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Rotary Magazin 11/2023

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THÈME DU MOIS –

THÈME DU MOIS – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – NOVEMBRE 2023 ROTARISCHER GASTBEITRAG DIE HERBSTJAHRE ALS RESERVOIR DER WEISHEIT «Die letzten Kapitel des Buches bieten oft die grössten Überraschungen», sagt ein altes Sprichwort. Für viele Rotarier in der Schweiz und in Liechtenstein verkörpert diese Aussage eine wahre Lebensphilosophie. Im Alter finden wir nicht nur den langersehnten Frieden und die beständige Gelassenheit, sondern auch eine tief verwurzelte Weisheit, die das Herz unserer Gemeinschaft schmückt. 30 DIE POESIE DER LEBENSERFAHRUNG Ein oft übersehener Reichtum des Alters ist die umfangreiche Lebenserfahrung. Diese reicht von fachlicher Expertise bis hin zu einer ausgereiften emotionalen Intelligenz. Die sogenannten älteren Semester unter uns sind oftmals unersetzbare Ratgeber in Fragen der Diplomatie, Konfliktlösung und Lebensführung. Ihre Sicht, verbunden mit dem Wissen, ist geradezu unverzichtbar, wenn es um komplexe Herausforderungen geht oder wenn jüngere Generationen gefördert werden sollen. Rotary Clubs sind mehr als nur soziale Foren; sie dienen als einzigartige Plattform, auf der ältere Mitglieder ihre Weisheit und Erfahrung weitergeben können. In einer Zeit, in der der Generationskonflikt an Schärfe gewinnt, agieren Rotary Clubs als effektive Brückenbauer. Mentoringprogramme, soziale Projekte und intergenerationelle Dialoge sorgen dafür, dass die Weisheit der Älteren nicht nur respektiert, sondern auch aktiv gefördert wird. ÜBERTRAGBARE LEKTIONEN AUS DEM MOTORSPORT Mein langjähriger Rennwagenmechaniker Ruedi pflegte zu sagen: «Ein Renn wagen ist ein fragiles Kunstwerk. Ver nachlässige es, und die Gefahr wächst.» Diese wahren Worte sind mir eine stetige Erinnerung daran, dass sowohl im Motorsport als auch im Leben Aufmerksamkeit und Pflege essenziell sind. Ignorieren wir die kleinen Details, können die Konsequenzen verheerend sein – eine Weisheit, die in jedem Lebensabschnitt gilt. Für PDG Daniel Marbot gleicht das Alter einem Spätsommerabend: «Die Schatten werden länger, aber die Farben intensiver» Mit dem Alter kommen unausweichlich Fragen nach dem Warum unserer Existenz. Während Philosophen darüber seit Jahrhunderten debattieren, bietet Rotary eine konkrete Antwort: «Aktives Engagement!» und «Service above Self». Jedes Projekt, jede Spende und jedes Mentoring fügen dem Mosaik unseres Lebens einen Stein hinzu. Dabei sind die Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung und zum Dienst an der Gemeinschaft schier endlos. DER STETE EINSATZ ZÄHLT Für viele bedeutet der Eintritt in den Ruhestand nicht das Ende produktiver Jahre. Stattdessen öffnet sich ein neues Kapitel voller Möglichkeiten. Das Durchschnittsalter in den Rotary Clubs mag bei 63 Jahren liegen, doch das ist nur eine Zahl. Was wirklich zählt, ist das unaufhörliche Streben nach einer besseren Welt. Und dieses Streben kennt keine Altersgrenze. Das Alter ist wie ein Spätsommerabend: Die Schatten werden länger, aber die Farben intensiver. In Rotary manifestiert sich dieses Prinzip durch unser Engagement, das mehr ist als eine vorübergehende Phase. Es ist die lebendige Summierung all unserer Erfahrungen und die fortwährende Weitergabe von Weisheit – von einer Generation zur nächsten. K PDG Daniel Marbot | A zvg

THÈME DU MOIS – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – NOVEMBRE 2023 ROTARISCHE GLOSSE DER NICHTLOSLASSER Als Präsident Pröpke mal eine Minute zu spät zur Vorstandssitzung des RC Bröckedde kam, begrüsste ihn Past Präsident Wollmichl nachsichtig: «Schön, dass Sie auch noch Zeit für uns gefunden haben.» Pröpke musste gar nicht mehr viel tun, denn sein Vorgänger war schon mit Verve darangegangen, die Tagesordnung abzuwickeln. Einerseits freute sich Pröpke über die ungebrochene rotarische Vitalität seines Vorgängers, andererseits war ihm das schon ein wenig unheimlich. Wollmichl war immer präsent, immer einsatzbereit. Beruflich hatte er als CEO einen veritablen Konzern geleitet, ehe er vor 20 Jahren altersbedingt ausscheiden musste. Wollmichl war dann in den Aufsichtsrat gewechselt, von wo aus er bis heute seine nachfolgenden Vorstandsvorsitzenden – das waren viele – quälte. «Er kann einfach nicht loslassen. Ohne Amt würde er eingehen wie eine Hortensie in der wasserlosen Wüste», hatte einmal Frau Wollmichl Pröpke anvertraut. Der hatte es schwer, sich Wollmichl als Hortensie vorzustellen. Aber es war schon beeindruckend, wie Wollmichl im Meeting die Glocke schwang, wenn Pröpke verhindert war. Etwas nervend waren allerdings seine heimlichen Vorstösse, ihm qua Satzungsänderung ein lebenslanges Stimmrecht im Vorstand des RC Bröckedde zu verschaffen. Und seufzend nahm Pröpke die «Denkschriften» entgegen, die ihm Wollmichl allmonatlich zwecks «Optimierung der Abläufe im RC Bröckedde» übersandte. Pröpke sah es ihm nach, denn Wollmichl nahm ihm viel Arbeit ab. Er vertrat ihn würdig beim Boogie-Woogie-Wettbewerb der Bröckedder Landfrauen, bei der Seniorenehrung der Kreishandwerkskammer, bei der Überbringung von Glückwünschen für den 1. FC Bröckedde zum erfolgreichen Ab ­ stieg in die fünfte Liga. Dankbar war Pröpke vor allem, wenn ein rotarischer Freund verstorben war. Dann war es Wollmichl, der am Grab die passenden Worte fand. Nach einem solchen Begräbnis fragte Pröpke Wollmichl scherzhaft: «Ich hoffe doch, ich kann auf Sie zählen, wenn meine Stunde schlägt?» Wollmichl strahlte erwartungsvoll: «Lieber Freund, keine Sorge, ich habe Ihren Nachruf schon fix und fertig.» Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich der RC Bröckedde jeden Mittwoch um 13 Uhr zum Meeting im Salon Hindenburg. Der RC Bröckedde ist Partnerclub des ebenfalls frei erfundenen RC Redliwil in der Schweiz. K Rot. Alexander Hoffmann | A iStock «Er kann einfach nicht loslassen. Ohne Amt würde er eingehen wie eine Hortensie in der wasserlosen Wüste» PEOPLE OF ACTION Alexander Hoffmann (RC Frankfurt / Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben hat er zahlreiche Sachbücher zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk verfasst. 2023 erschienen von Hoffmann der Krimi «Tödliche Eisernte» und die Katzennovelle «Der Chef bin ich». 31

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