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EINIGE ANMERKUNGEN ZUR AUFFÜHRUNG<br />

Im mittelalterlich<strong>en</strong> Latein gibt es keine g<strong>en</strong>aue Entsprechung für das Verb „aufführ<strong>en</strong>“; es handelt sich<br />

um eine Sprache, in der j<strong>en</strong>e bewußte, nach auß<strong>en</strong> gerichtete Aktivität nicht exakt id<strong>en</strong>tifiziert wird, die<br />

wir mit dem Begriff „Aufführ<strong>en</strong>“ verbind<strong>en</strong>. Das macht sich in vie<strong>le</strong>r<strong>le</strong>i Hinsicht bemerkbar und ist,<br />

was die Musik Hildegards angeht, <strong>le</strong>icht einzuseh<strong>en</strong>. Man braucht nur an die Gepflog<strong>en</strong>heit<strong>en</strong><br />

mittelalterlicher Klosterge<strong>le</strong>hrter zu d<strong>en</strong>k<strong>en</strong>: Je mehr spirituel<strong>le</strong> Bedeutung einem Text beigemess<strong>en</strong><br />

wurde, desto stärker wurde er von ihn<strong>en</strong> internalisiert. Dies geschah mittels eines Prozesses, d<strong>en</strong> sie<br />

selbst häufig mit dem der Verdauung verglich<strong>en</strong> und der beinhaltete, daß sie die Worte in al<strong>le</strong>r Stil<strong>le</strong> in<br />

sich aufnahm<strong>en</strong> und anschließ<strong>en</strong>d darüber meditiert<strong>en</strong> (sie gewissermaß<strong>en</strong> wiederkäut<strong>en</strong>), damit der<br />

nahrhafte spirituel<strong>le</strong> Gehalt freiwerde.<br />

Gesänge wurd<strong>en</strong> häufig in ähnlichem Sinn angegang<strong>en</strong>. Die Sänger sollt<strong>en</strong> im Idealfall zulass<strong>en</strong>, daß<br />

ihre Aktivität See<strong>le</strong> und Körper vollständig vereinnahmte, um ein<strong>en</strong> Zustand meditativer Ruhe<br />

herbeizuführ<strong>en</strong> und damit die Qualität des religiös<strong>en</strong> Er<strong>le</strong>b<strong>en</strong>s zu steigern. Jede Ab<strong>le</strong>nkung, zum<br />

Beispiel stör<strong>en</strong>de musikalische Verzierung<strong>en</strong> oder extrovertierte Gesangstechnik<strong>en</strong>, war<strong>en</strong> verpönt.<br />

Besonn<strong>en</strong>heit war die Grundlage dieses Ideals: Die Stimm<strong>en</strong> sollt<strong>en</strong> ein<strong>en</strong> ausgeglich<strong>en</strong><strong>en</strong>,<br />

aufmerksam<strong>en</strong> Geist off<strong>en</strong>bar<strong>en</strong>, der sich mit der tiefer<strong>en</strong> Bedeutung des Textes befaßt, empfänglich für<br />

musikalische Nuanc<strong>en</strong>, jedoch niemals von ihn<strong>en</strong> verführt.<br />

Das g<strong>en</strong>au ist es, was die Darbietung<strong>en</strong> dieser Aufnahme nachzuvollzieh<strong>en</strong> versuch<strong>en</strong>. Es ist nicht die<br />

einzig mögliche Art, mittelalterliche Chorä<strong>le</strong> aufzuführ<strong>en</strong>, steht jedoch im Einklang mit praktisch jedem<br />

Versuch der Festschreibung von Aufführungsidea<strong>le</strong>n, der im Mittelalter unternomm<strong>en</strong> wurde. Außerdem<br />

sind wir überzeugt, daß ein solches Herangeh<strong>en</strong> der kreativ<strong>en</strong> Persönlichkeit Hildegards gerecht wird.<br />

Sie im romantisch<strong>en</strong> Sinne als zutiefst individuel<strong>le</strong> Künst<strong>le</strong>rin zu betracht<strong>en</strong>, die darum bemüht war,<br />

eine neue poetische und musikalische Sprache zu etablier<strong>en</strong>, könnte <strong>le</strong>icht dazu ver<strong>le</strong>it<strong>en</strong>, ihre Musik<br />

nach eig<strong>en</strong>em Gutdünk<strong>en</strong> zu interpretier<strong>en</strong>, einschließlich Instrum<strong>en</strong>tierung und willkürlicher<br />

Gesangstechnik. Doch würde sich dadurch ein falsches Bild ergeb<strong>en</strong>. Hildegards Kompositionsweise<br />

<strong>le</strong>gt eine stil<strong>le</strong> Meisterschaft nahe, die Ekstase im Zaum hält, Verzückung meidet und ihr Wirk<strong>en</strong> auf die<br />

Hauptströmung christlicher Tradition beschränkt.<br />

CHRISTOPHER PAGE © 1982<br />

Übersetzung ANNE STEEB / BERND MÜLLER<br />

W<strong>en</strong>n Ihn<strong>en</strong> die vorlieg<strong>en</strong>de Aufnahme gefal<strong>le</strong>n hat, lass<strong>en</strong> Sie sich unser<strong>en</strong> umfass<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Katalog von „Hyperion“ und<br />

„Helios“-Aufnahm<strong>en</strong> schick<strong>en</strong>. Ein Exemplar erhalt<strong>en</strong> Sie kost<strong>en</strong>los von: Hyperion Records Ltd., PO Box 25, London<br />

SE9 1AX, oder s<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Sie uns ein Email unter info@hyperion-records.co.uk. Wir schick<strong>en</strong> Ihn<strong>en</strong> gern gratis ein<strong>en</strong><br />

Katalog.<br />

Der Hyperion Katalog kann auch unter dem folg<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Internet Code erreicht werd<strong>en</strong>: www.hyperion-records.co.uk<br />

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