ausgeprägter (pCR: 20,2% in der<br />

Placebo-Gruppe vs. 44,3% in der Nivolumab-<br />

Gruppe). Der PD-L1-Status erwies sich als<br />

entscheidende Determinante für den Nutzen<br />

von Nivolumab, da PD-L1-negative Patientinnen<br />

nur einen marginalen Nutzen erzielten.<br />

Darüber hinaus zeigte eine Subgruppenanalyse<br />

den konsistenten Nutzen von Nivolumab bei<br />

verschiedenen Patientenmerkmalen, einschließlich<br />

Knotenstatus, klinischem Stadium,<br />

Alter und AC-Schema. Der Zusatz von Nivolumab<br />

verbesserte auch die Raten zur residualen<br />

Krebslast (residual cancer burden – RCB<br />

0/1-Raten), wobei auch hier die Verbesserung<br />

bei PD-L1-posititven Patientinnen um ein<br />

Vielfaches größer war.<br />

Vergleichbare Anzahl unerwünschter<br />

Ereignisse. In Bezug auf die Sicherheit ergab<br />

die Studie eine ähnliche Häufigkeit von unerwünschten<br />

Ereignissen zwischen der Nivolumab-<br />

und der Placebo-Gruppe. Erwartete<br />

immunbedingte Ereignisse waren Schilddrüsenfunktionsstörungen,<br />

Hypophysitis und<br />

Nebenniereninsuffizienz. Das allgemeine<br />

Sicherheitsprofil entsprach den bekannten<br />

Eigenschaften von Nivolumab.<br />

Die Ergebnisse der Phase-III-Studie CheckMate<br />

7FL belegen deutlich verbesserte pathologische<br />

Ansprechraten für Hochrisikopatientinnen<br />

mit ER+/HER2- Brustkrebs im frühen<br />

Stadium, wenn Nivolumab einer neoadjuvanten<br />

Chemotherapie hinzugefügt wird.<br />

Johanna Wolfsberger, PhD<br />

Loi S et al.: A randomized, double-blind trial of nivolumab<br />

(NIVO) vs. placebo (PBO) with neoadjuvant chemotherapy<br />

(NACT), followed by adjuvant endocrine therapy (ET) ± NIVO<br />

in patients (pts) with high-risk, ER+ HER2- primary breast cancer<br />

(BC). Kongress der European Society of Medical Oncology<br />

(ESMO), Abstract #LBA20, Madrid & virtuell, 20.10.23<br />

Foto: Design Cells/stock.adobe.com<br />

14 <strong>onko</strong> CC 6 / 23


❙ Die Standard-Erstbehandlung für<br />

die Patientinnen, die an diesem sehr<br />

häufigen Subtyp erkranken, ist eine<br />

endokrine Therapie (ET). Die meisten<br />

Patientinnen mit fortgeschrittener<br />

Erkrankung entwickeln jedoch<br />

eine Resistenz, was den Bedarf an<br />

zusätzlichen Therapieoptionen unterstreicht.<br />

TROP-2 ist ein Protein, das<br />

bei diesem Subtyp bzw. auch beim<br />

triple-negativen Mammakarzinom<br />

breit exprimiert wird. Die Expression<br />

von TROP-2 wird mit einer erhöhten<br />

Tumorprogression und einer schlechten<br />

Überlebensrate bei diesen Patientinnen<br />

in Verbindung gebracht.<br />

In der Studie wurden erwachsene Patientinnen<br />

mit inoperablem oder metastasiertem<br />

HR+/HER2- BC, bei denen<br />

die endokrine Therapie eine Progression<br />

gezeigt hatte oder für die die<br />

ET nicht geeignet war und die zuvor<br />

ein bis zwei systemische Therapien<br />

(CT) erhalten hatten, im Verhältnis<br />

1:1 zu Dato-DXd (6mg/kg Q3W) oder<br />

einer Chemotherapie (CT) nach Wahl<br />

des Prüfarztes (Eribulin, Vinorelbin,<br />

Capecitabin oder Gemcitabin) randomisiert.<br />

Duale primäre Endpunkte<br />

waren das progressionsfreie Überleben<br />

(PFS), begutachtet durch eine<br />

verblindete unabhängige zentrale<br />

Überprüfung (BICR) gemäß RECIST<br />

1.1, und das Gesamtüberleben (OS).<br />

Bei HR+/HER2-<br />

frühem<br />

Brustkrebs<br />

Bardia A et al.:<br />

Primary results from<br />

the randomised<br />

phase III TROPION-<br />

Breast01 trial.<br />

Kongress der<br />

European Society of<br />

Medical Oncology<br />

(ESMO), Abstract<br />

#LBA11, Madrid &<br />

virtuell, 23.10.23<br />

motherapie erhalten hatten, gegenüber<br />

Dato-DXd verdoppelt. Als häufigste<br />

Nebenwirkung wurden Anä mie,<br />

Neutropenie, trockene Augen, gastrointestinale<br />

Beschwerden, Alopezie<br />

und Fatigue angeführt.<br />

Die Frage, ob unselektionierte HR+/<br />

HER2- BC-Patientinnen Dato-DXd erhalten<br />

sollten, wurde vom Kommentator<br />

der Studie, Dr. Sarat Chandarlapaty,<br />

Sloan Kettering Cancer Center, mit<br />

Ja beantwortet. Allerdings, so der Experte<br />

weiter, werden inzwischen auch<br />

andere Antikörper-Wirkstoff-Konjugate<br />

geprüft und es ist auch noch ungeklärt,<br />

welcher Stellenwert small molecules<br />

im Vergleich zu Dato-DXd zukommt<br />

bzw. zu welchem Zeitpunkt<br />

Patientinnen den neuen Wirkstoff erhalten<br />

sollten. „Wir benötigen auch<br />

dringend weitere Untersuchungen zu<br />

diesen Medikamenten, die alle auf<br />

Topoisomerase I abzielen, ob das nun<br />

HER2, HER3 oder TROP-2 betrifft, um<br />

die Dauer des Ansprechens bei HER2-<br />

niedrigem BC in ähnlichem Maße zu<br />

verbessern wie bei HER2-überexprimierendem<br />

BC“, so Chandarlapaty. ❙<br />

Bei HR+/HER2-<br />

metastasiertem<br />

Brustkrebs<br />

PFS: 6,9 vs. 4,9 Monate<br />

732 Patientinnen wurden rekrutiert<br />

und in die Studie eingeschlossen (Dato-DXd:<br />

365; CT: 367). Das mediane<br />

Follow-up betrug 10,8 Monate. Bei<br />

den Patientinnen, die Dato-DXd erhielten,<br />

war das PFS gegenüber CT<br />

signifikant verbessert (HR 0,63; 95%-<br />

KI: 0,52–0,76; p


European Society of Medical Oncology (ESMO) V<br />

Highlights der gynäkologischen<br />

Onkologie<br />

Ob Zervix-, Ovarial- oder Endometriumkarzinom – am diesjährigen<br />

ESMO-Kongress wurden zahlreiche Studien präsentiert, die teils praxisverändernde<br />

Daten lieferten. Ao. Univ.-Prof. Dr. Alexander Reinthaller<br />

berichtet über die Neuerungen, die dadurch bevorstehen.<br />

Das Gespräch führte Johanna Wolfsberger, PhD<br />

<strong>CliniCum</strong> <strong>onko</strong>: Was waren Ihre Highlights zum Zervixkarzinom<br />

am ESMO-Kongress <strong>2023</strong>?<br />

Reinthaller: Zum lokal fortgeschrittenen Zervixkarzinom<br />

wurden zwei praxisverändernde Studien vorgestellt, die<br />

sicherlich Highlights darstellen. Die INTERLACE-Studie<br />

hat beim lokal fortgeschrittenen Zervixkarzinom eine<br />

sogenannte Induktionschemotherapie untersucht. Die<br />

sechswöchige Induktionschemotherapie mit wöchentlichem<br />

Carboplatin und Paclitaxel, gefolgt von einer Standard-Chemo-Strahlentherapie,<br />

wurde mit alleiniger Chemo-Strahlentherapie<br />

verglichen. Beide primären Endpunkte<br />

der Studie, das progressionsfreie Überleben und<br />

das Gesamtüberleben, wurden erreicht.<br />

Die Toxizität war wie erwartet. Durch die Chemotherapie<br />

stieg zwar die hämatologische Toxizität an, prinzipiell waren<br />

die Nebenwirkungen aber gut managebar. In Summe<br />

kann man sagen, dass die Induktionschemotherapie eine<br />

signifikante Verbesserung in der Behandlungseffektivität<br />

bringt und damit zu einem neuen Therapiestandard werden<br />

könnte.<br />

Die zweite Studie, die auf ein ähnliches Kollektiv abgezielt<br />

hat, war die ENGOT-cx11-Studie. Hier wurde die Chemo-<br />

Strahlentherapie plus/minus dem Checkpoint-Inhibitor<br />

Pembrolizumab untersucht. Das PFS, der primäre Endpunkt,<br />

wurde erreicht. Die Daten für das Gesamtüberleben<br />

waren noch unreif, allerdings hat sich gezeigt, dass die<br />

Kurven bereits beginnen auseinanderzugehen. Die Nebenwirkungen<br />

waren auch hier wie erwartet und insgesamt<br />

war die Therapie gut verträglich.<br />

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Welche der<br />

beiden Optionen wählt man?<br />

Es gibt zwei Punkte, die man anmerken kann. Die Kollektive<br />

unterscheiden sich etwas, danach könnte man sich also<br />

richten. Es gibt aber auch schon erste Stimmen, die sagen,<br />

man könnte beides verwenden, sowohl Induktionschemotherapie<br />

als auch dann den Checkpoint-Inhibitor. Dazu<br />

gibt es bei Karzinomen des Mund-Nasen-Rachen-Raumes<br />

bereits eine Studie (CONTINUUM), die diese Kombination<br />

untersucht hat und eine Verbesserung belegen konnte.<br />

Und wie sieht es in der Zweitlinie aus?<br />

Die ENGOT-cx12-Studie hat das Antibody-drug conjugate<br />

Tisotumab vedotin beim rezidivierten metastasierten Zervixkarzinom<br />

in der Zweitlinie untersucht. Das Gesamtüberleben<br />

war signifikant verbessert. Auch diese Studie<br />

hat also den primären Endpunkt erreicht. Wenn das Präparat<br />

zugelassen und erhältlich ist, stellt es durchaus eine<br />

neue Option in der Zweitlinientherapie und damit eine<br />

Praxisveränderung dar.<br />

Beim Ovarialkarzinom gab es Ergebnisse zum<br />

PARP-Inhibitor Senaparib. Wie schätzen Sie diese<br />

Daten ein?<br />

Die FLAMES-Studie mit Senaparib hat im Wesentlichen die<br />

Ergebnisse der Vorgängerstudien SOLO-1, PRIMA und<br />

PAOLA bestätigt. Senaparib zeigt eine hohe Effektivität bei<br />

allen Patientinnen, insbesondere bei jenen mit BRCA-Mutation.<br />

Was in dieser Studie fehlt, ist die HRD-Testung. Das<br />

Kollektiv ohne BRCA-Mutation enthält somit auch HRdefiziente<br />

Patientinnen, womit auch in diesem Kollektiv ein<br />

guter Effekt nachzuweisen war. Interessant ist auch, dass es<br />

eine rein asiatische Population war. Somit kann man sehen,<br />

ob ethnische Unterschiede eventuell eine Rolle spielen. Die<br />

Studie hat deutlich bestätigt, dass PARP-Inhibitoren hocheffektiv<br />

sind. Und sie wirken dort am effektivsten, wo eine<br />

Defizienz der homologen Rekombination nachgewiesen ist.<br />

Wie sieht es hier mit dem Nebenwirkungsprofil aus?<br />

Das Nebenwirkungsprofil war ähnlich wie bei den anderen<br />

PARP-Inhibitoren. Im Wesentlichen treten hämatologische<br />

Nebenwirkungen, hier vor allem Anämie und Neutropenie,<br />

Übelkeit und Müdigkeit auf. Thrombopenien sind<br />

seltener als unter Niraparib, wo dies ein größeres Thema<br />

darstellt. Innerhalb der ersten sechs Monate verschwinden<br />

diese Nebenwirkungen bei den meisten Patientinnen.<br />

Eine Studie zum Ovarialkarzinom, die negativ ausgegangen<br />

ist, ist die ANITA-Studie. Was kann man<br />

aus diesen Daten lernen?<br />

Die ANITA-Studie ist eine wesentliche Studie beim fortgeschrittenen<br />

Ovarialkarzinom. Sie hat eine Kombination<br />

von Atezolizumab, einem PD-L1-Inhibitor, und einer platinhaltigen<br />

Chemotherapie beim platinsensitiven Rezidiv<br />

untersucht. In der Erhaltungstherapie wurde der PARP-<br />

Inhibitor Niraparib plus Atezolizumab gegeben oder Niraparib<br />

plus Placebo.<br />

Zum Hintergrund der Studie: Man weiß, dass das Ovarialkarzinom<br />

für Immuntherapien prinzipiell schlecht zu-<br />

Fotos: veleri_kz/stock.adobe.com, Privat<br />

16 <strong>onko</strong> CC 6 / 23


gänglich ist. Es wurde also getestet, ob die Zugabe eines<br />

PARP-Inhibitors den Tumor für eine Immuntherapie zugänglicher<br />

macht. Das hat sich nicht bewahrheitet. Die<br />

Studie hat ihren primären Endpunkt nicht erreicht. Trotzdem<br />

ist es eine wichtige Studie, weil man sieht, dass die<br />

Kombination aus Checkpoint-Inhibitor und PARP-Inhibitor<br />

nicht den gewünschten Effekt hat.<br />

„Wir brauchen bessere Biomarker, um differenzieren<br />

zu können, wer von der Therapie profitiert.<br />

PD-L1 ist kein sehr aussagekräftiger Marker.“<br />

Ao. Univ.-Prof.<br />

Dr. Alexander<br />

Reinthaller<br />

Abteilung für<br />

Gynäkologie &<br />

Gynäkologische<br />

Onkologie,<br />

Universitätsklinik<br />

für Frauenheilkunde,<br />

Gynäkologisches<br />

Tumorzentrum;<br />

Ordensklinikum<br />

Linz<br />

Zwei Phase-III-Studien deuten auf den Nutzen einer<br />

Immuntherapie bei Patientinnen mit fortgeschrittenem<br />

Endometriumkarzinom hin. Was lässt sich<br />

dazu sagen?<br />

Beginnen wir mit der DUO-E-Studie. Diese dreiarmige<br />

Studie hat beim fortgeschrittenen Endometriumkarzinom<br />

eine Kombination aus Chemotherapie (Carboplatin plus<br />

Taxol) plus/minus Durvalumab (PD-L1-Inhibitor) und in<br />

der anschließenden Erhaltungstherapie Placebo/Placebo<br />

vs. Durvalumab/Placebo vs. Durvalumab/Olaparib<br />

(PARP-Inhibitor) untersucht.<br />

In beiden expermimentellen Armen war ein Unterschied<br />

zum Kontrollarm zu sehen, wobei in der ITT-Population die<br />

Kombination mit Durvalumab plus Olaparib etwas bes ser<br />

performt hat. Wenn man sich die teilweise bemerkenswerten<br />

Ergebnisse der Subgruppenanalysen anschaut, sieht<br />

man, dass Olaparib keinen zusätzlichen Vorteil bei Missmatch-repair(MMR)-defizienten<br />

Patientinnen gebracht<br />

hat. Das ist nicht unerwartet, weil diese Patientinnen besonders<br />

gut auf eine Immuntherapie ansprechen. Ein<br />

PARP-Inhibitor scheint hier additiv nicht viel zu bringen.<br />

Bei der MMR-profizienten Gruppe konnte man einen Vorteil<br />

für beide experimentellen Therapiearme erkennen.<br />

In der Gruppe der PD-L1-positiven Patientinnen war ein<br />

deutlicher Vorteil mit Durvalumab/Olaparib zu sehen. Dieser<br />

Unterschied war in der PD-L1-negativen-Gruppe nicht<br />

erkennbar. Allerdings schnitten auch hier die experimentellen<br />

Therapiearme etwas besser ab als die Kontrolle.<br />

Fazit: Wir brauchen bessere Biomarker, um differenzieren<br />

zu können, wer wirklich von der Therapie profitiert. PD-L1<br />

ist kein sehr aussagekräftiger Marker. Zudem müssen die<br />

Langzeitergebnisse und Gesamtüberlebensraten abgewartet<br />

werden, um zu sehen, ob die Kombination z.B. bei der<br />

MMR-profizienten Gruppe einen deutlichen Effekt zeigt.<br />

Die zweite Studie, die AtTEnd-Studie, hat den PD-L1-Inhibitor<br />

Atezolizumab bei fortgeschrittenem Endometriumkarzinom<br />

nach Chemotherapie in der Erstlinie untersucht,<br />

inklusive einer Erhaltungstherapie. Im Wesentlichen<br />

haben sich die Daten bestätigt, die wir aus den vorangegangenen<br />

Studien RUBY und NRG-GY018 kennen.<br />

Der Checkpoint-Inhibitor war hocheffektiv, insbesondere<br />

in der Gruppe der MMR-defizienten Patientinnen.<br />

Es gibt immer wieder die Diskussion, ob nicht der PD1-<br />

Inhibitor etwas effektiver als der PD-L1-Inhibitor ist. Bis<br />

dato gibt es aber keinen Head-to-head-Vergleich. Wir können<br />

es also nicht wirklich sagen. Die AtTEnd-Studie hat<br />

das bestätigt, was wir schon wissen. Sie ist also eine konfirmative<br />

Studie – was wichtig ist –, hat aber keinen Booster<br />

an neuen Erkenntnissen gebracht.<br />

Was erwartet uns in nächster Zukunft im Bereich<br />

der gynäkologischen Krebserkrankungen?<br />

Im Bereich der Antibody-drug conjugates tut sich gerade<br />

sehr viel. Durch modifizierte Linker-Proteine, auch enzymatisch<br />

teilbar und damit peripher stabiler, werden wir<br />

höchstwahrscheinlich weitere Verbesserungen im Hinblick<br />

auf Wirkung und Toxizität sehen. Weiters erwarten<br />

wir Studiendaten zu Tumorvakzinen beim Ovarialkarzinom.<br />

Interessant ist auch die Kombination aus mRNA-<br />

Vakzinen und Checkpoint-Inhibitoren. Zurzeit wird außerdem<br />

ein modifiziertes Interleukin-2 in klinischen Studien<br />

untersucht, das eine deutlich geringere Toxizität<br />

aufweist als frühere Optionen. Es sind also spannende<br />

Ausblicke und es kommt sicher noch einiges auf uns zu.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Krebs<br />

kennt<br />

keine<br />

Grenzen.<br />

1123-BRU-PRC-005<br />

©gettyimages/luismolina


European Society of Medical Oncology (ESMO) VI<br />

Let’s talk about sex<br />

Krebs und die damit verbundenen Behandlungen können tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben<br />

der Betroffenen haben, die sich oft auch auf intime Aspekte erstrecken. Die sexuelle Gesundheit, ein<br />

wesentliches Element des allgemeinen Wohlbefindens, wird durch eine Krebsdiagnose und dadurch<br />

notwendige Therapien häufig gestört und verändert. Zahlreiche Studien belegen, wie wichtig es ist,<br />

das oft übersehene Thema der sexuellen Gesundheit in der Krebsbehandlung zu berücksichtigen.<br />

Von Johanna Wolfsberger, PhD<br />

❙ Sexualität und Intimität sind wesentliche Bestandteile<br />

einer hohen Lebensqualität. Die Prävalenz sexueller Probleme<br />

bei Krebspatient:innen ist erschreckend hoch und<br />

schwankt je nach Krebsart und Behandlung zwischen 20<br />

und 100 Prozent. Diese Probleme können noch lange nach<br />

Abschluss der Behandlung fortbestehen, sodass Nachsorge<br />

und Unterstützung unerlässlich sind. Darüber hinaus<br />

ist die sexuelle Gesundheit ein Thema für alle Betroffenen<br />

und Überlebenden, unabhängig von Alter, Geschlecht<br />

oder anderen demografischen Merkmalen, erklärt Hans<br />

Neefs, Mitglied der Association of European Cancer<br />

Leagues (ECL) und Leiter der Patient Support Working<br />

Group zum Thema Sexualität.<br />

Mangel an Informationen<br />

Wie wichtig es ist, die sexuelle Gesundheit im Zusammenhang<br />

mit Krebs zu thematisieren, wird deutlich, wenn man<br />

die Erfahrungen der Patient:innen betrachtet. Viele Menschen,<br />

die mit einer Krebserkrankung zu kämpfen haben,<br />

berichten von einem Mangel an Informationen und Betreuung<br />

in Bezug auf sexuelle Probleme. Neefs hebt hervor,<br />

dass eine Umfrage unter ECL-Mitgliedern gezeigt hat, dass<br />

es in den europäischen Gesundheitssystemen erhebliche<br />

Informations- und Versorgungslücken bei der Behandlung<br />

dieser Probleme gibt. Die Ergebnisse decken sich auch mit<br />

internationalen Forschungsergebnissen, so Neefs.<br />

Betroffene wünschen sich bessere<br />

Kommunikation<br />

Die Daten der #DareToTalk-Kampagne, die 2022 in Flandern,<br />

Belgien, durchgeführt wurde, belegen, dass nur<br />

eine:r von vier Patient:innen vor der Behandlung ausreichende<br />

Informationen über die potenziellen sexuellen<br />

Folgen erhalten hat. Dieses Informationsdefizit ist besonders<br />

deutlich bei Prostatakrebs, dessen Behandlung<br />

vermehrt mit Impotenz oder Erektionsstörungen einhergeht.<br />

Nur zwei von drei Patient:innen gaben in der Umfrage an,<br />

vor einer eingeleiteten Therapie Informationen zum Thema<br />

Sexualität erhalten zu haben. Weniger als die Hälfte<br />

der Befragten besprach das Thema Sexualität während<br />

oder nach der Krebsbehandlung mit dem medizinischen<br />

Fachpersonal. 72 Prozent der Personen, bei denen das<br />

Thema nicht zur Sprache kam, hätten sich allerdings gewünscht,<br />

darüber zu sprechen.<br />

Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse der Umfrage, dass<br />

die Kommunikation über die sexuelle Gesundheit im Allgemeinen<br />

von der betroffenen Person selbst initiiert wird.<br />

Mehr als 70 Prozent der Patient:innen würden sich allerdings<br />

erwarten, dass das medizinische Fachpersonal diese<br />

Gespräche initiiert. Die Diskrepanz zwischen Erwartungen<br />

und Realität unterstreicht den Bedarf an besseren<br />

Kommunikationsstrategien.<br />

Zahlreiche Gesprächsbarrieren<br />

Auf beiden Seiten gibt es jedoch Barrieren, die diese wichtigen<br />

Gespräche behindern. Die Betroffenen schämen sich<br />

und geben dem Überleben während der Behandlung den<br />

Vorrang vor der Lebensqualität. Auch den Angehörigen<br />

der Gesundheitsberufe kann es unangenehm sein, über<br />

Sexualität zu sprechen. Häufig fehlt auch ausreichend Zeit<br />

für solche Gespräche. Sprache, Kultur und religiöse Überzeugungen<br />

stellen ebenfalls Hindernisse für die Aufnahme<br />

von Gesprächen über dieses intime Thema dar.<br />

Sexualität aktiv ansprechen<br />

Die hohe Prävalenz sexueller Probleme und ihre Persistenz<br />

im Laufe der Zeit unterstreichen, wie wichtig es ist,<br />

dieses Thema in allen Phasen der Krebserkrankung anzusprechen.<br />

Um die Lücke in der Qualitätsversorgung zu<br />

schließen, müssen die Angehörigen der Gesundheitsberufe<br />

die sexuelle Gesundheit ihrer Patient:innen anerkennen<br />

und sich aktiv an Gesprächen mit ihnen beteiligen,<br />

um sicherzustellen, dass die sensible Natur des Themas<br />

die notwendige Versorgung und Unterstützung<br />

nicht behindert. Durch die Bereitstellung rechtzeitiger<br />

und umfassender Informationen können Angehörige der<br />

Gesundheitsberufe die allgemeine Lebensqualität von<br />

Krebspatient:innen verbessern, unabhängig von ihrem<br />

Hintergrund oder ihrer Krebsart. Gleichzeitig wird damit<br />

bekräftigt, dass die sexuelle Gesundheit ein legitimes Anliegen<br />

von Krebspatient:innen ist.<br />

❙<br />

„Let’s break the taboo around cancer and sexuality: Improving communication<br />

and care“, Session im Rahmen des European Society of Medical<br />

Oncology (ESMO) Kongresses <strong>2023</strong>, Madrid & virtuell, 22.10.23<br />

Foto: Kay/stock.adobe.com<br />

18 <strong>onko</strong> CC 6 / 23


Die Auswirkungen von Krebs auf die sexuelle Gesundheit von AYAs<br />

Krebskranke Jugendliche und junge Erwachsene<br />

(AYAs – adolescents and young adults)<br />

stellen eine kleine und doch einzigartige<br />

Patientengruppe dar, die vor besonderen<br />

Herausforderungen steht. Ihre sexuelle Gesundheit<br />

ist ein wesentlicher Faktor für ihr<br />

allgemeines Wohlbefinden. Ihre Erfahrungen<br />

unterscheiden sich deutlich von denen von<br />

Kindern und älteren Erwachsenen.<br />

Besondere Merkmale krebskranker AYAs. Die<br />

Sexualität junger Menschen ist ein komplexer<br />

und sich weiterentwickelnder Aspekt ihres Lebens.<br />

Typischerweise erlebt diese Altersgruppe<br />

ihre ersten sexuellen Begegnungen, erkundet<br />

ihre sexuelle Orientierung und denkt über<br />

Familienplanung nach. Eine Krebserkrankung<br />

unterbricht diese natürliche Entwicklung. Das<br />

veränderte Körperbild, die Sorge um die Fruchtbarkeit<br />

und die veränderten körperlichen Funktionen<br />

führen zu Ängsten und Befürchtungen,<br />

die sich auf ihr Selbstwertgefühl, ihre Beziehungen<br />

und ihre sexuelle Entwicklung auswirken.<br />

Ganzheitliche Betreuung für junge Menschen<br />

mit Krebs. Um die vielfältigen Herausforderungen<br />

zu bewältigen, mit denen junge<br />

Menschen mit Krebs konfrontiert sind, ist eine<br />

integrierte Versorgung unerlässlich. „In den<br />

Niederlanden arbeitet ein Netz von etwa 70<br />

Krankenhäusern zusammen, um eine spezialisierte<br />

Versorgung für junge Menschen zu<br />

gewährleisten. Dieser Ansatz geht über die<br />

herkömmliche Krebsbehandlung hinaus und<br />

bezieht auch psychologische und soziale Aspekte<br />

mit ein“, berichtet Sophia Sleeman vom niederländischen<br />

AYA „Young & Cancer“ Care Network.<br />

Vom Zeitpunkt der Diagnose an werden<br />

Themen wie Fruchtbarkeit, Beziehungen und<br />

sexuelle Gesundheit offen besprochen und in<br />

elektronischen Patientenakten dokumentiert.<br />

Bedarf an informierten und einfühlsamen<br />

Gesundheitsfachkräften. Umfragen haben<br />

gezeigt, dass mehr als die Hälfte der jugendlichen<br />

Patient:innen nicht über sexuelle Funktionsstörungen<br />

durch Krebs informiert war.<br />

Paradoxerweise halten etwa 90 Prozent der<br />

Gesundheitsdienstleister diese Informationen<br />

für wichtig, aber nur 21 Prozent der jungen<br />

Erwachsenen waren mit den erhaltenen Informationen<br />

zufrieden.<br />

Krebskranke junge Menschen müssen nicht<br />

immer an Psycholog:innen überwiesen<br />

werden; oft kann ein einfaches und offenes<br />

Gespräch der erste Schritt zu Lösungen sein,<br />

ist Sleeman überzeugt.<br />

Empfehlungen zum Umgang mit Sexualität in der Krebsbehandlung<br />

Die Ärzteschaft und das Pflegepersonal spielen<br />

eine entscheidende Rolle, wenn es darum<br />

geht sicherzustellen, dass das sensible Thema<br />

Sexualität bei der Betreuung von Krebspatient:innen<br />

in angemessener Weise behandelt<br />

wird. Um eine umfassende und patientenzentrierte<br />

Versorgung zu gewährleisten, sollten<br />

folgende Empfehlungen berücksichtigt werden:<br />

• Proaktiver und systematischer Ansatz: Das<br />

Fachpersonal sollte das Thema Sexualität proaktiv<br />

in die Beratung einbringen und deutlich<br />

machen, dass dies ein legitimes und wichtiges<br />

Gesprächsthema ist. Das Thema sollte während<br />

der gesamten Krebserkrankung regelmäßig<br />

in die Gespräche einbezogen werden.<br />

• Letztlich sind es die Patient:innen, die entscheiden,<br />

ob, wann und wie sie Gespräche<br />

über ihre sexuelle Gesundheit führen wollen.<br />

• Die Thematisierung der Sexualität in der<br />

Krebsbehandlung sollte inklusiv sein; unabhängig<br />

von Alter, Geschlecht, sexueller<br />

Iden tität, ethnischer Zugehörigkeit oder<br />

Beziehungsstatus der Patient:innen.<br />

• Klare Rollen und Verantwortlichkeiten für<br />

Gespräche über Sexualität sollten festlegt<br />

werden. Es sollte bestimmt werden, wer für<br />

die Einführung in das Thema verantwortlich<br />

ist, wer für tiefergehende Gespräche zuständig<br />

ist und wer spezielle Pflege und Unterstützung<br />

leisten kann.<br />

• Praktische Hilfsmittel wie z.B. Selbstauskunftsfragebögen,<br />

Checklisten und Informa -<br />

tionsmaterial können helfen, Gespräche über<br />

Sexualität zu erleichtern.<br />

• Zusätzliche Schulungen können die Kommunikationsfähigkeiten<br />

verbessern.<br />

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1123-BRU-PRC-005<br />

©Dokmanovic


Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)<br />

„Bei Anämie und<br />

Thrombosen auch an<br />

PNH denken“<br />

Das klinische Bild der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH) ist<br />

nicht nur sehr variabel, die Erkrankung ist auch relativ selten. Woran man sie<br />

erkennt, wie man sie diagnostiziert und wo Patient:innen mit Verdacht auf<br />

PNH am besten aufgehoben sind, darüber hat sich <strong>CliniCum</strong> <strong>onko</strong> mit dem<br />

österreichischen Experten Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Füreder, Klinische Abteilung<br />

für Hämatologie und Hämostaseologie, AKH Wien, unterhalten.<br />

Das Gespräch führte Dr. Rosalia Rutter.<br />

<strong>CliniCum</strong> <strong>onko</strong>: Was ist die paroxysmale<br />

nächtliche Hämoglobinurie?<br />

Füreder: Bei der PNH handelt es sich um<br />

eine seltene Erkrankung, bei der es durch<br />

eine erworbene Mutation des PIGA-Gens<br />

dazu kommt, dass verschiedene Oberflächenrezeptoren<br />

auf Blutzellen fehlen. Das<br />

führt in der Folge dazu, dass das Komplementsystem,<br />

dessen Aufgabe unter anderem<br />

die Abwehr von Krankheitserregern ist, aggressiv<br />

gegen eigene Blutzellen vorgeht.<br />

Statt „Löcher“ in Bakterien zu stanzen, werden<br />

nun Erythrozyten attackiert, die diesen<br />

Defekt aufweisen. Durch die Zerstörung<br />

dieser Blutzellen kommt es in der Folge einerseits<br />

zur hämolytischen Anämie und andererseits<br />

zu einer massiven Thromboseneigung.<br />

Kennt man Faktoren, die zur Entstehung<br />

der Erkrankung beitragen?<br />

Es gibt eine gewisse Assoziation zur aplastischen<br />

Anämie (AA) und zum myelodysplastischen<br />

Syndrom (MDS). Diese Patient:innen<br />

weisen den Gendefekt häufiger auf und<br />

sollten dementsprechend auch daraufhin<br />

untersucht werden – aber die meisten Personen<br />

erkranken aus heiterem Himmel. PNH<br />

kann in jedem Alter auftreten, am häufigsten<br />

wird die Erkrankung im Alter um die 30 Jahre<br />

diagnostiziert.<br />

Warum ist die Erkrankung – auch unter<br />

Expert:innen – kaum bekannt?<br />

Die Erkrankung ist sehr selten, die Inzidenz<br />

liegt geschätzt bei etwa einem Fall pro einer<br />

Million Einwohner:innen. Das heißt, wir sehen<br />

in Wien etwa zwei bis drei Neuerkrankungen<br />

pro Jahr. Man muss aber auch sagen,<br />

dass die PNH klinisch sehr variabel auftritt;<br />

sie kann sich kaum bemerkbar machen oder<br />

eben auch lebensbedrohlich sein.<br />

Das bringt uns zu den Symptomen der<br />

Erkrankung. Woran erkennt man eine<br />

PNH?<br />

Die Symptome sind sehr heterogen, aber<br />

beim überwiegenden Teil der Betroffenen ist<br />

die Anämie – mit wenigen Ausnahmen – das<br />

erste Anzeichen der Erkrankung. Das heißt,<br />

die Patient:innen fühlen sich müde und haben<br />

eine verminderte Leistungsfähigkeit;<br />

die Fatigue ist sogar meist schlimmer, als es<br />

die Anämie vermuten ließe.<br />

Eine gefürchtete Komplikation bei PNH stellen<br />

Thromboembolien dar, die mitunter bereits<br />

auch als erstes Symptom der Erkrankung<br />

auftreten können. Thrombosen betreffen<br />

dabei nicht nur die Beinvenen, sondern<br />

können auch an unüblichen Orten auftreten<br />

– typisch, aber selten, sind etwa Lebervenen-<br />

und Hirnvenenthrombosen. Manchmal<br />

kann es auch zu arteriellen vaskulären<br />

Ereignissen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt<br />

kommen. Tritt dies bei jungen Menschen<br />

auf, könnte man vielleicht schon an<br />

eine PNH denken.<br />

Weitere Symptome sind ungeklärte Bauchschmerzen,<br />

Krämpfe beim Schlucken, Dyspnoe,<br />

erektile Dysfunktion oder eine Beeinträchtigung<br />

der Nierenfunktion. Mir ist etwa<br />

ein Patient vorgestellt worden, der aufgrund<br />

eines heftigen Hämolyseschubes ein akutes<br />

Nierenversagen erlitt.<br />

Wie erfolgt die genaue Diagnose?<br />

Besteht aufgrund der Anämie und der oben<br />

genannten Symptome bereits der Verdacht<br />

auf eine PNH, stellt die Bestimmung der<br />

Laktat-Dehydrogenase (LDH) den Angelpunkt<br />

in der Labordiagnostik dar. Sind neben<br />

der LDH die Retikulozytenzahlen erhöht<br />

und das Haptoglobin erniedrigt, liegt<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit eine hämolytische<br />

Anämie vor. Ist zudem auch noch<br />

der Coombs-Test, der Antikörper gegen<br />

Erythrozyten nachweist, negativ, kann es<br />

sich zwar immer noch um eine ganze Reihe<br />

anderer Erkrankungen handeln, aber an<br />

diesem Punkt sollte man definitiv an eine<br />

PNH und damit an eine Leukozytentypisierung<br />

zur endgültigen Bestimmung der<br />

Krankheit denken. Dieser relativ einfach<br />

durchzuführende Bluttest weist PNH-Klone<br />

nach und stellt für die Betroffenen keine Belastung<br />

dar.<br />

Wie verläuft der ideale weitere Patientenweg?<br />

Patient:innen mit seltenen Erkrankungen –<br />

und dazu zählt auch die paroxysmale nächtliche<br />

Hämoglobinurie – sind in einer spezialisierten<br />

Klinik am besten aufgehoben. Hier<br />

können weitere Untersuchungen durchgeführt<br />

werden und es kann auch die Behandlungsbedürftigkeit<br />

abgeklärt werden.<br />

Nicht jede:r PNH-Patient:in braucht eine<br />

Therapie, aber es muss sichergestellt werden,<br />

dass behandlungsbedürftigen Personen<br />

rasch geholfen wird. Passiert dies nicht<br />

– und das weiß man noch aus der Zeit, als es<br />

keine Therapien gab –, verstirbt etwa ein<br />

Drittel der Patient:innen in den ersten fünf<br />

Jahren der Erkrankung, zumeist an einer<br />

Thromboembolie.<br />

●<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG Foto: Privat AT2311091785<br />

20 <strong>onko</strong> CC 6/23


PNH ALS<br />

HERAUSFORDERUNG<br />

FÜR PATIENTINNEN<br />

UND PATIENTEN<br />

Andauernde Hämolyse, Fatigue<br />

und Infusionen erschweren den Alltag 1, 2<br />

Ein essenzielles Therapieziel der PNH ist neben der<br />

Verhinderung von Thrombosen auch die umfassende<br />

Kontrolle der Hämolyse. 3<br />

PNH: paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie<br />

Referenzen:<br />

1. Dingli D et al. Ann Hematol. 101(2):251–263 (2022). 2. Kaiser K et al. Patient Prefer Adherence. 14:705–715 (2020). 3. Risitano AM, Marotta S, Ricci P, et al.: Anti-complement Treatment for<br />

Paroxysmal Nocturnal Hemoglobinuria: Time for Proximal Complement Inhibition? A Position Paper From the SAAWP of the EBMT. Front Immunol 10:1157, 2019.<br />

Novartis Pharma GmbH, Jakov-Lind-Strasse 5, Top 3.05, A-1020 Wien, www.novartis.com<br />

AT2311091783


DE, AT und CH Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie I<br />

Optionen für die Drittlinie:<br />

Sollte man bei chronischer myeloischer Leukämie (CML) auf eine<br />

Inhibition multipler Kinasen oder einen anderen Bindungsmechanismus<br />

setzen, wenn Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) in der Zweitlinie<br />

scheitern? Zwei Fachleute diskutierten im Rahmen der Jahrestagung<br />

die Anwendungsgebiete und Vorzüge von Asciminib sowie<br />

Ponatinib.<br />

Von Lara Sommer<br />

❙❙<br />

Primär intolerante Patient:innen haben<br />

mit Asciminib die beste Chance auf eine<br />

verträgliche Therapie, stellte Dr. Fabian<br />

Lang vom Klinikum der Goethe-Universität<br />

Frankfurt klar.<br />

Er rekapitulierte zunächst die<br />

Ergebnisse der ASCEMBL-<br />

Studie, die Asciminib als<br />

Drittlinienoption bei<br />

chronischer myeloischer<br />

Leukämie (CML) bestätigten.<br />

45 Prozent der<br />

Teilnehmer:innen erreichten<br />

einen BCR::<br />

ABL1-Wert von ≤1 Prozent.<br />

Der Referent betonte,<br />

dass zum Ende<br />

des Beobachtungszeitraums<br />

noch über die<br />

Hälfte der Teilnehmenden<br />

die Asciminib-Therapie<br />

fortführte, deutlich mehr<br />

als in der Bosutinib-Kontrolle.<br />

Außerdem benötigten weniger<br />

Behandelte Unterbrechungen<br />

und Dosisreduktionen.<br />

Asciminib wirkt auch bei verbreiteter<br />

Resistenz<br />

„Wir können Asciminib sogar relativ gut bei T315I einsetzen“,<br />

fuhr Lang fort. An der Phase-I-Studie nahmen<br />

auch Patient:innen mit dieser Mutation teil und erhielten<br />

eine erhöhte Wirkstoffdosis von 200mg täglich. Keine:r der<br />

Betroffenen befand sich zu Beginn in MMR. Innerhalb von<br />

96 Wochen erreichten 62,2 Prozent von ihnen den<br />

BCR::ABL1-Grenzwert, darunter auch fast 50 Prozent der<br />

Kardiovaskuläre Toxizitäten unter Ponatinib<br />

lassen sich beherrschen, sofern man die<br />

Patient:innen sorgfältig selektiert.<br />

mit Ponatinib vorbehandelten Teilnehmer:innen. „Hier<br />

scheinen Ponatinib-naive Patient:innen ein besseres Ansprechen<br />

zu zeigen, was kein schlechtes Argument dafür<br />

wäre, zuerst Asciminib in der Drittlinie einzusetzen“, fügte<br />

der Experte hinzu. Noch wichtiger findet er, dass 19 von 22<br />

Erkrankten, die eine MMR erreichten, diese auch langfristig<br />

wahren konnten. Es traten trotz der höheren Dosis keine<br />

behandlungsassoziierten arteriellen Verschlussereignisse<br />

auf, die eine Unterbrechung oder Anpassung<br />

der Therapie erforderten.<br />

Nebenwirkungen unter<br />

Asciminib handhabbar<br />

Mittlerweile liegen auch 4-Jahres-Daten<br />

der Phase-I-Kohorte<br />

vor. Am häufigsten<br />

berichteten die Teilnehmenden<br />

über gastrointestinale<br />

Toxizitäten,<br />

muskuloskelettale<br />

Schmerzen, Hypersensibilitätsreaktionen<br />

und Infektionen<br />

der oberen Atemwege.<br />

Hämatologische<br />

Komplikationen ließen<br />

mit der Behandlungsdauer<br />

nach. Die<br />

befürchteten Pankreastoxizitäten<br />

beschränkten<br />

sich meist auf<br />

asymptomatische Enzymerhöhungen.<br />

„Diese Laboranomalien<br />

bekommen Sie eigentlich<br />

mit Dosisanpassungen<br />

gut hin, ohne dass die Pati ent:innen<br />

eine Pankreatitis entwi ckeln“,<br />

führte Lang aus. Nur 3,5 Prozent mussten<br />

die Einnahme aus diesem Grund abbrechen.<br />

Insgesamt beschrieb er die Nebenwirkungen als<br />

milde und handhabbar. Gleichzeitig stieg die kumulative<br />

Remissionsrate in diesem Zeitraum weiter an.<br />

Es existiert keine Studie, in der Asciminib und Ponatinib<br />

direkt verglichen werden. In einer indirekten Analyse<br />

schnitt der neue Inhibitor allerdings bezüglich der MMR-<br />

Rate nach mindestens zwei Vortherapien besser ab. Real-<br />

Life-Daten aus dem Extended-Access-Programm für Asciminib<br />

in Spanien belegten, dass das ereignisfreie Überleben<br />

kürzer ausfällt, wenn Erkrankte mit Ponatinib vorbehandelt<br />

waren.<br />

Der Experte fand noch einen weiteren Punkt interessant:<br />

„Die Wahrscheinlichkeit, dass die Patient:innen auf dieser<br />

Foto: Pee Paew/stock.adobe.com<br />

22 <strong>onko</strong> CC 6/23


Asciminib und Ponatinib<br />

Therapie bleiben, ist auch höher, wenn sie vorher nicht<br />

Ponatinib hatten.“<br />

Letztendlich hätten die Studienergebnisse belegt, dass es<br />

sich bei Asciminib um eine verlässliche Option in der<br />

Drittlinie handle und auch Patient:innen mit T315I-Mutation<br />

profitieren könnten, so der Experte zusammenfassend.<br />

Allerdings fehlt bisher eine EMA-Zulassung für letztere<br />

Indikation. Langfristig erreichten 61,6 Prozent eine<br />

MMR, bei milden und beherrschbaren Nebenwirkungen.<br />

Asciminib habe sich in einem Matched-Pair-Vergleich als<br />

der Konkurrenzsubstanz überlegen erwiesen. Vermutlich<br />

gilt dies besonders, wenn es vor Pona tinib eingesetzt wird.<br />

Argumente für Ponatinib<br />

Prof. Dr. Susanne Saußele vom Universitätsklinikum<br />

Mannheim warf zunächst die Frage auf, ob der Wechsel<br />

des Medikaments im Einzelfall aufgrund einer Resistenz<br />

oder einer Unverträglichkeit erfolgt. Insbesondere für den<br />

ersten Fall sieht sie Ponatinib prädisponiert.<br />

Es existiert bislang kein direkter Vergleich<br />

zwischen den beiden Kinaseinhibitoren.<br />

In der abgebrochenen EPIC-Studie führte Ponatinib in der<br />

Erstlinie innerhalb von drei Monaten bei 55 Prozent der<br />

Teilnehmer:innen zu einer MMR, in 28 Prozent der Fälle<br />

sogar zu einer MR4. In der ASCEND-Studie betrugen diese<br />

Werte für First-line-Asciminib 48 Prozent bzw. 14 Prozent.<br />

Bezüglich der Zweitlinie gebe es allerdings sehr viel weniger<br />

Daten.<br />

Grenzen der Kinaseinhibition<br />

Beide Fachleute erinnerten daran, rechtzeitig eine HSCT in Betracht zu ziehen.<br />

„Bislang werden die Patient:innen weiter nach Akzeleration transplantiert und<br />

wir wissen, dass das Outcome dann deutlich schlechter ist“, mahnte Saußele.<br />

Zumindest in Zellkultur führte eine Kombination<br />

beider Wirkstoffe zu synergistischen Effekten.<br />

Forschende erprobten eine frühzeitige<br />

Dosisreduktion<br />

Um kardiovaskulären Komplikationen vorzubeugen, reduzierten<br />

die Verantwortlichen der OPTIC-Studie (Drittlinie)<br />

nach einer Startdosis von 30mg oder 45mg möglichst<br />

schnell auf 15mg, sobald die Erkrankten ansprachen. Besonders<br />

für Patient:innen mit T315I-Mutation erwies sich<br />

die höchstmögliche Ausgangskonzentration als wichtig.<br />

„In der Studie gibt es sehr gute progressionsfreie und OS-<br />

Kurven, auch für diese schwer zu behandelnde Population“,<br />

fasste die Referentin die Ergebnisse zusammen und<br />

bezeichnete die Strategie als erfolgreich. Sie empfahl,<br />

beim Einsatz von Ponatinib sechs Monate auf ein Erreichen<br />

des Zielwerts zu warten, bevor Ärzt:innen einen<br />

Wechsel erwägen sollten. Allgemein habe die Substanz in<br />

Studien ihre Überlegenheit gegenüber TKIs der zweiten<br />

Generation bewiesen, insbesondere in tatsächlich resistenten<br />

Patient:innen.<br />

Bezüglich des von ihrem Kollegen zitierten indirekten<br />

Wirksamkeitsvergleichs mit Asciminib zeigte sich Saußele<br />

sehr skeptisch, da sie signifikante Unterschiede zwischen<br />

den Kohorten annimmt. Wenn sie trotzdem Ansprechraten<br />

vergleiche, seien diese in OPTIC nach einem<br />

Jahr ähnlich wie unter Asciminib nach 96 Wochen. „Und<br />

das in einem Patientenkollektiv mit mehr Resistenzen“,<br />

ergänzte die Expertin. In der Drittlinie handle es sich dabei<br />

zunehmend auch um BCR::ABL1-unabhängige Mechanismen.<br />

Ponatinib im klinischen Alltag gut verträglich<br />

Aus Sicht der Referentin hat der Multikinase-Inhibitor Ponatinib<br />

– arterielle thrombotische Ereignisse ausgeklammert<br />

– ein recht moderates Nebenwirkungsprofil: „Ich erlebe<br />

im klinischen Alltag, dass Ponatinib eigentlich gut<br />

verträglich ist.“ Dies betreffe auch Erkrankte, deren vorherige<br />

TKI Beschwerden verursacht haben. Kardiovaskuläre<br />

Toxizitäten ließen sich beherrschen, sofern man die Patient:innen<br />

sorgfältig selektiert und betreut sowie zusammen<br />

mit Kardiolog:innen die Risikofaktoren gut einstellt.<br />

„Dann ist die Gefahr, ein kardiovaskuläres Event zu erleiden,<br />

recht gering“, urteilte Saußele. Das Vorgehen aus der<br />

OPTIC-Studie erziele schon deutlich geringere Raten an<br />

Komplikationen.<br />

Alles in allem sprächen bei Vorliegen einer biologischen<br />

Resistenz, insbesondere einer T315I-Mutation, zahlreiche<br />

Argumente für Ponatinib. Sofern Ärzt:innen Komorbiditäten<br />

beachteten, sei die Substanz sicher. Saußele erwähnte<br />

abschließend, dass zumindest in Zellkultur eine Kombination<br />

beider Wirkstoffe zu synergistischen Effekten führte.<br />

Dies galt auch für schwer behandelbare Compound-<br />

Mutationen.<br />

❙<br />

„CML – Asciminib oder Ponatinib in der Drittlinientherapie? Pro Asciminib“<br />

& „CML – Asciminib oder Ponatinib in der Drittlinientherapie?<br />

Pro Ponatinib“, Diskussionen im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen,<br />

Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für<br />

Hämatologie und Medizinische Onkologie, Hamburg, 14.10.23<br />

6/23<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

23


DE, AT und CH Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie II<br />

Umgang mit Diarrhöen bei funktionalen<br />

neuroendokrinen Neoplasien<br />

Nicht alle Diarrhöen bei hormonsekretierenden<br />

Tumoren sistieren unter Somatostatin-Analoga.<br />

Die Differenzialdiagnostik kann sich dann im Einzelfall<br />

schwierig gestalten. Ein Experte legte dar,<br />

an welche Ursachen Sie denken sollten und warum<br />

die Ernährungstherapie bei funktionalen NET<br />

überlebenswichtig ist.<br />

Von Lara Sommer<br />

❙ Manchmal beeinflusst die Funktionalität<br />

neuroendokriner Neoplasien<br />

(NET) die Lebensqualität und<br />

Prognose stärker als die Tumorlast<br />

selbst, erläuterte Prof. Dr. Dominik<br />

Maria Schulte von der Christian-<br />

Albrechts-Universität zu Kiel. Er<br />

stellte einen Patienten mit neuroendokrinem<br />

Tumor im Ileum<br />

(G1) und hepatischen Metastasen<br />

(G2; Ki-67 8%) vor. Angesichts<br />

einer 5-HIAA-Ausscheidung*<br />

von 380mg/d lag bei diesem<br />

eindeutig ein Karzinoid-<br />

Syndrom vor. Im Rahmen der<br />

Therapie entfernten Chirurg:innen<br />

unter anderem ein 80cm<br />

langes Teilstück von Jejunum<br />

und Ileum. „Der Patient kam<br />

initial mit einer drastischen<br />

Verschlechterung des Allgemeinzustands<br />

zu uns, und<br />

das lag nicht an der Operation“,<br />

leitete der Referent über.<br />

Das Hauptproblem stellte eine<br />

starke Diarrhö dar. Dieses<br />

Symptom kann bei allen<br />

funktionellen NET vorkommen,<br />

die etwa 30 Prozent dieser<br />

Neoplasien ausmachen.<br />

Generell rät Schulte, zu Beginn<br />

und im Zuge des Restagings<br />

eine komplette Lokalisations-<br />

und Funktionsdiagnostik<br />

durchzuführen. „Chromogranin A<br />

ist kein Marker für die Funktionalität,<br />

sondern mehr oder weniger für die mormasse“, so der<br />

Tu-<br />

Experte.<br />

Unter Somatostatin-Analoga ist<br />

Diarrhö oft therapiebedingt<br />

Treten Durchfälle bei NET auf, müssen<br />

Ärzt:innen schrittweise die möglichen<br />

Ursachen abklären. Einerseits<br />

könnte hier der Überschuss an Serotonin<br />

die Diarrhö verursachen. Unter<br />

der Behandlung mit Somatostatin-<br />

Analoga (SSH) gehen die hormonbedingten<br />

Durchfälle andererseits teilweise<br />

in eine Steatorrhö über. „Oft<br />

sorgt die exokrine Pankreasinsuffizienz<br />

dafür, dass die Lebensqualität der<br />

Erkrankten nicht besser geworden ist,<br />

obwohl der Karzinoidtumor behandelt<br />

wurde“, verdeutlichte der Endokrinologe.<br />

Auch ein Kurzdarmsyndrom<br />

nach der Resektion kann zu<br />

Maldigestion, Malabsorption und<br />

verringerter Resorption von Gal-<br />

lensäuren führen. Pellagra, ein<br />

schwerer Mangel an Vitamin<br />

B3, geht ebenfalls mit Diarrhö<br />

einher und kann Folge des<br />

erhöhten Tryptophanverbrauchs<br />

für die Serotoninsynthese<br />

sein.<br />

Wird eine SSH-Therapie angewendet,<br />

sollten Mediziner:innen<br />

die fäkale Elastase<br />

bestimmen, um eine schwere<br />

exokrine Pankreasinsuffizienz<br />

rechtzeitig zu diagnostizieren.<br />

Liegt die Erkrankung vor,<br />

stellt eine Supplementation<br />

von 2.000 IE Lipase pro<br />

Gramm Nahrungsfett die<br />

wichtigste Maßnahme dar.<br />

Bei einer schweren Pankreasinsuffizienz<br />

handelt es sich<br />

um einen potenziell lebens-<br />

Das Karzinoid-Syndrom<br />

Typisch für das Karzinoid-Syndrom sind Diarrhö, Fatigue,<br />

abdominale Krämpfe, Appetitverlust und Gesichtsrötungen.<br />

Außerdem entwickelt sich eine karzinoide Herzerkrankung,<br />

welche oft die Lebenserwartung Betroffener<br />

limitiert und kardiologische Betreuung erfordert. Die<br />

Symptome beruhen auf einer übermäßigen Freisetzung<br />

von Serotonin in die Zirkulation. Diagnostisch bestimmen<br />

Ärzt:innen die Konzentration des Metaboliten 5-HIAA im<br />

angesäuerten 24-Stunden-Urin. Treten systemische Beschwerden<br />

auf, liegen in der Regel bereits Metastasen vor.<br />

bedrohlichen Zustand. Oft weisen Betroffene<br />

einen Mangel der fettlöslichen<br />

Vitamine A, D, E und K auf,<br />

ebenso an Kalzium, Zink, Magnesium,<br />

Thiamin und Folsäure. „Viele Betroffene,<br />

die wegen eines Karzinoid-<br />

Syndroms behandelt werden und mit<br />

Fatigue zu mir kommen, haben einfach<br />

nur eine schwere Mangelernährung<br />

und eine Hypovitaminose“,<br />

schilderte Schulte. Er warnte davor,<br />

sich auf unauffällige Blutwerte zu verlassen:<br />

Ein Vitamin- oder Elektrolytmangel<br />

zeige sich dort in der Regel<br />

erst, wenn die körpereigenen Reserven<br />

erschöpft sind. Der Experte substituiert<br />

die fettlöslichen Vitamine<br />

unter SSH-Therapie mittlerweile routinemäßig.<br />

„Alle Patient:innen, die<br />

einen neuroendokrinen Tumor haben,<br />

gehören auf Mangelernährung<br />

untersucht“, fasste er zusammen. Die<br />

Ernährungsmedizin fehle jedoch bisher<br />

in allen Leitlinien.<br />

Empfehlungen auch an den<br />

verkürzten Darm anpassen<br />

Als zusätzliche Medikation erhalten<br />

Betroffene Pankreasenzyme in einer<br />

Dosis von 2.000 IE/g Nahrungsfett zu<br />

jeder fetthaltigen Mahlzeit. „Auch der<br />

Cappuccino dazwischen muss mit<br />

Lipase behandelt werden“, hob der<br />

Referent explizit hervor, ebenso wie<br />

andere Snacks. Für die Einnahme gilt<br />

das Pizzaprinzip, bei dem sich kleine<br />

Essensmengen und entsprechende<br />

Dosen abwechseln. Ärzt:innen sollten<br />

angesichts des Kurzdarmsyndroms<br />

außerdem empfehlen, viele kleine<br />

Mahlzeiten einzunehmen, gründlich<br />

zu kauen sowie Essen und Trinken<br />

strikt voneinander zu trennen. ❙<br />

* 5-Hydroxyindolessigsäure<br />

„Diarrhöen bei neuroendokrinen Neoplasien<br />

verstehen – Diagnose und Therapie“, Vortrag<br />

im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen,<br />

Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften<br />

für Hämatologie und Medizinische<br />

Onkologie, Hamburg, 14.10.23<br />

Foto: Pixelbliss/stock.adobe.com<br />

24 <strong>onko</strong> CC 6 / 23


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World Cancer Leaders’ Summit (WCLS)<br />

Klimawandel und<br />

Krebserkrankungen<br />

„Cancer and climate<br />

change“, Session im<br />

Rahmen des World<br />

Cancer Leaders’<br />

Summit (WCLS),<br />

Long Beach,<br />

California & virtuell,<br />

17.10.23<br />

Der fortschreitende Klimawandel eröffnet neue<br />

Dimensionen, die es im Bereich der weltweiten<br />

Ge sundheitsversorgung zu berücksichtigen gilt.<br />

Stetig steigende Temperaturen und immer häufiger<br />

auftretende Wetterextreme haben auch Auswirkungen<br />

auf die Onkologie. Eine steigende Zahl<br />

an Krebserkrankungen wird erwartet. Es ist daher<br />

notwendig, dass sich Gesundheitsfachkräfte mit<br />

den vielfältigen Konsequenzen des Klimawandels<br />

für die Entstehung und Behandlung von Tumoren<br />

auseinandersetzen. Von Johanna Wolfsberger, PhD<br />

❙ „Der Klimawandel ist unbestreitbar eine Kraft, die tiefgreifende<br />

Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit<br />

haben wird. Hitzebedingte Erkrankungen, Atemwegserkrankungen,<br />

Infektionskrankheiten, Ernährungsunsicherheit,<br />

psychische Probleme und auch Tumorerkrankungen<br />

werden durch den Klimawandel zunehmen“, berichtet Prof.<br />

Dr. Robert A. Hiatt, University of California, San Francisco,<br />

im Rahmen des World Cancer Leaders’ Summit <strong>2023</strong>.<br />

Im Gegensatz zu Infektionskrankheiten ist Krebs eine<br />

Krankheit, die sich langsam entwickelt, sodass eine langfristige<br />

Perspektive erforderlich ist, um die Folgen einer<br />

längeren Exposition gegenüber den durch den Klimawandel<br />

verursachten Umweltveränderungen zu verstehen. Bei<br />

dieser Perspektive geht es um das komplizierte Zusammenspiel<br />

zwischen den Emissionen von Umweltschadstoffen,<br />

insbesondere aus der Nutzung fossiler Brennstoffe,<br />

und der Zunahme verschiedener Krebsarten. „Zu den<br />

am stärksten betroffenen Krebsarten gehören Lungenund<br />

Hauttumoren sowie Krebsarten, die mit Lebensstilfaktoren<br />

wie Ernährung und körperlicher Aktivität zusammenhängen“,<br />

erklärt Hiatt.<br />

Laut dem Experten wird der Klimawandel Auswirkungen<br />

auf das gesamte „Krebskontinuum“ haben: „Von der Krebsentstehung<br />

über die Früherkennung, Behandlung und<br />

Diagnose bis hin zur Langzeitpflege – der Klimawandel ist<br />

im Begriff, jede dieser Phasen zu stören.“<br />

Luftverschmutzung als zentrales Thema<br />

Lungenkrebs stellt weltweit ein großes Gesundheitsproblem<br />

dar und fordert jährlich die meisten krebsbedingten<br />

Todesopfer. Es wird davon ausgegangen, dass die Luftverschmutzung,<br />

die in erster Linie durch Emissionen aus fossilen<br />

Brennstoffen verursacht wird, eine entscheidende<br />

Rolle bei der Verschlimmerung von Lungenkrebs spielt.<br />

Trotz der bekannten Rolle des Tabaks als Hauptursache<br />

für Lungenkrebs nehmen die Luftverschmutzung und die<br />

Belastung durch gefährliche Feinstaubpartikel (PM2,5)<br />

weiter zu. Durch den Klimawandel bedingte Phänomene<br />

wie Waldbrände machen dieses Problem noch komplexer.<br />

Bei diesen Bränden werden nicht nur die üblichen Nebenprodukte<br />

der Verbrennung freigesetzt, sondern auch verschiedene<br />

krebserregende Stoffe, z.B. aus schmelzendem<br />

Plastik. Diese Schadstoffe gelangen in die Atmosphäre,<br />

dringen in die Wasserversorgung ein und tragen zu einem<br />

wachsenden Bestand an krebserregenden Stoffen bei.<br />

Gesteigertes Krebsrisiko durch Klimawandel<br />

Auch die Zahl an Hautkrebspatient:innen wird durch den<br />

Klimawandel steigen. Denn die erhöhte UV-Strahlung, bedingt<br />

durch den Klimawandel, steigert das Hautkrebsrisiko.<br />

Gleichzeitig bedrohen die durch den Klimawandel verursachte<br />

Störung der Lebensmittelproduktion und die<br />

unsichere Ernährungslage die weltweite Verfügbarkeit gesunder<br />

Ernährungsoptionen, wodurch wiederum die Bemühungen<br />

um die Krebsprävention untergraben werden.<br />

Denn durch ungesunde Ernährung wird die Zahl an Darmkrebsfällen,<br />

aber auch an Brustkrebsfällen zunehmen, erläutert<br />

der Experte. Da rüber hinaus wird erwartet, dass die<br />

Verbreitung von Umweltgiften, darunter auch krebserregende<br />

Chemikalien, durch Naturkatastrophen stark zunehmen<br />

wird, was die Krebsproblematik weiter verschärft.<br />

Nogueira: „Menschen, bei denen<br />

Krebs diagnostiziert wurde, gehören<br />

zu den am stärksten gefährdeten<br />

Bevölkerungsgruppen im Hinblick<br />

auf den Klimawandel.“<br />

Überleben beeinträchtigt<br />

Der Einfluss des Klimawandels erstreckt sich auf jeden Aspekt<br />

der Krebserkrankung, auch auf die Überlebensaussichten.<br />

„Menschen, bei denen Krebs diagnostiziert wurde,<br />

gehören zu den am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen<br />

im Hinblick auf den Klimawandel, da ihre<br />

Diagnose und Behandlung eine Reihe von physischen,<br />

psychologischen und sozioökonomischen Folgen mit sich<br />

bringen“, berichtet Leticia Nogueira, wissenschaftliche Direktorin<br />

der American Cancer Society.<br />

Der physische und psychische Tribut, den eine Krebserkrankung<br />

fordert, ist bekannt, doch wenn die Auswirkungen<br />

des Klimawandels hinzukommen, wird die Belastung<br />

noch deutlicher. So können Krebstherapien beispielsweise<br />

die Empfindlichkeit eines Menschen gegenüber Temperaturschwankungen<br />

erhöhen und anfälliger für die mit extremen<br />

Hitzewellen verbundenen Gesundheitsrisiken machen.<br />

Ebenso erhöht ein geschwächtes Immunsystem, wie<br />

Foto: DimaBerlin/stock.adobe.com<br />

26 <strong>onko</strong> CC 6 / 23


es bei Krebsbehandlungen häufig vorkommt, das Risiko<br />

von Infektionen, insbesondere bei Überschwemmungen,<br />

die durch den Klimawandel noch verschlimmert werden.<br />

Nogueira und ihr Team haben kürzlich eine Studie zum<br />

Überleben von Patient:innen mit Lungenkrebs veröffentlicht:<br />

„Wir haben gesehen, dass Personen, die innerhalb<br />

von sechs Monaten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus<br />

nach einer Lungenkrebsoperation einem Feuer<br />

ausgesetzt waren, schlechtere Überlebenschancen hatten<br />

als nicht exponierte Personen.“<br />

Individuell<br />

wie Ihre<br />

Patient Innen<br />

Eindämmung oder Anpassung?<br />

Die Anerkennung des Klimawandels als wesentlicher Faktor<br />

für die Gesundheit und die Einigkeit in der globalen<br />

Zusammenarbeit sind entscheidende Schritte zur Bekämpfung<br />

dieser aufkommenden Krise. Angesichts des<br />

Potenzials für einen raschen Wandel in der Krebsversorgung<br />

sind die Gesundheitssysteme besonders anfällig für<br />

die durch den Klimawandel verursachten Unterbrechungen.<br />

Die jüngsten Erfahrungen mit der COVID-19-Pandemie<br />

haben gezeigt, dass selbst hoch entwickelte Gesundheitssysteme<br />

überfordert sein können.<br />

Laut der Expertin bestehen angesichts des Klimawandels<br />

zwei Möglichkeiten: Eindämmung oder Anpassung. „Der<br />

Weg der Eindämmung ist zwingend erforderlich, da er den<br />

Schlüssel zur Verringerung des Leidens darstellt.“ Auf diesem<br />

Weg spielen die Fachleute der Onkologie eine zentrale<br />

Rolle. Mit ihrem Fachwissen sind sie gut positioniert,<br />

um bei der Umsetzung von Lösungen, insbesondere von<br />

solchen, die sich auf die Anpassung konzentrieren, eine<br />

Vorreiterrolle zu spielen, ist Nogueira überzeugt.<br />

Es bedarf einer umfassenden Strategie, die Eindämmung<br />

und Anpassung miteinander verbindet. Die Eindämmung<br />

zielt darauf ab, die menschlichen Aktivitäten, die zum Klimawandel<br />

beitragen, zu reduzieren, wobei der Schwerpunkt<br />

auf der Verringerung unserer Abhängigkeit von fossilen<br />

Brennstoffen liegt. Dies erfordert eine umfassende<br />

Aufklärungskampagne, die sich an die Öffentlichkeit und<br />

die Angehörigen der Gesundheitsberufe richtet, um die<br />

negativen Folgen der Luftverschmutzung zu begreifen,<br />

das Verhalten zu ändern, um die Strahlenbelastung zu verringern<br />

und Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen<br />

von Waldbränden und anderen klimabedingten<br />

Umweltproblemen zu mindern.<br />

Fazit<br />

Der Klimawandel stellt eine komplizierte und vielschichtige<br />

Bedrohung für die Krebsbekämpfung dar. Seine Einflüsse<br />

reichen von direkten Auswirkungen auf die Entstehung<br />

von Krebs bis hin zu eher indirekten Auswirkungen auf die<br />

Gesundheitssysteme. „Es ist unerlässlich, dass wir uns auf<br />

globaler Ebene zusammenschließen, um den Klimawandel<br />

einzudämmen und uns an seine unvermeidlichen Folgen<br />

anzupassen. Wenn wir den Zusammenhang zwischen<br />

Klimawandel und Krebs erkennen, können wir proaktive<br />

Schritte setzen, um die drohenden Störungen in der Krebsbekämpfung<br />

zu minimieren“, so die Expertin.<br />

❙<br />

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Europäische Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV) I<br />

Früherkennung beim<br />

pädiatrischen Melanom<br />

ist essenziell<br />

Das pädiatrische Melanom ist eine seltene und<br />

komplizierte Untergruppe von Krebserkrankungen,<br />

die aufgrund ihrer besonderen Merkmale<br />

spezielle Aufmerksamkeit verdient. Hier ein Einblick<br />

in die Prävalenz, Risikofaktoren, Klassifizierung<br />

und diagnostischen Herausforderungen<br />

dieser Erkrankung. Von Johanna Wolfsberger, PhD<br />

„Melanoma in congenital<br />

melanocytic<br />

naevi“, Session im<br />

Rahmen der Jahrestagung<br />

der European<br />

Academy of Dermatology<br />

and Venereology<br />

(EADV), Berlin<br />

& virtuell, 12.10.23<br />

steht, dass in der jungen Bevölkerung<br />

häufiger ein Melanom auftritt,<br />

das mit einem Nävus assoziiert ist<br />

(80% vs. 30% bei Erwachsenen).<br />

• Spitz-Melanom: Das Spitz-Melanom<br />

ist nicht Nävus-assoziiert und<br />

eine weniger häufige Variante, die<br />

sich vom konventionellen Melanom<br />

unterscheidet und eine eigene<br />

Entität unter den pädiatrischen Melanomen<br />

darstellt.<br />

Melanomrisiko von mehreren<br />

Faktoren abhängig<br />

Nicht alle kongenitalen Nävi stellen<br />

das gleiche Risiko für die Entwicklung<br />

eines Melanoms dar. Das Risiko variiert<br />

in Abhängigkeit von Faktoren wie<br />

Größe und Anzahl der Nävi sowie<br />

dem Vorhandensein mehrerer Satelliten,<br />

erklärt Carrera. Die Kategorie<br />

der riesigen kongenitalen Nävi hat ein<br />

höheres Melanomrisiko (ca. 5–15%)<br />

und ist oft mit anderen Anomalien<br />

verbunden. Molekulare Faktoren<br />

spielen in diesem Prozess eine entscheidende<br />

Rolle, ihr prädiktiver Wert<br />

ist jedoch noch unklar.<br />

Früherkennung ist größte<br />

Herausforderung<br />

Eine der größten Herausforderungen<br />

im Umgang mit dem pädiatrischen<br />

Melanom ist die Früherkennung.<br />

Neugeborene können zwar mit großen<br />

kongenitalen Nävi geboren werden,<br />

die zunächst normal erscheinen,<br />

aber später ein Melanom entwickeln,<br />

was die Bedeutung einer kontinuierlichen<br />

Überwachung unterstreicht.<br />

Die Magnetresonanztomografie (MRT)<br />

kann verwendet werden, um Risiko-<br />

Riesiger<br />

kongenitaler<br />

Nävus auf dem<br />

Rücken eines<br />

Neugeborenen<br />

❙ Das pädiatrische Melanom macht<br />

weniger als zwei Prozent aller pädiatrischen<br />

Krebserkrankungen in Europa<br />

aus, und weniger als zwei Prozent<br />

aller Melanomfälle werden vor dem<br />

Alter von 20 Jahren diagnostiziert. Die<br />

Inzidenz ist außergewöhnlich niedrig,<br />

insbesondere vor dem 10. Lebensjahr,<br />

wobei schätzungsweise ein Kind<br />

pro einer Million betroffen ist, berichtet<br />

Prof. Dr. Cristina Carrera von der<br />

Hospital Clinic Barcelona. In der Adoleszenz<br />

steigt die Inzidenzrate jedoch<br />

deutlich an, sodass dies die häufigste<br />

Altersgruppe für pädiatrische Melanome<br />

ist.<br />

Das pädiatrische Melanom ist keine<br />

homogene Entität und wird in drei<br />

Hauptkategorien unterteilt:<br />

• Riesiger kongenitaler melanozytärer<br />

Nävus: Diese seltene Form des<br />

Melanoms, die mit großen kongenitalen<br />

Nävi einhergeht, ist eine<br />

schwerwiegende Komplikation, von<br />

der vor allem Kinder betroffen sind,<br />

die mit riesigen Nävi geboren wurden.<br />

Dieser Subtyp steht in keinem<br />

Zusammenhang mit der Sonnenexposition<br />

und zeichnet sich durch<br />

seine einzigartigen Merkmale aus.<br />

• Konventionelles oder erwachsenenähnliches<br />

Melanom: Dies ist<br />

die häufigste Form des pädiatrischen<br />

Melanoms, die bei Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen auftritt.<br />

Die klinischen, pathologischen<br />

und molekularen Merkmale dieses<br />

Subtyps ähneln denen des Melanoms<br />

bei Erwachsenen, wobei ein<br />

wesentlicher Unterschied darin bemarker<br />

wie angeborene neurologische<br />

Anomalien festzustellen.<br />

„Wichtig ist, zu wissen, dass das Melanom<br />

bei kongenitalen Nävi nicht<br />

auf die Kindheit beschränkt ist. Es<br />

kann sich in jedem Alter manifestieren,<br />

wie Fälle im Erwachsenenalter<br />

zeigen“, betont Carrera. Eine rechtzeitige<br />

Diagnose ist von entscheidender<br />

Bedeutung, wobei verschiedene bildgebende<br />

Verfahren wie Ganzkörperfotografie,<br />

konfokale Mikroskopie,<br />

Doppler-Ultraschall und Flüssigbiopsien<br />

eine Rolle bei der Früherkennung<br />

und Überwachung des Melanoms<br />

spielen.<br />

Bei kleinen kongenitalen Nävi, bei denen<br />

das Risiko besteht, dass sich ein<br />

Melanom entwickelt, ist das Erkennen<br />

von verdächtigen Merkmalen<br />

von äußester Wichtigkeit. Studien haben<br />

die Bedeutung von Mustern wie<br />

negativen Netzwerken, unregelmäßiger<br />

Pigmentierung und dem Vorhandensein<br />

winziger weißer Strukturen<br />

als Schlüsselindikatoren für ein Melanom<br />

bei kongenitalen Nävi hervorgehoben.<br />

Multidisziplinäre Ansätze nötig<br />

Während die meisten kongenitalen<br />

Nävi keine präventive Exzision erfordern,<br />

ist das Erkennen verdächtiger<br />

Merkmale entscheidend, um Risikopatient:innen<br />

sowie Risikoläsionen<br />

zu identifizieren. Gemeinsame multidisziplinäre<br />

Ansätze und der Einsatz<br />

bildgebender Verfahren tragen dazu<br />

bei, die Ergebnisse für die jungen<br />

Patient:innen zu verbessern und das<br />

Verständnis für diese seltene Erkrankung<br />

zu erweitern.<br />

❙<br />

Foto: Science Photo Library/picturedesk.com<br />

28 <strong>onko</strong> CC 6 / 23


Europäische Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV) II<br />

KI erkennt Hautkrebs immer besser<br />

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) zur<br />

Erkennung von Hautkrebs verbessert sich zusehends.<br />

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen,<br />

dass die neueste Software inzwischen eine<br />

Erkennungsrate von 100 Prozent bei Melanomen<br />

erreicht. 1<br />

Von Mag. Simone Peter-Ivkic<br />

Foto: Natalia/stock.adobe.com<br />

❙❙<br />

In der Studie, die am Kongress der Europäischen<br />

Akademie für Dermatologie<br />

und Venerologie (EADV) <strong>2023</strong> vor gestellt<br />

wurde, wurden 22.356 Patient:innen<br />

mit Verdacht auf Hautkrebs über einen<br />

Zeitraum von 2,5 Jahren untersucht. 1<br />

Die Ergebnisse:<br />

• 100 Prozent Sensitivität bei Melanomen:<br />

Von 59 Fällen der schwersten<br />

Form von Hautkrebs 2 wurden alle korrekt<br />

erkannt.<br />

• 99,5 Prozent Erkennungsrate aller Hautkrebsfälle: Von<br />

190 Fällen wurde nur einer übersehen.<br />

• 92,5 Prozent korrekte Identifizierung von präkanzerösen<br />

Läsionen: Von 585 Fällen wurden 541 korrekt identifiziert.<br />

Die dritte Version der KI-Software stellt eine deutliche Verbesserung<br />

gegenüber dem ersten Modell dar, das im Jahr<br />

2021 getestet wurde und nur 85,9 Prozent (195/227) der<br />

Melanome, 83,8 Prozent (903/1078) aller Hautkrebsarten<br />

und 54,1 Prozent (496/917) der präkanzerösen Läsionen<br />

erkannte. 1<br />

Zaki: „Die KI sollte nicht als alleiniges<br />

Instrument zur Erkennung von Hautkrebs<br />

eingesetzt werden.“<br />

Datenqualität und KI-Training von<br />

entscheidender Bedeutung<br />

„Diese Studie hat gezeigt, wie schnell sich die KI verbessert<br />

und lernt, wobei die hohe Genauigkeit direkt auf Verbesserungen<br />

bei den KI-Trainingstechniken und der Qualität<br />

der zum Training der KI verwendeten Daten zurückzuführen<br />

ist“, kommentierte Dr. Kashini Andrew, Hauptautorin<br />

der Studie und Fachärztin am University Hospitals<br />

Birmingham NHS Foundation Trust.<br />

Die neueste KI-Software hat zwischen April 2022 und Jänner<br />

<strong>2023</strong> über 1.000 persönliche Konsultationen in der<br />

Sekundärversorgung eingespart. 3<br />

Dieser Umstand ermöglicht<br />

es den Ärzt:innen, sich besonders auf jene Patient:innen<br />

mit dringendem Behandlungsbedarf zu konzentrieren.<br />

Menschliche Expertise ist<br />

unbedingt notwendig<br />

Trotz der beeindruckenden Fortschritte sollte die KI nicht<br />

isoliert eingesetzt werden. In beratender Funktion sollten<br />

Dermatolog:innen immer Teil des Diagnoseprozesses<br />

sein. Ein übersehener Fall von Basalzellkarzinom wurde<br />

erst bei einer zweiten Untersuchung durch einen Dermatologen<br />

erkannt. 2 Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig eine<br />

angemessene klinische Überwachung der KI ist.<br />

Mitautor Dr. Irshad Zaki, beratender Dermatologe am<br />

University Hospitals Birmingham NHS Foundation Trust,<br />

erklärte ebenfalls: „Wir möchten betonen, dass die KI<br />

nicht als alleiniges Instrument zur Erkennung von Hautkrebs<br />

eingesetzt werden sollte und dass die KI keinen Ersatz<br />

für beratende Dermatolog:innen darstellt.“<br />

„Die Rolle der KI in der Dermatologie und der am besten<br />

geeignete Weg sind umstritten“, so Andrew. Weitere Forschung<br />

unter angemessener klinischer Aufsicht könnte<br />

den Einsatz von KI als Triage-Tool ermöglichen, zeigt sich<br />

die Expertin überzeugt. „Allerdings muss jeder Weg seine<br />

Kosteneffizienz nachweisen und die KI ist derzeit kein<br />

eigenständiges Instrument in der Dermatologie. Unsere<br />

Daten zeigen jedoch, wie vielversprechend die KI für die<br />

zukünftige Gesundheitsversorgung ist.“<br />

❙<br />

1 Andrew K et al., Continued improvement of artificial intelligence in<br />

identifying skin cancer (e-poster). Presented at the EADV Congress<br />

<strong>2023</strong>; Berlin & virtuell, 12.10.23<br />

2 NHS. Overview: Skin cancer (non-melanoma). (last updated January<br />

2020); available at: https://www.nhs.uk/conditions/non-melanomaskin-cancer/<br />

(last accessed: September <strong>2023</strong>).<br />

3 Andrew K et al., Continued improvement of artificial intelligence in<br />

identifying skin cancer (abstract). Presented at the EADV Congress<br />

<strong>2023</strong>; Berlin & virtuell, 12.10.23<br />

6/23<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

29


Im Gespräch<br />

Pädiatrische ZNS-<br />

Tumoren im Fokus<br />

Seit September ist Dr. Johannes Gojo Professor für Pädiatrische Neuro<strong>onko</strong>logie und Leiter der Neuro<strong>onko</strong>logie an der<br />

Abteilung für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie der Universitätsklinik für Kinder- und<br />

Jugendheilkunde an der MedUni Wien. Mit <strong>CliniCum</strong> <strong>onko</strong> sprach der Hämato<strong>onko</strong>loge über seine Forschungsschwerpunkte<br />

und was er in den nächsten Jahren vorhat.<br />

Das Gespräch führte Mag. Katharina Scheyerer-Janda.<br />

<strong>CliniCum</strong> <strong>onko</strong>: Herzliche Gratulation zur neuen Position.<br />

Mit welchen Zielen sind Sie angetreten?<br />

Wir freuen uns sehr, dass die MedUni Wien mit meiner<br />

Professur den Hirntumoren des Kindes- und Jugendalters<br />

eine zentrale Bedeutung gegeben hat. In Österreich<br />

werden bei etwa 100 Kindern pro Jahr ZNS-Tumoren neu<br />

diagnostiziert. Aber in Österreich werden gutartige Tumoren<br />

nicht immer mitgezählt, daher haben wir keine<br />

guten, zentral erfassten Daten. Internationale Statistiken,<br />

vor allem aus den USA, zeigen, dass die Inzidenz für<br />

ZNS-Tumoren gestiegen ist und diese mittlerweile die<br />

häufigs ten Tumoren in dieser Altersgruppe sind, also die<br />

Leukämien überholt haben. ZNS-Tumoren haben zudem<br />

die höchste Mortalität aller Tumorarten bei Kindern<br />

und Jugendlichen.<br />

Im Vergleich zu Erwachsenen sind diese Tumorzahlen<br />

sehr niedrig. Wie wichtig ist hier die internationale<br />

Vernetzung für die Forschung?<br />

Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zählen<br />

zu den seltenen Erkrankungen. Hinzu kommt, dass wir im<br />

letzten Jahrzehnt durch molekulare Diagnostik herausgefunden<br />

haben, dass es sich bei ZNS-Tumoren um sehr<br />

viele, sehr unterschiedliche und genau definierte Tumortypen<br />

handelt, die man auch nicht alle gleich behandeln<br />

sollte. Da ist eine internationale Kooperation wichtig, um<br />

diese Tumoren zu untersuchen und die Verbesserung der<br />

Therapien voranzutreiben.<br />

Zur Person<br />

Johannes Gojo wurde in Vorarlberg geboren und studierte<br />

Molekularbiologie in Freiburg sowie Humanmedizin an der<br />

Medizinischen Universität Wien. 2018 schloss er das Doktorratsstudium<br />

Clinical Neurosciences ab. Nach der Ausbildung<br />

zum Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde folgte 2021<br />

der Abschluss im Zusatzfach Pädiatrische Hämatologie und<br />

Onkologie an der Medizinischen Universität Wien. Gojo wurde<br />

für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet. Seit 2021 ist er Mitglied im Executive<br />

Board des Comprehensive Cancer Center von MedUni Wien und AKH Wien.<br />

Zielt die Weiterentwicklung des Hirntumorzentrums<br />

(Pediatric Brain Tumor Center Vienna) ebenfalls<br />

auf eine internationale Vernetzung ab?<br />

Das Hirntumorzentrum an der MedUni Wien ist das<br />

größte interdisziplinäre Zentrum für pädiatrische ZNS-<br />

Tumoren in Österreich. Als solches sind wir einer der<br />

Ansprechpartner beim ITCC Consortium (Innovative<br />

Therapies for Children with Cancer Consortium), das<br />

zum Ziel hat, neue Krebstherapien zu entwickeln. Im Bereich<br />

der Hirntumoren sind wir das einzige Zentrum in<br />

Österreich, das hier international eingebunden ist. Somit<br />

gibt es manche klinische Studien, die nur bei uns geöffnet<br />

sind.<br />

Sie wollen das Hirntumorzentrum weiter ausbauen.<br />

Bekommen Sie künftig mehr Platz?<br />

Mit dem Bau der neuen Forschungsgebäude und Kinderklinik<br />

am Campus von AKH Wien/MedUni Wien wird<br />

auch unser Zentrum mehr Platz finden. Wichtig ist uns<br />

hier die inhaltliche Gestaltung. Wir möchten molekulare<br />

Diagnostik und Grundlagenforschung nutzen, um noch<br />

zielgerichtetere Therapien zu entwickeln. Das geht nur<br />

international – gemeinsam mit anderen Zentren.<br />

Sie waren auch maßgeblich an dem EU-Pojekt ITCC-<br />

P4 (Innovative Therapies for Children with Cancer:<br />

Paediatric Preclincal Proof-of-Concept Platform)<br />

beteiligt. Was ist das Projekt konkret?<br />

Das ITCC-P4 ist eine präklinische Plattform zur Erforschung<br />

von neuen Therapien für pädiatrische Tumoren.<br />

Wir haben in den letzten Jahren mit EU-Förderung die<br />

weltweit größte Plattform für pädiatrische Tumoren aufgebaut<br />

und über 300 Modelle gesammelt, vorrangig<br />

Transplantationsmodelle und Organoide humaner Tumorproben.<br />

Jetzt wurde eine gemeinnützige GmbH gegründet,<br />

um das Projekt in der Praxis kommerziell nutzen<br />

zu können und diese Datensätze für die Pharmaindustrie<br />

zugänglich zu machen. Unternehmen, die ihre Medikamente<br />

testen wollen, können sich in dieser Plattform die<br />

dafür geeigneten Datensätze aussuchen. Das Geld, das<br />

hier hereinkommt, wird für die Weiterentwicklung der<br />

Plattform verwendet.<br />

30 <strong>onko</strong> CC 6/23


Wie attraktiv ist diese Plattform für forschende<br />

Unternehmen?<br />

Sie ist ein absoluter Booster für die Entwicklung neuer<br />

Medikamente. Die Lage von seltenen Erkrankungen hat<br />

sich generell in den letzten Jahren verbessert. Bei Kinderarzneimitteln<br />

waren die Orphan Drug Designation<br />

und die Weiterentwicklung der EU Paediatric Regulation<br />

ein wichtiger Meilenstein. Die Hersteller müssen<br />

bei all ihren Medikamenten die Anwendung bei Kindern<br />

berücksichtigen und die Wirkung speziell bei Kindern<br />

und Jugendlichen belegen und entsprechend zur Zulassung<br />

einreichen. Früher war es so, dass das leider oft<br />

umgangen werden konnte, indem etwa ein Hersteller<br />

sich darauf berufen hat, dass die Erkrankung nicht relevant<br />

bei Kindern sei. Aber vielleicht hätte es eine Zweitwirkung<br />

gegeben, die sehr wohl eine Anwendung bei<br />

pädiatrischen Tumoren möglich gemacht hätte. Das<br />

wurde geändert, allerdings ist es oft schwierig, die entsprechenden<br />

präklinischen Daten für pädiatrische Tumoren<br />

zu generieren. Die Plattform füllt hier eine wesentliche<br />

Lücke.<br />

Neue Heilungschancen für<br />

rezidivierte Medulloblastome<br />

Die soeben im Journal JAMA Oncology publizierte<br />

MEMMAT-Studie unter der Leitung der MedUni Wien<br />

zeigt eine signifikant höhere Überlebensrate bei jungen<br />

Patient:innen mit einem rezidivierten Medulloblastom,<br />

die mit einer antiangiogenen Therapie behandelt<br />

wurden. In der MEMMAT-Studie wurden insgesamt<br />

40 Patient:innen im Zeitraum von 2014 bis 2021 in<br />

Österreich, Tschechien, Spanien, Frankreich, Dänemark,<br />

Schweden, Norwegen und den USA eingeschlossen,<br />

die ein zuvor bestrahltes Medulloblastom-Rezidiv<br />

hatten. Ein Viertel der Patient:innen zeigt mit der<br />

antiangiogenen Therapie ein Langzeitüberleben von<br />

mehr als fünf Jahren. Mit bisherigen Therapien gab<br />

es bei dieser Patientengruppe nur vereinzelt ein<br />

längeres Überleben.<br />

Österreich und hier die MedUni Wien gilt im Bereich<br />

der pädiatrischen Neuro<strong>onko</strong>logie als führende<br />

Forschungseinrichtung. An welchen Forschungsprojekten<br />

arbeiten Sie aktuell?<br />

Aktuell haben wir unter der Leitung von Andreas<br />

Peyrl die MEMMAT-Studie zu rezidivierten Medulloblastomen<br />

im Journal JAMA Oncology publiziert.<br />

Die Heilungschancen bei diesem höchst aggressiven<br />

Tumor liegen zwar bei Kindern und Jugendlichen<br />

bei rund 75 Prozent. Wenn Rezidive auftreten,<br />

gab es aber bisher keine kurativen Therapiemöglichkeiten.<br />

In einer internationalen Studie<br />

haben wir mit einer metronomisch antiangiogenen<br />

medikamentösen Therapie eine signifikante<br />

Steigerung der Überlebenschancen im Rezidiv<br />

auf 25 Prozent erzielten.<br />

Fotos: MedUni Wien/feelimage, Living Art Enterprises/PhotoResearchers/picturedesk.com<br />

Das sind ja sehr gute Neuigkeiten! Wie<br />

schwierig ist es denn, für die pädiatrische<br />

Onkologie Forschungsgelder für entsprechende<br />

Studien einzuwerben?<br />

Die meisten Studien hier an der MedUni Wien sind<br />

rein akademisch und werden von uns durch Spenden<br />

finanziert, so auch im Fall der MEMMAT-Studie. In dustriestudien<br />

sind noch selten, aber das ändert sich gerade.<br />

Da die Hersteller verpflichtet sind, die Wirkung aller<br />

Medikamente auch für die pädiatrische Anwendung<br />

zu testen, ergeben sich öfter klinische Studien – mit<br />

sehr erfreulichen Ergebnissen, die die Therapiemöglichkeiten<br />

erweitern. So wird beispielsweise<br />

2024 eine Kombinationstherapie aus Dabrafenib<br />

und Trametinib als Therapie für Kinder und Jugendliche<br />

mit niedriggradigem Gliom zugelassen. Diese<br />

beiden Medikamente gibt es zur Behandlung von Hautkrebs<br />

schon ewig.<br />

Aber es sind ja nicht alle Therapien für Kinder und<br />

Jugendliche geeignet ...<br />

Das stimmt. Es braucht oft auch andere Formulierungen,<br />

etwa Säfte anstelle von Tabletten. Es gibt also noch<br />

viel zu tun.<br />

6/23 CC<br />

<strong>onko</strong><br />

31


Präklinische Testplattform für seltene<br />

pädiatrische Tumoren<br />

Mit der Gründung der gemeinnützigen GmbH ITCC-P4 aus<br />

zwölf universitären Einrichtungen und drei CROs (Clinical<br />

Research Organizations) gelang den Beteiligten ein europaweites<br />

Leuchtturmprojekt für die künftige Erforschung<br />

und Testung von Medikamenten für Kinderkrebs. Seit 2015<br />

hatten Universitäten, Pharmaunternehmen und CROs im<br />

Rahmen eines mit 16 Mio. Euro geförderten EU-Projekts<br />

pä diatrische Tumormodelle gesammelt. Diese Daten stehen<br />

nunmehr nicht nur innerhalb des Konsortiums, sondern<br />

auch anderen Forschenden zur Verfügung. In Österreich<br />

ist das Comprehensive Cancer Center (CCC) von<br />

MedUni Wien und AKH Wien am Konsortium beteiligt.<br />

Und wie sieht es bei der Diagnostik aus? Können<br />

Methoden wie die Liquid Biopsy auch im pädiatrischen<br />

Bereich eingesetzt werden?<br />

Liquid Biospy ist generell bei Kindern eine größere Herausforderung<br />

als bei Erwachsenen, weil einerseits die<br />

Menge an Blut deutlich geringer und andererseits der Anteil<br />

an nachweisbaren Biomarkern im Blut wesentlich kleiner<br />

ist als bei Erwachsenen. Hier haben wir methodisch<br />

daran gearbeitet und bei manchen Entitäten Erfolge erzielt.<br />

So haben wir etwa für ETMR-Tumoren einen Biomarker<br />

gefunden, den wir gerade in Folgestudien untersuchen.<br />

Ein wesentlicher Erfolg ist aber ein anderer Weg. Es<br />

sieht so aus, dass Biomarker von ZNS-Tumoren in der<br />

Gehirnflüssigkeit in einer deutlich höheren Konzentration<br />

vorkommen und geringere Mengen an Flüssigkeit für die<br />

Detektion erforderlich sind. Daran arbeiten wir gerade –<br />

auch mit anderen Zentren. Das ist wichtig für die Diagnose,<br />

weil wir so ein molekulares Profil von Tumoren im Therapieverlauf<br />

bestimmen können, was einerseits für die<br />

Therapie entscheidend ist und andererseits hilft, den Verlauf<br />

von Erkrankungen besser vorherzusagen.<br />

Wo sehen Sie noch die größte Baustelle?<br />

Ich finde, wir müssen weiter an der Awareness für pädiatrische<br />

Tumoren, insbesondere ZNS-Tumoren, arbeiten. Es<br />

hat sich in den letzten Jahren schon viel getan. Aber es fehlt<br />

dennoch noch oft das Bewusstsein. Die Symptome sind bei<br />

Kindern auch anders. Bei Kindern entstehen die meisten<br />

Hirntumoren im Kleinhirn, bei Erwachsenen ist meist das<br />

Großhirn betroffen. Kinder klagen daher über andere<br />

Symp tome wie Morgenübelkeit oder Erbrechen. Hier ist es<br />

wichtig, genau hinzuschauen. Ist es ein normaler Infekt<br />

oder könnte es mehr sein? Es gibt noch immer eine gewisse<br />

Schwelle durch die Verfügbarkeit, ein MRT unter Narkose<br />

bei Kleinkindern durchzuführen. Gleichzeitig erhöht eine<br />

frühzeitige Diagnose die Heilungschancen signifikant.<br />

Hier haben wir trotz Fortschritten noch viel zu tun. Hirntumorzentren<br />

wie unseres sind dabei ein wichtiger Faktor.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Fachkurzinformationen<br />

Braftovi® 50 mg Hartkapseln; Braftovi® 75 mg Hartkapseln. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Braftovi 50 mg Hartkapseln: Jede Hartkapsel enthält 50 mg Encorafenib; Braftovi 75 mg Hartkapseln: Jede Hartkapsel enthält 75 mg Encorafenib.<br />

Liste der sonstigen Bestandteile: Kapselinhalt: Copovidon (E1208), Poloxamer 188, mikrokristalline Cellulose (E460i), Bernsteinsäure (E363), Crospovidon (E1202), hochdisperses Siliciumdioxid (E551), Magnesiumstearat (E470b); Kapselhülle: Gelatine (E441), Titandioxid<br />

(E171), Eisen(III)-oxid (E172), Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172), Eisen(II,III)-oxid (E172); Druckertinte: Schellack (E904), Eisen(II,III)-oxid (E172), Propylenglycol (E1520). Anwendungsgebiete: Encorafenib in Kombination mit Binimetinib ist angezeigt zur Behandlung<br />

von erwachsenen Patienten mit nicht-resezierbarem oder metastasiertem Melanom mit einer BRAF-V600-Mutation; Encorafenib in Kombination mit Cetuximab ist angezeigt zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom mit einer<br />

BRAF-V600E-Mutation, die eine systemische Vortherapie erhalten haben (siehe Abschnitte 4.4 und 5.1 der Fachinformation). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 der Fachinformation genannten sonstigen Bestandteile.<br />

Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastische Mittel, Proteinkinase-Inhibitoren; ATC-Code: L01EC03. Inhaber der Zulassung: Pierre Fabre Médicament, Les Cauquillous, 81500 Lavaur, Frankreich. Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte<br />

Abgabe verboten. Stand der Information: <strong>06</strong>/<strong>2023</strong>. Weitere Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft<br />

und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie potenziellen Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen (http://www.basg.gv.at – Rubrik Arzneispezialitätenregister). Pierre Fabre Pharma Austria, Jasminstr. 2, 4600 Wels.<br />

Enhertu ® 100 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung ▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind<br />

aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Durchstechflasche mit Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält<br />

100 mg Trastuzumab deruxtecan. Nach der Rekonstitution enthält eine Durchstechflasche mit 5 ml Lösung 20 mg/ml Trastuzumab deruxtecan (siehe Abschnitt 6.6). Trastuzumab deruxtecan ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (AWK), das einen humanisierten monoklonalen Anti-<br />

HER2-IgG1-Antikörper (mAb) mit der gleichen Aminosäurensequenz wie Trastuzumab enthält, welcher in Säugetierzellen (Ovarialzellen des chinesischen Hamsters) gebildet wird und über einen Tetrapeptid-basierten abspaltbaren Linker kovalent an DXd, ein Exatecan-Derivat und<br />

Topoisomerase-I-Inhibitor, gebunden ist. An jedes Antikörpermolekül sind ungefähr 8 Deruxtecan-Moleküle gebunden. Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile: LHistidin, L-Histidinhydrochlorid-Monohydrat, Saccharose, Polysorbat 80. Anwendungsgebiete: Brustkrebs:<br />

HER2-positiver Brustkrebs: Enhertu ® wird angewendet als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit inoperablem oder metastasiertem HER2- positivem Brustkrebs, die bereits mindestens eine gegen HER2 gerichtete Vorbehandlung erhalten haben. HER2-<br />

low-Brustkrebs: Enhertu ® wird angewendet als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit inoperablem oder metastasiertem HER2- low-Brustkrebs, die bereits eine Chemotherapie in der metastasierten Situation erhalten haben oder bei denen während oder<br />

innerhalb von 6 Monaten nach Beendigung der adjuvanten Chemotherapie ein Rezidiv aufgetreten ist (siehe Abschnitt 4.2). Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC): Enhertu ® wird angewendet als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem<br />

NSCLC, deren Tumoren eine aktivierende HER2(ERBB2)-Mutation aufweisen und die nach einer platinbasierten Chemotherapie mit oder ohne Immuntherapie eine systemische Therapie benötigen. Magenkrebs: Enhertu ® wird angewendet als Monotherapie zur Behandlung von<br />

erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem HER2- positivem Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs (GEJ), die bereits ein vorhergehendes Trastuzumabbasiertes Therapieschema erhalten haben. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den<br />

Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Pharmakotherapeutische Gruppe: antineoplastische Mittel, Humaner-epidermaler- Wachstumsfaktor-Rezeptor-2(HER2)-Inhibitoren, ATC-Code: L01FD04. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die<br />

Aufbewahrung: Im Kühlschrank lagern (2°C - 8°C). Nicht einfrieren. Aufbewahrungsbedingungen nach Rekonstitution und Verdünnung des Arzneimittels, siehe Abschnitt 6.3. Inhaber der Zulassung: Daiichi Sankyo Europe GmbH, Zielstattstraße 48, 81379 München, Deutschland.<br />

Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: Oktober <strong>2023</strong>. Ausführliche Informationen zu diesem Arzneimittel sind auf den Internetseiten der Europäischen Arzneimittel-Agentur http://www.<br />

ema.europa.eu verfügbar. Falls Sie weitere Informationen über das Arzneimittel wünschen, setzen Sie sich bitte mit dem örtlichen Vertreter des pharmazeutischen Unternehmers in Verbindung. In Österreich: Daiichi Sankyo Austria GmbH; Tel: +43-(0) 1 485 86 42 0.<br />

Impressum<br />

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Cover: Design_Cells/<br />

stock.adobe.com<br />

32 <strong>onko</strong> CC 6/23


pharmanews<br />

Epcoritamab (tepkinly ® )<br />

Bispezifischer Antikörper überzeugt<br />

in der Drittlinie des DLBCL<br />

Ein tiefes, anhaltendes Ansprechen – dafür soll Epcoritamab beim<br />

schwer therapierbaren diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL)<br />

sorgen. Aufgrund der Ergebnisse aus EPCORE NHL-1 wurde der CD3x-<br />

CD20-Antikörper nun bedingt für die Drittlinie zugelassen.<br />

Mit Epcoritamab (tepkinly®) wurde im September <strong>2023</strong> der erste subkutan<br />

zu applizierende bispezifische CD3xCD20-Antikörper als Monotherapie<br />

für erwachsene Patient:innen mit rezidiviertem/refraktärem diffus großzelligem<br />

B-Zell-Lymphom (r/r DLBCL) nach mindestens zwei systemischen<br />

Vortherapien bedingt zugelassen. Zulassungsrelevant war die Phase-I/II-<br />

Studie EPCORE NHL-1, in die 157 mindestens zweifach vorbehandelte<br />

Erkrankte mit rezidiviertem/refraktärem groß zelligem B-Zell-Lymphom<br />

(r/r LBCL) eingeschlossen waren, darunter 139 mit r/r DLBCL. Im Median<br />

hatten die Teilnehmenden drei Vortherapien erhalten, 38,9 Prozent CAR-<br />

T-Zellen. Die Dosis von Epcoritamab wird im ersten Zyklus schrittweise<br />

erhöht, bis die erste volle Dosis von 48mg an Tag 15 erreicht ist.<br />

Gesamtansprechrate betrug nach 20 Monaten 62 Prozent. Univ.-<br />

Prof. Dr. med. Georg Lenz, Universitätsklinikum Münster, präsentierte<br />

aktuelle Studiendaten mit einem medianen Follow-up von 20 Monaten.<br />

Die Gesamtansprechrate (primärer Endpunkt) betrug 62 Prozent mit 40<br />

Prozent kompletten Remissionen, die median 20,8 Monate anhielten.<br />

Die Ansprechraten in verschiedenen Subgruppen ähnelten einander;<br />

auch nach Versagen einer CAR-T-Zell-Therapie wirkte der bispezifische<br />

Antikörper. Für die Gesamtpopulation mit r/r DLBCL betrug das mediane<br />

OS 19,4 Monate, für diejenigen mit CR war der Median noch nicht<br />

erreicht (15-Monats-OS: 88,3%). In der LBCL-Gruppe fiel das Ergebnis<br />

etwas geringer aus mit 18,5 Monaten.<br />

Lenz betonte, dass das in der LBCL-Kohorte ermittelte Sicherheitsprofil<br />

handhabbar war. Die häufigsten behandlungsassoziierten Nebenwir-<br />

kungen waren Zytokinfreisetzungssyndrome, die fast immer leichtgradig<br />

(Grad 3: 3%) und weitgehend auf die erste volle Dosis im ersten Zyklus<br />

beschränkt waren. Immuneffektorzell-assoziierte Neurotoxizitätssyndrome<br />

traten selten auf (6%) und waren leichtgradig. Der Experte<br />

betonte, dass der zweite Zyklus oftmals bereits im ambulanten Setting<br />

verabreicht werden könne – in Abhängigkeit von der Verträglichkeit im<br />

ersten Zyklus.<br />

Fachpressekonferenz „Epcoritamab: Perspektiven im Gesamtüberleben des<br />

mehrfach vorbehandelten DLBCL durch bispezifische Antikörper“ anlässlich der<br />

DGHO-Jahrestagung <strong>2023</strong>; Veranstalter: AbbVie<br />

Fachkurzinformationen<br />

BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: IMFINZI 50 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastische Mittel, monoklonale Antikörper und Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, PD-1/PDL-1<br />

(Programmed Cell Death-1-Rezeptor/Programmed Cell Death-Ligand-1)-Inhibitoren. ATC Code: L01FF03 QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Jeder ml des Konzentrats zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 50 mg<br />

Durvalumab. Eine Durchstechfl asche mit 2,4 ml Konzentrat enthält 120 mg Durvalumab. Eine Durchstechfl asche mit 10 ml Konzentrat enthält 500 mg Durvalumab. Durvalumab wird mittels rekombinanter DNA-Technologie aus Säugetierzellen<br />

(Ovarialzellen des chinesischen Hamsters) gewonnen. Sonstige Bestandteile: Histidin, Histidinhydrochlorid-Monohydrat, Trehalose-Dihydrat (Ph.Eur.), Polysorbat 80, Wasser für Injektionszwecke. ANWENDUNGSGEBIETE: Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom<br />

(non-small cell lung cancer, NSCLC) IMFINZI ist angezeigt als Monotherapie zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen, inoperablen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) bei Erwachsenen, deren Tumoren PD-L1 in ≥ 1% der<br />

Tumorzellen exprimieren und deren Krankheit nach einer platinbasierten Radiochemotherapie nicht fortgeschritten ist (siehe Abschnitt 5.1 der Fachinformation). IMFINZI in Kombination mit Tremelimumab und einer platinbasierten Chemotherapie<br />

ist angezeigt bei Erwachsenen zur Erstlinienbehandlung des metastasierten NSCLC ohne sensibilisierende EGFR-Mutationen oder ALK-positive Mutationen. Kleinzelliges Lungenkarzinom (small cell lung cancer, SCLC). IMFINZI in Kombination<br />

mit Etoposid und entweder Carboplatin oder Cisplatin ist angezeigt bei Erwachsenen zur Erstlinienbehandlung des kleinzelligen Lungenkarzinoms im fortgeschrittenen Stadium (extensive-stage small cell lung cancer, ES-SCLC). Biliäre Tumore<br />

(biliary tract cancer, BTC). IMFINZI in Kombination mit Gemcitabin und Cisplatin ist angezeigt bei Erwachsenen zur Erstlinienbehandlung nicht resezierbarer oder metastasierter biliärer Tumore (BTC). Hepatozelluläres Karzinom (hepatocellular<br />

carcinoma, HCC). IMFINZI in Kombination mit Tremelimumab ist angezeigt bei Erwachsenen zur Erstlinienbehandlung des fortgeschrittenen oder nicht resezierbaren hepatozellulären Karzinoms (HCC). GEGENANZEIGEN: Überempfi ndlichkeit gegen<br />

den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 der Fachinformation genannten sonstigen Bestandteile. INHABER DER ZULASSUNG: AstraZeneca AB, SE 151 85 Södertälje, Schweden. REZEPTPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: Rezept- und apothekenpfl<br />

ichtig, wiederholte Abgabe verboten. STAND DER INFORMATION: 04/<strong>2023</strong>. Informationen zu den Abschnitten besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige<br />

Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie den Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation (z. B. Austria Codex) zu entnehmen.<br />

▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifi zierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung<br />

zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8 der Fachinformation. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: IMJUDO 20 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Pharmakotherapeutische Gruppe:<br />

Andere monoklonale Antikörper und Antikörper-Wirkstoff-Konjugate. ATC Code: L01FX20. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Jeder ml des Konzentrats zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 20 mg Tremelimumab<br />

(tremelimumab). Eine Durchstechfl asche mit 1,25 ml Konzentrat enthält 25 mg Tremelimumab. Eine Durchstechfl asche mit 15 ml Konzentrat enthält 300 mg Tremelimumab. Tremelimumab ist ein humaner monoklonaler gegen das zytotoxische T-<br />

Lymphozyten assoziierte Antigen 4 (CTLA-4) gerichteter Immunglobulin-G2-IgG2a-Antikörper, der mittels rekombinanter DNA-Technologie in Maus-Myelomzellen hergestellt wird. Sonstige Bestandteile: Histidin, Histidinhydrochlorid-Monohydrat,<br />

Trehalose-Dihydrat (Ph.Eur.), Natriumedetat (Ph.Eur.), Polysorbat 80, Wasser für Injektionszwecke. ANWENDUNGSGEBIETE: IMJUDO in Kombination mit Durvalumab ist angezeigt bei Erwachsenen zur Erstlinienbehandlung des fortgeschrittenen<br />

oder nicht resezierbaren hepatozellulären Karzinoms (hepatocellular carcinoma, HCC). IMJUDO in Kombination mit Durvalumab und einer platinbasierten Chemotherapie ist angezeigt bei Erwachsenen zur Erstlinienbehandlung des metastasierten<br />

nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (non-small cell lung cancer, NSCLC) ohne sensibilisierende EGFR-Mutationen oder ALK-positive Mutationen. GEGENANZEIGEN: Überempfi ndlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 der<br />

Fachinformation genannten sonstigen Bestandteile. INHABER DER ZULASSUNG: AstraZeneca AB, SE 151 85 Södertälje, Schweden. REZEPTPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: Rezept- und apothekenpfl ichtig, wiederholte Abgabe verboten. STAND<br />

DER INFORMATION: 08/<strong>2023</strong>. Informationen zu den Abschnitten besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft<br />

und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie den Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation (z. B. Austria Codex) zu entnehmen.<br />

BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: Verzenios ® 50 [100] {150} mg Filmtabletten. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Jede Filmtablette enthält 50 [100] {150} mg Abemaciclib. Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung.<br />

Jede Filmtablette enthält 14 [28] {42} mg Lactose-Monohydrat. Vollständige Aufl istung der sonstigen Bestandteile, siehe Fachinformation Abschnitt 6.1. Anwendungsgebiete: Brustkrebs im frühen Stadium: Verzenios ist in Kombination mit einer<br />

endokrinen Therapie angezeigt für die adjuvante Behandlung von erwachsenen Patientinnen und Patienten mit Hormonrezeptor (HR)-positivem, humanem epidermalem Wachstumsfaktor-Rezeptor 2 (HER2)-negativem, nodal-positivem Brustkrebs<br />

im frühen Stadium mit einem hohen Rezidivrisiko (siehe Fachinformation Abschnitt 5.1). Bei prä- oder perimenopausalen Frauen sollte die endokrine Aromatasehemmer-Therapie mit einem LHRH-Agonisten (LHRH= Luteinising Hormone Releasing<br />

Hormone) kombiniert werden. Fortgeschrittener oder metastasierter Brustkrebs: Verzenios ist angezeigt zur Behandlung von Frauen mit Hormonrezeptor (HR)-positivem, humanem epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor-2 (HER2)-negativem<br />

lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs in Kombination mit einem Aromatasehemmer oder Fulvestrant als initiale endokrine Therapie oder bei Frauen mit vorangegangener endokriner Therapie. Bei prä- oder perimenopausalen<br />

Frauen sollte die endokrine Therapie mit einem LHRH-Agonisten kombiniert werden. Gegenanzeigen: Überempfi ndlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Liste der sonstigen Bestandteile:<br />

Tablettenkern: Croscarmellose-Natrium, Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Siliciumdioxid-Hydrat, Natriumstearylfumarat. Filmüberzug: Verzenios 50 mg Filmtabletten Poly(vinylalkohol) (E1203), Titandioxid (E171), Macrogol (E1521),<br />

Talkum (E553b), Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172), Eisen(III)-oxid (E172); Verzenios 100 mg Filmtabletten Poly(vinylalkohol) (E1203), Titandioxid (E171), Macrogol (E1521), Talkum (E553b); Verzenios 150 mg Filmtabletten Poly(vinylalkohol)<br />

(E1203), Titandioxid (E171), Macrogol (E1521), Talkum (E553b), Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172). Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastische Mittel, Proteinkinase Inhibitoren, ATC-Code: L01EF03. INHABER DER ZULASSUNG: Eli<br />

Lilly Nederland B.V., Papendorpseweg 83, 3528 BJ Utrecht, Niederlande. Abgabe: Rezept- und Apothekenpfl ichtig, NR. Stand der Information: Juni <strong>2023</strong>. Weitere Angaben, insbesondere zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die<br />

Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie ggf. Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation<br />

zu entnehmen.<br />

6 / 23<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

33


zulassungen<br />

Elranatamab<br />

Multiples Myelom: Neue Zulassung<br />

Der Ausschuss für Humanarzneimittel<br />

(CHMP) der europäischen Zulassungsbehörde<br />

(EMA) empfiehlt Elranatamab für die<br />

Behandlung eines rezidivierten oder refraktären<br />

multiplen Myeloms im Rahmen des<br />

beschleunigten EMA Priority Medicines<br />

(PRIME)-Schemas. Elranatamab ist ein bispezifischer<br />

monoklonaler Antikörper, der<br />

auf den CD3-Rezeptor, welcher auf der Oberfläche<br />

von T-Zellen exprimiert wird, und auf<br />

das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA), das auf<br />

der Oberfläche von Plasmazellen exprimiert<br />

wird, einschließlich maligner Zellen des<br />

multiplen Myeloms abzielt.<br />

In einer offenen Phase-II-Studie konnte gezeigt<br />

werden, dass Elranatamab ein teilweises<br />

oder vollständiges Ansprechen bei<br />

Patient:innen mit rezidiviertem oder refraktärem<br />

multiplem Myelom bewirken kann.<br />

Methoden. In der offenen, multizentrischen,<br />

einarmigen Phase-II-Studie MagnetisMM-3<br />

wurde die Monotherapie mit Elranatamab<br />

bei rezidiviertem oder refraktärem multiplem<br />

Myelom untersucht. Mehr als 95 Prozent der<br />

Teilnehmer:innen hatten eine refraktäre Erkrankung<br />

gegenüber Triple-Wirkstoffklassen<br />

und rund 40 Prozent eine refraktäre Erkrankung<br />

gegenüber Penta-Wirkstoffklassen. Die<br />

Sicherheit und Wirksamkeit wurde in dieser<br />

Zwischenanalyse bei 94 Patient:innen untersucht.<br />

Die Patient:innen erhielten Elranatamab<br />

76mg s.c. wöchentlich in einem zweistufigen<br />

Priming-Dosisschema, das in der ersten<br />

Woche verabreicht wurde. Nach sechs Zyklen<br />

wurden Responder auf eine zweiwöchige Behandlung<br />

eingestellt. Die Ergebnisse der Kohorte<br />

A mit 123 Patient:innen liegen nun vor.<br />

Ergebnisse. Den primären Endpunkt objektive<br />

Ansprechrate (ORR) erreichten 61<br />

Prozent der Patient:innen, 35 Prozent wiesen<br />

ein komplettes Ansprechen auf. 50 Patient:innen<br />

mit Ansprechen erhielten eine<br />

zweiwöchige Therapie, wovon 80 Prozent<br />

sich verbesserten oder mehr als sechs Monate<br />

lang weiter konstant mit ihrem Ansprechen<br />

blieben. Das mediane Follow-up betrug<br />

14,7 Monate, wobei das mediane Ansprechen,<br />

das progressionsfreie Überleben<br />

sowie des Gesamtüberleben (sekundäre<br />

Endpunkte) nicht erreicht wurden; nach 15<br />

Monaten betrugen die Raten 71,5 Prozent,<br />

50,9 Prozent und 56,7 Prozent.<br />

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen<br />

waren Infektionen (70%), Zytokinfreisetzungssyndrom<br />

(58%), Anämie (49%) und<br />

Neutropenie (49%).<br />

Fazit. Elranatamab zeigte bei Patient:innen<br />

mit refraktärem multiplem Myelom ein<br />

starkes und anhaltendes Ansprechen mit<br />

überschaubarem Sicherheitsprofil.<br />

Elranatamab ist als Monotherapie für die Behandlung<br />

erwachsener Patient:innen mit<br />

rezidiviertem oder refraktärem multiplem<br />

Myelom indiziert, die mindestens drei vorangegangene<br />

Therapien erhalten haben,<br />

darunter einen immunmodulatorischen<br />

Wirkstoff, einen Proteasom-Inhibitor und<br />

einen Anti-CD38-Antikörper, und bei denen<br />

die Krankheit unter der letzten Therapie<br />

fortgeschritten ist.<br />

Lesokhin AM et al., Elranatamab in relapsed or refractory<br />

multiple myeloma: phase 2 MagnetisMM-3 trial<br />

results. Nat Med <strong>2023</strong>; 9(9):2259–67<br />

Zanubrutinib / Durvalumab / Dostarlimab / Pembrolizumab / Rucaparib<br />

Diverse Indikationserweiterungen<br />

Follikuläres Lymphom (FL). Der CHMP<br />

der EMA empfiehlt die Erweiterung der Indikation<br />

von Zanubrutinib (Brukinsa ® ) in<br />

Kombination mit Obinutuzumab für die Behandlung<br />

von Erwachsenen mit refraktärem<br />

oder rezidiviertem follikulärem Lymphom,<br />

die davor zumindest zwei systemische Therapie<br />

erhalten haben.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/<br />

summaries-opinion/brukinsa<br />

Hepatozelluläres Karzinom (HCC). Der<br />

CHMP der EMA empfiehlt die Erweiterung<br />

der Indikation von Durvalumab (Imfinzi ® )<br />

nun auch als Monotherapie in der Erstlinie<br />

bei der Behandlung von erwachsenen<br />

Patient:innen mit fortgeschrittenem oder<br />

unresezierbarem HCC.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/<br />

summaries-opinion/imfinzi<br />

Endometriumkarzinom (EC). Weiters empfiehlt<br />

der CHMP der EMA die Erweiterung<br />

der Indikation von Dostarlimab (Jemperli ® )<br />

in Kombination mit Carboplatin und Paclitaxel<br />

für die Behandlung von Erwachsenen<br />

mit primär fortgeschrittenem oder rezidiviertem<br />

EC mit Mismatch-Reparatur-Defizienz<br />

(dMMR)/hoher Mikrosatelliteninstabilität<br />

(MSI-H), die Kandidat:innen für eine<br />

Systemtherapie sind.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/<br />

summaries-opinion/jemperli<br />

Magenkarzinom (GEJ-Karzinom). Außerdem<br />

empfiehlt der CHMP der EMA die Erweiterung<br />

der Indikation von Pembrolizumab<br />

(Keytruda ® ) in Kombination mit<br />

Fluoropyrimidin und Platin-basierter Chemotherapie<br />

für die Erstlinienbehandlung<br />

von lokal fortgeschrittenem, nicht operablem<br />

oder metastasiertem HER2-negativem<br />

Adenokarzinom des Magens oder am<br />

gastroösophagealen Übergang (gastro-oesophageal<br />

junction – GEJ) bei Erwachsenen,<br />

deren Tumor PD-L1 mit CPS ≥1 exprimiert.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/<br />

summaries-opinion/keytruda-0<br />

Ovarial-, Eileiter- und Peritonealkarzinom.<br />

Eine weitere Empfehlung des CHMP<br />

zur Indika tionserweiterung geht an Rucaparib<br />

(Rubraca ® ) als Monotherapie für die<br />

Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patient:innen<br />

mit fortgeschrittenem (FIGO-<br />

Stadium III und IV) hochgradigem epithelialem<br />

Eierstock-, Eileiter- oder primärem<br />

Peritonealkarzinom, die auf eine platinhaltige<br />

Chemotherapie in der Erstlinie vollständig<br />

oder zumindest teilweise angesprochen<br />

haben.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/<br />

summaries-opinion/rubraca<br />

34 <strong>onko</strong> CC 6/23


symptoma.com – patientenfall / pharmanews<br />

Symptoma.com – Patientenfall<br />

Enthemmt<br />

Ein 42-jähriger Mann unterzieht sich einer transsphenoidalen Tumorektomie,<br />

bei der ein nicht funktionelles Hypophysenadenom entfernt wird. Die<br />

Operation verläuft wie geplant. Nur zwei Tage nach dem Eingriff entwickelt<br />

der Patient jedoch eine akute Polyurie, extremen Durst und Polydipsie. Innerhalb<br />

von 24 Stunden scheidet er mehr als sechs Liter Urin aus, wobei er<br />

auch nachts wiederholt Harndrang verspürt.<br />

Foto: Dragana Gordic/stock.adobe.com<br />

Was ist die wahrscheinlichste Diagnose? (Auflösung siehe QR-Code)<br />

(A) Bartter-Syndrom<br />

(B) Hyperkalzämische Nephropathie<br />

(C) Psychogene Polydipsie<br />

(D) Sekundärer Hyperaldosteronismus<br />

(E) Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion<br />

(F) Zentraler Diabetes insipidus<br />

Wir stellen regelmäßig eine lehrreiche Kasuistik vor,<br />

die von „Symptoma“ (www.symptoma.com) zur Verfügung<br />

gestellt wird. Die Patientenfälle und deren<br />

Auflösung finden Sie auf www.medonline.at/sycco.<br />

Trastuzumab-Deruxtecan (ENHERTU ® )<br />

ENHERTU®: Erste HER2-gerichtete Therapie für HER2-<br />

mutierte, fortgeschrittene NSCLC in der EU zugelassen<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 32<br />

Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd; ENHERTU ® ) wurde in der Europäischen<br />

Union (EU) als Monotherapie für die Behandlung erwachsener<br />

Patient:innen mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs<br />

(NSCLC) zugelassen, deren Tumoren eine aktivierende HER2-(ERBB2-)<br />

Mutation aufweisen und die eine systemische Therapie nach einer Platin-basierten<br />

Chemotherapie mit oder ohne Immuntherapie benötigen.<br />

Trastuzumab-Deruxtecan ist ein speziell entwickeltes, gegen HER2 gerichtetes<br />

Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC), das gemeinsam von<br />

Daiichi Sankyo (TSE: 4568) und AstraZeneca (LSE/STO/Nasdaq: AZN)<br />

entwickelt wurde und vermarktet wird.<br />

Die Zulassung durch die Europäische Kommission (EK) erfolgte auf Basis<br />

der positiven Stellungnahme des Ausschusses für Humanarzneimittel<br />

(CHMP) im September <strong>2023</strong> und beruht auf den Ergebnissen der Phase-<br />

II-Studie DESTINY-Lung02, die auf der IASLC <strong>2023</strong> World Conference on<br />

Lung Cancer der International Association for the Study of Lung Cancer<br />

vorgestellt und gleichzeitig im Journal of Clinical Oncology veröffentlicht<br />

wurden.<br />

In der Studie DESTINY-Lung02 zeigte Trastuzumab-Deruxtecan (5,4<br />

mg/kg) eine bestätigte objektive Ansprechrate (ORR) von 49,0 Prozent<br />

(95%-Konfidenzintervall [KI]: 39,0–59,1) bei Patient:innen mit zuvor behandeltem<br />

fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC mit HER2-<br />

Mutation, wie durch eine verblindete unabhängige zentrale Überprüfung<br />

(BICR) festgestellt wurde. Es wurden ein vollständiges Ansprechen<br />

(CR; 1,0%) und 49 partielle Ansprechen (PR; 48,0%) beobachtet. Die<br />

mediane Dauer des Ansprechens (DOR) betrug 16,8 Monate (95%-KI:<br />

6,4–nicht abschätzbar [NE]).<br />

Presseaussendung Daiichi Sankyo Austria GmbH, Wien, 9.11.23<br />

Fachkurzinformation<br />

Pelgraz 6 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze / in einem Fertiginjektor. ▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von<br />

Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirk. zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8 der Fachinformation. Wirkstoff: Pegfilgrastim. Zus.: 1 Fertigspritze / Fertiginjektor enthält als<br />

Wirkstoff 6 mg Pegfilgrastim (mittels rekomb. DNA-Technologie aus E. coli und nachfolg. Konjugation mit PEG hergestellt) in 0,6 ml Injektionslsg. (Konz.: 10 mg/ml bas. auf Proteinanteil bzw. 20 mg/ml bei Einberech. PEG-Anteil). Sonst. Best.: Natriumacetat,<br />

Sorbitol (E 420), Polysorbat 20, Wasser für Injekt.-Zwecke. Anw.: Verkürz. d. Dauer von Neutropenien sowie Vermind. d.Häufigkeit neutropen. Fiebers bei Erw., die wg. maligner Erkr. mit zytotox. Chemotherapie behandelt werden (mit Ausnahme<br />

chron.-myeloischer Leukämie u. Myelodysplastischem Syndrom). Gegenanz.: Überempfindl. geg. Wirkstoff od. sonst. Bestandteile. Nebenw.: Sehr häufig: Kopfschm., Übelkeit, Knochenschm. Häufig: Thrombozytopenie, Leukozytose, Muskuloskelett.<br />

Schmerzen (Myalgie, Arthralgie, Schm. d. Extremitäten, Rückenschm., muskuloskelett. Schmerzen, Nackenschm.), Schmerzen an Injektionsst., Nicht vom Herzen ausgeh. Schm. im Brustkorb. Gelegentlich: Myelodysplastische Syndr., AML, Sichelzellanämie<br />

mit Krisen, Splenomegalie, Milzruptur, Überempfindlichkeitsrkt. (einschl. Hautausschlag, Urtikaria, Angioödem, Dyspnoe, Erytheme; Hautrötung u. Hypotonie), Anaphylaxie, Erhöh. d. Harnsäurewertes, Kapillarlecksyndrom, Atemnotsyndr. d. Erw.,<br />

pulmonale Nebenwirk. (interstitielle Pneumonie, Lungenödem, Lungeninfiltrate und Lungenfibrose), Hämoptyse, Sweet-Syndrom (akute febrile neutrophile Dermatose), kutane Vaskulitis, Glomerulonephritis, Rkt. an Injektionsst., Erhöh. Laktatdehydr.<br />

Werte und alkal. Phosphatase, vorübergeh. Erhöh. der ALAT und ASAT-Werte. Selten: Aortitis, pulmonale Blutung, Stevens-Johnson-Syndrom. Warnhinweis: Enthält Sorbitol. Dieses Arzneimittel darf nicht mit and. Arzneimitteln gemischt werden, insbes.<br />

nicht mit Natriumchloridlsg. Starkes Schütteln vermeiden. Verschreibungspflichtig. Weitere Info. siehe Fach- und Gebrauchsinfo. Zulassungsinhaber: Accord Healthcare S.L.U., World Trade Center, Moll de Barcelona, s/n, Edifici Est 6ª planta, 08039<br />

Barcelona, Spanien. Örtlicher Vertreter: Accord Healthcare GmbH, Oberndorfer Straße 35/1, 5020 Salzburg.<br />

6/23<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

35


DER DURCHBRUCH BEIM<br />

BRAF V600E -mutierten mCRC<br />

BRAFTOVI ® +Cetuximab:<br />

BRAFTOVI ® ist angezeigt in Kombination mit Cetuximab zur Behandlungvon erwachsenen Patienten mit metastasiertem<br />

Kolorektalkarzinom (mCRC) mit einer BRAF V600E -Mutation, die einesystemische Vortherapie erhaltenhaben. 1<br />

Signifikant längeres<br />

Gesamtüberleben* ,2<br />

Signifikant höhere<br />

Ansprechrate* ,2<br />

Zielgerichtet behandeln<br />

nach systemischer<br />

Vortherapie 1<br />

OS im Median um mind.<br />

3Monateverlängert* ,2,3<br />

Jetztmehr erfahren!<br />

DE-BRH-09-23-2300002<br />

mCRC: metastatic Colorectal Cancer,metastasiertesKolorektalkarzinom; OS: Overall Survival, Gesamtüberleben; ORR: Overall Response Rate,Gesamtansprechrate<br />

* im Vergleichzur Chemotherapie-basiertenKontrolle; die Zweifachblockade aus BRAFTOVI ® +Cetuximab zeigte dabei ein handhabbares Sicherheits-und Verträglichkeitsprofil 3<br />

1. Fachinformation BRAFTOVI ® ,PierreFabreMédicament,https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/braftovi2.Kopetz S, GrotheyA,YaegerRetal. NEnglJMed. 2019;<br />

381(17):1632–43. 3.Tabernero J, Grothey A,Van Cutsem Eetal. JClin Oncol. 2021; 39(4):273–84.<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 32

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