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Industrieanzeiger 10.2022

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TOPSTORY » Mobilität

TOPSTORY » Mobilität der Zukunft Daimler Truck setzt bei seinen Prototypen auf den noch exotischen flüssigen Wasserstoff, da dieser eine höhere Energiedichte mitbringt. Dafür muss aber auch eine passende Tanktechnik entwickelt werden. Bilder: Daimler Truck AG Vergleich zu LH2 unter anderem eine noch höhere Speicherdichte und einfachere Betankung. Die Unternehmen planen die erste Betankung eines Prototyp-Lkws an einer Pilotstation in Deutschland für das Jahr 2023. Um technische Inseln zu vermeiden, setze man auf Offenheit rund um die relevanten Schnittstellen. Denn nur wenn sich möglichst viele weitere Unternehmen und Verbände an der Entwicklung der neuen Flüssigwasserstoff-Standards beteiligen, könne ein globaler Massenmarkt für das Verfahren etabliert werden. Denn derzeit ist die Wasserstoff-Infrastruktur auf die gasförmige Speicherung ausgelegt, Nutzfahrzeuge tanken mit 350 bar, Pkw mit 700 bar. Der Wasserstoff-Tankstellen-Betreiber H2 Mobility plant in seiner nächsten Ausbaurunde in Deutschland zwar einen Fokus auf Nutzfahrzeuge, bleibe vorerst aber beim gasförmigen Wasserstoff. Dennoch sei man bei H2 Mobility auch offen für LH2. Es gibt aber auch Logistiker, die nicht noch Jahre auf die Serienfertigung der großen Hersteller warten wollen. Das Start-up Clean Logistics kann bereits liefern, bei Hamburg baut man auf Kundenwunsch Lkw und Busse von Diesel auf Brennstoffzellen um: Da das Geschäft bereits brummt, wurde eine neue 10.000 m 2 große Halle bezogen, wodurch die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge ab Ende 2023 jährlich auf Der Elektrolyseur- Hersteller H-Tec Systems ist derzeit im Aufbau einer Serienfertigung: Bis 2025 will das Unternehmen 1.000 MW Produk - tionskapazität mit PEM-Elektrolyse schaffen. Bild: H-Tec Systems GmbH 36 Industrieanzeiger » 10 | 2022

Bild: H-Tec Systems GmbH Neben Fahrzeugen und Tankstellen muss auch der Treibstoff in ausreichenden Mengen parat stehen. Daher übernahm MAN den Elektrolyseur- Hersteller H-Tec Systems. bis zu 450 steigen soll. Bereits im Sommer 2021 hat das Unternehmen den ersten konvertierten Bus mit Brennstoffzellen-Wasserstoff-Antrieb im ÖPNV in Europa an die Uckermärkische Verkehrsgesellschaft übergeben. Vor kurzem hat das Unternehmen nun nach vier Jahren Entwicklungszeit seine erste 40-t-Sattelzugmaschine vorgestellt, den Fyuriant. Bereits vor der offiziellen Präsentation sei der Truck „im vierstelligen Bereich“ nachgefragt worden. Seine Reichweite betrage laut Hersteller über 400 km, die ersten Maschinen sollen noch dieses Jahr ausgeliefert werden. Statt wie bisher straßenfertige Lkws zu demontieren, möchte man dafür zukünftig auch direkt mit Rolling Chassis – also reinen Fahrgestellen ohne Antriebsstrang – von den Herstellern arbeiten. Ab und an muss der Laster dann auch an eine Tankstelle: Deren Netz wird in Deutschland derzeit ausgebaut, insgesamt bietet der Platzhirsch H2 Mobility 159 Tankstellen, weitere 35 sind in Reali - sierung. Die Westphalen AG eröffnete bereits 2016 in Münster eine entsprechende Tankstelle und hoffte, so den Markt in der Region anzukurbeln: „Eine Cash- Cow war das dann aber sicher nicht“, gibt Nicolas Dohn, Wasserstoff-Manager bei der Westfalen Gruppe auf einem Forum während der diesjährigen Hannover Messe offen zu. Denn man habe auf Pkw » In fünf bis zehn Jahren wird grüner Wasserstoff einer der wichtigsten primären Energieträger der sich fortschreitend dekarbonisierenden Weltwirtschaft werden. « Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions gesetzt, im Nachhinein wäre seiner Ansicht nach der Fokus auf die Lkw-Betankung sinnvoller gewesen. Auch H2 Mobility will stärker in diese Richtung fokussieren, die 700-Bar-Säulen aber deswegen nicht aus den Augen verlieren. Die Erfahrung, dass von den einigen Wasserstofftankstellen in der Region Stuttgart schlussendlich nur zwei für ihren umgerüsteten Brennstoffzellen-Lkw passen, machte auch die Uni Esslingen: Zusammen mit der Große-Vehne Speditions GmbH testete man den Forschungsumbau im praktischen Logistik-Alltag. Generell sei das gut machbar, allerdings müsse man eben genau schauen, ob die nächste H2-Tanksstelle auch wirklich kompatibel mit dem verbauten Tanksystem (350 beziehungsweise 700 bar) ist. Die Experten sind sich daher inzwischen im Klaren darüber, dass eine Tankstelle in der Region nicht ausreiche, um gewerbliche Nutzer zum Wechseln zu animieren: Denn wer seine Logistik auf diese eine Säule ausrichtet, macht sich stark abhängig. Eine Redundanz ist hier daher Pflicht, etwa für die durchaus mehrere Tage dauernden Wartungen einer H2-Tankstelle. Automation spart Zeit Hier knüpft Technikhersteller Maximator an. Zusammen mit Bosch Rexroth hat das Thüringer Unternehmen eine automatisierte Lösung zur Reduktion der Wartungszeiten entwickelt: Damit läuft der regel - Industrieanzeiger » 10 | 2022 37

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