fng MAGAZIN 5/2021

kontrapunkt von Marie

kontrapunkt von Marie Schäfers Plastikverbannung – aber bitte richtig! Dafür braucht man keine Studie, das sieht jeder am eigenen Mülleimer, zumindest sieht es jeder, der nicht gleich jede Verpackung einzeln in die Mülltonne auf dem Hof oder in die Garage trägt, sondern Verpackungsmüll erst einmal daheim sammelt. Plastikmüll hat einfach zugenommen. Jetzt wird zurückgerudert und das ist auch gut so. Aber: Fakt ist auch, dass das nicht immer so einfach ist. Plastik weg, Alternative drauf, das kann in der Umweltbilanz auch nach hinten losgehen. Oder den Einkauf zu einem unschönen Erlebnis machen, wenn Alternativen leider den Inhalt nicht ganz so gut schützen, wie gedacht. Ärgerlich: Der umweltfreundliche Jutebeutel ist klitschnass. Der Kofferraum leider auch und eine unschöne weiße Tropfspur zieht sich von der Garage durchs gesamte Treppenhaus bis vor den Kühlschrank. Die Schlagsahne im Becher hat es nicht geschafft. Ihr neuer, sicherlich viel umweltfreundlichere Becherdeckel ist leider nur hauchdünn und reißt schon, wenn man ihn nur scharf anguckt. So macht das keinen Spaß. Helfen alle neuen Lösungen? Es ist nur ein Beispiel, wie das (ohne Frage notwendige) Drehen an Verpackungen nicht immer zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führt. Noch nicht, zumindest. Aber wenn es der Umwelt hilft… Nur: Tut es das immer? Ja, fast sechs Millionen Tonnen an Verpackungsmüll fallen pro Jahr in deutschen Haushalten laut Statistischem Bundesamt an, viel zu viel. Vor allem Plastik- und Papierverpackungen haben zugelegt, machen rund 72 Kilo pro Kopf aus – Rekord. Eigentlich sollte das Verpackungsgesetz von 2019 ja die Müllberge eindämmen. Hat nicht richtig funktioniert. Wenn Kunststofffolie doch besser ist Und ja, es mag sein, dass Unverpackt- Läden wie Pilze aus dem Boden schießen und auch beliebter in Städten werden. Aber mal ehrlich: Das wird nicht die Norm werden. Also muss man ran an die Verpackungen. Optimieren, reduzieren, ersetzen, wo es eine bessere Lösung gibt. Aber es stimmt eben auch: Richtig eingesetzt, kann Kunststoff sogar nachhaltig wirken. Denn eine dünne Kunststofffolie schützt eben auch. Ohne werden Lebensmittel schneller unansehnlich oder schlecht – und dann landen sie in der Tonne – das ist nicht nur Verschwendung, sondern in der Umweltbilanz noch viel schlimmer als die Folie. Bis zu zehn Mal mehr Ressourcen verbraucht man dann. Nicht alles ist nur schwarz und weiß Böses Plastik – ganz so schwarz und weiß ist es doch nicht. Kunststoffbeschichtete Papiere oder auch kompostierbare Verpackungen führen eher dazu, dass eine stoffliche Trennung und damit eine spätere Aufbereitung eher unmöglich gemacht wird. Recycling? Fehlanzeige! Kompostierbare Verpackungen klingen gut, dürfen aber gar nicht in die Biotonne, sondern müssen verbrannt werden. Da gibt es noch sehr viel zu optimieren und verbessern. Irrsinn mit Nudeln Es braucht noch etwas Zeit und Innovation. Aber es sollte bloß keine Blüten treiben wie das Plastiktrinkhalmverbot. Die sind bekanntlich inzwischen verboten, aber Alternativen aus nicht minder umwelt- und ressourcenschädigenden Stoffen sind zumindest im benachbarten Ausland unterwegs. Und hierzulande steckt man jetzt gerne Pasta in den Drink. Die Nudel landet nach dem Trinken im Müll. Was für eine Verschwendung von Lebensmitteln. Und geschmacklich und sensorisch ist es auch noch ein Graus. 66 MAGAZIN 5 2021

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