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3-2023 REISE & PREISE

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DÄNEMARK •

DÄNEMARK • FÄRÖER-INSELN Zwischen Norwegen, Schottland und Island liegt mitten im Atlantik ein Archipel mit 18 Inseln. Eine der abgelegensten Ecken Europas mit rauem Klima und wilder Schönheit. Ein Trendziel für Entdecker. Typisch für die herbe Natur der Färöer: Wasserfall Múlafossur auf der Insel Vágar DIE FÄRÖER EINSAME INSELWELT IM NORDATLANTIK 68 REISE-PREISE.de 3-2023

In der Hauptstadt Tórshavn siedelten einst die Wikinger (links). Insulaner mit traditionellem färöischem Wollpullover und Mütze (rechts) VON ELKE HOMBURG Die »Buttercup-Route«, wie die Panoramastraßen auf den Färöern heißen, zieht sich durch ein weites, einsames Tal, in dem mir nur Schafmütter mit ihren frisch geborenen Lämmern begegnen. Einige von den 80.000 Schafen, die der Inselgruppe den Namen Färöer (»Schafsinseln«) gaben. Zum Vergleich: Nur 55.000 Menschen leben auf den abgelegenen Inseln. Am Fjord ist Endstation. Ein ganzes Netz aus Wasserfällen stürzt aus den Bergen rund um Saksun – einem Mini-Dorf, das zu den Besuchermagneten der Färöer zählt. Kein Wunder: Das Ensemble aus Grassodenhäusern und einer weißen Kirche inmitten ungezähmter Natur erinnert an die Kulisse eines Fantasy-Films. Fünf Busparkplätze lassen erahnen, dass Saksun im Sommer überrannt wird. An diesem Morgen im Mai habe ich aber die ganze Pracht für mich allein. Ein Lob auf die Vorsaison! Am Ende der nächsten »Buttercup-Route« wartet ein weiteres Highlight auf Streymoy, der Hauptinsel der Färöer: Tjørnuvík, wo der Atlantik ungestüm an den schwarzen Strand klatscht. Mit Blick auf die Felsnadeln Risin und Kellingin (»Der Riese und das Weib«). Ein Isländer und seine Trollfrau wollten die einsam im Meer treibenden Färöer einfangen, erzählt die Sage. Die Mission scheiterte und heute ragen sie – zu Stein erstarrt – wie riesige Mikado-Stäbe 70 Meter hoch aus der ewigen Brandung. Tórshavn, eine coole kleine Hauptstadt Mein Basislager für Ausflüge in die wilde Natur der Färöer ist die gemütliche Hauptstadt Tórshavn, die im Vergleich zu den winzigen Dörfern schon eine Metropole ist. Hier lebt mehr als ein Viertel der Insulaner. »Eine kleine Stadt, aber mit einem besonderen Vibe«, versichert Strickdesignerin Johanna, eine von vielen Kreativen hier. »Vor zehn, 15 Jahren blieben junge Leute nach dem Studium in Dänemark oder England. Jetzt kommen alle schnell wieder zurück, denn die Wirtschaft brummt und es ist richtig viel los.« Die Wolle der Schafe und die Produkte, die Frauen an langen Winterabenden daraus strickten, waren vor dem Boom der Fischerei das »Gold« der Färöer. Aus der lanolinreichen, wasserabweisenden Wolle strickte man Outfits für Fischer und schneiderte die Uniformen der dänischen Armee. Seit Jahren erlebt Strickdesign ein Revival. Johanna hat mit ihrer Geschäftspartnerin das traditionsreiche Ullvøruhúsið (»Wollhaus«), 1918 eröffnet, in einen schicken Showroom verwandelt. Ihre Färöer-Pullover mischen traditionelle Muster und modisches Design. Perfekte, weil tragbare Souvenirs von den Inseln. Auf der Halbinsel Tinganes versammelten sich schon im 9. Jh. Wikinger-Häuptlinge. Heute liegt hier das Regierungsviertel von Tórshavn. Stände nicht unmissverständlich »Finanzministerium« und »Justizministerium« an den Türen, hielte man das Ensemble der ochsenblutroten Holzhäuser mit Grasdächern eher für ein Bauernhofmuseum. Gehören die Färöer auch zu Dänemark – sie sind weitgehend autonom. So ist man, anders als der Mutterstaat, nicht Mitglied der EU, denn beim Thema Fischerei, dem Hauptwirtschaftszweig, wünscht man keine Einmischung vom Kontinent. Und auch beim Thema Walfang, eine heilige Kuh auf den Inseln, will man sich nicht reinreden lassen. Wettermäßig das »Land of Maybe« Dass das Färöer-Wetter launisch ist, lerne ich schnell. Nicht umsonst nennt man die Inseln auch »Land of Maybe«. Wird es morgen regnen? Vielleicht. Wird die Fähre fahren? Vielleicht. Eigentlich wollte ich heute nach Suðuroy schippern, auf die südlichste Insel des Archipels. Die Fähre muss vor dem orkanartigen Wind kapitulieren. Auch das Boot nach Mykines, der Insel der Papageientaucher, bleibt im Hafen. Doch glücklicherweise gibt es immer einen Plan B. So fahre ich durch eine spektakuläre Röhre unter dem Meer auf die Nachbarinsel Eysturoy – der einzige Tunnel weltweit mit einem Unterwasser-Kreisverkehr. Den schmückt sogar ein Kunstwerk: Die Lichtinstallation mit Stahlskulptur, die an eine Raumstation erinnert, gestaltete der einheimische Künstler Tróndur Patursson. Wenn man die richtige Radiofrequenz findet, gibt es sogar die passende Musik zum Erlebnis aufs Ohr. Wie die meisten Besucher will ich die wilde Natur der Färöer auch mit Trekkingschuhen erkunden, und der Wanderweg oberhalb der Fotos: Ivan Kmit, Portraits / Alamy Stock Photo; 1Tomm / iStockphoto 3-2023 REISE-PREISE.de 69

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