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Radiata2014(3)

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Bastian Esser &

Bastian Esser & Sebastian Nickl Beobachtungen im Habitat der Gelbrand-Scharnierschildkröte Cuora flavomarginata (Gray, 1863) auf Taiwan und daraus resultierende Folgerungen für die Haltung in menschlicher Obhut Die Gelbrand- Scharnierschildkröte (Cuora flavomarginata Gray 1863) zählt zu den in der Terraristik am häufigsten gepflegten Scharnierschildkröten und wird dabei nur von der Amboina-Scharnierschildkröte (Cuora amboinensis) übertroffen. Umso erstaunlicher ist es, dass über diese für gewöhnlich 13–19 cm, in seltenen Fällen auch bis zu 23 cm Panzerlänge erreichende (pers. Mittlg. Blanck & eig. Beob.), überaus attraktive, dunkel gefärbte Schildkröte mit dem leuchtend gelb bis orange gefärbten Kopf nur wenige Informationen aus ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet bekannt sind bzw. veröffentlicht wurden. Dem Umstand der wenigen Informationsquellen geschuldet, wird die Gelbrand-Scharnierschildkröte dementsprechend oft unter eher „vermuteten“ als naturnahen Haltungsbedingungen in heimischen Terrarien oder gar Freianlagen gepflegt. Auch Informationen über die naturnahe und damit biologisch richtige Ernährung sind selten und bisweilen nur äußerst schwer zu finden. Das Verbreitungsgebiet von Cuora flavomarginata wird allgemein als recht groß beschrieben und erstreckt sich über den Osten Süd-Chinas, die Insel Taiwan und Abb.1. (oben) Verschiedene Beeren und Früchte dienen Cuora flavomarginata als Nahrung. Abb. 2. Fast alle aufgefundenen Cuora flavomarginata wiesen Exoparasiten auf; man beachte die Zecke im Halsbereich dieser Schildkröte. 4 RADIATA 23 (3), 2014

Gelbrand-Scharnierschildkröte Cuora flavomarginata (Gray, 1863) Abb. 3. Besonders farbenprächtige juvenile Cuora flavomarginata aus der Provinz Anhui, China. Abb. 4. Besonders großes Exemplar von Cuora flavomarginata aus dem Norden Taiwans, fotografiert bei einem Tierhändler in Hongkong. mit einer eigenen (umstrittenen) Unterart (C. f. evelynae Ernst & Lovich, 1990) auf den Ryukyu-Inseln Japans. Trotz des großen Verbreitungsgebietes liegen jedoch kaum stichhaltige Informationen zum Habitat oder der Häufigkeit dieser Schildkröte insbesondere auf dem chinesischen Festland vor. Was aus den wenigen schriftlichen Quellen und Erfahrungsberichten anderer Reisender ans Licht kommt, zeichnet jedenfalls ein düsteres Bild. So dürften viele Populationen bereits stark beeinträchtigt oder gar zusammengebrochen sein. Dies ist mit ein Grund, warum die IUCN diese Art derzeit noch als „Endangered“, also als „stark gefährdet“ einstuft, die für die Land- und Süßwasserschildkröten zuständige Spezialistengruppe der Organisation jedoch die Heraufstufung auf „Critically Endangered“ („vom Aussterben bedroht“) empfiehlt. Dafür spricht auch, dass Schildkröten, die im chinesischen Tierhandel bzw. auf chinesischen Lebendtiermärkten auftauchen und eindeutig einer Population vom Festland zugeordnet bzw. als solche angeboten werden, um ein Vielfaches teurer sind als Tiere aus Taiwan, da einheimische Formen in den letzten Jahren aufgrund massiver Naturentnahmen für die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und für den Heimtiermarkt Chinas deutlich seltener geworden sind (Ota et al. 2009). Schlüpflinge von Taiwan-Tieren werden auf chinesischen Heimtiermärkten für etwa 300 Renminbi (RMB; etwa 35 Euro), solche von Festland-Tieren für 1.520–2.000 RMB (180–240 Euro) angeboten. Der Preis für ausgewachsene Exemplare vom Festland kann durchaus bis zu 10.000 RMB (ca. 1.150 Euro) pro Tier betragen, wogegen adulte Taiwan-Tiere für etwa 2.500 RMB (ca. 300 Euro) angeboten werden. In älterer Literatur findet man häufig die Anmerkung, Cuora flavomarginata könne als semi-aquatile Schildkröte in Sumpfgebieten, überfluteten Reisfeldern und kleinen Teichen oder Tümpeln angetroffen werden (z. B. Rogner 1995). Dass diese Information überholt ist, liegt aufgrund neuer Veröffent- RADIATA 23 (3), 2014 5

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