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CliniCum onko 06/2023

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DE, AT und CH Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie I<br />

Optionen für die Drittlinie:<br />

Sollte man bei chronischer myeloischer Leukämie (CML) auf eine<br />

Inhibition multipler Kinasen oder einen anderen Bindungsmechanismus<br />

setzen, wenn Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) in der Zweitlinie<br />

scheitern? Zwei Fachleute diskutierten im Rahmen der Jahrestagung<br />

die Anwendungsgebiete und Vorzüge von Asciminib sowie<br />

Ponatinib.<br />

Von Lara Sommer<br />

❙❙<br />

Primär intolerante Patient:innen haben<br />

mit Asciminib die beste Chance auf eine<br />

verträgliche Therapie, stellte Dr. Fabian<br />

Lang vom Klinikum der Goethe-Universität<br />

Frankfurt klar.<br />

Er rekapitulierte zunächst die<br />

Ergebnisse der ASCEMBL-<br />

Studie, die Asciminib als<br />

Drittlinienoption bei<br />

chronischer myeloischer<br />

Leukämie (CML) bestätigten.<br />

45 Prozent der<br />

Teilnehmer:innen erreichten<br />

einen BCR::<br />

ABL1-Wert von ≤1 Prozent.<br />

Der Referent betonte,<br />

dass zum Ende<br />

des Beobachtungszeitraums<br />

noch über die<br />

Hälfte der Teilnehmenden<br />

die Asciminib-Therapie<br />

fortführte, deutlich mehr<br />

als in der Bosutinib-Kontrolle.<br />

Außerdem benötigten weniger<br />

Behandelte Unterbrechungen<br />

und Dosisreduktionen.<br />

Asciminib wirkt auch bei verbreiteter<br />

Resistenz<br />

„Wir können Asciminib sogar relativ gut bei T315I einsetzen“,<br />

fuhr Lang fort. An der Phase-I-Studie nahmen<br />

auch Patient:innen mit dieser Mutation teil und erhielten<br />

eine erhöhte Wirkstoffdosis von 200mg täglich. Keine:r der<br />

Betroffenen befand sich zu Beginn in MMR. Innerhalb von<br />

96 Wochen erreichten 62,2 Prozent von ihnen den<br />

BCR::ABL1-Grenzwert, darunter auch fast 50 Prozent der<br />

Kardiovaskuläre Toxizitäten unter Ponatinib<br />

lassen sich beherrschen, sofern man die<br />

Patient:innen sorgfältig selektiert.<br />

mit Ponatinib vorbehandelten Teilnehmer:innen. „Hier<br />

scheinen Ponatinib-naive Patient:innen ein besseres Ansprechen<br />

zu zeigen, was kein schlechtes Argument dafür<br />

wäre, zuerst Asciminib in der Drittlinie einzusetzen“, fügte<br />

der Experte hinzu. Noch wichtiger findet er, dass 19 von 22<br />

Erkrankten, die eine MMR erreichten, diese auch langfristig<br />

wahren konnten. Es traten trotz der höheren Dosis keine<br />

behandlungsassoziierten arteriellen Verschlussereignisse<br />

auf, die eine Unterbrechung oder Anpassung<br />

der Therapie erforderten.<br />

Nebenwirkungen unter<br />

Asciminib handhabbar<br />

Mittlerweile liegen auch 4-Jahres-Daten<br />

der Phase-I-Kohorte<br />

vor. Am häufigsten<br />

berichteten die Teilnehmenden<br />

über gastrointestinale<br />

Toxizitäten,<br />

muskuloskelettale<br />

Schmerzen, Hypersensibilitätsreaktionen<br />

und Infektionen<br />

der oberen Atemwege.<br />

Hämatologische<br />

Komplikationen ließen<br />

mit der Behandlungsdauer<br />

nach. Die<br />

befürchteten Pankreastoxizitäten<br />

beschränkten<br />

sich meist auf<br />

asymptomatische Enzymerhöhungen.<br />

„Diese Laboranomalien<br />

bekommen Sie eigentlich<br />

mit Dosisanpassungen<br />

gut hin, ohne dass die Pati ent:innen<br />

eine Pankreatitis entwi ckeln“,<br />

führte Lang aus. Nur 3,5 Prozent mussten<br />

die Einnahme aus diesem Grund abbrechen.<br />

Insgesamt beschrieb er die Nebenwirkungen als<br />

milde und handhabbar. Gleichzeitig stieg die kumulative<br />

Remissionsrate in diesem Zeitraum weiter an.<br />

Es existiert keine Studie, in der Asciminib und Ponatinib<br />

direkt verglichen werden. In einer indirekten Analyse<br />

schnitt der neue Inhibitor allerdings bezüglich der MMR-<br />

Rate nach mindestens zwei Vortherapien besser ab. Real-<br />

Life-Daten aus dem Extended-Access-Programm für Asciminib<br />

in Spanien belegten, dass das ereignisfreie Überleben<br />

kürzer ausfällt, wenn Erkrankte mit Ponatinib vorbehandelt<br />

waren.<br />

Der Experte fand noch einen weiteren Punkt interessant:<br />

„Die Wahrscheinlichkeit, dass die Patient:innen auf dieser<br />

Foto: Pee Paew/stock.adobe.com<br />

22 <strong>onko</strong> CC 6/23

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