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CliniCum onko 06/2023

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Europäische Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV) I<br />

Früherkennung beim<br />

pädiatrischen Melanom<br />

ist essenziell<br />

Das pädiatrische Melanom ist eine seltene und<br />

komplizierte Untergruppe von Krebserkrankungen,<br />

die aufgrund ihrer besonderen Merkmale<br />

spezielle Aufmerksamkeit verdient. Hier ein Einblick<br />

in die Prävalenz, Risikofaktoren, Klassifizierung<br />

und diagnostischen Herausforderungen<br />

dieser Erkrankung. Von Johanna Wolfsberger, PhD<br />

„Melanoma in congenital<br />

melanocytic<br />

naevi“, Session im<br />

Rahmen der Jahrestagung<br />

der European<br />

Academy of Dermatology<br />

and Venereology<br />

(EADV), Berlin<br />

& virtuell, 12.10.23<br />

steht, dass in der jungen Bevölkerung<br />

häufiger ein Melanom auftritt,<br />

das mit einem Nävus assoziiert ist<br />

(80% vs. 30% bei Erwachsenen).<br />

• Spitz-Melanom: Das Spitz-Melanom<br />

ist nicht Nävus-assoziiert und<br />

eine weniger häufige Variante, die<br />

sich vom konventionellen Melanom<br />

unterscheidet und eine eigene<br />

Entität unter den pädiatrischen Melanomen<br />

darstellt.<br />

Melanomrisiko von mehreren<br />

Faktoren abhängig<br />

Nicht alle kongenitalen Nävi stellen<br />

das gleiche Risiko für die Entwicklung<br />

eines Melanoms dar. Das Risiko variiert<br />

in Abhängigkeit von Faktoren wie<br />

Größe und Anzahl der Nävi sowie<br />

dem Vorhandensein mehrerer Satelliten,<br />

erklärt Carrera. Die Kategorie<br />

der riesigen kongenitalen Nävi hat ein<br />

höheres Melanomrisiko (ca. 5–15%)<br />

und ist oft mit anderen Anomalien<br />

verbunden. Molekulare Faktoren<br />

spielen in diesem Prozess eine entscheidende<br />

Rolle, ihr prädiktiver Wert<br />

ist jedoch noch unklar.<br />

Früherkennung ist größte<br />

Herausforderung<br />

Eine der größten Herausforderungen<br />

im Umgang mit dem pädiatrischen<br />

Melanom ist die Früherkennung.<br />

Neugeborene können zwar mit großen<br />

kongenitalen Nävi geboren werden,<br />

die zunächst normal erscheinen,<br />

aber später ein Melanom entwickeln,<br />

was die Bedeutung einer kontinuierlichen<br />

Überwachung unterstreicht.<br />

Die Magnetresonanztomografie (MRT)<br />

kann verwendet werden, um Risiko-<br />

Riesiger<br />

kongenitaler<br />

Nävus auf dem<br />

Rücken eines<br />

Neugeborenen<br />

❙ Das pädiatrische Melanom macht<br />

weniger als zwei Prozent aller pädiatrischen<br />

Krebserkrankungen in Europa<br />

aus, und weniger als zwei Prozent<br />

aller Melanomfälle werden vor dem<br />

Alter von 20 Jahren diagnostiziert. Die<br />

Inzidenz ist außergewöhnlich niedrig,<br />

insbesondere vor dem 10. Lebensjahr,<br />

wobei schätzungsweise ein Kind<br />

pro einer Million betroffen ist, berichtet<br />

Prof. Dr. Cristina Carrera von der<br />

Hospital Clinic Barcelona. In der Adoleszenz<br />

steigt die Inzidenzrate jedoch<br />

deutlich an, sodass dies die häufigste<br />

Altersgruppe für pädiatrische Melanome<br />

ist.<br />

Das pädiatrische Melanom ist keine<br />

homogene Entität und wird in drei<br />

Hauptkategorien unterteilt:<br />

• Riesiger kongenitaler melanozytärer<br />

Nävus: Diese seltene Form des<br />

Melanoms, die mit großen kongenitalen<br />

Nävi einhergeht, ist eine<br />

schwerwiegende Komplikation, von<br />

der vor allem Kinder betroffen sind,<br />

die mit riesigen Nävi geboren wurden.<br />

Dieser Subtyp steht in keinem<br />

Zusammenhang mit der Sonnenexposition<br />

und zeichnet sich durch<br />

seine einzigartigen Merkmale aus.<br />

• Konventionelles oder erwachsenenähnliches<br />

Melanom: Dies ist<br />

die häufigste Form des pädiatrischen<br />

Melanoms, die bei Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen auftritt.<br />

Die klinischen, pathologischen<br />

und molekularen Merkmale dieses<br />

Subtyps ähneln denen des Melanoms<br />

bei Erwachsenen, wobei ein<br />

wesentlicher Unterschied darin bemarker<br />

wie angeborene neurologische<br />

Anomalien festzustellen.<br />

„Wichtig ist, zu wissen, dass das Melanom<br />

bei kongenitalen Nävi nicht<br />

auf die Kindheit beschränkt ist. Es<br />

kann sich in jedem Alter manifestieren,<br />

wie Fälle im Erwachsenenalter<br />

zeigen“, betont Carrera. Eine rechtzeitige<br />

Diagnose ist von entscheidender<br />

Bedeutung, wobei verschiedene bildgebende<br />

Verfahren wie Ganzkörperfotografie,<br />

konfokale Mikroskopie,<br />

Doppler-Ultraschall und Flüssigbiopsien<br />

eine Rolle bei der Früherkennung<br />

und Überwachung des Melanoms<br />

spielen.<br />

Bei kleinen kongenitalen Nävi, bei denen<br />

das Risiko besteht, dass sich ein<br />

Melanom entwickelt, ist das Erkennen<br />

von verdächtigen Merkmalen<br />

von äußester Wichtigkeit. Studien haben<br />

die Bedeutung von Mustern wie<br />

negativen Netzwerken, unregelmäßiger<br />

Pigmentierung und dem Vorhandensein<br />

winziger weißer Strukturen<br />

als Schlüsselindikatoren für ein Melanom<br />

bei kongenitalen Nävi hervorgehoben.<br />

Multidisziplinäre Ansätze nötig<br />

Während die meisten kongenitalen<br />

Nävi keine präventive Exzision erfordern,<br />

ist das Erkennen verdächtiger<br />

Merkmale entscheidend, um Risikopatient:innen<br />

sowie Risikoläsionen<br />

zu identifizieren. Gemeinsame multidisziplinäre<br />

Ansätze und der Einsatz<br />

bildgebender Verfahren tragen dazu<br />

bei, die Ergebnisse für die jungen<br />

Patient:innen zu verbessern und das<br />

Verständnis für diese seltene Erkrankung<br />

zu erweitern.<br />

❙<br />

Foto: Science Photo Library/picturedesk.com<br />

28 <strong>onko</strong> CC 6 / 23

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