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PSC 5-11 - FSP

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Foto: Vadim Frosio<br />

Die somatoforme Dissoziation<br />

Traumatische Erfahrungen erzeugen immer einen<br />

überaus hohen Stresspegel mit übermässigen körperlichen<br />

Schmerzen und Todesangst. Körperliche<br />

Erfahrungen wie Schmerz, Verkrampfungen und<br />

Zustände der Übererregung, die während der traumatischen<br />

Erfahrung dissoziiert werden, legen sich<br />

im Körper als dissoziierte Anteile fest. Aber auch Erstarrung<br />

und Zustände, in denen physisch und psychisch<br />

nichts mehr gefühlt wird, sind im Körper als<br />

EPs gespeichert. Diese dissoziierten Körperzustände<br />

können sich scheinbar ohne Sinn und ohne Zusammenhang<br />

mit der gegenwärtigen Situation im Körper<br />

manifestieren.<br />

Manchmal sind aber auch äussere Auslöser erkennbar:<br />

Das können Gegenstände, Situationen oder Atmosphären<br />

sein, die die betroffenen Menschen bewusst oder<br />

weniger bewusst an das Trauma erinnern und die abgespaltenen<br />

Körpererinnerungen antriggern. Innere physische<br />

und psychische Trigger haben denselben Effekt.<br />

So kann beispielsweise ein bestimmter aktueller Körperzustand,<br />

ein Unwohlsein, eine Krankheit oder ein<br />

spezifischer Schmerz alte, traumabedingte Körperzustände<br />

hervorrufen. Oder innerseelische Vorgänge wie<br />

Träume, Tagesfantasien und Gedanken bewirken eine<br />

Reaktivierung der traumatischen Erfahrung auf der<br />

körperlichen und seelischen Ebene.<br />

9<br />

Was ist los bei Luca?<br />

Als mir der Junge vorgestellt wird, stelle ich mir als Erstes folgende<br />

Fragen: Könnte es sich um eine somatoforme Dissoziation<br />

handeln? Gibt es Hinweise aus der Lebensgeschichte?<br />

Die Eltern erzählen, die Geburt von Luca sei sehr beschwerlich<br />

gewesen. Das Baby hatte die Nabelschnur um den Hals,<br />

die Herztöne waren sehr schwach, das Kind war blau im Gesicht<br />

und brauchte Sauerstoff. Sein Leben war in Gefahr.<br />

Mit drei Monaten erlitt Luca einen Pseudokrupp-Anfall, bei<br />

dem er wieder unter Sauerstoffmangel litt und erneut Todesängste<br />

ausgestanden haben muss. Der kleine Junge musste<br />

notfallmässig ins Kinderspital gebracht werden. Verschiedene<br />

medizinische Massnahmen waren notwendig, u.a. musste das<br />

Kind intubiert werden, da die Sauerstoffversorgung zunehmend<br />

schlechter wurde.<br />

Einen weiteren ähnlichen Anfall erlitt der Junge etwa ein<br />

Jahr später. Wieder waren entsprechende medizinische Handlungen<br />

unumgänglich. Diesmal fiel der Knabe während des<br />

Transportes in einen ohnmachtsähnlichen Zustand. Dies<br />

kann ein Hinweis auf eine dissoziative Reaktion sein, ein Zustand<br />

des «Sich-ganz-Ergebens und Nichts-mehr-Spürens».<br />

Der siebenjährige Luca hat nebst seinen Schluckblockierungen<br />

auch eine generalisierte Angst vor Ärzten, Spritzen und<br />

Spitälern entwickelt. Bei den Versuchen, feste Nahrung zu<br />

schlucken (Trigger), erlebt der Junge heftige Schmerzen im<br />

Hals, existenzielle Angst bis zu Panik sowie einen starken

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