CHRISTOPH SCHAFFRATH - nca - new classical adventure
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klassischem Ausdruckswillen geschuldet und kontrastierend zum empfindsam angelegten<br />
Cembalopart. Spritzig und überaus virtuos zeigt sich das abschließende<br />
Allegro mit seinen fünf Ritornellen. Schaffrath notierte den Cembalopart lediglich<br />
ein- oder zweistimmig – eine durchaus übliche Praxis im 18. Jahrhundert, außerdem<br />
spielte er selbst und ersparte sich die Mühen der Notation. Umfangreiche aufführungspraktische<br />
Kenntnisse der Musik des 18. Jahrhunderts sind notwendig, um die<br />
Mehrstimmigkeit im Cembalopart auszufüllen, Akkorde in Skalenläufe umzusetzen<br />
und die stilgerechte Ornamentik zu finden.<br />
In der Anlage ähnelt die Ouvertüre in A-MOll der A-Dur-Ouvertüre. Während<br />
das Largo Seufzermotivik als vorklassische Stilelemente enthält, stellt sich Schaffrath<br />
im Allegro des ersten Satzes als geübter Kontrapunktiker dar. Wenn Johann Joachim<br />
Quantz den „vermischten Stil“ 3 als typisches Merkmal der „Berliner Schule“<br />
bezeichnet und in erster Linie den Einfluss der mannigfaltigen, kühnen italienischen<br />
Erfindungen neben der transparenten französischen Musizierhaltung meint, so<br />
stehen hier zugleich barocke Stilelemente mit größter Selbstverständlichkeit neben<br />
denen der „galanten“ Musik, wie sie Carl Philipp Emanuel Bach zugeschrieben<br />
wird.<br />
Die MuSikAkADeMie rheinSBerg stellt sich seit ihrer Gründung 1991 die Aufgabe,<br />
in Vergessenheit geratenen Kompositionen von Mitgliedern der Rheinsberger<br />
Hofkapelle zu neuem Leben zu verhelfen. Zahlreiche Konzerte im Spiegelsaal des<br />
Rheinsberger Schlosses und in der St. Laurentiuskirche, eine erste Buchpublikation<br />
die rheinsberger hofkapelle von friedrich ii. – musiker auf dem Weg zum Berliner<br />
capell-Bedienten (1995), Noten-Urtextausgaben in Zusammenarbeit mit dem Verlag<br />
fejA und CD-Produktionen fegen den Staub von alten Noten und lassen gute<br />
Musik erklingen – eine Lücke in der Musikgeschichte, die Anfänge der „Berliner<br />
Schule“, schließt sich allmählich.<br />
„Schaffrath ist der Welt durch seine schönen und überall beliebten Kompositionen,<br />
wovon verschiedene für den flügel durch den druck gemein gemacht wurden, bekannt<br />
genug“ 4 , schrieb Friedrich Wilhelm Marpurg noch am Ende des 18. Jahrhunderts.<br />
Mögen die wahrhaft schönen musikalischen Gedanken des Cembalisten<br />
Christoph Schaffrath ihren Weg zurück in die Musikwelt finden.<br />
Dr. Ulrike Liedtke<br />
1 Nicolai, Friedrich: Beschreibung des Lustschlosses und Gartens Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Heinrich, Bruder des<br />
Königs, zu Rheinsberg wie auch der Stadt und der Gegend um dieselbe, Berlin 1778; Nachdruck hg. v. der Generaldirektion<br />
der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, Potsdam 1985, S. 21.<br />
2 Schaffrath, Christoph: Brief vom 2. Juni 1733 im Stadtarchiv Dresden, Aktenband Sektion III, Kap. VII, Nr. 67,<br />
Abdruck in: Grosch, Hartmut: „Christoph Schaffrath – Komponist, Cembalist, Lehrmeister“, in: Die Rheinsberger<br />
Hofkapelle von Friedrich II. – Musiker auf dem Weg zum Berliner ‚Capell-Bedienten’, hg. v. ulrike Liedtke, Musikakademie<br />
Rheinsberg 1995, S.203–240.<br />
3<br />
vgl. Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung, die Flöte traversiere zu spielen, Faksimile-Nachdruck der<br />
Ausgabe Berlin 1752, Kassel 1983, S. 332.<br />
4<br />
Marpurg, Friedrich Wilhelm: Historisch-Kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik, Faksimile-Nachdruck der<br />
Ausgabe 1754-1778 Hildesheim, New York 1970, Bd. 1, S. 157.<br />
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