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CliniCum onko 06/2023

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gänglich ist. Es wurde also getestet, ob die Zugabe eines<br />

PARP-Inhibitors den Tumor für eine Immuntherapie zugänglicher<br />

macht. Das hat sich nicht bewahrheitet. Die<br />

Studie hat ihren primären Endpunkt nicht erreicht. Trotzdem<br />

ist es eine wichtige Studie, weil man sieht, dass die<br />

Kombination aus Checkpoint-Inhibitor und PARP-Inhibitor<br />

nicht den gewünschten Effekt hat.<br />

„Wir brauchen bessere Biomarker, um differenzieren<br />

zu können, wer von der Therapie profitiert.<br />

PD-L1 ist kein sehr aussagekräftiger Marker.“<br />

Ao. Univ.-Prof.<br />

Dr. Alexander<br />

Reinthaller<br />

Abteilung für<br />

Gynäkologie &<br />

Gynäkologische<br />

Onkologie,<br />

Universitätsklinik<br />

für Frauenheilkunde,<br />

Gynäkologisches<br />

Tumorzentrum;<br />

Ordensklinikum<br />

Linz<br />

Zwei Phase-III-Studien deuten auf den Nutzen einer<br />

Immuntherapie bei Patientinnen mit fortgeschrittenem<br />

Endometriumkarzinom hin. Was lässt sich<br />

dazu sagen?<br />

Beginnen wir mit der DUO-E-Studie. Diese dreiarmige<br />

Studie hat beim fortgeschrittenen Endometriumkarzinom<br />

eine Kombination aus Chemotherapie (Carboplatin plus<br />

Taxol) plus/minus Durvalumab (PD-L1-Inhibitor) und in<br />

der anschließenden Erhaltungstherapie Placebo/Placebo<br />

vs. Durvalumab/Placebo vs. Durvalumab/Olaparib<br />

(PARP-Inhibitor) untersucht.<br />

In beiden expermimentellen Armen war ein Unterschied<br />

zum Kontrollarm zu sehen, wobei in der ITT-Population die<br />

Kombination mit Durvalumab plus Olaparib etwas bes ser<br />

performt hat. Wenn man sich die teilweise bemerkenswerten<br />

Ergebnisse der Subgruppenanalysen anschaut, sieht<br />

man, dass Olaparib keinen zusätzlichen Vorteil bei Missmatch-repair(MMR)-defizienten<br />

Patientinnen gebracht<br />

hat. Das ist nicht unerwartet, weil diese Patientinnen besonders<br />

gut auf eine Immuntherapie ansprechen. Ein<br />

PARP-Inhibitor scheint hier additiv nicht viel zu bringen.<br />

Bei der MMR-profizienten Gruppe konnte man einen Vorteil<br />

für beide experimentellen Therapiearme erkennen.<br />

In der Gruppe der PD-L1-positiven Patientinnen war ein<br />

deutlicher Vorteil mit Durvalumab/Olaparib zu sehen. Dieser<br />

Unterschied war in der PD-L1-negativen-Gruppe nicht<br />

erkennbar. Allerdings schnitten auch hier die experimentellen<br />

Therapiearme etwas besser ab als die Kontrolle.<br />

Fazit: Wir brauchen bessere Biomarker, um differenzieren<br />

zu können, wer wirklich von der Therapie profitiert. PD-L1<br />

ist kein sehr aussagekräftiger Marker. Zudem müssen die<br />

Langzeitergebnisse und Gesamtüberlebensraten abgewartet<br />

werden, um zu sehen, ob die Kombination z.B. bei der<br />

MMR-profizienten Gruppe einen deutlichen Effekt zeigt.<br />

Die zweite Studie, die AtTEnd-Studie, hat den PD-L1-Inhibitor<br />

Atezolizumab bei fortgeschrittenem Endometriumkarzinom<br />

nach Chemotherapie in der Erstlinie untersucht,<br />

inklusive einer Erhaltungstherapie. Im Wesentlichen<br />

haben sich die Daten bestätigt, die wir aus den vorangegangenen<br />

Studien RUBY und NRG-GY018 kennen.<br />

Der Checkpoint-Inhibitor war hocheffektiv, insbesondere<br />

in der Gruppe der MMR-defizienten Patientinnen.<br />

Es gibt immer wieder die Diskussion, ob nicht der PD1-<br />

Inhibitor etwas effektiver als der PD-L1-Inhibitor ist. Bis<br />

dato gibt es aber keinen Head-to-head-Vergleich. Wir können<br />

es also nicht wirklich sagen. Die AtTEnd-Studie hat<br />

das bestätigt, was wir schon wissen. Sie ist also eine konfirmative<br />

Studie – was wichtig ist –, hat aber keinen Booster<br />

an neuen Erkenntnissen gebracht.<br />

Was erwartet uns in nächster Zukunft im Bereich<br />

der gynäkologischen Krebserkrankungen?<br />

Im Bereich der Antibody-drug conjugates tut sich gerade<br />

sehr viel. Durch modifizierte Linker-Proteine, auch enzymatisch<br />

teilbar und damit peripher stabiler, werden wir<br />

höchstwahrscheinlich weitere Verbesserungen im Hinblick<br />

auf Wirkung und Toxizität sehen. Weiters erwarten<br />

wir Studiendaten zu Tumorvakzinen beim Ovarialkarzinom.<br />

Interessant ist auch die Kombination aus mRNA-<br />

Vakzinen und Checkpoint-Inhibitoren. Zurzeit wird außerdem<br />

ein modifiziertes Interleukin-2 in klinischen Studien<br />

untersucht, das eine deutlich geringere Toxizität<br />

aufweist als frühere Optionen. Es sind also spannende<br />

Ausblicke und es kommt sicher noch einiges auf uns zu.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Krebs<br />

kennt<br />

keine<br />

Grenzen.<br />

1123-BRU-PRC-005<br />

©gettyimages/luismolina

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