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mav 04.2020

TRENDProduktionsfaktor

TRENDProduktionsfaktor Infrastruktur 1&1 Drillisch, Telefónica, Telekom und Vodafone geben Antworten 5G-Ausbau in Deutschland Wo steht Deutschland beim Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5G? Bild: studio v-zwoelf /stock.adobe.com Wo steht Deutschland beim Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5G? In welchem Anwendungsbereich steckt das höchste Potenzial? Warum hinkt die Bundesrepublik im internationalen Vergleich hinterher? Wir haben bei den vier Mobilfunkanbietern, die 5G- Frequenzen ersteigert haben – 1&1 Drillisch, Telefónica, Telekom und Vodafone – nachgefragt. Autor: Thomas Wagner, Konradin ■■■■■■ mav: Welche Projekte zum 5G-Ausbau laufen aktuell und welche stehen noch an? Telefónica: Neben der Erforschung von grundsätzlichen Aspekten der Technologie 5G bringen wir uns auch in den Bereichen industrielle Anwendungen, Verkehrssteuerung, Rundfunk und Festnetz-Ersatzlösungen ein. Hierzu haben wir vor drei Jahren unser Projekt „Tech- City“ in München gestartet – einem realen Testfeld, bei dem wir technische Aspekte näher beleuchten, hinterfragen und zusammen mit Partnern aus der Mobilfunkindustrie erforschen. Speziell in Bayern arbeiten wir am Projekt „5G Today“, bei dem wir herausfinden wollen, wie 5G über große Entfernungen für den Broadcast verwendet und optimiert werden kann. Und wir erforschen auf der A9 die Anwendung beim vernetzten Fahren. Vodafone: Im Juli 2019 hat Vodafone das erste 5G-Netz in Deutschland gestartet, aktuell funken mehr als 150 5G-Antennen in unserem Mobilfunknetz. Bis zum Ende des laufenden Jahres wollen wir 10 Millionen Menschen mit 5G erreichen, bis Ende 2021 dann rund 20 Millionen. Zudem haben wir hierzulande die ersten echten 5G-Anwendungen gestartet – für die Industrie und Privatkunden. Gemeinsam mit der e.GO Mobile AG haben wir die erste 5G-Fabrik gestartet, in Wolfsburg das erste 5G-Bundesligastadion. Wir haben mit Airbus ein 12 Meter großes Luftschiff per 5G gesteuert. Und wir haben einer blinden Skifahrerin geholfen, erstmals alleine die Piste herunterzufahren. In diesem Jahr werden viele Anwendungen folgen, vor allem in der Industrie. Aktuell haben wir gemeinsam mit Total die ersten beiden 5G-Tankstellen in Europa ans Netz genommen. 22 April 2020

1&1 Drillisch: Aktuell befinden wir uns in Verhandlungen mit potenziellen Partnern für den Netzaufbau. Wenn diese Gespräche abgeschlossen sind, gehen wir in die Detailplanung unseres Netzes. Im nächsten Schritt geht es für uns auch darum, eine Vereinbarung mit den etablierten Netzbetreibern zum Thema National Roaming zu treffen. Als Neueinsteiger können wir vom ersten Spatenstich an auf modernste Technologie setzen. Beim Bau unseres Netzes können wir zudem auf das Glasfasernetz unserer Schwester 1&1 Versatel bauen. Telekom: Aktuell hat die Telekom rund 450 5G-Antennen in Deutschland aufgebaut. 5G ist bereits in acht deutschen Städten – Berlin, Bonn, Hamburg, Darmstadt, Köln, München, Leipzig und Frankfurt – verfügbar. Im laufenden Jahr soll die Zahl der Antennen auf bis zu 1500 anwachsen und in 20 Städten – darunter alle Landeshauptstädte – verfügbar sein. In allen 5G-Städten wird das Netz im Laufe des Jahres weiter verdichtet. In der Netzplanung setzen wir auf zusammenhängende Gebiete. In Berlin etwa betreiben wir das größte zusammenhängende 5G-Netz in Deutschland. Bis zum Jahr 2025 will die Telekom unter anderem eine Abdeckung mit 5G für 99 Prozent der Bevölkerung und 90 Prozent der Fläche. zes, das Privat- und Geschäftskunden künftig höhere Geschwindigkeiten, mehr Kapazitäten und eine intelligente Vernetzung ihrer digitalen Geräte ermöglicht. Bis Ende 2022 wollen wir 30 Städte mit insgesamt 16 Millionen Einwohnern versorgen. Vodafone: 5G ist zu Beginn vor allem für die Industrie sehr vorteilhaft. Der ersten 5G-Fabrik in Deutschland sollen noch in diesem Jahr weitere folgen. Wir haben unsere ersten 5G-Stationen gezielt nicht ausschließlich in einzelnen Großstädten, sondern auch in kleineren Orten, entlang von Autobahnen und in Industriegebieten gestartet. Dadurch wollen wir ermitteln, wo 5G zu Beginn wirklich gebraucht wird. Bis zum Ende des Jahres wollen wir 5G für 10 Millionen Menschen ermöglichen – in den großen Städten und auf dem Land. 1&1 Drillisch: Bis 5G flächendeckend zur Verfügung steht, wird es wohl noch einige Jahre dauern. Das liegt auch in der Natur der 5G-Frequenzen – sie können zwar viele Daten übertragen, haben jedoch nur eine sehr begrenzte Reichweite. Langwellige Frequenzen, die für die flächendeckende Versorgung geeignet sind, werden erst in vier bis fünf Jahren verfügbar sein. Um schnelles Internet auch in den ländlichen Raum zu bringen und dort Funklöcher zu stopfen, ist LTE aktuell der wichtigere Schlüssel. Für Industrieunternehmen wie etwa Siemens steht 5G bereits schon heute im Rahmen von Campus-Netzen zur Verfügung. Die Deutsche Telekom als ein Beispiel im Auftrag des BMW Group Werks Leipzig ein Campus-Netz in Betrieb genommen. Dies ist das vierte Campus-Netz bei einem Kunden in Europa. Als Netzausrüster ist der Technologiepartner Ericsson an Bord. Bild: Telekom Vodafone hat aktuell mit Total die ersten beiden 5G-Tankstellen in Europa ans Netz genommen. Bild: Vodafone mav: Wie weit ist der Ausbau in deutschen Ballungszentren fortgeschritten? Und wie lange wird es dauern, bis es vernünftige 5G-Netze auf dem Land geben wird? Telefónica: Zunächst einmal: Wir sind heute 5G ready. Unsere Kunden werden im Laufe des Jahres von einem leistungsstarken 5G-Netz profitieren. Dabei steht für uns bei 5G stets der tatsächliche Nutzen für Verbraucher und Industrie im Vordergrund. Daher starten wir parallel zum aktuellen LTE-Ausbau zunächst in fünf deutschen Großstädten mit dem Aufbau eines 5G-Net- mav: Wo sehen Sie für 5G das größte Potenzial? Telefónica: Im Wesentlichen in zwei Bereichen: Unserer Ansicht nach werden insbesondere im industriellen Umfeld 5G-Vorteile wie geringe Latenzzeiten die Produktivität von Industriestandorten erheblich steigern. Dabei geht es vor allem um autarke Campus-Netze. Darüber hinaus werden wir durch einen gezielt nutzerorientierten Aufbau 5G im O2-Netz sowohl Privat- als auch Geschäftskunden in Deutschland anbieten. Vodafone: Zu Beginn profitiert vor allem die Industrie von 5G: Maschinen und Roboter unterstützen den Menschen bei der Arbeit – in Echtzeit. Auch die Sportbranche und mit ihr die Zuschauer werden von 5G profitieren. Gemeinsam mit der DFL haben wir in Wolfsburg das erste 5G-Bundesliga-Stadion gestartet und eine Echtzeit-App entwickelt. Außerdem wird die 5G die Gaming-Branche, auch in den Beriechen Virtual und Augmented Reality, nach vorne bringen. April 2020 23

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