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Centurion Germany Autumn 2023

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|Objects| Anfang dieses Jahres rief die Modepresse den „stillen Luxus“ als Trend aus – inspiriert von den Kleiderschränken der gefeierten HBO-Serie Succession, gefüllt mit Anzügen von Zegna, Pullovern von Loro Piana und Westen von Brunello Cucinelli. Bereits während der letzten Jahre wurde dieser diskrete Stil als die lammfellgefütterte Antithese zur modischen Kakofonie der Generation Z gepriesen. Für Aufruhr sorgte ein viel geteilter Zeitungsartikel mit dem Titel „How to Get the Quiet Luxury Look“. Die Autorin mokierte sich über angeblichen Snobismus und überhöhte Preise. Sie schlug vor, den Stil zu kopieren, aber ohne auf die klassichen Marken zurückzugreifen. Was der Artikel verschwieg, ist der Umstand, dass die Vorliebe für dezente, hochwertige Kleidung nicht einfach nur ein neuer, schnelllebiger Trend unter vielen ist. Vielmehr bezeichnet „stiller Luxus“ ganz trefflich die Art und Weise, wie sich viele Männer in Italien seit Jahrzehnten kleiden. Es ist eine Lebensart, und ihr Reiz liegt auf der Hand – sie ist seriös und sinnlich. Ein schönes Stück wird mit der Absicht gekauft, es jahrelang zu tragen. „Luxus hatte für mich schon immer etwas Ruhiges“, sagt Norbert Stumpfl, der Kreativdirektor von Brioni. „Es kann ein persönlicher, intimer Luxus sein, den man nicht sofort sieht, aber den man am Stoff selbst spürt. Und es wird etwas sein, das auch noch in fünf Jahren gut aussieht. Luxus bedeutet, sich auf traditionelle Techniken zu besinnen, aber auch auf zukünftige Techniken, die für den Planeten sinnvoll sind.“ Italienische Herrenmode hat ebenso viel mit den Wollspinnereien und dem Umgang mit Textilien zu tun wie mit dem Schnittmuster. Viele Hersteller haben ihre eigene (Brunello Cucinelli besitzt eine ganze Stadt, Solomeo, in der seine Produktionsanlagen untergebracht sind), während andere nur eine oder zwei davon bevorzugen, um sich etwas Exklusives zu sichern. Aus einem Musterbuch zu bestellen, wäre natürlich einfacher. Brioni verwendet häufig die Technik des Double Splittable – ein fünffädiges System, bei dem zwei Stoffe miteinander verwoben werden, bevor der Schneider sie mit einem Skalpell aufschneidet. Der Look ist unverwechselbar und bietet an jedem Saum das glatteste, minimalste Finish. „Wir verwenden auch ein strukturiertes Alpaka und viel Kaschmir“, sagt Stumpfl. „Wenn man etwas anfasst, muss es Emotionen auslösen.“ Understatement ist der Schlüssel zum Sotto-Voce- Stil der italienischen Männermode. „Strenge, minimalistische Codes kennzeichnen unsere Marke“, sagt Antonio De Matteis, CEO von Kiton und neuer Präsident der einflussreichen Messe Pitti Immagine. „Wir verwenden Materialien von höchster Qualität und haben 2008 die Fabrik Carlo Barbera erworben, um Experimente und Innovationen zu beschleunigen. Zu den Stoffen, die unsere Kollektionen prägen, gehört Vicuña, das wertvollste und begehrteste Wollgarn der Welt.“ Kiton floriert wie Loro Piana (dessen Jahresumsatz um 17 Prozent gestiegen ist). Im vergangenen Jahr wurde mit einem Wachstum von 25 Prozent ein neuer Rekord erzielt. Es ist interessant, anhand dieser Zahlen zu sehen, wie und wo der stille Luxus weltweit angenommen wird – oder auch nicht. Das größte Wachstum findet in Europa statt, während Asien im einstelligen Bereich bleibt. In einem kürzlichen Interview mit The Business of the Fashion wies Basile Khadiry, Chefredakteur von L'Étiquette, darauf hin, dass nordamerikanische Einzelhändler 43 Prozent weniger mit Logos verzierte Kleidungsstücke einkaufen, während in Asien ein Anstieg von acht Prozent zu verzeichnen ist. In Europa und den USA wird das Designerlogo zunehmend zur Zielscheibe des Spottes. „Das ist doch alles Quatsch, oder? Es ist die naive Vorstellung von Glamour“, schrieb Janan Ganesh im Juni dieses Jahres in der Financial Times. Es wäre unmöglich, die Geschichte des stillen Luxus zu dokumentieren, ohne Giorgio Armani zu erwähnen, der 1975 seine gleichnamige Marke lancierte Brioni Mantel Martingale aus einer Double-Splittable-Kaschmirmischung und Jacket Vagabond; Hose aus Wolle und Kaschmir 30 CENTURION-MAGAZINE.COM

Kiton Karohemd aus Kaschmir, Schurwolle und Seide mit Druckknöpfen und Brusttaschen; Baumwollhemd; Seidenkrawatte; Kaschmirhose mit Leistentaschen CENTURION-MAGAZINE.COM 31

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