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2017-4 REISE und PREISE

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AMAZONAS DIE REPORTAGE

AMAZONAS DIE REPORTAGE Zwischen Aras, Affen und Alligatoren Grillfisch und ein Tänzchen in Peru, Caipirinha schlürfen in Brasilien, dann ins Hotel nach Kolumbien spazieren, alles locker in zwölf Stunden. Das gibt es nur am Amazonas. Flussdelfine streicheln, Indígenas besuchen und abends ins Opernhaus, alles am selben Tag. Das gibt es auch am Amazonas. VON BERND KUBISCH Moskitos haben keine Chance am dunklen Río Negro. Das freut die 20 Passagiere an Bord der »Lady Elena«. Denn der »Schwarze Fluss«, an dem die Metropole Manaus liegt, enthält viel Huminsäure und wenig Nährstoffe. Da verzweifeln Insektenlarven. Das weiße Boot tuckert stromabwärts Richtung Rio Solimões, wo die lästigen Stecher ein Heimspiel haben. Drei Señoritas aus Kolumbien springen als erste auf, eilen zum Bug und posieren für Fotos. Hier am Encontro das Aguastrifft das blauschwarze Wasser des Río Negro auf das ockerbraune des Solimões. Erst allmählich vermischen sich Flüsse und Farben. Vereint fließt der Strom zum Atlantik. Tankstellen im Wasser verkaufen Gasolina, Água und Cerveja. Frachtschiffe versorgen Manaus mit allem, was eine Zwei-Millionen- Stadt braucht. Die ist umsäumt von Urwald, Busch, kleinen und großen Flüssen. Überlandstraßen ins Landesinnere sind eine Tortur. Zwei Boote stoppen in seichtem Wasser an Holzstegen. Jung und Alt stehen mit Schwimm- Begriff wurde es durch den Werner-Herzog- Film »Fitzcarraldo« aus dem Jahr 1982 mit Klaus Kinski als durchgeknalltem Opernfreund. Wolfram Wink führt gerade eine deutsche Touristengruppe in die neobarocke Haupthalle des Teatro. Es sind Gäste auf einer Amazonas- Schiffstour, die in Manaus Station machen. Der freiberufliche Tour-Guide, der schon länger in Manaus lebt, sagt: »Gäste, die zum Amazonas kommen, ob individuell oder organisiert, sind sehr an der Natur und den Menschen der Region interessiert. Gut beraten sind die, die keine feste Suchliste mitbringen, sondern sich täglich von den Besonderheiten der Region überraschen lassen.« 20 Minuten dauert der Spaziergang von der Oper zu Märkten und Hafenanlagen. An den Docks ankern auch edle Schiffe wie »Iberostar Gran Amazon«. Wenig entfernt knirschen die Schiffsbäuche dicht an dicht. Einige Lanchas sind noch aus Holz. In den Hängematten an Deck schaukeln Kleinbauern, Indiomütter mit ihren Kindern und manchmal auch Weltenbummler. Über die Kaimauer, ausgetretene Stuwesten im Wasser. Zwei Süßwasserdelfine tänzeln senkrecht, schnappen nach dem Fisch in der Hand eines jungen Mannes. Wenig später fliegt kreischend ein halbes Dutzend buntgefiederter Aras über die Wipfel am Ufer. Wenig später habe ich eine ungewöhnliche Bitte. Ich frage eine 22 Jahre junge Schönheit, ob sie ihre Brüste wenigstens ein bisschen verdecken kann. Die Frau vom Stamm der Tukanos lächelt, verschiebt etwas ihren Schmuck mit den vielen kleinen Federn und stellt sich erneut für ein Foto in Positur. Ich kaufe als kleines Dankeschön eine handgefertigte Kette. Viele dieser Indios wohnen nicht in der für Touristen leicht zugänglichen Ufersiedlung mit Hütten aus Holz und Faserdach, sondern in nahen Dörfern. Auf dem Amazonas zum Openhaus von Manaus Dank des Kautschukbooms im 19. Jh. zählte Manaus einst zu den reichsten Städten der Welt. Das 1896 eröffnete Opernhaus, offiziell Teatro Amazonas, ist Zeugnis. In Deutschland zum 8 REISE & PREISE 4-2017

Neugieriges Totenkopfäffchen (oben). Der Amazonas mit seinen verschlungenen Nebenflüssen bildet das wasserreichste Fluss-System der Erde (großes Bild) fen, matschigen Sand, Müll und wackelige Bretter schleppen Träger Mais- und Zementsäcke, Eisenträger und Getränkekästen. Oben an der Straße werben Dutzende Plakate und Banner für Schiff und Route. Die Verkäufer an wackeligen Tischen lassen mit sich handeln. Wer von hier aus auf Schiffstour gehen will, sollte Zeit und eine Hängematte mitbringen, in Frage kommende Schiffe erst einmal checken und das Ticket dann direkt an Bord kaufen. Per Flieger ins Dreiländereck Flussabwärts nach Belém zum Delta sind es 1.600 Kilometer, dafür brauchen die Lanchasvon Manaus fünf Tage. Das benötigen sie mindestens auch flussaufwärts nach Tabatinga. Da will ich hin – will aber so lange nicht auf dem Schiff hocken. Ich schaffe das in zwei Stunden für keine 80 Euro mit einem Direktflug – unromantisch, aber effizient. Auf diese Weise habe ich mehr Zeit für die Highlights im Dreiländereck. Im brasilianischen Tabatinga nehme ich ‘ REISE & PREISE 4-2017 9 Partytime am Fluss am Sonntagnachmittag in Tabatinga im Dreiländereck von Brasilien, Kolumbien und Peru (oben). Der Prachtbau der Oper in Manaus (unten) Fotos: Bernd Kubisch, iStock.com/Ildo Frazao/VictorCap/filipefrazao

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