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CliniCum neuropsy 04/2023

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<strong>neuropsy</strong> 4/<strong>2023</strong><br />

DAS FACHMEDIUM FÜR NEURO<br />

Grüne Box IND<br />

– einfach nur dabei zu sein<br />

Schizophrenie:<br />

ospitalisierungen (b)2<br />

egativsymptomen 1,4<br />

Vergleich zu<br />

mit Aripiprazol oral 3,4<br />

mit standardtherapeutischen oralen Antipsychotika (6,6 % vs. 28,1 %). Mirror-Image-Studien haben<br />

verschiedene Einschränkungen, z. B. keine parallelisierte, mit einem Wirkstoff behandelte Kontrollgruppe;<br />

es ist schwierig, den Effekt der medikamentösen Behandlung von dem Studieneffekt zu unterscheiden;<br />

Einfluss von anderen unabhängigen Faktoren (beispielsweise durch das Muster für die Aufnahme der<br />

Patienten in die Studie, den Versicherungsschutz, die Verfügbarkeit von Krankenhausbetten und die<br />

Verfügbarkeit einer gemeindebezogenen Unterstützung). (c) Die am häufigsten von Patienten berichteten<br />

Nebenwirkungen ≥ 5 % in zwei doppelblind kontrollierten klinischen Studien von Abilify Maintena ® waren<br />

Gewichtszunahme (9,0 %), Akathisie (7,9 %), Schlaflosigkeit (5,8 %) und Schmerzen an der Injektionsstelle<br />

(5,1 %). (d) QUALIFY: Eine 28-wöchige, randomisierte, offene, Auswerterverblindete (hinsichtlich QLS,<br />

IAQ), direkte Vergleichsstudie von Abilify Maintena ® 1 x monatlich und Paliperidonpalmitat 1 x monatlich.<br />

Nach dem Nachweis der Nicht-Unterlegenheit wurde auf Überlegenheit geprüft. Die Aussagekraft als<br />

offene Studie unterliegt bestimmten Einschränkungen. So kann die Bereitschaft, sich das Medikament<br />

applizieren zu lassen und das Wissen um die angewendete Behandlung die Aussagen beeinflussen.<br />

ABIL-0288, 09/2022<br />

Österreichische Post AG, MZ 18Z<strong>04</strong>1571 M, MedTriX GmbH, Grünbergstr. 15, 1120 Wien, Retouren an PF 100, 1350 Wien<br />

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i.v.-Migräneprophylaxe mit VYEPTI ®<br />

STARK: Reduziert signifikant<br />

die MMDs gegenüber Placebo 1, 2<br />

SCHNELL: Wirkt bereits an Tag 1 1-4<br />

LANG WIRKSAM: Anwendung<br />

1 x alle 12 Wochen 5


Grüne Box IND<br />

Abilify Maintena ®<br />

400 mg Fertigspritze<br />

Abilify Maintena ® ,<br />

1x monatlich bei Schizophrenie:<br />

i.v.-Migräneprophylaxe<br />

mit VYEPTI ®<br />

STARK: Reduziert signifikant<br />

die MMDs gegenüber Placebo 1, 2<br />

SCHNELL: Wirkt bereits an Tag 1 1-4<br />

• Signifikante Reduktion von Rezidiven (a)1,4<br />

und Hospitalisierungen (b)2<br />

• Nachgewiesene Wirksamkeit bei Positiv- und<br />

Negativsymptomen 1,4<br />

• Überlegene Verbesserung der Lebensqualität im<br />

Vergleich zu Paliperidonpalmitat 1x monatlich (d)5<br />

• Gutes Verträglichkeitsprofil (c)1,3 – vergleichbar<br />

mit Aripiprazol oral 3,4<br />

LANG WIRKSAM: Anwendung<br />

1x alle 12 Wochen 5<br />

• Fertigspritze<br />

• deltoidal oder gluteal<br />

GRÜNE BOX<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 35<br />

EPTI-0035, 02/<strong>2023</strong><br />

1. Ashina M, et al., Eptinezumab in episodic migraine: A randomized, double-blind,<br />

placebo-controlled study (PROMISE-1). Cephalalgia. 2020 Mar;40(3):241–54.<br />

2. Lipton RB et al., Efficacy and safety of eptinezumab in patients with chronic<br />

migraine: PROMISE-2. Neurology. 2020 Mar 31;94(13):e1365–77.<br />

3. Dodick DW et al., Eptinezumab Demonstrated Efficacy in Sustained Prevention<br />

of Episodic and Chronic Migraine Beginning on Day 1 After Dosing. Headache.<br />

2020;60(10):2220–2231.<br />

4. Winner PK et al., Effects of Intravenous Eptinezumab vs Placebo on Headache<br />

Pain and Most Bothersome Symptom When Initiated During a Migraine Attack:<br />

A Randomized Clinical Trial. JAMA 2021 Jun 15;325(23):2348–2356.<br />

5. Aktuelle Fachinformation Vyepti®.<br />

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1 Kane JM et al. J Clin Psychiatry. 2012;73(5):617-24. 2 Kane JM et al. J Med Econ 2013; 16 (7):917–925. 3 Fleischhacker<br />

WW et al. Int Clin Psychopharmacol 2013;28:171-176. 4 Fleischhacker WW et al. Br J Psychiatry 2014;205:135-144.<br />

5 Naber D et al. Schizophren Res 2015;168:498-5<strong>04</strong>.<br />

(a) In einer 38-wöchigen, aktiv kontrollierten Nicht-Unterlegenheitsstudie zum Vergleich von Aripiprazol einmal<br />

monatlich 400 mg und oralem Aripiprazol (10 – 30 mg / Tag) war die geschätzte Rate bevorstehender Rückfälle für Abilify<br />

Maintena ® vergleichbar mit der Rate für orales Aripiprazol (7,1 % vs. 7,8 %). Beide Behandlungen waren Aripiprazol-Depot<br />

50 mg einmal monatlich überlegen (21,8 %, p ≤ 0,001). In einer 52-wöchigen Studie konnte Abilify Maintena ® die Zeit<br />

bis zum drohenden Rückfall signifikant vs. Placebo verlängern (p < 0,0001; HR = 5,03). (b) In einer Mirror-Image-Studie<br />

war die Gesamtrate psychiatrischer Hospitalisierungen bei 3-monatiger prospektiver Behandlung mit Aripiprazol-Depot<br />

signifikant niedriger (p < 0,0001) als bei 3-monatiger retrospektiver Behandlung mit standardtherapeutischen oralen<br />

Antipsychotika (6,6 % vs. 28,1 %). Mirror-Image-Studien haben verschiedene Einschränkungen, z. B. keine parallelisierte,<br />

mit einem Wirkstoff behandelte Kontrollgruppe; es ist schwierig, den Effekt der medikamentösen Behandlung von<br />

dem Studieneffekt zu unterscheiden; Einfluss von anderen unabhängigen Faktoren (beispielsweise durch das Muster<br />

für die Aufnahme der Patienten in die Studie, den Versicherungsschutz, die Verfügbarkeit von Krankenhausbetten<br />

und die Verfügbarkeit einer gemeindebezogenen Unterstützung). (c) Die am häufigsten von Patienten berichteten<br />

Nebenwirkungen ≥ 5 % in zwei doppelblind kontrollierten klinischen Studien von Abilify Maintena ® waren<br />

Gewichtszunahme (9,0 %), Akathisie (7,9 %), Schlaflosigkeit (5,8 %) und Schmerzen an der Injektionsstelle (5,1 %).<br />

(d) QUALIFY: Eine 28-wöchige, randomisierte, offene, Auswerterverblindete (hinsichtlich QLS, IAQ), direkte<br />

Vergleichsstudie von Abilify Maintena ® 1 x monatlich und Paliperidonpalmitat 1 x monatlich. Nach dem Nachweis der<br />

Nicht-Unterlegenheit wurde auf Überlegenheit geprüft. Die Aussagekraft als offene Studie unterliegt bestimmten<br />

Einschränkungen. So kann die Bereitschaft, sich das Medikament applizieren zu lassen und das Wissen um die<br />

angewendete Behandlung die Aussagen beeinflussen.


clinicum <strong>neuropsy</strong> 4 /20 23<br />

DAS FACHMEDIUM FÜR NEUROLOGIE UND PSYCHIATRIE<br />

Österreichische Post AG, MZ 18Z<strong>04</strong>1571 M, MedTriX GmbH, Grünbergstr. 15, 1120 Wien, Retouren an PF 100, 1350 Wien EUR 5.–<br />

EAN <strong>2023</strong><br />

Praxisverändernde<br />

Studien<br />

Mangelversorgung<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

in der Krise<br />

M. Parkinson<br />

Update Biomarker &<br />

Immuntherapien<br />

Sucht<br />

Das Konzept der<br />

zieloffenen Therapie


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inhalt 4 /20 23<br />

14<br />

26<br />

22<br />

30<br />

Prophylaxe mit<br />

CGRP-Antikörpern<br />

Neues zu<br />

Morbus Parkinson<br />

Versorgung der<br />

Jungen in der Krise<br />

Zieloffene<br />

Suchttherapie<br />

8 EAN I: Highlights vom Neurologiekongress<br />

Beim 9. Kongress der European Academy of Neurology<br />

in Budapest wurde in diesem Jahr eine Vielzahl<br />

an neuen Erkenntnissen und Fortschritten im Bereich<br />

neurologischer Erkrankungen vorgestellt.<br />

14 EAN II: Migräne<br />

Wirksame Prophylaxe mit CGRP-Antikörpern<br />

24 AAN: Morbus Parkinson II<br />

Neues zu Biomarkern und Immuntherapien<br />

25 Aus der Fachliteratur I<br />

Schwindel durch internistische Erkrankungen<br />

26 Die subjektive Seite der Schizophrenie<br />

Die Versorgung der Jungen in der Krise<br />

Coverfoto: SnapVault/stock.adobe.com Fotos: Iryna Danyliuk/stock.adobe.com, LIGHTFIELD STUDIOS/stock.adobe.com, SnapVault/stock.adobe.com, rawku5/stock.adobe.com<br />

16 EAN III: Rare Diseases<br />

Der Nutzen von künstlicher Intelligenz bei seltenen<br />

neurologischen Erkrankungen<br />

17 Im Gespräch<br />

Dr. Sonja-Maria Tesar, Präsidentin der<br />

Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft<br />

18 EAN IV: Demenz<br />

Möglichkeiten und Grenzen präventiver Maßnahmen<br />

22 EAN V: Morbus Parkinson I<br />

Management von Schmerz<br />

29 Aus der Fachliteratur II<br />

Wie erfolgreiches Therapiemonitoring bei<br />

bipolarer Störung gelingt<br />

30 25. Substitutions-Forum<br />

Das Konzept der zieloffenen Suchttherapie<br />

Rubriken<br />

7 news<br />

36 literatur international<br />

37 pharmanews &<br />

symptoma.com – patientenfall<br />

Impressum<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: MedTriX GmbH DVR-Nr.: 4007613 Verlagsanschrift: Forum Schönbrunn, Grünbergstraße 15, 1120 Wien, Tel.: 01/54 600-0 Geschäftsführer: Friedrich Tomaschek, Tel.: 01/54 600-520, E-Mail: friedrich.<br />

tomaschek@medtrix.group Prokuristen: Brigitte Steinbauer, Bakk. rer. soc. oek., Malte Wagner Unternehmensgegenstand der MedTriX GmbH: Herausgabe, Verlag, Druck und Vertrieb von Zeitungen und Zeitschriften sowie sonstiger periodischer<br />

Druckschriften. Die Produktion und der Vertrieb von Videofilmen. Die Durchführung von Werbungen aller Art, insbesondere Inseratenwerbung (Anzeigenannahme), Plakatwerbung, Ton- und Bildwerbung, Reportagen, Ausarbeitung von Werbeplänen<br />

und alle sonstigen zur Förderung der Kundenwerbung dienenden Leistungen. Alleinige Gesellschafterin der MedTriX GmbH ist die Süddeutscher Verlag Hüthig GmbH. Die Süddeutscher Verlag GmbH ist 100% Eigentümer der SVHFI (Süddeutscher<br />

Verlag Hüthig Fachinformationen GmbH) Grundsätze und Ziele: Interdisziplinäres Fortbildungsmagazin für Fachärzte für Neurologie, Psychiatrie, Gynäkologie, Kinderheilkunde und alle niedergelassenen Allgemeinmediziner Leitung Redaktion/<br />

Chefredaktion: DI Monika Tenze-Kunit, MAS, Tel.: 01/54 600-612, E-Mail: monika.tenze-kunit@medtrix.group Redaktion: Mag. Katharina Hoffmann, Johanna Wolfsberger, PhD Layout & DTP: Emma Schaub, David Jentzen, Michael Köb Lektorat:<br />

Mag. Andrea Crevato Leitung Verkauf: Andreas Maier, Tel.: 01/54600-553, E-Mail: andreas.maier@medtrix.group Printmanagement: Patricia Keller, E-Mail: patricia .keller@medtrix.group oder E-Mail: at-anzeigen@medtrix.group Herstellung:<br />

Friedrich Druck & Medien GmbH, A-4020 Linz, Zamenhofstraße 43–45, www.friedrichdruck.com Erscheinungsweise: Sechsmal jährlich. Auflage: 9.800. Die mit • gekennzeichneten Beiträge enthalten Informationen, für deren Abdruck von den<br />

dort genannten Firmen Druckkostenbeiträge geleistet werden. Es handelt sich somit um entgeltliche Beiträge im Sinne § 26 Mediengesetz. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung den von<br />

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4 / 23<br />

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<strong>neuropsy</strong><br />

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<strong>neuropsy</strong> | news<br />

Foto: SOPONE/stock.adobe.com, Med Uni Graz, Taschner-Mandl Gruppe / St. Anna Kinderkrebsforschung<br />

Intrazerebrale Blutung<br />

Individuelles Risiko einer erneuten<br />

Gehirnblutung mittels MRT abschätzbar<br />

Eine häufige und besonders gefährliche Form des<br />

Schlaganfalls ist die intrazerebrale Blutung, die in<br />

Österreich rund 3.000 Mal jährlich auftritt und<br />

gemeinsam mit anderen Schlaganfallformen die<br />

dritthäufigste Todesursache darstellt. Menschen,<br />

die eine solche Gehirnblutung überlebt haben,<br />

haben generell ein erhöhtes Risiko, eine weitere<br />

Blutung zu erleiden.<br />

Häufig wäre aber aufgrund anderer Erkrankungen<br />

die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten<br />

notwendig, was zu einer schwierigen Risikoabwägung<br />

führen kann, da diese eine Gehirnblutung<br />

verschlimmern können. Daher wäre es wesentlich,<br />

die individuelle Gefahr erneuter Blutungen einzuschätzen.<br />

Die kürzlich im Journal Neurology veröffentlichte<br />

Forschungsarbeit von Simon Fandler-<br />

Höfler (Foto) von der Med Uni Graz beschäftigt<br />

sich damit, wie basierend auf MRT-Bildern das<br />

Wieder auftreten weiterer Hirnblutungen vorhergesagt<br />

werden kann.<br />

Die Studie hat die Daten von 443 Patient:innen<br />

mit Gehirnblutungen analysiert (mittleres Alter<br />

67±13 Jahre, 41% weiblich). Basierend auf den<br />

MRT-Bildern der Patient:innen wurden die Ursachen<br />

der Blutungen untersucht und es wurde geprüft,<br />

welche dieser Krankheiten das größte Risiko<br />

bergen, eine erneute Gehirnblutung hervorzurufen.<br />

Die meisten dieser Notfälle wurden durch<br />

zerebrale Mikroangiopathien verursacht. Simon<br />

Fandler-Höfler: „Oftmals wird eine<br />

Gehirnblutung einfach hingenommen<br />

und die Ursache wird<br />

nicht weiter untersucht. Dabei<br />

kann gerade die Feststellung der<br />

Grunderkrankung viele wich tige<br />

Informationen zur Prognose und<br />

zum Risiko erneuter Gehirnblutungen<br />

bieten.“<br />

Besonders hoch ist die Gefahr eines<br />

erneuten Auftretens bei der<br />

zerebralen Amyloidangiopathie, bei der es über<br />

chronische Prozesse zu Schädigungen von kleinsten<br />

Hirngefäßen und daraus folgend zu Blutungen<br />

kommen kann.<br />

Aber auch bei anderen Ursachen wie der hypertensiven<br />

zerebralen Mikroangiopathie kann dank<br />

moderner Bildgebung das individuelle Risiko einer<br />

erneuten Gehirnblutung gut eingeschätzt werden.<br />

Die Diagnose dieser Erkrankungen wird in der Regel<br />

mittels MRT des Gehirns erstellt – wobei in<br />

einer zweiten, separaten Forschungsarbeit gezeigt<br />

werden konnte, welche Diagnosekriterien der zerebralen<br />

Amyloidangiopathie für das Risiko einer<br />

erneuten Gehirnblutung besonders relevant sind.<br />

Die Studie hat gezeigt, dass anhand der MRT eine<br />

gute Einschätzung des Risikos erneuter Hirnblutungen<br />

erfolgen kann – je nach Kombination von<br />

Ursache und MRT-Veränderungen kann dieses Risiko<br />

zwischen 61 und unter einem Prozent über<br />

fünf Jahre liegen.<br />

Patient:innen mit sogenannten kryptogenen<br />

Hirnblutungen, bei denen trotz ausführlicher Untersuchung<br />

keine Ursache festgestellt werden<br />

konnte, hatten ein äußerst geringes Risiko einer<br />

erneuten Hirnblutung. Diese Untersuchungsergebnisse<br />

sind nicht nur für die Behandlung wichtig,<br />

sondern auch für die Prognose für die Betroffenen,<br />

deren Familie und Pflegende. „Die individuelle<br />

Einschätzung des Risikos kann mittels MRT<br />

erfolgen und hat zusätzlich zur<br />

unmittelbaren Bedeutung für die<br />

betroffenen Patient:innen oft<br />

auch direkte Implikationen für<br />

Entscheidungen in der medikamentösen<br />

Therapie“, so Fandler-<br />

Höfler. (red, Presseaussendung<br />

der Med Uni Graz; Fandler-Höfler<br />

S et al., Neurology <strong>2023</strong>; 101(8);<br />

Fandler-Höfler S et al., Stroke<br />

<strong>2023</strong>; 54:1901–05)<br />

Rückenschmerzen<br />

Zwei in Lancet publizierte Studien zeigen,<br />

dass bei akuten Rückenschmerzen<br />

opioidhaltige Schmerzmittel keine<br />

stärkere Wirkung haben als Placebo<br />

und bei chronischen Rückenschmerzen<br />

eine individualisierte, kognitive Verhaltenstherapie<br />

wesentlich wirksamer,<br />

anhaltender und kostengünstiger ist<br />

als eine Standardtherapie. Die randomisierte,<br />

placebokontrollierte OPAL-<br />

Studie aus Australien war die erste<br />

placebokontrollierte Studie mit einem<br />

Opioid ohne zusätzliche Gabe eines<br />

weiteren Schmerzmittels bei akuten<br />

Schmerzen im unteren Rücken oder<br />

Nackenbereich. Eine weitere Studie,<br />

„RESTORE“, ebenfalls aus Australien,<br />

untersuchte randomisiert kontrolliert<br />

bei chronischen Schmerzen im unteren<br />

Rückenbereich die sogenannte kognitive<br />

Verhaltenstherapie (CFT) im Hinblick<br />

auf Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit.<br />

Im Ergebnis war die kognitive<br />

Funktionstherapie wirksamer als die<br />

Standardbehandlung; das Biofeedback<br />

zeigte dabei keinen Zusatznutzen.<br />

(DGN, Jones CMP et al., Lancet <strong>2023</strong>;<br />

Kent P et a., Lancet <strong>2023</strong>)<br />

Nerventumoren<br />

Eine Studie unter maßgeblicher Beteiligung<br />

der St. Anna Kinderkrebsforschung<br />

zeigt, dass eine Immuntherapie<br />

nach einer Stammzelltransplantation<br />

bestimmte Nerventumoren bei<br />

Kindern nachhaltig bekämpft. Entscheidend<br />

ist dabei, dass durch Stammzellen<br />

eines Elternteils erkrankte Kinder<br />

mit einem neuen Immunsystem<br />

ausgestattet werden,<br />

das wesentlich<br />

besser auf<br />

Immuntherapien<br />

anspricht.<br />

(St. Anna Kinderkrebsforschung)<br />

Morbus Parkinson<br />

Ob mit einer Nikotinpflaster-Therapie<br />

das Fortschreiten von Morbus Parkinson<br />

im frühen manifesten Stadium verlangsamt<br />

werden kann, hat eine deutschamerikanische<br />

Studie untersucht. Die<br />

Autor:innen kommen zu dem Schluss,<br />

dass die einjährige transdermale Nikotinbehandlung<br />

auch bei Therapiebeginn<br />

im manifesten Frühstadium einer<br />

Parkinson-Erkrankung die Progression<br />

nicht verlangsamen konnte. (DGN,<br />

Oertel WH et al., NEJM Evid <strong>2023</strong>)<br />

4 / 23 CC<br />

<strong>neuropsy</strong><br />

7


European Academy of Neurology (EAN) I<br />

Die Highlights vom<br />

Neurologiekongress<br />

Beim 9. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in<br />

Budapest wurde in diesem Jahr eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen<br />

und Fortschritten im Bereich neurologischer Erkrankungen<br />

vorgestellt. Besonders interessante Ergebnisse gab es unter anderem<br />

bei der Erforschung von Migräne und Multipler Sklerose.<br />

Von Reno Barth<br />

■ Mythos bestätigt: Temperaturschwankungen<br />

lösen Migräneattacken aus<br />

Wetterschwankungen werden immer wieder als Trigger<br />

für Migräneattacken angeschuldigt. Rund jede:r zweite<br />

Migräne-Betroffene gibt einen Zusammenhang zwischen<br />

Wetterveränderungen und dem Auftreten von Attacken<br />

an. Die belastbare Datenlage dazu ist allerdings relativ<br />

dünn. Ein Team der Università Cattolica del Sacro Cuore<br />

in Rom hat sich diesem Thema nun mit einem originellen<br />

Ansatz genähert: Man korrelierte Kontakte mit der Krankenhaus-Notfallambulanz<br />

bzw. -Notaufnahme mit Wetterdaten.<br />

1 Dazu wurden die Daten aller Patient:innen ausgewertet,<br />

die in den Jahren 2010 bis 2012 die Notfallambulanz<br />

der Gemelli-Klinik in Rom wegen Kopfschmerzen<br />

kontaktierten. Gesucht wurde nach den Diagnosen Migräne<br />

mit Aura sowie Migräne ohne Aura. Insgesamt wurden<br />

an der Abteilung 1.742 Migränepatient:innen vorstellig.<br />

Davon litten 1.615 unter Migräne ohne Aura und 127 unter<br />

Migräne mit Aura. Die klinischen Daten wurden mit Wetterdaten<br />

des italienischen Wetterdienstes korreliert. Es<br />

handelt sich um eine der bislang längsten Studien in der<br />

Indikation Migräne.<br />

Die Auswertung ergab, dass eine Subgruppe von Migränepatient:innen<br />

hochsensitiv auf Variationen meteorologischer<br />

Faktoren reagiert. Die Zahl der Besuche in der Notfallambulanz<br />

war direkt korreliert mit einer Zunahme der<br />

Temperatur im Vergleich zum Vortag. Weiters wurde eine<br />

direkte Korrelation mit der Luftfeuchtigkeit zwei Tage vor<br />

der Attacke gefunden. Für den atmosphärischen Luftdruck<br />

wurde eine inverse Korrelation nachgewiesen.<br />

Plötzliche Temperaturänderungen lösen schwere Attacken<br />

aus. „Ausschlaggebend sind nicht die absoluten<br />

Werte der Veränderung, sondern die Temperaturänderung<br />

an sich“, kommentiert Studienautorin Dr. Costanza<br />

Sottani, Neurologin an der Gemelli-Klinik, die Ergebnisse.<br />

Dieser Effekt war über zwei Jahre und über die Jahreszeiten<br />

konstant zu beobachten. Dies zeige, dass offenbar<br />

plötzliche Veränderungen entscheidend sind und nicht<br />

die Temperatur selbst. Die Gruppe entwickelte die Hypothese,<br />

dass Veränderungen von Wetterparametern direkten<br />

Einfluss auf die neuronale Exzitabilität des trigeminalen<br />

Gefäßsystems oder auf damit verbundene Strukturen<br />

nehmen können und so die Attacken auslösen.<br />

Die Studie bestätige letztlich einen Mythos, so Sottani:<br />

„Manche unserer Patient:innen sagen, ihre Migräne sei<br />

präziser als der Wetterbericht.“ Dies sei zumindest zum<br />

Teil auch in älteren Studien gezeigt worden. Die aktuelle<br />

Arbeit unterscheidet sich jedoch insofern, als hier Besuche<br />

in der Notfallambulanz oder Notaufnahme ausgewertet<br />

wurden, die im Kontext einer Migräne selten aufgesucht<br />

werden. Man könne daraus schließen, so Sottani<br />

weiter, dass die Betroffenen sehr schwere Attacken durchmachten<br />

bzw. ihnen bislang unbekannte Symptome erlebten.<br />

Es bedeute auch, dass die reguläre Akutmedikation<br />

bei diesen Attacken keine Wirkung zeigte. In der Auswertung<br />

deutete nichts darauf hin, dass ein spezifischer<br />

Phänotyp der Migräne stärker als andere mit Wetterveränderungen<br />

korreliert wäre.<br />

Temperaturextreme triggern auch andere neurologische<br />

Ereignisse. Auch wenn in ihrer Arbeit keine Korrelation<br />

von Migräne mit absoluten Temperaturen gefunden<br />

wurde, sei dieses Thema weitere Untersuchungen wert, so<br />

Studienautorin Sottani, die auf einen kürzlich in „Neurology“<br />

publizierten Review hinweist. 2<br />

Dieser gelangte zu<br />

dem Ergebnis, dass nicht nur Temperaturschwankungen,<br />

sondern auch Temperaturextreme mit einer ganzen Reihe<br />

neurologischer Ereignisse korreliert sind. So traten bei<br />

extremen Temperaturen Schlaganfälle, Migräneattacken,<br />

Hospitalisierungen dementer Patient:innen sowie Exazerbationen<br />

bei Multipler Sklerose gehäuft auf. Dies könne<br />

im Hinblick auf die zu erwartende Erwärmung in Europa<br />

in Zukunft zu einem größeren Problem werden.<br />

1 Sottani C et al.: Weather impact on migraine: an Emergency<br />

Department retrospective study. EAN <strong>2023</strong>; Abstract EPO-579<br />

2 Louis S et al., Neurology <strong>2023</strong>; 100(10)<br />

■ Anti-CGRP-Therapien auch im höheren<br />

Alter uneingeschränkt wirksam<br />

Antikörper gegen CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide)<br />

oder dessen Liganden haben sich in Studien in der<br />

Prophylaxe von Migräneattacken bewährt, berichtet Dr.<br />

Alicia Gonzalez-Martinez vom Hospital Universitario de<br />

la Princesa in Madrid. Mittlerweile konnten die Ergebnisse<br />

der klinischen Studien in Langzeitbeobachtungen un-<br />

Foto: Science Photo Library/picturedesk.com<br />

8 <strong>neuropsy</strong> CC 4 / 23


ter klinischen Alltagsbedingungen bestätigt werden. Allerdings<br />

waren Migränepatient:innen über 65 Jahren aus den<br />

meis ten dieser Studien ausgeschlossen. Man wisse daher<br />

wenig über die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Anti-<br />

CGRP-Therapien in dieser Altersgruppe. Zwar nehme<br />

Migräne tendenziell mit dem Alter ab, man könne sich<br />

darauf allerdings nicht verlassen.<br />

Studiendaten zeigen, dass auch unter den über 65-Jährigen<br />

nach wie vor ein signifikanter Prozentsatz unter Migräne<br />

leidet. 1<br />

Dabei handelt es sich um eine schwierige<br />

Patientenpopulation mit häufigen Komorbiditäten wie<br />

z.B. eingeschränkter Nierenfunktion, die oft unter multipler<br />

Medikation steht. Damit gewinnt, so Gonzalez-<br />

Martinez, eine gut verträgliche Therapie gerade in dieser<br />

Population an Bedeutung.<br />

Aufgrund der häufig vorkommenden Polypharmazie<br />

müsse auch das Problem von Medikamenteninteraktionen<br />

bedacht werden. Erschwerend komme hinzu, dass<br />

im höheren Lebensalter auch die Wahrscheinlichkeit<br />

mehrfacher Vorbehandlung steige, was zu einer Einschränkung<br />

des Armamentariums führt.<br />

Case-Control-Studie in mehrfach vorbehandelter Population.<br />

Um diese Fragen beantworten zu können, führte<br />

eine spanische Gruppe eine multizentrische Case-Control-Studie<br />

durch mit dem Ziel, Charakteristika, Wirksamkeit<br />

und Verträglichkeit von Anti-CGRP-Therapien in einer<br />

älteren Population zu erheben. 2<br />

Dazu wurden zwischen<br />

2018 und 2022 Migränepatient:innen über 65 Jahren,<br />

die an spanischen Zentren Anti-CGRP-Therapien<br />

erhielten, in die Studie eingeschlossen und nach Geschlecht<br />

gematcht mit Kontrollen unter 55 Jahren verglichen,<br />

die ebenfalls unter Migräne litten und Anti-CGRP-<br />

Therapien erhielten. Alle Patient:innen entsprachen den<br />

Voraussetzungen der spanischen Krankenversicherung<br />

für die Behandlung mit Anti-CGRP, das heißt, sie litten an<br />

mindestens acht Tagen im Monat unter Migräne und hatten<br />

auf mindestens drei präventive Therapien nicht angesprochen.<br />

Im Falle der chronischen Migräne musste auch<br />

ein gescheiterter Therapieversuch mit Onabotulinumtoxin<br />

A nachweisbar sein.<br />

Erhoben wurden unter anderem demografische Charakteristika,<br />

die Zahl der Migränetage pro Monat, die Zahl der<br />

Kopfschmerztage pro Monat, Ansprechraten und Nebenwirkungen.<br />

Primärer Endpunkt war die 50-Prozent-Ansprechrate<br />

bezogen auf Migränetage nach 24 Wochen.<br />

Auch Prädiktoren für das Ansprechen in der älteren Bevölkerung<br />

wurden ermittelt.<br />

Vergleichbare Ansprechraten durch die Altersgruppen.<br />

Insgesamt wurden 228 Patient:innen (114 Fälle und 114<br />

Kontrollen) in die Studie eingeschlossen, 90 Prozent davon<br />

waren Frauen. Die Teilnehmer:innen waren im<br />

Schnitt 70,1 Jahre alt, die Kontrollen 42,9 Jahre. Die Mehrheit<br />

litt an chronischer Migräne.<br />

Die Gruppe der über 65-Jährigen wies mehr kardiovaskuläre<br />

Risikofaktoren und mehr Komorbiditäten auf und<br />

hatte auch bereits mehr gescheiterte Therapieversuche<br />

hinter sich.<br />

Die 50-Prozent-Ansprechrate lag bei den Studienpatient:innen<br />

bei 59 Prozent zu den Wochen 20 bis 24. Im Vergleich<br />

zu den Kontrollen war die Reduktion der monatlichen<br />

Kopfschmerztage zu den Wochen 8 bis 12 signifikant<br />

geringer, die Reduktion der monatlichen Migränetage zu<br />

den Wochen 20 bis 24 dafür höher. Nebenwirkungen traten<br />

in beiden Gruppen mit gleicher Häufigkeit auf. In der<br />

univarianten Analyse waren eine niedrigere Zahl monatlicher<br />

Kopfschmerztage sowie die Diagnose einer episodischen<br />

Migräne mit einem 50-prozentigem Ansprechen<br />

assoziiert.<br />

Migränetyp und -häufigkeit könnten in<br />

der älteren Population Prädiktoren für ein<br />

Ansprechen auf Anti-CGRP sein.<br />

Damit zeige die Studie, dass Anti-CGRP-Therapien in der<br />

älteren Migränepopulation wirksam und sicher sind, so<br />

Gonzalez-Martinez, und es für diese Therapie kein oberes<br />

Alterslimit gibt. Migränetyp und -häufigkeit könnten in<br />

der älteren Population Prädiktoren für ein Ansprechen auf<br />

Anti-CGRP sein. Allerdings habe die Studie über ihr offenes<br />

Design und die relativ kleine Zahl an Patient:innen<br />

hinaus einige Limitationen, da ausschließlich Patient:innen<br />

eingeschlossen waren, die an spezialisierten Kopfschmerzzentren<br />

behandelt wurden. Es handelte sich also<br />

um eine einigermaßen refraktäre Population, da in Spanien<br />

fast ausschließlich Patient:innen mit sehr schlechtem<br />

Ansprechen auf Therapien den Kopfschmerzzentren zugewiesen<br />

werden.<br />

1 Pavlović JM et al., Women’s Midlife Health 2020; 6:11<br />

2 Gonzalez-Martinez A et al.: Multicenter real-world case-control<br />

study of effectiveness, tolerability and anti-CGRP response predictors<br />

in the elderly. EAN <strong>2023</strong>; Abstract OPR-056<br />

4 / 23<br />

CC<br />

<strong>neuropsy</strong><br />

9


■■MS-Prognose: Ins Auge schauen …<br />

Die Multiple Sklerose zeigt im Verlauf starke individuelle<br />

Variabilität mit sehr unterschiedlicher Entwicklung von<br />

Behinderung. Prognostische Biomarker werden daher<br />

dringend benötigt, wie Priv.-Doz. Dr. Gabriel Bsteh von der<br />

Medizinischen Universität Innsbruck ausführt. Als geeigneter<br />

Biomarker kommt der Zustand der Netzhaut infrage.<br />

Die Dicke der peripapillären retinalen Nervenfaserschicht<br />

(peripapillary Retinal Nerve Fiber Layer – pRNFL) sowie<br />

der makulären Ganglienzellschicht und inneren plexiformen<br />

Schicht gelten als etablierte Biomarker für neuroaxonale<br />

Schäden, wurden bislang jedoch nicht als Prädiktoren<br />

von Behinderungsprogression im Kontext einer klinischen<br />

Erstpräsentation einer schubförmig verlaufenden MS untersucht.<br />

Beide Parameter können mittels optischer Kohärenztomografie<br />

(OCT) nicht-invasiv gemessen werden.<br />

Eine Studie der Med Uni Innsbruck untersuchte nun prospektiv<br />

deren Aussagekraft. Dazu wurden bei 231 Patient:innen<br />

innerhalb von 90 Tagen nach der MS-Diagnose<br />

mittels „Spectral Domain OCT“ Scans der Netzhaut aufgenommen.<br />

Die Ergebnisse wurden mit der Entwicklung von<br />

Behinderung im Ausmaß eines bestätigten EDSS-Scores<br />

≥3,0 (confirmed Expanded Disability Status Scale) korreliert<br />

und in einer multivariaten Analyse ausgewertet. Die<br />

mediane Beobachtungszeit betrug 60 (12–93) Monate. Neben<br />

dem primären Endpunkt EDSS ≥3,0 wurden als sekundäre<br />

Endpunkte die Zeit bis zu einem weiteren Schub sowie<br />

die Zeit bis zum Auftreten von PIRA (Progression Independent<br />

of Relapse Activity) erhoben. Fast die gesamte<br />

Kohorte (87%) wurde in der Beobachtungszeit mit DMTs<br />

(krankheitsmodifizierenden Therapien) unterschiedlicher<br />

Effektivität behandelt.<br />

Dünne Netzhaut mit hohem Progressionsrisiko assoziiert.<br />

Innerhalb des Beobachtungsintervalls und nach einer<br />

medianen Beobachtungszeit von 49 Monaten erreichten<br />

12,1 Prozent der Kohorte EDSS ≥3. Sowohl GCIPL (Ganglion<br />

Cell-Inner Plexiform Layer) mit einem Cut-off


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Martínez, J., Anta, L., Naber, D., Correll,C.U. Long-term efficacy and safetyofonce-monthlyRisperidone<br />

ISM® in the treatment of schizophrenia: Results from a 12-month open-label extension study. Schizophr<br />

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9. Kongress der<br />

European Academy<br />

of Neurology (EAN),<br />

Budapest &<br />

virtuell, 1.–4.7.23<br />

gemessen als NEDA (No Evidence for Disease Activity),<br />

festgestellt werden. 1<br />

Bislang war allerdings nicht bekannt,<br />

wie sich die aHSCT auf den Endpunkt PIRA (Progression<br />

Independent of Relapse Activity) auswirkt. PIRA<br />

gilt heute als wichtigster Treiber der Behinderungsprogression<br />

bei früher schubförmiger MS und kann durch<br />

DMTs nur wenig beeinflusst werden.<br />

Kein Vorteil von aHSCT bei primärem Endpunkt, jedoch<br />

bei sekundären Endpunkten. Eine italienische Gruppe<br />

untersuchte nun in einer retrospektiven Single-Center-<br />

Studie den Effekt von aHSCT auf PIRA im Vergleich zu Natalizumab.<br />

2<br />

Dazu wurden Patient:innen ausgewertet, die<br />

am Zentrum an einer offenen Studie zur Stammzelltransplantation<br />

bei MS teilgenommen hatten. Die Kontrollgruppe<br />

waren Patient:innen, die am Zentrum während<br />

des Studienzeitraums zwischen 2007 und 2018 eine Behandlung<br />

mit Natalizumab erhalten hatten. Der Therapie<br />

mit Natalizumab oder der aHSCT waren verschiedene<br />

andere DMTs vorausgegangen, wobei Interferone am<br />

häufigsten eingesetzt worden waren. Die Kohorte war mit<br />

bis zu sieben DMTs stark vorbehandelt, die große Mehrheit<br />

hatte zwischen einer und drei DMTs erhalten. In der<br />

aHSCT-Gruppe hatten rund 40 Prozent bereits Natalizumab<br />

erhalten und die Therapie wegen ihres JCV-Titers<br />

oder wegen mangelnder Wirksamkeit abbrechen müssen.<br />

Musste Natalizumab abgesetzt werden, so wurden die<br />

Patient:innen auf andere DMTs umgestellt.<br />

Die Daten wurden neben dem primären Endpunkt PIRA<br />

auch hinsichtlich einer ganzen Reihe sekundärer Endpunkte<br />

wie nach sechs Monaten bestätigter EDSS(Expanded<br />

Disability Status Scale)-Verschlechterung, schubassoziierter<br />

Verschlechterung (Relapse-Associated Worsening<br />

– RAW) und Schüben ausgewertet.<br />

Die aHSCT brachte im Hinblick auf PIRA über vier Jahre<br />

keinen Behandlungsvorteil, wobei die PIRA-Rate in beiden<br />

Studienarmen niedrig war. Allerdings brachen im<br />

Natalizumab(NTZ)-Arm fast alle Patient:innen die Therapie<br />

nach im Median 24 Dosen ab, wofür wiederum mehrheitlich<br />

der JVC-Titer ausschlaggebend war. Nach Umstellung<br />

auf weniger wirksame DMTs kam es auch zu mehr<br />

Behinderung. So wurde nach acht Jahren in der NTZ-<br />

(plus folgende DMTs-)Gruppe zu 64 Prozent Behinderungsprogression<br />

festgestellt, was in der aHSCT-Gruppe<br />

lediglich bei elf Prozent der Kohorte der Fall war.<br />

Ein sehr deutlicher Vorteil zeigte sich für die aHSCT-<br />

Gruppe im Hinblick auf die Schubaktivität: aHSCT-<br />

Patien:tinnen waren über acht Jahre schubfrei, während<br />

es in der NTZ-Gruppe innerhalb von fünf Jahren bei 79<br />

Prozent zu Schüben kam. Hinsichtlich PIRA zeigte sich bei<br />

längerer Beobachtungszeit und damit vielen NTZ-Abbrüchen<br />

ebenfalls ein deutlicher Vorteil für die Stammzelltransplantation<br />

(11% vs. 42% nach acht Jahren), wobei Signifikanz<br />

allerdings knapp verfehlt wurde (p=0,068). Als<br />

therapieunabhängige Prädiktoren von PIRA erwiesen sich<br />

Alter und Behinderung (EDSS) bei Therapiebeginn (HR<br />

1,12 bzw. 1,59).<br />

1 Zhukovsky C et al., J Neurol Neurosurg Psychiatry 2021; 92(2):189–94<br />

2 Mariottini A et al.: Autologous hematopoietic stem cell<br />

transplantation may halt PIRA in early relapsing-remitting<br />

multiple sclerosis. EAN <strong>2023</strong>; Abstract OPR-017<br />

❙<br />

Kranke Gehirne: Verlust an gesunden Lebensjahren und hohe Kosten<br />

Erkrankungen des Gehirns verursachen ebenso<br />

hohen Schaden wie kardiovaskuläre Erkrankungen.<br />

Dies zeigen aktuelle Daten aus der<br />

„Global Burden of Disease (GBD)“-Studie, die<br />

im Rahmen des diesjährigen EAN-Kongress<br />

präsentiert wurden. Daraus ergibt sich eine<br />

gewaltige Belastung, die mit 1,22 Billionen<br />

US-Dollar an Verdienstentgang für die Betroffenen<br />

und 1,14 Billionen US-Dollar an direkten<br />

Behandlungskosten beziffert wird.<br />

Der Verlust an Lebensjahren in voller Gesundheit<br />

(Disability-Adjusted Life Years – DALYs)<br />

wird von den Autor:innen mit 406 Millionen<br />

allein für das Jahr 2021 beziffert. Das entspricht<br />

15 Prozent des gesamten Verlustes an<br />

Gesundheit in diesem Zeitraum und übertrifft<br />

bei Weitem den Verlust durch Krebs, der mit<br />

260 Millionen DALYs angegeben wird.<br />

Ausschlaggebend dafür sind stark steigende<br />

Inzidenzen und Prävalenzen einiger neurologischer<br />

Erkrankungen. So nahmen die Zahlen<br />

der Alzheimer-Patient:innen und der Schlaganfälle<br />

seit 1990 um 178 bzw. 98 Prozent zu.<br />

Weiter starke Zunahme neurologischer<br />

Erkrankungen erwartet. Als wichtigsten Treiber<br />

dieser Entwicklung bezeichnet Studienautorin<br />

Shayla Smith, Epidemiologin am Institute<br />

for Health Metrics and Evaluation (IHME) der<br />

University of Washington, die alternde Bevölkerung.<br />

Das IHME koordiniert die GBD-Studie<br />

seit 2007 und verarbeitet mehr als 200.000<br />

Datenquellen, um populationsbasierte Gesundheitstrends<br />

über die Zeit zu berechnen.<br />

Die aktuelle demografische Entwicklung werde<br />

die Zunahme neurologischer Erkrankungen fördern,<br />

so Smith: „Bis zum Jahr 2050 wird die<br />

Zahl der Menschen zwischen 65 und 79 Jahren<br />

und damit der Menschen mit erhöhtem Risiko<br />

für Schlaganfall und Demenz stark zunehmen.<br />

Darüber hinaus hat die COVID-19-Pandemie zu<br />

einer Zunahme psychischer Erkrankungen geführt,<br />

da die Menschen gezwungen waren, sich<br />

zu isolieren, und die sozialen Netzwerke zusammengebrochen<br />

sind. Weiters untersuchen<br />

wir auch andere potenzielle Treiber von Erkrankungen<br />

des Gehirns wie Bildungsniveau, Übergewicht<br />

und Rauchen. Daten wie diese sind<br />

wichtig, um evidenzbasierte Planung und die<br />

Allokation von Ressourcen zu ermöglichen.“<br />

Dies werde notwendig sein, da man mit einer<br />

Zunahme des Problems und damit mit erheblichen<br />

Herausforderungen für Gesundheitssysteme,<br />

Arbeitgeber, Familien und nicht zuletzt<br />

für die Betroffenen selbst rechne. Das sei umso<br />

besorgniserregender, als man bereits heute<br />

nicht genügend Personal habe, um die alternde<br />

Bevölkerung adäquat zu versorgen. In vielen<br />

Regionen sei auch die neurologische Versorgung<br />

nicht ausreichend gegeben.<br />

Bessere Therapien und präventive Maßnahmen.<br />

Dem stehen positive Entwicklungen in<br />

der Therapie gegenüber. Die Auswirkungen<br />

von Schlaganfällen haben seit 1990 abgenommen,<br />

da bessere Behandlungsmethoden zur<br />

Verfügung stehen. Ähnliche Erfolge wünsche<br />

man sich – in Kombination mit besserer Prävention<br />

– auch für andere Indikationen, so<br />

Smith, die auch darauf hinweist, dass ein globaler<br />

Konsensus, was „Brain Health“ ausmache,<br />

bislang fehlt. Soweit man aus der Literatur<br />

heute ableiten könne, bestehe die beste<br />

Prävention in einem gesunden Lebensstil und<br />

dem Management von Erkrankungen wie<br />

Bluthochdruck und Diabetes. Alkoholkonsum<br />

sollte auf ein vernünftiges Maß begrenzt und<br />

Rauchen vermieden werden. Ausreichender<br />

Schlaf, gesunde Ernährung sowie physische<br />

und mentale Aktivität tragen ebenfalls zu<br />

einem gesunden Gehirn bei, erläutert Smith.<br />

Gillespie K et al.: Understanding brain health around the<br />

world. EAN <strong>2023</strong>; Abstract EPO-236<br />

12 <strong>neuropsy</strong> CC 4/23


Stimmungswandel<br />

Antidepressiva von ratiopharm<br />

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Fachkurzinformation siehe Seite 34<br />

RTP-AT-00065<br />

4/23<br />

CC<br />

<strong>neuropsy</strong><br />

13


European Academy of Neurology (EAN) II<br />

Wirksame Prophylaxe mit<br />

Die Gruppe der monoklonalen Antikörper gegen CGRP (Calcitonin<br />

Gene-Related Peptide) hat die medikamentöse Prävention von<br />

Migräneattacken maßgeblich verändert. Im Vergleich zu den oralen<br />

Substanzen, die in dieser Indikation eingesetzt werden, fallen<br />

die CGRP-Antikörper durch höhere Wirksamkeit bei gleichzeitig<br />

besserer Verträglichkeit auf. Das Verhältnis zwischen der Number<br />

Needed to Treat und der Number Needed to Harm konnte damit<br />

um mehr als eine Zehnerpotenz verbessert werden.<br />

Von Reno Barth<br />

„Optimising migraine<br />

intervention<br />

beyond efficacy“,<br />

9. Kongress der<br />

European Academy<br />

of Neurology (EAN),<br />

Budapest, 2.7.23<br />

❙❙<br />

Der Weg zu einer korrekten Migräne-Diagnose und damit<br />

einer adäquaten Behandlung kann langwierig sein, wie<br />

Prof. Dr. Dawn Buse vom Albert Einstein College of Medicine<br />

in New York ausführt. Dies sei umso problematischer, als<br />

Migräne nicht nur häufig und belastend ist, sondern auch<br />

progredient verlaufen kann. Jedes Jahr kommt es bei rund<br />

drei Prozent der Betroffenen zur Progression von der episodischen<br />

zur chronischen Migräne. 1 Laut der Global Burden<br />

of Disease-Studie sind Kopfschmerzerkrankungen in der<br />

Population zwischen 15 und 49 Jahren die wichtigste Ursache<br />

für Verlust an Lebensjahren in voller Gesundheit (disability-adjusted<br />

life years – DALYs). Bei jungen Frauen steht<br />

Migräne auf Platz eins der Ursachen für DALYs. 2<br />

Die Eurolight-Studie mit mehr als 6.000 Teilnehmer:innen<br />

in neun Ländern zeigt, dass viele Migräne-Patient:innen<br />

über ihr Leiden schweigen und davon ausgehen, dass<br />

Arbeitgeber:innen und Familie nicht verstehen, worunter<br />

sie leiden. 3<br />

Die Auswirkungen auf den Alltag und die Lebensplanung<br />

sind beträchtlich, wie PD Dr. Christoph<br />

Schankin vom Inselspital in Bern ausführt. So zeigen Studiendaten,<br />

dass 20 Prozent der befragten Frauen wegen<br />

ihrer Migräne Schwangerschaften vermeiden, weil sie befürchten,<br />

dass sich ihre Migräne wegen der Schwangerschaft<br />

verschlechtern könnte, dass die Medikamente oder<br />

die Migräne selbst ungünstigen Einfluss auf die Entwicklung<br />

des Kindes nehmen könnten oder dass die Einschränkungen<br />

durch die Migräne die Schwangerschaft<br />

verkomplizieren könnten. 4<br />

Mit steigender Attackenfrequenz nehmen<br />

Angst und Depression zu<br />

Die Daten der Eurolight-Studie zeigen auch, dass Migräne<br />

nicht ausschließlich ein Problem der akuten Schmerztage<br />

ist. Auch im Intervall zwischen den Attacken, der<br />

Die wesentliche Hürde auf dem Weg zu einer<br />

wirksamen Migränetherapie ist eine fehlende<br />

Diagnose.<br />

Weniger als ein Drittel der<br />

Patient:innen, die für eine<br />

medikamentöse Attackenprophylaxe<br />

infrage<br />

kämen, erhält<br />

diese auch.<br />

sogenannten interiktalen Phase, sind mehr als ein Viertel<br />

der Patient:innen nicht vollkommen symptomfrei bzw.<br />

berichten von Angst vor der nächsten Attacke. Die mittlere<br />

Zeit im interiktalen Zustand betrug in Eurolight 317<br />

Tage im Jahr. 3<br />

Wenig überraschend nehmen mit zunehmender<br />

Frequenz der Migräneattacken die Einschränkungen<br />

zu und die Lebensqualität ab. Die chronische<br />

Migräne stellt in diesem Sinne nur den worst case in einer<br />

kontinuierlichen Entwicklung dar. Auch Angst und<br />

Depression sind mit zunehmender Frequenz der Attacken<br />

assoziiert. 5<br />

Die wesentliche Hürde auf dem Weg zu einer wirksamen<br />

Migränetherapie ist eine fehlende Diagnose, wie die Ca-<br />

MEO (Chronic Migraine Epidemiology and Outcomes)-<br />

Studie mit mehr als 10.000 Teilnehmer:innen zeigte. Das<br />

Fazit von CaMEO: Anstrengungen zur Verbesserung der<br />

Versorgung sollten auf vermehrte Arztbesuche und höhere<br />

Diagnoseraten fokussieren. Leitlinienbasierte Therapien<br />

sollten schneller zur Anwendung gelangen und Medikamentenübergebrauch<br />

vermieden werden. CaMEO zeigte<br />

auch, dass bei chronischer Migräne Fehldiagnosen<br />

häufiger sind als bei episodischer Migräne und nur bei<br />

rund einem Drittel der Betroffenen beim ersten Versuch<br />

eine korrekte Diagnose gestellt wird. 6<br />

Foto: Iryna Danyliuk/stock.adobe.com<br />

14 <strong>neuropsy</strong> CC 4/23


CGRP-Antikörpern<br />

Therapie auf drei Säulen<br />

Ist die Diagnose einmal gestellt, so beruht die Therapie auf<br />

drei Säulen, wie Prof. Dr. Jan Versijpt von der Universität<br />

Brüssel erläutert, nämlich der Edukation der Patient:innen,<br />

einer wirksamen Akuttherapie sowie bei höherer Attackenfrequenz<br />

auch einer medikamentösen Prophylaxe – unter<br />

Umständen in Kombination mit nicht-medikamentösen<br />

Maßnahmen wie einer kognitiven Verhaltenstherapie. 7 Als<br />

Medikamente für die Akuttherapie stehen NSAR, Triptane,<br />

Ergotamin-Derivate und Gepante zur Verfügung.<br />

Die Akuttherapie der Migräneattacken hat auch erhebliche<br />

Auswirkungen auf die längerfristige Prognose, wie Versijpt<br />

ausführt. So erwies sich das Risiko einer Progression der<br />

Migräne als invers korreliert mit der Qualität der akuten<br />

Schmerzbehandlung. 8<br />

Letztlich wird jedoch ein Teil der<br />

Migränepopulation eine präventive Therapie benötigen,<br />

so Versijpt. Hier bestehen allerdings erhebliche Umsetzungsprobleme.<br />

Weniger als ein Drittel der Patient:innen,<br />

die Kandidaten für eine medikamentöse Attackenprophylaxe<br />

wäre, erhält diese auch. 9 Orale Prävention mit Antidepressiva,<br />

Antiepileptika, Betablockern etc. wird wegen<br />

schlechter Wirksamkeit und erheblichen Nebenwirkungen<br />

von der Mehrzahl der Anwenderinnen und Anwender innerhalb<br />

der ersten Monate wieder abgesetzt. 10<br />

Wie eine Auswertung der Verlängerungsstudie<br />

der Phase-III-Studie<br />

DELIVER zeigt, ist der Behandlungserfolg<br />

über mehr als ein Jahr stabil.<br />

Weniger Akutmedikation dank wirksamer<br />

Attackenprophylaxe<br />

Die CGRP-Antikörper haben die Therapielandschaft<br />

grundsätzlich verändert, da sie sich im Gegensatz zu den<br />

konventionellen Therapien durch eine relativ geringe<br />

Number Needed to Treat bei gleichzeitig hoher Number<br />

Needed to Harm auszeichnen. Die Chancen, eine 50-prozentige<br />

Reduktion der Migräneattacken zu erreichen, sind<br />

beispielsweise mit Eptinezumab 100mg 56,3-mal größer<br />

als das Risiko, eine Nebenwirkung zu erleiden. Für das Antiepileptikum<br />

Topiramat sind sie nur 3,2-mal so hoch. 11 Für<br />

die gesamte Klasse konnte ausgezeichnete Wirksamkeit<br />

gezeigt werden. Dies bedeutet am Beispiel von Eptinezumab,<br />

dass mit der Dosierung von 100mg bei vierteljährlicher<br />

Infusion 16 Prozent der Patient:innen, die zuvor auf<br />

andere präventive Therapien nicht angesprochen hatten,<br />

eine Reduktion der Migränetage um 75 Prozent erreichen<br />

– im Vergleich zu zwei Prozent in der Placebo-Gruppe. 12<br />

Wie eine aktuelle Auswertung der Verlängerungsstudie<br />

der Phase-III-Studie DELIVER zeigt, ist dieser Behandlungserfolg<br />

über mehr als ein Jahr stabil. Patient:innen aus<br />

der Placebo-Gruppe, die auf Eptinezumab umgestellt<br />

wurden, erreichten innerhalb weniger Wochen ebenfalls<br />

ein ausgezeichnetes Ansprechen. Parallel dazu ging der<br />

Gebrauch an Akutmedikation zurück. Die Auswertung<br />

zeigte auch, dass Patient:innen, die vor Einschluss in DE-<br />

LIVER bereits zwei bis vier präventive Therapien versucht<br />

und nicht angesprochen hatten, eine anhaltende Besserung<br />

ihrer Migränesymptomatik erlebten. 13<br />

Für die CGRP-Antikörper Erenumab und Eptinezumab<br />

konnte gezeigt werden, dass selbst bei Patient:innen mit<br />

chronischer Migräne und mit Medikamentenübergebrauch-assoziiertem<br />

Kopfschmerz eine Besserung zur<br />

episodischen Migräne häufig erreicht wurde. Für Eptinezumab<br />

war dies bei 33,8 Prozent der Betroffenen der Fall. 14<br />

Eine Detoxifikation ist im Setting der Umstellung auf eine<br />

moderne medikamentöse Attackenprophylaxe nicht<br />

mehr erforderlich, wie für die Antikörper Galcanezumab<br />

und Erenumab demonstriert wurde. 15<br />

Analog zur Besserung der Migräne bessern sich auch die<br />

PROs (Patient Reported Outcomes). Nach 1<strong>04</strong> Wochen<br />

unter Therapie mit Eptinezumab gaben mehr als 80 Prozent<br />

der Patient:innen aus der Phase-III-Studie DELIVER<br />

an, dass sich ihr Zustand „stark“ oder „sehr stark“ verbessert<br />

habe. 16 <br />

❙<br />

1 May A, Schulte LH,<br />

Nat Rev Neurol<br />

2016; 12(8):455–64<br />

2 Steiner TJ et al.,<br />

J Headache Pain<br />

2020; 21(1):137<br />

3 3 Lampl C et al.,<br />

J Headache Pain<br />

2016; 17:9<br />

4 Torres-Ferrús M<br />

et al., Cephalalgia<br />

2017; 37(2):<br />

1<strong>04</strong>–113<br />

5 Ishii R et al., Mayo<br />

Clin Proc 2020;<br />

95(10):2079–2089<br />

6 Buse DC et al.,<br />

Headache 2021;<br />

61(4):628–641<br />

7 Puledda F, Shields K,<br />

Neurotherapeutics<br />

2018; 15(2):<br />

336–345<br />

8 Lipton RB et al.,<br />

Neurology 2015;<br />

84(7):688–95<br />

9 Lipton RB et al.,<br />

Headache 2022;<br />

62(2):122–140<br />

10 Hepp Z et al.,<br />

Cephalalgia 2017;<br />

37(5):470–485<br />

11 Drellia K et al.,<br />

Cephalalgia 2021;<br />

41(7):851–864<br />

12 Ashina M et al.,<br />

Lancet Neurol<br />

2022; 21(7):<br />

597–607<br />

13 Ashina M et al.,<br />

Presented at EAN<br />

<strong>2023</strong>, Poster<br />

EPO–076<br />

14 Marmura MJ et al.,<br />

Headache 2021;<br />

61(9):1421–1431<br />

15 Pensato U et al.,<br />

Cephalalgia 2022;<br />

42(7):645–653<br />

16 Kudrow D et al.,<br />

BMC Neurol 2021<br />

19; 21(1):126<br />

4/23<br />

CC<br />

<strong>neuropsy</strong><br />

15


European Academy of Neurology (EAN) III<br />

KI bei seltenen<br />

neurologischen<br />

Erkrankungen<br />

Betroffene seltener Erkrankungen haben es oftmals<br />

nicht leicht. Auch im Bereich der Neurologie<br />

erhalten sie oft nicht dasselbe Maß an Behandlung<br />

wie Patient:innen mit häufigeren neurologischen<br />

Erkrankungen. Künstliche Intelligenz (KI)<br />

soll dem ein Ende setzen. Obwohl die Entwicklungen<br />

stetig voranschreiten, gilt es dennoch einige<br />

Hürden zu überwinden.<br />

Von Johanna Wolfsberger, PhD<br />

❙ Aufgrund der geringen Häufigkeit<br />

bestimmter Krankheiten sind das<br />

Fachwissen und die Kenntnis über diese<br />

nicht so umfassend wie bei häufiger<br />

auftretenden Erkrankungen. Dr. Maria<br />

J. Molnar, Professorin für Neurologie<br />

und Direktorin des Instituts für Genomische<br />

Medizin und Seltene Krankheiten<br />

der Semmelweis-Universität in<br />

Budapest, erklärt, dass Patient:innen<br />

mit seltenen neurolo gischen Erkrankungen<br />

oft nicht das gleiche Maß an<br />

Behandlung erhalten wie Personen<br />

mit häufigeren neurologischen Erkrankungen.<br />

„Es kommt immer wieder zu<br />

fehlenden oder falschen Diagnosen.<br />

Aufgrund der Seltenheit dieser Krankheiten<br />

ist es besonders wichtig, sich auf<br />

datenbasierte Erkenntnisse zu stützen“,<br />

erklärt die Expertin.<br />

„Data Sharing“ essenziell für<br />

seltene Erkrankungen<br />

Das menschliche Gehirn ist in der Lage,<br />

zeitgleich fünf bis sieben verschiedene<br />

Hypothesen zu evaluieren.<br />

Künstliche Intelligenz (KI) kann hier<br />

Abhilfe leisten. Bei seltenen Erkrankungen<br />

besteht allerdings der Nachteil,<br />

dass oft nicht sehr viele Daten<br />

vorhanden sind, was die Qualität ei-<br />

„Developing and<br />

implementing<br />

decision support<br />

systems for the<br />

diagnosis and<br />

treatment of rare<br />

neurological<br />

disorders?“, Session<br />

im Rahmen des<br />

9. Kongresses der<br />

European Association<br />

of Neurology<br />

(EAN), Budapest &<br />

virtuell, 1.7.23<br />

nes KI-basierten Algorithmus verringert.<br />

„Data Sharing“ zwischen Organisationen<br />

ist daher essenziell für<br />

diesen Bereich.<br />

Mediziner:innen haben heute zunehmend<br />

Zugang zu KI-basierten Tools,<br />

die sie bei der Vorhersage, Diagnose,<br />

Therapie und Nachuntersuchung<br />

unterstützen können. Es sei jedoch<br />

wichtig, vorsichtig zu sein und sich<br />

nicht auf unsichere Tools zu verlassen,<br />

warnt die Expertin. Sie betont,<br />

dass Chatbots wie z.B. ChatGPT nicht<br />

für die Unterstützung klinischer Entscheidungen<br />

entwickelt wurden und<br />

dass man sich nicht auf ihre Ergebnisse<br />

verlassen könne. Es bestehe hier<br />

ein hohes Risiko.<br />

Es gibt jedoch auch andere Tools, die<br />

speziell für die Unterstützung klinischer<br />

Entscheidungen entwickelt<br />

wurden. So können zum Beispiel<br />

Sprachanalyse-Tools zur Vorhersage<br />

von kognitiven Veränderungen oder<br />

zur frühzeitigen Erkennung von Depressionen<br />

eingesetzt werden. Wenn<br />

es um die Diagnose seltener Erkrankungen<br />

geht, stehen Tools wie PHE-<br />

NOTIPS TM<br />

und Symptoma zur Verfügung.<br />

Darüber hinaus können auch<br />

Gesichtserkennungs-Tools wie FACE-<br />

2GENE genutzt werden. Wenn es um<br />

die Suche nach geeigneten Therapien<br />

geht, erwähnt die Expertin die Plattform<br />

HealNet, die speziell für seltene<br />

Erkrankungen entwickelt wurde.<br />

KI revolutioniert die Behandlung<br />

seltener Erkrankungen<br />

Der Einsatz von KI zur Überwachung<br />

des Krankheitsverlaufs findet beispielsweise<br />

bei der Muskeldystrophie<br />

An wendung. Dank Wearables und KI<br />

wird die Vorhersage des Krankheitsverlaufs<br />

verbessert. Durch den Einsatz<br />

von tragbaren Geräten, die die gesamte<br />

Körperbewegung erfassen, können<br />

Aktivitäten des täglichen Lebens analysiert<br />

werden, um den Krankheitsverlauf<br />

bei Kindern mit Duchenne-<br />

Muskeldystrophie vorherzusagen. Ein<br />

ähnliches System wird auch zur Vorhersage<br />

des Krankheitsverlaufs bei<br />

Friedreichs-Ataxie eingesetzt.<br />

Die Expertin sieht noch einige Herausforderungen<br />

im Zusammenhang<br />

mit KI-basierten Diagnosetools:<br />

• Mangelnde Transparenz: Es ist<br />

nicht immer klar, wie ein KI-basiertes<br />

Diagnosetool zu seinen Schlussfolgerungen<br />

gelangt.<br />

• Mangel an standardisierten Prozessen:<br />

Es fehlen einheitliche und<br />

standardisierte Verfahren für den<br />

Einsatz von KI in der Diagnostik.<br />

• Diagnosegenauigkeit: Die aktuelle<br />

Genauigkeit der KI-basierten Diagnosetools<br />

ist nicht immer besser<br />

als die erfahrener Expert:innen auf<br />

dem entsprechenden Gebiet.<br />

• Fehlende behördliche Zulassung:<br />

Viele der verwendeten Tools haben<br />

noch keine offizielle Genehmigung<br />

oder Zulassung von Behörden erhalten.<br />

• Mangelnde ethische und rechtliche<br />

Kontrolle: Es besteht eine Lücke in<br />

Bezug auf ethische und rechtliche<br />

Kontrollen bei der Anwendung von<br />

KI-basierten Diagnosetools, was<br />

potenzielle Risiken für Patient:innen<br />

sowie Datenschutzfragen aufwerfen<br />

kann.<br />

KI künftig Teil des klinischen<br />

Alltags?<br />

Intelligente Systeme haben heute bereits<br />

die Fähigkeit, menschliche Aufgaben<br />

wie Sprachverständnis, Objekterkennung<br />

und komplexe Entscheidungsfindung<br />

zu übernehmen.<br />

„Innerhalb der nächs ten 20 Jahre<br />

wird KI ein unverzichtbarer Bestandteil<br />

des täglichen Lebens sein. Viele<br />

Patient:innen werden durch KI-gesteuerte<br />

Telemedizin und virtuelle<br />

Assistenten bequem von zu Hause<br />

aus betreut werden können“, ist Molnar<br />

überzeugt.<br />

Derzeit kann KI jedoch nur eine Ergänzung<br />

für Ärzt:innen sein und diese<br />

nicht vollständig ersetzen. „Die erfolgreiche<br />

Integration von KI in die Praxis<br />

erfordert eine enge Interaktion zwischen<br />

menschlichen Erfahrungen und<br />

Fähigkeiten sowie algorithmischen<br />

Prozessen“, erklärt die Expertin. ❙<br />

Foto: Ирина Батюк/stock.adobe.com<br />

16 <strong>neuropsy</strong> CC 4 / 23


Im Gespräch<br />

Mit Migräne leben lernen<br />

Jede fünfte Frau weltweit und rund eine Million Menschen in Österreich leiden an Migräne. Mit spezifisch zugeschnittenen<br />

Therapien sind heute bereits gute Behandlungserfolge möglich. Neue Therapieansätze und das Setting der multimodalen<br />

Schmerztherapie können die Lebensqualität von Betroffenen deutlich verbessern, unterstreicht Dr. Sonja-Maria<br />

Tesar, Präsidentin der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft, im Gespräch. Das Gespräch führte Mag. Katharina Hoffmann.<br />

Foto: Gernot Gleiss<br />

<strong>CliniCum</strong> <strong>neuropsy</strong>: Welche neuen Therapiemöglichkeiten<br />

gibt es bei Migräne?<br />

Tesar: Seit 2018 gibt es in Österreich eine Revolution in der<br />

Behandlung der Migräne: Mit dem Ansatz, dass das sogenannte<br />

Calcitonin-gene-related polypeptide, auch CGRP-<br />

Molekül, hauptverantwortlich für die Entstehung einer<br />

Attacke ist, wurden monoklonale CGRP-Antikörper entwickelt,<br />

die seither in der prophylaktischen Therapie der Migräne<br />

zur Verfügung stehen. Einer der ersten war der Wirkstoff<br />

Erenumab, der den Rezeptor für CGRP blockiert. 2019<br />

kamen zwei weitere Wirkstoffe hinzu (Fremanezumab und<br />

Galcanezumab), die das Molekül einfangen und damit unwirksam<br />

machen. Im Jänner <strong>2023</strong> folgte mit Eptinezumab<br />

ein weiterer Antikörper, der als Infusion vierteljährlich verabreicht<br />

werden kann. Mit diesem prophylaktischen Novum<br />

steht nun der erste spezifische Ansatz in der Migräneprävention<br />

zur Verfügung, wenn drei oder mehr Migränetage<br />

pro Monat vorhanden sind und drei der bisherigen<br />

Medikamente erfolglos waren, wegen Nebenwirkungen<br />

abgebrochen wurden oder Kontraindikationen bestehen.<br />

Seit August 2022 gibt es ergänzend zu den Triptanen, die<br />

für die Akuttherapie von Attacken seit 1994 auf dem Markt<br />

sind, nun das Ditan Lasmiditan, welches auch bei Personen<br />

mit kardiovaskulären Risikofaktoren angewandt werden<br />

kann. Auch Betroffene, die auf Triptane nicht gut ansprechen,<br />

profitieren von Lasmiditan. Das Medikament<br />

muss jedoch chefärztlich bewilligt oder selbst gekauft werden,<br />

es gibt derzeit noch keine Erstattung.<br />

Ein weiterer Fortschritt in der Forschung ist die EU-Zulassung<br />

des Gepants Rimegepant seit April 2022. Die Substanz<br />

ist zugelassen für Akuttherapie und Prophylaxe und<br />

wird einerseits mit 75mg jeden zweiten Tag prophylaktisch<br />

oder akut zur Behandlung von Attacken verabreicht.<br />

In Einzelfällen kann das Medikament chefärztlich bewilligt<br />

werden, eine Erstattung ist noch nicht möglich, wird<br />

aber eventuell für das 3. oder 4. Quartal <strong>2023</strong> erwartet.<br />

In welchem Bereich würden Sie sich weiterführende<br />

Studien wünschen?<br />

Im Bereich Clusterkopfschmerz und Neuralgien wären<br />

weiterführende Studien wünschenswert. Ebenso sollte<br />

bezüglich neuer Therapieansätze bei Migräne dringend<br />

weitergeforscht werden.<br />

Welche Präventionsmaßnahmen gibt es und wie<br />

profitieren Patient:innen davon?<br />

Kopfschmerzpatient:innen und -patienten sollten zumindest<br />

einmal bei einem/einer Neurolog:in vorstellig werden.<br />

Betroffene sollten nicht zu Hause resignieren, son­<br />

Lacopat ®<br />

Lacosamid<br />

Referenzprodukt: Vimpat ®<br />

dern Selbstverantwortung übernehmen. Auch Lebensstilmaßnahmen<br />

zählen zur Therapie beispielsweise einer<br />

Migräne. Außerdem kann mittels Ausdauersport und Entspannungstechniken<br />

Abhilfe geschaffen werden. Gut belegt<br />

ist auch die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie.<br />

Im Falle von Gesichtsschmerzen sollten Fachärzt:innen<br />

für Mund-/Kieferchirurgie und HNO interdisziplinär<br />

mit ins Boot geholt werden.<br />

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Quellen: WVZ 09/<strong>2023</strong>; 2<br />

Aktuelle Fachinformation Lacopat ® Filmtabletten, Sirup und<br />

Infusionslösung; 3 Austria Codex Fachinformationen, Stand 09/<strong>2023</strong>; 4 Preisvergleich (KP):<br />

Lacopat ® Filmtabletten (Grüne Box) vs. Lacosamid UCB Filmtabletten (Grüne Box), 100<br />

mg/150mg/200 mg, N56umgerechnetauf N60,WVZ 09/<strong>2023</strong> Fachkurzinformation siehe Seite 35<br />

AT -01/09.<strong>2023</strong><br />

4/23<br />

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<strong>neuropsy</strong><br />

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17


European Academy of Neurology (EAN) IV<br />

Prävention von Demenz:<br />

Aktuelle Möglichkeiten<br />

und Grenzen<br />

Die zunehmende Prävalenz von Demenzerkrankungen wird in einer alternden Gesellschaft<br />

verstärkt zum medizinischen und sozialen Problem. Wirksame Präventionsmaßnahmen<br />

sind in dieser Situation von entscheidender Bedeutung. Die<br />

aktuelle Studienlage zeigt in ausgewählten Populationen Wirksamkeit für<br />

präventive Ansätze. <br />

Von Reno Barth<br />

❙❙<br />

Demenzprävention ruht auf drei Säulen, nämlich der<br />

Risikobewertung, der Risikokommunikation und schließlich<br />

der personalisierten Prävention. Eine vierte Säule, zu<br />

der es bislang wenig Evidenz gibt, wäre die kognitive Verbesserung.<br />

Hauptzielgruppe solcher Präventionsstrategien<br />

sind Menschen, die sich Sorgen machen, eine<br />

Demenz erkrankung zu entwickeln, oder subjektiv Gedächtnisprobleme<br />

beklagen. Entscheidend für die Qualität<br />

persona lisierter Maßnahmen zur Reduktion des Demenzrisikos<br />

ist die dahinterstehende solide wissenschaftliche<br />

Evidenz, so Prof. Dr. Nicolas Villain von der<br />

Universität Sorbonne in Paris.<br />

Tatsächlich liegen mittlerweile mehrere qualitativ hochwertige,<br />

prospektive und häufig auch randomisierte Studien<br />

vor, die die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen<br />

gegen Demenz in unterschiedlichen Populationen<br />

untersucht haben – und zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen<br />

gekommen sind.<br />

Multimodale Lebensstilmodifikation wirkt<br />

Bemerkenswert erfolgreich war die bereits vor Längerem<br />

publizierte finnische FINGER(Finnish Geriatric Intervention<br />

Study to Prevent Cognitive Impairment and Disability)-Studie<br />

1 , die die Wirksamkeit einer multifaktoriellen<br />

Lebensstilintervention in einer Risikopopulation zeigte.<br />

Die Intervention in FINGER bestand im Wesentlichen aus<br />

der Modifikation metabolischer und vaskulärer Risikofaktoren<br />

in Kombination mit Gedächtnistraining. Ergebnis<br />

war eine Verbesserung der kognitiven Funktion, gemessen<br />

mit dem Neuropsychological Test Battery (NTB) Z-Score<br />

in der Interventionsgruppe im Vergleich zu Kontrollen.<br />

Häufigste Nebenwirkung der Intervention waren muskuloskelettale<br />

Schmerzen, was darauf zurückgeführt wird,<br />

dass Bewegungstraining ein Element der Lifestyle-Intervention<br />

war. Die Studienpatient:innen waren zwischen 60<br />

und 77 Jahre alt und litten bereits unter leichter kognitiver<br />

Beeinträchtigung.<br />

Nicht erfolgreich war jedoch der Versuch, die Ergebnisse<br />

von FINGER in einer Population mit niedrigerem Risiko<br />

zu reproduzieren. Dies wurde in der Studie MAPT (Multidomain<br />

Alzheimer Preventive Trial) versucht, in die Personen<br />

über 70 Jahren eingeschlossen wurden, die entweder<br />

Gedächtnisprobleme angaben oder leichte Funktionseinschränkungen<br />

oder langsamen Gang zeigten. Mit unterschiedlichen<br />

Interventionen (Gedächtnistraining,<br />

körperliche Aktivität, +/- Omega-3-Fettsäuren) wurde in<br />

dieser Population über drei Jahre kein Effekt auf die Abnahme<br />

der kognitiven Leistungsfähigkeit erreicht. 2<br />

Schließlich wurde in der Studie preDIVA (Prevention of<br />

Dementia by Intensive Vascular Care) versucht, in einer<br />

Kohorte von unselektierten Personen über 70 Jahren<br />

durch Beeinflussung vaskulärer Risikofaktoren (Rauchen,<br />

Ernährung, körperliche Aktivität, Übergewicht, Hypertonie,<br />

Dyslipidämie und Diabetes) das Demenzrisiko zu beeinflussen.<br />

Die Studie zeigte mit einem Gesamt-Follow-up<br />

von mehr als zehn Jahren keinerlei Wirkung der Intervention<br />

auf die Inzidenz von Demenzerkrankungen. 3<br />

Gezieltes Management einzelner Risikofaktoren<br />

Bessere Ergebnisse wurden, so Villain, in Studien erzielt,<br />

in denen nach dem Motto „pick and treat“ die Kohorten<br />

anhand einzelner Risikofaktoren stärker vorselektiert<br />

wurden. So zeigt eine Metaanalyse von Studien zu Screening<br />

auf Schwerhörigkeit und subsequentem Einsatz von<br />

Hörhilfen, dass diese das Demenzrisiko um fast 20 Prozent<br />

reduzieren. Dieses Ergebnis zeigte sich zwar nicht in allen<br />

ausgewerteten Studien, in jenen mit dem höchsten statistischen<br />

Gewicht dafür sehr deutlich. 4<br />

Eine prospektive Kohortenstudie auf Basis der UK-Biobank<br />

mit mehr als 300.000 Teilnehmenden fand bei Personen<br />

mit Diagnose einer Depression ein um rund 50<br />

Prozent erhöhtes Demenzrisiko. Eine antidepressive Behandlung<br />

reduzierte in dieser Gruppe das Demenzrisiko<br />

um rund ein Drittel, wobei allerdings Patient:innen mit<br />

aus geprägter Symptomatik („chronically high“) von der<br />

Behandlung ihrer Demenz keinen Benefit im Hinblick auf<br />

ihr Demenzrisiko hatten. 5<br />

Als vorteilhaft im Sinne der Demenzprävention hat sich<br />

auch die Behandlung einer allfälligen Hypertonie erwiesen.<br />

So zeigte die Systolic Hypertension in Europe (Syst-<br />

Foto: Ljupco Smokovski/stock.adobe.com<br />

18 <strong>neuropsy</strong> CC 4/23


Hoffnung durch neue Antikörpertherapien<br />

20 Jahre ist es her, dass das letzte Medikament für die Erkrankung<br />

Alzheimer zugelassen wurde. Seitdem schwand die Zuversicht<br />

in eine baldige Besserung der Situation für Betroffene<br />

und deren Angehörige. „Nun gibt es allerdings gleich mehrere<br />

Innovationen“, berichtet der Demenzexperte Prim. Dr.<br />

Andreas Winkler, Leiter des Forschungsinstituts Neuromed.<br />

Denn Fortschritte in der Diagnostik gehen zurzeit mit der<br />

Erforschung neuer Medikamente einher. Gleich zwei Antikörper,<br />

die sich gegen das Protein Beta-Amyloid richten, zeigen<br />

eine Erfolg versprechende Wirkung bei Betroffenen im Frühstadium.<br />

Die Wirkstoffe Lecanemab und Donanemab führen<br />

nach kurzer Zeit zur Entfernung der schädlichen Amyloid-<br />

Plaques im Gehirn. Bei einem Teil der Patient:innen konnte<br />

sogar ein kompletter Progressionsstopp erreicht werden.<br />

Diese neuen Therapien gehen allerdings teils mit schweren<br />

Nebenwirkungen einher. Zudem sind die jährlichen Kosten<br />

einer solchen Antikörpertherapie beträchtlich.<br />

Einen Ansatz, der beide diese Probleme lösen soll, gibt es<br />

jedoch bereits. Eine neuartige Immuntherapie für Alzheimer<br />

im Frühstadium basiert auf einem Wirkstoff (AD<strong>04</strong> ® ), der das<br />

Immunsystem reguliert und somit die Entzündung im Gehirn<br />

reduziert. Daten einer Phase-II-Studie zeigen eine<br />

signifikant langsamere Verschlechterung der Kognition und<br />

Lebensqualität der Betroffenen. Johanna Wolfsberger, PhD<br />

PK „Alzheimer – vom Schicksal zur behandelbaren Erkrankung“, Wien, 18.9.23<br />

Eur) bereits vor mehr als 20 Jahren eine Reduktion des<br />

Demenzrisikos, wenn bei älteren Patient:innen eine isolierte<br />

systolische Hypertonie konsequent behandelt wurde.<br />

6<br />

Im Gegensatz dazu konnte für eine intensivierte<br />

Blutdrucktherapie bislang kein Vorteil hinsichtlich der<br />

In zidenz von Demenzerkrankungen gezeigt werden. Villain<br />

weist auch auf Subgruppenanalysen der genannten<br />

Studien hin, die zeigen, dass sich mittels Bildgebung<br />

oder Genetik Risikopopulationen definieren lassen, in<br />

denen die genannten Interventionen bessere Wirksamkeit<br />

zeigen.<br />

❙<br />

1 Ngandu T et al., Lancet 2015 Jun 6; 385(9984):2255–63<br />

2 Andrieu S et al., Lancet Neurol 2017 May; 16(5):377–89<br />

3 Hoevenaar-Blom MP et al., JAMA Neurol 2021 Dec 1; 78(12):<br />

1527–28<br />

4 Yeo BSY et al., JAMA Neurol <strong>2023</strong> Feb 1; 80(2):134–41<br />

5 Yang L et al., Biol Psychiatry <strong>2023</strong> May 1; 93(9):802–09<br />

6 Forette F et al., Lancet 1998 Oct 24; 352(9137):1347–51<br />

„Dementia prevention and brain health“, focussed Workshop im<br />

Rahmen des 9. Kongresses der European Academy of Neurology (EAN),<br />

Budapest & virtuell, 1.7.23<br />

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oder mittelschwer. Überempfindlichkeit, einschließlich Dyspnoe und starkem Ausschlag, traten bei weniger als 1%der behandelten Patient*innen auf. 1<br />

*Zugelassen für die Akuttherapie der Migräne mit oder ohne Aura bei Erwachsenen, sowie zur präventiven Behandlung von episodischer Migräne bei Erwachsenen, die mindestens<br />

4Migräneattacken 4/23 CC proMonat haben. 1 #max.Tagesdosis: 1Schmelztablette Rimegepant 75mg<br />

<strong>neuropsy</strong> 19<br />

1. Vydura ® Fachinformation in der aktuell gültigen Version 2. Johnston KM et al. Adv Ther 2021 38:5209–5220 Fachkurzinformation siehe Seite 35 PP-NNT-AUT-0<strong>04</strong>7/02.<strong>2023</strong>


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European Academy of Neurology (EAN) V<br />

Management von Schmerz<br />

bei Morbus Parkinson<br />

Und wie lässt sich der Schmerz behandeln? All dies muss im<br />

Zusammenhang mit der Gesamtsituation der Pati ent:innen<br />

gesehen werden, wobei neben der Parkinson-Erkrankung<br />

auch Komorbiditäten und Alter zu berücksichtigen sind.<br />

Zu den für die Betroffenen besonders belastenden nicht-motorischen<br />

Symptomen (NMS) des Morbus Parkinson zählt Schmerz.<br />

Dieser ist häufig und kann mit unterschiedlicher Genese und in<br />

unterschiedlichen Manifestationen auftreten. In vielen, aber leider<br />

nicht allen Fällen wirkt eine Optimierung der dopaminergen<br />

Therapie auch schmerzlindernd.<br />

Von Reno Barth<br />

❙ Schmerz ist ein integraler Bestandteil der Parkinson-<br />

Krankheit und wurde, so Prof. Dr. Peter Valkovic von der<br />

Comenius Universität Bratislava, bereits in sehr frühen<br />

Publikationen zu dieser Erkrankung im 19. Jahrhundert<br />

erwähnt. Valkovic: „Schmerzen können die Lebensqualität<br />

von Parkinson-Patient:innen stärker einschränken als<br />

die motorischen Symptome. Dabei wissen wir auch, dass<br />

fast die Hälfte der Betroffenen Schmerzen ihren Behandler:innen<br />

nicht berichten.“<br />

Im Management von Schmerzen im Zusammenhang mit<br />

Parkinson muss eine Reihe von Fragen beantwortet werden:<br />

Um welche Art von Schmerz handelt es sich? Ist es ein<br />

Schmerztyp oder sind es mehrere? Steht der Schmerz überhaupt<br />

in Zusammenhang mit der Parkinson-Erkrankung?<br />

Beeinflusst der Schmerz andere nicht-motorische Symptome<br />

und Funktionen wie Schlaf, Kognition, Depression?<br />

Parkinson-Schmerz betrifft häufig die Schultern<br />

Besonders häufig kommt es bei Morbus Parkinson – und<br />

das schon früh im Verlauf – zu Schulterschmerzen. Eine<br />

Case-Control-Studie fand bei 80 Prozent einer Kohorte von<br />

Parkinson-Patient:innen und bei 40 Prozent von nach Alter<br />

und Geschlecht gematchten Kontrollen Schmerzen in der<br />

Schulter, wobei weitere Befragungen zeigten, dass bei den<br />

meisten Kontrollen mit Schulterschmerz in der Anamnese<br />

Verletzungen im Schulterbereich angegeben wurden. 1<br />

Generell sind muskuloskelettale Schmerzen bei Morbus<br />

Parkinson ein häufiges Problem. Sie stehen in Zusammenhang<br />

mit Rigidität und Akinesie und können sich als Gelenkschmerz,<br />

Krämpfe und Myalgien manifestieren. Neben<br />

der Schulter sind oft Nacken, unterer Rücken und<br />

Waden betroffen. Diese Schmerzen sollten auf die dopaminerge<br />

Therapie reagieren. Diese Schmerzen können in<br />

Anhängigkeit von den Medikamenten-Plasmaspiegeln<br />

fluktuieren. Es handelt sich also häufig um ein Symptom<br />

im Rahmen eines Wearing-off.<br />

Eine spezielle Form von Schmerz ist der „Kleiderbügelschmerz“<br />

(Coat Hanger Pain), der im Nacken und in den<br />

Schultern sowie unter Umständen in den Kopf und die<br />

Nierengegend ausstrahlend wahrgenommen wird. Dieser<br />

Schmerz tritt bei aufrechter Haltung auf oder verschlimmert<br />

sich in dieser Position. Die Schmerzen werden als<br />

drückend empfunden und „wie ein schwerer Kleiderbügel<br />

im Nacken“ beschrieben. Die Ursache ist kein spinales<br />

Problem (Differenzialdiagnose!), sondern orthostatische<br />

Hypotonie. „Kleiderbügelschmerz“ kann bei Morbus Parkinson<br />

mit autonomer Dysregulation auftreten, weist jedoch<br />

eher auf andere Syndrome wie eine Multisystematrophie,<br />

ein posturales Tachykardiesyndrom oder ein<br />

Bradbury-Eggleston-Syndrom (PAF) hin. Coat Hanger<br />

Pain ist insbesondere im frühen Stadium einer Parkinson-<br />

Erkrankung als Red Flag zu werten.<br />

Dystonie im Off-Zustand kann schwere<br />

Schmerzen verursachen<br />

Ein bei Parkinson häufiges Problem stellen Schmerzen im<br />

Zusammenhang mit Dystonie dar. Diese treten für gewöhnlich<br />

bei deutlich sichtbarer dystonischer Körperhaltung<br />

auf und werden von den Betroffenen als extrem<br />

schmerzhaft und „grauenvoll“ beschrieben. Es handelt<br />

Foto: LIGHTFIELD STUDIOS/stock.adobe.com<br />

22 <strong>neuropsy</strong> CC 4 / 23


Valkovic: „Die Hälfte der Betroffenen berichtet<br />

nicht von ihren Schmerzen.“<br />

sich dabei um einen hypodopaminergen Schmerz, der typischerweise<br />

im Off-Zustand auftritt, insbesondere wenn<br />

sich das Off schnell einstellt. Bei nächtlichem Wearing-off<br />

werden die Schmerzen früh am Morgen empfunden.<br />

Meist sind Fuß und Nacken betroffen. Diese Schmerzen<br />

können durch eine Anpassung der dopaminergen Therapie<br />

kontrolliert werden, so Valkovic. In resistenten Fällen<br />

kann Botulinumtoxin hilfreich sein, wobei die behandelten<br />

Muskeln „sorgfältig ausgewählt“ werden müssen.<br />

Eine weitere häufig mit Morbus Parkinson assoziierte<br />

Schmerzform ist der zentrale oder primäre Parkinson-<br />

Schmerz, der von den Betroffenen oft als „bizarr“ und<br />

„wandernd“ beschrieben wird. Es handelt sich dabei um<br />

brennende, kribbelnde Empfindungen, die nicht selten an<br />

krabbelnde Ameisen erinnern und nicht dem Versorgungsgebiet<br />

eines Nervs oder einer Wurzel zugeordnet<br />

werden können. Die Schmerzqualität ist dem neuropathischen<br />

Schmerz nicht unähnlich. Valkovic betont, dass<br />

zentraler Schmerz nicht durch Rigor, Dystonie, periphere<br />

oder interne Läsionen erklärbar sein dürfe, weist aber<br />

auch darauf hin, dass entsprechende Komorbiditäten vorhanden<br />

sein können und nicht dazu führen sollten, dass<br />

zentraler Schmerz übersehen wird.<br />

Auch internistische Komorbiditäten wie zum Beispiel Diabetes<br />

mellitus müssen berücksichtigt werden. Zentraler<br />

Schmerz kann in Abhängigkeit vom Medikationszyklus als<br />

Non-Motor-Fluktuation variieren. 5<br />

Ätiologisch liegt dem<br />

zentralen Parkinson-Schmerz eine Akkumulation von<br />

Lewy-Körperchen-Pathologie in den Bahnen der zentralen<br />

Schmerzverarbeitung zugrunde. Dies betrifft nicht nur<br />

die aufsteigenden sensorischen Bahnen, wie Valkovic betont,<br />

sondern auch die absteigende Schmerzregulation.<br />

Auch beim zentralen Schmerz im Zusammenhang mit Morbus<br />

Parkinson ist die Optimierung der dopaminergen Medikation<br />

die Therapie der ersten Wahl. Ist dies nicht erfolgreich,<br />

so bleibt eine Reihe von Optionen. Valkovic empfiehlt<br />

dabei eine Orientierung an der „klassischen“ Behandlung<br />

des neuropathischen Schmerzes mit Alpha-2-delta-Liganden<br />

(Gabapentin und Pregabalin), (trizyklischen) Antidepressiva<br />

und atypischen Neuroleptika inklusive Clozapin.<br />

Krankheitsbedingte Fehlhaltung kann<br />

die Bandscheiben schädigen<br />

Eine weitere bei Morbus Parkinson häufig auftretende<br />

Schmerzform ist der radikuläre Schmerz mit Ausstrahlung<br />

in das Versorgungsgebiet des betroffenen Nervs, z.B. in die<br />

Extremitäten. Der radikuläre Schmerz ist mit sensorischen<br />

oder motorischen Zeichen einer Einklemmung des<br />

Nervs assoziiert. Die Betroffenen fallen in der Regel durch<br />

asymmetrische, gebückte Haltung auf, die auf Rigidität,<br />

Kyphose und Dystonie zurückzuführen ist und zu einer<br />

starken Belastung der ventralen Anteile der lumbalen<br />

Bandscheiben führt. Dies kann letztlich in Herniation der<br />

lumbalen Bandscheiben und damit im typischen Beschwerdebild<br />

eines Bandscheibenvorfalls resultieren.<br />

Sowohl radikuläre Schmerzen als auch radikuläre Defizite<br />

sind bei Patient:innen mit Morbus Parkinson signifikant<br />

häufiger als bei gesunden Kontrollen. Eine Studie fand in<br />

einer Kohorte von Parkinson-Patient:innen bei 74 Prozent<br />

1 Madden MB, Hall<br />

DA, Mov Disord<br />

2010; 25(8):<br />

1105–06<br />

2 Pacchetti C et al.,<br />

Mov Disord 1995;<br />

10(3):333–36<br />

3 Gupta AD, Visvanathan<br />

R, J Rehabil<br />

Med 2016;<br />

48(6):559–62<br />

4 Shetty AS, Bhatia<br />

KP, Lang AE.<br />

Neurobiol Dis<br />

2019; 132:1<strong>04</strong>462<br />

5 Ford B. Mov Disord<br />

2010; 25(1):<br />

S98–S103<br />

6 Broetz D et al.,<br />

Mov Disord 2007;<br />

22(6):853–56<br />

7 Valkovic O et al.,<br />

PLoS One 2015;<br />

10(8):e0136541<br />

8 Khoury M et al.,<br />

Pharmaceutics<br />

2022; 14(2):389<br />

„Focus on difficultto-treat<br />

Parkinson‘s<br />

disease and atypical<br />

parkinsonian symptoms:<br />

identification,<br />

evaluation, and management<br />

in<br />

routine clinical<br />

practice“, Session<br />

im Rahmen des<br />

9. Kongresses der<br />

European Academy<br />

of Neurology (EAN),<br />

Budapest &<br />

virtuell, 3.7.23<br />

Rückenschmerzen – im Vergleich zu 27 Prozent bei gesunden<br />

Kontrollen. Dabei waren sowohl radikulärer als auch<br />

nicht-radikulärer Schmerz bei den Parkinson-Erkrankten<br />

häufiger. Beim radikulären Schmerz lag die Prävalenz in<br />

der Parkinson-Kohorte bei 35,6 Prozent im Vergleich zu<br />

10,6 Prozent in der Kontrollgruppe, und 26,7 Prozent der<br />

Parkinson-Kohorte waren zudem von radikulären Defiziten<br />

betroffen. Die Studie zeigte auch, dass der Rückenschmerz<br />

bei Personen mit Parkinson stärker war als bei<br />

Kontrollen, woraus die Autor:innen schließen, dass im<br />

Management des Morbus Parkinson die Betroffenen routinemäßig<br />

auf Rückenschmerz gescreent werden sollten. 6<br />

Zahlreiche Studien mit neuen und alten<br />

Medikamenten aktuell im Laufen<br />

Zur Prävalenz verschiedener Schmerzformen bei Patient:innen<br />

mit Morbus Parkinson führten Valkovic und sein<br />

Team am eigenen Zentrum eine Kohortenstudie mit 100<br />

Personen durch, die zeigte, dass muskuloskeletaler Schmerz<br />

am häufigsten angegeben wird, jedoch andere Schmerzformen<br />

nicht selten sind und mit längerer Krankheitsdauer<br />

an Häufigkeit zunehmen. Beispielsweise wurden in späteren<br />

Krankheitsstadien bei mehr als einem Drittel der Betroffenen<br />

radikuläre Schmerzen angegeben. Schmerzfrei<br />

war über den gesamten Krankheitsverlauf nur rund ein Viertel<br />

der Patient:innen, wobei die Prävalenz von Schmerz im<br />

Verlauf der Erkrankung zunahm. Bei vielen Betroffenen waren<br />

mehrere Schmerzformen gleichzeitig prävalent. Unter<br />

einem Schmerztyp litten 29 Prozent der Kohorte, 35 Prozent<br />

gaben zwei Schmerzformen an, zehn Prozent drei und<br />

zwei Prozent alle vier abgefragten Formen von Schmerz<br />

(muskuloskeletal, zentral, radikuär und dystonisch. 7<br />

Man könne sich den Leidensdruck, dem diese Patient:innen<br />

ausgesetzt sind, nur schwer vorstellen, so Valcovic,<br />

der auch auf eine Reihe aktuell laufender Studien zur<br />

Schmerztherapie bei Morbus Parkinson hinweist. So werden<br />

aktuell der COMT-Hemmer Opicapon und der MAO-<br />

B-Hemmer Safinamid, die beide bereits zur Behandlung<br />

des Morbus Parkinson zugelassen sind, in Phase-IV-Studien<br />

auf ihre Eignung für die Behandlung von fluktuationsabhängigen<br />

Schmerzen untersucht. Ebenso läuft eine<br />

Pilotstudie mit Apomorphin in einer Population von<br />

Patient:innen mit Motor-Fluktuation und Schmerz. Ebenso<br />

wird Botulinumtoxin in der Behandlung von dystonischem<br />

Schmerz untersucht. Valcovic: „Wir wissen zwar,<br />

dass das funktioniert, und wenden Botulinumtoxin auch<br />

an. Allerdings haben wir bislang keine qualitativ hochwertigen<br />

Studien, die dieses Vorgehen rechtfertigen.“<br />

In der OXYDOPA-Studie wird die analgetische Wirkung<br />

von Oxycodon mit verzögerter Freisetzung in Kombination<br />

mit Levodopa im Vergleich zu Placebo auf zentrale<br />

neuropathische Schmerzen untersucht. OXYDOPA wird<br />

in drei parallelen Gruppen durchgeführt, die Oxycodon,<br />

Levodopa oder Placebo als Zusatztherapie zusätzlich zur<br />

üblichen Anti-Parkinson-Behandlung erhalten. Da es sich<br />

um einen chronischen Schmerzzustand handelt, wird die<br />

Wirkung der Studienmedikation nach einer zehnwöchigen<br />

Behandlungsphase evaluiert. Zu Cannabis in der Indikation<br />

Schmerz bei Morbus Parkinson liegen bislang<br />

keine ausreichenden Daten vor. Valcovic: „Manchmal hilft<br />

es, manchmal nicht.“ Allerdings müsse bedacht werden,<br />

dass Cannabinoide nachgewiesene immunsuppressive<br />

Effekte haben. Dies könne in der generell gebrechlichen<br />

Parkinson-Population zum Problem werden. 8 ❙<br />

4/23<br />

CC<br />

<strong>neuropsy</strong><br />

23


Morbus Parkinson<br />

Neues zu Biomarkern<br />

und Immuntherapien<br />

Prof. Dr. Matthias Maschke vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier stellt<br />

seine Highlights aus der Parkinson-Forschung von der Jahrestagung der American<br />

Academy of Neurology (AAN) vor.<br />

Von Birgit Maronde<br />

Zahlreiche Studien untersuchten neue<br />

Wege zur Frühdiagnostik des Parkinson.<br />

■■Biomarker zur Frühdiagnose<br />

Die Frühdiagnose des Morbus Parkinson<br />

könnte auch anhand von Tränenflüssigkeit<br />

gelingen. Wissenschafter<br />

der University of Southern California<br />

haben mittels RNA-Sequenzanalyse<br />

nachgewiesen, dass darin bei Erkrankten<br />

DNA-Reparaturgene downreguliert<br />

sind. Untersucht hatten sie Schirmer-Teststreifen<br />

von 16 Parkinsonkranken<br />

und ebenso vielen gesunden<br />

Kontrollen. Solch ein Test könnte womöglich<br />

den DaTScan verzichtbar<br />

machen, spekuliert Maschke.<br />

Etwas aufwendiger ist die Parkinson-<br />

Diagnostik per Hautbiopsie. Eine US-<br />

Gruppe untersuchte bei etwa 400 Pati<br />

ent:innen mit Synucleinopathien<br />

Proben von Nacken, Hüfte und Unterschenkel<br />

auf aggregiertes und phos horyliertes<br />

a-Synuclein. Die Sensitivität<br />

des Verfahrens lag insgesamt bei 95,5<br />

Prozent und die Spezifität bei 96,7 Prozent.<br />

Damit könne man gut zwischen<br />

Parkinsonkranken und Gesunden unterscheiden,<br />

kommentiert Maschke.<br />

Noch unzuverlässig sei die Methode<br />

jedoch, wenn es um die Differenzierung<br />

zwischen M. Parkinson, Multisystematrophie<br />

und anderen atypischen<br />

Parkinsonkrankheiten geht.<br />

Eine dritte beim AAN vorgestellte Biomarker-Studie<br />

untersuchte die Mikro-<br />

RNA 7-5p als Progressionsmarker bei<br />

Parkinson. Aus Tierversuchen ist bekannt,<br />

das MiR-7-5p u.a. die Translation<br />

und Transkription von a-Synuclein<br />

reguliert und in der Substantia<br />

nigra und im Blut von Parkinsonkranken<br />

vermindert ist. Im Verlauf von 36<br />

Monaten fielen die MiR-7-5p-Spiegel<br />

im Blut bei den untersuchten 315 therapienaiven<br />

Parkinsonerkrankten um<br />

17 Prozent ab. Bei Männern korrelierte<br />

dies mit einer Verschlechterung im<br />

motorischen sowie im Gesamtscore<br />

des MDS-UPDRS.<br />

■■Krankheitsmodifizierende<br />

Therapien<br />

Zur aktiven und passiven Immunisierung<br />

gegen extrazelluläres aggregiertes<br />

a-Synuclein laufen derzeit etliche<br />

Studien. Matschke stellte die bereits<br />

publizierte Phase-II-Studie PASADE-<br />

NA vor. Darin wurden 316 Parkinsonerkrankte<br />

ca. zehn Monate nach Diagnosestellung<br />

entweder mit 1.500mg<br />

oder 4.500mg des monoklonalen Antikörpers<br />

Prasinezumab oder Placebo<br />

intravenös behandelt. Die allermeisten<br />

Personen befanden sich im Stadium<br />

1 oder 2 nach Hoehn & Yahr. Primärer<br />

Endpunkt war die Veränderung<br />

im MDS-UPDRS Teil I–III nach<br />

52 Wochen.<br />

Keine signifikanten Effekte. Insgesamt<br />

zeigten sich keine signifikanten<br />

Effekte auf die primären, aber auch<br />

sekundären Endpunkte, zu denen der<br />

DaTScan des Putamen, der MDS-<br />

UPDRS III, der MoCA-Score und der<br />

CGI-I-Score gehörten. Infusionsreaktionen<br />

traten unter den Verumdosierungen<br />

in 19 Prozent bzw. 34 Prozent<br />

der Fälle auf. In der Studie SPARK mit<br />

ähnlichem Design wurde Cinpanemab<br />

getestet. Doch auch sie konnte<br />

keine positiven Effekte der Antikörpertherapie<br />

zeigen.<br />

Bedeutet dies womöglich das Ende<br />

der monoklonalen Antikörpertherapien<br />

gegen a-Synuclein bei Parkinson?<br />

Nicht unbedingt, meint Maschke.<br />

Immerhin deutete sich für einen<br />

sekundären Endpunkt der Prasinezumab-Studie,<br />

die MDS-UPDRS-III-<br />

Ergebnisse unter der niedrigen Wirkstoffdosis,<br />

ein positiver Effekt an.<br />

Weitere Studie läuft noch. Zudem<br />

läuft noch eine Phase-IIb-Studie (PA-<br />

DOVA), in der stärker betroffene Erkrankte<br />

Prasinezumab erhalten.<br />

■■Neue Optionen bei<br />

Wirkungsfluktuationen<br />

Für Wirkungsfluktuationen stehen bereits<br />

einige Medikamente und Verfahren<br />

zur Verfügung. In Europa zugelassen,<br />

aber noch nicht auf den Markt ist<br />

Foslevodopa/Foscarbidopa. „Das ist<br />

im Prinzip wie Duodopa, nur als subkutane<br />

Infusion“, erläutert der Neurologe.<br />

Basis für die Zulassung war eine<br />

Phase-III-Studie mit 174 Erkrankten,<br />

die an einem fortgeschrittenen M. Parkinson<br />

litten. Sie erhielten entweder<br />

das s.c. Präparat plus orales Placebo<br />

oder Levodopa/Carbidopa oral plus<br />

eine kontinuierliche subkutane Placebo-Infusion.<br />

Nach zwölf Wochen hatten<br />

sich die On-Zeiten in der Foslevodopa-/Foscarbidopa-Gruppe<br />

um 3,96<br />

Stunden verlängert, in der oralen Levodopa-/Carbidopa-Gruppe<br />

um 1,15<br />

Stunden. Dies ähnelt den Effekten der<br />

tiefen Hirnstimulation, so Maschke.<br />

Die fokussierte Ultraschallablation<br />

(FUSA) im Bereich des Thalamus zur<br />

Therapie des refraktären Parkinsontremors<br />

ist bereits etabliert. Geprüft<br />

wurde nun die FUSA des Globus pallidus<br />

internus (unilateral) zur Verminderung<br />

motorischer Fluktuationen<br />

und Dyskinesien im Vergleich zu einer<br />

Scheinbehandlung. 45 von 65 Erkrankten<br />

(69%) sprachen auf die FUSA<br />

an. Auf die Scheinprozedur reagierten<br />

sieben von 25 (32%) mit einer Response.<br />

Diese wurde drei Monate nach<br />

der Therapie ermittelt und war definiert<br />

als Rückgang um mindestens<br />

drei Punkte entweder im MDS-UPDRS<br />

III im Off oder in der Unified Dyskinesia<br />

Rating Scale (UDysRS) im On.<br />

Bei 19 Respondern zeigte sich der Nutzen<br />

nur im MDS-UPDRS III, bei acht<br />

ausschließlich im UDysRS. 18 Personen<br />

erfüllten das Responsekriterium<br />

in beiden Scores. Die Nebenwirkungen<br />

des Verfahrens waren gering. ❙<br />

Foto: artemstepanov/stock.adobe.com<br />

24 <strong>neuropsy</strong> CC 4/23


Aus der Fachliteratur I<br />

Den Schwindel<br />

aufdecken<br />

Schwindel, der durch eine internistische Erkrankung<br />

verursacht wird, bedeutet für Betroffene<br />

häufig eine eingeschränkte Prognose. Deshalb<br />

muss in diese Richtung besonders sorgfältig ermittelt<br />

werden. <br />

Von Dr. Angelika Bischoff<br />

❙❙<br />

Schwindel internistischer Genese<br />

kann durch jegliche Störung der zerebralen<br />

Perfusion entstehen, z.B.<br />

durch Blutdruckentgleisungen, oder<br />

durch Erkrankungen, die sich systemisch<br />

auswirken. Einige Schwindelformen<br />

und (Prä-)Synkopen beruhen<br />

auf Reflexmechanismen, die zu einer<br />

Abnahme des Herzzeitvolumens führen.<br />

Prodromi wie Blässe und Schweißausbruch<br />

gehen manchmal voraus,<br />

schreiben Mahdi Emrani und PD Dr.<br />

Andreas Napp von der Medizinischen<br />

Klinik I am Universitätsklinikum Aachen.<br />

Man unterscheidet dabei vasovagale<br />

von situativen Synkopen. Vasovagale<br />

werden orthostatisch oder<br />

durch emotionale Reize wie Angst<br />

und Schmerz verursacht, sie betreffen<br />

meist jüngere Menschen – häufiger<br />

Frauen – ohne Komorbiditäten.<br />

Typische Auslöser situativer Synkopen<br />

sind Defäkation, Miktion, Husten<br />

oder Niesen.<br />

Zu den reflektorischen Schwindelformen<br />

zählt auch das hypersensitive<br />

Karotissinussyndrom, das im höheren<br />

Alter gehäuft auftritt. Bei Menschen<br />

unter 40 Jahren gilt es als Rarität.<br />

Überempfindliche Barorezeptoren<br />

im Bereich der Karotisgabel triggern<br />

nach leichtem Druck auf die<br />

Halsgegend, z.B. beim Rasieren oder<br />

Kopfdrehen, einen überschießenden<br />

Karotissinusreflex. Diesesr führt dann<br />

über eine Bradykardie/Asystolie, primäre<br />

Hypotension oder beides zur<br />

Mangeldurchblutung des Gehirns.<br />

Beim orthostatischen Schwindel ist<br />

der Mechanismus der kompensatorischen<br />

Vasokonstriktion nach dem<br />

Aufrichten aus dem Liegen gestört.<br />

Die zugrunde liegende orthostatische<br />

Hypotonie liegt definitionsgemäß<br />

vor, wenn der systolische Blutdruck<br />

Emrani M, Napp A,<br />

Dtsch Med<br />

Wochenschr <strong>2023</strong>;<br />

doi: 10.1055/<br />

a-1928-6142<br />

Schwindel im Alter<br />

innerhalb von drei Minuten nach<br />

dem Aufstehen um mehr als 20mmHg<br />

und/oder der diastolische um mehr<br />

als 10mmHg abfällt oder der systolische<br />

innerhalb dieser Zeit absolut<br />

unter 90mmHg sinkt.<br />

Diese Schwindelform beobachtet<br />

man vor allem bei älteren und multimorbiden<br />

Patient:innen. Sie kann<br />

neurogen (u.a. durch Morbus Parkinson<br />

und diabetesbedingte autonome<br />

Neuropathie) oder nicht-neurogen<br />

(z.B. durch Volumenverlust, Medikamente)<br />

verursacht sein.<br />

Bei kardialer Synkope fehlen<br />

Prodromi oder sie sind kurz<br />

Kardialer Schwindel kann entstehen,<br />

wenn Herzerkrankungen durch Abfall<br />

der Herzfrequenz und/oder des<br />

Schlagvolumens die zerebrale Perfusion<br />

einschränken. Typisch für die<br />

kardiale Synkope ist, dass sie ohne<br />

oder nur mit weniger als zehn Sekunden<br />

anhaltenden Prodromi auftritt.<br />

Außerdem verlieren die Betroffenen<br />

kurzzeitig sämtliche Schutzmechanismen<br />

– mit entsprechendem Verletzungsrisiko.<br />

Synkopen im Liegen<br />

oder unter Belastung lassen eine kardiale<br />

Genese vermuten. Sie zu ermitteln,<br />

kann entscheidend für die Prognose<br />

sein, warnen die Autoren.<br />

Häufiger Auslöser für diese Art von<br />

Schwindel sind bradykardisierende<br />

Herzrhythmusstörungen. AV-Knotenerkrankungen<br />

gehen dabei mit einer<br />

schlechteren Prognose einher als das<br />

Sick-Sinus-Syndrom. Tachykardien,<br />

z.B. supraventrikuläre, können ebenfalls<br />

zu Schwindel und kurz anhaltendem<br />

Bewusstseinsverlust führen.<br />

Wenn Synkopen wiederholt anfallsweise<br />

auftreten und eine strukturelle<br />

Herzerkrankung vorliegt, muss man<br />

Die Diagnostik bei sehr alten Patient:innen gestaltet sich<br />

oft schwierig. In vielen Fällen liegen Erkrankungen des<br />

propriozeptiven und visuellen Systems in Kombination<br />

mit einem altersbedingt gestörten Gleichgewichtsorgan<br />

vor. Dazu kommen kardiovaskuläre und/oder metabolische<br />

Komorbiditäten, z.B. ein Typ-2-Diabetes. All das<br />

macht eine umfassende Diagnostik erforderlich. Kennzeichnend<br />

für den multimodalen Alterungsschwindel sind<br />

der schleichende Beginn und die ungerichtete Fallneigung.<br />

Durch eine begleitende Osteoporose oder Therapie<br />

mit Antikoagulanzien haben Stürze oft schwere Folgen.<br />

Da sich medikamentöse Therapien oft nicht umstellen<br />

und manche Begleiterkrankungen schwer behandeln lassen,<br />

hat die Sturzprävention größte Bedeutung.<br />

an maligne ventrikuläre Tachykardien<br />

denken. Die Symptome von tachykarden<br />

Arrhythmien beginnen und<br />

enden in der Regel plötzlich. Strukturelle<br />

Herzerkrankungen können auch<br />

durch Abnahme des Herzzeitvolumens<br />

Schwindel verursachen. Belastungsinduziert<br />

tritt er vor allem auf,<br />

wenn eine Obstruktion des linksventrikulären<br />

Ausflusstrakts besteht.<br />

Häufigste Ursache dafür: eine Aortenstenose.<br />

Eine hypertrophe ob struktive<br />

Kardiomyopathie kommt ebenfalls in<br />

Betracht. Eine zerebrale Minderperfusion<br />

mit Schwindel kann zudem auf<br />

Stenosen hirnversorgender Gefäße<br />

hinweisen.<br />

Metabolische Entgleisungen wie Hyper-/Hypoglykämie,<br />

Azidosen oder<br />

Elektrolytstörungen wie Hyponatriämie<br />

zählen zu weiteren Schwindelauslösern.<br />

Und nicht selten wird man<br />

im Medikamentenplan fündig. Viele<br />

Arzneimittel können Schwindel verursachen,<br />

z.B. Vasoaktiva, Diuretika,<br />

Betablocker, Antiarrhythmika oder<br />

Antipsychotika.<br />

Eine detaillierte Schwindel- und generelle<br />

Krankheits- und Familienanamnese,<br />

körperliche Untersuchung und<br />

ein EKG lenken bei jedem bzw. jeder<br />

zweiten Betroffenen den Verdacht bereits<br />

in die richtige Richtung. Zum Basislabor<br />

gehören Blutbild, Elektrolyte,<br />

Leber-, Nieren- und Schilddrüsenwerte,<br />

Glukose, Infektparameter und eine<br />

Blutgasanalyse.<br />

Besteht der Verdacht eines rhythmogenen<br />

Geschehens, hilft ein Langzeit-<br />

EKG oder bei sehr seltenen Ereignissen<br />

ein Eventrekorder weiter. Diagnostisch<br />

entscheidend ist der Nachweis<br />

einer Koinzidenz von Symptomen<br />

und typischen EKG-Veränderungen.<br />

Die Langzeit-Blutdruckmessung<br />

kann Hinweise auf eine Orthostase<br />

geben. Durch einen Schellong-Test,<br />

besser noch eine Kipptischuntersuchung,<br />

lässt sich die Orthostasereaktion<br />

nachweisen.<br />

Im Zweifel Elektrodenkatheter<br />

zum Tachykardie-Ausschluss<br />

Insbesondere bei Patient:innen mit<br />

ischämischer Kardiomyopathie und<br />

unklaren Synkopen sollte eine elektrophysiologische<br />

Untersuchung erwogen<br />

werden, um eventuelle ventrikuläre<br />

Tachykardien zu identifizieren. Bei<br />

jedem Verdacht auf kardialen Schwindel<br />

raten die Autoren zur Echokardiografie,<br />

bei einem belastungsabhängigen<br />

unklaren Schwindel erscheint eine<br />

Ergometrie sinnvoll.<br />

❙<br />

4/23<br />

CC<br />

<strong>neuropsy</strong><br />

25


Die subjektive Seite der Schizophrenie<br />

Die Versorgung der<br />

Jungen in der Krise<br />

Vom System fallen gelassen und Randgruppen in die Hände gespielt<br />

– so ergeht es Kindern und Jugendlichen mit psychischen<br />

Erkrankungen, die keine Hilfe bekommen. Professionisten, Ehrenamtliche,<br />

Angehörige und Betroffene diskutieren, woran wir (als<br />

Gesellschaft) scheitern und was zu tun ist. Von Mag. Anna Egger<br />

❙ ❙ „Im Kinder- und Jugendbereich gibt es schon länger<br />

eine Mangelversorgung, die sich durch die Pandemie und<br />

den dadurch gestiegenen Bedarf zugespitzt hat – mit einem<br />

massiven Anstieg an Akutaufnahmen und Suizidalität“,<br />

so Dr. Laura Fragner von der Universitätsklinik für<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie, Wien, die mit diesen Worten<br />

eine Podiumsdiskussion bei der Tagung „Die subjektive<br />

Seite der Schizophrenie“ eröffnet.<br />

„Wir sehen einen hohen Bedarf mit viel zu wenig spezifisch<br />

ausgebildetem Personal. Ein eklatanter Mangel besteht<br />

nicht etwa nur bei Fachärzt:innen, sondern auch in<br />

der Pflege. Das geht in Wien so weit, dass es zwar eine fix<br />

fertig errichtete Abteilung gibt, diese aber nicht eröffnet<br />

werden kann, weil einfach kein Personal vorhanden ist.<br />

Und so ein eklatanter Mangel besteht auch unter den niedergelassenen<br />

Fachärzt:innen. Das hat zur Folge, dass die<br />

meisten Symptome nur in sehr, sehr akuten Zuständen<br />

abgefangen werden können.“<br />

Frisch: „Jede Hilfe für Kinder und Jugendliche,<br />

die nicht da ist, vergrößert soziale Randgruppen.“<br />

Die nächsten eineinhalb Stunden wird gebrainstormt.<br />

Was braucht es und wo wollen wir eigentlich hin? Rasch<br />

wird der Ruf nach Prävention und niederschwelligen<br />

Hilfsangeboten für Kinder und Jugendliche laut. Denn jede<br />

Hilfe für Kinder und Jugendliche, die nicht da ist, vergrößere<br />

soziale Randgruppen, so Hannah Frisch, die<br />

selbst von einer psychischen Erkrankung betroffen und<br />

Mitglied der Bewegung „Change for the Youth“ ist.<br />

Soziale Randgruppen entstehen vor allem in Großstädten,<br />

aber auch in den sozialen Medien. „Es bilden sich Blasen,<br />

in denen Verhalten verherrlicht wird, das nicht sinnvoll für<br />

die Genesung ist.“ Das sei wie ein Sog, in den Menschen<br />

hi neingezogen werden, die vom System fallen gelassen<br />

werden. „Es entstehen Probleme, die später doppelt und<br />

dreifach zurückkommen. Wir sind jetzt leider in der Situation,<br />

dass diese Randgruppen immer mehr wachsen. Wenn<br />

man einer Person keine professionelle Hilfe anbietet, heißt<br />

es nicht, dass sie keine bekommt, sondern sie kommt dann<br />

aus dem Umfeld und belastet dieses um ein Vielfaches.“<br />

Lernen, die Seele zu schützen<br />

Um das zu verhindern, müsse man früh präventiv ansetzen.<br />

Bereits in der Volksschule sollte „mentale Gesundheit“<br />

im Lehrplan verankert sein, fordert Carina Reithmaier.<br />

Die ehemalige Bundesobfrau der Schülerunion und<br />

Initiatorin des Mental-Health-Jugendvolksbegehrens<br />

„Gut und selbst?“ ergänzt: „Als Sechsjährige komme ich in<br />

die Schule und lerne, dass ich meinen Körper schützen<br />

muss, dass ich etwa beim Radfahren einen Helm aufsetze,<br />

weil körperliche Gesundheit wichtig ist. Aber warum lerne<br />

ich nicht auch, dass es wichtig ist auf meine mentale Gesundheit<br />

zu achten, und welche Tools es dafür gibt?“<br />

Das Thema müsse aber nicht nur aktiv im Unterricht aufgerollt<br />

und behandelt werden, sondern es brauche auch<br />

eine Anlaufstelle, an die sich Jugendliche wenden können.<br />

Das könnte beispielsweise ein:e Schulpsychotherapeut:in<br />

bzw. -psycholog:in sein. „Diese Person sollte wirklich jeden<br />

Tag den Standort betreuen, auch am Nachmittag.<br />

Denn wenn ich als Schüler:in eine Schulstunde versäume,<br />

um zum/zur Schulpsycholog:in zu gehen, dann ist es erst<br />

recht wieder nicht niederschwellig“, so Reithmaier.<br />

OÄ Priv.-Doz. Dr. Beate Schrank, MSc, Leiterin des Forschungszentrums<br />

Transitionspsychiatrie der Karl Landsteiner<br />

Universität am Universitätsklinikum Tulln, spricht<br />

sich ebenfalls für solche Ansprechpersonen in Schulen<br />

aus. „In Österreich gibt es derzeit 200 oder 300 Schulpsycholog:innen.<br />

Die muss man anfordern, dann kommen sie<br />

zwei bis drei Monate später für eine Stunde in die Schule.<br />

Das ist definitiv zu wenig.“<br />

„Die Idee ist, vielleicht nicht nur zu professionalisieren<br />

und eine:n Schulpsycholog:in zu installieren, sondern die<br />

Auseinandersetzung mit diesen Themen würde auch viel<br />

soziales Lernen ermöglichen“, ergänzt DDr. Matthäus Fellinger,<br />

Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Wien, der die Diskussion gemeinsam mit Fragner moderiert.<br />

„Es ist wichtig, zu sehen, wie man als Klasse Krisen<br />

bewältigen kann, und dass man füreinander da ist. Ich<br />

glaube, es gibt viel, das wir als Klasse, als Gruppe, als Gemeinschaft<br />

voneinander lernen können.“<br />

Gewinn für die ganze Gesellschaft<br />

Neben Prävention und niederschwelligen Hilfsangeboten<br />

sind auch die Früherkennung und -intervention bei Psychose<br />

Gegenstand der Diskussion. Die Frage, ob Program-<br />

26 <strong>neuropsy</strong> CC 4/23


Foto: SnapVault/stock.adobe.com<br />

me zur Psychosefrüherkennung die gewünschten Effekte<br />

zeigen, beantwortet OÄ Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Katrin<br />

Skala von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,<br />

Wien, eindeutig mit ja: „Das weiß man sowohl<br />

aus der klinischen Erfahrung als auch aus diversen Langzeitstudien.<br />

Je früher und besser interveniert wird, desto<br />

besser sind die prognostischen Faktoren. Da geht es nicht<br />

so sehr um die direkte Symptomebene, sondern um den<br />

weiteren Lebensverlauf. Wenn ich bei einer frühen psychotischen<br />

Episode, etwa mit 15 Jahren, für vier Monate<br />

aus dem Leben draußen bin, dann ist das Risiko, dass ich<br />

die Schule abbrechen werde, weitaus höher, als wenn ich<br />

relativ zügig Begleitung, Behandlung und Versorgung finde,<br />

die dann auch darauf achtet, dass ich wieder in das<br />

Schulsetting zurückkomme.“<br />

Skala sieht hier nicht nur auf individueller, sondern auch<br />

auf gesellschaftlicher Ebene einen großen Benefit: „Ich erinnere<br />

mich an viele Geschichten, nicht unbedingt bei Psychosen,<br />

aber zum Beispiel bei Traumafolgestörungen, wo<br />

uns das Jugendgericht angerufen und gesagt hat: 13¾ Jahre,<br />

demnächst eine Gefängniskarriere vor sich. Und nach<br />

vielen Jahren intensivster 2:1-Betreuung haben diese Personen<br />

dann irgendwann die Kurve gekriegt. Da ist das Delta,<br />

auch das finanzielle, unendlich groß: zwischen einem<br />

guten Lebensweg, vielleicht sogar am ersten Arbeitsmarkt,<br />

wie bei einigen dieser Kinder, und dem Pendeln zwischen<br />

Psychiatrie und Gefängnis für die nächsten 60 Jahre.“<br />

„Wenn ich nur das Versorgungssystem in die Kosten-Nutzen-Rechnung<br />

hineinnehme, dann wird es sicher teuer“,<br />

ergänzt Schrank. „Aber wenn ich den gesamtgesellschaftlichen<br />

Nutzen betrachte, den Gewinn an Qualität in der<br />

Gesellschaft, an Frieden, den Zusammenhalt usw. miteinbeziehe,<br />

der sicher auch monetär zu beziffern wäre, dann<br />

würde die Rechnung anders ausschauen.“<br />

Hinschauen und Hilfe aktiv anbieten<br />

Ein Problem in der Versorgung ist auch, dass vorhandene<br />

Hilfsangebote oft nicht ankommen. Entweder, weil Kinder<br />

und Jugendliche nichts von den jeweiligen Angeboten<br />

wissen, oder weil einfach weggeschaut oder eine psychische<br />

Erkrankung nicht ernst genommen wird. „Selbst<br />

wenn Schüler:innen merken: ,Ok, mit mir ist etwas falsch‘,<br />

kommt es im familiären Umfeld oft dazu, dass das nicht<br />

ernst genommen wird. Oder es wird sogar abgelehnt, dass<br />

diese Person Hilfe bekommt“, berichtet Frisch. „Und hier<br />

eben nicht wegzuschauen, sondern aktiv auf die Betroffenen<br />

zuzugehen, Hilfe anzubieten, ist enorm wichtig. Weil<br />

sich durch die Stigmatisierung viele einfach nicht trauen,<br />

aktiv Hilfe in Anspruch zu nehmen.“<br />

Je früher und besser interveniert<br />

wird, desto besser ist die Prognose.<br />

„Auf der anderen Seite berichten Lehrer:innen zunehmend<br />

von Jugendlichen, die in der Psychiatrie waren und<br />

dann ohne Scheu ihre Diagnose vor sich hertragen, etwa:<br />

,Ich bin die Borderlinerin‘“, kommentiert Prof. Dr. Thomas<br />

Bock, Professor für Klinische Psychologie und Sozialpsychiatrie,<br />

Hamburg, aus dem Auditorium. „TikTok ist<br />

eine Art Früherkennung, die uns alle überholt. Und an<br />

dieser Stelle müssen wir kritisch werden mit den Diagnosen<br />

und diese Art von Zuordnung hinterfragen.“<br />

Ansprechen und Stigmatisierung durchbrechen<br />

Soll man also überhaupt Diagnosen vergeben? Diese Frage<br />

kommt ebenfalls aus dem Publikum – verbunden mit<br />

der Sorge, Kindern einen Stempel aufzudrücken und damit<br />

die Stigmatisierung zu verstärken. „Seit ich 15 war,<br />

habe ich verschiedene Hilfsangebote in Anspruch genommen,<br />

aber keine Diagnose bekommen“, meldet sich eine<br />

weitere Person aus dem Publikum zu Wort. „Durch soziale<br />

Medien habe ich herausgefunden, was Autismus ist, dass<br />

das auf mich zutrifft, und habe mich diagnostizieren lassen.<br />

Viele sagen: Warum brauchen wir diese Labels? Aber<br />

erst durch das Label Autismus konnte ich die richtigen<br />

Angebote in Anspruch nehmen. Wenn jemand also stolz<br />

die Diagnose ,Ich bin Borderliner‘ vor sich herträgt, dann<br />

hat das vielleicht damit zu tun, dass er damit weiß, was er<br />

hat und wie er damit umgehen kann.“<br />

Eine weitere Person aus dem Publikum plädiert für den<br />

offenen Umgang mit Diagnosen: „Zu sagen, man will Kindern<br />

den Stempel nicht aufdrücken, verstärkt eigentlich<br />

nur die Stigmata! Denn wenn man nicht drüber spricht,<br />

dann ändert man auch nichts.“<br />

Für Schrank hat das Diagnose-vor-sich-Hertragen auch<br />

mit Autonomie und Identitätsfindung zu tun. Sie berichtet<br />

von einer Studie, die ihre Arbeitsgruppe zur Publikation<br />

eingereicht hat: „Menschen zwischen 15 und 25 Jahren,<br />

die mehr Netflix-Serien geschaut haben, in denen Menschen<br />

mit Autismusspektrumstörungen mit positiver Valenz<br />

dargestellt wurden, haben sich selbst signifikant häufiger<br />

als dem Autismusspektrum zugehörig eingeordnet.<br />

Vieles prasselt auf uns ein und es geht um die Suche: Wer<br />

bin ich? Und dann kann ich mal diese Diagnose haben<br />

und mal jene. Wichtig ist, dass die Fluidität gewahrt wird,<br />

also, dass ich vielleicht heuer die Borderlinerin bin und<br />

nächstes Jahr vielleicht ADHS habe. Dass man die Identität<br />

noch ausprobieren darf!“<br />

4 / 23<br />

CC<br />

<strong>neuropsy</strong><br />

27


Google Maps für Psycho-Hilfsangebote<br />

Wie eingangs erwähnt, brauche es neben den genannten<br />

Punkten auch mehr Betten in der stationären Versorgung,<br />

so Skala. „Wir haben jeden Tag ein Triageproblem mit der<br />

Frage: Wen entlasse ich jetzt? Wer ist am gesündesten?<br />

Wer ist der Älteste, den ich in der Nacht auf die Erwachsenenpsychiatrie<br />

schicken kann? Das sind untragbare Zustände!“<br />

Mittelfristig hält es die Expertin für essenziell,<br />

auch die aufsuchende Arbeit auszubauen, wie man es etwa<br />

aus Australien kenne. Es brauche einen massiven Ausbau<br />

und Aufbau anderer Strukturen, um Betten zu sparen.<br />

Gleichzeitig sind sich die Podiumsgäste einig, dass bestehende<br />

Strukturen oft schwer zu überblicken sind. Neben<br />

dem Ausbau der Versorgung brauche es daher auch eine<br />

Hilfestellung, also eine Art Google Maps, um durch das<br />

bestehende, sehr fragmentierte System zu navigieren, so<br />

Schrank.<br />

Skala: „Wir haben jeden Tag ein Triageproblem<br />

mit der Frage: Wen entlasse ich jetzt? Wer ist am<br />

gesündesten? Wer ist der Älteste, den ich in der<br />

Nacht auf die Erwachsenenpsychiatrie schicken<br />

kann? Das sind untragbare Zustände!“<br />

„At risk – Versorgung<br />

der Jungen in der<br />

Krise. Frühe Hilfen<br />

oder Feuerlöschen?“,<br />

Panel- und<br />

Publikumsdiskussion<br />

im Rahmen der<br />

25. Tagung<br />

„Die subjektive Seite<br />

der Schizophrenie“,<br />

Wien, 30.8.–1.9.23<br />

Ganz neu ist diese Idee nicht. Derzeit plane Wien eine<br />

24-Stunden-Hotline (gefördert durch die Gesundheitskassen<br />

sowie die Stadt), bei der Angehörige, Lehrer:innen<br />

oder Betroffene navigiert werden und Beratung bekommen,<br />

wie sie mit psychischen Erkrankungen umgehen<br />

können, berichtet Frisch. Dieses Projekt befinde sich derzeit<br />

in einer konzeptuellen Phase: „Der PSD in Wien, der<br />

das Projekt leitet, geht davon aus, dass die Hotline bis<br />

2024 oder 2025 existieren wird, aber es bleibt abzuwarten.<br />

Es wird nicht ohne Zusammenarbeit aller Berufsgruppen<br />

gehen, um ein wirklich multiprofessionelles Team zu<br />

schaffen.“<br />

Die bestehende Mangelversorgung<br />

lässt Menschen mit psychischen<br />

Erkrankungen im Stich.<br />

Sich trauen, aufzustehen und zu kämpfen<br />

Am Podium herrscht viel Konsens: Dass man die Politik in<br />

die Verantwortung nehmen müsse, Ressourcen bereitzustellen.<br />

Dass es mehr Autonomie und Augenhöhe in der<br />

Versorgung brauche und Prävention und Vernetzung auszubauen<br />

seien. „Das Ganze ist hier aber zu wenig kontrovers“,<br />

lautet daher ein lautstarker Vorwurf aus dem Publikum:<br />

„Die Realität für psychisch Erkrankte ist prekär. Ich<br />

lebe von 825 Euro Rente, zahle 600 Euro Miete und habe<br />

eine Tochter, die 16 Jahre alt ist. Ich als Leidensmensch<br />

will begleitet werden durch eine Krise hindurch und aus<br />

der Krise hinaus. Damit ich das Potenzial habe, gesund zu<br />

sein. Das ist ein Menschenrecht.“<br />

Die bestehende Mangelversorgung lässt Menschen mit<br />

psychischen Erkrankungen im Stich und drängt sie an den<br />

Rand der Gesellschaft. Psychisch gesund sind vor allem<br />

jene, die es sich leisten können. Gemeinschaft geht zunehmend<br />

verloren – zugunsten von Individualisierung<br />

und Selbstoptimierung. Aber gerade die Gemeinschaft sei<br />

das, was am meisten geholfen habe, mit ihrer Erkrankung<br />

umzugehen, sagen etwa Cecilia McGough und Cecilia<br />

Joyce von „Students with Psychosis“ (siehe Kasten).<br />

„Wir leisten unsere – glaube ich – guten, kleinen Beiträge<br />

in der Gesellschaft, mit denen wir sicher etwas erreichen<br />

und ändern können“, fasst Schrank zusammen. „Was mir<br />

aber auch abgeht, und das ist ein bisschen klarer gemacht<br />

worden durch die vorige Wortmeldung: Es fehlen die<br />

Menschen, die sich hinstellen und dagegen sind. Es fehlen<br />

die, die das Schwert in die Hand nehmen und einmal etwas<br />

anders machen. Weil die braucht es auch, damit wirklich<br />

etwas passieren kann. Und ich hoffe, dass irgendwer<br />

noch hier herinnen sitzt, der das weiterträgt und sich auch<br />

traut aufzustehen.“<br />

❙<br />

„Ich hatte das Gefühl, ein dunkles Geheimnis zu hüten“<br />

„Students with Psychosis“ ist eine weltweite<br />

Non-Profit-Organisation, die sich das Empowerment<br />

von Student:innen durch Gemeinschaftsbildung<br />

und Zusammenarbeit zum Ziel<br />

gesetzt hat. Die Leiterin und Gründerin, Cecilia<br />

McGough, und die Vizepräsidentin im Vorstand,<br />

Cecilia Joyce, erzählen von ihren eigenen<br />

Psychoseerfahrungen.<br />

„Geboren in Venezuela, adoptiert und aufgewachsen<br />

in New York, wurde ich oft wegen<br />

meiner Hautfarbe gehänselt. Ich hatte Halluzinationen<br />

über die Menschen, die mich hänselten.<br />

Da wurde mir klar, dass etwas nicht<br />

stimmt. Ich wurde in ein Internat geschickt,<br />

weil ich in der Schule nicht mehr so gut war,<br />

und um eine Therapie zu machen. Aber selbst<br />

in der therapeutischen Umgebung fühlte ich<br />

mich isoliert. Ich hatte das Gefühl, niemanden<br />

zu haben, der mich versteht. Dann wurde bei<br />

mir eine schizoaffektive Störung diagnostiziert.<br />

Mit 18 Jahren ging ich aufs College und<br />

hatte dort ein wirklich dramatisches Erlebnis,<br />

das mich zwang, mich mit meinen Problemen<br />

auseinanderzusetzen. In dieser Zeit begann<br />

ich, Zimmer in New York zu vermieten, und<br />

legte mir einen Hund zu. Ich dachte, dass ich<br />

mein Leben endlich in den Griff bekommen<br />

würde. Aber mir fehlte immer noch das Gefühl<br />

von Gemeinschaft. Ich war sogar eine<br />

Zeit lang obdachlos und fühlte mich schrecklich<br />

allein. Die Symptome nahmen zu, weil ich<br />

sehr gestresst war.<br />

Erst als ich auf ,Students with Psychosis‘ aufmerksam<br />

wurde, fühlte ich mich wirklich mit<br />

Menschen verbunden. Sie gaben mir ein Gefühl<br />

von Gemeinschaft, halfen mir mit meinen<br />

Symptomen und dabei, mich zu stabilisieren.<br />

Davor hatte ich das Gefühl, ein dunkles Geheimnis<br />

zu hüten. Ich habe mehrere unersetzbare<br />

Freundschaften gefunden und fühle mich<br />

endlich akzeptiert. Wenn man also etwas aus<br />

meiner Geschichte mitnehmen kann, dann<br />

dass du nicht allein bist!“, erzählt Joyce.<br />

Auch für McGough war es sehr wichtig,<br />

Gleichgesinnte zu finden. „Bevor ich ,Students<br />

with Psychosis‘ gegründet habe, fühlte ich<br />

mich sehr allein. Mit anderen konnte ich dann<br />

auch über Bewältigungsstrategien sprechen.<br />

Was mir besonders hilft, ist Musikhören. Wenn<br />

ich eine akustische Halluzination erlebe, hilft<br />

Musik, diese Halluzination zu überdecken.“<br />

Joyce: „An schlechten Tagen tut es gut, jemanden<br />

anzurufen und darüber zu sprechen,<br />

was man gerade durchlebt. Einfach jemanden<br />

zu haben, der die Symptome nachempfinden<br />

kann, erleichtert es, sie zu überwinden und<br />

weniger lange andauern zu lassen. Mir hilft es<br />

auch, einfach Sport zu treiben, Stressbälle zu<br />

verwenden oder fernzusehen.“www.sws.ngo<br />

28 <strong>neuropsy</strong> CC 4/23


Aus der Fachliteratur II<br />

Erfolgreiches<br />

Therapie monitoring<br />

bei bipolarer Störung<br />

Was gehört zum Routinemonitoring?<br />

Bei einem Patienten bzw. einer Patientin mit bipolarer<br />

Störung, dessen/deren Zustand sich unter der Therapie<br />

stabilisiert hat, empfehlen sich folgende Basismaßnahmen<br />

zum Monitoring der körperlichen Gesundheit:<br />

• Einmal jährlich: Messung von Blutdruck, Body-Mass-<br />

Index und Taillenumfang<br />

• Zusätzlich einmal jährlich folgende Laborwerte:<br />

HbA 1c , Blutfette, Harnstoff und Elektrolyte<br />

• Hinzu kommen spezifische Tests, je nachdem, welche<br />

Medikamente der bzw. die Patient:in einnimmt.<br />

• Bei Patient:innen unter Antipsychotikatherapie sollte<br />

auf extrapyramidale Symptome und Zeichen einer<br />

Akathisie geachtet werden.<br />

Foto: Naren/stock.adobe.com<br />

Ob Stimmungsstabilisierer, Antidepressiva oder Antipsychotika: Medikamente gegen<br />

die bipolare Erkrankung können teilweise erhebliche unerwünschte Effekte<br />

haben. Worauf man achten sollte und welche Kontroll untersuchungen empfehlenswert<br />

sind.<br />

Von Dr. Andrea Wülker<br />

❙ Bipolare Störungen beginnen<br />

meist schon früh im Leben: Der Peak<br />

liegt zwischen 15 und 19 Jahren. Da<br />

die Betroffenen oft über Jahrzehnte<br />

Medikamente einnehmen müssen, ist<br />

es besonders wichtig, Nebenwirkungen<br />

im Blick zu behalten. Darauf weist<br />

ein britisches Forscherteam hin.<br />

Zur medikamentösen Behandlung<br />

bipolarer Störungen werden Stimmungsstabilisierer,<br />

Antipsychotika<br />

und Antidepressiva verabreicht, wobei<br />

eine Kombinationstherapie verbreitet<br />

ist. Während einer manischen Episode<br />

werden oft ein Stimmungsstabilisierer,<br />

ein Antipsychotikum und/oder ein<br />

kurzfristig verabreichtes Benzodiazepin<br />

zusammen eingesetzt.<br />

In der Langzeittherapie gilt es Medikamente<br />

in möglichst niedriger Dosierung<br />

zu verordnen. Antidepressiva<br />

werden bei bipolarer Depression<br />

nach wie vor häufig verabreicht, insbesondere<br />

bei Durchbruchepisoden,<br />

die bei Patient:innen unter einer Therapie<br />

mit Stimmungsstabilisierern auftreten<br />

können. Die verschiedenen<br />

Substanzklassen unterscheiden sich<br />

danach, mit welchen unerwünschten<br />

Wirkungen zu rechnen ist:<br />

Antipsychotika<br />

Extrapyramidale bzw. motorische Störungen<br />

sind unter Antipsychotika der<br />

ersten Generation relativ häufig, während<br />

Antipsychotika der zweiten Generation<br />

eher metabolische Nebenwirkungen<br />

haben. Sie dürften dafür<br />

mitverantwortlich sein, dass Menschen<br />

mit bipolarer Störung als Begleiterkrankung<br />

oft ein metabolisches Syndrom,<br />

Typ-2-Diabetes oder eine Fettstoffwechselstörung<br />

entwickeln. So<br />

kommt es unter Clozapin, Olanzapin<br />

und Quetiapin häufig zu Gewichtszunahme,<br />

Hyperglykämie und einer Erhöhung<br />

der Triglyzeride, wobei insbesondere<br />

Quetiapin als Risikofaktor für<br />

ein metabolisches Syndrom gilt.<br />

Eine Hyperprolaktinämie kann z.B.<br />

unter Haloperidol oder Risperidon<br />

auftreten. Manche Antipsychotika<br />

sind mit einem verlängerten QT-Intervall<br />

assoziiert, was das Risiko für<br />

ventrikuläre Arrhythmien und plötzlichen<br />

Herztod erhöhen kann. Eine<br />

Neutropenie wurde insbesondere<br />

unter Clozapin beobachtet – die<br />

Autor:innen empfehlen jedoch, die<br />

Neutrophilenzahlen bei allen Patient:innen<br />

unter einer antipsychotischen<br />

Therapie zu überwachen.<br />

Anfallssupprimierende<br />

Medikamente<br />

Wenn Betroffene anfallssupprimierende<br />

Medikamente (ASM) einnehmen,<br />

sollte man an die Leberwerte<br />

(v.a. unter Valproat), mögliche Blutbildveränderungen<br />

(Thrombozytopenie,<br />

milde Anämie, Leukopenie) und<br />

an Gewichtszunahme denken. Eine<br />

asymptomatische Transaminasenerhöhung<br />

ist unter Valproat (ca. 40% der<br />

Patient:innen) und Carbamazepin<br />

häufig, aber Leberkomplikationen,<br />

Zaidi S et al.,<br />

BMJ <strong>2023</strong>;<br />

380:e070678;<br />

doi: 10.1136/bmj-<br />

2022-070678<br />

die zu einem Therapieabbruch führen,<br />

sind selten. Als gravierende Nebenwirkung<br />

unter einer Valproat-Therapie<br />

kann eine Pankreatitis auftreten.<br />

Unter Lamotrigin wurden Fälle eines<br />

Stevens-Johnson-Syndroms beschrieben.<br />

Etwa die Hälfte der Personen unter<br />

Valproat-Therapie legt an Gewicht<br />

zu, bei manchen beträgt die Zunahme<br />

über zehn Prozent. ASM, insbesondere<br />

Valproat, weisen ein teratogenes<br />

Potenzial auf. Darüber müssen alle<br />

Frauen im gebärfähigen Alter aufgeklärt<br />

werden und eine sichere Verhütungsmethode<br />

anwenden.<br />

Lithium<br />

Eine Lithiumtoxizität tritt recht häufig<br />

auf: Werte von ≥1,5mmol/l und<br />

≥2,0mmol/l werden bei etwa ein bzw.<br />

0,3 Prozent der Patient:innen beobachtet<br />

und erfordern eine umgehende<br />

Behandlung. Eine Langzeittherapie<br />

mit Lithium kann zu Hypothyreose,<br />

chronischen Nierenstörungen<br />

oder parathyreoidalen Auffälligkeiten<br />

führen. Wenn sich die Nierenfunktion<br />

verschlechtert, steigt das Risiko für<br />

Lithium-Nebenwirkungen an.<br />

Antidepressiva<br />

Als Antidepressivum wird häufig ein<br />

selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer<br />

(SSRI) verabreicht, was<br />

in manchen Fällen eine manische<br />

Episode triggern kann. Im Allgemeinen<br />

werden SSRI relativ gut vertragen.<br />

Einige dieser Präparate gehen<br />

jedoch mit Gewichtszunahme, Verlängerung<br />

des QT-Intervalls oder<br />

Elektrolytstörungen einher. Ältere<br />

Antidepressiva wie Trizyklika werden<br />

aufgrund von Nebenwirkungen nur<br />

noch selten verordnet.<br />

❙<br />

4 / 23<br />

CC<br />

<strong>neuropsy</strong><br />

29


25. Substitutions-Forum<br />

Zieloffene Suchttherapie<br />

wie ein „Wiener Walzer“<br />

Die eigene ärztliche Haltung zu überdenken, ist der erste Schritt einer zieloffenen Suchttherapie (ZOS). Was nicht<br />

bedeutet, dem Patientenwunsch „blind“ zu folgen, heißt es auf dem 25. Substitutions-Forum der Österreichischen<br />

Gesellschaft für arzneimittelgestützte Behandlung von Suchtkrankheit (ÖGABS). Die Behandlung sei eher ein „Wiener<br />

Walzer“ – in drei Richtungen.<br />

Von Mag. Anita Groß<br />

❙❙<br />

Prekäre Wohnverhältnisse, körperliche Schädigung, finanzielle<br />

Probleme, abgebrochene Beziehungen zu Familie/Kindern,<br />

kaum Freunde, nur „Szene-Kontakte“, Arbeitsund<br />

Perspektivlosigkeit, psychiatrische Komorbiditäten –<br />

so beschreibt Prof. Dr. Joachim Körkel, Institut für innovative<br />

Suchtbehandlung und Suchtforschung, Evangelische Hochschule<br />

Nürnberg, die Ausgangssituation von Substituierten.<br />

Bei allem stehe im Mittelpunkt der Substanzkonsum, von<br />

dem man sich berechtigterweise erwarten könne: „Wenn<br />

sich an dieser Schlüsselstelle nichts ändert, wird sich auch<br />

bei den anderen Lebensbelastungen nichts ändern.“<br />

Gleichzeitig seien diese anderen belasteten Lebensbereiche<br />

die Motivatoren, überhaupt etwas am Konsum zu ändern,<br />

gibt der Psychologe und Suchtforscher zu bedenken.<br />

Hohe Bereitschaft, etwas zu ändern<br />

Substituierte weisen fast immer einen Mehrfach(bei)konsum<br />

auf – im Schnitt sogar 5,23 Substanzen inklusive Substitut,<br />

wie die Frankfurter „KISS-Studie“ 1<br />

(KISS = Kompetenz<br />

im Selbstbestimmten Substanzkonsum;, n=113) zeigt.<br />

Die häufigsten Substanzen sind Zigaretten, Crack, Heroin,<br />

Benzos, Cannabis, Alkohol und Kokain. Trotzdem: „Hoffnung<br />

ist angebracht.“ Denn durchschnittlich gebe es bei<br />

der Hälfte der Substanzen einen Änderungswunsch, „ohne<br />

dass ich ihn herausquälen müsste“, berichtet Körkel.<br />

Was noch dazukommt: Der Beikonsum wird selten thematisiert,<br />

sofern er für die Substitution kein Problem darstellt.<br />

Er ist aber für das Leben und die Gesundheit der<br />

Menschen sehr wohl ein Problem. Wird auf den Beikonsum<br />

eingegangen, dann oft nur mit der Forderung nach<br />

Abstinenz. „Das Änderungsziel Drogen-, Alkohol-, Tabakabhängiger<br />

ist jedoch seltener Abstinenz als Reduktion<br />

oder Schadensminderung“, nimmt Körkel Ergebnisse der<br />

zieloffenen Suchttherapie (ZOS) vorweg.<br />

Aktive Arbeit auf Augenhöhe<br />

ZOS bedeute, mit Menschen an einer Veränderung ihres<br />

Suchtmittelkonsums „aktiv zu arbeiten, und zwar auf das<br />

Ziel hin, das sich der Patient oder die Patientin wünscht“.<br />

Es handle sich daher um eine Form von „Shared Decision<br />

Making“, eine partizipative Entscheidungsfindung auf Augenhöhe,<br />

unterstreicht Körkel den patientenorientierten<br />

Ansatz und verweist auf seinen Vorredner Dirk Schäffer<br />

(Kasten 1). Die wichtigsten Implikationen sind:<br />

• alle konsumierten Substanzen berücksichtigen,<br />

• an die ohnehin bereits vorhandene (ggf. noch<br />

„schlummernde“) intrinsische Änderungsmotiva tion<br />

an knüpfen,<br />

• Änderungsziele des Patienten bzw. der Patientin ernst<br />

nehmen und daran die Behandlung ausrichten,<br />

• Präferenzen des Patienten bzw. der Patientin bezüglich<br />

Behandlungsart und -dauer berücksichtigen.<br />

Foto: rawku5/stock.adobe.com<br />

30 <strong>neuropsy</strong><br />

CC 4/23


Von den drei „Blickrichtungen“ der ZOS – Abstinenz, Reduktion<br />

(weniger und seltener, Punktabstinenz) oder<br />

Schadensminderung (gleiche Konsummenge, aber weniger<br />

schädliche Konsumart) – ist Körkel zufolge die Abstinenz<br />

eine zwar „wertvolle Lebens- und Behandlungsoption“.<br />

Allerdings: Die Inanspruchnahme ist gering, die<br />

Abbruchquoten sind beachtlich.<br />

Benefit auch durch geringe Reduktion<br />

Als „Hammerergebnis“ bezeichnet Körkel, dass mehr unbehandelte<br />

Abhängige eine Drogen- oder Alkoholabhängigkeit<br />

durch Reduktion als durch Abstinenz überwinden,<br />

wie „Natural change“-Studien 2<br />

zeigen. Mehr noch: Die<br />

Reduktion ist Abhängigen nicht nur möglich, sondern sie<br />

bringt auch einen Benefit: 3<br />

Jede 20g-Alkoholreduktion<br />

(=0,5l Bier, 0,2l Wein/Sekt, drei Schnäpse à 2cl) täglich gehe<br />

„linear“ einher mit positiven Entwicklungen im sozialen<br />

Bereich.<br />

Und das auch noch nach drei Jahren sowie analog bei Kokainabhängigen,<br />

fährt Körkel fort. Eine Reduktion verbessere<br />

die psychische und physische Gesundheit, die Lebensqualität<br />

und reduziere Ängste, Depressionen und Drogenkonsum.<br />

Ein beträchtlicher Teil (ca. 10–30%) der Tabak-,<br />

Alkohol- und Drogenabhängigen wechsle während oder<br />

nach einer Reduktionsbehandlung zur Abstinenz.<br />

Bei der Reduktion können drei miteinander kombinierbare<br />

Wege zur Unterstützung angeboten werden: verhaltenstherapeutische<br />

Behandlungen zum (selbst-)kontrollierten<br />

Konsum (Wochenpläne, Programme zum kontrollierten<br />

Trinken, Tagebücher, Einzel- oder Gruppenbehandlungen<br />

etc.), pharmakologische Behandlungen sowie Selbsthilfegruppen.<br />

Reduktion als „Brücke zur Abstinenz“<br />

„Reduktion ist für viele die Brücke zur Abstinenz“, betont<br />

Körkel, „nach dem Motto: Jetzt habe ich einen abstinenten<br />

Tag geschafft, das ging ja viel besser, als ich dachte.“ Die<br />

„Self-efficacy“ – die Selbstwirksamkeitserwartung – wachse<br />

step by step. Wenn jemand in die „Schiene der Veränderung“<br />

gebracht werde, traue er sich plötzlich zu, ganz<br />

aufzuhören.<br />

Körkel zitiert dazu Daten aus der KISS-Studie. Demnach<br />

reduziert das Programm den Drogenkonsum um 30 Prozent<br />

(durch Urinkontrollen bestätigt), steigert die drogenfreien<br />

Tage um 20 Prozent, senkt die Konsumausgaben um<br />

250 Euro/Monat, reduziert die Abhängigkeitsdiagnosen<br />

um 30 Prozent, reduziert stationäre Entzugsbehandlungen<br />

um 50 Prozent, senkt Beschaffungskriminalität und<br />

Prostitution und führt bei einem Teil zur Abstinenz (z.B.<br />

bei 28 Prozent der Benzo-Konsumenten und -Konsumentinnen).<br />

Auch das dritte Behandlungsziel, die Schadensminderung,<br />

bringe Erfolge. So sei die Schädlichkeit der E-Zigarette um<br />

ein Vielfaches geringer als die der Tabakzigarette. Zudem:<br />

„Wenn jemand auf die E-Zigarette umsteigt, dann ist das<br />

häufig ein Anstoß, die Tabakzigaretten erheblich zu reduzieren<br />

oder zum Rauchstopp überzugehen“, sagt Körkel.<br />

Ärztlichen „Rechthaberreflex“ in Schach halten<br />

Die Basis für ZOS ist laut Körkel, eine zieloffene innere<br />

Haltung einzunehmen: „Die Haltung, mit der ich jemandem<br />

begegne, ist das A und O.“ Erst dann folge die Abklärung<br />

der konsumierten Substanzen/Verhaltenssüchte,<br />

zweitens die Abklärung der Zielvorstellungen für jede dieser<br />

Substanzen/Verhaltenssucht und drittens das Vorhalten<br />

konkreter Behandlungsangebote, sei es in Richtung<br />

Abstinenz, Reduktion oder Schadensminderung.<br />

Hilfreich für alle drei Schritte ist das „Motivational Interviewing“<br />

4 , die motivierende Gesprächsführung. „Die<br />

Suchtbehandlung ist wie ein Wiener Walzer“, bringt Körkel<br />

einen Vergleich. Die zieloffene Haltung, mit der alles anfange,<br />

bedeute:<br />

• „Ich bin auf kein Änderungsziel (z.B. Abstinenz)<br />

festgelegt.“<br />

• „Ich traue suchtbelasteten Menschen zu, die für sie<br />

richtigen Entscheidungen treffen zu können.“<br />

• „Ich achte die Autonomie meines Gegenübers –<br />

bezüglich Ziel und Behandlungsweg.“<br />

• „Ich halte meinen Rechthaberreflex in Schach.“<br />

Wenn die eigene Haltung geklärt ist, geht es in die Arbeit<br />

mit dem Patienten bzw. der Patientin. Als Hilfsmittel zur<br />

systematischen Konsumabklärung empfiehlt Körkel einen<br />

Kartensatz, auf dem die Substanzen (Alkohol, Schlafmittel,<br />

Kaffee, Energydrinks, Cannabis, Kokain, Opiate etc.)<br />

und Verhaltenssüchte (Internet, Kaufsucht, Glücksspiel<br />

etc.) dargestellt sind.<br />

Kasuistik: Substitutionspatient Michael<br />

Körkel bringt das Beispiel des 43-jährigen Substitutionspatienten<br />

Michael, der sechs Karten ausgewählt hat: Substitutionsmittel<br />

(Methadon tägliche Vergabe, „gut eingestellt“),<br />

Alkohol (1l Wein täglich, manchmal bis zu 2l plus<br />

0,2l Jägermeister), Tabak (30–35 Zigaretten täglich, mehrere<br />

erfolglose Aufhörversuche), Cannabis (ca. 2 Joints pro<br />

Woche), Opiate (alle 3–4 Wochen 1x „Straßenheroin“ i.v.)<br />

und Beruhigungsmittel (ca. 1x im Monat 3–5 Benzos,<br />

„wenn es mir besonders beschissen geht“).<br />

4/23 CC<br />

<strong>neuropsy</strong><br />

31


Zieloffene Suchttherapie<br />

– ein<br />

patientenorientierter<br />

Ansatz, 25.<br />

Substitutions-Forum<br />

– Plattform für<br />

Drogentherapie,<br />

Mondsee, 6.–7.5.23<br />

Allein die Frage, wie es ihm gehe, wenn er die Karten<br />

vor sich sehe, lasse „die guten Gründe für Veränderung<br />

aus dem Mund purzeln“, berichtet Körkel. Beim zweiten<br />

Schritt, der systematischen Zielabklärung, verwendet er<br />

einen gelben Kartensatz mit möglichen Änderungszielen.<br />

Michael wählt die Karte „Nichts verändern“ bei Cannabis<br />

(„kein Problem“), bei Alkohol nimmt er „Weniger<br />

kon sumieren“ (keinen „Jäger“ mehr, höchstens ½l Wein<br />

pro Tag).<br />

Bei Beruhigungsmitteln legt er die Karte „Nie mehr nehmen“<br />

dazu, er wolle „ganz weg von dem Teufelszeug, das<br />

lässt mich immer richtig abstürzen“. Bei Tabak schwankt<br />

er zwischen „Weniger konsumieren“ und „Nie mehr nehmen“,<br />

bei den Opiaten „Weniger schädlich“ mit der Überlegung<br />

„auf Folie rauchen“ (statt i.v.) und beim Substitutionsmittel<br />

„Ich weiß es im Moment nicht“ (Überlegung:<br />

Take home? Depot? Abdosieren?).<br />

Jetzt kommt der dritte Schritt, nämlich Behandlungsformen<br />

anzubieten, um die Zielvorstellungen von Michael<br />

aufzugreifen: bei Cannabis keine Intervention, bei Alkohol<br />

Programm zum kontrollierten Trinken (oder KISS), bei<br />

Tabak das zieloffene Programm „Change Your Smoking“ 5<br />

(oder KISS), bei Beruhigungsmitteln Notfallplan (Was tun,<br />

wenn es mir „beschissen“ geht? Plus Psychotherapie), bei<br />

Opiaten Umstieg auf „Folie rauchen“.<br />

Beim Substitutionsmittel empfiehlt Körkel „Motivational<br />

Interviewing“, um über Michaels jeweilige Bedenken zu<br />

reden und eine „innerlich getragene Zielentscheidung“<br />

herauszuarbeiten. Denn eines sei klar, gibt Körkel zu bedenken:<br />

„Am Ende wird der Patient ohnehin tun, was er<br />

für richtig findet.“<br />

Die eigenen Grenzen ab- und erklären<br />

Als Indikationen für unterschiedliche Zielrichtungen<br />

nennt Körkel Abstinenzbehandlungen für Abstinenzmotivierte<br />

sowie reduktions- und schadensmindernde Behandlungen<br />

für Menschen, die zu einer abstinenten Lebensweise<br />

nicht motivierbar oder dazu „nicht in der Lage“<br />

seien. Bei Konsum mehrerer Substanzen, dem Regelfall,<br />

gehe beides Hand in Hand. Wichtig sei, möglichst<br />

alles „aus einer Hand“ in der gleichen Einrichtung anzubieten.<br />

In der Diskussion stimmt Körkel dem Einwand zu, sich<br />

nicht nur nach den Wünschen des Patienten bzw. der Patientin<br />

zu richten. Gemeint sei nicht, „blind“ den Wünschen<br />

zu folgen, sondern sich auf Augenhöhe als<br />

interessierte:r Gesprächspartner:in mit motivierendem<br />

Erfragen einzubringen – auch mit der (ärztlichen) Erfahrung,<br />

wie etwa: „Ich habe viele Patient:innen gesehen, die<br />

folgenden Weg nehmen, der sich für viele lohnt.“<br />

Man solle vorher auch für sich abklären, wo die eigenen<br />

Grenzen sind, um sich nicht als „Erfüllungsgehilfe/-gehilfin“<br />

zu sehen. Das kann z.B. die Substitutionshöhe sein,<br />

die man als verschreibende Person nicht verantworten<br />

möchte. Auch das sollte man „auf Augenhöhe“ erklären:<br />

„Ich kann gut nachvollziehen, wo Ihr Gedanke hingeht.<br />

Bei mir sieht es im Moment so aus: Ich möchte Sie begleiten,<br />

aus folgendem Grund ist bei mir diese Grenze etc.“ Die<br />

meisten könnten das gut akzeptieren.<br />

❙<br />

1 https://www.idh-frankfurt.de/images/downloads/KISS_Studie_<br />

Abschlussbericht_Zusammenfassung.pdf<br />

2 u.a. https://psycnet.apa.org/record/2020-05534-005<br />

3 gemäß den Re-Analysen von Project MATCH, COMBINE Study,<br />

UKATT (Falk et al. 2019; Knox et al. 2019a, 2019b; Roos et al. 2019;<br />

Witkiewitz et al. 2017, 2018, 2019)<br />

4 https://motivational-interviewing-nbg.de/motivational-interviewing-mi/#literatur<br />

5 Mehr zu diversen Programmen, Kartensatzbestellung, Literatur etc.:<br />

https://www.iss-nuernberg.de/<br />

Suchttherapie: Tipps für die Praxis<br />

Die partizipative Entscheidungsfindung oder<br />

das „Shared Decision-Making (SDM)“ friste in<br />

der Suchtmedizin im Gegensatz zu anderen<br />

medizinischen Behandlungen vielfach ein<br />

„Schattendasein“, berichtet Dirk Schäffer,<br />

Referent für Drogen und Strafvollzug der<br />

Deutschen AIDS-Hilfe, Berlin, selbst seit<br />

rund 15 Jahren Substitutionspatient. Dabei<br />

bedeutet SDM: Der Arzt bzw. die Ärztin „ist<br />

und bleibt“ Experte bzw. Expertin für alle<br />

medizinischen Belange, aber der Patient bzw.<br />

die Patientin kennt alle Informationen, die für<br />

die persönliche Entscheidungsfindung wichtig<br />

sind – Werte, Lebensumstände und Wünsche.<br />

Schäffer präsentiert die Ergebnisse einer<br />

Befragung von Patient:innen (n=751), stellt<br />

sie zur Diskussion und gibt Tipps, wie SDM<br />

ge lingen könnte:<br />

• Substituierte haben wegen permanenter<br />

negativer Erlebnisse in Schule, Familie, Beruf,<br />

Justiz wenig Zutrauen zu sich selbst und ein<br />

hohes Maß an Selbststigmatisierung. Dennoch<br />

sind sie zumeist willens und in der Lage,<br />

ihre Behandlungsziele zu benennen.<br />

• Eigene Erfahrungen zeigen, dass der Arzt<br />

bzw. die Ärztin eine zentrale Rolle im<br />

SDM spielt und vielfach einen Vertrauensvorschuss<br />

geben muss.<br />

• Selbstbestimmung erfordert Abkehr von den<br />

Bedingungen einer „besonderen Behandlung“:<br />

In vielen Praxen hängen Schilder wie „Hier<br />

Substitution“ oder „Wartezimmer Substitution“<br />

– das macht man z.B. bei Krebsbehandlungen<br />

auch nicht. Stichwort Datenschutz:<br />

Die Vergabe erfolgt nicht im Arztzimmer,<br />

sondern bei der Anmeldung oder im Wartezimmer<br />

bzw. in Sicht- und/oder Hörweite<br />

anderer Patient:innen.<br />

• Stichwort Kontrolle und Sanktionen: 44 Prozent<br />

der Befragten bestätigten eine Sichtkontrolle<br />

bei der Urinabgabe. Stellen Sie sich vor,<br />

dass die Einnahme von Bluthochdruck- oder<br />

Schmerzmedikamenten kontrolliert und<br />

sanktioniert wird – undenkbar! Substituierte<br />

haben „Angst und Sorge, sich zu offenbaren“,<br />

weil sie Sanktionen befürchten (77% berichteten<br />

von einer Take-home-Einschränkung,<br />

knapp ein Fünftel von einer Dosisreduktion).<br />

• Wichtig ist auch, die Zusammenarbeit<br />

zwischen Medizin und sozialer Arbeit zu<br />

stärken, inklusive altersgerechter Behandlung<br />

wohnortnah durch Einbeziehung von<br />

Drogenhilfe und Apotheken, u.a. durch<br />

Depotmedikamente gestützt, bzw.<br />

Behandlung im häuslichen Umfeld.<br />

• Ärzt:innen sind für Substituierte die mit<br />

Abstand wichtigste Informationsquelle für<br />

medizinische Themen.<br />

• Stimmen Sie Behandlungs- und Teilziele<br />

mit Ihren Patient:innen ab.<br />

• Gehen Sie kleine Schritte, um die Eigenverantwortung<br />

zu stärken.<br />

• Substituierte waren ihr ganzes Leben lang<br />

mit Ausgrenzung und Bestrafung konfrontiert<br />

– sorgen Sie dafür, dass Ihre Praxis ein<br />

Ort der Einbeziehung, Selbstbestimmung<br />

und Wertschätzung ist oder wird.<br />

Stellenwert der Selbstbestimmung in der Behandlung<br />

von Suchtpatient:innen,<br />

25. Substitutions-Forum – Plattform für Drogentherapie,<br />

Mondsee, 6.–7.5.23<br />

32 <strong>neuropsy</strong> CC 4 / 23


Petition:<br />

SMS * mit<br />

EIS<br />

an 54554<br />

Die Arktis ist in Gefahr.<br />

Retten wir die Heimat der Eisbären!<br />

eis.greenpeace.at<br />

*Mit Ihrer SMS erklären Sie sich einverstanden, dass Greenpeace Ihre Telefonnummer zum Zweck der Kampagnenkommunikation<br />

erheben, speichern & verarbeiten darf. Diese Einwilligung kann jederzeit per Nachricht an service@greenpeace.at oder Greenpeace,<br />

Wiedner Hauptstraße 120-124, 1050 Wien widerrufen werden. SMS-Preis laut Tarif, keine Zusatzkosten.


Fachkurzinformationen<br />

Bupropion ratiopharm 150 mg Tabletten mit veränderter Wirkstofffreisetzung; Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 150 mg Bupropionhydrochlorid. Anwendungsgebiete: Bupropion ratiopharm ist<br />

angezeigt zur Behandlung von Episoden einer Major Depression. Gegenanzeigen: Bupropion ratiopharm ist kontraindiziert bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegen Bupropion oder einen der genannten sonstigen Bestandteile. Bupropion<br />

ratiopharm ist kontraindiziert bei Patienten, die gleichzeitig mit einem anderen bupropionhältigen Arzneimittel behandelt werden, da die Inzidenz von Krampfanfällen dosisabhängig ist und um Überdosierung zu vermeiden. Bupropion ratiopharm ist<br />

kontraindiziert bei Patienten, die derzeit an Krampfanfällen leiden oder jemals in der Vergangenheit an Krampfanfällen gelitten haben. Bupropion ratiopharm ist kontraindiziert bei Patienten mit diagnostiziertem Tumor des zentralen Nervensystems<br />

(ZNS). Bupropion ratiopharm ist kontraindiziert bei Patienten, die zu irgendeinem Zeitpunkt der Behandlung, einen abrupten Entzug von Alkohol oder irgendeines Arzneimittels durchführen, von dem bekannt ist, dass ein Entzug mit dem Risiko des<br />

Auftretens von Krampfanfällen verbunden ist (insbesondere Benzodiazepine oder Benzodiazepin-ähnliche Arzneimittel). Bupropion ratiopharm ist kontraindiziert bei Patienten mit schwerer Leberzirrhose. Bupropion ratiopharm ist kontraindiziert<br />

bei Patienten, mit einer derzeitigen oder früheren Diagnose einer Bulimie oder Anorexia nervosa. Die gleichzeitige Anwendung von Bupropion ratiopharm und Monoaminooxidasehemmern (MAO-Hemmern) ist kontraindiziert. Zwischen dem Ende<br />

einer Behandlung mit irreversiblen MAO-Hemmern und dem Beginn der Behandlung mit Bupropion ratiopharm müssen mindestens 14 Tage vergehen. Bei reversiblen MAO-Hemmern ist ein Zeitraum von 24 Stunden ausreichend. Pharmakotherapeutische<br />

Gruppe: andere Antidepressiva; ATC-Code: N06AX12. Liste der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Hydroxypropylcellulose (353-658 mPa) (E 463) (enthält Silikondioxid), Verkieselte mikrokristalline Cellulose, Stearinsäure (Typ 50),<br />

Magnesiumstearat, Gereinigtes Wasser. Erster Überzug: Ethylcellulose (E 462), Hydroxypropylcellulose, Titandioxid (E 171), Triethylcitrat (E 1505). Überzug mit veränderter Wirkstofffreisetzung: Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer, Talk (E 553b).<br />

Art und Inhalt des Behältnisses: Die Tabletten befinden sich in Kunststoffflaschen (HDPE) mit einer versiegelten, kindersicheren Kunststoffkappe (PP-Verschluss) mit integriertem Trockenmittel in der Verschlusskappe. Packungsgrößen: Flasche<br />

mit 7, 30 oder 90 Tabletten. Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht. Inhaber der Zulassung: TEVA B.V., Swensweg 5, 2031 GA Haarlem, Niederlande, Tel. Nr.: +43/1/97007-0, Fax-Nr.: +43/1/97007-66,<br />

e-mail: info@ratiopharm.at. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezeptfrei, apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: 02/2021.<br />

Bupropion ratiopharm 300 mg Tabletten mit veränderter Wirkstofffreisetzung; Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 300 mg Bupropionhydrochlorid. Anwendungsgebiete: Zur Behandlung von Episoden<br />

einer Major Depression. Gegenanzeigen: Bupropion ratiopharm ist kontraindiziert bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegen Bupropion oder einen der genannten sonstigen Bestandteile. Bupropion ratiopharm ist kontraindiziert bei Patienten,<br />

die gleichzeitig mit einem anderen bupropionhältigen Arzneimittel behandelt werden, da die Inzidenz von Krampfanfällen dosisabhängig ist und um Überdosierung zu vermeiden. Bupropion ratiopharm ist kontraindiziert bei Patienten, die derzeit<br />

an Krampfanfällen leiden oder jemals in der Vergangenheit an Krampfanfällen gelitten haben. Bupropion ratiopharm ist kontraindiziert bei Patienten mit diagnostiziertem Tumor des zentralen Nervensystems (ZNS). Bupropion ratiopharm ist<br />

kontraindiziert bei Patienten, die zu irgendeinem Zeitpunkt der Behandlung, einen abrupten Entzug von Alkohol oder irgendeines Arzneimittels durchführen, von dem bekannt ist, dass ein Entzug mit dem Risiko des Auftretens von Krampfanfällen<br />

verbunden ist (insbesondere Benzodiazepine oder Benzodiazepin-ähnliche Arzneimittel). Bupropion ratiopharm ist kontraindiziert bei Patienten mit schwerer Leberzirrhose. Bupropion ratiopharm ist kontraindiziert bei Patienten, mit einer derzeitigen<br />

oder früheren Diagnose einer Bulimie oder Anorexia nervosa. Die gleichzeitige Anwendung von Bupropion ratiopharm und Monoaminooxidasehemmern (MAO-Hemmern) ist kontraindiziert. Zwischen dem Ende einer Behandlung mit irreversiblen<br />

MAO-Hemmern und dem Beginn der Behandlung mit Bupropion ratiopharm müssen mindestens 14 Tage vergehen. Bei reversiblen MAO-Hemmern ist ein Zeitraum von 24 Stunden ausreichend. Pharmakotherapeutische Gruppe: andere Antidepressiva;<br />

ATC-Code: N06AX12. Liste der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Povidon, Cysteinhydrochlorid Monohydrat, Hochdisperses Siliciumdioxid, wasserfrei; Glyceroldibehenat, Magnesiumstearat (E 470b). Tablettenüberzug: Erster<br />

Überzug: Ethylcellulose 100 mPas, Povidon, Macrogol. Zweiter Überzug: Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1) (enthält Natriumlarylsulfat und Polysorbat 80), Hochdisperses Siliciumdioxid, Macrogol, Triethylcitrat. Drucktinte (schwarz):<br />

Schellack, Eisenoxid schwarz (E 172), Propylenglycol. Art und Inhalt des Behältnisses: Blister: OPA/Alu/PVC-Alu Blister enthält 7, 10, 30, 60 und 90 Tabletten. Auch verfügbar im OPA/Alu/PVC-Alu perforiertem Unit-Dose-Blister zu 30x1 Tabletten.<br />

Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht. Inhaber der Zulassung: TEVA B.V., Swensweg 5, 2031 GA Haarlem, Niederlande, Tel. Nr.: +43/1/97007-0, Fax-Nr.: +43/1/97007-66, e-mail: info@ratiopharm.at.,<br />

Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezeptfrei, apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: 07/2021.<br />

Weitere Hinweise zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und zutreffendenfalls Angaben über die Gewöhnungseffekte sind der veröffentlichten<br />

Fachinformation zu entnehmen.<br />

Citalopram ratiopharm 10 und 20 mg Filmtabletten; Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: Citalopram-ratiopharm 10 mg Filmtabletten: Jede Filmtablette enthält 10 mg Citalopram (als Hydrobromid). Citalopram-ratiopharm 20<br />

mg Filmtabletten: Jede Filmtablette enthält 20 mg Citalopram (als Hydrobromid). Anwendungsgebiete: Behandlung von Episoden einer Major Depression. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der genannten<br />

sonstigen Bestandteile; Kombination mit MAO-Hemmern (Monoaminooxidasehemmer, siehe Abschnitte 4.4 und 4.5 der Fachinformation). In einigen Fällen ähnelten die Symptome einem Serotonin-Syndrom. Citalopram darf Patienten, die gleichzeitig<br />

Monoamiooxidasehemmer (MAOI) erhalten, einschließlich des selektiven MAO-B-Hemmers Selegilin in täglichen Dosen, die 10 mg überschreiten, nicht gegeben werden. Eine Behandlung mit Citalopram ratiopharm darf erst 14 Tage nach<br />

Absetzen eines irreversiblen MAO-Hemmers begonnen werden. Nach Absetzen eines reversiblen MAO-Hemmers (RIMA), z.B. Moclobemid, muss die in der entsprechenden Fachinformation des RIMA vorgeschriebene Zeit eingehalten werden.<br />

Eine Behandlung mit MAO-Hemmern darf erst 7 Tage nach dem Absetzen von Citalopram ratiopharm begonnen werden (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation). Kombination mit Linezolid, es sei denn es besteht die Möglichkeit für eine genaue<br />

Beobachtung und Überwachung des Blutdrucks (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation). Citalopram ist bei Patienten mit bekannter QT-Intervall-Verlängerung oder vererbten langem QT-Intervall-Syndrom kontraindiziert. Die Kombination von<br />

Citalopram mit Arzneimitteln, die bekannterweise das QT-Intervall verlängern, ist kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation). Pharmakotherapeutische Gruppe: Antidepressiva; Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer. ATC-<br />

Code: N06A B<strong>04</strong>. Liste der sonstigen Bestandteile: Kern: Mannitol; Mikrokristalline Cellulose; Hochdisperses Siliciumdioxid; Magnesiumstearat. Filmüberzug: Hypromellose; Macrogol 6000; Titandioxid (E 171). Art und Inhalt des Behältnisses:<br />

Die Filmtabletten sind in PVC/PVDC/AI-Blistern in Packungsgrößen zu 10, 14, 20, 28, 30, 50, 56, 98 und 100 Stück verfügbar, 100 x 1 Einzeldosis-Blister, HPDE - Tablettenbehältnisse mit einem wieder verschließbaren LDPE-Deckel mit 250 und<br />

500 Filmtabletten. HPDE - Tablettenbehältnis mit einem wieder verschließbaren PP-Deckel mit 100 Filmtabletten. Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht. Inhaber der Zulassung: TEVA B.V., Swensweg<br />

5, 2031 GA Haarlem, Niederlande, Tel.Nr.: +43/1/97007-0, Fax-Nr.: +43/1/97007-66, e-mail: info@ratiopharm.at Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten Stand der Information: 01/2021.<br />

Weitere Hinweise zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und zutreffendenfalls Angaben über die Gewöhnungseffekte sind der veröffentlichten<br />

Fachinformation zu entnehmen.<br />

Duloxetin ratiopharm GmbH 30 und 60 mg magensaftresistente Hartkapseln; Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: Duloxetin ratiopharm GmbH 30 mg magensaftresistente Hartkapseln: Jede Hartkapsel enthält 30 mg Duloxetin<br />

(als Hydrochlorid). Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Jede Hartkapsel mit 30 mg enthält 101 mg Sucrose. Duloxetin ratiopharm GmbH 60 mg magensaftresistente Hartkapseln: Jede Hartkapsel enthält 60 mg Duloxetin (als Hydrochlorid).<br />

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Jede Hartkapsel mit 60 mg enthält 201 mg Sucrose. Anwendungsgebiete: Zur Behandlung von depressiven Erkrankungen (Major Depression); Zur Behandlung von Schmerzen bei diabetischer<br />

Polyneuropathie; Zur Behandlung der generalisierten Angststörung; Duloxetin ratiopharm GmbH wird angewendet bei Erwachsenen; Weitere Informationen siehe Abschnitt 5.1 der Fachinformation. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen<br />

den Wirkstoff oder einen der genannten sonstigen Bestandteile; Die gleichzeitige Anwendung von Duloxetin ratiopharm GmbH mit nichtselektiven, irreversiblen Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern) ist kontraindiziert (siehe Abschnitt<br />

4.5 der Fachinformation); Lebererkrankung, die zu einer Leberfunktionseinschränkung führt (siehe Abschnitt 5.2 der Fachinformation); Duloxetin ratiopharm GmbH darf nicht in Kombination mit Fluvoxamin, Ciprofloxacin oder Enoxacin (d. h.<br />

starken CYP1A2-Inhibitoren) angewendet werden, da die Kombination zu einem erhöhten Plasmaspiegel von Duloxetin führt (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation); Schwere Nierenfunktionseinschränkung (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)<br />

(siehe Abschnitt 4.4 der Fachinformation); Der Beginn einer Behandlung mit Duloxetin ratiopharm GmbH ist bei Patienten mit unkontrolliertem Bluthochdruck, der die Patienten der möglichen Gefahr einer hypertensiven Krise aussetzen könnte,<br />

kontraindiziert (siehe Abschnitte 4.4 und 4.8 der Fachinformation). Pharmakotherapeutische Gruppe: Psychoanaleptika; Andere Antidepressiva. ATC-Code: N06AX21. Liste der sonstigen Bestandteile: Kapselinhalt: Zucker-Stärke-Pellets<br />

(Sucrose, Maisstärke), Hypromellosephthalat, Hypromellose, Triethylcitrat, Hyprolose, Talkum; Kapselhülle: 30 mg: Hypromellose (E 464), Titandioxid (E 171), Brillantblau FCF (E 133), Eisenoxid, schwarz (E 172), Drucktinte. 60 mg: Hypromellose<br />

(E 464), Titandioxid (E 171), Eisenoxid, schwarz (E 172), Drucktinte. Die Drucktinte enthält: Schellack, Propylenglycol, Ammoniaklösung 1-2 %, Eisenoxid, schwarz (E 172), Kaliumhydroxid. Art und Inhalt des Behältnisses: HDPE-Behältnisse mit<br />

Schraubdeckel aus PP und integriertem Kieselgel-Trockenmittel: 100 Hartkapseln. OPA/Al/PVC/Al-Blisterpackung: 30 mg: 7, 14, 28, 30, 56, 98 und 100 Hartkapseln. 60 mg: 14, 28, 30, 56, 98 und 100 Hartkapseln. Es werden möglicherweise nicht<br />

alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht. Inhaber der Zulassung: TEVA B.V., Swensweg 5, 2031 GA Haarlem, Niederlande, Tel.Nr.: +43/1/97007-0, Fax-Nr.: +43/1/97007-66, e-mail: info@ratiopharm.at Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezeptund<br />

apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: 03/2021. Weitere Hinweise zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und<br />

zutreffendenfalls Angaben über die Gewöhnungseffekte sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

Escitalopram ratiopharm 5 mg, 10 mg, 15 mg und 20 mg Filmtabletten; Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: Escitalopram ratiopharm 5 mg: Jede Filmtablette enthält 5 mg Escitalopram (als Oxalat). Escitalopram ratiopharm 10<br />

mg: Jede Filmtablette enthält 10 mg Escitalopram (als Oxalat). Escitalopram ratiopharm 15 mg: Jede Filmtablette enthält 15 mg Escitalopram (als Oxalat). Escitalopram ratiopharm 20 mg: Jede Filmtablette enthält 20 mg Escitalopram (als Oxalat).<br />

Anwendungsgebiete: Behandlung von Episoden einer Major Depression; Behandlung von Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie; Behandlung von sozialer Angststörung (Sozialphobie); Behandlung von generalisierter Angststörung; Behandlung<br />

von Zwangsstörung. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der genannten sonstigen Bestandteile. Die gleichzeitige Behandlung mit nicht selektiven, irreversiblen Monoaminooxidase-Hemmern (MAO- Hemmer)<br />

ist aufgrund des Risikos eines Serotonin-Syndroms mit Agitation, Tremor, Hyperthermie etc. kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation). Eine Kombination von Escitalopram mit reversiblen MAO-A Hemmern (z.B. Moclobemid) oder<br />

dem reversiblen nicht selektiven MAO-Hemmer Linezolid ist aufgrund des Risikos eines Serotonin-Syndroms kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation). Escitalopram ist bei Patienten mit bekannter QT-Intervall-Verlängerung oder<br />

angeborenem „Long-QT-Syndrom“ kontraindiziert. Escitalopram ist bei gleichzeitiger Einnahme mit Arzneimitteln, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation). Pharmakotherapeutische<br />

Gruppe: Psychoanaleptika, Antidepressiva, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, ATC-Code: N 06 AB 10. Liste der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: mikrokristalline Cellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Croscarmellose-<br />

Natrium, Stearinsäure, Magnesiumstearat (pflanzlich). Tablettenhülle:Opadry Y-1 700H White: Hypromellose, Titandioxid (E 171), Macrogol 400. Art und Inhalt des Behältnisses: PVC/PVdC/Aluminium-Blisterpackung mit 10, 14, 28, 30, 90 und<br />

100 Filmtabletten. Perforierte Einzeldosis-PVC/PVdC/Aluminium-Blisterpackungen mit 30x1 Filmtabletten. Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht. Inhaber der Zulassung: TEVA B.V., Swensweg 5, 2031<br />

GA Haarlem, Niederlande, Tel.Nr.: +43/1/97007-0, Fax-Nr.: +43/1/97007-66, e-mail: info@ratiopharm.at Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: <strong>04</strong>/2021. Weitere<br />

Hinweise zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und zutreffendenfalls Angaben über die Gewöhnungseffekte sind der veröffentlichten Fachinformation<br />

zu entnehmen.<br />

Mirtabene-ratiopharm 30mg-Filmtabletten; Zusammensetzung: Jede Mirtabene 30 mg-Filmtablette enthält 30 mg Mirtazapin. Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung: Jede Mirtabene 30 mg-Filmtablette enthält 198 mg Lactose (als<br />

Monohydrat). Anwendungsgebiete: Behandlung depressiver Erkrankungen (Episoden einer Major Depression). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der genannten sonstigen Bestandteile. Gleichzeitige Anwendung<br />

von Mirtazapin mit Hemmern der Monoaminoxidase (MAO) (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation). Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere Antidepressiva, ATC-Code: N06AX11. Liste der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Lactose-<br />

Monohydrat, Maisstärke, Hyprolose, Hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat; Tablettenfilm: Opadry Beige 02F27122 [Hypromellose, Titandioxid (E 171), Macrogol 8000, Eisenoxid rot (E 172), Eisenoxid gelb (E 172) und Eisenoxid schwarz<br />

(E 172)]. Art und Inhalt des Behältnisses: Mirtabene 30 mg-Filmtabletten sind in Blisterpackung aus PVC-/PVDC-/Aluminiumfolie verpackt. Die Blisterpackungen enthalten 30 Filmtabletten. Inhaber der Zulassung: TEVA B.V., Swensweg 5, 2031<br />

GA Haarlem, Niederlande, Tel.Nr.: +43/1/97007-0, Fax-Nr.: +43/1/97007-66, e-mail: info@ratiopharm.at. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: 03/2021.<br />

Weitere Hinweise zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und zutreffendenfalls Angaben über die Gewöhnungseffekte sind der veröffentlichten<br />

Fachinformation zu entnehmen.<br />

Paroxetin ratiopharm 40 mg Tabletten; Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 40 mg Paroxetin (als Hydrochlorid). Anwendungsgebiete: Behandlung von Episoden einer Major Depression, Zwangsstörung, Panikstörung mit oder ohne<br />

Agoraphobie, Sozialer Angststörung/Sozialer Phobie, Generalisierter Angststörung, Posttraumatischer Belastungsstörung. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Paroxetin oder einen der sonstigen Bestandteile (siehe Abschnitt 6.1 der<br />

Fachinformation). Paroxetin darf nicht in Kombination mit MAO-Hemmern eingenommen werden. Wenn die Voraussetzungen für eine engmaschige Überwachung auf Symptome des Serotonin- Syndroms und eine Blutdruckkontrolle gegeben sind,<br />

kann in Ausnahmefällen Linezolid (ein Antibiotikum, das ein reversibler nicht-selektiver MAO-Hemmer ist) gemeinsam mit Paroxetin verabreicht werden (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation). Die Behandlung mit Paroxetin kann zwei Wochen<br />

nach Beendigung einer Therapie mit einem irreversiblen MAO-Hemmer bzw. frühestens 24 Stunden nach Beendigung einer Therapie mit einem reversiblen MAO-Hemmer (z. B. Moclobemid, Linezolid, Methylenblau, ein präoperativ zur Markierung<br />

eingesetztes Agens - ein reversibler, nicht-selektiver MAO-Hemmer)) begonnen werden. Zwischen dem Absetzen der Therapie mit Paroxetin und dem Behandlungsbeginn mit einem MAO-Hemmer soll mindestens eine Woche vergehen. Paroxetin<br />

darf nicht in Kombination mit Thioridazin eingenommen werden. Wie andere Arzneimittel, die das hepatische Cytochrom-P450-Enzym CYP2D6 hemmen, kann Paroxetin die Plasmakonzentration von Thioridazin erhöhen (siehe Abschnitt 4.5 der<br />

Fachinformation). Die alleinige Verabreichung von Thioridazin kann zu einer QTc-Intervall-Verlängerung in Verbindung mit schweren ventrikulären Arrhythmien wie Torsade de pointes und plötzlichem Tod führen. Paroxetin darf nicht in Kombination<br />

mit Pimozid eingenommen werden (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation). Pharmakotherapeutische Gruppe: Antidepressiva - Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) ATC-Code: N06AB05. Liste der sonstigen Bestandteile:<br />

Mikrokristalline Cellulose (E 460), Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat (E 341), Croscarmellose-Natrium (E 468), Hochdisperses Siliciumdioxid (E 551), Magnesiumstearat (E 470b). Art und Inhalt des Behältnisses: Polyvinylchlorid-Folie/<br />

Aluminiumfolie-Blisterpackungen. Packungen mit 10, 14, 20, 28, 30, 50, 56, 60, 90, 100, 120, 180 und 500 Tabletten sind erhältlich. Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht. Inhaber der Zulassung: TEVA<br />

B.V., Swensweg 5, 2031 GA Haarlem, Niederlande, Tel.Nr.: +43/1/97007-0, Fax-Nr.: +43/1/97007-66, e-mail: info@ratiopharm.at. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand<br />

der Information: 01/2021. Weitere Hinweise zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und zutreffendenfalls Angaben über die Gewöhnungseffekte<br />

sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

Sertralin ratiopharm 50 mg und 100 mg Filmtabletten; Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 50 mg: Jede Filmtablette enthält 50 mg Sertralin (als Hydrochlorid). 100 mg: Jede Filmtablette enthält 100 mg Sertralin (als Hydrochlorid).<br />

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Lactose-Monohydrat. Anwendungsgebiete: Sertralin ist indiziert zur Behandlung von: Episoden einer Major Depression. Zur Rezidivprophylaxe von Episoden einer Major Depression. Panikstörung,<br />

mit oder ohne Agoraphobie. Zwangsstörung bei Erwachsenen und pädiatrischen Patienten im Alter von 6 bis 17 Jahren. Soziale Angststörung. Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff<br />

oder einen der genannten sonstigen Bestandteile. Die gleichzeitige Anwendung mit irreversiblen Monoaminooxidase-Hemmern (MAO-Hemmern) ist kontraindiziert, da die Gefahr eines Serotonin-Syndroms, mit Symptomen wie z. B. Agitiertheit,<br />

Tremor und Hyperthermie, besteht. Die Behandlung mit Sertralin darf frühestens 14 Tage nach Beendigung der Behandlung mit einem irreversiblen MAO-Hemmer begonnen werden. Sertralin muss mindestens 7 Tage vor Beginn der Behandlung mit<br />

einem irreversiblen MAO-Hemmer abgesetzt werden. Die gleichzeitige Einnahme von Pimozid ist kontraindiziert. Pharmakotherapeutische Gruppe: Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), ATC-Code: N06 AB06. Liste der sonstigen<br />

Bestandteile: Sertralin ratiopharm 50 mg Filmtabletten: Tablettenkern: Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Povidon K30, Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat, Filmüberzug: Hypromellose 6, Talkum, Propylenglycol, Titandioxid<br />

(E171). Sertralin ratiopharm 100 mg Filmtabletten: Tablettenkern: Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Povidon K30, Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat. Filmüberzug: Hypromellose 6, Hypromellose 15, Talkum, Propylenglycol,<br />

Titandioxid (E 171). Art und Inhalt des Behältnisses: 50 mg: Blisterpackung aus PVC/PVDC/Aluminium in einem Umkarton: 7, 14, 15, 20, 28, 30, 50, 60, 98 und 100 Tabletten. Einzeldosis-Blisterpackung aus PVC/PVDC/Aluminium in einem<br />

Umkarton: 28x1, 30x1, 50x1, 98x1 und 100x1 Tabletten. Runde HDPE-Flaschen mit LDPE-Schnappdeckelverschluss: 100, 250 und 500 Tabletten. 100 mg: Blisterpackung aus PVC/PVDC/Aluminium in einem Umkarton: 7, 10, 14, 15, 20, 28, 30, 50,<br />

60, 98 und 100 Tabletten. Einzeldosis-Blisterpackung aus PVC/PVDC/Aluminium in einem Umkarton: 28x1, 30x1, 50x1, 98x1 und 100x1 Tabletten. Runde HDPE-Flaschen mit LDPE-Schnappdeckelverschluss: 100, 250 und 500 Tabletten. Es werden<br />

möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht. Inhaber der Zulassung: TEVA B.V., Swensweg 5, 2031 GA Haarlem, Niederlande, Tel.Nr.: +43/1/97007-0, Fax-Nr.: +43/1/97007-66, e-mail: info@ratiopharm.at Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:<br />

Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: 02/2021. Weitere Hinweise zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit<br />

anderen Mitteln, Nebenwirkungen und zutreffendenfalls Angaben über die Gewöhnungseffekte sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

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Brintellix ® 5 mg Filmtabletten, Brintellix ® 10 mg Filmtabletten, Brintellix ® 15 mg Filmtabletten, Brintellix ® 20 mg Filmtabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Filmtablette enthält Vortioxetinhydrobromid entsprechend<br />

5 mg / 10 mg / 15 mg / 20 mg Vortioxetin. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Mannitol (Ph. Eur.), Mikrokristalline Cellulose, Hydroxypropylcellulose, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph. Eur.), Magnesiumstearat (Ph. Eur.);<br />

Filmüberzug: Hypromellose, Macrogol 400, Titandioxid (E 171) und zusätzlich bei 5 mg, 15 mg und 20 mg: Eisen(III)-oxid (E 172), bei 10 mg und 15 mg: Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E 172). ATC-Code: N06AX26. Anwendungsgebiete: Brintellix<br />

®<br />

wird angewendet zur Behandlung von Episoden einer Major Depression bei Erwachsenen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Gleichzeitige Anwendung mit nicht-selektiven<br />

Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern) oder selektiven MAO-A-Hemmern (siehe Abschnitt 4.5). Inhaber der Zulassung: H. Lundbeck A/S, Ottiliavej 9, 2500 Valby, Dänemark. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig.<br />

Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten<br />

Fachinformation zu entnehmen. Örtlicher Vertreter: Lundbeck Austria GmbH, Spaces Square One Leopold Ungar Platz 2, 1190 Wien. Stand der Information: September 2021<br />

CandAm ® 8 mg/5 mg Hartkapseln. CandAm ® 16 mg/5 mg Hartkapseln. CandAm ® 16 mg/10 mg Hartkapseln. Qualitative und quantitative Zusammensetzung CandAm ® 8 mg/5 mg Hartkapseln: Jede Hartkapsel enthält 8 mg Candesartan<br />

Cilexetil und 5 mg Amlodipin (entsprechend 6,935 mg Amlodipinbesilat). Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Jede Hartkapsel enthält 101,95 mg Lactose-Monohydrat. Qualitative und quantitative Zusammensetzung CandAm ® 16 mg/5<br />

mg Hartkapseln: Jede Hartkapsel enthält 16 mg Candesartan Cilexetil und 5 mg Amlodipin (entsprechend 6,935 mg Amlodipinbesilat). Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Jede Hartkapsel enthält 203,90 mg Lactose-Monohydrat.<br />

Qualitative und quantitative Zusammensetzung CandAm ® 16 mg/10 mg Hartkapseln: Jede Hartkapsel enthält 16 mg Candesartan Cilexetil und 10 mg Amlodipin (entsprechend 13,87 mg Amlodipinbesilat). Sonstiger Bestandteil mit bekannter<br />

Wirkung: Jede Hartkapsel enthält 203,90 mg Lactose-Monohydrat. Liste der Sonstigen Bestandteile: Kapselinhalt: Lactose Monohydrat; Maisstärke; Carmellose-Calcium; Macrogol 8000; Hydroxypropylcellulose; Magnesiumstearat. Kapselhülle von<br />

CandAm ® 8 mg/5 mg Hartkapseln: Chinolingelb (E1<strong>04</strong>); Eisenoxid, gelb (E172); Titandioxid (E171); Gelatine. Kapselhülle von CandAm ® 16 mg/5 mg Hartkapseln: Chinolingelb (E1<strong>04</strong>); Titandioxid (E171); Gelatine. Kapselhülle von CandAm ® 16 mg/10<br />

mg Hartkapseln: Titandioxid (E171); Gelatine. Schwarze Drucktinte bei CandAm ®<br />

16 mg/5 mg Hartkapseln: Schellack (E9<strong>04</strong>); Eisenoxid, schwarz (E172); Propylenglycol; konzentrierte Ammoniaklösung; Kaliumhydroxid. Anwendungsgebiete:<br />

CandAm ®<br />

ist angezeigt als Substitutionstherapie bei erwachsenen Patienten mit essentieller Hypertonie, deren Blutdruck bereits mit der gleichzeitigen Gabe von Candesartan und Amlodipin in gleicher Dosierung ausreichend kontrolliert wird.<br />

Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe, gegen Dihydropyridinderivate oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Zweites und drittes Schwangerschaftstrimester (siehe Abschnitte 4.4 und 4.6). Obstruktion<br />

der Gallengänge und schwere Leberinsuffizienz. Schock (einschließlich kardiogenem Schock). schwere Hypotonie. Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstrakts (z.B. hochgradige Aortenstenose). Hämodynamisch instabile Herzinsuffizienz<br />

nach akutem Myokardinfarkt. Die gleichzeitige Anwendung von CandAm ® mit Aliskiren-haltigen Arzneimitteln ist bei Patienten mit Diabetes mellitus oder eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 60 ml/min/1,73 m2) kontraindiziert (siehe Abschnitte<br />

4.5 und 5.1). Pharmakotherapeutische Gruppe: Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-System, Angiotensin-II-Antagonisten und Calciumkanalblocker. ATC-Code: C09DB07. CandAm ® 8 mg/5 mg Hartkapseln, OP zu 30 Stück, Rezeptund<br />

apothekenpflichtig. CandAm ® 16 mg/5 mg Hartkapseln, OP zu 30 Stück, Rezept- und apothekenpflichtig. CandAm ® 16 mg/10 mg Hartkapseln, OP zu 30.Stück, Rezept- und apothekenpflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer:<br />

Genericon Pharma Gesellschaft m.b.H., A-8054 Graz, E-Mail: genericon@genericon.at. Venlafaxin Genericon 37,5 mg Retardkapseln. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Kapsel enthält Venlafaxinhydrochlorid entsprechend<br />

37,5 mg Venlafaxin. Sonstige Bestandteile: mit bekannter Wirkung: Saccharose max. 46,35 mg. Cochenillerot A (E 124) 0,0237 mg. Kapselinhalt: Zucker-Stärke-Pellets (Saccharosehaltig), Ethylcellulose (E 462), Hydroxypropylcellulose, Hypromellose<br />

(E 464), Talkum (E 553b), Sebacinsäuredibutylester, Ölsäure, hochdisperses Siliciumdioxid. Kapselhülle: Gelatine, Natriumdodecylsulfat, Farbstoffe [Cochenillerot A (E 124), Chinolingelb (E 1<strong>04</strong>), Titandioxid (E 171)]. Venlafaxin Genericon 75<br />

mg Retardkapseln. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Kapsel enthält Venlafaxinhydrochlorid entsprechend 75 mg Venlafaxin. Sonstige Bestandteile: mit bekannter Wirkung: Saccharose max. 92,69 mg; Gelborange S (E 110)<br />

0,0006 mg. Kapselinhalt: Zucker-Stärke-Pellets (Saccharosehaltig), Ethylcellulose (E 462), Hydroxypropylcellulose, Hypromellose (E 464), Talkum (E 553b), Sebacinsäuredibutylester, Ölsäure, hochdisperses Siliciumdioxid. Kapselhülle: Gelatine,<br />

Natriumdodecylsulfat, Farbstoffe [Gelborange S (E 110), Chinolingelb (E 1<strong>04</strong>), Titandioxid (E 171)]. Venlafaxin Genericon 150 mg Retardkapseln. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Kapsel enthält Venlafaxinhydrochlorid<br />

entsprechend 150 mg Venlafaxin. Sonstige Bestandteile: mit bekannter Wirkung: Saccharose max. 185,38 mg; Gelborange S (E 110) 0,0183 mg. Kapselinhalt: Zucker-Stärke-Pellets (Saccharosehaltig), Ethylcellulose (E 462), Hydroxypropylcellulose,<br />

Hypromellose (E 464), Talkum (E 553b), Sebacinsäuredibutylester, Ölsäure, hochdisperses Siliciumdioxid. Kapselhülle: Gelatine, Natriumdodecylsulfat, Farbstoffe [Gelborange S (E 110), Chinolingelb (E 1<strong>04</strong>), Patentblau (E 131), Titandioxid (E<br />

171)]. Anwendungsgebiete: Behandlung von Episoden einer Major Depression. Zur Prävention des Wiederauftretens neuer depressiver Episoden (Rezidivprophylaxe). Behandlung der generalisierten Angststörung. Behandlung der sozialen<br />

Angststörung. Behandlung der Panikstörung, mit oder ohne Agoraphobie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Eine gleichzeitige Behandlung mit irreversiblen<br />

Monoaminooxidase-Inhibitoren (MAOI) ist aufgrund des Risikos für ein Serotonin-Syndrom mit Symptomen wie Agitation, Tremor und Hyperthermie kontraindiziert. Die Behandlung mit Venlafaxin darf frühestens 14 Tage nach Beendigung der<br />

Behandlung mit einem irreversiblen MAOI eingeleitet werden. Die Anwendung von Venlafaxin muss mindestens 7 Tage vor Beginn einer Therapie mit einem irreversiblen MAOI beendet werden (siehe Abschnitte 4.4 und 4.5.). Pharmakotherapeutische<br />

Gruppe: Andere Antidepressiva. ATC-Code: N06AX16. Venlafaxin Genericon 37,5 mg Retardkapseln, OP zu 30 Stück, Venlafaxin Genericon 75 mg Retardkapseln, OP zu 10 und 30 Stück, Venlafaxin Genericon 150 mg Retardkapseln,<br />

OP zu 10 und 30 Stück, Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Venlafaxin Genericon 225 mg Retardtabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Retardtablette enthält 225 mg Venlafaxin<br />

(als Hydrochlorid). Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Lactose 6,5 mg. Liste der sonstigen Bestandteile: Kern: Mannitol (E 421); Povidon K-90; Macrogol 400; Mikrokristalline Cellulose; Hochdisperses Siliciumdioxid;<br />

Magnesiumstearat. Beschichtung: Celluloseacetat; Macrogol 400; Opadry Y 30 18037 (Mischung aus Hypromellose, Lactose-Monohydrat, Titandioxid (E 171) und Triacetin). Anwendungsgebiete: Behandlung von Episoden einer Major Depression.<br />

Zur Prävention des Wiederauftretens neuer depressiver Episoden (Rezidivprophylaxe). Behandlung der generalisierten Angststörung. Behandlung der sozialen Angststörung. Behandlung der Panikstörung, mit oder ohne Agoraphobie. Gegenanzeigen:<br />

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Eine gleichzeitige Behandlung mit irreversiblen Monoaminooxidase-Inhibitoren (MAOI) ist aufgrund des Risikos für ein Serotonin-<br />

Syndrom mit Symptomen wie Agitation, Tremor und Hyperthermie kontraindiziert. Die Behandlung mit Venlafaxin darf mindestens 14 Tage nach Beendigung der Behandlung mit einem irreversiblen MAOI nicht eingeleitet werden. Die Anwendung<br />

von Venlafaxin muss mindestens 7 Tage vor Beginn einer Therapie mit einem irreversiblen MAOI beendet werden (siehe Abschnitte 4.4 und 4.5.). Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere Antidepressiva. ATC-Code: N06A X16. Venlafaxin Genericon<br />

225 mg Retardtabletten, OP zu 10 und 30 Stk., Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Pharmazeutischer Unternehmer: Genericon Pharma Gesellschaft m.b.H., A-8054 Graz, E-Mail: genericon@genericon.at. Lisinopril<br />

Genericon 5 mg Tabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 5,44 mg Lisinopril-Dihydrat entsprechend 5 mg Lisinopril (wasserfrei). Sonstige Bestandteile: Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat, hochdisperses<br />

Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Maisstärke, Mannitol (E421), vorverkleisterte Maisstärke. Lisinopril Genericon 10 mg Tabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 10,89 mg Lisinopril-Dihydrat<br />

entsprechend 10 mg Lisinopril (wasserfrei). Sonstige Bestandteile: Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Maisstärke, Mannitol (E421), vorverkleisterte Maisstärke. Lisinopril Genericon 20 mg<br />

Tabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 21,78 mg Lisinopril-Dihydrat entsprechend 20 mg Lisinopril (wasserfrei). Sonstige Bestandteile: Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat, hochdisperses Siliciumdioxid,<br />

Magnesiumstearat, Maisstärke, Mannitol (E421), vorverkleisterte Maisstärke. Anwendungsgebiete: Hypertonie: Behandlung einer Hypertonie; Herzinsuffizienz: Behandlung einer symptomatischen Herzinsuffizienz; Akuter Herzinfarkt: Kurzzeitige<br />

Behandlung (6 Wochen) von hämodynamisch stabilen Patienten innerhalb von 24 Stunden nach einem akuten Herzinfarkt; Nierenkomplikationen bei Diabetes mellitus: Behandlung von Nierenerkrankungen bei Bluthochdruck-Patienten mit<br />

Typ-2-Diabetes mellitus und beginnender Nephropathie (siehe Abschnitt 5.1); Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile oder einen anderen Angiotensin-Converting-<br />

Enzym (ACE)–Hemmer; angioneurotisches Ödem in der Anamnese im Zusammenhang mit einer vorhergehenden Behandlung mit ACE-Hemmern; angeborenes oder idiopathisches angioneurotisches Ödem; zweites und drittes Trimenon der<br />

Schwangerschaft (siehe Abschnitte 4.4 und 4.6); Die gleichzeitige Anwendung von Lisinopril mit Aliskiren-haltigen Arzneimitteln ist bei Patienten mit Diabetes mellitus oder eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 60 ml/min/1,73 m2) kontraindiziert<br />

(siehe Abschnitte 4.5 und 5.1); gleichzeitige Anwendung einer Sacubitril/Valsartan-Therapie: Die Behandlung mit Lisinopril darf frühestens 36 Stunden nach der letzten Dosis Sacubitril/Valsartan begonnen werden (siehe auch Abschnitte 4.4 und<br />

4.5). Pharmakotherapeutische Gruppe: ACE-Hemmer, rein. ATC-Klassifizierung: C09A A03. Lisinopril Genericon 5 mg Tabletten, OP zu 30 Stück, Lisinopril Genericon 10 mg Tabletten, OP zu 30 Stück, Lisinopril Genericon 20 mg Tabletten,<br />

OP zu 30 Stück, Rezept- und apothekenpflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: Genericon Pharma Gesellschaft m.b.H., A-8054 Graz, E-Mail: genericon@genericon.at. Desloratadin Genericon 5 mg Filmtabletten. Qualitative und<br />

quantitative Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 5 mg Desloratadin. Liste der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Mikrokristalline Cellulose; Mannitol (E421); Magnesiumstearat; Tablettenüberzug: Opadry ®<br />

Blue Filmüberzug enthält:<br />

Hypromellose; Hydroxypropylcellulose; Titandioxid (E171); Indigocarmin (E132). Anwendungsgebiete: Desloratadin Genericon ist indiziert bei Erwachsenen und Jugendlichen (ab 12 Jahren und älter) für die Besserung der Symptomatik bei: allergischer<br />

Rhinitis (siehe Abschnitt 5.1); Urtikaria (siehe Abschnitt 5.1). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile oder gegen Loratadin. Pharmakotherapeutische<br />

Gruppe: Antihistaminika – H1-Antagonist; ATC-Code: R06AX27. Desloratadin Genericon 5 mg Filmtabletten, OP zu 10 und 30 Stück, Rezeptfrei, apothekenpflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: Genericon Pharma Gesellschaft m.b.H.,<br />

A-8054 Graz, E-Mail: genericon@genericon.at. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Gewöhnungseffekten und zu den<br />

Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. 2021_<strong>04</strong>_Image_PR_01_01<br />

Lacopat 10 mg/ml-Infusionslösung. Zusammensetzung: Jeder ml Infusionslösung enthält 10 mg Lacosamid. Jede Ampulle mit 20 ml Infusionslösung enthält 200 mg Lacosamid. Sonstige Bestandteile: Wasser für Injektionszwecke, Natriumchlorid,<br />

Salzsäure (zur pH-Wert Einstellung), Natriumhydroxid (zur pH-Wert Einstellung). Jeder ml Infusionslösung enthält 3 mg Natrium. Anwendungsgebiete: Lacopat ist indiziert zur Monotherapie fokaler Anfälle mit oder ohne sekundäre<br />

Generalisierung bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 2 Jahren mit Epilepsie. Lacopat ist indiziert zur Zusatztherapie: fokaler Anfälle mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 2 Jahren mit<br />

Epilepsie; primär generalisierter tonisch-klonischer Anfälle bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 4 Jahren mit idiopathischer generalisierter Epilepsie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der genannten<br />

sonstigen Bestandteile; bekannter atrioventrikulärer (AV-)Block 2. oder 3. Grades. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiepileptika, andere Antiepileptika; ATC-Code: N03AX18. Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH,<br />

Schlossplatz 1, 8502 Lannach. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 5 x 20 ml. Stand der Information: 02/<strong>2023</strong>. Weitere Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen<br />

für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den<br />

veröffentlichten Fachinformationen!<br />

Lacopat 10 mg/ml-Sirup. Zusammensetzung: Jeder ml Sirup enthält 10 mg Lacosamid. Sonstige Bestandteile: Glycerol, 2,27 mg/ml Methyl(4-hydroxybenzoat) (E 218), Carmellose-Natrium, 187 mg/ml Sorbitol-Lösung (E 420), Macrogol, 1,35<br />

mg/ml Natriumchlorid, Citronensäure-Monohydrat, Natriumcitrat, Sucralose, Erdbeeraroma (enthält 0,93 mg/ml Propylenglycol (E 1520)), Maltol, gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Lacopat ist indiziert zur Monotherapie fokaler Anfälle<br />

mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 2 Jahren mit Epilepsie. Lacopat ist indiziert zur Zusatztherapie: fokaler Anfälle mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Erwachsenen, Jugendlichen<br />

und Kindern ab 2 Jahren mit Epilepsie; primär generalisierter tonisch-klonischer Anfälle bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 4 Jahren mit idiopathischer generalisierter Epilepsie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den<br />

Wirkstoff oder einen der genannten sonstigen Bestandteile; bekannter atrioventrikulärer (AV-)Block 2. oder 3. Grades. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiepileptika, andere Antiepileptika; ATC-Code: N03AX18. Inhaber der<br />

Zulassung: G.L. Pharma GmbH, Schlossplatz 1, 8502 Lannach. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 200 ml. Stand der Information: 03/<strong>2023</strong>. Weitere Angaben zu besonderen Warnhinweisen<br />

und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte<br />

entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen!<br />

Lacopat 50 bzw. 100 bzw. 150 bzw. 200 mg-Filmtabletten. Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 50 bzw. 100 bzw. 150 bzw. 200 mg Lacosamid. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: mikrokristalline Cellulose, niedrigsubstituierte<br />

Hydroxypropylcellulose, Hydroxypropylcellulose, Crospovidon, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat. Tablettenüberzug: Poly(vinylalkohol), Macrogol, Titandioxid (E 171), Talkum. 50 mg Filmtabletten: Eisenoxid rot (E 172), Eisenoxid<br />

schwarz (E 172), Indigocarmin-Aluminiumsalz (E 132). 100 mg Filmtabletten: Eisenoxid gelb (E 172). 150 mg Filmtabletten: Eisenoxid gelb (E 172), Eisenoxid rot (E 172), Eisenoxid schwarz (E 172). 200 mg Filmtabletten: Indigocarmin-Aluminiumsalz<br />

(E 132). Anwendungsgebiete: Lacopat ist indiziert zur Monotherapie fokaler Anfälle mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 2 Jahren mit Epilepsie. Lacopat ist indiziert zur Zusatztherapie: fokaler<br />

Anfälle mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 2 Jahren mit Epilepsie; primär generalisierter tonisch-klonischer Anfälle bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 4 Jahren mit idiopathischer<br />

generalisierter Epilepsie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der genannten sonstigen Bestandteile; bekannter atrioventrikulärer (AV-)Block 2. oder 3. Grades. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe:<br />

Antiepileptika, andere Antiepileptika; ATC-Code: N03AX18. Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, Schlossplatz 1, 8502 Lannach. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 20 und 60 Stück. Stand<br />

der Information: 02/<strong>2023</strong>. Weitere Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft<br />

und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen!<br />

▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung<br />

zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8 der Fachinformation. VYDURA ®<br />

75 mg Lyophilisat zum Einnehmen. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jedes Lyophilisat zum Einnehmen enthält<br />

Rimegepanthemisulfat-Sesquihydrat entsprechend 75 mg Rimegepant. Liste der sonstigen Bestandteile: Gelatine, Mannitol (Ph.Eur.) (E421), Minz-Aroma, Sucralose. Anwendungsgebiete: VYDURA wird angewendet zur Akuttherapie der Migräne<br />

mit oder ohne Aura bei Erwachsenen und zur präventiven Behandlung von episodischer Migräne bei Erwachsenen, die mindestens 4 Migräneattacken pro Monat haben. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in<br />

Abschnitt 6.1 der Fachinformation genannten sonstigen Bestandteile. Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika, Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Antagonisten. ATC-Code: N02CD06. Inhaber der Zulassung: Pfizer Europe MA EEIG,<br />

Boulevard de la Plaine 17, 1050 Brüssel, Belgien. Stand der Information: Juni <strong>2023</strong>. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen<br />

für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />

4/23 CC<br />

<strong>neuropsy</strong><br />

35


literatur<br />

Depression<br />

Stimmungsaufheller Turnschuh<br />

Regelmäßiger Sport hält nicht nur fit. Der<br />

Effekt von Sportübungen auf depressive<br />

Symptomatik wird aber immer noch unterschätzt.<br />

Denn das Körpertraining hilft auch,<br />

besser mit einer Depression klarzukommen.<br />

Zu diesem Ergebnis kommt ein Forscherteam<br />

um Dr. Andreas Heißel von der Universität<br />

Potsdam nach Auswertung umfangreicher<br />

Studiendaten.<br />

Weltweit müssen mehr als 300 Millionen<br />

Menschen mit einer Depression leben. Und<br />

während der COVID-19-Pandemie dürfte<br />

die Prävalenz noch einmal deutlich gestiegen<br />

sein, schreiben die Wissenschafter:innen.<br />

Etwa zwei Drittel der Betroffenen erhalten<br />

keine angemessene Behandlung wie<br />

eine Psychotherapie oder Antidepressiva.<br />

Gut zugängliche Alternativen seien daher<br />

dringend notwendig, betonen Heißel und<br />

Kolleg:innen.<br />

Schwer depressive Menschen profitieren<br />

am meisten. Um zu klären, wie gut sich eine<br />

depressive Symptomatik unter einer Sportintervention<br />

zurückbildet, wertete die Gruppe<br />

die Daten von 41 randomisierten, kontrollierten<br />

Studien aus.<br />

Die Teilnehmenden der verschiedenen Untersuchungen<br />

waren gesichert an einer<br />

schweren Depression erkrankt oder litten an<br />

anderen, mittels validierter Screeninginstrumente<br />

diagnostizierten depressiven Beschwerden.<br />

1.227 von ihnen hatten ein<br />

strukturiertes Trainingsprogramm absolviert,<br />

1.037 hatten hingegen weder eine Bewegungs-<br />

noch eine Psycho- oder Pharmako<br />

therapie neu begonnen.<br />

Die Metaanalyse brachte zutage, dass durch<br />

den Sport die depressive Symptomatik deutlich<br />

abnahm, wobei die Number Needed to<br />

Treat (NNT) 2 betrug. Besonders deutlich<br />

profitierten Betroffene mit schwerer Depression<br />

sowie Personen, die unter Anleitung<br />

trainierten.<br />

Vorteile für Krafttraining und Gruppensport.<br />

Als ebenfalls sehr effektiv erwiesen<br />

sich ein ausschließlich aerobes bzw. Krafttraining<br />

sowie Gruppenübungen mit bis zu<br />

25 Teilnehmer:innen. Der Ausschluss von<br />

Studien mit hohem Verzerrungsrisiko<br />

schwächte die Effekte etwas ab.<br />

Insgesamt gehen die Autor:innen jedoch davon<br />

aus, dass die Effekte von Sportübungen<br />

im Allgemeinen noch unterschätzt werden.<br />

Fazit. Für alle unbehandelten Menschen<br />

mit Depression stellen angeleitete Trainingsprogramme,<br />

Gruppensport und aerobe<br />

Übungen somit eine einfache und effektive<br />

Option zur Verbesserung des psychischen<br />

Wohlbefindens dar, so das Fazit der<br />

Sportwissenschafter:innen. Im Einzelfall<br />

müsse aber stets der behandelnde Arzt bzw.<br />

die behandelnde Ärztin entscheiden, ob und<br />

welches Training infrage kommt.<br />

Heissel A et al.: Exercise as medicine for depressive<br />

symptoms? A systematic review and meta-analysis<br />

with meta-regression. Br J Sports Med <strong>2023</strong>;<br />

doi: 10.1136/bjsports-2022-106282<br />

Kokain & Gehirnalterung<br />

Kokainkonsum lässt menschliche Gehirne<br />

schneller altern. Dies ergab eine<br />

genetische Analyse von insgesamt 42 zu<br />

Forschungszwecken gespendeten Organen,<br />

die zur Hälfte von Kokainsüchtigen<br />

stammten. Der Drogenkonsum verändert<br />

das DNA-Methylierungsmuster im Brodmann-Areal<br />

9 des präfrontalen Kortex.<br />

Diese Region steht unter anderem mit<br />

dem Ich-Bewusstsein und inhibitorischer<br />

Kontrolle in Zusammenhang. Bei Süchtigen<br />

ist die Inhibitionsfähigkeit verringert,<br />

weshalb sie dem Suchtmittel nur<br />

schwer widerstehen können. Die identifizierten<br />

Methylierungen könnten über eine<br />

Regulierung der Genexpression zu<br />

funktionellen Veränderungen im Gehirn<br />

führen und auf diese Weise das typische<br />

Suchtverhalten mitverursachen. Das Muster<br />

der DNA-Methylierung sprach dafür,<br />

dass die Gehirne der Kokainabhängigen<br />

im Vergleich zu denen der anderen Spender<br />

biologisch schneller gealtert waren.<br />

Poisel E et al.: DNA methylation in cocaine<br />

use disorder. Front Psychiatry <strong>2023</strong>;<br />

doi: 10.3389/fpsyt.<strong>2023</strong>.1075250<br />

Eine Verbindung zwischen Hyperlipidämie<br />

und Demenzrisiko wird seit Längerem diskutiert.<br />

Allerdings wurden die Blutfette in den<br />

meisten Studien nur einmalig gemessen.<br />

Nun wollte ein Team von der Mayo Clinic in<br />

Rochester, Minnesota, herausfinden, welche<br />

Rolle schwankende Lipidwerte für Demenzerkrankungen<br />

spielen.<br />

Methoden. Genutzt wurde ein Projekt zur<br />

Vernetzung von Gesundheitsdaten über<br />

Arztpraxen in der Region um Rochester. Eingeschlossen<br />

wurden Personen im Alter von<br />

60 Jahren oder älter ohne Alzheimerkrankheit<br />

oder Demenz, für die aus den fünf Jahren<br />

vor dem Stichtag mindestens drei Lipidmessungen<br />

vorlagen, inklusive Werten für Gesamtcholesterin,<br />

Triglyzeride, LDL-C und<br />

HDL-C. Das Ausmaß der Schwankung in den<br />

Lipidwerten wurde in Form der vom Mittelwert<br />

unabhängigen Variabilität berechnet<br />

und die Teilnehmenden daraufhin in Quintile<br />

eingeteilt. Primärer Endpunkt war das<br />

Auftreten einer zuvor nicht bekannten demenziellen<br />

Erkrankung.<br />

Die Kohorte umfasste 11.571 Personen, die<br />

im Schnitt 71 Jahre alt waren. Während des<br />

Demenz<br />

Risiko schwankende Blutfettwerte?<br />

medianen Follow-ups von rund 13 Jahren erkrankte<br />

etwa jeder Fünfte an einer Demenz.<br />

Ergebnisse. Bezüglich des Gesamtcholesterinspiegels<br />

hatten Menschen im obersten<br />

Quintil gegenüber jenen im untersten ein um<br />

19 Prozent erhöhtes Demenzrisiko, nach Berücksichtigung<br />

von Risikofaktoren wie Geschlecht,<br />

BMI und lipidsenkender Behandlung.<br />

Die Gruppe mit den stärksten Triglyzeridschwankungen<br />

hatte gegenüber den Teilnehmenden<br />

mit den stabilsten Werten ein um<br />

23 Prozent erhöhtes Risiko. Für LDL-C- und<br />

HDL-C-Werte gab es keinen Zusammenhang.<br />

Fazit. Unklar bleibt, ob die schwankenden<br />

Lipidwerte ein Biomarker oder unabhängige<br />

Risikofaktoren für eine Demenz sind. Die<br />

Autor:innen betonen auch, dass ihre Kohorte<br />

mehr Begleiterkrankungen hatte als die von<br />

der Auswertung ausgeschlossenen Personen.<br />

Moser ED et al.: Association between fluctuations in<br />

blood lipid levels over time with incident Alzheimer<br />

disease and Alzheimer disease-related dementias.<br />

Neurology <strong>2023</strong>; 101(11)<br />

36 <strong>neuropsy</strong> CC 4/23


pharmanews / symptoma.com – patientenfall<br />

GENERICON PHARMA<br />

Präzision in Serie<br />

WERBUNG <strong>2023</strong>_09_Image_PR_01 Fachkurzinformation siehe Seite 35<br />

Seit über 35 Jahren machen wir das, was wir am besten können: Gutes<br />

und Bewährtes durch Wiederholung noch besser zu machen. Forschung<br />

und Entwicklung passieren anderswo, uns geht es ausschließlich<br />

um Präzision. Und die entsteht aus der Gewissheit, dass wir das,<br />

was wir tun, schon Millionen Mal getan haben. Das schafft Sicherheit,<br />

vermeidet Fehlerquellen und ermöglicht Gesundheit für alle.<br />

Gesundheit geht uns alle an. Und sie steht uns allen zu. Dafür setzen<br />

wir uns ein. Jeden Tag und in jeder Kategorie von „Gesund werden und<br />

gesund bleiben“. Unsere Produktpalette umfasst unter anderem die Bereiche<br />

Herz-Kreislauf, Neurologie und Psychiatrie, Stoffwechsel, Urologie,<br />

Gastroenterologie, Schmerz und Infektionen. Unsere Arzneimittel<br />

und ausgewählten Nahrungsergänzungsmittel wurden im Jahr 2022<br />

zusammen millionenfach verordnet. Damit gehören wir zu Österreichs<br />

verlässlichsten Partnern, wenn es um Gesundheit für alle geht. Während<br />

Sie und Ihre Patient:innen sich um alle anderen Dinge des Lebens<br />

kümmern können, kümmern wir uns um unseren Kernauftrag: Präzision<br />

in Serie zu produzieren. Dass Gesundheit damit für alle leistbarer und<br />

zugänglicher wird, ist wohl die schönste Nebenwirkung davon.<br />

Exzellenz aus Österreich. Mit zusammen millionenfach verordneten<br />

Arzneimitteln (wie etwa CandAm®, Venlafaxin Genericon®, Lisinopril<br />

Genericon® oder Desloratadin Genericon®) sprechen wir eine deutliche<br />

Sprache. Unsere rezeptfreien Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel<br />

der Marke MULTI runden das umfassende Angebot zusätzlich<br />

ab. Präzision in Serie, die nicht beim Produkt endet, sondern sich<br />

auch in allen anderen Bereichen des Unternehmens fortsetzt. So werden<br />

unsere rund 50 Pharmareferent:innen laufend geschult und auf den<br />

neuesten Stand der Wissenschaft gebracht. Kompetenz, die ein Gesicht<br />

hat und die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Leben möglichst vieler<br />

Menschen zu verbessern. Tag für Tag und Stunde um Stunde.<br />

GENERICON, die mit dem Delfin.<br />

Genericon Pharma Gesellschaft m.b.H.:<br />

• Generischer Anbieter aus Österreich<br />

• Seit 1986 am heimischen Markt vertreten<br />

• 180 Mitarbeiter:innen, davon rund 50 Pharmareferent:innen<br />

• Firmensitz in Graz<br />

Symptoma.com – Patientenfall<br />

Signalausfall<br />

Foto: Donsonpeopleimages.com/stock.adobe.com<br />

Ein 69-jähriger Mann hat im Laufe des letzten Jahres einen zunehmenden<br />

Verlust seiner Feinmotorik und Fingerfertigkeit festgestellt und hat generell<br />

den Eindruck, er werde langsamer. Seine Handschrift ist kleiner geworden,<br />

seine Stimme weicher. Seine Partnerin hat beobachtet, dass das Gesicht des<br />

Patienten an Ausdruckskraft verloren hat. Vor wenigen Monaten hat er erstmalig<br />

einen Handtremor bemerkt. Dieser sei beim Fernsehen aufgetreten<br />

und habe die rechte Hand betroffen. Die medizinische Vorgeschichte des<br />

Mannes ist weitgehend unauffällig; der Patient gibt aber an, leicht depressiv<br />

zu sein und in den letzten beiden Jahren immer wieder mit Verstopfungen<br />

gekämpft zu haben.<br />

In der klinischen Untersuchung wird eine rechtsseitig stärker ausgeprägte<br />

Bradykinesie und Rigidität diagnostiziert. Darüber hinaus lassen sich Mikrografie,<br />

Hypophonie und Maskengesicht bei verminderter Blinzelfrequenz<br />

bestätigen. Während der Patient geht, ist ein Ruhetremor des rechten Armes<br />

zu beobachten.<br />

Was ist die wahrscheinlichste Diagnose? (Auflösung siehe QR-Code)<br />

(A) Dentatorubro-pallidoluysische Atrophie<br />

(B) Lewy-Körper-Demenz<br />

(C) Morbus Parkinson<br />

(D) Morbus Wilson<br />

(E) Progressive supranukleäre Blickparese<br />

(F) Shy-Drager-Syndrom<br />

Wir stellen regelmäßig eine lehrreiche Kasuistik vor,<br />

die von „Symptoma“ (www.symptoma.com) zur<br />

Verfügung gestellt wird. Die „Patientenfälle“ und deren<br />

Auflösung finden Sie auf www.medonline.at/syccn.<br />

4/23 CC<br />

<strong>neuropsy</strong><br />

37


lexanders großer oment – einfach nur dabei zu sein<br />

Abilify Maintena ® , 1x monatlich bei Schizophrenie:<br />

• Signifikante Reduktion von Rezidiven (a)1,4 und Hospitalisierungen (b)2<br />

• Nachgewiesene Wirksamkeit bei Positiv- und Negativsymptomen 1,4<br />

• Überlegene Verbesserung der Lebensqualität im Vergleich zu<br />

Paliperidonpalmitat 1x monatlich (d)5<br />

• Gutes Verträglichkeitsprofil (c)1,3 – vergleichbar mit Aripiprazol oral 3,4<br />

Lundbeck Austria GmbH, Spaces Square One, Leopold Ungar Platz 2, 1190 Wien, www.lundbeck.at<br />

1 Kane JM et al. J Clin Psychiatry. 2012;73(5):617-24. 2 Kane JM et al. J Med Econ 2013; 16 (7):917–<br />

925. 3 Fleischhacker WW et al. Int Clin Psychopharmacol 2013;28:171-176. 4 Fleischhacker WW et al.<br />

Br J Psychiatry 2014;205:135-144. 5 Naber D et al. Schizophren Res 2015;168:498-5<strong>04</strong>.<br />

(a) In einer 38-wöchigen, aktiv kontrollierten Nicht-Unterlegenheitsstudie zum Vergleich von<br />

Aripiprazol einmal monatlich 400 mg und oralem Aripiprazol (10 – 30 mg / Tag) war die geschätzte<br />

Rate bevorstehender Rückfälle für Abilify Maintena ® vergleichbar mit der Rate für orales Aripiprazol<br />

(7,1 % vs. 7,8 %). Beide Behandlungen waren Aripiprazol-Depot 50 mg einmal monatlich überlegen<br />

(21,8 %, p ≤ 0,001). In einer 52-wöchigen Studie konnte Abilify Maintena ® die Zeit bis zum drohenden<br />

Rückfall signifikant vs. Placebo verlängern (p < 0,0001; HR = 5,03). (b) In einer Mirror-Image-Studie<br />

war die Gesamtrate psychiatrischer Hospitalisierungen bei 3-monatiger prospektiver Behandlung mit<br />

Aripiprazol-Depot signifikant niedriger (p < 0,0001) als bei 3-monatiger retrospektiver Behandlung<br />

mit standardtherapeutischen oralen Antipsychotika (6,6 % vs. 28,1 %). Mirror-Image-Studien haben<br />

verschiedene Einschränkungen, z. B. keine parallelisierte, mit einem Wirkstoff behandelte Kontrollgruppe;<br />

es ist schwierig, den Effekt der medikamentösen Behandlung von dem Studieneffekt zu unterscheiden;<br />

Einfluss von anderen unabhängigen Faktoren (beispielsweise durch das Muster für die Aufnahme der<br />

Patienten in die Studie, den Versicherungsschutz, die Verfügbarkeit von Krankenhausbetten und die<br />

Verfügbarkeit einer gemeindebezogenen Unterstützung). (c) Die am häufigsten von Patienten berichteten<br />

Nebenwirkungen ≥ 5 % in zwei doppelblind kontrollierten klinischen Studien von Abilify Maintena ® waren<br />

Gewichtszunahme (9,0 %), Akathisie (7,9 %), Schlaflosigkeit (5,8 %) und Schmerzen an der Injektionsstelle<br />

(5,1 %). (d) QUALIFY: Eine 28-wöchige, randomisierte, offene, Auswerterverblindete (hinsichtlich QLS,<br />

IAQ), direkte Vergleichsstudie von Abilify Maintena ® 1 x monatlich und Paliperidonpalmitat 1 x monatlich.<br />

Nach dem Nachweis der Nicht-Unterlegenheit wurde auf Überlegenheit geprüft. Die Aussagekraft als<br />

offene Studie unterliegt bestimmten Einschränkungen. So kann die Bereitschaft, sich das Medikament<br />

applizieren zu lassen und das Wissen um die angewendete Behandlung die Aussagen beeinflussen.<br />

ABIL-0288, 09/2022 Fachkurzinformation siehe Seite 35

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