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2008-2 REISE und PREISE

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MALAYSIA DIE REPORTAGE

MALAYSIA DIE REPORTAGE Tiefgrüner Regenwald, mäandernde Flüsse, geheimnisvolle Höhlen – Borneos Provinz Sarawak ist voller Naturschönheiten. Eine Reise in den Dschungel ist zugleich eine Zeitreise. VON SVEN WENIGER Frühstück Zum bei den Orang-Utans Uack, uack, uack« – schrill wie ein Pinscher bellt es durchs Gebüsch. »Huuh, huuh«, seufzt es zurück. »Rrabbit, rrabbbit«, blafft jemand verärgert dazwischen. Nelson Usang Kalang ist zufrieden. Der Dschungel lebt. Den Kläffer macht er, das Echo sind Kröten, Zikaden, Hornbill-Vögel. Du siehst nie was, aber tausend Augen schauen auf dich. »That’s the rainforest«, meint er fröhlich, während wir über den langen Steg laufen. Ich blicke mich um; doch nichts als Grünzeug, wohin das Auge schweift. Wir müssen uns beeilen, mahnt er, die Dämmerung naht. Also traben wir einen Meter über dem sumpfigen Urwaldboden über die Holzbohlen, begleitet von einem Konzert erregten Getiers. Dann stoßen wir auf einmal auf die Steilwand mit dem schwarzen Loch. Der Tanz der Vampire kann beginnen. Mulu-Nationalpark, Borneo, Malaysia – auch beim versierten Traveller steht das nicht oben auf dem Reisezettel. Sehr zu Unrecht. Spektakuläre Landschaften und tolle Strände hat Malaysia ebenso wie eine wechselvolle Geschichte, die über die Jahrhunderte Völker aus ganz Asien und europäische Seefahrer zusammengewürfelt hat. Ein Mix aus Ethnien – Malaien, Chinesen, Tamilen –, Kulturen und Religionen – Moslems, Buddhisten, Hindus und Christen –, wie er bunter kaum sein könnte und in der Region einmalig ist. Das mit Bodenschätzen und Erdöl gesegnete Malaysia überrascht zudem mit westlicher Infrastruktur und bleibt als sicherstes Reiseland Südostasiens dennoch für viele ein weißer Fleck. Auch Mulu ist noch ein Geheimtipp. Er ist der größte der zehn Nationalparks der Provinz Sarawak, von der Hafenstadt Miri per Flieger zu erreichen, und liegt nahe der Grenze zum 8 REISE & PREISE 2/2008

Jäger vom Stamm der Iban bei einer Rast am Wasserfall im Batang Ai National Park im Dschungel von Sarawak Sultanat Brunei. Hier hat Wasser einige der spektakulärsten Höhlensysteme der Erde aus dem porösen Kalkstein gespült. Wie ein riesiges Maul öffnet sich die Deer Cave vor uns, eine Grotte hoch wie ein Dom. Und dann kommen sie. Erst als dünner Faden, dann immer breiter schwingt sich ein endloser Strom Faltenlippenfledermäuse hinaus in den Abend. Erst tanzen sie ein paar Runden über uns im Kreis. Dann zieht eine Welle von einer Million der handgroßen Nachtjäger in die nahen Hügel. Zehn Tonnen Insekten werden ihnen in der Dunkelheit zum Opfer fallen, ein lautloses Massaker. Nelson gähnt. Der drahtige Guide vom Stamm der Berawan ist mit dem Schauspiel aufgewachsen. Es wird bald regnen und stockfins - ter sein, sagt er und drängt zum Aufbruch. Und in der Deer Cave die Nacht verbringen, nein danke. So viel Exotik muss nicht sein. Ein Langhaus reicht für viele Familien Die knatternden Außenborder waren schon früh am nächsten Morgen zu hören. Gerade ist der kuriose Fahnenappell im »Royal Mulu Resort« verklungen, zu dem sich die Hotelmannschaft jeden Tag einfindet. Jetzt sitze ich in einem der Holzboote, lang und schmal wie ein Rennachter. Die Wolken sind watteweiß und hoch, die Sonne heizt die Urwaldsauna an, Wind trocknet den Schweiß. Es geht den Melinau River hinauf. Billy, der junge Penan, steuert. Nelson zeigt Untiefen an. Holzhütten auf Stelzen dünn wie Storchenbeine stehen am Ufer. »Ein Tag Regen, und der Fluss steigt um zwei Meter. Wir können nur so bauen«, erklärt Nelson. Penan und Berawan sind die größten Stämme REISE & PREISE 2/2008 9

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