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Märsche für Politprominenz und Militäreinheiten Un brass band ...

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Die Schweizer Zeitschrift <strong>für</strong> Blasmusik<br />

4-2009 unisono 5<br />

Dem B<strong>und</strong>esrat <strong>und</strong> Blasmusikanten Kaspar<br />

Villiger wurde nicht nur ein Marsch gewidmet,<br />

sondern auch ein Titelblatt der Blasmusikzeitung.<br />

dass gewisse Komponisten von der<br />

Bekanntheit der Persönlichkeiten<br />

profitieren möchten, um ihren eigenen<br />

Bekanntheitsgrad zu erweitern.<br />

Diese Hypothese ist ebenfalls<br />

schwierig zu belegen. Gewiss gibt<br />

es einige «Spezialisten», welche<br />

gleich mehrere <strong>Märsche</strong> <strong>für</strong> Persönlichkeiten<br />

geschrieben haben:<br />

Fritz Schuppisser hat gleich nacheinander<br />

zwei <strong>Märsche</strong> erstellt,<br />

zuerst <strong>für</strong> Moritz Leuenberger<br />

(1995) <strong>und</strong> dann <strong>für</strong> Joseph<br />

Deiss (1999). Auch Rudolf Wyss<br />

komponierte sowohl <strong>für</strong> Willy<br />

Ritschard als auch Kaspar<br />

Villiger. Jedoch fi ndet man unter<br />

den fl eissigsten Komponisten<br />

auch speziell grosse Namen<br />

wie Stephan Jaeggi. Der<br />

Solothurner Musiker schrieb<br />

den «Marche du Général<br />

Guisan», welcher bis heute<br />

ein absoluter Hit bleibt, sowie<br />

den «B<strong>und</strong>esrat Obrecht<br />

Marsch». Weitere bekannte<br />

Vertreter der Blasmusikkomponistengilde<br />

schrieben <strong>für</strong> die Behördenmitglieder,<br />

so beispielsweise Carl Friedemann<br />

den «B<strong>und</strong>esrat Minger Marsch», Paul<br />

Huber den «B<strong>und</strong>esrat Holenstein Marsch»<br />

oder Albert Benz den «B<strong>und</strong>esrat Gnägi<br />

Marsch».<br />

«General Guisan Marsch»: Eine<br />

Ausnahme, welche die Regel bestätigt<br />

Oft geraten die Auftragswerke<br />

rasch in<br />

Vergessenheit. Jedoch<br />

gibt es eine grosse Ausnahme,<br />

welche beweist,<br />

dass Auftrag nicht<br />

gleichbedeutend mit<br />

«Kreativitätshemmnis»<br />

ist: Der «General<br />

Guisan Marsch» von Stephan Jaeggi bleibt ein<br />

absolutes «Must» in der Sparte Auftragskompositionen<br />

<strong>für</strong> Persönlichkeiten.<br />

■ Dieser Marsch wurde in einem entscheidenden<br />

Moment der Schweizer Geschichte komponiert,<br />

einer aussergewöhnlichen Persönlichkeit<br />

gewidmet, integrierte eine bedeutungsvolle<br />

Melodie <strong>und</strong> profitierte von der künstlerischen<br />

Kreativität des Komponisten.<br />

■ Angesichts all dieser Qualitäten versteht<br />

man, dass der «General Guisan Marsch»<br />

trotz seiner Schwierigkeit immer noch einen<br />

Spitzenplatz in der Hitparade der Schweizer<br />

<strong>Märsche</strong> einnimmt.<br />

Amt des B<strong>und</strong>espräsidenten. So entstanden<br />

viele dieser Kompositionen nicht zufälligerweise<br />

im Jahr, in welchem die entsprechenden<br />

Persönlichkeiten B<strong>und</strong>espräsident wurden.<br />

Allgemein werden solche <strong>Märsche</strong> von<br />

nahestehenden Menschen bestellt <strong>und</strong> fi nanziert.<br />

Bedauerlicherweise steht die Kreativität<br />

bei diesen Auftragskompositionen nicht immer<br />

an vorderster Stelle. So verschwinden die<br />

Melodien dann oft auch aus den Repertoires<br />

der Vereine, sobald ein B<strong>und</strong>esrat zurückgetreten<br />

ist.<br />

Profilierungsgelegenheit?<br />

Eine weitere Vermutung, welche man in diesem<br />

Zusammenhang anstellen könnte, ist,<br />

Der Marsch – eine beinahe obligatorische Wahl<br />

Nomen est Omen<br />

Auch die B<strong>und</strong>esrätinnen kamen zur gleichen<br />

Ehre wie viele ihrer männlichen Kollegen.<br />

Marc Reift veröffentlichte 1986 den «Elisabeth<br />

Kopp Marsch» <strong>und</strong> später zusammen mit<br />

Arsène Duc einen «Marche Micheline Calmy-<br />

Rey». Im Jahre 2001 komponierte Sales Kleeb<br />

seinen «B<strong>und</strong>esrätin Ruth Metzler Arnold<br />

Marsch». Ruth Dreifuss erhielt neben einem<br />

Marsch noch ein weiteres Stück mit dem Namen<br />

«Mme Ruth Dreifuss est raccompagnée».<br />

In einigen Fällen stimmen die Namen des<br />

Komponisten mit demjenigen der Persönlichkeit<br />

teilweise oder sogar ganz überein. Im<br />

Falle des «B<strong>und</strong>esrat Hürlimann Marsch»<br />

oder des «B<strong>und</strong>esrat Samuel Schmid Marsch»<br />

Wenn die Komponisten eines ihrer Werke einem B<strong>und</strong>esrat widmen, so handelt es sich in der Regel<br />

um einen Marsch. Nie gab es einen Walzer, eine Pavane oder einen Foxtrott, welche die Rhythmen<br />

einer Parade hätten durcheinanderbringen können. Die einzige bekannte Ausnahme bildet die<br />

«Flavio Cotti Polonaise» von Urs Gustav Kunz. Die Instrumentierung ist fast immer auf Blasmusikformationen<br />

ausgerichtet. Gelegentlich kommen auch Volksmusik-Formationen zum Zuge.<br />

■ Diese Komponisten arbeiten meistens auf Bestellung hin <strong>und</strong> vor allem auch <strong>für</strong> die Ehre.<br />

In der Regel erhalten sie selten mehr als ein paar h<strong>und</strong>ert Franken. Selbst wenn sie bei der SUISA<br />

registriert sind, bringen die Kompositionen nur äusserst bescheidene Summen ein. Der Verdienst<br />

an den Urheberrechten hängt von der Anzahl Aufführungen ab. Jedoch werden diese Kompositionen<br />

zu wenig gespielt, als dass ein Komponist wirklich daran verdienen würde.<br />

Schmid komponierte <strong>für</strong> Schmid: Der «B<strong>und</strong>esrat<br />

Samuel Schmid Marsch» wurde 2003 von dessen<br />

Namensvetter Charlie Schmid geschrieben.<br />

handelt es sich mit Hans Hürlimann <strong>und</strong><br />

Charlie Schmid zufälligerweise um Namensvettern<br />

der B<strong>und</strong>esräte.<br />

Seltener hingegen ist es, dass ein B<strong>und</strong>esrat<br />

gleich selber zur Feder greift. B<strong>und</strong>esrat<br />

<strong>und</strong> Volksmusikant Leon Schlumpf jedoch<br />

liess es sich nicht nehmen, dem «Leon<br />

Schlumpf Marsch» zusammen mit seinem<br />

Kollegen Peter Camastral <strong>und</strong> Hanspeter<br />

Schneller einen ganz persönlichen Stempel<br />

aufzudrücken.<br />

Auch nicht zu vergessen gilt es, dass beinahe<br />

alle <strong>Militäreinheiten</strong> – auf jeden Fall<br />

in den Infanterietruppen – einen Marsch mit<br />

eigenem Namen besitzen. Einige dieser Werke<br />

waren weit über den militärischen Rahmen<br />

hinaus erfolgreich. <strong>Märsche</strong> wie «Füs Bat 23»,<br />

«Rgt Inf 41» oder «Marsch des Inf Rgt 33»<br />

stehen auch heute noch häufig auf dem Programm<br />

von Marschmusikparaden <strong>und</strong> Konzerten<br />

ziviler Musikgesellschaften. ■

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