Herausgeber_ Verein Hand in Hand - Yes we can
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<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!<br />
<strong>Herausgeber</strong>: <strong>Vere<strong>in</strong></strong> <strong>Hand</strong> <strong>in</strong> <strong>Hand</strong>
IMPRESSUM<br />
<strong>Herausgeber</strong>:<br />
<strong>Vere<strong>in</strong></strong> <strong>Hand</strong> <strong>in</strong> <strong>Hand</strong><br />
8700 Leoben, Austria<br />
www.downsyndromzentrum.at<br />
<strong>in</strong>stitut@down-syndrom.at<br />
© 2011<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nach- oder Abdruck sowie<br />
jed<strong>we</strong>de andere Veröffentlichung durch Pr<strong>in</strong>t- oder<br />
elektronische Medien, im Internet, durch Funk oder<br />
Fernsehen, dies auch auszugs<strong>we</strong>ise, ist nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung des <strong>Vere<strong>in</strong></strong>s <strong>Hand</strong> <strong>in</strong> <strong>Hand</strong> gestattet.<br />
Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission<br />
f<strong>in</strong>anziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung<br />
(Mitteilung) trägt alle<strong>in</strong> der Verfasser; die Kommission haftet<br />
nicht für die <strong>we</strong>itere Ver<strong>we</strong>ndung der dar<strong>in</strong> enthaltenen Angaben.
Inhalt<br />
Inhalt<br />
Alles, außer gewöhnlich! 4<br />
Das b<strong>in</strong> ich! 8<br />
Entwicklung des Körperschemas 8<br />
H<strong>in</strong>ter, vor, über, unter, neben: <br />
Alles rund um mich! 12<br />
Die Entwicklung der Raumlage 13<br />
Ohren spitzen! 18<br />
Die auditive Wahrnehmung 18<br />
Ich sehe etwas, das du nicht siehst 22<br />
Die visuelle Wahrnehmung 22<br />
E<strong>in</strong>s nach dem anderen … 26<br />
Die Entwicklung der Serialität 26<br />
Zählen im Zahlenraum 10 30<br />
Immer gleich viel! 40<br />
Die Entwicklung der Invarianz 40<br />
Ziffern 46<br />
Rechnen 50<br />
Zahlenraum 10 51<br />
Zahlenraum 20 53<br />
Zahlenraum 100 58<br />
Würfelpunkte 64<br />
Lebenspraxis 68<br />
Geld69<br />
Uhr71<br />
Kalender76<br />
Messen und wiegen 78<br />
Messen79<br />
Wiegen81<br />
Taschenrechner, Rechenmasch<strong>in</strong>e, PC, <strong>Hand</strong>y 84<br />
Mathematik <br />
und K<strong>in</strong>der mit Down-Syndrom 86<br />
Das Feuerste<strong>in</strong>-Konzept 86<br />
Montessori-Pädagogik 89<br />
Numicon 92<br />
Arbeitsblätter 95–145<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 3
Vorwort<br />
Alles, außer gewöhnlich!<br />
4<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Vorwort<br />
Alles außergewöhnlich? Ja! Alles, außer gewöhnlich!<br />
Es ist großartig, liebe Leser<strong>in</strong> und<br />
lieber Leser, dass Sie dieses Buch<br />
zur <strong>Hand</strong> genommen haben, um<br />
dar<strong>in</strong> zu lesen. Denn Sie haben damit<br />
den ersten Schritt getan, um Menschen,<br />
die mit dem Down Syndrom geboren<br />
wurden, auf ihrem Weg h<strong>in</strong> zur Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>er so genannten Alltagsmathematik<br />
zu unterstützen. Doch der bedeutendste<br />
Schritt liegt noch vor Ihnen:<br />
Sie müssen nämlich daran GLAUBEN,<br />
dass sie das auch schaffen <strong>we</strong>rden. IHR<br />
VERTRAUEN <strong>in</strong> die Fähigkeiten von<br />
Menschen mit dem gewissen Extra, <strong>we</strong>lches<br />
auch Down Syndrom genannt wird,<br />
ist der wichtigste Erfolgsfaktor! Im Laufe<br />
der Jahre haben wir, die Autor<strong>in</strong>nen<br />
dieses Buches, Hunderte von Menschen<br />
mit Down Syndrom unterschiedlichen<br />
Alters <strong>in</strong> ihrem mathematischen Vorwärtskommen<br />
begleiten dürfen. Hunderte<br />
von e<strong>in</strong>zigartigen Persönlichkeiten, die<br />
<strong>in</strong>dividuelle Lern<strong>we</strong>ge beschreiten.<br />
Wir <strong>we</strong>rden im Folgenden sowohl von<br />
„Schüler und Lehrer“ als auch von „Schüler<strong>in</strong><br />
und Lehrer<strong>in</strong>“ sprechen. Dazu z<strong>we</strong>i<br />
kle<strong>in</strong>e Erklärungen: mit „Lehrer“ s<strong>in</strong>d<br />
selbstverständlich all jene geme<strong>in</strong>t, die<br />
mit Menschen mit Down Syndrom leben<br />
und arbeiten. Also, Eltern, TherapeutInnen,<br />
K<strong>in</strong>dergärtnerInnen, FrühförderInnen,<br />
AssistentInnen, usw. Und „Schüler“<br />
steht allgeme<strong>in</strong> für K<strong>in</strong>der, Jugendliche<br />
und Erwachsene mit Down Syndrom.<br />
Um sowohl <strong>we</strong>ibliche als auch männliche<br />
Lernende und Lehrende gleichberechtigt<br />
zu behandeln, <strong>we</strong>chselt die Ver<strong>we</strong>ndung<br />
des Geschlechts im Buch <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Kapiteln, genauso, wie die Auswahl<br />
der Fotos re<strong>in</strong> zufällig getroffen wurde.<br />
Aber egal, ob Jungen oder Mädchen,<br />
Männer oder Frauen: die mathematische<br />
Entwicklung beg<strong>in</strong>nt ke<strong>in</strong>esfalls mit dem<br />
ersten Zählen oder Rechnen.<br />
Die Wurzeln liegen <strong>in</strong> der frühen<br />
K<strong>in</strong>dheit, nämlich <strong>in</strong> der Entwicklung<br />
des Körperschemas. In diesem Buch s<strong>in</strong>d<br />
zahlreiche Spielvorschläge zur Ausreifung<br />
der so genannten Basisfertigkeiten<br />
dargestellt. Dazu gehören vor allem das<br />
Körperschema, die visuelle und auditive<br />
Wahrnehmung, die Raumorientierung<br />
und die Serialität. Beg<strong>in</strong>nen Sie bitte unbed<strong>in</strong>gt<br />
<strong>in</strong> diesen Bereichen zu arbeiten,<br />
denn ohne Fundament kann ke<strong>in</strong> Haus<br />
gebaut <strong>we</strong>rden. Alle Übungsvorschläge<br />
s<strong>in</strong>d nach dem Pr<strong>in</strong>zip „Vom Leichten<br />
zum Sch<strong>we</strong>ren“ dargestellt.<br />
Was ist noch wichtig?<br />
Bevor Sie mit Ihrem Schüler arbeiten, ist<br />
es nötig, den Entwicklungsstand se<strong>in</strong>er<br />
Basisfertigkeiten, wie sie <strong>in</strong> den ersten<br />
Kapiteln des Buches dargestellt s<strong>in</strong>d, zu<br />
erfassen. Lernen Sie geme<strong>in</strong>sam mit Ihrem<br />
Schüler die Materialien der „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong><br />
<strong>can</strong>!“- Box kennen. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Farbe,<br />
Form und Ästhetik klar strukturiert und<br />
e<strong>in</strong>fach gestaltet, ihr E<strong>in</strong>satz eignet sich<br />
für die unterschiedlichsten Lernniveaus.<br />
Probieren Sie am besten die e<strong>in</strong>zelnen<br />
vorgeschlagenen Spiele aus. Jene davon,<br />
die für Ihre Schüler<strong>in</strong> eher knifflig s<strong>in</strong>d,<br />
eignen sich bestens für ihre Förderung.<br />
Gehen Sie Kapitel für Kapitel durch<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 5
Vorwort<br />
und passen Sie den Schwierigkeitsgrad<br />
an das Entwicklungsalter (nicht an das<br />
Lebensalter!) Ihrer Schüler<strong>in</strong> an. Auch<br />
ältere Schüler<strong>in</strong>nen benötigen vielfach<br />
Angebote zur Nachreifung des Körperschemas,<br />
der visuellen und auditiven<br />
Wahrnehmung, der Raumorientierung<br />
und der Serialität.Wenn Ihre Schüler<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bereichen der Basisfertigkeiten<br />
bereits große Kompetenzen zeigt,<br />
überspr<strong>in</strong>gen Sie diese Spielvorschläge<br />
e<strong>in</strong>fach. Jede Schüler<strong>in</strong> soll dort abgeholt<br />
<strong>we</strong>rden, wo sie gerade steht. So genießt<br />
sie rasch Erfolgserlebnisse und gew<strong>in</strong>nt<br />
dadurch Selbstvertrauen für zunehmend<br />
komplexere Aufgabenstellungen.<br />
Vertauschen Sie bei den Spielen zur<br />
Entwicklung der Basisfertigkeiten so oft<br />
als möglich die Rollen: also Ihr Schüler<br />
wird zum Lehrer, Sie selbst zum Lernenden.<br />
Das ermöglicht beiden Seiten<br />
spannende Perspektiven, er<strong>we</strong>itert das<br />
<strong>Hand</strong>lungsrepertoire Ihres Schülers und<br />
gibt ihm Verantwortung.<br />
Schüler, die bereits im Schulalter,<br />
jugendlich oder erwachsen s<strong>in</strong>d, können<br />
neben der Ausreifung der Basisfertigkeiten<br />
bereits Angebote zum F<strong>in</strong>ger-Zählen<br />
erhalten. Im Kapitel „Zählen“ s<strong>in</strong>d dazu<br />
zahlreiche Anregungen zu f<strong>in</strong>den. F<strong>in</strong>gerspiele<br />
unterstützen die Entwicklung<br />
der Koord<strong>in</strong>ation und fe<strong>in</strong>motorischen<br />
Geschicklichkeit.<br />
Es ist entscheidend, dass Sie sich zuvor<br />
mit der Methodik vertraut gemacht<br />
haben. Das Video „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“ lehrt Sie<br />
Schritt für Schritt die Technik des Zählens<br />
und Rechnens mit den F<strong>in</strong>gern. Bedenken<br />
Sie bitte, dass sich das Begreifen<br />
aus dem Greifen entwickelt. Durch den<br />
E<strong>in</strong>satz von Körpermaterialien, also der<br />
F<strong>in</strong>ger und Hände, <strong>we</strong>rden e<strong>in</strong>erseits das<br />
<strong>Hand</strong>schema entwickelt und andererseits<br />
die für das Rechnen zuständigen Bereiche<br />
im Gehirn aktiviert. Das Beste daran ist<br />
aber die Tatsache, dass die Rechenmaterialien<br />
stets griffbereit s<strong>in</strong>d, denn unsere<br />
Hände begleiten uns auf Schritt und<br />
Tritt. In allen Alltagssituationen stehen<br />
sie uns zur Verfügung und… es geht<br />
nichts verloren! Immer und überall genau<br />
10, aufgeteilt auf z<strong>we</strong>imal 5, praktischer<br />
geht´s nicht. Die meisten Menschen mit<br />
dem gewissen Extra profitieren von<br />
6<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Vorwort<br />
Sie immer an den Interessensgebieten<br />
und Hobbys Ihrer Schüler<strong>in</strong> an, denn<br />
genau dort f<strong>in</strong>det Identifikation statt! Wo<br />
liegt ihre Sammelleidenschaft, <strong>we</strong>lche<br />
Musik-, Sport-, Film- oder Comic-Idole<br />
verehrt sie, was versetzt sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Flow-<br />
Zustand? Wenn Sie diesen Punkt f<strong>in</strong>den,<br />
müssen Sie sich ke<strong>in</strong>e Gedanken mehr<br />
darüber machen, wie Sie Ihre Schüler<strong>in</strong><br />
zum Rechnen motivieren können. Die<br />
positiven Gefühle, die mit damit verbunden<br />
s<strong>in</strong>d, schwappen von selbst auf die<br />
Mathematik über.<br />
Der entscheidende Punkt ist, den neuen<br />
Lernstoff mit bereits Bekanntem aus<br />
dem Leben Ihrer Schüler<strong>in</strong> zu verb<strong>in</strong>den.<br />
Der Satz: „Das ist so, wie …“ kann dabei<br />
zum Türöffner <strong>in</strong>s Reich der Zahlen <strong>we</strong>rden.<br />
Für mathematische Inhalte lassen<br />
sich sehr viele Bezüge zur alltäglichen<br />
und vertrauten Lebens<strong>we</strong>lt von Menschen<br />
mit Down Syndrom f<strong>in</strong>den: vom<br />
E<strong>in</strong>kaufen über das Lesen der Uhrzeit im<br />
Fernsehprogramm, die Benützung e<strong>in</strong>es<br />
Mobiltelefons oder die gerechte Aufteivisuellen<br />
Lernangeboten. Durch Beobachtung<br />
und Nachahmung bekommen<br />
sie den „Durchblick“, Be<strong>we</strong>gung unterstützt<br />
die Entwicklung ihres mathematischen<br />
Grundverständnisses. Die Zugänge<br />
und Herangehens<strong>we</strong>isen <strong>in</strong> die Welt der<br />
Zahlen s<strong>in</strong>d vielfältig. Neben kurzen<br />
E<strong>in</strong>führungen <strong>in</strong> die Feuerste<strong>in</strong>-, Montessori-<br />
und Numicon-Konzepte wird<br />
<strong>in</strong> diesem Buch die praxiserprobte „<strong>Yes</strong>,<br />
<strong>we</strong> <strong>can</strong>!“ Methode als EIN Weg zum<br />
Ziel dargestellt. Diese ist hocheffizient!<br />
Lassen Sie sich darauf e<strong>in</strong> und freuen Sie<br />
sich geme<strong>in</strong>sam mit Ihren Schülern am<br />
Fortschritt und Gel<strong>in</strong>gen.<br />
Nur entspannte Gehirne können<br />
lernen! Dazu gehören e<strong>in</strong>e vertraute Atmosphäre,<br />
viel Lachen und e<strong>in</strong> herzlicher<br />
persönlicher Kontakt zu Ihrer Schüler<strong>in</strong>!<br />
Erst auf der Grundlage des gegenseitigen<br />
Vertrauens entwickelt sich die Chance,<br />
vorwärts zu kommen und sich neuen<br />
Inhalten zuzu<strong>we</strong>nden. Begeisterung<br />
dafür entsteht durch den eigenen <strong>in</strong>dividuellen<br />
Bezug zum Thema. Knüpfen<br />
lung der Erdbeeren unter den Geschwistern.<br />
Eigenes Taschengeld, um <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o<br />
gehen zu können, Selbstverdientes für<br />
e<strong>in</strong>en Tagesausflug: „alles ist Zahl“, wie<br />
schon Pythagoras wusste.<br />
Lern<strong>in</strong>halte, die jedoch <strong>we</strong>der an<br />
schon verfügbare Wissens<strong>in</strong>halte noch<br />
an aktuelle Lebensbezüge, Interessen<br />
und Hobbys des Lernenden mit Down<br />
Syndrom anknüpfen können, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
Durchlaufposten für se<strong>in</strong> Gehirn.<br />
Lernangebote, die von Menschen mit<br />
Down Syndrom abgelehnt <strong>we</strong>rden, docken<br />
nicht an deren Lebens<strong>we</strong>lt an.<br />
Wenn Sie Lust dazu haben, gestalten<br />
Sie mit Ihrem Schüler e<strong>in</strong>en „Rechen-Führersche<strong>in</strong>“.<br />
Dieses „offizielle Dokument“<br />
wird mit se<strong>in</strong>em Namen und se<strong>in</strong>em Foto<br />
versehen und zeigt alle erreichten Lernschritte<br />
an. Der Weg ist das Ziel.<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber Leser! Sie wissen,<br />
auch der längste Weg beg<strong>in</strong>nt mit dem ersten<br />
Schritt. Den haben Sie ja schon getan,<br />
als Sie dieses Buch zur <strong>Hand</strong> genommen<br />
haben, also bleiben Sie bitte <strong>in</strong> der Spur!<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 7
Körperschema<br />
Das b<strong>in</strong> ich!<br />
Augen schließen<br />
Entwicklung des Körperschemas<br />
Jana, e<strong>in</strong> sechsjähriges Mädchen mit Down Syndrom, zeichnet<br />
sich selbst als Kopffüßler mit großen Augen. Sie lernt gerade,<br />
die Körperteile an sich selbst und an anderen wahrzunehmen<br />
und zu benennen. Da sie sich immer wieder an<br />
Tischkanten anstößt und über ihre eigenen Be<strong>in</strong>e stolpert,<br />
profitiert Jana <strong>in</strong>sbesondere von Übungen, die ihr ihre<br />
eigenen Körpergrenzen bewusst machen.<br />
Mückenstich<br />
Körperteile benennen und gleichzeitig e<strong>in</strong>cremen, mit e<strong>in</strong>er<br />
<strong>we</strong>ichen Bürste massieren oder mit e<strong>in</strong>er Feder streicheln.<br />
Jene Körperteile, die paar<strong>we</strong>ise vorhanden s<strong>in</strong>d, wie Ohren,<br />
Augen, Arme, Be<strong>in</strong>e kommen h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander dran.<br />
E<strong>in</strong>zelne Körperteile mit kalten oder warmen Packs (Apotheke)<br />
belegen.<br />
Mückenstich: der F<strong>in</strong>ger der Spielpartner<strong>in</strong> sticht die<br />
Schüler<strong>in</strong> mit leichtem Druck an e<strong>in</strong>er Stelle ihres Körpers.<br />
Diesen soll sie an sich selbst und an der Spielpartner<strong>in</strong><br />
wieder f<strong>in</strong>den und benennen.<br />
Die Augen auch im wachen Zustand für kurze Zeit schließen<br />
zu können, benötigt e<strong>in</strong>e große Portion Vertrauen<br />
<strong>in</strong> unsere S<strong>in</strong>ne. Besonders der Sehs<strong>in</strong>n gibt Menschen<br />
mit Down Syndrom Sicherheit. Diesen für kurze Zeit<br />
ausschalten zu können, unterstützt die Entwicklung von<br />
<strong>in</strong>neren Vorstellungsbildern und damit des Abstraktionsvermögens.<br />
E<strong>in</strong>e große Schachtel mit vielen Pölstern kann<br />
der Schüler<strong>in</strong> dabei helfen. Sie setzt sich <strong>in</strong> ihr „Nest“<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und spürt Begrenzungen von allen Seiten. Nun<br />
schließt sie für e<strong>in</strong>ige Sekunden die Augen, vielleicht<br />
<strong>we</strong>rden dazu e<strong>in</strong>ige Takte Musik gespielt. Erst dann, <strong>we</strong>nn<br />
sie sich wirklich sicher fühlt und ihre Augen etwa 10<br />
Sekunden lang geschlossen halten kann (das kann unter<br />
Umständen Wochen bis Monate dauern), wird der Fußteil<br />
<strong>we</strong>g geschnitten, später nache<strong>in</strong>ander die beiden Seitenteile,<br />
am Schluss die Rückenlehne. Nun liegt die Schüler<strong>in</strong><br />
auf ihren Pölstern und kann für knapp e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute lang<br />
ihre Augen geschlossen halten. Vielleicht hört sie während<br />
dieser Zeit e<strong>in</strong>e Geschichte oder e<strong>in</strong> Musikstück?<br />
8<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Körperschema<br />
S<strong>in</strong>gen, tanzen, klatschen, Schatten <strong>we</strong>rfen<br />
Viele Lieder, Klatschspiele, Tänze und Be<strong>we</strong>gungsübungen machen spielerisch e<strong>in</strong>zelne<br />
Körperteile bewusst und schulen die Kraftdosierung sowie die Be<strong>we</strong>gungsplanung.<br />
Besonders ist darauf zu achten, dass beide Hände mitarbeiten.<br />
Lustige F<strong>in</strong>gerspiele legen e<strong>in</strong>e hervorragende Basis für die Entwicklung mathematischer<br />
Kompetenzen!<br />
Klettern, Hüpfen und Ballspiele erfordern e<strong>in</strong> koord<strong>in</strong>iertes Zusammenspiel unserer<br />
S<strong>in</strong>nesorgane, des Gehirns und der Muskulatur im grobmotorischen Bereich.<br />
Beim Schatten<strong>we</strong>rfen imitiert die Schüler<strong>in</strong> die Be<strong>we</strong>gungen der Lehrer<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem<br />
sie neben ihr steht. Die Be<strong>we</strong>gungen sollten zunächst nur auf e<strong>in</strong>e Körperseite<br />
beschränkt bleiben (z.B. rechten Ellbogen zum rechten Oberschenkel), später auch<br />
die Körpermittell<strong>in</strong>ie kreuzen (z.B. l<strong>in</strong>ker Daumen zum rechten Ohr).<br />
Flotte F<strong>in</strong>ger<br />
Die Auge-<strong>Hand</strong>-Koord<strong>in</strong>ation wird durch alle fe<strong>in</strong>motorischen Tätigkeiten angeregt.<br />
E<strong>in</strong>ige Ideen dazu:<br />
• Bemalen e<strong>in</strong>zelner F<strong>in</strong>ger mit F<strong>in</strong>gerfarben<br />
• Wollknäuel aufwickeln lassen<br />
• Zeitungspapier zerreißen, zu e<strong>in</strong>em festen Ball zerknüllen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Papierkorb<br />
treffen<br />
• mit Wäscheklammern Kleidungsstücke aufhängen<br />
• Angelspiele<br />
• Fädelspiele<br />
• e<strong>in</strong>e Kette aus Büroklammern herstellen<br />
• F<strong>in</strong>gertippen (langsam und schnell): Daumen zum Zeigef<strong>in</strong>ger, Daumen<br />
zum Mittelf<strong>in</strong>ger, Daumen zum R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger, Daumen zum kle<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger<br />
• mit unterschiedlichen F<strong>in</strong>gern Murmeln oder Ste<strong>in</strong>chen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Ziel schnipsen<br />
• F<strong>in</strong>gertheater: alle schlafen (Faust bilden), e<strong>in</strong>er nach dem anderen wacht<br />
auf (F<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>zeln h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander ausstrecken), <strong>we</strong>cken e<strong>in</strong>ander auf (die<br />
ausgestreckten F<strong>in</strong>ger tippen auf die noch e<strong>in</strong>gezogenen F<strong>in</strong>ger)<br />
• „Papier, Schere, Ste<strong>in</strong>“:<br />
„Papier“ wird gebärdet durch fünf ausgestreckte F<strong>in</strong>ger, „Ste<strong>in</strong>“ durch e<strong>in</strong>e<br />
Faust und<br />
„Schere“ durch e<strong>in</strong> mit Zeige- und Mittelf<strong>in</strong>ger gebildetes V<br />
Nach dem Startsignal „Los“ gebärdet jeder der beiden Mitspieler<strong>in</strong>nen mit<br />
e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Hand</strong> e<strong>in</strong>es der drei Symbole: ent<strong>we</strong>der das Zeichen für Papier, oder Ste<strong>in</strong>,<br />
oder Schere.<br />
Papier gew<strong>in</strong>nt gegen Ste<strong>in</strong> (<strong>we</strong>il es diesen e<strong>in</strong>wickeln kann)<br />
Ste<strong>in</strong> gew<strong>in</strong>nt gegen Schere (<strong>we</strong>il er diese kaputt schlagen kann)<br />
Schere gew<strong>in</strong>nt gegen Papier (<strong>we</strong>il es dieses zerschneiden kann).<br />
Wer hat nach 10 Runden die meisten Punkte gesammelt?<br />
• Schneiden, Origami falten, kneten<br />
• Häkeln, stricken, Maschen b<strong>in</strong>den (siehe auch unter Serialität),<br />
Packerl e<strong>in</strong>wickeln<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 9
Körperschema<br />
Schatzsuche<br />
Die Schüler<strong>in</strong> füllt e<strong>in</strong>en Sack mit Gegenständen des Alltags,<br />
anschließend sucht sie bestimmte davon wieder durch<br />
Ertasten heraus.<br />
Zeichnen und Schreiben<br />
Die Entwicklung des <strong>Hand</strong>schemas ist zum Schreiben von<br />
Buchstaben und Ziffern besonders wichtig. Hält die Schüler<strong>in</strong><br />
den Stift noch im Dreipunktgriff (Daumen, Zeigef<strong>in</strong>ger,<br />
Mittelf<strong>in</strong>ger) oder gar dem Faustgriff, kann dies zu Verkrampfungen<br />
führen und damit zu Schreibunlust. Der Stift<br />
soll beim entspannten Schreiben und Zeichnen im Zangengriff<br />
mit abgew<strong>in</strong>keltem Daumen und Zeigef<strong>in</strong>ger gehalten<br />
<strong>we</strong>rden. E<strong>in</strong>e Stifthalterung sowie kürzere Stifte lenken die<br />
F<strong>in</strong>ger sanft <strong>in</strong> die richtige Position. Der Zangengriff entwickelt<br />
sich aus dem P<strong>in</strong>zettengriff. Wie wird der P<strong>in</strong>zettengriff<br />
geübt? Durch das Aufheben kle<strong>in</strong>er Gegenstände, eventuell<br />
zu Beg<strong>in</strong>n mit der Unterstützung durch die Lehrer<strong>in</strong>.<br />
Üben, um dann zu essen, macht Spaß: kurze Stückchen von<br />
Salzstangen, kle<strong>in</strong>e Beeren oder Sonnenblumenkerne machen<br />
auch den Geschmackss<strong>in</strong>n munter.<br />
Spüren und rechnen<br />
Augen zu! Welche <strong>Hand</strong> wird berührt? Welcher F<strong>in</strong>ger wird<br />
berührt?<br />
Die Fähigkeit, unsere beiden Hände <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>ke und e<strong>in</strong>e<br />
rechte e<strong>in</strong>teilen zu können, und die e<strong>in</strong>zelnen F<strong>in</strong>ger bewusst<br />
spüren und benennen zu können, unterstützt den Aufbau<br />
von Rechenkompetenzen. Dabei ist es egal, ob die F<strong>in</strong>ger mit<br />
„Daumen, Zeigef<strong>in</strong>ger, Mittelf<strong>in</strong>ger, R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger und kle<strong>in</strong>er<br />
F<strong>in</strong>ger“ oder mit ihrem Zahlennamen benannt <strong>we</strong>rden.<br />
Wichtig ist, dass die Augen bei dem Spiel zu s<strong>in</strong>d (oder die<br />
F<strong>in</strong>ger unter der geheimnisvollen Schachtel versteckt s<strong>in</strong>d<br />
und die Berührungen nicht zu sanft und doch liebevoll<br />
erfolgen.<br />
Die Umrisse der beiden Hände <strong>we</strong>rden auf e<strong>in</strong> Blatt Papier<br />
gezeichnet. Dann zeigt die Lehrer<strong>in</strong> nache<strong>in</strong>ander auf je<br />
e<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger, <strong>we</strong>lchen die Schüler<strong>in</strong> auf dem Blatt und an<br />
ihren eigenen Händen wieder f<strong>in</strong>den soll.<br />
10<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Körperschema<br />
Ich b<strong>in</strong> der Chef!<br />
Bereits bei der Geburt ist die unterschiedliche Leistungsfähigkeit unserer beiden<br />
Hände festgelegt, was zur Ausprägung der dom<strong>in</strong>anten Arbeitshand führt- diese<br />
wird durch die Hilfshand unterstützt.<br />
Der Anteil jener Menschen, die als L<strong>in</strong>kshänder geboren <strong>we</strong>rden, liegt bei rund<br />
30 bis 40 Prozent. Doch <strong>in</strong> vielen Kulturkreisen s<strong>in</strong>d <strong>we</strong>sentlich <strong>we</strong>niger Menschen<br />
zu beobachten, die mit ihrer l<strong>in</strong>ken <strong>Hand</strong> schreiben. Warum ist das so?<br />
Der Hauptgrund ist wohl dar<strong>in</strong> zu f<strong>in</strong>den, dass K<strong>in</strong>der ihre Mitmenschen genau<br />
imitieren. Wachsen sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em rechtsdom<strong>in</strong>anten Elternhaus auf, ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />
auch selbst eher zur rechten <strong>Hand</strong> zu tendieren, sehr groß. Selbst<br />
dann, <strong>we</strong>nn sie l<strong>in</strong>kshändig geboren <strong>we</strong>rden.<br />
E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d darf ke<strong>in</strong>esfalls bewusst umerzogen <strong>we</strong>rden! Unsere Händigkeit ist uns<br />
angeboren! Jede Umschulung stellt e<strong>in</strong>en irreversiblen Störfaktor für die k<strong>in</strong>dliche<br />
Entwicklung dar.Bis zum Schule<strong>in</strong>tritt soll sich e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ante <strong>Hand</strong>, <strong>we</strong>lche<br />
die Führung bei allen komplexen fe<strong>in</strong>motorischen Koord<strong>in</strong>ationsleistungen (z.B.<br />
Schreiben) übernimmt, ausgebildet haben.<br />
Welche spontan ausgeführten, nicht anerzogenen <strong>Hand</strong>lungen können aufschlussreiche<br />
Beobachtungsfelder für die Beurteilung der <strong>Hand</strong>dom<strong>in</strong>anz se<strong>in</strong>?<br />
• Tür öffnen und schließen<br />
• Spielzeug aufziehen<br />
• Blumen gießen<br />
• Kreiseln und würfeln<br />
• Dosenturm mit e<strong>in</strong>em Ball um<strong>we</strong>rfen<br />
• Murmeln schnipsen<br />
• Wäsche mit Klammern aufhängen<br />
• Papier reißen und zerknüllen<br />
Bei Tätigkeiten, wie essen, Zähne putzen, schneiden oder malen ist darauf zu achten,<br />
dass die benötigten Gegenstände direkt <strong>in</strong> die Mitte vor das K<strong>in</strong>d gelegt <strong>we</strong>rden.<br />
Janas Eltern haben mit den K<strong>in</strong>dergartenpädagog<strong>in</strong>nen und den Großeltern vere<strong>in</strong>bart,<br />
das Mädchen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Monat lang gezielt im E<strong>in</strong>satz se<strong>in</strong>er Hände<br />
zu beobachten und dies auch schriftlich festzuhalten. Ergibt sich dadurch der<br />
deutliche H<strong>in</strong><strong>we</strong>is auf e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ante <strong>Hand</strong>, wird diese für Jana gut sichtbar mit<br />
e<strong>in</strong>em Armband markiert. Bei allen Schreib- und Schneideübungen sowie beim<br />
Essen wird das Mädchen darauf h<strong>in</strong>gewiesen, se<strong>in</strong>e „Chefhand“ zu gebrauchen.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 11
Raumorientierung<br />
H<strong>in</strong>ter, vor, über, unter, neben:<br />
Alles rund um mich!<br />
12<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Raumorientierung<br />
Die Entwicklung der Raumlage<br />
Jan hat schon h<strong>in</strong>ter dem Blumenstock, zwischen den Stühlen, unter dem Tisch<br />
und auf dem Sofa gesucht. Da, endlich f<strong>in</strong>det er se<strong>in</strong>en Bruder Jens: er ist im Kasten.<br />
Die beiden Jungs haben geme<strong>in</strong>sam 93 Chromosomen und jede Menge Spaß<br />
beim Versteckspiel. Ganz nebenbei bauen sie damit grundlegendes mathematisches<br />
Verständnis auf. Dieses beruht nämlich auf der Orientierung im Zahlenraum.<br />
Dafür ist jedoch die z<strong>we</strong>i- und dreidimensionale Raumorientierung e<strong>in</strong>e entscheidende<br />
Voraussetzung. Die folgenden Übungen sollen helfen, diese nachzureifen<br />
und <strong>we</strong>iter auszubauen.<br />
Sie beruhen auf dem Pr<strong>in</strong>zip „vom E<strong>in</strong>fachen zum Sch<strong>we</strong>ren“, gehen also von der<br />
dreidimensionalen allmählich zur z<strong>we</strong>idimensionalen Wahrnehmung, vom <strong>Hand</strong>eln<br />
allmählich zur Abstraktion.<br />
Versteckspiel<br />
Der Schüler soll, ausgehend von se<strong>in</strong>em eigenen Körper, den unmittelbaren Bezug<br />
zu Gegen-ständen erfahren: sich selbst verstecken, e<strong>in</strong> Stofftier verstecken, jemanden<br />
suchen.<br />
Alle Raumlagepositionen sollen ent<strong>we</strong>der vom Schüler selbst oder stellvertretend<br />
vom Leh-rer sprachlich begleitet <strong>we</strong>rden. „Ich b<strong>in</strong> unter dem Tisch versteckt. Du<br />
bist h<strong>in</strong>ter der Tür versteckt.“ Der Wortschatz und die Wahrnehmung der Raumlageposition<br />
<strong>we</strong>rden durch die An<strong>we</strong>ndung von Ortsbezeichnungen er<strong>we</strong>itert.<br />
Beim geme<strong>in</strong>samen Spiel soll der Schüler immer wieder bewusst über (unter) H<strong>in</strong>dernisse<br />
klettern und dazu sprechen!<br />
„Durch, dazwischen, darunter, darüber, oben, unten, rechts, l<strong>in</strong>ks usw.“ <strong>we</strong>rden <strong>in</strong><br />
der <strong>Hand</strong>-lung erfahren. Wichtig s<strong>in</strong>d das deutliche Betonen der Bezeichnungen<br />
und das gleichzeitige Tun.<br />
Von hier nach dort<br />
Der Schüler wird nach An<strong>we</strong>isung des Lehrers<br />
an e<strong>in</strong>en bestimmten Ort geschickt: „Gehe<br />
drei Schritte gerade aus, nun dreh dich zum<br />
Fenster, geh e<strong>in</strong>en Schritt <strong>in</strong> Richtung Tür…“<br />
usw. Am Ziel wartet e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Überraschung.<br />
Später die Begriffe l<strong>in</strong>ks und rechts<br />
dazunehmen, dazu eventuell zur Erleichterung<br />
die dom<strong>in</strong>ante <strong>Hand</strong> des Schülers mit e<strong>in</strong>em<br />
Armband markieren.<br />
Tischle<strong>in</strong>, deck dich<br />
Das Decken des Esstisches für mehrere Personen<br />
erfordert e<strong>in</strong>e differenzierte Raumorientierung.<br />
Der Schüler deckt den Tisch, dabei wird se<strong>in</strong><br />
Tun sprachlich begleitet. „In der Mitte steht der<br />
Teller. L<strong>in</strong>ks davon liegt die Gabel, usw.“<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 13
Raumorientierung<br />
Turmbau<br />
Der Schüler baut Bau<strong>we</strong>rke aus Bauste<strong>in</strong>en,<br />
Lego oder Duplo nach Vorgabe nach.<br />
Vater, Mutter, alle da!<br />
Dieses Spiel mögen K<strong>in</strong>der, während das nächste Spiel<br />
(Kugel, Dreieck, alle da!) eher für Jugendliche und Erwachsene<br />
geeignet ist.<br />
Der Lehrer zeigt dem Schüler e<strong>in</strong> Foto (siehe Anhang),<br />
<strong>we</strong>lches verschiedene Raumlagepositionen be<strong>in</strong>haltet, wie:<br />
„vor – h<strong>in</strong>ter – auf - unter – neben – <strong>in</strong>zwischen“. Der<br />
Schüler baut dieses Foto mit den realen Figuren nach.<br />
Der Schüler beg<strong>in</strong>nt mit z<strong>we</strong>i Figuren, <strong>we</strong>lche nebene<strong>in</strong>ander<br />
stehen. Dann baut er <strong>we</strong>itere Fotos mit 3-6 Figuren, <strong>we</strong>lche<br />
zu e<strong>in</strong>er Situation zusammengestellt s<strong>in</strong>d, nach.<br />
In der Regel <strong>we</strong>rden die Figuren anfangs an das Orig<strong>in</strong>albild<br />
angelehnt, später sollen sie mit e<strong>in</strong>em Abstand von<br />
ca. 10 cm aufgestellt <strong>we</strong>rden. Sie f<strong>in</strong>den die Fotos <strong>in</strong> der<br />
entsprechenden Reihenfolge abgebildet, also vom Leichten<br />
zum Sch<strong>we</strong>ren.<br />
Kugel, Dreieck, alle da!<br />
Als Steigerung zum vorherigen Spiel „Vater, Mutter, alle<br />
da!“ <strong>we</strong>rden jetzt Formen ver<strong>we</strong>ndet. Die Spielanleitung<br />
ist dieselbe wie oben. Mit z<strong>we</strong>i Formen, <strong>we</strong>lche nebene<strong>in</strong>ander<br />
stehen, beg<strong>in</strong>nen.<br />
14<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Raumorientierung<br />
Hause<strong>in</strong>richtung<br />
Die Rechenbox enthält lose Platten, durch <strong>we</strong>lche sie zu e<strong>in</strong>em Haus mit 6 oder 9<br />
Zimmern (je nach Schwierigkeitsstufe) umfunktioniert <strong>we</strong>rden kann.<br />
Für jedes Zimmer liegt e<strong>in</strong> Alltagsgegenstand bereit. Der Schüler befüllt nun<br />
nach An<strong>we</strong>isung des Lehrers se<strong>in</strong>e Zimmer nache<strong>in</strong>ander. E<strong>in</strong> Beispiel: „Lege den<br />
Schlüssel l<strong>in</strong>ks oben h<strong>in</strong>. Lege den Stift unten <strong>in</strong> die Mitte.“<br />
Hat der Schüler hier Schwierigkeiten, ist es empfehlens<strong>we</strong>rt, <strong>we</strong>nn der Lehrer sich<br />
e<strong>in</strong>e z<strong>we</strong>ite, <strong>in</strong> der Größe sehr ähnliche Schachtel aus Karton baut, und diese vor<br />
den Augen des Schülers mit Gegenständen befüllt. Also: der Lehrer legt die Taschentücher<br />
rechts oben h<strong>in</strong> und sagt: „Ich lege me<strong>in</strong>e Taschentücher rechts oben h<strong>in</strong>.“<br />
Dann gibt er dem Schüler e<strong>in</strong>e z<strong>we</strong>ite Packung Taschentücher und sagt: „Bitte lege<br />
du de<strong>in</strong>e auch rechts oben h<strong>in</strong>.“<br />
Schwieriger wird es, <strong>we</strong>nn 9 Zimmer des Hauses befüllt <strong>we</strong>rden sollen. Während<br />
der Schüler se<strong>in</strong> Haus e<strong>in</strong>richtet, spricht er dazu, <strong>we</strong>nn möglich. Kann der Schüler<br />
sich sprachlich nicht h<strong>in</strong>reichend ausdrücken, spricht der Lehrer für ihn.<br />
Auf der nächsten Schwierigkeitsstufe fotografiert der Lehrer das vollständig e<strong>in</strong>gerichtete<br />
Haus und der Schüler befüllt alle Zimmer dem Foto entsprechend.<br />
Noch schwieriger wird es, <strong>we</strong>nn der Schüler das Haus nach e<strong>in</strong>em Plan e<strong>in</strong>richten soll.<br />
Muster erleben<br />
Auf e<strong>in</strong> Plakat wird im Hochformat e<strong>in</strong> stehender Strich gezeichnet, danach auf<br />
die Tür geklebt (so, dass sich der Schüler dazu stellen kann).<br />
Auf e<strong>in</strong> z<strong>we</strong>ites Plakat wird im Querformat mit anderer Farbe e<strong>in</strong> liegender Strich<br />
gezeichnet und auf den Boden gelegt. Auf die Signale „stehend“ oder „liegend“<br />
läuft der Schüler nun zum entsprechenden Plakat und stellt sich dazu oder legt<br />
sich h<strong>in</strong>.<br />
Schwieriger ist es, <strong>we</strong>nn die Arbeitsan<strong>we</strong>isung nicht verbal erfolgt, sondern mittels<br />
des stehenden oder liegenden Zeigef<strong>in</strong>gers des Lehrers bzw. e<strong>in</strong>es Kärtchens, das<br />
ent<strong>we</strong>der den waagrechten oder den senkrechten Strich zeigt.<br />
Zauberstift<br />
Rückenlesen<br />
Auf e<strong>in</strong>em Arbeitsblatt s<strong>in</strong>d bereits waagrechte und senkrechte<br />
L<strong>in</strong>ien mit blauer, löschbarer T<strong>in</strong>te vorgegeben.<br />
Der Schüler entfernt auf An<strong>we</strong>isung („waagrechter Strich,<br />
senkrechter Strich“, oder auch Hilfsbezeichnungen, wie<br />
„liegender Strich“ und „stehender Strich“) die Striche mit<br />
dem Zauberstift, <strong>we</strong>lcher e<strong>in</strong> T<strong>in</strong>tenlöscher ist.<br />
Auf dem Rücken des Schülers<br />
wird e<strong>in</strong> waagrechter<br />
oder senkrechter Strich<br />
gezeichnet, er gibt diesen<br />
auf dem Tisch oder <strong>in</strong> der<br />
Luft wieder.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 15
Raumorientierung<br />
Muster nachbauen<br />
Der Lehrer legt mit den Zehnerstäben aus der Rechenbox<br />
zunächst Muster mit 3 Stäben auf, der Schüler legt daneben<br />
das gleiche Muster nach. Bei entsprechender Sicherheit wird<br />
die Anzahl der Rechenstäbe erhöht. Zur Vorbereitung auf<br />
das Schreiben von Ziffern ist es sehr wichtig, dass der Schüler<br />
genau darauf achtet, ob die Stäbe waagrecht, senkrecht oder<br />
schräg liegen. Dieselbe Übung kann auch mit Zahnstochern<br />
erfolgen. Wenn Unsicherheiten auftreten, ist es hilfreich, zur<br />
besseren Erkennung die Spitzen der Zahnstocher anzufärben.<br />
Auf andere Arten von Stäbchen ausdehnen (Tr<strong>in</strong>khalme, Mikadostäbchen,<br />
usw.). Das Arbeitsblatt im Anhang verb<strong>in</strong>det z<strong>we</strong>idimensionale<br />
mit dreidimensionalen Arbeitsaufträgen. Der<br />
Schüler legt die vorgegebenen Muster mit den Zehnerstäben<br />
nach. Treten Schwierigkeiten auf, legt er die Stäbe direkt auf<br />
die Vorlage. Profis imitieren die Muster aus dem Gedächtnis!<br />
Flug zur Sonne<br />
Bei diesem Arbeitsblatt soll der Schüler versuchen, den Weg<br />
des Flugzeugs zur Sonne richtig nachzuzeichnen. Zu Beg<strong>in</strong>n<br />
ist es erforderlich, dass dieser Weg ganz genau mit ihm besprochen<br />
wird und jedes Teilstück, das er e<strong>in</strong>zeichnet, e<strong>in</strong>e Bezeichnung<br />
erhält. Also, z.B.: „Zuerst fliegt das Flugzeug nach rechts,<br />
dann e<strong>in</strong> Stück nach unten, <strong>we</strong>iter nach l<strong>in</strong>ks“ usw. Dies hilft<br />
dem Schüler bei der Orientierung. Allmählich sollte er aber<br />
auch versuchen, den Weg alle<strong>in</strong>e bewältigen zu können.<br />
E<strong>in</strong>mal rundherum<br />
4 Gegenstände <strong>we</strong>rden wie Eckpunkte<br />
e<strong>in</strong>es Trapezes auf dem Boden aufgelegt.<br />
Der Schüler steht <strong>in</strong> der Mitte und<br />
benennt nache<strong>in</strong>ander die Gegenstände<br />
mit ihrer je<strong>we</strong>ils dazu gehörenden<br />
Position, z. B.: „Das <strong>Hand</strong>y liegt vor<br />
mir. Der Schlüssel liegt rechts von mir.<br />
Die Dose steht h<strong>in</strong>ter mir. Das Buch<br />
liegt l<strong>in</strong>ks von mir.“ Dann dreht sich der<br />
Schüler im Uhrzeigers<strong>in</strong>n um 90 Grad<br />
und benennt die ‚neue’ Position. „Der<br />
Schlüssel liegt jetzt vor mir. Die Dose steht<br />
rechts von mir, usw.“ Danach dreht sich<br />
der Schüler <strong>we</strong>itere z<strong>we</strong>i Mal um je 90<br />
Grad, bis er wieder <strong>in</strong> der Ausgangsposition<br />
angekommen ist.<br />
16<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Raumorientierung<br />
Karussell<br />
Der Lehrer zeichnet e<strong>in</strong>e Tabelle mit 3 mal 2 Feldern auf e<strong>in</strong><br />
Blatt Papier. Mit den Formen aus dem Formensack belegt<br />
er 5 Felder mit derselben Farbe, das 6. Feld wird mit e<strong>in</strong>er<br />
andersfärbigen Form belegt. Diese Position wird nun vom<br />
Schüler benannt, z.B. „oben l<strong>in</strong>ks“. Dann wird das Blatt<br />
Papier e<strong>in</strong>mal im Uhrzeigers<strong>in</strong>n um 90 Grad gedreht, die<br />
Position hat sich geändert und wird neu benannt.<br />
Stock<strong>we</strong>rk für Stock<strong>we</strong>rk<br />
Die quadratische Holzplatte aus der Box enthält 9 Stäbchen, wobei der Schüler<br />
auf jeder Platte e<strong>in</strong> Stäbchen entfernen und wieder h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> stecken kann (auf der<br />
Unterseite der Platte markiert). Diese Position wird genau besprochen und danach<br />
wird die Platte um e<strong>in</strong>e Vierteldrehung verändert; d.h., das lose Stäbchen hat<br />
somit se<strong>in</strong>e Position verändert – aus z. B. ursprünglich „Mitte unten“ wird „Mitte<br />
rechts“. Diese Drehung und das wieder Auff<strong>in</strong>den dieses bestimmten Stäbchens<br />
stellen e<strong>in</strong>e besondere Anforderung für die Vorstellungskraft dar.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 17
Auditive Wahrnehmung<br />
Ohren spitzen!<br />
Die auditive Wahrnehmung<br />
„Hat me<strong>in</strong>e Lehrer<strong>in</strong> jetzt vierzig oder vierzehn gesagt?“ Marc<br />
neigt den Kopf zur Seite, und zieht die Augenbrauen zusammen.<br />
Ähnlich kl<strong>in</strong>gende Wörter unterscheiden zu können erfordert<br />
die volle Konzentration des 12 Jährigen. Se<strong>in</strong>e Markenzeichen:<br />
Sommersprossen, Fußballfan, 47 Chromosomen, e<strong>in</strong> Fl<strong>in</strong>serl<br />
im Ohr. Doch leider hilft ihm dieses nicht dabei, An<strong>we</strong>isungen<br />
und Erklärungen besser zu verstehen und Geräusche leichter<br />
unterscheiden zu können. Wie viele se<strong>in</strong>er KollegInnen mit<br />
der außergewöhnlichen Chromosomenkonstellation Down<br />
Syndrom benötigt Marc gezielte Begleitung im Er<strong>we</strong>rb se<strong>in</strong>er<br />
phonematischen Differenzierungsfähigkeit, also se<strong>in</strong>er gezielten<br />
Wahrnehmung und Verarbeitung von akustischen E<strong>in</strong>drücken.<br />
E<strong>in</strong>e Gebärde bitte!<br />
Die auditive Merkfähigkeit stellt für viele Menschen mit Down Syndrom e<strong>in</strong>e<br />
spezielle Herausforderung dar. Nebenbei Gesagtes können sie oftmals nur unklar<br />
wahrnehmen, <strong>in</strong>sbesondere bei e<strong>in</strong>er ablenkenden Geräuschkulisse.<br />
Was kann helfen?<br />
• Während der Lehrer mit dem Schüler spricht, bef<strong>in</strong>det er sich auf se<strong>in</strong>er Augenhöhe<br />
und nimmt Blickkontakt zu ihm auf.<br />
• Der Lehrer bittet den Schüler, den wichtigsten Teil des Gesagten noch e<strong>in</strong>mal<br />
zu wiederholen.<br />
• Der Lehrer untermalt se<strong>in</strong>e Aussage mit e<strong>in</strong>er <strong>Hand</strong>-Gebärde. Diese kann<br />
<strong>in</strong>dividuell zwischen ihm und dem Schüler vere<strong>in</strong>bart worden se<strong>in</strong>. So kann der<br />
Schüler den Inhalt nicht nur hören sondern auch sehen.<br />
18<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Auditive Wahrnehmung<br />
Geräusche überall<br />
Der Lehrer erzeugt h<strong>in</strong>ter dem Rücken des Schülers verschiedene Geräusche. Der<br />
Schüler soll diese dann benennen und nachmachen.<br />
• Verschiedene Papierarten zerknüllen<br />
• Papier schneiden, reißen<br />
• Auf verschiedene Gegenstände klopfen, reiben, kratzen<br />
(Holz, Metall, Kunststoff)<br />
• Wasser tropfen lassen<br />
• Be<strong>we</strong>gungsgeräusche, wie hüpfen, kriechen, spr<strong>in</strong>gen, gehen<br />
• Geräusche mit dem Mund erzeugen<br />
• Geräusche mit den F<strong>in</strong>gern erzeugen<br />
Lustig ist es auch, verschiedene unzerbrechliche Gegenstände auf den Boden zu<br />
<strong>we</strong>rfen (z.B.: Bleistift, Radiergummi, Stofftier, Heft, Schachtel…). Der Schüler soll<br />
raten, was er gehört hat.<br />
Lärmmacher<br />
Verschiedene Gegenstände, die e<strong>in</strong> Geräusch erzeugen, <strong>we</strong>rden<br />
im Raum versteckt (Wecker, <strong>Hand</strong>y, Stoppuhr u.ä.). Der<br />
Schüler sucht die Lärmmacher. E<strong>in</strong>e zusätzliche Ersch<strong>we</strong>rnis<br />
ist es, <strong>we</strong>nn im H<strong>in</strong>tergrund noch leise Musik läuft.<br />
So heiße ich!<br />
Der Lehrer erzählt e<strong>in</strong>e Geschichte, <strong>in</strong> <strong>we</strong>lcher der Name<br />
des Schülers häufig e<strong>in</strong>gebaut ist. Hört er se<strong>in</strong>en Namen,<br />
dann klopft er mit der <strong>Hand</strong> auf den Tisch.<br />
Jugendliche Schüler und Erwachsene bekommen e<strong>in</strong>en<br />
Text, der sie <strong>in</strong>teressiert, vorgelesen, und klopfen bei<br />
e<strong>in</strong>em zuvor vere<strong>in</strong>barten Signalwort auf den Tisch.<br />
Geräusche-Quiz<br />
Je<strong>we</strong>ils z<strong>we</strong>i kle<strong>in</strong>e Dosen <strong>we</strong>rden mit demselben Füllmaterial<br />
(Reis, Erbsen, L<strong>in</strong>sen, Nägel, etc.) gefüllt. Der Schüler hat<br />
nun die Aufgabe, durch das Schütteln der e<strong>in</strong>zelnen Filmdosen<br />
die beiden zusammengehörigen Dosen zu f<strong>in</strong>den.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 19
Auditive Wahrnehmung<br />
Mickey … Maus<br />
Die Regel ist e<strong>in</strong>fach:<br />
Der Schüler steht vor e<strong>in</strong>er am Boden ausgelegten Schnur.<br />
Vor der Schnur wohnt „Mickey“, h<strong>in</strong>ter der Schnur wohnt „Maus“.<br />
Sagt der Lehrer nun das Wort „Mickey“, spr<strong>in</strong>gt der Schüler<br />
<strong>in</strong>s Haus von Mickey. Sagt der Lehrer „Maus“, spr<strong>in</strong>gt der<br />
Schüler <strong>in</strong>s Haus von „Maus“. So<strong>we</strong>it so klar.<br />
Nun nennt der Lehrer <strong>in</strong> unregelmäßiger Reihenfolge die<br />
beiden Wörter.<br />
Vorsicht: <strong>we</strong>nn der Schüler bereits im Haus von „Mickey“<br />
steht und der Lehrer wieder das Wort „Mickey“ nennt, muss<br />
er stehen bleiben und darf nicht spr<strong>in</strong>gen.<br />
Dieses lustige Spiel schult die Reaktionsfähigkeit und die Konzentration<br />
auf akustische Reize mit e<strong>in</strong>er Riesenportion Spaß!<br />
Erwachsene bevorzugen vielleicht eher z<strong>we</strong>i Namen<br />
e<strong>in</strong>er Musikgruppe.<br />
Hör genau und zähle mit!<br />
Der Schüler schließt se<strong>in</strong>e Augen oder deckt sie mit e<strong>in</strong>em<br />
Tuch ab. Der Lehrer lässt Perlen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Becher fallen, der<br />
Schüler zählt mit und nennt die Anzahl nach dem Gehör.<br />
Klopf, klopf<br />
Der Schüler soll verschiedene Klopfzeichen mit zugehörigen<br />
Be<strong>we</strong>gungen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung br<strong>in</strong>gen können:<br />
z.B.: e<strong>in</strong>mal klopfen bedeutet „nicken“, z<strong>we</strong>imal klopfen<br />
bedeutet „Hände verschränken“, dreimal klopfen bedeutet<br />
„Faust machen“ usw.<br />
20<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Auditive Wahrnehmung<br />
Geheime Telefonnummer<br />
Der Lehrer nennt langsam z<strong>we</strong>i 2 Zahlen h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander,<br />
der Schüler wiederholt diese „geheime Telefonnummer“.<br />
Wenn der Schüler diese Aufgabe selbstständig erfüllt, auf<br />
drei und mehr Zahlen er<strong>we</strong>itern.<br />
Besonders knifflig wird es, <strong>we</strong>nn die genannten Zahlen<br />
<strong>in</strong> der umgekehrten Reihenfolge wiedergegeben <strong>we</strong>rden<br />
sollen. Das ist e<strong>in</strong>e echte Geheimnummer!<br />
Wie bitte?<br />
Der Lehrer schreibt z<strong>we</strong>i Ziffern, die dem Schüler schon<br />
bekannt s<strong>in</strong>d, auf je e<strong>in</strong>en Zettel: z.B. 4 und 8.<br />
Auf e<strong>in</strong>en dritten Zettel schreibt er e<strong>in</strong>e dem Schüler<br />
unbekannte Ziffer, z.B. 19.<br />
Er zeigt dem Schüler die drei Zettel und sagt „8“. Der<br />
Schüler zeigt „8“ auf dem Zettel.<br />
Dann nennt er die z<strong>we</strong>ite bekannte Ziffer, nämlich „4“<br />
und der Schüler zeigt auch „4“ auf dem Zettel. Nun nennt<br />
der Lehrer die dem Schüler unbekannte Ziffer „19“.<br />
Wie wird der Schüler reagieren? Zeigt er auf „19“, hat er<br />
durch die An<strong>we</strong>ndung des Ausschlusspr<strong>in</strong>zips bedeutsame<br />
Kompetenzen im logischen Schlussfolgern gezeigt.<br />
Auf diese Weise kann der Zahlen-Wortschatz des Schülers<br />
kont<strong>in</strong>uierlich vergrößert <strong>we</strong>rden.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 21
Visueller Bereich<br />
Ich sehe etwas, das du nicht siehst<br />
Die visuelle Wahrnehmung<br />
Das Erkennen und die Unterscheidung<br />
von Reizen, die über<br />
das Auge aufgenommen <strong>we</strong>rden,<br />
ist vielfach e<strong>in</strong> herausragender Kompetenzbereich<br />
von Menschen mit Down<br />
Syndrom. David mit dem Extrachromosom<br />
konnte bereits im Vorschulalter<br />
Ganzheitswörter erfassen und benennen,<br />
heute ist er acht Jahre alt und e<strong>in</strong> Leseprofi.<br />
Die visuelle Wahrnehmung legt die<br />
Basis für den Großteil unserer <strong>Hand</strong>lungen<br />
und ist auch entscheidend am Aufbau von<br />
Rechenkompetenzen beteiligt.<br />
Das Wichtige aus e<strong>in</strong>em verwirrenden<br />
H<strong>in</strong>tergrund herauszufiltern ist die<br />
Leistung der so genannten Figur-Grund-<br />
Wahrnehmung. David schlägt se<strong>in</strong><br />
Mathematikbuch auf und muss sich nun<br />
auf e<strong>in</strong>e bestimmte Rechnung konzentrieren.<br />
Alle anderen Ziffern, Rechenzeichen,<br />
Erklärungen und Zeichnungen müssen<br />
<strong>in</strong>zwischen von se<strong>in</strong>em Gehirn <strong>we</strong>ggefiltert<br />
<strong>we</strong>rden. Dass David nicht nur e<strong>in</strong><br />
quadratisches Plättchen, sondern auch<br />
e<strong>in</strong> Buch, e<strong>in</strong> Fenster oder e<strong>in</strong>e CD-<br />
Hülle als Viereck erfassen kann, beruht<br />
auf se<strong>in</strong>er Wahrnehmungskonstanz. Sie<br />
ist e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung dafür, dass<br />
wir Ziffern und Rechenzeichen <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Schriftarten und Größen erkennen<br />
können.Und dass David die Form<br />
der Ziffern langfristig abspeichern kann,<br />
dafür sorgt se<strong>in</strong> visuelles Gedächtnis.<br />
Vergleichen und Kategorisieren<br />
Kategorisieren bedeutet, D<strong>in</strong>ge, zu<br />
Gruppen zusammenzufassen. Wenn wir<br />
aufräumen, <strong>we</strong>nden wir diese Strategie<br />
an. Aber auch, <strong>we</strong>nn wir wissen, <strong>we</strong>lche<br />
Wörter groß geschrieben <strong>we</strong>rden oder<br />
<strong>we</strong>lche Ziffern zum Zahlenraum 10<br />
gehören.Unzählige Möglichkeiten, im<br />
Alltag zu kategorisieren, bereiten den<br />
Schüler auf diese unerlässliche Anforderung<br />
im Alltag vor. Dabei sollten Sie als<br />
Lehrer immer wieder die entsprechenden<br />
Oberbegriffe erwähnen. „Das Auto, das<br />
Fahrrad und der Lastwagen gehören zu<br />
den Fahrzeugen“. Kategorisieren und<br />
Vergleichen gehen <strong>Hand</strong> <strong>in</strong> <strong>Hand</strong>. Es ist<br />
die Fähigkeit, sich se<strong>in</strong>er Wahrnehmungen<br />
<strong>in</strong> den unterschiedlichsten Situationen<br />
bewusst zu se<strong>in</strong>, um daraus allgeme<strong>in</strong>gültige<br />
Regeln abzuleiten (z. B. „Äpfel s<strong>in</strong>d<br />
rund, Bananen länglich“). Hierbei stellt der<br />
Vergleich der Objekte den ersten Schritt<br />
<strong>in</strong>duktiven Denkens dar und unterstützt<br />
uns dabei, praktische Schlüsse ziehen zu<br />
können, logisch zu planen und Problemlösestrategien<br />
aufzubauen.<br />
Die Fähigkeit, zu vergleichen, zu unterscheiden<br />
und zu kategorisieren legt<br />
die Grundlage für das Verständnis von<br />
Gleichungen. Der Schüler soll Kategorien<br />
kennen lernen, die sich zum visuellen<br />
Vergleich eignen, z.B. die Form, die Farbe,<br />
die Größe usw.<br />
22<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Visueller Bereich<br />
Paare suchen<br />
Z<strong>we</strong>i gleiche Knöpfe, Socken, Kugelschreiber, Schlüssel,<br />
Löffel usw. aus e<strong>in</strong>er größeren Anzahl verschiedener<br />
herausf<strong>in</strong>den.<br />
Ordnung bitte!<br />
Die Spielzeugkiste, den eigenen Kleiderschrank, den<br />
Schreibtisch oder die CD-Wühlbox nach Gruppen zu ordnen:<br />
unzählige Möglichkeiten, im Alltag zu kategorisieren,<br />
bereiten den Schüler auf diese unerlässliche Anforderung<br />
im schulischen Alltag vor.<br />
Formen erleben<br />
Um verschiedene Formen kennen zu lernen, sollen diese zunächst<br />
ganzheitlich und ganzkörperlich erfasst <strong>we</strong>rden. Dem<br />
Schüler wird auf se<strong>in</strong>en Rücken e<strong>in</strong> Kreis oder e<strong>in</strong> Strich<br />
gezeichnet, er soll diesen auf e<strong>in</strong>em Blatt vor sich wiedergeben.<br />
Für den Aufbau e<strong>in</strong>es Vierecks ist es entscheidend, mit<br />
großen Vierecken am Boden oder an der Wand zu beg<strong>in</strong>nen.<br />
Mit e<strong>in</strong>em Malerkreppband <strong>we</strong>rden Vierecke am Boden/<br />
an der Wand aufgeklebt und bewusst gefühlt, dazu sprechen:<br />
„runter – stopp – rüber – stopp – runter– stopp – zu<br />
– stopp“. Besonders das „Stopp“ ist entscheidend, da dieses<br />
dem Schüler hilft, von der Kreisform <strong>in</strong> die Vierecksform zu<br />
f<strong>in</strong>den. Ebenso am Boden, hier kann das Viereck zusätzlich<br />
gehüpft oder gekrabbelt <strong>we</strong>rden - dazu sprechen.<br />
Auch Sandwannen, Rasierschaum, der Schnee oder das<br />
Legen der Formen mit Stäbchen oder Ästen s<strong>in</strong>d geeignet.<br />
Achten Sie besonders auf Formen im Alltag und lassen Sie<br />
den Schüler diese begreifen, z. B. e<strong>in</strong> Glas ist oben rund –<br />
der Schüler fährt mit dem F<strong>in</strong>ger über den oberen Glasrand.<br />
Oder e<strong>in</strong> Buch hat die Form e<strong>in</strong>es Vierecks – der Schüler<br />
berührt die Ränder des Buches etc.<br />
Formen sortieren<br />
im Haushalt<br />
Sortieren von Tellern, Tassen, Uhr<br />
(‚rund wie e<strong>in</strong> Teller’), Büchern, Papier,<br />
Schachteln, Telefon (‚viereckig<br />
wie e<strong>in</strong> Buch’) u.s.w.<br />
Mutter und K<strong>in</strong>d<br />
Der Lehrer sucht e<strong>in</strong>e Form aus dem Sack („Mutter“)<br />
und legt sie auf den Tisch. Der Schüler sucht dieselbe,<br />
verkle<strong>in</strong>erte Form („K<strong>in</strong>d“) und legt die Formen aufe<strong>in</strong>ander.<br />
Wenn der Schüler dazu e<strong>in</strong>e Spaghetti- oder Zuckerzange<br />
ver<strong>we</strong>ndet, wird gleichzeitig die F<strong>in</strong>gergeschicklichkeit<br />
geschult. Falls e<strong>in</strong> Schüler Schwierigkeiten hat, die gleichen<br />
Formen zu f<strong>in</strong>den, so wird die Anzahl, aus der die Auswahl<br />
erfolgen kann, e<strong>in</strong>geschränkt. Zu Beg<strong>in</strong>n wählt er vielleicht<br />
nur aus drei Formen aus, später aus 10 Formen, auf der Profi-<br />
Stufe aus allen Formen.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 23
Visueller Bereich<br />
Formen zuordnen<br />
Dazu soll der Schüler auf An<strong>we</strong>isung z. B. e<strong>in</strong>e Form <strong>in</strong> 3<br />
Farben, dann wieder e<strong>in</strong>e Form <strong>in</strong> 3 Größen sortieren.<br />
Der Lehrer zeichnet die Umrisse von verschiedenen Formen<br />
aus dem Formensäckchen auf e<strong>in</strong> Blatt Papier und<br />
der Schüler soll die richtigen Formen dazu f<strong>in</strong>den.<br />
Groß und kle<strong>in</strong><br />
Der Lehrer legt mit 2-6 kle<strong>in</strong>en Formen aus dem Formensack<br />
e<strong>in</strong>e Figur auf den Tisch. Der Schüler sucht sich<br />
dieselben Formen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Größe heraus und baut<br />
die Vorgabe nach.<br />
Formenb<strong>in</strong>go<br />
Jeder Mitspieler spurt sechs Formen aus dem Formensack<br />
auf e<strong>in</strong>em <strong>we</strong>ißen Blatt nach: dazu kann er unter allen<br />
Angeboten, die dieser enthält, wählen (Dreieck, Viereck,<br />
Kreis <strong>in</strong> allen Größen). Nachdem die Mitspieler ihre B<strong>in</strong>goblätter<br />
fertig gestellt haben, kommen alle Formen wieder<br />
zurück <strong>in</strong> den Formensack. Der Lehrer zieht nun e<strong>in</strong>e Form<br />
heraus. Wer diese<br />
auf se<strong>in</strong>em Blatt<br />
f<strong>in</strong>det, darf sie<br />
anmalen. Welcher<br />
Mitspieler hat als<br />
erster se<strong>in</strong> ganzes<br />
Blatt bemalt?<br />
Formen ertasten<br />
Ver<strong>we</strong>nden Sie dazu e<strong>in</strong> leeres Säckchen aus der Box und<br />
füllen es mit verschiedenen Formen. Der Schüler schließt<br />
se<strong>in</strong>e Augen, greift h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und nimmt sich e<strong>in</strong>e Form;<br />
dabei soll er diese fühlen und raten, um <strong>we</strong>lche bestimmte<br />
Form es sich handelt.<br />
Die Eckigen gehen zur Tür<br />
Jeder Mitspieler nimmt e<strong>in</strong>e Form <strong>in</strong> die <strong>Hand</strong> und betrachtet<br />
genau dessen Form (rund, viereckig, dreieckig).<br />
Der Lehrer gibt An<strong>we</strong>isungen, z.B.: Alle Eckigen gehen<br />
zur Tür, alle Runden setzen sich auf den Boden, alle Viereckigen<br />
verschränken die Hände.<br />
Verkehrszeichen<br />
Detektive vor! Mit dem Fotoapparat<br />
ausgerüstet machen sich der Schüler<br />
und se<strong>in</strong> Lehrer auf die Suche nach<br />
Formen, die <strong>in</strong> Verkehrszeichen<br />
versteckt s<strong>in</strong>d. Wo f<strong>in</strong>den wir auf<br />
der Straße e<strong>in</strong> Dreieck, e<strong>in</strong> Viereck<br />
oder e<strong>in</strong>en Kreis? Schüler, die im<br />
Straßenverkehr noch sehr stark von<br />
den Fahrzeugen abgelenkt <strong>we</strong>rden,<br />
suchen die Formen auf Bildern von<br />
Verkehrszeichen.<br />
24<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Visueller Bereich<br />
Ich sehe was, das du nicht siehst<br />
Der Lehrer gibt dem Schüler e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Rätsel: „Ich sehe<br />
e<strong>in</strong>e runde, kle<strong>in</strong>e, gelbe Form.“ Der Schüler versucht, aus<br />
verschiedenen am Tisch liegenden Formen die richtige zu<br />
f<strong>in</strong>den und zu benennen. „Ich sehe e<strong>in</strong>e grüne, kle<strong>in</strong>e Form<br />
mit vier Ecken“... <strong>we</strong>nn sprachlich möglich, soll auch der<br />
Schüler dem Lehrer e<strong>in</strong>e Quizfrage stellen. Dies ist e<strong>in</strong>e große<br />
Herausforderung für beide Mitspieler.<br />
Punkt für Punkt<br />
Auf dem Arbeitsblatt (siehe Anhang)<br />
verb<strong>in</strong>det der Schüler die Punkte zu<br />
e<strong>in</strong>er geometrischen Form. Sobald er<br />
diese erkennt, benennt er sie (<strong>we</strong>nn<br />
möglich) und sucht das entsprechende<br />
Plättchen aus.<br />
„ist gleich“<br />
Das Symbol „=“ (ist gleich) wird im Tun, <strong>in</strong> der konkreten<br />
<strong>Hand</strong>lung des Schülers e<strong>in</strong>geführt.<br />
Der Lehrer bereitet folgendes Kärtchen vor:<br />
Der Schüler legt z<strong>we</strong>i kle<strong>in</strong>e blaue<br />
E<strong>in</strong>erwürfel (oder z<strong>we</strong>i rote Zehnerstäbchen)<br />
auf den Tisch, dazwischen das Kärtchen:<br />
Anschließend sucht der Schüler selbst gleiche Alltagsgegenstände<br />
und verb<strong>in</strong>det diese mit dem Kärtchen. Es ist von<br />
großer Bedeutung, dass der Lehrer mit dem Schüler darüber<br />
spricht, warum die Gegenstände gleich s<strong>in</strong>d. Welche Kriterien<br />
wurden zum Vergleich ver<strong>we</strong>ndet: Farbe, Form, Größe,<br />
Material, Funktion?<br />
„ist nicht gleich“<br />
Wenn der Schüler gleiche Formen f<strong>in</strong>det und zusammen ordnet, ist es<br />
ebenso wichtig, dass er auch ungleiche Formen f<strong>in</strong>det.<br />
Der Lehrer spricht mit dem Schüler wieder darüber, warum die Form<br />
des Kreises und des Vierecks nicht gleich s<strong>in</strong>d (die Farbe oder die<br />
Größe wiederum könnten übere<strong>in</strong>stimmen).Mit zahlreichen Gegenständen,<br />
die der Lehrer vorbereitet, sowie D<strong>in</strong>gen, die der Schüler<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Umgebung f<strong>in</strong>det, <strong>we</strong>rden Vergleiche durchgeführt.<br />
Wenn wir Schüler unterrichten, gehen wir häufig davon aus,<br />
dass jene Begriffe, die wir ver<strong>we</strong>nden, <strong>in</strong> unserem S<strong>in</strong>ne<br />
verstanden <strong>we</strong>rden. Insbesondere Begriffe, die Vergleiche<br />
ausdrücken, s<strong>in</strong>d bei Menschen mit Down Syndrom häufig<br />
nicht sicher abgespeichert. Bieten Sie Ihrem Schüler im<br />
Alltag sehr viele Möglichkeiten, zu vergleichen und Eigenschaftswörter<br />
kennen zu lernen: was ist lang, kurz, dick,<br />
dünn, hoch, niedrig, breit, schmal usw.<br />
Anhand von zahlreichen Gegenüberstellungen kann e<strong>in</strong> fundiertes Verständnis<br />
für Relationen, wie „mehr/<strong>we</strong>niger“ und Steigerungsstufen, wie „lang/länger/am<br />
längsten“ geschaffen <strong>we</strong>rden. Und es können nicht nur visuelle Merkmale<br />
geprüft <strong>we</strong>rden, sondern z.B. auch die Lautstärke, die Oberflächenbeschaffenheit,<br />
die Temperatur, der Geschmack und der Geruch. Auch die beliebten Fehlersuchbilder<br />
setzen die Fähigkeit des Vergleichens voraus!<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 25
Serialität<br />
E<strong>in</strong>s nach dem anderen …<br />
Die Entwicklung der Serialität<br />
Der 8jährige Marc mit dem gewissen<br />
Extra muss sich <strong>in</strong>tensiv<br />
konzentrieren, um die Schuhbänder<br />
endlich zu e<strong>in</strong>er Masche verb<strong>in</strong>den<br />
zu können. Nicht se<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>motorik spielt<br />
ihm dabei e<strong>in</strong>en Streich, denn diese ist<br />
sehr differenziert entwickelt. Es ist die<br />
Reihenfolge: was s<strong>in</strong>d die ersten Schritte<br />
und wie geht´s dann <strong>we</strong>iter? E<strong>in</strong>e wiederholte<br />
klare Anleitung hilft Marc über diese<br />
Schwierigkeiten h<strong>in</strong><strong>we</strong>g.<br />
Um die auf uns e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>genden Reize der<br />
Um<strong>we</strong>lt aufzunehmen und verarbeiten zu<br />
können, brauchen wir die Fähigkeit, sie<br />
zeitlich und hierarchisch zu gliedern.<br />
Dieses E<strong>in</strong>ordnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihenfolge und<br />
das Erkennen e<strong>in</strong>er Gesetzmäßigkeit wird<br />
als seriale Leistung bezeichnet.<br />
Reihenfolgen müssen nicht nur bei vielen<br />
<strong>Hand</strong>lungsabläufen unseres Alltags beachtet<br />
<strong>we</strong>rden, sondern auch beim Lesen und Abschreiben.Auch<br />
<strong>in</strong> der Mathematik spielt die<br />
Serialität e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle, z.B. beim<br />
Zählen, <strong>in</strong> der Erfassung des Zahlenstrahls<br />
und auch bei Rechenvorgängen.<br />
Zum Aufbau der Serialität ist es nötig, auf<br />
der konkret-handelnden Stufe zu beg<strong>in</strong>nen,<br />
um nachfolgend auf die Bilderstufe und <strong>in</strong><br />
<strong>we</strong>iterer Folge auf die Abstraktion übergehen<br />
zu können.<br />
26<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Serialität<br />
Klatschen, stampfen, w<strong>in</strong>ken, fangen<br />
Die Mitspieler <strong>we</strong>rfen e<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>en <strong>we</strong>ichen Ball zu. Doch<br />
Achtung: Vor dem Fangen wird geklatscht! Funktioniert dies gut,<br />
kommt e<strong>in</strong>e <strong>we</strong>itere Be<strong>we</strong>gung dazu: klatschen, stampfen, fangen.<br />
Nach mehreren korrekten Durchgängen folgen <strong>we</strong>itere zusätzliche<br />
<strong>Hand</strong>lungen, wie z. B. w<strong>in</strong>ken, drehen, auf den Fuß klopfen<br />
etc. Kann sich der Schüler die korrekte Reihenfolge merken? Es<br />
ist wichtig, die Be<strong>we</strong>gungsabfolgen langsam zu steigern!<br />
Von Kopf bis Fuß<br />
Der Lehrer zeigt an sich 2 Körperteile h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander: Auge-<br />
Bauch: der Schüler berührt nun die genannten Körperteile<br />
an se<strong>in</strong>em eigenen Körper <strong>in</strong> der korrekten Reihenfolge.<br />
Langsam auf 3 und mehr Körperteile steigern.<br />
Wenn die Körperteile nur genannt und nicht gezeigt <strong>we</strong>rden,<br />
erhöht sich der Schwierigkeitsgrad.<br />
Bilderrahmen<br />
E<strong>in</strong> Foto des Schülers wird <strong>in</strong> die Mitte e<strong>in</strong>es Blattes<br />
Papier geklebt. Außen herum wird e<strong>in</strong> Bilderrahmen<br />
gezeichnet. In diesen klebt der Lehrer nun mit Klebeetiketten<br />
e<strong>in</strong> Muster. Der Schüler setzt diese Vorgabe fort.<br />
Muster legen<br />
Der Schüler sammelt Materialien im Wald, wie Ste<strong>in</strong>e,<br />
Z<strong>we</strong>ige, Blätter Zapfen, je<strong>we</strong>ils mehrere ähnliche. Nun<br />
legt der Lehrer e<strong>in</strong> Muster auf, der Schüler soll diese<br />
Sequenz fortsetzen.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 27
Serialität<br />
Blau, grün, rot<br />
Der Lehrer legt die farbigen Kreise aus<br />
dem Formensack auf den Tisch. Dann<br />
spricht er e<strong>in</strong>e farbliche Reihenfolge<br />
vor,<br />
z. B. „rot – blau“. Der Schüler versucht<br />
im Anschluss daran, mit e<strong>in</strong>er Fliegenklatsche<br />
<strong>in</strong> der genannten Reihenfolge<br />
auf die Kreise zu schlagen. Die Anzahl<br />
soll nach großer Sicherheit auf 3 („gelbblau-rot“)<br />
und später auf 4 („rot-blaurot-gelb“)<br />
erhöht <strong>we</strong>rden.<br />
Fotogeschichten<br />
Der Schüler wird bei alltäglichen<br />
Abläufen fotografiert, wie z. B. beim<br />
Zähneputzen:<br />
Foto: Zahnpasta auf Zahnbürste<br />
Foto: Zähne putzen<br />
Foto: ausspülen<br />
Foto: <strong>we</strong>gräumen.<br />
Diese Fotos ordnet der Schüler nun <strong>in</strong><br />
der korrekten Reihenfolge. Allmählich<br />
die Anzahl der Fotos steigern.<br />
Wie ist diese Zeichnung entstanden?<br />
Der Lehrer zeichnet auf mehrere Kärtchen<br />
e<strong>in</strong> Haus:<br />
• auf das erste Kärtchen nur die<br />
Bodenplatte und e<strong>in</strong>e Wand<br />
• auf das z<strong>we</strong>ite Kärtchen die<br />
Bodenplatte, z<strong>we</strong>i Wände und das<br />
Dach<br />
• auf das dritte Kärtchen die Bodenplatte,<br />
z<strong>we</strong>i Wände, das Dach<br />
und die Tür<br />
• auf dem vierten Kärtchen ist das<br />
Haus dann fertig gestellt.<br />
Der Schüler bekommt <strong>in</strong> vertauschter<br />
Reihenfolge die „Entstehungsgeschichte<br />
dieses Hauses“ und ordnet die Kärtchen.<br />
28<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Serialität<br />
S<strong>in</strong>g mit mir<br />
Zur Entwicklung der akustischen Serialität<br />
s<strong>in</strong>gt der Lehrer dem Schüler e<strong>in</strong>e<br />
bestimmte Anzahl von Silben vor,<br />
z.B. „la – le – li“.<br />
Der Schüler versucht, diese <strong>in</strong> der<br />
korrekten Reihenfolge wieder zu geben.<br />
Bei Schwierigkeiten auf 2 Silben verr<strong>in</strong>gern,<br />
bei großer Sicherheit entsprechend<br />
erhöhen.<br />
Klatsch mit mir<br />
Der Lehrer klatscht dem Schüler e<strong>in</strong>en<br />
Rhythmus vor, z.B. lang-lang-kurz.<br />
Der Schüler versucht, diesen <strong>in</strong> der<br />
korrekten Reihenfolge wieder zu geben.<br />
Bei Schwierigkeiten die Anzahl verr<strong>in</strong>gern,<br />
bei großer Sicherheit entsprechend<br />
erhöhen.<br />
Spielvarianten: Musik<strong>in</strong>strumente eignen<br />
sich dafür hervorragend, aber auch<br />
e<strong>in</strong>er eigenen Improvisation (z. B. Topf<br />
und Löffel etc.) steht nichts im Wege.<br />
Von kurz nach lang<br />
Der Schüler ordnet die Holzstäbchen<br />
aus der Rechenbox vom kürzesten bis<br />
zum längsten.Auch Buntstifte oder<br />
unterschiedlich abgeschnittene Strohhalme<br />
können h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Länge<br />
oder Dicke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vorgegebene Reihenfolge<br />
gebracht <strong>we</strong>rden.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 29
Zählen<br />
Zählen<br />
im Zahlenraum 10<br />
1, 2, 3, 6, 4! Eifrig hat Anna, 5 Jahre<br />
alt, die Stufen vor der E<strong>in</strong>gangstür gezählt.<br />
Wenn K<strong>in</strong>der zu zählen beg<strong>in</strong>nen,<br />
sagen sie- ohne Verb<strong>in</strong>dung zur<br />
Menge- bloß die Zahlwortfolge auf,<br />
zunächst ungeordnet, später geordnet.<br />
Ihre Zählfertigkeiten entwickeln<br />
sich zunächst also unabhängig vom<br />
Mengenaspekt. Auf dieser Stufe ist<br />
das Abzählen noch nicht möglich.<br />
Annas nächster bedeutender Lernschritt<br />
ist, aus diesem undifferenzierten<br />
„Zählsalat“ e<strong>in</strong>e „unzerbrechliche<br />
Kette“ zu gestalten. Dazu muss sie<br />
erkennen, dass h<strong>in</strong>ter den Zahlen<br />
Mengen stecken. Beim korrekten Abzählen<br />
wird e<strong>in</strong>e Verknüpfung zwischen<br />
Zahlwort und Objekt geschaffen: die<br />
Zählkompetenz erwacht.<br />
Viele Schüler entwickeln parallel zum<br />
Zählen großes Interesse an den Ziffern<br />
und deren Bezeichnung. Im Alltag ergeben<br />
sich laufend Möglichkeiten, Ziffern<br />
zu entdecken und zu benennen.<br />
30<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Zählen<br />
Zählen mit den F<strong>in</strong>gern: von l<strong>in</strong>ks nach rechts<br />
Alle K<strong>in</strong>der beg<strong>in</strong>nen, mit ihren 10 F<strong>in</strong>gern zu zählen. Als<br />
Teil des eigenen Körpers stellen sie das ursprünglichste Anschauungsmittel<br />
dar und verb<strong>in</strong>den die taktil-k<strong>in</strong>ästhetische<br />
mit der visuellen S<strong>in</strong>nes<strong>we</strong>lt.<br />
Das Zählen mit den F<strong>in</strong>gern schafft e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung<br />
zwischen den Ziffern und Mengen zum Körperraum, zum<br />
gegenständlichen Raum und zum Zahlenraum.<br />
Der Zahlenstrahl ist die l<strong>in</strong>eare Anordnung von Zahlen.<br />
Beg<strong>in</strong>nend mit 0 s<strong>in</strong>d die natürlichen Zahlen von l<strong>in</strong>ks nach<br />
rechts der Größe nach geordnet. Der Pfeil zeigt das nach<br />
rechts offene Ende an.<br />
Genau, wie am Zahlenstrahl angeordnet, starten die Lehrer<strong>in</strong><br />
und die Schüler<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam ihren Zählvorgang. Dabei gilt<br />
folgendes Pr<strong>in</strong>zip:<br />
Der l<strong>in</strong>ke kle<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ger repräsentiert die 1.<br />
Der l<strong>in</strong>ke R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger repräsentiert die 2<br />
Der l<strong>in</strong>ke Mittelf<strong>in</strong>ger repräsentiert die 3.<br />
Der l<strong>in</strong>ke Zeigef<strong>in</strong>ger repräsentiert die 4.<br />
Der l<strong>in</strong>ke Daumen repräsentiert die 5.<br />
Der rechte Daumen repräsentiert die 6.<br />
Der rechte Zeigef<strong>in</strong>ger repräsentiert die 7.<br />
Der rechte Mittelf<strong>in</strong>ger repräsentiert die 8.<br />
Der rechte R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger repräsentiert die 9.<br />
Der rechte kle<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ger repräsentiert die 10.<br />
0<br />
4<br />
8<br />
1 5 9<br />
2<br />
6 10<br />
3<br />
7<br />
10<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 31
Zählen<br />
Vorteile<br />
• Diese Art des Zählens (und später des Rechnens) unterstützt die Entwicklung der Raumorientierung von l<strong>in</strong>ks nach rechts,<br />
wie sie <strong>in</strong> unserem Kulturkreis auch beim Lesen und Schreiben erforderlich ist. Auch die Basis für den Aufbau e<strong>in</strong>es mentalen<br />
Zahlenstrahls wird gelegt, womit unsere räumliche und automatisierte Vorstellung des Zahlenstrahls geme<strong>in</strong>t ist.<br />
• Die eigenen F<strong>in</strong>ger und Hände zum Rechnen zu benützen, bietet der Schüler<strong>in</strong> die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e hohe Identifikation<br />
zum Hilfsmaterial herzustellen.<br />
• Die dadurch erlangte Unabhängigkeit von <strong>we</strong>iteren Materialien ist wohl der entscheidendste Vorteil <strong>in</strong> der Entwicklung<br />
von Rechenkompetenzen. Die eigenen F<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d jederzeit verfügbar, gehen nicht verloren und können <strong>in</strong> den<br />
verschiedensten Situationen e<strong>in</strong>gesetzt <strong>we</strong>rden.<br />
• Der Gebrauch der F<strong>in</strong>ger und <strong>in</strong> <strong>we</strong>iterer Folge der beiden Hände unterstützt durch die Verknüpfung von taktil-k<strong>in</strong>ästhetischen,<br />
visuellen und akustischen Reizen die Abspeicherung: sowohl im Arbeitsgedächtnis als auch im Langzeitgedächtnis.<br />
F<strong>in</strong>gernamen<br />
Die Lehrer<strong>in</strong> beschriftet sich die F<strong>in</strong>ger<br />
der l<strong>in</strong>ken <strong>Hand</strong> von 1-5.<br />
Sie beschriftet auch jene der Schüler<strong>in</strong><br />
von 1-5. Sollte die Schüler<strong>in</strong> dies<br />
ablehnen, kann sie auch <strong>Hand</strong>schuhe,<br />
die die Ziffern anzeigen, tragen. Die<br />
Lehrer<strong>in</strong> erklärt der Schüler<strong>in</strong> nun, dass<br />
die F<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>en besonderen Namen bekommen.<br />
„Das ist der Erste. Das ist der<br />
Z<strong>we</strong>ite, usw.“ Sie <strong>we</strong>ist die Schüler<strong>in</strong><br />
auch auf die genau festgelegte Reihen<br />
folge, also die Ordnung der F<strong>in</strong>ger h<strong>in</strong><br />
(Ord<strong>in</strong>alitätspr<strong>in</strong>zip).<br />
Warum <strong>we</strong>rden die F<strong>in</strong>ger beschriftet?<br />
Menschen mit Down Syndrom s<strong>in</strong>d<br />
vielfach visuelle Lerner. Wenn sie auf<br />
ihren F<strong>in</strong>gern die Ziffern sehen, können<br />
sie die Verb<strong>in</strong>dung zwischen der<br />
F<strong>in</strong>germenge und dem dazugehörigen<br />
Ziffernsymbol leichter erfassen. Zudem<br />
<strong>we</strong>rden sie rasch mit dem Schriftbild<br />
vertraut und ihr Gedächtnis im Abspeichern<br />
und Er<strong>in</strong>nern unterstützt.<br />
Rechenanfänger<strong>in</strong>nen benötigen e<strong>in</strong><br />
starkes Vorbild, das sie imitieren können.<br />
Die Lehrer<strong>in</strong> zählt deshalb <strong>in</strong> den<br />
ersten Lernphasen immer geme<strong>in</strong>sam<br />
mit der Schüler<strong>in</strong>. Sitzt die Lehrer<strong>in</strong><br />
der Schüler<strong>in</strong> gegenüber, so beg<strong>in</strong>nt ihr<br />
Zählvorgang mit dem kle<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger<br />
der rechten <strong>Hand</strong>. Sitzt die Lehrer<strong>in</strong><br />
neben der Schüler<strong>in</strong>, starten beide mit<br />
dem kle<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger der l<strong>in</strong>ken <strong>Hand</strong>.<br />
32<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Zählen<br />
Die folgend dargestellten Zähl- und Rechenübungen s<strong>in</strong>d durch<br />
geschriebene Wörter nur auf komplizierte Weise darstellbar. Viel<br />
e<strong>in</strong>facher macht es Ihnen, liebe Leser<strong>in</strong>, die DVD „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“.<br />
Dieser Film zur Entwicklung der Rechenkompetenzen bei Menschen<br />
mit Down Syndrom ist im z<strong>we</strong>iten Teil als Lehrvideo aufgebaut. Sie<br />
können direkt mitmachen und lernen die Methode durch be<strong>we</strong>gte<br />
Bilder. Diese drücken ja bekanntlich mehr aus, als tausend Worte.<br />
Zählen von 0 bis 5 und retour<br />
Das Zählen beg<strong>in</strong>nt bei z<strong>we</strong>i geschlossenen Fäusten, <strong>we</strong>lche<br />
die Position „Null“ markieren. Der Daumen wird von den<br />
F<strong>in</strong>gern festgehalten. Die Lehrer<strong>in</strong> und die Schüler<strong>in</strong> begeben<br />
sich <strong>in</strong> die „Ausgangsposition“. L<strong>in</strong>ks von den Händen<br />
liegt auf e<strong>in</strong>em Kärtchen die Null. Die Lehrer<strong>in</strong> zeigt den<br />
Zählvorgang vor.<br />
Bei der folgenden Darstellung sitzt die Lehrer<strong>in</strong> neben der<br />
Schüler<strong>in</strong>. Beide Fäuste bleiben ruhig auf dem Tisch liegen,<br />
Der l<strong>in</strong>ke kle<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ger wird ausgestreckt, dazu „1“ gesprochen.<br />
Der l<strong>in</strong>ke R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger wird ausgestreckt, dazu „2“ gesprochen.<br />
Der l<strong>in</strong>ke Mittelf<strong>in</strong>ger wird ausgestreckt, dazu „3“<br />
gesprochen. Der l<strong>in</strong>ke Zeigef<strong>in</strong>ger wird ausgestreckt, dazu<br />
„4“ gesprochen. Der l<strong>in</strong>ke Daumen ausgestreckt, dazu „5“<br />
gesprochen. Nun wird wieder von 5-0 retour gezählt: „Das<br />
ist so, wie bei e<strong>in</strong>em Raketenstart“.<br />
Anschließend zählen die Lehrer<strong>in</strong> und die Schüler<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam<br />
von 0-5. Das bedeutet, sie strecken beide ihre F<strong>in</strong>ger<br />
e<strong>in</strong>zeln aus und sprechen geme<strong>in</strong>sam dazu.<br />
Danach zählen sie geme<strong>in</strong>sam wieder von 5-0.<br />
Auch <strong>we</strong>nn die rechte <strong>Hand</strong> noch nicht zum E<strong>in</strong>satz<br />
kommt, ist es wichtig, dass sie präsent ist: also als geschlossene<br />
Faust am Tisch liegt!<br />
Sitzt die Lehrer<strong>in</strong> der Schüler<strong>in</strong> gegenüber, beg<strong>in</strong>nt sie mit<br />
ihrem rechten kle<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger zu zählen.<br />
Wichtig: Die Schüler<strong>in</strong> zählt immer von l<strong>in</strong>ks nach rechts!<br />
Wenn die Schüler<strong>in</strong> zu Beg<strong>in</strong>n fe<strong>in</strong>motorische Schwierigkeiten<br />
im Ausstrecken und E<strong>in</strong>ziehen e<strong>in</strong>zelner F<strong>in</strong>ger zeigt, erhält<br />
sie dabei Unterstützung von der Lehrer<strong>in</strong>. In diesem Fall<br />
ist es praktischer, <strong>we</strong>nn die Lehrer<strong>in</strong> gegenüber sitzt.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 33
Zählen<br />
Zwill<strong>in</strong>ge<br />
Die Schüler<strong>in</strong> und die Lehrer<strong>in</strong> suchen geme<strong>in</strong>sam „Zwill<strong>in</strong>ge“.<br />
Zunächst gleiche:<br />
• Was an me<strong>in</strong>em Körper ist z<strong>we</strong>ifach?<br />
• 2 gleiche D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> die beiden <strong>Hand</strong>flächen legen<br />
• 2 gleiche D<strong>in</strong>ge im Zimmer suchen<br />
• 2 Stück Äpfel <strong>in</strong> die beiden Wangen legen (je e<strong>in</strong>es <strong>in</strong><br />
jede Wangenhöhle)<br />
• 2 gleiche Tücher auf die Schultern legen (je e<strong>in</strong>es auf<br />
jede Schulter)<br />
• 2 mal klatschen, rufen, klopfen, spr<strong>in</strong>gen, stampfen usw.<br />
Danach ähnliche:<br />
• 2 ähnliche Kugelschreiber<br />
• 2 ähnliche Teller<br />
• 2 ähnliche Formen aus dem Formensäckchen usw.<br />
Dazu wird immer geme<strong>in</strong>sam das F<strong>in</strong>gerbild von 2 aufgelegt.<br />
Langsam erlebt die Schüler<strong>in</strong> dadurch, dass h<strong>in</strong>ter den<br />
Zahlen Mengen stecken.<br />
1:1-Relation<br />
„Wie viele s<strong>in</strong>d denn da?“ Wollen wir Mengen quantitativ<br />
erfassen, müssen wir sie zwar zunächst auf e<strong>in</strong>en Blick wahrnehmen,<br />
sofort danach aber als E<strong>in</strong>zelteile erkennen.<br />
Stellt die Lehrer<strong>in</strong> der Schüler<strong>in</strong> die Frage: „Wie viele Äpfel<br />
liegen hier im Korb?“, dann muss zunächst die Kategorie<br />
„Apfel“ als Gruppe erfasst <strong>we</strong>rden. Denn im Obstkorb gibt es<br />
auch noch Bananen und Orangen. Als nächster Schritt wird<br />
die Gruppe „Apfel“ wieder <strong>in</strong> ihre E<strong>in</strong>zelteile zerlegt. Erst<br />
dann kann die Schüler<strong>in</strong> diese ungeordnete Menge zu zählen<br />
beg<strong>in</strong>nen. Und zwar, <strong>in</strong>dem sie zunächst jeden e<strong>in</strong>zelnen<br />
Apfel mit ihrem F<strong>in</strong>ger antippt. Mit zunehmender Erfahrung<br />
wird die Schüler<strong>in</strong> mit dem F<strong>in</strong>ger nur mehr auf die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Äpfel h<strong>in</strong>zeigen, ohne diese berühren zu müssen.<br />
Um dies zu üben, beg<strong>in</strong>nen wir mit der Zuordnung von e<strong>in</strong>zelnen<br />
Objekten zu den F<strong>in</strong>gern, nach dem Motto: „1 F<strong>in</strong>ger,<br />
1 Objekt“. Jetzt wird der Schüler<strong>in</strong> auch der Kard<strong>in</strong>alaspekt<br />
von Zahlen, der die Gesamtmenge angibt, deutlich: „Es s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong>sgesamt 3.“ Das Zählen beg<strong>in</strong>nt immer mit geordneten<br />
Objekten, da diese visuell leichter strukturiert <strong>we</strong>rden können.<br />
Erst danach zählt die Schüler<strong>in</strong> ungeordnete Gruppen,<br />
wie die oben erwähnten Äpfel im Obstkorb.<br />
34<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Zählen<br />
Zählen von 0-10 und retour<br />
Nun geht es zum Zehner h<strong>in</strong>auf und damit kommt die rechte<br />
<strong>Hand</strong> <strong>in</strong>s Spiel. Die Lehrer<strong>in</strong> beschriftet die F<strong>in</strong>ger bis 10.<br />
Dann zählt sie mit der Schüler<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam von 0-10 und<br />
wieder retour.<br />
Wenn dieser Zählvorgang automatisiert ist, <strong>we</strong>rden zum<br />
Üben der „1:1-Zuordnung“ wieder Gegenstände zu den F<strong>in</strong>gern<br />
gelegt. Es ist sehr wichtig, dass diese Gegenstände aus<br />
dem Interessensbereich der Schüler<strong>in</strong> stammen: z.B. w<strong>in</strong>zige<br />
Spielfiguren, vertraute Alltagsgegenstände oder kle<strong>in</strong>e Leckerbissen,<br />
wie z.B. Salzstangen oder Apfelstücke.<br />
Um die Motivation aufrecht zu erhalten (oder vielleicht<br />
überhaupt erst zu <strong>we</strong>cken), können unerwartet auftauchende<br />
Gaumenfreuden Wunder wirken!<br />
Treppen bauen<br />
Mit den blauen Rechenwürfeln, den gelben Mengenstäbchen<br />
sowie den roten Zehnerstäbchen aus der „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“<br />
Rechenbox können Treppen von 1-10 gebaut <strong>we</strong>rden.<br />
Die Schüler<strong>in</strong> schließt die Augen und die Lehrer<strong>in</strong> entfernt<br />
e<strong>in</strong>en Mengenstab.<br />
„Welche Zahl fehlt?“<br />
Augen zu: z<strong>we</strong>i Mengenstäbchen <strong>we</strong>rden vertauscht.<br />
„Was stimmt hier nicht?“<br />
Auflegen auf den Zahlenstrahl<br />
Die Lehrer<strong>in</strong> bereitet e<strong>in</strong>en Zahlenstrahl von 0-10 vor. Die<br />
Schüler<strong>in</strong> legt während des Zählvorgangs ihre Hände zu den<br />
entsprechenden Ziffern auf dem Zahlenstrahl.<br />
Mit dieser Übung wird die enge Verb<strong>in</strong>dung zwischen dem<br />
Zahlenstrahl und dem F<strong>in</strong>gerzählen besonders deutlich. Die<br />
Grundlage für den Aufbau des mentalen Zahlenstrahls ist gelegt.<br />
Wenn die Schüler<strong>in</strong> die Ziffern bereits schreiben kann, bereitet<br />
sie den Zahlenstrahl selbst vor.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 35
Zählen<br />
Blitzschnell<br />
Neben dem e<strong>in</strong>zelnen Zählen ist es sehr wichtig, die F<strong>in</strong>germengen<br />
auch simultan, also auf e<strong>in</strong>mal, auflegen zu können.<br />
Dies wird zunächst bei den Mengen 1, 5 und 10 gel<strong>in</strong>gen.<br />
Damit ist e<strong>in</strong> wichtiger Punkt im Erfassen der Subbasis 5<br />
bzw. der Dezimalstelle 10 erfolgt.<br />
Das F<strong>in</strong>gerbild kann so zur Brücke zwischen der Mengenvorstellung,<br />
dem Zahlwort und der Ziffer <strong>we</strong>rden.<br />
Um dieses „Blitzschnell“ zu üben, brauchen wir <strong>we</strong>ißes<br />
Papier und e<strong>in</strong>en dicken Stift. Also: die Schüler<strong>in</strong> legt ihre<br />
z<strong>we</strong>i geschlossenen Fäuste („Null“) aufs Papier, die Lehrer<strong>in</strong><br />
zeichnet diese nach. Danach legt die Schüler<strong>in</strong> „E<strong>in</strong>s“ auf e<strong>in</strong><br />
neues Blatt Papier: l<strong>in</strong>ker kle<strong>in</strong>er F<strong>in</strong>ger ausgestreckt, die restlichen<br />
F<strong>in</strong>ger beider Hände s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gezogen (auch die rechte<br />
Faust liegt auf dem Papier): nachzeichnen.<br />
Nache<strong>in</strong>ander <strong>we</strong>rden so die Positionen von 0-10 aufgelegt<br />
und abgezeichnet. Nun nimmt die Lehrer<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es dieser 11<br />
entstandenen Blätter und zeigt es der Schüler<strong>in</strong>. Sie beg<strong>in</strong>nt<br />
mit 1, 5, oder 10. Die Schüler<strong>in</strong> legt ihre F<strong>in</strong>ger der Vorgabe<br />
entsprechend auf das Blatt, <strong>we</strong>nn möglich simultan, und<br />
benennt die Zahl.<br />
Me<strong>in</strong>e geheimnisvolle Schachtel<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Schachtel, die umgedreht (Boden nach oben)<br />
und an den beiden Längsseiten ausgeschnitten wird, wird<br />
nun von der Schüler<strong>in</strong> selbst bunt bemalt oder beklebt, so<br />
dass es wirklich ihre persönliche Schachtel wird. Dabei ist es<br />
wichtig, auf ablenkende Muster zu verzichten.<br />
Die Lehrer<strong>in</strong> und die Schüler<strong>in</strong> sitzen e<strong>in</strong>ander gegenüber<br />
und haben e<strong>in</strong>e Schachtelöffnung vor sich. Die Schüler<strong>in</strong> legt<br />
ihre beiden Hände unter die Schachtel. Nun wird von 0-10<br />
hoch und dann wieder retour gezählt. Die Schüler<strong>in</strong> kann<br />
sich dabei nicht mehr auf ihren Sehs<strong>in</strong>n verlassen, sondern<br />
muss lernen, ihrem Tasts<strong>in</strong>n zu vertrauen. E<strong>in</strong> erster Schritt<br />
zum Aufbau des Abstraktionsvermögens ist getan.<br />
Wenn Ihre Schüler<strong>in</strong> Schwierigkeiten hat, ihre F<strong>in</strong>ger auf<br />
der glatten Tischplatte deutlich zu spüren, bieten Sie ihr e<strong>in</strong>e<br />
raue (z.B. Jute) oder e<strong>in</strong>e <strong>we</strong>iche (z.B. Filz) Unterlage an.<br />
Diese Materialien können die Wahrnehmungsfähigkeit <strong>in</strong><br />
den F<strong>in</strong>gerkuppen erhöhen. Bei Zählfehlern kann die Lehrer<strong>in</strong><br />
der Schüler<strong>in</strong> Hilfestellung geben.<br />
36<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Zählen<br />
Wer ist größer?<br />
Was ist mehr?<br />
Die Kompetenz, z<strong>we</strong>i Objekte oder<br />
E<strong>in</strong>heiten e<strong>in</strong>ander gegenüberzustellen<br />
und dabei Gleichheiten bzw. Unterschiede<br />
zu erkennen, hat besondere<br />
Bedeutung im Größenvergleich von<br />
Mengen. Anhand der F<strong>in</strong>gerbilder<br />
kann die Schüler<strong>in</strong> die größere bzw. die<br />
kle<strong>in</strong>ere Zahl sehen und spüren. Durch<br />
e<strong>in</strong>e 1:1-Zuordnung von Objekten zu<br />
den F<strong>in</strong>gern erkennt sie den Zusammenhang<br />
zwischen „größerer Zahl<br />
und mehr“ sowie „kle<strong>in</strong>erer Zahl und<br />
<strong>we</strong>niger“.<br />
Bei dieser Übung ist es besonders s<strong>in</strong>nvoll,<br />
Objekte zu ver<strong>we</strong>nden, die durch<br />
ihr Volumen den Unterschied zischen<br />
mehr und <strong>we</strong>niger besonders deutlich<br />
machen (z.B. Bananen).<br />
Nachfolger- Vorgänger: Zahlenfliesen<br />
und Treppen<br />
Die Bestimmung von Nachfolgerzahlen durch das Zugeben<br />
von je<strong>we</strong>ils e<strong>in</strong>em F<strong>in</strong>ger stellt für die Schüler<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />
Additionsaufgabe dar. Rasch können die Nachbarzahlen<br />
bestimmt <strong>we</strong>rden, <strong>we</strong>nn die F<strong>in</strong>ger beschriftet s<strong>in</strong>d bzw. die<br />
Schüler<strong>in</strong> die F<strong>in</strong>gerbilder bereits simultan (ohne abzählen)<br />
erkennt. Die Bestimmung von Vorgängerzahlen stellt für viele<br />
Schüler<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e große Herausforderung dar. Zum e<strong>in</strong>en<br />
ist die Raumorientierung gefordert („was kommt vorher, was<br />
kommt nachher?“), zum anderen muss e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>gezogen<br />
<strong>we</strong>rden. Dies ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Subtraktionsaufgabe und kann<br />
ebenso durch die F<strong>in</strong>gerbeschriftung erleichtert <strong>we</strong>rden.<br />
Lustig s<strong>in</strong>d Rätsel mit Zahlenfliesen und auf mit Ziffernkarten<br />
beschrifteten Treppen. Zahlenfliesen können Teppichstücke<br />
<strong>in</strong> der Größe von etwa 20cm x 20cm se<strong>in</strong>, jedes Teppichstück<br />
trägt e<strong>in</strong>e Ziffer von 1-10. Zahlenfliesen können<br />
auch beschriftete Pappkartonblätter se<strong>in</strong>, doch Vorsicht: hier<br />
besteht Rutschgefahr! Die Lehrer<strong>in</strong> gibt der Schüler<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
F<strong>in</strong>gerbild vor, diese stellt sich auf die entsprechende Zahlenfliese<br />
oder Treppe. Die Nachfolgerzahl kann sie vor ihren<br />
Augen sehen. Aber wie heißt die Vorgängerzahl? Diese wird<br />
zunächst anhand der F<strong>in</strong>gerbilder bestimmt und dann durch<br />
e<strong>in</strong>en Schritt zurück genau kontrolliert.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 37
Zählen<br />
. Zahlenkobold, der Erste<br />
Der Zahlenkobold (für ältere Schüler<strong>in</strong>nen ist vielleicht die<br />
Bezeichnung „Zahlen-Chaot“ passender) h<strong>in</strong>terlässt, wann<br />
immer er sich blicken lässt, e<strong>in</strong> Chaos. Er vertauscht die<br />
Reihenfolge der Zahlenfliesen oder der Beschriftungskarten<br />
auf den Treppen.<br />
Wer kann nun alles wieder richtig stellen?<br />
Und <strong>we</strong>nn er manche Zahlenfliesen oder –karten e<strong>in</strong>fach<br />
umdreht? Welche Zahl versteckt sich darunter?<br />
Start und los!<br />
Besonders knifflig ist die Aufgabe, von e<strong>in</strong>er beliebigen Startposition<br />
im Zahlenraum 10 aus <strong>we</strong>iterzuzählen oder retour zu zählen.<br />
Dazu e<strong>in</strong> Beispiel:<br />
Die Lehrer<strong>in</strong> gibt der Schüler<strong>in</strong> folgenden Arbeitsauftrag: „Lege<br />
drei F<strong>in</strong>ger auf. Nun zähle von der Startposition „3“ aus <strong>we</strong>iter.“<br />
Die Schüler<strong>in</strong> startet bei „3“ und zählt: „3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10“.<br />
Ebenso retour: z.B. bei „7“ starten und zurückzählen.<br />
E<strong>in</strong>e perfekte Vorbereitung auf das Addieren und Subtrahieren<br />
ist das Spiel „Start und los!“. Die Schüler<strong>in</strong> stellt sich<br />
auf den Teppichfliesen auf e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>barte Zahl. Dann gibt<br />
die Lehrer<strong>in</strong> die An<strong>we</strong>isung: „Jetzt drei Schritte vor/zurück.“<br />
„Bei <strong>we</strong>lcher Zahl kommst du an?“<br />
38<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Zählen<br />
F<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>mal anders<br />
Wenn die Schüler<strong>in</strong> die erlernten<br />
F<strong>in</strong>gerbilder im Zahlenraum 10 bereits<br />
sicher simultan auflegen kann, ist der<br />
Zeitpunkt gekommen, ihr <strong>we</strong>itere F<strong>in</strong>gerbilder<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Darstellungsform<br />
anzubieten- z.B. die Drei auch<br />
durch den ausgestreckten Daumen,<br />
Zeigef<strong>in</strong>ger und Mittelf<strong>in</strong>ger. Denn<br />
auch dies markiert drei E<strong>in</strong>heiten.<br />
Die Lehrer<strong>in</strong> zeigt verschiedene Mengen<br />
aus dem Zahlenraum 10 mit ihren<br />
beiden Händen vor und die Schüler<strong>in</strong><br />
versucht so schnell als möglich, die korrekte<br />
Zahl zu nennen. Danach legt die<br />
Schüler<strong>in</strong> die Menge mit dem erlernten<br />
F<strong>in</strong>gerbild auf den Tisch.<br />
Wenn die Schüler<strong>in</strong> die Ziffern bereits<br />
kennt, kann sie zusätzlich auch auf das<br />
entsprechende Ziffernkärtchen zeigen<br />
oder die Zahl selbst aufschreiben.<br />
Auch die Augen können zählen<br />
Erst, <strong>we</strong>nn die Schüler<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>e gesicherte<br />
Zählkompetenz verfügt, versucht<br />
sie, ihre Augen zählen zu lassen: also zu<br />
zählen, ohne ihre F<strong>in</strong>ger mitzeigen zu<br />
lassen.<br />
Dazu e<strong>in</strong> Beispiel: Stellt die Lehrer<strong>in</strong><br />
der Schüler<strong>in</strong> die Frage: „Wie viele Autos<br />
siehst du auf dem Parkplatz?“, dann<br />
müssen die Kategorien sorgfältig vone<strong>in</strong>ander<br />
getrennt se<strong>in</strong>. Am Parkplatz<br />
s<strong>in</strong>d Pflanzen (Bäume), Menschen und<br />
Fahrzeuge (Fahrräder und Autos). Nur<br />
die ungeordnete Gruppe „Autos“ wird<br />
nun <strong>in</strong> ihre e<strong>in</strong>zelnen Elemente zerlegt,<br />
mit den Augen räumlich gruppiert und<br />
dann gezählt. Gar nicht e<strong>in</strong>fach. Unbed<strong>in</strong>gt<br />
mit kle<strong>in</strong>en Mengen beg<strong>in</strong>nen!<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 39
Invarianz<br />
Immer gleich viel!<br />
Die Entwicklung der Invarianz<br />
40<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Invarianz<br />
Daniela freut sich: Ihr Eis kostet 80 Cent. Sie hat ihr Eis<br />
mit e<strong>in</strong>er 2 €-Münze bezahlt und „mehr“ zurückbekommen.<br />
Stolz zeigt sie ihrer Mutter die 6 Münzen ihres Wechselgeldes,<br />
die zusammengerechnet 1,20 € ausmachen. In Danielas<br />
Augen war das e<strong>in</strong> gutes Geschäft: e<strong>in</strong>e Münze h<strong>in</strong>gegeben,<br />
6 Münzen zurückbekommen und e<strong>in</strong> Eis als Draufgabe noch<br />
dazu. Daniela lebt mit dem gewissen Extra und ist erst 7<br />
Jahre alt. Sie benötigt noch e<strong>in</strong>e Vielzahl an so genannten<br />
„learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g“ Erfahrungen, die sie langsam an das<br />
Verständnis für die Invarianz heranführen.<br />
Was ist mit diesem Begriff geme<strong>in</strong>t?<br />
Unter Invarianz wird das Gleichbleiben e<strong>in</strong>er Menge verstanden,<br />
auch dann, <strong>we</strong>nn sich deren Aussehen verändert. E<strong>in</strong><br />
Beispiel: e<strong>in</strong> ¼ l Wasser wird aus e<strong>in</strong>em Glas <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Krug<br />
geschüttet. Dort sieht es optisch nach <strong>we</strong>niger Wasser aus, als<br />
zuvor im Glas, und ist dennoch noch immer e<strong>in</strong> ¼ l.<br />
Durch vielfältige Versuche <strong>in</strong> unterschiedlichen Alltagssituationen<br />
erkennt die Schüler<strong>in</strong> allmählich, dass dieselbe Menge<br />
immer gleich bleibt, auch dann, <strong>we</strong>nn sich ihre Gestalt, etwa<br />
die Höhe oder die Ausdehnung, verändern. Re<strong>in</strong> strukturelle<br />
Änderungen durch e<strong>in</strong>e andere Anordnung, e<strong>in</strong> Aufteilen,<br />
Umfüllen oder Ause<strong>in</strong>anderziehen von Reihen lässt die Gesamtmenge<br />
jedoch unverändert.<br />
Äpfel, Brot und Pizza<br />
Die Küche ist e<strong>in</strong> perfektes Experimentierfeld<br />
für Invarianz-Erfahrungen!<br />
Beim vielfältigen Teilen und bewussten<br />
Wiederzusammensetzen von Äpfeln,<br />
Orangen, Bananen, Brotscheiben,<br />
Kuchen, Pizzen usw. ist die Eigen-<br />
Motivation von Menschen mit Down<br />
Syndrom meist so hoch, dass sich die<br />
angestrebten Lerneffekte von selbst<br />
e<strong>in</strong>stellen. E<strong>in</strong> Lernen mit „Herz, <strong>Hand</strong><br />
und Hirn“ also, wie der Sch<strong>we</strong>izer Pädagoge<br />
He<strong>in</strong>rich Pestalozzi bereits vor<br />
mehr als 200 Jahren forderte.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 41
Invarianz<br />
Papier falten<br />
Der Schüler nimmt 2 gleiche Blätter <strong>we</strong>ißes Papier im A4-<br />
Format. E<strong>in</strong>es davon wird zusammengeknüllt oder mehrfach<br />
gefaltet. Danach faltet er es wieder ause<strong>in</strong>ander und vergleicht<br />
es mit dem glatten Papierblatt.<br />
Anstellen bitte!<br />
Arbeit mit K<strong>in</strong>dern: der Lehrer stellt<br />
mit etwa 5 kle<strong>in</strong>en Männchen e<strong>in</strong>e<br />
ungeordnete Menge auf. Der Schüler<br />
zählt die Männchen und merkt sich<br />
die Anzahl. Der Lehrer erklärt nun,<br />
dass diese Männchen darauf warten,<br />
dass der Zoo aufsperrt. Als sich die<br />
Kassa dann endlich öffnet, stellen sich<br />
die Männchen artig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe an.<br />
Frage des Lehrers an den Schüler: „Wie<br />
viele Männchen stellen sich jetzt an?“<br />
Wenn der Schüler erneut zählt, ist se<strong>in</strong><br />
Verständnis für die Invarianz der Menge<br />
noch nicht h<strong>in</strong>reichend entwickelt.<br />
Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen:<br />
es könnten etwa Zahnstocher,<br />
die Menschen repräsentieren, darauf<br />
warten, dass die K<strong>in</strong>okasse öffnet.<br />
42<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Invarianz<br />
Würfel oder Ste<strong>in</strong>e, Kastanien, Kartoffeln<br />
5 Würfel <strong>we</strong>rden untere<strong>in</strong>ander im gleichen Abstand auf den<br />
Tisch gelegt.<br />
Der Schüler zählt die obere und die untere Reihe getrennt ab.<br />
Frage an den Schüler:<br />
„Wie viele Würfel s<strong>in</strong>d oben?“ „Wie viele Würfel s<strong>in</strong>d unten?“<br />
Es ist wichtig, darauf zu achten, dass der Schüler die exakte Menge<br />
der oberen und unteren Reihe kennt und nennen kann. Nun<br />
schiebt der Lehrer die Würfel der unteren Reihe ause<strong>in</strong>ander.<br />
Frage an den Schüler:<br />
„S<strong>in</strong>d <strong>in</strong> beiden Reihen gleich viele Würfel oder s<strong>in</strong>d<br />
irgendwo mehr?“<br />
Wenn der Schüler nun die beiden Reihen wieder abzuzählen<br />
beg<strong>in</strong>nt, erkennt der Lehrer das noch fehlende Verständnis<br />
für die Invarianz. E<strong>in</strong> Schüler, der dieses bereits entwickelt<br />
hat, wird die Reihen nicht mehr abzählen sondern mit<br />
Sicherheit „Gleich viele“ sagen. Anschließend legt der Lehrer<br />
aus den fünf Würfeln e<strong>in</strong>en Turm, e<strong>in</strong>en Kreis, e<strong>in</strong>e Reihe,<br />
e<strong>in</strong>e Unordnung usw. Ziel ist es, dass der Schüler erfasst, dass<br />
die Gesamtmenge unabhängig von der Anordnung immer<br />
gleich bleibt. Der Schüler soll viele Möglichkeiten erhalten,<br />
mit e<strong>in</strong>- und derselben Anzahl an Würfeln zu experimentieren.<br />
Zählen- neu anordnen- zählen- neu anordnen.<br />
Ke<strong>in</strong>e Antwort vorgeben und falsche Antworten nicht korrigieren!<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 43
Invarianz<br />
Wasserflaschen<br />
Z<strong>we</strong>i transparente Wasserflaschen <strong>we</strong>rden von dem Schüler<br />
mit der gleichen Menge an Wasser befüllt, etwa halb voll.<br />
Danach <strong>we</strong>rden die Flaschen gut verschlossen, auf den Tisch<br />
gestellt und verglichen. Der Schüler spricht darüber, dass <strong>in</strong><br />
beiden Flaschen gleich viel Wasser ist. Dann wird vor se<strong>in</strong>en<br />
Augen e<strong>in</strong>e Wasserflasche auf den Kopf gestellt- dadurch<br />
erhöht sich der Wasserstand bei gleich bleibender Gesamtmenge.<br />
Nun stellt der Lehrer folgende Frage an den Schüler:<br />
„Ist <strong>in</strong> beiden Flaschen gleich viel Wasser oder ist irgendwo<br />
mehr Wasser?“<br />
Bei der Wiederholung des Versuches zu e<strong>in</strong>em anderen<br />
Zeitpunkt ist es empfehlens<strong>we</strong>rt, die Frage auch umzudrehen:<br />
„Ist irgendwo mehr Wasser oder ist <strong>in</strong> beiden Flaschen gleich<br />
viel Wasser?“ Es ist sehr wichtig, diese beiden Fragen bei den<br />
verschiedenen Versuchen immer abzu<strong>we</strong>chseln, da Menschen<br />
mit Down Syndrom <strong>in</strong> ihrer Antwort häufig das zuletzt Gehörte<br />
e<strong>in</strong>fach wiederholen.<br />
Lautet die Antwort des Schülers „Da ist mehr Wasser“, fragt<br />
der Lehrer <strong>we</strong>iter:<br />
• „Hast du <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Flasche Wasser dazugegeben?“<br />
(Antwort abwarten)<br />
• „Hast du aus e<strong>in</strong>er Flasche Wasser <strong>we</strong>ggenommen?“<br />
(Antwort abwarten)<br />
Danach wird die auf dem Kopf stehende Wasserflasche<br />
geme<strong>in</strong>sam mit dem Schüler wieder umgedreht. Die beiden<br />
Flaschen <strong>we</strong>rden mite<strong>in</strong>ander verglichen, der Schüler stellt<br />
fest, dass sie jetzt wieder gleich s<strong>in</strong>d.<br />
Entscheidend ist, dass der Lehrer die richtige Antwort<br />
niemals vorgibt!<br />
Wird nämlich dem Schüler die richtige Antwort e<strong>in</strong>mal vorgegeben,<br />
antwortet er bei zukünftigen Versuchen wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
mit „gleich viel“, ohne das Verständnis der Invarianz<br />
erlangt zu haben.<br />
Ist die Antwort des Schülers richtig („gleich viel“), soll auch<br />
nicht besonders gelobt oder ermutigt <strong>we</strong>rden, sondern der<br />
Lehrer wiederholt e<strong>in</strong>fach die Antwort des Schülers. Dieser hat<br />
nicht e<strong>in</strong>e außergewöhnlich tolle Leistung erbracht, sondern<br />
e<strong>in</strong>e natürliche Stufe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Denkentwicklung erreicht.<br />
44<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Invarianz<br />
Glasgefäße<br />
Es <strong>we</strong>rden z<strong>we</strong>i Glasgefäße bereitgestellt: e<strong>in</strong> hohes, schmales und e<strong>in</strong> niedriges,<br />
breites. Der Schüler bereitet z<strong>we</strong>i gleiche Mengen an Sand vor. E<strong>in</strong>e Menge schüttet<br />
er <strong>in</strong> das hohe, schmale Gefäß, die andere Menge schüttet er <strong>in</strong> das niedrigere,<br />
breite Gefäß.<br />
Frage des Lehrers:<br />
„Ist <strong>in</strong> beiden Gefäßen gleich viel Sand oder ist irgendwo mehr?“ („Ist irgendwo<br />
mehr Sand oder ist <strong>in</strong> beiden Gefäßen gleich viel Sand?“)<br />
Bei falscher Antwort fragt der Lehrer <strong>we</strong>iter.<br />
• „Hast du <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gefäß Sand dazu gegeben?“<br />
(Antwort abwarten)<br />
• „Hast du aus e<strong>in</strong>em Gefäß Sand heraus geschüttet?“<br />
(Antwort abwarten)<br />
Vielfältige selbst durchgeführte Umschüttversuche mit Sand, Murmeln, Kieselste<strong>in</strong>en,<br />
Wasser usw. unterstützen den Schüler <strong>in</strong> der Entwicklung des Verständnisses<br />
für die Invarianz.<br />
Plastil<strong>in</strong><br />
Rechnen mit Brüchen<br />
Aus Plastil<strong>in</strong> <strong>we</strong>rden z<strong>we</strong>i gleich große Plastikkugeln geformt.<br />
Diese <strong>we</strong>rden nebene<strong>in</strong>ander gelegt und verglichen.<br />
Wenn der Schüler damit e<strong>in</strong>verstanden ist, dass beide Kugeln<br />
(oder „Knödeln“) gleich groß s<strong>in</strong>d, formt der Lehrer<br />
aus e<strong>in</strong>em Knödel e<strong>in</strong>e Palatsch<strong>in</strong>ke.<br />
Frage an den Schüler:<br />
„Ist bei beiden gleich viel Plastil<strong>in</strong> oder ist irgendwo mehr?“<br />
(„Ist irgendwo mehr oder ist bei beiden gleich viel Plastil<strong>in</strong>?“)<br />
Bei falscher Antwort:<br />
• „Hast du irgendwo Plastil<strong>in</strong> dazu gegeben?“<br />
• „Hast du irgendwo Plastil<strong>in</strong> <strong>we</strong>g genommen?“<br />
Das Verständnis für das Rechnen mit Brüchen fußt auf<br />
dem Verständnis für reversible Veränderungen. Objekte,<br />
die zuerst geteilt und dann wieder zu e<strong>in</strong>em Ganzen<br />
zusammengesetzt <strong>we</strong>rden, vermitteln vielfältige Invarianz-<br />
Erfahrungen. Wie kann der Lehrer den Bruchstrich als<br />
Symbol erklären? Ganz e<strong>in</strong>fach! Er legt e<strong>in</strong>e Scheibe Brot<br />
auf e<strong>in</strong>en Teller und schneidet diese e<strong>in</strong>mal waagrecht mit<br />
dem Messer <strong>in</strong> z<strong>we</strong>i gleiche Teile. Zwischen die beiden<br />
halben Brotscheiben legt der Lehrer nun e<strong>in</strong>en aus Karton<br />
ausgeschnittenen Bruchstrich und erklärt dem Schüler:<br />
„Hier habe ich geschnitten. Das s<strong>in</strong>d nun z<strong>we</strong>i halbe Brotscheiben.“<br />
Der Schüler lernt nun die Bruchzahl ½ sowie<br />
deren korrekte Bezeichnung mittels Kärtchen kennen<br />
(siehe Arbeitsblatt). Mit anderen Lebensmitteln, die wieder<br />
waagrecht geteilt <strong>we</strong>rden, <strong>we</strong>rden auch die <strong>we</strong>iteren<br />
Brüche erarbeitet. Auch Flüssigkeiten, wie z.B. ¼ l Wasser,<br />
s<strong>in</strong>d hervorragend geeignet. Im Anschluss daran <strong>we</strong>rden<br />
die verschiedenen Brüche mite<strong>in</strong>ander verglichen.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 45
Ziffern<br />
Ziffern<br />
Die Beschäftigung mit den Ziffern und Rechenzeichen ebnen Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schülern den Weg zur symbolhaften, abstrakten Mathematik. Sie br<strong>in</strong>gen Struktur<br />
<strong>in</strong> Zählvorgänge. Die Ziffer wird aufgeschrieben und ist somit nicht nur- wie<br />
beim lauten Zählen- akustisch, sondern vor allem auch visuell wahrnehmbar.<br />
Speziell größere Mengen <strong>we</strong>rden durch das Ziffernsymbol zusammengefasst und<br />
damit überschaubar. Ziffern s<strong>in</strong>d für uns vor allem Merkhilfen, sie helfen unserem<br />
Gedächtnis beim Speichern. Alle <strong>in</strong> diesem Buch beschriebenen Übungen zum<br />
Zählen, zum Schreiben von Ziffern sowie zum Rechnen können durch die Holzziffern<br />
aus der Rechenbox ergänzt <strong>we</strong>rden. Nicht nur zum Fühlen und Ertasten bei<br />
geschlossenen Augen, sondern auch zur Unterstützung von Zähl- und Rechenvorgängen<br />
leisten die Holzziffern e<strong>in</strong>en <strong>we</strong>rtvollen Beitrag.<br />
Strichmuster<br />
Der Lehrer br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Strichmuster<br />
(zunächst aus drei Strichen, später steigern)<br />
zu Papier. Der Schüler zeichnet<br />
diese Vorlage (aus dem Gedächtnis)<br />
nach. Verschiedene Varianten des<br />
Nachzeichnens: Neben dem Zeichnen<br />
auf Papier gibt es noch zahlreiche<br />
Möglichkeiten, mit allen S<strong>in</strong>nen zu<br />
zeichnen: In der Sandwanne, mit e<strong>in</strong>igen<br />
Tropfen Öl auf dem Backblech, mit<br />
Wasserfarben auf e<strong>in</strong>em nassen Blatt,<br />
mit Rasierschaum am Spiegel, u.v.m.<br />
46<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Ziffern<br />
Rund, wie e<strong>in</strong>e Tasse<br />
Haushaltsd<strong>in</strong>ge (z.B. Tasse, Uhr, Polster) <strong>we</strong>rden nach<br />
ihrer Form sortiert und genau bezeichnet: „rund, wie e<strong>in</strong>e<br />
Tasse, viereckig, wie e<strong>in</strong> Polster, dreieckig wie die (kalte)<br />
Fläche e<strong>in</strong>es Bügeleisens“ usw. Jeder Mitspieler nimmt e<strong>in</strong>e<br />
Form <strong>in</strong> die <strong>Hand</strong> und fühlt die Struktur (rund, viereckig,<br />
dreieckig): der Lehrer gibt An<strong>we</strong>isungen: alle Runden gehen<br />
zur Tür, alle Viereckigen setzen sich h<strong>in</strong>, alle Dreieckigen<br />
heben beide Hände.<br />
Vom Kreis zur Acht<br />
Bevor e<strong>in</strong> Schüler lernt, Ziffern zu schreiben, muss er<br />
e<strong>in</strong>fache Formen selbst zeichnen können. Dies s<strong>in</strong>d<br />
der Kreis, waagrechte und senkrechte Striche, deren<br />
Komb<strong>in</strong>ationen zu Kreuzen, Vierecken, Dreiecken<br />
und wiederum deren Komb<strong>in</strong>ationen zu Häusern und<br />
ähnlichem. Schlaufenbe<strong>we</strong>gungen s<strong>in</strong>d beim Schreiben<br />
der Acht gefordert.<br />
Neben dem Schreiben von Ziffern ist es auch wichtig,<br />
dass der Schüler Ziffern <strong>in</strong> unterschiedlichen Schreib<strong>we</strong>isen<br />
wieder erkennt: <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigenen Schrift, fremden<br />
handschriftlichen Notizen, bei dreidimensionalen<br />
Ziffern aus unterschiedlichen Materialien (Holz, Knete,<br />
Teig usw.), <strong>in</strong> verschiedenen Computerschriftarten<br />
sowie auch auf verschiedenen Medien, wie am PC, am<br />
Taschenrechner oder am Mobiltelefon.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 47
Ziffern<br />
Rückenpost<br />
E<strong>in</strong>fache Formen, wie Striche, Kreise, Vierecke oder Dreiecke<br />
auf e<strong>in</strong> Blatt Papier zeichnen und auf den Tisch legen. Der<br />
Schüler erhält nun e<strong>in</strong>e Rückenpost. Das heißt, dass ihm<br />
se<strong>in</strong> Mitspieler e<strong>in</strong>e der Formen, die vor ihm auf dem Tisch<br />
liegen, auf den Rücken zeichnet. Wenn der Schüler die Form<br />
erkannt hat, zeigt er sie auf dem Blatt.<br />
Schwieriger ist diese Übung mit Ziffern, die auf das Papier<br />
und den Rücken geschrieben <strong>we</strong>rden. Jene, die der Schüler<br />
erkennt, zeigt er an den vor ihm liegenden Holzziffern an.<br />
Sehr schwierig wird es, <strong>we</strong>nn der Lehrer dem Schüler mit e<strong>in</strong>em<br />
festen, aber liebevollen Druck e<strong>in</strong>e bestimmte F<strong>in</strong>geranzahl<br />
zwischen 1 und 5 auf den Rücken legt. Der Schüler zeigt<br />
se<strong>in</strong>e Wahrnehmung mit der entsprechenden Holzziffer (oder<br />
dem F<strong>in</strong>gerbild) an. Oder er hat die Punktebilder vor sich<br />
liegen und deutet auf jenes mit der gleichen Punkteanzahl.<br />
F<strong>in</strong>ger, Punkte, Ziffern<br />
Lotto<br />
Die Punktekärtchen (mit den strukturierten Würfelmustern<br />
und unstrukturierten Mustern) <strong>we</strong>rden den Ziffern zugeordnet.<br />
Der Schüler vergleicht die Punktekärtchen genau und<br />
legt das korrekte Ziffernkärtchen darauf.<br />
Adleraugen<br />
Nun zeigt der Lehrer e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>gerbild, z.B. vier. Der Schüler<br />
soll das passende Punktekärtchen und/oder Ziffernkärtchen<br />
dazu f<strong>in</strong>den.<br />
48<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Ziffern<br />
Joker<br />
Alle Punktekärtchen und die Karte mit dem Joker <strong>we</strong>rden an<br />
die Mitspieler verteilt, jeder nimmt alle se<strong>in</strong>e Karten verdeckt<br />
<strong>in</strong> die <strong>Hand</strong>. Es liegt ke<strong>in</strong> Kartenstoß <strong>in</strong> der Mitte.<br />
Nun wird reihum gezogen. Hat e<strong>in</strong> Spieler e<strong>in</strong> Paar <strong>in</strong> der<br />
<strong>Hand</strong> (z.B. z<strong>we</strong>i verschiedene Kärtchen, die je<strong>we</strong>ils drei Punkte<br />
zeigen), darf dieses Paar abgelegt <strong>we</strong>rden. Jeder versucht, von<br />
se<strong>in</strong>en Mitspielern den Joker zu ziehen. Gewonnen hat nämlich<br />
derjenige, der am Schluss den Joker <strong>in</strong> der <strong>Hand</strong> hält.<br />
Alle 6!<br />
Der umgedrehte Deckel e<strong>in</strong>er Schuhschachtel wird zur<br />
Bowl<strong>in</strong>gbahn. Er wird verkehrt auf den Tisch gelegt. An e<strong>in</strong><br />
Ende <strong>we</strong>rden 6 kle<strong>in</strong>e Spiel-Kegel, die mit den Ziffern von<br />
1-6 beschriftet s<strong>in</strong>d, aufgestellt. E<strong>in</strong>e Murmel rollt durch<br />
die Bowl<strong>in</strong>gbahn. Welche Kegel wirft sie um? Die Ziffern<br />
der umgeworfenen Kegel <strong>we</strong>rden auf den Punktekärtchen<br />
gesucht. Außerdem <strong>we</strong>rden die Holzziffern und die<br />
F<strong>in</strong>gerbilder dazu aufgelegt.<br />
Wer schafft es, alle 6 umzu<strong>we</strong>rfen?<br />
Wer kann die Murmel nicht nur <strong>we</strong>grollen, sondern sogar mit den<br />
F<strong>in</strong>gern <strong>we</strong>gschnipsen?<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 49
Rechnen<br />
Rechnen<br />
Aus dem Zählen entwickelt sich das<br />
Rechnen. Unsere 10 F<strong>in</strong>ger stellen<br />
dafür die perfekte Unterstützung<br />
zur Repräsentation von Mengen<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Dezimalsystems dar.<br />
Beim Weiterzählen von e<strong>in</strong>er Startposition<br />
aus (im Spiel „Start und<br />
los!“) wurden bereits erste Additionen<br />
und Subtraktionen im Zahlenraum<br />
10 berechnet.<br />
Genau, wie im Kapitel „Zählen“<br />
stellt es sich häufig als umständlich<br />
heraus, Spiele und Übungen mit<br />
Worten zu erklären. Bitte schauen<br />
Sie sich das Lehrvideo auf der DVD<br />
„<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“ an, dann ist alles klar!<br />
50<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Rechnen<br />
Zahlenraum 10<br />
Additionen mit Gummiband<br />
Zur Darstellung, dass e<strong>in</strong>e Addition aus z<strong>we</strong>i Teilmengen<br />
(den so genannten Summanden) besteht, können z<strong>we</strong>i<br />
Gummibänder zum E<strong>in</strong>satz kommen. Dabei wird die<br />
erste Teilmenge mit e<strong>in</strong>em Gummiband zusammen gehalten,<br />
danach die z<strong>we</strong>ite Teilmenge. Die Summe, also die<br />
kard<strong>in</strong>ale Menge, ist auf e<strong>in</strong>en Blick erkennbar.<br />
Die Addition liegt bei diesem Vorgang schriftlich vor der<br />
Schüler<strong>in</strong>. Im ersten Lernschritt bietet die Lehrer<strong>in</strong> der<br />
Schüler<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Imitationsmodell: sie rechnet die Addition<br />
alle<strong>in</strong>e vor und spricht dazu: z.B. „4 und 3 ist gleich 7“.<br />
Im z<strong>we</strong>iten Lernschritt rechnen und sprechen die Lehrer<strong>in</strong><br />
und die Schüler<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam. Wenn die Schüler<strong>in</strong> die<br />
Zusammensetzung e<strong>in</strong>er Addition aus z<strong>we</strong>i Teilmengen handelnd<br />
erfahren hat, <strong>we</strong>rden die Gummibänder <strong>we</strong>ggelassen.<br />
Schüler<strong>in</strong>nen, die die Gummibänder ablehnen, können<br />
auch mit e<strong>in</strong>em Pluszeichen, <strong>we</strong>lches aus Karton ausgeschnitten<br />
und zwischen die beiden F<strong>in</strong>ger-Teilmengen<br />
gelegt wird, arbeiten.<br />
• Die Teilmengen <strong>we</strong>rden zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>zeln zählend<br />
aufgelegt.<br />
• Entscheidend für den Aufbau von Abstraktion ist<br />
jedoch das simultane Auflegen der Teilmengen. Die<br />
Schüler<strong>in</strong> legt die erste Teilmenge auf, die z<strong>we</strong>ite wird<br />
zunächst zählend, mit ausreichender Erfahrung auch<br />
simultan dazugelegt.<br />
• Sobald die Additionen automatisiert s<strong>in</strong>d, ist es wichtig,<br />
diese auch unter der geheimnisvollen Schachtel<br />
auszuführen. Die Lehrer<strong>in</strong> kann bei Bedarf Unterstützung<br />
anbieten.<br />
• Bei Rechnungen, die lediglich den E<strong>in</strong>satz der l<strong>in</strong>ken<br />
<strong>Hand</strong> erfordern (z.B. „3+2“) liegen immer beide Hände<br />
am Tisch- die rechte dann als geschlossene Faust.<br />
• Es ist von entscheidender Bedeutung für den gel<strong>in</strong>genden<br />
Rechenprozess, dass alle Rechenschritte synchron<br />
sprachlich begleitet <strong>we</strong>rden! Die Hirnforschung kann<br />
belegen, warum: e<strong>in</strong>e Vernetzung zwischen F<strong>in</strong>gerrechnen<br />
und dessen lauter Versprachlichung schafft<br />
entscheidende Verb<strong>in</strong>dungen zwischen den Repräsentationsformen<br />
für Zahlen <strong>in</strong> unserem Gehirn. Untersuchungen<br />
zeigen, dass die Sprachareale des Gehirns<br />
das punktgenaue Rechnen steuern, die Raum- sowie<br />
F<strong>in</strong>geraktivitätsareale steuern das ungefähre Rechnen.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 51
Rechnen<br />
Subtraktionen mit Gummiband<br />
Analog zu den Additionen <strong>we</strong>rden auch die Subtraktionen<br />
im Zahlenraum 10 erarbeitet.<br />
Die erste Teilmenge (der M<strong>in</strong>uend) wird dabei zunächst<br />
e<strong>in</strong>zeln zählend aufgelegt. Danach wird die z<strong>we</strong>ite Teilmenge<br />
(der Subtrahend) mit e<strong>in</strong>em Gummiband zusammengefasst<br />
(oder mit e<strong>in</strong>em langen M<strong>in</strong>uszeichen aus Karton markiert).<br />
Das Ergebnis ist wieder auf e<strong>in</strong>en Blick erkennbar.<br />
Mit ausreichender Erfahrung <strong>we</strong>rden die Teilmengen simultan<br />
aufgelegt und auch die Schachtel kommt wieder zum<br />
E<strong>in</strong>satz.<br />
Zahlzerlegung<br />
Um die Zehnerüberschreitung und die Zehnerunterschreitung<br />
vorzubereiten, zerlegt die Schüler<strong>in</strong> Zahlen auf<br />
vielfältige Weise.<br />
Am Beispiel der „5“ <strong>we</strong>rden e<strong>in</strong>ige<br />
Möglichkeiten dargestellt:<br />
• 5 F<strong>in</strong>ger <strong>we</strong>rden als Gesamtheit aufgelegt. Die Lehrer<strong>in</strong><br />
bespricht mit der Schüler<strong>in</strong> die Möglichkeiten der<br />
Zerlegung: 5 wird zerlegt <strong>in</strong> 1 + 4, <strong>in</strong> 2 + 3, <strong>in</strong> 3 + 2, <strong>in</strong><br />
4 + 1. Die je<strong>we</strong>iligen F<strong>in</strong>ger-Teilmengen <strong>we</strong>rden durch<br />
das Pluszeichen vone<strong>in</strong>ander getrennt.<br />
• 5 F<strong>in</strong>ger <strong>we</strong>rden als Gesamtheit aufgelegt. Jedem F<strong>in</strong>ger<br />
wird e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er blauer Würfel zugeordnet. Nun schließt<br />
die Schüler<strong>in</strong> die Augen und die Lehrer<strong>in</strong> entfernt z<strong>we</strong>i<br />
Würfel. Wie viele fehlen? Danach wird geme<strong>in</strong>sam die<br />
Zerlegung besprochen: „3 und 2 ist gleich 5“.<br />
• Die Lehrer<strong>in</strong> und die Schüler<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen sich auf e<strong>in</strong>e<br />
Gesamtmenge, z.B. „5“. Nun lässt die Lehrer<strong>in</strong> 4 kle<strong>in</strong>e<br />
blaue Würfel langsam nache<strong>in</strong>ander auf e<strong>in</strong>en Porzellanteller<br />
fallen. Die Schüler<strong>in</strong> zählt jeden e<strong>in</strong>zelnen<br />
Würfel laut mit und legt dazu die entsprechende<br />
F<strong>in</strong>germenge auf. 4 Würfel liegen am Teller, 5 sollen es<br />
<strong>in</strong>sgesamt <strong>we</strong>rden. Wie viele Würfel fehlen noch? Der<br />
e<strong>in</strong>e noch e<strong>in</strong>geklappte F<strong>in</strong>ger unterstützt die Lösung<br />
dieser herausfordernden Ergänzungsrechnung, auch<br />
bekannt als „Und-wieviel-Rechnung“.<br />
• Teil-Ganzes: nach dem Zerlegen muss die Schüler<strong>in</strong> die<br />
Teilmengen wieder zu e<strong>in</strong>em Ganzen zusammenführen.<br />
52<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Rechnen<br />
Zehnerfreunde<br />
Die Zehnerfreunde s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> besonderes<br />
Team, denn sie ergänzen e<strong>in</strong>ander perfekt.<br />
Wer s<strong>in</strong>d nun diese Freunde?<br />
Der Neuner und der E<strong>in</strong>er, der Achter<br />
und der Z<strong>we</strong>ier, der Siebener und der<br />
Dreier, der Sechser und der Vierer. Nur<br />
der Fünfer hat sich se<strong>in</strong>en Zwill<strong>in</strong>g als<br />
besten Freund gewählt.<br />
Mit e<strong>in</strong>em Bild, das die beiden Zehnerfreunde<br />
je<strong>we</strong>ils geme<strong>in</strong>sam darstellt,<br />
kann e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>prägsame Merkhilfe<br />
geschaffen <strong>we</strong>rden.<br />
Zahlenraum 20<br />
Austauschen<br />
Das Rechnen im Zahlenraum 20 benötigt nun neben den<br />
F<strong>in</strong>gern e<strong>in</strong> <strong>we</strong>iteres Hilfsmittel: es ist der rote Zehnerstab.<br />
Rot deshalb, <strong>we</strong>il <strong>in</strong> vielen Rechenbüchern der Zehner durch<br />
die rote Farbe markiert ist. Sollte dies <strong>in</strong> den Büchern, die<br />
Sie ver<strong>we</strong>nden, anders se<strong>in</strong>, färben Sie bitten den Zehnerstab<br />
dementsprechend um.<br />
Damit die Schüler<strong>in</strong> versteht, dass e<strong>in</strong> Zehnerstab e<strong>in</strong>en neuen<br />
Stellen<strong>we</strong>rt markiert und gegen 10 F<strong>in</strong>ger ausgetauscht<br />
<strong>we</strong>rden kann, müssen wir auf das Wissen aus der 1:1-Zuordnung<br />
zurückgreifen.<br />
• Die Schüler<strong>in</strong> legt ihre 10 F<strong>in</strong>ger auf, die Lehrer<strong>in</strong><br />
legt zu jedem F<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>en blauen E<strong>in</strong>erwürfel dazu.<br />
Manche Schüler<strong>in</strong>nen lieben es, „blaue F<strong>in</strong>gernägel“<br />
zu bekommen: dazu wird mit e<strong>in</strong>em Klebestreifen auf<br />
jeden F<strong>in</strong>gernagel e<strong>in</strong> Würfel geklebt. F<strong>in</strong>gerspiele mit<br />
den blauen Nägeln erhöhen die Merkfähigkeit, dass<br />
F<strong>in</strong>ger und Würfel zusammen gehören, deutlich. Nun<br />
legt die Schüler<strong>in</strong> die E<strong>in</strong>erwürfel geme<strong>in</strong>sam unter<br />
e<strong>in</strong>en Zehnerstab. Sie erlebt auf diese Weise handelnd,<br />
dass zehn E<strong>in</strong>erwürfel (also 10 F<strong>in</strong>ger) gegen e<strong>in</strong>en<br />
Zehnerstab ausgetauscht <strong>we</strong>rden können.<br />
• Dieser Zehnerstab ist nun der Repräsentant von<br />
10 F<strong>in</strong>gern.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 53
Rechnen<br />
Bis 20 zählen<br />
Die Ausgangsposition für das Zählen und Rechnen mit dem<br />
Zehnerstab s<strong>in</strong>d die beiden geschlossenen Fäuste (wichtig:<br />
der Daumen wird von den F<strong>in</strong>gern festgehalten).<br />
Waagrecht oberhalb der Fäuste liegt der Zehnerstab.<br />
• Die Schüler<strong>in</strong> zählt nun von 0 bis 10 hoch, spricht<br />
dann „austauschen“ und legt den Zehnerstab l<strong>in</strong>ks<br />
senkrecht neben ihre beiden Hände h<strong>in</strong>.<br />
• Nun <strong>we</strong>rden die F<strong>in</strong>ger wieder e<strong>in</strong>gezogen, die beiden<br />
Fäuste liegen rechts vom Zehnerstab.<br />
• Der Zählvorgang wird fortgesetzt. „11, 12 … bis 20“.<br />
• Bei 20 angekommen, klopft die Schüler<strong>in</strong> auf den<br />
Tisch und beg<strong>in</strong>nt mit dem Rückwärtszählen.<br />
• Ist sie bei 10 angekommen, liegen der Zehnerstab und<br />
z<strong>we</strong>i geschlossene Fäuste auf dem Tisch.<br />
• Nun heißt es wieder „austauschen“.<br />
• Der Zehnerstab wird wieder oberhalb der Hände<br />
waagrecht h<strong>in</strong>gelegt und die F<strong>in</strong>ger der beiden Hände<br />
<strong>we</strong>rden ausgestreckt.<br />
• Weiter wird von 10 bis 0 retour gezählt.<br />
11<br />
12<br />
54<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Rechnen<br />
13<br />
17<br />
14<br />
18<br />
15<br />
19<br />
16<br />
20<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 55
Rechnen<br />
Rechnen mit verschiedenen Stellen<strong>we</strong>rten im<br />
Zahlenraum 20<br />
Das Rechnen im Zahlenraum 20 schließt an das Addieren<br />
und Subtrahieren im Zahlenraum 10 an. Der e<strong>in</strong>zige Unterschied<br />
ist die Ver<strong>we</strong>ndung des Zehnerstabes. Besonders <strong>in</strong><br />
diesem Zahlenraum erkennen viele Schüler<strong>in</strong>nen die Analogien<br />
des Dezimalsystems sehr gut.<br />
„2 und 4 ist gleich 6“.<br />
„12 und 4 ist gleich 16“.<br />
Auch bei den Rechnungen wird der Zehnerstab l<strong>in</strong>ks von<br />
den beiden Händen h<strong>in</strong>gelegt. Die E<strong>in</strong>er <strong>we</strong>rden, genau so,<br />
wie im Zahlenraum 10, durch die F<strong>in</strong>ger dargestellt.<br />
„7 <strong>we</strong>g 5 ist gleich 2“.<br />
„17 <strong>we</strong>g 5 ist gleich 12“.<br />
Werden die Rechnungen aufgeschrieben, kann der Zehner<br />
zur besseren Verdeutlichung mit rot geschrieben <strong>we</strong>rden.<br />
Wie im Zahlenraum 10 <strong>we</strong>rden die Teilmengen zunächst<br />
e<strong>in</strong>zeln zählend und mit zunehmender Erfahrung simultan<br />
aufgelegt. Das Rechnen unter der Schachtel ist <strong>in</strong> diesem<br />
Zahlenraum von großer Bedeutung! Und Sie wissen schon:<br />
bitte die Rechenschritte mit lauter Stimme begleiten!<br />
56<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Rechnen<br />
Zehnerübergang<br />
Erst, nachdem die Schüler<strong>in</strong> im Addieren und Subtrahieren<br />
im Zahlenraum 10 und 20 fit ist, arbeitet die Lehrer<strong>in</strong> mit<br />
ihr am Zehnerübergang. Denn dieser ist knifflig und stellt<br />
für viele Schüler<strong>in</strong>nen mit 46 und 47 Chromosomen e<strong>in</strong>e<br />
besondere Herausforderung dar.<br />
Die Erfahrungen aus dem F<strong>in</strong>gerzählen, der Zahlzerlegung<br />
und die Kenntnis von den Zehnerfreunden s<strong>in</strong>d die wichtigsten<br />
Voraussetzungen für die erfolgreiche Zehnerüberschreitung<br />
und Zehnerunterschreitung. Die Lehrer<strong>in</strong> und<br />
die Schüler<strong>in</strong> sitzen e<strong>in</strong>ander gegenüber. E<strong>in</strong>e Addition mit<br />
Zehnerüberschreitung wird auf e<strong>in</strong> Kärtchen geschrieben<br />
und vor die Schüler<strong>in</strong> gelegt.<br />
dem Austauschen schon dazugegeben hat. In diesem Fall ist<br />
dies e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>ger. Dann übernimmt die Lehrer<strong>in</strong> die Rolle des<br />
so genannten „externen Gedächtnisses“. Sie wiederholt nach<br />
dem Austauschen die Zahl „1“ (also jene, die bereits dazu<br />
gegeben wurde), und die Schüler<strong>in</strong> startet mit „2, 3, 4.“<br />
Nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuell unterschiedlich langen Erfahrungsund<br />
Übungszeit übernimmt die Schüler<strong>in</strong> die Rolle der Lehrer<strong>in</strong>.<br />
Sie er<strong>in</strong>nert sich selbst an die Menge und spricht diese<br />
während des Austauschens halblaut mit. Dieses Mitsprechen<br />
soll allmählich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Sprache, also e<strong>in</strong> Mitdenken,<br />
übergehen. Auch bei der Zehnerunterschreitung gelten dieselben<br />
Pr<strong>in</strong>zipien.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel:<br />
9 + 4 = E<strong>in</strong> Beispiel: 15 - 9 =<br />
Die Ausgangsposition ist die Grundstellung: also z<strong>we</strong>i Fäuste,<br />
oberhalb liegt waagrecht der Zehnerstab.<br />
Nun legt die Schüler<strong>in</strong> die erste Teilmenge, also 9 auf. Die Lehrer<strong>in</strong><br />
tippt auf den e<strong>in</strong>en noch e<strong>in</strong>gezogenen F<strong>in</strong>ger und fragt:<br />
„Hast du noch 4?“ Antwort von der Schüler<strong>in</strong>: „Ne<strong>in</strong>, 1“.<br />
Die Schüler<strong>in</strong> zählt <strong>we</strong>iter: „1“. Danach: „austauschen“. Sie<br />
legt den Zehnerstab l<strong>in</strong>ks von ihren beiden Händen h<strong>in</strong> und<br />
schließt diese zu Fäusten. Jetzt setzt sie ihren Zählvorgang fort:<br />
„2, 3, 4.“ Das Ergebnis, nämlich 13, sieht sie auf e<strong>in</strong>en Blick.<br />
Folgendes Problem kann sich NACH dem Austauschen ergeben:<br />
die Schüler<strong>in</strong> hat vergessen, wie viele F<strong>in</strong>ger sie VOR<br />
Auch <strong>in</strong> dieser Subtraktion mit Zehnerunterschreitung legt<br />
die Schüler<strong>in</strong> zunächst 15 auf. Dann wird ihr von der Lehrer<strong>in</strong><br />
die Frage gestellt: „Hast du 9?“ In der Folge orientiert<br />
sich das <strong>we</strong>itere Vorgehen an der dargestellten Addition. Das<br />
Rechnen unter der Schachtel sowie das simultane Auflegen<br />
der Teilmengen s<strong>in</strong>d auch im Zehnerübergang e<strong>in</strong> bedeutender<br />
Zwischenschritt h<strong>in</strong> zur Abstraktion. Das simultane<br />
Auflegen der z<strong>we</strong>iten Teilmenge erfordert dabei fundierte<br />
Kenntnisse <strong>in</strong> der Zahlzerlegung! Im Video „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“<br />
s<strong>in</strong>d zahlreiche Mitmach-Beispiele zu sehen.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 57
Rechnen<br />
Mit dem Zehnerstab messen<br />
Der Zehnerstab ist genau 10 cm lang und eignet sich daher<br />
optimal, um diese Maße<strong>in</strong>heit (1 dm) vielfältig kennen zu<br />
lernen.<br />
Zum e<strong>in</strong>en hat die Schüler<strong>in</strong> den Stab häufig <strong>in</strong> der <strong>Hand</strong>,<br />
sie kann also den Stab mit ihrer F<strong>in</strong>gerspanne vergleichen.<br />
Immer wieder soll diese F<strong>in</strong>gerspanne auch ohne Stab gezeigt<br />
und zum schätzenden Messen im Alltag ver<strong>we</strong>ndet <strong>we</strong>rden.<br />
„Ist dieses Buch länger oder kürzer als de<strong>in</strong> Zehnerstab? Was<br />
schätzt du?“<br />
Nun kommt zuerst die <strong>in</strong>tuitive F<strong>in</strong>gerspanne zum E<strong>in</strong>satz,<br />
danach der reale Zehnerstab.<br />
Übrigens: die blauen E<strong>in</strong>erwürfel haben e<strong>in</strong>e Kantenlänge<br />
von je 1 cm und die Mengenstäbchen von 2 bis 9 entsprechen<br />
ebenfalls dem je<strong>we</strong>iligen Längenmaß.<br />
Zahlenraum 100<br />
Analogie-Rechnungen<br />
Der Zahlenraum 100 ist durch An<strong>we</strong>ndung geprägt. Das aus dem Zahlenraum 20<br />
erworbene Wissen wird nun er<strong>we</strong>itert und vielfältig angewandt.<br />
Der Aufbau erfolgt zunächst <strong>in</strong> den Zahlenraum 30 durch Er<strong>we</strong>iterung um e<strong>in</strong>en<br />
Zehnerstab, danach sukzessive <strong>in</strong> den Zahlenraum 50. Hier kommt auch die rote<br />
50er Platte zum E<strong>in</strong>satz, die genau so groß ist, wie 5 ane<strong>in</strong>ander gelegte Zehnerstäbe.<br />
Schritt<strong>we</strong>ise geht es <strong>we</strong>iter bis zum Hunderter.<br />
Durch die Struktur <strong>in</strong>nerhalb des Dezimalsystems löst die Schüler<strong>in</strong> Additionen<br />
und Subtraktionen über Analogien.<br />
E<strong>in</strong> Additions-Beispiel:<br />
5 + 3 = 8 (mit den F<strong>in</strong>gern berechnet)<br />
15 + 3 = 18 (mit F<strong>in</strong>gern und e<strong>in</strong>em Zehnerstab berechnet)<br />
45 + 3 = 48 (mit F<strong>in</strong>gern und vier Zehnerstäben berechnet)<br />
Die benötigten Zehnerstäbe liegen zu Beg<strong>in</strong>n der Rechnung immer waagrecht oberhalb<br />
der geschlossenen Fäuste. Im Rechenprozess <strong>we</strong>rden sie l<strong>in</strong>ks von den beiden<br />
Händen platziert.<br />
Bitte daran denken: Es ist entscheidender Bedeutung für den gel<strong>in</strong>genden Rechenprozess,<br />
dass alle Rechenschritte synchron sprachlich begleitet <strong>we</strong>rden! Und das Rechnen<br />
unter der Schachtel unterstützt die Entwicklung des abstrakten Denkens.<br />
58<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Rechnen<br />
Gemischte Zehner<br />
Während sowohl die Subtraktionen als auch die Zehnerübergänge im Zahlenraum<br />
100 nach genau demselben Pr<strong>in</strong>zip funktionieren, wie im Zahlenraum 20,<br />
stellt das Rechnen mit gemischten Zehnern e<strong>in</strong>e <strong>we</strong>itere Lernanforderung für die<br />
Schüler<strong>in</strong> dar.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel:<br />
25 + 34 =<br />
10 Zehnerstäbchen liegen waagrecht oberhalb der geschlossenen Fäuste.<br />
Die Schüler<strong>in</strong> legt z<strong>we</strong>i Zehnerstäbe l<strong>in</strong>ks von ihren beiden Fäusten auf und sagt<br />
dabei: „10, 20.“<br />
Dann legt sie die fünf F<strong>in</strong>ger der l<strong>in</strong>ken <strong>Hand</strong> dazu und sagt: „25.“<br />
Jetzt addiert sie zunächst 30, <strong>in</strong>dem sie <strong>we</strong>itere drei Zehnerstäbe l<strong>in</strong>ks h<strong>in</strong>legt.<br />
Dort bef<strong>in</strong>den sich nun 5 Zehnerstäbe. Die Schüler<strong>in</strong> sagt: „55.“<br />
Zum Schluss gibt sie noch vier F<strong>in</strong>ger der rechten <strong>Hand</strong> dazu und nennt das<br />
Ergebnis: „59.“<br />
Auch Additionen von gemischten Zehnern mit Zehnerübergängen, wie z.B. 25 +<br />
39, und die Subtraktionen funktionieren nach ebendiesem Pr<strong>in</strong>zip.<br />
Sie wissen es ohneh<strong>in</strong>: dazu sprechen und auch unter der Schachtel rechnen!<br />
Die DVD „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“ hält viele Beispiele mit gemischten Zehnern für Sie parat.<br />
„Verkehrt herum“: die Krux mit der Zehner-E<strong>in</strong>er-<br />
Inversion<br />
In der deutschen Sprache gibt es das Problem, dass im<br />
Zahlenraum 100 die Zehner und die E<strong>in</strong>er verkehrt herum<br />
ausgesprochen <strong>we</strong>rden. Also, zu 63 sagen wir „dreiundsechzig“.<br />
Hier gilt es, e<strong>in</strong>e wichtige Regel zu lernen:<br />
<strong>in</strong> Zahlenraum 100 nennen wir die E<strong>in</strong>er (also die F<strong>in</strong>ger)<br />
zuerst! Erst danach kommen die Zehner. Dazu e<strong>in</strong>e<br />
Eselsbrücke: „Die F<strong>in</strong>ger sagen `hallo`“ (mit den F<strong>in</strong>gern<br />
w<strong>in</strong>ken). In diesem Satz stecken die beiden Schlüsselwörter<br />
„F<strong>in</strong>ger“ und „sagen“.<br />
Beim Aufschreiben allerd<strong>in</strong>gs ist es wieder ganz anders.<br />
Nun kommt die z<strong>we</strong>ite wichtige Regel: wir schreiben die<br />
Zahlen so auf, wie sie mit Stäbchen und F<strong>in</strong>gern vor uns<br />
liegen. Also, l<strong>in</strong>ks die Zehner und rechts die E<strong>in</strong>er. Wieder<br />
e<strong>in</strong>e Merkhilfe: „So schreiben, wie ich es sehe.“<br />
Erlaubt ist, was gefällt …<br />
Wenn die Schüler<strong>in</strong> über große Sicherheit im Umgang<br />
mit den Zehnerstäben und den F<strong>in</strong>gern verfügt, kann<br />
sie schritt<strong>we</strong>ise auch so genanntes Alltagsmaterial zum<br />
Rechnen ver<strong>we</strong>nden:<br />
Also, anstatt der Zehnerstäbe auch Buntstifte oder Strohhalme,<br />
Essbesteck im Restaurant oder Stöckchen und<br />
Ste<strong>in</strong>e bei e<strong>in</strong>em Spaziergang. Das Alltagsmaterial br<strong>in</strong>gt<br />
Generalisierung und erlaubt ist, was gefällt. Besonders<br />
s<strong>in</strong>nvoll ist der E<strong>in</strong>satz von 10 €-Geldsche<strong>in</strong>en.Lediglich<br />
<strong>in</strong> der Anfangszeit ist es wichtig, sich auf e<strong>in</strong> Material zu<br />
beschränken, damit sich <strong>in</strong>nere Vorstellungsbilder entwickeln<br />
können. Später kann es auch Spaß machen, mit dem<br />
Material zu experimentieren.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 59
Rechnen<br />
Zehnerknöchel<br />
Hunderterplatte- Hunderterl<strong>in</strong>ien<br />
Auf dem langen Weg zur Abstraktion müssen zunächst<br />
konkrete Mengenkonzepte mit Zahlkonzepten verknüpft<br />
<strong>we</strong>rden. Die Veranschaulichung über Hilfsmaterialien unterstützt<br />
die Vernetzung dieser beiden Wissens<strong>in</strong>halte. Das<br />
zeit<strong>we</strong>ilige Rechnen unter der Schachtel löst die Fixierung<br />
auf den visuellen E<strong>in</strong>druck schritt<strong>we</strong>ise und sanft auf.<br />
Den entscheidenden Schritt zur Unabhängigkeit von<br />
externen Rechenmaterialen stellt der E<strong>in</strong>satz der so<br />
genannten Zehnerknöchel dar. Diese <strong>we</strong>rden zunächst<br />
mit den Zehnerschritten „10, 20, 30 …100“ beschriftet<br />
(oder eventuell mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en, beschrifteten Etikette<br />
beklebt). Nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuell unterschiedlich langen<br />
Erfahrungszeit kann die Beschriftung auch <strong>we</strong>ggelassen<br />
<strong>we</strong>rden. Anstelle des Hantierens mit den Zehnerstäben<br />
oder dem Alltagsmaterial können nun Plus- und M<strong>in</strong>us-<br />
Rechnungen im Zahlenraum 100 durch Antippen der<br />
Zehnerknöchel und den E<strong>in</strong>satz der F<strong>in</strong>ger gelöst <strong>we</strong>rden.<br />
Bei Zehnerübergängen entspricht das „Austauschen“ e<strong>in</strong>em<br />
„Sprung“ von e<strong>in</strong>em Zehnerknöchel zu dessen Nachfolger<br />
oder Vorgänger. 2 Hände und 10 F<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d nun<br />
<strong>in</strong> der Lage, von 0-100 zu addieren und zu subtrahieren!<br />
Schauen Sie sich die DVD „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“ an und machen<br />
Sie mit. Sie <strong>we</strong>rden überrascht se<strong>in</strong>, wie e<strong>in</strong>fach und effizient<br />
der E<strong>in</strong>satz der Zehnerknöchel ist.<br />
Konsequent geht der Materiale<strong>in</strong>satz über den 100er<br />
h<strong>in</strong>aus <strong>we</strong>iter. In der Größe von 10 Zehnerstäben symbolisiert<br />
die grüne Platte den Hunderter. Grün deshalb, <strong>we</strong>il<br />
<strong>in</strong> den meisten Rechenbüchern der Hunderter <strong>in</strong> dieser<br />
Farbe dargestellt ist. Sollte dies <strong>in</strong> jenen Büchern, die Sie<br />
ver<strong>we</strong>nden, anders se<strong>in</strong>, ist es nötig, die Platte dementsprechend<br />
umzufärben.<br />
Auch <strong>in</strong> diesem Zahlenraum ist e<strong>in</strong> Verzicht auf externe<br />
Materialien möglich. Durch L<strong>in</strong>ien auf den <strong>Hand</strong>rücken,<br />
die unterhalb der Zehnerknöchel verlaufen, <strong>we</strong>rden die<br />
Hunderter markiert. Beim Rechnen wird je<strong>we</strong>ils auf die<br />
entsprechende L<strong>in</strong>ie gezeigt.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel – Darstellung von 174:<br />
Zuerst wird die Hunderterl<strong>in</strong>ie am <strong>Hand</strong>rücken (unterhalb<br />
des ersten F<strong>in</strong>gers) markiert, danach für 70 der siebente<br />
Zehnerknöchel (unterhalb des siebenten F<strong>in</strong>gers) angetippt,<br />
zum Schluss <strong>we</strong>rden noch 4 F<strong>in</strong>ger dazu ausgestreckt.<br />
Dies ist e<strong>in</strong>e beachtliche Anforderung sowohl an das Gedächtnis<br />
als auch an die Abstraktionsfähigkeit!<br />
Das Rechnen mit großen Zahlen über den Hunderter<br />
h<strong>in</strong>aus bewältigen viele Menschen mit dem gewissen Extra<br />
genau so, wie alle anderen auch: durch Aufschreiben.<br />
So <strong>we</strong>rden große Zahlen plötzlich wieder kle<strong>in</strong>, <strong>we</strong>il sie<br />
<strong>in</strong>nerhalb der e<strong>in</strong>zelnen Stellen<strong>we</strong>rte gruppiert und ausgetauscht<br />
<strong>we</strong>rden können.<br />
60<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Rechnen<br />
Multiplikationen mit realen Gegenständen<br />
„Mal und Plus gehören zusammen“: Aus der Addition entwickelt<br />
sich die Multiplikation.<br />
20 Teppichfliesen <strong>we</strong>rden aufgelegt und die Schüler<strong>in</strong> steigt<br />
auf die z<strong>we</strong>ite Fliese. Dazu spricht sie: „1 mal 2 ist gleich 2.“<br />
Danach steigt die Schüler<strong>in</strong> auf die vierte Fliese und sagt:<br />
„2 mal 2 ist gleich 4.“ So geht sie die Malreihe bis 20 h<strong>in</strong>auf<br />
und wieder zurück bis 0.<br />
Die Erarbeitung mit realen Gegenständen schafft die Verb<strong>in</strong>dung<br />
zu den Additionen e<strong>in</strong>erseits und zu den Divisionen<br />
andererseits.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel:<br />
2 + 2 + 2 = 6 3 . 2 = 6<br />
Welche realen Gegenstände könnten ver<strong>we</strong>ndet <strong>we</strong>rden? Hier<br />
e<strong>in</strong>ige Vorschläge:<br />
Für die Malreihe von 2: Kirschen oder Apfelstücke<br />
Für die Malreihe von 3: Schlüssel<br />
Für die Malreihe von 4: Spielzeug-Autos (Räder)<br />
Für die Malreihe von 5: Stifte<br />
Für die Malreihe von 6: Blätter e<strong>in</strong>es Baumes/ Strauches an<br />
e<strong>in</strong>em Aststück<br />
Für die Malreihe von 7: Ste<strong>in</strong>e<br />
Für die Malreihe von 8: Salzstangen<br />
Für die Malreihe von 9: We<strong>in</strong>trauben<br />
Für die Malreihe von 10: 10 Bilder von je 10 F<strong>in</strong>gern<br />
Erarbeitungsbeispiel für die Malreihe von 7:<br />
Die Schüler<strong>in</strong> sucht sich 70 kle<strong>in</strong>e Ste<strong>in</strong>chen bei e<strong>in</strong>em<br />
Spaziergang zusammen. Dann legt sie je<strong>we</strong>ils 7 Ste<strong>in</strong>e davon<br />
auf je e<strong>in</strong>en Teller. Daneben liegt e<strong>in</strong> leeres Kärtchen. Die<br />
Schüler<strong>in</strong> beschriftet: „1 . 7 = 7“<br />
Beim z<strong>we</strong>iten Teller angekommen, berechnet sie (unter Zuhilfenahme<br />
ihrer F<strong>in</strong>ger):<br />
„7 + 7 = 14“ und schreibt „2 . 7 = 14“<br />
Die Malreihen können ent<strong>we</strong>der bis „5 . 7“ oder gleich bis<br />
„10 . 7” auf diese Weise aufgebaut <strong>we</strong>rden.<br />
Neben der Addition ist es auch bedeutsam, der Schüler<strong>in</strong> die<br />
grundlegende Erfahrung des „Enthalten-Se<strong>in</strong>s“ zu ermöglichen.<br />
Dies legt die Basis für die Divisionen.<br />
„Du hast <strong>in</strong>sgesamt 21 Ste<strong>in</strong>e. Schau, sie liegen auf drei<br />
Tellern. Jeder Teller hat 7 Ste<strong>in</strong>e.<br />
7 ist <strong>in</strong> 21 genau 3 mal enthalten.“ Zwischen den Erklärungen<br />
der Lehrer<strong>in</strong> müssen Pausen gemacht <strong>we</strong>rden. Im<br />
Anschluss stellt die Lehrer<strong>in</strong> der Schüler<strong>in</strong> Fragen zu diesem<br />
Sachverhalt. „Wie viele Ste<strong>in</strong>e haben wir <strong>in</strong>sgesamt? Wie viele<br />
Teller stehen hier? Wie viele Ste<strong>in</strong>e liegen auf e<strong>in</strong>em Teller?“<br />
Die häufige konkrete Beschäftigung mit realem Material<br />
kann allmählich zum Kennenlernen von Divisionen führen.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 61
Rechnen<br />
Loci-Methode<br />
Divisionen<br />
Zur besseren Abspeicherung wird die Malreihe von 2 zusätzlich<br />
mit je<strong>we</strong>ils z<strong>we</strong>i gebündelten F<strong>in</strong>gern und e<strong>in</strong>em<br />
Zehnerstab aufgelegt. Das synchrone Sprechen ist wieder<br />
bedeutsam für den Lernerfolg! An der Malreihe von 2<br />
kann die Schüler<strong>in</strong> sehr gut erkennen, dass Malreihen<br />
über die Bündelungen von Mengen (F<strong>in</strong>gern) entstehen.<br />
Die meisten Schüler<strong>in</strong>nen lernen die Ergebnisse der Malreihen<br />
aus<strong>we</strong>ndig. Um diesen Schritt leichter zu gestalten,<br />
ist es von Vorteil, e<strong>in</strong>e Technik aus dem Gedächtnistra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
anzu<strong>we</strong>nden: die so genannte Loci-Methode. Dabei<br />
wird jeder Malreihe e<strong>in</strong> bestimmter Körperteil zugeordnet.<br />
Im Video „<strong>Yes</strong>, <strong>we</strong> <strong>can</strong>!“ s<strong>in</strong>d folgende<br />
Vorschläge zu sehen:<br />
• Malreihe von 2: Gesicht<br />
• Malreihe von 3: rechter Arm<br />
• Malreihe von 4: l<strong>in</strong>ker Arm<br />
• Malreihe von 5: rechte <strong>Hand</strong><strong>in</strong>nenfläche<br />
• Malreihe von 6: l<strong>in</strong>ke <strong>Hand</strong><strong>in</strong>nenseite<br />
• Malreihe von 7: rechtes Be<strong>in</strong><br />
• Malreihe von 8: l<strong>in</strong>kes Be<strong>in</strong><br />
• Malreihe von 9: Bauchbereich<br />
• Malreihe von 10: Zehnerknöchel<br />
Jeder e<strong>in</strong>zelnen Malrechnung wird e<strong>in</strong> bestimmter Punkt<br />
auf den vorgeschlagenen Körperteilen zugewiesen und<br />
beim Nennen der Rechnung (plus ihrem Ergebnis) berührt.<br />
So entsteht e<strong>in</strong>e starke Verknüpfung zwischen dem<br />
Körperpunkt und der Malrechnung. Dieser so genannte<br />
Assoziationsanker unterstützt die Abspeicherung im<br />
Arbeitsgedächtnis und im Langzeitgedächtnis. Beim Wiederholen<br />
der Malreihen wird von den Schüler<strong>in</strong>nen meist<br />
zuerst der zugehörige Körperpunkt berührt und danach<br />
das Ergebnis genannt.<br />
Das Lösen von Divisionen setzt e<strong>in</strong>e komplexe Abfolge mehrerer<br />
Rechenschritte aus verschiedenen Grundrechnungsarten<br />
voraus. Die Körperplätze der Malrechnungen kommen auch<br />
bei den so genannten „In-Rechnungen“ zum E<strong>in</strong>satz. Sie<br />
bilden die Basis für das Berechnen von Divisionen.<br />
Da die Herangehens<strong>we</strong>ise an e<strong>in</strong>e Division <strong>in</strong> vielen Ländern<br />
unterschiedlich ist, kann hier nur auf e<strong>in</strong>ige allgeme<strong>in</strong>gültige<br />
Tipps e<strong>in</strong>gegangen <strong>we</strong>rden.<br />
Als Vorbereitung auf die e<strong>in</strong>stellige Division ist das Aufschreiben<br />
der benötigten Malreihe hilfreich. Es hilft, die<br />
Anforderungen an das Arbeitsgedächtnis durch visuelle<br />
Vorgabe zu entlasten. Dies kann auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vorbereiteten<br />
Tabellenraster erfolgen. So ist auf e<strong>in</strong>en Blick ersichtlich,<br />
wie oft die kle<strong>in</strong>e Zahl <strong>in</strong> der großen enthalten ist.<br />
Dies kann durch e<strong>in</strong>en Strich zwischen den verschiedenen<br />
Ergebnissen markiert <strong>we</strong>rden. Profis <strong>we</strong>nden bereits ihre<br />
Körperplätze an.<br />
„Wie oft ist 3 <strong>in</strong> 15 enthalten?“ Das Aufsagen der Malreihe<br />
und das gleichzeitige Berühren der dazugehörigen<br />
Plätze der Malreihe (z.B. auf der rechten <strong>Hand</strong>) zeigt<br />
bereits das „Enthaltense<strong>in</strong>“ an.<br />
62<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Rechnen<br />
Sachrechnungen<br />
„E<strong>in</strong>zelheiten zu lehren, bedeutet, Verwirrung zu stiften. Die<br />
Beziehung unter den D<strong>in</strong>gen herzustellen, bedeutet, Erkenntnisse<br />
zu vermitteln“. (zit. n. Montessori).<br />
Unser mathematischer Alltag steckt voller Sachrechnungen<br />
mit Additionen, Subtraktionen, Multiplikationen und Divisionen.<br />
Um die Schüler<strong>in</strong> zum Lösen dieser Herausforderungen<br />
motivieren zu können, ist es von allerwichtigster Bedeutung,<br />
<strong>in</strong> ihrem eigenen Leben zu bleiben! Das soll bedeuten,<br />
dass nicht anonyme Texte aus e<strong>in</strong>em Mathematikbuch<br />
bearbeitet <strong>we</strong>rden sollen, sondern ihre eigenen <strong>in</strong>dividuellen<br />
Anforderung (wie sie sich täglich ergeben) beim E<strong>in</strong>kaufen<br />
und Berechnen des Wechselgeldes, bei der Kontrolle e<strong>in</strong>es<br />
so genannten Sonderangebotes, beim Teilen der Nachspeise<br />
oder etwa auch der Berechnung der persönlichen Energiebilanz<br />
(siehe dazu auch das Kapitel „Lebenspraxis“).<br />
Schätzen und überschlagendes Rechnen<br />
Aus der Hirnforschung ist bekannt, dass das Schätzen<br />
vorwiegend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Teil des Gehirns bearbeitet<br />
wird, als das exakte Rechnen. Exakt rechnen zu können führt<br />
daher leider nicht zwangsläufig auch dazu, sicher schätzen zu<br />
können. In vielen Lebenssituationen soll die Schüler<strong>in</strong> daher<br />
zum Schätzen animiert <strong>we</strong>rden.<br />
„Was denkst du: wie viele Bücher stehen hier im Regal?“<br />
Wenn die Lehrer<strong>in</strong> nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong> fragendes Gesicht der Schüler<strong>in</strong><br />
blickt oder e<strong>in</strong>e Anzahl hört, die sehr <strong>we</strong>it entfernt von<br />
der realen Zahl ist, kann sie Kategorien vorgeben. „Denkst<br />
du, es s<strong>in</strong>d so um die 10? Oder könnten es vielleicht 50 se<strong>in</strong>?<br />
Oder stehen hier etwa 100 Bücher im Regal?“<br />
Nach e<strong>in</strong>er ersten E<strong>in</strong>schätzung wird geme<strong>in</strong>sam gezählt.<br />
E<strong>in</strong> mathematisches Kapitel, das <strong>in</strong> den Bereich des Vergleichens<br />
fällt, ist die kontextabhängige Mengenbestimmung.<br />
Hier geht es darum, zu erkennen, dass z.B. die Menge 10 je<br />
nach Situation e<strong>in</strong>mal „viel“ und e<strong>in</strong>mal „<strong>we</strong>nig“ se<strong>in</strong> kann.<br />
10 Zuseher bei e<strong>in</strong>em Fußballspiel s<strong>in</strong>d <strong>we</strong>nige, doch 10<br />
Besucher <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Wohnzimmer s<strong>in</strong>d viele.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 63
Würfelpunkte<br />
Würfelpunkte<br />
Das simultane Erkennen von geordneten Punkten kann mit<br />
e<strong>in</strong>em Würfel am besten geübt <strong>we</strong>rden. Würfelbilder s<strong>in</strong>d „Blitzbilder“:<br />
das heißt, dass die gewürfelte Punktemenge auf e<strong>in</strong>en<br />
Blick erfasst und benannt (und/oder mit den F<strong>in</strong>gern gezeigt)<br />
<strong>we</strong>rden soll.<br />
Die Möglichkeiten, mit e<strong>in</strong>em oder mehreren Würfeln phantasievolle<br />
Spiele zu erschaffen, s<strong>in</strong>d nahezu unbegrenzt. Da der<br />
Würfel vielfach e<strong>in</strong>en sehr hohen Motivationsfaktor darstellt,<br />
ist er aus dem Rechenunterricht nicht <strong>we</strong>gzudenken. Bei e<strong>in</strong>em<br />
„Durchhänger“ der Schüler<strong>in</strong> (oder der Lehrer<strong>in</strong>), als „Eisbrecher“<br />
zu Beg<strong>in</strong>n der Rechene<strong>in</strong>heit oder auch als „Belohnung“<br />
nach geme<strong>in</strong>sam getaner Arbeit: Würfeln macht e<strong>in</strong>fach Spaß!<br />
Je größer der Würfel, desto mehr. Denn große Würfel regen zur<br />
Be<strong>we</strong>gung mit dem ganzen Körper an und geben damit dem<br />
Zählen und Rechnen immer wieder neue Impulse.<br />
Diese kle<strong>in</strong>e Zusammenstellung e<strong>in</strong>iger Würfelspiele, von<br />
e<strong>in</strong>fach bis knifflig, hat sich <strong>in</strong> der Arbeit mit Menschen mit<br />
Down Syndrom vielfach bewährt.<br />
4 mal klatschen und<br />
1 mal hüpfen<br />
Die Schüler<strong>in</strong> würfelt und je nach<br />
Augenzahl führt sie genau so viele<br />
vorher vere<strong>in</strong>barte Be<strong>we</strong>gungen aus:<br />
z.B. klatschen, hüpfen, um den Würfel<br />
herumlaufen usw.<br />
64<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Würfelpunkte<br />
Zahlenkobold, der Z<strong>we</strong>ite oder<br />
der Zahlenchaot<br />
Die Zahlenfliesen liegen von 1-6 geordnet auf dem Boden.<br />
Die Schüler<strong>in</strong> würfelt und sucht die zum Würfelbild passende<br />
Zahlenfliese. Sie legt auf die Zahlenfliese die korrekte<br />
Anzahl an Gegenständen. Alle Fliesen von 1-6 <strong>we</strong>rden auf<br />
diese Weise belegt (der Zahlenraum kann eventuell auch<br />
verkle<strong>in</strong>ert <strong>we</strong>rden).<br />
Danach gilt wieder das Kommando „Augen zu!“, denn der<br />
Zahlenkobold ist unter<strong>we</strong>gs. Er verbreitet wie immer Chaos<br />
und br<strong>in</strong>gt die Gegenstände auf den Fliesen durche<strong>in</strong>ander.<br />
Kann die Schüler<strong>in</strong> wieder Ordnung herstellen?<br />
Würfelfußball<br />
Z<strong>we</strong>i Mitspieler<strong>in</strong>nen spielen mit e<strong>in</strong>em Schaumstoffwürfel<br />
Fußball. Wird e<strong>in</strong> Tor geschossen, so zählen die Würfelaugen,<br />
die oben liegen.<br />
• Wer gew<strong>in</strong>nt <strong>we</strong>lche Runde?<br />
• Wenn die Mitspieler<strong>in</strong>nen bereits über Additionskenntnisse<br />
verfügen, können auch die Würfelaugen aus<br />
mehreren Toren zusammengezählt <strong>we</strong>rden.<br />
Wer ist Gesamtsieger<strong>in</strong>?<br />
Würfel auf Würfel<br />
Die Schüler<strong>in</strong> würfelt, benennt die<br />
Würfelzahl und legt auf jedes Würfelauge<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en blauen E<strong>in</strong>erwürfel<br />
(aus der Rechenbox). Danach schließt<br />
sie ihre Augen und e<strong>in</strong>e Mitspieler<strong>in</strong><br />
nimmt e<strong>in</strong>en oder mehrere dieser<br />
blauen E<strong>in</strong>erwürfel <strong>we</strong>g. Augen auf!<br />
„Wie viele fehlen?“ E<strong>in</strong>e wunderbare<br />
Ergänzung zur Zahlzerlegung!<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 65
Würfelpunkte<br />
Punkte überall<br />
Auf dem Arbeitsblatt im Anhang f<strong>in</strong>den Sie Karten mit<br />
unstrukturierten und strukturierten Punkte-Mengen.<br />
• Diese <strong>we</strong>rden ausgeschnitten, die Schüler<strong>in</strong> ordnet<br />
sie – der Menge entsprechend – e<strong>in</strong>ander zu.<br />
• Wer hat am meisten?<br />
Alle Karten <strong>we</strong>rden unter den Mitspieler<strong>in</strong>nen verteilt.<br />
Jede deckt ihre oberste Karte auf. Jene Mitspieler<strong>in</strong>, die<br />
die meisten Punkte offen liegen hat, bekommt alle anderen<br />
Karten. Bei Gleichstand erneut aufdecken.<br />
Häuser bauen<br />
Die Schüler<strong>in</strong> würfelt und merkt sich diese Zahl. Es ist<br />
ihre persönliche Zahl für den Rest des Spiels. Auch ihre<br />
Mitspieler<strong>in</strong> ermittelt sich ihre persönliche Zahl durch<br />
Würfeln. Jedes Mal, <strong>we</strong>nn man nun im Laufe des Spiels<br />
se<strong>in</strong>e eigene Zahl würfelt, darf man e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>er vorher<br />
vere<strong>in</strong>barten Figur (z.B. Haus, Auto, Schiff) auf se<strong>in</strong>em<br />
Blatt Papier zeichnen. Wer zuerst se<strong>in</strong>e Figur fertig gezeichnet<br />
hat, hat gewonnen.<br />
Tipp-tipp<br />
Die Schüler<strong>in</strong> würfelt und tippt die Anzahl an Würfelpunkten<br />
ihrer Mitspieler<strong>in</strong> auf den Rücken (oder bei<br />
geschlossenen Augen auf den <strong>Hand</strong>rücken, Oberschenkel<br />
usw.). Diese zählt mit, nennt die Zahl und vergleicht ihre<br />
Wahrnehmung mit dem Würfel.<br />
Liegen lassen<br />
Die Schüler<strong>in</strong> würfelt, solange sie möchte, und darf alle<br />
Punkte zusammenzählen. Doch Vorsicht: sobald sie e<strong>in</strong>e<br />
Sechs würfelt, verliert sie alle Punkte aus dieser Runde<br />
und ihre Mitspieler<strong>in</strong> ist dran.<br />
Wer hat als erster 30 Punkte erreicht?<br />
66<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Würfelpunkte<br />
Blitzrechner<br />
2 Würfel kommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Becher. Die Schüler<strong>in</strong> und ihre<br />
Mitspieler<strong>in</strong> würfeln ab<strong>we</strong>chselnd, jede <strong>in</strong>sgesamt 10 mal.<br />
Jede Mitspieler<strong>in</strong> hat vor sich auf e<strong>in</strong>em Zettel 5 Pluszeichen<br />
und 5 M<strong>in</strong>uszeichen stehen. Diese müssen bei den 10 Würfen<br />
verbraucht <strong>we</strong>rden.<br />
Die Schüler<strong>in</strong> entscheidet sich vor dem Wurf, ob sie plus<br />
oder m<strong>in</strong>us rechnen möchte. Das entsprechende Rechenzeichen<br />
auf dem Zettel wird durchgestrichen. Dann würfelt sie<br />
und berechnet das Ergebnis. Dieses schreibt sie auf den Zettel.<br />
Nun ist ihre Mitspieler<strong>in</strong> dran. Nach je 10 Würfen <strong>we</strong>rden<br />
alle Ergebnisse zusammengezählt. Wer hat mehr Punkte?<br />
Würfle 12!<br />
Die Schüler<strong>in</strong> und ihre Mitspieler<strong>in</strong> bereiten sich je<strong>we</strong>ils e<strong>in</strong>en eigenen Kartensatz<br />
mit den Ziffern von 1-12 vor. Jede Karte trägt e<strong>in</strong>e Ziffer. Diese Karten <strong>we</strong>rden als<br />
Stapel offen vor jede Mitspieler<strong>in</strong> h<strong>in</strong>gelegt, 1 liegt ganz oben, 12 ganz unten.<br />
Nun würfelt e<strong>in</strong>e Mitspieler<strong>in</strong> mit drei Würfeln gleichzeitig.<br />
• Ziel ist es, die Karte 1 ablegen zu können. Wie geht das? Ent<strong>we</strong>der zeigt<br />
e<strong>in</strong> Würfel 1 Punkt oder 1 kann durch Addition oder Subtraktion berechnet<br />
<strong>we</strong>rden (z.B. 1 Würfel zeigt 4 Punkte, der andere 3: 4-3=1). Es können<br />
z<strong>we</strong>i oder drei Würfel für Berechnungen ver<strong>we</strong>ndet <strong>we</strong>rden und<br />
Additionen und Subtraktionen dürfen munter mite<strong>in</strong>ander<br />
komb<strong>in</strong>iert <strong>we</strong>rden.<br />
• Wenn e<strong>in</strong> Wurf es ermöglicht, mehrere Karten h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander<br />
abzulegen, ist dies erlaubt und erwünscht!<br />
E<strong>in</strong> Beispiel:<br />
Die Würfel zeigen 5 und 3 Punkte, bzw. 1 Punkt.<br />
Nun wird abgelegt: Karte 1 (1 Würfelpunkt)<br />
Karte 2 (5-3)<br />
Karte 3 (3 Würfelpunkte)<br />
Karte 4 (5-1)<br />
Karte 5 (5 Würfelpunkte)<br />
Karte 6 (5+1)<br />
• Wenn bei e<strong>in</strong>em Wurf ke<strong>in</strong>e Karte abgelegt <strong>we</strong>rden kann,<br />
ist die nächste Mitspieler<strong>in</strong> an der Reihe.<br />
Diejenige, die als erste alle Karten abgelegt hat, hat gewonnen!<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 67
Lebenspraxis<br />
Lebenspraxis<br />
Alltag ist Mathematik!<br />
Wenn um 6 Uhr der Wecker kl<strong>in</strong>gelt, hat der 16jährige<br />
Daniel, der mit dem gewissen Extra lebt, das erste<br />
Mal an diesem Tag mit Zahlen zu tun. Verschlafen<br />
zählt er die Tage bis zum rettenden Wochenende, an<br />
dem er ausschlafen kann. Im Badezimmer muss Daniel<br />
die passende Menge an Zahnpasta für den Zahnbürstenkopf<br />
auswählen. Später teilt er am Frühstückstisch<br />
e<strong>in</strong>en Liter Tee auf vier Tassen zu je 250 ml auf, se<strong>in</strong><br />
Frühstücksbrot schneidet er <strong>in</strong> z<strong>we</strong>i Hälften und<br />
bestreicht es mit Marmelade. Wie viel davon passt auf<br />
die Brotscheiben? In der Sockenlade f<strong>in</strong>det Daniel rasch<br />
e<strong>in</strong> passendes Paar, doch die Liebl<strong>in</strong>gshose ist leider<br />
schon zu kurz und auch zu eng geworden. Ist er etwa<br />
gewachsen? An der Wand hängt e<strong>in</strong>e Messleiste für die<br />
Körpergröße. Tatsächlich, schon wieder 4 cm größer.<br />
E<strong>in</strong> kurzer Check der Uhrzeit zeigt ihm, dass der Bus <strong>in</strong><br />
5 M<strong>in</strong>uten kommt. Jetzt aber rasch! Im Lift drückt er<br />
die Null, um <strong>in</strong>s Erdgeschoß zu gelangen, und als er vor<br />
dem Haus von der Sonne begrüßt wird, <strong>we</strong>iß er: endlich<br />
Frühl<strong>in</strong>g! Noch hat Daniel nicht allzu viel erlebt<br />
an diesem Tag und dennoch s<strong>in</strong>d die Zahlen ständig<br />
präsent ge<strong>we</strong>sen: <strong>in</strong> der Uhrzeit, <strong>in</strong> Mengenvergleichen,<br />
beim Messen, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Gedanken an Wochentage<br />
und Jahreszeiten. Nach der Schule wird Daniel noch<br />
e<strong>in</strong>kaufen und zur Tanzstunde gehen, am Wochenende<br />
möchte er das K<strong>in</strong>o besuchen. Hoffentlich hat er<br />
noch genug Taschengeld dafür! Ob beim Geld oder<br />
dem Rhythmus der Musik: Zahlen s<strong>in</strong>d um uns. Die<br />
Motivation, sich mit ihnen zu beschäftigen, kommt aus<br />
der Identifikation mit dem eigenen Leben. Daher muss<br />
sich der Unterricht auch am Leben orientieren. Wann im<br />
Alltag schaue ich auf die Uhr, wo muss ich pünktlich se<strong>in</strong>?<br />
Wie lange brauche ich für <strong>we</strong>lche Tätigkeit? Wann greife<br />
ich zum Maßband, zur Waage oder zum Kalender? Und<br />
vor allem: wann greife ich zur Geldbörse? Ist sie für me<strong>in</strong>e<br />
Bedürfnisse ausreichend gefüllt? Erwachsene Menschen<br />
mit Down Syndrom, die über persönliches Geld verfügen,<br />
profitieren von e<strong>in</strong>em eigenen Konto, ohne Überziehungsmöglichkeit,<br />
jedoch mit Bankomatkarte. Diese lässt sie am<br />
Konsumgeschehen teilhaben, auch dann, <strong>we</strong>nn sie im raschen<br />
E<strong>in</strong>satz von Geld (an e<strong>in</strong>er häufig hektischen Kassa)<br />
nicht ganz fit s<strong>in</strong>d. Durch die erforderliche Benützung des<br />
PIN-Codes bleibt auch das Langzeitgedächtnis fit. Und sie<br />
lernen, e<strong>in</strong> Geheimnis zu bewahren.<br />
68<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Lebenspraxis<br />
Geld<br />
Bei den im Folgenden dargestellten Übungsvorschlägen<br />
steht der Euro stellvertretend für sämtliche Währungen.<br />
1 €-Heft<br />
Um den Umgang mit Geld zu erlernen, ist es wichtig, richtiges Geld ver<strong>we</strong>nden!<br />
Nur dann, <strong>we</strong>nn sich die Lehrer<strong>in</strong> so nah als möglich am realen Leben ihrer Schüler<strong>in</strong><br />
orientiert, kann diese den Bezug zu ihrem <strong>in</strong>dividuellen Alltag begreifen.<br />
K<strong>in</strong>der ab 6 Jahren sollen eigenes Taschengeld erhalten. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Münze, z.B. 1<br />
€, über die sie selbst verfügen können, lässt sie bald erkennen, was wie viel kostet.<br />
In e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Heft können Bilder von Gegenständen und Lebensmitteln, die rund<br />
e<strong>in</strong>en Euro kosten, e<strong>in</strong>geklebt <strong>we</strong>rden.<br />
Später entstehen e<strong>in</strong> 2 €-Heft, e<strong>in</strong> 5 €-Heft, e<strong>in</strong> 10 €-Heft usw. Es flattern ja<br />
täglich genug Werbeprospekte <strong>in</strong>s Haus, die sich wunderbar für Preisvergleiche<br />
eignen.<br />
Dosengeld<br />
Dosen <strong>we</strong>rden mit Preisbezeichnungen aus Prospekten beklebt.<br />
Auf die erste Dose kommen Preise rund um 1 €.<br />
Auf die z<strong>we</strong>ite Dose kommen Preise rund um 2 €.<br />
Auf die dritte Dose kommen Preise rund um 5 €.<br />
Auf die vierte Dose kommen Preise rund um 10 €.<br />
Schüler<strong>in</strong>nen, die bereits <strong>in</strong> höheren Zahlenräumen rechnen, können <strong>we</strong>itere<br />
Dosen mit Preisen um € 20, € 50 und € 100 gestalten.<br />
Nun schneidet die Schüler<strong>in</strong> Produkte aus verschiedenen Werbeprospekten aus<br />
und wirft diese, dem realen Preis entsprechend, <strong>in</strong> die richtige Dose. Dabei muss<br />
sie ständig auf- oder abrunden.<br />
In e<strong>in</strong>em z<strong>we</strong>iten Schritt <strong>we</strong>rden die Bilder aus allen Dosen wieder entnommen<br />
und vermischt. Welches Bild gehört <strong>in</strong> <strong>we</strong>lche Dose?<br />
F<strong>in</strong>ger und Geld<br />
Abhängig davon, <strong>in</strong> <strong>we</strong>lchem Zahlenraum die Schüler<strong>in</strong> zählt<br />
und rechnet, <strong>we</strong>rden zur Ergänzung Sche<strong>in</strong>e und Münzen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Zum E<strong>in</strong>er-F<strong>in</strong>ger wird die 1 €-Münze gelegt,<br />
zum Z<strong>we</strong>ier-F<strong>in</strong>ger die 2 €-Münze usw.<br />
Langsam und durch die alltägliche Beschäftigung lernt die<br />
Schüler<strong>in</strong> die Münzen und Sche<strong>in</strong>e ihrer Währung kennen.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 69
Lebenspraxis<br />
Euro, Komma, Cent<br />
Die Cent-Münzen <strong>we</strong>rden erst dann e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>we</strong>nn die Schüler<strong>in</strong> im Zahlenraum<br />
100 rechnet. Zunächst muss die Schüler<strong>in</strong> Euro-Münzen und Cent-Münzen<br />
unterscheiden können. Danach <strong>we</strong>rden dem E<strong>in</strong>erf<strong>in</strong>ger je<strong>we</strong>ils 100 Cent <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Konstellationen zugeordnet (z.B. 2 mal 50 Cent oder 3 mal 20 Cent<br />
plus 4 mal 10 Cent usw.). Um gemischte Preise aufzuschreiben, ist es vorteilhaft,<br />
die Komma-Schreib<strong>we</strong>ise der Preisauszeichnung zu wählen. Euros s<strong>in</strong>d silberfarben,<br />
daher <strong>we</strong>rden diese zu Beg<strong>in</strong>n mit e<strong>in</strong>em Bleistift geschrieben. Cent s<strong>in</strong>d<br />
kupferfarben, daher <strong>we</strong>rden diese mit e<strong>in</strong>em braunen Farbstift geschrieben. Für<br />
das Komma wird e<strong>in</strong>e <strong>we</strong>itere Farbe ver<strong>we</strong>ndet, etwa lila. Es kann als Trennstrich<br />
zwischen Euro und Cent bezeichnet <strong>we</strong>rden.<br />
Rechnung, bitte!<br />
Rechnungen aus Restaurants oder Geschäften <strong>we</strong>rden aufbewahrt<br />
und zum Üben des Rundens ver<strong>we</strong>ndet. Zuerst sucht<br />
die Schüler<strong>in</strong> die bezahlte Gesamtsumme (z.B. € 24,30).<br />
Danach wird diese aufgerundet (auf € 25.-), um die reale<br />
Situation des Bezahlens vorzubereiten. Die entsprechenden<br />
Münzen und Sche<strong>in</strong>e <strong>we</strong>rden aus der Geldtasche herausgesucht.<br />
Die Schüler<strong>in</strong> soll häufig die Möglichkeit bekommen,<br />
den Inhalt der Geldtasche der Lehrer<strong>in</strong> (also richtiges Geld!)<br />
zu zählen.<br />
Die Berechnung des Wechselgeldes erfolgt auf e<strong>in</strong>er ersten<br />
Stufe mit ganzen Eurobeträgen, später mit Euro- und Centbeträgen,<br />
getrennt durch das Komma.<br />
Wechseln, bitte!<br />
Das beschriebene Verständnis für die Invarianz ist die Grundvoraussetzung<br />
für das Wechseln von Geld. Ist e<strong>in</strong> Fünfersche<strong>in</strong><br />
gleich viel <strong>we</strong>rt wie fünf E<strong>in</strong>er bzw. drei E<strong>in</strong>er und<br />
e<strong>in</strong> Z<strong>we</strong>ier oder sogar z<strong>we</strong>i Z<strong>we</strong>ier und e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>er? Solange<br />
die Schüler<strong>in</strong> den Erhalt der Menge nicht durch vielfältiges<br />
eigenes Tun begriffen hat, bleibt das Geld<strong>we</strong>chseln e<strong>in</strong>es der<br />
größten Rätsel für sie. Dass <strong>we</strong>der die Anzahl an Münzen<br />
noch deren Gewicht über den Wert des Gesamten verlässlich<br />
Auskunft geben, machen Tauschsäckchen klar.<br />
Das erste Säckchen wird mit e<strong>in</strong>em Fünfersche<strong>in</strong> gefüllt, <strong>in</strong> das<br />
z<strong>we</strong>ite Säckchen <strong>we</strong>rden mehrere Münzen gelegt, die <strong>in</strong>sgesamt<br />
5 € ergeben. Nun <strong>we</strong>rden die beiden Säckchen mite<strong>in</strong>ander verglichen:<br />
<strong>we</strong>lches liegt sch<strong>we</strong>rer <strong>in</strong> der <strong>Hand</strong>, <strong>we</strong>lches hat mehr<br />
Volumen? Und doch: mit beiden Säckchen kann ich mir genau<br />
dasselbe kaufen.<br />
70<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Lebenspraxis<br />
Ordnung, bitte!<br />
E<strong>in</strong> buntes Durche<strong>in</strong>ander von Münzen und Sche<strong>in</strong>en<br />
wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Geldtasche mit mehreren Fächern sortiert.<br />
Schwieriger ist es, diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihe „von <strong>we</strong>nig bis viel“<br />
zu ordnen. Augen zu und e<strong>in</strong>e Münze oder e<strong>in</strong> Sche<strong>in</strong><br />
wird entfernt: <strong>we</strong>lcher war das bloß?<br />
Noch kniffliger wird es, <strong>we</strong>nn z<strong>we</strong>i Teile der Reihe mite<strong>in</strong>ander<br />
vertauscht <strong>we</strong>rden.<br />
Joghurtbecher-Memory<br />
Zuerst essen, dann spielen! Unter mehreren gleichen<br />
Joghurtbechern <strong>we</strong>rden Münzen versteckt. Alle Münzen<br />
s<strong>in</strong>d paar<strong>we</strong>ise vorhanden, unter jedem Becher liegt<br />
jedoch nur e<strong>in</strong>e Münze. Memory spielen<br />
Schwieriger wird das Memory, <strong>we</strong>nn unter den Bechern<br />
Beträge liegen, die paar<strong>we</strong>ise zusammengehören: z.B.<br />
passen die beiden 50-Cent-Münzen zur 1-€-Münze. Jetzt<br />
heißt es aber genau rechnen!<br />
Uhr<br />
Das Gefühl für die Zeit erfordert e<strong>in</strong> hohes Abstraktionsvermögen<br />
und me<strong>in</strong>t nicht ausschließlich den Umgang<br />
mit der Uhr. Entscheidend ist vielmehr e<strong>in</strong> grundlegendes<br />
Verständnis dafür, dass die Zeit kont<strong>in</strong>uierlich<br />
vergeht und wie lange etwa <strong>we</strong>lche Tagesaktivitäten <strong>in</strong><br />
Anspruch nehmen. Die Zeitmessung, die auf der 60<br />
M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>heit aufgebaut ist, trotzt dem geordneten<br />
Dezimalsystem. Schüler<strong>in</strong>nen, die bereits die Malreihe<br />
von 5 kennen gelernt haben, sollten diese bis „12 mal<br />
5“ erlernen, um damit die 5-M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>teilung e<strong>in</strong>er<br />
Uhr für e<strong>in</strong>e volle Stunde von 60 M<strong>in</strong>uten erfassen zu<br />
können.<br />
Langsam rieselt der Sand…<br />
Zum E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die <strong>in</strong>tensive Beschäftigung mit dem<br />
Thema Zeit ist es ideal, Sanduhren mit unterschiedlicher<br />
Rieseldauer zu ver<strong>we</strong>nden. Die berühmte 3-M<strong>in</strong>uten-Sanduhr<br />
neben der Zahnbürste kennen viele Schüler<strong>in</strong>nen. Doch<br />
Sanduhren (z.B. für 5 m<strong>in</strong>., 10 m<strong>in</strong>. oder 20 m<strong>in</strong>.) können<br />
auch für viele andere Tätigkeiten e<strong>in</strong>gesetzt <strong>we</strong>rden, z.B. als<br />
Zeitvorgabe beim Anziehen oder Fernsehen.<br />
Sanduhren helfen der Schüler<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> erstes <strong>in</strong>tuitives Verständnis<br />
für unterschiedliche Zeitspannen zu gew<strong>in</strong>nen. Wie<br />
lang ist e<strong>in</strong>e Sekunde? Wie lang ist e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute? Wie lang<br />
ist e<strong>in</strong>e ganze Stunde?<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 71
Lebenspraxis<br />
Das ist so, wie…! Die Tortenuhr<br />
Die runde Form e<strong>in</strong>er Uhr mit Ziffernblatt kann mit e<strong>in</strong>er<br />
kle<strong>in</strong>en runden Torte verglichen <strong>we</strong>rden. Am Beg<strong>in</strong>n des<br />
Lernprozesses steht das Erfassen der ganzen Stunden, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
z<strong>we</strong>iten Phase der halben Stunden und <strong>in</strong> <strong>we</strong>iterer Folge<br />
auch der viertel Stunden. Die Schüler<strong>in</strong> schneidet e<strong>in</strong>e (am<br />
besten selbst gebackene) Torte <strong>in</strong> z<strong>we</strong>i Hälften, danach <strong>in</strong> vier<br />
Viertel. Diese <strong>we</strong>rden immer wieder zusammengesetzt und<br />
ause<strong>in</strong>ander genommen.<br />
Nun zerschneidet die Schüler<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vorgefertigte Uhr aus<br />
Papier (ohne Zeiger) <strong>in</strong> z<strong>we</strong>i halbe Stunden und vier viertel<br />
Stunden. Die Lehrer<strong>in</strong> erklärt der Schüler<strong>in</strong> den Zusammenhang<br />
zwischen der Torte und der Uhr, etwa mit folgenden<br />
Worten: „Diese beiden Hälften der Torte s<strong>in</strong>d so, wie die<br />
halben Stunden auf der Uhr.<br />
Diese vier Viertel der Torte s<strong>in</strong>d so, wie die viertel Stunden<br />
auf der Uhr.“<br />
Nach diesem Vergleich wird die Geduld der Schüler<strong>in</strong> (und<br />
Lehrer<strong>in</strong>) nicht mehr länger auf die Folter gespannt: jetzt<br />
darf genascht <strong>we</strong>rden: e<strong>in</strong>e viertel „Stunde“ (viertel Tortenstück)<br />
oder sogar e<strong>in</strong>e halbe „Stunde“ (halbes Tortenstück)?<br />
Zeigeruhr<br />
Bei e<strong>in</strong>er alten, schnörkellosen Ziffernblatt-Uhr wird die<br />
Batterie entfernt und das schützende Plexiglas abmontiert.<br />
Die Ver<strong>we</strong>ndung e<strong>in</strong>er „echten“ Uhr hat den Vorteil, dass<br />
sich bei der manuellen Be<strong>we</strong>gung des Stundenzeigers der<br />
M<strong>in</strong>utenzeiger mitbe<strong>we</strong>gt. Die Uhr sollte die Beschriftung<br />
der Stunden von 1-12 zeigen, die M<strong>in</strong>uten sollten durch<br />
Punkte oder Striche gekennzeichnet se<strong>in</strong>. In der Größe des<br />
Ziffernblattes <strong>we</strong>rden vier viertel Stunden und z<strong>we</strong>i halbe<br />
Stunden aus Papier zugeschnitten und mit den entsprechenden<br />
Brüchen beschriftet.<br />
Der Langsame<br />
Wenn der Stundenzeiger und der M<strong>in</strong>utenzeiger dieselbe Farbe<br />
haben, wird der Stundenzeiger rot bemalt. Der Stundenzeiger<br />
soll kürzer se<strong>in</strong> als der M<strong>in</strong>utenzeiger.<br />
Der Schüler lernt den Unterschied zwischen dem „langsamen“<br />
Stundenzeiger und dem „flotten“ M<strong>in</strong>utenzeiger<br />
kennen.<br />
Die ganzen Stunden <strong>we</strong>rden mit dem Stundenzeiger erarbeitet.<br />
Sollte der M<strong>in</strong>utenzeiger die Schüler<strong>in</strong> dabei zu stark<br />
verwirren, wird er anfangs mit e<strong>in</strong>em schmalen Streifen<br />
Papier überdeckt.<br />
72<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Lebenspraxis<br />
Der Flotte<br />
Für die viertel Stunden und die halben Stunden <strong>we</strong>rden die<br />
Papierteile <strong>in</strong> die Uhr gelegt und besprochen. Der flotte<br />
M<strong>in</strong>utenzeiger wird nun entsprechend der Papierteile zur<br />
15-M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>stellung, zur 30-M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>stellung und<br />
zur 45-M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>stellung be<strong>we</strong>gt.<br />
Wie lange dauert was?<br />
Zum Erlernen der Uhr ist e<strong>in</strong> Fotoapparat e<strong>in</strong> unverzichtbares<br />
Hilfsmittel. Die Schüler<strong>in</strong> wird bei verschiedenen<br />
Tätigkeiten <strong>in</strong> ihrem Alltag fotografiert: beim Lernen,<br />
beim Tr<strong>in</strong>ken, beim Essen, beim Sport, beim Spielen, beim<br />
Fernsehen usw. Was dauert nur e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute? Was dauert<br />
e<strong>in</strong>e viertel Stunde, was dauert e<strong>in</strong>e halbe Stunde, was dauert<br />
e<strong>in</strong>e dreiviertel Stunde, was dauert e<strong>in</strong>e Stunde? Die Fotos<br />
<strong>we</strong>rden den entsprechenden Papierabschnitten zugeordnet.<br />
Danach <strong>we</strong>rden die M<strong>in</strong>uten anhand der Punkte auf der<br />
Uhr gezählt. Wie viele M<strong>in</strong>uten hat e<strong>in</strong>e viertel Stunde, wie<br />
viele e<strong>in</strong>e halbe Stunde, wie viele e<strong>in</strong>e dreiviertel Stunde und<br />
wie viele e<strong>in</strong>e ganze Stunde? Die Papierabschnitte <strong>we</strong>rden<br />
entsprechend der M<strong>in</strong>utenanzahl beschriftet.<br />
Von morgens bis abends<br />
Um dem Tag Struktur geben zu können, <strong>we</strong>rden die Fotos<br />
den unterschiedlichen Tageszeiten zugeordnet. Die Lehrer<strong>in</strong><br />
hält alle Fotos wie Spielkarten <strong>in</strong> der <strong>Hand</strong>, die Schüler<strong>in</strong><br />
zieht e<strong>in</strong> Foto und legt dieses zu den vorbereiteten Kärtchen<br />
mit den Aufschriften „Morgen-Vormittag-Mittag-Nachmittag-Abend-Nacht“.<br />
Wenn die Schüler<strong>in</strong> die Wortkarten<br />
nicht erkennen kann, <strong>we</strong>rden <strong>in</strong>dividuelle Symbole für die<br />
verschiedenen Tageszeiten auf die Kärtchen gezeichnet (z.B.<br />
e<strong>in</strong>e Frühstückstasse für den Morgen).<br />
Was geschieht am Morgen, wo b<strong>in</strong> ich am Vormittag, wann<br />
ist Mittagszeit, was mache ich am Nachmittag, <strong>we</strong>lche Zeit<br />
zeigt die Uhr am Abend und was genau ist die Nacht?<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 73
Lebenspraxis<br />
Geschafft, ich b<strong>in</strong> pünktlich da!<br />
Viele Lehrer<strong>in</strong>nen, und <strong>in</strong> diesem Zusammenhang s<strong>in</strong>d vor<br />
allem die Eltern angesprochen, wissen, wie nervtötend es se<strong>in</strong><br />
kann, geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>em Menschen mit Down Syndrom<br />
pünktlich zu se<strong>in</strong>. Besonders groß ist der Stress morgens,<br />
<strong>we</strong>nn der Bus zur Schule oder <strong>in</strong> die Arbeit erwischt <strong>we</strong>rden<br />
muss. Die Erfahrung aus dem „Wie lange dauert was?“- Spiel<br />
kann <strong>in</strong> diesen Situationen zur allgeme<strong>in</strong>en Entspannung<br />
beitragen. In e<strong>in</strong>er ruhigen Stunde (vielleicht am Wochenende)<br />
wird geme<strong>in</strong>sam überlegt, wie lange <strong>we</strong>lche Tätigkeit vom<br />
Aufstehen bis zum E<strong>in</strong>steigen <strong>in</strong> den Bus dauert. Es <strong>we</strong>rden<br />
so genannte „Zeitpakete“ erarbeitet.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel:<br />
„Waschen und Zähneputzen: 15 M<strong>in</strong>uten“.<br />
„Frühstück: 30 M<strong>in</strong>uten“.<br />
„Anziehen: 15 M<strong>in</strong>uten“.<br />
„Zum Bus gehen: 15 M<strong>in</strong>uten“.<br />
Nun <strong>we</strong>rden, ausgehend von der Aufstehzeit, vier Uhren<br />
händisch aufgezeichnet:<br />
Die erste Uhr zeigt, wann das Waschen und Zähneputzen<br />
fertig ist. Sie wird im Bad aufgehängt.<br />
Die z<strong>we</strong>ite Uhr zeigt, wann die Schüler<strong>in</strong> vom Frühstückstisch<br />
aufsteht. Sie wird auf den Tisch gelegt.<br />
Die dritte Uhr zeigt, wann die Schüler<strong>in</strong> angezogen ist. Sie<br />
wird zum Kasten gehängt.<br />
Die vierte Uhr zeigt, wann sie beim Bus angekommen ist. Sie<br />
wird <strong>in</strong> die Tasche gelegt.<br />
Die Schüler<strong>in</strong> wird zu Beg<strong>in</strong>n Unterstützung von der Lehrer<strong>in</strong><br />
benötigen, ihre selbst gezeichneten Uhren mit der tatsächlichen<br />
Uhrzeit zu vergleichen. Doch Übung macht den<br />
Meister. Spätestens jetzt ist es Zeit für die eigene Armbanduhr<br />
der Schüler<strong>in</strong>, ob digital oder analog ist Geschmackssache.<br />
Wichtig ist jedoch, dass die Uhr sehr e<strong>in</strong>fach gehalten<br />
se<strong>in</strong> soll, ohne Verzierungen, auf das Wesentliche reduziert.<br />
„Zeitpakete“ im Kopf zu haben, kann langfristig zu e<strong>in</strong>em<br />
effizienten Time-Management führen. Zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en<br />
Versuch ist es <strong>we</strong>rt (rät die Autor<strong>in</strong> augenzw<strong>in</strong>kernd, selbst<br />
Mutter e<strong>in</strong>er 16jährigen jungen Dame mit Down Syndrom).<br />
Schriftuhr<br />
Das Fernsehprogramm zeigt die digitale Uhrzeit. Für viele<br />
Schüler<strong>in</strong>nen wird das Liebl<strong>in</strong>gsprogramm die perfekte<br />
Motivation se<strong>in</strong>, um sich mit der so genannten „Schriftuhr“<br />
zu beschäftigen. Auf den Rahmen der Zifferblatt-Uhr wird<br />
bei den ganzen Stunden neben der „Vormittagszeit“ auch die<br />
„Nachmittagszeit“ e<strong>in</strong>getragen: also neben 1 die 13, neben<br />
2 die 14 usw. So sieht die Schüler<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>en Blick, <strong>we</strong>lche<br />
Uhrzeiten e<strong>in</strong>ander entsprechen.<br />
Nun <strong>we</strong>rden im Fernsehprogramm Sendungen gewählt, die<br />
zur ganzen Stunde beg<strong>in</strong>nen. Wann ist 18:00? Die Schüler<strong>in</strong><br />
sucht 18 Uhr auf dem Rahmen, stellt den Stundenzeiger auf<br />
6 Uhr am Ziffernblatt e<strong>in</strong> (der M<strong>in</strong>utenzeiger be<strong>we</strong>gt sich<br />
mit) und sieht die Verb<strong>in</strong>dung zwischen 18:00 und 6:00.<br />
74<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Lebenspraxis<br />
5 M<strong>in</strong>uten-Scheibe<br />
Jetzt ist es Zeit, sich mit den vielen Punkten oder Strichen<br />
auf dem Ziffernblatt zu beschäftigen. Dazu wird e<strong>in</strong>e Scheibe<br />
aus Papier ausgeschnitten, <strong>we</strong>lche <strong>in</strong> die Uhr gelegt <strong>we</strong>rden<br />
kann und dabei die Stundenangaben nicht verdeckt.<br />
Auf der Scheibe s<strong>in</strong>d, so wie auf dem Zifferblatt, die 5-M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>teilungen<br />
durch Punkte oder Striche markiert. Es ist<br />
von großem Vorteil, <strong>we</strong>nn der Schüler die Malreihe der 5 (bis<br />
60) bereits erlernt hat. Nun <strong>we</strong>rden die Punkte beschriftet:<br />
„5-10-15-20….bis 60“.<br />
Jetzt tritt der M<strong>in</strong>utenzeiger <strong>in</strong> Aktion: er wird entsprechend<br />
der Zeitangabe im Fernsehprogramm e<strong>in</strong>gestellt. Achtung<br />
Falle! Um 12 Uhr hat sich wie von Geisterhand e<strong>in</strong> Zeiger<br />
unter dem anderen versteckt.<br />
Die nächsten Lernschritte:<br />
• Sendungen, die zur halben Stunde beg<strong>in</strong>nen, z.B.<br />
16:30.<br />
• Sendungen, die zur viertel Stunde (14:15) oder zur<br />
dreiviertel Stunde (19:45) beg<strong>in</strong>nen.<br />
• Beliebige Sendezeiten<br />
Schüler<strong>in</strong>nen, die sich nicht für das Fernsehprogramm <strong>in</strong>teressieren,<br />
lieben vielleicht die Fahrpläne von Bussen oder Zügen?<br />
Wie e<strong>in</strong> Star!<br />
Wie e<strong>in</strong> richtiger Star wird unsere Schüler<strong>in</strong> nun e<strong>in</strong>en Tag<br />
lang mit dem Fotoapparat begleitet. Bei allen wichtigen,<br />
sich wiederholenden Aktivitäten wird e<strong>in</strong> Schnappschuss<br />
gemacht- vom Aufstehen bis zum Schlafengehen sollten rund<br />
10 verschiedene Fotos entstehen.<br />
Die Fotos <strong>we</strong>rden nun <strong>in</strong> die richtige Reihenfolge gebracht,<br />
dabei wird genau besprochen, <strong>we</strong>lche Tätigkeit wann ausgeführt<br />
wird.<br />
Zeigeruhr und Schriftuhr<br />
Analoge Uhren mit Zifferblatt, die „Zeigeruhren“,<br />
s<strong>in</strong>d häufig bei Armbanduhren, Küchenuhren oder<br />
Bahnhofsuhren zu f<strong>in</strong>den. Digitaluhren entdecken wir<br />
im Auto, am <strong>Hand</strong>y oder auf Stoppuhren. Sie können als<br />
„Schriftuhren“ bezeichnet <strong>we</strong>rden. Die Schüler<strong>in</strong> sucht <strong>in</strong><br />
ihrem Alltag bewusst nach Zeiger- und Schriftuhren.<br />
• Die Fotos <strong>we</strong>rden vorbereiteten Kärtchen mit den entsprechenden<br />
Digitalzeiten („Schriftuhr“) zugeordnet.<br />
• Die Fotos <strong>we</strong>rden zu den passenden Zeiten rund um<br />
die Zifferblatt-Uhr („Zeigeruhr“) gelegt.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 75
Lebenspraxis<br />
B<strong>in</strong>go<br />
B<strong>in</strong>go benötigt e<strong>in</strong>e kurze Vorbereitungszeit. Jede Mitspieler<strong>in</strong><br />
bekommt e<strong>in</strong> Arbeitsblatt, auf dem je 6 verschiedene<br />
Digitalzeiten notiert s<strong>in</strong>d.<br />
Je nach Lernniveau der Schüler<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d dies<br />
E<strong>in</strong>teilungen <strong>in</strong> ganze Stunden (z.B. 14:00)<br />
E<strong>in</strong>teilungen <strong>in</strong> halbe Stunden (z.B. 17:30)<br />
E<strong>in</strong>teilungen <strong>in</strong> viertel Stunden (z.B. 19:15, 13:30, 21:45)<br />
E<strong>in</strong>teilungen <strong>in</strong> 5-M<strong>in</strong>uten-E<strong>in</strong>heiten (z.B. 18:05, 16:40)<br />
Sämtliche Digitalzeiten von 0-24 Uhr (z.B. 20:36)<br />
Die Lehrer<strong>in</strong> stellt auf e<strong>in</strong>er Uhr mit analogem Ziffernblatt<br />
e<strong>in</strong>e Uhrzeit e<strong>in</strong>. Die Schüler<strong>in</strong>nen vergleichen diese mit den<br />
digitalen Zeiten auf ihren Arbeitsblättern. Wenn e<strong>in</strong>e davon<br />
übere<strong>in</strong>stimmt, darf diese durchgestrichen <strong>we</strong>rden.<br />
Anschließend stellt die Lehrer<strong>in</strong> die nächste analoge Zeit<br />
e<strong>in</strong>, die Schüler<strong>in</strong>nen vergleichen mit ihren Arbeitsblättern.<br />
Sieger ist, <strong>we</strong>r als erster alle sechs digitalen Zeiten auf se<strong>in</strong>em<br />
Arbeitsblatt durchgestrichen hat.<br />
Kalender<br />
Die Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em größeren Konzept erfahren wir im Tages-, Wochen-,<br />
Monats- und Jahresrhythmus. Besonders der Kreislauf der vier Jahreszeiten<br />
kann von Schüler<strong>in</strong>nen häufig mit vielen S<strong>in</strong>nen erfahren <strong>we</strong>rden. Welches<br />
Obst und Gemüse f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> den verschiedenen Jahreszeiten auf dem<br />
Bauernmarkt? Wie riechen die Blumen im Frühl<strong>in</strong>g? Welche Kleidung benötigen<br />
wir im W<strong>in</strong>ter, um uns vor der Kälte zu schützen? Welche Farben<br />
hat e<strong>in</strong> Herbstbaum? Welche Vögel zwitschern im Sommer am lautesten?<br />
Fotos, Fotos<br />
Die Schüler<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gt alte Fotos aus ihrer K<strong>in</strong>dheit sowie aktuelle<br />
Aufnahmen, die sie <strong>in</strong> unterschiedlichen Jahreszeiten,<br />
bei Festen, Geburtstagen, <strong>in</strong> den Ferien zeigen.<br />
Woran lässt sich feststellen, wann das war? Aus den Fotos<br />
kann e<strong>in</strong>e Collage erstellt <strong>we</strong>rden, die ent<strong>we</strong>der nach dem<br />
Kriterium „ältere und neuere Fotos“ oder „Frühl<strong>in</strong>g/Sommer“<br />
bzw. „Herbst/W<strong>in</strong>ter“ erstellt wird.<br />
76<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Lebenspraxis<br />
Das ist me<strong>in</strong> Monat!<br />
Der selbst gebastelte Jahreskalender benötigt e<strong>in</strong> <strong>we</strong>nig<br />
Vorbereitungszeit, 32 Reißnägel, etwa 50 kle<strong>in</strong>e Notizzettel,<br />
und e<strong>in</strong> großes buntes Kartonblatt. Auf diesem Kartonblatt<br />
<strong>we</strong>rden oben die Wochentage e<strong>in</strong>getragen. 31 Notizzettel<br />
dienen als Tageskalenderblätter. Sie <strong>we</strong>rden mit den Ziffern<br />
von 1 bis 31 beschriftet. Auf die übrigen Notizzettel <strong>we</strong>rden<br />
anschließend wichtige Feste im Jahr, regelmäßige und außergewöhnliche<br />
Freizeitaktivitäten, Urlaube, aber auch ganz<br />
gewöhnliche Alltagsd<strong>in</strong>ge (e<strong>in</strong>kaufen, arbeiten, zur Schule<br />
gehen) geschrieben oder gezeichnet.<br />
Am Monatsanfang <strong>we</strong>rden nun die Tageskalenderblätter<br />
und die je<strong>we</strong>ils geplanten Aktivitäten mit den Reißnägeln<br />
befestigt. Am Ende jeden Tages wird e<strong>in</strong> Blatt entfernt (und<br />
für den folgenden Monat aufbewahrt). Durch die immer<br />
wiederkehrende Struktur <strong>we</strong>rden dem Schüler allmählich<br />
die 7 Tagen e<strong>in</strong>er Woche sowie die 4 bzw. 5 Wochen e<strong>in</strong>es<br />
Monats vertraut. Parallel dazu kann e<strong>in</strong>e Jahreszeitenscheibe<br />
die 4 Jahreszeiten und die 12 Monate bildhaft darstellen.<br />
Wochentage und Monatsnamen<br />
Es ist nicht leicht, <strong>in</strong> der Ordnung der Wochentage und<br />
Monatsnamen den Überblick zu behalten. Zunächst müssen<br />
die Namen vertraut se<strong>in</strong>, danach deren korrekte Reihenfolge.<br />
Wenn die Schüler<strong>in</strong> bereits Ganzheitswörter erfassen kann,<br />
ist folgendes Merkspiel e<strong>in</strong>e lustige Unterstützung: jeder Wochentag<br />
wird auf e<strong>in</strong> Kärtchen geschrieben. Dann <strong>we</strong>rden die<br />
Kärtchen <strong>in</strong> der richtigen Reihenfolge aufgelegt und besprochen.<br />
Was unternehmen wir an <strong>we</strong>lchem Tag?<br />
Nun heißt es wieder e<strong>in</strong>mal „Augen zu“!<br />
Die Lehrer<strong>in</strong> dreht den aktuellen Wochentag um.<br />
Welcher ist das nun?<br />
Die Lehrer<strong>in</strong> vertauscht z<strong>we</strong>i Wochentage. Wie lautet die<br />
richtige Reihenfolge?<br />
Die Lehrer<strong>in</strong> dreht den vorangegangenen und den darauf<br />
folgenden Wochentag um. Was war gestern, was kommt<br />
morgen? Wenn die Schüler<strong>in</strong> die Wochentage sicher erlernt<br />
hat, wiederholt sich das Spiel mit den Monatsnamen.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 77
Lebenspraxis<br />
Heute, gestern, morgen!<br />
Der richtige E<strong>in</strong>satz der Wörter „heute, gestern, morgen“ ist<br />
häufig sehr verwirrend. Unterstützung kann die Schüler<strong>in</strong><br />
dabei durch Wortgebärden bekommen.<br />
Bei „heute“ zeigt der Zeigef<strong>in</strong>ger zu Boden.<br />
Bei „gestern“ zeigt der Zeigef<strong>in</strong>ger nach h<strong>in</strong>ten über die Schulter.<br />
Bei „morgen“ zeigt der Zeigef<strong>in</strong>ger nach vor <strong>in</strong> die Luft.<br />
Wenn die Lehrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihren Gesprächen mit der Schüler<strong>in</strong><br />
die Wörter „heute, gestern, morgen“ ver<strong>we</strong>ndet, setzt sie<br />
parallel dazu die Wortgebärden e<strong>in</strong>. Auch die Schüler<strong>in</strong> wird<br />
dazu animiert, diese Gebärden zu ver<strong>we</strong>nden Sie können<br />
ihr helfen, ihre Gedanken zu strukturieren und Ereignisse<br />
zeitlich besser e<strong>in</strong>ordnen zu können.<br />
7… 12… 4… verwirrend<br />
7 Tage, 12 Monate, 4 Jahreszeiten- ziemlich kompliziert!<br />
Doch mit Be<strong>we</strong>gung klappt vieles leichter.<br />
Die Lehrer<strong>in</strong> klatscht 12 mal <strong>in</strong> die Hände, was ist geme<strong>in</strong>t?<br />
Richtig, die 12 Monate!<br />
Dann klopft sie 7 mal auf den Tisch. Ja, das s<strong>in</strong>d die 7 Tage<br />
e<strong>in</strong>er Woche. Und <strong>we</strong>nn sie 4 mal stampft? Dann s<strong>in</strong>d die 4<br />
Jahreszeiten geme<strong>in</strong>t.<br />
Jetzt wird das Spiel umgedreht und die Schüler<strong>in</strong> zeigt<br />
verschiedene Be<strong>we</strong>gungen (je 7 mal oder 12 mal oder 4 mal)<br />
vor. Die Lehrer<strong>in</strong> muss genau mitzählen und raten. Volle<br />
Konzentration, bitte!<br />
Der selbst gebastelte Jahreskalender und die Jahreszeitenscheibe<br />
können dabei helfen, den Überblick zu bewahren.<br />
Messen und wiegen<br />
Wiegen und Messen s<strong>in</strong>d, ebenso wie der Umgang mit<br />
Zeit und Geld, e<strong>in</strong> „Mathematikproblem des Alltags“.<br />
Mengen und Längen zu vergleichen, von e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere zu verwandeln, stellt Menschen mit 46<br />
und 47 Chromosomen häufig vor e<strong>in</strong> großes Rätsel.<br />
Grundvoraussetzung dafür ist e<strong>in</strong> elementares Verständnis<br />
für die Invarianz e<strong>in</strong>erseits und das Dezimalsystem<br />
andererseits.<br />
78<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Lebenspraxis<br />
Alles auf e<strong>in</strong>en Blick<br />
Um die Umrechnung von cm <strong>in</strong> dm und m sowie die<br />
Umrechnung von g <strong>in</strong> dag und kg zu erleichtern, haben wir<br />
geme<strong>in</strong>sam mit Menschen mit Down Syndrom e<strong>in</strong>e Tabelle<br />
entwickelt. Sie zeigt auf e<strong>in</strong>en Blick, wie Angaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Kochbuch oder auf e<strong>in</strong>er Bastelanleitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere<br />
Maße<strong>in</strong>heit gebracht <strong>we</strong>rden können. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Eselsbrücke<br />
gefällig? „Kilo“ ist das griechische Wort für tausend. Also<br />
entspricht 1 Kilo-Meter 1000 Metern und 1 Kilo-Gramm<br />
1000 Gramm. Logisch, oder?<br />
Messen<br />
„Lang, länger, am längsten, kurz, kürzer, am kürzesten“: bevor der Schüler<br />
Mess<strong>in</strong>strumente kennen lernt, ist es wichtig, dass er diese Begriffe versteht<br />
und korrekt zuordnen kann. Neben der Länge ist es im Alltag auch spannend,<br />
die Höhe zu messen. Somit müssen auch die Begriffe „hoch, höher,<br />
am höchsten“ sowie „niedrig, niedriger, am niedrigsten“ vertraut se<strong>in</strong>.<br />
Körpermaße<br />
Die E<strong>in</strong>heiten der Längenmaße <strong>we</strong>rden dem Schüler durch<br />
das Abmessen von Alltagsgegenständen sowie se<strong>in</strong>es eigenen<br />
Körpers vertraut gemacht. Neben dem Kennenlernen der<br />
Begriffe „cm, dm, m“ ist die Erfassung mittels e<strong>in</strong>es eigenen<br />
Körpermaßes sehr hilfreich.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel:<br />
• Wie lang ist 1 cm? So lange, wie me<strong>in</strong> F<strong>in</strong>gernagel.<br />
• Wie lang ist 1 dm? So lange, wie me<strong>in</strong>e <strong>Hand</strong>.<br />
• Wie lang ist 1 m? So lange, wie ich selbst vom Kopf bis<br />
zum Knie.<br />
Abhängig von der Körpergröße des Schülers können <strong>in</strong>dividuelle<br />
Körpermaße festgelegt <strong>we</strong>rden, <strong>we</strong>lche im Alltag als<br />
Messe<strong>in</strong>heiten zur Ver<strong>we</strong>ndung kommen. „Ist das Buch länger<br />
als 1 dm, also länger als me<strong>in</strong>e <strong>Hand</strong>?“ „Wie lang könnte<br />
der Kasten se<strong>in</strong>, wie lang die Spaghetti-Nudel?“<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 79
Lebenspraxis<br />
Schätzübungen<br />
Wie viele „Hände“ (also dm) benötige ich von hier bis zur<br />
Tür? Reicht e<strong>in</strong>mal „Kopf-Knie“, um den Tisch abzumessen?<br />
Bei diesen Schätzübungen kommt viel Be<strong>we</strong>gung und noch<br />
sehr viel mehr Lachen <strong>in</strong>s Spiel. Denn gelegentlich s<strong>in</strong>d die<br />
die lustigsten Verrenkungen nötig, <strong>we</strong>nn die Schätzung nachgemessen<br />
<strong>we</strong>rden soll.<br />
Mess<strong>in</strong>strumente<br />
E<strong>in</strong> langer Papierstreifen genügt, um sich e<strong>in</strong> eigenes Metermaß zu basteln. 10<br />
mal wird die <strong>Hand</strong> dafür auf das Papier gelegt. Auch e<strong>in</strong> Zehnerstab, wie er zum<br />
Rechnen ver<strong>we</strong>ndet wird, kann zum Messen von 10 cm ver<strong>we</strong>ndet <strong>we</strong>rden.<br />
Wie e<strong>in</strong> Profi wird sich der Mess-Schüler fühlen, <strong>we</strong>nn er mit L<strong>in</strong>eal, Zollstab<br />
und Rollmaß arbeiten darf. Die mm-Unterteilungen sollten zu Beg<strong>in</strong>n am besten<br />
mit e<strong>in</strong>er <strong>we</strong>ißen Etikette überklebt <strong>we</strong>rden, <strong>we</strong>lche eventuell zu e<strong>in</strong>em späteren<br />
Zeitpunkt wieder entfernt wird.<br />
• Wer wirft mit dem Fühlsäckchen am <strong>we</strong>itesten?<br />
• Welcher Kirschkern kann am <strong>we</strong>itesten gespuckt <strong>we</strong>rden?<br />
• Wie <strong>we</strong>it kann das Spielzeugauto rollen? Wie stark muss es angestoßen <strong>we</strong>rden,<br />
dass es bis zur 20cm-Markierung fährt?<br />
• Wer baut den höchsten Turm aus Pappbechern?<br />
Wollfäden-Schätzen<br />
Der Schüler schneidet geme<strong>in</strong>sam mit dem Lehrer Wollfäden<br />
<strong>in</strong> der Länge von 1 cm, 5 cm, 1 dm, 5 dm und 1 m<br />
ab. Diese <strong>we</strong>rden auf Kärtchen mit den entsprechenden<br />
Längenangaben gelegt.<br />
Wieder heißt es: Augen zu! Der Lehrer gibt dem Schüler<br />
e<strong>in</strong>en der Fäden <strong>in</strong> die <strong>Hand</strong>, dieser soll mit geschlossenen<br />
Augen schätzen, wie lang der ist. Das leere Kärtchen bietet<br />
die Kontrollmöglichkeit.<br />
So groß b<strong>in</strong> ich!<br />
Mit e<strong>in</strong>er Körper-Messleiste, die an der Wand hängt, kann<br />
die eigene aktuelle Körpergröße des Schülers festgestellt<br />
<strong>we</strong>rden. Diese wird mit e<strong>in</strong>er Wäscheklammer markiert<br />
und mit dem Datum versehen. Nach e<strong>in</strong>igen Monaten<br />
erfolgt der Vergleich. Auch der Fuß kann auf e<strong>in</strong> Papier<br />
abgezeichnet <strong>we</strong>rden, daneben <strong>we</strong>rden die Schuhgröße<br />
und das Datum geschrieben. Was hat sich nach e<strong>in</strong>igen<br />
Monaten verändert?<br />
80<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Lebenspraxis<br />
Heim<strong>we</strong>rker aufgepasst!<br />
Der Lehrer plant geme<strong>in</strong>sam mit dem Schüler reale Alltags-<br />
Mess-Situationen.<br />
E<strong>in</strong>ige Beispiele:<br />
• „Das Bild benötigt e<strong>in</strong>en Rahmen, messen wir es ab“.<br />
Danach wird geme<strong>in</strong>sam der Rahmen e<strong>in</strong>gekauft.<br />
• „Der Schuhschrank muss hier <strong>in</strong> die Ecke passen.<br />
Messen wir sie ab.“ Auch der Schuhschrank soll im<br />
Anschluss geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>gekauft <strong>we</strong>rden.<br />
Wiegen<br />
Die Küchenwaage sowie die Badezimmerwaage s<strong>in</strong>d<br />
unverzichtbare Alltagsbegleiter, auch und gerade für<br />
Menschen mit Down Syndrom. Das Kochen e<strong>in</strong>erseits<br />
sowie die Gewichtskontrolle andererseits tragen <strong>we</strong>sentlich<br />
zur Lebensqualität bei. Das Abwiegen von Mengen<br />
ist dabei e<strong>in</strong> zentraler Bestandteil.<br />
Rucksack packen<br />
Was ist sch<strong>we</strong>r, was ist leicht?<br />
Der Schüler packt e<strong>in</strong>en Rucksack mit Gegenständen so<br />
lange e<strong>in</strong>, bis er ihn nicht mehr ohne Hilfe tragen kann.<br />
Nach e<strong>in</strong>igen erfolglosen Versuchen, den Rucksack aus<br />
dem Zimmer zu tragen, beg<strong>in</strong>nt er nun, diesen wieder<br />
auszupacken. Solange, bis er leicht geworden ist, und er<br />
den Rucksack am Rücken forttragen kann. Diese Erfahrung<br />
soll mit anderen Taschen und <strong>we</strong>iteren Gegenständen<br />
wiederholt <strong>we</strong>rden.<br />
Gewichte vergleichen<br />
Wieder wird das<br />
Verständnis für<br />
die Invarianz auf<br />
die Probe gestellt.<br />
Kann der kle<strong>in</strong>e<br />
Gegenstand<br />
wirklich gleich<br />
viel wiegen wie<br />
der große? Die e<strong>in</strong>fachste Waage ist e<strong>in</strong> Kleiderbügel, an<br />
dessen beiden Enden mit Schnüren 2 Pappbecher gehängt<br />
<strong>we</strong>rden. Der Kleiderbügel wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Türgriff oder an<br />
den Kleiderständer gehängt. Das Befüllen der Pappbecher<br />
mit kle<strong>in</strong>en Alltagsgegenständen wird spannende Erkenntnisse<br />
liefern.<br />
Auch die Frage „was ist sch<strong>we</strong>rer, was ist leichter?“ kann<br />
die Kleiderbügelwaage e<strong>in</strong>deutige Antworten liefern.<br />
Wichtig ist, dass der Schüler die beiden Gegenstände<br />
zuerst <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en beiden Händen wiegt und schätzt, um<br />
e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tuitives Verständnis für die Begriffe „sch<strong>we</strong>rer und<br />
leichter“ zu bekommen.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 81
Lebenspraxis<br />
1 Kilogramm<br />
Der Schüler lernt den Begriff „Kilogramm“ (plus die<br />
Abkürzung kg) kennen, <strong>in</strong>dem er <strong>in</strong> der Küche (oder<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lebensmittelgeschäft) nach Verpackungen mit<br />
dieser Aufschrift sucht (z.B. Reis, Nudeln, Mehl, Zucker).<br />
Diese Verpackungen <strong>we</strong>rden nun bewusst <strong>in</strong> die <strong>Hand</strong> genommen.<br />
So sch<strong>we</strong>r fühlt sich „1 kg“ an. Danach kommt<br />
die Küchenwaage zum E<strong>in</strong>satz. Wie zeigt sie 1 kg an?<br />
Und beim E<strong>in</strong>kauf im Geschäft, an der großen Gemüsewaage,<br />
<strong>we</strong>rden 1 kg Äpfel ebenso exakt gewogen wie 2 kg Kartoffeln.<br />
So sch<strong>we</strong>r b<strong>in</strong> ich<br />
Von der Küchenwaage geht es jetzt zur Körperwaage: der<br />
Schüler wiegt sich selbst und benennt se<strong>in</strong> Gewicht. Dies<br />
macht jedoch nur dann S<strong>in</strong>n, <strong>we</strong>nn der Schüler bereits <strong>in</strong><br />
jenem Zahlenraum rechnet, <strong>in</strong> dem se<strong>in</strong> Gewicht liegt.<br />
Vergleiche mit anderen Personen müssen sehr sensibel<br />
durchgeführt <strong>we</strong>rden, damit ke<strong>in</strong>e übergewichtige Person<br />
gekränkt wird.<br />
Besonders lustig ist es jedoch, sich selbst zu wiegen, se<strong>in</strong><br />
Gewicht aufzuschreiben und danach verschiedene leichte/<br />
sch<strong>we</strong>re Gegenstände <strong>in</strong> die <strong>Hand</strong> zu nehmen. Wie verändert<br />
sich das Gewicht, <strong>we</strong>nn der Schüler e<strong>in</strong>e sch<strong>we</strong>re Tasche<br />
<strong>in</strong> die <strong>Hand</strong> nimmt? Wie verändert sich das Gewicht,<br />
<strong>we</strong>nn er e<strong>in</strong>en Liter Milch <strong>in</strong> die <strong>Hand</strong> nimmt?<br />
dag- <strong>we</strong>r wiegt wie viel?<br />
Kuchenbacken<br />
Wenn der Schüler bereits im Zahlenraum 100 rechnet,<br />
lernt er den Begriff „Dekagramm“ (plus Abkürzung dag)<br />
kennen. Geme<strong>in</strong>sam mit dem Lehrer <strong>we</strong>rden Gegenstände<br />
gesucht, die der Schüler als „leicht“ e<strong>in</strong>schätzt, die also<br />
<strong>we</strong>niger als 1 kg wiegen. Nach dem geme<strong>in</strong>samen Abwiegen<br />
wird das Gewicht jedes Gegenstands auf e<strong>in</strong> Kärtchen<br />
geschrieben. Nun <strong>we</strong>rden alle Kärtchen vermischt und<br />
den Gegenständen wieder zugeordnet.<br />
Das Wiegen der Mengen beim Backen und Kochen soll<br />
sich am Zahlenraum des Schülers orientieren. Erst, <strong>we</strong>nn<br />
der Schüler im Zahlenraum 1000 rechnet, ist es s<strong>in</strong>nvoll,<br />
Angaben, wie 250 g, abzuwiegen. Dann gilt es, den Begriff<br />
Gramm (plus Abkürzung „g“) kennen zu lernen.<br />
Bis dah<strong>in</strong> gibt es leckere Becherkuchen, die ohne Waage<br />
e<strong>in</strong> erstes Verständnis für die Verhältnismäßigkeit von<br />
Mengen vermitteln.<br />
82<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Lebenspraxis<br />
12 Punkte<br />
Um e<strong>in</strong>erseits den Energiegehalt von Lebensmitteln und<br />
andererseits den Energieverbrauch durch Be<strong>we</strong>gung e<strong>in</strong>schätzen<br />
zu lernen, ist es für Menschen mit Down Syndrom am<br />
e<strong>in</strong>fachsten, mit e<strong>in</strong>em Punktesystem zu arbeiten. 1 Punkt<br />
steht dabei für rund 50 Kilokalorien. Dazu müssen Lebensmittel<br />
gewogen <strong>we</strong>rden.<br />
Wenn wir nun von e<strong>in</strong>em Energiebedarf von rund 2000<br />
Kilokalorien pro Tag ausgehen, so wären das 40 Punkte pro<br />
Tag. Doch Vorsicht: es dürfen nicht nur die Mahlzeiten gerechnet<br />
<strong>we</strong>rden, sondern auch deren Zubereitung (vor allem<br />
das Öl zum Kochen oder für den Salat), alle Getränke (Limonaden<br />
und Eistees enthalten bis zu 9 Stück Würfelzucker pro<br />
Glas) und alle Snacks zwischendurch.<br />
Grob geschätzt verbrauchen wir durchschnittlich bei rund<br />
15 M<strong>in</strong>uten Be<strong>we</strong>gung etwa 1 Punkt. (Dies ist natürlich von<br />
der Art der Be<strong>we</strong>gung und der Geschw<strong>in</strong>digkeit, mit der sie<br />
ausgeführt ist, abhängig). Der Schüler kann mithilfe se<strong>in</strong>er<br />
<strong>in</strong>dividuellen Punkteliste se<strong>in</strong>e eigene tägliche Kalorienzufuhr<br />
e<strong>in</strong>fach berechnen und diese dann se<strong>in</strong>em Energieverbrauch<br />
durch Be<strong>we</strong>gung gegenüberstellen.<br />
1 Punkt 200 g Blattsalat, oder 200 g Erdbeeren, oder 1 Teelöffel Butter<br />
2 Punkte 1 großer Apfel, oder 1 kle<strong>in</strong>e Banane, oder 2 Stück Kartoffeln, oder 1 Stück<br />
Kornspitz, oder 2 Teelöffel Marmelade, oder 1 Kugel Eis, oder 1 Glas Limonade<br />
3 Punkte 40 g Nudeln, oder 40 g Reis, oder ½ Semmelknödel, oder 55 g Pommes frites,<br />
oder 150 g Kartoffelsalat, oder 1 Kartoffelknödel<br />
4 Punkte 200 g Hühnerbrust, oder 140 g Lachs, oder 400 g Forelle, oder 1 Stück Obstkuchen,<br />
oder 10 Stück Butterkekse, oder 1 kle<strong>in</strong>es Croissant<br />
5 Punkte 150 g Sch<strong>we</strong><strong>in</strong>sschnitzel, oder 250 g Kalbsschnitzel<br />
6 Punkte 80 g Käse mit 45% F.i.T., oder 100 g Wurst, oder 70 g Salzgebäck, oder 1 Hamburger<br />
20 Punkte 1 Pizza<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 83
Lebenspraxis<br />
Taschenrechner, Rechenmasch<strong>in</strong>e,<br />
PC, <strong>Hand</strong>y<br />
Marion ist e<strong>in</strong>e 17jährige junge Lady mit Down Syndrom.<br />
Selbstbewusst nützt sie <strong>in</strong> ihrem Alltag technische<br />
Hilfsmittel zur Kommunikation, zur Lernunterstützung<br />
und zur Freizeitgestaltung. Der Taschenrechner, die<br />
Rechenmasch<strong>in</strong>e, das <strong>Hand</strong>y und der PC helfen Menschen<br />
mit Down Syndrom <strong>in</strong> ihrer Alltagsbewältigung.<br />
Deren Gebrauch vermittelt meist Selbstbewusstse<strong>in</strong> und<br />
das Gefühl von Eigenkompetenz. Das Angebot, technische<br />
Hilfsmittel e<strong>in</strong>zusetzen, sollte jedoch nicht zu früh<br />
erfolgen. Für all jene Menschen mit Down Syndrom,<br />
die Grundrechnungsarten im Zahlenraum 100 mit ihren<br />
beiden Händen bewältigen, sollte die Ver<strong>we</strong>ndung der<br />
Körpermaterialien immer Vorrang vor dem E<strong>in</strong>satz von<br />
Taschenrechnern haben, um Abhängigkeit zu m<strong>in</strong>imieren.<br />
Über den Zahlenraum 100 h<strong>in</strong>aus, zur Kontrolle<br />
von erhaltenem Wechselgeld sowie für all jene Menschen<br />
mit Down Syndrom, <strong>we</strong>lche Zähl- bzw. Rechenfertigkeiten<br />
unter Zuhilfenahme von (Körper)Materialien nicht<br />
bewältigen, sollte die Ver<strong>we</strong>ndung des Taschenrechners<br />
speziell tra<strong>in</strong>iert <strong>we</strong>rden.<br />
Besser getrennt!<br />
Bei allen technischen Hilfsmitteln ist darauf zu achten,<br />
dass die Felder mit den Ziffern und Rechenzeichen<br />
groß und deutlich vone<strong>in</strong>ander getrennt s<strong>in</strong>d. Alle nicht<br />
benötigten Felder <strong>we</strong>rden mit kle<strong>in</strong>en Etiketten e<strong>in</strong>färbig<br />
überklebt.<br />
Stopp-Kontrolle!<br />
Bei der Ver<strong>we</strong>ndung von technischen Hilfsmitteln ist es<br />
entscheidend, <strong>we</strong>niger auf die Schnelligkeit als vielmehr<br />
auf die Genauigkeit zu achten! Am Beispiel des Taschenrechners<br />
soll dies verdeutlicht <strong>we</strong>rden:<br />
E<strong>in</strong>gabe e<strong>in</strong>er Ziffer, danach folgt e<strong>in</strong> kurzer Stopp zur<br />
Kontrolle mit der Vorgabe. Erst dann erfolgt die E<strong>in</strong>gabe<br />
des Rechenzeichens, wieder stopp mit Kontrolle, danach<br />
der nächsten Ziffer, und so <strong>we</strong>iter, bis die Rechnung vollständig<br />
e<strong>in</strong>gegeben ist.<br />
84<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Lebenspraxis<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 85
Feuerste<strong>in</strong><br />
Mathematik<br />
und K<strong>in</strong>der mit Down-Syndrom<br />
Autoren:<br />
Naďa Kafková und Team, The Association of<br />
Parents and Friends of Children with Down<br />
Syndrome, Prag<br />
K<strong>in</strong>der müssen spezielle Begabungen<br />
und Fähigkeiten haben,<br />
um Mathematik zu verstehen<br />
und Ergebnisse und Erfolge zu erzielen.<br />
Unter K<strong>in</strong>dern mit DS können wir große<br />
Unterschiede <strong>in</strong> Bezug auf ihre mathematischen<br />
Fähigkeiten sehen. Das Problem<br />
ist, dass K<strong>in</strong>der ohne abstraktes mathematisches<br />
Denkvermögen und ohne die<br />
entsprechende Vorstellungskraft nicht<br />
am Zählen <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d. Sie lehnen<br />
Zählspiele ab, haben Schwierigkeiten<br />
damit, sich zu konzentrieren und lehnen<br />
dadurch unterbewusst jegliche mathematischen<br />
Tätigkeiten ab.<br />
Alle K<strong>in</strong>der müssen die Bedeutung<br />
dessen erfassen, was wir fordern und die<br />
positiven Auswirkungen auf ihren Alltag<br />
verstehen. Viele Menschen mit geistigen<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigungen haben Schwierigkeiten<br />
mit Zeitbegriffen wie der Zukunft.<br />
Auch ist der E<strong>in</strong>satz von Mathematik im<br />
Alltag schwierig oder sogar unmöglich.<br />
Sie messen Zeit im Hier und Jetzt.<br />
Der wichtigste Faktor überhaupt bei<br />
der Entwicklung und beim Erlernen<br />
von mathematischen Fähigkeiten ist die<br />
Motivation des K<strong>in</strong>des, mit anderen<br />
Menschen zusammenzuarbeiten, und<br />
zwar nicht nur mit den Lehrern, sondern<br />
auch im Rahmen des sogenannten<br />
„sozialen Lernens“ mit se<strong>in</strong>en Eltern oder<br />
anderen ihm nahestehenden Personen.<br />
Wie funktioniert das? Ich kann diese<br />
Frage nicht beantworten. Die Motivation<br />
hängt von den Interessen des K<strong>in</strong>des ab,<br />
<strong>we</strong>shalb es nicht möglich ist, hierfür e<strong>in</strong>e<br />
Anleitung zu erstellen. Die Mitarbeit<br />
und das Engagement der Familie s<strong>in</strong>d<br />
hier unabd<strong>in</strong>gbar. Es hängt hauptsächlich<br />
von den Eltern ab, ihrem K<strong>in</strong>d zu zeigen,<br />
<strong>we</strong>lche Not<strong>we</strong>ndigkeit Mathematik und<br />
Rechnen im Alltag spielen. E<strong>in</strong> Beispiel:<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der gehen gerne e<strong>in</strong>kaufen.<br />
Also gehen wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Supermarkt,<br />
<strong>we</strong>nn wir dabei s<strong>in</strong>d, die Menge 3 zu<br />
erlernen. Wir kaufen 3 Stück von den<br />
je<strong>we</strong>iligen Artikeln. Das K<strong>in</strong>d darf die<br />
Produkte alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Korb legen und die<br />
je<strong>we</strong>iligen Stücke zählen. Zuhause nimmt<br />
das K<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>käufe nache<strong>in</strong>ander aus<br />
dem Korb und verstaut sie.<br />
Das Ziel hierbei ist es, e<strong>in</strong> Gefühl für<br />
Menge zu schaffen.<br />
Viele K<strong>in</strong>der mit Down-Syndrom erreichen<br />
diese Fähigkeiten nicht, hauptsächlich<br />
deshalb, <strong>we</strong>il sie nicht <strong>in</strong> der Lage<br />
s<strong>in</strong>d, sich vollständig auf ihre Tätigkeit<br />
zu konzentrieren, vor allem dann nicht,<br />
<strong>we</strong>nn sie nicht unmittelbar an der Tätigkeit<br />
<strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d. Sie neigen dazu,<br />
zuvor beherrschte Fähigkeiten schnell zu<br />
vergessen, oder sie haben Schwierigkeiten<br />
damit, die erlernten Informationen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er anderen Situation anzu<strong>we</strong>nden.<br />
Die Entwicklung von kognitiven<br />
Fähigkeiten bei K<strong>in</strong>dern mithilfe der<br />
Methode der <strong>in</strong>strumentellen Bereicherung<br />
von Reuven Feuerste<strong>in</strong>:<br />
Das Programm der <strong>in</strong>strumentellen<br />
Bereicherung e<strong>in</strong>schließlich der dazugehörigen<br />
Arbeitsblätter ist nicht frei<br />
verfügbar, sondern kann nur von Personen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt, die e<strong>in</strong> spezielles Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
hierfür absolviert haben. Nur ausgebildete<br />
Lehrer können mit diesem Programm<br />
arbeiten, die Materialien unterliegen dem<br />
Urheberrecht und dürfen nicht kopiert<br />
<strong>we</strong>rden. Deshalb ist es nicht möglich,<br />
Elemente aus der Feuerste<strong>in</strong>-Methode<br />
ohne das E<strong>in</strong>verständnis des Autors der<br />
Methode, R. Feuerste<strong>in</strong>, <strong>in</strong> unsere Methodik<br />
zu übernehmen.Es gibt ungefähr<br />
80 Ausbildungszentren <strong>we</strong>lt<strong>we</strong>it, die<br />
Kurse für Lehrer, Psychologen und Eltern<br />
anbieten. E<strong>in</strong>es dieser Zentren bef<strong>in</strong>det<br />
sich <strong>in</strong> Prag.<br />
Die Methode basiert auf 21 Lehrbüchern,<br />
die Instrumente genannt <strong>we</strong>rden.<br />
Jedes dieser Instrumente verbessert die<br />
Fähigkeit des K<strong>in</strong>des, e<strong>in</strong>en Themenbereich<br />
besser aufzunehmen, und damit<br />
die kognitiven Fähigkeiten <strong>we</strong>iterzuentwickeln.<br />
Die Lehrbücher enthalten<br />
Aufgaben, die mit Papier und Bleistift<br />
erledigt <strong>we</strong>rden, und mit denen je<strong>we</strong>ils<br />
e<strong>in</strong>e kognitive Grundfertigkeit tra<strong>in</strong>iert<br />
wird. Die eigentliche Arbeit liegt jedoch<br />
nicht dar<strong>in</strong>, vorgedruckte Arbeitsblätter<br />
auszufüllen, sondern <strong>in</strong> dem damit<br />
e<strong>in</strong>hergehenden Dialog. Der Lehrer unterhält<br />
sich mit dem Schüler und spricht<br />
verschiedene Themen und Situationen<br />
an. Er gibt Impulse für den Gedankengang,<br />
der zur Lösung des Problems<br />
benötigt wird und stellt Verb<strong>in</strong>dungen zu<br />
anderen Situationen her, die den Schüler<br />
<strong>in</strong>teressieren und <strong>in</strong> denen er bereits Erfahrungen<br />
gesammelt hat. Beide suchen<br />
dann nach e<strong>in</strong>er Lösung. Im Grunde genommen<br />
ist jede Antwort dieses Schülers<br />
zu dem je<strong>we</strong>iligen Thema richtig, aber<br />
... der Lehrer führt den Schüler zu der<br />
passendsten Antwort. Der Sch<strong>we</strong>rpunkt<br />
liegt hierbei auf der Entwicklung der<br />
Sprache, <strong>we</strong>il Sprache das Instrument jeder<br />
<strong>in</strong>tellektuellen Tätigkeit ist. Das K<strong>in</strong>d<br />
sollte <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, jeden Denkprozess<br />
und jede von ihm e<strong>in</strong>gesetzte Strategie zu<br />
beschreiben. Von absoluter Wichtigkeit<br />
ist die <strong>in</strong>nere Motivation. Das K<strong>in</strong>d muss<br />
86<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Feuerste<strong>in</strong><br />
motiviert se<strong>in</strong> zu lernen, lernen wollen,<br />
und die Gründe kennen, <strong>we</strong>shalb es dieses<br />
bestimmte Thema erlernt. Orientierung im<br />
Raum ist e<strong>in</strong>e der grundlegendsten Voraussetzungen<br />
für Erfolg <strong>in</strong> der Mathematik.<br />
Defizite bei dieser speziellen Wahrnehmungsform<br />
treten bei K<strong>in</strong>dern mit geistigen<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigungen relativ häufig<br />
auf und bee<strong>in</strong>flussen die Wahrnehmung<br />
der Realität <strong>in</strong>sgesamt. Die K<strong>in</strong>der haben<br />
häufig Schwierigkeiten damit Objekte<br />
und Zahlen mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Beziehung<br />
zu setzen. E<strong>in</strong> ähnliches Problem besteht<br />
häufig <strong>in</strong> der Wahrnehmung von Raum,<br />
<strong>we</strong>nn Objekte alle<strong>in</strong>e vorhanden s<strong>in</strong>d,<br />
ohne <strong>in</strong> Beziehung zu anderen Objekten<br />
zu stehen. Das K<strong>in</strong>d zeigt: Diese/das ....<br />
und gebraucht hierfür aber ke<strong>in</strong>e Begriffe<br />
wie zum Beispiel „oben“, „unten“,<br />
„rechts“, „davor“, „dah<strong>in</strong>ter“.<br />
Die Vorstellungskraft ist meist auch<br />
begrenzt, so dass K<strong>in</strong>der häufig wie folgt<br />
vorgehen: Versuch und Irrtum, d.h. sie<br />
können ke<strong>in</strong>e Beziehungen zwischen<br />
Objekten und Ereignissen herstellen,<br />
sondern verstehen sie als z<strong>we</strong>i nicht<br />
zusammengehörende Elemente. Der<br />
Wortschatz ist meist begrenzt, und sie<br />
ver<strong>we</strong>nden nur zeigende Pronomen. Zuerst<br />
sollten die Schüler die Existenz von<br />
Raum erfassen und praktisch üben, sich<br />
dar<strong>in</strong> zu be<strong>we</strong>gen. Ihre Auffassung von<br />
Raum ist egozentrisch. Wir arbeiten mit<br />
Bildern. Hierbei wird hauptsächlich mit<br />
Erzählungen und Beschreibungen e<strong>in</strong>es<br />
Bilds gearbeitet, bei dem wir rechtsräumliche<br />
Beziehungen feststellen. Das K<strong>in</strong>d<br />
lernt, mit den Wörtern „vorne“, „vorne<br />
rechts“, „h<strong>in</strong>ten rechts“, „unter“, „über“,<br />
„<strong>in</strong>nen“ und „außen“ zu arbeiten. Neben<br />
dem Arbeiten mit Bildern und Bildnissen<br />
schaffe ich auch Situationen direkt<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum, <strong>in</strong> dem die Mutter, das<br />
K<strong>in</strong>d und ich uns bef<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> anderes<br />
Niveau wäre das Zeichnen von Elementen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Bild h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, und zwar nach<br />
verbalen An<strong>we</strong>isungen.<br />
Für K<strong>in</strong>der ist es spannend, die Funktionen<br />
und die Zusammensetzung von<br />
vielen D<strong>in</strong>gen zu untersuchen. Sie spielen<br />
gerne mit Bauklötzen oder setzen Puzzles<br />
zusammen. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d mit Defiziten <strong>in</strong><br />
der analytischen Wahrnehmung zeigt<br />
dieses Interesse nicht. Es kann <strong>in</strong> der<br />
tschechischen Sprache Worten ke<strong>in</strong>e<br />
Klänge zuordnen und umgekehrt. Es<br />
kann davon ausgegangen <strong>we</strong>rden, dass<br />
Probleme beim Erlernen von mathematischen<br />
Fähigkeiten auftreten <strong>we</strong>rden,<br />
und zwar dort, wo Analyse oder das<br />
Teilen <strong>we</strong>sentliche Funktionen s<strong>in</strong>d. Das<br />
Arbeiten mit e<strong>in</strong>em Bauste<strong>in</strong>kasten sowie<br />
Spiele ermöglichen es K<strong>in</strong>dern, e<strong>in</strong>zelne<br />
Teile e<strong>in</strong>es Ganzen zu sehen, e<strong>in</strong> Ganzes<br />
zu teilen und es wieder zusammenzusetzen<br />
und damit e<strong>in</strong>e Struktur zu schaffen.<br />
Analyse und Synthese s<strong>in</strong>d die grundlegenden<br />
Tätigkeiten.<br />
Für das K<strong>in</strong>d liegt die Anpassung<br />
und Orientierung <strong>in</strong> der Welt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Fähigkeit zu differenzieren und D<strong>in</strong>ge<br />
e<strong>in</strong>zuordnen. Das K<strong>in</strong>d entwickelt<br />
kognitive Strategien, mithilfe derer es<br />
se<strong>in</strong>e eigene Position oder se<strong>in</strong>e Veränderungen<br />
bei se<strong>in</strong>er Annäherung an die<br />
Realität erstellt. Das Teilen e<strong>in</strong>es Ganzen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Teile, unabhängig davon, ob<br />
es konkret oder abstrakt erfolgt, erfordert<br />
e<strong>in</strong>e gegebene Beziehungen zwischen<br />
e<strong>in</strong>em Ganzen und se<strong>in</strong>en Teilen sowie<br />
zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Teilen. Schüler<br />
lernen, zwischen Objekt und Ereignis<br />
zu unterscheiden. Sie lernen, e<strong>in</strong>zelne<br />
Schritte des Vorgangs zu verstehen, und<br />
dass das Ganze auf verschiedene Arten<br />
aufgeteilt <strong>we</strong>rden kann, aber immer<br />
wieder e<strong>in</strong> Ganzes ergibt.<br />
Wenn Schüler mit Bildern oder Worten<br />
arbeiten, vergleichen sie sie. Schüler<br />
erlernen die grundlegenden Fähigkeiten,<br />
die not<strong>we</strong>ndig s<strong>in</strong>d, um die Welt um<br />
uns herum zu verstehen. Nicht nur das<br />
Erkennen und Identifizieren von D<strong>in</strong>gen,<br />
sondern auch die Erkenntnis, dass D<strong>in</strong>ge<br />
<strong>in</strong> Beziehung zue<strong>in</strong>ander bestehen, bedeuten<br />
abstraktes Denken.<br />
Schüler arbeiten mit Bildern oder<br />
Vorstellungen. Wenn sie mit Bildern arbeiten,<br />
müssen sie die Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />
z<strong>we</strong>ier Bilder bestimmen und erkennen,<br />
wo die Unterschiede liegen. Sie vergleichen<br />
D<strong>in</strong>ge, die sche<strong>in</strong>bar ziemlich<br />
verschieden s<strong>in</strong>d, jedoch können sie auch<br />
hier e<strong>in</strong>ige Geme<strong>in</strong>samkeiten erkennen.<br />
Vergleiche müssen <strong>in</strong> allen Lebenssituationen<br />
angestellt <strong>we</strong>rden.<br />
• Verglichen <strong>we</strong>rden zum Beispiel e<strong>in</strong><br />
Apfel und e<strong>in</strong>e Apfels<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong> Dorf<br />
und e<strong>in</strong>e Stadt, e<strong>in</strong>e Kirche und e<strong>in</strong>e<br />
Schule, e<strong>in</strong> Fahrrad und e<strong>in</strong> Auto.<br />
• Fragen wie „Wo liegen die Geme<strong>in</strong>samkeiten“?,<br />
„Welche Unterschiede<br />
bestehen“?, „Kann man das mit e<strong>in</strong>em<br />
Wort benennen“? <strong>we</strong>rden beantwortet<br />
• Z<strong>we</strong>i Gruppen von Objekten, die sich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er oder mehreren Eigenschaften<br />
unterscheiden (Anzahl, Gestalt,<br />
Größe, Richtung, Farbe ...) <strong>we</strong>rden<br />
verglichen.<br />
• Es wird gelernt, wie Vergleichskriterien<br />
gefunden und allgeme<strong>in</strong> ange<strong>we</strong>ndet<br />
<strong>we</strong>rden können.<br />
• Es wird gelernt, wie Objekte gemäß<br />
ihrer Ähnlichkeiten mit e<strong>in</strong>em gegebenen<br />
Modell oder nach momentaner<br />
Wichtigkeit sortiert <strong>we</strong>rden.<br />
• Es <strong>we</strong>rden Beispiele von D<strong>in</strong>gen gefunden,<br />
die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er oder mehreren<br />
Eigenschaften von e<strong>in</strong>em Muster<br />
unterscheiden oder ihm gleichen.<br />
Schüler lernen systematisch zu arbeiten,<br />
um Unterschiede zu beurteilen und ihre<br />
Eigenschaften zu bestimmen. Wir beurteilen<br />
und vergleichen gemäß aller Kriterien<br />
und Eigenschaften von konkreten<br />
Objekten zu abstrakten Konzepten.<br />
Schüler können e<strong>in</strong>zelne Informationen<br />
nur durch gegenseitigen Vergleich <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
Ganzes e<strong>in</strong>fügen. Das Ziel ist es, Ihnen<br />
beizubr<strong>in</strong>gen, spontan neue Informationen<br />
mit bereits Bekannten zu vergleichen,<br />
und die Stabilität des Bekannten<br />
beizubehalten, auch <strong>we</strong>nn die Objekte<br />
verschieden s<strong>in</strong>d (z. B. 5 s<strong>in</strong>d immer 5,<br />
unabhängig davon, ob es Äpfel, Autos,<br />
Häuser usw. s<strong>in</strong>d.).<br />
Ich ver<strong>we</strong>nde viele praktische Übungen,<br />
zum Beispiel stelle ich e<strong>in</strong> Glas Milch<br />
und e<strong>in</strong>e Schüssel mit Zucker vor das<br />
K<strong>in</strong>d. Wir schauen dann, was beide D<strong>in</strong>ge<br />
geme<strong>in</strong>sam haben (beide Nahrungsmittel<br />
haben dieselbe Farbe) und wor<strong>in</strong><br />
sie sich unterscheiden (Geschmack,<br />
Form, Ursprung, Gebrauch ...). Wir<br />
vergleichen Spielzeuge, Figuren, Bilder,<br />
Tiere ... .. zuerst reale Objekte, dann<br />
vergleichen wir Bilder, und schließlich<br />
vergleichen wir nach verbaler An<strong>we</strong>isung.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 87
Feuerste<strong>in</strong><br />
Dies be<strong>in</strong>haltet auch das Vergleichen des<br />
Wertes von Zahlen, Mengen, Gewichten,<br />
Entfernungen.<br />
Wir erwarten, dass die Schüler die<br />
Fähigkeit haben, zu vergleichen, zu erkennen<br />
und zu unterscheiden. Sie lernen<br />
zu verallgeme<strong>in</strong>ern und gesammelte<br />
Informationen <strong>in</strong> übergeordnete Kategorien<br />
e<strong>in</strong>zuordnen. Wenn Kriterien zur<br />
Klassifizierung geschaffen s<strong>in</strong>d, lernen sie,<br />
dass e<strong>in</strong>e Auswahl von e<strong>in</strong>em eigentlichen<br />
Bedürfnis abhängt. Ähnliche Objekte<br />
können so wiederholt gemäß der gegebenen<br />
Kriterien <strong>in</strong> verschiedene Gruppen<br />
e<strong>in</strong>gefügt <strong>we</strong>rden.<br />
Übungsbeispiele:<br />
• Sortieren Sie e<strong>in</strong>fache D<strong>in</strong>ge wie zum<br />
Beispiel Würfel, Buntstifte, kle<strong>in</strong>e<br />
Räder nach Kriterien (Farbe, Größe).<br />
• Bestimmen Sie die Regeln für das Sortieren<br />
bzw. die Möglichkeiten, nach<br />
denen Sie sortieren können.<br />
• Suchen Sie verschiedene Elemente.<br />
• Stellen Sie das Ergebnis ihres Sortierens<br />
auf verschiedene Weisen dar.<br />
• Erlernen Sie komplexeres Sortieren<br />
nach mehreren Kriterien.<br />
Durch den Umgang mit unterschiedlichen<br />
Materialien lernt der Schüler,<br />
Zahlen<strong>we</strong>rte zu verstehen, was wiederum<br />
e<strong>in</strong>e <strong>we</strong>sentliche Voraussetzung für das<br />
erfolgreiche Erlernen der mathematischen<br />
Lehr<strong>in</strong>halte <strong>in</strong> der Grundschule ist. Das<br />
Konzept des Zählens und der Zahlen<br />
muss erlernt <strong>we</strong>rden, damit das K<strong>in</strong>d sich<br />
den Namen und das Aussehen der Zahl<br />
sowie die Anzahl der Elemente, die diese<br />
Zahl ausdrückt, vorstellen kann. K<strong>in</strong>der<br />
können e<strong>in</strong>e Zahlenfolge wie e<strong>in</strong> Gedicht<br />
leicht erlernen, jedoch entwickeln sie<br />
dadurch ke<strong>in</strong>e konkrete Vorstellung der<br />
je<strong>we</strong>iligen Zahl. Sie kennen zwar die Reihenfolge<br />
der Zahlen, wissen aber nicht,<br />
was e<strong>in</strong>s mehr bedeutet.<br />
E<strong>in</strong>e gute Aufgabe für den Schüler<br />
ist es, Gruppen mit e<strong>in</strong>er vorgegebenen<br />
Anzahl an D<strong>in</strong>gen zu erstellen. Zuerst<br />
s<strong>in</strong>d dies sehr e<strong>in</strong>fache Gruppen,<br />
nur z<strong>we</strong>i, dann drei Stück, damit der<br />
Vorgang automatisiert wird. Das K<strong>in</strong>d<br />
muss das Konzept der Zahlen verstehen<br />
und lernen, sie auf D<strong>in</strong>ge zu übertragen.<br />
Die Gruppen dürfen heterogen se<strong>in</strong>, die<br />
Anzahl der D<strong>in</strong>ge ist entscheidend. Sie<br />
lernen, dass z<strong>we</strong>i Gruppen mit z<strong>we</strong>i Elementen<br />
vier ergibt, machen drei Gruppen<br />
sechs usw. Die Form und die Farbe<br />
der D<strong>in</strong>ge mag unterschiedlich se<strong>in</strong>, aber<br />
dies bee<strong>in</strong>flusst nicht die Anzahl!<br />
Die Basis dafür, Mathematik zu verstehen,<br />
ist zu verstehen, wie sich e<strong>in</strong>e Zahl<br />
zusammensetzt. Das K<strong>in</strong>d sollte <strong>in</strong> der<br />
Lage se<strong>in</strong>, bis zur Zahl Zehn addieren zu<br />
können (vervollständigen Sie jede Zahl <strong>in</strong><br />
der Zahlenreihe von 1-10 bis zur Summe<br />
10). Diese Fähigkeit kann dann auf jegliche<br />
Beziehungen übertragen <strong>we</strong>rden.<br />
In der Tschechischen Republik<br />
haben wir sehr gute Erfahrungen damit<br />
gemacht, K<strong>in</strong>dern mit besonderen Bedürfnissen<br />
(e<strong>in</strong>schließlich DS) mathematische<br />
Kompetenzen beizubr<strong>in</strong>gen, und<br />
zwar nach der Step-by-Step-Methode<br />
(Autor und Tra<strong>in</strong>er ist Netty Engels,<br />
Niederlande). Diese Methode basiert auf<br />
dem rout<strong>in</strong>emäßigen Teilen der Zahlen<br />
von 1-10. Wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d dies (mit Zahlen<br />
1-10) sicher beherrscht, kann es diese<br />
Fähigkeiten auf die nächsten Zahlenreihen<br />
(1-100, 1- 1000…). an<strong>we</strong>nden.<br />
Nach der Methode der <strong>in</strong>strumentellen<br />
Bereicherung von Reuven Feuerste<strong>in</strong><br />
benutzt das K<strong>in</strong>d niemals se<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ger!<br />
Es kann zum besseren Verständnis des<br />
Werts von Zahlen e<strong>in</strong>ige Materialien,<br />
wie e<strong>in</strong> spezielles Rechenbrett benutzen<br />
(Abacus). Später jedoch (nachdem es mathematische<br />
Kompetenzen erlernt hat) ist<br />
es dem K<strong>in</strong>d nicht mehr erlaubt, jegliche<br />
Werkzeuge oder Materialien zu benutzen,<br />
sondern es muss aus<strong>we</strong>ndig zählen. Diese<br />
Methode wird kognitive Mathematik genannt<br />
und basiert auf den Pr<strong>in</strong>zipien der<br />
Reuven-Feuerste<strong>in</strong>-Methode sowie den<br />
langjährigen praktischen Erfahrungen<br />
von Frau Engels mit K<strong>in</strong>dern mit DS.<br />
Sehr wichtig für e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />
Vermittlung des Stoffs und zufriedenstellende<br />
Ergebnisse bei K<strong>in</strong>dern mit DS ist<br />
e<strong>in</strong>e gute Zusammenarbeit des Lehrers<br />
mit den Schülern. Es hängt immer vom<br />
Lehrer ab, wie gut die Beziehung ist, die<br />
er zu se<strong>in</strong>em Schüler aufbaut, wie gut der<br />
Schüler ihn verstehen kann und wie sehr<br />
der Schüler gewillt ist, mit dem Lehrer<br />
zusammenzuarbeiten.<br />
Wir können den Stoff nur vermitteln,<br />
<strong>we</strong>nn das K<strong>in</strong>d überzeugt ist, dass<br />
die Aufgaben ihm nutzen <strong>we</strong>rden und<br />
tatsächlich für ihn erstellt wurden. Das<br />
K<strong>in</strong>d muss wissen, was das Ziel dieser<br />
Lernaktivitäten ist, warum es diese<br />
speziellen Inhalte lernen soll und <strong>we</strong>lche<br />
Vorteile ihm das br<strong>in</strong>gt. Die Motivation<br />
muss an das Alter und die <strong>in</strong>tellektuellen<br />
Fähigkeiten des K<strong>in</strong>des angepasst se<strong>in</strong>.<br />
Literaturangaben<br />
www.centrum-cogito.cz<br />
MÁLKOVÁ,G. Zprostředkované učení (Mediated<br />
Learn<strong>in</strong>g),Prague: Portal 2009<br />
LEBEER,J.(Ed), Programy pro rozvoj myšlení<br />
dětí s odchylkami vývoje (Inclusive education<br />
of children with developmental difficulties<br />
through basic Skill Instruction and Developmental<br />
Education), Prague: Portal 2006,<br />
ISBN 80-7367-103-4<br />
88<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Montessori<br />
Montessori-Pädagogik<br />
von Elisabeth Beck<br />
Die Pädagogik Maria Montessoris<br />
bietet vielerlei Anregungen und<br />
Hilfen für die schulische Arbeit,<br />
besonders auch mit K<strong>in</strong>dern und Schülern<br />
mit Down Syndrom. Die wichtigsten<br />
Aspekte sollen hier kurz skizziert <strong>we</strong>rden.<br />
Montessori-Pädagogik ist ihrem Wesen<br />
nach <strong>in</strong>klusive Pädagogik<br />
Montessori-Pädagogik ist <strong>in</strong>klusive<br />
Pädagogik von ihrer Zielvorstellung her<br />
Maria Montessori, zur Ärzt<strong>in</strong> ausgebildet,<br />
vollzieht <strong>in</strong> der Zeit von 1896-1906 den<br />
Übergang von der Mediz<strong>in</strong> zur Pädagogik.<br />
Sie sieht nun nicht mehr nur das<br />
organisch kranke K<strong>in</strong>d als hilfsbedürftig<br />
an, sondern entwickelt e<strong>in</strong> Verständnis<br />
für die Probleme des devianten, d.h. des<br />
sich außerhalb der Norm entwickelnden<br />
K<strong>in</strong>des und erkennt die Not<strong>we</strong>ndigkeit,<br />
diesen K<strong>in</strong>dern zu helfen. Nun entwickelt<br />
sie den Ansatz ihrer Überlegungen,<br />
dem K<strong>in</strong>d, jedem K<strong>in</strong>d zu se<strong>in</strong>em<br />
wahren Wesen zu verhelfen. So fordert<br />
sie die Beseitigung sozialer Missstände<br />
durch Schulreformen, <strong>in</strong>sbesondere die<br />
Reform der Erziehung von K<strong>in</strong>dern mit<br />
besonde-ren Lebensherausforderungen.<br />
Sie hält Vorträge zu diesen Themen<br />
und übernimmt 1900 die Leitung e<strong>in</strong>es<br />
mediz<strong>in</strong>isch-pädagogischen Instituts mit<br />
angeschlossener Modellschule zur Ausbildung<br />
von Lehrern beh<strong>in</strong>derter K<strong>in</strong>der<br />
und setzt die Arbeit an der Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>er spezifischen Methode zur Beobachtung<br />
und Betreuung fort (Helmut<br />
Heiland, Montessori, S. 34 f.) mit dem<br />
Ziel, „ihnen zur Unabhängigkeit von<br />
der Hilfe anderer und zur Menschenwürde<br />
zu verhelfen“. (zit. Nach Helmut<br />
Heiland,a.a.O, S. 38)<br />
So „ist e<strong>in</strong> Pluspunkt der Montessori-<br />
Methode die Allgeme<strong>in</strong>gültigkeit ihres<br />
Verfahrens: Es macht ke<strong>in</strong>en Unterschied,<br />
ob es sich um Menschen handelt,<br />
bei denen e<strong>in</strong>e geistige Beh<strong>in</strong>derung oder<br />
Hochbegabgung diagnostiziert wurde.<br />
Dieses Verfahren setzt nicht e<strong>in</strong>mal die<br />
Fähigkeit zum Sprechen voraus. Es kann<br />
also wichtige Erkenntnisse über die Polarisation<br />
der Aufmerksamkeit von Menschen<br />
mit sch<strong>we</strong>rsten Beh<strong>in</strong>derungen liefern“.<br />
(André Frank Zimpel, Der zählende<br />
Mensch, Gött<strong>in</strong>gen 2008, S. 83)<br />
Montessori Pädagogik ist <strong>in</strong>klusive<br />
Pädagogik von ihrer Methodik her<br />
Das Montessori Material<br />
Im allgeme<strong>in</strong>en Bewusstse<strong>in</strong> ist Maria<br />
Montessori vor allem bekannt durch die<br />
sog. Montessori-Materialien. So entwickelte<br />
sie Materialien, die u.a. mathematische<br />
Sachverhalte selbsterklärend enthalten.<br />
„Die Materialien sprechen sowohl<br />
den Seh.-, als auch den Tast-, Hör- und<br />
Gleichgewichtss<strong>in</strong>n an. Mit allen S<strong>in</strong>nen<br />
zu lernen bedeutete für Montessori aber<br />
nicht, alle S<strong>in</strong>ne auf e<strong>in</strong>mal anzusprechen.<br />
Es geht ihr vollkommen zu Recht<br />
vielmehr darum, die e<strong>in</strong>zelnen S<strong>in</strong>ne<br />
zu isolieren. Denn nur so können sie<br />
den K<strong>in</strong>dern bewusst <strong>we</strong>rden.“ (André<br />
Frank Zimpel, Der zählende Mensch,<br />
a.a.O. S. 83). Aus ihnen gestaltet sie für<br />
das K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e anregungsreiche Welt von<br />
Lernmöglichkeiten und Lernimpulsen<br />
– ausgerichtet genau auf die Bedürfnisse<br />
des <strong>in</strong>dividuellen K<strong>in</strong>des. Das Material<br />
soll durch Form die Aufmerksamkeit<br />
fesseln, Fehlerkontrolle e<strong>in</strong>schließen, um<br />
selbstständiges Lernen zu ermöglichen,<br />
und e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Eigenschaft (Gewicht,<br />
Form, Größe) isolie-ren, um Klarheit<br />
und Differenzierung zu erreichen.<br />
Aufgabe der Lehrkraft ist es dann alle<strong>in</strong>,<br />
den Kontakt zwischen K<strong>in</strong>d und Materialien<br />
anzubahnen, zu ermöglichen und<br />
beobachtend zu begleiten und so dem<br />
K<strong>in</strong>d zu Konzentration und Arbeit zu<br />
verhelfen. Hier ist das K<strong>in</strong>d das aktive<br />
Wesen und nicht die Lehrkraft, die Gegenstände<br />
die Hauptsache, und nicht die<br />
Lehrer<strong>in</strong>. Alle<strong>in</strong> das je<strong>we</strong>ilige K<strong>in</strong>d stellt<br />
Maria Mon-tessori <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />
ihres pädagogischen <strong>Hand</strong>elns, dessen<br />
ausschließliches Ziel es ist, es an die<br />
Arbeit mit den Materialien der vorbereiteten<br />
Umgebung heranzuführen und darüber<br />
zu wachen, dass e<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Arbeit<br />
vertieftes K<strong>in</strong>d nicht durch e<strong>in</strong> anderes<br />
gestört wird.<br />
Vorbereitete Umgebung bedeutet<br />
<strong>in</strong>klusive Umgebung<br />
Die so für das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell gestaltete<br />
„vorbereitete Umgebung“ wird aus all<br />
denjenigen Materialien gebildet, die sich<br />
aus der je<strong>we</strong>iligen Entwicklungsstufe des<br />
K<strong>in</strong>des und se<strong>in</strong>en sonstigen <strong>in</strong>dividuellen<br />
Bedürfnissen ergeben. Diese Um<strong>we</strong>lt<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 89
Montessori<br />
des K<strong>in</strong>des soll e<strong>in</strong> „bestimmtes Maß“<br />
haben, da Interesse und Konzentration<br />
<strong>in</strong> dem Grad wachsen, wie Verwirrendes<br />
und Überflüssiges ausgeschieden <strong>we</strong>rden.<br />
So wird dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Umgebung bereitet,<br />
die reich an <strong>in</strong>teressanten Aktivitätsmomenten<br />
ist und dabei e<strong>in</strong>en Arbeits<strong>we</strong>g<br />
eröffnet, der höhere D<strong>in</strong>ge aus<strong>we</strong>isen<br />
soll als die, von denen man bis jetzt annahm,<br />
sie seien für dieses Alter genügend.<br />
Diese Um<strong>we</strong>lt soll dem Lernen und der<br />
Arbeit den ger<strong>in</strong>gsten Widerstand leisten<br />
und so ist es Aufgabe des Pädagogen, alle<br />
vermeidbaren H<strong>in</strong>dernisse der Um<strong>we</strong>lt,<br />
die dieser Aufgabe entgegenstehen, zu<br />
verr<strong>in</strong>gern oder gänzlich zu entfernen.<br />
Gleichzeitig muss diese vorbereitete<br />
Umgebung Freiheit ermöglichen und<br />
anbieten. Durch genaue Beobachtung des<br />
K<strong>in</strong>des soll es dem Pädagogen gel<strong>in</strong>gen,<br />
die sensiblen Phasen <strong>in</strong> der Entwicklung<br />
se<strong>in</strong>es Schülers zu erkennen und durch<br />
e<strong>in</strong> geeignetes Materialangebot unterstützend<br />
zu nutzen.<br />
Aus dieser Beschreibung der „Vorbereiteten<br />
Umgebung“ wird deutlich, dass<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sol-chen Umfeld Inklusion<br />
möglich <strong>we</strong>rden kann. In der gesellschaftlichen<br />
Umgebung der Lerngruppe oder<br />
Schulklasse wird auch e<strong>in</strong>em beh<strong>in</strong>derten<br />
K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Lebens- und Lernraum<br />
ge-staltet, <strong>in</strong> dem es sich nach Maßgabe<br />
se<strong>in</strong>er eigenen Fähigkeiten, se<strong>in</strong>es eigenen<br />
Tempos und se<strong>in</strong>er eigenen Bedürfnisse<br />
entwickeln kann. Montessori-Pädagogik<br />
folgt dem Pr<strong>in</strong>zip der Individualisierung,<br />
ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d gleicht dem anderen, jede<br />
Biographie, auch die des K<strong>in</strong>des mit<br />
Down Syndrom, ist e<strong>in</strong>malig. Es gibt<br />
hier nur e<strong>in</strong>e Anpassung, nämlich die<br />
der vorbereiteten Lernumgebung an das<br />
K<strong>in</strong>d, nicht aber die des K<strong>in</strong>des an die<br />
soziale Umgebung der je<strong>we</strong>iligen Lerngruppe.<br />
Das je<strong>we</strong>ilige, <strong>in</strong>dividuelle K<strong>in</strong>d<br />
steht im Mittelpunkt des Interesses, nicht<br />
die Gruppe oder die Stellung des K<strong>in</strong>des<br />
zu und <strong>in</strong> ihr. So entwickelt es sich im<br />
Kontakt mit den Materialien und der<br />
Arbeit mit ihnen nach se<strong>in</strong>em je eigenen<br />
<strong>in</strong>neren Bauplan, den es vom Pädagogen<br />
zu respektieren und zu fördern gilt.<br />
Selbstverständlich ist Zusammenarbeit<br />
mit anderen K<strong>in</strong>dern erwünscht und gefördert,<br />
jedoch immer unter der Maßgabe,<br />
dass wirkliche Arbeit ermöglicht und<br />
nicht gestört wird.<br />
Selbständigkeit und die Freiheit beim<br />
Auswählen des Materials fördern das<br />
Entwickeln von Arbeits<strong>we</strong>isen und die<br />
geistige Tätigkeit der K<strong>in</strong>der: sie lernen<br />
planen, vorbereiten, e<strong>in</strong>teilen, überschauen,<br />
aufe<strong>in</strong>ander abstimmen, Absprachen<br />
treffen und mit anderen geme<strong>in</strong>sam<br />
arbeiten. Allerd<strong>in</strong>gs ist bei Schülern mit<br />
Down Syndrom manchmal e<strong>in</strong>e tiefe<br />
Scheu allem Neuen gegenüber beobachtbar.<br />
Somit ist es sehr wichtig, dass es<br />
dem Pädagogen gel<strong>in</strong>gt, das Interesse des<br />
K<strong>in</strong>des an e<strong>in</strong>er neuen Aufgabe zu <strong>we</strong>cken<br />
und Freude an der je<strong>we</strong>iligen Arbeit<br />
erfahrbar zu machen.<br />
Für die Arbeit mit dem Montessori<br />
Material gilt: falls das K<strong>in</strong>d nach e<strong>in</strong>er<br />
Lektion <strong>in</strong> der Ar-beit mit dem Material<br />
noch Fehler macht, soll es nicht verbessert<br />
<strong>we</strong>rden, da es ke<strong>in</strong>esfalls entmutigt<br />
<strong>we</strong>rden darf. Im Gegenteil <strong>we</strong>rden zaghafte<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Bemühen angeregt<br />
und bestärkt. Jedes der Materialien enthält<br />
e<strong>in</strong>e Fehlerkontrolle und ermöglicht<br />
so faktische und gefühlte Unabhängigkeit<br />
von der Kontrolle durch den Pädagogen.<br />
Nicht den gleichen Bekanntheitsgrad<br />
wie Montessoris Materialarbeit fanden<br />
ihre pädagogischen Vorstellungen.<br />
Auch <strong>we</strong>nn die Freiarbeit <strong>in</strong> schulischen<br />
E<strong>in</strong>richtungen durchaus E<strong>in</strong>zug gehalten<br />
hat, s<strong>in</strong>d ihre <strong>we</strong>iteren Leitideen – sieht<br />
man ab von: „Hilf mir, es selbst zu tun“-<br />
nicht sehr verbreitet. Gerade diese pädagogischen<br />
Ideen sollten auch unabhängig<br />
von der Arbeit mit den Montessori-Materialien<br />
Verbreitung f<strong>in</strong>den, enthalten<br />
sie doch wichtige G-danken, die <strong>in</strong> der<br />
Arbeit mit Personen mit Down Syndrom<br />
sehr hilfreich se<strong>in</strong> können.<br />
Die „große Arbeit“ bei Montessori<br />
und „Flow“<br />
1990 veröffentlichte der Psychologe Mihaly<br />
Csikszentmihalyi e<strong>in</strong> Forschungsprojekt,<br />
um mit den Methoden der modernen<br />
Psychologie der Frage nachzugehen,<br />
wann Menschen am stärksten Glück<br />
empf<strong>in</strong>den. Die Untersuchung wurde<br />
<strong>we</strong>lt<strong>we</strong>it mit Menschen aller Altersklassen,<br />
der verschiedensten Ethnien, aus<br />
den unterschiedlichsten Kulturkreisen,<br />
verschiedenen gesellschaftlichen Klassen<br />
und unabhängig von Zivilisationsstand<br />
und Geschlecht durchgeführt. Das<br />
überraschende Ergebnis war, dass alle<br />
diese Menschen fast übere<strong>in</strong>stimmend<br />
beschrieben, bei <strong>we</strong>lchen Aktivitäten sie<br />
Freude oder Glück empfanden. Csikszentmihalyi<br />
beschreibt als Ergebnis se<strong>in</strong>er<br />
Forschung e<strong>in</strong>e <strong>Hand</strong>lung, die er flow-<br />
Erfahrung nennt und <strong>in</strong> der er folgende<br />
Elemente unterscheidet.<br />
Die Erfahrung f<strong>in</strong>det gewöhnlich statt,<br />
<strong>we</strong>nn wir uns der gestellten Aufgabe<br />
gewachsen fühlen (Korrelation zwischen<br />
Ziel und Kompetenzen der Person).<br />
1. Es muss gewährleistet se<strong>in</strong>, sich auf<br />
die Aufgabe zu konzentrieren<br />
(Konzentration).<br />
2. Die Aufgabe be<strong>in</strong>haltet deutliche<br />
Ziele.<br />
3. Sie liefert unmittelbare Rückmeldung.<br />
4. Die tiefe, mühelose H<strong>in</strong>gabe an die<br />
Erfüllung der Aufgabe verdrängt<br />
Sorgen und Frustrationen des Alltagslebens<br />
aus dem Bewusstse<strong>in</strong>.<br />
5. Sie vermittelt e<strong>in</strong> Gefühl von Kontrolle<br />
über die Tätigkeit.<br />
6. Die Sorge um das Selbst verschw<strong>in</strong>det,<br />
doch paradoxer<strong>we</strong>ise taucht das<br />
Selbstgefühl nach der flow-Erfahrung<br />
gestärkt wieder auf.<br />
7. Das Gefühl für Zeitabläufe verändert<br />
sich während des Geschehens.<br />
90<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Montessori<br />
Wenn man bedenkt, dass es bei der Gestaltung<br />
der „Vorbereiteten Umgebung“<br />
die Aufgabe der Lehrkraft ist, die Korrelation<br />
von Ziel und Kompetenzen des<br />
K<strong>in</strong>des sicherzustellen, die klaren Zielvorgaben<br />
durch das Montessori-Material<br />
selbst gewährleistet s<strong>in</strong>d und im Material<br />
selbst die unmittelbare Rückmeldung<br />
durch die immanente Fehlerkontrolle<br />
enthalten ist, liegt auf der <strong>Hand</strong>, dass<br />
beide, Montessori und Csikszentmihalyi,<br />
vom gleichen Phänomen sprechen. Mit<br />
se<strong>in</strong>em flow-Erlebnis me<strong>in</strong>t Csikszentmihalyi<br />
„so etwas wie e<strong>in</strong>en Aktivitätsrausch.<br />
Dabei gehen wie im Montessori-Experiment<br />
Aufmerksamkeit, Motivation und<br />
die Umgebung e<strong>in</strong>e produktive Harmonie<br />
e<strong>in</strong>.“ (André Frank Zimpel, Der zählende<br />
Mensch, a.a.O. S. 84)<br />
Für die pädagogische Arbeit mit<br />
Menschen mit Down Syndrom bedeutet<br />
es, dass es gel<strong>in</strong>gen kann – vorausgesetzt<br />
man arbeitet nach den Grundsätzen der<br />
Montessori-Pädagogik – dass auch diesen<br />
Menschen Lernerfahrungen von großer<br />
Freude möglich s<strong>in</strong>d. Erfahrungen mit<br />
montessorianischer Praxis haben gezeigt,<br />
dass dies tatsächlich bei Personen mit<br />
Down-Syndrom mit großer Deutlichkeit<br />
beobachtet <strong>we</strong>rden kann.<br />
So kann es dann geschehen, dass<br />
das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Arbeit vertiefte K<strong>in</strong>d mit<br />
Down Syndrom von se<strong>in</strong>er Umgebung<br />
plötzlich anders wahrgenommen wird.<br />
Im Vordergrund steht nun nicht mehr<br />
se<strong>in</strong>e Chromosomenveränderung, die<br />
ihm dies oder jenes zu tun ersch<strong>we</strong>rt<br />
oder gar unmöglich macht, sondern se<strong>in</strong>e<br />
H<strong>in</strong>gabe an die Arbeit, Konzentration,<br />
Fleiß und Ausdauer. Die E<strong>in</strong>schränkungen<br />
des Menschen treten <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Wahrnehmung der<br />
Umgebung nicht mehr bestimmend und<br />
es bahnt sich e<strong>in</strong> Prozess der „Normalisierung“,<br />
der Inklusion, an. Im sozialen<br />
Umfeld entwickelt sich Respekt vor der<br />
Leistung dieses Menschen, ist es doch<br />
e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit, dass jeder<br />
Mensch E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Tun<br />
unterworfen ist, die sich zwar graduell<br />
unterscheiden aber s<strong>in</strong>nvolles Tun<br />
generell nicht unmöglich machen. Oft<br />
aber wird Beh<strong>in</strong>derung als E<strong>in</strong>schränkung<br />
erlebt, die s<strong>in</strong>nvolles Tun nicht<br />
mehr möglich ersche<strong>in</strong>en lässt. Diese<br />
Inklusionsphänomene geschehen im<br />
unterrichtlichen Bereich auch und gerade,<br />
<strong>we</strong>nn das K<strong>in</strong>d mit Down Syndrom<br />
mit anderen Unterrichtsgegenständen<br />
oder –materialien beschäftigt ist, als die<br />
Mehrheit der Lerngruppe.<br />
S<strong>in</strong>nesmaterial und Material<br />
zur Mathematik<br />
Mit dem sog. „S<strong>in</strong>nesmaterial“ <strong>we</strong>rden<br />
dem K<strong>in</strong>d er<strong>we</strong>iterte <strong>we</strong>rtvolle<br />
Möglichkeiten zu prämathematischen<br />
Erfahrungen an die <strong>Hand</strong> gegeben oder<br />
es können damit bereits gemachte Um<strong>we</strong>lterfahrungen<br />
vertieft <strong>we</strong>rden. Diese<br />
<strong>we</strong>rden im Regelfall im Vorschulalter<br />
situationsgebunden und nicht durch das<br />
Umsetzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e formale Sprache oder<br />
durch das Durchführen e<strong>in</strong>er Rechnung<br />
bewältigt sondern so, dass dem konkreten<br />
Problem angepasste, flexible Lösungsverfahren<br />
entwickelt <strong>we</strong>rden. Mit dem<br />
S<strong>in</strong>nesmaterial soll die Vorarbeit für die<br />
eigentlich mathematischen Übungen<br />
geleistet <strong>we</strong>rden. Es soll die Isolierung der<br />
S<strong>in</strong>ne herbeiführen (z. B. des Gesichtss<strong>in</strong>ns),<br />
die Erkenntnis der verschiedenen<br />
Eigenschaften der D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>leiten<br />
(Größe, Dicke) und den Umgang mit<br />
z.B. Paarbildungen, Graduierung und<br />
Kontrasten ermöglichen. Die K<strong>in</strong>der sollen<br />
<strong>in</strong> die Lage versetzt <strong>we</strong>rden, aus ihren<br />
Erfahrun-gen Regeln zu entwickeln. Bei<br />
wiederholtem Umgang mit dem Material<br />
<strong>we</strong>rden darüber hi-naus Motorik und<br />
Sensorik tra<strong>in</strong>iert.<br />
Die eigentliche Arbeit im mathematischen<br />
Bereich beg<strong>in</strong>nt im Zahlenbereich<br />
von 0-10 mit verschiedenen Materialien,<br />
die gleichzeitig die je<strong>we</strong>ilige Menge<br />
darbieten, diese aber sofort mit den<br />
Ziffern komb<strong>in</strong>ieren und sogar die ersten<br />
e<strong>in</strong>fachen Rechenoperationen vornehmen.<br />
Montessori geht es zunächst um<br />
die Durchdr<strong>in</strong>gung des Zahlensystems<br />
und dann erst um das Rechnen. Ist das<br />
Zahlensystem durchschaut, kann z.B.<br />
Rechnen als e<strong>in</strong>e Abkürzung des Zählens<br />
verstanden <strong>we</strong>rden. Darauf folgt<br />
die Arbeit mit <strong>we</strong>iteren Materialien,<br />
die sich mit dem E<strong>in</strong>üben des l<strong>in</strong>earen<br />
Zählens beschäftigen, der E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong><br />
das Dezimalsystem mit dem Goldenen<br />
Perlenmaterial und die Operationen<br />
des Addierens, Subtrahierens, Multiplizierens<br />
und Dividierens zunächst mit<br />
diesem, später darüber h<strong>in</strong>aus mit<br />
<strong>we</strong>iteren, komplexeren Materialien. Die<br />
sehr große Vielfalt der Materialien bietet<br />
mathematische Aufgabenstellungen <strong>in</strong><br />
immer neuen, s<strong>in</strong>nlich erfahrbaren Beschäftigungsangeboten<br />
an. Auch verbleibt<br />
die Arbeit nicht im Rahmen des Zehnerbzw.<br />
Zwanzigerraums, <strong>in</strong> dem die übliche<br />
Förderpädagogik lange verbleibt, sondern<br />
geht sehr schnell über zu großen Zahlen<br />
von hundert aufwärts bis zum Tausender,<br />
sodass diese K<strong>in</strong>der zunächst erste Informationen<br />
über diese Mengen erhalten.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs zeigen die Erfahrungen, dass<br />
es fraglich ist, ob sich die mathematischen<br />
H<strong>in</strong>tergründe der Materialarbeit<br />
<strong>in</strong> diesen Zahlenbereichen den Schülern<br />
mit Down Syndrom wirklich erschließen.<br />
Vermutlich besteht die Gefahr, dass<br />
bei den verschiedenen Lektionen durch<br />
Imitationslernen lediglich Tätigkeiten<br />
e<strong>in</strong>geübt und <strong>Hand</strong>lungsabläufe antra<strong>in</strong>iert<br />
<strong>we</strong>rden, ohne dass der dah<strong>in</strong>terliegende<br />
S<strong>in</strong>n verstanden wird. Auf<br />
diese Weise kann sog. „träges Wissen“<br />
entstehen, das nicht auf andere Situationen<br />
übertragen und genutzt <strong>we</strong>rden oder<br />
auch An<strong>we</strong>ndung im Alltag f<strong>in</strong>den kann.<br />
Weiter kann so bei LehrerInnen der irrtümliche<br />
E<strong>in</strong>druck entstehen, die Schüler<br />
hätten den Lernstoff verstanden. Wie<br />
anders ließe sich dann das besonders bei<br />
jungen Erwachsenen mit Down Syndrom<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 91
Montessori/Numicon<br />
vielfach auftretende Phänomen erklären,<br />
dass nach dem Verlassen der Schule und<br />
im Verlauf der Berufstätigkeit große Teile<br />
der <strong>in</strong> der Schule erworbenen mathematischen<br />
Kompetenzen und Kenntnisse<br />
verschw<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e <strong>we</strong>itere Schwierigkeit<br />
kann bei motorischen Problemen <strong>in</strong> der<br />
<strong>Hand</strong>habbarkeit der sehr kle<strong>in</strong>en und<br />
zum Teil runden Materialteile bestehen.<br />
Hier muss sehr viel Konzentration auf<br />
den Umgang mit dem Material ver<strong>we</strong>ndet<br />
<strong>we</strong>rden, die dann für das Verständnis<br />
des eigentlichen mathematischen Vorgangs<br />
fehlen kann.<br />
Beobachtung<br />
Besondere Bedeutung kommt <strong>in</strong> der<br />
Montessori-Pädagogik der Beobachtung<br />
des Schülers zu. Das Augenmerk des<br />
Erziehers richtet sich hier vor allem auf<br />
die <strong>in</strong>dividuellen Besonderheiten <strong>in</strong> der<br />
Art der Durchführung der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Arbeiten, die Länge der Ausdauer, die<br />
Ordnung der <strong>Hand</strong>lungen und darauf,<br />
die Neigungen des K<strong>in</strong>des zu erkennen,<br />
um sie dann besser zu fördern. Über<br />
die Ermittlung des Entwicklungsstandes<br />
h<strong>in</strong>aus versucht e<strong>in</strong>e solche Art der<br />
Beobachtung „das Geheimnis des K<strong>in</strong>des<br />
zu ergründen“, dessen Entwicklung nur<br />
gefördert <strong>we</strong>rden kann, <strong>we</strong>nn man se<strong>in</strong>em<br />
verborgenen Wesen auf der Spur ist.<br />
Auch betont Montessori, dass man darauf<br />
vorbereitet se<strong>in</strong> müsse, Phänomene zu<br />
beobachten, die nicht auffällig s<strong>in</strong>d.<br />
Zusammenfassend kann gesagt <strong>we</strong>rden,<br />
dass die Montessori-Pädagogik e<strong>in</strong>en<br />
„Kosmos“ e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>es ausgefeilten pädagogischen<br />
Systems und andererseits e<strong>in</strong>er<br />
Fülle von Materialangeboten handelt, die<br />
hervorragend für die Förderung besonders<br />
auch von Menschen mit Down Syndrom<br />
geeignet s<strong>in</strong>d. Mit diesem System kann es<br />
gel<strong>in</strong>gen, Montessoris Forderung, „dem<br />
Leben zu helfen“ nachzukommen, die<br />
nicht nur dar<strong>in</strong> besteht, e<strong>in</strong>zelne Begabungen<br />
zu fördern, verschiedene Interessen zu<br />
<strong>we</strong>cken, sondern Ressourcen zu mobilisieren<br />
und den Menschen mit Down<br />
Syndrom lebenstüchtig, leistungswillig<br />
und gesellschaftsfähig zu machen.<br />
Numicon<br />
Numicon: H<strong>in</strong>ter diesem Namen<br />
verbirgt sich e<strong>in</strong> Rechenmaterial,<br />
das bereits über e<strong>in</strong>en längeren<br />
Zeitraum h<strong>in</strong> <strong>in</strong> England und Irland<br />
<strong>in</strong> zahlreichen K<strong>in</strong>dergärten und Grundschulen<br />
erfolgreich angewandt wird<br />
und mit dem im englischen Portsmouth<br />
e<strong>in</strong>e dreijährige Studie mit Schülern mit<br />
Down Syndrom durchgeführt wurde,<br />
um Erkenntnisse darüber zu gew<strong>in</strong>nen,<br />
<strong>in</strong>wie<strong>we</strong>it Numicon geeignet ist, diesen<br />
Personen mathematische Kenntnisse zu<br />
vermitteln.<br />
Die Ergebnisse, die die K<strong>in</strong>der auf<br />
standardisierten Messe<strong>in</strong>heiten erreichten,<br />
zeigten, dass K<strong>in</strong>der mit Down<br />
Syndrom, die Numicon benutzt hatten,<br />
bessere Fortschritte während e<strong>in</strong>es Jahres<br />
<strong>in</strong> ihren rechnerischen Fähigkeiten machten<br />
als K<strong>in</strong>der mit Down Syndrom, die<br />
das System nicht benutzt hatten. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
war die Differenz statistisch nicht<br />
signifikant. Es ist möglich, dass das Fehlen<br />
e<strong>in</strong>es signifikanten Effekts abhängig ist<br />
von der kle<strong>in</strong>en Zahl der <strong>in</strong> die Untersuchung<br />
<strong>in</strong>volvierten K<strong>in</strong>der und Grenzen<br />
der Messung, die benutzt wurden, um die<br />
Fähigkeiten der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />
Die Untersuchung ergab klar, dass alle<br />
K<strong>in</strong>der, die mit dem Material arbeiteten,<br />
Fortschritte machten und ihre mathematischen<br />
Fähigkeiten entwickelten. Nach<br />
dem ersten Jahr der Studie planten alle<br />
beteiligten Schulen, <strong>we</strong>iter mit Numicon<br />
zu arbeiten. Es zeigte sich deutlich, dass<br />
Material und Methode klar die Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>es frühen Zahlenkonzepts und<br />
sogar die Fähigkeit, zu rechnen unterstützen,<br />
ja, dass Numicon es e<strong>in</strong>igen K<strong>in</strong>dern<br />
ermöglichte, diese Fähigkeiten zum ersten<br />
Mal zu entwickeln. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
gestattet es dem Pädagogen, zu “sehen“,<br />
was das K<strong>in</strong>d denkt und sowohl Erfolg als<br />
auch Irrtümer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Denken festzustellen.<br />
Besonders gut geeignet ist Numicon<br />
für K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong>en visuellen und/<br />
oder multi-sensorischen Lernzugang haben.<br />
Se<strong>in</strong>e klare Strukturierung ermöglicht<br />
es dem Pädagogen, Wege zu f<strong>in</strong>den, um<br />
den Lehrplan <strong>in</strong> Mathematik zu differenzieren.<br />
Wegen se<strong>in</strong>er Attraktivität beschäftigen<br />
K<strong>in</strong>der sich sehr gern mit Numicon und<br />
gew<strong>in</strong>nen schnell Zuversicht, mit diesem<br />
Material mathematische Aufgabenstellungen<br />
erfolgreich lösen zu können.<br />
Das Numicon Material setzt sich<br />
zusammen aus buntfarbigen Plastikformen,<br />
Steckern, die an große Legoformen<br />
er<strong>in</strong>nern und verschiedenen Gegenständen<br />
(Steckplatten, e<strong>in</strong>em Fühl-sack,<br />
Drehscheiben, Zahlenstrahl), mit denen<br />
die Durchführung der verschiedenen<br />
Aktivitä-ten möglich wird. Es soll e<strong>in</strong><br />
Werkzeug zur Entwicklung des k<strong>in</strong>dlichen<br />
Zahlenverständnisses se<strong>in</strong>. Im Umgang<br />
mit ihm soll das K<strong>in</strong>d Fähigkeiten<br />
und Konzepte entwickeln, die es befähigen,<br />
diese auf neuartige Situationen, <strong>in</strong><br />
denen Zahlenverständnis erforderlich ist,<br />
anzu<strong>we</strong>nden. Um dies zu erreichen, betonen<br />
die Numicon-Autoren, wie wichtig<br />
es sei, Verb<strong>in</strong>dungen der Aktivitäten zu<br />
den realen Lebenssituationen zu schaffen.<br />
So verklammert das Material <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Übungsprogramm visuelle, auditive,<br />
taktile und kommunikative Bereiche mite<strong>in</strong>ander.<br />
Dies ist besonders bedeutend<br />
für K<strong>in</strong>der mit Lernschwächen, als sie<br />
nicht von selbst solche Verb<strong>in</strong>dungen und<br />
Verallgeme<strong>in</strong>erungen herstellen können.<br />
Indem Numicon-Muster und Bilder<br />
K<strong>in</strong>dern dabei helfen, zu „sehen“,<br />
wie viele D<strong>in</strong>ge vor ihnen liegen, da sie<br />
<strong>in</strong> systematischen, wiedererkennbaren<br />
92<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>!
Numicon<br />
Mustern angeordnet <strong>we</strong>rden, wird durch<br />
das genaue Beobachten und Untersuchen<br />
der Muster, das Anfassen und Verb<strong>in</strong>den<br />
der Bilder erlernt, die Verb<strong>in</strong>dungen<br />
zwischen den Zahlen zu erkennen. Hier<br />
macht man sich die Tatsache zunutze,<br />
dass allgeme<strong>in</strong> Menschen auffällige,<br />
bildhafte Informationen bes-ser behalten<br />
können als auditive Informationen oder<br />
abstrakte, unauffällige Darbietungen.<br />
Sogar jene K<strong>in</strong>der, die auch mit Numicon<br />
nicht <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, zu e<strong>in</strong>em<br />
abstrakten Zahlenbegriff zu gelangen,<br />
können über die bildliche Vorstellung<br />
der geübten Aktivitäten doch <strong>in</strong> die Lage<br />
versetzt <strong>we</strong>rden, e<strong>in</strong>fache Rechnungen<br />
durchzuführen. Denn e<strong>in</strong> erfolgreicher<br />
Übergang <strong>in</strong> die Arithmetik setzt voraus,<br />
dass K<strong>in</strong>der über das re<strong>in</strong>e Zählen<br />
h<strong>in</strong>ausgehen und Zahlen als Ganzes erkennen<br />
können. „Sieben“ muss dann für<br />
das K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Ganzes darstellen und nicht<br />
e<strong>in</strong>en Zählvorgang. Um K<strong>in</strong>dern bei dem<br />
Schritt <strong>we</strong>g vom re<strong>in</strong>en Zählen zu helfen,<br />
muss es gel<strong>in</strong>gen, zu zeigen, wie sie ohne<br />
zu zählen feststellen können, wie viele<br />
D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sammlung s<strong>in</strong>d. Hier<br />
spielen Muster e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />
Mit Numicon lernt das K<strong>in</strong>d schnell<br />
• Formen, Muster und Mengen<br />
wieder zu erkennen,<br />
• durch die Aktivitäten Mengen zu<br />
erfassen ohne zu zählen und<br />
• Begriffsbilder zu entwickeln.<br />
Indem die K<strong>in</strong>der die Muster kennen<br />
lernen, sollen sie fähig <strong>we</strong>rden, diese vor<br />
ihrem geisti-gen Auge zu sehen. Wenn sie<br />
dazu <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong> mentales<br />
Bild von den Mustern aufgebaut haben,<br />
<strong>we</strong>rden sie <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, mit diesen<br />
Bildern mathematische Probleme zu lösen.<br />
So soll das Ziel erreicht <strong>we</strong>rden, dass<br />
jedes K<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e bestimmte Zahl<br />
e<strong>in</strong> Begriffsbild mit folgenden Inhalten<br />
entwickelt:<br />
Das Numicon Bild<br />
• e<strong>in</strong>e Position auf dem Zahlenstrahl<br />
• e<strong>in</strong>e Ziffer oder Ziffernfolge<br />
• e<strong>in</strong> Wort,<br />
• Bilder, auf denen die Zahl <strong>in</strong> beliebigen<br />
Anordnungen dargestellt ist,<br />
• Zählerfahrungen<br />
• und <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung damit Vorkommnisse<br />
im täglichen Leben.<br />
Die verschiedenen Aktivitäten bieten nun<br />
auf jeder der Aktionskarten im unteren<br />
Bereich e<strong>in</strong>e Anzahl der „Schlüsselwörter“,<br />
deren Gebrauch flankierend zu den<br />
Aktivitäten verstärkt geübt <strong>we</strong>rden sollte.<br />
Sie sollten, im normalen alltäglichen<br />
Lebensvollzug e<strong>in</strong>gebaut, die Be-griffsbildung<br />
fördern und ausbilden.<br />
Spielmöglichkeiten mit dem Material<br />
geben den K<strong>in</strong>dern die Chance, dieses<br />
auf je eigene Weise zu erkunden. K<strong>in</strong>der<br />
sollten frei mit Numicon experimentieren,<br />
auch schon, ehe sie willens oder<br />
<strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, das Material gezielt<br />
und z<strong>we</strong>ckgebunden e<strong>in</strong>zusetzen, und<br />
diese wichtige Spielphase kann und soll<br />
nicht abgekürzt <strong>we</strong>rden. So erlangen<br />
sie Vertrautheit mit dem Material und<br />
haben Freude daran, es zu nutzen. Auch<br />
während der Arbeit an e<strong>in</strong>er Aktivität ist<br />
immer die Möglichkeit zur Erforschung<br />
des Materials gestattet. Dabei kann das<br />
K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e eigenen überraschenden Ideen<br />
entwickeln und demonstrieren. Deshalb<br />
entwickeln die meisten K<strong>in</strong>der beim<br />
Arbeiten mit Numicon e<strong>in</strong>e zuversichtliche<br />
und selbstbewusste E<strong>in</strong>stellung und<br />
fühlen sich vom Arbeitsmaterial wie von<br />
der Thematik angezogen. Zusätzlich zu<br />
den Spielmöglichkeiten des Systems s<strong>in</strong>d<br />
zu allen Aktivitäten Spiele angegeben,<br />
die zusätzliche Gelegenheiten bieten, vor<br />
allem auch im häuslichen Rahmen, prämathematische<br />
Erfahrungen zu sammeln<br />
oder zu vertiefen.<br />
Diese beiden für den Lernerfolg<br />
überaus <strong>we</strong>rtvollen Möglichkeiten s<strong>in</strong>d<br />
zeitlich und organisatorisch <strong>in</strong> Schule<br />
und Förderunterricht sch<strong>we</strong>r zu bewältigen,<br />
s<strong>in</strong>d jedoch gerade für K<strong>in</strong>der mit<br />
Rechenschwäche ideal. Hier ist e<strong>in</strong>e Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmöglichkeit<br />
gegeben, die besonders<br />
gut im familiären Bereich des täglichen<br />
Lebens unauffällig geübt <strong>we</strong>rden kann.<br />
Jede Aktivität dieses Systems kann so<br />
mit Alltagsmaterialien und -tätigkeiten<br />
verbunden <strong>we</strong>rden.<br />
Das System besitzt für K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en<br />
hohen Aufforderungscharakter, haptische<br />
Qualitäten, die zum Berühren und Spielen<br />
e<strong>in</strong>laden, e<strong>in</strong>e Größe, die K<strong>in</strong>dern<br />
mit motorischen und Wahrnehmungsproblemen<br />
entgegenkommt und e<strong>in</strong>en<br />
störungsfreien Umgang mit dem Material<br />
erlaubt. Es ist klar, gut strukturiert, präsentiert<br />
das Zahlensystem deutlich und<br />
stellt visuell die Beziehungen zwischen<br />
den Zahlen dar (Addition und Subtraktion<br />
s<strong>in</strong>d leichter zu verstehen). Der<br />
logische Aufbau des Materials ermöglicht<br />
es K<strong>in</strong>dern ferner, ihr Augenmerk auf<br />
Wesentliches zu richten.<br />
Die Benutzung des Numicon-Materials<br />
erfordert ke<strong>in</strong>e spezielle Ausbildung,<br />
die An<strong>we</strong>isungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach und leicht<br />
zu verstehen und zu befolgen. Aus diesem<br />
Grunde ist es hervorragend auch für die<br />
Arbeit von Eltern mit ihren K<strong>in</strong>dern geeignet<br />
und so alle<strong>in</strong> ist auch die not<strong>we</strong>ndige<br />
Übungsdichte für e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />
Arbeit zu gewährleisten.<br />
So wird e<strong>in</strong>e „angstfreie und auf<br />
Interessen gestützte Begegnung mit<br />
alten, wiederkehrenden und auch neuen<br />
Inhalten“ ermöglicht. Die Betonung des<br />
Systems liegt dar<strong>in</strong>, sich Zeit zu nehmen,<br />
um mathematische Fähigkeiten und<br />
Vorstellungen zu entwickeln, bevor man<br />
Zeit und Anstrengung darauf ver<strong>we</strong>ndet,<br />
diese Vorstellungen <strong>in</strong> schriftliche<br />
Symbole umzusetzen. Die gesamte<br />
Aufmerksamkeit wird hier alle<strong>in</strong> auf das<br />
Material gerichtet und die neu erlernten<br />
Fähigkeiten. Mit diesem Material soll die<br />
ganze Bandbreite kognitiver Fähigkeiten<br />
Unterstützung erfahren, bevor erst später<br />
an der Entwicklung spezifischer Kompetenzen<br />
gearbeitet <strong>we</strong>rden soll.<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 93
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 95
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 97
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 99
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 101
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 103
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 105
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 107
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 109
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 111
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 113
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 115
0<br />
3<br />
6<br />
9<br />
12<br />
15<br />
18<br />
1<br />
4<br />
7<br />
10<br />
13<br />
16<br />
19<br />
2<br />
5<br />
8<br />
11<br />
14<br />
17<br />
20<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 117
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 119
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 121
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 123
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 125
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 127
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 129
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 131
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 133
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 135
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 137
m<br />
dm<br />
cm<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
1 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />
110 120 130 140 150 160 170 180 190 200<br />
mm<br />
10 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000<br />
kg<br />
dag<br />
g<br />
1<br />
4<br />
1<br />
2<br />
1 10 20 30 40 60 70 80 90 110 120 130 140 160 170 180 190<br />
25 50 75 100 125 150 175 200<br />
10 100 200 300 400 600 700 800 900<br />
250 500 750 1000<br />
h<br />
1<br />
4<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
m<strong>in</strong><br />
sec<br />
1 10 20 40 50 70 80 100 110<br />
15 30 45 60 75 90 105 120<br />
60 3600<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 139
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 141
2<br />
2<br />
30 M<strong>in</strong>. Radfahren<br />
30 M<strong>in</strong>. Spazieren<br />
30 M<strong>in</strong>. Joggen<br />
4 30 M<strong>in</strong>.<br />
Schwimmen<br />
4<br />
4<br />
4<br />
30 M<strong>in</strong>. Walken<br />
30 M<strong>in</strong>. Skaten<br />
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 143
<strong>Yes</strong> <strong>we</strong> <strong>can</strong>! 145
KONTAKT<br />
Austria<br />
<strong>Vere<strong>in</strong></strong> „<strong>Hand</strong> <strong>in</strong> <strong>Hand</strong>“, Leoben<br />
E-mail: <strong>in</strong>stitut@down-syndrom.at<br />
Germany<br />
Deutsches Down-Syndrom InfoCenter, Lauf<br />
E-mail: ds.<strong>in</strong>focenter@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
Italy<br />
Arbeitskreis Eltern Beh<strong>in</strong>derter (AEB)<br />
Associazione genitori di persone <strong>in</strong> situazione di handicap,<br />
Bozen/Bolzano<br />
E-mail: <strong>in</strong>fo@a-eb.net<br />
Czech Republic<br />
Společnost rodičů a přátel<br />
dětí s Downovým syndromem, Praha<br />
E-mail: downsyndrom@centrum.cz<br />
Denmark<br />
Professionshøjskolen UCC, København<br />
E-mail: ucc@ucc.dk<br />
Romania<br />
Fundaţia Centru Educaţional Soros, Miercurea Ciuc<br />
E-mail: sec@sec.ro