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Beschaffung aktuell 7-8.2023

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» MANAGEMENT Hanno Höhn, Geschäftsführer Deutschland, Mann+Hummel „Der Einkauf ist für das agile Arbeiten prädestiniert“ Der Transformation in der Automobilbranche begegnet Mann+Hummel mit inno - vativen Produkten für die Luft- und Wasserfiltration. Wie sich die Umstellung auf Einkauf und Supply Chain Management auswirkt, erklärt Hanno Höhn, Geschäfts - führer Deutschland. Sein Credo für den Wandel: Geschwindigkeit und Agilität. Beschaffung aktuell: Herr Höhn, in Ihrem Verantwortungsbereich liegen der Einkauf und das globale Supply Chain Management für den Filtrationsspezialisten Mann+Hummel. Wie ist das Unternehmen durch die Lieferkrise gekommen? Hanno Höhn: Die verschiedenen Wellen der Lieferkrise haben die Schwachstellen in der globalen Liefer kette offengelegt. Hinzu kam, dass sich in den Hochphasen der Krise die Nachfrage der Automotive- OEM völlig verschoben hat, sodass eine vergangenheitsorientierte Planung nicht mehr funktionierte. Wir haben die Schwankungen und Versorgungsengpässe unter anderem aufgefangen, indem wir uns im zentralen und regionalen Einkaufsmanagement mit Vertrieb, Logistik und Produktion tagesaktuell abgestimmt haben. Welche Lehren haben Sie aus der Krise gezogen? Was machen Sie im Einkauf heute anders? Höhn: Wir haben 2022 nach all dem Firefighting begonnen , unsere strategischen Hausaufgaben zu machen. Unter anderem unterstützen wir das Risk- Hanno Höhn ist Geschäftsführer bei Mann+Hummel Deutschland: „Pandemie und Lieferkrise waren ein weiterer Anschub für die Transformation, auch, weil Ressourcen und Investitionsmöglichkeiten freigesetzt wurden. Das Unternehmen hat erkannt, wie wichtig die Optimierungen sind.“ Bild: Mann+Hummel 14 Beschaffung aktuell » 7/8 | 2023

management im Einkauf über einen Webcrawler, der direkt mit unserem Sourcingsystem verbunden ist. Wir haben im strategischen Lieferantenmanagement das Dual Sourcing ausgebaut mit dem Ziel Materialien immer auch aus einer zweiten Region, von einer weiteren Lieferquelle zu beziehen. Andere Materialien wie Stanz- oder Kunststoffteile haben wir im Rahmen von Make-or-Buy-Analysen auf Insourcing umgestellt und fertigen diese jetzt auch selbst. Außer dem gleichen wir die Konditionen zwischen unseren Kunden- und unseren Lieferantenverträgen sehr viel konsequenter ab. Das heißt, wir versuchen Volumenschwankungen, die wir unseren Kunden erlauben, auch gegenüber unseren Lieferanten einzufordern. Gibt es auch Veränderungen im Supply Chain Management ? Höhn: In der SCM-Planung arbeiten wir sehr viel stärker mit vorausschauenden Analysen, um Unterbestände, aber auch ein Überlaufen der Bestände zu verhindern. Für die Produktion haben wir die Bestandszielgrößen angepasst, verhandeln im Einkauf kleinere Mindestbestellmengen, um optimale Bestands höhen fahren zu können. Viele kleinere Bestellungen sind besser, als wenige große. Im Transportmanagement optimieren wir mit 4PL-Partnern unsere Transporte und deren Auslastungen. Ziel von Mann+Hummel ist dort zu fertigen, wo die Kundenbedarfe sind. Viele Themen, die wir jetzt umgesetzt haben, sind nicht neu. Die Pandemie und Lieferkrise waren aber ein weiterer Anschub für die Transformation, auch, weil Ressourcen und Investitionsmöglichkeiten freigesetzt wurden. Das Unternehmen hat erkannt, wie wichtig diese Optimierungen sind. Wie geht der Einkauf mit den Preissteigerungen um? Höhn: Das Spannungsfeld zwischen den Preiserhöhungen am Beschaffungsmarkt und dem Zeitpunkt, zu dem wir die Erhöhungen an Kunden weitergeben können, muss gut gemanagt werden. Hierfür ist der Einkauf mit dem Vertrieb und den Geschäftsbereichen noch einmal sehr viel enger zusammengerückt. Wir stellen die Preisentwicklungen detailliert auf Stücklistenbasis dar, bezogen auf Materialien, Lohnkosten, Frachtkosten, Energie. Das Ende des Verbrennungsmotors ist eingeläutet. Wie bereiten Sie Ihre Supply Chain auf den Ausund den Umstieg in neue Geschäftsfelder vor? Höhn: Hierzu möchte ich zunächst etwas ganz »Der Einkauf kann sich nicht alleine transformieren.« Hanno Höhn Hanno Höhn ist Geschäftsführer Deutschland des Filtrationsexperten Mann+Hummel. Als Chief Procurement Officer leitet er das Performance Office und den globalen Einkauf für mehr als 40 Werke. Zu Mann+Hummel kam Hanno Höhn 2004, zunächst als Geschäftsführer Aftermarkt und seit 2010 in der Funktion des Group Vice President Purchasing. Hanno Höhn hat in Mannheim (Diplom) und Toronto (MBA) Betriebswirtschaft studiert und lebte auch in seiner Jugend einige Jahre in Kanada. Aus dieser Zeit hat er seine Leidenschaft fürs Eishockey mitgebracht. Auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland spielte Höhn aktiv in der Liga und ist heute im Vorstand des Eishockey- Zweitligisten Steelers in Bietigheim -Bissingen. Seit 2022 ist Hanno Höhn auch Vorsitzender der Bezirksgruppe Ludwigsburg des Arbeitgeberverbands Südwestmetall. Grundsätzliches zur Transformationsstrategie bei Mann+Hummel sagen. 2022 hat Mann+Hummel einen Umsatz von 4,8 Milliarden Euro erwirtschaftet. Davon stammen noch über vier Milliarden Euro aus dem Transportation-Bereich. Darunter fällt das Ersatzteil- und Servicegeschäft, das noch einige Jahre anhalten wird. Auch im Nutzfahrzeug- und Industriebereich wird die Umstellung Zeit brauchen. Parallel dazu investieren wir im Bereich alternative Antriebe. Egal, ob Fahrzeuge künftig batterieelektrisch, mit Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen betrieben werden, der Bedarf an Filtration ist weiterhin groß. Hinzu kommen unsere Entwicklungen der Technologien im Bereich Wasserund Luftfilter, für Abwasser, Feinstaub, Reinräume, Operationssäle, die Filtration von Gebäuden, von U-Bahn-Stationen. Hier bewegen wir uns erfolgreich in neuen Branchen mit zum Teil sehr unterschiedlichen Anforderungen und anderen Stückzahlen. Was bedeutet das für Ihre Lieferkette? Höhn: Die Struktur zu den Lieferanten muss anders gestaltet werden. Mehr Artikel, kleinere Stückzahlen, zum Teil sehr unterschiedliche Spezifikationen. Das erfordert eine andere Arbeitsweise im Einkauf, eine neue, agile Organisation und die Qualifikation der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in neuen Kompetenzfeldern wie der Elektronik. Beschaffung aktuell » 7/8 | 2023 15

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