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Centurion Germany Winter 2023

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|Places| Die elegante

|Places| Die elegante Terrasse des Biz İstanbul Anstand, Bescheidenheit, Eleganz und Anmut geprägten Zeitgeist des alten Istanbuls in einem völlig neuen Rahmen wieder aufleben lassen“, sagt der Gründer der Initiative, der erfolgreiche türkische Unternehmer Menderes Utku. „Und wir wollen den Menschen in dieser Stadt die so dringend benötigte Zuversicht vermitteln“, fügt er hinzu, „anderenfalls werden globale Marken die Überhand gewinnen und uns verdrängen.“ Angesichts der Herausforderungen, mit denen man in dieser Millionenstadt konfrontiert ist – ständiger Verkehr, Überbevölkerung, steigende Inflation und politische Zwänge, um nur einige zu nennen –, braucht die Istanbuler Bevölkerung in diesen Tagen tatsächlich eine Extraportion Hoffnung und Freude. Wie an so vielen anderen Orten dient auch hier die Kunst als Bewältigungsmechanismus. Jeden Monat entstehen neue Kunsträume und die etablierten, aber stets innovativen Institutionen wie SALT, Arter, Müze Gazhane und Istanbul Modern schaffen kreative Freiräume. Selbst an Wochentagen sind Warteschlangen vor einer Ausstellungseröffnung keine Seltenheit. „Die türkische Kunstszene erlebt derzeit einen dynamischen Aufschwung, der eine der aktivsten Phasen seit Jahrzehnten darstellt. Eine Reihe talentierter Künstler engagiert sich mit Erfolg auf lokalen und globalen Plattformen“, sagt Koza Güreli Yazgan, die kreative Leiterin des kürzlich renovierten Zeyrek Çinili Hamam. Dieses historische Hamam wurde ursprünglich 1540 als türkisches Bad von Kösem Sultan erbaut, einer Sultansfrau und -mutter, die das Reich jahrzehntelang erfolgreich regierte, und ist heute ein kulturelles Zentrum mit restaurierten Bädern, in denen zeitgenössische Kunstinstallationen gezeigt werden. Diesen Herbst präsentiert das Çinili Hamam die Ausstellung Healing Ruins. Inspiriert von der Vergangenheit des Gebäudes und der imposanten Architektur des Bades, setzt sich die Ausstellung mit Themen wie Zerstörung, Geschichte und Heilung auseinander. Ein weiterer Newcomer im Kulturgeschehen Istanbuls ist das Artİstanbul Feshane, das in diesem Sommer mit einer viel diskutierten Ausstellung seine Pforten öffnete und für Aufregung in den konservativen Kreisen der Stadt sorgte. Das Artİstanbul Feshane ist heute mit einer Fläche von 8.000 Quadratmetern eines der größten Kulturzentren Europas. In jahrelanger Arbeit wurde dieses massive Bauwerk, das einst der wichtigste Industriekomplex des späten Osmanischen Reichs war, von der Istanbul Metropolitan Municipality (IBB) renoviert. „In Zusammenarbeit mit der Tate Modern werden wir eine kuratierte Auswahl von Kunstwerken aus London präsentieren, gefolgt von der Mediations Biennale aus Polen“, erklärt Oktay Özel, Leiter der Abteilung für Kulturerbe der IBB. „Wir wollen diesen Ort als Treffpunkt für verschiedene Künstler und unterschiedliche Ansichten nutzen.“ In einer Stadt, in der radikaler Wandel die Norm ist, ist es wichtiger denn je, diese historischen Stätten zu schützen und ihre Geschichten aus einer neuen Perspektive zu erzählen. „Wir wollen, dass die Einwohner und Besucher dieser Stadt neue Zugänge zu unserem kulturellen Erbe finden. Unsere Denkmäler werden zu lebendigen und sich stets weiterentwickelnden Räumen umgestaltet, die mit Istanbul im Einklang stehen“, sagt Mahir Polat, Direktor des von der IBB entwickelten Istanbul-Heritage-Programms. Mit diesem Ziel vor Augen hat die Stadtverwaltung in den letzten vier Jahren eine Reihe bedeutender Renovierungs- und Restaurierungsprojekte abgeschlossen, darunter alte Festungen, antike Grundmauern und Zisternen, byzantinische Paläste, Werften, Fabriken, Gaswerke aus der osmanischen Zeit und historische Hafenanlagen. Schließlich verdient es auch die Designszene Istanbuls, ins Rampenlicht gerückt zu werden, denn eine dynamische neue Generation von kreativen Köpfen setzt ihre zeitgenössischen Projekte vor dem Hintergrund der reichen Geschichte und Kultur der Stadt um. Die Keramikkünstlerin Esma Dereboy hat eine innovative Technik zur Prägung von Reliefmustern entwickelt und damit die jahrhundertealte handwerkliche Tradition der Fliesenherstellung auf moderne Weise aufgegriffen. Im Jahr 2018 brachte sie eine eigene Geschirrserie auf den Markt, die bereits mehrere bedeutende internationale Designpreise gewonnen hat. „Für FOTO © BIZ 20 CENTURION-MAGAZINE.COM

mich ist die Energie Istanbuls wie ein kontinuierlich dahinströmender Fluss. Während er fließt, entstehen in jedem Moment andere Farben und Muster. Das Chaos dieser Stadt und ihre übermächtige Vergangenheit veranlassen mich dazu, genau das Gegenteil zu schaffen: ruhige und zeitlose Designs.“ Les Benjamins, die in Istanbul ansässige Luxus-Streetwear-Marke, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Dynamik des modernen Orients zu vermitteln. „Dualität ist ein konstantes Thema in der DNA unserer Marke. Es ist auch ein Spiegelbild dessen, was ich bin. Ich bin in Deutschland geboren und habe türkische Wurzeln. Bei mir dreht sich alles um Kontraste und Gegensätze, und Istanbul ist dafür eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration“, sagt Bünyamin Aydın, Gründer und Kreativdirektor der Marke. Weitere Designermarken, die wichtige Akzente in der internationalen Mode szene setzen, sind Begum Khan, Misela, Manu Atelier, Lug von Siga, Anim Living und Siedrés – um nur einige zu nennen. Einst die „Königin der Städte“, ist Istanbul heute eine schillernde Megapolis. Sie verbindet scheinbar unvereinbare Gegensätze: harmonisch und widersprüchlich, elegant und kitschig, überfüllt und friedlich, unterhaltsam und spirituell, schön und ja, manchmal auch hässlich. Aber wer möchte nicht gerne alles haben? Istanbul-Highlights Übernachten Das The Peninsula Hotel Istanbul ( peninsula. com) wurde kürzlich von Virtuoso als bestes neues Hotel des Jahres 2023 ausgezeichnet und bietet eine hervorragende zentrale Lage mit atemberaubendem Blick auf den Bosporus und die Altstadt. Weiter nördlich, direkt am Wasser in Kuruçeşme, besticht das Mandarin Oriental Istanbul ( mandarinoriental.com) durch seine schlichte Architektur und das minimalistische Interieur. Das Four Seasons ( fourseasons.com) verfügt über zwei Standorte, einen im historischen Sultanahmet-Viertel, den anderen am Bosporus. Ein urbanes Flair bietet das neue Vakko Hotel & Residence (vakkohotel.com) im Einkaufsviertel Nişantaşı. Die Schwesterhotels The Stay Nişantaşı und Bebek Hotel (thestay.com.tr) sind ebenfalls eine gute Wahl, sie zeichnen sich durch hervorragende gastronomische Angebote und moderne Zimmer aus. Essen und Trinken Wenn es ums Essen geht, bietet Istanbul eine unendliche Vielfalt an Möglichkeiten. Die bekanntesten Neueröffnungen sind das Gallada (peninsula.com), Okra İstanbul (okraistanbul.com) und Biz İstanbul (bizistanbul.com.tr). Das Arkestra (arkestra. com.tr), ein weiterer neuer Hotspot für Locals, befindet sich im Stadtteil Etiler in einem Gebäude im Stil der 1960er-Jahre mit schönem Innenhof und einer erstklassigen Speisekarte. Im Galataport, dem ehrgeizigen Hafenprojekt, befindet sich das Frankie (frankieistanbul.com), ein angesagtes Restaurant mit einem ausgezeichneten mediterran-asiatischen Menü und einer beeindruckenden Einrichtung. Wer einheimische Restaurants sucht, für den sind Alaf (alafkurucesme.com), Neolokal (neolokal.com) und Araka (@araka.istanbul) großartige Optionen. Die absoluten Favoriten der Stadt sind das Karaköy Lokantası ( karakoylokantasi.com) oder Asmalı Cavit (+90 212 292 49 50) – probieren Sie unbedingt die köstlichen Meze; herzhaftes Kebab gibt es im Zübeyir Ocakbaşı (zubeyirocakbasi.com.tr). FOTO AYHAN ALTUN / ALAMY Im Kunst- und Kulturzentrum Artİstanbul Feshane Kultur Das Istanbul Modern (istanbulmodern.org) öffnete diesen Mai seine Pforten in einem neuen, von Renzo Piano entworfenen Gebäude. Gleich gegenüber befindet sich das Istanbul Museum of Painting and Sculpture (bienal.iksv.org), in dem bedeutende Werke der modernen Kunst ausgestellt sind. Etwas Mystisches hat es an sich, die unterirdische Welt der historischen byzantinischen Zisternen zu betreten, die sich unter der Stadt befinden. Drei davon wurden kürzlich renoviert: die Basilika-Zisterne, die Theodosius-Zisterne und die Gulhane-Zisterne. Das neue Kunst- und Designzentrum im historischen Gebäude der Casa Botter ist ebenfalls ein Muss. Kunstliebhaber sollten außerdem die Salt (saltonline.org) und Meşher (mesher.org) in ihr Programm aufnehmen. Und um die faszinierende Welt des führenden osmanischen Architekten Mimar Sinan kennenzulernen, empfiehlt sich ein Besuch der Süleymaniye- und der Rüstem-Pascha-Moschee. CENTURION-MAGAZINE.COM 21

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