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2014-3 REISE und PREISE

ÄTHIOPIEN DIE REPORTAGE

ÄTHIOPIEN DIE REPORTAGE Auf dem Weg in die Simien Mountains locken erfrischende Badestellen (links). Biblische Kirchenmalereien in Gondar (Mitte). Die malerische Silhouette der Ein einsamer Langstreckenläufer nutzt die Gunst der Stunde, um den Abgasschwaden des nahenden Tages zu entgehen. Von Lalibela ins antike Aksum Die Provinz Aksum ist die wohlhabendste des Landes. Bereits vom Flugzeug aus blickt man auf weite Weizen-, Gersten- und Teff-Felder. Teff ist eine Hirseart voller Mineralien. Ein Segen für ein Land wie Äthiopien, in dem Unterernährung immer noch eine erhebliche Rolle spielt. Teff ist auch die Grundlage für das Nationalgericht Injera, einen Sauerteig-Fladen, der mit scharfen Soßen, gedämpften Gemüse wie Grünkohl, Rote Beete und Linsen gegessen wird. Die 60.000-Einwohner-Stadt Aksum liegt auf einer Hochebene in 2.000 Meter Höhe. Indische Tuk-Tuks knattern durch die Straßen, schwer beladene Kamele mischen sich unter die Autos, Kinder mit hellblauen Uniformen sind auf dem Ein Badesee mitten in Äthiopien Terrasse der »Viewpoint Lodge« Am Ende der Reise sehnt man sich nach einem Ort, an dem man für ein paar Tage die Seele baumeln lassen kann. Fündig wird man am Lake Babogaya, einem Kratersee mit zwei Kilometern Durchmesser und 70 Metern Tiefe. Er gehört zu den vier Bischoftu Lakes 47 Kilometer südöstlich von Addis Abeba. Im 25 Grad warmen Wasser kann man wunderbar schwimmen. Originell und flairreich, aber recht einfach ist die Weg zur Schule, Frauen mit prall gefülllten Körben auf dem Kopf kommen gerade vom Markt. Im 5. und 6. Jh. gehörte Aksum zu den mächtigsten Königreichen auf Erden, doch im italienisch-abessinischen Krieg wurden die meisten Paläste und das antike Aksum zerstört, nur Ruinen und ein gigantisches Stelenfeld sind geblieben. In der Kirche der Heiligen Maria von Zion lagert nach Aussage der äthiopisch-orthodoxen Kirche die Heilige Bundeslade. Aufbruch in die Simien Mountains Kal, unser Fahrer, steht mit seinem Landcruiser pünktlich um halb zehn vor der Tür. Sieben Stunden Fahrt stehen uns bevor. Auf den ersten 70 km ist die Straße breit und frisch geteert. Autos sind auch hier kaum unterwegs – der Asphalt ist ein Highway für Eselkarawanen, Schaf- und Ziegenherden und für Menschen, »Viewpoint Lodge«. Über eine Treppe (ca. 100 Stufen) sind zwei Stelzenbungalows direkt am See zu erreichen. Tipp: Bungalow Nr. 3 auf der mittleren Ebene hat eine zusätzliche Veranda. Die Bungalows haben keine Dusche und Toilette, dafür gibt es einen Extra-Raum. Im Haupthaus ganz oben gibt es fünf weitere Zimmer mit Bad, ein gutes Open-Air-Restaurant (€ 3–6), eine bequeme Sitzecke und ein paar riesige Leopard- Schildkröten. Der See ist bilharziose- und malariafrei. Eine Abwechslung bieten Radtouren zu den Nachbarseen. Preise: EZ/DZ € 32/40, Familienzimmer je nach Anzahl und Alter der Kinder € 40–65 (Tel. 00251-911-465693, https://sites.google. com/site/viewpointlodge). Eine komfortable Alternative ist das »Babogaya Resort« (EZ/DZ ab US$ 109, Tel. 00251-118- 9622641, http://babogayaresort.com) auf der anderen Seite des Sees. Transfer zum Airport in Addis: € 31. denen das Geld für die Busfahrt fehlt. In einem ehrgeizigen Gemeinschaftsprojekt sind Chinesen und Äthiopier dabei, die Straße durch die zerklüftete Gebirgslandschaft bis nach Debark, dem Gate zu den Simien Mountains, auszubauen. Im Gegenzug be kommt China Rohstoffe und Schürfrechte. Geld hat Äthiopien nicht. Ein Priester verdient 50, ein Arbeiter 20 Dollar im Monat. Viele Familien schicken ihre Kinder zum Arbeiten statt in die Schule. 60 Prozent der Bevölkerung können nicht lesen und schreiben. Dramatisch zeichnet sich am Horizont die bis zu 4.500 Meter aufragende Vulkanlandschaft ab –mit gigantischen Felsnadeln, ausgedehnten Hochplateaus und mächtigen Gebirgskämmen. Immer schmaler werdend schraubt sich die Piste zur Passhöhe auf 3.050 Meter hinauf. In Debark ist die Luft dünn, es ist Oktober und lausig kalt. Die dicken Decken auf den Betten deuten darauf hin, dass hier nachts fünf Grad eher die Regel als die Ausnahme sind. 8 Uhr. Kal ist mit frisch gewaschenem Wagen zur Abfahrt bereit. Wo er geschlafen hat, bleibt sein Geheimnis. Das Thermometer klettert mit jeder Minute, mit der die Sonne ihre wärmenden Strahlen über das Hochgebirge schickt. Auf saftigen Wiesen grasen Pferde, Schafe und Dscheladas, Blutbrustpaviane, die es nur in Äthiopien gibt. Die knorrige Baumheide mit herunterhängenden Härchen, vermoosten Stämmen und die aufsteigenden Nebelschwaden verleihen der Landschaft etwas Mystisches. Aus atemberaubender Höhe fällt der Blick über 1.000 Meter hinunter in die Lower Simiens, auf zerklüftete Canyons, Flüsse und Bäche. Bartgeier ziehen einsam ihre Kreise, Steinbock-Kitze spielen an glitschigen Steilhängen. Doch schon drängen mächtige Wolkenbänke aus den Tälern in die Höhe und die Hoffnung auf spektakuläre Fotomotive schwindet. Der nahe, über 500 Meter abfallende Jimbar-Wasserfall verrät sich nur durch sein starkes Rauschen. Es riecht nach Thymian, Wildkräutern und Klee. Knallgelbe Meskelblumen leuchten wie kleine Sonnen, dazwischen behaupten sich Disteln mit violetten Blüten. Ein bisschen wie auf der Alm, 10 REISE & PREISE 3-2014

www.diamir.de ww.diamir .de den Sonnenuntergang und die frische Brise. Bahir Dar ist eine moderne afrikanische Großstadt in exponierter Lage am höchsten See Afrikas. Wir unternehmen Bootstouren auf dem Lake Tana zu den vorgelagerten Inseln mit ihren Kirchen und Klöstern. Traditionelle Papyrusboote kreuzen unsere Wege. Ein einzigartiges Naturerlebnis ist die Wanderung an den gigantischen Tisissat-Wasserfällen. bis zu 4.500 Meter hohen Simien Mountains (rechts) nur doppelt so hoch. Der Scout reicht mir eine Pflanze zum Probieren: wilde Erbsen. Stadt der Kirchenmalereien Über die alte Kaiserstadt Gondar lese ich im Reiseführer: »Entscheidend ist nicht, was die Stadt ist, sondern was sie einmal war«. Heute ist es eine wildwüchsige Stadt mit vielleicht 150.000 Einwohnern, die keine neuen Attraktionen kennt. Ein halber Tag reicht aus, um die Debre Berhan Selassie Church mit den schönsten Kirchenmalereien des Landes zu besichtigen und den gut erhaltenen Regierungssitz des ehemaligen Kaisers Fasiladas. Weiter geht die Fahrt ins 170 Kilometer entfernte Bahir Dar. Kal stoppt an einem Khat- Feld. Khat ist eine Tee-ähnliche Pflanze mit anregender Wirkung, deren Blätter zu kleinen Kügelchen gerollt und dann gekaut werden. Ein Erntehelfer reicht mir ein paar frische Blätter. Ich wage den Selbstversuch, die aufputschende Wirkung der Pflanze aber bleibt aus. Für Bahir Dar haben wir drei Tage eingeplant, denn es gibt viel zu sehen. Den ersten Nachmittag verbringen wir bei einem kühlen St.-Georges-Bier auf der Seebrücke, genießen An der Quelle des Blauen Nil Der Tanasee gilt als eine Quelle des Blauen Nil, obwohl er keine eigenen Quellen hat. Er ist 80 Kilometer lang und 60 km breit, schlammigbraun statt glasklar und wird von 66 Flüssen und Nebenflüssen gespeist. Wir folgen den Spuren von James Bruce, jenem schottischen Entdeckungsreisenden, der einst dem Flusslauf des Kleinen Abai folgte, um die Quelle des Nil zu finden. »Ferenji, Ferenji!«, bei jedem Stopp in der scheinbar menschenleeren Landschaft mit verwunschenen Wäldern, glasklaren Flüssen und Bächen tauchen in Minutenschnelle Scharen von Kindern auf, als wären wir die ersten Fremden, die sie zu Gesicht bekommen. Dann schließlich ist unser Ziel erreicht: der kleine Ort Gish Abai, die heilige Nilquelle. Hunderte von Pilgern sind schon vor uns dort. »Die meisten Gläubigen erhoffen sich vom heiligen Wasser Linderung und Heilung ihrer Leiden«, erklärt uns der Bürgermeister, der uns um eine Spende für die Dorfkirche bittet. Verkaufsschlager sind Wasserbehälter, die die Pilger mit frischem Quellwasser füllen. Zutritt zur Quelle haben nur fastende Christlich-Orthodoxe. Für uns macht der Priester eine Ausnahme. Nachdem wir ihm versicherten, dass wir noch nichts gegessen haben, bittet er uns herein und gibt uns stolz eine Flasche heiliges Nilwasser mit auf den Weg. Ein Geschenk, das zu Hause einen ganz besonderen Platz bekommt. INFO ÄTHIOPIEN auf Seite 12 ÄTHIOPIEN Kommen Sie mit auf eine Reise durch die Zeit – entdecken Sie am Horn von Afrika die zahlreichen Relikte afrikanischer Hochkultur. Besuchen Sie die architektonischen Höhepunkte der „Historischen Route“ im Norden Äthiopiens, die außergewöhn- liche landschaftliche Vielfalt oder die Naturvölker des Südens. Wohl nirgends sonst in Afrika ist die Kultur so einzigartig, sind die Landschaften so fas- zinierend wie in Äthiopien. ien. s Äthiopien – Historische Route 15 Tage Natur- und Kulturrundreise ab 2640 € inkl. Flug s Äthiopien – Norden und Süden 18 Tage Natur- und Kulturrundreise ab 2890 € inkl. Flug s Äthiopien – Am Horn von Afrika 22 Tage Natur- und Kulturrundreise ab 3190 € inkl. Flug s Äthiopien – Vom abessinischen Hochland in die Wüste Danakil – 20 Tage Trekking- und Kulturrundreise ab 3290 € inkl. Flug s Uganda • Äthiopien – Wunderbare Welt der Affen 16 Tage Naturrundreise ab 3290 € inkl. Flug s Äthiopien à la carte ab 2 Personen Natur- und Kulturreisen, Trekking, Safaris, aris, Fotoreisen, Kreuzfahrten und Expeditionen in mehr als 120 Länder weltweit Strenggläubige Äthiopier füllen an der Quelle des Blauen Nil heiliges Wasser in Kanister und Flaschen ab (links). Traditionelles Papyrusboot auf dem Tanasee (rechts) REISE & PREISE 3-2014 11 Katalogbestellung, Beratung und Buchung DIAMIR Erlebnisreisen GmbH Berthold-Haupt-Straße 2 D – 01257 Dresden Tel.: (0351) 31 20 77 Fax: (0351) 31 20 76 info@diamir.de www.diamir.de

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