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Centurion Germany Spring 2022

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Black Book Insel-Check

Black Book Insel-Check Mitten in einer Serpentine zwischen Santa Marina Salina und Malfa deutet mein Taxifahrer mit dem Finger auf den Kegel des 30 Kilometer nordöstlich gelegenen Stromboli. „Er sieht heute ein bisschen nervös aus“, meint er mit Blick auf die vom Wind weggetragene schmutziggraue Rauchwolke, die aus einem der drei aktiven Gipfelkrater austritt. Es ist wenig verwunderlich, dass sich die rund 15.000 Einwohner der Inselgruppe nördlich von Sizilien viel mit den Vulkanen beschäftigen. Die Liparischen Inseln gehören zum Unesco-Weltkulturerbe, und das nicht aus archäologischen oder künstlerischen Gründen, sondern ihrer Bedeutung auf dem Gebiet der Vulkanologie wegen, denn mit der Strombolianischen und Vulkanischen Eruption gehen die Namen von gleich zwei Eruptionstypen auf die Inseln zurück. Die Vulkane auf Salina ruhen seit Jahrtausenden, ihr Grundgestein aus weißem Bimsstein und schwarzem Obsidian ist heute mit Gras und wildem Fenchel bedeckt. Nur wenige Kilometer weiter südöstlich liegt die Insel Lipari, die trotz einer ähnlich lange andauernden Ruhephase noch als vulkanisch aktiv eingestuft wird. Auf Panarea, der kleinsten der sieben bewohnten Liparischen Inseln, sind es in erster Linie die Besucher, die die Insel mit ihren Partys zum Brodeln bringen – doch vielleicht abgesehen von Juli und August ist Panarea mit ihrem stillen Charme und dem fantastischen Meerblick ein perfektes Refugium. Wer die absolute Ruhe sucht, findet diese auf den Inseln Filicudi und Alicudi zwischen ein paar Villen, knorrigen Olivenbäumen, Weinreben und wildem Rosmarin. Springen Sie aus dem Boot und tauchen Sie ein in das kristallklare, saphirblaue Meer vor Filicudi, bevor Sie im Grand Hotel La Sirena mit vier bezaubernden Zimmern (das „Grand“ im Namen sollte man nicht zu wörtlich nehmen; pensionelasirena.it) zu Mittag essen oder weiter auf das winzige Eiland Alicudi fahren, wo Sie nur ein paar Stufen vom Hafen hinauf ins Il Club di Lea von frischen Meeresfrüchte-Leckerbissen trennen (+39 090 988 9687). Manche Sommergäste reisen mit Privatyacht an, andere mit dem Hubschrauber, doch die meisten nehmen das Tragflächenboot von Milazzo an der Nordküste Siziliens. Hat man sich erst einmal im Hotel oder in der Ferienvilla eingerichtet, ist das Chartern eines Boots mit oder ohne Skipper schnell erledigt. Mit einer Unterkunft auf einer der beiden größten Inseln, Lipari und Salina, wird das Inselhopping zum wahren Vergnügen: Jede Insel hat ihren eigenen Charakter, doch entspannte Gastfreundlichkeit sowie jede Menge ausgezeichnetes Essen und Trinken findet der Gast überall. Auch wenn sich das Interesse der meisten Besucher neben den Mußestunden an den Stränden auf Wassersport, Bars und Restaurants richten dürfte (und natürlich auf die obligatorische Bootsfahrt bei Sonnenuntergang, um aus angemessener Entfernung die Feuerspiele des Stromboli zu bestaunen), haben die Inseln auch Kultur und Geschichte zu bieten, wie ein Besuch des großartigen archäologischen Museums von Lipari in einer alten Benediktinerabtei belegt. Ihre erste Blüte erlebten die Liparischen Inseln in der Bronzezeit als Station auf den bis an die Südufer der britischen Insel verlaufenden Seehandelsrouten. In jüngerer Zeit haben die bildmächtigen Qualitäten des Archipels zahlreiche Filmemacher an- Dessertkreation im mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Il Cappero; oben: Grand Hotel La Sirena in Pecorini a Mare auf Filicudi FOTOS VON OBEN: © LA SIRENA, VITTORIO SCIOSIA 20 CENTURION-MAGAZINE.COM BITTE INFORMIEREN SIE SICH VOR BUCHUNGEN ODER ABREISEN ÜBER DIE AKTUELLEN REISEBESTIMMUNGEN.

FOTOS VON OBEN: TCD/PROD.DB / ALAMY, VISIONS FROM EARTH/LOOK gelockt, darunter Roberto Rossellini (für das neorealistische Filmdrama Stromboli mit Ingrid Bergman in der Hauptrolle) und Michelangelo Antonioni (für L’Avventura mit Monica Vitti). Zudem wurden einige Szenen in Michael Radfords Il Postino in Pollara auf Salina gedreht. Pollara ist auch Gastgeber des alljährlich im Juni gefeierten Kapernfests – obwohl man meinen sollte, dass die Blütenknospen das ganze Jahr über einen Anlass zum Feiern bieten. Keine Speisekarte und kaum ein Marktstand kommt ohne sie aus, was auch für Kapernäpfel (hier als Cucunci bekannt) und Kapernblätter gilt, die in Meersalz eingelegt werden, das einst auch auf Salina aus der heute nicht mehr genutzten Saline bei Lingua gewonnen wurde, die der Insel ihren Namen gab. Sie sind allgegenwärtig und verleihen der Cucina eoliana eine einzigartige Note: in den ortstypischen Interpretationen der sizilianischen Caponata, in Saucen für den Fisch aus der Region, in der Pasta und sogar kandiert in einer Granita aus Ricotta, bestäubt mit geröstetem Kapernpulver – schon sie allein rechtfertigt den Abstecher ins Pa.Pe.Ró al Glicine in Rinella (+39 090 980 9161) an der Südküste Salinas. Auch die übrige Karte des Pa.Pe.Ró ist hervorragend: Kosten Sie die der Form des Stromboli nachempfundenen Arancini oder einen süßsauer mit Zwiebeln und Rosinen typisch sizilianisch zubereiteten Fisch aus dem Tagesfang. Bodenständige, familiengeführte Restaurants gibt es auf jeder Insel, wobei die Palette von direkt am Strand gelegenen Trattorien in den Fischerdörfern bis hin zu an Berghängen versteckten ländlich-authentischen Lokalen reicht. Auch die Weine sind es wert, gekostet zu werden. Insbesondere der Malvasia delle Lipari – traditionell honigsüß, nun aber in immer stärkerem Maße in trockener Qualität, passt er perfekt zu einem ausgedehnten Mittagessen. Die größte Auswahl an feinen Restaurants hat Lipari zu bieten: Im Filippino (filippino.it) kommt seit 1910 nur der frischeste Fisch auf den Tisch, während das L’Anfora (ristoranteanfora.it) Klassiker der liparischen Küche mit dem Charme der alten Schule serviert. Die Inseln können dank Martina Caruso vom Signum auf Salina (hotelsignum.it) und Giuseppe Biuso vom Il Cappero auf Vulcano (therasiaresort.it) sogar mit zwei Michelin-Sternen aufwarten. Unabhängig davon, ob Sie ein Degustationsmenü auf einer luftigen Terrasse oder eine Pistazien-Granita am Strand genießen – das wahre Fest für die Sinne sind die Inseln selbst: der Duft von wildem Fenchel und Zitronenhainen, die Farbtupfer der Bougainvilleen, Kaktusfeigen und Kapernblüten sowie das Rauschen des Wassers an den vulkanischen Küsten. ¬ Der Gran Cratero von Vulcano und die üppige Inselwelt dahinter; oben: ein Plakat für den Film L’Avventura von 1960, der auf den Äolischen Inseln gedreht wurde BLEIBEN UND GENIESSEN LIPARI Hotel Mea Nur einen kurzen Fußweg vom Hafen entfernt, bietet es einen Pool mit Meerblick und ein schickes Restaurant. hotelmealipari.com Mància e Fùi „Iss und geh“ (höflich übersetzt); ausgezeichnetes sizilianisches Street Food. +39 090 981 3505 SALINA Hotel Signum Schlichte, elegante Zimmer in hervorragender Lage, ruhig gelegener Pool, Spa und Michelin-prämiertes Restaurant. hotelsignum.it Da Alfredo An der Saline von Lingua gelegen; einfache Gerichte und eine für ihre Qualität berühmte Granita-Auswahl. +39 090 984 3075 Ristorante Porto Bello Liebenswertes, einfaches und stilvolles Fischrestaurant mit Blick über den Hafen von Santa Marina. portobellosalina.com PANAREA Hotel Raya Schicke Unterkünfte für den Jetset und perfekte Location für einen Aperitivo am Pool. hotelraya.it The Bridge Nachtlokal und Sushi-Bar der Insellegende Angela Mascolo; in langen Sommernächten die Adresse zum Sehen und Gesehenwerden. bridgepanarea.com VULCANO Therasia Resort Sea & Spa Zauberhaft-romantisches Hotel auf den Klippen an der nördlichsten Spitze von Vulcano; fantastische Aussicht und eine mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Küche. therasiaresort.it Trattoria da Pina di Maniaci Perfektes kleines Restaurant mit überragenden Meeresfrüchte-Gerichten im winzigen Fischerdorf Gelso im Süden der Insel. +39 368 668 555 CENTURION-MAGAZINE.COM 21

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