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elaphe 2019-1

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Titelthema: 100 Jahre im Zeichen des Salamanders

Gesichterder DGHTProf.

Gesichterder DGHTProf. Dr. Dietrich MebsDietrich Mebs, geboren 1942 in Frankfurt, DGHT-Mitglied seit1962, Beruf: Toxikologe/ToxinologeLieber Herr Mebs, ich freue mich sehr, dass Sie sich – als einGründungsmitglied der DGHT 1964 – zum Interview für diesesHeft bereitgefunden haben. Langjährigen DGHT-Mitgliedernmuss ich Sie gar nicht vorstellen, als international bekannterToxikologe publizieren Sie ja seit Jahrzehnten auch über giftigeFrösche und Schlangen. Und Sie sind bis heute aktiv in unsererGesellschaft, wir haben uns erst kürzlich auf der Jahrestagungder AG Urodela in Gersfeld wieder getroffen. Aber vielleichtkönnten Sie unseren jüngeren Mitgliedern doch ein wenig überIhre Arbeit und beruflichen Stationen berichten?An der Uni-Frankfurt habe ich Biologie und Biochemie studiertund bin recht früh schon ans Institut für gerichtliche Medizin(später: Institut für Rechtsmedizin) gekommen, wo ich alsstudentische Hilfskraft an einem Projekt über die Chemie vonSchlangengiften mitgearbeitet habe. Ein spannendes Thema,das ich auch für meine Doktorarbeit wählte und das mich fürein halbes Jahr nach São Paulo in Brasilien ans Institut Butantanführte, dem Mekka der Schlangengift-Forschung. Nach meinerPromotion bekam ich eine Stelle als wissenschaftlicher Assistentam Institut für gerichtliche Medizin, wo ich habilitierte, zum Honorar-Professorernannt wurde und bis zu meinem Ausscheidentätig war. Zwischendurch war ich als Postdoc für sechs Monateam Institut für Proteinforschung in Osaka, Japan, wo ich dieStruktur eines Bungarus-Toxins aufklärte. Ich hatte mit meinenChefs stets Glück, die mich neben meiner Routine-Arbeit auchunterstützten, weiter an tierischen Giften zu forschen und dieDisziplin Toxinologie zu etablieren, die sich mit Giften tierischenund pflanzlichen Ursprungs befasst.In unserer Mitglieder-Datenbank steht bei Ihnen der Eintrag„Mitglied seit: 01.01.1962“, also waren Sie bereits unserer Vorläuferorganisation„Der Salamander“ beigetreten? Wie kam es denndamals, vermutlich noch als junger Student, überhaupt dazu?Als Schüler kam ich in Kontakt mit Alfred A. Schmidt, der dasFrankfurter „Froschkränzchen“, die Stadtgruppe des „Salamander“,leitete. Ich war der Jüngste in dem kleinen Kreis von Terrarianern,zu dem auch Prof. Robert Mertens gehörte, der allseitshochgeschätzte Herpetologe. Viele für uns neue Amphibien- undPanoramaReptilienarten wurden damals importiert und bereicherten auchmeine Terrarien. Fritz Golder chauffierte uns in seinem VW-Bus zu Exkursionen in die Schweiz und Holland. Ich arriviertezum Schriftführer der Stadtgruppe und protokollierte auch diedenkwürdige Geschäftssitzung der „Salamander-Jahrestagung“1964 in Frankfurt, dem Gründungsjahr der DGHT (s. Mertensiella-Band12, S. 126 ff). Es waren bewegte und spannende Jahre.In diesem Band gibt es ein Bild von Walter Sachsse aus jenemJahr. Es hat den Untertitel „Die Frankfurter Reformer im Kreiseihrer Freunde (1964)“ und zeigt Sie neben bekannten Terrarianernwie Alfred A. Schmidt und dem Frankfurter ZookuratorDr. Dieter Backhaus, im Vordergrund kniet ein Wissenschaftler,unser langjähriges Ehrenmitglied Prof. Dr. Ehrhard Thomas. SeitGründung des „Salamander“ vor 100 Jahren zeichnet die DGHTdiese weltweit einzigartige Besonderheit aus, die Mischung ausherpetologischen Profis unterschiedlicher Couleur und engagiertenHobbyleuten – und macht sie bis heute so erfolgreich. Leidergibt es seit einigen Jahren zunehmend Spaltungstendenzen, vonder einen wie von der anderen Seite. Ist das nicht problematisch,besonders im Hinblick auf unsere politische Wahrnehmung undauf die Arbeit der DGHT im Natur- und Artenschutz?Sicher ist die Aufspaltung einer Gesellschaft in Untergruppen,die sich, wie bei der DGHT, speziellen Tiergruppen widmen,nicht ohne Risiko. Manche Mitglieder mögen sich von der Muttergesellschaftnicht mehr vertreten fühlen und überlegen, eineneigenen Verein zu gründen. Sie sollten sich nur klar darüber sein,dass in Zeiten, wo sogenannte Tierschützer tonangebend sind undüber ein Verbot privater Tierhaltung diskutiert wird, damit ihreStimme kein Gewicht mehr hat. In der politischen Arena Gehörzu finden, hängt nicht zuletzt von der Größe einer Gesellschaftab. Um so wichtiger ist die Mitgliedschaft in der DGHT, derenVertreter schon manches „Unheil“ abwenden konnten.Vor 15 Jahren waren wir gemeinsam mit unserem Herpetologen-Freundaus Montevideo, Raúl Maneyro, zur Feldarbeit inUruguay und haben nach giftigen Schwarzkrötchen der GattungPanoramaMelanophryniscus gesucht. Ich erinneremich noch gut daran, wie es uns erst amallerletzten Tag der Reise gelang, tatsächlichdiese versteckt lebenden Krötchenzu finden. Sie konnten damals, mitoffiziellen Papieren ausgestattet, aucheinige Tiere lebend nach Deutschlandmitnehmen, die Sie längere Zeit imTerrarium gehalten haben. Heute ist dasin den allermeisten südamerikanischenStaaten, allen voran Brasilien, aufgrundstrikter Ausfuhrverbote für Amphibienund Reptilien schwierig bis unmöglichgeworden. Wie sehen Sie denn diesegesetzlichen Restriktionen in manchenLändern? Sind nachhaltige, durch CITESgeregelte Exporte nicht auch für denArtenschutz von Vorteil, zum Beispielals Maßnahme gegen die Zerstörungwertvoller Lebensräume?Die Schwarzkrötchen hatten mich aufunserer Exkursion besonders interessiert,denn ihr Hautsekret enthält giftige Alkaloide.Wir nächtigten in Rocha an der Küste und hatten schonbeschlossen, anderntags nach Montevideo Boerse Ulm.indd zurückzufahren, 2 um unserenFrust im Alkohol zu ertränken. Am nächsten Morgen hörtenwir bei der Inspektion einer Kuhweide leise Piepstöne und fandensie in den Trittspuren der Rinder: Melanophryniscus montevidensis.Einige davon mitzunehmen, war damals problemlos. Dochrestriktive Vorschriften vieler Länder machen es heute schwer,wenn nicht gar unmöglich, Feldforschung zu betreiben. CharlesDarwin und Alexander von Humboldt hätten heute keine Chancemehr. Dies betrifft besonders auch die Ausfuhr von Amphibienund Reptilien, was eigentlich nach den CITES-Regeln durchausmöglich ist. Allein, es fehlt der politische Wille. Der Artenschwunddurch Zerstörung der Lebensräume geht ungebremst weiter.Nachzuchten in menschlicher Obhut gewinnen daher zunehmendan Bedeutung, Terrarianer leisten hier wertvolle Arbeit. Ich denkedabei an die Dendrobatiden, über deren Lebensweise und komplexeBrutpflege wir heute ohne die sorgfältigen Beobachtungenvon engagierten Terrarianern nur wenig wüssten.Im Biologiestudium habe ich noch mit der ersten Auflage Ihresbekannten Handbuchs „Gifttiere“ gearbeitet, vor wenigen Jahrenhaben Sie mir die dritte Auflage mit Widmung überreicht.Ich weiß nicht, ob wir noch viele weitere Auflagen von diesemGrundlagenwerk der Toxikologie erwarten dürfen, denn derBüchermarkt wird ja zunehmend schwieriger. Auch unsere WissenschaftszeitschriftSalamandra erscheint im Prinzip nur nochdigital. Wie empfinden Sie diesen schleichenden Niedergangder gedruckten Information und die zunehmende Verlagerungin die digitalen Medien?Ich bin da nicht ganz so pessimistisch, wenn ich mir etwa denKatalog von Chimaira ansehe. Auf dem Buchmarkt ist Deutschlandnach wie vor führend, vielleicht sind wir in dieser Hinsichtetwas verwöhnt. E-Bücher haben keineswegs gedruckte Ausgabenersetzt. Bei wissenschaftlichen Zeitschriften, zu denen auchdie Salamandra gehört, ist die Ausgangslage eine andere. HierReptilienbörse Ulm27. April 2019 & 12. Oktober 2019www.reptilienboerse-ulm.deAchtungneuer Termin, neuer Veranstaltungsort!WWK ARENA – LEW Business ClubReptilienbörse Augsburg17. November 2018www.reptilienboerse-augsburg.deWeitere Informationen auch unterTel. 0171-95 99 181geht es darum, Erkenntnisse und Daten möglichst schnell undumfassend zur Verfügung zu stellen, was heutzutage am bestendigital geschieht. So ist es möglich, dass von der Annahme einerArbeit zur Publikation bis zu ihrem Erscheinen im Internetmitunter nur eine Woche vergeht, ein unschätzbarer Gewinn fürden Wissenschaftler. Zum Trost aber: Die Salamandra gibt es jaauch am Ende eines Jahres auf Wunsch gedruckt.Dies ist die erste Ausgabe der elaphe, die die DGHT nach siebenJahren TERRARIA/elaphe wieder in Eigenregie herausgibt –wenn auch weiterhin in bewährter Kooperation mit dem Naturund Tier - Verlag. Außer dem Namen ändert sich im neuen Heftnicht viel, auch Inhalt und Umfang bleiben gleich. Wie habenSie persönlich 2012 die Zeitschriftenfusion der beiden eigenständigenMagazine TERRARIA und elaphe zur TERRARIA/elaphe wahrgenommen? Es gab damals auch kritische Stimmen,obwohl den DGHT-Mitgliedern ja ein deutlicher Mehrwertgeboten wurde, allein durch die sechs- statt zuvor viermaligeErscheinungsweise, den größeren Heftumfang und die professionelleBetreuung.Mit manchen Mitgliedern war ich am Anfang skeptisch, wie sichwohl die neue Zeitschrift entwickeln würde. Die Salamandra warzu einem rein wissenschaftlichen Publikationsorgan gereift, inwelchem Praxisbeiträge etwa zur Haltung und Nachzucht vonTerrarientieren keinen Platz mehr finden. Ich bin daher heutefroh darüber, dass mit TERRARIA/elaphe ein Weg beschrittenwurde, dem wissenschaftlichen Laien, aber engagierten Terrarianerein Forum zu bieten. Kurz noch eine Anregung meinerseits:Kann man nicht auch die Adressen der Autoren zu den Beiträgenangeben? Wäre gut für Kontaktaufnahmen.Ja, das ist eigentlich eine interessante Idee, die wir in jedem Falldiskutieren und dementsprechend vielleicht auch umsetzenwollen. Vielen Dank!Das Gespräch führte Axel Kwet9/25/2018 4:53:43 AM3637

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