ZURÜCK INS GESTERN Fortschritte in Technologie und Design mögen die Markenzeichen neuer Superyachten sein. Einige Yachtbauer der Ferretti Group besinnen sich aber zunehmend auch auf ihre Klassiker und lassen sich von diesen inspirieren. Von Cornelia Marioglou Alberto Galassi, der CEO der Ferretti Group, ist bekannt als Motivator und kühner, dynamischer Wegbereiter, der aus dem angeschlagenen Unternehmen, das er 2013 übernahm, das florierende Konglomerat machte, das wir heute kennen. Er ist ein Mann, der den Blick in die Zukunft richtet, aber auch die Vergangenheit nicht aus den Augen verliert. Zur Ferretti Group gehören traditionsreiche Marken wie der gleichnamige Yachtbauer, Wally, CRN, Pershing, Itama, Custom Line und Riva. Letztere war es, die Galassis Liebe zum Yachting befeuerte. „Wenn dein Vater 1974 eine Riva gekauft hat und du sie immer noch im Museum in Sarnico aufbewahrst, wie sollst du Riva dann nicht lieben? Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich wahrscheinlich nicht hier wäre, wenn Riva nicht zur Ferretti Group gehören würde. Ich war schon lange, bevor ich daran dachte, hier CEO zu werden, ein Kunde des Unternehmens“, schwärmt er. Dies war die Grundlage für eine neue Initiative namens Riva Classiche. Galassi erklärt: „Eine Marke wie Riva zu haben, ist ein unvergleichliches Privileg, so als würde einem Ferrari gehören. (Er besitzt selbst mehrere Ferraris, darunter auch historische Modelle.) Diese Marken sind weltweit bekannt. Sie haben eine lange Tradition und ein großes Vermächtnis. Das ist der Grund, warum wir Riva Classiche ins Leben gerufen haben, ein Programm zur Restaurierung und Zertifizierung von alten Rivas aus Holz. Aus der Fabrik in Sarnico (der am engsten mit Riva verbundenen Werft) kamen zwischen den 1950ern und den 1990ern nicht nur Holzyachten, sondern auch Boote aus neuem Material wie Fiberglas. Jetzt können die Boote wieder in genau diese Fabrik in Sarnico zurückgebracht 64
Riva ist ein nationales Kulturgut. Die Marke gehört nach Italien. Meine Aufgabe ist es, sie zu bewahren und zu verbessern, um die Integrität der Marke Riva zu erhalten. werden, um mit Originalersatzteilen repariert zu werden und eine Bescheinigung über ihre Herkunft und Echtheit zu erhalten.“ 2022 feierte Riva mit der Riva Anniversario nicht nur das 180-jährige Bestehen des Unternehmens, sondern auch das 60. Jubiläum der legendären Aquarama. Insgesamt wurden nur 18 Exemplare (eines für jedes Jahrzehnt des Unternehmens) produziert, die allesamt schnell vergriffen waren. Eines dieser Boote war aus einem speziellen Grund besonders wichtig. „Der komplette Erlös aus dem Verkauf der Riva Anniversario No. 18, des letzten Modells der Serie, geht an UNICEF. Wir behalten keinen Cent davon“, erklärt Galassi. „Der neue Besitzer wird ein Kunstwerk erhalten, das mit der Zeit an Wert zulegt und gute Leistungen erbringt.“ Das Konzept von Yachten als Kunstwerke findet bei Galassi großen Anklang. Neben seinen zahlreichen Interessen, zu denen zeitgenössische Kunst und Musik gehören, sammelt er auch Rolex-Uhren. „Meine Sammlung besteht aus klassischen Rolex Daytonas. Ich habe sie im Lauf von 35 bis 40 Jahren aufgebaut“, so Galassi. „Die Rolex Paul Newman habe ich gekauft, als niemand sie haben wollte. Mittlerweile sind die Preise für Rolex wie verrückt gestiegen. Sie sind Objekte des Begehrens und der Spekulation. Ich glaube, bei Autos gibt es das auch schon – und bei Booten fängt es jetzt an.“ Für Ferretti bedeutet das mehr als nur Riva Classiche. Es gibt Motive, die sich durch die Marken des Unternehmens hindurchziehen – und darauf möchte Galassi aufbauen. „Es wird noch weitere limitierte Editionen von Riva und auch von Wally geben“, kündigt er an. „Vermutlich werden einige Itamista, puristische Eigner von Itama Yachten, nach zehn bis 15 Jahren auf ein anderes Boot umsteigen und genau das gleiche Modell wieder kaufen wollen. Auch für diese Eigner haben wir Pläne. Pershing feiert sein 40-jähriges Bestehen. Die Marke hat einige Sammler, oder Tifosi, die ebenfalls eine Jubiläumsedition verdienen.“ Von seinen vielen „Schützlingen“ möchte Galassi besonders Itama einem breiteren Publikum zugänglich machen. „Itama ist eine fantastische Marke, aber sehr lokal ausgerichtet. Ich möchte sie zu etwas Globalem machen“, sagt er. Doch trotz dieses internationalen Ansatzes ist das Herz von Ferretti – und auch die Philosophie von Galassi – immer noch sehr stark im Heimatland der Gruppe verwurzelt. „Riva ist ein nationales Kulturgut. Die Marke gehört nach Italien – aber nicht nur nach Italien, sondern in die ganze Welt. Meine Aufgabe ist es, sie zu bewahren und zu verbessern, um die Integrität der Marke Riva zu erhalten“, bestärkt Galassi. Und wenn man das Bild einer klassischen Yacht heraufbeschwört, wird man dabei wohl immer an Bella Italia und das glitzernde Mittelmeer denken. 65
