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2014-3 REISE und PREISE

KUBA HAVANNA Havannas

KUBA HAVANNA Havannas spezieller Charme aus Historie und Verfall funktioniert bis heute. Im Bild: der Malecón mit dem Capitolio im Hintergrund DIE KÖNIGIN DER KARIBIK Havannas Altstadt, Heming ways Bars und das Cabaret Tropicana sind bei Touristen gefragter denn je. Doch wer Havanna pur erleben will, verlässt den Trampelpfad, feiert dort, wo es sich auch Cubanos leisten können, tanzt unter Sternen und spart, wenn er eine Lokalrunde schmeißt. VON BERND KUBISCH Abendvergnügen: junge Kubaner auf der Kaimauer des Malecón (links). Kampf dem Durst: Die »Factoría« am Plaza Vieja braut ihr eigenes Bier (rechts) 70 REISE & PREISE 3-2014

Gauklertruppe auf Stelzen in der Calle Obispo (links). Den Taxifahrern in Havanna geht es gut (rechts) Ein bisschen Pflichtprogramm muss sein: Der Plaza de la Catedral ist das Herz von Habana Vieja. In dem Gotteshaus aus dem 18. Jh. sind zwei alte Frauen im Gebet versunken. Touristen in kurzen Hosen machen ein paar Fotos und gehen dann rasch wieder raus in die Hitze, wo aufregendere Motive locken. Gerade hüpfen wieder die Stelzentänzer in grellbunten Kostümen auf ihrer einträglichen Runde durch die Altstadt vorbei. Ein Herrchen präsentiert seinen Hund mit Kappe und Sonnenbrille auf dem Fahrrad sitzend. Junge und betagte Señoras in historischen, farbenfrohen Roben lächeln und sagen »una foto«. Und alle halten dezent die Hand auf. Urlauber aus allen Ländern geben dann gern, meist einen Peso convertible (CUC), 73 Euro-Cent. Der Staat kassiert dabei kräftig mit – durch Lizenzen und Kontrollen. Die sozialistische Regierung investiert so kräftig, wie es die magere Devisenkasse erlaubt, in die historischen Viertel und Boulevards. Wer ein paar Straßen weiter spaziert, sieht aber auch viele marode Wohnhäuser, Decken und Balkone mit Bohlen und Haken gestützt. Von der Kathedrale führt südlich die schmucke Calle Mercaderes mit kleinen Museen und vielen Restaurants Richtung Plaza Vieja. An der Kreuzung zur engen Flanierstraße Calle Obispo liegt das restaurierte Hotel »Ambos Mundos«, eine der Lieblingsherbergen von Ernest Hemingway. Das feine Hotel wie die gesamte Altstadt tragen die Handschrift von Eusebio Leal Spengler, Stadthistoriker und Topsanierer, der kapitalistisches Handeln und sozialistische Ideen vereint: Die Erträge Dutzender guter Hotels, Restaurants und international agierender Unternehmen fließen in die Erneuerung von Altstadt und historischen Gebäuden am Malecón. Wer die Kontraste und Reize der Stadt, ihre Freuden, Probleme, Musik, Menschen und Gerüche erkunden will, der sollte spazierengehen – am besten bis nach Vedado. Ein Rikscha- Fahrer auf Kundensuche Plaza Vieja mit Hausbrauerei Nach über zehn Jahren Sanierung ist der Plaza Vieja eines der größten Schmuckstücke der Hauptstadt. Und hier gibt es Kubas wohl bestes Bier. Die Factoría – Brauhaus, Restaurant und Sehenswürdigkeit zugleich – braut drei Sorten: hell, braun, schwarz. Mit Biertechnik aus Österreich. Mancher Gast genehmigt sich ein großes Glas (€ 1,50) und spaziert weiter nach hinten, schaut auf historische Fotos, Kessel und Produktion. Vom Plaza Vieja sind es über die Calle San Ignacio 15 Bummelminuten zu den alten Lagerhallen am Hafen. Die Almacenes de San José aus dem Jahre 1885, ein modernisiertes Stahlmonstrum mit neuer ockerfarbener Außenfassade, sind der größte Kunstund Handwerkermarkt Havannas. Hier laden u. a. viele Tausende Gemälde, Schnitzereien und Skulpturen zum Bewundern und Feilschen ein. Allein Che Guevara – in Öl, als Druck, Zeichnung und Collage – gibt es hundertfach. Der Komplex hat Imbiss, Musik und Theaterveranstaltungen. Nur zehn Fußminuten weiter trifft man auf kommende Olympiasieger. Kubas Nachwuchs-Amateurboxer trainieren im Gimnasio de Boxeo Rafael Trejo mit Sandsack, Kletterstange und im Ring (Calle Cuba 815 nahe Calle Leonor Peréz). Nachbarn schauen vom Balkon auf die jungen Athleten zwischen Wäscheleine, Wellblech und kleiner Tribüne. Touristen sind willkommen, Mitbringsel wie Second-Hand-Jeans und -Shirts auch. Ein gelbschwarzes Schild mit Boxhandschuh am Eingang weist den Weg. Einfach klopfen! Geöffnet ist meist samstags und in der Woche häufig ab Nachmittag. Von der Altstadt bis nach Vedado Ein Spaziergang von der Altstadt bis nach Vedado dauert eine Stunde – mit Mojito- und Café-Stops zwei oder drei. Start ist die touristisch bevölkerte Flanierachse mit Calle Obispo, Parque Central mit Gran Teatro und nahem Capitolio sowie Calle Neptuno in Centro Habana. Zwei Währungen gehören in die Tasche: Das eine ist der CUC, ‘ REISE & PREISE 3-2014 71

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