8,5 m Tiefe unter 0. K. Schacht aus kleineren und größeren inLehm und Mergel eingebetteten Kalkbrocken (nach Ing.Schinz und J.P. Schaar, Geologe). Unterhalb 8,5 m folgteeine mergelige Zone, mit Rutschharnischen, die als Gleitzoneo<strong>de</strong>r Gleitschicht angesprochen wer<strong>de</strong>n darf. Dann vollzogsich <strong>de</strong>r allmähliche Übergang zu massiven Kalkbänken(oberhalb -9,70 m). Auf <strong>de</strong>m Grund <strong>de</strong>s Schachtes, d. h. in10,70 m Tiefe, ließ sich eine <strong>de</strong>utliche, fast horizontale Schichtung<strong>de</strong>r Krei<strong>de</strong>felsen erkennen. Von dieser Tiefe an erschwertedas eindringen<strong>de</strong> Wasser <strong>de</strong>n Arbeitsfortschritt <strong>de</strong>rart,daß die Arbeiten eingestellt wer<strong>de</strong>n mußten.Während <strong>de</strong>r Grundwasserspiegel <strong>im</strong> südlich benachbartenGebiet <strong>de</strong>r Seekrei<strong>de</strong> nur wenig variierte (rund 726 m ü. M. ),zeigte <strong>de</strong>r Wasserspiegel <strong>im</strong> Schacht große Schwankungenvon über 5 m. Am 25. Februar lag er z.B. auf Kote 726,60(Areuse bei Hochwasser 724,80), am 13. Mai auf Kote 721,25.Als <strong>de</strong>r Schacht eine Tiefe von 10,40 m erreichte, schien eingroßer Teil <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>n Klüften <strong>de</strong>s Kalkfelsens zirkulieren<strong>de</strong>nWassers vom Grund <strong>de</strong>s Schachtes aufzustoßen, während bei10,70 m Tiefe das Hangwasser hauptsächlich <strong>de</strong>r unterstenZone <strong>de</strong>r Schachtwän<strong>de</strong> entströmte. Die in <strong>de</strong>r Zeit vom 9. bis13.März zu pumpen<strong>de</strong> Wassermenge wur<strong>de</strong> auf rund 200 1/Min. geschätzt. Die elektrische Leitfähigkeit <strong>de</strong>s Wassers bei20 ° betrug 290 mhos (A. Burger, Ing)..."' g>,o::::_E .. r :;:: IVom 14. März bis 9.Mai 1956 (56 Tage) erreichte dieLotverschiebung auf Kote 721,75 in Richtung Areuse 5 mm.An<strong>de</strong>rerseits wur<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>m 13. Mai und 12. Juli(60 Tage) auf Kote 724,65 eine Lotverschiebung von 2 mmin Richtung Areuse gemessen.'jilAuf Grund dieser verschie<strong>de</strong>nen Beobachtungen <strong>im</strong>Sondierschacht kann folgen<strong>de</strong>s geschlossen wer<strong>de</strong>n :1. Die Gleitschicht liegt an <strong>de</strong>r untersuchten Stelle in8,5-9,5 m Tiefe, d. h. etwa 6,3-7,3 m unterhalb <strong>de</strong>r Fundamentsahle<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Rutschung fortgeschlepptenbergseitigen Stützmauer.2. Das Grundwasser zerfällt in verschie<strong>de</strong>ne Stockwerke.Der größte Teil <strong>de</strong>s Hangwassers zirkuliert in <strong>de</strong>nKlüften <strong>de</strong>s anstehen<strong>de</strong>n Krei<strong>de</strong>kalkes, ein an<strong>de</strong>rer Teilsickert längs <strong>de</strong>n höher gelegenen Lehmschichten, dieverschie<strong>de</strong>ne Wasserhorizonte bil<strong>de</strong>n. Bei großen Nie<strong>de</strong>rschlägenkönnen artesische Drücke auftreten.3. Wie zu erwarten war, ergaben die Lotmessungen,daß <strong>de</strong>r langsame Kriechvorgang innerhalb <strong>de</strong>r Rutschmasseund beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r Gleitschicht weiter fortschreitet[ 5].11. Beobachtungen IJlährend und nach <strong>de</strong>r RutschungAbb. 4. Längen- und Querprofile durch die Rutschung (vgl.Abb. 2)Bis in 8,5 m Tiefe durchfuhr dieser Schacht die Rutschmasse.Das verrutschte Material war sehr heterogen und bestandvon 0,5-1,8 m Tiefe aus kompaktem Lehm, von 1,8-Aus <strong>de</strong>n Berichten <strong>de</strong>r Augenzeugen entnehmen wirfolgen<strong>de</strong> interessante Einzelheiten über <strong>de</strong>n Hergang <strong>de</strong>rRutschung (Abb. 2 und 5).Bereits am 1. August, also am Vortage <strong>de</strong>r Katastrophe,soll ein Pferd, das mit <strong>de</strong>m Milchwagen vorbeizog,sich geweigert haben, die verdächtige Stelle zupassieren. Am 2. August um 6 Uhr morgens machte <strong>de</strong>rVorarbeiter <strong>de</strong>n örtlichen Bauleiter, Herrn Ing. Schinz,darauf aufmerksam, daß eine Terrainbewegung <strong>im</strong>Gange sei, die sich durch oberflächliche Rutschungenund eine Rißbildung am Waldrand bemerkbar machte.Daraufhin wur<strong>de</strong>n die Bun<strong>de</strong>sbahnen alarmiert. Nach<strong>de</strong>msich zwischen 8 und 9 Uhr die Böschung auf <strong>de</strong>rNordseite <strong>de</strong>r SBB westlich <strong>de</strong>s Rutschzentrums (Profil122) langsam zu verschieben begann, traten be<strong>im</strong> selben13
Abb. 5Übersicht über die Rutschungmit Druckwellen in <strong>de</strong>r Seekrei<strong>de</strong>(Vor<strong>de</strong>rgrund)Photo H. Leupin, BernProfil Rißbildung und Aufwölbungen in <strong>de</strong>r Straße, verbun<strong>de</strong>nmit energischen Wasserausbrüchen, auf. Hinsichtlich<strong>de</strong>r eigentlichen Rutschung, die sich um9.25 Uhr mit großer Geschwindigkeit in <strong>de</strong>r Größenordnungvon 1 mfs vollzog, kam Herr Ing. Schinz aufGrund <strong>de</strong>r während und nach <strong>de</strong>r Rutschung gemachtenBeobachtungen zu folgen<strong>de</strong>r Auffassung :« Il y a eu un glissement profand entre les profils 119 et 124,double d'un glissement superficiel provoque par le premier,interessant la region <strong>de</strong>s profils 124 a 128, qui a submerge lemur amont, la raute et la voie C. F. F. Apres un arret <strong>de</strong> quelquesminutes, le mouvement s'est propage par vogues au<strong>de</strong>ladu glissement a la vitesse d'environ 0,35 m par minute. ))Beson<strong>de</strong>rs aufschlußreich ist die Beobachtung, daßsich die Bewegung innerhalb <strong>de</strong>s von Seekrei<strong>de</strong> be<strong>de</strong>cktenGebietes wellenförmig mit einer horizontalen Geschwin-digkeit von rund 20 m/h in <strong>de</strong>n freien Raum <strong>de</strong>r Talebeneausbreitete. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um einen plastischenVorgang, <strong>de</strong>r sich analog wie bei einer hochviskosenFlüssigkeit nach theologischen Gesetzen vollzieht.Ähnliche Vorgänge, nur viel langsamer, wer<strong>de</strong>n auch anGletschern beobachtet [ 5].Da wie dort erfolgt <strong>de</strong>r plastische Vorgang, <strong>de</strong>r eineKombination von Kriech- und Gleitvorgängen darstellt,bei praktisch konstantem Volumen <strong>de</strong>s Materials. Auch<strong>im</strong> Falle unserer Rutschung erfahren die feinkörnigen,wassergesättigten Seekrei<strong>de</strong>- und Lehmschichten beiihrer relativ raschen Verformung trotz ihrer starkenBeanspruchung keine merkbare Volumenän<strong>de</strong>rung.Diese Tatsache ist <strong>de</strong>shalb wichtig, weil sie uns erlaubt,auf Grund <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>s Talbo<strong>de</strong>ns beobachtetenTerrainbewegungen erste Anhaltspunkte über <strong>de</strong>nTiefgang <strong>de</strong>r Rutschung bzw. die Lage <strong>de</strong>r Gleitfläche zugewinnen.A = AuHriebskrart..---- l---- Akrive Zone ---1 Schematisches Längsprofildurch die Rutschungl'ff14