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CliniCum onko 01-02/2024

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Österreichische Post AG, MZ 19Z0419<strong>01</strong> M, MedTriX GmbH, Grünbergstr. 15, 1120 Wien, Retouren an PF 100, 1350 Wien EUR 5.– clinicum <strong>onko</strong> 1-2 /20 24<br />

<strong>onko</strong><br />

DAS FACHMEDIUM FÜR ONKOLOGIE<br />

Hämatologie<br />

Die Highlights<br />

vom ASH<br />

ASCO GU<br />

Optionen beim<br />

metastasierten<br />

Prostatakarzinom<br />

Leitlinie<br />

Update zum<br />

Ösophagus-Ca<br />

Brustkrebs<br />

Antidiabetika<br />

beeinflussen Risiko


DER DURCHBRUCH BEIM<br />

BRAF V600E -mutierten mCRC<br />

BRAFTOVI ® +Cetuximab:<br />

BRAFTOVI ® ist angezeigt in Kombination mitCetuximabzur Behandlungvon erwachsenen Patientenmit metastasiertem<br />

Kolorektalkarzinom(mCRC) mit einer BRAF V600E -Mutation, die einesystemische Vortherapieerhaltenhaben. 1<br />

Signifikant längeres<br />

Gesamtüberleben* ,2<br />

Signifikant höhere<br />

Ansprechrate* ,2<br />

Zielgerichtet behandeln<br />

nach systemischer<br />

Vortherapie 1<br />

OS im Median um mind.<br />

3Monateverlängert* ,2,3<br />

Jetztmehrerfahren!<br />

mCRC: metastatic Colorectal Cancer,metastasiertes Kolorektalkarzinom; OS: OverallSurvival,Gesamtüberleben; ORR: OverallResponse Rate,Gesamtansprechrate<br />

* im Vergleichzur Chemotherapie-basiertenKontrolle; die Zweifachblockade aus BRAFTOVI ® +Cetuximabzeigtedabeiein handhabbares Sicherheits- undVerträglichkeitsprofil 3<br />

1. Fachinformation BRAFTOVI ® ,Pierre FabreMédicament,https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/braftovi 2. Kopetz S, Grothey A, Yaeger Retal. NEnglJMed. 2<strong>01</strong>9;<br />

381(17):1632–43. 3. Tabernero J, Grothey A, VanCutsem Eetal. JClin Oncol. 2<strong>02</strong>1; 39(4):273–84.<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 43<br />

DE-BRH-03-24-24000<strong>01</strong>


inhalt 1–2 /20 24<br />

11<br />

24<br />

21<br />

30<br />

Metastasierter BC:<br />

Ein Rückblick<br />

Aktuelles aus der<br />

Hämatologie<br />

DFP: Dermatologische<br />

Nebenwirkungen<br />

Leitlinien-Update beim<br />

Ösophaguskarzinom<br />

8 Salzburg Breast Cancer Talk<br />

Abskopale Wirkung der Strahlentherapie:<br />

Wahr oder überbewertet?<br />

30 Leitlinie kompakt: Ösophaguskarzinom<br />

Änderungen gibt es in der operativen Therapie, in der<br />

Nachsorge und in der systemischen Behandlung.<br />

Fotos: SciePro/stock.adobe.com, Dr_Microbe/stock.adobe.com, Dr. Christiane Thallinger, Science Photo Library/picturedesk.com<br />

10 SABCS I: Bestrahlungsverzicht<br />

Können auch jüngere postmenopausale Frauen<br />

mit HR+ Brustkrebs auf eine begleitende Strahlentherapie<br />

verzichten?<br />

11 SABCS II: Metastasierter BC<br />

Ein Rückblick auf die Fortschritte von 2<strong>02</strong>3<br />

14 ESMO Immuno-Oncology: NSCLC<br />

Die 5-Jahres-Daten der POSEIDON-Studie bestätigen<br />

den Vorteil der Kombination aus Tremelimumab und<br />

Durvalumab.<br />

18 ASH I: Onkologische Highlights<br />

Zahlreiche praxisverändernde Studien zu hämato<strong>onko</strong>logischen<br />

Erkrankungen wurden kurz vor<br />

dem Jahreswechsel vorgestellt.<br />

21 ASH II: Fortschritte in der Hämatologie<br />

Die Gentherapie für Sichelzellanämie stellt nur<br />

eine der vielen Neuerungen in der Behandlung<br />

hämatologischer Erkrankungen dar.<br />

24 DFP-Literaturstudium<br />

Dermatologische Nebenwirkungen<br />

immun<strong>onko</strong>logischer Therapien<br />

29 EASL Liver Cancer Summit<br />

Eine österreichische Pilotstudie untersucht das<br />

Konzept einer spezialisierten HCC Care Nurse.<br />

33 Therapie-Update: UTUC<br />

Urothelkarzinom im oberen Harntrakt: Perioperative<br />

Therapiekonzepte verbessern das Überleben.<br />

36 ASCO Genitourinary Cancers Symposium<br />

Metastasiertes Prostatakarzinom nach intensivierter<br />

systemischer Therapie optimal behandeln<br />

38 Im Gespräch: Ralf Schmidt<br />

Zurück aus den USA, forscht Dr. Ralf Schmidt weiter<br />

an der Programmierung von T-Zellen.<br />

40 Aus der Fachliteratur<br />

Wie stark beeinflussen bestimmte Antidiabetika das<br />

Risiko, an Brustkrebs zu erkranken?<br />

Entgeltliche Beiträge<br />

15 Durvalumab bei NSCLC:<br />

Komplette Remission erreicht<br />

16 ASH: Bispezifische Antikörper setzen<br />

neue Standards<br />

Rubriken<br />

6 news<br />

42 zulassungen<br />

43 impressum<br />

44 pharmanews<br />

45 symptoma.com – patientenfall<br />

1-2/ 24<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

5


<strong>onko</strong> | news<br />

Ordensklinikum Linz<br />

Das neue Zentrum für Uro-Onkologie<br />

ist bereits das 22. Zentrum am Ordensklinikum<br />

Linz. Durch die Vernetzung der<br />

Expert:innen aus Urologie und Onkologie<br />

steht den Patient:innen das gesamte<br />

Fachwissen an einem Ort zur<br />

Verfügung. Sie ersparen sich damit<br />

auch mehrere Terminvereinbarungen.<br />

„Die Patient:innen erhalten so aus einer<br />

Hand mehr Klarheit über das Behandlungskonzept,<br />

und meist kann dadurch<br />

auch die Therapie rascher beginnen“, so<br />

Urologe OA Dr. Ferdinand Luger, einer<br />

der beiden Zentrumsleiter.<br />

Neben dem gebündelten medizinischen<br />

Fachwissen steht den Pati ent:innen<br />

auch eine speziell ausgebildete Cancer<br />

Nurse zur Verfügung, die sich um die<br />

präventive Therapiebegleitung kümmert,<br />

Tipps zur Förderung der Selbstständigkeit<br />

während der Therapie gibt<br />

und über den Umgang mit möglichen<br />

Nebenwirkungen aufklärt.<br />

(PA Ordensklinikum Linz: Zentrum für<br />

Uro-Onkologie; 11.1.24)<br />

Die Zentrumsleiter OA Dr. Ferdinand Luger (r.)<br />

und FA Dr. David Kiesl mit Cancer Nurse DGKP<br />

Alexandra Holzer, BScN, in der uro-<strong>onko</strong>logischen<br />

Ambulanz<br />

LymphoCheck<br />

Ein Forschungsteam der Med Uni Graz<br />

rund um Priv.-Doz. Mag. rer. nat. Dr.<br />

scient. med. Alexander Deutsch erhielt<br />

vor Kurzem eine hoch dotierte Förderung<br />

von 1,6 Mio. Euro für sein Projekt<br />

„LymphoCheck“. Ziel ist es, neue Erkenntnisse<br />

über die Regulation der<br />

Immunevasion zu erlangen und diese<br />

dann therapeutisch zu nutzen, um einerseits<br />

neue Therapien zu entwi ckeln<br />

und andererseits die Wirksamkeit von<br />

bereits zugelassenen Immunthe rapien<br />

zu verbessern.<br />

(PA Med Uni Graz: FWF-Förderung<br />

LymphoCheck; 16.1.24)<br />

v.l.n.r.: Andreas Prokesch, Julia Feichtinger,<br />

Alexander Deutsch<br />

Austrian Comprehensive Cancer Network (ACCN)<br />

v.l.n.r.: Univ.-Prof. Dr. Philipp Jost, Univ.-Prof. Dr. Shahrokh Shariat,<br />

Bundesminister Martin Polaschek, Univ.-Prof. Dr. Dominik Wolf<br />

Netzwerk gegen Krebs gegründet<br />

Krebs ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die<br />

zweithäufigste Todesursache in Österreich. Jährlich<br />

wird bei über 44.000 Menschen eine Tumorerkrankung<br />

diagnostiziert. Diese Zahl wird jedoch<br />

in den nächsten Jahren auch aufgrund der demografischen<br />

Entwicklung unserer Gesellschaft steigen.<br />

Um dem entgegenzuwirken und die österreichische<br />

Krebsforschung weiter voranzutreiben,<br />

haben sich nun die drei großen universitären Comprehensive<br />

Cancer Center (CCC) Österreichs zu<br />

einem Netzwerk zusammengeschlossen.<br />

Der Zusammenschluss der Comprehensive Cancer<br />

Center in Graz, Innsbruck und Wien zum Austrian<br />

Comprehensive Cancer Network (ACCN) soll die<br />

bestehende Zusammenarbeit der Zentren auf ein<br />

neues Level heben. Gleichzeitig soll es durch die<br />

OeGHO-Frühjahrstagung 2<strong>02</strong>4<br />

Die gemeinsame Frühjahrstagung der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische<br />

Onkologie (OeGHO) und der Arbeitsgemeinschaft<br />

hämatologischer und <strong>onko</strong>logischer Pflegepersonen<br />

(AHOP) findet vom 4.–6. April in der<br />

Hofburg in Wien statt.<br />

Das Motto lautet „Gemeinsam stärker“ und soll<br />

die Relevanz interdisziplinärer Zusammenarbeit in<br />

den Vordergrund stellen.<br />

„Wir müssen interdisziplinär und multiprofessionell<br />

arbeiten“, ist Primaria Doz. Dr. Birgit Grünberger<br />

überzeugt. „Denn nur gemeinsam können wir<br />

das Beste für unsere Patientinnen und Patienten<br />

Vereinheitlichung von Abläufen auf nationaler<br />

Ebene allen Krebspatient:innen in Österreich möglich<br />

sein, die beste und innovativste Behandlung zu<br />

erhalten.<br />

„Krebs ist immer noch eine Erkrankung, die mit<br />

sehr viel Leid einhergeht, trotz all der Fortschritte,<br />

die wir gemacht haben. Und es stehen erschreckend<br />

hohe Zahlen vor uns – eine Lawine. Deshalb<br />

haben wir das ACCN gegründet, um gemeinsam<br />

neue Maßstäbe im Kampf gegen Krebs zu setzen“,<br />

erklärt Univ.-Prof. Dr. Shahrokh Shariat, Leiter des<br />

CCC Vienna und Leiter der Universitätsklinik für<br />

Urologie von Medizinischer Universität Wien und<br />

AKH Wien.<br />

(Pressegespräch: Gründung des Austrian Comprehensive<br />

Cancer Network [ACCN]; Wien, 30.1.24)<br />

Das Gemeinsame im Vordergrund<br />

OeGHO-Tagungspräsidentin<br />

Prim. Doz. Dr.<br />

Birgit Grünberger<br />

im Interview<br />

herausholen.“ Grünberger ist diesjährige Tagungspräsidentin<br />

und hat im Vorabinterview über ihre<br />

persönliche Motivation gesprochen, diesen Kongress<br />

mitzugestalten: „Es war großartig, den Kongress<br />

gemeinsam vorzubereiten! Ich freue mich<br />

wirklich auf die gesamte Tagung.“<br />

Neben dem Gemeinsamen steht dieses Jahr auch<br />

das wichtige Thema „Frauen in der Onkologie“ im<br />

Fokus. Ein eigener Frauenpreis wird heuer bei der<br />

OeGHO-Tagung vergeben.<br />

Nicht zu kurz kommen zudem Jungärztinnen und<br />

-ärzte. Zusammen mit der YHOGA wurden ansprechende<br />

Sessions für diese besonders wichtige Zielgruppe<br />

erstellt.<br />

Wir sind live vor Ort! Alles zur<br />

OeGHO-Tagung finden Sie anschließend<br />

in unserer Kongresswelt<br />

auf medonline.at.<br />

Hier geht es zum Interview!<br />

Fotos: MedTriX/Unger (2), Ordensklinikum Linz, Med Uni Graz<br />

6 <strong>onko</strong><br />

1-2 / 24 CC


Lymphomkompetenz vonRoche<br />

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beim DLBCL<br />

Podcast:GLOFITAMAB-Let it Bi Specific<br />

Univ.-Prof.Dr. Ulrich Jägerund Univ.Prof. Dr.Björn Chapuy<br />

Fachkurzinformationen siehe Seiten 43 und 44<br />

DiesesArzneimittelunterliegteiner zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierungneuer Erkenntnisse über<br />

dieSicherheit. Angehörige vonGesundheitsberufensindaufgefordert, jedenVerdachtsfall einerNebenwirkungzumelden. Meldungvon<br />

Nebenwirkungen an:Bundesamt fürSicherheitimGesundheitswesen, Traisengasse 5, 1200 Wien,Österreich, Fax: +43(0) 50 55536207,<br />

Website: http://www.basg.gv.at/ undanRoche AustriaGmbH, austria.drug_safety@roche.com.<br />

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Zu denFachinformationen:<br />

https://www.Roche.at/fkis


Salzburg Breast Cancer Talk<br />

Abskopale Effekte<br />

Kann die gezielte Bestrahlung eines Tumors auch im ganzen Körper<br />

Wirkung zeigen? – Abskopale Wirkung der Strahlentherapie: Wahr<br />

oder überbewertet?<br />

Von Prof. Dr. Udo S. Gaipl<br />

❙❙<br />

Fast zwei Drittel aller Patient:innen mit soliden Tumoren<br />

erhalten im Laufe des Krankheitsverlaufs eine Strahlentherapie.<br />

Beim Brustkrebs wird die Strahlentherapie<br />

vor allem im Anschluss an die Operation empfohlen, um<br />

das Risiko für einen Rückfall zu senken. Aber auch bei<br />

Knochenmetastasen ist sie wichtig. Bei einer Strahlentherapie,<br />

auch Radiotherapie (RT) genannt, werden ionisierende<br />

Strahlen gezielt auf den Tumor gerichtet eingesetzt<br />

mit dem primären Ziel, die Erbsubstanz der Tumorzellen<br />

zu schädigen und somit die Tumorzellen abzutöten. Neben<br />

diesen gezielten lokalen Effekten der RT ist im letzten<br />

Jahrzehnt klar geworden, dass auch sogenannte systemische<br />

Wirkungen einer lokalen Bestrahlung auftreten können,<br />

welche Immunsystem-vermittelt sind. 1<br />

Man nennt<br />

dies dann abskopale Effekte – von Lateinisch „ab“ = nicht,<br />

fern von, und Altgriechisch „skopós“ = Ziel, Zweck.<br />

Bis heute gibt es keine großen randomisierten<br />

Studien, um den abskopalen Effekt der Radiotherapie<br />

klinisch mit hoher Evidenz zu belegen.<br />

Allerdings sind solche Studien in Planung.<br />

Prof. Dr. Udo S.<br />

Gaipl,<br />

Translationale<br />

Strahlenbiologie,<br />

Strahlenklinik,<br />

Uniklinikum<br />

Erlangen<br />

Bestrahlung wirkt zugleich immunaktivierend<br />

und immununterdrückend<br />

Wie stellt man sich nun vor, dass eine lokale Bestrahlung<br />

Immunwirkungen entfalten kann? Durch den Schaden<br />

der Erbsubstanz der Tumorzellen, der DNA, werden Bestandteile<br />

der DNA in das Zellplasma freigesetzt, und<br />

zwar an einem Ort, an dem sich diese im gesunden Zustand<br />

nicht befinden soll. Der Körper hat für virale und<br />

bakterielle Infektionen Abwehrmechanismen geschaffen,<br />

beispielsweise, wenn sich die Erbsubstanz der Mikroorganismen<br />

im Zellplasma befindet. Es kommt zur Aktivierung<br />

von sogenannten DNA-Erkennungssignalwegen,<br />

welche schließlich die immunologische Oberfläche der<br />

Zelle und die Mikroumgebung verändern, um das Immunsystem<br />

zu aktivieren. So stellt man sich eine Immunaktivierung<br />

gegen den Tumor auch nach der Bestrahlung<br />

von Tumorzellen vor. 2<br />

Dies ist natürlich das Idealbild und es stellt sich die Frage,<br />

warum dann nicht immer vom Immunsystem alle sich im<br />

Körper befindlichen Tumormassen angegangen werden.<br />

Dies hat mehrere Gründe. So werden neben immunaktivierenden<br />

Wirkungen auch immununterdrückende Wirkungen<br />

durch RT ausgelöst. Zu Ersteren gehört z.B. die<br />

Induktion von immunogenem Tumorzelltod, welcher<br />

insbesondere durch Freisetzung von sogenannten „Gefahrensignalen“<br />

(Damage-associated Molecular Patterns<br />

– DAMPs) charakterisiert ist. Befinden sich die DAMPs<br />

außerhalb der Zelle, aktivieren sie das angebo rene und<br />

adaptive Immunsystem und befördern auch tumorcharakteristische<br />

Strukturen (Antigene) zu den Immunzellen,<br />

welche dann eine Anti-Tumor-Immunantwort<br />

starten können. Aber auch Tumorgefäße werden durchlässiger<br />

und Immunzellen können besser in den Tumor<br />

einwandern. Zu Zweiteren gehört die Oberflächenexposition<br />

von immununterdrückend wirkenden Immun-<br />

Checkpoint-Molekülen, wie etwa das wohl heutzutage<br />

bekannteste PD-L1 (Programmed Cell Death 1 Ligand 1)<br />

und die Freisetzung von Zytokinen wie TGF-beta (Transforming<br />

Growth Factor beta). In Summe entsteht nur<br />

dann eine Anti-Tumor-Immunantwort, wenn die immunaktivierenden<br />

Wirkungen der RT überwiegen (siehe Abbildung).<br />

Kombination mit Immuntherapie<br />

Hier setzen nun Kombinationstherapien, z.B. bestehend<br />

aus RT und Immuntherapie mit Hemmung von PD-L1,<br />

an. In zahlreichen präklinischen Modellsystemen, den<br />

Brustkrebs eingeschlossen, konnten bei solchen Kombinationen<br />

immunvermittelte Reaktionen gegen den lokal<br />

bestrahlten Tumor wie auch gegen Tumormassen außerhalb<br />

des Bestrahlungsfeldes beobachtet werden. Hier<br />

wird der abskopale Effekt – in Kombination mit einer Immuntherapie<br />

– wahr. 3<br />

Wie sieht es aber bei Patient:innen aus? In der weltweiten<br />

Fachliteratur sind zwischen 1969 und 2<strong>01</strong>4 nur 46 Einzelfallberichte<br />

zur abskopalen Wirkung einer RT zu finden.<br />

Dies ändert sich später, da verstärkt Kombinationstherapien<br />

aus RT und Immuntherapien in der Klinik anwendet<br />

wurden. So ist die gleiche Anzahl an Fällen nach solchen<br />

multimodalen Ansätzen zwischen 2<strong>01</strong>2 und 2<strong>01</strong>8 beschrieben.<br />

4 Dennoch gibt es bis heute keine großen randomisierten<br />

Studien, um den abskopalen Effekt der RT klinisch<br />

mit hoher Evidenz zu belegen. Allerdings laufen<br />

kleinere Studien und es sind Studien in Planung, welche<br />

die im Folgenden angeführten Herausforderungen mitberücksichtigen<br />

müssen.<br />

Bis heute ist noch nicht bekannt, welches die am stärksten<br />

immunologisch aktive (immunogene) Dosis der RT ist.<br />

Neue Bestrahlungstechniken wie die Körperstereotaxie<br />

(Stereotactic Body Radiation – SBRT) erlauben zwar, höhere<br />

Einzeldosen zu applizieren, die aber nicht zwingend immunogener<br />

sein müssen. Zwar werden bei einer hohen<br />

Einzeldosis mehr Gefahrensignale freigesetzt; es kann aber<br />

auch zur Aktivierung von Enzymen kommen, welche die<br />

Foto: Privat<br />

8 <strong>onko</strong><br />

CC<br />

1-2/24


Kombination aus Strahlen- und Immuntherapie<br />

Die lokale Bestrahlung eines Tumors kann lokale und systemische Anti-Tumor-Immunantworten auslösen, in Abhängigkeit<br />

der Immunveränderungen und der zusätzlichen Immuntherapien.<br />

Quelle: created with BioRender.com<br />

DNA im Tumor-Zellplasma wieder abbauen, 5 oder es können<br />

immununterdrückende Immun-Checkpoint-Moleküle<br />

verstärkt auf der Tumorzelloberfläche auftreten. 6<br />

Des<br />

Weiteren gilt es zu bedenken, dass sich eine Mitbestrahlung<br />

von Lymphknoten negativ auswirken kann, da diese ja Ort<br />

der Entstehung der adaptiven Immunantwort gegen den<br />

Tumor sind. 7<br />

Dies könnte ein Hauptgrund dafür sein, warum<br />

bei Kopf-Hals-Tumoren die Studien zur Kombination<br />

von RT mit Immun-Checkpoint-Hemmung nicht den erhofften<br />

Erfolg gebracht haben. Auch unterscheiden sich die<br />

Tumormassen an unterschiedlichen Stellen im Körper hinsichtlich<br />

ihrer Mikroumgebung (z.B. Lunge versus immungeschütze<br />

Organe wie das Gehirn) und können auch unterschiedliche<br />

prominente Antigene aufweisen. So wird diskutiert,<br />

dass abskopale Effekte besser induziert werden<br />

könnten, wenn an mehreren Stellen im Körper in der metastasierten<br />

Situation Tumorareale bestrahlt werden. 8<br />

Optimierte Protokolle fehlen bislang<br />

Beim triple-negativen Mammakarzinom (TNBC) fehlen<br />

Wachstumsfaktorrezeptoren auf der Tumorzelloberfläche<br />

und die Tumoren sind eine sehr heterogene Gruppe von<br />

Krebs. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass, obwohl<br />

das TNBC zu den eher gut auf Immuntherapie ansprechenden<br />

Brustkrebstumoren zählt, dennoch nur eine<br />

Minderheit der Patientinnen davon profitiert. Dies zeigt,<br />

dass Patientinnengruppen identifiziert werden müssen,<br />

die eine hohe Chance für ein Ansprechen zeigen (Stratifizierung).<br />

In diesem Zusammenhang hat man in den letzten<br />

Jahren verstärkt damit begonnen, Immunveränderungen<br />

vor und während der Therapie zu verfolgen, etwa im<br />

peripheren Blut, 9 aber auch in Bilddaten, die Bestimmung<br />

von abskopalen Effekten eingeschlossen. 10<br />

Es lässt sich schlussfolgern, dass abskopale Effekte einer<br />

RT in Kombination mit Immuntherapien erzielbar sind, es<br />

fehlt jedoch aktuell noch an randomisierten Studien und<br />

optimierten Protokollen. Letztere müssen die Strahlendosis,<br />

die Art der Immuntherapie, die Lymphknoten, die<br />

Menge der bestrahlten Läsionen, den individuellen Immunphänotyp<br />

der Tumorzellen sowie auch die Sequenz<br />

der Therapien und die Tumormikroumgebung (TME)<br />

mitberücksichtigen. Nur durch das Zusammenspiel vieler<br />

Faktoren können effiziente lokale und abskopale Anti-<br />

Tumor-Immunantworten erhalten werden. 11 <br />

❙<br />

1 Rückert M et al., Strahlenther Onkol 2<strong>01</strong>8; 194:509–19<br />

2 Zhang X et al., Immunology 2<strong>02</strong>3; 168:375–88<br />

3 Deng L et al., J Clin Invest 2<strong>01</strong>4; 124:687–95<br />

4 Dagoglu N et al., Cureus 2<strong>01</strong>9; 11:e4103<br />

5 Vanpouille-Box C et al., Nat Commun 2<strong>01</strong>7; 8:15618<br />

6 Rückert M et al., Cancers (Basel) 2<strong>02</strong>1; 13(4):714<br />

7 Zhang X et al., Int J Radiat Oncol Biol Phys 2<strong>01</strong>8; 1<strong>01</strong>:63–73<br />

8 Brooks ED et al., Nat Rev Clin Oncol 2<strong>01</strong>9; 16:123–35<br />

9 Zhou JG et al., J Immunother Cancer 2<strong>02</strong>1; 9(2):e0<strong>01</strong>845<br />

10 Sun R et al., J Immunother Cancer 2<strong>02</strong>0; 8(2):e0<strong>01</strong>429<br />

11 Kroemer G et al., Nat Immunol 2<strong>02</strong>2; 23:487–500<br />

„Abscopal effect –<br />

true or overrated?“,<br />

Vortrag im Rahmen<br />

des Salzburg Breast<br />

Cancer Talks,<br />

Salzburg, 8.3.24<br />

1-2/24<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

9


San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) I<br />

Bestrahlungsverzicht möglich<br />

„Mögliche Übertherapien vermeiden“ – dieses Thema zog sich auch 2<strong>02</strong>3 wieder<br />

durch viele Präsentationen des San Antonio Breast Cancer Symposiums (SABCS). Zur<br />

Diskussion trugen unter anderem die Daten der IDEA-Studie (Individualized Decisions<br />

for Endocrine Therapy Alone) bei, die untersuchte, ob auch jüngere postmenopausale<br />

Frauen mit hormonsensitivem (HR+) Tumor eventuell auf eine begleitende<br />

Bestrahlungstherapie (RT) verzichten können.<br />

Von Dr. Rosalia Rutter<br />

Zeitspanne wurden zwei Events registriert.<br />

Ein isoliertes axilläres Lokalrezidiv,<br />

das nach 21 Monaten diagnostiziert<br />

wurde, konnte mittels axillärer<br />

Dissektion und RT erfolgreich behandelt<br />

werden. Das zweite Ereignis betraf<br />

ebenfalls ein Lokalrezidiv, das<br />

nach 49 Monaten auftrat und brusterhaltend<br />

entfernt wurde. Nach der Beobachtungsspanne<br />

von fünf Jahren<br />

wurden sechs weitere regionale Rezidive<br />

diagnostiziert.<br />

Die mediane Nachbeobachtungszeit<br />

betrug insgesamt 5,21 Jahre. Das geschätzte<br />

Risiko für das Auftreten eines<br />

ipsilateralen Rezidivs (IBE) lag den<br />

ersten Rohdaten zufolge bei 3,3 Prozent<br />

(2/60) bei Patientinnen im Alter<br />

von 50–59 Jahren und bei 3,6 Prozent<br />

(5/140) in der älteren Kohorte (60–69<br />

Jahre).<br />

❙❙<br />

Denn für ältere postmenopausale<br />

Frauen liegt der wissenschaftliche<br />

Beweis dafür bereits vor. Zu berücksichtigen<br />

galt auch, so Studienleiterin<br />

Dr. Reshma Jagsi von der Emory University<br />

School of Medicine, Atlanta,<br />

inwiefern genetische Tests, die üblicherweise<br />

vor Chemotherapien<br />

durchgeführt werden, in diesem Setting<br />

zur Therapieentscheidung beitragen<br />

können.<br />

Vorhergehende Studien belegen, dass<br />

fast alle postmenopausalen Patientinnen<br />

mit frühem HR+ Mammakarzinom<br />

im Alter von über 65 Jahren<br />

nach brusterhaltender Chirurgie<br />

(BCS) und endokriner Behandlung<br />

(ET) auch ohne eine nachfolgende<br />

Bestrahlung ein geringes Risiko für<br />

ein ipsilaterales Rezidiv aufweisen<br />

(9–10% ohne RT vs. 1–2% unter RT).<br />

Die jetzt durchgeführte IDEA-Studie<br />

untersuchte dies nun an jüngeren<br />

Patientinnen (50–69 Jahre) mit HR+/<br />

HER2-Brustkrebs im Stadium I, II und<br />

III und inkludierte nur Frauen mit einem<br />

gentechnisch nachgewiesenen<br />

geringen Rückfallrisiko (Oncotype<br />

DX 21-Gen-Rezidiv-Score [RS]


San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) II<br />

Metastasierter BC:<br />

Ein Rückblick auf 2<strong>02</strong>3<br />

Zusätzliche Antibody-Drug-Konjugate, weitere Daten zu CDK4/6-Hemmern<br />

und ein neuer PI3K-Inhibitor stellen die bedeutendsten Neuerungen im<br />

Bereich des metastasierten Brustkrebses (BC) dar. Die Frage, ob diese<br />

Medikamente nun am besten in Kombination oder doch in bestimmter<br />

Reihenfolge verabreicht werden sollten, muss allerdings noch durch<br />

klinische Studien geprüft werden.<br />

Von Dr. Rosalia Rutter und Johanna Wolfsberger, PhD<br />

■■MONARCH 3: Abemaciclib verbessert OS<br />

Die Daten zum Gesamtüberleben (OS) von Patientinnen<br />

mit fortgeschrittenem Hormonrezeptor-positivem, HER2-<br />

negativem Mammakarzinom nach Gabe des CDK-Inhibitors<br />

Abemaciclib in Kombination mit einem nicht-steroidalen<br />

Aromatasehemmer (NSAI) wurden bereits erwartet.<br />

Am San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) wurden<br />

sie nun präsentiert und zeigen einen klinisch relevanten<br />

Vorteil des Medikaments gegenüber dem alleinigen<br />

Einsatz von NSAI.<br />

PI3K-Mutation: PFS-Verdoppelung durch Addition von Inavolisib<br />

Kasten 1<br />

Foto: SciePro/stock.adobe.com<br />

Etwa 70 Prozent aller Mammakarzinom-<br />

Patientinnen leiden an HR+ Brustkrebs,<br />

wovon 40 Prozent einen Tumor mit einer<br />

PI3K-Mutation aufweisen. Für Patientinnen<br />

mit dieser Muta tion bestehen Therapieoptionen<br />

in Form von PIK3CA-Inhibitoren. „Über<br />

weitere Therapie optionen verfügen zu können,<br />

die sicher und tolerabel sind, ist dennoch<br />

von großer Bedeutung“, so Dr. Komal Jhaveri,<br />

Memorial Sloan Kettering Cancer Center, N.Y.<br />

Die randomisierte, doppelblinde Phase-III-<br />

Studie INAVO 120 untersuchte die Wirksamkeit<br />

von Inavolisib an rund 325 Patientinnen<br />

mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem<br />

HR+/HER2- Mammakarzinom, die innerhalb<br />

einer zwölfmonatigen adjuvanten<br />

Hormontherapie (ET) eine Progression entwickelten<br />

und zuvor keine systemische Therapie<br />

für eine metastasierte Erkrankung erhalten<br />

hatten. Die Studienteilnehmerinnen<br />

wurden 1:1 randomisiert und erhielten entweder<br />

die Kombination von Palbociclib<br />

(125mg PO QD D1–D21) und Fulvestrant<br />

(500mg C1D1/15 plus Q4W) plus Placebo<br />

oder plus Inavolisib (9mg PO QD).<br />

OS-Verbesserung zeichnet sich ab. Die<br />

Studie erreichte ihren primären Endpunkt<br />

mit einer 57%igen Verbesserung des progressionsfreien<br />

Überlebens, das mediane PFS<br />

der 18-Monate-Auswertung betrug 15,0<br />

(11,3–20,5) Monate im Inavolisib-Arm vs. 7,3<br />

(5,6–9,3) Monate im Placebo-Arm (HR 0,43;<br />

95%-KI: 0,32–0,59; p


Auch wenn nach einem medianen Follow-up von<br />

8,1 Jahren keine statistische Signifikanz erreicht wurde<br />

(p=0,0664), was an der kleinen Studienpopulation von<br />

MONARCH 3 lag, konnte eine 13-monatige klinische Verbesserung<br />

des medianen OS mit Abemaciclib bestätigt<br />

werden (HR 0,804; 95%-KI: 0,637–1,<strong>01</strong>5). In Kombination<br />

mit der anhaltenden signifikanten Verbesserung des medianen<br />

progressionsfreien Überlebens (PFS >14 Monate)<br />

und der substanziellen Verlängerung des medianen Chemotherapie-freien<br />

Überlebens (CFS >16 Monate) sprechen<br />

die Daten weiterhin für den Einsatz von Abemaciclib<br />

in Kombination mit NSAI als Erstlinientherapie bei<br />

fortgeschrittenem Brustkrebs.<br />

Der Einsatz eines CDK4/6i in der Zweitlinie ist<br />

laut den Daten des SONIA-Trials für die meisten<br />

Patientinnen wohl die bevorzugte Option.<br />

■■SONIA: CDK4/6-Inhibitoren für<br />

Zweitlinie sparen<br />

Ob CDK4/6-Inhibitoren (CDK4/6i) zusätzlich zur endokrinen<br />

Erst- oder Zweitlinientherapie (ET) das PFS und OS<br />

bei Patientinnen mit fortgeschrittenem HR+/HER2- Mammakarzinom<br />

verbessern, wurde in der Phase-III-Studie<br />

SONIA untersucht. Bisher fehlte ein direkter Head-to-<br />

Head-Vergleich zwischen dem Einsatz von CDK4/6i als<br />

Erst- bzw. Zeitlinienbehandlung. Am Kongress der American<br />

Society of Clinical Oncology (ASCO) 2<strong>02</strong>3 wurden entsprechende<br />

Daten präsentiert.<br />

1.050 prä- und postmenopausale Frauen, die zuvor keine<br />

Therapie gegen fortgeschrittenen Brustkrebs erhalten hatten,<br />

wurden 1:1 randomisiert und erhielten entweder eine<br />

Erstlinientherapie mit einem NSAI + CDK4/6i, bei Fortschreiten<br />

der Erkrankung gefolgt von Fulvestrant (F), oder<br />

eine Erstlinientherapie mit einem NSAI, bei Fortschreiten<br />

der Erkrankung gefolgt von F + CDK4/6i.<br />

Ob der CDK4/6i in der Erst- oder in der Zweitlinie gegeben<br />

wurde, führte allerdings weder im PFS noch im OS zu einem<br />

statistisch signifikanten oder klinisch bedeutsamen<br />

Unterschied. Denn nach einer medianen Nachbeobachtungszeit<br />

von 37,3 Monaten betrug das mediane PFS2 in<br />

der Erstlinien-Gruppe 31,0 Monate gegenüber 26,8 Monaten<br />

in der Zweitlinien-Gruppe (HR 0,87; 95%-KI: 0,74–1,03;<br />

p=0,10). Der Behandlungseffekt war über die vordefinierten<br />

Subgruppen hinweg konsis tent.<br />

Da der Einsatz eines CDK4/6i in der Erstlinie die Zeit unter<br />

dieser Therapie verlängert und somit auch die Toxizität<br />

und die Kosten erhöht, ist eine Zweitlinienbehandlung für<br />

die meisten Patientinnen wohl die bevorzugte Option.<br />

■■HER2-low Brustkrebs:<br />

Trastuzumab-Deruxtecan<br />

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC) sind auch im Bereich<br />

des Mammakarzinoms weiter auf dem Vormarsch.<br />

2<strong>02</strong>3 wurden einige neue Daten zu Trastuzumab-Deruxtecan<br />

(T-DXd) präsentiert. So wurden am Kongress der European<br />

Society of Medical Oncology (ESMO) die aktualisierten<br />

Ergebnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit der randomisierten<br />

Phase-III-Studie DESTINY-Breast04 vorgestellt.<br />

Darin waren Patientinnen mit inoperablem und/oder metastasiertem<br />

HER2-niedrigem Brustkrebs eingeschlossen.<br />

Die Ergebnisse waren konsistent mit denen der primären<br />

Analyse. Bei einer Nachbeobachtungszeit von 32 Monaten<br />

lag das mediane PFS in der HR+ Kohorte unter T-DXd bei<br />

9,6 Monaten vs. 4,2 Monaten in der Vergleichsgruppe (HR<br />

0,37; 95%-KI: 0,30–0,46). Somit war das Risiko einer Progression<br />

der Erkrankung oder des Todes durch T-DXd um<br />

63 Prozent reduziert. Ebenfalls positiv fielen die Daten<br />

zum OS aus. Nach 24 Monaten waren 49,0 Prozent der Patientinnen<br />

unter T-DXd am Leben, während dieser Wert in<br />

der Kontrollgruppe nur bei 35,1 Prozent lag.<br />

■■HR+/HER2- Brustkrebs: Sacituzumab-Govitecan<br />

Ein weiteres Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, Sacituzumab-<br />

Govitecan (SG), wurde in der TROPiCS-<strong>02</strong>-Studie bei Patientinnen<br />

mit vorbehandeltem und endokrin-resistentem<br />

metastasiertem HR+/HER2- Mammakarzinom untersucht.<br />

SG ist ein ADC der 3. Generation und gegen das<br />

Oberflächenprotein Trop-2 gerichtet.<br />

Die finalen OS-Ergebnisse der Phase-III-Studie wurden<br />

am ASCO 2<strong>02</strong>3 präsentiert und zeigen einen statistisch<br />

signifikanten und klinisch relevanten Vorteil für SG verglichen<br />

mit einer Behandlung nach ärztlicher Wahl sowohl<br />

im medianen OS (HR 0,79; 95%-KI: 0,65–0,95; p=0,<strong>01</strong>) als<br />

auch im medianen PFS (HR 0,65; 95%-KI: 0,53–0,81;<br />

p=0,00<strong>01</strong>).<br />

Das mediane PFS war unter Dato-DXd mit 6,9<br />

vs. 4,9 Monaten im Vergleichsarm signifikant<br />

verbessert. Die noch unreifen OS-Daten zeigten<br />

einen Trend zugunsten von Dato-DXd.<br />

Weitere Beiträge<br />

zum SABCS finden<br />

Sie in unserem<br />

medonline-Infocenter.<br />

■■HR+/HER2- Brustkrebs:<br />

Datopotamab-Deruxtecan<br />

Die Ergebnisse der TROPION-Breast<strong>01</strong>-Studie, einer globalen,<br />

randomisierten Phase-III-Studie, die Patientinnen<br />

mit HR+/HER2- metastasiertem Mammakarzinom inkludierte,<br />

wurden am ESMO 2<strong>02</strong>3 vorgestellt. Der gegen<br />

Trop2-gerichtete Antikörper Datopotamab-Deruxtecan<br />

(Dato-DXd) wurde mit der ärztlichen Wahl einer Chemotherapie<br />

verglichen. Primäre Endpunkte der Studie waren<br />

das PFS gemäß RECIST Version 1.1 nach Einschätzung des<br />

Prüfarztes und das OS.<br />

Das mediane PFS war unter Dato-DXd mit 6,9 Monaten<br />

gegenüber 4,9 Monaten im Vergleichsarm signifikant verbessert<br />

(HR 0,63; 95%-KI: 0,52–0,76; p


HER2+ Brustkrebs: Progressionsverzögerung<br />

durch Tucatinib/T-DM1<br />

Kasten 2<br />

In der Zweitlinienbehandlung bei Patientinnen mit fortgeschrittenem<br />

HER2+ Mammakarzinom reduzierte der<br />

Tyrosinkinasehemmer Tucatinib in Kombination mit dem<br />

Antikörper-Wirkstoff-Kombinat Trastuzumab-Emtansin<br />

(T-DM1) das Risiko eines Fortschreitens der Erkrankung<br />

oder des Todes um 24,1 Prozent im Vergleich zu einer<br />

alleinigen T-DM1-Behandlung.<br />

Dies geht aus Phase-III-Daten hervor, die auf dem SABCS<br />

2<strong>02</strong>3 von Dr. Sara Hurvitz, University of California, präsentiert<br />

wurden. In die HER2CLIMB-<strong>02</strong>-Studie inkludiert<br />

war ein hoher Anteil an Patientinnen mit Hirnmetastasen.<br />

Auch für diese Population zeigte sich ein deutlicher<br />

Vorteil durch die Addition des HER2-Inhibitors.<br />

PFS: 9,5 vs. 7,4 Monate. Die 460 an der Studie teilnehmenden<br />

Patientinnen wiesen einen inoperablen, lokal<br />

fortgeschrittenen HER2+ Brustkrebs auf und waren zuvor<br />

mit einem Taxan und Trastuzumab behandelt worden.<br />

Die Randomisierung erfolgte im Verhältnis 1:1, wobei die<br />

Teilnehmerinnen entweder Tucatinib (300mg PO BID)<br />

plus T-DM1 (3,6mg/kg IV) oder Tucatinib plus Placebo<br />

erhielten. Fast die Hälfte (44%) aller Patientinnen wies<br />

eine zerebrale Metastasierung auf.<br />

Konsistente Daten bei ZNS-Beteiligung. Im Ergebnis<br />

lag das mediane PFS der Patientinnen unter der Kombinationsbehandlung<br />

bei 9,5 (7,4–10,9) Monaten im Vergleich<br />

zur Kontrolle mit 7,4 (5,6–8,1) Monaten (HR 0,76;<br />

95%-KI: 0,61–0,95; p=0,<strong>01</strong>63). Die Wirksamkeit der<br />

Kombination zeigte sich auch bei Patientinnen mit ZNS-<br />

Beteiligung (behandelt oder unbehandelt). Innerhalb<br />

dieser Population betrug das mediane PFS 7,8 (6,7–10)<br />

Monate im Vergleich zu 5,7 (4,6–7,5) Monaten (HR 0,64;<br />

95%-KI: 0,46–0,89). Die objektiven Ansprechraten<br />

(cORR) lagen bei 42,0 vs. 36,1 Prozent in der Placebo-<br />

Gruppe.<br />

JEMPERLI +Carboplatin-Paclitaxel (CP)<br />

beiprimärfortgeschrittenemoder<br />

rezidivierendemEndometriumkarzinom<br />

(EC) mitdMMR/MSI-H 1<br />

Deutlicher OS-Trend 2<br />

Verringerungdes Sterberisikosum 70 %<br />

Signifikante Verbesserung desPFS 2<br />

Verringerung desProgressionsrisikos um 72 %<br />

Unreife OS-Daten. Die Daten zum Gesamtüberleben<br />

waren zum Zeitpunkt der Datenauswertung noch nicht<br />

ausgereift, wobei sich möglicherweise ein leichter Trend<br />

für die Kombinationstherapie abzeichnet (NR vs. 35<br />

Monate). Studienabbrüche aufgrund unerwünschter<br />

Ereignisse (AE) traten unter der Kombinationsbehandlung<br />

häufiger auf, es ergaben sich jedoch keine neuen<br />

Sicherheitssignale für die Kombination.<br />

„In Summe“, so Hurvitz, „ist HER2CLIMB-<strong>02</strong> erst die<br />

zweite randomisierte Studie, die auch Patientinnen mit<br />

Hirnmetastasen einschloss und nachwies, dass Tucatinib<br />

das Fortschreiten der Krankheit in dieser Bevölkerungsgruppe<br />

verzögert. Idealerweise tragen die Daten auch<br />

zu einer Änderung der Guidelines bei vorliegender ZNS-<br />

Metastasierung bei. Bei rechtzeitiger Diagnose könnten<br />

sich bei diesen Patientinnen neue Therapieschemata,<br />

etwa eine Tucatinib-Vorbehandlung, ergeben.“<br />

HER2CLIMB-<strong>02</strong>: Primary analysis of a randomized, double-blind, phase<br />

3 trial of tucatinib and trastuzumab emtansine for previously treated<br />

HER2-positive metastatic breast cancer. Abstract GS<strong>01</strong>-10, San Antonio<br />

Breast Cancer Symposium (SABCS); 5.–9.12.23<br />

AnhaltendesAnsprechen 2<br />

MedianeAnsprechdauer nach ≥2Jahren nicht<br />

erreicht<br />

dMMR/MSI-H, Mismatch-Reparatur-Defizienz/hohe<br />

Mikrosatelliteninstabilität, OS, Gesamtüberleben (overall survival); PFS,<br />

progressionsfreies Überleben (progression free survival)<br />

DieFachkurzinformation siehe befindet Seite 44. am Ende desMagazins.<br />

Referenzen:<br />

1. JEMPERLI.Fachinformation,auf demaktuellenStand.2.Mirza MR,etal. NEnglJ<br />

Med. 2<strong>02</strong>3;388(23):2145-2158.<br />

Copyright©2<strong>02</strong>4 GlaxoSmithKlineUnternehmensgruppe.GlaxoSmithKline Pharma GmbH<br />

Wienerbergstraße 7, 5. Stock,1100 Wien JEMPERLI isteineeingetrageneMarke derGlaxoSmithKline<br />

Unternehmensgruppe.<br />

1-2/24 CC<br />

PM-AT-DST-BNNR-240004 -<strong>02</strong>/2<strong>02</strong>4


ESMO Immuno-Oncology<br />

Tremelimumab-Kombination<br />

beim metastasierten NSCLC<br />

Die aktualisierte 5-Jahres-Gesamtüberlebenszeit<br />

aus der POSEIDON-Studie gibt Aufschluss über<br />

die Langzeitwirksamkeit dieses Therapieansatzes<br />

für Patient:innen mit metastasiertem nichtkleinzelligem<br />

Lungenkrebs (NSCLC). Untersucht<br />

wurde die Kombination aus Durvalumab plus<br />

Tremelimumab plus Chemotherapie in der Erstlinie.<br />

Diese führte zu statistisch signifikanten<br />

Verbesserungen sowohl beim progressionsfreien<br />

Überleben (PFS) als auch beim Gesamtüberleben<br />

(OS) im Vergleich zur alleinigen Standard-<br />

Chemo therapie. Von Johanna Wolfsberger, PhD<br />

❙❙<br />

In der Phase-III-Studie POSEI-<br />

DON wurde die additive Gabe des<br />

CTLA-4-Inhibitors Tremelimumab<br />

und des PD-L1-Inhibitors Durvalumab<br />

evaluiert. Insgesamt wurden<br />

1.<strong>01</strong>3 Patient:innen mit<br />

fortgeschrittenem NSCLC<br />

nach dem Zufalls prinzip<br />

in drei Gruppen eingeteilt:<br />

Tremelimumab<br />

plus Durvalumab und<br />

Chemotherapie (T+D+<br />

CT), Durvalumab plus<br />

Chemotherapie (D+CT)<br />

und alleinige Standard-<br />

Chemotherapie auf Platin-<br />

Basis (CT). Die Chemotherapie wurde<br />

für bis zu vier Zyklen verabreicht,<br />

während von Tremelimu mab maximal<br />

fünf Dosen gegeben wurden und<br />

Durvalumab bis zum Fortschreiten<br />

der Erkrankung fortgesetzt wurde.<br />

Die Teilnehmer:innen wurden anhand<br />

der PD-L1-Expression, des<br />

Krankheitsstadiums und der Histologie<br />

stratifiziert.<br />

OS-Vorteil in fast allen<br />

Subgruppen<br />

Die Analyse der langfristigen Nachbeobachtung,<br />

die über einen mittleren<br />

Zeitraum von mehr als fünf Jahren<br />

durchgeführt wurde, zeigte einen<br />

nachhaltigen Vorteil für das OS mit<br />

einer Hazard-Ratio (HR) von 0,76<br />

(95%-KI: 0,64–0,89) für die T+D+CT-<br />

Kombination im Vergleich zur alleinigen<br />

Standard-CT. Die 5-Jahres-OS-<br />

Rate war mit 15,7 Prozent deutlich<br />

höher als bei alleiniger Chemotherapie<br />

mit 6,8 Prozent.<br />

Die OS-Vorteile waren über demografisch<br />

und pathologisch definierte<br />

Subgruppen konsistent und spiegelten<br />

die in der Intention-to-Treat(ITT)-<br />

Population beobachteten Trends wider.<br />

Die T+D+CT-Kombinationstherapie<br />

war unabhängig von der PD-L1-<br />

Expression wirksam und erwies sich<br />

sogar bei PD-L1-negativen Patient:innen<br />

als nützlich, wobei dieser<br />

Effekt in der D+CT-Gruppe ohne<br />

Tremelimumab-Gabe nicht zu beobachten<br />

war.<br />

Großer Nutzen bei<br />

nicht-squamöser Histologie<br />

Die Ergebnisse der untersuchten histologischen<br />

Subgruppen zeigten<br />

einen ausgeprägteren langfristigen<br />

Überlebensvorteil bei Patient:innen<br />

mit nicht-squamösen<br />

Kar zinomen (NSQ; siehe Abbildung).<br />

Eine HR von 0,69<br />

(95%-KI: 0,56–0,85) und eine<br />

5-Jahres-Überlebensrate von<br />

20,5 vs. 9,1 Prozent unterstrichen<br />

die Wirksamkeit von<br />

T+D+CT gegenüber alleiniger CT<br />

in dieser Gruppe. Obwohl die Ergebnisse<br />

für die Plattenepithelhistologie<br />

keine statistische Signifikanz erreichten,<br />

deutet die HR von 0,85 auf einen<br />

potenziellen Trend zu einer verbesserten<br />

Überlebensrate hin.<br />

Nicht-squamöse Karzinome (NSQ)<br />

OS (Wahrscheinlichkeit)<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

31,2%<br />

25,0%<br />

Die einzige Gruppe, bei der die Kombination<br />

keinen Nutzen zeigte, war<br />

die der Nichtraucher:innen, die bekanntermaßen,<br />

wenn überhaupt, nur<br />

sehr wenig von einer Immuntherapie<br />

profitiert.<br />

Bestimmte Mutationen<br />

profitieren besonders<br />

Betroffene mit STK11-Mutationen,<br />

die mit einer schlechten Prognose bei<br />

NSCLC einhergehen, hatten unter<br />

T+D+CT einen signifikanten Überlebensvorteil<br />

mit einer HR von 0,57.<br />

Ähnliche Vorteile wurden bei Patient:innen<br />

mit KEAP1-Mutationen<br />

(HR 0,43) und KRAS-Mutationen (HR<br />

0,55) beobachtet, was das Potenzial<br />

dieser Kombinationstherapie bei genetisch<br />

unterschiedlichen Populationen<br />

unterstreicht.<br />

Das Sicherheitsprofil blieb während<br />

der gesamten Nachbeobachtungszeit<br />

günstig. Es wurden keine neuen Sicherheitssignale<br />

festgestellt. Behandlungsbedingte<br />

schwerwiegende unerwünschte<br />

Ereignisse wurden häufiger<br />

im T+D+CT-Arm gemeldet (27,6<br />

vs. 17,7% im CT-Arm), waren allerdings<br />

kontrollierbar.<br />

Fazit<br />

Die Ergebnisse der POSEIDON-Studie<br />

zur Gesamtüberlebenszeit nach<br />

fünf Jahren unterstützen den Einsatz<br />

der Kombination aus Durvalumab<br />

plus Tremelimumab plus Chemotherapie<br />

als Erstlinienbehandlung von<br />

Patient:innen mit metastasiertem<br />

NSCLC. Auch für schwerer zu behandelnde<br />

Subgruppen zeigt die Kombination<br />

einen klaren Vorteil. ❙<br />

Durvalumab (D) ± Tremelimumab (T) + Chemotherapy<br />

(CT) in first-line metastatic (m)<br />

NSCLC: 5-year overall survival (OS) update<br />

from the POSEIDON Study. Abstract LBA3,<br />

ESMO Immuno-Oncology Congress; Genf &<br />

virtuell, 6.12.23<br />

20,5%<br />

16,4%<br />

■ T+D+CT<br />

■ D+CT<br />

■ CT (Placebo-Linie)<br />

16,9%<br />

9,1%<br />

6 12 18 24 30 36 42 48 54 60 66 72<br />

Zeit seit Randomisierung (Monate)<br />

modifiziert nach: Peters S et al., LBA3, Ann Oncol 2<strong>02</strong>3; 20(Suppl. 1):100535; doi: 10.1<strong>01</strong>6/iotech/iotech100535<br />

Foto: Axel Kock/stock.adobe.com<br />

14 <strong>onko</strong><br />

CC<br />

1-2/24


Durvalumab (Imfinzi ® )<br />

NSCLC: Komplette Remission erreicht<br />

Bei einem 76-jährigen, subjektiv beschwerdefreien Patienten wird per Zufallsbefund eine tumoröse Läsion im linken<br />

Lungenoberlappen entdeckt. Nach einer Radiochemotherapie wird die Erhaltungstherapie mit Durvalumab eingeleitet,<br />

die im Dezember 2<strong>02</strong>3 abgeschlossen wurde und bei dem Patienten zu einer Komplettremission geführt hat.<br />

Eine Fallpräsentation von Dr. Sandra Suklitsch<br />

Anamnese und Vorgeschichte<br />

Ein 76-jähriger Patient, der subjektiv beschwerdefrei<br />

ist, wird im August 2<strong>02</strong>2 aufgrund<br />

eines nativ-radiologischen Zufallsbefundes<br />

an unsere Ambulanz überwiesen.<br />

Ein Lungen-CT beim niedergelassenen Lungenfacharzt<br />

hat einen suspizierten Rundherd<br />

im linken Lungenoberlappen gezeigt.<br />

Weitere intrapulmonale Herde wurden nicht<br />

gefunden.<br />

Verlauf der Behandlung zwischen 8/22 und 10/23<br />

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG Fachkurzinformation siehe Seite 15 Fotos: Landesklinikum Klagenfurt AT-10532, <strong>01</strong>/2<strong>02</strong>4<br />

Diagnostik<br />

Im August 2<strong>02</strong>2 wurde eine CT-gezielte<br />

Punktion des linken Oberlappens durchgeführt.<br />

Der histopathologische Befund zeigte<br />

ein verhornendes Plattenepithelkarzinom<br />

der Lunge, die PD-L1-Expression lag bei 30<br />

Prozent.<br />

Ein darauffolgendes PET-CT, das im September<br />

2<strong>02</strong>2 durchgeführt wurde, zeigte die<br />

pathologisch FDG-retinierende, vorbekannte<br />

tumoröse Läsion im Ausmaß von 8 x 5,5 x<br />

7,7cm im linken Lungenoberlappen (nichtkleinzelliges<br />

Lungenkarzinom – NSCLC),<br />

das Stadium wurde als T4 klassifiziert, der<br />

Lymphknotenbefall als N2. Daraufhin wurde<br />

ebenfalls im September 2<strong>02</strong>2 ein MRT cerebri<br />

durchgeführt, in dem sich keine Hinweise<br />

auf eine Filialisierung zeigten.<br />

Im pulmologischen Tumorboard wurde daher<br />

die folgende Diagnose gestellt: T4, N2,<br />

aktuell M0, Tumorstadium IIIB.<br />

Abb. 1: Das Bild links zeigt den in Komplettremission<br />

befindlichen Lungentumor (10/2<strong>02</strong>3); im Bild rechts ist<br />

die Tumorausdehnung im linken Oberlappen bei der<br />

Erstvorstellung zu sehen. (8/2<strong>02</strong>2).<br />

Der Patient zeigte unter der laufenden Durvalumab-<br />

Therapie keine Nebenwirkungen und war beschwerdefrei.<br />

Fachkurzinformation<br />

Abb. 2: Im Bild links zeigt sich der in Komplettremission<br />

befindliche Lungenherd (9/2<strong>02</strong>3); im Bild rechts<br />

ist die Tumorausdehnung im linken Oberlappen zum<br />

Zeitpunkt der Erstvorstellung zu sehen (8/2<strong>02</strong>2).<br />

Therapie<br />

Geplant wurde die Einleitung einer Radiochemotherapie<br />

mit anschließender Erhaltungstherapie<br />

mit dem Checkpoint-Inhibitor<br />

Durvalumab. Im September 2<strong>02</strong>2 erfolgte<br />

die Einleitung einer Carboplatin/Vinorelbin-Therapie,<br />

wobei der Patient vier<br />

Zyklen von September bis November 2<strong>02</strong>2<br />

erhielt.<br />

Die Erstvorstellung am Strahlentherapeutischen<br />

Institut erfolgte Anfang Oktober<br />

2<strong>02</strong>2. Mit einer kombinierten Radiochemotherapie<br />

im Zeitraum Oktober bis Dezember<br />

2<strong>02</strong>2 wurden der Tumor im linken<br />

Oberlappen sowie die angrenzenden Satellitenherde<br />

und Lymphkonten in Einzeldosen<br />

von 2 Gy bis zur Gesamtdosis von 60 Gy<br />

bestrahlt.<br />

Ab Dezember 2<strong>02</strong>2 wurde die Erhaltungstherapie<br />

mit Durvalumab eingeleitet, die bis<br />

Dezember 2<strong>02</strong>3 lief. Der Patient zeigte unter<br />

der laufenden Durvalumab-Therapie keine<br />

Nebenwirkungen und war beschwerdefrei.<br />

Weiterer Verlauf<br />

Derzeit besteht laut Restaging eine Komplettremission.<br />

Fazit<br />

Dieser Fall zeigt, dass bei einem fortgeschrittenen<br />

NSCLC im Stadium IIIB (T4, N2) mit<br />

einer Erhaltungstherapie mit Durvalumab<br />

eine Komplettremission des Tumors erreicht<br />

werden kann.<br />

●<br />

BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: IMFINZI 50 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastische Mittel, monoklonale Antikörper und Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, PD-1/PDL-1<br />

(Programmed Cell Death-1-Rezeptor/Programmed Cell Death-Ligand-1)-Inhibitoren. ATC Code: L<strong>01</strong>FF03. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Jeder ml des Konzentrats zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 50 mg<br />

Durvalumab. Eine Durchstechflasche mit 2,4 ml Konzentrat enthält 120 mg Durvalumab. Eine Durchstechflasche mit 10 ml Konzentrat enthält 500 mg Durvalumab. Durvalumab wird mittels rekombinanter DNA-Technologie aus Säugetierzellen<br />

(Ovarialzellen des chinesischen Hamsters) gewonnen. Sonstige Bestandteile: Histidin, Histidinhydrochlorid-Monohydrat, Trehalose-Dihydrat (Ph.Eur.), Polysorbat 80 (E 433), Wasser für Injektionszwecke. ANWENDUNGSGEBIETE: Nicht-kleinzelliges<br />

Lungenkarzinom (non-small cell lung cancer, NSCLC). IMFINZI ist angezeigt als Monotherapie zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen, inoperablen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) bei Erwachsenen, deren Tumoren PD-L1<br />

in ≥ 1% der Tumorzellen exprimieren und deren Krankheit nach einer platinbasierten Radiochemotherapie nicht fortgeschritten ist (siehe Abschnitt 5.1 der Fachinformation). IMFINZI in Kombination mit Tremelimumab und einer platinbasierten<br />

Chemotherapie ist angezeigt bei Erwachsenen zur Erstlinienbehandlung des metastasierten NSCLC ohne sensibilisierende EGFR-Mutationen oder ALK-positive Mutationen. Kleinzelliges Lungenkarzinom (small cell lung cancer, SCLC). IMFINZI in<br />

Kombination mit Etoposid und entweder Carboplatin oder Cisplatin ist angezeigt bei Erwachsenen zur Erstlinienbehandlung des kleinzelligen Lungenkarzinoms im fortgeschrittenen Stadium (extensive-stage small cell lung cancer, ES-SCLC). Biliäre<br />

Tumore (biliary tract cancer, BTC). IMFINZI in Kombination mit Gemcitabin und Cisplatin ist angezeigt bei Erwachsenen zur Erstlinienbehandlung nicht resezierbarer oder metastasierter biliärer Tumore (BTC). Hepatozelluläres Karzinom (hepatocellular<br />

carcinoma, HCC). IMFINZI als Monotherapie ist angezeigt bei Erwachsenen zur Erstlinienbehandlung des fortgeschrittenen oder nicht resezierbaren hepatozellulären Karzinoms (HCC). IMFINZI in Kombination mit Tremelimumab ist angezeigt bei<br />

Erwachsenen zur Erstlinienbehandlung des fortgeschrittenen oder nicht resezierbaren hepatozellulären Karzinoms (HCC). GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 der Fachinformation genannten<br />

sonstigen Bestandteile. INHABER DER ZULASSUNG: AstraZeneca AB, SE 151 85 Södertälje, Schweden. REZEPTPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. STAND DER INFORMATION: 11/2<strong>02</strong>3.<br />

Informationen zu den Abschnitten besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen<br />

sowie den Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation (z. B. Austria Codex) zu entnehmen.<br />

1-2/24 CC<br />

<strong>onko</strong><br />

15


American Society of Hematology (ASH)<br />

Bispezifische Antikörper<br />

setzen neue Standards<br />

Bispezifische Antikörper wie Glofitamab und Mosunetuzumab liefern weiterhin<br />

äußerst ermutigende Daten bei Patient:innen mit B-Zell-Lymphomen, sogar<br />

bei Betroffenen, die zuvor mehrere Behandlungen, darunter auch CAR-T-<br />

Zell-Therapien, erhalten hatten. Diese und weitere Erfolg versprechende Daten<br />

wurden am 65. ASH-Meeting, das vom 9.–12. Dezember 2<strong>02</strong>3 in San Diego<br />

stattfand, präsentiert. <br />

Von Dr. Rosalia Rutter<br />

❙❙<br />

Die Behandlung des rezidiviert/refraktären<br />

diffus großzelligen B-Zell-Lymphoms<br />

(DLBCL) stellt eine fortwährende Herausforderung<br />

in der Onkologie dar. Die in den<br />

letzten Jahren präsentierten Daten zu bispezifischen<br />

Antikörpern bei aggressiven<br />

Lymphomen scheinen jedoch die in sie gesetzten<br />

Erwartungen zu erfüllen und stellen<br />

eine neue effektive Therapieoption mit teils<br />

lang anhaltender Response dar. Glofitamab<br />

(▼), ein 2:1 CD20/CD3-bispezifischer Antikörper,<br />

zeigt bei schwer vortherapierten<br />

Pati ent:innen hervorragende Effektivitätsdaten<br />

bei guter Tolerabilität.<br />

Glofitamab: Signifikanter Fortschritt<br />

in der Behandlung von r/r DLBCL<br />

In der Zulassungsstudie NP3<strong>01</strong>79 erhielten<br />

155 Patient:innen mit DLBCL (bzw. NOS,<br />

HGBCL, transformiertes FL, PMBCL) mit einem<br />

Relapse nach zumindest zwei Vortherapien<br />

zwölf Zyklen Glofitamab. Zur Abschwächung<br />

des Zytokin-Freisetzungssyndroms<br />

(CRS) wurden die Patient:innen mit einer<br />

einmaligen Gabe von Obinutuzumab vorbehandelt.<br />

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit<br />

von 21 Monaten wurde bei 40<br />

Prozent der Patient:innen ein Komplettansprechen<br />

(CR) verzeichnet, die Gesamtansprechrate<br />

betrug 52 Prozent. Dabei zeigten<br />

sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich<br />

der CR-Raten mit und ohne vorheriger<br />

CAR-T-Zelltherapie. Ein Update der<br />

Studie bietet neue Daten zur Wirksamkeit<br />

von Glofitamab im Langzeitverlauf.<br />

Dauerhafte Remission in allen Subgruppen.<br />

Die präsentierten Ergebnisse belegen<br />

eindrucksvoll, dass Glofitamab bei einem<br />

Follow-up von median 32 Monaten weiterhin<br />

hohe Ansprechraten und dauerhafte Remission<br />

in allen Subgruppen induziert. 1 Die mediane<br />

Dauer der CR (mDOCR) betrug 26,9<br />

Monate. Zudem zeigte sich weiterhin kein<br />

Unterschied zwischen den Patient:in nen mit<br />

vorheriger CAR-T-Zell-Therapie und der Gesamtpopulation.<br />

Bei Erreichen einer CR nach<br />

drei Zyklen war die Mehrheit (63,5%) dieser<br />

Patient:innen nach 24 Monaten weiterhin in<br />

anhaltender Remission. Die 24-Monats-OS-<br />

Rate dieser Patient:innen betrug 73,4 Prozent.<br />

Die Landmark-Analyse 18 Monate nach Therapieende<br />

(EOT) zeigte ein Gesamtüberleben<br />

von 80,7 Prozent bei Patient:innen mit vorangegangener<br />

CR (PFS 66,6%).<br />

Als prognostischer Marker könnte sich das<br />

metabolische Tumorvolumen (TMTV – total<br />

metabolic tumor volume) erweisen. Ein höherer<br />

Ausgangswert war mit einem reduzierten<br />

PFS und einem erhöhten Risiko für ein<br />

CRS des Grades ≥2 verbunden.<br />

Das Sicherheitsprofil von Glofitamab bestätigte<br />

vorhergehende Untersuchungen und<br />

das akzeptable Nebenwirkungsprofil mit einem<br />

CRS als häufigstes Ereignis (64%, davon<br />

nur 4% Grad 3/4).<br />

Dexamethason-Vortherapie<br />

senkt CRS-Risiko<br />

Im Rahmen der Zulassungsstudie wurde in<br />

einer Patientenkohorte (n=33) verpflichtend<br />

20mg Dexamethason als Prämedikation eingesetzt.<br />

2<br />

Die Auswertung dieser Kohorte im<br />

Vergleich zu den Patient:innen, bei denen<br />

die Wahl des Glukokortikoids freigestellt war<br />

(n=112), belegte, dass Patient:innen von der<br />

Vorbehandlung mit Dexamethason in Bezug<br />

auf die Häufigkeit und den Schweregrad der<br />

CRS-Ereignisse profitierten: So lagen die Abbruchraten<br />

(bei vergleichbaren Ansprechraten)<br />

aufgrund schwerer Nebenwirkungen in<br />

der Dex-Gruppe bei 15,2 vs. 27 Prozent in der<br />

Vergleichskohorte und die CRS-Raten aller<br />

Schweregrade bei 48,5 gegenüber 73,2 Prozent.<br />

Die Rate wiederkehrender CRS-Ereignisse<br />

lag bei 18,2 unter Dex vs. 36,6 Prozent<br />

in der Kontrollgruppe. Die Ergebnisse legen<br />

nahe, dass Dexamethason (20mg, C1–3) eine<br />

effektive Prämedikation zu Glofitamab<br />

darstellt, die das Risiko von CRS-Ereignissen<br />

reduziert, ohne die Wirksamkeit von Glofitamab<br />

einzuschränken.<br />

Mosunetuzumab:<br />

Neuer Hoffnungsträger beim FL<br />

Eine weitere wegweisende Studie betrifft<br />

Patient:innen mit rezidiviert/refraktärem<br />

follikulärem Lymphom (r/r FL), die zuvor<br />

mehr als zwei Therapien (median drei Behandlungen)<br />

erhalten hatten. In der zulassungsrelevanten<br />

Phase-II-Studie sprachen<br />

80 Prozent der 90 Studienteilnehmer:innen<br />

auf den bispezifischen Anti-CD20/CD3-<br />

Antikörper Mosunetuzumab (▼) an, darunter<br />

60 Prozent mit einer CR, womit der primäre<br />

Studienendpunkt erreicht wurde. Die<br />

The rapie war in allen untersuchten Subgruppen<br />

wirksam. Mosunetuzumab wurde<br />

alle drei Wochen intravenös verabreicht.<br />

Eine Hospitalisierung war nicht erforderlich.<br />

3-Jahres-Auswertung: Wirksamkeit bleibt<br />

erhalten. Am ASH wurden die Daten zum<br />

3-Jahres-Follow-up präsentiert, die eindrucksvoll<br />

dokumentieren, dass Mosunetuzumab<br />

eine dauerhafte Wirksamkeit bei<br />

einem beträchtlichen Teil der Patient:innen<br />

induzierte. 3 In der Gruppe mit einer CR waren<br />

72,7 Prozent (95%-KI: 60,8–86,8) der<br />

Patient:innen 30 Monate nach dem Erstansprechen<br />

progressionsfrei. Das mediane PFS<br />

betrug 24 Monate (95%-KI: 12,0–NE), die<br />

36-Monats-PFS-Rate 43,2 Prozent (31,3–<br />

55,2). Die mediane Zeit bis zur nächsten<br />

Therapie (TTNT) lag bei 37,3 Monaten (95%-<br />

KI: 18,0–NE) und das 36-Monats-OS bei 82,4<br />

Prozent (73,8–91,0). Fünf Patient:innen erhielten<br />

nach Progress erneut Mosunetuzumab,<br />

drei davon erreichten eine CR.<br />

Tiefes Ansprechen nach nur wenigen Zyklen.<br />

Seit dem letzten Daten-cut-off wurden<br />

auch keine neuen CRS-Ereignisse oder<br />

unerwünschte Ereignisse vom Grad ≥3 verzeichnet.<br />

CRS-Ereignisse traten bei insgesamt<br />

44 Prozent der Patient:innen im ersten<br />

Behandlungszyklus auf und waren in<br />

den meisten Fällen von milder oder moderater<br />

Ausprägung (Grad 1–2). Die Rate an<br />

AE, die zum Abbruch der Behandlung führten,<br />

war gering (4,4%). Die Zeit bis zur Erholung<br />

der nach der Behandlung einsetzenden<br />

B-Zell-Depletion betrug median<br />

18,4 Monate.<br />

Die zeitlich begrenzte Behandlung mit Mosunetuzumab<br />

führte überdies bereits in frühen<br />

Zyklen zu einem tiefen molekularen<br />

Ansprechen. 100 Prozent aller Patient:innen<br />

mit CR wiesen nach acht Zyklen keine nachweisbare<br />

minimale Resterkrankung (uMRD)<br />

auf, 93 Prozent erreichten dies bereits nach<br />

vier Behandlungszyklen, womit die Studie<br />

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG Fachkurzinformationen siehe Seiten 43 und 44 M-AT-00003250<br />

16 <strong>onko</strong><br />

CC 1-2/24


das Potenzial von Mosunetuzumab als effektive<br />

Therapieoption weiter unterstreicht.<br />

POLARIX: Nutzen geht über<br />

COO-Subtypen hinaus<br />

Die POLARIX-Studie untersuchte die Wirksamkeit<br />

von Pola-R-CHP (Polatuzumab<br />

Vedotin (▼), Rituximab, Cyclophosphamid,<br />

Doxorubicin, Prednison) gegenüber R-<br />

CHOP (Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin,<br />

Vincristin, Prednison) bei 879<br />

Patient:in nen mit zuvor unbehandeltem<br />

DLBCL und erreichte eine Verbesserung des<br />

PFS nach zwei Jahren um rund sieben Prozent<br />

und damit den primären Endpunkt<br />

(HR 0,73; 95%-KI: 0,57–0,95; p=0,<strong>02</strong>) in der<br />

ITT-Population. 4 Explorative Analysen zeigten<br />

ein besonders gutes Ansprechen bei<br />

„Activated B-Cell“ (ABC)-DLBCL unter<br />

Pola-R-CHP im Vergleich zu R-CHOP.<br />

Inwiefern bestimmte molekulare Subtypen<br />

jenseits der COO-Klassifizierung (Cell of<br />

Origin) auf Pola-R-CHP ansprechen, wurde<br />

jetzt anhand einer Post-hoc-Analyse untersucht.<br />

5<br />

Analysiert wurden dazu die Genexpressionsprofile<br />

(GEP) und Zellursprungsdaten<br />

(COO) von 641 Patient:innen, die mit<br />

Pola-R-CHP oder R-CHOP behandelt wurden.<br />

Im Ergebnis konnten signifikante Unterschiede<br />

in den Behandlungsergebnissen<br />

verschiedener Subgruppen belegt werden.<br />

So zeigte sich bei „Dark Zone Signature Positive<br />

(DZsigPos)“-Patient:innen, bei denen<br />

es sich fast ausschließlich um „Germinal<br />

Center B-Cell (GCB)“-DLBCL handelte und<br />

die auch die Mehrheit der Hochrisiko-DHL/<br />

THL darstellten, ein potenziell besseres Ergebnis<br />

im PFS, wenn sie Pola-R-CHP erhielten<br />

(HR 0,47; 95%-KI: 0,20–1,10).<br />

Anhand der LymphGen-Klassifizierung<br />

zeigte sich, dass die Subtypen EZB, MCD<br />

und undefinierte Subtypen mit Pola-R-CHP<br />

im Vergleich zu R-CHOP günstigere Ergebnisse<br />

erzielten, wenngleich diese Unterschiede<br />

nicht signifikant waren. Insgesamt<br />

wiesen die Ergebnisse erneut auf die Heterogenität<br />

des DLBCL hin sowie auf die Notwendigkeit<br />

molekularer Profiling-Methoden<br />

jenseits des COO, um die Präzisionsmedizin<br />

für diese Erkrankung anzuwenden. ●<br />

▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen<br />

Überwachung.<br />

Annual Meeting der American Society of Hematology<br />

(ASH) 2<strong>02</strong>3, San Diego & virtuell, 9.–12.12.23<br />

1 Hutchings M et al.: Glofitamab Monotherapy in<br />

Relapsed or Refractory Large B-Cell Lymphoma:<br />

Extended Follow-up from a Pivotal Phase II<br />

Study and Subgroup Analyses in Patients with<br />

Prior Chimeric Antigen Receptor T-Cell Therapy<br />

and by Baseline Total Metabolic Tumor Volume.<br />

ASH 2<strong>02</strong>3, oral presentation, Session 626,<br />

#4460<br />

2 Falchi et al.: Dexamethasone is Associated with a<br />

Lower Incidence and Severity of Cytokine Release<br />

Syndrome Compared with Other Corticosteroid Regimens<br />

when Given as Premedication for Glofitamab<br />

Monotherapy in Patients with Relapsed/Refractory<br />

Large B-Cell Lymphoma. ASH 2<strong>02</strong>3, Poster presentation,<br />

#P3130<br />

3 Schuster SJ et al.: Mosunetuzumab Monotherapy<br />

Continues to Demonstrate Durable Responses in<br />

Patients with Relapsed and/or Refractory Follicular<br />

Lymphoma after ≥2 Prior Therapies: 3-Year Follow-<br />

Up from a Pivotal Phase II Study. ASH 2<strong>02</strong>3, oral<br />

presentation, Session 623, #603<br />

4 Tilly H et al.: Polatuzumab Vedotin in Previously<br />

Untreated Diffuse Large B-Cell Lymphoma. N Engl<br />

J Med 2<strong>02</strong>2; 386:351–63<br />

5 Morschhauser F et al.: Deciphering the Clinical<br />

Benefit of Pola-R-CHP versus R-CHOP in Different<br />

Genetic Subtypes Beyond Cell of Origin in the<br />

POLARIX Study. ASH 2<strong>02</strong>3, Poster #3000<br />

Lymphomkompetenz vonRoche<br />

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DLBCL-Patient:innen<br />

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Antikörper<br />

beim DLBCL<br />

Fachkurzinformationen siehe Seiten 43 und 44<br />

Podcast: GLOFITAMAB -Let it Bi<br />

Specific Univ.-Prof. Dr. Ulrich Jäger<br />

und Univ. Prof. Dr. Björn Chapuy<br />

Zu den<br />

Fachinformationen:<br />

https://www.Roche.at/fkis<br />

Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung<br />

neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall<br />

einer Nebenwirkung zu melden. Meldung von Nebenwirkungen an: Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen,<br />

Traisengasse 5, 1200 Wien, Österreich, Fax: +43 (0) 50 555 36207, Website: http://www.basg.gv.at/ und an Roche<br />

Austria GmbH, austria.drug_safety@roche.com.<br />

M-AT-00003255


American Society of Hematology (ASH) I<br />

Onkologische Highlights<br />

aus San Diego<br />

Jährlich bietet der Kongress der American Society of Hematology (ASH) die weltweit größte Bühne<br />

für die Präsentation von innovativer Forschung im Bereich der Hämatologie. Zahlreiche praxisverändernde<br />

Studien wurden kurz vor dem Jahreswechsel auch zu hämato<strong>onko</strong>logischen Erkrankungen<br />

vorgestellt. Im Folgenden haben wir einige Highlights zusammengefasst.<br />

Von Katarzyna Mühlbachler-Pietrzykowska und Johanna Wolfsberger, PhD<br />

■ Neuer Therapiestandard für ältere Personen<br />

mit HL im fortgeschrittenen Stadium<br />

Patient:innen mit klassischem Hodgkin-Lymphom (HL)<br />

ab einem Alter von 60 Jahren sind häufig mit besonderen<br />

He rausforderungen konfrontiert, u.a. mit bestehenden<br />

Begleit erkrankungen, eingeschränktem Leistungsstatus,<br />

geringerer Chemotherapietoleranz und erhöhter behandlungsbedingter<br />

Toxizität. Die S1826-Studie verglich die<br />

Wirksamkeit und Sicherheit der beiden Erstlinientherapien<br />

Nivolumab-AVD (N-AVD) und Brentuximab-Vedotin-AVD<br />

(Bv-AVD) beim klas sischen Hodgkin-Lymphom. Eine<br />

durchgeführte Subgruppenanalyse untersuchte, ob eine<br />

dieser Therapien die schlechteren Überlebensraten bei<br />

älteren Personen verbessert.<br />

S1826-Studie. An der Studie nahmen insgesamt 994<br />

Patient:innen teil, wobei 97 von ihnen 60 Jahre oder älter<br />

waren. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip entweder für<br />

N-AVD oder Bv-AVD ausgewählt. Das Durchschnittsalter<br />

der Subgruppe ab 60 lag bei 66 Jahren. Primärer Endpunkt<br />

war das progessionsfreie Überleben (PFS), zu den sekundären<br />

Endpunkten gehörten das Gesamtüberleben (OS),<br />

das ereignisfreie Überleben (EFS) und eine detaillierte<br />

Toxizitätsbewertung.<br />

Nivolumab-AVD deutlich überlegen. Die Ergebnisse dieser<br />

Subgruppenanalyse zeigten, dass N-AVD die Bv-AVD in<br />

Bezug auf PFS und EFS deutlich übertraf. Das 1-Jahres-PFS<br />

für N-AVD lag bei beeindruckenden 93 Prozent, verglichen<br />

mit 64 Prozent für Bv-AVD. Auch das 1-Jahres-EFS unterstrich<br />

die Überlegenheit von N-AVD mit 93 gegenüber 57<br />

Prozent für Bv-AVD. Insgesamt deuteten die Überlebensergebnisse<br />

auf einen günstigen Trend für N-AVD hin, obwohl<br />

beim OS keine statistische Signifikanz erreicht wurde.<br />

Weniger Toxizität durch Nivolumab-AVD. Abgesehen vom<br />

Überlebensvorteil wies N-AVD im Vergleich zu Bv-AVD ein<br />

besseres Sicherheitsprofil auf. Hämatologische Toxizitäten<br />

≥ Grad 3 traten in der Bv-AVD-Gruppe häufiger auf, insbesondere<br />

Neutropenie. Darüber hinaus traten febrile Neutropenie,<br />

Sepsis und Infektionen in der N-AVD-Gruppe<br />

seltener auf. Vor allem die periphere Neuropathie, ein häufiges<br />

Problem bei Bv-AVD, war bei N-AVD wesentlich seltener<br />

und weniger schwerwiegend. Andere unerwünschte<br />

Ereignisse wie Übelkeit, Durchfall, Appetitlosigkeit und<br />

Gewichtsverlust traten bei N-AVD ebenfalls seltener auf.<br />

Potenzieller Behandlungsstandard für ältere Personen.<br />

Die Ergebnisse der Studie führten zu dem Schluss, dass<br />

N-AVD besser verträglich ist als Bv-AVD und weniger<br />

Komplikationen wie Sepsis, Infektionen und periphere<br />

Neuropathie aufweist. Die verbesserten PFS- und EFS-<br />

Ergebnisse in Verbindung mit einem günstigeren Sicherheitsprofil<br />

positionieren N-AVD als potenziellen Behandlungsstandard<br />

für ältere Patient:innen mit klassischem<br />

Hodgkin-Lymphom im fortgeschrittenen Stadium.<br />

Rutherford SC et al.: Nivolumab-AVD is better tolerated and improves<br />

progression-free survival compared to Bv-AVD in older patients (aged<br />

≥60 years) with advanced stage hodgkin lymphoma enrolled on SWOG<br />

S1826. Oral Abstract 181, American Society of Hematology (ASH); San<br />

Diego & virtuell, 9.12.23<br />

■ Ibrutinib und Venetoclax für rezidiviertes/<br />

refraktäres Mantelzell-Lymphom<br />

Ibrutinib, ein Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor, und Venetoclax,<br />

ein BCL2-Inhibitor, weisen komplementäre Wirkmechanismen<br />

auf, die in präklinischen Modellen und<br />

Frühphasen-Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt<br />

haben. Nun wurde die Kombination der beiden Medikamente<br />

bei Patient:innen mit rezidiviertem/refraktärem<br />

Mantelzell-Lymphom (MCL) untersucht.<br />

Kombination verlängert PFS deutlich. In die multinationale,<br />

randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte<br />

Phase-III-Studie SYMPATICO wurden 267 Personen mit rezidiviertem/refraktärem<br />

MCL aufgenommen und entweder<br />

der Versuchsgruppe (Ibrutinib + Venetoclax) oder der Kontrollgruppe<br />

(Ibrutinib + Placebo) zugewiesen. Der primäre<br />

Endpunkt, das PFS, das nach den Kriterien der Prüfärzt:innen<br />

Foto: Jezper/stock.adobe.com<br />

18 <strong>onko</strong><br />

CC<br />

1-2 / 24


ewertet wurde, zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung<br />

in der Kombinationsgruppe im Vergleich zur Placebogruppe,<br />

mit einem medianen PFS von 31,9 Monaten gegenüber<br />

22,1 Monaten (Hazard Ratio [HR] 0,65; p=0,0052).<br />

Subgruppenanalysen zeigten konsistente PFS-Vorteile bei<br />

verschiedenen Faktoren, darunter frühere Therapien,<br />

ECOG-Leistungsstatus, Krankheitsmerkmale und TP53-<br />

Status. Die Kombinationstherapie verbesserte auch die Rate<br />

des vollständigen Ansprechens (54 vs. 32%) und die Zeit<br />

bis zur nächsten Behandlung signifikant, wobei der Medianwert<br />

in der Kombinationsgruppe nicht erreicht wurde,<br />

während er in der Placebogruppe 35,4 Monate betrug.<br />

Positiver Trend beim OS. Obwohl das OS mit einem Medianwert<br />

von 44,9 Monaten in der Kombinationsgruppe<br />

gegenüber 38,6 Monaten in der Placebogruppe eine numerische<br />

Verbesserung aufwies, erreichte der Unterschied<br />

in der Zwischenanalyse keine statistische Signifikanz. Eine<br />

längere Nachbeobachtung ist erforderlich, um aussagekräftige<br />

Ergebnisse zum OS zu erhalten.<br />

Das Sicherheitsprofil der Kombinationstherapie entsprach<br />

den bekannten unerwünschten Ereignissen der einzelnen<br />

Wirkstoffe, und es wurden keine neuen Sicherheitssignale<br />

beobachtet. Unerwünschte Ereignisse ≥ Grad 3 traten bei 84<br />

Prozent der Teilnehmer:innen in der Kombinationsgruppe<br />

und bei 76 Prozent in der Placebogruppe auf. Die häufigsten<br />

unerwünschten Ereignisse waren überschaubar, darunter<br />

Neutropenie, Pneumonie, Thrombozytopenie und Anämie.<br />

Wang M et al.: Ibrutinib combined with Venetoclax in patients with<br />

relapsed/refractory mantle cell lymphoma: Primary analysis results<br />

from the randomized phase 3 Sympatico Study. LBA-2, American Society<br />

of Hematology (ASH); San Diego & virtuell, 12.12.23<br />

■ Möglicher neuer Standard für<br />

das Multiple Myelom<br />

Die Standardbehandlung für Patient:innen mit neu diagnostiziertem<br />

Multiplem Myelom (NDMM), die für eine<br />

Transplantation infrage kommen, bestand bisher in der<br />

Anwendung von Bortezomib, Lenalidomid und Dexamethason<br />

(VRd) zur Induktion und Konsolidierung, gefolgt<br />

von einer Erhaltungstherapie. Die Einführung von Daratumumab<br />

(DARA) hat sich jedoch als vielversprechend<br />

erwiesen, um die Tiefe des Ansprechens und das PFS zu<br />

verbessern, insbesondere im Zusammenhang mit einer<br />

autologen Stammzelltransplantation (ASCT).<br />

Die randomisierte Phase-III-Studie PERSEUS, an der 130<br />

Einrichtungen in elf Ländern in Europa und Australien<br />

beteiligt waren, verglich die Wirksamkeit von DARA in<br />

Kombination mit VRd gegenüber VRd alleine bei NDMM-<br />

Patient:innen im Alter von 18–70 Jahren, die für eine ASCT<br />

geeignet waren.<br />

DARA verbessert PFS deutlich. Der primäre Endpunkt<br />

der Studie, das PFS, zeigte bei einer medianen Nachbeobachtungszeit<br />

von 47,5 Monaten im DARA-Arm eine bemerkenswerte<br />

Verbesserung mit einer 48-prozentigen<br />

Verringerung des Risikos eines Fortschreitens der Erkrankung<br />

oder des Todes (HR 0,42; 95%-KI: 0,30–0,59;<br />

p


Annual Meeting der<br />

American Society of<br />

Hematology (ASH)<br />

2<strong>02</strong>3, San Diego<br />

& virtuell,<br />

9.–12.12.23<br />

Weitere Beiträge<br />

zum ASH finden<br />

Sie hier.<br />

IGHV-Mutationsstatus, von den Deletionen im Chromosomenmaterial<br />

und der Komplexität des Karyotyps ab.<br />

Zielgerichtete Therapie versus Immunchemotherapie.<br />

Das Ziel der multizentrischen, randomisierten Phase-<br />

III-Studie FLAIR ist es, die Überlegenheit der Kombinationstherapie<br />

aus Ibrutinib und Venetoclax gegenüber<br />

einer Immunchemotherapie, bestehend aus Fludarabin,<br />

Cyclophosphamid und Rituximab (FCR), im Hinblick auf<br />

das PFS zu untersuchen. Die Studie konzentrierte sich<br />

auf therapienaive CLL-Patient:innen, die nach konventionellen<br />

Kriterien als therapiebedürftig eingestuft<br />

wurden, 75 Jahre oder jünger waren und keine signifikanten<br />

Komorbiditäten aufwiesen. Patient:innen, bei<br />

denen mehr als 20 Prozent der CLL-Zellen eine TP53-<br />

Deletion aufwiesen, sowie Betroffene mit symptomatischer<br />

Herzinsuffizienz, Angina Pectoris oder einer Beteiligung<br />

des zentralen Nervensystems wurden von der<br />

Studie ausgeschlossen. Zwischen 2<strong>01</strong>7 und 2<strong>02</strong>1 wurden<br />

523 Personen in 96 Zentren im Vereinigten Königreich<br />

rekrutiert.<br />

I+V-Behandlung führt zu besserem PFS und OS. Die<br />

mediane Nachbeobachtungszeit betrug 43,7 Monate für<br />

die PFS- und 43,0 Monate für die OS-Analyse, während<br />

42,7 Prozent der Studienteilnehmer:innen ihre I+V-Behandlung<br />

zwei Jahre nach Behandlungsbeginn abgeschlossen<br />

hatten. Das PFS nach drei Jahren lag im I+V-<br />

Arm bei 97,2 Prozent und im FCR-Arm bei 76,8 Prozent.<br />

Dies bedeutet, dass bei Patient:innen, die eine Immunchemotherapie<br />

erhielten, die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

die Krankheit nicht weiter fortschreitet, etwa achtmal<br />

geringer war (HR 0,13; 95%-KI: 0,07–0,24). Die Erkrankten<br />

im FCR-Studienarm wiesen zudem ein schlechteres<br />

OS im Vergleich zum I+V-Studienarm auf (HR 0,31; 95%-<br />

KI: 0,15–0,67).<br />

Besseres Ergebnis der I+V-Behandlung bei Fällen mit<br />

ungünstigen genetischen Veränderungen. Bei einer<br />

Nachbeobachtungszeit von drei Jahren hatten Betroffene<br />

mit nicht mutiertem IGHV ein PFS von 98,3 Prozent im<br />

I+V-Arm im Vergleich zu 70,9 Prozent im FCR-Arm. Ein<br />

vergleichbarer Unterschied wurde bei Patient:innen mit<br />

11q-Deletion, Trisomie 12 und 13q-Deletion beobachtet.<br />

Dies deutet darauf hin, dass die neuartige I+V-Kombination<br />

die zuvor beobachteten Risikofaktoren für ein schlechtes<br />

Ergebnis bei CLL-Erkrankten überwindet.<br />

Verträgliches Sicherheitsprofil. Insgesamt wurde die<br />

I+V-Kombination gut vertragen. Unerwünschte Ereignisse,<br />

einschließlich Störungen des Blut- und Lymphsystems,<br />

traten im FCR-Studienarm häufiger auf (31%) als<br />

im I+V-Studienarm (5,2%), während die kardiale Toxizität<br />

0,4 Prozent der Erkrankten unter FCR und 10,7 Prozent<br />

unter I+V betraf. In der FCR-Gruppe wurden doppelt<br />

so viele sekundäre primäre Malignome beobachtet<br />

wie in der I+V-Gruppe, mit einer Inzidenzrate pro 100<br />

Personenjahre von 5,4 (95%-KI: 5,11–5,68) bzw. 2,6 (95%-<br />

KI: 2,40–2,79).<br />

Hillmen P et al.: Ibrutinib plus Venetoclax with MRD-directed duration<br />

of treatment is superior to FCR and is a new standard of care for<br />

previously untreated CLL: Report of the Phase III UK NCRI FLAIR Study.<br />

American Society of Hematology (ASH); San Diego & virtuell, 10.12.23<br />

■■Kombination aus Asciminib und<br />

Imatinib bei CML<br />

Da TKI die Lebenserwartung von Patient:innen mit chronischer<br />

myeloischer Leukämie in der chronischen Phase<br />

(CML-CP) deutlich verbessern, verlagert sich der Schwerpunkt<br />

auf die Verbesserung der Lebensqualität und die Erforschung<br />

der Möglichkeiten einer behandlungsfreien Remission<br />

(treatment-free remission – TFR). Die ASC4MORE-<br />

Studie untersuchte das Potenzial von Asciminib (ASC),<br />

dem einzigen zugelassenen BCR::ABL1-Inhibitor, der spezifisch<br />

die ABL-Myristoyl-Tasche (STAMP) bindet, in Kombination<br />

mit Imatinib (IMA), ein dauerhaftes tiefes molekulares<br />

Ansprechen (deep molecular response – DMR) als<br />

Vo raussetzung für eine TFR zu erreichen. Die Kombination<br />

mit dem ATP-kompetitiven Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI)<br />

bietet das Potenzial einer verstärkten BCR::ABL1-Hemmung.<br />

Der Schwerpunkt der Studie lag auf Patient:innen,<br />

bei denen die Behandlung mit Imatinib zufriedenstellend<br />

verlief, die jedoch auch nach einem Jahr Imatinib-Therapie<br />

kein tiefes Ansprechen (DMR) erreicht hatten.<br />

ASC4MORE-Studie. In dieser randomisierten Studie wurden<br />

Erwachsene mit CML-CP entweder mit ASC (40mg<br />

oder 60mg 1x täglich) zusätzlich zu IMA 400mg 1x täglich<br />

behandelt, mit IMA allein fortgesetzt oder auf Nilotinib<br />

(NIL), einen weiteren TKI, 300mg 2x täglich um gestellt. Die<br />

inkludierten Patient:innen hatten mindes tens ein Jahr lang<br />

IMA als ersten TKI erhalten, einen BCR::ABL1-Internationale-Skala-Bereich<br />

von >0,<strong>01</strong> bis ≤1 Prozent aufrechterhalten<br />

und wiesen keine vorherige DMR auf. Primärer Endpunkt<br />

waren die molekularen Ansprechraten 4,5 (MR4,5)<br />

nach 48 Wochen, sekundärer Endpunkt nach 96 Wochen.<br />

Kombination wirksam und gut verträglich. Nach 96 Wochen<br />

wiesen Betroffene, die zusätzlich zu IMA mit ASC<br />

behandelt wurden, MR4,5-Raten von jeweils 19 Prozent<br />

(40mg und 60mg) auf und übertrafen damit diejenigen,<br />

die weiterhin IMA (4,8%) erhielten oder zu NIL wechselten<br />

(9,5%). Die kumulativen MR4,5-Raten in Woche 96<br />

erreichten für beide ASC-Zusatzdosen 28,6 Prozent. Allerdings<br />

variierte das Ansprechen bei Patient:innen, die nach<br />

einer zwölfmonatigen Behandlung mit IMA auf die Kombination<br />

umgestellt wurden, stark.<br />

Die ASC-Zusatztherapie wurde generell gut vertragen, mit<br />

höheren Abschlussraten (>75%) nach mehr als zwei Jahren<br />

Studiendauer im Vergleich zur Umstellung auf NIL (52,4%).<br />

Potenzial zur frühen Behandlungsstrategie. Bei Patient:innen,<br />

die nach mindestens einem Jahr IMA keine<br />

DMR erreichten, führte die Zugabe von ASC zu IMA nach<br />

96 Wochen zu besseren MR4,5-Raten als die Fortsetzung<br />

von IMA oder die Umstellung auf NIL. Die hohen Abschlussraten<br />

und die anhaltende Wirksamkeit der ASC-<br />

Zusatztherapie in Verbindung mit einem günstigen Sicherheitsprofil<br />

unterstreichen ihr Potenzial als frühe Behandlungsstrategie<br />

für CML-CP-Patient:innen. Weitere<br />

Analysen werden die vergleichende Wirksamkeit der ASC-<br />

Monotherapie bewerten und Erkenntnisse für die künftige<br />

Verfeinerung der Behandlungsansätze liefern.<br />

Asciminib (ASC) add-on to Imatinib (IMA) demonstrates sustained high<br />

rates of ongoing therapy and deep molecular responses (DMRs) with<br />

prolonged follow-up in the ASC4MORE Study. American Society of<br />

Hematology (ASH); San Diego & virtuell, 11.12.23<br />

❙<br />

20 <strong>onko</strong><br />

CC<br />

1-2/24


American Society of Hematology (ASH) II<br />

Neue Fortschritte in der<br />

Hämatologie<br />

Unter den unzähligen Präsentationen und vorgestellten Daten hebt sich die bisher nur in wenigen Fällen umsetzbare<br />

Heilung der Sichelzellerkrankung als eine bedeutende Neuerung hervor. Ebenso stellen die verbesserte Therapie von<br />

Säuglingen mit schwerer Hämophilie A sowie neue Erkenntnisse in der Transfusionsmedizin wichtige Innovationen in<br />

der hämatologischen Forschung dar. <br />

Von Katarzyna Mühlbachler-Pietrzykowska und Johanna Wolfsberger, PhD<br />

■■Heilung der Sichelzellkrankheit<br />

durch Gentherapie<br />

Die Sichelzellkrankheit (SCD) ist eine Erbkrankheit, die<br />

durch abnormales Hämoglobin gekennzeichnet ist und zu<br />

schwerer Morbidität und Mortalität führt. Während einige<br />

Therapien zur Linderung der Symptome existieren, war<br />

eine Stammzelltransplantation unter Voraussetzung eines<br />

bzw. einer passenden Spenders/Spenderin lange Zeit die<br />

einzige Aussicht auf Heilung. Aufgrund von Risiken<br />

kommt diese Behandlungsoption jedoch nur bei sehr<br />

schwerer Erkrankung zur Anwendung.<br />

Gentherapie bietet neue Möglichkeiten. Mit dem Einsatz<br />

der Gentherapie ändert sich dies nun allerdings. Denn<br />

mittels CRISPR-Cas9-Gene-Editing kann die Reaktivierung<br />

von fetalem Hämoglobin ex vivo in patienteneigenen<br />

hämatopoetischen Stammzellen durchgeführt werden.<br />

Ein Hoffnungsträger auf diesem Gebiet ist das Produkt<br />

Exagamglogen-Autotemcel (Exa-cel), eine nicht-virale<br />

Zelltherapie, die auf den Erythroiden-spezifischen Enhancer<br />

des BCL11A-Gens abzielt, einen wichtigen Repressor<br />

von Gammaglobin.<br />

Im Rahmen der laufenden Phase-III-Studie CLIMB SCD-<br />

121 wurde Exa-cel bei Personen im Alter von 12–35 Jahren<br />

mit schwerer SCD und einer Vorgeschichte von mindestens<br />

zwei vasookklusiven Krisen (VOCs) pro Jahr in den<br />

zwei Jahren vor dem Screening untersucht. Primärer Endpunkt<br />

der Studie war der Anteil der Patient:innen, die in<br />

mindestens zwölf aufeinanderfolgenden Monaten frei von<br />

schweren VOCs (VF12) waren. Zu den wichtigsten sekundären<br />

Endpunkten gehörten die Freiheit von stationären<br />

Krankenhausaufenthalten wegen schwerer VOCs in mindestens<br />

zwölf aufeinanderfolgenden Monaten (HF12) und<br />

die Freiheit von schweren VOCs in mindestens neun aufeinanderfolgenden<br />

Monaten (VF9).<br />

Die Studie, die sich über 24 Monate erstreckt, bewertet die<br />

langfristigen Auswirkungen von Exa-cel, wobei alle Teilnehmer:innen<br />

in eine anschließende Langzeit-Followup-<br />

Studie aufgenommen werden.<br />

Beeindruckende Wirksamkeit von Exa-cel. Bis zum 10.<br />

Februar 2<strong>02</strong>3 haben 42 Personen Exa-cel erhalten und es<br />

konnte eine erfolgreiche Transplantation von Neutrophilen<br />

und Thrombozyten nachgewiesen werden. 95 Prozent<br />

der Betroffenen, für die VF12 ausgewertet werden konnte,<br />

waren frei von schweren VOCs. Außerdem waren alle Personen,<br />

die mit Exa-cel behandelt wurden, mindestens<br />

zwölf Monate in Folge frei von Krankenhausaufenthalten.<br />

Innerhalb von drei Monaten nach der Behandlung wurden<br />

frühzeitige und anhaltende Anstiege des Gesamthämoglobins<br />

und des fetalen Hämoglobins beobachtet. Die<br />

Lebensqualitätsmessungen zeigten klinisch signifikante<br />

Verbesserungen gegenüber dem Ausgangswert.<br />

Heilung möglich, aber Kosten limitieren Potenzial. Die<br />

CLIMB-SCD-121-Studie bestätigt das Potenzial von<br />

Foto: Dr_Microbe/stock.adobe.com<br />

1-2/24<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

21


Exa-cel, eine einmalige funktionelle Heilung für<br />

Patient:innen mit schwerer SCD zu ermöglichen. Das Sicherheitsprofil<br />

von Exa-cel entspricht dem einer myeloablativen<br />

Konditionierung mit Busulfan und einer autologen<br />

Transplantation, was es zu einem bedeutenden Fortschritt<br />

in der SCD-Behandlung macht. Obwohl die Gentherapie<br />

mit Herausforderungen wie hohen Kosten und Hindernissen<br />

bei der Vorkonditionierung verbunden ist, ist Exa-cel<br />

das erste von der FDA zugelassene Medikament in den<br />

USA, das die CRISPR-Gen-Editierungstechnik nutzt.<br />

Da die SCD-Belastung weltweit allerdings vor allem in<br />

Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen auftritt,<br />

werden weitere, günstigere Therapien benötigt, die in diesen<br />

Regionen leichter verfügbar sind.<br />

Frangoul H et al.: Exagamglogene autotemcel for severe sickle cell<br />

disease. Abstract 1052, American Society of Hematology (ASH); San<br />

Diego & virtuell, 11.12.23<br />

■■Bessere Versorgung von Säuglingen mit<br />

schwerer Hämophilie A<br />

Hämophilie A ist eine X-chromosomal-rezessiv vererbte<br />

Blutungsstörung, die durch einen Mangel an Gerinnungsfaktor<br />

VIII (FVIII), der die Thrombinbildung und die Gerinnungsstabilität<br />

beeinträchtigt, gekennzeichnet ist. Die<br />

Behandlung erfolgt in erster Linie durch häufige i.v. Infusionen,<br />

um das fehlende Protein zu ersetzen, und erfordert<br />

eine lebenslange Therapie. Aufgrund der Schwierigkeiten<br />

bei der Verabreichung von FVIII erhalten viele Säuglinge<br />

die Prophylaxe erst im Alter von einem Jahr oder später.<br />

Non-Faktor-Therapie bei Hämophilie A. Emicizumab ist<br />

ein humanisierter bispezifischer monoklonaler Antikörper,<br />

der aktivierten Faktor IX (FIX) und Faktor X (FX) bindet,<br />

um den Mangel an FVIII auszugleichen. Er wird subkutan<br />

verabreicht, hat eine Halbwertszeit von fast 30 Tagen<br />

und ist für die Routineprophylaxe der Hämophilie A<br />

in mehr als 155 Ländern weltweit zugelassen. Die meisten<br />

der klinischen Studien, die zu den Zulassungen führten,<br />

konzentrierten sich jedoch auf ältere Kinder, Jugendliche<br />

und Erwachsene, sodass Säuglinge eine weitgehend unterrepräsentierte<br />

Gruppe waren.<br />

Emicizumab bei Kleinkindern mit schwerer Hämophilie A.<br />

HAVEN 7 (NCT04431726) ist eine multizentrische, offene<br />

Phase-IIIb-Studie mit prophylaktischem Emicizumab bei<br />

zuvor unbehandelten Patient:innen (PUPs) und solchen,<br />

die nur eine minimale Behandlung (MTPs) erhalten hatten,<br />

mit schwerer Hämophilie A (FVIII-Spiegel


Erythrozyten zu einer Reihe von biochemischen und morphologischen<br />

Veränderungen, die als Lagerungsschäden<br />

bezeichnet werden. Unter diesen Veränderungen sticht die<br />

Membranschädigung durch Lipidperoxidation als Kennzeichen<br />

einer Lagerungsläsion hervor. Es wird angenommen,<br />

dass sie durch oxidativen Stress ausgelöst wird.<br />

Um die genetischen Grundlagen dieses Phänomens zu<br />

entschlüsseln, verwendeten Forscher:innen aus den USA<br />

und Kanada ein neuartiges Mausmodell – die „Jackson Lab<br />

Diversity Outbred (JDO)“-Mauskolonie. Diese wurde<br />

durch umfangreiche Kreuzung von acht Gründermausstämmen<br />

geschaffen, um genetische Heterogenität zu gewährleisten.<br />

Mithilfe von Massenspektrometrie-basierter<br />

Metabolomik und Lipidomik wurden 350 frische und gelagerte<br />

(bis zu sieben Tage) murine RBZ-Proben analysiert.<br />

Ferrireduktase STEAP3 verantwortlich für Membranschädigung.<br />

Am Ende der Lagerung wurde die Qualität<br />

der gelagerten Erythrozyten mittels der Erholung nach<br />

einer Transfusion (Post-Transfusion Recovery – PTR) in<br />

Empfängermäusen, einem Goldstandard für die Bewertung<br />

der Qualität von RBZ, bestimmt. Genomweite Assoziationsstudien<br />

zeigten eine robuste Assoziation zwischen<br />

PTR und einer polymorphen Region auf Chromosom 1,<br />

die für die Ferrireduktase STEAP3 kodiert.<br />

Diese Region korrelierte mit einem veränderten Stoffwechsel<br />

der gelagerten Erythrozyten, insbesondere mit<br />

einem Anstieg der Lipidperoxidationsprodukte. Mechanistisch<br />

gesehen deuten die Daten darauf hin, dass STEAP3<br />

eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von oxidativem<br />

Stress in eisenbeladenen Erythrozyten spielt und die<br />

Bildung von Hydroxyl- oder Hydroperoxyl-Radikalen auslöst,<br />

welche die Lipidperoxidation fördern.<br />

Metabolomics bestätigen Daten im Menschen. Um diese<br />

Ergebnisse auf den Menschen zu übertragen, wurden<br />

Metabolomics an verpackten Erythrozyten von über<br />

13.000 menschlichen Blutspender:innen durchgeführt<br />

(Tag 42 der Lagerung). Bei der Korrelation von metabolischen<br />

und hämatologischen Parametern mit häufigen<br />

STEAP3-Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs)<br />

konnten starke Assoziationen solcher Polymorphismen<br />

mit der Anfälligkeit der Erythrozyten für Hämolyse (entweder<br />

osmotisch oder oxidativ), Lipidperoxidation, Erythrozytenzahl<br />

und Hämoglobinspiegel nachgewiesen<br />

werden.<br />

Optimierung der Lagerung kann Transfusionsmedizin<br />

verbessern. Die umfassende Studie wirft Licht auf die genetischen<br />

und metabolischen Mechanismen, die die Hämolyse<br />

in gelagerten roten Blutkörperchen steuern. Die<br />

Daten identifizieren die STEAP3-Ferrireduktase als<br />

Hauptverantwortlichen für einen Ferroptose-ähnlichen<br />

Phänotyp der Lipidperoxidation. Dieser geht mit einer erhöhten<br />

Anfälligkeit für Hämolyse in murinen und menschlichen<br />

Erythrozyten nach der Lagerung unter Blutbankbedingungen<br />

einher.<br />

Die gewonnenen Erkenntnisse haben entscheidende Auswirkungen<br />

auf die Optimierung der Lagerungsbedingungen<br />

von Erythrozyten und die Verbesserung der Patientenversorgung<br />

in der Transfusionsmedizin.<br />

D’Alessandro A et al.: Genetic polymorphisms in the ferrireductase<br />

STEAP3 regulate a ferroptosis-like process of lipid peroxidationinduced<br />

hemolysis in murine and human red blood cells. Abstract 697,<br />

American Society of Hematology (ASH); San Diego & virtuell,<br />

11.12.23<br />

❙<br />

Annual Meeting der<br />

American Society of<br />

Hematology (ASH)<br />

2<strong>02</strong>3, San Diego<br />

& virtuell,<br />

9.–12.12.23<br />

Persönliche Highlights vom ASH 2<strong>02</strong>3<br />

Foto: Privat<br />

Die 65. Jahrestagung der<br />

American Society of<br />

Hematology (ASH) 2<strong>02</strong>3<br />

fand in der pazifischen<br />

Küstenstadt San Diego<br />

statt. Im Folgenden präsentiert<br />

Dr. Dino Mehic<br />

von der Klinischen Abteilung für Hämatologie<br />

und Hämostaseologie an der MedUni Wien<br />

seine persönlichen Kongresshighlights aus der<br />

Hämostaseologie.<br />

Hämophilie B. Steven Pipe präsentierte Langzeitdaten<br />

der Phase-III-Studie HOPE-B, bei der<br />

erwachsene Patient:innen mit mittelschwerer<br />

bis schwerer Hämophilie B mittels Gentherapie<br />

und einer einmaligen Dosis Etranacogen<br />

Dezaparvovec behandelt wurden. Über drei<br />

Jahre hinweg führte dies zu einer beeindruckenden<br />

Senkung der durchschnittlichen jährlichen<br />

Blutungsrate um 64 Prozent, einer<br />

dauerhaft erhöhten FIX-Aktivität und einer<br />

Reduktion von FIX-Therapie um 96 Prozent.<br />

Die Studie verzeichnete behandelbare Nebenwirkungen<br />

bei allen Teilnehmenden, jedoch<br />

keine schwerwiegenden Komplikationen wie<br />

Todesfälle oder thromboembolische Ereignisse,<br />

was die langfristige Sicherheit der Therapie<br />

untermauert.<br />

Hämophilie A. Zusätzlich präsentierte Steven<br />

Pipe Ergebnisse aus der HAVEN-7-Studie, welche<br />

die Wirksamkeit von Emicizumab, einem<br />

Antikörper, der simultan an Faktor IXa und<br />

Faktor X bindet, bei Säuglingen mit schwerer<br />

Hämophilie A ohne FVIII-Inhibitoren untersuchte.<br />

In dieser Phase-IIIb-Studie zeigte sich<br />

eine um 64 Prozent geringere jährliche Blutungsrate.<br />

Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer:innen<br />

hatte keine behandlungsbedürftigen<br />

Blutungen und die Therapie<br />

verursachte meist nur leichte Nebenwirkungen<br />

ohne schwerwiegende Komplikationen<br />

wie intrakranielle Blutungen oder thrombotische<br />

Ereignisse.<br />

Immunthrombozytopenie I. Weitere Fortschritte<br />

wurden in der Behandlung von therapieresistenter<br />

chronischer Immunthrombozytopenie<br />

(ITP) erzielt. Eine Phase-I/II-Studie mit<br />

dem oralen Bruton-Tyrosinkinase-Hemmer<br />

Rilzabrutinib zeigte, dass 35 Prozent der<br />

Patient:innen eine dauerhafte stabile Thrombozytenzahl<br />

(≥50x10 9 /l) erreichten. Einige<br />

zeigten bereits am 15. Tag der Behandlung<br />

verbesserte Thrombozytenwerte. Rilzabrutinib<br />

wurde als effektiv für eine schnelle und langfristige<br />

Erhöhung der Thrombozytenzahl bewertet<br />

und wies insgesamt ein gutes Sicherheitsprofil<br />

auf.<br />

Immunthrombozytopenie II. In der Phase-III-<br />

Studie ADVANCE IV wurde Efgartigimod getestet,<br />

ein Medikament zur Reduzierung der<br />

IgG-Autoantikörper, die zur Thrombozytenzerstörung<br />

bei ITP beitragen. Die Behandlung<br />

führte zu einem signifikanten Anstieg der<br />

Thrombozytenzahlen innerhalb von sieben<br />

Tagen, wobei fast 40 Prozent der behandelten<br />

Teilnehmenden im Vergleich zur Placebogruppe<br />

eine Thrombozytenzahl von ≥30x10 9 /l erreichten.<br />

Efgartigimod zeigte sich gut verträglich,<br />

mit überwiegend milden bis moderaten<br />

Nebenwirkungen.<br />

<br />

Dr. Dino Mehic<br />

1-2/24<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

23


DFP-Literaturstudium<br />

Dermatologische<br />

Nebenwirkungen immun<strong>onko</strong>logischer<br />

Therapien<br />

Immuncheckpoint-Inhibitoren verursachen immunvermittelte Nebenwirkungen, die in ihrem Reaktionsmuster Autoimmunreaktionen<br />

entsprechen und an verschiedenen Organen manifest werden können. Besonders häufig ist die Haut<br />

betroffen. Ein rasches und korrektes Management der Nebenwirkungen garantiert Therapieadhärenz und sichert eine<br />

höhere Lebensqualität der Patient:innen.<br />

Von Priv.-Doz. Dr. Christiane Thallinger, MSc, MBA<br />

1 2<br />

Abb. 1: Makulöses<br />

Exanthem durch ICI<br />

Abb. 2: Klinisches<br />

Erscheinungsbild<br />

einer beginnenden<br />

TEN: Parallel zu den<br />

Schleimhautveränderungen<br />

entwickeln<br />

sich Hauterscheinungen<br />

unterschiedlichen<br />

Ausmaßes,<br />

von wenigen<br />

schießscheibenartigen<br />

Einzelläsionen<br />

bis hin zu einem<br />

großflächigen,<br />

scarlatiniformen<br />

Exanthem.<br />

❙ Das revolutionäre Therapiekonzept der Immuncheckpoint-Inhibitoren<br />

(ICI) fand durch die Zulassung des<br />

cyctotoxic T-lymphocyte-associated protein 4 (CTLA-4)-<br />

Antikörpers Ipilimumab im Jahr 2<strong>01</strong>1 Einzug in die Onkologie.<br />

In den letzten Jahren wurden weitere, Ipilimumab<br />

sehr ähnliche Wirkstoffe, wie z.B. PD-1 (programmed cell<br />

death protein 1)-, PD-L1 (programmed cell death receptor<br />

ligand 1)- und LAG3 (lymphocyte-activation gene 3)-Inhibitoren,<br />

entwickelt und zugelassen. Vereinfacht bewirken<br />

ICI eine Aktivitätssteigerung des körpereigenen Immunsystems,<br />

wodurch eine klinisch relevante Tumorelemination<br />

erzielt werden kann.<br />

Die immunstimulierenden Effekte der ICI führen bei 80–<br />

85 Prozent der Patient:innen zu unerwünschten Autoimmunphänomenen.<br />

Diese Nebenwirkungen werden als<br />

immune-related adverse events (irAE) bezeichnet. Jedes<br />

Organsystem kann in unterschiedlichster Intensität betroffen<br />

sein.<br />

Wurden ICI anfangs primär als Monotherapie administriert,<br />

werden nun vermehrt Kombinationsregime aus Immuntherapeutika<br />

mit CTLA-4-, PD-1-, PD-L1- und/oder<br />

LAG3-Inhibitoren, aber auch aus ICI und zielgerichteten<br />

Therapien eingesetzt. Dies bedingt eine deutliche Zunahme<br />

der Nebenwirkungen, sowohl betreffend die Frequenz<br />

Fotos: Dr. Christiane Thallinger<br />

24 <strong>onko</strong><br />

CC 1-2 / 24


als auch die Intensität. An der Haut manifestieren sich<br />

irAE besonders häufig und zumeist auch sehr rasch.<br />

Eine frühe Diagnosestellung der irAE, eine rasche Einleitung<br />

einer adäquaten Therapie sowie ein interdisziplinäres<br />

Patientenmanagement bei komplexen Verläufen der<br />

irAE sind anzustreben. Oberstes Ziel ist, eine optimale,<br />

uneingeschränkte Behandlung der zugrunde liegenden<br />

Tumorerkrankung bei einem Maximum an Lebensqualität<br />

für die <strong>onko</strong>logischen Patient:innen zu gewährleisten.<br />

Immunvermittelte Nebenwirkungen –<br />

immune-related adverse events (irAE)<br />

Sehr vereinfacht dargestellt, wird durch den Einsatz von<br />

ICI die zelluläre Immunantwort des Organismus gestärkt.<br />

Dadurch wird ein Sich-Entziehen der Tumorzellen vor der<br />

natürlichen Immunantwort des Körpers (immune escape)<br />

erschwert und die Tumorprogression gehemmt. ICI-Therapien<br />

sind bei zahlreichen soliden Tumorentitäten hocheffektiv.<br />

Im Bereich der kutanen Malignome kommen ICI<br />

nicht nur zur Therapie des Melanoms zum Einsatz (Tab. 1).<br />

Basierend auf dem Wirkmechanismus der ICI können<br />

spezifische autoimmunähnliche und/oder autoinflammatorische<br />

Reaktionen im Körper auftreten, welche als immunvermittelte<br />

Nebenwirkungen (immune-related adverse<br />

events – irAE) bezeichnet werden. IrAE können<br />

komplexe klinische Bilder darstellen, die sich von klassischen<br />

chemotherapeutisch induzierten Nebenwirkungen<br />

grundlegend unterscheiden.<br />

Zum überwiegenden Teil betreffen irAE die Haut (44%),<br />

den Gastrointestinaltrakt (35%), seltener die Leber oder<br />

das endokrine System. Prinzipiell kann jedoch jedes Organ<br />

betroffen sein. Das Auftreten der immunvermittelten<br />

Nebenwirkungen zeigt einen typischen zeitlichen Verlauf:<br />

Kutane Nebenwirkungen manifestieren sich zumeist innerhalb<br />

der ersten drei bis vier Wochen nach Therapieeinleitung,<br />

nach sechs bis sieben Wochen folgen Nebenwirkungen<br />

im Bereich des Gastrointestinaltrakts und der Leber,<br />

nach einigen Wochen manifestieren sich Nebenwirkungen<br />

des endokrinen Systems. Für kutane irAE sind<br />

auch verzögerte Verlaufsformen mit Beginn Monate nach<br />

der ICI-Therapieeinleitung oder auch nach Therapieende<br />

in einzelnen Kasuistiken beschrieben (delayed immunerelated<br />

events – DIRE).<br />

Pruritus und Exantheme mit unterschiedlichster Ausprägung<br />

der Einzeleffloreszenzen treten sehr häufig auf. Seltener<br />

werden definierte dermatologische Krankheitsbilder<br />

im Rahmen eines kutanen irAE, wie z.B. Vitiligo, Psoriasis<br />

vulgaris, Lichen ruber, bullöses Pemphigoid oder<br />

auch kutane Sarkoidose, diagnostiziert.<br />

Kutane irAE können in bestimmten Fällen von prognostischer<br />

Relevanz sein und als Ausdruck eines günstigen<br />

Therapieansprechens gewertet werden. Dies gilt vor allem<br />

für Melanompatient:innen, die unter laufender ICI-Therapie<br />

eine Vitiligo entwickeln.<br />

Exanthematische irAE dürften ebenfalls mit einer günstigeren<br />

Prognose einhergehen, allerdings ist die Datenlage<br />

hierzu weniger belastbar.<br />

irAE werden nach ihrer Schwere anhand der in der Onkologie<br />

zur Bewertung von Nebenwirkungen üblichen Klassifikation<br />

CTCAE (common terminology criteria for adverse<br />

events) in 5 Grade (mild = 1, moderat = 2, schwer =<br />

3, lebensbedrohlich = 4 und Tod = 5) eingeteilt (Tab. 2).<br />

Die Häufigkeit von irAE steigt durch Kombinationstherapieregime.<br />

Schwere Nebenwirkungen werden unter CTLA-<br />

Zugelassene Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI)<br />

zur Therapie kutaner Malignome<br />

ICI Zielstruktur Indikation Zulassung (FDA)<br />

Ipilimumab CTLA-4 Melanom 2<strong>01</strong>1<br />

Nivolumab PD-1 Melanom 2<strong>01</strong>4<br />

Pembrolizumab<br />

Cemiplimab<br />

Avelumab<br />

PD-1<br />

PD-1<br />

PD-L1<br />

Melanom,<br />

Plattenepithelkarzinom<br />

Plattenepithelkarzinom,<br />

Basaliom<br />

Merkelzellkarzinom<br />

4-Inhibitoren deutlich häufiger als unter anderen ICI beobachtet.<br />

Während ein Großteil der kutanen irAE leicht<br />

verläuft, müssen die wenigen, aber schwerwiegenden<br />

Verläufe rechtzeitig erkannt werden. Dies ist unter Umständen<br />

schwierig, da der Beginn häufig von unspezifischen<br />

Symptomen charakterisiert ist, welche differenzialdiagnostisch<br />

oft schwer von Chemotherapie- oder Malignom-assoziierten<br />

Symptomen abgrenzbar sind.<br />

Kutane immunvermittelte Nebenwirkungen<br />

Pruritus. Juckreiz kann als prickelnd, stechend, brennend<br />

oder auch beißend empfunden werden. Häufig geht er mit<br />

einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität einher.<br />

Je nach Qualität wird der Juckreiz reflexartig mit Quetschen,<br />

Kratzen, Reiben oder Scheuern beantwortet.<br />

Juckreiz ist eine der häufigsten Nebenwirkungen unter<br />

ICI-Therapie und tritt in ca. 14–47 Prozent der Fälle auf.<br />

Eine hohe Inzidenz wird unter Patient:innen mit CTLA-<br />

4-Monotherapie (25–36%) oder Kombinationstherapieregimen<br />

gesehen (33–47%). Pruritus kann sowohl auf blander<br />

Haut als auch als begleitendes Symptom anderer<br />

2<strong>01</strong>4<br />

2<strong>02</strong>0<br />

2<strong>01</strong>8<br />

2<strong>02</strong>1<br />

2<strong>01</strong>7<br />

Relatlimab LAG3 Melanom 2<strong>02</strong>2<br />

Immunvermittelte Nebenwirkungen (irAE)<br />

Tab. 1<br />

Allgemeine Einteilung<br />

Schweregrad Definition<br />

mild, asymptomatisch oder milde Symptome, alleinige<br />

Grad 1<br />

klinische oder diagnostische Observation<br />

moderat, minimale, lokale oder nicht-invasive Interventionsindikation,<br />

Einschränkung der instrumentellen<br />

Grad 2<br />

Aktivitäten des täglichen Lebens (instrumental ADL)<br />

schwer oder medizinisch signifikant, aber nicht direkt<br />

Grad 3<br />

lebensbedrohlich, stationäre Aufnahme oder Verlängerung<br />

indiziert, Einschränkung der Eigenpflege (self-care ADL)<br />

lebensbedrohliche Konsequenzen, sofortige<br />

Grad 4<br />

Interventionsindikation<br />

Grad 5<br />

Tod durch Nebenwirkung<br />

anhand der Common Terminology Criteria for Adverse Events (CTCAE), Version 5.0,<br />

National Institutes of Health, National Cancer Institute<br />

Tab. 2<br />

Dieses DFP-<br />

Literaturstudium<br />

finden Sie auch<br />

online.<br />

1-2/24 CC<br />

<strong>onko</strong><br />

25


irAE entstehen. Sehr häufig geht der Juckreiz anderen<br />

kutanen irAE wie Exanthemen oder blasenbildenden Dermatosen<br />

voraus.<br />

In zwei Prozent der Fälle kommt es zur Ausbildung eines<br />

therapierefraktären hochgradigen Juckreizes, mit massiver<br />

Einschränkung der Lebensqualität.<br />

Typischerweise tritt der Juckreiz innerhalb der ersten Wochen<br />

vor allem an Kopf und Stamm auf, Gesicht, Nacken,<br />

Genitalien und Fußsohlen bleiben zumeist ausgespart.<br />

Klinisch zeigt sich ein wenig spezifisches Bild mit multiplen<br />

Kratzartefakten und sekundären Exkoriationen, teils<br />

superinfiziert.<br />

Während ein Großteil der kutanen irAE leicht<br />

verläuft, müssen die wenigen, aber schwerwiegenden<br />

Verläufe rechtzeitig erkannt werden.<br />

Der zugrunde liegende Pathomechanismus ist bislang<br />

nicht geklärt. Es wird vermutet, dass es durch die ICI-Therapie<br />

zu einer Th1/Th2-Dysregulation kommt, welche in<br />

der Folge zu einer vermehrten Produktion von juckreizfördernden<br />

Zytokinen (IL-4, IL-13, IL-31) führt.<br />

Exantheme. Exanthematische Hautveränderungen zählen<br />

zu den häufigsten irAEs. Kombinationstherapieregime<br />

erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Exanthems signifikant.<br />

Hierbei handelt es sich zumeist um morbiliforme<br />

oder makulopapulöse Exantheme, welche innerhalb der<br />

ersten drei bis sechs Therapiewochen in 49–68 Prozent der<br />

Fälle unter CTLA-4-Inhibitoren und in 20 Prozent der Fälle<br />

unter PD-1/PD-L1-Inhibitoren auftreten (Abb. 1).<br />

Seltener sind lichenoide, papulosquamöse, psoriasiforme<br />

oder bullöse Exantheme. Die genaue Unterscheidung ist<br />

in vielen Publikationen unpräzise, da der englischsprachige<br />

Begriff „Rash“ sehr breit und unspezifisch genutzt wird.<br />

Die kutanen Effloreszenzen sind stammbetont und überwiegend<br />

an den Streckseiten der Extremitäten ausgebildet,<br />

Kutane irAE: Einteilung und Therapie<br />

Gesicht und Schleimhäute sind in der Regel nicht betroffen.<br />

Abgesehen von gelegentlichem Juckreiz sind die klinischen<br />

Symptome meist milder Ausprägung (Tab. 3).<br />

Die Pathogenese der morbiliformen und makulopapulösen<br />

Exantheme ist unklar, vermutet wird eine Assoziation<br />

mit der Typ-IV-Hypersensitivitätsreaktion.<br />

Eine Schleimhautbeteiligung kann Symptom einer schweren<br />

bullösen Arzneimittelreaktion im Sinne eines Stevens-<br />

Johnson-Syndroms (SJS) bzw. einer toxisch epidermalen<br />

Nekrolyse (TEN) oder eines Drug Rash with Eosinophila<br />

and Systemic Symptoms (DRESS) sein und bedarf besonderer<br />

klinischer Beachtung und engmaschigster Beobachtung<br />

(Abb. 2).<br />

SJS bzw. TEN treten sehr selten auf, können jedoch potenziell<br />

lebensbedrohlich mit Mortalitätsraten von 30 (SJS)<br />

bis 50 Prozent (TEN) verlaufen.<br />

Konjunktivale Injektion, progredientes diffuses Erythem,<br />

erosive Schleimhäute oral, aber auch anal und genital, sowie<br />

bullöse Läsionen mit positiven Nikolski-Zeichen sollten<br />

als Warnsignal interpretiert werden und Anlass für<br />

unverzügliches Handeln sein. Im Vergleich zu klassischen<br />

Auslösern eines SJS/TEN, wie z.B. Lamotrigin, ist die Latenzzeit<br />

bei Nivolumab und Pembrolizumab wahrscheinlich<br />

deutlich länger (5 bzw. 11 Wochen). Dies dürfte auf<br />

die wesentlich längere Halbwertszeit der Immuntherapeutika<br />

zurückzuführen sein.<br />

Psoriasiforme Exantheme treten häufiger unter PD-1/<br />

PD-L1-Inhibitoren (3–12%) als unter CTLA-4-Inhibitoren<br />

auf. Die häufigste Erscheinungsform ist die Plaque-Psoriasis,<br />

welche sowohl de novo als auch durch Reaktivierung<br />

einer bestehenden Psoriasis innerhalb der dritten bis<br />

zwölften Therapiewoche entstehen kann. Klinisch zeigen<br />

sich zumeist lokalisierte oder disseminierte, weißlich<br />

schuppende, unterschiedlich stark elevierte, klar abgegrenzte<br />

Plaques unterschiedlicher Größe.<br />

Der genaue Mechanismus, der zur Entstehung einer Psoriasis<br />

unter ICI-Therapie führt, ist bisher unklar. In Tiermodellen<br />

konnte gezeigt werden, dass ICI eine vermehrte<br />

Produktion von IL-17A und IL-22 induzieren. Eine Überproduktion<br />

von proinflammatorischen Zytokinen könnte<br />

Tab. 3<br />

Grad 1<br />

(mild)<br />

30% KOF<br />

Grad 4<br />

(lebensbedrohlich)<br />

Exanthem (Rash)<br />

10–30% KOF<br />

Symptomatische<br />

Therapie mit topischen<br />

Kortikosteroiden und<br />

oralen Antihistaminika<br />

Symptomische Therapie<br />

mit topischen<br />

Kortikosteroiden und<br />

oralen Antihistaminika<br />

(wenn keine Besserung:<br />

systemische<br />

Kortikosteroide)<br />

Systemische<br />

Kortikosteroide<br />

Management siehe<br />

Grad 3<br />

ICI-Therapie:<br />

keine Modifikation<br />

ICI-Therapie:<br />

Therapieunterbrechung;<br />

Fortsetzung,<br />

wenn Grad 1 erreicht<br />

ICI-Therapie:<br />

Therapieunterbrechung;<br />

Fortsetzung,<br />

wenn Grad 1 erreicht<br />

(evtl. Hautbiopsie)<br />

ICI-Therapie:<br />

dauerhafter<br />

Therapieabbruch<br />

KOF: Körperoberfläche; ICI: Immuncheckpoint-Inhibitor<br />

26 <strong>onko</strong><br />

CC 1-2/24


Foto: Barbara Nidetzky<br />

in der Folge eine Keratinozyten-Hyperproliferation und<br />

somit eine Exazerbation bzw. Induktion einer Psoriasis<br />

herbeiführen.<br />

Therapeutisch wird auf klassische, primär topische Therapeutika<br />

der Psoriasis zurückgegriffen.<br />

Lichen ruber. Lichenoide Veränderungen werden häufiger<br />

durch PD-1/PD-L1-Inhibitoren als durch CTLA-1-<br />

Inhibitoren verursacht. Sie treten zumeist zwischen der<br />

sechsten und zwölften Woche der Therapieeinleitung auf<br />

und können sowohl die Haut als auch die Schleimhäute<br />

betreffen. Ein präexistenter Lichen ruber kann durch eine<br />

ICI-Therapie aggraviert werden.<br />

Im dermatologischen Status zeigen sich polygonale, erythematöse<br />

Papeln überwiegend an der Haut der Hände<br />

und Füße, seltener können exanthematische, bullöse oder<br />

auch hypertrophe Varianten diagnostiziert werden. An<br />

den Schleimhäuten vorwiegend der Gingiva, der Zunge<br />

oder auch der Wange treten häufig erosive Läsionen auf.<br />

Eine Wickham-Streifung wie bei der klassischen Variante<br />

des Lichen ruber mucosae oris ist nicht obligatorisch.<br />

Der detaillierte Pathomechanismus ist unklar; vermutet<br />

wird, dass die Blockade der PD-1/PD-L1-Kaskade inflammatorische<br />

Abläufe über eine Aktivierung des Immunsystems<br />

fördert und eine überschießende Inter ferongamma(INF-γ)-Produktion<br />

detektiert werden konnte.<br />

Durch den oft quälenden Pruritus sowie die teils sehr<br />

schmerzhaften Läsionen an den Schleimhäuten kann es<br />

zu einer beträchtlichen Einschränkung der Lebensqualität<br />

kommen.<br />

Die Therapie des ICI-induzierten Lichen ruber folgt im<br />

Wesentlichen der Therapie des klassischen Lichen ruber.<br />

Vitiligo. Klinisch zeigen sich depigmentierte, helle Areale<br />

häufig an Händen, Armen und im Nacken. Im Unterschied<br />

zur klassischen Vitiligo finden sich die Effloreszenzen<br />

häufig an sonnenexponierten Arealen und seltener periorifiziell.<br />

Die Läsionen können über den Therapiezeitraum<br />

mit ICI hinaus bestehen und treten zumeist zwischen<br />

der 7. und 65. Therapiewoche auf. Im Rahmen von<br />

PD-1-Therapien kommt es häufiger zum Auftreten einer<br />

Vitiligo (7–11%) als unter CTLA-4-Therapien (2–9%).<br />

Eine Vitiligo unter ICI-Therapie bei Melanomerkrankung<br />

ist mit einem verlängerten progressionsfreien Überleben<br />

und einem verlängerten Gesamtüberleben assoziiert.<br />

Als Pathomechanismus wird der Verlust von funktionstüchtigen<br />

Melanozyten in der Epidermis durch autoreaktive<br />

T-Zellen diskutiert. Man vermutet eine Kreuzreaktion<br />

zwischen Antigenen, welche sowohl an den Tumorzellen<br />

als auch an den Melanozyten exprimiert werden.<br />

Derzeit ist keine spezifische Therapie bekannt, konsequenter<br />

Sonnenschutz ist vor allem an den depigmentierten<br />

Hautarealen unabdingbar.<br />

Management kutaner irAE<br />

Kutane irAE lassen sich in der Mehrzahl der Fälle einfach<br />

und gut behandeln. Eine prophylaktische Intensivierung<br />

der Hautpflege mit rückfettenden Pflegeprodukten vor<br />

Therapieeinleitung kann empfohlen werden, wenngleich<br />

es auch keine wissenschaftliche Datengrundlage hierzu<br />

gibt. Pflegende Maßnahmen mit rückfettenden und Ureahaltigen<br />

Externa sollten therapiebegleitend ab Beginn der<br />

Therapie angewendet werden. Topische Kortikosteroide<br />

schaffen bei Exanthemen und Pruritus Abhilfe. Bei Pruritus<br />

sind orale Antihistaminika und Polidocanol-haltige<br />

Externa eine effektive Therapieoption.<br />

Die Gabe systemischer Kortikosteroide oder Biologika,<br />

Therapiepausen oder -abbrüche sind den schweren Verläufen<br />

vorbehalten und sollten nur in Absprache mit den<br />

behandelnden Dermatolog:innen im interdisziplinären<br />

Setting erfolgen. Alle Patient:innen sollten zu konsequentem<br />

Sonnenschutz aufgefordert werden.<br />

Conclusio<br />

ICI sind hochwirksame Medikamente in der Therapie von<br />

zahlreichen Malignomen. Durch den vermehrten Einsatz<br />

sowie die stete Indikationserweiterung ist eine Zunahme<br />

der irAE zu erwarten.<br />

Neben der substanzspezifischen Einflussnahme auf das<br />

Immunsystem dürfte es auch eine potenzielle, individuelle<br />

genetische Prädisposition sein, welche für die Entstehung<br />

und den Verlauf der irAE eine Rolle spielt.<br />

IrAE zeigen sich am häufigsten an der Haut, können jedoch<br />

prinzipiell jedes Organsystem betreffen. Der Pathomechanismus,<br />

der zur Entstehung von irAE führt, ist bislang<br />

nicht vollständig geklärt. Neben einer Involvierung<br />

von autoreaktiven T-Zellen, einer Stimulation von B-Zellen<br />

und der humoralen Immunität konnte eine vermehrte<br />

Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine nachgewiesen<br />

werden. Hypersensitivitätsreaktionen dürften ebenfalls<br />

in die Entstehung von irAE involviert sein.<br />

Der Großteil der irAE verläuft mild und komplikationslos,<br />

wenngleich selten auch lebensbedrohliche Verläufe beschrieben<br />

werden. Schwerwiegende Verläufe bedürfen<br />

eines raschen und korrekten Nebenwirkungsmanagements,<br />

welches auch ein Unterbrechen der ICI-Therapie<br />

bedingen kann. Ein interdisziplinäres Management der<br />

irAE ist anzustreben.<br />

Der Identifikation von validen prädiktiven Biomarkern,<br />

welche es zukünftig ermöglichen, Patient:innen mit einem<br />

erhöhten Risiko für die Entstehung von schwerwiegenden<br />

irAEs zu identifizieren, sollte vermehrt Augenmerk<br />

geschenkt werden. Präexistente Hauterkrankungen<br />

sollten vor ICI-Therapiebeginn standardmäßig erhoben<br />

und im Verlauf monitiert werden, um daraus resultierende<br />

potenzielle irAE rasch zu identifizieren.<br />

Kutane irAE können zu ICI-Therapieabbrüchen und lebensbedrohlichen<br />

Verläufen führen. Vor diesem Hintergrund<br />

ist die Kenntnis von Diagnostik, Therapie und Pathogenese<br />

der irAE unabdingbar, um rasch die richtigen<br />

therapeutischen Schritte einzuleiten. Therapieadhärenz<br />

bei maximaler Lebensqualität für die <strong>onko</strong>logischen Patient:innen<br />

sollte das Ziel sein.<br />

❙<br />

Plachouri KM et al., Cancers (Basel) 2<strong>02</strong>3; 15(12):3126<br />

Roy AM et al., Immunotherapy 2<strong>02</strong>3; 15(6):397–400<br />

Williams KC et al., Front Immunol 2<strong>02</strong>3; 14:1122430<br />

Mallio CA et al., Curr Oncol 2<strong>02</strong>3; 30(5):4700–23<br />

Cao T et al., Front Immunol 2<strong>02</strong>3; 14:1207544<br />

Fay CJ et al., Am J Clin Dermatol 2<strong>02</strong>3; 24(5):765–85<br />

Allais BS et al., Immunol Rev 2<strong>02</strong>3; 318(1):22–36<br />

Priv.-Doz. Dr. Christiane Thallinger,<br />

MBA, MSc<br />

Spezialambulanz für Hautnebenwirkungen,<br />

Klinik für Innere Medizin I, Medizinische<br />

Universität und Allgemeines Krankenhaus<br />

Wien<br />

Ärztlicher Fortbildungsanbieter:<br />

Universitätsklinik für<br />

Innere Medizin I,<br />

Wien<br />

Lecture Board:<br />

Priv.-Doz. Dr.<br />

Christine Hafner,<br />

Abteilung für Hautund<br />

Geschlechtskrankheiten,<br />

Universitätsklinikum<br />

St. Pölten, Karl Landsteiner<br />

Privatuniversität<br />

für Gesundheitswissenschaften;<br />

Univ.-Prof. PD<br />

Dr. Erika Richtig, FÄ,<br />

Universitätsklinik für<br />

Dermatologie und<br />

Venerologie,<br />

Medizinische<br />

Universität Graz<br />

1-2/24 CC<br />

<strong>onko</strong><br />

27


DFP-Literaturstudium<br />

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l Sofort sehen, ob die<br />

Antworten korrekt sind:<br />

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l Dieser Fortbildungsartikel ist gültig bis November 2<strong>02</strong>5.<br />

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Forum Schönbrunn, Grünbergstraße 15/1, 1120 Wien<br />

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Newsletter, Punktebuchung und Teilnahmebestätigung:*<br />

Dermatologische Nebenwirkungen<br />

immun<strong>onko</strong>logischer Therapien<br />

<strong>CliniCum</strong> <strong>onko</strong> 1-2/2<strong>02</strong>4<br />

(Die Anzahl der richtigen Antworten ist in Klammer angegeben!)<br />

1. Immuntherapeutika, welche in der Onkologie zum Einsatz<br />

kommen, verursachen sog. immunvermittelte Nebenwirkungen<br />

(irAE). Welche Aussagen treffen zu? Die irAE … (3 Richtige)<br />

a) … entsprechen entzündlichen Veränderungen an<br />

verschiedenen Organen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <br />

b) … sind in ihrem Pathomechanismus mit T-Zell-Aktivierung<br />

und Immunstimulation Autoimmunreaktionen. . . . . . . . . . . . . . . <br />

c) … unterscheiden sich grundlegend von klassischen<br />

Chemotherapie-induzierten Nebenwirkungen. . . . . . . . . . . . . . . . <br />

d) … werden durch immunsuppressive Veränderungen an<br />

B-Zellen hervorgerufen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <br />

2. Zur Therapie kutaner irAE mit systemischen<br />

Kortikosteroiden ist richtig: <br />

(1 Richtige)<br />

a) Systemische Kortikosteroide müssen immer eingesetzt<br />

werden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <br />

b) Systemische Kortikosteroide dürfen aufgrund ihrer<br />

immunsuppressiven Wirkung nicht eingesetzt werden. . . . . . . . . <br />

c) Systemische Kortikosteroide dürfen nur in Kombination<br />

mit Antihistaminika eingesetzt werden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <br />

d) Systemische Kortikosteroide können bei irAE Grad 3 und<br />

Grad 4 zum Einsatz kommen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <br />

3. Welche Aussagen zum Management von irAE sind richtig?<br />

<br />

(2 Richtige)<br />

a) Therapiepausen der antineoplastischen Therapie können<br />

jederzeit ohne Auswirkung auf das Gesamtüberleben beim<br />

Auftreten von irAE erwogen werden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <br />

b) Besonders bei schweren Verläufen der irAE sollte ein<br />

interdisziplinäres Management angestrebt werden. . . . . . . . . . . . <br />

c) Die Identifikation von aussagekräftigen Biomarkern kann<br />

zur besseren Verträglichkeit von irAE führen. . . . . . . . . . . . . . . . . . <br />

d) Systemische Kortikosteroide sind den topischen<br />

Kortikosteroiden bei irAE Grad I vorzuziehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . <br />

Bitte füllen Sie für die Punktebuchung das beistehende<br />

Formular aus. (Buchungsbestätigung per E-Mail)<br />

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* Ärzt:innen mit ÖÄK-Nummer haben ein zentrales Fortbildungskonto bei der Österreichischen<br />

Ärztekammer (ÖÄK), auf das die hier und auf medonline.at erworbenen Punkte automatisch<br />

transferiert werden. Ebenso können Sie die in den Print- und Onlinemedien der<br />

Medizin Medien Austria GmbH absolvierten Fortbildungen auch direkt auf medonline.at<br />

einsehen und Teilnahmebestätigungen zum Ausdrucken downloaden.<br />

Anzahl der richtig beantworteten Fragen:<br />

28 <strong>onko</strong><br />

CC 1-2/24


Foto: Andreas Reiberger<br />

EASL Liver Cancer Summit<br />

HCC Care Nurse<br />

Eine aktuelle Pilotstudie untersucht, ob der Einsatz einer spezialisierten Gesundheits-<br />

und Krankenpflegeperson die Versorgungsqualität und Zufriedenheit bei<br />

Patient:innen mit Leberzellkarzinom verbessert. <br />

Von Larissa Pajancic, BSc<br />

❙❙<br />

Patient:innen mit hepatozellulärem<br />

Karzinom (HCC) im fortgeschrittenen<br />

Stadium (i.e., Barcelona Clinic<br />

Liver Cancer [BCLC] Stadium B und C)<br />

stellen eine besonders gefährdete Bevölkerungsgruppe<br />

dar, nicht nur aufgrund<br />

der eingeschränkten Prognose,<br />

sondern auch, weil sich bei der Mehrheit<br />

der Patient:innen das HCC aus<br />

einer Leberzirrhose entwickelt und sie<br />

somit unter zwei potenziell lebensbedrohlichen<br />

Erkrankungen leiden. 1<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>9 wurden in Österreich<br />

1.<strong>02</strong>5 bösartige Neubildungen der Leber<br />

diagnostiziert, die damit für etwa<br />

2,5 Prozent der jährlichen Krebserkrankungen<br />

verantwortlich waren.<br />

Die Erkrankung ist selten, gehört aber<br />

aufgrund der schlechten Prognose zu<br />

den häufigsten Krebstodesursachen<br />

in Österreich (867 Sterbefälle im Jahr<br />

2<strong>01</strong>9, 4,2% aller Krebssterbefälle). 2<br />

Pilotstudie „HCC Care Nurse“<br />

In diesem Zusammenhang ist die Kontinuität<br />

der Patientenversorgung zentral,<br />

damit unerwünschte Ereignisse<br />

frühzeitig erkannt und behandelt werden<br />

können. Die komplexe Interaktion<br />

zwischen den Betroffenen und den<br />

verschiedenen medizinischen Disziplinen<br />

soll durch speziell geschultes<br />

Pflegepersonal unterstützt werden.<br />

Obwohl die Zahl der Patient:innen<br />

mit HCC im Ländervergleich hoch ist<br />

und vor allem in tertiären Versorgungszentren<br />

zunimmt, ist der Einsatz<br />

einer spezialisierten Gesundheits-<br />

und Krankenpflegeperson in<br />

Österreich nicht flächendeckend in<br />

der Versorgungsstruktur verankert.<br />

Das primäre Ziel der Studie ist, die<br />

Standardisierung der Patientenversorgung<br />

an der Medizinischen Universität<br />

Wien/AKH Wien zu verbessern<br />

und eine HCC-„Care Nurse“<br />

(CN) im klinischen Alltag zu implementieren.<br />

Es werden die Auswirkungen<br />

dieser Implementierung auf die<br />

Lebensqualität, die Häufigkeit von<br />

Notfallaufnahmen, die Dauer der<br />

Krankenhausaufenthalte, das Auftreten<br />

und die Schweregrade von unerwünschten<br />

Ereignissen sowie die<br />

Dauer der systemischen Therapie bei<br />

Patient:innen mit HCC untersucht.<br />

Aufbau der Studie<br />

Die Studie wird als prospektive Pilotstudie<br />

an der Medizinischen Universität<br />

Wien/AKH Wien durchgeführt. Alle<br />

Patient:innen mit fortgeschrittenem<br />

HCC, die mit einer systemischen Therapie<br />

behandelt werden, sollen auf ihre<br />

Eignung für die Teilnahme an dieser<br />

Studie geprüft werden. Die Pa tient:innen<br />

werden im Verhältnis 2:1 in den<br />

Interventionsarm bzw. den Kontrollarm<br />

randomisiert. Insgesamt sollen 60<br />

Patient:innen rekrutiert werden – 40<br />

im Interventionsarm (Gruppe A – mit<br />

HCC-CN) und 20 im Kontrollarm<br />

(Gruppe B – ohne HCC-CN).<br />

Zusätzlich zu den Fragebögen zur Lebensqualität<br />

wird ein selbst entwickelter<br />

Fragebogen zur Zufriedenheit der<br />

HCC-CN Flow Chart<br />

Neue Linie einer systemischen<br />

Therapie für HCC<br />

Informierte Zustimmung<br />

Bericht an HCC-CN<br />

Larissa Pajancic,<br />

BSc, ist Study<br />

Nurse an der Universitätsklinik<br />

für<br />

Innere Medizin III,<br />

Abteilung Gastroenterologie<br />

und<br />

Hepatologie, an<br />

der MedUni Wien.<br />

Gruppe A<br />

HCC Care Nurse<br />

Randomisierung<br />

Gruppe B<br />

Kontrolle<br />

Erkrankten eingesetzt, um das primäre<br />

Studienziel zu testen. Die Patient:innen<br />

füllen die Fragebögen bei jedem Besuch<br />

aus und werden vom behandelnden<br />

ärztlichen Fachpersonal und zusätzlich<br />

in Gruppe A von der HCC-CN<br />

gesehen. Außerdem wird die Interventionsgruppe<br />

alle zwei Wochen von der<br />

HCC-CN telefonisch kontaktiert und<br />

eine standardisierte Checkliste wird<br />

abgefragt (siehe Abbildung).<br />

Erste Ergebnisse Ende 2<strong>02</strong>4<br />

Die Einführung einer HCC-CN könnte<br />

ein effizienteres Management von<br />

Patient:innen mit HCC in tertiären<br />

Versorgungseinrichtungen ermöglichen<br />

und die Krankheitsbewältigung<br />

für das Patientenkollektiv verbessern.<br />

Darüber hinaus müssen die Auswirkungen<br />

auf unerwünschte Ereignisse,<br />

die Behandlungsdauer und letztlich<br />

die Überlebensvorteile untersucht<br />

werden. Unsere prospektive Pilotstudie<br />

rekrutiert aktuell und soll Ende<br />

2<strong>02</strong>4 erste Ergebnisse liefern. ❙<br />

„Improvement of quality of care and patient<br />

satisfaction for patients with HCC via implementation<br />

of a specialist nurse“, Abstract im<br />

Rahmen des EASL Liver Cancer Summit 2<strong>02</strong>4,<br />

Rotterdam, 22.–24.2.24<br />

1 Finn RS et al., N Engl J Med 2<strong>02</strong>0; 382:<br />

1894–1905; https://doi.org/10.1056/<br />

NEJMoa1915745<br />

2 Statistik Austria (2<strong>02</strong>2): Krebserkrankungen<br />

in Österreich 2<strong>02</strong>2; https://www.statistik.<br />

at/fileadmin/publications/Krebserkrankungen_<br />

2<strong>02</strong>2.pdf<br />

Baseline-<br />

Besuch<br />

A<br />

HCC-CN-Besuch<br />

alle 4–6 Wochen<br />

Telefonischer Kontakt<br />

alle 2 Wochen<br />

B<br />

Erfassung von<br />

SAEs/AEs + Notfallaufnahmen<br />

Fragebögen<br />

Arztbesuch alle<br />

4–6 Wochen<br />

(Routine of Care)<br />

EoS<br />

Tod/ICF<br />

zurückgezogen<br />

Arzttermin alle<br />

4–6 Wochen<br />

(Routine of Care)<br />

Quelle: Eigene Darstellung, 2<strong>02</strong>4<br />

1-2/24 CC<br />

<strong>onko</strong><br />

29


Leitlinie kompakt<br />

S3-Leitlinien-Update zum<br />

Ösophaguskarzinom<br />

Das deutsche Leitlinienprogramm Onkologie hat die S3-Leitlinie zu Plattenepithelkarzinomen und Adenokarzinomen<br />

der Speiseröhre kürzlich aktualisiert. Gegenüber der S3-Leitlinie von 2<strong>02</strong>2 ergeben sich Änderungen in der operativen<br />

Therapie, in der Nachsorge und vor allem in der systemischen Behandlung. <br />

Von Mag. Nicole Bachler<br />

Expertenstatement<br />

OA Dr. Jürgen Huber, MBA<br />

Zentrum für Speiseröhrenkrebs, Ordensklinikum Linz –<br />

Elisabethinen<br />

In der aktualisierten Leitlinie werden aus operativer Sicht vor allem die Empfehlungen<br />

des perioperativen Managements präzisiert.<br />

Neben der Bestätigung der Relevanz minimalinvasiver Operationstechniken im<br />

Hinblick auf reduzierte postoperative Komplikationsraten wie auch einer in gepoolten<br />

Analysen niedrigeren postoperativen Mortalität wurde die Empfehlung<br />

der jährlichen Mindestfallzahl auf mindestens 20 Fälle pro Zentrum und Jahr<br />

gegenüber früher verdoppelt. In den so entstehenden Zentren könnten Zertifizierungen<br />

durch die damit verbundene Optimierung von Abläufen und Infrastruktur<br />

diese Kennzahlen weiter verbessern und eine Zertifizierungsempfehlung<br />

könnte ein nächster logischer Schritt sein.<br />

Weiterhin gibt es keine Evidenz für ein operatives Vorgehen bei gesichert<br />

metastasierter Erkrankung. Jedoch zeigen systematische Reviews und rezente<br />

Metaanalysen bereits vorsichtige Hinweise auf ein gesteigertes Gesamtüberleben<br />

bei selektierten oligo-metastasierten Patient:innen durch maßgeschneiderte<br />

Therapieansätze, sodass die meisten Studien doch einen individualisierten<br />

Therapieansatz in OMD-Situationen befürworten.<br />

Postoperativ wurde einerseits die Relevanz einer frühenteralen Ernährung in<br />

die Leitlinie aufgenommen, andererseits ist der „Paradigmenwechsel“ von einer<br />

rein symptomorientierten Nachsorge hin zu einer strukturierten Tumornachsorge<br />

erwähnenswert, welche im Zusammenhang mit sogenannten „Salvage-Resektionen“<br />

und Oligometastasierungskonzepten durchaus Sinn ergibt. Insgesamt trägt<br />

die Leitlinienaktualisierung also vor allem den zunehmend komplexeren Behandlungspfaden<br />

der multimodalen Therapie des Ösophaguskarzinoms Rechnung.<br />

❙❙<br />

Beim Ösophaguskarzinom werden zwei verschiedene<br />

Gewebetypen, das Adenokarzinom und das Plattenepithelkarzinom,<br />

unterschieden. 1<br />

Laut Prognosen des Robert-Koch-Instituts 2<br />

könnten im<br />

Jahr 2<strong>02</strong>0 in Deutschland 6.100 Männer und 1.800 Frauen<br />

neu an Spei se röhrenkrebs erkranken – damit zeigt sich<br />

eine steigende Tendenz. Dies entspricht einem Anteil von<br />

3,5 Prozent bei Männern und 1,2 Prozent bei Frauen an<br />

allen bösartigen Neubildungen. Das mittlere Erkrankungsalter<br />

bei Frauen beträgt 71 Jahre, bei Männern 67<br />

Jahre. 1 Das Ösophagus karzinom zählt zu den Tumorarten<br />

mit einer sehr schlechten Prognose: Die relative 5-Jahres-<br />

Überlebensrate liegt bei 22–24 Prozent. 1<br />

Operative Therapie<br />

Hospitalvolumen. Die operative Therapie von<br />

Ösophagus tumoren sollte in Kliniken mit mindestens 20<br />

komplexen Ösophagusoperationen pro Jahr und Zentrum<br />

von in dieser Operation erfahrenen Chirurg:innen<br />

durchgeführt werden (Konsens). Der Hintergrund dafür<br />

ist, dass in einem systematischen Review gezeigt werden<br />

konnte, dass eine Mindestanzahl von 20 durchgeführten<br />

komplexen Operationen am Ösophagus notwendig ist,<br />

um eine deutliche Reduktion der postoperativen Mortalität<br />

zu erreichen. Auch die Fallzahl pro Chirurg:in spielt<br />

hierbei eine wesentliche Rolle. In Kliniken mit hoher<br />

Fallzahl („high volume“) wird ein höheres Langzeitüberleben<br />

erreicht als in Kliniken mit niedriger Fallzahl.<br />

1<br />

Oligometastasierung. Die Empfehlung zur Resektion von<br />

Fernmetastasen wurde präzisiert. Demnach soll bei prä<br />

operativem Nachweis von Fernmetastasen keine Operation<br />

mehr erfolgen. Die Ösophagektomie mit gleichzeitiger<br />

Resektion von Fernmetastasen bringt nach kleinen retrospektiven<br />

Serien keinen prognostischen Vorteil. Daher<br />

sollte bei präoperativer M1-Situation die Ösophagektomie<br />

vermieden werden (Konsens). 1<br />

Perioperative Ernährung. Nach Ösophagusresektion<br />

sollte aufgrund des metabolischen Risikos innerhalb von<br />

24 Stunden mit einer enteralen Ernährung begonnen werden,<br />

wenn der klinische Zustand des/der Patient:in dies<br />

erlaubt. Eine parenterale Supplementierung kann empfohlen<br />

werden, wenn weniger als 50 Prozent der Energiemenge<br />

auf enteralem Weg zugeführt werden kann (starker<br />

Konsens). 1<br />

Postoperative Radio(chemo)therapie. Nach primärer<br />

R0-Resektion eines nicht vorbehandelten Adenokarzinoms<br />

im ösophagogastralen Übergang kann bei erhöhtem<br />

Rezidiv risiko (pN1–3) eine adjuvante Radiochemo-<br />

Foto: Werner Harrer<br />

30 <strong>onko</strong><br />

CC 1-2/24


therapie oder Chemotherapie durchgeführt werden<br />

(starker Konsens). 1<br />

Die Evidenz für einen Nutzen einer präoperativen Radiochemotherapie<br />

oder perioperativen Chemotherapie ist<br />

höher als für eine postoperative Radiochemotherapie, sodass<br />

eine präoperative Behandlung eindeutig präferiert<br />

werden soll. Der Effekt einer postoperativen Radiochemotherapie<br />

wurde beim Adenokarzinom des Magens in acht<br />

randomisierten Studien im Vergleich zur alleinigen Operation<br />

oder Operation mit postoperativer Chemotherapie<br />

untersucht. Die Metaanalyse dieser Studien zeigte ein verbessertes<br />

progressionsfreies Überleben und Gesamtüberleben<br />

mit postoperativer Radiochemotherapie im Vergleich<br />

zur alleinigen Operation sowie ein verbessertes<br />

progressionsfreies Überleben im Vergleich zur Operation<br />

mit postoperativer Chemotherapie. 1<br />

Nachsorge<br />

Die Empfehlung zur Nachsorge von Patient:innen nach<br />

potenziell kurativer Behandlung wurde von einer rein<br />

symptomorientierten Nachsorge zu einer strukturierten<br />

Nachsorge geändert, sofern sich bei diesen Patient:innen<br />

daraus weitere Therapieentscheidungen ableiten lassen<br />

(Konsens). 1<br />

Palliativtherapie<br />

Palliative Erstlinientherapie beim Adenokarzinom (siehe<br />

auch Abb. 1). Neu ist die Empfehlung, dass bei negativem<br />

HER2-Status und einem erhöhten PD-L1 CPS Cut-off-<br />

Endoskopische Ansicht eines<br />

Plattenepithelkarzinoms der Speiseröhre<br />

Wert (für Nivolumab PD-L1 CPS ≥5, für Pembrolizumab<br />

PD-L1 CPS ≥10) eine Platin(Oxaliplatin oder Cisplatin)-<br />

Fluoropyrimidin-Kombination zusammen mit einem der<br />

genannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren eingesetzt<br />

werden soll (starker Konsens). 1<br />

Palliative Erstlinientherapie beim Plattenepithelkarzinom<br />

(siehe auch Abb. 2). Vor Einleitung einer pallia-<br />

Abb. 1<br />

Therapiealgorithmus für die Erstlinientherapie des metastasierten oder lokal fortgeschrittenen,<br />

nicht kurativ behandelbaren Adenokarzinoms des Ösophagus und des ösophagealen Übergangs<br />

Adenokarzinom des Ösophagus und des ösophagealen Übergangs im Stadium IV<br />

Erstlinientherapie<br />

PD-L1 und HER2-Status?<br />

PD-L1 CPS


tiven Systemtherapie sollen der PD-L1 CPS und der<br />

PD-L1 TPS als prädiktive Faktoren für eine Therapie mit<br />

einem Immun-Checkpoint-Inhibitor bestimmt werden<br />

(starker Konsens). 1<br />

Patient:innen mit einem metastasierten oder lokal fortgeschrittenen,<br />

nicht kurativ behandelbaren Plattenepithelkarzinom<br />

des Ösophagus mit einem PD-L1 CPS


Urothelkarzinom im oberen Harntrakt<br />

Update der systemischen<br />

Therapien beim UTUC<br />

Das Urothelkarzinom (UC) der Harnblase ist die zweithäufigste<br />

Tumorentität der Urologie. Dagegen sind nur etwa 5–10 Prozent<br />

aller UC primär im oberen Harntrakt (UTUC) lokalisiert. 1 Zu den Risikofaktoren<br />

des selteneren UTUC gehören insbesondere Rauchen,<br />

berufliche Giftstoffexposition, Einnahme von Aristolochiasäuren<br />

über Kräutermischungen und das vererbte Lynch-Syndrom.<br />

2,3<br />

Von Dr. Katharina Reiter, PhD, und OÄ Dr. Dora Niedersüß-Beke, MBA<br />

❙ Die Therapie des UTUC stellt Uro-Onkolog:innen vor<br />

Herausforderungen. Bereits zwei Drittel der Patient:innen<br />

weisen bei Diagnosestellung eine invasive Erkrankung<br />

auf, bei neun Prozent handelt es sich um ein primär metastasiertes<br />

UTUC (mUTUC). 4,5<br />

Ein möglicher Grund für<br />

das raschere Krankheitsfortschreiten könnte die fehlende<br />

Mus cularis-propria-Schicht im oberen Harntrakt sein.<br />

6<br />

Problematisch in der Behandlung sind oft eine eingeschränkte<br />

Nierenfunktion sowie weitere erwartbare Funktionseinschränkungen<br />

durch ein radikal operatives Vorgehen.<br />

Nur etwa ein Drittel der Patient:innen weist bei<br />

Diagnose eine errechnete glomeruläre Filtrationsrate<br />

(eGFR) von > 60ml/min auf und nur mehr 15 Prozent der<br />

Patient:innen haben nach erfolgter Nephroureterektomie<br />

(NUE) eine eGFR von > 60ml/min.<br />

7<br />

In den letzten Jahren kam es jedoch zu einer beachtlichen<br />

Erweiterung der Therapiemöglichkeiten durch Immuncheckpoint-Inhibitoren<br />

(ICI), Tyrosinkinase-Inhibitoren<br />

(TKI) und Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC). Dieser<br />

Übersichtsartikel stellt die gängigen systemischen Therapien,<br />

deren Indikationsgebiete und mögliche Fallstricke in<br />

der klinischen Anwendung vor.<br />

Foto: Science Photo Library/picturedesk.com<br />

Perioperative systemische Therapie beim<br />

Hochrisiko-lokalisierten UTUC<br />

Der aktuelle Goldstandard beim Hochrisiko-lokalisierten<br />

UTUC ist die radikale NUE mit Blasenmanschette und<br />

Lymphadenektomie.<br />

6 Jedoch tritt bei etwa 20 Prozent der<br />

Patient:innen nach NUE ein Rezidiv auf, woran schließlich<br />

82 Prozent dieser Patient:innen versterben.<br />

8<br />

Daher<br />

wird durch systemische perioperative Therapie ein verbessertes<br />

Ansprechen angestrebt.<br />

Für eine neoadjuvante Therapie sprechen die Nutzung der<br />

bestmöglichen Nierenfunktion vor NUE und der eindeutige,<br />

nachgewiesene Überlebensvorteil einer neoadjuvanten<br />

Chemotherapie (NAC) beim muskelinvasiven Blasenkarzinom<br />

(MIBC).<br />

9 Allerdings erweist sich bereits die präopera-<br />

tive Tumorstadien-Einteilung beim UTUC als problematisch.<br />

Die Gewinnung von adäquatem Biopsiematerial<br />

kann sich technisch schwierig gestalten und bildgebende<br />

Verfahren können die Invasivität falsch einschätzen.<br />

10<br />

Eine Metaanalyse konnte zeigen, dass Patient:innen mit<br />

einem Hochrisiko-UTUC, die eine platinhaltige NAC erhielten,<br />

ein deutlich verbessertes Gesamtüberleben sowie<br />

ein verbessertes krebsspezifisches Überleben aufwiesen.<br />

11<br />

Weiters dürfte ein pathologisches Downstaging durch<br />

NAC der stärkste prognostische Faktor für rezidivfreies<br />

Überleben, Gesamtüberleben und krebsspezifisches<br />

1-2 / 24<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

33


Überleben sein. 12 Dagegen konnte durch eine neoadjuvante<br />

Immuntherapie mit Pembrolizumab (PURE-<strong>02</strong>)<br />

kein pathologisches Ansprechen erzielt werden. Daher<br />

kann aktuell keine neoadjuvante Immuntherapie empfohlen<br />

werden. 13<br />

Weitere Studien sind in Planung oder in<br />

der Rekrutierungsphase für neoadjuvante ICI, Kombinationstherapien<br />

oder ADC-Therapien (siehe Tabelle).<br />

Für die Zukunft werden neue Ergebnisse zu<br />

Kombinationen dieser Therapien erwartet. Ein<br />

Zugang wäre, lokale Therapien mit systemischen<br />

zu kombinieren.<br />

Ein weiterer Behandlungsansatz ist die adjuvante systemische<br />

Therapie. Für eine adjuvante Therapie spricht, dass<br />

einerseits nach chirurgischer Resektion bei bis zu 47 Prozent<br />

der Patient:innen später ein Rezidiv der Harnblase und<br />

bei 2–5 Prozent der Patient:innen ein UTUC im kontralateralen<br />

Trakt zu erwarten ist. 14,15<br />

Zum anderen kommt es zu<br />

keiner Operationsverzögerung durch neoadjuvante Therapiezyklen.<br />

Basierend auf der POUT-Studie empfehlen die<br />

EAU-Leitlinien eine adjuvante, platinhaltige Chemotherapie<br />

innerhalb von 90 Tagen nach NUE bei Patient:innen mit<br />

≥pT2 und/oder pN+, da dies zu einer signifikanten Verbesserung<br />

des krankheitsspezifischen Überlebens führt. 6,16<br />

Da<br />

adjuvantes Nivolumab das Überleben beim MIBC verbesserte,<br />

wurde Nivolumab auch bei invasivem UTUC zugelassen,<br />

obwohl in der Subgruppenanalyse die Gruppe der<br />

UTUC einen geringeren Benefit zeigte. 17<br />

Nivolumab sollte<br />

daher beim UTUC erst eingesetzt werden, wenn eine platinbasierte<br />

Therapie kontraindiziert ist oder wenn nach<br />

NAC ein Tumorstadium ≥ypT2 und/oder ypN+ vorliegt. 6<br />

Die platinbasierte adjuvante Therapie dürfte der Immuntherapie<br />

<strong>onko</strong>logisch überlegen sein. 18<br />

Eine europäische Phase-II-Studie untersucht aktuell die<br />

Durchführung von NAC versus adjuvanter Chemotherapie<br />

bei Patient:innen mit Hochrisiko-UTUC. Die Ergebnisse<br />

der URANUS-Studie werden 2<strong>02</strong>5 erwartet. Weiters<br />

laufen derzeit Studien zu neoadjuvanter und adjuvanter<br />

Therapie mit TKIs 19,20 (siehe Tabelle).<br />

Lokal fortgeschrittenes und metastasiertes UTUC<br />

Beim lymphoregionär metastasierten UTUC wird wie im<br />

metastasierten Stadium eine Erstlinientherapie mittels platinbasierter<br />

Chemotherapie empfohlen. 6<br />

Kommt es nach<br />

4–6 Zyklen zu einer Krankheitsstabilisierung, dürfte eine<br />

nachfolgende Erhaltungstherapie mit Avelumab das Gesamtüberleben<br />

von 14,3 auf 21,4 Monate verbessern. 21 Die<br />

Abwägung für oder gegen eine anschließende chi rurgische<br />

Resektion mit Lymphadenektomie sollte auf individueller<br />

Basis mit dem bzw. der Patient:in besprochen werden. 6<br />

Die Empfehlungen zum fernmetastasierten UTUC leiten<br />

sich zum Großteil aus Studien zum metastasierten UC ab.<br />

Hierbei wurden Daten zum UTUC lediglich extrahiert oder<br />

basieren auf Subgruppenanalysen und retrospek tiven Kohortenanalysen.<br />

22<br />

Die vorrangigen Therapieentscheidungen<br />

werden anhand der Nierenfunktion getroffen. Bei einer<br />

eGFR > 45ml/min sollte die Erstlinientherapie Cisplatinhaltig<br />

sein. 6<br />

Hier kommt vor allem Gemcitabin/Cisplatin<br />

(GC) zum Einsatz. Kürzlich zeigte sich die Kombination aus<br />

ICI (Nivolumab) mit GC in Bezug auf das Gesamtüberleben<br />

der alleinigen GC-Therapie überlegen. Die Subgruppenanalyse<br />

für UTUC ist bei dieser Studie noch ausständig. 23<br />

Sollten Patient:innen nicht Cisplatin-tauglich sein, kommt<br />

Gemcitabin/Carboplatin zum Einsatz. 16,24<br />

Wie beim lym-<br />

Ausgewählte klinische Studien zum Urothelkarzinom des oberen Harntrakts (UTUC)<br />

Studien-ID Phase Population Intervention n<br />

NCT0516<strong>02</strong>85<br />

NEVOLUTION<br />

2<br />

NCT04099589 2<br />

NCT04617756<br />

iNDUCT<br />

2<br />

lokal fortgeschrittenes UTUC<br />

(cT2–T4 und N0M0)<br />

high-grade UTUC (T1–3) oder<br />

MIBC (T2–4a) und N0M0<br />

high-grade UTUC N0<br />

oder N1, M0<br />

NCT05775471 2 Hochrisiko-UTUC<br />

NCT05868265 2<br />

NCT<strong>02</strong>969083<br />

URANUS<br />

2<br />

high-grade UTUC T2–4 N0<br />

oder Nx M0<br />

UTUC cT2–pT4 cN0<br />

oder N1 M0<br />

neoadjuvant Nivolumab 29 pCR<br />

neoadjuvant GC und<br />

Toripalimab (PD-1-Inhibitor)<br />

neoadjuvant GC oder<br />

Gemcitabin/Carboplatin<br />

und Durvalumab<br />

neoadjuvant Pembrolizumab und<br />

Enfortumab Vedotin plus adjuvant<br />

Pembrolizumab<br />

neoadjuvant Enfortumab<br />

Vedotin<br />

NUE vs. NUE plus neoadjuvant GC<br />

oder ddMVAC vs. NUE plus adjuvant<br />

GC oder ddMVAC<br />

64 pCR<br />

50 pCR<br />

21<br />

24 pCR<br />

200<br />

Primärer<br />

Endpunkt<br />

pathologische ORR und radiologisches,<br />

rezidivfreies Überleben<br />

Anteil der Patient:innen, die<br />

drei geplante Zyklen abschließen<br />

NCT04228042 1/2 low- oder high-grade UTUC neoadjuvant Infigratinib (TKI) 15 Nebenwirkungen<br />

NCT04197986<br />

PROOF 3<strong>02</strong><br />

3<br />

invasives Urothelkarzinom mit<br />

FGFR3-Alteration<br />

adjuvant Infigratinib vs.<br />

Placebo<br />

39 krankheitsfreies Überleben<br />

ddMVAC: dosisabhängiges Methotrexat, Vinblastin, Adriamycin und Cisplatin; GC: Gemcitabin/Cisplatin; MIBC: muskelinvasives Blasenkarzinom; NUE: Nephroureterektomie;<br />

ORR: objektive Ansprechrate; pCR: pathologisches komplettes Ansprechen; TKI: Tyrosinkinase-Inhibitor<br />

34 <strong>onko</strong><br />

CC<br />

1-2/24


Fotos: MedUni Wien/F. Matern, Unger Roland<br />

phoregionären UTUC wird eine Erhaltung mit Avelumab<br />

empfohlen, sollte es unter Chemotherapie zumindest zu<br />

einer Krankheitsstabilisierung kommen. 21<br />

Pembrolizumab und Atezolizumab stehen Patient:innen<br />

in der Erstlinie zur Verfügung, wenn eine platinhaltige<br />

Chemotherapie nicht geeignet ist und eine hohe PD-L1-<br />

Expression besteht. 6<br />

Besondere Aufmerksamkeit gilt den<br />

Ergebnissen zur Kombination Enfortumab Vedotin (EV)<br />

plus Pembrolizumab. Unter dieser Kombinationstherapie<br />

in der Erstlinie kam es nahezu zu einer Verdoppelung des<br />

Gesamtüberlebens und des progressionsfreien Überlebens<br />

verglichen mit der Standard-Chemotherapie. 25<br />

In der Zweitlinie haben in den letzten Jahren vor allem ICI,<br />

TKI und die ADCs die therapeutischen Möglichkeiten des<br />

metastasierten UC erweitert. Dies ist relevant, da nur etwa<br />

zehn Prozent aller Patient:innen mit mUTUC eine längerfristige<br />

Remission mittels platinhaltiger Chemotherapie<br />

erreichen. 26<br />

Pembrolizumab zeigte gegenüber einer Chemotherapie<br />

ein verbessertes Gesamtüberleben von 10,3<br />

versus 7,4 Monaten, wobei dieser Benefit in der UTUC-<br />

Subgruppe noch größer sein dürfte. 27 Weiters zeigten ICI in<br />

Phase-II-Studien beim metastasierten UC vielversprechende<br />

objektive Ansprechraten. 28–30<br />

Bei bis zu 75 Prozent der sporadischen UTUC liegt eine<br />

Mutation oder Amplifikation des FGFR3-Gens vor. Diese<br />

Rate dürfte im metastasierten Stadium deutlich geringer<br />

sein, bietet jedoch einen Ansatzpunkt für eine zielgerichtete<br />

Therapie mittels TKIs wie Erdafitinib. Aufgrund der<br />

hohen Ansprechraten von 43 Prozent aller Patient:innen<br />

wird Erdafitinib bei FGFR-Alterationen empfohlen. 6,19<br />

Ein weiterer neuer Therapieansatz sind ADC. Dabei werden<br />

Zytostatika an einen Antikörper geknüpft, die dann an<br />

tumorspezifische Oberflächenmoleküle binden und das<br />

Konjugat freisetzen. Der Antikörper von EV richtet sich<br />

gegen das Zelladhäsionsmolekül Nectin-4. Das anschließend<br />

eingebrachte Immunkonjugat führt zum Zell zyklus-<br />

Arrest und induziert schließlich die Apoptose. 31<br />

Da sich<br />

das Überleben um 12,88 versus 8,97 Monate signifikant<br />

verbesserte, erfolgte die Zulassung in der Zweitlinie des<br />

lokal fortgeschrittenen oder metastasierten UC. 32<br />

Sacituzumab-Govitecan,<br />

ein weiteres ADC, erwies sich in höheren<br />

Therapielinien des metastasierten UC als effektiv. 33<br />

Das Vinca-Alkaloid Vinflunin ist eine weitere Option in<br />

höheren Therapielinien, allerdings mit deutlich niedrigeren<br />

Ansprechraten und progressionsfreiem Überleben. 6<br />

Zukünftige Perspektiven in der Therapie<br />

des UTUC<br />

In den letzten Jahren wurden zahlreiche neue Wirkstoffgruppen<br />

zur Behandlung des UTUC zugelassen. Für die<br />

Zukunft werden neue Ergebnisse zu Kombinationen dieser<br />

Therapien erwartet. Ein Zugang wäre, lokale Therapien<br />

mit systemischen zu kombinieren. Da eine Radiatio<br />

eine systemische Aktivierung der Immunzellen bewirkt,<br />

dürfte eine Bestrahlung die Effizienz von ICI verbessern<br />

und somit zu längeren Ansprechraten führen. 34<br />

Weiters<br />

könnten Patient:innen mit mUTUC auch von einer zytoreduktiven<br />

oder konsolidierenden NUE oder Metastasektomie<br />

profitieren. Dies trifft jedoch nur auf eine streng<br />

selektionierte Patientengruppe zu und sollte derzeit nicht<br />

außerhalb von klinischen Studien angeboten werden. 6<br />

Personalisierte, zielgerichtete Medizin ist zurzeit in aller<br />

Munde. Eine komplett individualisierte Tumortherapie<br />

dürfte zwar schwierig in der Umsetzung sein, der Versuch,<br />

das UTUC in genetische Profile oder molekulare Subgruppen<br />

zu unterteilen, könnte jedoch zur Entwicklung neuer<br />

Therapieansätze beitragen. 35<br />

So zeigte sich bereits, dass<br />

Patient:innen mit basalem Subtyp besonders auf platinbasierte<br />

Therapie ansprechen und luminal-papilläre Subtypen<br />

eher Resistenzen gegenüber ICI aufweisen. 36<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend verbessern perioperative Therapiekonzepte<br />

das Überleben beim Hochrisiko-UTUC. Beim<br />

lokal fortgeschrittenen oder metastasierten UTUC kommen<br />

platinbasierte Chemotherapien, ADC, ICI und TKI<br />

zum Einsatz. Zukünftige Studien werden die Wirksamkeit<br />

von Therapiekombinationen, lokaler Tumorkontrolle und<br />

personalisierter Medizin erforschen.<br />

❙<br />

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Engl J Med 2<strong>02</strong>1; 384(12):1125–35; doi: 10.1056/NEJMoa2035807;<br />

33 Tagawa ST et al., J Clin Oncol 2<strong>02</strong>1; 39(22):2474–85; doi:<br />

10.1200/JCO.20.03489; 34 Sano T et al., Int J Clin Oncol 2<strong>02</strong>3;<br />

28(12):1573–84; doi: 10.1007/s1<strong>01</strong>47-<strong>02</strong>3-<strong>02</strong>421-y; 35 Evmorfopoulos<br />

K et al., Biomedicines 2<strong>02</strong>3; 11(7):1775.; doi: 10.3390/biomedicines11071775;<br />

36 Seiler R et al., Eur Urol 2<strong>01</strong>7; 72(4):544–54; doi:<br />

10.1<strong>01</strong>6/j.eururo.2<strong>01</strong>7.03.030<br />

Dr. Katharina<br />

Reiter, PhD,<br />

geb. Rebhan<br />

Urologische Abteilung<br />

mit Ambulanz<br />

und Spezialambulanzen,<br />

Klinik<br />

Ottakring, Wien<br />

katharina.reiter2@<br />

gesundheitsverbund.at<br />

OÄ Dr. Dora<br />

Niedersüß-Beke,<br />

MBA<br />

1. Medizinische<br />

Abteilung,<br />

Zentrum für<br />

Onkologie und<br />

Hämatologie mit<br />

Ambulanz und<br />

Palliativstation<br />

Klinik Ottakring,<br />

Wien<br />

1-2/24 CC<br />

<strong>onko</strong><br />

35


ASCO Genitourinary Cancers Symposium<br />

Intensiv vorbehandeltes<br />

Prostatakarzinom<br />

Viele Personen mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakarzinom (mHSPC) werden mit einer intensivierten<br />

systemischen Therapie behandelt. Ein Überblick über Optionen für diese Erkrankten, die zusätzlich zur Androgendeprivationstherapie<br />

(ADT) bereits eine neue antihormonell wirksame Substanz (NHA) und Docetaxel erhalten haben und<br />

einen Progress erleiden. <br />

Von Mascha Pömmerl<br />

ASCO Genitourinary<br />

Cancers Symposium<br />

2<strong>02</strong>4, San Francisco<br />

& virtuell,<br />

13.–15.2.24<br />

❙❙<br />

Dr. Elizabeth A. Guancial, Florida Cancer Specialists &<br />

Research Institute, präsentierte ein Fallbeispiel: einen Patienten<br />

mit Prostatakarzinom und symptomatischen Knochenmetastasen,<br />

der mit ADT, Docetaxel und Darolutamid<br />

behandelt wurde und 18 Monate später mit neuen<br />

Knochenfiliae vorstellig wurde. 1 Expert:innen diskutierten<br />

die verschiedenen Möglichkeiten der Weiterbehandlung.<br />

Die Abstimmung des Auditoriums ergab keinen eindeutigen<br />

Sieger unter den Optionen:<br />

• Switch auf andere NHA mit oder ohne zusätzlichen<br />

PARP-Inhibitor<br />

• erneute Chemotherapie, aber mit Cabazitaxel<br />

• Radioligandentherapie mit Lutetium-177 ( 177 Lu-PSMA)<br />

• Radionuklidtherapie mit Radium-223 (Ra-223)<br />

• stereotaktische Bestrahlung mit weiterer Gabe von<br />

Darolutamid<br />

Switch auf einen anderen NHA<br />

Prof. Dr. Zachary R. Reichert, University of Michigan Medical<br />

School, betonte, dass eine Vielzahl von Gründen wie<br />

Mutationen des Androgenrezeptors (AR), AR-Splice-Varianten<br />

oder das Ausweichen auf andere Signalübertragungswege<br />

für ein Therapieversagen ursächlich sein<br />

könnte. 2 Meist seien mehrere Faktoren involviert. Dies erschwere<br />

die Suche nach prädiktiven Biomarkern für ein<br />

Ansprechen auf eine weitere NHA.<br />

Wichtig sei aber, klinische und biologische prognostische<br />

Biomarker in die Entscheidungsfindung einzubeziehen.<br />

Die Wahl einer ineffektiven Therapie habe für eine Person<br />

mit insgesamt günstiger Prognose und ohne Symptome<br />

nicht sofort negative Auswirkungen. Entscheide man sich<br />

für eine weitere NHA, bringe beim kastrationsresistenten<br />

Prostatakarzinom (CRPC) die Abfolge Enzalutamid nach<br />

Foto: Science Photo Library/picturedesk.com<br />

36 <strong>onko</strong><br />

CC<br />

1-2/24


Expert:innen fordern mehr Daten<br />

zum Einsatz von PARP-Hemmern<br />

kombiniert mit NHA.<br />

Abirateron hinsichtlich des PSA 50 einen Vorteil. Und:<br />

Man sollte nicht zu lange auf ein PSA-Ansprechen warten.<br />

Ist dieses nach zwölf Wochen noch nicht eingetreten, sollten<br />

ein Restaging und ein Therapiewechsel stattfinden.<br />

Lutetium-177 und Radium-223<br />

Prof. Dr. Alan H. Bryce, City of Hope, Phoenix Cancer<br />

Center, beschäftigte sich mit der 177 Lu-PSMA-Radioligandentherapie<br />

und der Radionuklidtherapie mit dem<br />

Alphastrahler Radium-223 (Ra-223). 3<br />

Die Betrachtung,<br />

welche Strategie geeigneter sei, erfolge am fiktiven Fall<br />

eines Patienten mit alleiniger ossärer Metastasierung,<br />

die ausreichend PSMA-avide sei, erklärte Bryce. Während<br />

im Zuge der 177 Lu-Radioligandentherapie PSMAexprimierende<br />

Krebszellen direkt angegriffen werden,<br />

gebe es bei der Behandlung mit Ra-223 einen indirekten<br />

Angriff über das Targeting der Tumormikroumgebung im<br />

Knochen.<br />

Die Knochenmarkreserve der Patienten stelle den wichtigsten<br />

Toxizitätsparameter dar, so Bryce, denn die Myelosuppression<br />

sei ein Klasseneffekt von Radiopharmazeutika.<br />

Diese zu managen und die Knochenmarkreserve im<br />

Auge zu behalten, sei daher essenziell – auch mit Blick auf<br />

möglicherweise folgende, ebenfalls myelotoxische Chemotherapien<br />

oder PARP-Inhibitoren. Bryce: „Dies ist eine<br />

sehr relevante Frage: Wie beeinflusst die aktuelle Therapieentscheidung<br />

alle später folgenden?“<br />

In der anfangs durchgeführten Abstimmung hatte 177 Lu<br />

größere Zustimmung erfahren als Ra-223. „Der Grund<br />

hierfür ist wahrscheinlich, dass fortgeschrittener Prostatakrebs<br />

niemals eine rein auf die Knochen beschränkte Erkrankung<br />

ist, sondern immer zirkulierende Mikrometastasen<br />

vorhanden sind“, konstatierte Bryce. Eine Reihe von<br />

Daten ergab, dass 40–50 Prozent der mit Radium behandelten<br />

Patienten später Weichteilmetastasen entwickelten.<br />

„Damit wäre also die 177 Lu-Therapie die bessere, da mit<br />

ihr auch die Mikrometastasen erfasst werden, oder? – Ich<br />

würde sagen, nein“, konstatierte Bryce. Grund sei, dass<br />

man wegen der Betastrahlung von 177 Lu eine Mindestsättigung<br />

in den Tumoren und im Mikroenvironment benötige.<br />

Diese wiederum sei abhängig von der PSMA-Expression<br />

auf den Krebszellen und deren Anzahl in Reichweite.<br />

„Es gibt also ein Limit bei der Größe, die eine Läsion oder<br />

Mikrometastase haben muss, damit 177 Lu wirksam sein<br />

kann.“ Ideal scheint ein direkt gegen Prostatakrebszellen<br />

gerichteter Alphastrahler, so Bryce.<br />

PARP-Inhibition plus NHA<br />

Die Co-Inhibition von AR-Signalweg und PARP wirkt synergistisch,<br />

was Patienten mit Tumoren, die HRR-Gen-<br />

Alterationen aufweisen oder nicht, einen Vorteil bringen<br />

könnte. Eine aktuelle Metaanalyse bestätigte den Benefit<br />

der Kombinationstherapien unabhängig von Biomarkern.<br />

Dennoch profitieren Personen ohne HRR-Mutation weniger,<br />

betonte Prof. Dr. Ravindran Kanesvaran, National<br />

Cancer Centre Singapore. 4 In den USA erfolgten Zulassungen<br />

im Unterschied zur EMA-Zulassung nur in bestimmten<br />

Biomarker-Subgruppen.<br />

Derzeit laufen Studien, die Kombinationen von NHA und<br />

PARP-Inhibition bereits beim mHSPC untersuchen: Dabei<br />

schließen die Studien TALAPRO-3 und EvoPAR-Prostate <strong>01</strong><br />

auch Erkrankte ohne BRCA- bzw. HRR-Gen-Mutation ein,<br />

in AMPLITUDE müssen die Tumoren der Teilnehmenden<br />

eine Mutation eines HRR-Gens aufweisen.<br />

Für den fiktiven Fall des 63-jährigen Mannes mit symptomatischem<br />

mHSPC ohne HRR-Mutation und mit einem<br />

Progress nach 18 Monaten bestehe zurzeit keine Rationale<br />

für den Einsatz einer Kombination aus AR- und PARP-<br />

Inhibitoren, schlussfolgerte der Referent.<br />

Stereotaktische Radiotherapie<br />

Prof. Dr. Valérie Fonteyne vom Universitätsklinikum<br />

Ghent beleuchtete die mögliche Rolle der stereotaktischen<br />

Körperbestrahlung (SBRT) für Personen mit<br />

mCRPC. 5 Eine palliative Radiatio sei die Therapie der Wahl<br />

im Falle von schmerzhaften Knochenmetastasen, so die<br />

Expertin. Leider fallen die Komplettansprechraten (CRR)<br />

mit der konventionellen Bestrahlung gering aus. Bisher<br />

zeigte sich die SBRT dieser nicht immer überlegen, Fonteyne<br />

verwies jedoch auf eine Studie, in der die SBRT die<br />

CRR nach drei Monaten verdoppelte.<br />

Auch für mCRPC-Erkrankte mit progredienter ossärer Oligometastasierung<br />

biete die SBRT eine gute Möglichkeit zur<br />

lokalen Kontrolle und sei verträglich. Darauf weise eine Reihe<br />

von Studiendaten hin, allerdings sei hier die Patientenselektion<br />

essenziell. Fonteyne: „Wir haben eine Subgruppe<br />

von Personen mit mCRPC, die von der lokalen Therapie<br />

profitieren, aber eben nicht alle; manche benötigen eine<br />

systemische Behandlung. Entscheidend ist also, diejenigen<br />

herauszufiltern, die aus der metastasengerichteten Therapie<br />

einen Vorteil ziehen.“ Dafür stünden zwar keine Biomarker<br />

zur Verfügung, aber immerhin lieferten prognostische<br />

Faktoren wie die Zahl und Lokalisation der Metastasen Hinweise.<br />

In den meisten Studien wurde ein Cut-off von 3–5<br />

Knochenmetastasen gewählt. Die SBRT sei noch kein Standard<br />

und sollte nicht außerhalb von klinischen Studien<br />

oder Registern eingesetzt werden, resümierte Fonteyne.<br />

Alle anwesenden Expert:innen forderten in der abschließenden<br />

Diskussion mehr Daten zum Einsatz der PARP-<br />

Inhibitoren/NHA-Kombinationen nach NHA-Vorbehandlung<br />

oder bei Mutationen anderer HRR-Gene als<br />

BRCA 1/2. 6 Prof. Dr. Karim Fizazi, Institut Gustave Roussy,<br />

Paris, betonte darüber hinaus die Wichtigkeit einer osteoprotektiven<br />

Therapie.<br />

❙<br />

177<br />

Lu-PSMA vs. Ra-223<br />

Vor allem hinsichtlich der eingesetzten Isotope handle<br />

es sich um verschiedene Therapien, betonte Bryce, denn<br />

zwischen Alpha- und Betastrahlern bestünden signifikante<br />

Unterschiede. So ist die lineare Energieübertragung<br />

(LET) von Alphastrahlern viel höher. „Die LET sagt etwas<br />

darüber aus, wie schnell wir eine ausreichende Zytotoxizität<br />

erzielen“, so Bryce. „Die relative Masse eines Alphateilchens<br />

ist fast 7.300 Mal größer als die eines Betateilchens<br />

und die Energie viel höher.“ Die Penetration des<br />

umliegenden Gewebes durch einen Betastrahler ist etwa<br />

um das 50-Fache höher, die abgegebene Energie aber<br />

geringer. So hätten beide Radiopharmaka Vorteile bei<br />

verschiedenen Tumorarten und -größen.<br />

1 Guancial EA. ASCO<br />

Genitourinary Cancers<br />

Symposium<br />

2<strong>02</strong>4; Session:<br />

Treatment intensification:<br />

What to<br />

do for patients with<br />

early castrationresistant<br />

prostate<br />

cancer who have<br />

received doublet or<br />

triplet therapy;<br />

Vortrag: Case<br />

Presentation<br />

2 Reichert ZR. ASCO<br />

Genitourinary Cancers<br />

Symposium<br />

2<strong>02</strong>4; Vortrag:<br />

Sequencing hormonal<br />

therapies<br />

after treatment<br />

intensification<br />

3 Bryce AH. ASCO<br />

Genitourinary Cancers<br />

Symposium<br />

2<strong>02</strong>4; Vortrag:<br />

PSMA-Targeting<br />

and Radium-223<br />

4 Kanesvaran R.<br />

ASCO Genitourinary<br />

Cancers<br />

Symposium 2<strong>02</strong>4;<br />

Vortrag: Relative<br />

effi cacy of androgen<br />

receptor<br />

targeting plus<br />

PARP inhibition<br />

5 Fonteyne V. ASCO<br />

Genitourinary Cancers<br />

Symposium<br />

2<strong>02</strong>4; Vortrag:<br />

Is there a role for<br />

stereotactic radiotherapy<br />

in selected<br />

patients with metastatic<br />

castrateresistant<br />

prostate<br />

cancer?<br />

6 ASCO Genitourinary<br />

Cancers<br />

Symposium 2<strong>02</strong>4;<br />

Session: Treatment<br />

intensification:<br />

What to do for<br />

patients with early<br />

castration-resistant<br />

prostate cancer<br />

who have received<br />

doublet or triplet<br />

therapy; Round<br />

Table Discussion<br />

1-2/24<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

37


Im Gespräch<br />

DNA-Code von<br />

T-Zellen „gehackt“<br />

Einem US-Forschungsteam des Gladstone Institute in San Francisco ist es gelungen, die DNA von T-Zellen so umzuprogrammieren,<br />

dass sie für die Therapie <strong>onko</strong>logischer Erkrankungen optimiert werden können. Mit im Team war Dr.<br />

Ralf Schmidt, der jetzt an der MedUni Wien die Forschungsarbeit fortführt und eine eigene Forschungsgruppe aufbaut.<br />

<strong>CliniCum</strong> <strong>onko</strong> hat mit dem passionierten Forscher gesprochen.<br />

Das Gespräch führte Katharina Scheyerer-Janda.<br />

<strong>CliniCum</strong> <strong>onko</strong>: Was waren die wichtigsten Erkenntnisse<br />

der soeben erschienenen Studie?<br />

Dr. Ralf Schmidt: In unserer Forschungsarbeit geht es<br />

da rum, wie wir DNA interpretieren und den zugrunde<br />

liegenden genetischen Code entschlüsseln können, um<br />

bessere Therapien gegen Krankheiten wie Krebs zu entwickeln.<br />

Dabei lag unser Fokus darauf, T-Zellen so umzuprogrammieren,<br />

dass die bösartigen Zellen besser erkannt<br />

und vom Immunsystem eliminiert werden können.<br />

Was bedeutet das konkret, wenn T-Zellen umprogrammiert<br />

werden?<br />

T-Zellen spielen eine zentrale Rolle in der Immunabwehr<br />

gegen Infektionen. Wenn wir diese Zellen jedoch gegen<br />

Tumorerkrankungen einsetzen wollen, müssen wir sie so<br />

verändern, dass sie anstelle von infizierten Wirtszellen<br />

entartete Krebszellen erkennen. Das genetische Programm<br />

der T-Zellen wird umgeschrieben – das ist ein<br />

komplett neuer Ansatz. Wir sind schon sehr gut darin,<br />

DNA zu lesen. Aber wir wissen nicht immer, welcher Genabschnitt<br />

welche Bedeutung oder Wirkung hat. Man kann<br />

sich das so vorstellen, dass wir das Buch des Lebens, also<br />

das Genom, zwar lesen können, aber oft nicht wissen, welche<br />

Bedeutung den einzelnen Wörtern zukommt bzw. wie<br />

einzelne Wörter (Gene) zusammenspielen, um ganze Sätze<br />

(Zellfunktionen) zu bilden. Und genau hier haben wir<br />

angesetzt, aber mit einer diametral entgegengesetzten<br />

Herangehensweise. Konventionell konnten genetische<br />

Programme nur mit T-Zell-Funktionen assoziiert und<br />

dann Rückschlüsse auf die Funktionsweise gezogen werden.<br />

Wir haben den Spieß umgedreht. Wir führen erst<br />

feins te Eingriffe in der DNA-Sequenz durch und prüfen<br />

anschließend, welche Auswirkungen dies auf die Zellfunktionen<br />

hat. Damit können wir den kausalen Zusammenhang<br />

deutlich besser herstellen.<br />

Wie funktioniert diese Programmierung der T-<br />

Zellen?<br />

Ein entscheidender Schritt für unsere Forschung war die<br />

Anwendung von CRISPR/Cas-Systemen zum Genom-<br />

Engineering – damit konnten wir Zielgene identifizieren,<br />

die Tumorkiller sind. Diese CRISPR-Screening-Technologie<br />

haben wir nicht erfunden, sie aber zum ersten Mal in<br />

primären, also von Menschen gespendeten T-Zellen eingesetzt,<br />

was bis jetzt ein Bottleneck dieser Technologie<br />

war. Hierfür müssen wir für jedes Experiment aufwendig<br />

neue menschliche Zellen verwenden, da diese nicht ewig<br />

außerhalb des Körpers kultiviert werden können. Das Problem<br />

ist, dass wir etwa 20.000 Gene haben. Unsere DNA ist<br />

also sehr, sehr lang.<br />

Das klingt nach der Suche nach der Nadel im Heuhaufen<br />

…<br />

Aber jedes Experiment hebt die Anwendbarkeit auf ein<br />

neues technisches Level. Mit unserer Screeningmethode<br />

haben wir insgesamt über 100.000 Mutationen auf ihre<br />

Auswirkung auf die T-Zell-Funktionen gescannt. Eine dieser<br />

Funktionen ist die Ausschüttung von Botenstoffen wie<br />

Zytokinen, die an speziellen Rezeptoren von Zellen andocken<br />

und diese für die Erkennung durch das Immunsystem<br />

sensibilisieren. Wir haben kleinste Genbausteine –<br />

Nukleotide – identifiziert, die beeinflussen, wie das Immunsystem<br />

auf Reize reagiert, und präzise Karten von den<br />

entsprechenden DNA-Sequenzen und Proteinabschnitten<br />

erstellt.<br />

Was erhoffen Sie sich von den Ergebnissen für die<br />

medizinische Praxis, insbesondere in der Onkologie?<br />

Unsere Forschungsarbeit ist Grundlagenforschung und<br />

gibt einerseits einen tiefen Einblick in die genetische Basis<br />

des Immunsystems. Andererseits könnte dieses Wissen<br />

auch neue Therapien mit T-Zellen möglich machen. In der<br />

Hämatologie werden schon jetzt Tumorzellen mit lebendigen<br />

Medikamenten, den umprogrammierten T-Zellen,<br />

behandelt. Dazu werden die eigenen T-Zellen so verändert,<br />

dass sie die malignen Zellen erkennen und abtöten.<br />

In soliden Tumoren war diese Methode allerdings bisher<br />

noch nicht erfolgreich. Das hängt auch damit zusammen,<br />

dass man bei soliden Tumoren zum einen Zielstrukturen<br />

erkennen muss, um das kranke vom gesunden Gewebe zu<br />

Fotos: privat, Michael Short (Gladstone Photographer)<br />

38 <strong>onko</strong><br />

CC 1-2 / 24


unterscheiden, zum anderen daran, dass solide Tumoren<br />

ganz andere Möglichkeiten haben, um sich gegen eine Immunreaktion<br />

zu wehren. Solide Tumoren können etwa<br />

eine Umgebung schaffen, in der T-Zellen viel schneller<br />

erschöpfen, beispielsweise durch bestimmte Nährstoffmängel,<br />

Unterversorgung mit Sauerstoff oder die Anwesenheit<br />

anderer, immuninhibitorischer Zellen. Unser Ansatz<br />

ist, die T-Zellen so zu verändern, dass sie auch in diesem<br />

ungünstigen Umfeld ihr volles Potenzial ausschöpfen<br />

können und nicht so schnell ermüden.<br />

Das heißt, dass T-Zellen auch bei anderen Krebsarten<br />

zur Therapie werden könnten?<br />

Das ist unser Ziel. Es gibt auch schon Studien dazu, allerdings<br />

war dieser Ansatz bislang nicht sehr effektiv. Mit unserer<br />

Forschungsarbeit könnten wir dem Ziel einer T-Zell-<br />

Therapie einen Schritt näher kommen. Oder zur Entwicklung<br />

von Medikamenten beitragen, die die Immunreaktion<br />

von T-Zellen steuern. Der Schlüssel ist, dass wir<br />

andersrum denken – „biology first“. Wenn man weiß, welche<br />

Mutation die T-Zelle benötigt, dann kann man auf dieser<br />

Basis ein Medikament entwickeln.<br />

Die Studie wurde im Top-Journal „Nature“ veröffentlicht.<br />

Wie geht Ihre Arbeit jetzt weiter?<br />

Wir haben die Methodik bei T-Zellen eingeführt und damit<br />

einen wichtigen Meilenstein, den „Proof of Principle“,<br />

erreicht. Ich selbst war von Ende 2<strong>01</strong>9 bis Mai 2<strong>02</strong>3 direkt<br />

am Gladstone Institute und der University of California,<br />

San Francisco, habe diese Screeningmethode von Anfang<br />

an mitentwickelt und bin einer der Autoren der publizierten<br />

Studie. Die Kollaboration mit dem Gladstone Institute<br />

geht aber auch nach meiner Rückkehr an die MedUni<br />

Wien weiter. Die Expertise, T-Zellen umzuprogrammieren,<br />

haben wir. Jetzt möchten wir diese Technologie für die<br />

Krebsforschung einsetzen, auch in Österreich. Den Grundstein<br />

haben wir am Gladstone Institute entwickelt. Mein<br />

Ziel ist, hier in Österreich und in Europa eine Plattform<br />

aufzubauen. Die Anwendung beschränkt sich aber nicht<br />

auf die Onkologie, sondern kann auch auf andere Bereiche<br />

wie etwa Autoimmunerkrankungen, Organtransplantationen<br />

und Infektionserkrankungen angewandt werden.<br />

Wie sieht dieser Aufbau aus?<br />

Ich bin Assistenzarzt am AKH Wien und baue hier meine<br />

eigene Forschungsgruppe auf. Die Plattform hier am<br />

Standort zu etablieren, wird etwas Zeit benötigen sowie<br />

Unterstützung durch Forschungsmittel. Unser Ziel ist es<br />

auch, eine neue Generation von „Genome Engineers“ auszubilden<br />

und generell Wissen über diese völlig revolutionäre<br />

Therapieform zu vermitteln.<br />

Ihr Fokus liegt aber nicht nur auf Österreich?<br />

Wissenschaft ist Teamarbeit ohne Grenzen. Zum einen<br />

werde ich engen Kontakt nach San Francisco halten, ein<br />

echtes „Powerhouse“ auf dem Gebiet der Biotechnologie<br />

und der biotechnologischen Innovationen im Allgemeinen.<br />

Ich bin auch schon mit verschiedenen Gruppen in<br />

Deutschland in Kontakt, die sich ebenfalls mit T-Zell-Therapien<br />

beschäftigen. Das sind wundervolle Synergien, die<br />

sich manchmal auch durch Zufall ergeben und aus denen<br />

neue Ideen und in weiterer Folge Innovationen entstehen,<br />

nicht nur in der Onkologie. Aber das ist das Großartige an<br />

der Technologie, weil die Anwendung so breit ist.<br />

Seit wann beschäftigen Sie sich schon mit der Programmierung<br />

von T-Zellen?<br />

In meinem zweiten Studienjahr war ich in einer Vorlesung<br />

von Klaus Schmetterer zum Thema Immunzellen. Das hat<br />

mich sehr fasziniert, sodass ich mich anschließend bei ihm<br />

und seiner Forschungsgruppe beworben habe. Ich konnte<br />

dort nicht nur mitarbeiten, sondern auch sehr rasch meine<br />

eigenen Ideen entwickeln, vor allem im Bereich der „functional<br />

genomics“, wo man Mutationen setzt. Der kausale<br />

Zusammenhang zwischen genetischen Variationen und<br />

Immunreaktionen hat mich schon immer sehr interessiert.<br />

Ralf Schmidt: „Wissenschaft ist Teamarbeit<br />

ohne Grenzen.“<br />

Deshalb bin ich auch auf das Marson Lab am Gladstone<br />

Institute der University of California, San Francisco, aufmerksam<br />

geworden, das bahnbrechende Pionierarbeit im<br />

Bereich des „genome engineering“ geleistet hat. In einer<br />

solchen weltweit führenden Umgebung einen Postdoc absolvieren<br />

zu können, war wohl auch ein bisschen Glück.<br />

Ich schätze sehr, dass ich beim Entschlüsseln und Programmieren<br />

des genetischen Codes von T-Zellen maßgeblich<br />

beteiligt sein durfte.<br />

Sie waren insgesamt mehr als drei Jahre in den USA<br />

und haben damit einen guten Vergleich. Was könnten<br />

wir in Österreich von den USA lernen bzw. was<br />

haben Sie mitgenommen?<br />

Wissenschaftlichem Erfolg geht oft auch voraus, dass man<br />

ein Risiko eingeht und eine vielleicht zunächst ausgefallen<br />

erscheinende Idee verfolgt. Eine allgemein risikoaffine<br />

Gesellschaft und flache Hierarchien tragen sicherlich zu<br />

einer kreativen Forschungsumgebung bei. Allerdings wird<br />

diese Risikobereitschaft auch durch stabile Arbeitsverhältnisse<br />

gefördert. Das heißt, letztendlich kann man Vorund<br />

Nachteile wohl in beiden Systemen finden. Die Erfahrung,<br />

beides kennenlernen zu dürfen, ist jedoch unbezahlbar,<br />

da man so für das eigene Team versuchen kann,<br />

das Beste aus beiden Welten zu vereinen.<br />

Was wünschen Sie sich jetzt für den Aufbau Ihrer<br />

Forschungsgruppe?<br />

Ich würde gerne noch heuer beginnen, ein Team aufzustellen,<br />

das Ziel sind vier Mitarbeitende bis Jahresende.<br />

Das ist ehrgeizig, aber nicht unrealistisch. Im Moment und<br />

auch in Zukunft kollaboriere ich sehr eng mit der Schmetterer-Gruppe<br />

am Klinischen Institut für Labormedizin.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Über Dr. Ralf Schmidt<br />

Ralf Schmidt ist Assistenzarzt an der Medizinischen Universität<br />

Wien/AKH Wien und forscht im Bereich T-Zellen.<br />

Nach seinem Doktoratsstudium und einem Forschungsaufenthalt<br />

am Gladstone Institute in San Francisco baut er<br />

derzeit seine eigene Forschungsgruppe auf mit dem Ziel,<br />

den genetischen Code von T-Zellen weiter zu entschlüsseln<br />

und Erkenntnisse für die nächste Generation von Immuntherapien zu erlangen.<br />

1-2/24 CC<br />

<strong>onko</strong><br />

39


Aus der Fachliteratur<br />

Beeinflussen Antidiabetika<br />

Frauen mit Diabetes sterben häufiger an Brustkrebs als stoffwechselgesunde. Es stellt sich die Frage, ob bestimmte<br />

Wirkstoffklassen, die bei der antihyperglykämischen Therapie zum Einsatz kommen, in diesem Zusammenhang eine<br />

Rolle spielen.<br />

Von Dr. Dorothea Ranft<br />

❙❙<br />

Diabetes mellitus kann auf unterschiedlichen Wegen<br />

die Neubildung von Malignomen fördern. Dazu zählen<br />

Hyperinsulinämie, Hyperglykämie und chronische Entzündungen.<br />

Epidemiologischen Studien zufolge erhöht<br />

die Stoffwechselstörung die Inzidenz diverser Krebsarten,<br />

darunter auch die des Mammakarzinoms. 16 Prozent<br />

der Patientinnen mit Brustkrebs sind gleichzeitig<br />

zuckerkrank. Die steigende Brustkrebsinzidenz in westlichen<br />

Ländern wird vornehmlich auf Faktoren wie sedentären<br />

Lebensstil und ungesunde Ernährung zurückgeführt,<br />

schreiben Prof. Dr. Wojciech Garczorz von der<br />

Medical University of Silesia in Katowice und Kolleg:innen.<br />

Hyperinsulinämie, chronische Entzündung<br />

und Hyperglykämie begünstigen die Bildung<br />

von Malignomen.<br />

Hormonelle Aktivität des Fettgewebes<br />

spielt eine Rolle<br />

Eine Adipositas, die häufig mit einer derartigen Lebensweise<br />

einhergeht, begünstigt ihrerseits die Entstehung<br />

von Mammakarzinomen, insbesondere bei postmenopausalen<br />

Frauen. Große Bedeutung kommt dabei der hormonellen<br />

Aktivität des Fettgewebes zu.<br />

Die Interaktion zwischen Diabetes und Brustkrebs bzw.<br />

dessen Behandlung betrifft auch die medikamentöse Tumortherapie:<br />

Verschiedene Wirkstoffe können eine Hyperglykämie<br />

auslösen. Als Reaktion darauf wird unter Umständen<br />

die Krebsmedikation reduziert. Allerdings kommen<br />

diese Substanzen üblicherweise nicht in der Erstlinientherapie<br />

des Mammakarzinoms zum Zuge. Die<br />

potenziellen Auswirkungen von Anti diabetika auf das<br />

Brustkrebs risiko sind wiederum unterschiedlich.<br />

Glitazone<br />

In-vitro-Daten sprechen dafür, dass Glitazone die Proliferation<br />

maligner Zellen hemmen könnten. Die Studienlage<br />

zu diesen auch als Insulinsensitizer bezeichneten<br />

Wirkstoffen ist jedoch widersprüchlich: Eine Metaanalyse<br />

zum Mammakarzinom ergab keine Assoziation mit der<br />

Einnahme von Glitazonen. Eine neuere gepoolte Analyse<br />

fand zumindest ein geringeres Risiko (RR 0,87).<br />

■■Insulin<br />

Experimentelle Modelle haben gezeigt, dass erhöhte<br />

Spiegel von Insulin und insulin-like growth factor die Tumorgenese<br />

fördern. Die Peptide beeinflussen neben dem<br />

Blutzuckerspiegel auch die Proliferation und Differenzierung<br />

von Zellen sowie die Apoptose. Insulin und seine<br />

Analoga erhöhen den Insulinspiegel und steigern das<br />

Risiko für Pankreas- und Darmkrebs. Bedenken hinsichtlich<br />

der Entwicklung von Karzinomen bestehen vor allem<br />

bei den langwirksamen Analoga Insulin glargin,<br />

Insulin detemir und Insulin degludec. Allerdings wurde<br />

ein möglicher Zusammenhang überwiegend in Studien<br />

mit relativ kurzer Laufzeit (


das Brustkrebsrisiko?<br />

Patientinnen mit und ohne eine Therapie mit Sulfonylharnstoffen.<br />

In einer neueren Arbeit mit 9.221 Teilnehmerinnen<br />

war die Gesamtmortalität unter dieser Therapie<br />

höher als unter Metformin (HR 1,44). Daten aus qualitativ<br />

hochwertigen prospektiven Untersuchungen (beispielsweise<br />

ZODIAC-55) stehen trotz des weitverbreiteten Einsatzes<br />

der Sulfonylharnstoffe noch aus.<br />

■■Metformin<br />

Die Therapie mit Metformin hat möglicherweise einen<br />

antikanzerogenen Effekt. Studienergebnisse sprechen<br />

dafür, dass Frauen unter dem Biguanid verglichen mit<br />

anderen Wirkstoffklassen (z.B. Sulfonylharnstoffe) seltener<br />

ein invasives Mammakarzinom entwickeln (HR 0,75).<br />

Diese Assoziation gilt auch für Malignome, die Östrogenund<br />

Progesteronrezeptor-positiv sind. Patientinnen mit<br />

HER2+ Tumor zeigten unter Metformin sowohl ein längeres<br />

krankheitsfreies als auch Gesamtüberleben. In einer<br />

Metaanalyse mit mehr als 31.000 Brustkrebspatientinnen<br />

waren diejenigen, die Metformin erhielten, signifikant<br />

im Vorteil hinsichtlich der allgemeinen Sterblichkeit<br />

und des progressionsfreien Überlebens (HR<br />

0,77 bzw. 0,64).<br />

vermehrt dokumentiert; in Beobachtungsstudien trat<br />

dieser sogar seltener auf. Die durchschnittliche Laufzeit<br />

der eingeschlossenen Arbeiten war allerdings mit 1,5 Jahren<br />

zu kurz für eine endgültige Einschätzung, schreiben<br />

Garczorz und Kolleg:innen.<br />

■■SGLT-2-Inhibitoren<br />

In einer Metaanalyse randomisierter Studien mit knapp<br />

50.000 Teilnehmenden konnte für Gliflozine hinsichtlich<br />

der Malignominzidenz kein Unterschied zu Vergleichssubstanzen<br />

gezeigt werden (OR 0,98). Eine neuere gepoolte<br />

Auswertung berücksichtigte die Daten von fast<br />

100.000 Erwachsenen. Den Studienautor:innen zufolge<br />

zeigten SGLT-2-Hemmer bei einer Mindestbeobachtungszeit<br />

von 48 Wochen nur einen geringen bis gar keinen<br />

Einfluss auf das Brustkrebsrisiko (RR 1,<strong>01</strong>). Für eine<br />

zuverlässige Einschätzung müssen den Autor:innen zufolge<br />

jedoch die Ergebnisse aktuell laufender Studien abgewartet<br />

werden.<br />

❙<br />

Garczorz W et al., Cancers 2<strong>02</strong>4; 16:299;<br />

doi: 10.3390/cancers16<strong>02</strong><strong>02</strong>99<br />

■■GLP-1-Rezeptor-Agonisten<br />

Hinweise aus tierexperimentellen und In-vitro-<br />

Studien, wonach GLP-1-Rezeptor-Agonisten möglicherweise<br />

die Karzinogenese in Betazellen fördern,<br />

konnten für Menschen mit Diabetes<br />

Typ 2 klar widerlegt<br />

werden. Studienergebnisse<br />

zeigen eindeutig, dass Inkretinmimetika<br />

das Brustkrebsrisiko<br />

nicht erhöhen. In einer Metaanalyse<br />

mit über 48.000 Teilnehmerinnen<br />

entwickelten 130 Frauen,<br />

die einen GLP-1-Rezeptor-Agonisten<br />

erhalten hatten, ein Mammakarzinom.<br />

Ohne diesen waren es 107. Somit<br />

bestand kein signifikanter Unterschied.<br />

Auch benigne Neoplasien<br />

traten nicht vermehrt auf.<br />

■■DPP-4-Inhibitoren<br />

Bedenken gab es zudem zunächst<br />

gegenüber Dipeptidylpeptidase-4<br />

(DPP-4)-Hemmern. Was das Risiko<br />

für Pankreas- und Schilddrüsenkarzinome<br />

angeht, zeigte eine Metaanalyse jedoch<br />

keine signifikanten Veränderungen.<br />

Auch Brustkrebs wurde unter Gliptinen in randomisierten,<br />

kontrollierten Untersuchungen nicht<br />

1-2/24 CC


zulassungen<br />

Idecabtagene Vicleucel / Ciltacabtagene Autoleucel / Pembrolizumab / Selpercatinib<br />

Diverse Indikationserweiterungen<br />

Multiples Myelom (MM) 1. Der CHMP der<br />

EMA empfiehlt die Erweiterung der Indikation<br />

von Idecabtagene Vicleucel (Abecma<br />

® ) für die Behandlung von Patient:innen<br />

mit refraktärem oder rezidivierendem MM,<br />

die bereits zwei (statt früher drei) vorangegangene<br />

Therapien erhalten haben, inklusive<br />

eines immunmodulierenden Wirkstoffes,<br />

eines Proteasomhemmers und eines Anti-<br />

CD38-Antikörpers, und die ein Fortschreiben<br />

nach der letzten Therapie gezeigt haben.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/<br />

variation/abecma<br />

Multiples Myelom (MM) 2. Der CHMP der<br />

EMA empfiehlt die Erweiterung der Indikation<br />

von Ciltacabtagene Autoleucel (Carvykti<br />

® ) für die Behandlung von Erwachsenen<br />

mit refraktärem oder rezidivierendem<br />

MM, die zumindest eine (statt zuvor drei)<br />

vorherige Therapie erhalten haben, inklusive<br />

eines Immunmodulators und eines Proteasominhibitors,<br />

und die nach der letzten<br />

Therapie eine Progression gezeigt haben<br />

und die refraktär nach einer Lenalidomid-<br />

Therapie waren.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/<br />

variation/carvykti<br />

Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom<br />

(NSCLC). Der CHMP der EMA empfiehlt die<br />

Erweiterung der Indikation von Pembrolizumab<br />

(Keytruda ® ) bei NSCLC in Kombination<br />

mit platinhaltiger Chemotherapie als<br />

neoadjuvante Behandlung, die anschließend<br />

als adjuvante Monotherapie weitergeführt<br />

wird. Pembrolizumab ist indiziert für<br />

die Behandlung erwachsener Patient:innen<br />

mit resezierbarem NSCLC mit einem hohen<br />

Risiko für ein Wiederauftreten.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/<br />

variation/keytruda-1<br />

Schilddrüsenkarzinom. Der CHMP der EMA<br />

empfiehlt weiters eine neue Indikation für<br />

Selpercatinib (Retsevmo ® ) für die Behandlung<br />

von Adoleszenten (ab dem 12. Lebensjahr)<br />

und Erwachsenen mit fortgeschrittenem,<br />

RET-Fusions-positivem Schilddrüsenkrebs,<br />

der auf radioaktives Jod rezidiviert.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/<br />

EPAR/retsevmo<br />

Retifanlimab beim<br />

Merkelzellkarzinom<br />

Der Ausschuss für Humanarzneimittel<br />

(CHMP) der EMA hat ebenfalls am 22.<br />

Februar 2<strong>02</strong>4 die Zulassung von Retifanlimab<br />

für die Behandlung des Merkelzellkarzinoms<br />

(MCC) empfohlen.<br />

Retifanlimab wird als 500mg-Konzentrat<br />

zur Herstellung einer Infusionslösung<br />

verfügbar sein. Der antineoplastische<br />

Wirkstoff bindet an den PD-1-Rezeptor<br />

(programmiertes Zelltod-Protein 1),<br />

hemmt dessen Interaktion mit seinen Liganden<br />

PD-L1 und PD-L2 und potenziert<br />

die T-Zell-Antwort in der Mikroumgebung<br />

des Tumors.<br />

Der Nutzen von Retifanlimab liegt in der<br />

objektiven Ansprechrate sowie in der<br />

Dauer des Ansprechens bei Patient:innen<br />

mit metastasiertem oder rezidivierendem,<br />

lokal fortgeschrittenem MCC, das<br />

weder bestrahlt noch operiert werden<br />

kann.<br />

Retifanlimab ist als Monotherapie indiziert<br />

für die Erstlinientherapie bei Erwachsenen<br />

mit metastasiertem oder rezidivierendem,<br />

lokal fortgeschrittenem<br />

MCC, das einer kurativen Operation oder<br />

Strahlentherapie nicht zugänglich ist.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/<br />

human/EPAR/zynyz-0<br />

Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom<br />

Der Ausschuss für Humanarzneimittel<br />

(CHMP) der europäischen Zulassungsbehörde<br />

(EMA) hat am 22. Februar 2<strong>02</strong>4 die Zulassung<br />

von Tislelizumab für die Behandlung<br />

des lokal fortgeschrittenen oder metastasierenden<br />

nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms<br />

(NSCLC) als Monotherapie oder in Kombination<br />

mit Chemotherapie empfohlen.<br />

Das Medikament wird als 100mg-Konzentrat<br />

zur Herstellung einer Infusionslösung verfügbar<br />

sein. Die aktive Substanz Tislelizumab<br />

ist ein antineoplastisches Agens, welches als<br />

humanisierter monoklonaler Antikörper der<br />

IgG4-Variante T-Zell-Reaktionen – einschließlich<br />

Anti-Tumor-Reaktionen – durch<br />

Blockade der PD-1-Bindlung an PD-L1- und<br />

PD-L2-Liganden verstärkt.<br />

Der Nutzen von Tislelizumab besteht in der<br />

Verbesserung der Gesamtüberlebenszeit<br />

und des progressionsfreien Überlebens bei<br />

Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem<br />

oder metastasiertem NSCLC. Dies wurde in<br />

drei offenen, randomisierten Phase-III-Studien<br />

gezeigt, in denen Tislelizumab (entweder<br />

als Monotherapie oder in Kombination)<br />

mit Chemotherapie verglichen wurde.<br />

Tislelizumab ist in Kombination mit Pemetrexed<br />

und platinhaltiger Chemotherapie für<br />

die Erstlinie bei erwachsenen Patient:innen<br />

mit nicht-squamösem NSCLC indiziert, deren<br />

Tumoren eine PD-L1-Experession auf<br />

Tislelizumab<br />

≥50 Prozent der Tumorzellen aufweisen und<br />

die keine EGFR- oder ALK-positiven Mutationen<br />

haben, sowie Patient:innen, die ein<br />

lokal fortgeschrittenes NSCLC aufweisen,<br />

das nicht für eine chirurgische Resektion<br />

oder eine platinhaltige Radiochemotherapie<br />

infrage kommt, oder Patient:innen, deren<br />

NSCLC metastasiert ist.<br />

Tislelizumab ist weiters indiziert in Kombination<br />

mit Carboplatin und entweder mit Paclitaxel<br />

oder nab-Paclitaxel für die Erstlinienbehandlung<br />

erwachsener Patient:innen mit<br />

nicht-kleinzelligem Plattenepithel-Lungenkarzinom,<br />

sowie Patient:innen, die ein lokal<br />

fortgeschrittenes NSCLC aufweisen, das<br />

nicht für eine chirurgische Resektion oder eine<br />

platinhaltige Radiochemotherapie infrage<br />

kommt, oder für Patient:innen mit metastasiertem<br />

NSCLC.<br />

Tislelizumab ist zudem auch als Monotherapie<br />

für die Behandlung von Erwachsenen mit<br />

lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem<br />

NSCLC nach vorheriger platinbasierter Therapie<br />

indiziert. Patient:innen mit EGFR-mutiertem<br />

oder ALK-positivem NSCLC sollten<br />

vor der Behandlung mit Tislelizumab ebenfalls<br />

zielgerichtete Therapien erhalten haben.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/<br />

EPAR/tizveni<br />

42 <strong>onko</strong><br />

CC 1-2/24


Mammakarzinom. Eribulin (Mevlyq®) wurde<br />

am 15. Dezember 2<strong>02</strong>3 für die Behandlung<br />

des lokal fortgeschrittenen oder metastasierenden<br />

Brustkrebses, welcher weiter<br />

fortschreitet, nach zumindest einer vorangegangenen<br />

Behandlung für fortgeschrittenen<br />

Krebs von der EMA zugelassen. Die<br />

Vortherapien sollten Krebsmedikamente<br />

wie Anthracycline und Taxane beinhalten,<br />

bis diese Therapien nicht mehr geeignet<br />

waren.<br />

Eribulin wird auch für die Behandlung von<br />

Erwachsenen mit fortgeschrittenem oder<br />

metastasierendem Liposarkom eingesetzt,<br />

das operativ nicht entfernt werden kann. Es<br />

wird bei Patientinnen eingesetzt, die bereits<br />

Eribulin / Pomalidomid<br />

Generika für Brustkrebs & Multiples Myelom zugelassen<br />

mit Anthracyclinen behandelt wurden.<br />

Das Referenzmedikament ist Halaven®.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/<br />

EPAR/mevlyq<br />

Multiples Myelom (MM). Positiv als Generikum<br />

von der EMA bewertet und mittlerweile<br />

zugelassen (13.3.2<strong>02</strong>4) wurde Pomalidomid<br />

(Pomalidomid Viatris®) für die Behandlung<br />

des Multiplen Myeloms (MM). Das Referenzmedikament<br />

ist Imnovid®, das seit 2<strong>01</strong>3<br />

in der EU zugelassen ist.<br />

Das Generikum ist indiziert in Kombination<br />

mit Bortezomib und Dexamethason für die<br />

Behandlung von Erwachsenen mit Multiplem<br />

Myelom, die zumindest eine vorangegangene<br />

Behandlung inklusive Lenalidomid<br />

erhalten haben.<br />

Weiters ist das generische Pomalidomid in<br />

Kombination mit Dexamethason bei Erwachsenen<br />

mit rezidivierendem oder refraktärem<br />

MM zugelassen, die zumindest zwei vorhergehende<br />

Therapieregime erhalten haben,<br />

inklusive sowohl Lenalidomid als auch Bortezomib,<br />

und die eine Krankheitsprogression<br />

nach der letzten Behandlung gezeigt haben.<br />

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/<br />

EPAR/pomalidomide-viatris<br />

Fachkurzinformationen<br />

Braftovi ® 50 mg Hartkapseln; Braftovi ® 75 mg Hartkapseln. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Braftovi 50 mg Hartkapseln: Jede Hartkapsel enthält 50 mg Encorafenib; Braftovi 75 mg Hartkapseln: Jede Hartkapsel enthält<br />

75 mg Encorafenib. Liste der sonstigen Bestandteile: Kapselinhalt: Copovidon (E1208), Poloxamer 188, mikrokristalline Cellulose (E460i), Bernsteinsäure (E363), Crospovidon (E12<strong>02</strong>), hochdisperses Siliciumdioxid (E551), Magnesiumstearat<br />

(E470b); Kapselhülle: Gelatine (E441), Titandioxid (E171), Eisen(III)-oxid (E172), Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172), Eisen(II,III)-oxid (E172); Druckertinte: Schellack (E904), Eisen(II,III)-oxid (E172), Propylenglycol (E1520). Anwendungsgebiete:<br />

Encorafenib in Kombination mit Binimetinib ist angezeigt zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit nicht-resezierbarem oder metastasiertem Melanom mit einer BRAF-V600-Mutation; Encorafenib in Kombination mit Cetuximab ist angezeigt<br />

zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom mit einer BRAF-V600E-Mutation, die eine systemische Vortherapie erhalten haben (siehe Abschnitte 4.4 und 5.1 der Fachinformation). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit<br />

gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 der Fachinformation genannten sonstigen Bestandteile. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastische Mittel, Proteinkinase-Inhibitoren; ATC-Code: L<strong>01</strong>EC03. Inhaber der<br />

Zulassung: Pierre Fabre Médicament, Les Cauquillous, 81500 Lavaur, Frankreich. Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: 03/2<strong>02</strong>4. Weitere Angaben zu besonderen Warnhinweisen und<br />

Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie potenziellen Gewöhnungseffekten sind<br />

der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen (http://www.basg.gv.at – Rubrik Arzneispezialitätenregister). Pierre Fabre Pharma Austria, Jasminstr. 2, 4600 Wels.<br />

▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung<br />

zu melden. Meldung von Nebenwirkungen an: Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen, Traisengasse 5, 1200 Wien, Österreich, Fax: + 43 (0) 50 555 36207, Website: http://www.basg.gv.at und an Roche Austria GmbH, austria.drug_safety@roche.com.<br />

Columvi ® 2,5 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Columvi ® 10 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Columvi 2,5 mg Konzentrat zur<br />

Herstellung einer Infusionslösung: Jede Durchstechflasche mit 2,5 ml Konzentrat enthält 2,5 mg Glofitamab in einer Konzentration von 1 mg/ml. Columvi 10 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung: Jede Durchstechflasche mit 10 ml<br />

Konzentrat enthält 10 mg Glofitamab in einer Konzentration von 1 mg/ml. Glofitamab ist ein humanisierter bispezifischer, monoklonaler Anti-CD20/Anti-CD3-Antikörper, der in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) mittels rekombinanter<br />

Desoxyribonukleinsäure(DNA)-Technologie hergestellt wird. Liste der sonstigen Bestandteile: Histidin, Histidinhydrochlorid-Monohydrat, Methionin, Saccharose, Polysorbat 20 (E432), Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete:<br />

Columvi als Monotherapie ist angezeigt für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffusem großzelligem B-Zell- Lymphom (DLBCL) nach zwei oder mehr systemischen Behandlungslinien. Gegenanzeigen:<br />

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, gegen Obinutuzumab, oder einen der sonstigen Bestandteile. Bitte entnehmen Sie spezifische Gegenanzeigen für Obinutuzumab der Fachinformation für Obinutuzumab. Inhaber der Zulassung: Roche<br />

Registration GmbH, Emil-Barell-Straße 1, 79639 Grenzach-Wyhlen, Deutschland. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastische<br />

Substanzen, andere monoklonale Antikörper und Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, ATC-Code: L<strong>01</strong>FX28. Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige<br />

Wechselwirkungen sowie Informationen zu Schwangerschaft und Stillzeit und zu Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

Gazyvaro ® 1.000 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Durchstechflasche mit 40 ml Konzentrat enthält 1.000 mg Obinutuzumab, entsprechend einer Konzentration von<br />

25 mg/ml vor Verdünnung. Obinutuzumab ist ein humanisierter monoklonaler Typ-II-anti-CD20-Antikörper der IgG1-Subklasse, der durch Humanisierung des parentalen B-Ly1-Maus-Antikörpers gewonnen und mittels rekombinanter DNA-Technologie<br />

aus einer Ovarialzelllinie des chinesischen Hamsters hergestellt wird. Liste der sonstigen Bestandteile: Histidin, Histidinhydrochlorid-Monohydrat, Trehalose-Dihydrat, Poloxamer 188, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete:<br />

Chronische lymphatische Leukämie (CLL): Gazyvaro in Kombination mit Chlorambucil wird bei erwachsenen Patienten mit nicht vorbehandelter CLL angewendet, die aufgrund von Begleiterkrankungen für eine Therapie mit einer vollständigen<br />

Dosis von Fludarabin nicht geeignet sind (siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt 5.1 „Pharmakodynamische Eigenschaften“). Follikuläres Lymphom (FL): - Gazyvaro in Kombination mit Chemotherapie, gefolgt von einer Gazyvaro Erhaltungstherapie<br />

bei Patienten mit einem Therapieansprechen wird angewendet bei Patienten mit nicht vorbehandeltem fortgeschrittenem FL(siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt 5.1 „Pharmakodynamische Eigenschaften“). - Gazyvaro<br />

in Kombination mit Bendamustin, gefolgt von einer Gazyvaro Erhaltungstherapie, wird angewendet bei Patienten mit FL, die auf eine Behandlung mit Rituximab oder einem Rituximab-haltigen Regime nicht angesprochen haben oder während<br />

bzw. bis zu 6 Monate nach der Behandlung progredient wurden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Inhaber der Zulassung: Roche Registration GmbH, Emil-Barell-Straße 1, 79639<br />

Grenzach-Wyhlen, Deutschland. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastika, monoklonale Antikörper, ATC-Code: L<strong>01</strong>XC15. Besondere<br />

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen sowie Informationen zu Schwangerschaft und Stillzeit und zu Nebenwirkungen<br />

sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. April 2<strong>01</strong>9<br />

Impressum<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: MedTriX GmbH DVR-Nr.: 4007613 Verlagsanschrift: Forum Schönbrunn, Grünbergstraße 15, 1120 Wien, Tel.: <strong>01</strong>/54 600-0 Geschäftsführer: Markus Zobel, E-Mail: markus.<br />

zobel@medtrix.group Prokuristen: Brigitte Steinbauer Bakk. rer.soc.oec, Malte Wagner, Gundula Buchmann, Katharina Weixelbraun Unternehmensgegenstand der MedTriX GmbH: Herausgabe, Verlag, Druck und<br />

Vertrieb von Zeitungen und Zeitschriften sowie sonstiger periodischer Druckschriften. Die Produktion und der Vertrieb von Videofilmen. Die Durchführung von Werbungen aller Art, insbesondere Inseratenwerbung<br />

(Anzeigen annahme), Plakatwerbung, Ton- und Bildwerbung, Reportagen, Ausarbeitung von Werbeplänen und alle sonstigen zur Förderung der Kundenwerbung dienenden Leistungen. Alleinige Gesellschafterin der<br />

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1-2/24<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

43


pharmanews<br />

Omjjara (Momelotinib)<br />

Neue Zulassung für anämische MF-Patient:innen<br />

Omjjara (Momelotinib) wurde im Jänner 2<strong>02</strong>4 von der Europäischen<br />

Kommission für Myelofibrose(MF)-Patient:innen mit moderater/<br />

schwerer Anämie zugelassen und ist ab sofort in Österreich verfügbar. 1<br />

• Omjjara konnte in den Zulassungsstudien (MOMENTUM, SIMPLIFY-1<br />

[Kohorte der anämischen Patient:innen mit Hämoglobin


pharmanews / symptoma.com – patientenfall<br />

Forschungsförderung<br />

Creating Possible Award<br />

Zum zweiten Mal wurde heuer der „CREATING POSSIBLE AWARD“ von<br />

der Firma Gilead vergeben, diesmal an innovative Forschungs- und Community-Projekte<br />

aus dem Bereich der Onkologie. Bewertet wurden die<br />

eingereichten Projekte von einem unabhängigen Expert:innengremium.<br />

Fünf Projekte wurden ausgewählt und erhielten nun bei der Preisverleihung<br />

jeweils bis zu 25.000 Euro Forschungsförderung.<br />

• Priv.-Doz. Dr. Andreas Seeber, PhD, untersucht an der Med Uni Innsbruck,<br />

welche Gene und Signalwege für Resistenzen bei der Behandlung<br />

des nicht-kleinzelligen Lungenkrebses verantwortlich sind.<br />

• Dr. Sayantanee Dutta arbeitet an der Med Uni Graz daran, neue Wege<br />

zu finden, um eine besonders aggressive Untergruppe der akuten myeloischen<br />

Leukämie, die TP53-mutierte akute myeloische Leukämie, besser<br />

zu behandeln. Denn bisher haben TP53-mutierte AML-Patient:innen<br />

eine mittlere Gesamtüberlebenszeit von nur sechs Monaten.<br />

• Ebenfalls an der Med Uni Graz untersuchen Ass.-Prof. Dr. Andreas<br />

Reinisch, PhD, und sein Team, wie das Immunsystem auf bestimmte<br />

Genmutationen bei Bluterkrankungen reagiert. Dies könnte zur Entwicklung<br />

gezielter Therapien führen und hat somit das Potenzial, die<br />

Prognose und die Lebensqualität von MDS-Patient:innen durch eine<br />

effektivere und personalisierte Behandlung zu verbessern.<br />

V.l.n.r.: Dr. Evelyne Ellinger (Gilead Sciences Österreich), Priv.-Doz. Dr. Andreas<br />

Seeber (Med Uni Innsbruck), Dr. Sayantanee Dutta (Med Uni Graz), Martina Löwe<br />

(Österreichische Krebshilfe), Ass.-Prof. Dr. Andreas Reinisch (Med Uni Graz)<br />

• Am Salzburg Cancer Research Institute setzen Assoc. Prof. Dr. Thomas<br />

Melchardt und Dr. Michael Leisch auf sportmedizinische Trainingstherapie,<br />

um Menschen mit Lymphomerkrankungen nach einer CAR-T-<br />

Zell-Therapie zu helfen.<br />

• Die Österreichische Krebshilfe hat unter Martina Löwe mit dem Podcast<br />

„Herrenzimmer“ eine Plattform geschaffen, die männlichen Lungenkrebspatienten<br />

Austausch und Hilfe für den Umgang mit ihrer Erkrankung<br />

bietet. Sie erhielt dafür ebenfalls eine Förderung.<br />

Gilead-Sciences-Verleihung des „CREATING POSSIBLE AWARD“, Wien, 25.1.24<br />

Symptoma.com – Patientenfall<br />

Früher als erwartet<br />

Ein 12-jähriges Mädchen nimmt trotz Nackenschmerzen und verschwommener<br />

Sicht an einem Wettkampf im Wasserspringen teil. Bei einer anschließenden<br />

Routineuntersuchung wird festgestellt, dass sie außerdem Fieber hat.<br />

Die erste Verdachtsdiagnose lautet Meningitis, aber so richtig wollen die<br />

Symptome nicht zusammenpassen: Zwar hat die Patientin rot-violette Hautflecken,<br />

nach eigenen Angaben seien diese aber durch ihren neuen Badeanzug<br />

entstanden. Außerdem ist auffällig, dass ihr zwar Drehbewegungen<br />

des Halses Schmerzen bereiten, nicht aber Auf- und Abbewegungen des<br />

Kopfes. Eine Lumbalpunktion bringt nur insofern neue Erkenntnisse, als sich<br />

keinerlei Hinweise auf eine Infektion finden lassen.<br />

Der Blutdruck der jungen Patientin ist erhöht und sie neigt offensichtlich zu<br />

Blutungen: Sie weist sowohl Zahnfleisch- als auch intestinale Blutungen auf.<br />

Darüber hinaus zeigt sie mit steigender Frequenz Absencen, die nach entsprechender<br />

bildgebender Diagnostik mit intrakraniellen Blutungen in Zusammenhang<br />

gebracht werden können.<br />

Blutanalysen bestätigen den Verdacht auf eine Thrombozytopenie. Im Blutausstrich<br />

sind zudem geschädigte Erythrozyten zu erkennen.<br />

Für alle Beteiligten vollkommen unerwartet kommt zudem die Diagnose,<br />

dass das Mädchen schwanger ist.<br />

Foto: MAK/stock.adobe.com<br />

Was ist die wahrscheinlichste Diagnose? (Auflösung siehe QR-Code)<br />

(A) Dieulafoy-Läsion<br />

(B) Faktor-VII-Mangel<br />

(C) Hämolytisch-urämisches Syndrom<br />

(D) HELLP-Syndrom<br />

(E) HIV-Infektion<br />

(F) Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura<br />

Wir stellen regelmäßig eine lehrreiche Kasuistik vor,<br />

die von „Symptoma“ (www.symptoma.com) zur<br />

Verfügung gestellt wird. Die Patientenfälle und deren<br />

Auflösung finden Sie auf www.medonline.at/sycco.<br />

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