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Rotary Magazin 11/2023

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THÈME DU MOIS –

THÈME DU MOIS – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – NOVEMBRE 2023 ROTARIER IM FOKUS PETER GUT – EIN AUS Jeder Rotary Club ebenso wie die internationale rotarische Bewegung lebt von Menschen, die sich engagieren, vor allem auch von solchen, die bereit sind, mehr zu leisten, als von ihnen erwartet wird. Ein solcher Rotarier ist Peter Gut, Gründungspräsident des RC Küsnacht-Zürich (1977). Er wurde in der Folge District Governor und danach Presidential Extension Administrator mit der Zuständigkeit, unsere Organisation nach dem Zerfall Jugoslawiens in den neu entstandenen Staaten auf dem Balkan wiederzubeleben. In einem Gespräch blickt er zurück auf fast ein halbes Jahrhundert rotarischen Engagements. Welches waren Deine prägenden Erfahrungen als Governor? Da war selbstredend der bereichernde Austausch mit den Rotariern und den damals noch nicht sehr zahlreichen Rotarierinnen im Distrikt sowie die Gründung neuer Clubs. Ebenso spannend war aber die Begegnung mit meinen Governorkollegen auf internationaler Ebene, namentlich in Deutschland, Österreich und Israel. In dieser Zeit entstanden Freundschaften, die bis heute weiterleben. Und dann natürlich das Engagement für die grossen 34 Peter, wie bist du zu Rotary gekommen? Genau genommen, kam Rotary zu mir. In der Person von Ulrich E. Gut vom RC Meilen. Ueli – ein entfernter Verwandter von mir aus der Verlegerfamilie Gut («Zürichsee-Zeitung», Stäfa) – fragte mich, ob ich Mitglied im neu zu gründenden RC Küsnacht-Zürich werden möchte. Der RC Meilen würde als Götticlub fungieren. Nach meiner Zusage war seine nächste Frage, ob ich bereit wäre, Gründungspräsident zu werden. Auch hier sagte ich zu. Unser zunächst überschaubarer Club war von Anfang an eine gefreute Sache. Vom Clubpräsidenten zum Governor ist es ein bedeutender Schritt und ebenso ein beträchtlicher Aufwand. Wie brachtest du Beruf, Militär und Rotary unter einen Hut? Nach 25 Jahren als Mitarbeiter einer kleinen Privatbank und danach Direktor einer Firma, die Wasseraufbereitungsanlagen produzierte, liess ich mich im Alter von 60 Jahren pensionieren. Das Versorgungsregiment, das ich im Militär kommandiert hatte, musste ich nach zwei Jahren in dieser Funktion leider aus gesundheitlichen Gründen an einen Nachfolger übergeben. So hatte ich Zeit und Lust, mich auf einer höheren Ebene für Rotary zu engagieren. In meinem Governorjahr (1994/95) existierten 52 Clubs in unserem Distrikt, dem Distrikt 2000, heute sind es 77. Mitte Juli war das Feuerwehrauto «Talo 5» noch bei der Sommerschlussübung 2023 der Feuerwehr Thalwil-Oberrieden im Einsatz, dann trat es seine Reise in die Ukraine an. Hauptmann Claudio Hostettler (von links), PDG Peter Gut und der ukrainische Projektpartner Konstantin Konischev freuten sich über die gelungene Zusammenarbeit

THÈME DU MOIS – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – NOVEMBRE 2023 NAHMEROTARIER internationalen Projekte wie mine-Ex oder für den Kampf gegen Polio. Die Position als Governor war nicht deine letzte grosse Aufgabe für Rotary. Wie kam es zum nächsten Schritt? Mein Vorgänger als Governor, Jörg Tschopp, fragte mich an, ob ich sein Nachfolger als Presidential Extension Administrator (PEA) von RI in Serbien, Montenegro, Mazedonien (heute: Nordmazedonien) und Bosnien & Herzegowina (Special Extension Area) werden wolle. Ich sagte ohne grosses Zögern zu und habe diesen Entschluss nie bereut. Rotary war bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im östlichen Europa sehr aktiv, wurde aber durch die vorstossenden Kriegsparteien verboten und aufgelöst. Nach dem Zusammenbruch dieser diktatorischen Regime 1989 entschloss sich RI, unsere Bewegung in der befreiten Region wieder zum Leben zu erwecken. Organisatorisch wurden dafür sogenannte Special Extension Areas definiert und je einem erfahren Past District Governor unterstellt. Ich bin Jörg Tschopp (posthum) noch heute sehr dankbar für seine hervorragende Arbeit, welche er für Südosteuropa geleistet hat. Auf dieser Basis war es ein Vergnügen, Rotary in den vier neu entstandenen Staaten neu zu beleben. Leider sollten aus meiner auf drei Jahre angesetzten Aufbauarbeit nur deren zwei werden. Im Juni 1997 erfuhr ich völlig unerwartet, dass der damalige Weltpräsident beschlossen habe, alle SEAs von der Ostsee bis zum Mittelmeer per 1. Juli aufzulösen und die bestehenden Clubs in benachbarte Distrikte zu integrieren. Es war ein herber Schlag für mich, diese sehr geliebten, meines Erachtens erfolgreichen Arbeiten nach erst zwei von drei geplanten Jahren vorzeitig und abrupt beenden zu müssen. Kam dann abermals eine neue Funktion auf dich zu? Zu meinem Glück: Ja. Anlässlich eines Aufenthalts im Spital Männedorf fragte mich der damalige Chefarzt, Rot. Albert Holliger, ob ich für ein rotarisches Projekt Interesse an einer gut erhaltenen, ge ­ brauchten Ambulanz hätte. Damit löste er mein (vermeintlich) letztes Projekt aus: Ich gab ihm den Namen «Ambulanzen plus für die Opfer des Balkankonflikts». Das «Plus» stand für die Absicht, diese, wenn immer möglich, mit Hilfsgütern zu füllen, was meistens gelang. Zusammen mit zahlreichen Helfern, unter anderem meiner Frau Carla und generösen Gönnern, denen ich noch jetzt sehr dankbar bin, konnten wir innert sechs Jahren zahlreiche Fahrzeuge an notleidende Spitäler in den Ländern der ehemaligen SEA überführen. Darunter waren unter anderem 45 Ambulanzen (20 von ihnen Pinzgauer-Ambulanzen der Schweizer Armee). Letztere konnten wir dank des Einsatzes des damaligen Bundesrats und Rotariers Adolf Ogi übernehmen. Finanziert wurden diese unter anderem mit einer grosszügigen Spende von Past RI President Robert Barth (Rotary-Weltpräsident 1993/94). Daneben konnten wir drei mobile Schulzahnkliniken beschaffen und in die betroffenen Länder schicken. Auch unser Kontaktclub Heilbronn-Neckartal beteiligte sich am Projekt mit einer Ambulanz. Und dann gab es noch ein Feuerwehrauto, richtig? Ja genau. Vor einigen Wochen hat mein Rotary Club, der RC Küsnacht- Zürich, von der Feuerwehr Thalwil-Oberrieden deren alte Autodrehleiter erworben. Diese haben wir in Zusammenarbeit mit dem Ukraine-Hilfsverein von Konstantin Konischev an die Feuerwehr der ostukrainischen Stadt Dnipro verschenkt. Deren Feuerwehrmagazin inklusive fast aller Fahrzeuge war bei einem russischen Raketenangriff zerstört worden. 35 In den Jahren nach dem Zerfall Jugoslawiens konnten auf Initiative von Peter Gut hin 45 Ambulanzen von der Schweiz in die neu entstandenen Staaten auf dem Balkan überführt werden. Im Bild ein Transport nach Bosnien im Winter 1999 Und wie lautet die Bilanz deines rotarischen Engagements? Ich habe mich im Club, im Distrikt und international immer mit grosser Begeisterung engagiert. Ich wurde dafür belohnt mit inspirierenden Begegnungen und zahlreichen beglückenden Freundschaften. Und dann ist da die Befriedigung darüber, dass wir mit unseren humanitären Projekten die Welt ein wenig besser gemacht haben. K Rot. Werner Vogt | A zvg

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