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KEM Konstruktion 12.2018

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Trendthemen: Additive Manufacturing, Simulation; KEM Porträt: Frank Kronmüller, Executive Vice President, R+W; KEM Perspektiven: Spezielle Tools öffnen die Simulationswelt

MAGAZIN PORTRÄT auch

MAGAZIN PORTRÄT auch ehren kann, weil man ja etwas richtig gemacht haben muss. Das ist das eine. Wenn wir uns als Technologieführer sehen, meinen wir, dass wir Kupplungs-Technologien an den Markt gebracht und damit Standards gesetzt haben. Wenn wir zum Beispiel an eine Gelenkwelle denken – eine Zwischenachse, die lange Wege überbrücken kann – waren wir damit die ersten am Markt. Außerdem ist es uns als erster Hersteller gelungen, eine Low-Weight-Sicherheitskupplung mittels Leichtbaumaterialien zu entwickeln, die mittlerweile sehr verbreitet ist. Wir reden von Technologien in der Kupplung selbst, aber auch davon, die entsprechenden Produkte über Fertigungskapazitäten, Fertigungsmöglichkeiten und entsprechende Materialien herzustellen. Und generell müssen wir am Standort Deutschland einen technologischen Schritt voraus sein, wenn wir den starken Wettbewerb in anderen Regionen anschauen. Bild: Michael Omori Kirchner/Konradin Mediengruppe Frank Kronmüller, Executive Vice President, R+W Antriebselemente Zum Unternehmen INFO Seit 1990 besitzt R+W eine separate Entwicklungsabteilung für Neuentwicklungen und Speziallösungen von Präzisionsund Industriekupplungen. In enger Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth und der RWTH Aachen kommen die Innovationen in Testserien auf den Prüfstand. Für die Weltraumstation ISS entwickelten R+W-Ingenieure zum Beispiel eine Sicherheitskupplung und für die größte Maschine der Welt, für das CERN (die Europäische Organisation für Kernforschung), realisierten sie eine steckbare Metallbalgkupplung als Spezialanfertigung. Auch die erste steckbare Metallbalgkupplung und die ultraleichte Sicherheitskupplung gehören zu den Entwicklungen. KEM Konstruktion: Industrieelle Automation setzt präzise Dynamikübertragung voraus. Wie sehen Sie die Performance der Kupplungen und Gelenkwellen, die den Schwerpunkt der R+W-Entwicklungen bilden? Kronmüller: Schwerpunkt unserer Entwicklung in Sachen Dynamik war und ist die Metallbalgkupplung. Nach wie vor ist es auch das Produkt, das sich als stärkster Umsatzträger im Haus darstellt. In den typischen Applikationen der Handhabungstechnik oder der Servoantriebstechnik geht es um Dynamik, die Verfahrzeiten und den Output der Maschinen. Höhere Dynamiken fordern nun Kupplungen im Sinne von Zuverlässigkeit und Energieeffizienz. Bessere Energieeffizienz ist verfolgbar, wenn ich kompakter baue und eine höhere Leistungsdichte erziele. Wir haben daher Baureihen entwickelt, beispielsweise die BKM – eine steife und kompakte Kupplung mit Klemmnabe, bei denen wir durch einen anderen Aufbau und gleichbleibendem Außendurchmesser über das doppelte an Drehmoment übertragen. Wir bieten generell eine erhöhte Leistungsdichte bei sinkendem Massenträgheitsmoment und ermöglichen dadurch höhere Verfahrgeschwindigkeiten – das Ganze auch noch im Bereich absoluter Spielfreiheit, also im Sinne präziser Dynamik. KEM Konstruktion: Welche Technologie-Standards setzen Sie aktuell und wo liegen aus Ihrer Sicht richtungsweisende Kundenlösungen? Kronmüller: Wir können den Bereich Präzisionskupplung und Industriekupplungen betrachten. Bei Präzisionskupplungen geht es aktuell vor allem darum, die Leistungsdichte der Kupplung zu erhöhen, also kompakter zu bauen und höhere Verfahrgeschwindigkeiten zu realisieren, also mehr Drehmoment bei gleicher Baugröße zu übertragen. Bei den Motoren ist Kompaktheit im Trend. Getriebe werden kleiner, denn leichte Bauteile für kompakte Maschinen sparen Geld. Leichtbau ist also ein weiterer Trend, der direkt ins Massenträgheitsmoment hinein geht und sich gerade im Bereich der Industriekupplungen niederschlägt. 16 K|E|M Konstruktion 12 2018

KEM Konstruktion: In der aktuellen Kupplungsserie gehen Sie mit einer speziellen Lamellenkupplung an den Markt, die auf kleinere Drehmomente ausgelegt ist. Was macht diese SCL-Baureihe für Servoantriebe aus und auf welche Applikationen fokussieren Sie? Kronmüller: Viele Kunden setzen Lamellenkupplungen speziell auch im kleineren Drehmomentbereich ein. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, das Produktportfolio nach unten hin abzurunden. Den Markt konnten wir bislang nicht bedienen. Es ist eine Abgrenzung. Wir erweitern an der Stelle unser Produktspektrum, um Kunden ganzheitlich zu bedienen, und grenzen uns vom Markt ab. Wir haben Balgkupplungen von 0,1 bis 10.000 Nm und Lamellenkupplungen ab 300 Nm aufwärts. Die Balgkupplung ist meiner Ansicht nach immer noch das hochwertigere Produkt, aber es gibt Applikationen, in denen die Lamellenkupplungen absolut Sinn ergeben – beispielsweise bei höheren Wellenverlagerungen, um diese auszugleichen. Hier können Anwender einen höheren Wellenversatz ausgleichen als mit einer etwa baugleichen Balgkupplung beziehungsweise in gleicher Baugröße. Temperaturbeständigkeit ist ein weiteres Plus, da es sich um eine Ganzstahlkupplung handelt, die materialbedingt eine höhere Temperaturbeständigkeit mitbringt. Momentan liefern wir kundenspezifische Einzelserien mit höheren Stückzahlen. Neben dem Praxistests bei ersten Kunden laufen aktuell abschließende Tests an der Universität Bayreuth und der RWTH Aachen. Als Katalogprodukt bieten wir die SCL-Baureihe derzeit mit Klemmnabe und Konusklemmring von 25 bis 100 Nm an. KEM Konstruktion: Effizienz und Betriebssicherheit sind wichtige Entscheidungsgrößen in der Industrie. Welche Vorteile bringen gerade mechanische Features der Kupplungen im Antriebsstrang (beispielsweise gegenüber elektronischer/sensorischer Trennung)? Bild: Michael Omori Kirchner/Konradin Mediengruppe Frank Kronmüller, Executive Vice President bei R+W Antriebselemente, im Gespräch mit der Redaktion von KEM Konstruktion Kronmüller: Das sind für den Hersteller mechanischer Kupplungen immer wichtige Fragen. Wir bewegen uns dabei im Bereich Sicherheitskupplungen, also lasttrennender Kupplungen. Hier geht es uns darum, Stöße in einem Crash-Fall abzufedern. Elektronische Systeme arbeiten dabei als mechanisch lasttrennende Elemente. Die Sicherheitskupplungen reagieren bei einem Drehmomentstoß, der plötzlich im Bereich von ein bis drei Millisekunden kommt. Es geht darum, angrenzende Bauteile zu schützen. Hierbei wirkt eine mechanisch lasttrennende Sicherheitskupplung bis zu dreimal schneller als ein elektronisches System. Elektronische Systeme muss man abfragen. Diese gehen oft über Drehmomentanstiege. Von daher sehen wir die mechanische gegenüber der elektronischen Lasttrennung immer noch im Vorteil. Oftmals haben Kunden aber auch beide Systeme im Einsatz. Bild: Michael Omori Kirchner/Konradin Mediengruppe „Nach Berücksichtigung aller Kostengesichtspunkte immer noch ein Premiumprodukt anzubieten, das aber für einen akzeptablen Preis am Markt abgesetzt werden kann – darum geht es.“ Frank Kronmüller, Executive Vice President, R+W Antriebselemente K|E|M Konstruktion 12 2018 17

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