Aufrufe
vor 8 Jahren

OCEAN7 2013-04

  • Text
  • Regatta
  • Tortola
  • Soleil
  • Bavaria
  • Torqueedo
  • Neuguinea
  • Atlantik
  • Kapverden
  • Segeln
  • Melilla
  • Menorca
  • Balearen
  • Mallorca
  • Motorboot
  • Hausboot
  • Frankreich
  • Seemannschaft
  • Woerthersee
  • Optimist
  • Jugend
Diese Ausgabe von OCEAN7 ist dem Schwerpunktthema Jugend und Segeln gewidmet. Ein Rentner schildert in einer spannenden Reportage, wie er per Anhalter um die Welt gesegelt ist. Und OCEAN7-Redakteur Gernot Weiler besuchte eine Regatta mit klassischen Schiffen auf den British Virgin Islands.

OCEAN7People An Land& auf See Von Gran Canaria nach Kapverden und über den Atlantik Text und Fotos: Volkmar Baurecker Volkmar Baurecker ist ein wahrer Abenteurer. Keiner, der nach der Öffentlichkeit schielt, sondern einer, der das Abenteuer des Abenteuers wegen unternimmt. Der 72-jährige segelte per Anhalter um die Welt (OCEAN7 Ausgaben 02 und 03/2013). Hier berichtet er von seinen Erlebnissen auf den Kanaren und Kap Verden und von seinem Weg über den Atlantik. Nurias ECO Huertos, auf Deutsch Biogarten, habe ich internetunterstützt gefunden. Es ist wie „Hand gegen Koje“, aber an Land. Ich bekomme ein Bett in der Gartenhütte, später im Zelt. Anders als bei Hand gegen Koje auf dem Wasser gibt es nun auch reichlich Frühstück, Mittag- und Abendessen. Hier sind meine handwerklichen Talente gefragt: Hühner füttern, Gartenbeete bereiten, Wasserleitungen in die Beete legen, Salatpflanzen setzen, Unkraut jäten, Dach reparieren, einen Küchenkorpus betonieren, Steine ausklauben, Steinplatten verlegen, Steinmauer errichten, Steine, Steine, Steine … – für mich ist es das Jahr der Steine. Noch vor Reiseantritt habe ich mich von Steinen der Galle getrennt. Nun bin ich auf der Fels- und Steininsel Gran Canaria gelandet. Das Bearbeiten des Gartenbodens hier erlebe ich als ständigen Streit mit störrischen Steinen. Dazu sehen den ganzen Tag die braunen, schroffen Felsgalerien auf mich herab. Bis hierher erlebe ich Steine als finstere, lebensfeindliche Hindernisse. Bald kommen kreative Tage mit der Welt des Steinigen. Es fängt damit an, dass Nuria, meine Kost- und Quartiergeberin, mich beauftragt, den zuvor betonierten Küchenkorpus auch noch mit Steinen zu belegen. Es ist wie ein Puzzle-Spiel, mit der Besonderheit, dass ich mir die Teile behauen darf und muss. Nach einigen Stunden des Behauens bekomme ich ein Gespür dafür, was ein Stein braucht, damit er jene Form und Größe erhält, mit der er von mir gebraucht werden kann. Ich bin richtig süchtig nach Steinen, wenn ich da im Garten gebückt oder kniend nach ihnen in der Erde herumkrabble. In dieser demütigen Haltung besucht mich Walter, der Pastor der Evangelischen Tourismusgemeinde von Maspalomas. Ich spreche von der Schönheit solch segensreicher, elementarschöpferischer Arbeit und schwärme 28 OCEAN7 04-2013 | Juli/August 2013

ihm was vor von meiner neuen Sucht. „Mit den Steinen setzen wir uns ja ein ganzes Leben auseinander“, findet er bemerkenswert. Aha – mein Lebenswerk. Steine sind Thema auch beim Segeln, hier mit beiden Vorzeichen: Wie weiche ich ihnen aus? Und wo finde ich einen für eine feste Landfeste? Auf den Kanaren gibt es viele Häuser aus Stein. Wo immer eine Stützmauer betoniert wird – und das sind auf Gran Canaria nicht wenige – wird sie mit Steinplatten belegt. Ich sehe nun genauer hin: Es gibt so viele Arten, wie Steine aneinandergelegt werden können. Vor allem die ungleichgroßen Fugen zwischen den Platten werden in einer unglaublichen Vielfalt mit kleinen Steinen gefüllt. Das sind richtige Kunstwerke, nicht bloß Mauern. 2 1 3 Während ich da so klopfe, finde ich nach und nach eine gute Beziehung zu den braunen und schwarzen Steinen. Ich lerne sie handzuhaben. Ihre Eigenart wird mir vertraut. Mir fällt das frische Grün auf, das nun wie ein Schleier auf den Geröllfeldern liegt. Es hat zuvor zwei Tage lang geregnet und schon sprießen kleinste Pflänzlein aus dem steinigen Boden. Wolfsmilchgewächse, die wie Kakteen aussehen, treiben grüne Blätter. Mannshohes Gestrüpp hat dicke fleischige Blätter angelegt. Es ist das eine Art von Sauerampfer, was durch Kostproben bestätigt wird. Und dann die Opuntien, Feigenkakteen mit den essbaren Früchten. Die dunkelbraunen Felsabstürze schauen auf einmal viel freundlicher auf mich herab. Ich mache mit Nuria einen Betriebsausflug zur Aloe-Vera-Farm ihres Bruders Lorento auf Fuerteventura. Wenn eine Aloe Vera erstmals blüht, ist das ein Signal, dass sie nun alle Wirkstoffe enthält, die dem Hersteller und Anwender von Aloe Vera-Zubereitungen wichtig sind. Das weiß ich von Lorento. Er hat vor 14 Jahren begonnen, auf Fuerteventura eine Plantage mit Aloe Vera aufzubauen – nach Grundsätzen des biologischen Landbaues, versteht sich. 4 5 Foto: Shutterstock (1) 1 Nuria an steingeschmückter Säule 2 Mein Zelt 3 Es gibt so viele Arten, wie Steine aneinander gelegt werden können 4 Aloe Vera 5 Die dunkelbraunen Felsstürze schauen auf einmal viel freundlicher auf mich herab 6 Opuntien, die Feigenkakteen Juli/August 2013 | OCEAN7 04-2013 29

Ocean7 Magazin

Blog

© 2017 by Ocean 7, Satz- und Druck-Team GmbH - Impressum und Privacy