Tanz um Philippinen FOTO: NASA/TERRA-MODIS Supertaifun Rai aus der Weltraum-Perspektive.
Tropenstürme sind auf den Philippinen keine Seltenheit – jährlich rund 20 Taifune fegen über den Inselstaat hinweg. Kurz vor Weihnachten des letzten Jahres jedoch zog Rai eine Spur der Verwüstung nach sich. Mutiert zu einem Supertaifun mit bis zu 140 Knoten Speed, machte er auch uns in der an sich gut geschützten Tambobo Bay das Leben schwer. Text und Fotos WOLFGANG HAUSNER den Taifun Wir lagen in der Bucht im Süden der Insel Negros, als der österreichische Kat Emma Peel einlief. Der Eigner Robert Winkler ist ein alter Freund, wir hatten schon öfter einen netten Ankerplatz auf den Philippinen geteilt. Robert ist mit einer Filipina verheiratet und unternimmt wie ich und Loida Fahrten durch Südostasien. Sein zehnjähriger Sohn Louis ist auf dem Boot aufgewachsen und kennt kein anderes Leben als das auf dem Wasser. Robert kaufte den Holz-Kat in Thailand, aber gebaut wurde er viele Jahre zuvor in Carmen auf Cebu von einem gemeinsamen Bekannten, dem Amerikaner Mike Allen. Jetzt wollte Robert sein Boot auf den Strand setzen, um das Antifouling zu erneuern. Nur 200 Meter weiter stand bereits eine andere Yacht im Sand. Sie gehörte Mark, einem Engländer im Rasta-Look, der vor langer Zeit einen Gaffelkutter von dem Belgier Eric erstanden hatte. Aber je mehr sich Mark damals in die Tiefe des Schiffes wühlte und mit faulem Holz um sich warf, desto mehr Schäden kamen zum Vorschein. Der vorherige Eigner hatte eine kleine, aber bedeutungsvolle Episode unerwähnt gelassen. Auf seiner letzten Fahrt wollte Eric seinen Eigenbau nach der Touristen-Insel Boracay segeln, um dort über die Weihnachtsfeiertage die Puppen tanzen zu lassen. Aber so weit kam es nicht, auf dem Weg dorthin geriet er in den Außenbereich eines Taifuns und wurde kurzerhand auf den Strand einer der Cuyo-Inseln geworfen. Eric konnte von Glück reden, nur einen Streifschuss abbekommen zu haben. Egal wie, er hinkte zurück nach Tambobo, reparierte so gut es ging, aber ab dann wollte er verkaufen. Mark war dann die nächsten zehn Jahre damit beschäftigt, einen neuen Rumpf um den noch brauchbaren Rest zu bauen. Jetzt stand der Gaffelkutter aufrecht am Sandstrand, total im Lot, abgestützt durch angebolzte Aluminiumrohre mit Bodenplatten an den unteren Enden. Mark hatte diese teleskopartige Konstruktion eigens aus England kommen lassen. Dort wird sie häufig in Tidengewässern verwendet, versicherte er mir. Ich konnte ihm nur beipflichten, denn Jahre zuvor fiel sein Boot plötzlich auf dem Strand um, als die verwendeten Bambusrohre nicht ihren Zweck erfüllten. Sein damaliger Arbeiter Nelson ließ zu dem Zeitpunkt den Farbtopf fallen und rettete sich durch einen blitzschnellen Hechtsprung, ansonsten wäre er ebenso zerquetscht worden wie das Beiboot. MÜCKE WIRD ELEFANT Mit Mark lag ich in der Vergangenheit öfter im Clinch, weil wir uns dauernd um Delfin stritten, den besten Tischler weit und breit. Er arbeitete öfter für Mark, ich benötigte ihn aber jedes Mal, wenn ich in Tambobo war, für anfallende Reparaturen. Jetzt, nachdem Mark endlich mit seinem Bootsbau fertig war, hatte sich auch unser Verhältnis gebessert und wir konnten wieder normal miteinander reden. Der innere Teil der Bucht war mit etwa drei Dutzend Yachten belegt, die alle an einer Muring 2/2022 41
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