Views
6 months ago

Centurion Germany Winter 2023

  • Text
  • Germany
  • Menschen
  • Istanbul
  • Dubai
  • Stadt
  • Centurion
  • Welt
  • Kent
  • Besetzt
  • Hotels
  • Diamanten

|Places| Von links: Das

|Places| Von links: Das Zeyrek Çinili Hamam aus dem 16. Jahrhundert dient heute als Raum für zeitgenössische Kunst; Essen mit Blick auf die Haliç-Brücke im Restaurant Gallada auf der Peninsula; Olafur Eliassons Installation Your unexpected journey im Istanbul Modern; Tintenfisch in Asche mit ägäischem Salat, Sumak und Isot-Pfeffer im Restaurant Mürver dass all dies vor der Kulisse jahrhundertealter Denkmäler, majestätischer Moscheen, prächtiger Kirchensilhouetten und alter Schiffswerften stattfand. Trotz oder gerade wegen seiner über 1.600 Jahre alten imperialen Vergangenheit ist Istanbul immer wieder für eine Überraschung gut. Die Wikinger nannten sie Miklagard, „die große Stadt“. Napoleon Bonaparte sagte: „Wenn die ganze Welt ein Land wäre, wäre Istanbul wohl die Hauptstadt.“ Selbst der mutmaßliche Ursprung des Namens im Altgriechischen, Eis tin Polin, bedeutet wörtlich „in die Stadt“. Es versteht sich von selbst, dass Istanbul für viele Zivilisationen – darunter die Römer, die Byzantiner und die Osmanen – „die Stadt“ war. Die Pracht der Überreste von Byzanz, die Erhabenheit der osmanischen Bauwerke und die Schönheit der Meerenge des Bosporus, die Europa und Asien verbindet, sind unvergleichlich. Doch inzwischen kommen immer mehr Menschen aus der ganzen Welt auch aus anderen Gründen nach Istanbul. Ein gutes Beispiel ist das Essen. Die kulinarische Bandbreite Istanbuls ist riesig und geprägt von einer Vielzahl von Gemeinschaften, die seit Tausenden von Jahren Teil dieser Region sind. „Die türkische Gastronomie ist eine fantastische Mischung aus Aromen des Mittelmeerraums, des Nahen Ostens und Zentralasiens. Sie hat nicht immer die Anerkennung erhalten, die ihr gebührt, aber dank neuer Initiativen beginnen die Menschen allmählich, sie besser zu verstehen“, sagt Fatih Tutak, der erste mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Küchenchef der Türkei. Diesen Sommer eröffnete Tutak im neuen Luxushotel The Peninsula Istanbul sein zweites Lokal, das Gallada. Auf einer atemberaubenden Dachterrasse mit Blick auf den Bosporus erklärt er: „Hier erwartet den Gast eine zeitgenössische kulinarische Reise, inspiriert von den Aromen und Traditionen der eurasischen Handelsrouten der Seidenstraße und ihrer Verbindung zu dieser historischen Stadt.“ Das Gallada ist nicht das einzige neue Restaurant, das sich auf die Wurzeln der türkischen Küche besinnt und dabei neue Wege geht. Auch das Biz İstanbul auf dem Dach des Atatürk-Kulturzentrums beteiligt sich mittlerweile an dieser Entwicklung. Bekannt geworden ist das Restaurant bereits durch die gelungene Kombination historischer Rezepte aus dem osmanischen Palast mit der einfachen Küche sephardischer Juden und den traditionellen Gerichten der armenischen Yiayias (Omas). Abgerundet wird das gastronomische Erlebnis durch die meisterhafte Zubereitung der Gerichte auf offenem Feuer. Ein traditionelles ocakbaşı mit perfekt FOTOS VON LINKS: HADIYE CANGOKCE, EMRE DORTER 18 CENTURION-MAGAZINE.COM

FOTOS VON LINKS: © ISTANBUL MUSEUM OF MODERN ART, CAN METE gegrilltem Fleisch und Kebab ist schon immer ein absolutes Highlight gewesen. Jetzt knüpfen Lokale wie das Mürver und das neu eröffnete Okra an diese Erfahrungen an und bieten ein gehobenes kulinarisches Erlebnis. „Traditionelle regionale Gerichte, die in von Spitzenköchen geführten Restaurants neu interpretiert werden – das ist es, was ich an der aktuellen Gastronomie in Istanbul so spannend finde“, sagt Cemre Torun, Food-Redakteurin und Kochbuchautorin. „Die wachsende Zahl kleiner Erzeuger, die sich auf hochwertige regionale Produkte und Weine aus bisher wenig bekannten anatolischen Rebsorten konzentrieren, sind weitere Entwicklungen, die ich sehr begrüße.“ Neben der lebendigen gastronomischen Szene entwickeln sich auch die traditionellen Spirituosen in der Türkei in eine neue, moderne Richtung. Zusammen mit dem berühmten türkischen Koch und Lebensmittelunternehmer Mehmet Gürs hebt Torun den in der Türkei so beliebten Rakı auf ein neues Niveau. „Beim Prototip Rakı ist es unsere oberste Priorität, eine geschmackvolle, aromatische und besonders weiche Spirituose herzustellen. Mit jedem Jahr und jeder Ernte erweitern wir unsere Grenzen aufs Neue. Die Region ist mit einer Fülle einheimischer Rebsorten gesegnet und einige davon sind noch nie für die Herstellung von Rakı ausprobiert worden“, sagt Gürs über die neue Marke der beiden. Das pulsierende Nachtleben ist trotz der Versuche der derzeitigen Regierung, es einzuschränken, ein weiterer guter Grund für eine Reise in diese Stadt der Kontraste. „Die Branche stand in den letzten Jahren vor großen Herausforderungen, aber diese Erfahrungen haben uns gestärkt. „Wir mussten uns ständig etwas Neues einfallen lassen, um unsere kreativen Ideen verwirklichen zu können“, sagt Emre Garan, der musikalische Leiter des multifunktionalen Live-Performancezentrums Frankhan, das 2023 in Karaköy, einem der aufstrebenden Viertel Istanbuls, eröffnet wurde. „Die türkische Musik gewinnt weltweit zunehmend an Bedeutung. Insbesondere der türkische Psychedelic fließt in die Werke namhafter Künstler ein, von DJs bis hin zu Popstars wie The Weeknd.“ Nach dem Soho House, das 2015 im Palazzo Corpi eröffnet wurde, hat Istanbuls rege Clubszene in diesem Herbst einen neuen angesagten Members-Only-Club hinzugewonnen. Die neue Initiative Clubhouse, die auf einem malerischen Hügel mit Blick auf die wunderschöne Bucht von Bebek liegt, entstand aus dem Wunsch, den Zusammenhalt der Istanbuler Bevölkerung neu zu beschwören. „Wir werden den von CENTURION-MAGAZINE.COM 19

CENTURION