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2015-3 REISE und PREISE

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GAMBIA DIE REPORTAGE Am

GAMBIA DIE REPORTAGE Am Strand von Tanji werden die frisch gefangenen Fische sofort vermarktet (links). Zeit für ein Lächeln gibt es in Gambia immer (links). Einige der hölzernen Alle kennen Ida. Zusammen wird eingekauft: Maniok, Okras, Chilis, Tomaten, Fisch, der Korb füllt sich schnell. Später kochen alle gemeinsam Domoda, einen gambischen Erdnuss-Eintopf. Gegessen wird auf dem Boden, alle picken sich ihr Essen direkt vom Tablett. Ida hat keine Eile, holt immer wieder neue Lebensmittel hervor, die unbedingt probiert werden müssen. Zum Abschied drückt sie jeden ihrer Gäste an die Brust, steht winkend am Tor, bis der Bus um die Kurve verschwunden ist. Wellblechhütten, Eselskarren und schwarze Limousinen Trocken und staubig präsentiert sich der ursprüngliche Süden des Landes. Roter Staub überzieht Wellblechdächer, Bananenstauden, Termitenhügel und Straßen. Bald beginnt die Regenzeit, doch noch müssen sich die Menschen gedulden, das Wasser der Brunnen tief aus der Erde schöpfen. Gambia gehört trotz umfangreicher Entwicklungshilfe zu den ärmsten Ländern der Welt. An der Tankstelle wartet eine Frau mit einem Korb Cashewnüsse, verpackt in handgroßen Beuteln aus Frischhaltefolie, auf Kunden. Zwei Päckchen kosten umgerechnet nicht mal 10 Cent. Das Preisniveau sinkt mit jedem Kilometer, den man sich aus der Hauptstadtregion entfernt. Auf dem Weg ins Landesinnere führt eine Abzweigung zum Makasutu Cultural Forest, ein Naturschutzgebiet mit beeindruckender Luxus- Öko-Lodge, das zwei Briten an einem Fluss zwischen Palmenwäldern und Mangrovensümpfen erschufen – ein fantastisches Domizil für Naturfreunde. Weiter geht die Fahrt vorbei an Ziegenmärkten, unzähligen, winkenden Kindern in Schuluniformen und einem toten Esel am Straßenrand, an dem sich eine Schar Geier gütlich tut. Heute zieren bunte Stofftücher die Straßen. Schwarze Limousinen hinterlassen Staubwolken am Straßenrand. Ihr Ziel ist Kanilai, der Geburtsort des Autokraten Yahya Jammeh. Der Präsident, der von sich behauptet, er könne Aids, Asthma und Diabetes mittels Handauflegen heilen, putschte sich 1994 an die Macht und herrscht seitdem als Despot über sein Volk. Bürger werden eingeschüchtert, Medien kontrolliert, Homosexuelle mit dem Tod bedroht. Seit Jahren verschärft sich die Situation im Land. Doch heute wird sich Jammeh volksnah geben. Anlass für seinen Besuch ist das International Roots Festival, das an die Versklavung und den Transport von Millionen Afrikanern nach Amerika erinnern soll und alle zwei Jahre Menschen aus aller Welt in das kleine Land lockt. Die meisten haben afrikanische Wurzeln. Der Präsident beehrt sein Heimatdorf Lautes Treiben herrscht auf dem Dorfplatz von Kanilai. Spannung liegt in der Luft. Eine in blaue Uniform gekleidete Blaskapelle marschiert auf, ein Erbe der britischen Kolonialzeit. Gasbomben explodieren zu Ehren des Präsidenten, es knallt immer wieder – bis Jammeh mit mehreren Stunden Verspätung endlich eintrifft und unter den wachsamen Augen des Militärs ein Bad in der Menge nimmt. Das Festival geht viele Tage, im ganzen Land gibt es Konzerte, Bootsrennen, ein Galadinner im »Senegambia Hotel«. Im Zentrum der Aufmerksamkeit aber steht eine kleine Insel mitten im Gambia River, die seit 2003 zum UNESCO- Weltkulturerbe zählt. Der Weltbestseller Roots des amerikanischen Autors Alex Haley spielt unter anderem hier und in den zwei Dörfern am gegenüberliegenden Ufer, Juffureh und Albreda. In seiner Familiensaga erzählt der Autor die Geschichte Kunta Kintehs, seines Vorfahren, der als Sklave nach Amerika verschleppt wurde. Nach dem Erscheinen von »Roots« 1976 begann ein anhaltender Tourismus zum Kontinent der Ahnen. Touristenattraktion Nummer 1: Kuntah Kinteh Island Kuntah Kinteh Island ist heute das Hauptausflugsziel Gambias. Der Tourismus spülte Geld in die Kassen. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Das von Alex Haley errichtete Stromnetz funktioniert nicht mehr, die Armut ist unübersehbar. Nicht alle Dorfbewohner profitieren von den Touristengruppen, die in der Hochsaison schiffeweise angespült werden. Die Vorträge der Nachfahren Kunta Kintehs, mittlerweile die achte Generation, werden in wenigen Minuten heruntergeleiert, sie erzählen, was sie schon tausendfach erzählt haben. Das Gefühl einer touristischen Inszenierung lässt sich nicht abschütteln. Und trotzdem, wenn das Boot zur Kunta Kinteh Island übersetzt, auf der noch immer die Ruinen der Festung stehen, von der einst die Menschen auf die Sklavenschiffe verfrachtet wurden, breitet sich ein flaues Gefühl im Magen aus. Fröhlicher ist die Atmosphäre bei einer Bootstour auf den Nebenflüssen des Gambia River. Urlauber können sich Kanus und Motorboote mieten oder auf Pirogen gemütlich durch die Gegend schippern lassen. »Ndakanka« sagt man in Gambia – immer mit der Ruhe. Im Dorf Juffureh erinnert ein steineres Mahnmal an die Zeiten des Sklavenhandels 68 REISE & PREISE 3-2015

Luxus-Bungalows der »Mandina Lodges« schwimmen oder stehen auf Pfählen gegründet auf einem Nebenarm des Gambia River INFO Gambia Fläche: 11.300 qkm. Einwohner: 1,9 Mio.. Hauptstadt: Banjul (50.000 Einw.). Religion: 90 % Muslime, 8 % Christen. Zeitverschiebung: - 1 Std., im Sommer – 2 Std.. Netzspannung: 220 V, Adapter wie für GB. Fotos: Kristin Oeing, Peter Viisima/iStockphoto, Gambia Tourism Board EINREISE Deutsche Urlauber können mit einem mindestens noch sechs Monate gültigen Reisepass für 28 Tage ohne Visum einreisen. Österreicher und Schweizer benötigen ein Visum. GELD Landeswährung ist der Dalasi (DAL). € 1 = 49 DAL (Stand 6/2015). Am besten in offiziellen Wechselstuben tauschen, deutlich schlechtere Kurse gibt es am Flughafen und in den Hotels. Kreditkarten werden nur in größeren Einrichtungen akzeptiert, vor allem VISA. GESUNDHEIT Keine Impfungen vorgeschrieben. Hohes Malariarisiko, empfehlenswert ist eine Chemoprophylaxe, außerdem Impfschutz gegen Polio, Tetanus, Diphtherie und Hepatitis. Moskitonetz einpacken! KLIMA Tropisch. Beste Reisemonate sind Oktober bis Mai, danach beginnt die Regenzeit. Von Dezember bis Mitte Februar liegen die Temperaturen bei 20–30 °C, dann steigen sie bis Mai stetig an und erreichen im Landesinneren 40 °C. Nachts kühlt es stets ab. SPRACHE Englisch ist Amtssprache. HANDY & INTERNET Die Telefonvorwahl für Gambia ist 00220. Mit einer Prepaid-Karte (z. B. von GAMTEL oder Africell) für € 0,20 lassen sich zahlreiche Inlandgespräche führen. Eine 2GB-Simcard (z. B. von Qcell) kostet € 10. Damit kann man für knapp 40 Cent/Min. nach Deutschland telefonieren. Zahlreiche Hotels, Bars und Restaurants haben erstaunlich schnelle, kostenlose WLAN-Netze, die oft gut genug sind, um über das Internet zu telefonieren. Internetcafés gibt es nur in den touristischen Zentren. Die besten Hotels in allen Preisklassen Die meisten Gambia-Besucher machen Badeurlaub, daher ist die touristische Infrastruktur an der Küste sehr viel besser als im Inland, wo es nur wenige Unterkünfte gibt, die oft recht einfach sind. Am Meer gibt es Hotels in allen Preiskategorien. Einige sind etwas in die Jahre gekommen, aber durchaus charmant. Eine gute Übersicht liefert die Gambia Hotel Association (www.gambiahotels. gm). Die folgenden Preise gelten für Einzel-/Doppelzimmer in der Wintersaison ab November. Banjul: Das »Laico Atlantic Banjul« liegt fußläufig vom Wahrzeichen Banjuls, dem Triumphbogen Arch 22, der zusehends verfällt (Avenue Marina Parade, Tel. 00220-4228601-6, www.laico hotels.com; EZ/DZ ab € 85). Pauschal 1 Wo ab € 1.162 ÜF, VTours HOTELS AN DER KÜSTE: Bakau: Ein guter Platz für Backpacker ist das »Bakau Guest House« mit Blick auf das Meer und den Fischmarkt (110 Atlantic Road, Tel. 00220-4497460, www.bakau guesthouse.co.uk, DZ ab € 13). Kotu: Das »Kombo Beach Hotel« liegt direkt am langen weißen Sandstrand (Kotu Stream, Tel. 00220-4465466, www.kombo beachhotel.gm, EZ/DZ ab € 98/119 ÜF). DZ ab € 94 ÜF bei FTI Kololi: Das »Djeliba Hotel & Spa« liegt in der Nähe der Strandbar »Poco Loco«, die einen Besuch lohnt – unbedingt nach Live-Musik- Abenden fragen! (Seaview Plaza Kololi, Tel. 00220-7324228, www.djelibahotel.com, EZ/DZ ab € 40/50 ÜF) Pauschal 1 Wo ab € 1.071 ÜF, FTI Bijilo: Das »Lemon Creek Hotel« wurde im spanischen Kolonialstil erbaut und liegt direkt am Strand. Es bietet jede Woche einen afrikanischen Abend, an dem eine großartige Tanz- und Musiktruppe aus der Region auftritt (Combo Airport Highroad, Tel. 00220- 6611800, www.lemoncreek.net, einfach einfache Mittelklasse gehobene Mittelklasse anspruchsvoll EZ/DZ ab € 40/50 ÜF). Brufut: 2013 eröffnete das erste Boutiquehotel Gambias, das kleine »Leo‘s Beach Hotel«, die modernste Unterkunft des Landes (Brufut Heights 46, Tel. 00220- 7212830, www.leos.gm, EZ/DZ ab € 90/115 ÜF). Online DZ ab € 115 ÜF, booking.com INLAND: Zu den exklusivsten Unterkünften gehören die »Mandina Lodges« im Makasutu Cultural Forest am Ufer des Bolongs, zwischen Mangrovenwäldern und mit Lianen verzierten Bäumen, eine unvergessliche Idylle (Tel. 00220-3026606, www.mandi nalodges. com, Chalet für 2 Pers. ab € 307 HP). Bei Kanilai ist Präsident Jammeh aufgewachsen. Eine tolle Lage hat die »Sindola Lodge«, sowohl der Kanilai Game Park als auch der Präsidentenpalast sind gleich nebenan (Tel. 00220- 3579085, sindola.rec@gmail.com, EZ/DZ € 38–54/49–64 ÜF). In Gambia unterwegs Bus: Die lokalen Minibusse fahren im Minutentakt. Sie sind häufig überfüllt und weisen kein Ziel aus, sind aber für Kurzstrecken praktisch (per Handzeichen anhalten, Fortsetzung INFO Gambia S. 70 REISE & PREISE 3-2015 69

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