46 Technik CO 2 einsparen Kaltrecycling bei der Sanierung teer-/pechhaltiger Fahrbahnbeläge Kaltrecycling von Straßen ist nachhaltig, emittiert wenig CO 2 und ist dazu noch wirtschaftlich. Es gibt sicherlich wenige Bauweisen, die mit all diesen Attributen versehen werden können. So stellt sich die Frage: Warum werden nur so wenige Fahrbahnen in dieser Bauweise saniert? Gerade Land- und Kreisstraßen, die nach jahrzehntelanger Liegezeit ohne Sanierung in einem entsprechend schlechten Zustand sind, können mit der Kaltrecycling-Methode (KRC) schnell, kostengünstig, nachhaltig und bei minimalen CO 2 -Emissionen erneuert werden. Das gilt ganz besonders für teerbzw. pechhaltige Fahrbahnbeläge. Die Bundesregierung hat klare Ziele zur Reduzierung der CO 2 -Emissionen festgesetzt (Bild 1). Unter anderem soll Deutschland bis 2030 seinen Treibhausgas-Ausstoß um 65 % gegenüber dem Jahr 1990 verringern. Hier muss auch der Straßenbau seinen Teil beitragen. Mit dem weltweit erprobten Kaltrecycling in situ könnte der Verkehrssektor bei der Instandhaltung des Straßennetzes erhebliche Einsparungen erzielen und aktiv zum Klimaschutz beitragen. Masterthesis vergleicht KRC mit konventioneller Sanierung Um das KRC als Bauweise wissenschaftlich zu analysieren, begleitete die Hochschule Koblenz im Zuge einer Masterthesis eine typische Baumaßnahme. Dabei wurde das Kaltrecycling mit Blick auf die CO 2 -Emissionen und auf die Kosten mit entsprechenden konventionellen Methoden verglichen. Konkret handelte es sich um die Sanierung einer klassischen Kreisstraße auf einer Länge von etwas über 2 km mit einer Fahrbahnbreite von ca. 6 m. Der vorhandene Fahrbahnaufbau setzte sich zusammen aus Die Heinz Schnorpfeil Bau GmbH hat bereits seit 2010 im ganzen Bundesgebiet umfangreiche Projekte im Kaltrecycling erfolgreich durchgeführt. einer ca. 30 cm starken ungebundenen Tragschicht sowie einem teer- bzw. pechhaltigen Straßenoberbau mit ca. 18 cm Stärke. Ausführende Baufirma war die Heinz Schnorpfeil Bau GmbH aus Treis-Karden. Ergebnis: KRC reduziert Bauzeit, CO 2 -Emissionen und Kosten Folgende Ergebnisse wurden im Rahmen der Masterarbeit festgestellt: 1. Bauzeit: Reduzierung um fast die Hälfte (ca. 45 %) 2. Lkw-Einsatzzeiten: Reduzierung um 86 % 3. CO 2 -Emissionen für Baubetrieb und Fracht: Reduzierung um 56 % 4. CO 2 -Emissionen inklusive Entsorgung: Reduzierung > 80 % 5. Kosten: Reduzierung um mehr als 30 % Im Detail wären z. B. für den Ausbau des Fahrbahnaufbaus und den Einbau von neuem Material 323 Stunden erforderlich gewesen. Mit KRC waren es nur 180 Stunden. Das entspricht einer Reduktion um ca. 45 %. Ähnlich ist die Situation bei den Transporten: Bei klassischer Bauweise wären Transporte des Fräsguts und der Baustoffe in Summe von ca. 1.800 Stunden nötig gewesen. Dank Recycling vor Ort waren es tatsächlich nur 240 Stunden. So fielen nur 13 % der üblichen Lkw-Einsatzzeiten an. Bezogen auf die Fahrstrecke ergibt das beim konkreten Projekt eine Reduktion von 45.000 Lkw-km auf 9.500 Lkw-km. Oder einmal von Kairo nach Sydney und zurück. Der Blick auf die CO 2 -Emissionen durch Maschinen und Materialtransporte ergibt eine Reduzierung um 56 %: Statt 93 t wurden nur 4|2023
Technik 47 Die Grafik zeigt die Minderungsziele der Bundesregierung gemäß Klimaschutzgesetz für den Sektor Verkehr. Verglichen mit der bisherigen Entwicklung müssen die Treibhausgasemissionen deutlich schneller sinken. (Quelle: FGSV-Regelwerk Nr. 990, E Klima 2022, Daten: Umweltbundesamt 2022) Kaltrecycling einer Kreisstraße: Bei dieser Baumaßnahme wurde eine Straße auf ca. 4 km Länge saniert. (Quelle: Schnorpfeil Bau GmbH) 39 t CO 2 emittiert. Bezieht man die Asphaltherstellung und die Entsorgung (sprich: Verbrennung) des teerhaltigen Materials mit ein, sinken die CO 2 -Emissionen von ca. 1.400 t auf ca. 240 t. Das entspricht einer Einsparung von über 80 %. Insgesamt wurden durch das Kaltrecycling bei der Sanierung dieser 2 km langen und 6 m breiten Kreisstraße weit über 1.000 t CO 2 und andere klimaschädliche Gase eingespart. Pro Streckenkilometer entspricht das dem jährlichen CO 2 -Ausstoß von ca. 140 Einfamilienhäusern mit Ölheizung. Kaltrecycling: die fahrbare Mischanlage Für das Kaltrecycling in situ nutzte Schnorpfeil einen Mixpaver – eine „fahrbare Mischanlage“ (Grafik unten). Kurz vor dem Einsatz des Mixpavers wird der anstehende Fahrbahnbelag vorgefräst und profiliert. Danach wird Zement vorgestreut. Anschließend nimmt der Mixpaver den Baustoff auf und führt ihn in den Zweiwellenzwangsmischer, das Herz der Maschine. Dort werden während des Mischens Bitumenemulsion bzw. Schaumbitumen und Wasser zugegeben. So entsteht ein homogener Baustoff, der als komplette Schicht in vorgegebener Stärke über die integrierte Einbaubohle unmittelbar wieder eingebaut wird. Im Falle der Kreisstraße mit Bk 1,3 wurde die kalt recycelte Schicht zum Abschluss mit einer Asphaltschicht in reduzierter Stärke überbaut. Kaltrecycling konform mit Ersatzbaustoffverordnung Das Kaltrecycling als Wiederverwendung hochwertiger Mineralstoffe ist darüber hinaus konform mit der neuen Ersatzbaustoffverordnung. Sie tritt ab 01.08.23 in Kraft und regelt erstmalig bundeseinheitlich und rechtsverbindlich Anforderungen an die Herstellung und den Einbau mineralischer Ersatzbaustoffe. Auch wiederholtes Recycling möglich Beim Kaltrecycling handelt es sich um einen qualifizierten Wiedereinsatz hochwertiger Baustoffe. Das Material kann vor Ort, ohne unnötige Materialtransporte und in gewünschter Qualität wieder verwendet werden. Auch beim Blick auf die langfristige Nutzung überzeugt das Kaltrecycling, denn eine mit KRC aufbereitete Fahrbahn kann beliebig oft wieder recycelt werden. Der Transport und die Entsorgung von teer- bzw. pechhaltigem Fräsgut über die Grenzen der Bundesrepublik Deutschland hinaus ist vor dem Hintergrund der CO 2 -Belastung und der Nachhaltigkeit die schlechteste aller Alternativen. Insbesondere die Landesbetriebe könnten einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem sie mit dem KRC die vermutlich CO 2 -sparendste Sanierungsmethode ausschreiben. Die technischen Geräte und Verfahren sind vorhanden und erprobt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Warum also zögern? Kontakt: info@schnorpfeil.com www.schnorpfeil.eu Funktionsprinzip des Kaltrecycling- Mixpavers: Er vereint das Fräsen, Mischen und Einbau in einer Maschine. ● Dosiertechnik ● Wägetechnik ● Lösungen für Asphaltmischanlagen info@sps-automation.de 4|2023
Laden...
Laden...
Laden...