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Titelthema: Bartagamen

Herpetorama Kulturfolger

Herpetorama Kulturfolger Die Wasserspeier von Eyrignac Das geschichtsträchtige Tal der Dordogne im Südwesten Frankreichs ist ein beliebtes Urlaubsgebiet für Kultur- und Naturliebhaber. Die als historische Provinz Périgord bekannte Region Nouvelle Aquitaine zeichnet sich nicht nur durch mittelalterliche Dörfer und Burgen, malerische Flüsse wie die Vézère und kulinarische Besonderheiten wie Foie Gras (Stopfleber) aus, sondern verfügt auch über großartige prähistorische Stätten wie die weltberühmte Höhle von Lascaux. Sie zählt mit ihren kunstvollen Höhlenmalereien zum Weltkulturerbe der UNESCO, und ein Besuch bleibt – auch in der originalgetreuen Nachbildung – nachhaltig in Erinnerung. Ihre lebendigen Bilder, die dem frühen Magdalénien (also dem Zeitraum zwischen 17.000 und 15.000 v. Chr.) zugerechnet werden, zeigen so unterschiedliche Motive wie Auerochsen, Wildpferde, Großkatzen, Hirsche und Nashörner. Auch ein Bär, ein Rentier, ein Mann mit Vogelkopf sowie ein rätselhaftes Tier, das sogenannte Licorne (Einhorn), sind zu sehen, allerdings zeigten sich die frühen Bewohner des Dordogne-Tals wenig an Amphibien oder Reptilien interessiert. Nur wenige Kilometer entfernt, in den Jardins du Manoir d’Eyrignac, haben moderne Nachfahren indes auch den Frosch als lohnendes Motiv entdeckt. In einem seit 22 Generationen in Familienbesitz befindlichem, jetzt auch der Öffentlichkeit zugänglichen Garten im Stil des 18. Jahrhunderts stehen runde oder quadratische Blumenbeete und akkurat getrimmte Rasenmatten im Mittelpunkt, neben kunstvoll geschnittenen Buchsbaumarabesken und Kastenhecken aus Hainbuchen oder Koniferen, die die Wege säumen. In einem Teil der geometrischen Gartenanlage, im Jardin Blanc (weißer Garten), erfreuen sich Betrachter nicht nur am Anblick einer weißen Blumenpracht aus – je nach Saison – Petunien, Rosen, Hyazinthen, Narzissen, Tulpen oder Dahlien, sondern vor allem an den kräftig sprudelnden Wasserspielen in Form von vier großen Bronzefröschen. Aus deren Mäulern ergießen sich breite Wasserfontänen in das Brunnenbecken – eine willkommene Erfrischung in den heißen Sommern des Périgord. Axel Kwet Wasserfontänen aus „Breitmaulfröschen“ Foto: A. Kwet Der Afrikanische Krallenfrosch, Xenopus laevis, verfügt über ein erhebliches invasives Ausbreitungspotenzial Foto: A. Kwet zum Invasionspotenzial der Kettennatter gegenüber der EU zu erläutern, und hatte für eine differenzierte Betrachtungsweise geworben. In der jetzigen Stakeholder response haben wir nochmals die gemeinsame Verbändeauffassung unterstützt, aufgrund der unterschiedlichen Habitatansprüche der verschiedenen Unterarten von Lampropeltis getula, die auch ganz unterschiedliche Invasionspotenziale in den verschiedenen Regionen der Europäischen Union hervorrufen können, keine „Blocklistung“ vorzunehmen (wie dies auch bei der Gattung Channa auf den Weg gebracht, dann jedoch wieder zurückgenommen wurde, weil es den Kriterien der IAS-Richtlinie nicht entsprochen hatte). Vielmehr müsste – unter Berücksichtigung von Artikel 4 (Unionsliste) und 5 (Risk assessment) der genannten Richtlinie – jede einzelne Unterart gesondert evaluiert werden. Da zudem das Invasionspotenzial der Kettennatter bisher ausschließlich mit Blick auf die spezifische Situation auf den Kanarischen Inseln interpretiert wurde, plädieren die Verbände anstatt einer Listung des gesamten – zudem taxonomisch unklaren – Komplexes um Lampropeltis getula sensu lato für eine regionale Listung von Lampropeltis getula californiae, entsprechend der Artikel 10–12 der EU-RL 1143/2014. Bezüglich des Afrikanischen Krallenfrosches konnte die DGHT aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse auf Grundlage von Untersuchungen von Wissenschaftlern des Forschungsmuseums Alexander Koenig in Bonn für die Bewertung des Invasionspotenzials zuliefern. Diese deuten darauf hin, dass für diese Art tatsächlich eine Aufnahme in die Unionsliste sinnvoll erscheint. Auf diese mögliche Problematik hatte die DGHT bereits in ihrer Eigenpräsentation aus dem Jahr 2014 mit Bezug zur Publikation von Rabitsch et al. 2013 („Schwarze Liste möglicher invasiver Tierarten“) hingewiesen. Auf Grundlage der aktuellen Forschungsergebnisse von Ginal et al. (2020) wird in der Stakeholder response eine Listung (Unionsliste) empfohlen, gleichzeitig aber auch aufgrund der umfangreichen Verwendung von Individuen dieser Art in der biomedizinischen Forschung für die Zulassung von Ausnahmen für wissenschaftliche Institutionen unter der Voraussetzung entsprechender Sicherheitsmaßnahmen plädiert. 10

Herpetorama Das Endorsement der DGHT im Wortlaut Subject: Endorsement of BNA’s stakeholder response to risk assessments by the European Commission Dear Ladies and Gentlemen of the European Commission Scientific Forum on Invasive Alien Species, Based on our communications with Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz e.V. (BNA), Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA), as well as scientists of the Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK; P. Ginal, D. Rödder), based on recent research results of the latter regarding Xenopus laevis (Ginal et al. 2020) and Lampropeltis getula (Ginal & Rödder, unpublished data), we endorse the statement of the BNA, which reflects the results of our exhaustive discussions. Abschließend seien an dieser Stelle noch einmal der wirklich äußerst positive partnerschaftliche Austausch zwischen unseren Einzelverbänden und die gegenseitige Unterstützung herausgestellt. Markus Monzel Literatur Ginal, P., M. Mokhatla, N. Kruger, J. Secondi, A. Herrel, J. Measey & D. Rödder (2020): Ecophysiological models for global invaders: Is Europe a big playground for the African clawed frog? – Journal of Experimental Zoology. Part A. Ecological and Integrative Physiology DOI: 10.1002/jez.2432. Dornteufel Sein Name ist Molch, Biermolch! Mythos oder Wahrheit? Auf den ersten Blick fällt es vielleicht schwer, eine Verbindung zwischen dem Hopfengetränk und einem Schwanzlurch auszumachen – mal abgesehen von den kurzweiligen Treffen der Urodelen-Gemeinde in Gersfeld … Beim Eintauchen in die schwäbische Sagenwelt wird man jedoch schnell fündig. Und das gleich mehrfach! Eine Geschichte geht auf Michael Buck (1832–1888) zurück, der nicht nur Mediziner, sondern auch Dichter war. Er berichtet, dass der Biermolch bei „schlechten Brauern“ anzutreffen war. Dort wurde er angeblich in Lagerfässern gehalten, wo er nicht nur das Bier getrunken, sondern es anschließend auch wieder von sich gegeben habe. Dadurch wurde das Getränk „vergiftet“ und entfaltete seine berauschende Wirkung. Vermutlich eine absatzfördernde Wirkung, damals wie heute. Eine andere Legende besagt, dass Larven von Triturus cristatus (Nördlicher Kammmolch) ins trübe Lagerbier gesetzt und kurz darauf wieder „frischlebendig“ entfernt wurden. Die Arbeit der „Mölche“ bestand darin, das Bier „glanzhell“ zu machen, so beschrieben in einer Sammlung alter Brauereiausdrücke (1942). In der Wasseralfinger Schlegelbrauerei, die seit vielen Jahren nicht mehr existiert, kamen Überlieferungen zufolge bis zum Jahr 1900 ebenfalls Biermolche zum Einsatz. Mithilfe ihrer Bewegungen sollen sie – als kleine Mixer sozusagen – den Gärprozess gefördert haben, wenn nicht ausreichend Hefe zur Verfügung stand. Der Vertreter der Löwenbrauerei Wasseralfingen ordnet all diese Geschichten allerdings in den Bereich des Brauerei-Lateins ein (Mailantwort im Juli 2020 auf meine Anfrage). Im einem Zeitungsartikel der Schwäbischen Post („Ist der Biermolch nur eine Legende?“ – In: www.schwaebische-post.de. 23. August 2007, abgerufen am 22.6.2020) gehen die Meinungen der darin Befragten auseinander. Eine sehr schlüssige Erklärung für das Molch-Vorkommen in Bierfässern könnte auf folgender Namensgleichheit be- ruhen: Wie in der Gas- und Erdöl-Pipelinetechnik – und in allen Wirtschaftsbereichen, die mit Rohr- und Druckleitungen arbeiten – wird auch in den langen Rohrsystemen der Brauereien ein „Molch“ eingesetzt. Dabei handelt es sich um einen relativ kugelförmigen, in der Mitte taillierten Gegenstand, der mit Wasser oder Druckluft durch das Leitungssystem gepresst wird und das auszudrückende Medium vor sich herschiebt. Auch die aufgefädelten Rundbürsten, mit denen man früher die Schläuche gesäubert hat, hießen „Biermolche“. Reinigungsmolche werden heute noch z. B. in Rohölpipelines eingesetzt, um unerwünschte Ablagerungen zu entfernen. Ist nun Hopfen und Malz verloren, da kein abschließendes, wissenschaftliches Statement diesen Beitrag abrundet? Lasst uns doch weiterforschen und beim hoffentlich baldigen Wiedersehen in Gersfeld (oder anderswo) erkunden, ob wir nicht vielleicht doch – zu vorgerückter Stunde – einen Molch in unserem Bier entdecken. Ute Nüsken Der schwäbische Biermolch: eine Larve von Triturus cristatus? Foto: B. Trapp 11

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