17.07.2017 Views

Herausgeber_ Verein Hand in Hand - Yes we can

sdfd

sdfd

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!<br />

<strong>Herausgeber</strong>: <strong>Vere<strong>in</strong></strong> <strong>Hand</strong> <strong>in</strong> <strong>Hand</strong>


IMPRESSUM<br />

<strong>Herausgeber</strong>:<br />

<strong>Vere<strong>in</strong></strong> <strong>Hand</strong> <strong>in</strong> <strong>Hand</strong><br />

8700 Leoben, Austria<br />

www.downsyndromzentrum.at<br />

<strong>in</strong>stitut@down-syndrom.at<br />

© 2011<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nach- oder Abdruck sowie<br />

jed<strong>we</strong>de andere Veröffentlichung durch Pr<strong>in</strong>t- oder<br />

elektronische Medien, im Internet, durch Funk oder<br />

Fernsehen, dies auch auszugs<strong>we</strong>ise, ist nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des <strong>Vere<strong>in</strong></strong>s <strong>Hand</strong> <strong>in</strong> <strong>Hand</strong> gestattet.<br />

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission<br />

f<strong>in</strong>anziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung<br />

(Mitteilung) trägt alle<strong>in</strong> der Verfasser; die Kommission haftet<br />

nicht für die <strong>we</strong>itere Ver<strong>we</strong>ndung der dar<strong>in</strong> enthaltenen Angaben.


Inhalt<br />

Inhalt<br />

Alles, außer gewöhnlich! 4<br />

Das b<strong>in</strong> ich! 8<br />

Entwicklung des Körperschemas 8<br />

H<strong>in</strong>ter, vor, über, unter, neben: <br />

Alles rund um mich! 12<br />

Die Entwicklung der Raumlage 13<br />

Ohren spitzen! 18<br />

Die auditive Wahrnehmung 18<br />

Ich sehe etwas, das du nicht siehst 22<br />

Die visuelle Wahrnehmung 22<br />

E<strong>in</strong>s nach dem anderen … 26<br />

Die Entwicklung der Serialität 26<br />

Zählen im Zahlenraum 10 30<br />

Immer gleich viel! 40<br />

Die Entwicklung der Invarianz 40<br />

Ziffern 46<br />

Rechnen 50<br />

Zahlenraum 10 51<br />

Zahlenraum 20 53<br />

Zahlenraum 100 58<br />

Würfelpunkte 64<br />

Lebenspraxis 68<br />

Geld69<br />

Uhr71<br />

Kalender76<br />

Messen und wiegen 78<br />

Messen79<br />

Wiegen81<br />

Taschenrechner, Rechenmasch<strong>in</strong>e, PC, <strong>Hand</strong>y 84<br />

Mathematik <br />

und K<strong>in</strong>der mit Down-Syndrom 86<br />

Das Feuerste<strong>in</strong>-Konzept 86<br />

Montessori-Pädagogik 89<br />

Numicon 92<br />

Arbeitsblätter 95–145<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 3


Vorwort<br />

Alles, außer gewöhnlich!<br />

4<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Vorwort<br />

Alles außergewöhnlich? Ja! Alles, außer gewöhnlich!<br />

Es ist großartig, liebe Leser<strong>in</strong> und<br />

lieber Leser, dass Sie dieses Buch<br />

zur <strong>Hand</strong> genommen haben, um<br />

dar<strong>in</strong> zu lesen. Denn Sie haben damit<br />

den ersten Schritt getan, um Menschen,<br />

die mit dem Down Syndrom geboren<br />

wurden, auf ihrem Weg h<strong>in</strong> zur Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er so genannten Alltagsmathematik<br />

zu unterstützen. Doch der bedeutendste<br />

Schritt liegt noch vor Ihnen:<br />

Sie müssen nämlich daran GLAUBEN,<br />

dass sie das auch schaffen <strong>we</strong>rden. IHR<br />

VERTRAUEN <strong>in</strong> die Fähigkeiten von<br />

Menschen mit dem gewissen Extra, <strong>we</strong>lches<br />

auch Down Syndrom genannt wird,<br />

ist der wichtigste Erfolgsfaktor! Im Laufe<br />

der Jahre haben wir, die Autor<strong>in</strong>nen<br />

dieses Buches, Hunderte von Menschen<br />

mit Down Syndrom unterschiedlichen<br />

Alters <strong>in</strong> ihrem mathematischen Vorwärtskommen<br />

begleiten dürfen. Hunderte<br />

von e<strong>in</strong>zigartigen Persönlichkeiten, die<br />

<strong>in</strong>dividuelle Lern<strong>we</strong>ge beschreiten.<br />

Wir <strong>we</strong>rden im Folgenden sowohl von<br />

„Schüler und Lehrer“ als auch von „Schüler<strong>in</strong><br />

und Lehrer<strong>in</strong>“ sprechen. Dazu z<strong>we</strong>i<br />

kle<strong>in</strong>e Erklärungen: mit „Lehrer“ s<strong>in</strong>d<br />

selbstverständlich all jene geme<strong>in</strong>t, die<br />

mit Menschen mit Down Syndrom leben<br />

und arbeiten. Also, Eltern, TherapeutInnen,<br />

K<strong>in</strong>dergärtnerInnen, FrühförderInnen,<br />

AssistentInnen, usw. Und „Schüler“<br />

steht allgeme<strong>in</strong> für K<strong>in</strong>der, Jugendliche<br />

und Erwachsene mit Down Syndrom.<br />

Um sowohl <strong>we</strong>ibliche als auch männliche<br />

Lernende und Lehrende gleichberechtigt<br />

zu behandeln, <strong>we</strong>chselt die Ver<strong>we</strong>ndung<br />

des Geschlechts im Buch <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Kapiteln, genauso, wie die Auswahl<br />

der Fotos re<strong>in</strong> zufällig getroffen wurde.<br />

Aber egal, ob Jungen oder Mädchen,<br />

Männer oder Frauen: die mathematische<br />

Entwicklung beg<strong>in</strong>nt ke<strong>in</strong>esfalls mit dem<br />

ersten Zählen oder Rechnen.<br />

Die Wurzeln liegen <strong>in</strong> der frühen<br />

K<strong>in</strong>dheit, nämlich <strong>in</strong> der Entwicklung<br />

des Körperschemas. In diesem Buch s<strong>in</strong>d<br />

zahlreiche Spielvorschläge zur Ausreifung<br />

der so genannten Basisfertigkeiten<br />

dargestellt. Dazu gehören vor allem das<br />

Körperschema, die visuelle und auditive<br />

Wahrnehmung, die Raumorientierung<br />

und die Serialität. Beg<strong>in</strong>nen Sie bitte unbed<strong>in</strong>gt<br />

<strong>in</strong> diesen Bereichen zu arbeiten,<br />

denn ohne Fundament kann ke<strong>in</strong> Haus<br />

gebaut <strong>we</strong>rden. Alle Übungsvorschläge<br />

s<strong>in</strong>d nach dem Pr<strong>in</strong>zip „Vom Leichten<br />

zum Sch<strong>we</strong>ren“ dargestellt.<br />

Was ist noch wichtig?<br />

Bevor Sie mit Ihrem Schüler arbeiten, ist<br />

es nötig, den Entwicklungsstand se<strong>in</strong>er<br />

Basisfertigkeiten, wie sie <strong>in</strong> den ersten<br />

Kapiteln des Buches dargestellt s<strong>in</strong>d, zu<br />

erfassen. Lernen Sie geme<strong>in</strong>sam mit Ihrem<br />

Schüler die Materialien der „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong><br />

<strong>can</strong>!“- Box kennen. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Farbe,<br />

Form und Ästhetik klar strukturiert und<br />

e<strong>in</strong>fach gestaltet, ihr E<strong>in</strong>satz eignet sich<br />

für die unterschiedlichsten Lernniveaus.<br />

Probieren Sie am besten die e<strong>in</strong>zelnen<br />

vorgeschlagenen Spiele aus. Jene davon,<br />

die für Ihre Schüler<strong>in</strong> eher knifflig s<strong>in</strong>d,<br />

eignen sich bestens für ihre Förderung.<br />

Gehen Sie Kapitel für Kapitel durch<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 5


Vorwort<br />

und passen Sie den Schwierigkeitsgrad<br />

an das Entwicklungsalter (nicht an das<br />

Lebensalter!) Ihrer Schüler<strong>in</strong> an. Auch<br />

ältere Schüler<strong>in</strong>nen benötigen vielfach<br />

Angebote zur Nachreifung des Körperschemas,<br />

der visuellen und auditiven<br />

Wahrnehmung, der Raumorientierung<br />

und der Serialität.Wenn Ihre Schüler<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bereichen der Basisfertigkeiten<br />

bereits große Kompetenzen zeigt,<br />

überspr<strong>in</strong>gen Sie diese Spielvorschläge<br />

e<strong>in</strong>fach. Jede Schüler<strong>in</strong> soll dort abgeholt<br />

<strong>we</strong>rden, wo sie gerade steht. So genießt<br />

sie rasch Erfolgserlebnisse und gew<strong>in</strong>nt<br />

dadurch Selbstvertrauen für zunehmend<br />

komplexere Aufgabenstellungen.<br />

Vertauschen Sie bei den Spielen zur<br />

Entwicklung der Basisfertigkeiten so oft<br />

als möglich die Rollen: also Ihr Schüler<br />

wird zum Lehrer, Sie selbst zum Lernenden.<br />

Das ermöglicht beiden Seiten<br />

spannende Perspektiven, er<strong>we</strong>itert das<br />

<strong>Hand</strong>lungsrepertoire Ihres Schülers und<br />

gibt ihm Verantwortung.<br />

Schüler, die bereits im Schulalter,<br />

jugendlich oder erwachsen s<strong>in</strong>d, können<br />

neben der Ausreifung der Basisfertigkeiten<br />

bereits Angebote zum F<strong>in</strong>ger-Zählen<br />

erhalten. Im Kapitel „Zählen“ s<strong>in</strong>d dazu<br />

zahlreiche Anregungen zu f<strong>in</strong>den. F<strong>in</strong>gerspiele<br />

unterstützen die Entwicklung<br />

der Koord<strong>in</strong>ation und fe<strong>in</strong>motorischen<br />

Geschicklichkeit.<br />

Es ist entscheidend, dass Sie sich zuvor<br />

mit der Methodik vertraut gemacht<br />

haben. Das Video „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“ lehrt Sie<br />

Schritt für Schritt die Technik des Zählens<br />

und Rechnens mit den F<strong>in</strong>gern. Bedenken<br />

Sie bitte, dass sich das Begreifen<br />

aus dem Greifen entwickelt. Durch den<br />

E<strong>in</strong>satz von Körpermaterialien, also der<br />

F<strong>in</strong>ger und Hände, <strong>we</strong>rden e<strong>in</strong>erseits das<br />

<strong>Hand</strong>schema entwickelt und andererseits<br />

die für das Rechnen zuständigen Bereiche<br />

im Gehirn aktiviert. Das Beste daran ist<br />

aber die Tatsache, dass die Rechenmaterialien<br />

stets griffbereit s<strong>in</strong>d, denn unsere<br />

Hände begleiten uns auf Schritt und<br />

Tritt. In allen Alltagssituationen stehen<br />

sie uns zur Verfügung und… es geht<br />

nichts verloren! Immer und überall genau<br />

10, aufgeteilt auf z<strong>we</strong>imal 5, praktischer<br />

geht´s nicht. Die meisten Menschen mit<br />

dem gewissen Extra profitieren von<br />

6<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Vorwort<br />

Sie immer an den Interessensgebieten<br />

und Hobbys Ihrer Schüler<strong>in</strong> an, denn<br />

genau dort f<strong>in</strong>det Identifikation statt! Wo<br />

liegt ihre Sammelleidenschaft, <strong>we</strong>lche<br />

Musik-, Sport-, Film- oder Comic-Idole<br />

verehrt sie, was versetzt sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Flow-<br />

Zustand? Wenn Sie diesen Punkt f<strong>in</strong>den,<br />

müssen Sie sich ke<strong>in</strong>e Gedanken mehr<br />

darüber machen, wie Sie Ihre Schüler<strong>in</strong><br />

zum Rechnen motivieren können. Die<br />

positiven Gefühle, die mit damit verbunden<br />

s<strong>in</strong>d, schwappen von selbst auf die<br />

Mathematik über.<br />

Der entscheidende Punkt ist, den neuen<br />

Lernstoff mit bereits Bekanntem aus<br />

dem Leben Ihrer Schüler<strong>in</strong> zu verb<strong>in</strong>den.<br />

Der Satz: „Das ist so, wie …“ kann dabei<br />

zum Türöffner <strong>in</strong>s Reich der Zahlen <strong>we</strong>rden.<br />

Für mathematische Inhalte lassen<br />

sich sehr viele Bezüge zur alltäglichen<br />

und vertrauten Lebens<strong>we</strong>lt von Menschen<br />

mit Down Syndrom f<strong>in</strong>den: vom<br />

E<strong>in</strong>kaufen über das Lesen der Uhrzeit im<br />

Fernsehprogramm, die Benützung e<strong>in</strong>es<br />

Mobiltelefons oder die gerechte Aufteivisuellen<br />

Lernangeboten. Durch Beobachtung<br />

und Nachahmung bekommen<br />

sie den „Durchblick“, Be<strong>we</strong>gung unterstützt<br />

die Entwicklung ihres mathematischen<br />

Grundverständnisses. Die Zugänge<br />

und Herangehens<strong>we</strong>isen <strong>in</strong> die Welt der<br />

Zahlen s<strong>in</strong>d vielfältig. Neben kurzen<br />

E<strong>in</strong>führungen <strong>in</strong> die Feuerste<strong>in</strong>-, Montessori-<br />

und Numicon-Konzepte wird<br />

<strong>in</strong> diesem Buch die praxiserprobte „<strong>Yes</strong>,<br />

<strong>we</strong> <strong>can</strong>!“ Methode als EIN Weg zum<br />

Ziel dargestellt. Diese ist hocheffizient!<br />

Lassen Sie sich darauf e<strong>in</strong> und freuen Sie<br />

sich geme<strong>in</strong>sam mit Ihren Schülern am<br />

Fortschritt und Gel<strong>in</strong>gen.<br />

Nur entspannte Gehirne können<br />

lernen! Dazu gehören e<strong>in</strong>e vertraute Atmosphäre,<br />

viel Lachen und e<strong>in</strong> herzlicher<br />

persönlicher Kontakt zu Ihrer Schüler<strong>in</strong>!<br />

Erst auf der Grundlage des gegenseitigen<br />

Vertrauens entwickelt sich die Chance,<br />

vorwärts zu kommen und sich neuen<br />

Inhalten zuzu<strong>we</strong>nden. Begeisterung<br />

dafür entsteht durch den eigenen <strong>in</strong>dividuellen<br />

Bezug zum Thema. Knüpfen<br />

lung der Erdbeeren unter den Geschwistern.<br />

Eigenes Taschengeld, um <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o<br />

gehen zu können, Selbstverdientes für<br />

e<strong>in</strong>en Tagesausflug: „alles ist Zahl“, wie<br />

schon Pythagoras wusste.<br />

Lern<strong>in</strong>halte, die jedoch <strong>we</strong>der an<br />

schon verfügbare Wissens<strong>in</strong>halte noch<br />

an aktuelle Lebensbezüge, Interessen<br />

und Hobbys des Lernenden mit Down<br />

Syndrom anknüpfen können, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

Durchlaufposten für se<strong>in</strong> Gehirn.<br />

Lernangebote, die von Menschen mit<br />

Down Syndrom abgelehnt <strong>we</strong>rden, docken<br />

nicht an deren Lebens<strong>we</strong>lt an.<br />

Wenn Sie Lust dazu haben, gestalten<br />

Sie mit Ihrem Schüler e<strong>in</strong>en „Rechen-Führersche<strong>in</strong>“.<br />

Dieses „offizielle Dokument“<br />

wird mit se<strong>in</strong>em Namen und se<strong>in</strong>em Foto<br />

versehen und zeigt alle erreichten Lernschritte<br />

an. Der Weg ist das Ziel.<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber Leser! Sie wissen,<br />

auch der längste Weg beg<strong>in</strong>nt mit dem ersten<br />

Schritt. Den haben Sie ja schon getan,<br />

als Sie dieses Buch zur <strong>Hand</strong> genommen<br />

haben, also bleiben Sie bitte <strong>in</strong> der Spur!<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 7


Körperschema<br />

Das b<strong>in</strong> ich!<br />

Augen schließen<br />

Entwicklung des Körperschemas<br />

Jana, e<strong>in</strong> sechsjähriges Mädchen mit Down Syndrom, zeichnet<br />

sich selbst als Kopffüßler mit großen Augen. Sie lernt gerade,<br />

die Körperteile an sich selbst und an anderen wahrzunehmen<br />

und zu benennen. Da sie sich immer wieder an<br />

Tischkanten anstößt und über ihre eigenen Be<strong>in</strong>e stolpert,<br />

profitiert Jana <strong>in</strong>sbesondere von Übungen, die ihr ihre<br />

eigenen Körpergrenzen bewusst machen.<br />

Mückenstich<br />

Körperteile benennen und gleichzeitig e<strong>in</strong>cremen, mit e<strong>in</strong>er<br />

<strong>we</strong>ichen Bürste massieren oder mit e<strong>in</strong>er Feder streicheln.<br />

Jene Körperteile, die paar<strong>we</strong>ise vorhanden s<strong>in</strong>d, wie Ohren,<br />

Augen, Arme, Be<strong>in</strong>e kommen h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander dran.<br />

E<strong>in</strong>zelne Körperteile mit kalten oder warmen Packs (Apotheke)<br />

belegen.<br />

Mückenstich: der F<strong>in</strong>ger der Spielpartner<strong>in</strong> sticht die<br />

Schüler<strong>in</strong> mit leichtem Druck an e<strong>in</strong>er Stelle ihres Körpers.<br />

Diesen soll sie an sich selbst und an der Spielpartner<strong>in</strong><br />

wieder f<strong>in</strong>den und benennen.<br />

Die Augen auch im wachen Zustand für kurze Zeit schließen<br />

zu können, benötigt e<strong>in</strong>e große Portion Vertrauen<br />

<strong>in</strong> unsere S<strong>in</strong>ne. Besonders der Sehs<strong>in</strong>n gibt Menschen<br />

mit Down Syndrom Sicherheit. Diesen für kurze Zeit<br />

ausschalten zu können, unterstützt die Entwicklung von<br />

<strong>in</strong>neren Vorstellungsbildern und damit des Abstraktionsvermögens.<br />

E<strong>in</strong>e große Schachtel mit vielen Pölstern kann<br />

der Schüler<strong>in</strong> dabei helfen. Sie setzt sich <strong>in</strong> ihr „Nest“<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und spürt Begrenzungen von allen Seiten. Nun<br />

schließt sie für e<strong>in</strong>ige Sekunden die Augen, vielleicht<br />

<strong>we</strong>rden dazu e<strong>in</strong>ige Takte Musik gespielt. Erst dann, <strong>we</strong>nn<br />

sie sich wirklich sicher fühlt und ihre Augen etwa 10<br />

Sekunden lang geschlossen halten kann (das kann unter<br />

Umständen Wochen bis Monate dauern), wird der Fußteil<br />

<strong>we</strong>g geschnitten, später nache<strong>in</strong>ander die beiden Seitenteile,<br />

am Schluss die Rückenlehne. Nun liegt die Schüler<strong>in</strong><br />

auf ihren Pölstern und kann für knapp e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute lang<br />

ihre Augen geschlossen halten. Vielleicht hört sie während<br />

dieser Zeit e<strong>in</strong>e Geschichte oder e<strong>in</strong> Musikstück?<br />

8<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Körperschema<br />

S<strong>in</strong>gen, tanzen, klatschen, Schatten <strong>we</strong>rfen<br />

Viele Lieder, Klatschspiele, Tänze und Be<strong>we</strong>gungsübungen machen spielerisch e<strong>in</strong>zelne<br />

Körperteile bewusst und schulen die Kraftdosierung sowie die Be<strong>we</strong>gungsplanung.<br />

Besonders ist darauf zu achten, dass beide Hände mitarbeiten.<br />

Lustige F<strong>in</strong>gerspiele legen e<strong>in</strong>e hervorragende Basis für die Entwicklung mathematischer<br />

Kompetenzen!<br />

Klettern, Hüpfen und Ballspiele erfordern e<strong>in</strong> koord<strong>in</strong>iertes Zusammenspiel unserer<br />

S<strong>in</strong>nesorgane, des Gehirns und der Muskulatur im grobmotorischen Bereich.<br />

Beim Schatten<strong>we</strong>rfen imitiert die Schüler<strong>in</strong> die Be<strong>we</strong>gungen der Lehrer<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem<br />

sie neben ihr steht. Die Be<strong>we</strong>gungen sollten zunächst nur auf e<strong>in</strong>e Körperseite<br />

beschränkt bleiben (z.B. rechten Ellbogen zum rechten Oberschenkel), später auch<br />

die Körpermittell<strong>in</strong>ie kreuzen (z.B. l<strong>in</strong>ker Daumen zum rechten Ohr).<br />

Flotte F<strong>in</strong>ger<br />

Die Auge-<strong>Hand</strong>-Koord<strong>in</strong>ation wird durch alle fe<strong>in</strong>motorischen Tätigkeiten angeregt.<br />

E<strong>in</strong>ige Ideen dazu:<br />

• Bemalen e<strong>in</strong>zelner F<strong>in</strong>ger mit F<strong>in</strong>gerfarben<br />

• Wollknäuel aufwickeln lassen<br />

• Zeitungspapier zerreißen, zu e<strong>in</strong>em festen Ball zerknüllen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Papierkorb<br />

treffen<br />

• mit Wäscheklammern Kleidungsstücke aufhängen<br />

• Angelspiele<br />

• Fädelspiele<br />

• e<strong>in</strong>e Kette aus Büroklammern herstellen<br />

• F<strong>in</strong>gertippen (langsam und schnell): Daumen zum Zeigef<strong>in</strong>ger, Daumen<br />

zum Mittelf<strong>in</strong>ger, Daumen zum R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger, Daumen zum kle<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger<br />

• mit unterschiedlichen F<strong>in</strong>gern Murmeln oder Ste<strong>in</strong>chen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Ziel schnipsen<br />

• F<strong>in</strong>gertheater: alle schlafen (Faust bilden), e<strong>in</strong>er nach dem anderen wacht<br />

auf (F<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>zeln h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander ausstrecken), <strong>we</strong>cken e<strong>in</strong>ander auf (die<br />

ausgestreckten F<strong>in</strong>ger tippen auf die noch e<strong>in</strong>gezogenen F<strong>in</strong>ger)<br />

• „Papier, Schere, Ste<strong>in</strong>“:<br />

„Papier“ wird gebärdet durch fünf ausgestreckte F<strong>in</strong>ger, „Ste<strong>in</strong>“ durch e<strong>in</strong>e<br />

Faust und<br />

„Schere“ durch e<strong>in</strong> mit Zeige- und Mittelf<strong>in</strong>ger gebildetes V<br />

Nach dem Startsignal „Los“ gebärdet jeder der beiden Mitspieler<strong>in</strong>nen mit<br />

e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Hand</strong> e<strong>in</strong>es der drei Symbole: ent<strong>we</strong>der das Zeichen für Papier, oder Ste<strong>in</strong>,<br />

oder Schere.<br />

Papier gew<strong>in</strong>nt gegen Ste<strong>in</strong> (<strong>we</strong>il es diesen e<strong>in</strong>wickeln kann)<br />

Ste<strong>in</strong> gew<strong>in</strong>nt gegen Schere (<strong>we</strong>il er diese kaputt schlagen kann)<br />

Schere gew<strong>in</strong>nt gegen Papier (<strong>we</strong>il es dieses zerschneiden kann).<br />

Wer hat nach 10 Runden die meisten Punkte gesammelt?<br />

• Schneiden, Origami falten, kneten<br />

• Häkeln, stricken, Maschen b<strong>in</strong>den (siehe auch unter Serialität),<br />

Packerl e<strong>in</strong>wickeln<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 9


Körperschema<br />

Schatzsuche<br />

Die Schüler<strong>in</strong> füllt e<strong>in</strong>en Sack mit Gegenständen des Alltags,<br />

anschließend sucht sie bestimmte davon wieder durch<br />

Ertasten heraus.<br />

Zeichnen und Schreiben<br />

Die Entwicklung des <strong>Hand</strong>schemas ist zum Schreiben von<br />

Buchstaben und Ziffern besonders wichtig. Hält die Schüler<strong>in</strong><br />

den Stift noch im Dreipunktgriff (Daumen, Zeigef<strong>in</strong>ger,<br />

Mittelf<strong>in</strong>ger) oder gar dem Faustgriff, kann dies zu Verkrampfungen<br />

führen und damit zu Schreibunlust. Der Stift<br />

soll beim entspannten Schreiben und Zeichnen im Zangengriff<br />

mit abgew<strong>in</strong>keltem Daumen und Zeigef<strong>in</strong>ger gehalten<br />

<strong>we</strong>rden. E<strong>in</strong>e Stifthalterung sowie kürzere Stifte lenken die<br />

F<strong>in</strong>ger sanft <strong>in</strong> die richtige Position. Der Zangengriff entwickelt<br />

sich aus dem P<strong>in</strong>zettengriff. Wie wird der P<strong>in</strong>zettengriff<br />

geübt? Durch das Aufheben kle<strong>in</strong>er Gegenstände, eventuell<br />

zu Beg<strong>in</strong>n mit der Unterstützung durch die Lehrer<strong>in</strong>.<br />

Üben, um dann zu essen, macht Spaß: kurze Stückchen von<br />

Salzstangen, kle<strong>in</strong>e Beeren oder Sonnenblumenkerne machen<br />

auch den Geschmackss<strong>in</strong>n munter.<br />

Spüren und rechnen<br />

Augen zu! Welche <strong>Hand</strong> wird berührt? Welcher F<strong>in</strong>ger wird<br />

berührt?<br />

Die Fähigkeit, unsere beiden Hände <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>ke und e<strong>in</strong>e<br />

rechte e<strong>in</strong>teilen zu können, und die e<strong>in</strong>zelnen F<strong>in</strong>ger bewusst<br />

spüren und benennen zu können, unterstützt den Aufbau<br />

von Rechenkompetenzen. Dabei ist es egal, ob die F<strong>in</strong>ger mit<br />

„Daumen, Zeigef<strong>in</strong>ger, Mittelf<strong>in</strong>ger, R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger und kle<strong>in</strong>er<br />

F<strong>in</strong>ger“ oder mit ihrem Zahlennamen benannt <strong>we</strong>rden.<br />

Wichtig ist, dass die Augen bei dem Spiel zu s<strong>in</strong>d (oder die<br />

F<strong>in</strong>ger unter der geheimnisvollen Schachtel versteckt s<strong>in</strong>d<br />

und die Berührungen nicht zu sanft und doch liebevoll<br />

erfolgen.<br />

Die Umrisse der beiden Hände <strong>we</strong>rden auf e<strong>in</strong> Blatt Papier<br />

gezeichnet. Dann zeigt die Lehrer<strong>in</strong> nache<strong>in</strong>ander auf je<br />

e<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger, <strong>we</strong>lchen die Schüler<strong>in</strong> auf dem Blatt und an<br />

ihren eigenen Händen wieder f<strong>in</strong>den soll.<br />

10<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Körperschema<br />

Ich b<strong>in</strong> der Chef!<br />

Bereits bei der Geburt ist die unterschiedliche Leistungsfähigkeit unserer beiden<br />

Hände festgelegt, was zur Ausprägung der dom<strong>in</strong>anten Arbeitshand führt- diese<br />

wird durch die Hilfshand unterstützt.<br />

Der Anteil jener Menschen, die als L<strong>in</strong>kshänder geboren <strong>we</strong>rden, liegt bei rund<br />

30 bis 40 Prozent. Doch <strong>in</strong> vielen Kulturkreisen s<strong>in</strong>d <strong>we</strong>sentlich <strong>we</strong>niger Menschen<br />

zu beobachten, die mit ihrer l<strong>in</strong>ken <strong>Hand</strong> schreiben. Warum ist das so?<br />

Der Hauptgrund ist wohl dar<strong>in</strong> zu f<strong>in</strong>den, dass K<strong>in</strong>der ihre Mitmenschen genau<br />

imitieren. Wachsen sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em rechtsdom<strong>in</strong>anten Elternhaus auf, ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />

auch selbst eher zur rechten <strong>Hand</strong> zu tendieren, sehr groß. Selbst<br />

dann, <strong>we</strong>nn sie l<strong>in</strong>kshändig geboren <strong>we</strong>rden.<br />

E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d darf ke<strong>in</strong>esfalls bewusst umerzogen <strong>we</strong>rden! Unsere Händigkeit ist uns<br />

angeboren! Jede Umschulung stellt e<strong>in</strong>en irreversiblen Störfaktor für die k<strong>in</strong>dliche<br />

Entwicklung dar.Bis zum Schule<strong>in</strong>tritt soll sich e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ante <strong>Hand</strong>, <strong>we</strong>lche<br />

die Führung bei allen komplexen fe<strong>in</strong>motorischen Koord<strong>in</strong>ationsleistungen (z.B.<br />

Schreiben) übernimmt, ausgebildet haben.<br />

Welche spontan ausgeführten, nicht anerzogenen <strong>Hand</strong>lungen können aufschlussreiche<br />

Beobachtungsfelder für die Beurteilung der <strong>Hand</strong>dom<strong>in</strong>anz se<strong>in</strong>?<br />

• Tür öffnen und schließen<br />

• Spielzeug aufziehen<br />

• Blumen gießen<br />

• Kreiseln und würfeln<br />

• Dosenturm mit e<strong>in</strong>em Ball um<strong>we</strong>rfen<br />

• Murmeln schnipsen<br />

• Wäsche mit Klammern aufhängen<br />

• Papier reißen und zerknüllen<br />

Bei Tätigkeiten, wie essen, Zähne putzen, schneiden oder malen ist darauf zu achten,<br />

dass die benötigten Gegenstände direkt <strong>in</strong> die Mitte vor das K<strong>in</strong>d gelegt <strong>we</strong>rden.<br />

Janas Eltern haben mit den K<strong>in</strong>dergartenpädagog<strong>in</strong>nen und den Großeltern vere<strong>in</strong>bart,<br />

das Mädchen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Monat lang gezielt im E<strong>in</strong>satz se<strong>in</strong>er Hände<br />

zu beobachten und dies auch schriftlich festzuhalten. Ergibt sich dadurch der<br />

deutliche H<strong>in</strong><strong>we</strong>is auf e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ante <strong>Hand</strong>, wird diese für Jana gut sichtbar mit<br />

e<strong>in</strong>em Armband markiert. Bei allen Schreib- und Schneideübungen sowie beim<br />

Essen wird das Mädchen darauf h<strong>in</strong>gewiesen, se<strong>in</strong>e „Chefhand“ zu gebrauchen.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 11


Raumorientierung<br />

H<strong>in</strong>ter, vor, über, unter, neben:<br />

Alles rund um mich!<br />

12<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Raumorientierung<br />

Die Entwicklung der Raumlage<br />

Jan hat schon h<strong>in</strong>ter dem Blumenstock, zwischen den Stühlen, unter dem Tisch<br />

und auf dem Sofa gesucht. Da, endlich f<strong>in</strong>det er se<strong>in</strong>en Bruder Jens: er ist im Kasten.<br />

Die beiden Jungs haben geme<strong>in</strong>sam 93 Chromosomen und jede Menge Spaß<br />

beim Versteckspiel. Ganz nebenbei bauen sie damit grundlegendes mathematisches<br />

Verständnis auf. Dieses beruht nämlich auf der Orientierung im Zahlenraum.<br />

Dafür ist jedoch die z<strong>we</strong>i- und dreidimensionale Raumorientierung e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Voraussetzung. Die folgenden Übungen sollen helfen, diese nachzureifen<br />

und <strong>we</strong>iter auszubauen.<br />

Sie beruhen auf dem Pr<strong>in</strong>zip „vom E<strong>in</strong>fachen zum Sch<strong>we</strong>ren“, gehen also von der<br />

dreidimensionalen allmählich zur z<strong>we</strong>idimensionalen Wahrnehmung, vom <strong>Hand</strong>eln<br />

allmählich zur Abstraktion.<br />

Versteckspiel<br />

Der Schüler soll, ausgehend von se<strong>in</strong>em eigenen Körper, den unmittelbaren Bezug<br />

zu Gegen-ständen erfahren: sich selbst verstecken, e<strong>in</strong> Stofftier verstecken, jemanden<br />

suchen.<br />

Alle Raumlagepositionen sollen ent<strong>we</strong>der vom Schüler selbst oder stellvertretend<br />

vom Leh-rer sprachlich begleitet <strong>we</strong>rden. „Ich b<strong>in</strong> unter dem Tisch versteckt. Du<br />

bist h<strong>in</strong>ter der Tür versteckt.“ Der Wortschatz und die Wahrnehmung der Raumlageposition<br />

<strong>we</strong>rden durch die An<strong>we</strong>ndung von Ortsbezeichnungen er<strong>we</strong>itert.<br />

Beim geme<strong>in</strong>samen Spiel soll der Schüler immer wieder bewusst über (unter) H<strong>in</strong>dernisse<br />

klettern und dazu sprechen!<br />

„Durch, dazwischen, darunter, darüber, oben, unten, rechts, l<strong>in</strong>ks usw.“ <strong>we</strong>rden <strong>in</strong><br />

der <strong>Hand</strong>-lung erfahren. Wichtig s<strong>in</strong>d das deutliche Betonen der Bezeichnungen<br />

und das gleichzeitige Tun.<br />

Von hier nach dort<br />

Der Schüler wird nach An<strong>we</strong>isung des Lehrers<br />

an e<strong>in</strong>en bestimmten Ort geschickt: „Gehe<br />

drei Schritte gerade aus, nun dreh dich zum<br />

Fenster, geh e<strong>in</strong>en Schritt <strong>in</strong> Richtung Tür…“<br />

usw. Am Ziel wartet e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Überraschung.<br />

Später die Begriffe l<strong>in</strong>ks und rechts<br />

dazunehmen, dazu eventuell zur Erleichterung<br />

die dom<strong>in</strong>ante <strong>Hand</strong> des Schülers mit e<strong>in</strong>em<br />

Armband markieren.<br />

Tischle<strong>in</strong>, deck dich<br />

Das Decken des Esstisches für mehrere Personen<br />

erfordert e<strong>in</strong>e differenzierte Raumorientierung.<br />

Der Schüler deckt den Tisch, dabei wird se<strong>in</strong><br />

Tun sprachlich begleitet. „In der Mitte steht der<br />

Teller. L<strong>in</strong>ks davon liegt die Gabel, usw.“<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 13


Raumorientierung<br />

Turmbau<br />

Der Schüler baut Bau<strong>we</strong>rke aus Bauste<strong>in</strong>en,<br />

Lego oder Duplo nach Vorgabe nach.<br />

Vater, Mutter, alle da!<br />

Dieses Spiel mögen K<strong>in</strong>der, während das nächste Spiel<br />

(Kugel, Dreieck, alle da!) eher für Jugendliche und Erwachsene<br />

geeignet ist.<br />

Der Lehrer zeigt dem Schüler e<strong>in</strong> Foto (siehe Anhang),<br />

<strong>we</strong>lches verschiedene Raumlagepositionen be<strong>in</strong>haltet, wie:<br />

„vor – h<strong>in</strong>ter – auf - unter – neben – <strong>in</strong>zwischen“. Der<br />

Schüler baut dieses Foto mit den realen Figuren nach.<br />

Der Schüler beg<strong>in</strong>nt mit z<strong>we</strong>i Figuren, <strong>we</strong>lche nebene<strong>in</strong>ander<br />

stehen. Dann baut er <strong>we</strong>itere Fotos mit 3-6 Figuren, <strong>we</strong>lche<br />

zu e<strong>in</strong>er Situation zusammengestellt s<strong>in</strong>d, nach.<br />

In der Regel <strong>we</strong>rden die Figuren anfangs an das Orig<strong>in</strong>albild<br />

angelehnt, später sollen sie mit e<strong>in</strong>em Abstand von<br />

ca. 10 cm aufgestellt <strong>we</strong>rden. Sie f<strong>in</strong>den die Fotos <strong>in</strong> der<br />

entsprechenden Reihenfolge abgebildet, also vom Leichten<br />

zum Sch<strong>we</strong>ren.<br />

Kugel, Dreieck, alle da!<br />

Als Steigerung zum vorherigen Spiel „Vater, Mutter, alle<br />

da!“ <strong>we</strong>rden jetzt Formen ver<strong>we</strong>ndet. Die Spielanleitung<br />

ist dieselbe wie oben. Mit z<strong>we</strong>i Formen, <strong>we</strong>lche nebene<strong>in</strong>ander<br />

stehen, beg<strong>in</strong>nen.<br />

14<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Raumorientierung<br />

Hause<strong>in</strong>richtung<br />

Die Rechenbox enthält lose Platten, durch <strong>we</strong>lche sie zu e<strong>in</strong>em Haus mit 6 oder 9<br />

Zimmern (je nach Schwierigkeitsstufe) umfunktioniert <strong>we</strong>rden kann.<br />

Für jedes Zimmer liegt e<strong>in</strong> Alltagsgegenstand bereit. Der Schüler befüllt nun<br />

nach An<strong>we</strong>isung des Lehrers se<strong>in</strong>e Zimmer nache<strong>in</strong>ander. E<strong>in</strong> Beispiel: „Lege den<br />

Schlüssel l<strong>in</strong>ks oben h<strong>in</strong>. Lege den Stift unten <strong>in</strong> die Mitte.“<br />

Hat der Schüler hier Schwierigkeiten, ist es empfehlens<strong>we</strong>rt, <strong>we</strong>nn der Lehrer sich<br />

e<strong>in</strong>e z<strong>we</strong>ite, <strong>in</strong> der Größe sehr ähnliche Schachtel aus Karton baut, und diese vor<br />

den Augen des Schülers mit Gegenständen befüllt. Also: der Lehrer legt die Taschentücher<br />

rechts oben h<strong>in</strong> und sagt: „Ich lege me<strong>in</strong>e Taschentücher rechts oben h<strong>in</strong>.“<br />

Dann gibt er dem Schüler e<strong>in</strong>e z<strong>we</strong>ite Packung Taschentücher und sagt: „Bitte lege<br />

du de<strong>in</strong>e auch rechts oben h<strong>in</strong>.“<br />

Schwieriger wird es, <strong>we</strong>nn 9 Zimmer des Hauses befüllt <strong>we</strong>rden sollen. Während<br />

der Schüler se<strong>in</strong> Haus e<strong>in</strong>richtet, spricht er dazu, <strong>we</strong>nn möglich. Kann der Schüler<br />

sich sprachlich nicht h<strong>in</strong>reichend ausdrücken, spricht der Lehrer für ihn.<br />

Auf der nächsten Schwierigkeitsstufe fotografiert der Lehrer das vollständig e<strong>in</strong>gerichtete<br />

Haus und der Schüler befüllt alle Zimmer dem Foto entsprechend.<br />

Noch schwieriger wird es, <strong>we</strong>nn der Schüler das Haus nach e<strong>in</strong>em Plan e<strong>in</strong>richten soll.<br />

Muster erleben<br />

Auf e<strong>in</strong> Plakat wird im Hochformat e<strong>in</strong> stehender Strich gezeichnet, danach auf<br />

die Tür geklebt (so, dass sich der Schüler dazu stellen kann).<br />

Auf e<strong>in</strong> z<strong>we</strong>ites Plakat wird im Querformat mit anderer Farbe e<strong>in</strong> liegender Strich<br />

gezeichnet und auf den Boden gelegt. Auf die Signale „stehend“ oder „liegend“<br />

läuft der Schüler nun zum entsprechenden Plakat und stellt sich dazu oder legt<br />

sich h<strong>in</strong>.<br />

Schwieriger ist es, <strong>we</strong>nn die Arbeitsan<strong>we</strong>isung nicht verbal erfolgt, sondern mittels<br />

des stehenden oder liegenden Zeigef<strong>in</strong>gers des Lehrers bzw. e<strong>in</strong>es Kärtchens, das<br />

ent<strong>we</strong>der den waagrechten oder den senkrechten Strich zeigt.<br />

Zauberstift<br />

Rückenlesen<br />

Auf e<strong>in</strong>em Arbeitsblatt s<strong>in</strong>d bereits waagrechte und senkrechte<br />

L<strong>in</strong>ien mit blauer, löschbarer T<strong>in</strong>te vorgegeben.<br />

Der Schüler entfernt auf An<strong>we</strong>isung („waagrechter Strich,<br />

senkrechter Strich“, oder auch Hilfsbezeichnungen, wie<br />

„liegender Strich“ und „stehender Strich“) die Striche mit<br />

dem Zauberstift, <strong>we</strong>lcher e<strong>in</strong> T<strong>in</strong>tenlöscher ist.<br />

Auf dem Rücken des Schülers<br />

wird e<strong>in</strong> waagrechter<br />

oder senkrechter Strich<br />

gezeichnet, er gibt diesen<br />

auf dem Tisch oder <strong>in</strong> der<br />

Luft wieder.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 15


Raumorientierung<br />

Muster nachbauen<br />

Der Lehrer legt mit den Zehnerstäben aus der Rechenbox<br />

zunächst Muster mit 3 Stäben auf, der Schüler legt daneben<br />

das gleiche Muster nach. Bei entsprechender Sicherheit wird<br />

die Anzahl der Rechenstäbe erhöht. Zur Vorbereitung auf<br />

das Schreiben von Ziffern ist es sehr wichtig, dass der Schüler<br />

genau darauf achtet, ob die Stäbe waagrecht, senkrecht oder<br />

schräg liegen. Dieselbe Übung kann auch mit Zahnstochern<br />

erfolgen. Wenn Unsicherheiten auftreten, ist es hilfreich, zur<br />

besseren Erkennung die Spitzen der Zahnstocher anzufärben.<br />

Auf andere Arten von Stäbchen ausdehnen (Tr<strong>in</strong>khalme, Mikadostäbchen,<br />

usw.). Das Arbeitsblatt im Anhang verb<strong>in</strong>det z<strong>we</strong>idimensionale<br />

mit dreidimensionalen Arbeitsaufträgen. Der<br />

Schüler legt die vorgegebenen Muster mit den Zehnerstäben<br />

nach. Treten Schwierigkeiten auf, legt er die Stäbe direkt auf<br />

die Vorlage. Profis imitieren die Muster aus dem Gedächtnis!<br />

Flug zur Sonne<br />

Bei diesem Arbeitsblatt soll der Schüler versuchen, den Weg<br />

des Flugzeugs zur Sonne richtig nachzuzeichnen. Zu Beg<strong>in</strong>n<br />

ist es erforderlich, dass dieser Weg ganz genau mit ihm besprochen<br />

wird und jedes Teilstück, das er e<strong>in</strong>zeichnet, e<strong>in</strong>e Bezeichnung<br />

erhält. Also, z.B.: „Zuerst fliegt das Flugzeug nach rechts,<br />

dann e<strong>in</strong> Stück nach unten, <strong>we</strong>iter nach l<strong>in</strong>ks“ usw. Dies hilft<br />

dem Schüler bei der Orientierung. Allmählich sollte er aber<br />

auch versuchen, den Weg alle<strong>in</strong>e bewältigen zu können.<br />

E<strong>in</strong>mal rundherum<br />

4 Gegenstände <strong>we</strong>rden wie Eckpunkte<br />

e<strong>in</strong>es Trapezes auf dem Boden aufgelegt.<br />

Der Schüler steht <strong>in</strong> der Mitte und<br />

benennt nache<strong>in</strong>ander die Gegenstände<br />

mit ihrer je<strong>we</strong>ils dazu gehörenden<br />

Position, z. B.: „Das <strong>Hand</strong>y liegt vor<br />

mir. Der Schlüssel liegt rechts von mir.<br />

Die Dose steht h<strong>in</strong>ter mir. Das Buch<br />

liegt l<strong>in</strong>ks von mir.“ Dann dreht sich der<br />

Schüler im Uhrzeigers<strong>in</strong>n um 90 Grad<br />

und benennt die ‚neue’ Position. „Der<br />

Schlüssel liegt jetzt vor mir. Die Dose steht<br />

rechts von mir, usw.“ Danach dreht sich<br />

der Schüler <strong>we</strong>itere z<strong>we</strong>i Mal um je 90<br />

Grad, bis er wieder <strong>in</strong> der Ausgangsposition<br />

angekommen ist.<br />

16<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Raumorientierung<br />

Karussell<br />

Der Lehrer zeichnet e<strong>in</strong>e Tabelle mit 3 mal 2 Feldern auf e<strong>in</strong><br />

Blatt Papier. Mit den Formen aus dem Formensack belegt<br />

er 5 Felder mit derselben Farbe, das 6. Feld wird mit e<strong>in</strong>er<br />

andersfärbigen Form belegt. Diese Position wird nun vom<br />

Schüler benannt, z.B. „oben l<strong>in</strong>ks“. Dann wird das Blatt<br />

Papier e<strong>in</strong>mal im Uhrzeigers<strong>in</strong>n um 90 Grad gedreht, die<br />

Position hat sich geändert und wird neu benannt.<br />

Stock<strong>we</strong>rk für Stock<strong>we</strong>rk<br />

Die quadratische Holzplatte aus der Box enthält 9 Stäbchen, wobei der Schüler<br />

auf jeder Platte e<strong>in</strong> Stäbchen entfernen und wieder h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> stecken kann (auf der<br />

Unterseite der Platte markiert). Diese Position wird genau besprochen und danach<br />

wird die Platte um e<strong>in</strong>e Vierteldrehung verändert; d.h., das lose Stäbchen hat<br />

somit se<strong>in</strong>e Position verändert – aus z. B. ursprünglich „Mitte unten“ wird „Mitte<br />

rechts“. Diese Drehung und das wieder Auff<strong>in</strong>den dieses bestimmten Stäbchens<br />

stellen e<strong>in</strong>e besondere Anforderung für die Vorstellungskraft dar.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 17


Auditive Wahrnehmung<br />

Ohren spitzen!<br />

Die auditive Wahrnehmung<br />

„Hat me<strong>in</strong>e Lehrer<strong>in</strong> jetzt vierzig oder vierzehn gesagt?“ Marc<br />

neigt den Kopf zur Seite, und zieht die Augenbrauen zusammen.<br />

Ähnlich kl<strong>in</strong>gende Wörter unterscheiden zu können erfordert<br />

die volle Konzentration des 12 Jährigen. Se<strong>in</strong>e Markenzeichen:<br />

Sommersprossen, Fußballfan, 47 Chromosomen, e<strong>in</strong> Fl<strong>in</strong>serl<br />

im Ohr. Doch leider hilft ihm dieses nicht dabei, An<strong>we</strong>isungen<br />

und Erklärungen besser zu verstehen und Geräusche leichter<br />

unterscheiden zu können. Wie viele se<strong>in</strong>er KollegInnen mit<br />

der außergewöhnlichen Chromosomenkonstellation Down<br />

Syndrom benötigt Marc gezielte Begleitung im Er<strong>we</strong>rb se<strong>in</strong>er<br />

phonematischen Differenzierungsfähigkeit, also se<strong>in</strong>er gezielten<br />

Wahrnehmung und Verarbeitung von akustischen E<strong>in</strong>drücken.<br />

E<strong>in</strong>e Gebärde bitte!<br />

Die auditive Merkfähigkeit stellt für viele Menschen mit Down Syndrom e<strong>in</strong>e<br />

spezielle Herausforderung dar. Nebenbei Gesagtes können sie oftmals nur unklar<br />

wahrnehmen, <strong>in</strong>sbesondere bei e<strong>in</strong>er ablenkenden Geräuschkulisse.<br />

Was kann helfen?<br />

• Während der Lehrer mit dem Schüler spricht, bef<strong>in</strong>det er sich auf se<strong>in</strong>er Augenhöhe<br />

und nimmt Blickkontakt zu ihm auf.<br />

• Der Lehrer bittet den Schüler, den wichtigsten Teil des Gesagten noch e<strong>in</strong>mal<br />

zu wiederholen.<br />

• Der Lehrer untermalt se<strong>in</strong>e Aussage mit e<strong>in</strong>er <strong>Hand</strong>-Gebärde. Diese kann<br />

<strong>in</strong>dividuell zwischen ihm und dem Schüler vere<strong>in</strong>bart worden se<strong>in</strong>. So kann der<br />

Schüler den Inhalt nicht nur hören sondern auch sehen.<br />

18<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Auditive Wahrnehmung<br />

Geräusche überall<br />

Der Lehrer erzeugt h<strong>in</strong>ter dem Rücken des Schülers verschiedene Geräusche. Der<br />

Schüler soll diese dann benennen und nachmachen.<br />

• Verschiedene Papierarten zerknüllen<br />

• Papier schneiden, reißen<br />

• Auf verschiedene Gegenstände klopfen, reiben, kratzen<br />

(Holz, Metall, Kunststoff)<br />

• Wasser tropfen lassen<br />

• Be<strong>we</strong>gungsgeräusche, wie hüpfen, kriechen, spr<strong>in</strong>gen, gehen<br />

• Geräusche mit dem Mund erzeugen<br />

• Geräusche mit den F<strong>in</strong>gern erzeugen<br />

Lustig ist es auch, verschiedene unzerbrechliche Gegenstände auf den Boden zu<br />

<strong>we</strong>rfen (z.B.: Bleistift, Radiergummi, Stofftier, Heft, Schachtel…). Der Schüler soll<br />

raten, was er gehört hat.<br />

Lärmmacher<br />

Verschiedene Gegenstände, die e<strong>in</strong> Geräusch erzeugen, <strong>we</strong>rden<br />

im Raum versteckt (Wecker, <strong>Hand</strong>y, Stoppuhr u.ä.). Der<br />

Schüler sucht die Lärmmacher. E<strong>in</strong>e zusätzliche Ersch<strong>we</strong>rnis<br />

ist es, <strong>we</strong>nn im H<strong>in</strong>tergrund noch leise Musik läuft.<br />

So heiße ich!<br />

Der Lehrer erzählt e<strong>in</strong>e Geschichte, <strong>in</strong> <strong>we</strong>lcher der Name<br />

des Schülers häufig e<strong>in</strong>gebaut ist. Hört er se<strong>in</strong>en Namen,<br />

dann klopft er mit der <strong>Hand</strong> auf den Tisch.<br />

Jugendliche Schüler und Erwachsene bekommen e<strong>in</strong>en<br />

Text, der sie <strong>in</strong>teressiert, vorgelesen, und klopfen bei<br />

e<strong>in</strong>em zuvor vere<strong>in</strong>barten Signalwort auf den Tisch.<br />

Geräusche-Quiz<br />

Je<strong>we</strong>ils z<strong>we</strong>i kle<strong>in</strong>e Dosen <strong>we</strong>rden mit demselben Füllmaterial<br />

(Reis, Erbsen, L<strong>in</strong>sen, Nägel, etc.) gefüllt. Der Schüler hat<br />

nun die Aufgabe, durch das Schütteln der e<strong>in</strong>zelnen Filmdosen<br />

die beiden zusammengehörigen Dosen zu f<strong>in</strong>den.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 19


Auditive Wahrnehmung<br />

Mickey … Maus<br />

Die Regel ist e<strong>in</strong>fach:<br />

Der Schüler steht vor e<strong>in</strong>er am Boden ausgelegten Schnur.<br />

Vor der Schnur wohnt „Mickey“, h<strong>in</strong>ter der Schnur wohnt „Maus“.<br />

Sagt der Lehrer nun das Wort „Mickey“, spr<strong>in</strong>gt der Schüler<br />

<strong>in</strong>s Haus von Mickey. Sagt der Lehrer „Maus“, spr<strong>in</strong>gt der<br />

Schüler <strong>in</strong>s Haus von „Maus“. So<strong>we</strong>it so klar.<br />

Nun nennt der Lehrer <strong>in</strong> unregelmäßiger Reihenfolge die<br />

beiden Wörter.<br />

Vorsicht: <strong>we</strong>nn der Schüler bereits im Haus von „Mickey“<br />

steht und der Lehrer wieder das Wort „Mickey“ nennt, muss<br />

er stehen bleiben und darf nicht spr<strong>in</strong>gen.<br />

Dieses lustige Spiel schult die Reaktionsfähigkeit und die Konzentration<br />

auf akustische Reize mit e<strong>in</strong>er Riesenportion Spaß!<br />

Erwachsene bevorzugen vielleicht eher z<strong>we</strong>i Namen<br />

e<strong>in</strong>er Musikgruppe.<br />

Hör genau und zähle mit!<br />

Der Schüler schließt se<strong>in</strong>e Augen oder deckt sie mit e<strong>in</strong>em<br />

Tuch ab. Der Lehrer lässt Perlen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Becher fallen, der<br />

Schüler zählt mit und nennt die Anzahl nach dem Gehör.<br />

Klopf, klopf<br />

Der Schüler soll verschiedene Klopfzeichen mit zugehörigen<br />

Be<strong>we</strong>gungen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung br<strong>in</strong>gen können:<br />

z.B.: e<strong>in</strong>mal klopfen bedeutet „nicken“, z<strong>we</strong>imal klopfen<br />

bedeutet „Hände verschränken“, dreimal klopfen bedeutet<br />

„Faust machen“ usw.<br />

20<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Auditive Wahrnehmung<br />

Geheime Telefonnummer<br />

Der Lehrer nennt langsam z<strong>we</strong>i 2 Zahlen h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander,<br />

der Schüler wiederholt diese „geheime Telefonnummer“.<br />

Wenn der Schüler diese Aufgabe selbstständig erfüllt, auf<br />

drei und mehr Zahlen er<strong>we</strong>itern.<br />

Besonders knifflig wird es, <strong>we</strong>nn die genannten Zahlen<br />

<strong>in</strong> der umgekehrten Reihenfolge wiedergegeben <strong>we</strong>rden<br />

sollen. Das ist e<strong>in</strong>e echte Geheimnummer!<br />

Wie bitte?<br />

Der Lehrer schreibt z<strong>we</strong>i Ziffern, die dem Schüler schon<br />

bekannt s<strong>in</strong>d, auf je e<strong>in</strong>en Zettel: z.B. 4 und 8.<br />

Auf e<strong>in</strong>en dritten Zettel schreibt er e<strong>in</strong>e dem Schüler<br />

unbekannte Ziffer, z.B. 19.<br />

Er zeigt dem Schüler die drei Zettel und sagt „8“. Der<br />

Schüler zeigt „8“ auf dem Zettel.<br />

Dann nennt er die z<strong>we</strong>ite bekannte Ziffer, nämlich „4“<br />

und der Schüler zeigt auch „4“ auf dem Zettel. Nun nennt<br />

der Lehrer die dem Schüler unbekannte Ziffer „19“.<br />

Wie wird der Schüler reagieren? Zeigt er auf „19“, hat er<br />

durch die An<strong>we</strong>ndung des Ausschlusspr<strong>in</strong>zips bedeutsame<br />

Kompetenzen im logischen Schlussfolgern gezeigt.<br />

Auf diese Weise kann der Zahlen-Wortschatz des Schülers<br />

kont<strong>in</strong>uierlich vergrößert <strong>we</strong>rden.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 21


Visueller Bereich<br />

Ich sehe etwas, das du nicht siehst<br />

Die visuelle Wahrnehmung<br />

Das Erkennen und die Unterscheidung<br />

von Reizen, die über<br />

das Auge aufgenommen <strong>we</strong>rden,<br />

ist vielfach e<strong>in</strong> herausragender Kompetenzbereich<br />

von Menschen mit Down<br />

Syndrom. David mit dem Extrachromosom<br />

konnte bereits im Vorschulalter<br />

Ganzheitswörter erfassen und benennen,<br />

heute ist er acht Jahre alt und e<strong>in</strong> Leseprofi.<br />

Die visuelle Wahrnehmung legt die<br />

Basis für den Großteil unserer <strong>Hand</strong>lungen<br />

und ist auch entscheidend am Aufbau von<br />

Rechenkompetenzen beteiligt.<br />

Das Wichtige aus e<strong>in</strong>em verwirrenden<br />

H<strong>in</strong>tergrund herauszufiltern ist die<br />

Leistung der so genannten Figur-Grund-<br />

Wahrnehmung. David schlägt se<strong>in</strong><br />

Mathematikbuch auf und muss sich nun<br />

auf e<strong>in</strong>e bestimmte Rechnung konzentrieren.<br />

Alle anderen Ziffern, Rechenzeichen,<br />

Erklärungen und Zeichnungen müssen<br />

<strong>in</strong>zwischen von se<strong>in</strong>em Gehirn <strong>we</strong>ggefiltert<br />

<strong>we</strong>rden. Dass David nicht nur e<strong>in</strong><br />

quadratisches Plättchen, sondern auch<br />

e<strong>in</strong> Buch, e<strong>in</strong> Fenster oder e<strong>in</strong>e CD-<br />

Hülle als Viereck erfassen kann, beruht<br />

auf se<strong>in</strong>er Wahrnehmungskonstanz. Sie<br />

ist e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung dafür, dass<br />

wir Ziffern und Rechenzeichen <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Schriftarten und Größen erkennen<br />

können.Und dass David die Form<br />

der Ziffern langfristig abspeichern kann,<br />

dafür sorgt se<strong>in</strong> visuelles Gedächtnis.<br />

Vergleichen und Kategorisieren<br />

Kategorisieren bedeutet, D<strong>in</strong>ge, zu<br />

Gruppen zusammenzufassen. Wenn wir<br />

aufräumen, <strong>we</strong>nden wir diese Strategie<br />

an. Aber auch, <strong>we</strong>nn wir wissen, <strong>we</strong>lche<br />

Wörter groß geschrieben <strong>we</strong>rden oder<br />

<strong>we</strong>lche Ziffern zum Zahlenraum 10<br />

gehören.Unzählige Möglichkeiten, im<br />

Alltag zu kategorisieren, bereiten den<br />

Schüler auf diese unerlässliche Anforderung<br />

im Alltag vor. Dabei sollten Sie als<br />

Lehrer immer wieder die entsprechenden<br />

Oberbegriffe erwähnen. „Das Auto, das<br />

Fahrrad und der Lastwagen gehören zu<br />

den Fahrzeugen“. Kategorisieren und<br />

Vergleichen gehen <strong>Hand</strong> <strong>in</strong> <strong>Hand</strong>. Es ist<br />

die Fähigkeit, sich se<strong>in</strong>er Wahrnehmungen<br />

<strong>in</strong> den unterschiedlichsten Situationen<br />

bewusst zu se<strong>in</strong>, um daraus allgeme<strong>in</strong>gültige<br />

Regeln abzuleiten (z. B. „Äpfel s<strong>in</strong>d<br />

rund, Bananen länglich“). Hierbei stellt der<br />

Vergleich der Objekte den ersten Schritt<br />

<strong>in</strong>duktiven Denkens dar und unterstützt<br />

uns dabei, praktische Schlüsse ziehen zu<br />

können, logisch zu planen und Problemlösestrategien<br />

aufzubauen.<br />

Die Fähigkeit, zu vergleichen, zu unterscheiden<br />

und zu kategorisieren legt<br />

die Grundlage für das Verständnis von<br />

Gleichungen. Der Schüler soll Kategorien<br />

kennen lernen, die sich zum visuellen<br />

Vergleich eignen, z.B. die Form, die Farbe,<br />

die Größe usw.<br />

22<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Visueller Bereich<br />

Paare suchen<br />

Z<strong>we</strong>i gleiche Knöpfe, Socken, Kugelschreiber, Schlüssel,<br />

Löffel usw. aus e<strong>in</strong>er größeren Anzahl verschiedener<br />

herausf<strong>in</strong>den.<br />

Ordnung bitte!<br />

Die Spielzeugkiste, den eigenen Kleiderschrank, den<br />

Schreibtisch oder die CD-Wühlbox nach Gruppen zu ordnen:<br />

unzählige Möglichkeiten, im Alltag zu kategorisieren,<br />

bereiten den Schüler auf diese unerlässliche Anforderung<br />

im schulischen Alltag vor.<br />

Formen erleben<br />

Um verschiedene Formen kennen zu lernen, sollen diese zunächst<br />

ganzheitlich und ganzkörperlich erfasst <strong>we</strong>rden. Dem<br />

Schüler wird auf se<strong>in</strong>en Rücken e<strong>in</strong> Kreis oder e<strong>in</strong> Strich<br />

gezeichnet, er soll diesen auf e<strong>in</strong>em Blatt vor sich wiedergeben.<br />

Für den Aufbau e<strong>in</strong>es Vierecks ist es entscheidend, mit<br />

großen Vierecken am Boden oder an der Wand zu beg<strong>in</strong>nen.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Malerkreppband <strong>we</strong>rden Vierecke am Boden/<br />

an der Wand aufgeklebt und bewusst gefühlt, dazu sprechen:<br />

„runter – stopp – rüber – stopp – runter– stopp – zu<br />

– stopp“. Besonders das „Stopp“ ist entscheidend, da dieses<br />

dem Schüler hilft, von der Kreisform <strong>in</strong> die Vierecksform zu<br />

f<strong>in</strong>den. Ebenso am Boden, hier kann das Viereck zusätzlich<br />

gehüpft oder gekrabbelt <strong>we</strong>rden - dazu sprechen.<br />

Auch Sandwannen, Rasierschaum, der Schnee oder das<br />

Legen der Formen mit Stäbchen oder Ästen s<strong>in</strong>d geeignet.<br />

Achten Sie besonders auf Formen im Alltag und lassen Sie<br />

den Schüler diese begreifen, z. B. e<strong>in</strong> Glas ist oben rund –<br />

der Schüler fährt mit dem F<strong>in</strong>ger über den oberen Glasrand.<br />

Oder e<strong>in</strong> Buch hat die Form e<strong>in</strong>es Vierecks – der Schüler<br />

berührt die Ränder des Buches etc.<br />

Formen sortieren<br />

im Haushalt<br />

Sortieren von Tellern, Tassen, Uhr<br />

(‚rund wie e<strong>in</strong> Teller’), Büchern, Papier,<br />

Schachteln, Telefon (‚viereckig<br />

wie e<strong>in</strong> Buch’) u.s.w.<br />

Mutter und K<strong>in</strong>d<br />

Der Lehrer sucht e<strong>in</strong>e Form aus dem Sack („Mutter“)<br />

und legt sie auf den Tisch. Der Schüler sucht dieselbe,<br />

verkle<strong>in</strong>erte Form („K<strong>in</strong>d“) und legt die Formen aufe<strong>in</strong>ander.<br />

Wenn der Schüler dazu e<strong>in</strong>e Spaghetti- oder Zuckerzange<br />

ver<strong>we</strong>ndet, wird gleichzeitig die F<strong>in</strong>gergeschicklichkeit<br />

geschult. Falls e<strong>in</strong> Schüler Schwierigkeiten hat, die gleichen<br />

Formen zu f<strong>in</strong>den, so wird die Anzahl, aus der die Auswahl<br />

erfolgen kann, e<strong>in</strong>geschränkt. Zu Beg<strong>in</strong>n wählt er vielleicht<br />

nur aus drei Formen aus, später aus 10 Formen, auf der Profi-<br />

Stufe aus allen Formen.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 23


Visueller Bereich<br />

Formen zuordnen<br />

Dazu soll der Schüler auf An<strong>we</strong>isung z. B. e<strong>in</strong>e Form <strong>in</strong> 3<br />

Farben, dann wieder e<strong>in</strong>e Form <strong>in</strong> 3 Größen sortieren.<br />

Der Lehrer zeichnet die Umrisse von verschiedenen Formen<br />

aus dem Formensäckchen auf e<strong>in</strong> Blatt Papier und<br />

der Schüler soll die richtigen Formen dazu f<strong>in</strong>den.<br />

Groß und kle<strong>in</strong><br />

Der Lehrer legt mit 2-6 kle<strong>in</strong>en Formen aus dem Formensack<br />

e<strong>in</strong>e Figur auf den Tisch. Der Schüler sucht sich<br />

dieselben Formen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Größe heraus und baut<br />

die Vorgabe nach.<br />

Formenb<strong>in</strong>go<br />

Jeder Mitspieler spurt sechs Formen aus dem Formensack<br />

auf e<strong>in</strong>em <strong>we</strong>ißen Blatt nach: dazu kann er unter allen<br />

Angeboten, die dieser enthält, wählen (Dreieck, Viereck,<br />

Kreis <strong>in</strong> allen Größen). Nachdem die Mitspieler ihre B<strong>in</strong>goblätter<br />

fertig gestellt haben, kommen alle Formen wieder<br />

zurück <strong>in</strong> den Formensack. Der Lehrer zieht nun e<strong>in</strong>e Form<br />

heraus. Wer diese<br />

auf se<strong>in</strong>em Blatt<br />

f<strong>in</strong>det, darf sie<br />

anmalen. Welcher<br />

Mitspieler hat als<br />

erster se<strong>in</strong> ganzes<br />

Blatt bemalt?<br />

Formen ertasten<br />

Ver<strong>we</strong>nden Sie dazu e<strong>in</strong> leeres Säckchen aus der Box und<br />

füllen es mit verschiedenen Formen. Der Schüler schließt<br />

se<strong>in</strong>e Augen, greift h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und nimmt sich e<strong>in</strong>e Form;<br />

dabei soll er diese fühlen und raten, um <strong>we</strong>lche bestimmte<br />

Form es sich handelt.<br />

Die Eckigen gehen zur Tür<br />

Jeder Mitspieler nimmt e<strong>in</strong>e Form <strong>in</strong> die <strong>Hand</strong> und betrachtet<br />

genau dessen Form (rund, viereckig, dreieckig).<br />

Der Lehrer gibt An<strong>we</strong>isungen, z.B.: Alle Eckigen gehen<br />

zur Tür, alle Runden setzen sich auf den Boden, alle Viereckigen<br />

verschränken die Hände.<br />

Verkehrszeichen<br />

Detektive vor! Mit dem Fotoapparat<br />

ausgerüstet machen sich der Schüler<br />

und se<strong>in</strong> Lehrer auf die Suche nach<br />

Formen, die <strong>in</strong> Verkehrszeichen<br />

versteckt s<strong>in</strong>d. Wo f<strong>in</strong>den wir auf<br />

der Straße e<strong>in</strong> Dreieck, e<strong>in</strong> Viereck<br />

oder e<strong>in</strong>en Kreis? Schüler, die im<br />

Straßenverkehr noch sehr stark von<br />

den Fahrzeugen abgelenkt <strong>we</strong>rden,<br />

suchen die Formen auf Bildern von<br />

Verkehrszeichen.<br />

24<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Visueller Bereich<br />

Ich sehe was, das du nicht siehst<br />

Der Lehrer gibt dem Schüler e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Rätsel: „Ich sehe<br />

e<strong>in</strong>e runde, kle<strong>in</strong>e, gelbe Form.“ Der Schüler versucht, aus<br />

verschiedenen am Tisch liegenden Formen die richtige zu<br />

f<strong>in</strong>den und zu benennen. „Ich sehe e<strong>in</strong>e grüne, kle<strong>in</strong>e Form<br />

mit vier Ecken“... <strong>we</strong>nn sprachlich möglich, soll auch der<br />

Schüler dem Lehrer e<strong>in</strong>e Quizfrage stellen. Dies ist e<strong>in</strong>e große<br />

Herausforderung für beide Mitspieler.<br />

Punkt für Punkt<br />

Auf dem Arbeitsblatt (siehe Anhang)<br />

verb<strong>in</strong>det der Schüler die Punkte zu<br />

e<strong>in</strong>er geometrischen Form. Sobald er<br />

diese erkennt, benennt er sie (<strong>we</strong>nn<br />

möglich) und sucht das entsprechende<br />

Plättchen aus.<br />

„ist gleich“<br />

Das Symbol „=“ (ist gleich) wird im Tun, <strong>in</strong> der konkreten<br />

<strong>Hand</strong>lung des Schülers e<strong>in</strong>geführt.<br />

Der Lehrer bereitet folgendes Kärtchen vor:<br />

Der Schüler legt z<strong>we</strong>i kle<strong>in</strong>e blaue<br />

E<strong>in</strong>erwürfel (oder z<strong>we</strong>i rote Zehnerstäbchen)<br />

auf den Tisch, dazwischen das Kärtchen:<br />

Anschließend sucht der Schüler selbst gleiche Alltagsgegenstände<br />

und verb<strong>in</strong>det diese mit dem Kärtchen. Es ist von<br />

großer Bedeutung, dass der Lehrer mit dem Schüler darüber<br />

spricht, warum die Gegenstände gleich s<strong>in</strong>d. Welche Kriterien<br />

wurden zum Vergleich ver<strong>we</strong>ndet: Farbe, Form, Größe,<br />

Material, Funktion?<br />

„ist nicht gleich“<br />

Wenn der Schüler gleiche Formen f<strong>in</strong>det und zusammen ordnet, ist es<br />

ebenso wichtig, dass er auch ungleiche Formen f<strong>in</strong>det.<br />

Der Lehrer spricht mit dem Schüler wieder darüber, warum die Form<br />

des Kreises und des Vierecks nicht gleich s<strong>in</strong>d (die Farbe oder die<br />

Größe wiederum könnten übere<strong>in</strong>stimmen).Mit zahlreichen Gegenständen,<br />

die der Lehrer vorbereitet, sowie D<strong>in</strong>gen, die der Schüler<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Umgebung f<strong>in</strong>det, <strong>we</strong>rden Vergleiche durchgeführt.<br />

Wenn wir Schüler unterrichten, gehen wir häufig davon aus,<br />

dass jene Begriffe, die wir ver<strong>we</strong>nden, <strong>in</strong> unserem S<strong>in</strong>ne<br />

verstanden <strong>we</strong>rden. Insbesondere Begriffe, die Vergleiche<br />

ausdrücken, s<strong>in</strong>d bei Menschen mit Down Syndrom häufig<br />

nicht sicher abgespeichert. Bieten Sie Ihrem Schüler im<br />

Alltag sehr viele Möglichkeiten, zu vergleichen und Eigenschaftswörter<br />

kennen zu lernen: was ist lang, kurz, dick,<br />

dünn, hoch, niedrig, breit, schmal usw.<br />

Anhand von zahlreichen Gegenüberstellungen kann e<strong>in</strong> fundiertes Verständnis<br />

für Relationen, wie „mehr/<strong>we</strong>niger“ und Steigerungsstufen, wie „lang/länger/am<br />

längsten“ geschaffen <strong>we</strong>rden. Und es können nicht nur visuelle Merkmale<br />

geprüft <strong>we</strong>rden, sondern z.B. auch die Lautstärke, die Oberflächenbeschaffenheit,<br />

die Temperatur, der Geschmack und der Geruch. Auch die beliebten Fehlersuchbilder<br />

setzen die Fähigkeit des Vergleichens voraus!<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 25


Serialität<br />

E<strong>in</strong>s nach dem anderen …<br />

Die Entwicklung der Serialität<br />

Der 8jährige Marc mit dem gewissen<br />

Extra muss sich <strong>in</strong>tensiv<br />

konzentrieren, um die Schuhbänder<br />

endlich zu e<strong>in</strong>er Masche verb<strong>in</strong>den<br />

zu können. Nicht se<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>motorik spielt<br />

ihm dabei e<strong>in</strong>en Streich, denn diese ist<br />

sehr differenziert entwickelt. Es ist die<br />

Reihenfolge: was s<strong>in</strong>d die ersten Schritte<br />

und wie geht´s dann <strong>we</strong>iter? E<strong>in</strong>e wiederholte<br />

klare Anleitung hilft Marc über diese<br />

Schwierigkeiten h<strong>in</strong><strong>we</strong>g.<br />

Um die auf uns e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>genden Reize der<br />

Um<strong>we</strong>lt aufzunehmen und verarbeiten zu<br />

können, brauchen wir die Fähigkeit, sie<br />

zeitlich und hierarchisch zu gliedern.<br />

Dieses E<strong>in</strong>ordnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihenfolge und<br />

das Erkennen e<strong>in</strong>er Gesetzmäßigkeit wird<br />

als seriale Leistung bezeichnet.<br />

Reihenfolgen müssen nicht nur bei vielen<br />

<strong>Hand</strong>lungsabläufen unseres Alltags beachtet<br />

<strong>we</strong>rden, sondern auch beim Lesen und Abschreiben.Auch<br />

<strong>in</strong> der Mathematik spielt die<br />

Serialität e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle, z.B. beim<br />

Zählen, <strong>in</strong> der Erfassung des Zahlenstrahls<br />

und auch bei Rechenvorgängen.<br />

Zum Aufbau der Serialität ist es nötig, auf<br />

der konkret-handelnden Stufe zu beg<strong>in</strong>nen,<br />

um nachfolgend auf die Bilderstufe und <strong>in</strong><br />

<strong>we</strong>iterer Folge auf die Abstraktion übergehen<br />

zu können.<br />

26<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Serialität<br />

Klatschen, stampfen, w<strong>in</strong>ken, fangen<br />

Die Mitspieler <strong>we</strong>rfen e<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>en <strong>we</strong>ichen Ball zu. Doch<br />

Achtung: Vor dem Fangen wird geklatscht! Funktioniert dies gut,<br />

kommt e<strong>in</strong>e <strong>we</strong>itere Be<strong>we</strong>gung dazu: klatschen, stampfen, fangen.<br />

Nach mehreren korrekten Durchgängen folgen <strong>we</strong>itere zusätzliche<br />

<strong>Hand</strong>lungen, wie z. B. w<strong>in</strong>ken, drehen, auf den Fuß klopfen<br />

etc. Kann sich der Schüler die korrekte Reihenfolge merken? Es<br />

ist wichtig, die Be<strong>we</strong>gungsabfolgen langsam zu steigern!<br />

Von Kopf bis Fuß<br />

Der Lehrer zeigt an sich 2 Körperteile h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander: Auge-<br />

Bauch: der Schüler berührt nun die genannten Körperteile<br />

an se<strong>in</strong>em eigenen Körper <strong>in</strong> der korrekten Reihenfolge.<br />

Langsam auf 3 und mehr Körperteile steigern.<br />

Wenn die Körperteile nur genannt und nicht gezeigt <strong>we</strong>rden,<br />

erhöht sich der Schwierigkeitsgrad.<br />

Bilderrahmen<br />

E<strong>in</strong> Foto des Schülers wird <strong>in</strong> die Mitte e<strong>in</strong>es Blattes<br />

Papier geklebt. Außen herum wird e<strong>in</strong> Bilderrahmen<br />

gezeichnet. In diesen klebt der Lehrer nun mit Klebeetiketten<br />

e<strong>in</strong> Muster. Der Schüler setzt diese Vorgabe fort.<br />

Muster legen<br />

Der Schüler sammelt Materialien im Wald, wie Ste<strong>in</strong>e,<br />

Z<strong>we</strong>ige, Blätter Zapfen, je<strong>we</strong>ils mehrere ähnliche. Nun<br />

legt der Lehrer e<strong>in</strong> Muster auf, der Schüler soll diese<br />

Sequenz fortsetzen.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 27


Serialität<br />

Blau, grün, rot<br />

Der Lehrer legt die farbigen Kreise aus<br />

dem Formensack auf den Tisch. Dann<br />

spricht er e<strong>in</strong>e farbliche Reihenfolge<br />

vor,<br />

z. B. „rot – blau“. Der Schüler versucht<br />

im Anschluss daran, mit e<strong>in</strong>er Fliegenklatsche<br />

<strong>in</strong> der genannten Reihenfolge<br />

auf die Kreise zu schlagen. Die Anzahl<br />

soll nach großer Sicherheit auf 3 („gelbblau-rot“)<br />

und später auf 4 („rot-blaurot-gelb“)<br />

erhöht <strong>we</strong>rden.<br />

Fotogeschichten<br />

Der Schüler wird bei alltäglichen<br />

Abläufen fotografiert, wie z. B. beim<br />

Zähneputzen:<br />

Foto: Zahnpasta auf Zahnbürste<br />

Foto: Zähne putzen<br />

Foto: ausspülen<br />

Foto: <strong>we</strong>gräumen.<br />

Diese Fotos ordnet der Schüler nun <strong>in</strong><br />

der korrekten Reihenfolge. Allmählich<br />

die Anzahl der Fotos steigern.<br />

Wie ist diese Zeichnung entstanden?<br />

Der Lehrer zeichnet auf mehrere Kärtchen<br />

e<strong>in</strong> Haus:<br />

• auf das erste Kärtchen nur die<br />

Bodenplatte und e<strong>in</strong>e Wand<br />

• auf das z<strong>we</strong>ite Kärtchen die<br />

Bodenplatte, z<strong>we</strong>i Wände und das<br />

Dach<br />

• auf das dritte Kärtchen die Bodenplatte,<br />

z<strong>we</strong>i Wände, das Dach<br />

und die Tür<br />

• auf dem vierten Kärtchen ist das<br />

Haus dann fertig gestellt.<br />

Der Schüler bekommt <strong>in</strong> vertauschter<br />

Reihenfolge die „Entstehungsgeschichte<br />

dieses Hauses“ und ordnet die Kärtchen.<br />

28<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Serialität<br />

S<strong>in</strong>g mit mir<br />

Zur Entwicklung der akustischen Serialität<br />

s<strong>in</strong>gt der Lehrer dem Schüler e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Anzahl von Silben vor,<br />

z.B. „la – le – li“.<br />

Der Schüler versucht, diese <strong>in</strong> der<br />

korrekten Reihenfolge wieder zu geben.<br />

Bei Schwierigkeiten auf 2 Silben verr<strong>in</strong>gern,<br />

bei großer Sicherheit entsprechend<br />

erhöhen.<br />

Klatsch mit mir<br />

Der Lehrer klatscht dem Schüler e<strong>in</strong>en<br />

Rhythmus vor, z.B. lang-lang-kurz.<br />

Der Schüler versucht, diesen <strong>in</strong> der<br />

korrekten Reihenfolge wieder zu geben.<br />

Bei Schwierigkeiten die Anzahl verr<strong>in</strong>gern,<br />

bei großer Sicherheit entsprechend<br />

erhöhen.<br />

Spielvarianten: Musik<strong>in</strong>strumente eignen<br />

sich dafür hervorragend, aber auch<br />

e<strong>in</strong>er eigenen Improvisation (z. B. Topf<br />

und Löffel etc.) steht nichts im Wege.<br />

Von kurz nach lang<br />

Der Schüler ordnet die Holzstäbchen<br />

aus der Rechenbox vom kürzesten bis<br />

zum längsten.Auch Buntstifte oder<br />

unterschiedlich abgeschnittene Strohhalme<br />

können h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Länge<br />

oder Dicke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vorgegebene Reihenfolge<br />

gebracht <strong>we</strong>rden.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 29


Zählen<br />

Zählen<br />

im Zahlenraum 10<br />

1, 2, 3, 6, 4! Eifrig hat Anna, 5 Jahre<br />

alt, die Stufen vor der E<strong>in</strong>gangstür gezählt.<br />

Wenn K<strong>in</strong>der zu zählen beg<strong>in</strong>nen,<br />

sagen sie- ohne Verb<strong>in</strong>dung zur<br />

Menge- bloß die Zahlwortfolge auf,<br />

zunächst ungeordnet, später geordnet.<br />

Ihre Zählfertigkeiten entwickeln<br />

sich zunächst also unabhängig vom<br />

Mengenaspekt. Auf dieser Stufe ist<br />

das Abzählen noch nicht möglich.<br />

Annas nächster bedeutender Lernschritt<br />

ist, aus diesem undifferenzierten<br />

„Zählsalat“ e<strong>in</strong>e „unzerbrechliche<br />

Kette“ zu gestalten. Dazu muss sie<br />

erkennen, dass h<strong>in</strong>ter den Zahlen<br />

Mengen stecken. Beim korrekten Abzählen<br />

wird e<strong>in</strong>e Verknüpfung zwischen<br />

Zahlwort und Objekt geschaffen: die<br />

Zählkompetenz erwacht.<br />

Viele Schüler entwickeln parallel zum<br />

Zählen großes Interesse an den Ziffern<br />

und deren Bezeichnung. Im Alltag ergeben<br />

sich laufend Möglichkeiten, Ziffern<br />

zu entdecken und zu benennen.<br />

30<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Zählen<br />

Zählen mit den F<strong>in</strong>gern: von l<strong>in</strong>ks nach rechts<br />

Alle K<strong>in</strong>der beg<strong>in</strong>nen, mit ihren 10 F<strong>in</strong>gern zu zählen. Als<br />

Teil des eigenen Körpers stellen sie das ursprünglichste Anschauungsmittel<br />

dar und verb<strong>in</strong>den die taktil-k<strong>in</strong>ästhetische<br />

mit der visuellen S<strong>in</strong>nes<strong>we</strong>lt.<br />

Das Zählen mit den F<strong>in</strong>gern schafft e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen den Ziffern und Mengen zum Körperraum, zum<br />

gegenständlichen Raum und zum Zahlenraum.<br />

Der Zahlenstrahl ist die l<strong>in</strong>eare Anordnung von Zahlen.<br />

Beg<strong>in</strong>nend mit 0 s<strong>in</strong>d die natürlichen Zahlen von l<strong>in</strong>ks nach<br />

rechts der Größe nach geordnet. Der Pfeil zeigt das nach<br />

rechts offene Ende an.<br />

Genau, wie am Zahlenstrahl angeordnet, starten die Lehrer<strong>in</strong><br />

und die Schüler<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam ihren Zählvorgang. Dabei gilt<br />

folgendes Pr<strong>in</strong>zip:<br />

Der l<strong>in</strong>ke kle<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ger repräsentiert die 1.<br />

Der l<strong>in</strong>ke R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger repräsentiert die 2<br />

Der l<strong>in</strong>ke Mittelf<strong>in</strong>ger repräsentiert die 3.<br />

Der l<strong>in</strong>ke Zeigef<strong>in</strong>ger repräsentiert die 4.<br />

Der l<strong>in</strong>ke Daumen repräsentiert die 5.<br />

Der rechte Daumen repräsentiert die 6.<br />

Der rechte Zeigef<strong>in</strong>ger repräsentiert die 7.<br />

Der rechte Mittelf<strong>in</strong>ger repräsentiert die 8.<br />

Der rechte R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger repräsentiert die 9.<br />

Der rechte kle<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ger repräsentiert die 10.<br />

0<br />

4<br />

8<br />

1 5 9<br />

2<br />

6 10<br />

3<br />

7<br />

10<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 31


Zählen<br />

Vorteile<br />

• Diese Art des Zählens (und später des Rechnens) unterstützt die Entwicklung der Raumorientierung von l<strong>in</strong>ks nach rechts,<br />

wie sie <strong>in</strong> unserem Kulturkreis auch beim Lesen und Schreiben erforderlich ist. Auch die Basis für den Aufbau e<strong>in</strong>es mentalen<br />

Zahlenstrahls wird gelegt, womit unsere räumliche und automatisierte Vorstellung des Zahlenstrahls geme<strong>in</strong>t ist.<br />

• Die eigenen F<strong>in</strong>ger und Hände zum Rechnen zu benützen, bietet der Schüler<strong>in</strong> die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e hohe Identifikation<br />

zum Hilfsmaterial herzustellen.<br />

• Die dadurch erlangte Unabhängigkeit von <strong>we</strong>iteren Materialien ist wohl der entscheidendste Vorteil <strong>in</strong> der Entwicklung<br />

von Rechenkompetenzen. Die eigenen F<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d jederzeit verfügbar, gehen nicht verloren und können <strong>in</strong> den<br />

verschiedensten Situationen e<strong>in</strong>gesetzt <strong>we</strong>rden.<br />

• Der Gebrauch der F<strong>in</strong>ger und <strong>in</strong> <strong>we</strong>iterer Folge der beiden Hände unterstützt durch die Verknüpfung von taktil-k<strong>in</strong>ästhetischen,<br />

visuellen und akustischen Reizen die Abspeicherung: sowohl im Arbeitsgedächtnis als auch im Langzeitgedächtnis.<br />

F<strong>in</strong>gernamen<br />

Die Lehrer<strong>in</strong> beschriftet sich die F<strong>in</strong>ger<br />

der l<strong>in</strong>ken <strong>Hand</strong> von 1-5.<br />

Sie beschriftet auch jene der Schüler<strong>in</strong><br />

von 1-5. Sollte die Schüler<strong>in</strong> dies<br />

ablehnen, kann sie auch <strong>Hand</strong>schuhe,<br />

die die Ziffern anzeigen, tragen. Die<br />

Lehrer<strong>in</strong> erklärt der Schüler<strong>in</strong> nun, dass<br />

die F<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>en besonderen Namen bekommen.<br />

„Das ist der Erste. Das ist der<br />

Z<strong>we</strong>ite, usw.“ Sie <strong>we</strong>ist die Schüler<strong>in</strong><br />

auch auf die genau festgelegte Reihen<br />

folge, also die Ordnung der F<strong>in</strong>ger h<strong>in</strong><br />

(Ord<strong>in</strong>alitätspr<strong>in</strong>zip).<br />

Warum <strong>we</strong>rden die F<strong>in</strong>ger beschriftet?<br />

Menschen mit Down Syndrom s<strong>in</strong>d<br />

vielfach visuelle Lerner. Wenn sie auf<br />

ihren F<strong>in</strong>gern die Ziffern sehen, können<br />

sie die Verb<strong>in</strong>dung zwischen der<br />

F<strong>in</strong>germenge und dem dazugehörigen<br />

Ziffernsymbol leichter erfassen. Zudem<br />

<strong>we</strong>rden sie rasch mit dem Schriftbild<br />

vertraut und ihr Gedächtnis im Abspeichern<br />

und Er<strong>in</strong>nern unterstützt.<br />

Rechenanfänger<strong>in</strong>nen benötigen e<strong>in</strong><br />

starkes Vorbild, das sie imitieren können.<br />

Die Lehrer<strong>in</strong> zählt deshalb <strong>in</strong> den<br />

ersten Lernphasen immer geme<strong>in</strong>sam<br />

mit der Schüler<strong>in</strong>. Sitzt die Lehrer<strong>in</strong><br />

der Schüler<strong>in</strong> gegenüber, so beg<strong>in</strong>nt ihr<br />

Zählvorgang mit dem kle<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger<br />

der rechten <strong>Hand</strong>. Sitzt die Lehrer<strong>in</strong><br />

neben der Schüler<strong>in</strong>, starten beide mit<br />

dem kle<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger der l<strong>in</strong>ken <strong>Hand</strong>.<br />

32<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Zählen<br />

Die folgend dargestellten Zähl- und Rechenübungen s<strong>in</strong>d durch<br />

geschriebene Wörter nur auf komplizierte Weise darstellbar. Viel<br />

e<strong>in</strong>facher macht es Ihnen, liebe Leser<strong>in</strong>, die DVD „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“.<br />

Dieser Film zur Entwicklung der Rechenkompetenzen bei Menschen<br />

mit Down Syndrom ist im z<strong>we</strong>iten Teil als Lehrvideo aufgebaut. Sie<br />

können direkt mitmachen und lernen die Methode durch be<strong>we</strong>gte<br />

Bilder. Diese drücken ja bekanntlich mehr aus, als tausend Worte.<br />

Zählen von 0 bis 5 und retour<br />

Das Zählen beg<strong>in</strong>nt bei z<strong>we</strong>i geschlossenen Fäusten, <strong>we</strong>lche<br />

die Position „Null“ markieren. Der Daumen wird von den<br />

F<strong>in</strong>gern festgehalten. Die Lehrer<strong>in</strong> und die Schüler<strong>in</strong> begeben<br />

sich <strong>in</strong> die „Ausgangsposition“. L<strong>in</strong>ks von den Händen<br />

liegt auf e<strong>in</strong>em Kärtchen die Null. Die Lehrer<strong>in</strong> zeigt den<br />

Zählvorgang vor.<br />

Bei der folgenden Darstellung sitzt die Lehrer<strong>in</strong> neben der<br />

Schüler<strong>in</strong>. Beide Fäuste bleiben ruhig auf dem Tisch liegen,<br />

Der l<strong>in</strong>ke kle<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ger wird ausgestreckt, dazu „1“ gesprochen.<br />

Der l<strong>in</strong>ke R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger wird ausgestreckt, dazu „2“ gesprochen.<br />

Der l<strong>in</strong>ke Mittelf<strong>in</strong>ger wird ausgestreckt, dazu „3“<br />

gesprochen. Der l<strong>in</strong>ke Zeigef<strong>in</strong>ger wird ausgestreckt, dazu<br />

„4“ gesprochen. Der l<strong>in</strong>ke Daumen ausgestreckt, dazu „5“<br />

gesprochen. Nun wird wieder von 5-0 retour gezählt: „Das<br />

ist so, wie bei e<strong>in</strong>em Raketenstart“.<br />

Anschließend zählen die Lehrer<strong>in</strong> und die Schüler<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam<br />

von 0-5. Das bedeutet, sie strecken beide ihre F<strong>in</strong>ger<br />

e<strong>in</strong>zeln aus und sprechen geme<strong>in</strong>sam dazu.<br />

Danach zählen sie geme<strong>in</strong>sam wieder von 5-0.<br />

Auch <strong>we</strong>nn die rechte <strong>Hand</strong> noch nicht zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommt, ist es wichtig, dass sie präsent ist: also als geschlossene<br />

Faust am Tisch liegt!<br />

Sitzt die Lehrer<strong>in</strong> der Schüler<strong>in</strong> gegenüber, beg<strong>in</strong>nt sie mit<br />

ihrem rechten kle<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger zu zählen.<br />

Wichtig: Die Schüler<strong>in</strong> zählt immer von l<strong>in</strong>ks nach rechts!<br />

Wenn die Schüler<strong>in</strong> zu Beg<strong>in</strong>n fe<strong>in</strong>motorische Schwierigkeiten<br />

im Ausstrecken und E<strong>in</strong>ziehen e<strong>in</strong>zelner F<strong>in</strong>ger zeigt, erhält<br />

sie dabei Unterstützung von der Lehrer<strong>in</strong>. In diesem Fall<br />

ist es praktischer, <strong>we</strong>nn die Lehrer<strong>in</strong> gegenüber sitzt.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 33


Zählen<br />

Zwill<strong>in</strong>ge<br />

Die Schüler<strong>in</strong> und die Lehrer<strong>in</strong> suchen geme<strong>in</strong>sam „Zwill<strong>in</strong>ge“.<br />

Zunächst gleiche:<br />

• Was an me<strong>in</strong>em Körper ist z<strong>we</strong>ifach?<br />

• 2 gleiche D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> die beiden <strong>Hand</strong>flächen legen<br />

• 2 gleiche D<strong>in</strong>ge im Zimmer suchen<br />

• 2 Stück Äpfel <strong>in</strong> die beiden Wangen legen (je e<strong>in</strong>es <strong>in</strong><br />

jede Wangenhöhle)<br />

• 2 gleiche Tücher auf die Schultern legen (je e<strong>in</strong>es auf<br />

jede Schulter)<br />

• 2 mal klatschen, rufen, klopfen, spr<strong>in</strong>gen, stampfen usw.<br />

Danach ähnliche:<br />

• 2 ähnliche Kugelschreiber<br />

• 2 ähnliche Teller<br />

• 2 ähnliche Formen aus dem Formensäckchen usw.<br />

Dazu wird immer geme<strong>in</strong>sam das F<strong>in</strong>gerbild von 2 aufgelegt.<br />

Langsam erlebt die Schüler<strong>in</strong> dadurch, dass h<strong>in</strong>ter den<br />

Zahlen Mengen stecken.<br />

1:1-Relation<br />

„Wie viele s<strong>in</strong>d denn da?“ Wollen wir Mengen quantitativ<br />

erfassen, müssen wir sie zwar zunächst auf e<strong>in</strong>en Blick wahrnehmen,<br />

sofort danach aber als E<strong>in</strong>zelteile erkennen.<br />

Stellt die Lehrer<strong>in</strong> der Schüler<strong>in</strong> die Frage: „Wie viele Äpfel<br />

liegen hier im Korb?“, dann muss zunächst die Kategorie<br />

„Apfel“ als Gruppe erfasst <strong>we</strong>rden. Denn im Obstkorb gibt es<br />

auch noch Bananen und Orangen. Als nächster Schritt wird<br />

die Gruppe „Apfel“ wieder <strong>in</strong> ihre E<strong>in</strong>zelteile zerlegt. Erst<br />

dann kann die Schüler<strong>in</strong> diese ungeordnete Menge zu zählen<br />

beg<strong>in</strong>nen. Und zwar, <strong>in</strong>dem sie zunächst jeden e<strong>in</strong>zelnen<br />

Apfel mit ihrem F<strong>in</strong>ger antippt. Mit zunehmender Erfahrung<br />

wird die Schüler<strong>in</strong> mit dem F<strong>in</strong>ger nur mehr auf die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Äpfel h<strong>in</strong>zeigen, ohne diese berühren zu müssen.<br />

Um dies zu üben, beg<strong>in</strong>nen wir mit der Zuordnung von e<strong>in</strong>zelnen<br />

Objekten zu den F<strong>in</strong>gern, nach dem Motto: „1 F<strong>in</strong>ger,<br />

1 Objekt“. Jetzt wird der Schüler<strong>in</strong> auch der Kard<strong>in</strong>alaspekt<br />

von Zahlen, der die Gesamtmenge angibt, deutlich: „Es s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong>sgesamt 3.“ Das Zählen beg<strong>in</strong>nt immer mit geordneten<br />

Objekten, da diese visuell leichter strukturiert <strong>we</strong>rden können.<br />

Erst danach zählt die Schüler<strong>in</strong> ungeordnete Gruppen,<br />

wie die oben erwähnten Äpfel im Obstkorb.<br />

34<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Zählen<br />

Zählen von 0-10 und retour<br />

Nun geht es zum Zehner h<strong>in</strong>auf und damit kommt die rechte<br />

<strong>Hand</strong> <strong>in</strong>s Spiel. Die Lehrer<strong>in</strong> beschriftet die F<strong>in</strong>ger bis 10.<br />

Dann zählt sie mit der Schüler<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam von 0-10 und<br />

wieder retour.<br />

Wenn dieser Zählvorgang automatisiert ist, <strong>we</strong>rden zum<br />

Üben der „1:1-Zuordnung“ wieder Gegenstände zu den F<strong>in</strong>gern<br />

gelegt. Es ist sehr wichtig, dass diese Gegenstände aus<br />

dem Interessensbereich der Schüler<strong>in</strong> stammen: z.B. w<strong>in</strong>zige<br />

Spielfiguren, vertraute Alltagsgegenstände oder kle<strong>in</strong>e Leckerbissen,<br />

wie z.B. Salzstangen oder Apfelstücke.<br />

Um die Motivation aufrecht zu erhalten (oder vielleicht<br />

überhaupt erst zu <strong>we</strong>cken), können unerwartet auftauchende<br />

Gaumenfreuden Wunder wirken!<br />

Treppen bauen<br />

Mit den blauen Rechenwürfeln, den gelben Mengenstäbchen<br />

sowie den roten Zehnerstäbchen aus der „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“<br />

Rechenbox können Treppen von 1-10 gebaut <strong>we</strong>rden.<br />

Die Schüler<strong>in</strong> schließt die Augen und die Lehrer<strong>in</strong> entfernt<br />

e<strong>in</strong>en Mengenstab.<br />

„Welche Zahl fehlt?“<br />

Augen zu: z<strong>we</strong>i Mengenstäbchen <strong>we</strong>rden vertauscht.<br />

„Was stimmt hier nicht?“<br />

Auflegen auf den Zahlenstrahl<br />

Die Lehrer<strong>in</strong> bereitet e<strong>in</strong>en Zahlenstrahl von 0-10 vor. Die<br />

Schüler<strong>in</strong> legt während des Zählvorgangs ihre Hände zu den<br />

entsprechenden Ziffern auf dem Zahlenstrahl.<br />

Mit dieser Übung wird die enge Verb<strong>in</strong>dung zwischen dem<br />

Zahlenstrahl und dem F<strong>in</strong>gerzählen besonders deutlich. Die<br />

Grundlage für den Aufbau des mentalen Zahlenstrahls ist gelegt.<br />

Wenn die Schüler<strong>in</strong> die Ziffern bereits schreiben kann, bereitet<br />

sie den Zahlenstrahl selbst vor.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 35


Zählen<br />

Blitzschnell<br />

Neben dem e<strong>in</strong>zelnen Zählen ist es sehr wichtig, die F<strong>in</strong>germengen<br />

auch simultan, also auf e<strong>in</strong>mal, auflegen zu können.<br />

Dies wird zunächst bei den Mengen 1, 5 und 10 gel<strong>in</strong>gen.<br />

Damit ist e<strong>in</strong> wichtiger Punkt im Erfassen der Subbasis 5<br />

bzw. der Dezimalstelle 10 erfolgt.<br />

Das F<strong>in</strong>gerbild kann so zur Brücke zwischen der Mengenvorstellung,<br />

dem Zahlwort und der Ziffer <strong>we</strong>rden.<br />

Um dieses „Blitzschnell“ zu üben, brauchen wir <strong>we</strong>ißes<br />

Papier und e<strong>in</strong>en dicken Stift. Also: die Schüler<strong>in</strong> legt ihre<br />

z<strong>we</strong>i geschlossenen Fäuste („Null“) aufs Papier, die Lehrer<strong>in</strong><br />

zeichnet diese nach. Danach legt die Schüler<strong>in</strong> „E<strong>in</strong>s“ auf e<strong>in</strong><br />

neues Blatt Papier: l<strong>in</strong>ker kle<strong>in</strong>er F<strong>in</strong>ger ausgestreckt, die restlichen<br />

F<strong>in</strong>ger beider Hände s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gezogen (auch die rechte<br />

Faust liegt auf dem Papier): nachzeichnen.<br />

Nache<strong>in</strong>ander <strong>we</strong>rden so die Positionen von 0-10 aufgelegt<br />

und abgezeichnet. Nun nimmt die Lehrer<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es dieser 11<br />

entstandenen Blätter und zeigt es der Schüler<strong>in</strong>. Sie beg<strong>in</strong>nt<br />

mit 1, 5, oder 10. Die Schüler<strong>in</strong> legt ihre F<strong>in</strong>ger der Vorgabe<br />

entsprechend auf das Blatt, <strong>we</strong>nn möglich simultan, und<br />

benennt die Zahl.<br />

Me<strong>in</strong>e geheimnisvolle Schachtel<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Schachtel, die umgedreht (Boden nach oben)<br />

und an den beiden Längsseiten ausgeschnitten wird, wird<br />

nun von der Schüler<strong>in</strong> selbst bunt bemalt oder beklebt, so<br />

dass es wirklich ihre persönliche Schachtel wird. Dabei ist es<br />

wichtig, auf ablenkende Muster zu verzichten.<br />

Die Lehrer<strong>in</strong> und die Schüler<strong>in</strong> sitzen e<strong>in</strong>ander gegenüber<br />

und haben e<strong>in</strong>e Schachtelöffnung vor sich. Die Schüler<strong>in</strong> legt<br />

ihre beiden Hände unter die Schachtel. Nun wird von 0-10<br />

hoch und dann wieder retour gezählt. Die Schüler<strong>in</strong> kann<br />

sich dabei nicht mehr auf ihren Sehs<strong>in</strong>n verlassen, sondern<br />

muss lernen, ihrem Tasts<strong>in</strong>n zu vertrauen. E<strong>in</strong> erster Schritt<br />

zum Aufbau des Abstraktionsvermögens ist getan.<br />

Wenn Ihre Schüler<strong>in</strong> Schwierigkeiten hat, ihre F<strong>in</strong>ger auf<br />

der glatten Tischplatte deutlich zu spüren, bieten Sie ihr e<strong>in</strong>e<br />

raue (z.B. Jute) oder e<strong>in</strong>e <strong>we</strong>iche (z.B. Filz) Unterlage an.<br />

Diese Materialien können die Wahrnehmungsfähigkeit <strong>in</strong><br />

den F<strong>in</strong>gerkuppen erhöhen. Bei Zählfehlern kann die Lehrer<strong>in</strong><br />

der Schüler<strong>in</strong> Hilfestellung geben.<br />

36<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Zählen<br />

Wer ist größer?<br />

Was ist mehr?<br />

Die Kompetenz, z<strong>we</strong>i Objekte oder<br />

E<strong>in</strong>heiten e<strong>in</strong>ander gegenüberzustellen<br />

und dabei Gleichheiten bzw. Unterschiede<br />

zu erkennen, hat besondere<br />

Bedeutung im Größenvergleich von<br />

Mengen. Anhand der F<strong>in</strong>gerbilder<br />

kann die Schüler<strong>in</strong> die größere bzw. die<br />

kle<strong>in</strong>ere Zahl sehen und spüren. Durch<br />

e<strong>in</strong>e 1:1-Zuordnung von Objekten zu<br />

den F<strong>in</strong>gern erkennt sie den Zusammenhang<br />

zwischen „größerer Zahl<br />

und mehr“ sowie „kle<strong>in</strong>erer Zahl und<br />

<strong>we</strong>niger“.<br />

Bei dieser Übung ist es besonders s<strong>in</strong>nvoll,<br />

Objekte zu ver<strong>we</strong>nden, die durch<br />

ihr Volumen den Unterschied zischen<br />

mehr und <strong>we</strong>niger besonders deutlich<br />

machen (z.B. Bananen).<br />

Nachfolger- Vorgänger: Zahlenfliesen<br />

und Treppen<br />

Die Bestimmung von Nachfolgerzahlen durch das Zugeben<br />

von je<strong>we</strong>ils e<strong>in</strong>em F<strong>in</strong>ger stellt für die Schüler<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Additionsaufgabe dar. Rasch können die Nachbarzahlen<br />

bestimmt <strong>we</strong>rden, <strong>we</strong>nn die F<strong>in</strong>ger beschriftet s<strong>in</strong>d bzw. die<br />

Schüler<strong>in</strong> die F<strong>in</strong>gerbilder bereits simultan (ohne abzählen)<br />

erkennt. Die Bestimmung von Vorgängerzahlen stellt für viele<br />

Schüler<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e große Herausforderung dar. Zum e<strong>in</strong>en<br />

ist die Raumorientierung gefordert („was kommt vorher, was<br />

kommt nachher?“), zum anderen muss e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>gezogen<br />

<strong>we</strong>rden. Dies ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Subtraktionsaufgabe und kann<br />

ebenso durch die F<strong>in</strong>gerbeschriftung erleichtert <strong>we</strong>rden.<br />

Lustig s<strong>in</strong>d Rätsel mit Zahlenfliesen und auf mit Ziffernkarten<br />

beschrifteten Treppen. Zahlenfliesen können Teppichstücke<br />

<strong>in</strong> der Größe von etwa 20cm x 20cm se<strong>in</strong>, jedes Teppichstück<br />

trägt e<strong>in</strong>e Ziffer von 1-10. Zahlenfliesen können<br />

auch beschriftete Pappkartonblätter se<strong>in</strong>, doch Vorsicht: hier<br />

besteht Rutschgefahr! Die Lehrer<strong>in</strong> gibt der Schüler<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

F<strong>in</strong>gerbild vor, diese stellt sich auf die entsprechende Zahlenfliese<br />

oder Treppe. Die Nachfolgerzahl kann sie vor ihren<br />

Augen sehen. Aber wie heißt die Vorgängerzahl? Diese wird<br />

zunächst anhand der F<strong>in</strong>gerbilder bestimmt und dann durch<br />

e<strong>in</strong>en Schritt zurück genau kontrolliert.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 37


Zählen<br />

. Zahlenkobold, der Erste<br />

Der Zahlenkobold (für ältere Schüler<strong>in</strong>nen ist vielleicht die<br />

Bezeichnung „Zahlen-Chaot“ passender) h<strong>in</strong>terlässt, wann<br />

immer er sich blicken lässt, e<strong>in</strong> Chaos. Er vertauscht die<br />

Reihenfolge der Zahlenfliesen oder der Beschriftungskarten<br />

auf den Treppen.<br />

Wer kann nun alles wieder richtig stellen?<br />

Und <strong>we</strong>nn er manche Zahlenfliesen oder –karten e<strong>in</strong>fach<br />

umdreht? Welche Zahl versteckt sich darunter?<br />

Start und los!<br />

Besonders knifflig ist die Aufgabe, von e<strong>in</strong>er beliebigen Startposition<br />

im Zahlenraum 10 aus <strong>we</strong>iterzuzählen oder retour zu zählen.<br />

Dazu e<strong>in</strong> Beispiel:<br />

Die Lehrer<strong>in</strong> gibt der Schüler<strong>in</strong> folgenden Arbeitsauftrag: „Lege<br />

drei F<strong>in</strong>ger auf. Nun zähle von der Startposition „3“ aus <strong>we</strong>iter.“<br />

Die Schüler<strong>in</strong> startet bei „3“ und zählt: „3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10“.<br />

Ebenso retour: z.B. bei „7“ starten und zurückzählen.<br />

E<strong>in</strong>e perfekte Vorbereitung auf das Addieren und Subtrahieren<br />

ist das Spiel „Start und los!“. Die Schüler<strong>in</strong> stellt sich<br />

auf den Teppichfliesen auf e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>barte Zahl. Dann gibt<br />

die Lehrer<strong>in</strong> die An<strong>we</strong>isung: „Jetzt drei Schritte vor/zurück.“<br />

„Bei <strong>we</strong>lcher Zahl kommst du an?“<br />

38<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Zählen<br />

F<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>mal anders<br />

Wenn die Schüler<strong>in</strong> die erlernten<br />

F<strong>in</strong>gerbilder im Zahlenraum 10 bereits<br />

sicher simultan auflegen kann, ist der<br />

Zeitpunkt gekommen, ihr <strong>we</strong>itere F<strong>in</strong>gerbilder<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Darstellungsform<br />

anzubieten- z.B. die Drei auch<br />

durch den ausgestreckten Daumen,<br />

Zeigef<strong>in</strong>ger und Mittelf<strong>in</strong>ger. Denn<br />

auch dies markiert drei E<strong>in</strong>heiten.<br />

Die Lehrer<strong>in</strong> zeigt verschiedene Mengen<br />

aus dem Zahlenraum 10 mit ihren<br />

beiden Händen vor und die Schüler<strong>in</strong><br />

versucht so schnell als möglich, die korrekte<br />

Zahl zu nennen. Danach legt die<br />

Schüler<strong>in</strong> die Menge mit dem erlernten<br />

F<strong>in</strong>gerbild auf den Tisch.<br />

Wenn die Schüler<strong>in</strong> die Ziffern bereits<br />

kennt, kann sie zusätzlich auch auf das<br />

entsprechende Ziffernkärtchen zeigen<br />

oder die Zahl selbst aufschreiben.<br />

Auch die Augen können zählen<br />

Erst, <strong>we</strong>nn die Schüler<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>e gesicherte<br />

Zählkompetenz verfügt, versucht<br />

sie, ihre Augen zählen zu lassen: also zu<br />

zählen, ohne ihre F<strong>in</strong>ger mitzeigen zu<br />

lassen.<br />

Dazu e<strong>in</strong> Beispiel: Stellt die Lehrer<strong>in</strong><br />

der Schüler<strong>in</strong> die Frage: „Wie viele Autos<br />

siehst du auf dem Parkplatz?“, dann<br />

müssen die Kategorien sorgfältig vone<strong>in</strong>ander<br />

getrennt se<strong>in</strong>. Am Parkplatz<br />

s<strong>in</strong>d Pflanzen (Bäume), Menschen und<br />

Fahrzeuge (Fahrräder und Autos). Nur<br />

die ungeordnete Gruppe „Autos“ wird<br />

nun <strong>in</strong> ihre e<strong>in</strong>zelnen Elemente zerlegt,<br />

mit den Augen räumlich gruppiert und<br />

dann gezählt. Gar nicht e<strong>in</strong>fach. Unbed<strong>in</strong>gt<br />

mit kle<strong>in</strong>en Mengen beg<strong>in</strong>nen!<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 39


Invarianz<br />

Immer gleich viel!<br />

Die Entwicklung der Invarianz<br />

40<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Invarianz<br />

Daniela freut sich: Ihr Eis kostet 80 Cent. Sie hat ihr Eis<br />

mit e<strong>in</strong>er 2 €-Münze bezahlt und „mehr“ zurückbekommen.<br />

Stolz zeigt sie ihrer Mutter die 6 Münzen ihres Wechselgeldes,<br />

die zusammengerechnet 1,20 € ausmachen. In Danielas<br />

Augen war das e<strong>in</strong> gutes Geschäft: e<strong>in</strong>e Münze h<strong>in</strong>gegeben,<br />

6 Münzen zurückbekommen und e<strong>in</strong> Eis als Draufgabe noch<br />

dazu. Daniela lebt mit dem gewissen Extra und ist erst 7<br />

Jahre alt. Sie benötigt noch e<strong>in</strong>e Vielzahl an so genannten<br />

„learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g“ Erfahrungen, die sie langsam an das<br />

Verständnis für die Invarianz heranführen.<br />

Was ist mit diesem Begriff geme<strong>in</strong>t?<br />

Unter Invarianz wird das Gleichbleiben e<strong>in</strong>er Menge verstanden,<br />

auch dann, <strong>we</strong>nn sich deren Aussehen verändert. E<strong>in</strong><br />

Beispiel: e<strong>in</strong> ¼ l Wasser wird aus e<strong>in</strong>em Glas <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Krug<br />

geschüttet. Dort sieht es optisch nach <strong>we</strong>niger Wasser aus, als<br />

zuvor im Glas, und ist dennoch noch immer e<strong>in</strong> ¼ l.<br />

Durch vielfältige Versuche <strong>in</strong> unterschiedlichen Alltagssituationen<br />

erkennt die Schüler<strong>in</strong> allmählich, dass dieselbe Menge<br />

immer gleich bleibt, auch dann, <strong>we</strong>nn sich ihre Gestalt, etwa<br />

die Höhe oder die Ausdehnung, verändern. Re<strong>in</strong> strukturelle<br />

Änderungen durch e<strong>in</strong>e andere Anordnung, e<strong>in</strong> Aufteilen,<br />

Umfüllen oder Ause<strong>in</strong>anderziehen von Reihen lässt die Gesamtmenge<br />

jedoch unverändert.<br />

Äpfel, Brot und Pizza<br />

Die Küche ist e<strong>in</strong> perfektes Experimentierfeld<br />

für Invarianz-Erfahrungen!<br />

Beim vielfältigen Teilen und bewussten<br />

Wiederzusammensetzen von Äpfeln,<br />

Orangen, Bananen, Brotscheiben,<br />

Kuchen, Pizzen usw. ist die Eigen-<br />

Motivation von Menschen mit Down<br />

Syndrom meist so hoch, dass sich die<br />

angestrebten Lerneffekte von selbst<br />

e<strong>in</strong>stellen. E<strong>in</strong> Lernen mit „Herz, <strong>Hand</strong><br />

und Hirn“ also, wie der Sch<strong>we</strong>izer Pädagoge<br />

He<strong>in</strong>rich Pestalozzi bereits vor<br />

mehr als 200 Jahren forderte.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 41


Invarianz<br />

Papier falten<br />

Der Schüler nimmt 2 gleiche Blätter <strong>we</strong>ißes Papier im A4-<br />

Format. E<strong>in</strong>es davon wird zusammengeknüllt oder mehrfach<br />

gefaltet. Danach faltet er es wieder ause<strong>in</strong>ander und vergleicht<br />

es mit dem glatten Papierblatt.<br />

Anstellen bitte!<br />

Arbeit mit K<strong>in</strong>dern: der Lehrer stellt<br />

mit etwa 5 kle<strong>in</strong>en Männchen e<strong>in</strong>e<br />

ungeordnete Menge auf. Der Schüler<br />

zählt die Männchen und merkt sich<br />

die Anzahl. Der Lehrer erklärt nun,<br />

dass diese Männchen darauf warten,<br />

dass der Zoo aufsperrt. Als sich die<br />

Kassa dann endlich öffnet, stellen sich<br />

die Männchen artig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe an.<br />

Frage des Lehrers an den Schüler: „Wie<br />

viele Männchen stellen sich jetzt an?“<br />

Wenn der Schüler erneut zählt, ist se<strong>in</strong><br />

Verständnis für die Invarianz der Menge<br />

noch nicht h<strong>in</strong>reichend entwickelt.<br />

Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen:<br />

es könnten etwa Zahnstocher,<br />

die Menschen repräsentieren, darauf<br />

warten, dass die K<strong>in</strong>okasse öffnet.<br />

42<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Invarianz<br />

Würfel oder Ste<strong>in</strong>e, Kastanien, Kartoffeln<br />

5 Würfel <strong>we</strong>rden untere<strong>in</strong>ander im gleichen Abstand auf den<br />

Tisch gelegt.<br />

Der Schüler zählt die obere und die untere Reihe getrennt ab.<br />

Frage an den Schüler:<br />

„Wie viele Würfel s<strong>in</strong>d oben?“ „Wie viele Würfel s<strong>in</strong>d unten?“<br />

Es ist wichtig, darauf zu achten, dass der Schüler die exakte Menge<br />

der oberen und unteren Reihe kennt und nennen kann. Nun<br />

schiebt der Lehrer die Würfel der unteren Reihe ause<strong>in</strong>ander.<br />

Frage an den Schüler:<br />

„S<strong>in</strong>d <strong>in</strong> beiden Reihen gleich viele Würfel oder s<strong>in</strong>d<br />

irgendwo mehr?“<br />

Wenn der Schüler nun die beiden Reihen wieder abzuzählen<br />

beg<strong>in</strong>nt, erkennt der Lehrer das noch fehlende Verständnis<br />

für die Invarianz. E<strong>in</strong> Schüler, der dieses bereits entwickelt<br />

hat, wird die Reihen nicht mehr abzählen sondern mit<br />

Sicherheit „Gleich viele“ sagen. Anschließend legt der Lehrer<br />

aus den fünf Würfeln e<strong>in</strong>en Turm, e<strong>in</strong>en Kreis, e<strong>in</strong>e Reihe,<br />

e<strong>in</strong>e Unordnung usw. Ziel ist es, dass der Schüler erfasst, dass<br />

die Gesamtmenge unabhängig von der Anordnung immer<br />

gleich bleibt. Der Schüler soll viele Möglichkeiten erhalten,<br />

mit e<strong>in</strong>- und derselben Anzahl an Würfeln zu experimentieren.<br />

Zählen- neu anordnen- zählen- neu anordnen.<br />

Ke<strong>in</strong>e Antwort vorgeben und falsche Antworten nicht korrigieren!<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 43


Invarianz<br />

Wasserflaschen<br />

Z<strong>we</strong>i transparente Wasserflaschen <strong>we</strong>rden von dem Schüler<br />

mit der gleichen Menge an Wasser befüllt, etwa halb voll.<br />

Danach <strong>we</strong>rden die Flaschen gut verschlossen, auf den Tisch<br />

gestellt und verglichen. Der Schüler spricht darüber, dass <strong>in</strong><br />

beiden Flaschen gleich viel Wasser ist. Dann wird vor se<strong>in</strong>en<br />

Augen e<strong>in</strong>e Wasserflasche auf den Kopf gestellt- dadurch<br />

erhöht sich der Wasserstand bei gleich bleibender Gesamtmenge.<br />

Nun stellt der Lehrer folgende Frage an den Schüler:<br />

„Ist <strong>in</strong> beiden Flaschen gleich viel Wasser oder ist irgendwo<br />

mehr Wasser?“<br />

Bei der Wiederholung des Versuches zu e<strong>in</strong>em anderen<br />

Zeitpunkt ist es empfehlens<strong>we</strong>rt, die Frage auch umzudrehen:<br />

„Ist irgendwo mehr Wasser oder ist <strong>in</strong> beiden Flaschen gleich<br />

viel Wasser?“ Es ist sehr wichtig, diese beiden Fragen bei den<br />

verschiedenen Versuchen immer abzu<strong>we</strong>chseln, da Menschen<br />

mit Down Syndrom <strong>in</strong> ihrer Antwort häufig das zuletzt Gehörte<br />

e<strong>in</strong>fach wiederholen.<br />

Lautet die Antwort des Schülers „Da ist mehr Wasser“, fragt<br />

der Lehrer <strong>we</strong>iter:<br />

• „Hast du <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Flasche Wasser dazugegeben?“<br />

(Antwort abwarten)<br />

• „Hast du aus e<strong>in</strong>er Flasche Wasser <strong>we</strong>ggenommen?“<br />

(Antwort abwarten)<br />

Danach wird die auf dem Kopf stehende Wasserflasche<br />

geme<strong>in</strong>sam mit dem Schüler wieder umgedreht. Die beiden<br />

Flaschen <strong>we</strong>rden mite<strong>in</strong>ander verglichen, der Schüler stellt<br />

fest, dass sie jetzt wieder gleich s<strong>in</strong>d.<br />

Entscheidend ist, dass der Lehrer die richtige Antwort<br />

niemals vorgibt!<br />

Wird nämlich dem Schüler die richtige Antwort e<strong>in</strong>mal vorgegeben,<br />

antwortet er bei zukünftigen Versuchen wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

mit „gleich viel“, ohne das Verständnis der Invarianz<br />

erlangt zu haben.<br />

Ist die Antwort des Schülers richtig („gleich viel“), soll auch<br />

nicht besonders gelobt oder ermutigt <strong>we</strong>rden, sondern der<br />

Lehrer wiederholt e<strong>in</strong>fach die Antwort des Schülers. Dieser hat<br />

nicht e<strong>in</strong>e außergewöhnlich tolle Leistung erbracht, sondern<br />

e<strong>in</strong>e natürliche Stufe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Denkentwicklung erreicht.<br />

44<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Invarianz<br />

Glasgefäße<br />

Es <strong>we</strong>rden z<strong>we</strong>i Glasgefäße bereitgestellt: e<strong>in</strong> hohes, schmales und e<strong>in</strong> niedriges,<br />

breites. Der Schüler bereitet z<strong>we</strong>i gleiche Mengen an Sand vor. E<strong>in</strong>e Menge schüttet<br />

er <strong>in</strong> das hohe, schmale Gefäß, die andere Menge schüttet er <strong>in</strong> das niedrigere,<br />

breite Gefäß.<br />

Frage des Lehrers:<br />

„Ist <strong>in</strong> beiden Gefäßen gleich viel Sand oder ist irgendwo mehr?“ („Ist irgendwo<br />

mehr Sand oder ist <strong>in</strong> beiden Gefäßen gleich viel Sand?“)<br />

Bei falscher Antwort fragt der Lehrer <strong>we</strong>iter.<br />

• „Hast du <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gefäß Sand dazu gegeben?“<br />

(Antwort abwarten)<br />

• „Hast du aus e<strong>in</strong>em Gefäß Sand heraus geschüttet?“<br />

(Antwort abwarten)<br />

Vielfältige selbst durchgeführte Umschüttversuche mit Sand, Murmeln, Kieselste<strong>in</strong>en,<br />

Wasser usw. unterstützen den Schüler <strong>in</strong> der Entwicklung des Verständnisses<br />

für die Invarianz.<br />

Plastil<strong>in</strong><br />

Rechnen mit Brüchen<br />

Aus Plastil<strong>in</strong> <strong>we</strong>rden z<strong>we</strong>i gleich große Plastikkugeln geformt.<br />

Diese <strong>we</strong>rden nebene<strong>in</strong>ander gelegt und verglichen.<br />

Wenn der Schüler damit e<strong>in</strong>verstanden ist, dass beide Kugeln<br />

(oder „Knödeln“) gleich groß s<strong>in</strong>d, formt der Lehrer<br />

aus e<strong>in</strong>em Knödel e<strong>in</strong>e Palatsch<strong>in</strong>ke.<br />

Frage an den Schüler:<br />

„Ist bei beiden gleich viel Plastil<strong>in</strong> oder ist irgendwo mehr?“<br />

(„Ist irgendwo mehr oder ist bei beiden gleich viel Plastil<strong>in</strong>?“)<br />

Bei falscher Antwort:<br />

• „Hast du irgendwo Plastil<strong>in</strong> dazu gegeben?“<br />

• „Hast du irgendwo Plastil<strong>in</strong> <strong>we</strong>g genommen?“<br />

Das Verständnis für das Rechnen mit Brüchen fußt auf<br />

dem Verständnis für reversible Veränderungen. Objekte,<br />

die zuerst geteilt und dann wieder zu e<strong>in</strong>em Ganzen<br />

zusammengesetzt <strong>we</strong>rden, vermitteln vielfältige Invarianz-<br />

Erfahrungen. Wie kann der Lehrer den Bruchstrich als<br />

Symbol erklären? Ganz e<strong>in</strong>fach! Er legt e<strong>in</strong>e Scheibe Brot<br />

auf e<strong>in</strong>en Teller und schneidet diese e<strong>in</strong>mal waagrecht mit<br />

dem Messer <strong>in</strong> z<strong>we</strong>i gleiche Teile. Zwischen die beiden<br />

halben Brotscheiben legt der Lehrer nun e<strong>in</strong>en aus Karton<br />

ausgeschnittenen Bruchstrich und erklärt dem Schüler:<br />

„Hier habe ich geschnitten. Das s<strong>in</strong>d nun z<strong>we</strong>i halbe Brotscheiben.“<br />

Der Schüler lernt nun die Bruchzahl ½ sowie<br />

deren korrekte Bezeichnung mittels Kärtchen kennen<br />

(siehe Arbeitsblatt). Mit anderen Lebensmitteln, die wieder<br />

waagrecht geteilt <strong>we</strong>rden, <strong>we</strong>rden auch die <strong>we</strong>iteren<br />

Brüche erarbeitet. Auch Flüssigkeiten, wie z.B. ¼ l Wasser,<br />

s<strong>in</strong>d hervorragend geeignet. Im Anschluss daran <strong>we</strong>rden<br />

die verschiedenen Brüche mite<strong>in</strong>ander verglichen.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 45


Ziffern<br />

Ziffern<br />

Die Beschäftigung mit den Ziffern und Rechenzeichen ebnen Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schülern den Weg zur symbolhaften, abstrakten Mathematik. Sie br<strong>in</strong>gen Struktur<br />

<strong>in</strong> Zählvorgänge. Die Ziffer wird aufgeschrieben und ist somit nicht nur- wie<br />

beim lauten Zählen- akustisch, sondern vor allem auch visuell wahrnehmbar.<br />

Speziell größere Mengen <strong>we</strong>rden durch das Ziffernsymbol zusammengefasst und<br />

damit überschaubar. Ziffern s<strong>in</strong>d für uns vor allem Merkhilfen, sie helfen unserem<br />

Gedächtnis beim Speichern. Alle <strong>in</strong> diesem Buch beschriebenen Übungen zum<br />

Zählen, zum Schreiben von Ziffern sowie zum Rechnen können durch die Holzziffern<br />

aus der Rechenbox ergänzt <strong>we</strong>rden. Nicht nur zum Fühlen und Ertasten bei<br />

geschlossenen Augen, sondern auch zur Unterstützung von Zähl- und Rechenvorgängen<br />

leisten die Holzziffern e<strong>in</strong>en <strong>we</strong>rtvollen Beitrag.<br />

Strichmuster<br />

Der Lehrer br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Strichmuster<br />

(zunächst aus drei Strichen, später steigern)<br />

zu Papier. Der Schüler zeichnet<br />

diese Vorlage (aus dem Gedächtnis)<br />

nach. Verschiedene Varianten des<br />

Nachzeichnens: Neben dem Zeichnen<br />

auf Papier gibt es noch zahlreiche<br />

Möglichkeiten, mit allen S<strong>in</strong>nen zu<br />

zeichnen: In der Sandwanne, mit e<strong>in</strong>igen<br />

Tropfen Öl auf dem Backblech, mit<br />

Wasserfarben auf e<strong>in</strong>em nassen Blatt,<br />

mit Rasierschaum am Spiegel, u.v.m.<br />

46<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Ziffern<br />

Rund, wie e<strong>in</strong>e Tasse<br />

Haushaltsd<strong>in</strong>ge (z.B. Tasse, Uhr, Polster) <strong>we</strong>rden nach<br />

ihrer Form sortiert und genau bezeichnet: „rund, wie e<strong>in</strong>e<br />

Tasse, viereckig, wie e<strong>in</strong> Polster, dreieckig wie die (kalte)<br />

Fläche e<strong>in</strong>es Bügeleisens“ usw. Jeder Mitspieler nimmt e<strong>in</strong>e<br />

Form <strong>in</strong> die <strong>Hand</strong> und fühlt die Struktur (rund, viereckig,<br />

dreieckig): der Lehrer gibt An<strong>we</strong>isungen: alle Runden gehen<br />

zur Tür, alle Viereckigen setzen sich h<strong>in</strong>, alle Dreieckigen<br />

heben beide Hände.<br />

Vom Kreis zur Acht<br />

Bevor e<strong>in</strong> Schüler lernt, Ziffern zu schreiben, muss er<br />

e<strong>in</strong>fache Formen selbst zeichnen können. Dies s<strong>in</strong>d<br />

der Kreis, waagrechte und senkrechte Striche, deren<br />

Komb<strong>in</strong>ationen zu Kreuzen, Vierecken, Dreiecken<br />

und wiederum deren Komb<strong>in</strong>ationen zu Häusern und<br />

ähnlichem. Schlaufenbe<strong>we</strong>gungen s<strong>in</strong>d beim Schreiben<br />

der Acht gefordert.<br />

Neben dem Schreiben von Ziffern ist es auch wichtig,<br />

dass der Schüler Ziffern <strong>in</strong> unterschiedlichen Schreib<strong>we</strong>isen<br />

wieder erkennt: <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigenen Schrift, fremden<br />

handschriftlichen Notizen, bei dreidimensionalen<br />

Ziffern aus unterschiedlichen Materialien (Holz, Knete,<br />

Teig usw.), <strong>in</strong> verschiedenen Computerschriftarten<br />

sowie auch auf verschiedenen Medien, wie am PC, am<br />

Taschenrechner oder am Mobiltelefon.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 47


Ziffern<br />

Rückenpost<br />

E<strong>in</strong>fache Formen, wie Striche, Kreise, Vierecke oder Dreiecke<br />

auf e<strong>in</strong> Blatt Papier zeichnen und auf den Tisch legen. Der<br />

Schüler erhält nun e<strong>in</strong>e Rückenpost. Das heißt, dass ihm<br />

se<strong>in</strong> Mitspieler e<strong>in</strong>e der Formen, die vor ihm auf dem Tisch<br />

liegen, auf den Rücken zeichnet. Wenn der Schüler die Form<br />

erkannt hat, zeigt er sie auf dem Blatt.<br />

Schwieriger ist diese Übung mit Ziffern, die auf das Papier<br />

und den Rücken geschrieben <strong>we</strong>rden. Jene, die der Schüler<br />

erkennt, zeigt er an den vor ihm liegenden Holzziffern an.<br />

Sehr schwierig wird es, <strong>we</strong>nn der Lehrer dem Schüler mit e<strong>in</strong>em<br />

festen, aber liebevollen Druck e<strong>in</strong>e bestimmte F<strong>in</strong>geranzahl<br />

zwischen 1 und 5 auf den Rücken legt. Der Schüler zeigt<br />

se<strong>in</strong>e Wahrnehmung mit der entsprechenden Holzziffer (oder<br />

dem F<strong>in</strong>gerbild) an. Oder er hat die Punktebilder vor sich<br />

liegen und deutet auf jenes mit der gleichen Punkteanzahl.<br />

F<strong>in</strong>ger, Punkte, Ziffern<br />

Lotto<br />

Die Punktekärtchen (mit den strukturierten Würfelmustern<br />

und unstrukturierten Mustern) <strong>we</strong>rden den Ziffern zugeordnet.<br />

Der Schüler vergleicht die Punktekärtchen genau und<br />

legt das korrekte Ziffernkärtchen darauf.<br />

Adleraugen<br />

Nun zeigt der Lehrer e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>gerbild, z.B. vier. Der Schüler<br />

soll das passende Punktekärtchen und/oder Ziffernkärtchen<br />

dazu f<strong>in</strong>den.<br />

48<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Ziffern<br />

Joker<br />

Alle Punktekärtchen und die Karte mit dem Joker <strong>we</strong>rden an<br />

die Mitspieler verteilt, jeder nimmt alle se<strong>in</strong>e Karten verdeckt<br />

<strong>in</strong> die <strong>Hand</strong>. Es liegt ke<strong>in</strong> Kartenstoß <strong>in</strong> der Mitte.<br />

Nun wird reihum gezogen. Hat e<strong>in</strong> Spieler e<strong>in</strong> Paar <strong>in</strong> der<br />

<strong>Hand</strong> (z.B. z<strong>we</strong>i verschiedene Kärtchen, die je<strong>we</strong>ils drei Punkte<br />

zeigen), darf dieses Paar abgelegt <strong>we</strong>rden. Jeder versucht, von<br />

se<strong>in</strong>en Mitspielern den Joker zu ziehen. Gewonnen hat nämlich<br />

derjenige, der am Schluss den Joker <strong>in</strong> der <strong>Hand</strong> hält.<br />

Alle 6!<br />

Der umgedrehte Deckel e<strong>in</strong>er Schuhschachtel wird zur<br />

Bowl<strong>in</strong>gbahn. Er wird verkehrt auf den Tisch gelegt. An e<strong>in</strong><br />

Ende <strong>we</strong>rden 6 kle<strong>in</strong>e Spiel-Kegel, die mit den Ziffern von<br />

1-6 beschriftet s<strong>in</strong>d, aufgestellt. E<strong>in</strong>e Murmel rollt durch<br />

die Bowl<strong>in</strong>gbahn. Welche Kegel wirft sie um? Die Ziffern<br />

der umgeworfenen Kegel <strong>we</strong>rden auf den Punktekärtchen<br />

gesucht. Außerdem <strong>we</strong>rden die Holzziffern und die<br />

F<strong>in</strong>gerbilder dazu aufgelegt.<br />

Wer schafft es, alle 6 umzu<strong>we</strong>rfen?<br />

Wer kann die Murmel nicht nur <strong>we</strong>grollen, sondern sogar mit den<br />

F<strong>in</strong>gern <strong>we</strong>gschnipsen?<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 49


Rechnen<br />

Rechnen<br />

Aus dem Zählen entwickelt sich das<br />

Rechnen. Unsere 10 F<strong>in</strong>ger stellen<br />

dafür die perfekte Unterstützung<br />

zur Repräsentation von Mengen<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Dezimalsystems dar.<br />

Beim Weiterzählen von e<strong>in</strong>er Startposition<br />

aus (im Spiel „Start und<br />

los!“) wurden bereits erste Additionen<br />

und Subtraktionen im Zahlenraum<br />

10 berechnet.<br />

Genau, wie im Kapitel „Zählen“<br />

stellt es sich häufig als umständlich<br />

heraus, Spiele und Übungen mit<br />

Worten zu erklären. Bitte schauen<br />

Sie sich das Lehrvideo auf der DVD<br />

„<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“ an, dann ist alles klar!<br />

50<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Rechnen<br />

Zahlenraum 10<br />

Additionen mit Gummiband<br />

Zur Darstellung, dass e<strong>in</strong>e Addition aus z<strong>we</strong>i Teilmengen<br />

(den so genannten Summanden) besteht, können z<strong>we</strong>i<br />

Gummibänder zum E<strong>in</strong>satz kommen. Dabei wird die<br />

erste Teilmenge mit e<strong>in</strong>em Gummiband zusammen gehalten,<br />

danach die z<strong>we</strong>ite Teilmenge. Die Summe, also die<br />

kard<strong>in</strong>ale Menge, ist auf e<strong>in</strong>en Blick erkennbar.<br />

Die Addition liegt bei diesem Vorgang schriftlich vor der<br />

Schüler<strong>in</strong>. Im ersten Lernschritt bietet die Lehrer<strong>in</strong> der<br />

Schüler<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Imitationsmodell: sie rechnet die Addition<br />

alle<strong>in</strong>e vor und spricht dazu: z.B. „4 und 3 ist gleich 7“.<br />

Im z<strong>we</strong>iten Lernschritt rechnen und sprechen die Lehrer<strong>in</strong><br />

und die Schüler<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam. Wenn die Schüler<strong>in</strong> die<br />

Zusammensetzung e<strong>in</strong>er Addition aus z<strong>we</strong>i Teilmengen handelnd<br />

erfahren hat, <strong>we</strong>rden die Gummibänder <strong>we</strong>ggelassen.<br />

Schüler<strong>in</strong>nen, die die Gummibänder ablehnen, können<br />

auch mit e<strong>in</strong>em Pluszeichen, <strong>we</strong>lches aus Karton ausgeschnitten<br />

und zwischen die beiden F<strong>in</strong>ger-Teilmengen<br />

gelegt wird, arbeiten.<br />

• Die Teilmengen <strong>we</strong>rden zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>zeln zählend<br />

aufgelegt.<br />

• Entscheidend für den Aufbau von Abstraktion ist<br />

jedoch das simultane Auflegen der Teilmengen. Die<br />

Schüler<strong>in</strong> legt die erste Teilmenge auf, die z<strong>we</strong>ite wird<br />

zunächst zählend, mit ausreichender Erfahrung auch<br />

simultan dazugelegt.<br />

• Sobald die Additionen automatisiert s<strong>in</strong>d, ist es wichtig,<br />

diese auch unter der geheimnisvollen Schachtel<br />

auszuführen. Die Lehrer<strong>in</strong> kann bei Bedarf Unterstützung<br />

anbieten.<br />

• Bei Rechnungen, die lediglich den E<strong>in</strong>satz der l<strong>in</strong>ken<br />

<strong>Hand</strong> erfordern (z.B. „3+2“) liegen immer beide Hände<br />

am Tisch- die rechte dann als geschlossene Faust.<br />

• Es ist von entscheidender Bedeutung für den gel<strong>in</strong>genden<br />

Rechenprozess, dass alle Rechenschritte synchron<br />

sprachlich begleitet <strong>we</strong>rden! Die Hirnforschung kann<br />

belegen, warum: e<strong>in</strong>e Vernetzung zwischen F<strong>in</strong>gerrechnen<br />

und dessen lauter Versprachlichung schafft<br />

entscheidende Verb<strong>in</strong>dungen zwischen den Repräsentationsformen<br />

für Zahlen <strong>in</strong> unserem Gehirn. Untersuchungen<br />

zeigen, dass die Sprachareale des Gehirns<br />

das punktgenaue Rechnen steuern, die Raum- sowie<br />

F<strong>in</strong>geraktivitätsareale steuern das ungefähre Rechnen.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 51


Rechnen<br />

Subtraktionen mit Gummiband<br />

Analog zu den Additionen <strong>we</strong>rden auch die Subtraktionen<br />

im Zahlenraum 10 erarbeitet.<br />

Die erste Teilmenge (der M<strong>in</strong>uend) wird dabei zunächst<br />

e<strong>in</strong>zeln zählend aufgelegt. Danach wird die z<strong>we</strong>ite Teilmenge<br />

(der Subtrahend) mit e<strong>in</strong>em Gummiband zusammengefasst<br />

(oder mit e<strong>in</strong>em langen M<strong>in</strong>uszeichen aus Karton markiert).<br />

Das Ergebnis ist wieder auf e<strong>in</strong>en Blick erkennbar.<br />

Mit ausreichender Erfahrung <strong>we</strong>rden die Teilmengen simultan<br />

aufgelegt und auch die Schachtel kommt wieder zum<br />

E<strong>in</strong>satz.<br />

Zahlzerlegung<br />

Um die Zehnerüberschreitung und die Zehnerunterschreitung<br />

vorzubereiten, zerlegt die Schüler<strong>in</strong> Zahlen auf<br />

vielfältige Weise.<br />

Am Beispiel der „5“ <strong>we</strong>rden e<strong>in</strong>ige<br />

Möglichkeiten dargestellt:<br />

• 5 F<strong>in</strong>ger <strong>we</strong>rden als Gesamtheit aufgelegt. Die Lehrer<strong>in</strong><br />

bespricht mit der Schüler<strong>in</strong> die Möglichkeiten der<br />

Zerlegung: 5 wird zerlegt <strong>in</strong> 1 + 4, <strong>in</strong> 2 + 3, <strong>in</strong> 3 + 2, <strong>in</strong><br />

4 + 1. Die je<strong>we</strong>iligen F<strong>in</strong>ger-Teilmengen <strong>we</strong>rden durch<br />

das Pluszeichen vone<strong>in</strong>ander getrennt.<br />

• 5 F<strong>in</strong>ger <strong>we</strong>rden als Gesamtheit aufgelegt. Jedem F<strong>in</strong>ger<br />

wird e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er blauer Würfel zugeordnet. Nun schließt<br />

die Schüler<strong>in</strong> die Augen und die Lehrer<strong>in</strong> entfernt z<strong>we</strong>i<br />

Würfel. Wie viele fehlen? Danach wird geme<strong>in</strong>sam die<br />

Zerlegung besprochen: „3 und 2 ist gleich 5“.<br />

• Die Lehrer<strong>in</strong> und die Schüler<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen sich auf e<strong>in</strong>e<br />

Gesamtmenge, z.B. „5“. Nun lässt die Lehrer<strong>in</strong> 4 kle<strong>in</strong>e<br />

blaue Würfel langsam nache<strong>in</strong>ander auf e<strong>in</strong>en Porzellanteller<br />

fallen. Die Schüler<strong>in</strong> zählt jeden e<strong>in</strong>zelnen<br />

Würfel laut mit und legt dazu die entsprechende<br />

F<strong>in</strong>germenge auf. 4 Würfel liegen am Teller, 5 sollen es<br />

<strong>in</strong>sgesamt <strong>we</strong>rden. Wie viele Würfel fehlen noch? Der<br />

e<strong>in</strong>e noch e<strong>in</strong>geklappte F<strong>in</strong>ger unterstützt die Lösung<br />

dieser herausfordernden Ergänzungsrechnung, auch<br />

bekannt als „Und-wieviel-Rechnung“.<br />

• Teil-Ganzes: nach dem Zerlegen muss die Schüler<strong>in</strong> die<br />

Teilmengen wieder zu e<strong>in</strong>em Ganzen zusammenführen.<br />

52<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Rechnen<br />

Zehnerfreunde<br />

Die Zehnerfreunde s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> besonderes<br />

Team, denn sie ergänzen e<strong>in</strong>ander perfekt.<br />

Wer s<strong>in</strong>d nun diese Freunde?<br />

Der Neuner und der E<strong>in</strong>er, der Achter<br />

und der Z<strong>we</strong>ier, der Siebener und der<br />

Dreier, der Sechser und der Vierer. Nur<br />

der Fünfer hat sich se<strong>in</strong>en Zwill<strong>in</strong>g als<br />

besten Freund gewählt.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Bild, das die beiden Zehnerfreunde<br />

je<strong>we</strong>ils geme<strong>in</strong>sam darstellt,<br />

kann e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>prägsame Merkhilfe<br />

geschaffen <strong>we</strong>rden.<br />

Zahlenraum 20<br />

Austauschen<br />

Das Rechnen im Zahlenraum 20 benötigt nun neben den<br />

F<strong>in</strong>gern e<strong>in</strong> <strong>we</strong>iteres Hilfsmittel: es ist der rote Zehnerstab.<br />

Rot deshalb, <strong>we</strong>il <strong>in</strong> vielen Rechenbüchern der Zehner durch<br />

die rote Farbe markiert ist. Sollte dies <strong>in</strong> den Büchern, die<br />

Sie ver<strong>we</strong>nden, anders se<strong>in</strong>, färben Sie bitten den Zehnerstab<br />

dementsprechend um.<br />

Damit die Schüler<strong>in</strong> versteht, dass e<strong>in</strong> Zehnerstab e<strong>in</strong>en neuen<br />

Stellen<strong>we</strong>rt markiert und gegen 10 F<strong>in</strong>ger ausgetauscht<br />

<strong>we</strong>rden kann, müssen wir auf das Wissen aus der 1:1-Zuordnung<br />

zurückgreifen.<br />

• Die Schüler<strong>in</strong> legt ihre 10 F<strong>in</strong>ger auf, die Lehrer<strong>in</strong><br />

legt zu jedem F<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>en blauen E<strong>in</strong>erwürfel dazu.<br />

Manche Schüler<strong>in</strong>nen lieben es, „blaue F<strong>in</strong>gernägel“<br />

zu bekommen: dazu wird mit e<strong>in</strong>em Klebestreifen auf<br />

jeden F<strong>in</strong>gernagel e<strong>in</strong> Würfel geklebt. F<strong>in</strong>gerspiele mit<br />

den blauen Nägeln erhöhen die Merkfähigkeit, dass<br />

F<strong>in</strong>ger und Würfel zusammen gehören, deutlich. Nun<br />

legt die Schüler<strong>in</strong> die E<strong>in</strong>erwürfel geme<strong>in</strong>sam unter<br />

e<strong>in</strong>en Zehnerstab. Sie erlebt auf diese Weise handelnd,<br />

dass zehn E<strong>in</strong>erwürfel (also 10 F<strong>in</strong>ger) gegen e<strong>in</strong>en<br />

Zehnerstab ausgetauscht <strong>we</strong>rden können.<br />

• Dieser Zehnerstab ist nun der Repräsentant von<br />

10 F<strong>in</strong>gern.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 53


Rechnen<br />

Bis 20 zählen<br />

Die Ausgangsposition für das Zählen und Rechnen mit dem<br />

Zehnerstab s<strong>in</strong>d die beiden geschlossenen Fäuste (wichtig:<br />

der Daumen wird von den F<strong>in</strong>gern festgehalten).<br />

Waagrecht oberhalb der Fäuste liegt der Zehnerstab.<br />

• Die Schüler<strong>in</strong> zählt nun von 0 bis 10 hoch, spricht<br />

dann „austauschen“ und legt den Zehnerstab l<strong>in</strong>ks<br />

senkrecht neben ihre beiden Hände h<strong>in</strong>.<br />

• Nun <strong>we</strong>rden die F<strong>in</strong>ger wieder e<strong>in</strong>gezogen, die beiden<br />

Fäuste liegen rechts vom Zehnerstab.<br />

• Der Zählvorgang wird fortgesetzt. „11, 12 … bis 20“.<br />

• Bei 20 angekommen, klopft die Schüler<strong>in</strong> auf den<br />

Tisch und beg<strong>in</strong>nt mit dem Rückwärtszählen.<br />

• Ist sie bei 10 angekommen, liegen der Zehnerstab und<br />

z<strong>we</strong>i geschlossene Fäuste auf dem Tisch.<br />

• Nun heißt es wieder „austauschen“.<br />

• Der Zehnerstab wird wieder oberhalb der Hände<br />

waagrecht h<strong>in</strong>gelegt und die F<strong>in</strong>ger der beiden Hände<br />

<strong>we</strong>rden ausgestreckt.<br />

• Weiter wird von 10 bis 0 retour gezählt.<br />

11<br />

12<br />

54<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Rechnen<br />

13<br />

17<br />

14<br />

18<br />

15<br />

19<br />

16<br />

20<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 55


Rechnen<br />

Rechnen mit verschiedenen Stellen<strong>we</strong>rten im<br />

Zahlenraum 20<br />

Das Rechnen im Zahlenraum 20 schließt an das Addieren<br />

und Subtrahieren im Zahlenraum 10 an. Der e<strong>in</strong>zige Unterschied<br />

ist die Ver<strong>we</strong>ndung des Zehnerstabes. Besonders <strong>in</strong><br />

diesem Zahlenraum erkennen viele Schüler<strong>in</strong>nen die Analogien<br />

des Dezimalsystems sehr gut.<br />

„2 und 4 ist gleich 6“.<br />

„12 und 4 ist gleich 16“.<br />

Auch bei den Rechnungen wird der Zehnerstab l<strong>in</strong>ks von<br />

den beiden Händen h<strong>in</strong>gelegt. Die E<strong>in</strong>er <strong>we</strong>rden, genau so,<br />

wie im Zahlenraum 10, durch die F<strong>in</strong>ger dargestellt.<br />

„7 <strong>we</strong>g 5 ist gleich 2“.<br />

„17 <strong>we</strong>g 5 ist gleich 12“.<br />

Werden die Rechnungen aufgeschrieben, kann der Zehner<br />

zur besseren Verdeutlichung mit rot geschrieben <strong>we</strong>rden.<br />

Wie im Zahlenraum 10 <strong>we</strong>rden die Teilmengen zunächst<br />

e<strong>in</strong>zeln zählend und mit zunehmender Erfahrung simultan<br />

aufgelegt. Das Rechnen unter der Schachtel ist <strong>in</strong> diesem<br />

Zahlenraum von großer Bedeutung! Und Sie wissen schon:<br />

bitte die Rechenschritte mit lauter Stimme begleiten!<br />

56<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Rechnen<br />

Zehnerübergang<br />

Erst, nachdem die Schüler<strong>in</strong> im Addieren und Subtrahieren<br />

im Zahlenraum 10 und 20 fit ist, arbeitet die Lehrer<strong>in</strong> mit<br />

ihr am Zehnerübergang. Denn dieser ist knifflig und stellt<br />

für viele Schüler<strong>in</strong>nen mit 46 und 47 Chromosomen e<strong>in</strong>e<br />

besondere Herausforderung dar.<br />

Die Erfahrungen aus dem F<strong>in</strong>gerzählen, der Zahlzerlegung<br />

und die Kenntnis von den Zehnerfreunden s<strong>in</strong>d die wichtigsten<br />

Voraussetzungen für die erfolgreiche Zehnerüberschreitung<br />

und Zehnerunterschreitung. Die Lehrer<strong>in</strong> und<br />

die Schüler<strong>in</strong> sitzen e<strong>in</strong>ander gegenüber. E<strong>in</strong>e Addition mit<br />

Zehnerüberschreitung wird auf e<strong>in</strong> Kärtchen geschrieben<br />

und vor die Schüler<strong>in</strong> gelegt.<br />

dem Austauschen schon dazugegeben hat. In diesem Fall ist<br />

dies e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>ger. Dann übernimmt die Lehrer<strong>in</strong> die Rolle des<br />

so genannten „externen Gedächtnisses“. Sie wiederholt nach<br />

dem Austauschen die Zahl „1“ (also jene, die bereits dazu<br />

gegeben wurde), und die Schüler<strong>in</strong> startet mit „2, 3, 4.“<br />

Nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuell unterschiedlich langen Erfahrungsund<br />

Übungszeit übernimmt die Schüler<strong>in</strong> die Rolle der Lehrer<strong>in</strong>.<br />

Sie er<strong>in</strong>nert sich selbst an die Menge und spricht diese<br />

während des Austauschens halblaut mit. Dieses Mitsprechen<br />

soll allmählich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Sprache, also e<strong>in</strong> Mitdenken,<br />

übergehen. Auch bei der Zehnerunterschreitung gelten dieselben<br />

Pr<strong>in</strong>zipien.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel:<br />

9 + 4 = E<strong>in</strong> Beispiel: 15 - 9 =<br />

Die Ausgangsposition ist die Grundstellung: also z<strong>we</strong>i Fäuste,<br />

oberhalb liegt waagrecht der Zehnerstab.<br />

Nun legt die Schüler<strong>in</strong> die erste Teilmenge, also 9 auf. Die Lehrer<strong>in</strong><br />

tippt auf den e<strong>in</strong>en noch e<strong>in</strong>gezogenen F<strong>in</strong>ger und fragt:<br />

„Hast du noch 4?“ Antwort von der Schüler<strong>in</strong>: „Ne<strong>in</strong>, 1“.<br />

Die Schüler<strong>in</strong> zählt <strong>we</strong>iter: „1“. Danach: „austauschen“. Sie<br />

legt den Zehnerstab l<strong>in</strong>ks von ihren beiden Händen h<strong>in</strong> und<br />

schließt diese zu Fäusten. Jetzt setzt sie ihren Zählvorgang fort:<br />

„2, 3, 4.“ Das Ergebnis, nämlich 13, sieht sie auf e<strong>in</strong>en Blick.<br />

Folgendes Problem kann sich NACH dem Austauschen ergeben:<br />

die Schüler<strong>in</strong> hat vergessen, wie viele F<strong>in</strong>ger sie VOR<br />

Auch <strong>in</strong> dieser Subtraktion mit Zehnerunterschreitung legt<br />

die Schüler<strong>in</strong> zunächst 15 auf. Dann wird ihr von der Lehrer<strong>in</strong><br />

die Frage gestellt: „Hast du 9?“ In der Folge orientiert<br />

sich das <strong>we</strong>itere Vorgehen an der dargestellten Addition. Das<br />

Rechnen unter der Schachtel sowie das simultane Auflegen<br />

der Teilmengen s<strong>in</strong>d auch im Zehnerübergang e<strong>in</strong> bedeutender<br />

Zwischenschritt h<strong>in</strong> zur Abstraktion. Das simultane<br />

Auflegen der z<strong>we</strong>iten Teilmenge erfordert dabei fundierte<br />

Kenntnisse <strong>in</strong> der Zahlzerlegung! Im Video „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“<br />

s<strong>in</strong>d zahlreiche Mitmach-Beispiele zu sehen.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 57


Rechnen<br />

Mit dem Zehnerstab messen<br />

Der Zehnerstab ist genau 10 cm lang und eignet sich daher<br />

optimal, um diese Maße<strong>in</strong>heit (1 dm) vielfältig kennen zu<br />

lernen.<br />

Zum e<strong>in</strong>en hat die Schüler<strong>in</strong> den Stab häufig <strong>in</strong> der <strong>Hand</strong>,<br />

sie kann also den Stab mit ihrer F<strong>in</strong>gerspanne vergleichen.<br />

Immer wieder soll diese F<strong>in</strong>gerspanne auch ohne Stab gezeigt<br />

und zum schätzenden Messen im Alltag ver<strong>we</strong>ndet <strong>we</strong>rden.<br />

„Ist dieses Buch länger oder kürzer als de<strong>in</strong> Zehnerstab? Was<br />

schätzt du?“<br />

Nun kommt zuerst die <strong>in</strong>tuitive F<strong>in</strong>gerspanne zum E<strong>in</strong>satz,<br />

danach der reale Zehnerstab.<br />

Übrigens: die blauen E<strong>in</strong>erwürfel haben e<strong>in</strong>e Kantenlänge<br />

von je 1 cm und die Mengenstäbchen von 2 bis 9 entsprechen<br />

ebenfalls dem je<strong>we</strong>iligen Längenmaß.<br />

Zahlenraum 100<br />

Analogie-Rechnungen<br />

Der Zahlenraum 100 ist durch An<strong>we</strong>ndung geprägt. Das aus dem Zahlenraum 20<br />

erworbene Wissen wird nun er<strong>we</strong>itert und vielfältig angewandt.<br />

Der Aufbau erfolgt zunächst <strong>in</strong> den Zahlenraum 30 durch Er<strong>we</strong>iterung um e<strong>in</strong>en<br />

Zehnerstab, danach sukzessive <strong>in</strong> den Zahlenraum 50. Hier kommt auch die rote<br />

50er Platte zum E<strong>in</strong>satz, die genau so groß ist, wie 5 ane<strong>in</strong>ander gelegte Zehnerstäbe.<br />

Schritt<strong>we</strong>ise geht es <strong>we</strong>iter bis zum Hunderter.<br />

Durch die Struktur <strong>in</strong>nerhalb des Dezimalsystems löst die Schüler<strong>in</strong> Additionen<br />

und Subtraktionen über Analogien.<br />

E<strong>in</strong> Additions-Beispiel:<br />

5 + 3 = 8 (mit den F<strong>in</strong>gern berechnet)<br />

15 + 3 = 18 (mit F<strong>in</strong>gern und e<strong>in</strong>em Zehnerstab berechnet)<br />

45 + 3 = 48 (mit F<strong>in</strong>gern und vier Zehnerstäben berechnet)<br />

Die benötigten Zehnerstäbe liegen zu Beg<strong>in</strong>n der Rechnung immer waagrecht oberhalb<br />

der geschlossenen Fäuste. Im Rechenprozess <strong>we</strong>rden sie l<strong>in</strong>ks von den beiden<br />

Händen platziert.<br />

Bitte daran denken: Es ist entscheidender Bedeutung für den gel<strong>in</strong>genden Rechenprozess,<br />

dass alle Rechenschritte synchron sprachlich begleitet <strong>we</strong>rden! Und das Rechnen<br />

unter der Schachtel unterstützt die Entwicklung des abstrakten Denkens.<br />

58<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Rechnen<br />

Gemischte Zehner<br />

Während sowohl die Subtraktionen als auch die Zehnerübergänge im Zahlenraum<br />

100 nach genau demselben Pr<strong>in</strong>zip funktionieren, wie im Zahlenraum 20,<br />

stellt das Rechnen mit gemischten Zehnern e<strong>in</strong>e <strong>we</strong>itere Lernanforderung für die<br />

Schüler<strong>in</strong> dar.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel:<br />

25 + 34 =<br />

10 Zehnerstäbchen liegen waagrecht oberhalb der geschlossenen Fäuste.<br />

Die Schüler<strong>in</strong> legt z<strong>we</strong>i Zehnerstäbe l<strong>in</strong>ks von ihren beiden Fäusten auf und sagt<br />

dabei: „10, 20.“<br />

Dann legt sie die fünf F<strong>in</strong>ger der l<strong>in</strong>ken <strong>Hand</strong> dazu und sagt: „25.“<br />

Jetzt addiert sie zunächst 30, <strong>in</strong>dem sie <strong>we</strong>itere drei Zehnerstäbe l<strong>in</strong>ks h<strong>in</strong>legt.<br />

Dort bef<strong>in</strong>den sich nun 5 Zehnerstäbe. Die Schüler<strong>in</strong> sagt: „55.“<br />

Zum Schluss gibt sie noch vier F<strong>in</strong>ger der rechten <strong>Hand</strong> dazu und nennt das<br />

Ergebnis: „59.“<br />

Auch Additionen von gemischten Zehnern mit Zehnerübergängen, wie z.B. 25 +<br />

39, und die Subtraktionen funktionieren nach ebendiesem Pr<strong>in</strong>zip.<br />

Sie wissen es ohneh<strong>in</strong>: dazu sprechen und auch unter der Schachtel rechnen!<br />

Die DVD „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“ hält viele Beispiele mit gemischten Zehnern für Sie parat.<br />

„Verkehrt herum“: die Krux mit der Zehner-E<strong>in</strong>er-<br />

Inversion<br />

In der deutschen Sprache gibt es das Problem, dass im<br />

Zahlenraum 100 die Zehner und die E<strong>in</strong>er verkehrt herum<br />

ausgesprochen <strong>we</strong>rden. Also, zu 63 sagen wir „dreiundsechzig“.<br />

Hier gilt es, e<strong>in</strong>e wichtige Regel zu lernen:<br />

<strong>in</strong> Zahlenraum 100 nennen wir die E<strong>in</strong>er (also die F<strong>in</strong>ger)<br />

zuerst! Erst danach kommen die Zehner. Dazu e<strong>in</strong>e<br />

Eselsbrücke: „Die F<strong>in</strong>ger sagen `hallo`“ (mit den F<strong>in</strong>gern<br />

w<strong>in</strong>ken). In diesem Satz stecken die beiden Schlüsselwörter<br />

„F<strong>in</strong>ger“ und „sagen“.<br />

Beim Aufschreiben allerd<strong>in</strong>gs ist es wieder ganz anders.<br />

Nun kommt die z<strong>we</strong>ite wichtige Regel: wir schreiben die<br />

Zahlen so auf, wie sie mit Stäbchen und F<strong>in</strong>gern vor uns<br />

liegen. Also, l<strong>in</strong>ks die Zehner und rechts die E<strong>in</strong>er. Wieder<br />

e<strong>in</strong>e Merkhilfe: „So schreiben, wie ich es sehe.“<br />

Erlaubt ist, was gefällt …<br />

Wenn die Schüler<strong>in</strong> über große Sicherheit im Umgang<br />

mit den Zehnerstäben und den F<strong>in</strong>gern verfügt, kann<br />

sie schritt<strong>we</strong>ise auch so genanntes Alltagsmaterial zum<br />

Rechnen ver<strong>we</strong>nden:<br />

Also, anstatt der Zehnerstäbe auch Buntstifte oder Strohhalme,<br />

Essbesteck im Restaurant oder Stöckchen und<br />

Ste<strong>in</strong>e bei e<strong>in</strong>em Spaziergang. Das Alltagsmaterial br<strong>in</strong>gt<br />

Generalisierung und erlaubt ist, was gefällt. Besonders<br />

s<strong>in</strong>nvoll ist der E<strong>in</strong>satz von 10 €-Geldsche<strong>in</strong>en.Lediglich<br />

<strong>in</strong> der Anfangszeit ist es wichtig, sich auf e<strong>in</strong> Material zu<br />

beschränken, damit sich <strong>in</strong>nere Vorstellungsbilder entwickeln<br />

können. Später kann es auch Spaß machen, mit dem<br />

Material zu experimentieren.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 59


Rechnen<br />

Zehnerknöchel<br />

Hunderterplatte- Hunderterl<strong>in</strong>ien<br />

Auf dem langen Weg zur Abstraktion müssen zunächst<br />

konkrete Mengenkonzepte mit Zahlkonzepten verknüpft<br />

<strong>we</strong>rden. Die Veranschaulichung über Hilfsmaterialien unterstützt<br />

die Vernetzung dieser beiden Wissens<strong>in</strong>halte. Das<br />

zeit<strong>we</strong>ilige Rechnen unter der Schachtel löst die Fixierung<br />

auf den visuellen E<strong>in</strong>druck schritt<strong>we</strong>ise und sanft auf.<br />

Den entscheidenden Schritt zur Unabhängigkeit von<br />

externen Rechenmaterialen stellt der E<strong>in</strong>satz der so<br />

genannten Zehnerknöchel dar. Diese <strong>we</strong>rden zunächst<br />

mit den Zehnerschritten „10, 20, 30 …100“ beschriftet<br />

(oder eventuell mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en, beschrifteten Etikette<br />

beklebt). Nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuell unterschiedlich langen<br />

Erfahrungszeit kann die Beschriftung auch <strong>we</strong>ggelassen<br />

<strong>we</strong>rden. Anstelle des Hantierens mit den Zehnerstäben<br />

oder dem Alltagsmaterial können nun Plus- und M<strong>in</strong>us-<br />

Rechnungen im Zahlenraum 100 durch Antippen der<br />

Zehnerknöchel und den E<strong>in</strong>satz der F<strong>in</strong>ger gelöst <strong>we</strong>rden.<br />

Bei Zehnerübergängen entspricht das „Austauschen“ e<strong>in</strong>em<br />

„Sprung“ von e<strong>in</strong>em Zehnerknöchel zu dessen Nachfolger<br />

oder Vorgänger. 2 Hände und 10 F<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d nun<br />

<strong>in</strong> der Lage, von 0-100 zu addieren und zu subtrahieren!<br />

Schauen Sie sich die DVD „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“ an und machen<br />

Sie mit. Sie <strong>we</strong>rden überrascht se<strong>in</strong>, wie e<strong>in</strong>fach und effizient<br />

der E<strong>in</strong>satz der Zehnerknöchel ist.<br />

Konsequent geht der Materiale<strong>in</strong>satz über den 100er<br />

h<strong>in</strong>aus <strong>we</strong>iter. In der Größe von 10 Zehnerstäben symbolisiert<br />

die grüne Platte den Hunderter. Grün deshalb, <strong>we</strong>il<br />

<strong>in</strong> den meisten Rechenbüchern der Hunderter <strong>in</strong> dieser<br />

Farbe dargestellt ist. Sollte dies <strong>in</strong> jenen Büchern, die Sie<br />

ver<strong>we</strong>nden, anders se<strong>in</strong>, ist es nötig, die Platte dementsprechend<br />

umzufärben.<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Zahlenraum ist e<strong>in</strong> Verzicht auf externe<br />

Materialien möglich. Durch L<strong>in</strong>ien auf den <strong>Hand</strong>rücken,<br />

die unterhalb der Zehnerknöchel verlaufen, <strong>we</strong>rden die<br />

Hunderter markiert. Beim Rechnen wird je<strong>we</strong>ils auf die<br />

entsprechende L<strong>in</strong>ie gezeigt.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel – Darstellung von 174:<br />

Zuerst wird die Hunderterl<strong>in</strong>ie am <strong>Hand</strong>rücken (unterhalb<br />

des ersten F<strong>in</strong>gers) markiert, danach für 70 der siebente<br />

Zehnerknöchel (unterhalb des siebenten F<strong>in</strong>gers) angetippt,<br />

zum Schluss <strong>we</strong>rden noch 4 F<strong>in</strong>ger dazu ausgestreckt.<br />

Dies ist e<strong>in</strong>e beachtliche Anforderung sowohl an das Gedächtnis<br />

als auch an die Abstraktionsfähigkeit!<br />

Das Rechnen mit großen Zahlen über den Hunderter<br />

h<strong>in</strong>aus bewältigen viele Menschen mit dem gewissen Extra<br />

genau so, wie alle anderen auch: durch Aufschreiben.<br />

So <strong>we</strong>rden große Zahlen plötzlich wieder kle<strong>in</strong>, <strong>we</strong>il sie<br />

<strong>in</strong>nerhalb der e<strong>in</strong>zelnen Stellen<strong>we</strong>rte gruppiert und ausgetauscht<br />

<strong>we</strong>rden können.<br />

60<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Rechnen<br />

Multiplikationen mit realen Gegenständen<br />

„Mal und Plus gehören zusammen“: Aus der Addition entwickelt<br />

sich die Multiplikation.<br />

20 Teppichfliesen <strong>we</strong>rden aufgelegt und die Schüler<strong>in</strong> steigt<br />

auf die z<strong>we</strong>ite Fliese. Dazu spricht sie: „1 mal 2 ist gleich 2.“<br />

Danach steigt die Schüler<strong>in</strong> auf die vierte Fliese und sagt:<br />

„2 mal 2 ist gleich 4.“ So geht sie die Malreihe bis 20 h<strong>in</strong>auf<br />

und wieder zurück bis 0.<br />

Die Erarbeitung mit realen Gegenständen schafft die Verb<strong>in</strong>dung<br />

zu den Additionen e<strong>in</strong>erseits und zu den Divisionen<br />

andererseits.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel:<br />

2 + 2 + 2 = 6 3 . 2 = 6<br />

Welche realen Gegenstände könnten ver<strong>we</strong>ndet <strong>we</strong>rden? Hier<br />

e<strong>in</strong>ige Vorschläge:<br />

Für die Malreihe von 2: Kirschen oder Apfelstücke<br />

Für die Malreihe von 3: Schlüssel<br />

Für die Malreihe von 4: Spielzeug-Autos (Räder)<br />

Für die Malreihe von 5: Stifte<br />

Für die Malreihe von 6: Blätter e<strong>in</strong>es Baumes/ Strauches an<br />

e<strong>in</strong>em Aststück<br />

Für die Malreihe von 7: Ste<strong>in</strong>e<br />

Für die Malreihe von 8: Salzstangen<br />

Für die Malreihe von 9: We<strong>in</strong>trauben<br />

Für die Malreihe von 10: 10 Bilder von je 10 F<strong>in</strong>gern<br />

Erarbeitungsbeispiel für die Malreihe von 7:<br />

Die Schüler<strong>in</strong> sucht sich 70 kle<strong>in</strong>e Ste<strong>in</strong>chen bei e<strong>in</strong>em<br />

Spaziergang zusammen. Dann legt sie je<strong>we</strong>ils 7 Ste<strong>in</strong>e davon<br />

auf je e<strong>in</strong>en Teller. Daneben liegt e<strong>in</strong> leeres Kärtchen. Die<br />

Schüler<strong>in</strong> beschriftet: „1 . 7 = 7“<br />

Beim z<strong>we</strong>iten Teller angekommen, berechnet sie (unter Zuhilfenahme<br />

ihrer F<strong>in</strong>ger):<br />

„7 + 7 = 14“ und schreibt „2 . 7 = 14“<br />

Die Malreihen können ent<strong>we</strong>der bis „5 . 7“ oder gleich bis<br />

„10 . 7” auf diese Weise aufgebaut <strong>we</strong>rden.<br />

Neben der Addition ist es auch bedeutsam, der Schüler<strong>in</strong> die<br />

grundlegende Erfahrung des „Enthalten-Se<strong>in</strong>s“ zu ermöglichen.<br />

Dies legt die Basis für die Divisionen.<br />

„Du hast <strong>in</strong>sgesamt 21 Ste<strong>in</strong>e. Schau, sie liegen auf drei<br />

Tellern. Jeder Teller hat 7 Ste<strong>in</strong>e.<br />

7 ist <strong>in</strong> 21 genau 3 mal enthalten.“ Zwischen den Erklärungen<br />

der Lehrer<strong>in</strong> müssen Pausen gemacht <strong>we</strong>rden. Im<br />

Anschluss stellt die Lehrer<strong>in</strong> der Schüler<strong>in</strong> Fragen zu diesem<br />

Sachverhalt. „Wie viele Ste<strong>in</strong>e haben wir <strong>in</strong>sgesamt? Wie viele<br />

Teller stehen hier? Wie viele Ste<strong>in</strong>e liegen auf e<strong>in</strong>em Teller?“<br />

Die häufige konkrete Beschäftigung mit realem Material<br />

kann allmählich zum Kennenlernen von Divisionen führen.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 61


Rechnen<br />

Loci-Methode<br />

Divisionen<br />

Zur besseren Abspeicherung wird die Malreihe von 2 zusätzlich<br />

mit je<strong>we</strong>ils z<strong>we</strong>i gebündelten F<strong>in</strong>gern und e<strong>in</strong>em<br />

Zehnerstab aufgelegt. Das synchrone Sprechen ist wieder<br />

bedeutsam für den Lernerfolg! An der Malreihe von 2<br />

kann die Schüler<strong>in</strong> sehr gut erkennen, dass Malreihen<br />

über die Bündelungen von Mengen (F<strong>in</strong>gern) entstehen.<br />

Die meisten Schüler<strong>in</strong>nen lernen die Ergebnisse der Malreihen<br />

aus<strong>we</strong>ndig. Um diesen Schritt leichter zu gestalten,<br />

ist es von Vorteil, e<strong>in</strong>e Technik aus dem Gedächtnistra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

anzu<strong>we</strong>nden: die so genannte Loci-Methode. Dabei<br />

wird jeder Malreihe e<strong>in</strong> bestimmter Körperteil zugeordnet.<br />

Im Video „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“ s<strong>in</strong>d folgende<br />

Vorschläge zu sehen:<br />

• Malreihe von 2: Gesicht<br />

• Malreihe von 3: rechter Arm<br />

• Malreihe von 4: l<strong>in</strong>ker Arm<br />

• Malreihe von 5: rechte <strong>Hand</strong><strong>in</strong>nenfläche<br />

• Malreihe von 6: l<strong>in</strong>ke <strong>Hand</strong><strong>in</strong>nenseite<br />

• Malreihe von 7: rechtes Be<strong>in</strong><br />

• Malreihe von 8: l<strong>in</strong>kes Be<strong>in</strong><br />

• Malreihe von 9: Bauchbereich<br />

• Malreihe von 10: Zehnerknöchel<br />

Jeder e<strong>in</strong>zelnen Malrechnung wird e<strong>in</strong> bestimmter Punkt<br />

auf den vorgeschlagenen Körperteilen zugewiesen und<br />

beim Nennen der Rechnung (plus ihrem Ergebnis) berührt.<br />

So entsteht e<strong>in</strong>e starke Verknüpfung zwischen dem<br />

Körperpunkt und der Malrechnung. Dieser so genannte<br />

Assoziationsanker unterstützt die Abspeicherung im<br />

Arbeitsgedächtnis und im Langzeitgedächtnis. Beim Wiederholen<br />

der Malreihen wird von den Schüler<strong>in</strong>nen meist<br />

zuerst der zugehörige Körperpunkt berührt und danach<br />

das Ergebnis genannt.<br />

Das Lösen von Divisionen setzt e<strong>in</strong>e komplexe Abfolge mehrerer<br />

Rechenschritte aus verschiedenen Grundrechnungsarten<br />

voraus. Die Körperplätze der Malrechnungen kommen auch<br />

bei den so genannten „In-Rechnungen“ zum E<strong>in</strong>satz. Sie<br />

bilden die Basis für das Berechnen von Divisionen.<br />

Da die Herangehens<strong>we</strong>ise an e<strong>in</strong>e Division <strong>in</strong> vielen Ländern<br />

unterschiedlich ist, kann hier nur auf e<strong>in</strong>ige allgeme<strong>in</strong>gültige<br />

Tipps e<strong>in</strong>gegangen <strong>we</strong>rden.<br />

Als Vorbereitung auf die e<strong>in</strong>stellige Division ist das Aufschreiben<br />

der benötigten Malreihe hilfreich. Es hilft, die<br />

Anforderungen an das Arbeitsgedächtnis durch visuelle<br />

Vorgabe zu entlasten. Dies kann auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vorbereiteten<br />

Tabellenraster erfolgen. So ist auf e<strong>in</strong>en Blick ersichtlich,<br />

wie oft die kle<strong>in</strong>e Zahl <strong>in</strong> der großen enthalten ist.<br />

Dies kann durch e<strong>in</strong>en Strich zwischen den verschiedenen<br />

Ergebnissen markiert <strong>we</strong>rden. Profis <strong>we</strong>nden bereits ihre<br />

Körperplätze an.<br />

„Wie oft ist 3 <strong>in</strong> 15 enthalten?“ Das Aufsagen der Malreihe<br />

und das gleichzeitige Berühren der dazugehörigen<br />

Plätze der Malreihe (z.B. auf der rechten <strong>Hand</strong>) zeigt<br />

bereits das „Enthaltense<strong>in</strong>“ an.<br />

62<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Rechnen<br />

Sachrechnungen<br />

„E<strong>in</strong>zelheiten zu lehren, bedeutet, Verwirrung zu stiften. Die<br />

Beziehung unter den D<strong>in</strong>gen herzustellen, bedeutet, Erkenntnisse<br />

zu vermitteln“. (zit. n. Montessori).<br />

Unser mathematischer Alltag steckt voller Sachrechnungen<br />

mit Additionen, Subtraktionen, Multiplikationen und Divisionen.<br />

Um die Schüler<strong>in</strong> zum Lösen dieser Herausforderungen<br />

motivieren zu können, ist es von allerwichtigster Bedeutung,<br />

<strong>in</strong> ihrem eigenen Leben zu bleiben! Das soll bedeuten,<br />

dass nicht anonyme Texte aus e<strong>in</strong>em Mathematikbuch<br />

bearbeitet <strong>we</strong>rden sollen, sondern ihre eigenen <strong>in</strong>dividuellen<br />

Anforderung (wie sie sich täglich ergeben) beim E<strong>in</strong>kaufen<br />

und Berechnen des Wechselgeldes, bei der Kontrolle e<strong>in</strong>es<br />

so genannten Sonderangebotes, beim Teilen der Nachspeise<br />

oder etwa auch der Berechnung der persönlichen Energiebilanz<br />

(siehe dazu auch das Kapitel „Lebenspraxis“).<br />

Schätzen und überschlagendes Rechnen<br />

Aus der Hirnforschung ist bekannt, dass das Schätzen<br />

vorwiegend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Teil des Gehirns bearbeitet<br />

wird, als das exakte Rechnen. Exakt rechnen zu können führt<br />

daher leider nicht zwangsläufig auch dazu, sicher schätzen zu<br />

können. In vielen Lebenssituationen soll die Schüler<strong>in</strong> daher<br />

zum Schätzen animiert <strong>we</strong>rden.<br />

„Was denkst du: wie viele Bücher stehen hier im Regal?“<br />

Wenn die Lehrer<strong>in</strong> nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong> fragendes Gesicht der Schüler<strong>in</strong><br />

blickt oder e<strong>in</strong>e Anzahl hört, die sehr <strong>we</strong>it entfernt von<br />

der realen Zahl ist, kann sie Kategorien vorgeben. „Denkst<br />

du, es s<strong>in</strong>d so um die 10? Oder könnten es vielleicht 50 se<strong>in</strong>?<br />

Oder stehen hier etwa 100 Bücher im Regal?“<br />

Nach e<strong>in</strong>er ersten E<strong>in</strong>schätzung wird geme<strong>in</strong>sam gezählt.<br />

E<strong>in</strong> mathematisches Kapitel, das <strong>in</strong> den Bereich des Vergleichens<br />

fällt, ist die kontextabhängige Mengenbestimmung.<br />

Hier geht es darum, zu erkennen, dass z.B. die Menge 10 je<br />

nach Situation e<strong>in</strong>mal „viel“ und e<strong>in</strong>mal „<strong>we</strong>nig“ se<strong>in</strong> kann.<br />

10 Zuseher bei e<strong>in</strong>em Fußballspiel s<strong>in</strong>d <strong>we</strong>nige, doch 10<br />

Besucher <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Wohnzimmer s<strong>in</strong>d viele.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 63


Würfelpunkte<br />

Würfelpunkte<br />

Das simultane Erkennen von geordneten Punkten kann mit<br />

e<strong>in</strong>em Würfel am besten geübt <strong>we</strong>rden. Würfelbilder s<strong>in</strong>d „Blitzbilder“:<br />

das heißt, dass die gewürfelte Punktemenge auf e<strong>in</strong>en<br />

Blick erfasst und benannt (und/oder mit den F<strong>in</strong>gern gezeigt)<br />

<strong>we</strong>rden soll.<br />

Die Möglichkeiten, mit e<strong>in</strong>em oder mehreren Würfeln phantasievolle<br />

Spiele zu erschaffen, s<strong>in</strong>d nahezu unbegrenzt. Da der<br />

Würfel vielfach e<strong>in</strong>en sehr hohen Motivationsfaktor darstellt,<br />

ist er aus dem Rechenunterricht nicht <strong>we</strong>gzudenken. Bei e<strong>in</strong>em<br />

„Durchhänger“ der Schüler<strong>in</strong> (oder der Lehrer<strong>in</strong>), als „Eisbrecher“<br />

zu Beg<strong>in</strong>n der Rechene<strong>in</strong>heit oder auch als „Belohnung“<br />

nach geme<strong>in</strong>sam getaner Arbeit: Würfeln macht e<strong>in</strong>fach Spaß!<br />

Je größer der Würfel, desto mehr. Denn große Würfel regen zur<br />

Be<strong>we</strong>gung mit dem ganzen Körper an und geben damit dem<br />

Zählen und Rechnen immer wieder neue Impulse.<br />

Diese kle<strong>in</strong>e Zusammenstellung e<strong>in</strong>iger Würfelspiele, von<br />

e<strong>in</strong>fach bis knifflig, hat sich <strong>in</strong> der Arbeit mit Menschen mit<br />

Down Syndrom vielfach bewährt.<br />

4 mal klatschen und<br />

1 mal hüpfen<br />

Die Schüler<strong>in</strong> würfelt und je nach<br />

Augenzahl führt sie genau so viele<br />

vorher vere<strong>in</strong>barte Be<strong>we</strong>gungen aus:<br />

z.B. klatschen, hüpfen, um den Würfel<br />

herumlaufen usw.<br />

64<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Würfelpunkte<br />

Zahlenkobold, der Z<strong>we</strong>ite oder<br />

der Zahlenchaot<br />

Die Zahlenfliesen liegen von 1-6 geordnet auf dem Boden.<br />

Die Schüler<strong>in</strong> würfelt und sucht die zum Würfelbild passende<br />

Zahlenfliese. Sie legt auf die Zahlenfliese die korrekte<br />

Anzahl an Gegenständen. Alle Fliesen von 1-6 <strong>we</strong>rden auf<br />

diese Weise belegt (der Zahlenraum kann eventuell auch<br />

verkle<strong>in</strong>ert <strong>we</strong>rden).<br />

Danach gilt wieder das Kommando „Augen zu!“, denn der<br />

Zahlenkobold ist unter<strong>we</strong>gs. Er verbreitet wie immer Chaos<br />

und br<strong>in</strong>gt die Gegenstände auf den Fliesen durche<strong>in</strong>ander.<br />

Kann die Schüler<strong>in</strong> wieder Ordnung herstellen?<br />

Würfelfußball<br />

Z<strong>we</strong>i Mitspieler<strong>in</strong>nen spielen mit e<strong>in</strong>em Schaumstoffwürfel<br />

Fußball. Wird e<strong>in</strong> Tor geschossen, so zählen die Würfelaugen,<br />

die oben liegen.<br />

• Wer gew<strong>in</strong>nt <strong>we</strong>lche Runde?<br />

• Wenn die Mitspieler<strong>in</strong>nen bereits über Additionskenntnisse<br />

verfügen, können auch die Würfelaugen aus<br />

mehreren Toren zusammengezählt <strong>we</strong>rden.<br />

Wer ist Gesamtsieger<strong>in</strong>?<br />

Würfel auf Würfel<br />

Die Schüler<strong>in</strong> würfelt, benennt die<br />

Würfelzahl und legt auf jedes Würfelauge<br />

e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en blauen E<strong>in</strong>erwürfel<br />

(aus der Rechenbox). Danach schließt<br />

sie ihre Augen und e<strong>in</strong>e Mitspieler<strong>in</strong><br />

nimmt e<strong>in</strong>en oder mehrere dieser<br />

blauen E<strong>in</strong>erwürfel <strong>we</strong>g. Augen auf!<br />

„Wie viele fehlen?“ E<strong>in</strong>e wunderbare<br />

Ergänzung zur Zahlzerlegung!<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 65


Würfelpunkte<br />

Punkte überall<br />

Auf dem Arbeitsblatt im Anhang f<strong>in</strong>den Sie Karten mit<br />

unstrukturierten und strukturierten Punkte-Mengen.<br />

• Diese <strong>we</strong>rden ausgeschnitten, die Schüler<strong>in</strong> ordnet<br />

sie – der Menge entsprechend – e<strong>in</strong>ander zu.<br />

• Wer hat am meisten?<br />

Alle Karten <strong>we</strong>rden unter den Mitspieler<strong>in</strong>nen verteilt.<br />

Jede deckt ihre oberste Karte auf. Jene Mitspieler<strong>in</strong>, die<br />

die meisten Punkte offen liegen hat, bekommt alle anderen<br />

Karten. Bei Gleichstand erneut aufdecken.<br />

Häuser bauen<br />

Die Schüler<strong>in</strong> würfelt und merkt sich diese Zahl. Es ist<br />

ihre persönliche Zahl für den Rest des Spiels. Auch ihre<br />

Mitspieler<strong>in</strong> ermittelt sich ihre persönliche Zahl durch<br />

Würfeln. Jedes Mal, <strong>we</strong>nn man nun im Laufe des Spiels<br />

se<strong>in</strong>e eigene Zahl würfelt, darf man e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>er vorher<br />

vere<strong>in</strong>barten Figur (z.B. Haus, Auto, Schiff) auf se<strong>in</strong>em<br />

Blatt Papier zeichnen. Wer zuerst se<strong>in</strong>e Figur fertig gezeichnet<br />

hat, hat gewonnen.<br />

Tipp-tipp<br />

Die Schüler<strong>in</strong> würfelt und tippt die Anzahl an Würfelpunkten<br />

ihrer Mitspieler<strong>in</strong> auf den Rücken (oder bei<br />

geschlossenen Augen auf den <strong>Hand</strong>rücken, Oberschenkel<br />

usw.). Diese zählt mit, nennt die Zahl und vergleicht ihre<br />

Wahrnehmung mit dem Würfel.<br />

Liegen lassen<br />

Die Schüler<strong>in</strong> würfelt, solange sie möchte, und darf alle<br />

Punkte zusammenzählen. Doch Vorsicht: sobald sie e<strong>in</strong>e<br />

Sechs würfelt, verliert sie alle Punkte aus dieser Runde<br />

und ihre Mitspieler<strong>in</strong> ist dran.<br />

Wer hat als erster 30 Punkte erreicht?<br />

66<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Würfelpunkte<br />

Blitzrechner<br />

2 Würfel kommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Becher. Die Schüler<strong>in</strong> und ihre<br />

Mitspieler<strong>in</strong> würfeln ab<strong>we</strong>chselnd, jede <strong>in</strong>sgesamt 10 mal.<br />

Jede Mitspieler<strong>in</strong> hat vor sich auf e<strong>in</strong>em Zettel 5 Pluszeichen<br />

und 5 M<strong>in</strong>uszeichen stehen. Diese müssen bei den 10 Würfen<br />

verbraucht <strong>we</strong>rden.<br />

Die Schüler<strong>in</strong> entscheidet sich vor dem Wurf, ob sie plus<br />

oder m<strong>in</strong>us rechnen möchte. Das entsprechende Rechenzeichen<br />

auf dem Zettel wird durchgestrichen. Dann würfelt sie<br />

und berechnet das Ergebnis. Dieses schreibt sie auf den Zettel.<br />

Nun ist ihre Mitspieler<strong>in</strong> dran. Nach je 10 Würfen <strong>we</strong>rden<br />

alle Ergebnisse zusammengezählt. Wer hat mehr Punkte?<br />

Würfle 12!<br />

Die Schüler<strong>in</strong> und ihre Mitspieler<strong>in</strong> bereiten sich je<strong>we</strong>ils e<strong>in</strong>en eigenen Kartensatz<br />

mit den Ziffern von 1-12 vor. Jede Karte trägt e<strong>in</strong>e Ziffer. Diese Karten <strong>we</strong>rden als<br />

Stapel offen vor jede Mitspieler<strong>in</strong> h<strong>in</strong>gelegt, 1 liegt ganz oben, 12 ganz unten.<br />

Nun würfelt e<strong>in</strong>e Mitspieler<strong>in</strong> mit drei Würfeln gleichzeitig.<br />

• Ziel ist es, die Karte 1 ablegen zu können. Wie geht das? Ent<strong>we</strong>der zeigt<br />

e<strong>in</strong> Würfel 1 Punkt oder 1 kann durch Addition oder Subtraktion berechnet<br />

<strong>we</strong>rden (z.B. 1 Würfel zeigt 4 Punkte, der andere 3: 4-3=1). Es können<br />

z<strong>we</strong>i oder drei Würfel für Berechnungen ver<strong>we</strong>ndet <strong>we</strong>rden und<br />

Additionen und Subtraktionen dürfen munter mite<strong>in</strong>ander<br />

komb<strong>in</strong>iert <strong>we</strong>rden.<br />

• Wenn e<strong>in</strong> Wurf es ermöglicht, mehrere Karten h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander<br />

abzulegen, ist dies erlaubt und erwünscht!<br />

E<strong>in</strong> Beispiel:<br />

Die Würfel zeigen 5 und 3 Punkte, bzw. 1 Punkt.<br />

Nun wird abgelegt: Karte 1 (1 Würfelpunkt)<br />

Karte 2 (5-3)<br />

Karte 3 (3 Würfelpunkte)<br />

Karte 4 (5-1)<br />

Karte 5 (5 Würfelpunkte)<br />

Karte 6 (5+1)<br />

• Wenn bei e<strong>in</strong>em Wurf ke<strong>in</strong>e Karte abgelegt <strong>we</strong>rden kann,<br />

ist die nächste Mitspieler<strong>in</strong> an der Reihe.<br />

Diejenige, die als erste alle Karten abgelegt hat, hat gewonnen!<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 67


Lebenspraxis<br />

Lebenspraxis<br />

Alltag ist Mathematik!<br />

Wenn um 6 Uhr der Wecker kl<strong>in</strong>gelt, hat der 16jährige<br />

Daniel, der mit dem gewissen Extra lebt, das erste<br />

Mal an diesem Tag mit Zahlen zu tun. Verschlafen<br />

zählt er die Tage bis zum rettenden Wochenende, an<br />

dem er ausschlafen kann. Im Badezimmer muss Daniel<br />

die passende Menge an Zahnpasta für den Zahnbürstenkopf<br />

auswählen. Später teilt er am Frühstückstisch<br />

e<strong>in</strong>en Liter Tee auf vier Tassen zu je 250 ml auf, se<strong>in</strong><br />

Frühstücksbrot schneidet er <strong>in</strong> z<strong>we</strong>i Hälften und<br />

bestreicht es mit Marmelade. Wie viel davon passt auf<br />

die Brotscheiben? In der Sockenlade f<strong>in</strong>det Daniel rasch<br />

e<strong>in</strong> passendes Paar, doch die Liebl<strong>in</strong>gshose ist leider<br />

schon zu kurz und auch zu eng geworden. Ist er etwa<br />

gewachsen? An der Wand hängt e<strong>in</strong>e Messleiste für die<br />

Körpergröße. Tatsächlich, schon wieder 4 cm größer.<br />

E<strong>in</strong> kurzer Check der Uhrzeit zeigt ihm, dass der Bus <strong>in</strong><br />

5 M<strong>in</strong>uten kommt. Jetzt aber rasch! Im Lift drückt er<br />

die Null, um <strong>in</strong>s Erdgeschoß zu gelangen, und als er vor<br />

dem Haus von der Sonne begrüßt wird, <strong>we</strong>iß er: endlich<br />

Frühl<strong>in</strong>g! Noch hat Daniel nicht allzu viel erlebt<br />

an diesem Tag und dennoch s<strong>in</strong>d die Zahlen ständig<br />

präsent ge<strong>we</strong>sen: <strong>in</strong> der Uhrzeit, <strong>in</strong> Mengenvergleichen,<br />

beim Messen, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Gedanken an Wochentage<br />

und Jahreszeiten. Nach der Schule wird Daniel noch<br />

e<strong>in</strong>kaufen und zur Tanzstunde gehen, am Wochenende<br />

möchte er das K<strong>in</strong>o besuchen. Hoffentlich hat er<br />

noch genug Taschengeld dafür! Ob beim Geld oder<br />

dem Rhythmus der Musik: Zahlen s<strong>in</strong>d um uns. Die<br />

Motivation, sich mit ihnen zu beschäftigen, kommt aus<br />

der Identifikation mit dem eigenen Leben. Daher muss<br />

sich der Unterricht auch am Leben orientieren. Wann im<br />

Alltag schaue ich auf die Uhr, wo muss ich pünktlich se<strong>in</strong>?<br />

Wie lange brauche ich für <strong>we</strong>lche Tätigkeit? Wann greife<br />

ich zum Maßband, zur Waage oder zum Kalender? Und<br />

vor allem: wann greife ich zur Geldbörse? Ist sie für me<strong>in</strong>e<br />

Bedürfnisse ausreichend gefüllt? Erwachsene Menschen<br />

mit Down Syndrom, die über persönliches Geld verfügen,<br />

profitieren von e<strong>in</strong>em eigenen Konto, ohne Überziehungsmöglichkeit,<br />

jedoch mit Bankomatkarte. Diese lässt sie am<br />

Konsumgeschehen teilhaben, auch dann, <strong>we</strong>nn sie im raschen<br />

E<strong>in</strong>satz von Geld (an e<strong>in</strong>er häufig hektischen Kassa)<br />

nicht ganz fit s<strong>in</strong>d. Durch die erforderliche Benützung des<br />

PIN-Codes bleibt auch das Langzeitgedächtnis fit. Und sie<br />

lernen, e<strong>in</strong> Geheimnis zu bewahren.<br />

68<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Lebenspraxis<br />

Geld<br />

Bei den im Folgenden dargestellten Übungsvorschlägen<br />

steht der Euro stellvertretend für sämtliche Währungen.<br />

1 €-Heft<br />

Um den Umgang mit Geld zu erlernen, ist es wichtig, richtiges Geld ver<strong>we</strong>nden!<br />

Nur dann, <strong>we</strong>nn sich die Lehrer<strong>in</strong> so nah als möglich am realen Leben ihrer Schüler<strong>in</strong><br />

orientiert, kann diese den Bezug zu ihrem <strong>in</strong>dividuellen Alltag begreifen.<br />

K<strong>in</strong>der ab 6 Jahren sollen eigenes Taschengeld erhalten. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Münze, z.B. 1<br />

€, über die sie selbst verfügen können, lässt sie bald erkennen, was wie viel kostet.<br />

In e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Heft können Bilder von Gegenständen und Lebensmitteln, die rund<br />

e<strong>in</strong>en Euro kosten, e<strong>in</strong>geklebt <strong>we</strong>rden.<br />

Später entstehen e<strong>in</strong> 2 €-Heft, e<strong>in</strong> 5 €-Heft, e<strong>in</strong> 10 €-Heft usw. Es flattern ja<br />

täglich genug Werbeprospekte <strong>in</strong>s Haus, die sich wunderbar für Preisvergleiche<br />

eignen.<br />

Dosengeld<br />

Dosen <strong>we</strong>rden mit Preisbezeichnungen aus Prospekten beklebt.<br />

Auf die erste Dose kommen Preise rund um 1 €.<br />

Auf die z<strong>we</strong>ite Dose kommen Preise rund um 2 €.<br />

Auf die dritte Dose kommen Preise rund um 5 €.<br />

Auf die vierte Dose kommen Preise rund um 10 €.<br />

Schüler<strong>in</strong>nen, die bereits <strong>in</strong> höheren Zahlenräumen rechnen, können <strong>we</strong>itere<br />

Dosen mit Preisen um € 20, € 50 und € 100 gestalten.<br />

Nun schneidet die Schüler<strong>in</strong> Produkte aus verschiedenen Werbeprospekten aus<br />

und wirft diese, dem realen Preis entsprechend, <strong>in</strong> die richtige Dose. Dabei muss<br />

sie ständig auf- oder abrunden.<br />

In e<strong>in</strong>em z<strong>we</strong>iten Schritt <strong>we</strong>rden die Bilder aus allen Dosen wieder entnommen<br />

und vermischt. Welches Bild gehört <strong>in</strong> <strong>we</strong>lche Dose?<br />

F<strong>in</strong>ger und Geld<br />

Abhängig davon, <strong>in</strong> <strong>we</strong>lchem Zahlenraum die Schüler<strong>in</strong> zählt<br />

und rechnet, <strong>we</strong>rden zur Ergänzung Sche<strong>in</strong>e und Münzen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Zum E<strong>in</strong>er-F<strong>in</strong>ger wird die 1 €-Münze gelegt,<br />

zum Z<strong>we</strong>ier-F<strong>in</strong>ger die 2 €-Münze usw.<br />

Langsam und durch die alltägliche Beschäftigung lernt die<br />

Schüler<strong>in</strong> die Münzen und Sche<strong>in</strong>e ihrer Währung kennen.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 69


Lebenspraxis<br />

Euro, Komma, Cent<br />

Die Cent-Münzen <strong>we</strong>rden erst dann e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>we</strong>nn die Schüler<strong>in</strong> im Zahlenraum<br />

100 rechnet. Zunächst muss die Schüler<strong>in</strong> Euro-Münzen und Cent-Münzen<br />

unterscheiden können. Danach <strong>we</strong>rden dem E<strong>in</strong>erf<strong>in</strong>ger je<strong>we</strong>ils 100 Cent <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Konstellationen zugeordnet (z.B. 2 mal 50 Cent oder 3 mal 20 Cent<br />

plus 4 mal 10 Cent usw.). Um gemischte Preise aufzuschreiben, ist es vorteilhaft,<br />

die Komma-Schreib<strong>we</strong>ise der Preisauszeichnung zu wählen. Euros s<strong>in</strong>d silberfarben,<br />

daher <strong>we</strong>rden diese zu Beg<strong>in</strong>n mit e<strong>in</strong>em Bleistift geschrieben. Cent s<strong>in</strong>d<br />

kupferfarben, daher <strong>we</strong>rden diese mit e<strong>in</strong>em braunen Farbstift geschrieben. Für<br />

das Komma wird e<strong>in</strong>e <strong>we</strong>itere Farbe ver<strong>we</strong>ndet, etwa lila. Es kann als Trennstrich<br />

zwischen Euro und Cent bezeichnet <strong>we</strong>rden.<br />

Rechnung, bitte!<br />

Rechnungen aus Restaurants oder Geschäften <strong>we</strong>rden aufbewahrt<br />

und zum Üben des Rundens ver<strong>we</strong>ndet. Zuerst sucht<br />

die Schüler<strong>in</strong> die bezahlte Gesamtsumme (z.B. € 24,30).<br />

Danach wird diese aufgerundet (auf € 25.-), um die reale<br />

Situation des Bezahlens vorzubereiten. Die entsprechenden<br />

Münzen und Sche<strong>in</strong>e <strong>we</strong>rden aus der Geldtasche herausgesucht.<br />

Die Schüler<strong>in</strong> soll häufig die Möglichkeit bekommen,<br />

den Inhalt der Geldtasche der Lehrer<strong>in</strong> (also richtiges Geld!)<br />

zu zählen.<br />

Die Berechnung des Wechselgeldes erfolgt auf e<strong>in</strong>er ersten<br />

Stufe mit ganzen Eurobeträgen, später mit Euro- und Centbeträgen,<br />

getrennt durch das Komma.<br />

Wechseln, bitte!<br />

Das beschriebene Verständnis für die Invarianz ist die Grundvoraussetzung<br />

für das Wechseln von Geld. Ist e<strong>in</strong> Fünfersche<strong>in</strong><br />

gleich viel <strong>we</strong>rt wie fünf E<strong>in</strong>er bzw. drei E<strong>in</strong>er und<br />

e<strong>in</strong> Z<strong>we</strong>ier oder sogar z<strong>we</strong>i Z<strong>we</strong>ier und e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>er? Solange<br />

die Schüler<strong>in</strong> den Erhalt der Menge nicht durch vielfältiges<br />

eigenes Tun begriffen hat, bleibt das Geld<strong>we</strong>chseln e<strong>in</strong>es der<br />

größten Rätsel für sie. Dass <strong>we</strong>der die Anzahl an Münzen<br />

noch deren Gewicht über den Wert des Gesamten verlässlich<br />

Auskunft geben, machen Tauschsäckchen klar.<br />

Das erste Säckchen wird mit e<strong>in</strong>em Fünfersche<strong>in</strong> gefüllt, <strong>in</strong> das<br />

z<strong>we</strong>ite Säckchen <strong>we</strong>rden mehrere Münzen gelegt, die <strong>in</strong>sgesamt<br />

5 € ergeben. Nun <strong>we</strong>rden die beiden Säckchen mite<strong>in</strong>ander verglichen:<br />

<strong>we</strong>lches liegt sch<strong>we</strong>rer <strong>in</strong> der <strong>Hand</strong>, <strong>we</strong>lches hat mehr<br />

Volumen? Und doch: mit beiden Säckchen kann ich mir genau<br />

dasselbe kaufen.<br />

70<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Lebenspraxis<br />

Ordnung, bitte!<br />

E<strong>in</strong> buntes Durche<strong>in</strong>ander von Münzen und Sche<strong>in</strong>en<br />

wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Geldtasche mit mehreren Fächern sortiert.<br />

Schwieriger ist es, diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihe „von <strong>we</strong>nig bis viel“<br />

zu ordnen. Augen zu und e<strong>in</strong>e Münze oder e<strong>in</strong> Sche<strong>in</strong><br />

wird entfernt: <strong>we</strong>lcher war das bloß?<br />

Noch kniffliger wird es, <strong>we</strong>nn z<strong>we</strong>i Teile der Reihe mite<strong>in</strong>ander<br />

vertauscht <strong>we</strong>rden.<br />

Joghurtbecher-Memory<br />

Zuerst essen, dann spielen! Unter mehreren gleichen<br />

Joghurtbechern <strong>we</strong>rden Münzen versteckt. Alle Münzen<br />

s<strong>in</strong>d paar<strong>we</strong>ise vorhanden, unter jedem Becher liegt<br />

jedoch nur e<strong>in</strong>e Münze. Memory spielen<br />

Schwieriger wird das Memory, <strong>we</strong>nn unter den Bechern<br />

Beträge liegen, die paar<strong>we</strong>ise zusammengehören: z.B.<br />

passen die beiden 50-Cent-Münzen zur 1-€-Münze. Jetzt<br />

heißt es aber genau rechnen!<br />

Uhr<br />

Das Gefühl für die Zeit erfordert e<strong>in</strong> hohes Abstraktionsvermögen<br />

und me<strong>in</strong>t nicht ausschließlich den Umgang<br />

mit der Uhr. Entscheidend ist vielmehr e<strong>in</strong> grundlegendes<br />

Verständnis dafür, dass die Zeit kont<strong>in</strong>uierlich<br />

vergeht und wie lange etwa <strong>we</strong>lche Tagesaktivitäten <strong>in</strong><br />

Anspruch nehmen. Die Zeitmessung, die auf der 60<br />

M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>heit aufgebaut ist, trotzt dem geordneten<br />

Dezimalsystem. Schüler<strong>in</strong>nen, die bereits die Malreihe<br />

von 5 kennen gelernt haben, sollten diese bis „12 mal<br />

5“ erlernen, um damit die 5-M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>teilung e<strong>in</strong>er<br />

Uhr für e<strong>in</strong>e volle Stunde von 60 M<strong>in</strong>uten erfassen zu<br />

können.<br />

Langsam rieselt der Sand…<br />

Zum E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die <strong>in</strong>tensive Beschäftigung mit dem<br />

Thema Zeit ist es ideal, Sanduhren mit unterschiedlicher<br />

Rieseldauer zu ver<strong>we</strong>nden. Die berühmte 3-M<strong>in</strong>uten-Sanduhr<br />

neben der Zahnbürste kennen viele Schüler<strong>in</strong>nen. Doch<br />

Sanduhren (z.B. für 5 m<strong>in</strong>., 10 m<strong>in</strong>. oder 20 m<strong>in</strong>.) können<br />

auch für viele andere Tätigkeiten e<strong>in</strong>gesetzt <strong>we</strong>rden, z.B. als<br />

Zeitvorgabe beim Anziehen oder Fernsehen.<br />

Sanduhren helfen der Schüler<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> erstes <strong>in</strong>tuitives Verständnis<br />

für unterschiedliche Zeitspannen zu gew<strong>in</strong>nen. Wie<br />

lang ist e<strong>in</strong>e Sekunde? Wie lang ist e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute? Wie lang<br />

ist e<strong>in</strong>e ganze Stunde?<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 71


Lebenspraxis<br />

Das ist so, wie…! Die Tortenuhr<br />

Die runde Form e<strong>in</strong>er Uhr mit Ziffernblatt kann mit e<strong>in</strong>er<br />

kle<strong>in</strong>en runden Torte verglichen <strong>we</strong>rden. Am Beg<strong>in</strong>n des<br />

Lernprozesses steht das Erfassen der ganzen Stunden, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

z<strong>we</strong>iten Phase der halben Stunden und <strong>in</strong> <strong>we</strong>iterer Folge<br />

auch der viertel Stunden. Die Schüler<strong>in</strong> schneidet e<strong>in</strong>e (am<br />

besten selbst gebackene) Torte <strong>in</strong> z<strong>we</strong>i Hälften, danach <strong>in</strong> vier<br />

Viertel. Diese <strong>we</strong>rden immer wieder zusammengesetzt und<br />

ause<strong>in</strong>ander genommen.<br />

Nun zerschneidet die Schüler<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vorgefertigte Uhr aus<br />

Papier (ohne Zeiger) <strong>in</strong> z<strong>we</strong>i halbe Stunden und vier viertel<br />

Stunden. Die Lehrer<strong>in</strong> erklärt der Schüler<strong>in</strong> den Zusammenhang<br />

zwischen der Torte und der Uhr, etwa mit folgenden<br />

Worten: „Diese beiden Hälften der Torte s<strong>in</strong>d so, wie die<br />

halben Stunden auf der Uhr.<br />

Diese vier Viertel der Torte s<strong>in</strong>d so, wie die viertel Stunden<br />

auf der Uhr.“<br />

Nach diesem Vergleich wird die Geduld der Schüler<strong>in</strong> (und<br />

Lehrer<strong>in</strong>) nicht mehr länger auf die Folter gespannt: jetzt<br />

darf genascht <strong>we</strong>rden: e<strong>in</strong>e viertel „Stunde“ (viertel Tortenstück)<br />

oder sogar e<strong>in</strong>e halbe „Stunde“ (halbes Tortenstück)?<br />

Zeigeruhr<br />

Bei e<strong>in</strong>er alten, schnörkellosen Ziffernblatt-Uhr wird die<br />

Batterie entfernt und das schützende Plexiglas abmontiert.<br />

Die Ver<strong>we</strong>ndung e<strong>in</strong>er „echten“ Uhr hat den Vorteil, dass<br />

sich bei der manuellen Be<strong>we</strong>gung des Stundenzeigers der<br />

M<strong>in</strong>utenzeiger mitbe<strong>we</strong>gt. Die Uhr sollte die Beschriftung<br />

der Stunden von 1-12 zeigen, die M<strong>in</strong>uten sollten durch<br />

Punkte oder Striche gekennzeichnet se<strong>in</strong>. In der Größe des<br />

Ziffernblattes <strong>we</strong>rden vier viertel Stunden und z<strong>we</strong>i halbe<br />

Stunden aus Papier zugeschnitten und mit den entsprechenden<br />

Brüchen beschriftet.<br />

Der Langsame<br />

Wenn der Stundenzeiger und der M<strong>in</strong>utenzeiger dieselbe Farbe<br />

haben, wird der Stundenzeiger rot bemalt. Der Stundenzeiger<br />

soll kürzer se<strong>in</strong> als der M<strong>in</strong>utenzeiger.<br />

Der Schüler lernt den Unterschied zwischen dem „langsamen“<br />

Stundenzeiger und dem „flotten“ M<strong>in</strong>utenzeiger<br />

kennen.<br />

Die ganzen Stunden <strong>we</strong>rden mit dem Stundenzeiger erarbeitet.<br />

Sollte der M<strong>in</strong>utenzeiger die Schüler<strong>in</strong> dabei zu stark<br />

verwirren, wird er anfangs mit e<strong>in</strong>em schmalen Streifen<br />

Papier überdeckt.<br />

72<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Lebenspraxis<br />

Der Flotte<br />

Für die viertel Stunden und die halben Stunden <strong>we</strong>rden die<br />

Papierteile <strong>in</strong> die Uhr gelegt und besprochen. Der flotte<br />

M<strong>in</strong>utenzeiger wird nun entsprechend der Papierteile zur<br />

15-M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>stellung, zur 30-M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>stellung und<br />

zur 45-M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>stellung be<strong>we</strong>gt.<br />

Wie lange dauert was?<br />

Zum Erlernen der Uhr ist e<strong>in</strong> Fotoapparat e<strong>in</strong> unverzichtbares<br />

Hilfsmittel. Die Schüler<strong>in</strong> wird bei verschiedenen<br />

Tätigkeiten <strong>in</strong> ihrem Alltag fotografiert: beim Lernen,<br />

beim Tr<strong>in</strong>ken, beim Essen, beim Sport, beim Spielen, beim<br />

Fernsehen usw. Was dauert nur e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute? Was dauert<br />

e<strong>in</strong>e viertel Stunde, was dauert e<strong>in</strong>e halbe Stunde, was dauert<br />

e<strong>in</strong>e dreiviertel Stunde, was dauert e<strong>in</strong>e Stunde? Die Fotos<br />

<strong>we</strong>rden den entsprechenden Papierabschnitten zugeordnet.<br />

Danach <strong>we</strong>rden die M<strong>in</strong>uten anhand der Punkte auf der<br />

Uhr gezählt. Wie viele M<strong>in</strong>uten hat e<strong>in</strong>e viertel Stunde, wie<br />

viele e<strong>in</strong>e halbe Stunde, wie viele e<strong>in</strong>e dreiviertel Stunde und<br />

wie viele e<strong>in</strong>e ganze Stunde? Die Papierabschnitte <strong>we</strong>rden<br />

entsprechend der M<strong>in</strong>utenanzahl beschriftet.<br />

Von morgens bis abends<br />

Um dem Tag Struktur geben zu können, <strong>we</strong>rden die Fotos<br />

den unterschiedlichen Tageszeiten zugeordnet. Die Lehrer<strong>in</strong><br />

hält alle Fotos wie Spielkarten <strong>in</strong> der <strong>Hand</strong>, die Schüler<strong>in</strong><br />

zieht e<strong>in</strong> Foto und legt dieses zu den vorbereiteten Kärtchen<br />

mit den Aufschriften „Morgen-Vormittag-Mittag-Nachmittag-Abend-Nacht“.<br />

Wenn die Schüler<strong>in</strong> die Wortkarten<br />

nicht erkennen kann, <strong>we</strong>rden <strong>in</strong>dividuelle Symbole für die<br />

verschiedenen Tageszeiten auf die Kärtchen gezeichnet (z.B.<br />

e<strong>in</strong>e Frühstückstasse für den Morgen).<br />

Was geschieht am Morgen, wo b<strong>in</strong> ich am Vormittag, wann<br />

ist Mittagszeit, was mache ich am Nachmittag, <strong>we</strong>lche Zeit<br />

zeigt die Uhr am Abend und was genau ist die Nacht?<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 73


Lebenspraxis<br />

Geschafft, ich b<strong>in</strong> pünktlich da!<br />

Viele Lehrer<strong>in</strong>nen, und <strong>in</strong> diesem Zusammenhang s<strong>in</strong>d vor<br />

allem die Eltern angesprochen, wissen, wie nervtötend es se<strong>in</strong><br />

kann, geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>em Menschen mit Down Syndrom<br />

pünktlich zu se<strong>in</strong>. Besonders groß ist der Stress morgens,<br />

<strong>we</strong>nn der Bus zur Schule oder <strong>in</strong> die Arbeit erwischt <strong>we</strong>rden<br />

muss. Die Erfahrung aus dem „Wie lange dauert was?“- Spiel<br />

kann <strong>in</strong> diesen Situationen zur allgeme<strong>in</strong>en Entspannung<br />

beitragen. In e<strong>in</strong>er ruhigen Stunde (vielleicht am Wochenende)<br />

wird geme<strong>in</strong>sam überlegt, wie lange <strong>we</strong>lche Tätigkeit vom<br />

Aufstehen bis zum E<strong>in</strong>steigen <strong>in</strong> den Bus dauert. Es <strong>we</strong>rden<br />

so genannte „Zeitpakete“ erarbeitet.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel:<br />

„Waschen und Zähneputzen: 15 M<strong>in</strong>uten“.<br />

„Frühstück: 30 M<strong>in</strong>uten“.<br />

„Anziehen: 15 M<strong>in</strong>uten“.<br />

„Zum Bus gehen: 15 M<strong>in</strong>uten“.<br />

Nun <strong>we</strong>rden, ausgehend von der Aufstehzeit, vier Uhren<br />

händisch aufgezeichnet:<br />

Die erste Uhr zeigt, wann das Waschen und Zähneputzen<br />

fertig ist. Sie wird im Bad aufgehängt.<br />

Die z<strong>we</strong>ite Uhr zeigt, wann die Schüler<strong>in</strong> vom Frühstückstisch<br />

aufsteht. Sie wird auf den Tisch gelegt.<br />

Die dritte Uhr zeigt, wann die Schüler<strong>in</strong> angezogen ist. Sie<br />

wird zum Kasten gehängt.<br />

Die vierte Uhr zeigt, wann sie beim Bus angekommen ist. Sie<br />

wird <strong>in</strong> die Tasche gelegt.<br />

Die Schüler<strong>in</strong> wird zu Beg<strong>in</strong>n Unterstützung von der Lehrer<strong>in</strong><br />

benötigen, ihre selbst gezeichneten Uhren mit der tatsächlichen<br />

Uhrzeit zu vergleichen. Doch Übung macht den<br />

Meister. Spätestens jetzt ist es Zeit für die eigene Armbanduhr<br />

der Schüler<strong>in</strong>, ob digital oder analog ist Geschmackssache.<br />

Wichtig ist jedoch, dass die Uhr sehr e<strong>in</strong>fach gehalten<br />

se<strong>in</strong> soll, ohne Verzierungen, auf das Wesentliche reduziert.<br />

„Zeitpakete“ im Kopf zu haben, kann langfristig zu e<strong>in</strong>em<br />

effizienten Time-Management führen. Zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en<br />

Versuch ist es <strong>we</strong>rt (rät die Autor<strong>in</strong> augenzw<strong>in</strong>kernd, selbst<br />

Mutter e<strong>in</strong>er 16jährigen jungen Dame mit Down Syndrom).<br />

Schriftuhr<br />

Das Fernsehprogramm zeigt die digitale Uhrzeit. Für viele<br />

Schüler<strong>in</strong>nen wird das Liebl<strong>in</strong>gsprogramm die perfekte<br />

Motivation se<strong>in</strong>, um sich mit der so genannten „Schriftuhr“<br />

zu beschäftigen. Auf den Rahmen der Zifferblatt-Uhr wird<br />

bei den ganzen Stunden neben der „Vormittagszeit“ auch die<br />

„Nachmittagszeit“ e<strong>in</strong>getragen: also neben 1 die 13, neben<br />

2 die 14 usw. So sieht die Schüler<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>en Blick, <strong>we</strong>lche<br />

Uhrzeiten e<strong>in</strong>ander entsprechen.<br />

Nun <strong>we</strong>rden im Fernsehprogramm Sendungen gewählt, die<br />

zur ganzen Stunde beg<strong>in</strong>nen. Wann ist 18:00? Die Schüler<strong>in</strong><br />

sucht 18 Uhr auf dem Rahmen, stellt den Stundenzeiger auf<br />

6 Uhr am Ziffernblatt e<strong>in</strong> (der M<strong>in</strong>utenzeiger be<strong>we</strong>gt sich<br />

mit) und sieht die Verb<strong>in</strong>dung zwischen 18:00 und 6:00.<br />

74<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Lebenspraxis<br />

5 M<strong>in</strong>uten-Scheibe<br />

Jetzt ist es Zeit, sich mit den vielen Punkten oder Strichen<br />

auf dem Ziffernblatt zu beschäftigen. Dazu wird e<strong>in</strong>e Scheibe<br />

aus Papier ausgeschnitten, <strong>we</strong>lche <strong>in</strong> die Uhr gelegt <strong>we</strong>rden<br />

kann und dabei die Stundenangaben nicht verdeckt.<br />

Auf der Scheibe s<strong>in</strong>d, so wie auf dem Zifferblatt, die 5-M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>teilungen<br />

durch Punkte oder Striche markiert. Es ist<br />

von großem Vorteil, <strong>we</strong>nn der Schüler die Malreihe der 5 (bis<br />

60) bereits erlernt hat. Nun <strong>we</strong>rden die Punkte beschriftet:<br />

„5-10-15-20….bis 60“.<br />

Jetzt tritt der M<strong>in</strong>utenzeiger <strong>in</strong> Aktion: er wird entsprechend<br />

der Zeitangabe im Fernsehprogramm e<strong>in</strong>gestellt. Achtung<br />

Falle! Um 12 Uhr hat sich wie von Geisterhand e<strong>in</strong> Zeiger<br />

unter dem anderen versteckt.<br />

Die nächsten Lernschritte:<br />

• Sendungen, die zur halben Stunde beg<strong>in</strong>nen, z.B.<br />

16:30.<br />

• Sendungen, die zur viertel Stunde (14:15) oder zur<br />

dreiviertel Stunde (19:45) beg<strong>in</strong>nen.<br />

• Beliebige Sendezeiten<br />

Schüler<strong>in</strong>nen, die sich nicht für das Fernsehprogramm <strong>in</strong>teressieren,<br />

lieben vielleicht die Fahrpläne von Bussen oder Zügen?<br />

Wie e<strong>in</strong> Star!<br />

Wie e<strong>in</strong> richtiger Star wird unsere Schüler<strong>in</strong> nun e<strong>in</strong>en Tag<br />

lang mit dem Fotoapparat begleitet. Bei allen wichtigen,<br />

sich wiederholenden Aktivitäten wird e<strong>in</strong> Schnappschuss<br />

gemacht- vom Aufstehen bis zum Schlafengehen sollten rund<br />

10 verschiedene Fotos entstehen.<br />

Die Fotos <strong>we</strong>rden nun <strong>in</strong> die richtige Reihenfolge gebracht,<br />

dabei wird genau besprochen, <strong>we</strong>lche Tätigkeit wann ausgeführt<br />

wird.<br />

Zeigeruhr und Schriftuhr<br />

Analoge Uhren mit Zifferblatt, die „Zeigeruhren“,<br />

s<strong>in</strong>d häufig bei Armbanduhren, Küchenuhren oder<br />

Bahnhofsuhren zu f<strong>in</strong>den. Digitaluhren entdecken wir<br />

im Auto, am <strong>Hand</strong>y oder auf Stoppuhren. Sie können als<br />

„Schriftuhren“ bezeichnet <strong>we</strong>rden. Die Schüler<strong>in</strong> sucht <strong>in</strong><br />

ihrem Alltag bewusst nach Zeiger- und Schriftuhren.<br />

• Die Fotos <strong>we</strong>rden vorbereiteten Kärtchen mit den entsprechenden<br />

Digitalzeiten („Schriftuhr“) zugeordnet.<br />

• Die Fotos <strong>we</strong>rden zu den passenden Zeiten rund um<br />

die Zifferblatt-Uhr („Zeigeruhr“) gelegt.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 75


Lebenspraxis<br />

B<strong>in</strong>go<br />

B<strong>in</strong>go benötigt e<strong>in</strong>e kurze Vorbereitungszeit. Jede Mitspieler<strong>in</strong><br />

bekommt e<strong>in</strong> Arbeitsblatt, auf dem je 6 verschiedene<br />

Digitalzeiten notiert s<strong>in</strong>d.<br />

Je nach Lernniveau der Schüler<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d dies<br />

E<strong>in</strong>teilungen <strong>in</strong> ganze Stunden (z.B. 14:00)<br />

E<strong>in</strong>teilungen <strong>in</strong> halbe Stunden (z.B. 17:30)<br />

E<strong>in</strong>teilungen <strong>in</strong> viertel Stunden (z.B. 19:15, 13:30, 21:45)<br />

E<strong>in</strong>teilungen <strong>in</strong> 5-M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>heiten (z.B. 18:05, 16:40)<br />

Sämtliche Digitalzeiten von 0-24 Uhr (z.B. 20:36)<br />

Die Lehrer<strong>in</strong> stellt auf e<strong>in</strong>er Uhr mit analogem Ziffernblatt<br />

e<strong>in</strong>e Uhrzeit e<strong>in</strong>. Die Schüler<strong>in</strong>nen vergleichen diese mit den<br />

digitalen Zeiten auf ihren Arbeitsblättern. Wenn e<strong>in</strong>e davon<br />

übere<strong>in</strong>stimmt, darf diese durchgestrichen <strong>we</strong>rden.<br />

Anschließend stellt die Lehrer<strong>in</strong> die nächste analoge Zeit<br />

e<strong>in</strong>, die Schüler<strong>in</strong>nen vergleichen mit ihren Arbeitsblättern.<br />

Sieger ist, <strong>we</strong>r als erster alle sechs digitalen Zeiten auf se<strong>in</strong>em<br />

Arbeitsblatt durchgestrichen hat.<br />

Kalender<br />

Die Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em größeren Konzept erfahren wir im Tages-, Wochen-,<br />

Monats- und Jahresrhythmus. Besonders der Kreislauf der vier Jahreszeiten<br />

kann von Schüler<strong>in</strong>nen häufig mit vielen S<strong>in</strong>nen erfahren <strong>we</strong>rden. Welches<br />

Obst und Gemüse f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> den verschiedenen Jahreszeiten auf dem<br />

Bauernmarkt? Wie riechen die Blumen im Frühl<strong>in</strong>g? Welche Kleidung benötigen<br />

wir im W<strong>in</strong>ter, um uns vor der Kälte zu schützen? Welche Farben<br />

hat e<strong>in</strong> Herbstbaum? Welche Vögel zwitschern im Sommer am lautesten?<br />

Fotos, Fotos<br />

Die Schüler<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gt alte Fotos aus ihrer K<strong>in</strong>dheit sowie aktuelle<br />

Aufnahmen, die sie <strong>in</strong> unterschiedlichen Jahreszeiten,<br />

bei Festen, Geburtstagen, <strong>in</strong> den Ferien zeigen.<br />

Woran lässt sich feststellen, wann das war? Aus den Fotos<br />

kann e<strong>in</strong>e Collage erstellt <strong>we</strong>rden, die ent<strong>we</strong>der nach dem<br />

Kriterium „ältere und neuere Fotos“ oder „Frühl<strong>in</strong>g/Sommer“<br />

bzw. „Herbst/W<strong>in</strong>ter“ erstellt wird.<br />

76<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Lebenspraxis<br />

Das ist me<strong>in</strong> Monat!<br />

Der selbst gebastelte Jahreskalender benötigt e<strong>in</strong> <strong>we</strong>nig<br />

Vorbereitungszeit, 32 Reißnägel, etwa 50 kle<strong>in</strong>e Notizzettel,<br />

und e<strong>in</strong> großes buntes Kartonblatt. Auf diesem Kartonblatt<br />

<strong>we</strong>rden oben die Wochentage e<strong>in</strong>getragen. 31 Notizzettel<br />

dienen als Tageskalenderblätter. Sie <strong>we</strong>rden mit den Ziffern<br />

von 1 bis 31 beschriftet. Auf die übrigen Notizzettel <strong>we</strong>rden<br />

anschließend wichtige Feste im Jahr, regelmäßige und außergewöhnliche<br />

Freizeitaktivitäten, Urlaube, aber auch ganz<br />

gewöhnliche Alltagsd<strong>in</strong>ge (e<strong>in</strong>kaufen, arbeiten, zur Schule<br />

gehen) geschrieben oder gezeichnet.<br />

Am Monatsanfang <strong>we</strong>rden nun die Tageskalenderblätter<br />

und die je<strong>we</strong>ils geplanten Aktivitäten mit den Reißnägeln<br />

befestigt. Am Ende jeden Tages wird e<strong>in</strong> Blatt entfernt (und<br />

für den folgenden Monat aufbewahrt). Durch die immer<br />

wiederkehrende Struktur <strong>we</strong>rden dem Schüler allmählich<br />

die 7 Tagen e<strong>in</strong>er Woche sowie die 4 bzw. 5 Wochen e<strong>in</strong>es<br />

Monats vertraut. Parallel dazu kann e<strong>in</strong>e Jahreszeitenscheibe<br />

die 4 Jahreszeiten und die 12 Monate bildhaft darstellen.<br />

Wochentage und Monatsnamen<br />

Es ist nicht leicht, <strong>in</strong> der Ordnung der Wochentage und<br />

Monatsnamen den Überblick zu behalten. Zunächst müssen<br />

die Namen vertraut se<strong>in</strong>, danach deren korrekte Reihenfolge.<br />

Wenn die Schüler<strong>in</strong> bereits Ganzheitswörter erfassen kann,<br />

ist folgendes Merkspiel e<strong>in</strong>e lustige Unterstützung: jeder Wochentag<br />

wird auf e<strong>in</strong> Kärtchen geschrieben. Dann <strong>we</strong>rden die<br />

Kärtchen <strong>in</strong> der richtigen Reihenfolge aufgelegt und besprochen.<br />

Was unternehmen wir an <strong>we</strong>lchem Tag?<br />

Nun heißt es wieder e<strong>in</strong>mal „Augen zu“!<br />

Die Lehrer<strong>in</strong> dreht den aktuellen Wochentag um.<br />

Welcher ist das nun?<br />

Die Lehrer<strong>in</strong> vertauscht z<strong>we</strong>i Wochentage. Wie lautet die<br />

richtige Reihenfolge?<br />

Die Lehrer<strong>in</strong> dreht den vorangegangenen und den darauf<br />

folgenden Wochentag um. Was war gestern, was kommt<br />

morgen? Wenn die Schüler<strong>in</strong> die Wochentage sicher erlernt<br />

hat, wiederholt sich das Spiel mit den Monatsnamen.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 77


Lebenspraxis<br />

Heute, gestern, morgen!<br />

Der richtige E<strong>in</strong>satz der Wörter „heute, gestern, morgen“ ist<br />

häufig sehr verwirrend. Unterstützung kann die Schüler<strong>in</strong><br />

dabei durch Wortgebärden bekommen.<br />

Bei „heute“ zeigt der Zeigef<strong>in</strong>ger zu Boden.<br />

Bei „gestern“ zeigt der Zeigef<strong>in</strong>ger nach h<strong>in</strong>ten über die Schulter.<br />

Bei „morgen“ zeigt der Zeigef<strong>in</strong>ger nach vor <strong>in</strong> die Luft.<br />

Wenn die Lehrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihren Gesprächen mit der Schüler<strong>in</strong><br />

die Wörter „heute, gestern, morgen“ ver<strong>we</strong>ndet, setzt sie<br />

parallel dazu die Wortgebärden e<strong>in</strong>. Auch die Schüler<strong>in</strong> wird<br />

dazu animiert, diese Gebärden zu ver<strong>we</strong>nden Sie können<br />

ihr helfen, ihre Gedanken zu strukturieren und Ereignisse<br />

zeitlich besser e<strong>in</strong>ordnen zu können.<br />

7… 12… 4… verwirrend<br />

7 Tage, 12 Monate, 4 Jahreszeiten- ziemlich kompliziert!<br />

Doch mit Be<strong>we</strong>gung klappt vieles leichter.<br />

Die Lehrer<strong>in</strong> klatscht 12 mal <strong>in</strong> die Hände, was ist geme<strong>in</strong>t?<br />

Richtig, die 12 Monate!<br />

Dann klopft sie 7 mal auf den Tisch. Ja, das s<strong>in</strong>d die 7 Tage<br />

e<strong>in</strong>er Woche. Und <strong>we</strong>nn sie 4 mal stampft? Dann s<strong>in</strong>d die 4<br />

Jahreszeiten geme<strong>in</strong>t.<br />

Jetzt wird das Spiel umgedreht und die Schüler<strong>in</strong> zeigt<br />

verschiedene Be<strong>we</strong>gungen (je 7 mal oder 12 mal oder 4 mal)<br />

vor. Die Lehrer<strong>in</strong> muss genau mitzählen und raten. Volle<br />

Konzentration, bitte!<br />

Der selbst gebastelte Jahreskalender und die Jahreszeitenscheibe<br />

können dabei helfen, den Überblick zu bewahren.<br />

Messen und wiegen<br />

Wiegen und Messen s<strong>in</strong>d, ebenso wie der Umgang mit<br />

Zeit und Geld, e<strong>in</strong> „Mathematikproblem des Alltags“.<br />

Mengen und Längen zu vergleichen, von e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere zu verwandeln, stellt Menschen mit 46<br />

und 47 Chromosomen häufig vor e<strong>in</strong> großes Rätsel.<br />

Grundvoraussetzung dafür ist e<strong>in</strong> elementares Verständnis<br />

für die Invarianz e<strong>in</strong>erseits und das Dezimalsystem<br />

andererseits.<br />

78<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Lebenspraxis<br />

Alles auf e<strong>in</strong>en Blick<br />

Um die Umrechnung von cm <strong>in</strong> dm und m sowie die<br />

Umrechnung von g <strong>in</strong> dag und kg zu erleichtern, haben wir<br />

geme<strong>in</strong>sam mit Menschen mit Down Syndrom e<strong>in</strong>e Tabelle<br />

entwickelt. Sie zeigt auf e<strong>in</strong>en Blick, wie Angaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Kochbuch oder auf e<strong>in</strong>er Bastelanleitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere<br />

Maße<strong>in</strong>heit gebracht <strong>we</strong>rden können. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Eselsbrücke<br />

gefällig? „Kilo“ ist das griechische Wort für tausend. Also<br />

entspricht 1 Kilo-Meter 1000 Metern und 1 Kilo-Gramm<br />

1000 Gramm. Logisch, oder?<br />

Messen<br />

„Lang, länger, am längsten, kurz, kürzer, am kürzesten“: bevor der Schüler<br />

Mess<strong>in</strong>strumente kennen lernt, ist es wichtig, dass er diese Begriffe versteht<br />

und korrekt zuordnen kann. Neben der Länge ist es im Alltag auch spannend,<br />

die Höhe zu messen. Somit müssen auch die Begriffe „hoch, höher,<br />

am höchsten“ sowie „niedrig, niedriger, am niedrigsten“ vertraut se<strong>in</strong>.<br />

Körpermaße<br />

Die E<strong>in</strong>heiten der Längenmaße <strong>we</strong>rden dem Schüler durch<br />

das Abmessen von Alltagsgegenständen sowie se<strong>in</strong>es eigenen<br />

Körpers vertraut gemacht. Neben dem Kennenlernen der<br />

Begriffe „cm, dm, m“ ist die Erfassung mittels e<strong>in</strong>es eigenen<br />

Körpermaßes sehr hilfreich.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel:<br />

• Wie lang ist 1 cm? So lange, wie me<strong>in</strong> F<strong>in</strong>gernagel.<br />

• Wie lang ist 1 dm? So lange, wie me<strong>in</strong>e <strong>Hand</strong>.<br />

• Wie lang ist 1 m? So lange, wie ich selbst vom Kopf bis<br />

zum Knie.<br />

Abhängig von der Körpergröße des Schülers können <strong>in</strong>dividuelle<br />

Körpermaße festgelegt <strong>we</strong>rden, <strong>we</strong>lche im Alltag als<br />

Messe<strong>in</strong>heiten zur Ver<strong>we</strong>ndung kommen. „Ist das Buch länger<br />

als 1 dm, also länger als me<strong>in</strong>e <strong>Hand</strong>?“ „Wie lang könnte<br />

der Kasten se<strong>in</strong>, wie lang die Spaghetti-Nudel?“<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 79


Lebenspraxis<br />

Schätzübungen<br />

Wie viele „Hände“ (also dm) benötige ich von hier bis zur<br />

Tür? Reicht e<strong>in</strong>mal „Kopf-Knie“, um den Tisch abzumessen?<br />

Bei diesen Schätzübungen kommt viel Be<strong>we</strong>gung und noch<br />

sehr viel mehr Lachen <strong>in</strong>s Spiel. Denn gelegentlich s<strong>in</strong>d die<br />

die lustigsten Verrenkungen nötig, <strong>we</strong>nn die Schätzung nachgemessen<br />

<strong>we</strong>rden soll.<br />

Mess<strong>in</strong>strumente<br />

E<strong>in</strong> langer Papierstreifen genügt, um sich e<strong>in</strong> eigenes Metermaß zu basteln. 10<br />

mal wird die <strong>Hand</strong> dafür auf das Papier gelegt. Auch e<strong>in</strong> Zehnerstab, wie er zum<br />

Rechnen ver<strong>we</strong>ndet wird, kann zum Messen von 10 cm ver<strong>we</strong>ndet <strong>we</strong>rden.<br />

Wie e<strong>in</strong> Profi wird sich der Mess-Schüler fühlen, <strong>we</strong>nn er mit L<strong>in</strong>eal, Zollstab<br />

und Rollmaß arbeiten darf. Die mm-Unterteilungen sollten zu Beg<strong>in</strong>n am besten<br />

mit e<strong>in</strong>er <strong>we</strong>ißen Etikette überklebt <strong>we</strong>rden, <strong>we</strong>lche eventuell zu e<strong>in</strong>em späteren<br />

Zeitpunkt wieder entfernt wird.<br />

• Wer wirft mit dem Fühlsäckchen am <strong>we</strong>itesten?<br />

• Welcher Kirschkern kann am <strong>we</strong>itesten gespuckt <strong>we</strong>rden?<br />

• Wie <strong>we</strong>it kann das Spielzeugauto rollen? Wie stark muss es angestoßen <strong>we</strong>rden,<br />

dass es bis zur 20cm-Markierung fährt?<br />

• Wer baut den höchsten Turm aus Pappbechern?<br />

Wollfäden-Schätzen<br />

Der Schüler schneidet geme<strong>in</strong>sam mit dem Lehrer Wollfäden<br />

<strong>in</strong> der Länge von 1 cm, 5 cm, 1 dm, 5 dm und 1 m<br />

ab. Diese <strong>we</strong>rden auf Kärtchen mit den entsprechenden<br />

Längenangaben gelegt.<br />

Wieder heißt es: Augen zu! Der Lehrer gibt dem Schüler<br />

e<strong>in</strong>en der Fäden <strong>in</strong> die <strong>Hand</strong>, dieser soll mit geschlossenen<br />

Augen schätzen, wie lang der ist. Das leere Kärtchen bietet<br />

die Kontrollmöglichkeit.<br />

So groß b<strong>in</strong> ich!<br />

Mit e<strong>in</strong>er Körper-Messleiste, die an der Wand hängt, kann<br />

die eigene aktuelle Körpergröße des Schülers festgestellt<br />

<strong>we</strong>rden. Diese wird mit e<strong>in</strong>er Wäscheklammer markiert<br />

und mit dem Datum versehen. Nach e<strong>in</strong>igen Monaten<br />

erfolgt der Vergleich. Auch der Fuß kann auf e<strong>in</strong> Papier<br />

abgezeichnet <strong>we</strong>rden, daneben <strong>we</strong>rden die Schuhgröße<br />

und das Datum geschrieben. Was hat sich nach e<strong>in</strong>igen<br />

Monaten verändert?<br />

80<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Lebenspraxis<br />

Heim<strong>we</strong>rker aufgepasst!<br />

Der Lehrer plant geme<strong>in</strong>sam mit dem Schüler reale Alltags-<br />

Mess-Situationen.<br />

E<strong>in</strong>ige Beispiele:<br />

• „Das Bild benötigt e<strong>in</strong>en Rahmen, messen wir es ab“.<br />

Danach wird geme<strong>in</strong>sam der Rahmen e<strong>in</strong>gekauft.<br />

• „Der Schuhschrank muss hier <strong>in</strong> die Ecke passen.<br />

Messen wir sie ab.“ Auch der Schuhschrank soll im<br />

Anschluss geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>gekauft <strong>we</strong>rden.<br />

Wiegen<br />

Die Küchenwaage sowie die Badezimmerwaage s<strong>in</strong>d<br />

unverzichtbare Alltagsbegleiter, auch und gerade für<br />

Menschen mit Down Syndrom. Das Kochen e<strong>in</strong>erseits<br />

sowie die Gewichtskontrolle andererseits tragen <strong>we</strong>sentlich<br />

zur Lebensqualität bei. Das Abwiegen von Mengen<br />

ist dabei e<strong>in</strong> zentraler Bestandteil.<br />

Rucksack packen<br />

Was ist sch<strong>we</strong>r, was ist leicht?<br />

Der Schüler packt e<strong>in</strong>en Rucksack mit Gegenständen so<br />

lange e<strong>in</strong>, bis er ihn nicht mehr ohne Hilfe tragen kann.<br />

Nach e<strong>in</strong>igen erfolglosen Versuchen, den Rucksack aus<br />

dem Zimmer zu tragen, beg<strong>in</strong>nt er nun, diesen wieder<br />

auszupacken. Solange, bis er leicht geworden ist, und er<br />

den Rucksack am Rücken forttragen kann. Diese Erfahrung<br />

soll mit anderen Taschen und <strong>we</strong>iteren Gegenständen<br />

wiederholt <strong>we</strong>rden.<br />

Gewichte vergleichen<br />

Wieder wird das<br />

Verständnis für<br />

die Invarianz auf<br />

die Probe gestellt.<br />

Kann der kle<strong>in</strong>e<br />

Gegenstand<br />

wirklich gleich<br />

viel wiegen wie<br />

der große? Die e<strong>in</strong>fachste Waage ist e<strong>in</strong> Kleiderbügel, an<br />

dessen beiden Enden mit Schnüren 2 Pappbecher gehängt<br />

<strong>we</strong>rden. Der Kleiderbügel wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Türgriff oder an<br />

den Kleiderständer gehängt. Das Befüllen der Pappbecher<br />

mit kle<strong>in</strong>en Alltagsgegenständen wird spannende Erkenntnisse<br />

liefern.<br />

Auch die Frage „was ist sch<strong>we</strong>rer, was ist leichter?“ kann<br />

die Kleiderbügelwaage e<strong>in</strong>deutige Antworten liefern.<br />

Wichtig ist, dass der Schüler die beiden Gegenstände<br />

zuerst <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en beiden Händen wiegt und schätzt, um<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tuitives Verständnis für die Begriffe „sch<strong>we</strong>rer und<br />

leichter“ zu bekommen.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 81


Lebenspraxis<br />

1 Kilogramm<br />

Der Schüler lernt den Begriff „Kilogramm“ (plus die<br />

Abkürzung kg) kennen, <strong>in</strong>dem er <strong>in</strong> der Küche (oder<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lebensmittelgeschäft) nach Verpackungen mit<br />

dieser Aufschrift sucht (z.B. Reis, Nudeln, Mehl, Zucker).<br />

Diese Verpackungen <strong>we</strong>rden nun bewusst <strong>in</strong> die <strong>Hand</strong> genommen.<br />

So sch<strong>we</strong>r fühlt sich „1 kg“ an. Danach kommt<br />

die Küchenwaage zum E<strong>in</strong>satz. Wie zeigt sie 1 kg an?<br />

Und beim E<strong>in</strong>kauf im Geschäft, an der großen Gemüsewaage,<br />

<strong>we</strong>rden 1 kg Äpfel ebenso exakt gewogen wie 2 kg Kartoffeln.<br />

So sch<strong>we</strong>r b<strong>in</strong> ich<br />

Von der Küchenwaage geht es jetzt zur Körperwaage: der<br />

Schüler wiegt sich selbst und benennt se<strong>in</strong> Gewicht. Dies<br />

macht jedoch nur dann S<strong>in</strong>n, <strong>we</strong>nn der Schüler bereits <strong>in</strong><br />

jenem Zahlenraum rechnet, <strong>in</strong> dem se<strong>in</strong> Gewicht liegt.<br />

Vergleiche mit anderen Personen müssen sehr sensibel<br />

durchgeführt <strong>we</strong>rden, damit ke<strong>in</strong>e übergewichtige Person<br />

gekränkt wird.<br />

Besonders lustig ist es jedoch, sich selbst zu wiegen, se<strong>in</strong><br />

Gewicht aufzuschreiben und danach verschiedene leichte/<br />

sch<strong>we</strong>re Gegenstände <strong>in</strong> die <strong>Hand</strong> zu nehmen. Wie verändert<br />

sich das Gewicht, <strong>we</strong>nn der Schüler e<strong>in</strong>e sch<strong>we</strong>re Tasche<br />

<strong>in</strong> die <strong>Hand</strong> nimmt? Wie verändert sich das Gewicht,<br />

<strong>we</strong>nn er e<strong>in</strong>en Liter Milch <strong>in</strong> die <strong>Hand</strong> nimmt?<br />

dag- <strong>we</strong>r wiegt wie viel?<br />

Kuchenbacken<br />

Wenn der Schüler bereits im Zahlenraum 100 rechnet,<br />

lernt er den Begriff „Dekagramm“ (plus Abkürzung dag)<br />

kennen. Geme<strong>in</strong>sam mit dem Lehrer <strong>we</strong>rden Gegenstände<br />

gesucht, die der Schüler als „leicht“ e<strong>in</strong>schätzt, die also<br />

<strong>we</strong>niger als 1 kg wiegen. Nach dem geme<strong>in</strong>samen Abwiegen<br />

wird das Gewicht jedes Gegenstands auf e<strong>in</strong> Kärtchen<br />

geschrieben. Nun <strong>we</strong>rden alle Kärtchen vermischt und<br />

den Gegenständen wieder zugeordnet.<br />

Das Wiegen der Mengen beim Backen und Kochen soll<br />

sich am Zahlenraum des Schülers orientieren. Erst, <strong>we</strong>nn<br />

der Schüler im Zahlenraum 1000 rechnet, ist es s<strong>in</strong>nvoll,<br />

Angaben, wie 250 g, abzuwiegen. Dann gilt es, den Begriff<br />

Gramm (plus Abkürzung „g“) kennen zu lernen.<br />

Bis dah<strong>in</strong> gibt es leckere Becherkuchen, die ohne Waage<br />

e<strong>in</strong> erstes Verständnis für die Verhältnismäßigkeit von<br />

Mengen vermitteln.<br />

82<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Lebenspraxis<br />

12 Punkte<br />

Um e<strong>in</strong>erseits den Energiegehalt von Lebensmitteln und<br />

andererseits den Energieverbrauch durch Be<strong>we</strong>gung e<strong>in</strong>schätzen<br />

zu lernen, ist es für Menschen mit Down Syndrom am<br />

e<strong>in</strong>fachsten, mit e<strong>in</strong>em Punktesystem zu arbeiten. 1 Punkt<br />

steht dabei für rund 50 Kilokalorien. Dazu müssen Lebensmittel<br />

gewogen <strong>we</strong>rden.<br />

Wenn wir nun von e<strong>in</strong>em Energiebedarf von rund 2000<br />

Kilokalorien pro Tag ausgehen, so wären das 40 Punkte pro<br />

Tag. Doch Vorsicht: es dürfen nicht nur die Mahlzeiten gerechnet<br />

<strong>we</strong>rden, sondern auch deren Zubereitung (vor allem<br />

das Öl zum Kochen oder für den Salat), alle Getränke (Limonaden<br />

und Eistees enthalten bis zu 9 Stück Würfelzucker pro<br />

Glas) und alle Snacks zwischendurch.<br />

Grob geschätzt verbrauchen wir durchschnittlich bei rund<br />

15 M<strong>in</strong>uten Be<strong>we</strong>gung etwa 1 Punkt. (Dies ist natürlich von<br />

der Art der Be<strong>we</strong>gung und der Geschw<strong>in</strong>digkeit, mit der sie<br />

ausgeführt ist, abhängig). Der Schüler kann mithilfe se<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>dividuellen Punkteliste se<strong>in</strong>e eigene tägliche Kalorienzufuhr<br />

e<strong>in</strong>fach berechnen und diese dann se<strong>in</strong>em Energieverbrauch<br />

durch Be<strong>we</strong>gung gegenüberstellen.<br />

1 Punkt 200 g Blattsalat, oder 200 g Erdbeeren, oder 1 Teelöffel Butter<br />

2 Punkte 1 großer Apfel, oder 1 kle<strong>in</strong>e Banane, oder 2 Stück Kartoffeln, oder 1 Stück<br />

Kornspitz, oder 2 Teelöffel Marmelade, oder 1 Kugel Eis, oder 1 Glas Limonade<br />

3 Punkte 40 g Nudeln, oder 40 g Reis, oder ½ Semmelknödel, oder 55 g Pommes frites,<br />

oder 150 g Kartoffelsalat, oder 1 Kartoffelknödel<br />

4 Punkte 200 g Hühnerbrust, oder 140 g Lachs, oder 400 g Forelle, oder 1 Stück Obstkuchen,<br />

oder 10 Stück Butterkekse, oder 1 kle<strong>in</strong>es Croissant<br />

5 Punkte 150 g Sch<strong>we</strong><strong>in</strong>sschnitzel, oder 250 g Kalbsschnitzel<br />

6 Punkte 80 g Käse mit 45% F.i.T., oder 100 g Wurst, oder 70 g Salzgebäck, oder 1 Hamburger<br />

20 Punkte 1 Pizza<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 83


Lebenspraxis<br />

Taschenrechner, Rechenmasch<strong>in</strong>e,<br />

PC, <strong>Hand</strong>y<br />

Marion ist e<strong>in</strong>e 17jährige junge Lady mit Down Syndrom.<br />

Selbstbewusst nützt sie <strong>in</strong> ihrem Alltag technische<br />

Hilfsmittel zur Kommunikation, zur Lernunterstützung<br />

und zur Freizeitgestaltung. Der Taschenrechner, die<br />

Rechenmasch<strong>in</strong>e, das <strong>Hand</strong>y und der PC helfen Menschen<br />

mit Down Syndrom <strong>in</strong> ihrer Alltagsbewältigung.<br />

Deren Gebrauch vermittelt meist Selbstbewusstse<strong>in</strong> und<br />

das Gefühl von Eigenkompetenz. Das Angebot, technische<br />

Hilfsmittel e<strong>in</strong>zusetzen, sollte jedoch nicht zu früh<br />

erfolgen. Für all jene Menschen mit Down Syndrom,<br />

die Grundrechnungsarten im Zahlenraum 100 mit ihren<br />

beiden Händen bewältigen, sollte die Ver<strong>we</strong>ndung der<br />

Körpermaterialien immer Vorrang vor dem E<strong>in</strong>satz von<br />

Taschenrechnern haben, um Abhängigkeit zu m<strong>in</strong>imieren.<br />

Über den Zahlenraum 100 h<strong>in</strong>aus, zur Kontrolle<br />

von erhaltenem Wechselgeld sowie für all jene Menschen<br />

mit Down Syndrom, <strong>we</strong>lche Zähl- bzw. Rechenfertigkeiten<br />

unter Zuhilfenahme von (Körper)Materialien nicht<br />

bewältigen, sollte die Ver<strong>we</strong>ndung des Taschenrechners<br />

speziell tra<strong>in</strong>iert <strong>we</strong>rden.<br />

Besser getrennt!<br />

Bei allen technischen Hilfsmitteln ist darauf zu achten,<br />

dass die Felder mit den Ziffern und Rechenzeichen<br />

groß und deutlich vone<strong>in</strong>ander getrennt s<strong>in</strong>d. Alle nicht<br />

benötigten Felder <strong>we</strong>rden mit kle<strong>in</strong>en Etiketten e<strong>in</strong>färbig<br />

überklebt.<br />

Stopp-Kontrolle!<br />

Bei der Ver<strong>we</strong>ndung von technischen Hilfsmitteln ist es<br />

entscheidend, <strong>we</strong>niger auf die Schnelligkeit als vielmehr<br />

auf die Genauigkeit zu achten! Am Beispiel des Taschenrechners<br />

soll dies verdeutlicht <strong>we</strong>rden:<br />

E<strong>in</strong>gabe e<strong>in</strong>er Ziffer, danach folgt e<strong>in</strong> kurzer Stopp zur<br />

Kontrolle mit der Vorgabe. Erst dann erfolgt die E<strong>in</strong>gabe<br />

des Rechenzeichens, wieder stopp mit Kontrolle, danach<br />

der nächsten Ziffer, und so <strong>we</strong>iter, bis die Rechnung vollständig<br />

e<strong>in</strong>gegeben ist.<br />

84<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Lebenspraxis<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 85


Feuerste<strong>in</strong><br />

Mathematik<br />

und K<strong>in</strong>der mit Down-Syndrom<br />

Autoren:<br />

Naďa Kafková und Team, The Association of<br />

Parents and Friends of Children with Down<br />

Syndrome, Prag<br />

K<strong>in</strong>der müssen spezielle Begabungen<br />

und Fähigkeiten haben,<br />

um Mathematik zu verstehen<br />

und Ergebnisse und Erfolge zu erzielen.<br />

Unter K<strong>in</strong>dern mit DS können wir große<br />

Unterschiede <strong>in</strong> Bezug auf ihre mathematischen<br />

Fähigkeiten sehen. Das Problem<br />

ist, dass K<strong>in</strong>der ohne abstraktes mathematisches<br />

Denkvermögen und ohne die<br />

entsprechende Vorstellungskraft nicht<br />

am Zählen <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d. Sie lehnen<br />

Zählspiele ab, haben Schwierigkeiten<br />

damit, sich zu konzentrieren und lehnen<br />

dadurch unterbewusst jegliche mathematischen<br />

Tätigkeiten ab.<br />

Alle K<strong>in</strong>der müssen die Bedeutung<br />

dessen erfassen, was wir fordern und die<br />

positiven Auswirkungen auf ihren Alltag<br />

verstehen. Viele Menschen mit geistigen<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen haben Schwierigkeiten<br />

mit Zeitbegriffen wie der Zukunft.<br />

Auch ist der E<strong>in</strong>satz von Mathematik im<br />

Alltag schwierig oder sogar unmöglich.<br />

Sie messen Zeit im Hier und Jetzt.<br />

Der wichtigste Faktor überhaupt bei<br />

der Entwicklung und beim Erlernen<br />

von mathematischen Fähigkeiten ist die<br />

Motivation des K<strong>in</strong>des, mit anderen<br />

Menschen zusammenzuarbeiten, und<br />

zwar nicht nur mit den Lehrern, sondern<br />

auch im Rahmen des sogenannten<br />

„sozialen Lernens“ mit se<strong>in</strong>en Eltern oder<br />

anderen ihm nahestehenden Personen.<br />

Wie funktioniert das? Ich kann diese<br />

Frage nicht beantworten. Die Motivation<br />

hängt von den Interessen des K<strong>in</strong>des ab,<br />

<strong>we</strong>shalb es nicht möglich ist, hierfür e<strong>in</strong>e<br />

Anleitung zu erstellen. Die Mitarbeit<br />

und das Engagement der Familie s<strong>in</strong>d<br />

hier unabd<strong>in</strong>gbar. Es hängt hauptsächlich<br />

von den Eltern ab, ihrem K<strong>in</strong>d zu zeigen,<br />

<strong>we</strong>lche Not<strong>we</strong>ndigkeit Mathematik und<br />

Rechnen im Alltag spielen. E<strong>in</strong> Beispiel:<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der gehen gerne e<strong>in</strong>kaufen.<br />

Also gehen wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Supermarkt,<br />

<strong>we</strong>nn wir dabei s<strong>in</strong>d, die Menge 3 zu<br />

erlernen. Wir kaufen 3 Stück von den<br />

je<strong>we</strong>iligen Artikeln. Das K<strong>in</strong>d darf die<br />

Produkte alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Korb legen und die<br />

je<strong>we</strong>iligen Stücke zählen. Zuhause nimmt<br />

das K<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>käufe nache<strong>in</strong>ander aus<br />

dem Korb und verstaut sie.<br />

Das Ziel hierbei ist es, e<strong>in</strong> Gefühl für<br />

Menge zu schaffen.<br />

Viele K<strong>in</strong>der mit Down-Syndrom erreichen<br />

diese Fähigkeiten nicht, hauptsächlich<br />

deshalb, <strong>we</strong>il sie nicht <strong>in</strong> der Lage<br />

s<strong>in</strong>d, sich vollständig auf ihre Tätigkeit<br />

zu konzentrieren, vor allem dann nicht,<br />

<strong>we</strong>nn sie nicht unmittelbar an der Tätigkeit<br />

<strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d. Sie neigen dazu,<br />

zuvor beherrschte Fähigkeiten schnell zu<br />

vergessen, oder sie haben Schwierigkeiten<br />

damit, die erlernten Informationen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er anderen Situation anzu<strong>we</strong>nden.<br />

Die Entwicklung von kognitiven<br />

Fähigkeiten bei K<strong>in</strong>dern mithilfe der<br />

Methode der <strong>in</strong>strumentellen Bereicherung<br />

von Reuven Feuerste<strong>in</strong>:<br />

Das Programm der <strong>in</strong>strumentellen<br />

Bereicherung e<strong>in</strong>schließlich der dazugehörigen<br />

Arbeitsblätter ist nicht frei<br />

verfügbar, sondern kann nur von Personen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, die e<strong>in</strong> spezielles Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

hierfür absolviert haben. Nur ausgebildete<br />

Lehrer können mit diesem Programm<br />

arbeiten, die Materialien unterliegen dem<br />

Urheberrecht und dürfen nicht kopiert<br />

<strong>we</strong>rden. Deshalb ist es nicht möglich,<br />

Elemente aus der Feuerste<strong>in</strong>-Methode<br />

ohne das E<strong>in</strong>verständnis des Autors der<br />

Methode, R. Feuerste<strong>in</strong>, <strong>in</strong> unsere Methodik<br />

zu übernehmen.Es gibt ungefähr<br />

80 Ausbildungszentren <strong>we</strong>lt<strong>we</strong>it, die<br />

Kurse für Lehrer, Psychologen und Eltern<br />

anbieten. E<strong>in</strong>es dieser Zentren bef<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> Prag.<br />

Die Methode basiert auf 21 Lehrbüchern,<br />

die Instrumente genannt <strong>we</strong>rden.<br />

Jedes dieser Instrumente verbessert die<br />

Fähigkeit des K<strong>in</strong>des, e<strong>in</strong>en Themenbereich<br />

besser aufzunehmen, und damit<br />

die kognitiven Fähigkeiten <strong>we</strong>iterzuentwickeln.<br />

Die Lehrbücher enthalten<br />

Aufgaben, die mit Papier und Bleistift<br />

erledigt <strong>we</strong>rden, und mit denen je<strong>we</strong>ils<br />

e<strong>in</strong>e kognitive Grundfertigkeit tra<strong>in</strong>iert<br />

wird. Die eigentliche Arbeit liegt jedoch<br />

nicht dar<strong>in</strong>, vorgedruckte Arbeitsblätter<br />

auszufüllen, sondern <strong>in</strong> dem damit<br />

e<strong>in</strong>hergehenden Dialog. Der Lehrer unterhält<br />

sich mit dem Schüler und spricht<br />

verschiedene Themen und Situationen<br />

an. Er gibt Impulse für den Gedankengang,<br />

der zur Lösung des Problems<br />

benötigt wird und stellt Verb<strong>in</strong>dungen zu<br />

anderen Situationen her, die den Schüler<br />

<strong>in</strong>teressieren und <strong>in</strong> denen er bereits Erfahrungen<br />

gesammelt hat. Beide suchen<br />

dann nach e<strong>in</strong>er Lösung. Im Grunde genommen<br />

ist jede Antwort dieses Schülers<br />

zu dem je<strong>we</strong>iligen Thema richtig, aber<br />

... der Lehrer führt den Schüler zu der<br />

passendsten Antwort. Der Sch<strong>we</strong>rpunkt<br />

liegt hierbei auf der Entwicklung der<br />

Sprache, <strong>we</strong>il Sprache das Instrument jeder<br />

<strong>in</strong>tellektuellen Tätigkeit ist. Das K<strong>in</strong>d<br />

sollte <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, jeden Denkprozess<br />

und jede von ihm e<strong>in</strong>gesetzte Strategie zu<br />

beschreiben. Von absoluter Wichtigkeit<br />

ist die <strong>in</strong>nere Motivation. Das K<strong>in</strong>d muss<br />

86<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Feuerste<strong>in</strong><br />

motiviert se<strong>in</strong> zu lernen, lernen wollen,<br />

und die Gründe kennen, <strong>we</strong>shalb es dieses<br />

bestimmte Thema erlernt. Orientierung im<br />

Raum ist e<strong>in</strong>e der grundlegendsten Voraussetzungen<br />

für Erfolg <strong>in</strong> der Mathematik.<br />

Defizite bei dieser speziellen Wahrnehmungsform<br />

treten bei K<strong>in</strong>dern mit geistigen<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen relativ häufig<br />

auf und bee<strong>in</strong>flussen die Wahrnehmung<br />

der Realität <strong>in</strong>sgesamt. Die K<strong>in</strong>der haben<br />

häufig Schwierigkeiten damit Objekte<br />

und Zahlen mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Beziehung<br />

zu setzen. E<strong>in</strong> ähnliches Problem besteht<br />

häufig <strong>in</strong> der Wahrnehmung von Raum,<br />

<strong>we</strong>nn Objekte alle<strong>in</strong>e vorhanden s<strong>in</strong>d,<br />

ohne <strong>in</strong> Beziehung zu anderen Objekten<br />

zu stehen. Das K<strong>in</strong>d zeigt: Diese/das ....<br />

und gebraucht hierfür aber ke<strong>in</strong>e Begriffe<br />

wie zum Beispiel „oben“, „unten“,<br />

„rechts“, „davor“, „dah<strong>in</strong>ter“.<br />

Die Vorstellungskraft ist meist auch<br />

begrenzt, so dass K<strong>in</strong>der häufig wie folgt<br />

vorgehen: Versuch und Irrtum, d.h. sie<br />

können ke<strong>in</strong>e Beziehungen zwischen<br />

Objekten und Ereignissen herstellen,<br />

sondern verstehen sie als z<strong>we</strong>i nicht<br />

zusammengehörende Elemente. Der<br />

Wortschatz ist meist begrenzt, und sie<br />

ver<strong>we</strong>nden nur zeigende Pronomen. Zuerst<br />

sollten die Schüler die Existenz von<br />

Raum erfassen und praktisch üben, sich<br />

dar<strong>in</strong> zu be<strong>we</strong>gen. Ihre Auffassung von<br />

Raum ist egozentrisch. Wir arbeiten mit<br />

Bildern. Hierbei wird hauptsächlich mit<br />

Erzählungen und Beschreibungen e<strong>in</strong>es<br />

Bilds gearbeitet, bei dem wir rechtsräumliche<br />

Beziehungen feststellen. Das K<strong>in</strong>d<br />

lernt, mit den Wörtern „vorne“, „vorne<br />

rechts“, „h<strong>in</strong>ten rechts“, „unter“, „über“,<br />

„<strong>in</strong>nen“ und „außen“ zu arbeiten. Neben<br />

dem Arbeiten mit Bildern und Bildnissen<br />

schaffe ich auch Situationen direkt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum, <strong>in</strong> dem die Mutter, das<br />

K<strong>in</strong>d und ich uns bef<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> anderes<br />

Niveau wäre das Zeichnen von Elementen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Bild h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, und zwar nach<br />

verbalen An<strong>we</strong>isungen.<br />

Für K<strong>in</strong>der ist es spannend, die Funktionen<br />

und die Zusammensetzung von<br />

vielen D<strong>in</strong>gen zu untersuchen. Sie spielen<br />

gerne mit Bauklötzen oder setzen Puzzles<br />

zusammen. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d mit Defiziten <strong>in</strong><br />

der analytischen Wahrnehmung zeigt<br />

dieses Interesse nicht. Es kann <strong>in</strong> der<br />

tschechischen Sprache Worten ke<strong>in</strong>e<br />

Klänge zuordnen und umgekehrt. Es<br />

kann davon ausgegangen <strong>we</strong>rden, dass<br />

Probleme beim Erlernen von mathematischen<br />

Fähigkeiten auftreten <strong>we</strong>rden,<br />

und zwar dort, wo Analyse oder das<br />

Teilen <strong>we</strong>sentliche Funktionen s<strong>in</strong>d. Das<br />

Arbeiten mit e<strong>in</strong>em Bauste<strong>in</strong>kasten sowie<br />

Spiele ermöglichen es K<strong>in</strong>dern, e<strong>in</strong>zelne<br />

Teile e<strong>in</strong>es Ganzen zu sehen, e<strong>in</strong> Ganzes<br />

zu teilen und es wieder zusammenzusetzen<br />

und damit e<strong>in</strong>e Struktur zu schaffen.<br />

Analyse und Synthese s<strong>in</strong>d die grundlegenden<br />

Tätigkeiten.<br />

Für das K<strong>in</strong>d liegt die Anpassung<br />

und Orientierung <strong>in</strong> der Welt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Fähigkeit zu differenzieren und D<strong>in</strong>ge<br />

e<strong>in</strong>zuordnen. Das K<strong>in</strong>d entwickelt<br />

kognitive Strategien, mithilfe derer es<br />

se<strong>in</strong>e eigene Position oder se<strong>in</strong>e Veränderungen<br />

bei se<strong>in</strong>er Annäherung an die<br />

Realität erstellt. Das Teilen e<strong>in</strong>es Ganzen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Teile, unabhängig davon, ob<br />

es konkret oder abstrakt erfolgt, erfordert<br />

e<strong>in</strong>e gegebene Beziehungen zwischen<br />

e<strong>in</strong>em Ganzen und se<strong>in</strong>en Teilen sowie<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Teilen. Schüler<br />

lernen, zwischen Objekt und Ereignis<br />

zu unterscheiden. Sie lernen, e<strong>in</strong>zelne<br />

Schritte des Vorgangs zu verstehen, und<br />

dass das Ganze auf verschiedene Arten<br />

aufgeteilt <strong>we</strong>rden kann, aber immer<br />

wieder e<strong>in</strong> Ganzes ergibt.<br />

Wenn Schüler mit Bildern oder Worten<br />

arbeiten, vergleichen sie sie. Schüler<br />

erlernen die grundlegenden Fähigkeiten,<br />

die not<strong>we</strong>ndig s<strong>in</strong>d, um die Welt um<br />

uns herum zu verstehen. Nicht nur das<br />

Erkennen und Identifizieren von D<strong>in</strong>gen,<br />

sondern auch die Erkenntnis, dass D<strong>in</strong>ge<br />

<strong>in</strong> Beziehung zue<strong>in</strong>ander bestehen, bedeuten<br />

abstraktes Denken.<br />

Schüler arbeiten mit Bildern oder<br />

Vorstellungen. Wenn sie mit Bildern arbeiten,<br />

müssen sie die Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

z<strong>we</strong>ier Bilder bestimmen und erkennen,<br />

wo die Unterschiede liegen. Sie vergleichen<br />

D<strong>in</strong>ge, die sche<strong>in</strong>bar ziemlich<br />

verschieden s<strong>in</strong>d, jedoch können sie auch<br />

hier e<strong>in</strong>ige Geme<strong>in</strong>samkeiten erkennen.<br />

Vergleiche müssen <strong>in</strong> allen Lebenssituationen<br />

angestellt <strong>we</strong>rden.<br />

• Verglichen <strong>we</strong>rden zum Beispiel e<strong>in</strong><br />

Apfel und e<strong>in</strong>e Apfels<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong> Dorf<br />

und e<strong>in</strong>e Stadt, e<strong>in</strong>e Kirche und e<strong>in</strong>e<br />

Schule, e<strong>in</strong> Fahrrad und e<strong>in</strong> Auto.<br />

• Fragen wie „Wo liegen die Geme<strong>in</strong>samkeiten“?,<br />

„Welche Unterschiede<br />

bestehen“?, „Kann man das mit e<strong>in</strong>em<br />

Wort benennen“? <strong>we</strong>rden beantwortet<br />

• Z<strong>we</strong>i Gruppen von Objekten, die sich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er oder mehreren Eigenschaften<br />

unterscheiden (Anzahl, Gestalt,<br />

Größe, Richtung, Farbe ...) <strong>we</strong>rden<br />

verglichen.<br />

• Es wird gelernt, wie Vergleichskriterien<br />

gefunden und allgeme<strong>in</strong> ange<strong>we</strong>ndet<br />

<strong>we</strong>rden können.<br />

• Es wird gelernt, wie Objekte gemäß<br />

ihrer Ähnlichkeiten mit e<strong>in</strong>em gegebenen<br />

Modell oder nach momentaner<br />

Wichtigkeit sortiert <strong>we</strong>rden.<br />

• Es <strong>we</strong>rden Beispiele von D<strong>in</strong>gen gefunden,<br />

die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er oder mehreren<br />

Eigenschaften von e<strong>in</strong>em Muster<br />

unterscheiden oder ihm gleichen.<br />

Schüler lernen systematisch zu arbeiten,<br />

um Unterschiede zu beurteilen und ihre<br />

Eigenschaften zu bestimmen. Wir beurteilen<br />

und vergleichen gemäß aller Kriterien<br />

und Eigenschaften von konkreten<br />

Objekten zu abstrakten Konzepten.<br />

Schüler können e<strong>in</strong>zelne Informationen<br />

nur durch gegenseitigen Vergleich <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Ganzes e<strong>in</strong>fügen. Das Ziel ist es, Ihnen<br />

beizubr<strong>in</strong>gen, spontan neue Informationen<br />

mit bereits Bekannten zu vergleichen,<br />

und die Stabilität des Bekannten<br />

beizubehalten, auch <strong>we</strong>nn die Objekte<br />

verschieden s<strong>in</strong>d (z. B. 5 s<strong>in</strong>d immer 5,<br />

unabhängig davon, ob es Äpfel, Autos,<br />

Häuser usw. s<strong>in</strong>d.).<br />

Ich ver<strong>we</strong>nde viele praktische Übungen,<br />

zum Beispiel stelle ich e<strong>in</strong> Glas Milch<br />

und e<strong>in</strong>e Schüssel mit Zucker vor das<br />

K<strong>in</strong>d. Wir schauen dann, was beide D<strong>in</strong>ge<br />

geme<strong>in</strong>sam haben (beide Nahrungsmittel<br />

haben dieselbe Farbe) und wor<strong>in</strong><br />

sie sich unterscheiden (Geschmack,<br />

Form, Ursprung, Gebrauch ...). Wir<br />

vergleichen Spielzeuge, Figuren, Bilder,<br />

Tiere ... .. zuerst reale Objekte, dann<br />

vergleichen wir Bilder, und schließlich<br />

vergleichen wir nach verbaler An<strong>we</strong>isung.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 87


Feuerste<strong>in</strong><br />

Dies be<strong>in</strong>haltet auch das Vergleichen des<br />

Wertes von Zahlen, Mengen, Gewichten,<br />

Entfernungen.<br />

Wir erwarten, dass die Schüler die<br />

Fähigkeit haben, zu vergleichen, zu erkennen<br />

und zu unterscheiden. Sie lernen<br />

zu verallgeme<strong>in</strong>ern und gesammelte<br />

Informationen <strong>in</strong> übergeordnete Kategorien<br />

e<strong>in</strong>zuordnen. Wenn Kriterien zur<br />

Klassifizierung geschaffen s<strong>in</strong>d, lernen sie,<br />

dass e<strong>in</strong>e Auswahl von e<strong>in</strong>em eigentlichen<br />

Bedürfnis abhängt. Ähnliche Objekte<br />

können so wiederholt gemäß der gegebenen<br />

Kriterien <strong>in</strong> verschiedene Gruppen<br />

e<strong>in</strong>gefügt <strong>we</strong>rden.<br />

Übungsbeispiele:<br />

• Sortieren Sie e<strong>in</strong>fache D<strong>in</strong>ge wie zum<br />

Beispiel Würfel, Buntstifte, kle<strong>in</strong>e<br />

Räder nach Kriterien (Farbe, Größe).<br />

• Bestimmen Sie die Regeln für das Sortieren<br />

bzw. die Möglichkeiten, nach<br />

denen Sie sortieren können.<br />

• Suchen Sie verschiedene Elemente.<br />

• Stellen Sie das Ergebnis ihres Sortierens<br />

auf verschiedene Weisen dar.<br />

• Erlernen Sie komplexeres Sortieren<br />

nach mehreren Kriterien.<br />

Durch den Umgang mit unterschiedlichen<br />

Materialien lernt der Schüler,<br />

Zahlen<strong>we</strong>rte zu verstehen, was wiederum<br />

e<strong>in</strong>e <strong>we</strong>sentliche Voraussetzung für das<br />

erfolgreiche Erlernen der mathematischen<br />

Lehr<strong>in</strong>halte <strong>in</strong> der Grundschule ist. Das<br />

Konzept des Zählens und der Zahlen<br />

muss erlernt <strong>we</strong>rden, damit das K<strong>in</strong>d sich<br />

den Namen und das Aussehen der Zahl<br />

sowie die Anzahl der Elemente, die diese<br />

Zahl ausdrückt, vorstellen kann. K<strong>in</strong>der<br />

können e<strong>in</strong>e Zahlenfolge wie e<strong>in</strong> Gedicht<br />

leicht erlernen, jedoch entwickeln sie<br />

dadurch ke<strong>in</strong>e konkrete Vorstellung der<br />

je<strong>we</strong>iligen Zahl. Sie kennen zwar die Reihenfolge<br />

der Zahlen, wissen aber nicht,<br />

was e<strong>in</strong>s mehr bedeutet.<br />

E<strong>in</strong>e gute Aufgabe für den Schüler<br />

ist es, Gruppen mit e<strong>in</strong>er vorgegebenen<br />

Anzahl an D<strong>in</strong>gen zu erstellen. Zuerst<br />

s<strong>in</strong>d dies sehr e<strong>in</strong>fache Gruppen,<br />

nur z<strong>we</strong>i, dann drei Stück, damit der<br />

Vorgang automatisiert wird. Das K<strong>in</strong>d<br />

muss das Konzept der Zahlen verstehen<br />

und lernen, sie auf D<strong>in</strong>ge zu übertragen.<br />

Die Gruppen dürfen heterogen se<strong>in</strong>, die<br />

Anzahl der D<strong>in</strong>ge ist entscheidend. Sie<br />

lernen, dass z<strong>we</strong>i Gruppen mit z<strong>we</strong>i Elementen<br />

vier ergibt, machen drei Gruppen<br />

sechs usw. Die Form und die Farbe<br />

der D<strong>in</strong>ge mag unterschiedlich se<strong>in</strong>, aber<br />

dies bee<strong>in</strong>flusst nicht die Anzahl!<br />

Die Basis dafür, Mathematik zu verstehen,<br />

ist zu verstehen, wie sich e<strong>in</strong>e Zahl<br />

zusammensetzt. Das K<strong>in</strong>d sollte <strong>in</strong> der<br />

Lage se<strong>in</strong>, bis zur Zahl Zehn addieren zu<br />

können (vervollständigen Sie jede Zahl <strong>in</strong><br />

der Zahlenreihe von 1-10 bis zur Summe<br />

10). Diese Fähigkeit kann dann auf jegliche<br />

Beziehungen übertragen <strong>we</strong>rden.<br />

In der Tschechischen Republik<br />

haben wir sehr gute Erfahrungen damit<br />

gemacht, K<strong>in</strong>dern mit besonderen Bedürfnissen<br />

(e<strong>in</strong>schließlich DS) mathematische<br />

Kompetenzen beizubr<strong>in</strong>gen, und<br />

zwar nach der Step-by-Step-Methode<br />

(Autor und Tra<strong>in</strong>er ist Netty Engels,<br />

Niederlande). Diese Methode basiert auf<br />

dem rout<strong>in</strong>emäßigen Teilen der Zahlen<br />

von 1-10. Wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d dies (mit Zahlen<br />

1-10) sicher beherrscht, kann es diese<br />

Fähigkeiten auf die nächsten Zahlenreihen<br />

(1-100, 1- 1000…). an<strong>we</strong>nden.<br />

Nach der Methode der <strong>in</strong>strumentellen<br />

Bereicherung von Reuven Feuerste<strong>in</strong><br />

benutzt das K<strong>in</strong>d niemals se<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ger!<br />

Es kann zum besseren Verständnis des<br />

Werts von Zahlen e<strong>in</strong>ige Materialien,<br />

wie e<strong>in</strong> spezielles Rechenbrett benutzen<br />

(Abacus). Später jedoch (nachdem es mathematische<br />

Kompetenzen erlernt hat) ist<br />

es dem K<strong>in</strong>d nicht mehr erlaubt, jegliche<br />

Werkzeuge oder Materialien zu benutzen,<br />

sondern es muss aus<strong>we</strong>ndig zählen. Diese<br />

Methode wird kognitive Mathematik genannt<br />

und basiert auf den Pr<strong>in</strong>zipien der<br />

Reuven-Feuerste<strong>in</strong>-Methode sowie den<br />

langjährigen praktischen Erfahrungen<br />

von Frau Engels mit K<strong>in</strong>dern mit DS.<br />

Sehr wichtig für e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

Vermittlung des Stoffs und zufriedenstellende<br />

Ergebnisse bei K<strong>in</strong>dern mit DS ist<br />

e<strong>in</strong>e gute Zusammenarbeit des Lehrers<br />

mit den Schülern. Es hängt immer vom<br />

Lehrer ab, wie gut die Beziehung ist, die<br />

er zu se<strong>in</strong>em Schüler aufbaut, wie gut der<br />

Schüler ihn verstehen kann und wie sehr<br />

der Schüler gewillt ist, mit dem Lehrer<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

Wir können den Stoff nur vermitteln,<br />

<strong>we</strong>nn das K<strong>in</strong>d überzeugt ist, dass<br />

die Aufgaben ihm nutzen <strong>we</strong>rden und<br />

tatsächlich für ihn erstellt wurden. Das<br />

K<strong>in</strong>d muss wissen, was das Ziel dieser<br />

Lernaktivitäten ist, warum es diese<br />

speziellen Inhalte lernen soll und <strong>we</strong>lche<br />

Vorteile ihm das br<strong>in</strong>gt. Die Motivation<br />

muss an das Alter und die <strong>in</strong>tellektuellen<br />

Fähigkeiten des K<strong>in</strong>des angepasst se<strong>in</strong>.<br />

Literaturangaben<br />

www.centrum-cogito.cz<br />

MÁLKOVÁ,G. Zprostředkované učení (Mediated<br />

Learn<strong>in</strong>g),Prague: Portal 2009<br />

LEBEER,J.(Ed), Programy pro rozvoj myšlení<br />

dětí s odchylkami vývoje (Inclusive education<br />

of children with developmental difficulties<br />

through basic Skill Instruction and Developmental<br />

Education), Prague: Portal 2006,<br />

ISBN 80-7367-103-4<br />

88<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Montessori<br />

Montessori-Pädagogik<br />

von Elisabeth Beck<br />

Die Pädagogik Maria Montessoris<br />

bietet vielerlei Anregungen und<br />

Hilfen für die schulische Arbeit,<br />

besonders auch mit K<strong>in</strong>dern und Schülern<br />

mit Down Syndrom. Die wichtigsten<br />

Aspekte sollen hier kurz skizziert <strong>we</strong>rden.<br />

Montessori-Pädagogik ist ihrem Wesen<br />

nach <strong>in</strong>klusive Pädagogik<br />

Montessori-Pädagogik ist <strong>in</strong>klusive<br />

Pädagogik von ihrer Zielvorstellung her<br />

Maria Montessori, zur Ärzt<strong>in</strong> ausgebildet,<br />

vollzieht <strong>in</strong> der Zeit von 1896-1906 den<br />

Übergang von der Mediz<strong>in</strong> zur Pädagogik.<br />

Sie sieht nun nicht mehr nur das<br />

organisch kranke K<strong>in</strong>d als hilfsbedürftig<br />

an, sondern entwickelt e<strong>in</strong> Verständnis<br />

für die Probleme des devianten, d.h. des<br />

sich außerhalb der Norm entwickelnden<br />

K<strong>in</strong>des und erkennt die Not<strong>we</strong>ndigkeit,<br />

diesen K<strong>in</strong>dern zu helfen. Nun entwickelt<br />

sie den Ansatz ihrer Überlegungen,<br />

dem K<strong>in</strong>d, jedem K<strong>in</strong>d zu se<strong>in</strong>em<br />

wahren Wesen zu verhelfen. So fordert<br />

sie die Beseitigung sozialer Missstände<br />

durch Schulreformen, <strong>in</strong>sbesondere die<br />

Reform der Erziehung von K<strong>in</strong>dern mit<br />

besonde-ren Lebensherausforderungen.<br />

Sie hält Vorträge zu diesen Themen<br />

und übernimmt 1900 die Leitung e<strong>in</strong>es<br />

mediz<strong>in</strong>isch-pädagogischen Instituts mit<br />

angeschlossener Modellschule zur Ausbildung<br />

von Lehrern beh<strong>in</strong>derter K<strong>in</strong>der<br />

und setzt die Arbeit an der Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er spezifischen Methode zur Beobachtung<br />

und Betreuung fort (Helmut<br />

Heiland, Montessori, S. 34 f.) mit dem<br />

Ziel, „ihnen zur Unabhängigkeit von<br />

der Hilfe anderer und zur Menschenwürde<br />

zu verhelfen“. (zit. Nach Helmut<br />

Heiland,a.a.O, S. 38)<br />

So „ist e<strong>in</strong> Pluspunkt der Montessori-<br />

Methode die Allgeme<strong>in</strong>gültigkeit ihres<br />

Verfahrens: Es macht ke<strong>in</strong>en Unterschied,<br />

ob es sich um Menschen handelt,<br />

bei denen e<strong>in</strong>e geistige Beh<strong>in</strong>derung oder<br />

Hochbegabgung diagnostiziert wurde.<br />

Dieses Verfahren setzt nicht e<strong>in</strong>mal die<br />

Fähigkeit zum Sprechen voraus. Es kann<br />

also wichtige Erkenntnisse über die Polarisation<br />

der Aufmerksamkeit von Menschen<br />

mit sch<strong>we</strong>rsten Beh<strong>in</strong>derungen liefern“.<br />

(André Frank Zimpel, Der zählende<br />

Mensch, Gött<strong>in</strong>gen 2008, S. 83)<br />

Montessori Pädagogik ist <strong>in</strong>klusive<br />

Pädagogik von ihrer Methodik her<br />

Das Montessori Material<br />

Im allgeme<strong>in</strong>en Bewusstse<strong>in</strong> ist Maria<br />

Montessori vor allem bekannt durch die<br />

sog. Montessori-Materialien. So entwickelte<br />

sie Materialien, die u.a. mathematische<br />

Sachverhalte selbsterklärend enthalten.<br />

„Die Materialien sprechen sowohl<br />

den Seh.-, als auch den Tast-, Hör- und<br />

Gleichgewichtss<strong>in</strong>n an. Mit allen S<strong>in</strong>nen<br />

zu lernen bedeutete für Montessori aber<br />

nicht, alle S<strong>in</strong>ne auf e<strong>in</strong>mal anzusprechen.<br />

Es geht ihr vollkommen zu Recht<br />

vielmehr darum, die e<strong>in</strong>zelnen S<strong>in</strong>ne<br />

zu isolieren. Denn nur so können sie<br />

den K<strong>in</strong>dern bewusst <strong>we</strong>rden.“ (André<br />

Frank Zimpel, Der zählende Mensch,<br />

a.a.O. S. 83). Aus ihnen gestaltet sie für<br />

das K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e anregungsreiche Welt von<br />

Lernmöglichkeiten und Lernimpulsen<br />

– ausgerichtet genau auf die Bedürfnisse<br />

des <strong>in</strong>dividuellen K<strong>in</strong>des. Das Material<br />

soll durch Form die Aufmerksamkeit<br />

fesseln, Fehlerkontrolle e<strong>in</strong>schließen, um<br />

selbstständiges Lernen zu ermöglichen,<br />

und e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Eigenschaft (Gewicht,<br />

Form, Größe) isolie-ren, um Klarheit<br />

und Differenzierung zu erreichen.<br />

Aufgabe der Lehrkraft ist es dann alle<strong>in</strong>,<br />

den Kontakt zwischen K<strong>in</strong>d und Materialien<br />

anzubahnen, zu ermöglichen und<br />

beobachtend zu begleiten und so dem<br />

K<strong>in</strong>d zu Konzentration und Arbeit zu<br />

verhelfen. Hier ist das K<strong>in</strong>d das aktive<br />

Wesen und nicht die Lehrkraft, die Gegenstände<br />

die Hauptsache, und nicht die<br />

Lehrer<strong>in</strong>. Alle<strong>in</strong> das je<strong>we</strong>ilige K<strong>in</strong>d stellt<br />

Maria Mon-tessori <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />

ihres pädagogischen <strong>Hand</strong>elns, dessen<br />

ausschließliches Ziel es ist, es an die<br />

Arbeit mit den Materialien der vorbereiteten<br />

Umgebung heranzuführen und darüber<br />

zu wachen, dass e<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Arbeit<br />

vertieftes K<strong>in</strong>d nicht durch e<strong>in</strong> anderes<br />

gestört wird.<br />

Vorbereitete Umgebung bedeutet<br />

<strong>in</strong>klusive Umgebung<br />

Die so für das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell gestaltete<br />

„vorbereitete Umgebung“ wird aus all<br />

denjenigen Materialien gebildet, die sich<br />

aus der je<strong>we</strong>iligen Entwicklungsstufe des<br />

K<strong>in</strong>des und se<strong>in</strong>en sonstigen <strong>in</strong>dividuellen<br />

Bedürfnissen ergeben. Diese Um<strong>we</strong>lt<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 89


Montessori<br />

des K<strong>in</strong>des soll e<strong>in</strong> „bestimmtes Maß“<br />

haben, da Interesse und Konzentration<br />

<strong>in</strong> dem Grad wachsen, wie Verwirrendes<br />

und Überflüssiges ausgeschieden <strong>we</strong>rden.<br />

So wird dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Umgebung bereitet,<br />

die reich an <strong>in</strong>teressanten Aktivitätsmomenten<br />

ist und dabei e<strong>in</strong>en Arbeits<strong>we</strong>g<br />

eröffnet, der höhere D<strong>in</strong>ge aus<strong>we</strong>isen<br />

soll als die, von denen man bis jetzt annahm,<br />

sie seien für dieses Alter genügend.<br />

Diese Um<strong>we</strong>lt soll dem Lernen und der<br />

Arbeit den ger<strong>in</strong>gsten Widerstand leisten<br />

und so ist es Aufgabe des Pädagogen, alle<br />

vermeidbaren H<strong>in</strong>dernisse der Um<strong>we</strong>lt,<br />

die dieser Aufgabe entgegenstehen, zu<br />

verr<strong>in</strong>gern oder gänzlich zu entfernen.<br />

Gleichzeitig muss diese vorbereitete<br />

Umgebung Freiheit ermöglichen und<br />

anbieten. Durch genaue Beobachtung des<br />

K<strong>in</strong>des soll es dem Pädagogen gel<strong>in</strong>gen,<br />

die sensiblen Phasen <strong>in</strong> der Entwicklung<br />

se<strong>in</strong>es Schülers zu erkennen und durch<br />

e<strong>in</strong> geeignetes Materialangebot unterstützend<br />

zu nutzen.<br />

Aus dieser Beschreibung der „Vorbereiteten<br />

Umgebung“ wird deutlich, dass<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sol-chen Umfeld Inklusion<br />

möglich <strong>we</strong>rden kann. In der gesellschaftlichen<br />

Umgebung der Lerngruppe oder<br />

Schulklasse wird auch e<strong>in</strong>em beh<strong>in</strong>derten<br />

K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Lebens- und Lernraum<br />

ge-staltet, <strong>in</strong> dem es sich nach Maßgabe<br />

se<strong>in</strong>er eigenen Fähigkeiten, se<strong>in</strong>es eigenen<br />

Tempos und se<strong>in</strong>er eigenen Bedürfnisse<br />

entwickeln kann. Montessori-Pädagogik<br />

folgt dem Pr<strong>in</strong>zip der Individualisierung,<br />

ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d gleicht dem anderen, jede<br />

Biographie, auch die des K<strong>in</strong>des mit<br />

Down Syndrom, ist e<strong>in</strong>malig. Es gibt<br />

hier nur e<strong>in</strong>e Anpassung, nämlich die<br />

der vorbereiteten Lernumgebung an das<br />

K<strong>in</strong>d, nicht aber die des K<strong>in</strong>des an die<br />

soziale Umgebung der je<strong>we</strong>iligen Lerngruppe.<br />

Das je<strong>we</strong>ilige, <strong>in</strong>dividuelle K<strong>in</strong>d<br />

steht im Mittelpunkt des Interesses, nicht<br />

die Gruppe oder die Stellung des K<strong>in</strong>des<br />

zu und <strong>in</strong> ihr. So entwickelt es sich im<br />

Kontakt mit den Materialien und der<br />

Arbeit mit ihnen nach se<strong>in</strong>em je eigenen<br />

<strong>in</strong>neren Bauplan, den es vom Pädagogen<br />

zu respektieren und zu fördern gilt.<br />

Selbstverständlich ist Zusammenarbeit<br />

mit anderen K<strong>in</strong>dern erwünscht und gefördert,<br />

jedoch immer unter der Maßgabe,<br />

dass wirkliche Arbeit ermöglicht und<br />

nicht gestört wird.<br />

Selbständigkeit und die Freiheit beim<br />

Auswählen des Materials fördern das<br />

Entwickeln von Arbeits<strong>we</strong>isen und die<br />

geistige Tätigkeit der K<strong>in</strong>der: sie lernen<br />

planen, vorbereiten, e<strong>in</strong>teilen, überschauen,<br />

aufe<strong>in</strong>ander abstimmen, Absprachen<br />

treffen und mit anderen geme<strong>in</strong>sam<br />

arbeiten. Allerd<strong>in</strong>gs ist bei Schülern mit<br />

Down Syndrom manchmal e<strong>in</strong>e tiefe<br />

Scheu allem Neuen gegenüber beobachtbar.<br />

Somit ist es sehr wichtig, dass es<br />

dem Pädagogen gel<strong>in</strong>gt, das Interesse des<br />

K<strong>in</strong>des an e<strong>in</strong>er neuen Aufgabe zu <strong>we</strong>cken<br />

und Freude an der je<strong>we</strong>iligen Arbeit<br />

erfahrbar zu machen.<br />

Für die Arbeit mit dem Montessori<br />

Material gilt: falls das K<strong>in</strong>d nach e<strong>in</strong>er<br />

Lektion <strong>in</strong> der Ar-beit mit dem Material<br />

noch Fehler macht, soll es nicht verbessert<br />

<strong>we</strong>rden, da es ke<strong>in</strong>esfalls entmutigt<br />

<strong>we</strong>rden darf. Im Gegenteil <strong>we</strong>rden zaghafte<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Bemühen angeregt<br />

und bestärkt. Jedes der Materialien enthält<br />

e<strong>in</strong>e Fehlerkontrolle und ermöglicht<br />

so faktische und gefühlte Unabhängigkeit<br />

von der Kontrolle durch den Pädagogen.<br />

Nicht den gleichen Bekanntheitsgrad<br />

wie Montessoris Materialarbeit fanden<br />

ihre pädagogischen Vorstellungen.<br />

Auch <strong>we</strong>nn die Freiarbeit <strong>in</strong> schulischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen durchaus E<strong>in</strong>zug gehalten<br />

hat, s<strong>in</strong>d ihre <strong>we</strong>iteren Leitideen – sieht<br />

man ab von: „Hilf mir, es selbst zu tun“-<br />

nicht sehr verbreitet. Gerade diese pädagogischen<br />

Ideen sollten auch unabhängig<br />

von der Arbeit mit den Montessori-Materialien<br />

Verbreitung f<strong>in</strong>den, enthalten<br />

sie doch wichtige G-danken, die <strong>in</strong> der<br />

Arbeit mit Personen mit Down Syndrom<br />

sehr hilfreich se<strong>in</strong> können.<br />

Die „große Arbeit“ bei Montessori<br />

und „Flow“<br />

1990 veröffentlichte der Psychologe Mihaly<br />

Csikszentmihalyi e<strong>in</strong> Forschungsprojekt,<br />

um mit den Methoden der modernen<br />

Psychologie der Frage nachzugehen,<br />

wann Menschen am stärksten Glück<br />

empf<strong>in</strong>den. Die Untersuchung wurde<br />

<strong>we</strong>lt<strong>we</strong>it mit Menschen aller Altersklassen,<br />

der verschiedensten Ethnien, aus<br />

den unterschiedlichsten Kulturkreisen,<br />

verschiedenen gesellschaftlichen Klassen<br />

und unabhängig von Zivilisationsstand<br />

und Geschlecht durchgeführt. Das<br />

überraschende Ergebnis war, dass alle<br />

diese Menschen fast übere<strong>in</strong>stimmend<br />

beschrieben, bei <strong>we</strong>lchen Aktivitäten sie<br />

Freude oder Glück empfanden. Csikszentmihalyi<br />

beschreibt als Ergebnis se<strong>in</strong>er<br />

Forschung e<strong>in</strong>e <strong>Hand</strong>lung, die er flow-<br />

Erfahrung nennt und <strong>in</strong> der er folgende<br />

Elemente unterscheidet.<br />

Die Erfahrung f<strong>in</strong>det gewöhnlich statt,<br />

<strong>we</strong>nn wir uns der gestellten Aufgabe<br />

gewachsen fühlen (Korrelation zwischen<br />

Ziel und Kompetenzen der Person).<br />

1. Es muss gewährleistet se<strong>in</strong>, sich auf<br />

die Aufgabe zu konzentrieren<br />

(Konzentration).<br />

2. Die Aufgabe be<strong>in</strong>haltet deutliche<br />

Ziele.<br />

3. Sie liefert unmittelbare Rückmeldung.<br />

4. Die tiefe, mühelose H<strong>in</strong>gabe an die<br />

Erfüllung der Aufgabe verdrängt<br />

Sorgen und Frustrationen des Alltagslebens<br />

aus dem Bewusstse<strong>in</strong>.<br />

5. Sie vermittelt e<strong>in</strong> Gefühl von Kontrolle<br />

über die Tätigkeit.<br />

6. Die Sorge um das Selbst verschw<strong>in</strong>det,<br />

doch paradoxer<strong>we</strong>ise taucht das<br />

Selbstgefühl nach der flow-Erfahrung<br />

gestärkt wieder auf.<br />

7. Das Gefühl für Zeitabläufe verändert<br />

sich während des Geschehens.<br />

90<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Montessori<br />

Wenn man bedenkt, dass es bei der Gestaltung<br />

der „Vorbereiteten Umgebung“<br />

die Aufgabe der Lehrkraft ist, die Korrelation<br />

von Ziel und Kompetenzen des<br />

K<strong>in</strong>des sicherzustellen, die klaren Zielvorgaben<br />

durch das Montessori-Material<br />

selbst gewährleistet s<strong>in</strong>d und im Material<br />

selbst die unmittelbare Rückmeldung<br />

durch die immanente Fehlerkontrolle<br />

enthalten ist, liegt auf der <strong>Hand</strong>, dass<br />

beide, Montessori und Csikszentmihalyi,<br />

vom gleichen Phänomen sprechen. Mit<br />

se<strong>in</strong>em flow-Erlebnis me<strong>in</strong>t Csikszentmihalyi<br />

„so etwas wie e<strong>in</strong>en Aktivitätsrausch.<br />

Dabei gehen wie im Montessori-Experiment<br />

Aufmerksamkeit, Motivation und<br />

die Umgebung e<strong>in</strong>e produktive Harmonie<br />

e<strong>in</strong>.“ (André Frank Zimpel, Der zählende<br />

Mensch, a.a.O. S. 84)<br />

Für die pädagogische Arbeit mit<br />

Menschen mit Down Syndrom bedeutet<br />

es, dass es gel<strong>in</strong>gen kann – vorausgesetzt<br />

man arbeitet nach den Grundsätzen der<br />

Montessori-Pädagogik – dass auch diesen<br />

Menschen Lernerfahrungen von großer<br />

Freude möglich s<strong>in</strong>d. Erfahrungen mit<br />

montessorianischer Praxis haben gezeigt,<br />

dass dies tatsächlich bei Personen mit<br />

Down-Syndrom mit großer Deutlichkeit<br />

beobachtet <strong>we</strong>rden kann.<br />

So kann es dann geschehen, dass<br />

das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Arbeit vertiefte K<strong>in</strong>d mit<br />

Down Syndrom von se<strong>in</strong>er Umgebung<br />

plötzlich anders wahrgenommen wird.<br />

Im Vordergrund steht nun nicht mehr<br />

se<strong>in</strong>e Chromosomenveränderung, die<br />

ihm dies oder jenes zu tun ersch<strong>we</strong>rt<br />

oder gar unmöglich macht, sondern se<strong>in</strong>e<br />

H<strong>in</strong>gabe an die Arbeit, Konzentration,<br />

Fleiß und Ausdauer. Die E<strong>in</strong>schränkungen<br />

des Menschen treten <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund,<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Wahrnehmung der<br />

Umgebung nicht mehr bestimmend und<br />

es bahnt sich e<strong>in</strong> Prozess der „Normalisierung“,<br />

der Inklusion, an. Im sozialen<br />

Umfeld entwickelt sich Respekt vor der<br />

Leistung dieses Menschen, ist es doch<br />

e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit, dass jeder<br />

Mensch E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Tun<br />

unterworfen ist, die sich zwar graduell<br />

unterscheiden aber s<strong>in</strong>nvolles Tun<br />

generell nicht unmöglich machen. Oft<br />

aber wird Beh<strong>in</strong>derung als E<strong>in</strong>schränkung<br />

erlebt, die s<strong>in</strong>nvolles Tun nicht<br />

mehr möglich ersche<strong>in</strong>en lässt. Diese<br />

Inklusionsphänomene geschehen im<br />

unterrichtlichen Bereich auch und gerade,<br />

<strong>we</strong>nn das K<strong>in</strong>d mit Down Syndrom<br />

mit anderen Unterrichtsgegenständen<br />

oder –materialien beschäftigt ist, als die<br />

Mehrheit der Lerngruppe.<br />

S<strong>in</strong>nesmaterial und Material<br />

zur Mathematik<br />

Mit dem sog. „S<strong>in</strong>nesmaterial“ <strong>we</strong>rden<br />

dem K<strong>in</strong>d er<strong>we</strong>iterte <strong>we</strong>rtvolle<br />

Möglichkeiten zu prämathematischen<br />

Erfahrungen an die <strong>Hand</strong> gegeben oder<br />

es können damit bereits gemachte Um<strong>we</strong>lterfahrungen<br />

vertieft <strong>we</strong>rden. Diese<br />

<strong>we</strong>rden im Regelfall im Vorschulalter<br />

situationsgebunden und nicht durch das<br />

Umsetzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e formale Sprache oder<br />

durch das Durchführen e<strong>in</strong>er Rechnung<br />

bewältigt sondern so, dass dem konkreten<br />

Problem angepasste, flexible Lösungsverfahren<br />

entwickelt <strong>we</strong>rden. Mit dem<br />

S<strong>in</strong>nesmaterial soll die Vorarbeit für die<br />

eigentlich mathematischen Übungen<br />

geleistet <strong>we</strong>rden. Es soll die Isolierung der<br />

S<strong>in</strong>ne herbeiführen (z. B. des Gesichtss<strong>in</strong>ns),<br />

die Erkenntnis der verschiedenen<br />

Eigenschaften der D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>leiten<br />

(Größe, Dicke) und den Umgang mit<br />

z.B. Paarbildungen, Graduierung und<br />

Kontrasten ermöglichen. Die K<strong>in</strong>der sollen<br />

<strong>in</strong> die Lage versetzt <strong>we</strong>rden, aus ihren<br />

Erfahrun-gen Regeln zu entwickeln. Bei<br />

wiederholtem Umgang mit dem Material<br />

<strong>we</strong>rden darüber hi-naus Motorik und<br />

Sensorik tra<strong>in</strong>iert.<br />

Die eigentliche Arbeit im mathematischen<br />

Bereich beg<strong>in</strong>nt im Zahlenbereich<br />

von 0-10 mit verschiedenen Materialien,<br />

die gleichzeitig die je<strong>we</strong>ilige Menge<br />

darbieten, diese aber sofort mit den<br />

Ziffern komb<strong>in</strong>ieren und sogar die ersten<br />

e<strong>in</strong>fachen Rechenoperationen vornehmen.<br />

Montessori geht es zunächst um<br />

die Durchdr<strong>in</strong>gung des Zahlensystems<br />

und dann erst um das Rechnen. Ist das<br />

Zahlensystem durchschaut, kann z.B.<br />

Rechnen als e<strong>in</strong>e Abkürzung des Zählens<br />

verstanden <strong>we</strong>rden. Darauf folgt<br />

die Arbeit mit <strong>we</strong>iteren Materialien,<br />

die sich mit dem E<strong>in</strong>üben des l<strong>in</strong>earen<br />

Zählens beschäftigen, der E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong><br />

das Dezimalsystem mit dem Goldenen<br />

Perlenmaterial und die Operationen<br />

des Addierens, Subtrahierens, Multiplizierens<br />

und Dividierens zunächst mit<br />

diesem, später darüber h<strong>in</strong>aus mit<br />

<strong>we</strong>iteren, komplexeren Materialien. Die<br />

sehr große Vielfalt der Materialien bietet<br />

mathematische Aufgabenstellungen <strong>in</strong><br />

immer neuen, s<strong>in</strong>nlich erfahrbaren Beschäftigungsangeboten<br />

an. Auch verbleibt<br />

die Arbeit nicht im Rahmen des Zehnerbzw.<br />

Zwanzigerraums, <strong>in</strong> dem die übliche<br />

Förderpädagogik lange verbleibt, sondern<br />

geht sehr schnell über zu großen Zahlen<br />

von hundert aufwärts bis zum Tausender,<br />

sodass diese K<strong>in</strong>der zunächst erste Informationen<br />

über diese Mengen erhalten.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs zeigen die Erfahrungen, dass<br />

es fraglich ist, ob sich die mathematischen<br />

H<strong>in</strong>tergründe der Materialarbeit<br />

<strong>in</strong> diesen Zahlenbereichen den Schülern<br />

mit Down Syndrom wirklich erschließen.<br />

Vermutlich besteht die Gefahr, dass<br />

bei den verschiedenen Lektionen durch<br />

Imitationslernen lediglich Tätigkeiten<br />

e<strong>in</strong>geübt und <strong>Hand</strong>lungsabläufe antra<strong>in</strong>iert<br />

<strong>we</strong>rden, ohne dass der dah<strong>in</strong>terliegende<br />

S<strong>in</strong>n verstanden wird. Auf<br />

diese Weise kann sog. „träges Wissen“<br />

entstehen, das nicht auf andere Situationen<br />

übertragen und genutzt <strong>we</strong>rden oder<br />

auch An<strong>we</strong>ndung im Alltag f<strong>in</strong>den kann.<br />

Weiter kann so bei LehrerInnen der irrtümliche<br />

E<strong>in</strong>druck entstehen, die Schüler<br />

hätten den Lernstoff verstanden. Wie<br />

anders ließe sich dann das besonders bei<br />

jungen Erwachsenen mit Down Syndrom<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 91


Montessori/Numicon<br />

vielfach auftretende Phänomen erklären,<br />

dass nach dem Verlassen der Schule und<br />

im Verlauf der Berufstätigkeit große Teile<br />

der <strong>in</strong> der Schule erworbenen mathematischen<br />

Kompetenzen und Kenntnisse<br />

verschw<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e <strong>we</strong>itere Schwierigkeit<br />

kann bei motorischen Problemen <strong>in</strong> der<br />

<strong>Hand</strong>habbarkeit der sehr kle<strong>in</strong>en und<br />

zum Teil runden Materialteile bestehen.<br />

Hier muss sehr viel Konzentration auf<br />

den Umgang mit dem Material ver<strong>we</strong>ndet<br />

<strong>we</strong>rden, die dann für das Verständnis<br />

des eigentlichen mathematischen Vorgangs<br />

fehlen kann.<br />

Beobachtung<br />

Besondere Bedeutung kommt <strong>in</strong> der<br />

Montessori-Pädagogik der Beobachtung<br />

des Schülers zu. Das Augenmerk des<br />

Erziehers richtet sich hier vor allem auf<br />

die <strong>in</strong>dividuellen Besonderheiten <strong>in</strong> der<br />

Art der Durchführung der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Arbeiten, die Länge der Ausdauer, die<br />

Ordnung der <strong>Hand</strong>lungen und darauf,<br />

die Neigungen des K<strong>in</strong>des zu erkennen,<br />

um sie dann besser zu fördern. Über<br />

die Ermittlung des Entwicklungsstandes<br />

h<strong>in</strong>aus versucht e<strong>in</strong>e solche Art der<br />

Beobachtung „das Geheimnis des K<strong>in</strong>des<br />

zu ergründen“, dessen Entwicklung nur<br />

gefördert <strong>we</strong>rden kann, <strong>we</strong>nn man se<strong>in</strong>em<br />

verborgenen Wesen auf der Spur ist.<br />

Auch betont Montessori, dass man darauf<br />

vorbereitet se<strong>in</strong> müsse, Phänomene zu<br />

beobachten, die nicht auffällig s<strong>in</strong>d.<br />

Zusammenfassend kann gesagt <strong>we</strong>rden,<br />

dass die Montessori-Pädagogik e<strong>in</strong>en<br />

„Kosmos“ e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>es ausgefeilten pädagogischen<br />

Systems und andererseits e<strong>in</strong>er<br />

Fülle von Materialangeboten handelt, die<br />

hervorragend für die Förderung besonders<br />

auch von Menschen mit Down Syndrom<br />

geeignet s<strong>in</strong>d. Mit diesem System kann es<br />

gel<strong>in</strong>gen, Montessoris Forderung, „dem<br />

Leben zu helfen“ nachzukommen, die<br />

nicht nur dar<strong>in</strong> besteht, e<strong>in</strong>zelne Begabungen<br />

zu fördern, verschiedene Interessen zu<br />

<strong>we</strong>cken, sondern Ressourcen zu mobilisieren<br />

und den Menschen mit Down<br />

Syndrom lebenstüchtig, leistungswillig<br />

und gesellschaftsfähig zu machen.<br />

Numicon<br />

Numicon: H<strong>in</strong>ter diesem Namen<br />

verbirgt sich e<strong>in</strong> Rechenmaterial,<br />

das bereits über e<strong>in</strong>en längeren<br />

Zeitraum h<strong>in</strong> <strong>in</strong> England und Irland<br />

<strong>in</strong> zahlreichen K<strong>in</strong>dergärten und Grundschulen<br />

erfolgreich angewandt wird<br />

und mit dem im englischen Portsmouth<br />

e<strong>in</strong>e dreijährige Studie mit Schülern mit<br />

Down Syndrom durchgeführt wurde,<br />

um Erkenntnisse darüber zu gew<strong>in</strong>nen,<br />

<strong>in</strong>wie<strong>we</strong>it Numicon geeignet ist, diesen<br />

Personen mathematische Kenntnisse zu<br />

vermitteln.<br />

Die Ergebnisse, die die K<strong>in</strong>der auf<br />

standardisierten Messe<strong>in</strong>heiten erreichten,<br />

zeigten, dass K<strong>in</strong>der mit Down<br />

Syndrom, die Numicon benutzt hatten,<br />

bessere Fortschritte während e<strong>in</strong>es Jahres<br />

<strong>in</strong> ihren rechnerischen Fähigkeiten machten<br />

als K<strong>in</strong>der mit Down Syndrom, die<br />

das System nicht benutzt hatten. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

war die Differenz statistisch nicht<br />

signifikant. Es ist möglich, dass das Fehlen<br />

e<strong>in</strong>es signifikanten Effekts abhängig ist<br />

von der kle<strong>in</strong>en Zahl der <strong>in</strong> die Untersuchung<br />

<strong>in</strong>volvierten K<strong>in</strong>der und Grenzen<br />

der Messung, die benutzt wurden, um die<br />

Fähigkeiten der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />

Die Untersuchung ergab klar, dass alle<br />

K<strong>in</strong>der, die mit dem Material arbeiteten,<br />

Fortschritte machten und ihre mathematischen<br />

Fähigkeiten entwickelten. Nach<br />

dem ersten Jahr der Studie planten alle<br />

beteiligten Schulen, <strong>we</strong>iter mit Numicon<br />

zu arbeiten. Es zeigte sich deutlich, dass<br />

Material und Methode klar die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es frühen Zahlenkonzepts und<br />

sogar die Fähigkeit, zu rechnen unterstützen,<br />

ja, dass Numicon es e<strong>in</strong>igen K<strong>in</strong>dern<br />

ermöglichte, diese Fähigkeiten zum ersten<br />

Mal zu entwickeln. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

gestattet es dem Pädagogen, zu “sehen“,<br />

was das K<strong>in</strong>d denkt und sowohl Erfolg als<br />

auch Irrtümer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Denken festzustellen.<br />

Besonders gut geeignet ist Numicon<br />

für K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong>en visuellen und/<br />

oder multi-sensorischen Lernzugang haben.<br />

Se<strong>in</strong>e klare Strukturierung ermöglicht<br />

es dem Pädagogen, Wege zu f<strong>in</strong>den, um<br />

den Lehrplan <strong>in</strong> Mathematik zu differenzieren.<br />

Wegen se<strong>in</strong>er Attraktivität beschäftigen<br />

K<strong>in</strong>der sich sehr gern mit Numicon und<br />

gew<strong>in</strong>nen schnell Zuversicht, mit diesem<br />

Material mathematische Aufgabenstellungen<br />

erfolgreich lösen zu können.<br />

Das Numicon Material setzt sich<br />

zusammen aus buntfarbigen Plastikformen,<br />

Steckern, die an große Legoformen<br />

er<strong>in</strong>nern und verschiedenen Gegenständen<br />

(Steckplatten, e<strong>in</strong>em Fühl-sack,<br />

Drehscheiben, Zahlenstrahl), mit denen<br />

die Durchführung der verschiedenen<br />

Aktivitä-ten möglich wird. Es soll e<strong>in</strong><br />

Werkzeug zur Entwicklung des k<strong>in</strong>dlichen<br />

Zahlenverständnisses se<strong>in</strong>. Im Umgang<br />

mit ihm soll das K<strong>in</strong>d Fähigkeiten<br />

und Konzepte entwickeln, die es befähigen,<br />

diese auf neuartige Situationen, <strong>in</strong><br />

denen Zahlenverständnis erforderlich ist,<br />

anzu<strong>we</strong>nden. Um dies zu erreichen, betonen<br />

die Numicon-Autoren, wie wichtig<br />

es sei, Verb<strong>in</strong>dungen der Aktivitäten zu<br />

den realen Lebenssituationen zu schaffen.<br />

So verklammert das Material <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Übungsprogramm visuelle, auditive,<br />

taktile und kommunikative Bereiche mite<strong>in</strong>ander.<br />

Dies ist besonders bedeutend<br />

für K<strong>in</strong>der mit Lernschwächen, als sie<br />

nicht von selbst solche Verb<strong>in</strong>dungen und<br />

Verallgeme<strong>in</strong>erungen herstellen können.<br />

Indem Numicon-Muster und Bilder<br />

K<strong>in</strong>dern dabei helfen, zu „sehen“,<br />

wie viele D<strong>in</strong>ge vor ihnen liegen, da sie<br />

<strong>in</strong> systematischen, wiedererkennbaren<br />

92<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!


Numicon<br />

Mustern angeordnet <strong>we</strong>rden, wird durch<br />

das genaue Beobachten und Untersuchen<br />

der Muster, das Anfassen und Verb<strong>in</strong>den<br />

der Bilder erlernt, die Verb<strong>in</strong>dungen<br />

zwischen den Zahlen zu erkennen. Hier<br />

macht man sich die Tatsache zunutze,<br />

dass allgeme<strong>in</strong> Menschen auffällige,<br />

bildhafte Informationen bes-ser behalten<br />

können als auditive Informationen oder<br />

abstrakte, unauffällige Darbietungen.<br />

Sogar jene K<strong>in</strong>der, die auch mit Numicon<br />

nicht <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, zu e<strong>in</strong>em<br />

abstrakten Zahlenbegriff zu gelangen,<br />

können über die bildliche Vorstellung<br />

der geübten Aktivitäten doch <strong>in</strong> die Lage<br />

versetzt <strong>we</strong>rden, e<strong>in</strong>fache Rechnungen<br />

durchzuführen. Denn e<strong>in</strong> erfolgreicher<br />

Übergang <strong>in</strong> die Arithmetik setzt voraus,<br />

dass K<strong>in</strong>der über das re<strong>in</strong>e Zählen<br />

h<strong>in</strong>ausgehen und Zahlen als Ganzes erkennen<br />

können. „Sieben“ muss dann für<br />

das K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Ganzes darstellen und nicht<br />

e<strong>in</strong>en Zählvorgang. Um K<strong>in</strong>dern bei dem<br />

Schritt <strong>we</strong>g vom re<strong>in</strong>en Zählen zu helfen,<br />

muss es gel<strong>in</strong>gen, zu zeigen, wie sie ohne<br />

zu zählen feststellen können, wie viele<br />

D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sammlung s<strong>in</strong>d. Hier<br />

spielen Muster e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />

Mit Numicon lernt das K<strong>in</strong>d schnell<br />

• Formen, Muster und Mengen<br />

wieder zu erkennen,<br />

• durch die Aktivitäten Mengen zu<br />

erfassen ohne zu zählen und<br />

• Begriffsbilder zu entwickeln.<br />

Indem die K<strong>in</strong>der die Muster kennen<br />

lernen, sollen sie fähig <strong>we</strong>rden, diese vor<br />

ihrem geisti-gen Auge zu sehen. Wenn sie<br />

dazu <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong> mentales<br />

Bild von den Mustern aufgebaut haben,<br />

<strong>we</strong>rden sie <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, mit diesen<br />

Bildern mathematische Probleme zu lösen.<br />

So soll das Ziel erreicht <strong>we</strong>rden, dass<br />

jedes K<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e bestimmte Zahl<br />

e<strong>in</strong> Begriffsbild mit folgenden Inhalten<br />

entwickelt:<br />

Das Numicon Bild<br />

• e<strong>in</strong>e Position auf dem Zahlenstrahl<br />

• e<strong>in</strong>e Ziffer oder Ziffernfolge<br />

• e<strong>in</strong> Wort,<br />

• Bilder, auf denen die Zahl <strong>in</strong> beliebigen<br />

Anordnungen dargestellt ist,<br />

• Zählerfahrungen<br />

• und <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung damit Vorkommnisse<br />

im täglichen Leben.<br />

Die verschiedenen Aktivitäten bieten nun<br />

auf jeder der Aktionskarten im unteren<br />

Bereich e<strong>in</strong>e Anzahl der „Schlüsselwörter“,<br />

deren Gebrauch flankierend zu den<br />

Aktivitäten verstärkt geübt <strong>we</strong>rden sollte.<br />

Sie sollten, im normalen alltäglichen<br />

Lebensvollzug e<strong>in</strong>gebaut, die Be-griffsbildung<br />

fördern und ausbilden.<br />

Spielmöglichkeiten mit dem Material<br />

geben den K<strong>in</strong>dern die Chance, dieses<br />

auf je eigene Weise zu erkunden. K<strong>in</strong>der<br />

sollten frei mit Numicon experimentieren,<br />

auch schon, ehe sie willens oder<br />

<strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, das Material gezielt<br />

und z<strong>we</strong>ckgebunden e<strong>in</strong>zusetzen, und<br />

diese wichtige Spielphase kann und soll<br />

nicht abgekürzt <strong>we</strong>rden. So erlangen<br />

sie Vertrautheit mit dem Material und<br />

haben Freude daran, es zu nutzen. Auch<br />

während der Arbeit an e<strong>in</strong>er Aktivität ist<br />

immer die Möglichkeit zur Erforschung<br />

des Materials gestattet. Dabei kann das<br />

K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e eigenen überraschenden Ideen<br />

entwickeln und demonstrieren. Deshalb<br />

entwickeln die meisten K<strong>in</strong>der beim<br />

Arbeiten mit Numicon e<strong>in</strong>e zuversichtliche<br />

und selbstbewusste E<strong>in</strong>stellung und<br />

fühlen sich vom Arbeitsmaterial wie von<br />

der Thematik angezogen. Zusätzlich zu<br />

den Spielmöglichkeiten des Systems s<strong>in</strong>d<br />

zu allen Aktivitäten Spiele angegeben,<br />

die zusätzliche Gelegenheiten bieten, vor<br />

allem auch im häuslichen Rahmen, prämathematische<br />

Erfahrungen zu sammeln<br />

oder zu vertiefen.<br />

Diese beiden für den Lernerfolg<br />

überaus <strong>we</strong>rtvollen Möglichkeiten s<strong>in</strong>d<br />

zeitlich und organisatorisch <strong>in</strong> Schule<br />

und Förderunterricht sch<strong>we</strong>r zu bewältigen,<br />

s<strong>in</strong>d jedoch gerade für K<strong>in</strong>der mit<br />

Rechenschwäche ideal. Hier ist e<strong>in</strong>e Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmöglichkeit<br />

gegeben, die besonders<br />

gut im familiären Bereich des täglichen<br />

Lebens unauffällig geübt <strong>we</strong>rden kann.<br />

Jede Aktivität dieses Systems kann so<br />

mit Alltagsmaterialien und -tätigkeiten<br />

verbunden <strong>we</strong>rden.<br />

Das System besitzt für K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en<br />

hohen Aufforderungscharakter, haptische<br />

Qualitäten, die zum Berühren und Spielen<br />

e<strong>in</strong>laden, e<strong>in</strong>e Größe, die K<strong>in</strong>dern<br />

mit motorischen und Wahrnehmungsproblemen<br />

entgegenkommt und e<strong>in</strong>en<br />

störungsfreien Umgang mit dem Material<br />

erlaubt. Es ist klar, gut strukturiert, präsentiert<br />

das Zahlensystem deutlich und<br />

stellt visuell die Beziehungen zwischen<br />

den Zahlen dar (Addition und Subtraktion<br />

s<strong>in</strong>d leichter zu verstehen). Der<br />

logische Aufbau des Materials ermöglicht<br />

es K<strong>in</strong>dern ferner, ihr Augenmerk auf<br />

Wesentliches zu richten.<br />

Die Benutzung des Numicon-Materials<br />

erfordert ke<strong>in</strong>e spezielle Ausbildung,<br />

die An<strong>we</strong>isungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach und leicht<br />

zu verstehen und zu befolgen. Aus diesem<br />

Grunde ist es hervorragend auch für die<br />

Arbeit von Eltern mit ihren K<strong>in</strong>dern geeignet<br />

und so alle<strong>in</strong> ist auch die not<strong>we</strong>ndige<br />

Übungsdichte für e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

Arbeit zu gewährleisten.<br />

So wird e<strong>in</strong>e „angstfreie und auf<br />

Interessen gestützte Begegnung mit<br />

alten, wiederkehrenden und auch neuen<br />

Inhalten“ ermöglicht. Die Betonung des<br />

Systems liegt dar<strong>in</strong>, sich Zeit zu nehmen,<br />

um mathematische Fähigkeiten und<br />

Vorstellungen zu entwickeln, bevor man<br />

Zeit und Anstrengung darauf ver<strong>we</strong>ndet,<br />

diese Vorstellungen <strong>in</strong> schriftliche<br />

Symbole umzusetzen. Die gesamte<br />

Aufmerksamkeit wird hier alle<strong>in</strong> auf das<br />

Material gerichtet und die neu erlernten<br />

Fähigkeiten. Mit diesem Material soll die<br />

ganze Bandbreite kognitiver Fähigkeiten<br />

Unterstützung erfahren, bevor erst später<br />

an der Entwicklung spezifischer Kompetenzen<br />

gearbeitet <strong>we</strong>rden soll.<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 93


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 95


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 97


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 99


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 101


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 103


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 105


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 107


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 109


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 111


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 113


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 115


0<br />

3<br />

6<br />

9<br />

12<br />

15<br />

18<br />

1<br />

4<br />

7<br />

10<br />

13<br />

16<br />

19<br />

2<br />

5<br />

8<br />

11<br />

14<br />

17<br />

20<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 117


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 119


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 121


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 123


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 125


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 127


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 129


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 131


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 133


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 135


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 137


m<br />

dm<br />

cm<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

1 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

110 120 130 140 150 160 170 180 190 200<br />

mm<br />

10 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000<br />

kg<br />

dag<br />

g<br />

1<br />

4<br />

1<br />

2<br />

1 10 20 30 40 60 70 80 90 110 120 130 140 160 170 180 190<br />

25 50 75 100 125 150 175 200<br />

10 100 200 300 400 600 700 800 900<br />

250 500 750 1000<br />

h<br />

1<br />

4<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

m<strong>in</strong><br />

sec<br />

1 10 20 40 50 70 80 100 110<br />

15 30 45 60 75 90 105 120<br />

60 3600<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 139


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 141


2<br />

2<br />

30 M<strong>in</strong>. Radfahren<br />

30 M<strong>in</strong>. Spazieren<br />

30 M<strong>in</strong>. Joggen<br />

4 30 M<strong>in</strong>.<br />

Schwimmen<br />

4<br />

4<br />

4<br />

30 M<strong>in</strong>. Walken<br />

30 M<strong>in</strong>. Skaten<br />

<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 143


<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 145


KONTAKT<br />

Austria<br />

<strong>Vere<strong>in</strong></strong> „<strong>Hand</strong> <strong>in</strong> <strong>Hand</strong>“, Leoben<br />

E-mail: <strong>in</strong>stitut@down-syndrom.at<br />

Germany<br />

Deutsches Down-Syndrom InfoCenter, Lauf<br />

E-mail: ds.<strong>in</strong>focenter@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Italy<br />

Arbeitskreis Eltern Beh<strong>in</strong>derter (AEB)<br />

Associazione genitori di persone <strong>in</strong> situazione di handicap,<br />

Bozen/Bolzano<br />

E-mail: <strong>in</strong>fo@a-eb.net<br />

Czech Republic<br />

Společnost rodičů a přátel<br />

dětí s Downovým syndromem, Praha<br />

E-mail: downsyndrom@centrum.cz<br />

Denmark<br />

Professionshøjskolen UCC, København<br />

E-mail: ucc@ucc.dk<br />

Romania<br />

Fundaţia Centru Educaţional Soros, Miercurea Ciuc<br />

E-mail: sec@sec.ro

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!